Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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erklärte diesen, was ihrer warte, wenn sie sich nicht vollständig ruhig verhalten würden,<br />
und dann begannen die fünf den beschwerlichen Abstieg.<br />
Die Senkung war, wie bereits erwähnt, eine ziemlich steile. Die Bäume standen eng<br />
beisammen, und zwischen ihnen gab es so viel Unterholz, daß die kühnen Leute bei der<br />
Vorsicht, welche so nötig war, nur sehr langsam vorwärts kamen. Es durfte kein Geräusch<br />
gemacht werden. Das Knicken eines Astes konnte ihre Annäherung verraten.<br />
Win<strong>net</strong>ou stieg voran. Er war derjenige, <strong>des</strong>sen Augen bei Nacht am schärfsten waren.<br />
Hinter ihm befand sich Martin Baumann. Dann kam der lange Davy, nachher der Neger,<br />
Shatterhand machte den letzten.<br />
Ueber drei Viertelstunden waren vergangen, ehe eine Strecke, zu welcher am Tage<br />
höchstens fünf Minuten gebraucht worden wären, zurückgelegt worden war. Jetzt<br />
befanden sie sich unten im Thalkessel, am Rande <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>, denn die Sohle <strong>des</strong><br />
Thales bestand aus baumlosem Grasboden. Nur hier und da erhob sich ein einzelner<br />
Strauch.<br />
Das Feuer brannte hell, gar nicht auf indianische Weise geschürt. Das war ein Zeichen,<br />
daß die Schoschonen sich sehr sicher fühlten.<br />
Während nämlich die Weißen das Holz aufeinander legen, so daß es vom Feuer ganz<br />
angegriffen wird, und eine hoch emporlodernde, weithin sichtbare und viel Rauch<br />
verbreitende Flamme entsteht, legen die Indianer die Holzscheite so, daß sie wie<br />
Halbmesser eines Kreises im Mittelpunkte zusammenstoßen. In diesem Centrum brennt<br />
die kleine Flamme, welche dadurch genährt wird, daß die Scheite, je nachdem sie<br />
verbrennen, nachgeschoben werden. Das gibt ein Feuer, welches allen Zwecken der<br />
Roten genügt, eine kleine, leicht zu verbergende Flamme bildet und so wenig Rauch<br />
erzeugt, daß er in einiger Entfernung kaum bemerkt werden kann. Dazu verstehen sie die<br />
Art <strong>des</strong> Holzes so auszuwählen, daß dasselbe beim Verbrennen möglichst wenig Geruch<br />
verbreitet. <strong>Der</strong> Geruch <strong>des</strong> Rauches ist im Westen außerordentlich gefährlich. Die scharfe<br />
Nase <strong>des</strong> Indsman bemerkt ihn bereits aus sehr, sehr weiter Entfernung.<br />
Das Feuer hier war nach Art der Weißen genährt, und der Geruch gebratenen Fleisches<br />
hatte sich über das ganze Thal verbreitet. Win<strong>net</strong>ou sog die Luft prüfend ein und flüsterte:<br />
»Mokasschi-si-tscheh - Büffelrücken.«<br />
Sem Geruchsinn war so fein, daß er sogar den Körperteil <strong>des</strong> Tieres, von welchem das<br />
Fleisch geschnitten war, bestimmen konnte.<br />
Man sah drei große Zelte stehen. Sie bildeten die Ecken eines spitzwinkeligen Dreieckes,<br />
<strong>des</strong>sen Höhe gerade nach den fünf Lauschern lag. Das ihnen am nächsten stehende Zelt<br />
war mit Adlerfedern geschmückt, also dasjenige, welches der Häuptling mit bewohnte. Im<br />
Mittelpunkte <strong>des</strong> Dreieckes brannte das Feuer.<br />
Die Pferde der Roten weideten frei und ungefesselt im Grase. Die Krieger saßen am<br />
Feuer und schnitten sich ihre Portionen von dem Braten, welcher an einem Aste über der<br />
Flamme briet. Sie waren, ganz der indianischen Sitte entgegen, sehr laut. <strong>Der</strong> Umstand,<br />
zwei Gefangene gemacht zu haben, hatte sie in diese vortreffliche Stimmung versetzt.<br />
Trotz der Sicherheit, in welcher sie sich fühlten, hatten sie einige Wachen ausgestellt,<br />
welche langsam auf und ab patrouillierten, es aber ihrer Haltung nach für sehr unrecht zu<br />
halten schienen, daß sie nicht mit den übrigen am Feuer sitzen durften.<br />
»Eine verteufelte Geschichte!« brummte Davy »Wie bekommen wir unsere Kameraden<br />
heraus? Was meint ihr, Mesch'schurs?«<br />
»Zunächst möchten wir Eure eigene Meinung vernehmen, Master Davy,« antwortete<br />
Shatterhand.<br />
»Die meinige? Zounds! Ich habe gar keine.«<br />
»So habt die Gewogenheit, ein wenig nachzudenken!«