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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Tapferkeit ist die Zierde eines Mannes; durch Klugheit aber vermag er mehr Feinde zu<br />

besiegen als durch den Tomahawk.«<br />

Sie ritten weiter, gerade südwärts, am Fuße <strong>des</strong> Höhenzuges hin, links von sich die<br />

Bodensenkung <strong>des</strong> einstigen Sees.<br />

»Hat mein Bruder bereits einen Plan zur Befreiung der beiden Weißen erdacht?« fragte<br />

Shatterhand.<br />

»Win<strong>net</strong>ou braucht keinen Plan; er wird zu den Schoschonen zurückkehren und ihnen die<br />

Gefangenen entführen. So denkt er. Diese Schlangenindianer sind gar nicht wert, daß<br />

Win<strong>net</strong>ou ihretwegen über einen Plan nachdenkt. Old Shatterhand hat ja den Beweis<br />

erhalten, daß sie kein Hirn in ihren Köpfen haben.«<br />

Shatterhand wußte sogleich, was er meine.<br />

»Ja«, sagte er. »Keiner von ihnen hat daran gedacht, daß die meisten Jäger sich nicht<br />

allein hier befinden. Wäre ihnen dieser Gedanke gekommen, so hätten sie jedenfalls<br />

einige Kundschafter ausgesandt. Wir haben es also mit Leuten zu thun, deren Klugheit wir<br />

gar nicht sehr zu fürchten brauchen. Wäre Tokvi-tey, der Häuptling, in eigener Person bei<br />

dieser Abteilung gewesen, so hätten wir ganz sicher jetzt einige Kundschafter vor uns<br />

reiten.«<br />

»Sie würden nichts finden, denn Win<strong>net</strong>ou und Old Shatterhand würden die Augen dieser<br />

Männer auf sich ziehen und sie irre leiten.«<br />

Jetzt hatten sie die Stelle erreicht, an welcher die Thalschlucht in fast gerader westlicher<br />

Richtung in die Höhe schnitt. Dort fanden sie die Spuren der Gesuchten, doch war es<br />

bereits so dunkel, daß die Eindrücke nicht mehr genau erkannt werden konnten. Sie<br />

bogen nach rechts ab, der Fährte nach.<br />

Die Schlucht war ziemlich breit und auch leicht gangbar. Die beiden Reiter kamen trotz<br />

der Dunkelheit schnell vorwärts. Da ihre Pferde barfuß waren, machten die Huftritte<br />

derselben so wenig Geräusch, daß dies nur ganz in der Nähe gehört werden konnte.<br />

Da schien es, als ob eine Seitenschlucht sich links abzweige. Die beiden hielten an. Die<br />

Schlucht war eng. Konnte es diejenige sein, in welcher die gesuchten vier Personen ihr<br />

Lager hatten errichten wollen?<br />

Als sie so still da hielten, scharrte Win<strong>net</strong>ous Pferd leise den Boden und ließ jenes<br />

bezeichnende Schnauben vernehmen, welches stets ein Zeichen ist, daß das Tier etwas<br />

Frem<strong>des</strong>, vielleicht gar Feindseliges wittert.<br />

»Wir sind auf dem richtigen Wege,« meinte der Weiße. »Reiten wir links ab. Das Pferd will<br />

uns sagen, daß da drin sich jemand befindet.«<br />

Sie mochten ungefähr zehn Minuten langsam vorwärts geritten sein, da machte die<br />

Schlucht eine Wendung, und dann, als sie die Krümmung hinter sich hatten, erblickten sie<br />

ein Feuer, welches in einer Entfernung von vielleicht hundert Schritten von ihnen brannte.<br />

Die Schlucht hatte sich da erweitert und bildete eine von Bäumen bestandene<br />

Ausbuchtung, in deren Mitte ein Quell aus dem Boden drang, um sein weniges Wasser<br />

aber bald wieder im sandigen Grunde verlaufen zu lassen.<br />

(Fortsetzung folgt.)<br />

//45// 135<br />

Am Quell traten die Bäume zurück, so daß ein kleiner freier Platz gebildet wurde, auf<br />

welchem das Feuer brannte. Die beiden sahen drei Personen an demselben sitzen, deren<br />

Gesichtszüge sie wegen der beträchtlichen Entfernung aber nicht zu erkennen<br />

vermochten.<br />

»Was meint mein Bruder?« fragte Win<strong>net</strong>ou. »Werden es die richtigen sein?«<br />

»Es sind nur drei; wir aber suchen viere. Bevor wir unsere Gegenwart merken lassen,<br />

wollen wir einmal sehen, wen wir vor uns haben.«<br />

Er stieg ab, und Win<strong>net</strong>ou that dasselbe.

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