Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Verteufelt! Ihr habt recht, Sir. Man merkt doch gleich, daß man mit Old Shatterhand<br />
reitet!«<br />
»Meinen Dank für dieses Kompliment, welches aber keines ist, denn das, was ich Euch<br />
sage, muß sich jeder sagen, der nur einige Monate lang im Westen gelebt hat. Aber noch<br />
weiter: Gefährten pflegen sich in Gegenden, wie die hiesige ist, nur auf ganz kurze Zeit zu<br />
trennen. Daraus folgt, daß Ihr nicht sehr entfernt von Jemmy und Frank sein konntet; Euer<br />
Lager konnte sich also nicht gar weit von hier in der Schlucht befinden, und da es dort<br />
eine Seitenschlucht gibt, welche ein jeder verständige Westmann für den Zweck <strong>des</strong><br />
Lagerns der Hauptschlucht vorzieht, so wissen die Schoschonen ganz genau, wo sie<br />
Euch zu suchen haben. Das, was Ihr<br />
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vorhin für unmöglich hieltet, ist also eigentlich ein Unternehmen, welches gar keine<br />
Schwierigkeiten bietet. Das wird der Häuptling der Schoschonen wissen, und das weiß<br />
auch Win<strong>net</strong>ou ganz genau. Darum ist er vorangeritten, um zu verhüten, daß wir von<br />
etwaigen Kundschaftern bemerkt werden.«<br />
Davy brummte halblaut vor sich hin und sagte dann:<br />
»Sehr wohl, Sir! Aber nun scheint mir wieder das Unternehmen <strong>des</strong> Apachen ein ganz<br />
aussichtsloses zu sein.«<br />
»Warum?«<br />
»Wie kann er in dieser Dunkelheit etwaige Kundschafter, welche ihm entgegenkommen,<br />
bemerken, ohne daß auch sie ihn sehen oder wenigstens hören?«<br />
»So dürft Ihr freilich nicht fragen, wenn von Win<strong>net</strong>ou die Rede ist. Zunächst hat er ein<br />
ausgezeich<strong>net</strong>es Pferd, <strong>des</strong>sen Dressur von einer Vortrefflichkeit ist, von welcher Ihr, wie<br />
es scheint, gar keine Ahnung habt. Es hat uns z. B. vorhin am Eingange der<br />
Nebenschlucht ganz deutlich gesagt, daß Ihr Euch in derselben befandet, und es wird<br />
auch jetzt, zumal wir gegen den Wind reiten, seinen Herrn auf eine sehr ansehnliche<br />
Entfernung hin von dem Nahen eines jeden anderen Wesens unterrichten. Sodann kennt<br />
Ihr eben den Apachen nicht. Er hat Sinne von der Schärfe eines wilden Tieres, und was<br />
Gesicht und Gehör oder Geruch ihm nicht sagen, das merkt er infolge jenes<br />
undefinierbaren sechsten Sinnes, welchen nur Leute, die von Jugend auf sich in der<br />
Wildnis befanden, besitzen. Es ist eine Art Ahnungsvermögen, eine Art Instinkt, auf<br />
welchen jeder, der ihn besitzt, sich so fest verlassen kann wie auf die Augen.«<br />
»Hm, hab' auch ein wenig davon!«<br />
»Ich auch; aber mit Win<strong>net</strong>ou kann ich mich in dieser Beziehung nicht vergleichen. Ferner<br />
müßt Ihr in Berechnung ziehen, daß sein Pferd die Schuhe trägt, während die<br />
Schoschonen, falls wirklich einige von ihnen unterwegs wären, sich keine Mühe geben<br />
werden, lauten Hufschlag zu vermeiden.«<br />
»Oho! Sie werden doch auch vorsichtig sein!«<br />
»Nein, denn sie werden meinen, daß eine solche Vorsicht in diesem Falle nicht nur<br />
überflüssig, sondern sogar schädlich sein werde.«<br />
»Warum schädlich?«<br />
»Weil sie dadurch von der notwendigen Schnelligkeit einbüßen würden. Sie nehmen als<br />
sicher an, daß Ihr Euch, auf Eure Gefährten wartend, am Lagerplatze befindet. Sie sind<br />
also sicher, hier auf niemand zu stoßen, und werden infolge<strong>des</strong>sen ihren Pferden nicht<br />
den min<strong>des</strong>ten Zwang anthun.«<br />
»Hm, wenn Ihr einem das in dieser Weise klar macht, so muß man Euch unbedingt<br />
beistimmen. Ich will Euch in aller Offenheit sagen, daß ich gar manches durchgemacht<br />
und manchem gescheiten Kerl ein Schnippchen geschlagen habe; <strong>des</strong>halb war ich immer<br />
der Meinung, ein recht kluger alter Knabe zu sein. Jetzt aber muß ich vor Euch klein<br />
zugeben. Win<strong>net</strong>ou sagte vorhin, daß wir uns in Euren Willen fügen sollen; er hat Euch