Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»Nein,« wurde ihm geantwortet. »Das ist schtark! Soll ich etwa wegen dem Ogallalla hier meinen Schtraußfederschapoh einbüßen? Das ist doch die Geschichte gar nich wert! Och, dort sehe ich ihn merschtenteels! Der Schoschone hat ihn off dem Koppe. Dem werde ich gleich als Gerichtsvollzieher off die Treppe schteigen!« Er eilte zu dem Indianer, um sich den Schmuck seines Hauptes geben zu lassen. Nachher erst war er bereit, von den Kameraden die Ausdrücke ihrer Anerkennung entgegen zu nehmen. Er hatte den feindlichen Anführer besiegt und glaubte, sich als Hauptheld des heutigen Tages fühlen zu dürfen. »Anschtrengung hat's gekostet,« sagte er. »Aber das ist unsereenem ganz egal. Fendi, findi, fundi, so hat Cäsar zu Suleiman Pascha gesagt, und bei mir geschieht so was mit ganz derselbigen Leichtigkeet.« »Veni vidi, vici heißt es,« fiel Jemmy ein. »Zu Deutsch: ich kam, ich sah, ich siegte.« »Schweigen Sie ergebenst, Herr Jakob Pfefferkorn! Schteigen Sie mal dem Roten hinten off; schpringen Sie mit ihm vom Pferd ins Wasser, und schprengen Sie ihm mal da unten den Faden des Daseins entzwee, nachhero habe ich nichts dagegen, wenn Sie ihre apothekerlateinischen Sprachmücken schpielen lassen. Eher aber nich! Was geht mich denn Ihr kam und sah und siegte an! Bei mir hat's ja geheeßen >ich schprang, ich schwamm, ich tauchte ihn unter

schleunigst nach der betreffenden Stelle hin. Er kam gerade recht, zu sehen, daß derselbe unter Old Shatterhands Bemühung wieder zur Besinnung gelangte und sorgfältig gefesselt wurde. Er sprang vom Pferde, riß sein Messer aus dem Gürtel und rief: »Das ist der Hund der Sioux Ogallalla, welcher mir das Ohr genommen hat. Er soll mir dafür bei lebendigem Leibe seinen Skalp geben!« Er wollte auf ihn niederknieen, um ihm die Kopfhaut zu nehmen, wurde aber von Old Shatterhand daran verhindert. Dieser sagte: »Der Gefangene ist das Eigentum unseres weißen Bruders Hobble-Frank. Kein anderer darf sich an ihm vergreifen.« Es entstand ein Wortwechsel, welchen Old Shatterhand in seiner bekannten Energie siegreich beendete. Der Upsaroca zog sich, wenn auch murrend, zurück. Jetzt nun folgte eine Szene, welche jeder Beschreibung spottet. Baumann, der Bärentöter, zu dessen Befreiung der Zug unternommen worden war, hatte den Hobble-Frank an sein Herz gezogen. Beide weinten heiße Freudenthränen. »Dir, du treuer Mensch, habe ich gewiß zum größten Teile meine Rettung zu verdanken,« sagte der Bärentöter. »Wie aber ist es dir möglich gewesen, eine so große Schar meiner Befreier zusammenzubringen?« Frank wies alles Verdienst von sich ab, machte ihn darauf aufmerksam, daß man jetzt keine Zeit zu langen Erzählungen und Erklärungen habe, und schloß daran, indem er flußabwärts deutete, den Fingerzeig: »Dort kommen andere, welche viel mehr Dank verdienen als ich. Ich habe weiter nichts als meine Pflicht gethan.« Baumann sah seine fünf Gefährten, welche mit ihm von den Sioux gefangen genommen worden waren, kommen. Vor ihnen ritten Martin, sein Sohn, Wohkadeh und Bob. Er eilte ihnen entgegen. Als der Neger seinen Herrn erblickte, sprang er vom Pferde, lief auf ihn zu, sank vor ihm auf die Knie; ergriff seine Hände und rief weinend: »O Massa, mein lieb, gut Massa Baumann! Endlich, endlich haben Masser Bob wieder sein von Herzen geliebten Massa! Nun Masser Bob gleich gern sterben vor Wonne. Nun Masser Bob singen und springen vor Freude und platzen und zerspringen vor Entzücken! 0, Masser Bob sein froh, sein glücklich, sein selig!« Baumann hob ihn auf und wollte ihn in die Arme ziehen. Bob aber wehrte sich dagegen und erklärte: »Nein, Massa, nicht umarmen Masser Bob, denn Bob haben getötet schlimm Stinktier und sein noch immer nicht ganz gut von Geruch.« »Ach was, Stinktier! Du bist zu meiner Rettung ausgezogen, und ich muß Dich umarmen!« Nun erst ließ der entzückte Neger sich diesen Dank seines Herrn gefallen. Dann aber sanken Vater und Sohn sich in die Arme. Die Anwesenden wendeten sich diskret ab. Die Wonne, welche diese beiden in diesem Augenblicke empfanden, war ihnen heilig. »Mein Kind, mein Sohn!« rief Baumann immer wieder. »Wir besitzen uns von neuem, und nichts soll uns wieder trennen. Was habe ich ausgestanden! Und was hast auch du seit gestern erduldet! Schau, wie deine Arme von den Fesseln zerschnitten sind t« »Die deinigen noch mehr, noch viel mehr! Doch das wird wieder heilen, und du soffst bald wieder gesund und kräftig sein. Jetzt mußt du vor allem denen Dank sagen, welche ihr Leben wagten, dich zu retten. Mit Wohkadeh, meinem Freunde, hast du bereits seit gestern sprechen können, mit Jemmy und Davy ebenso. Hier aber ist Old Shatterhand, der Meister unter ihnen allen. Er und Winnetou sind es, denen das Gelingen unseres Unternehmens //137// 587

