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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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(Schluß folgt.)<br />

//138// 600<br />

Das war eine große Beleidigung für Old Shatterhand und sämtliche Anwesende. Vielleicht<br />

hatte der Ogallalla die Absicht, den Zorn seiner Feinde so zu reizen, daß er von ihnen in<br />

vorschnellem Grimme getötet wurde und so dem langsamen Martertode entging. Aber Old<br />

Shatterhand antwortete ruhig lächelnd:<br />

»<strong>Der</strong> >schwere Moccassin< ist blind geworden. Er kann einen starken Krieger nicht von<br />

einem altersschwachen Weibe unterscheiden. Darum habe ich Mitleid mit ihm.«<br />

»Kot-o pun-krai schonka - tausend Hunde!« zischte der Gefangene.<br />

Es gibt fast keine größere Beleidigung für einen tapfern roten Krieger, als wenn ihm<br />

jemand versichert, daß er Mitleid mit<br />

//139// 601<br />

ihm habe. Darum war der Indianer so ergrimmt über Old Shatterhands letzte Worte, daß<br />

er ihm als gleichwertige Beleidigung eine tausendfache Hündischkeit in das Angesicht<br />

schleuderte.<br />

Einige der umstehenden Roten ließen ein zorniges Murren hören. Old Shatterhand warf<br />

ihnen einen strengen Blick zu und bückte sich dann nieder, um zu aller Erstaunen und<br />

ganz besonders zur höchsten Verwunderung <strong>des</strong> Gefangenen <strong>des</strong>sen Fesseln zu lösen.<br />

»<strong>Der</strong> Häuptling der Ogallalla soll erkennen,« sagte er, »daß weder ein altes Weib noch ein<br />

Hund, sondern ein Mann zu ihm redet. Er mag sich vom Boden erheben!«<br />

<strong>Der</strong> Indianer stand auf. So sehr er gewöhnt war, seine Züge zu beherrschen, er konnte<br />

doch die Verlegenheit nicht verbergen, in welcher er sich befand. Anstatt auf seine<br />

beleidigenden Worte mit Fußtritten und Faustschlägen zu antworten, machte man ihn von<br />

den Fesseln frei! Das konnte er nicht begreifen. Er war sehr geneigt, Old Shatterhand für<br />

wahnsinnig zu halten.<br />

»Oeff<strong>net</strong> den Kreis!« befahl dieser den umstehenden Kriegern.<br />

Diese traten näher zusammen, so daß der Sioux in das Innere <strong>des</strong> Thalkessels blicken<br />

konnte. Er sah die Seinen hinter dem Häuptlingsgrabe halten. An ihren Bewegungen war<br />

zu erkennen, daß sie sich lebhaft berieten. Sein Auge leuchtete auf. Er war nicht mehr<br />

gefesselt und besaß einen hohen Ruhm als unübertrefflicher Läufer. Konnte er nicht<br />

davonspringen? Im günstigen Falle erreichte er seine Sioux; im ungünstigsten wurde er<br />

erschossen, und das war doch immer besser als der Martertod.<br />

Old Shatterhand hatte dieses Aufleuchten <strong>des</strong> Blickes gar wohl bemerkt. Er sagte:<br />

»<strong>Der</strong> >schwere Moccassin< gedenkt, uns zu entfliehen. Er mag das unterlassen. Sein<br />

Name sagt uns, daß er eine große Fährte mache, unsere Füße aber sind leicht wie die<br />

Schwingen der Schwalbe, und unsere Kugeln verfehlen niemals ihr Ziel. Er mag mich<br />

anschauen und mir sagen, ob er mich kennt!«<br />

»Hong-peh-te-keh blickt keinen lahmen Wolf an!« knurrte der Wilde.<br />

»Ist Old Shatterhand ein lahmes Tier? Steht dort nicht Win<strong>net</strong>ou, der Häuptling der<br />

Apachen, <strong>des</strong>sen Name berühmter ist als irgend einer der Sioux Ogallalla und aller<br />

anderen Siouxvölker?«<br />

»Uff!« entfuhr es dem Gefangenen.<br />

Diese beiden Männer vor sich zu haben, hatte er nicht erwartet. Während sein Blick von<br />

dem einen zum anderen flog, zeigte sich ein nicht zu unterdrückender Ausdruck der<br />

Ehrfurcht in seinem Gesichte. Old Shatterhand fuhr fort, die, welche er nannte, mit der<br />

ausgestreckten Hand bezeichnend:<br />

»Und noch mehrere ebenso tapfere Krieger stehen da. <strong>Der</strong> Häuptling der Ogallalla erblickt<br />

da Tokvi-tey, den Anführer der Schoschonen, und Moh-aw, seinen starken <strong>Sohn</strong>. Neben<br />

ihnen steht Kanteh-pehta, der unüberwindliche Medizinmann der Upsaroca. Da drüben

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