Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Was? Gerade so sähe es aus?« fragte Jemmy.<br />
»Ja freilich! Du hast's ja selbst auch gesagt!«<br />
»So laß dir nur dein Lehrgeld wieder geben! Hast du schon einmal einen Elefanten<br />
gesehen?«<br />
»Zwei sogar.« »Wo?«<br />
»In Philadelphia bei Barnum und jetzt hier, nämlich dich, Dicker!«<br />
»Wenn du einen Witz machen willst, so kaufe dir für zehn Dollars einen besseren,<br />
verstanden! Diese Fährte soll einer Elefantenspur ähnlich sehen! Groß genug wären die<br />
Stapfen; das gebe ich ja zu; aber ein Elefant würde eine ganz andere Schrittweite haben.<br />
Daran hast du nicht gedacht, Davy. Ein Kamel ist's auch nicht gewesen, sonst würde ich<br />
behaupten, du seist vor zwei Stunden hier vorbeigestiegen. Und nun will ich gestehen,<br />
daß ich mit meiner Weisheit zu Ende bin.«<br />
Die Männer gingen eine Strecke vorwärts und auch wieder zurück, um die wunderbare<br />
Fährte ja ganz genau zu betrachten; aber keiner von ihnen konnte eine nur halbwegs<br />
glaubhafte Ansicht äußern.<br />
»Was sagt mein roter Bruder dazu?« fragte Jemmy.<br />
»Maho akono!« antwortete der Indianer, indem er mit der Hand eine Bewegung der<br />
Ehrfurcht machte.<br />
»<strong>Der</strong> Geist der Prairie, meinst du?«<br />
»Ja, denn es ist weder ein Mensch noch ein Tier gewesen.«<br />
»Heigh-ho! Eure Geister scheinen entsetzlich große Füße zu haben. Oder leidet der Geist<br />
der Prairie auch einmal am Fußrheumatismus und hat Filzschuhe angezogen?«<br />
»Mein weißer Bruder sollte nicht spotten. <strong>Der</strong> Geist der Prairie kann in allen Gestalten<br />
erscheinen. Wir müssen seine Spur mit Ehrfurcht betrachten und wollen still weiter<br />
reiten.«<br />
»Nein, das werde ich nicht thun. Ich muß unbedingt wissen, woran ich bin. Ich habe noch<br />
niemals eine solche Fährte gesehen und werde ihr also folgen, bis ich weiß, wer sie<br />
hinterlassen hat.«<br />
»Mein Bruder wird ins Verderben laufen. <strong>Der</strong> Geist duldet es nicht, daß man nach ihm<br />
forscht.«<br />
»Madneß! Wenn später der dicke Jemmy von dieser Fährte erzählt und nicht sagen kann,<br />
von wem sie stammt, so wird er ausgelacht oder gar für einen Lügner erklärt. Für einen<br />
guten Westmann ist es geradezu eine Ehrensache, dies Geheimnis aufzuklären.«<br />
»Wir haben nicht Zeit, solche Umwege zu machen.«<br />
»Das verlange ich auch nicht von euch. Wir haben noch vier Stunden bis zum Abend;<br />
dann müssen wir lagern. Kennt mein roter Bruder vielleicht die Stelle, an welcher wir Rast<br />
machen werden?«<br />
»Ja. Wenn wir geradeaus reiten, so kommen wir an eine Stelle, an welcher die Höhe dort<br />
eine Oeffnung hat. Es schneidet ein Thal in dieselbe ein, in welches zur linken Hand,<br />
wenn man eine Stunde lang geritten ist, eine Seitenschlucht mündet. In dieser werden wir<br />
ruhen, denn dort gibt es Büsche und Bäume, die unser Feuer unsichtbar machen, und<br />
auch einen Quell, welcher uns Wasser liefern wird für uns und unsere Tiere.«<br />
»Das ist sehr leicht zu finden. Reitet also weiter! Ich werde dieser Fährte folgen und<br />
sodann am Lagerplatze wieder zu euch stoßen.«<br />
»Mein weißer Bruder mag sich warnen lassen!«<br />
»Ach was!« rief der lange Davy; »Hier ist eine Warnung ganz am unrechten Platze,<br />
Jemmy hat vollständig recht. Es wäre eine Schande für uns, diese gradezu unbegreifliche<br />
Fährte entdeckt zu haben, ohne zu erforschen, wem dieselbe zuzuschreiben ist. Man<br />
sagt, daß es vor der Erschaffung der Erde Tiere gegeben habe, gegen welche ein Büffel<br />
sich ausnehmen würde wie ein Regenwurm neben einem Mississippidampfer. Vielleicht<br />
ist so ein Untier von damals übrig geblieben und rennt nun hier im Sand herum, um an