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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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erblickst du Davy-honskeh und Jemmy-petahtscheh. Soll ich dir den berühmten Namen<br />

je<strong>des</strong> einzelnen nennen? Nein. Ich habe keine Lust dazu. Du wirst - - -«<br />

Er hielt in seiner Rede inne, denn in diesem Augenblicke that es ganz in der Nähe einen<br />

so plötzlichen Knall, daß die Pferde sich aufbäumten und auch die sonst so furchtlosen<br />

Krieger erschraken. Ein lang gezogener, brüllender Ton, wie der meilenweit vernehmbare<br />

Schall eines Nebelhornes, erklang durch das Thal, und die Erde begann sich unter den<br />

Füßen der erschrockenen Männer zu bewegen. Aus den auf der Thalsohle zerstreuten<br />

Schlammlöchern stiegen Dämpfe auf, hier graublau, dort schwefelgelb, blutrot oder rußig<br />

dunkel. Diesen Dämpfen folgten festere Massen. Die Stellen, an denen dieselben<br />

emporgeschleudert wurden, waren gar nicht zu zählen. Die Luft war förmlich verdunkelt<br />

von höllischem Brodem und den umher- und durcheinander fliegenden<br />

Schlammgeschossen, welche einen fast erstickenden Geruch verbreiteten.<br />

Es war unmöglich, zwanzig oder dreißig Schritte weit zu sehen. Ein jeder hatte mit sich<br />

selbst zu thun, von den heißen, ausgeworfenen Massen nicht getroffen zu werden. Es trat<br />

eine unbeschreibliche Verwirrung ein. Die Pferde rissen sich los und galoppierten davon;<br />

die Menschen schrieen und fuhren wirr durcheinander. Im Hintergrunde <strong>des</strong> Thalkessels<br />

erscholl das Angstgeheul der Sioux-Ogallalla. Auch ihre Pferde hatten sich frei gemacht<br />

und stürmten, von ihrem Instinkte geführt, dem Ausgange <strong>des</strong> Thales zu. Dabei stürzten<br />

viele von ihnen in die Löcher, deren Schlamm sich augenblicklich über ihnen schloß. An<br />

den am Ausgange <strong>des</strong> Thales haltenden Weißen und Roten vorüberjagend oder gar sich<br />

zwischen ihnen hindurch Bahn brechend, verdoppelten sie den Wirrwarr, der geradezu<br />

unbeschreiblich war.<br />

Old Shatterhand hatte anfänglich seine Kaltblütigkeit bewahrt. Gleich bei dem ersten Knall<br />

hatte er den Häuptling der Sioux mit kräftiger Faust ergriffen, um ihn festzuhalten und an<br />

der Flucht zu hindern. Aber er hatte dann die Hand wieder von ihm lassen müssen, um<br />

vor einem der gefährlichen Fluggeschosse zur Seite zu springen. Dabei war er mit dein<br />

dicken Jemmy zusammengerannt. Dieser stürzte, wollte sich an Old Shatterhand<br />

festhalten und riß diesen mit nieder.<br />

Und gerade jetzt kamen die Pferde der Sioux herbeigestürmt; da war es geraten,<br />

zunächst nur an sich selbst zu denken.<br />

<strong>Der</strong> schwere Moccassin, der Häuptling der Sioux, hatte sich vor Schreck gar nicht gegen<br />

den Griff Old Shatterhands zu wehren versucht; dann aber, als er sich wieder frei fühlte,<br />

dachte er an seine Flucht. Einen schrillen, triumphierenden Schrei ausstoßend, schoß er<br />

davon, thaleinwärts zu. Aber er kam nicht weit. Er mußte an Bob vorüber. Dieser holte<br />

blitzschnell mit dem umgekehrten Gewehre aus und traf ihn mit dem Kolben an den Kopf,<br />

wurde aber durch die Gewalt <strong>des</strong> Hiebes selbst zu Boden gerissen. Er wollte sich schnell<br />

aufraffen, wurde aber von einem der scheuen Pferde getreten, so daß er wieder<br />

niedersank.<br />

»Häuptling reißen aus! Ihm nach, ihm nach!« brüllte er laut.<br />

<strong>Der</strong> »schwere Moccassin« taumelte, von Bobs Hieb halb betäubt, einige Augenblicke hin<br />

und her, dann eilte er davon, aber nicht ohne verfolgt zu werden.<br />

Martin, der <strong>Sohn</strong> <strong>des</strong> <strong>Bärenjägers</strong>, hatte den Ruf <strong>des</strong> Negers gehört. Er sah den Häuptling<br />

fliehen und sprang demselben nach. Sollte der Peiniger seines Vaters entkommen? Nein!<br />

Die Glieder <strong>des</strong> wackeren Jünglings waren von den Fesseln verletzt; er hatte auch<br />

keinerlei Waffe bei sich; dennoch aber flog er, alle seine Kräfte einsetzend, hart hinter<br />

dem Flüchtigen her.<br />

Dieser nahm sich gar nicht Zeit, zurückzublicken. Er glaubte sich unverfolgt und<br />

verwendete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Weg, welchen er einzuschlagen hatte.<br />

Er wollte nach dem Kraale zu. Aber gerade in dieser Richtung lagen die meisten<br />

Schlammlöcher; er bog daher rechts ein, der Thalwand zu, um sich derselben entlang<br />

leichter und gefahrloser in Sicherheit zu bringen.

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