Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Es genügt, wenn ich allein hingehe,« sagte Shatterhand.<br />
»Gut! Win<strong>net</strong>ou wird warten.«<br />
Er nahm die Pferde bei den Zügeln und trat mit ihnen möglichst weit zur Seite, da, wo die<br />
Felswand ein weiteres Zurückziehen unmöglich machte. Old Shatterhand huschte<br />
vorsichtig vorwärts bis unter die Bäume und schlich sich dann von Stamm zu Stamm<br />
weiter, bis er sich hinter dem letzten der Bäume niederlegte und nun die Drei in aller<br />
Gemütlichkeit beobachten konnte. Sogar die Worte konnte er verstehen, welche sie<br />
miteinander sprachen.<br />
Es war der lange Davy mit Wohkadeh und Martin Baumann. Bob, der Neger, war nicht da.<br />
<strong>Der</strong> gute Schwarze war mit wahrer Begeisterung für den abenteuerlichen Ritt<br />
eingenommen. Er fühlte sich als Ritter der Prairie und war überaus beflissen, sich ganz<br />
genau als solcher zu verhalten. Darum war er, nachdem er gegessen hatte, vom Feuer<br />
aufgestanden und hatte erklärt, daß er für die Sicherheit seines jungen »Massas« und der<br />
anderen beiden »Massers« wachen werde. Davy hatte ihm vergebens erklärt, daß dies<br />
jetzt und hier gar nicht nötig sei.<br />
Anstatt nun den Eingang der Schlucht, woher allem Ermessen nach jede etwaige Gefahr<br />
kommen mußte, zu bewachen, war er beflissen gewesen, in gerade entgegengesetzter<br />
Richtung zu patrouillieren. Dort hatte er nichts Verdachterregen<strong>des</strong> bemerkt, und so<br />
kehrte er gerade in dem Augenblicke, an welchem Old Shatterhand hinter dem Baume<br />
Posto faßte, zu dem Feuer zurück, setzte sich aber nicht nieder, sondern ging weiter.<br />
»Bob,« sagte Davy. »Bleib doch da! Was soll das Herumstreichen nützen! Es sind ganz<br />
gewiß keine Indsmen in der Nähe.«<br />
»Wie Massa Davy das können wissen!« antwortete Bob. »Indsman kann sein<br />
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überall, rechts, links, hüben, drüben, oben, unten, hinten, vorn - - -«<br />
»Und in deinem Kopfe!« lachte der Lange.<br />
»Massa mögen lachen. Bob kennen seine Pflicht. Massa Bob sein groß und berühmt<br />
Westmann; er machen kein Fehler. Wenn Indsman kommen, Massa Bob ihn sofort<br />
schlagen tot.«<br />
Er hatte sich nämlich eine junge, dürre Fichte abgebrochen und hielt deren wohl zehn Zoll<br />
starken Stamm in den gewaltigen Fäusten. Mit dieser Waffe fühlte er sich sicherer als mit<br />
der Flinte in der Hand.<br />
Er schritt jetzt in entgegengesetzter Richtung davon.<br />
Old Shatterhand war jetzt überzeugt, die Gesuchten vor sich zu haben; er hätte seine<br />
Anwesenheit zu erkennen geben können; aber da Bob gerade nach dem Punkte zuhielt,<br />
an welchem Win<strong>net</strong>ou stand, so war mit Wahrscheinlichkeit ein kleines Intermezzo zu<br />
erwarten, und so blieb der Jäger noch ruhig hinter dem Baume liegen.<br />
Er hatte sich nicht verrech<strong>net</strong>. <strong>Der</strong> Neger näherte sich der betreffenden Stelle. Es ist eine<br />
alte Erfahrung, daß indianische Pferde sich nicht leicht mit Negern befreunden, was<br />
seinen Grund jedenfalls in den Transpirationsverhältnissen hat. Die beiden Rappen<br />
rochen Bob von weitem und wurden unruhig. Win<strong>net</strong>ou hatte die dunkle Hautfarbe <strong>des</strong><br />
Nahenden bemerkt, und da er von Shatterhand gehört hatte, daß ein Neger sich bei den<br />
Gesuchten befinde, so war er jetzt überzeugt, Freunde vor sich zu haben; darum verhielt<br />
er sich nicht feindselig, sondern ließ den Schwarzen ruhig herankommen.<br />
Eines der Pferde schnaubte. Bob hörte es. Er blieb stehen und horchte. Ein abermaliges<br />
Schnauben brachte ihn zu der Ueberzeugung, daß irgend wer oder irgend was sich in der<br />
Nähe befinde.<br />
»Wer da sein?« fragte er.<br />
Keine Antwort.