Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Wohkadeh wurde von den Sioux-Ponca erzogen, welche Freunde der Bleichgesichter<br />
sind. Später wurde er gezwungen, ein Ogallalla zu sein; aber er wartete nur auf die<br />
Gelegenheit, die Ogallalla zu verlassen. Jetzt mußte er mit ihren Kriegern nach dem<br />
Yellowstone ziehen. Er war dabei, als sie den Bärentöter und seine Begleiter <strong>des</strong> Nachts<br />
im Schlafe überfielen. Die Ogallalla müssen während dieses Rittes vorsichtig sein, denn<br />
dort in den Bergen wohnen die Schoschonen, welche ihre Feinde sind. Wohkadeh wurde<br />
als Kundschafter ausgesandt, um die Wigwams der Schoschonen zu erspähen; aber er<br />
that dies nicht, sondern er ritt in größerer Eile nach dem Osten zur Hütte <strong>des</strong> Bärentöters,<br />
um <strong>des</strong>sen <strong>Sohn</strong> und Freund zu benachrichtigen, daß er gefangen ist. «<br />
»Das ist brav, das werde ich dir niemals vergessen!« rief Martin. »Aber weiß mein Vater<br />
davon?«<br />
»Wohkadeh hat es ihm gesagt und sich den Weg beschreiben lassen. Er hat so heimlich<br />
mit dem Bärentöter gesprochen, daß keiner der Sioux es bemerken konnte.«<br />
»Aber sie werden es ahnen, wenn du nicht zu ihnen zurückkehrst!«<br />
»Nein, sondern sie werden glauben, daß Wohkadeh von den Schoschonen getötet<br />
worden ist.«<br />
»Hat mein Vater dir bestimmte Weisungen für uns mitgegeben?«<br />
»Nein, Wohkadeh soll euch sagen, daß er mit seinen Begleitern gefangen ist. Nun wird<br />
mein junger, weißer Bruder selbst wissen, was er zu thun hat. «<br />
»Natürlich weiß ich es! Aufbrechen werde ich, und zwar sofort, um ihn zu befreien.«<br />
Er wollte abermals aufspringen; aber Jemmy ergriff ihn am Arme und hielt ihn zurück.<br />
»Stop, my boy! Wollt Ihr etwa durch die Lüfte reiten, um noch heute abend bei den<br />
Indsmen zu sein und von ihnen auch ergriffen und gebraten zu werden? Wartet noch ein<br />
kleines Weilchen, junger Mann! <strong>Der</strong> dicke Jemmy hilft Euch gern, aber er hat keine Lust,<br />
mit seinem Kopfe durch eure Wand zu rennen. Wir haben ja noch nicht alles erfahren.<br />
Wohkadeh mag uns sagen, an welcher Stelle Euer Vater überfallen worden ist.«<br />
<strong>Der</strong> Indianer antwortete:<br />
»Das Wasser, welches die Bleichgesichter den Pulverfluß nennen, entsteht aus vier<br />
Armen. An dem westlichen derselben ist der Ueberfall geschehen. «<br />
»Gut! Das wäre also jenseits <strong>des</strong> Camp Mac Kinney und südlich von Murphys Ranch.<br />
Diese Gegend ist mir nicht ganz unbekannt. Aber wie kann ein so berühmter Bärenjäger<br />
so unvorsichtig sein, sich überfallen zu lassen?«<br />
»<strong>Der</strong> Jäger schlief, und der Mann, welcher die Wache hatte, war kein Mann <strong>des</strong> Westens.<br />
«<br />
»Nur so allein ist es erklärlich. Welche Richtung haben sodann die Ogallalla<br />
eingeschlagen?«<br />
»Nach den Bergen, welche von den Weißen das dicke Horn genannt werden. «<br />
»Also nach dem Big-Horn-Gebirge. Und weiter?«<br />
»Sie zogen an dem Kopfe <strong>des</strong> bösen Geistes vorüber - - «<br />
»Ah, an Devils Head!«<br />
»Nach dem Wasser, welches dort entspringt und in den Fluß <strong>des</strong> dicken Hornes läuft.<br />
Dort hörten wir von den feindlichen Schoschonen, und Wohkadeh wurde ausgesandt,<br />
dieselben zu erkundschaften. Er weiß also nicht, wie die Ogallalla weiter geritten sind. «<br />
»Das ist auch nicht nötig. Wir haben Augen und werden ihre Fährte finden. Wann<br />
geschah der Ueberfall?«<br />
»Es sind vier Tage vergangen.«<br />
»O weh! Wann soll die große Leichenfeier stattfinden?«<br />
»Zum Tage <strong>des</strong> vollen Mon<strong>des</strong>. An demselben Tage sind die Drei getötet worden.«<br />
Jemmy rech<strong>net</strong>e in Gedanken nach und sagte dann:<br />
»Wenn dies der Fall ist, so haben wir noch Zeit genug, die Roten zu erreichen. Wir haben<br />
noch volle zwölf Tage bis zum Vollmond. Aber wie stark sind die Ogallalla?«