Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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interessiere ich mich für den jungen Martin Baumann. Vielleicht bekomme ich ihn einmal<br />
zu sehen.«<br />
»Das kann sehr leicht geschehen,« sagte Jemmy. »Sie brauchen ja nur mit uns zu gehen<br />
oder vielmehr mit uns zu reiten. Wo haben Sie Ihr Pferd?«<br />
»Woher wissen Sie, daß ich kein Waldläufer, sondern beritten bin?«<br />
»Na, Sie tragen ja Sporen!«<br />
»Ach so, das verrät es Ihnen. Mein Pferd befindet sich hier in der Nähe. Ich habe es für<br />
die wenigen Augenblicke verlassen, um Sie vorüberreiten zu sehen.«<br />
»Haben Sie denn unser Kommen bemerkt?«<br />
»Freilich. Ich sah Sie bereits vor einer halben Stunde da draußen halten, um sich über die<br />
Verschiedenheit der Fährte zu beraten.«<br />
»Wie? Was wissen sie davon?«<br />
»Weiter nichts, als daß es meine eigene Spur ist.«<br />
»Was, die Ihrige?«<br />
»Ja.«<br />
»Alle Teufel! So sind Sie es, der uns vexiert hat?«<br />
»Haben Sie sich wirklich täuschen lassen? Nun das ist ja eine große Genugthuung für<br />
mich, einem Westmanne, wie dem dicken Jemmy, ein Schnippchen geschlagen zu haben.<br />
Freilich galt das nicht Ihnen, sondern ganz anderen Leuten.«<br />
<strong>Der</strong> Dicke schien nicht zu wissen, was er von dem Sprecher denken solle. Er betrachtete<br />
ihn kopfschüttelnd vom Kopfe bis zu den Füßen herab und fragte sodann:<br />
»Aber wer sind Sie denn eigentlich?«<br />
<strong>Der</strong> andere lachte belustigt auf und antwortete:<br />
»Nicht wahr, Sie bemerken sofort, daß ich hier im fernen Westen ein Neuling bin?«<br />
»Ja. Den Greenfinch sieht man Ihnen sofort an. Mit Ihrem Sonntagsgewehr können Sie<br />
getrost auf Sperlinge gehen, und Ihre Ausrüstung tragen Sie erst seit Tagen auf dem<br />
Leibe. Sie müssen in zahlreicher Gesellschaft hier sein und gehören jedenfalls zu einem<br />
Trupp Touristenschützen. Wo haben Sie die Eisenbahn verlassen?«<br />
»In St. Louis.«<br />
»Was? So weit im Osten? Unmöglich! Wie lange Zeit befinden Sie sich hier im Westen?«<br />
»Dieses Mal seit acht Monaten.«<br />
»O bitte, nehmen Sie es mir nicht übel! Aber das wollen Sie mir doch nicht etwa im Ernste<br />
weismachen!«<br />
»Es kann mir nicht einfallen, Ihnen eine Unwahrheit zu sagen.«<br />
»Pshaw! Und getäuscht wollen Sie uns auch haben?«<br />
»Ja; die Fährte war von mir.«<br />
»Das glaubt kein Gendarm! Ich mache eine Wette, Sie sind Lehrer oder Professor und<br />
reiten mit etlichen Kollegen hier herum, um Pflanzen, Steine und Schmetterlinge zu<br />
sammeln. Da lassen Sie sich einen guten Rat geben. Machen Sie sich schleunigst aus<br />
dem Staube! Hier diese Gegend ist kein Feld für Sie. Das Leben hängt hier nicht<br />
stündlich, sondern in jeder Minute an einem Haar. Sie wissen gar nicht, in welcher Gefahr<br />
Sie da schweben.«<br />
»O, das weiß ich ganz genau. Hier in der Nähe z. B. lagern über vierzig Schoschonen.«<br />
»Heavens! Ist's wahr?«<br />
»Ja; ich weiß es ganz genau.«<br />
»Und das sagen Sie so in aller Ruhe!«<br />
»Wie soll ich es anders sagen? Meinen Sie, daß die paar Schoschonen zu fürchten<br />
seien?«<br />
»Mann, Sie haben keine Ahnung, auf welch einem gefährlichen Gebiete Sie sich<br />
befinden!«