Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Tokvi-tey hat sein Schicksal verdient; aber er kann leben bleiben, obgleich er mein<br />
Gefangener ist. Ich bin bereit, ihm seine Freiheit wiederzugeben, wenn er den Seinen<br />
gebietet, für ihn die beiden Bleichgesichter frei zu geben.«<br />
Es klang wie stolzer Hohn, als der Rote antwortete:<br />
»Tokvi-tey kann nicht mehr leben. Er wünscht zu sterben. Binde ihn getrost an den<br />
Marterpfahl. Er darf zwar nicht von den Thaten sprechen, welche seinen Ruhm verbreitet<br />
haben, aber er wird trotz aller To<strong>des</strong>qualen nicht mit der Wimper zucken.«<br />
»Ich werde dich nicht an den To<strong>des</strong>pfahl binden. Ich bin ein Christ. Selbst wenn ich ein<br />
Tier töten muß, töte ich es in der Weise, daß es keine Qualen zu erdulden hat. Aber du<br />
wür<strong>des</strong>t nutzlos sterben. Ich würde trotz deines To<strong>des</strong> die Gefangenen aus den Händen<br />
der Deinigen befreien.«<br />
»Versuche es! Mich konntest du beschleichen, durch einen hinterlistigen Griff betäuben<br />
und im Dunkel der Nacht fortschleppen. Jetzt sind die Krieger der Schoschonen gewarnt.<br />
Es wird dir unmöglich sein, die Bleichgesichter zu befreien. Sie haben es gewagt, am See<br />
<strong>des</strong> Blutes zu erscheinen, und werden dies mit einem langsamen Tode büßen müssen.<br />
Hast du den >schwarzen Hirsch< besiegt, so wird er sterben; aber es lebt Moh-aw, sein<br />
einziger <strong>Sohn</strong>, der Stolz seiner Seele, welcher ihn rächen wird. Bereits schon jetzt hat<br />
Moh-aw sich das Gesicht mit den Farben <strong>des</strong> Krieges bestrichen, denn er war dazu<br />
bestimmt, den Streich <strong>des</strong> To<strong>des</strong> gegen die gefangenen Bleichgesichter zu führen. Er<br />
wird seinen Leib mit ihrem warmen Blute bemalen und dann geschützt sein gegen alle<br />
Feindschaft der Bleichgesichter.«<br />
Da raschelte es in dem Gestrüpp. Martin Baumann kam, beugte sich an Old Shatterhands<br />
Ohr und flüsterte ihm zu:<br />
»Sir, ich soll Euch sagen, daß der gefangene Wachtposten der <strong>Sohn</strong> <strong>des</strong> Häuptlings ist.<br />
Win<strong>net</strong>ou hat es ihm entlockt.«<br />
Diese Kunde kam dem Jäger außerordentlich gelegen. Er antwortete ebenso leise:<br />
»Win<strong>net</strong>ou mag mir ihn augenblicklich schicken.«<br />
»Auf welche Weise? <strong>Der</strong> Rote ist gefesselt und kann nicht laufen.«<br />
»<strong>Der</strong> lange Davy mag ihn tragen und dann hier bei ihm sitzen bleiben.«<br />
Martin entfernte sich. Old Shatterhand wendete sich wieder an den Indianer, indem er<br />
antwortete:<br />
»Ich fürchte den >Moskito< nicht. Seit wann trägt er einen Namen, und wo hörte man von<br />
seinen Thaten? Ich brauche nur zu wollen, so nehme ich ihn ebenso gefangen wie dich<br />
selbst.«<br />
Dieses Mal konnte er sich doch nicht ganz beherrschen. Es war verächtlich von seinem<br />
<strong>Sohn</strong>e gesprochen worden. Seine Brauen zogen sich zusammen; seine Augen<br />
leuchteten, und er sagte in zornigem Tone:<br />
»Wer bist du, daß du in dieser Weise von Moh-aw zu reden wagst? Versuche mit ihm zu<br />
kämpfen, so wirst du bereits vor seinem Blicke dich in die Erde verkriechen!«<br />
»Pshaw! Ich kämpfe nicht mit Kindern!«<br />
»Moh-aw ist kein Kind, kein Knabe! Er hat mit den Sioux-Oggalla gekämpft und ihrer<br />
mehrere bezwungen. Er hat die Augen <strong>des</strong> Adlers und das Gehör der Nachtvögel. Kein<br />
Feind vermag, ihn zu überraschen, und er wird den >schwarzen Hirsch