Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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also sozusagen als unseren Anführer proklamiert, und das hat mich im stillen so ein klein<br />
bißchen wurmen wollen; nun gebe ich zu, daß er recht gethan hat. Ihr seid uns gar<br />
gewaltig überlegen, und ich will mich in Zukunft gern unter Euer Kommando stellen.«<br />
»So ist's nicht gemeint gewesen. In der Prairie haben alle gleiches Recht. Ich maße mir<br />
keinen Vorzug an. jeder dient dem anderen mit seinen Gaben und Erfahrungen, und<br />
keiner kann ohne Genehmigung der andern etwas beginnen. So muß es sein, und so<br />
werden auch wir es halten.«<br />
»Well! das wird sich finden. Was aber werden wir thun in dem Falle, daß wir<br />
Kundschaftern begegnen, Sir?« »Nun, was meint Ihr?«<br />
»Sie laufen lassen?«<br />
»Meint Ihr?«<br />
»Ja. Sie können uns doch nicht schaden. Wir werden gehandelt haben, bevor sie<br />
zurückkehren.«<br />
»Das können wir nicht behaupten. Wenn wir sie vorüberlassen, werden sie die verlassene<br />
Lagerstätte und das ausgelöschte Feuer finden.«<br />
»Was schadet das?«<br />
»Sehr viel. Sie werden daraus ersehen, daß wir fort sind, um den Gefangenen Hilfe zu<br />
bringen.«<br />
»Meint Ihr wirklich, daß sie das denken werden? Können sie nicht ebensogut meinen, daß<br />
wir unseren Ritt fortgesetzt haben?«<br />
»Das auf keinen Fall. Leute, welche Gefährten erwarten, die nicht zurückkommen, reiten<br />
nicht weiter; das versteht sich ganz von selbst.«<br />
»So würdet Ihr also die Kundschafter unschädlich machen?«<br />
»Jedenfalls.«<br />
»Töten?«<br />
»Nein. Wißt Ihr, Menschenblut ist eine ungeheuer kostbare Flüssigkeit. Win<strong>net</strong>ou und Old<br />
Shatterhand wissen das ganz genau und haben keinen einzigen Tropfen vergossen, wenn<br />
es nicht unbedingt notwendig war. Ich bin ein Freund der Indsmen; ich weiß, wer recht<br />
hat, sie oder diejenigen, welche sie immer und immer wieder zwingen, ihre guten Rechte<br />
bis aufs Messer zu verteidigen. <strong>Der</strong> rote Mann kämpft den Verzweiflungskampf; er muß<br />
unterliegen; aber ein jeder Schädel eines Indianers, welcher später aus der Erde geackert<br />
wird, wird denselben stummen Schrei zum Himmel stoßen, von welchem das vierte<br />
Kapitel der Genesis erzählt. Ich schone den Indianer, selbst wenn er mir als Feind<br />
entgegentritt, denn ich weiß, daß er von anderen dazu gezwungen wird. Darum kann es<br />
mir auch heute nicht einfallen, einen Mord zu begehen.«<br />
»Aber wie wollt Ihr die Schoschonen unschädlich machen, ohne sie zu töten? Einen<br />
Kampf wird es, falls sie uns begegnen, auf alle Fälle geben; sie werden sich wehren, mit<br />
der Büchse, dem Tomahawk, dem Messer - - -!«<br />
»Pah! Ich wünsche nicht, daß wir mit Feinden zusammentreffen; aber um Eurer Frage<br />
willen möchte ich doch, daß sie auf den Gedanken kämen, Kundschafter auszusenden.<br />
Ihr würdet dann Gelegenheit haben, zu sehen, wie man sich solcher Leute bemächtigt.«<br />
»Aber wenn's nun ihrer zu viele sind?«<br />
»Das brauchen wir nicht zu besorgen. Viele würden einander nur selbst hinderlich sein.<br />
Mehr wie zwei werden nicht ausgesandt, und - - halt, ich glaube, da kommt Win<strong>net</strong>ou!«<br />
Ohne daß sie ihn gehört hatten, hielt im nächsten Augenblicke Win<strong>net</strong>ou vor ihnen.<br />
»Kundschafter!« sagte er kurz.<br />
»Wie viele?« fragte Shatterhand.<br />
»Zwei.«<br />
»Gut! Win<strong>net</strong>ou, Davy und ich, wir bleiben hier. Die anderen reiten schnell hinaus in den<br />
Sand; sie nehmen unsere Pferde mit und warten, bis wir rufen.«