Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Eine Rothaut! Und auch wie aus dem neuen Ei geschält, gerade wie Ihr. Ein Westmann<br />
seid Ihr wohl eigentlich nicht?«<br />
»Nein, eigentlich nicht; das habt Ihr wieder sogleich erraten.«<br />
»Dachte es mir! Und dieser Indsman ist wohl auch ein ansässiger, der sich vom >großen<br />
Vater< in Washington einige Hände voll Land hat schenken lassen?«<br />
»Jetzt täuscht Ihr Euch, Sir!«<br />
»Wohl schwerlich.«<br />
»Ganz gewiß. Mein Gefährte ist nicht der Mann, welcher sich vom Präsidenten der<br />
Vereinigten Staaten Land schenken läßt. Er wird vielmehr - - -«<br />
Er wurde von Wohkadeh unterbrochen, welcher einen Ruf freudigen Erstaunens ausstieß.<br />
<strong>Der</strong> junge Indianer war nämlich zu Win<strong>net</strong>ou getreten und hatte die Büchse in <strong>des</strong>sen<br />
Hand bemerkt.<br />
»Uff, uff!« rief er aus. »Maza-skamon-za-wakon - die Silberbüchse!«<br />
<strong>Der</strong> Lange verstand so viel von der Sprache der Sioux, daß er wußte, was Wohkadeh<br />
meinte.<br />
»Die Silberbüchse?« fragte er. »Wo? Ah, hier, hier! Zeigt sie doch einmal her, mein roter<br />
Sir!«<br />
Win<strong>net</strong>ou ließ sie sich aus der Hand nehmen.<br />
»Es ist Maza-skamon-za-wakon,« rief Wohkadeh. »Dieser rote Krieger ist also Win<strong>net</strong>ou,<br />
der große Häuptling der Apachen!«<br />
»Was? Wie? Unmöglich!« meinte der Lange. »Aber gerade so wie dieses Gewehr hat<br />
man mir die Silberbüchse beschrieben.«<br />
Er blickte Win<strong>net</strong>ou und Old Shatterhand fragend an. Sein Gesicht hatte in diesem<br />
Augenblicke keineswegs den Ausdruck allzugroßer Klugheit.<br />
»Es ist die Silberbüchse,« antwortete Shatterhand. »Mein Gefährte ist Win<strong>net</strong>ou.«<br />
»Hört, Mann, macht keinen dummen Spaß mit mir!«<br />
»Pah! Wenn Ihr partout wollt, so nehmt's mei<strong>net</strong>wegen für Scherz. Ich habe keine Lust,<br />
Euch den Stammbaum <strong>des</strong> Apachen auf den Rücken zu malen.«<br />
»Das würde Euch auch sehr schlecht bekommen, Sir! Aber wenn dieser rote Gentleman<br />
wirklich Win<strong>net</strong>ou ist, wer seid denn Ihr? In diesem Falle müßtet Ihr ja wohl der - - ,<br />
Er hielt mitten in der Rede inne. Bei dem Gedanken, welcher ihm gekommen war, vergaß<br />
er, den Mund zu schließen. Er starrte Old Shatterhand an, schlug dann die Hände<br />
zusammen, that einen Luftsprung und fuhr sodann fort:<br />
»Na, da hab' ich freilich einen Pudel geschossen, welcher größer als der<br />
ausgewachsenste Elefant ist! Beleidige ich da den berühmtesten Westmann, den nur<br />
jemals die Sonne beschienen hat! Wenn dieser Indsman Win<strong>net</strong>ou ist, so seid Ihr kein<br />
anderer als Old Shatterhand, denn diese beiden gehören gerade so zusammen wie der<br />
dicke Jemmy und ich. Also sagt' ist's richtig, Sir?«<br />
»Ja, Ihr habt Euch nicht getäuscht.«<br />
»So möchte ich vor Freuden gleich alle Sterne vom Himmel herunterlangen und da auf die<br />
Bäume setzen, um den Abend, an welchem ich euch kennen lernte, durch eine<br />
Illumination zu feiern! Willkommen, Mesch'schurs, willkommen an unserem Lagerfeuer!<br />
Verzeiht die Dummheit, welche wir gemacht haben!«<br />
Er streckte beiden die Hände entgegen und drückte ihnen die ihrigen, daß sie hätten<br />
aufschreien mögen. Bob, der Neger, sagte gar nichts. Er schämte sich außerordentlich,<br />
ein Pferd für ein Gespenst gehalten zu haben. Wohkadeh war bis an die Bäume<br />
zurückgetreten. Er stand an einem derselben gelehnt und ließ die Augen mit<br />
bewunderndem Ausdrucke auf den beiden Ankömmlingen ruhen, - bei den Indianern ist<br />
die Jugend eben gewöhnt, bescheiden zu sein. Wohkadeh hätte geglaubt, den größten<br />
Fehler zu begehen, wenn er als gleichberechtigt in der Nähe der anderen stehen<br />
geblieben wäre. Martin Baumann betrachtete sich eben so die beiden Männer, von denen