schleunigst nach der betreffenden Stelle hin. Er kam gerade recht, zu sehen, daß<br />

derselbe unter Old Shatterhands Bemühung wieder zur Besinnung gelangte und sorgfältig<br />

gefesselt wurde. Er sprang vom Pferde, riß sein Messer aus dem Gürtel und rief:<br />

»Das ist der Hund der Sioux Ogallalla, welcher mir das Ohr genommen hat. Er soll mir<br />

dafür bei lebendigem Leibe seinen Skalp geben!«<br />

Er wollte auf ihn niederknieen, um ihm die Kopfhaut zu nehmen, wurde aber von Old<br />

Shatterhand daran verhindert. Dieser sagte:<br />

»<strong>Der</strong> Gefangene ist das Eigentum unseres weißen Bruders Hobble-Frank. Kein anderer<br />

darf sich an ihm vergreifen.«<br />

Es entstand ein Wortwechsel, welchen Old Shatterhand in seiner bekannten Energie<br />

siegreich beendete. <strong>Der</strong> Upsaroca zog sich, wenn auch murrend, zurück.<br />

Jetzt nun folgte eine Szene, welche jeder Beschreibung spottet. Baumann, der Bärentöter,<br />

zu <strong>des</strong>sen Befreiung der Zug unternommen worden war, hatte den Hobble-Frank an sein<br />

Herz gezogen. Beide weinten heiße Freudenthränen.<br />

»Dir, du treuer Mensch, habe ich gewiß zum größten Teile meine Rettung zu verdanken,«<br />

sagte der Bärentöter. »Wie aber ist es dir möglich gewesen, eine so große Schar meiner<br />

Befreier zusammenzubringen?«<br />

Frank wies alles Verdienst von sich ab, machte ihn darauf aufmerksam, daß man jetzt<br />

keine Zeit zu langen Erzählungen und Erklärungen habe, und schloß daran, indem er<br />

flußabwärts deutete, den Fingerzeig:<br />

»Dort kommen andere, welche viel mehr Dank verdienen als ich. Ich habe weiter nichts<br />

als meine Pflicht gethan.«<br />

Baumann sah seine fünf Gefährten, welche mit ihm von den Sioux gefangen genommen<br />

worden waren, kommen. Vor ihnen ritten Martin, sein <strong>Sohn</strong>, Wohkadeh und Bob. Er eilte<br />

ihnen entgegen. Als der Neger seinen Herrn erblickte, sprang er vom Pferde, lief auf ihn<br />

zu, sank vor ihm auf die Knie; ergriff seine Hände und rief weinend:<br />

»O Massa, mein lieb, gut Massa Baumann! Endlich, endlich haben Masser Bob wieder<br />

sein von Herzen geliebten Massa! Nun Masser Bob gleich gern sterben vor Wonne. Nun<br />

Masser Bob singen und springen vor Freude und platzen und zerspringen vor Entzücken!<br />

0, Masser Bob sein froh, sein glücklich, sein selig!«<br />

Baumann hob ihn auf und wollte ihn in die Arme ziehen. Bob aber wehrte sich dagegen<br />

und erklärte:<br />

»Nein, Massa, nicht umarmen Masser Bob, denn Bob haben getötet schlimm Stinktier und<br />

sein noch immer nicht ganz gut von Geruch.«<br />

»Ach was, Stinktier! Du bist zu meiner Rettung ausgezogen, und ich muß Dich<br />

umarmen!«<br />

Nun erst ließ der entzückte Neger sich diesen Dank seines Herrn gefallen. Dann aber<br />

sanken Vater und <strong>Sohn</strong> sich in die Arme.<br />

Die Anwesenden wendeten sich diskret ab. Die Wonne, welche diese beiden in diesem<br />

Augenblicke empfanden, war ihnen heilig.<br />

»Mein Kind, mein <strong>Sohn</strong>!« rief Baumann immer wieder. »Wir besitzen uns von neuem, und<br />

nichts soll uns wieder trennen. Was habe ich ausgestanden! Und was hast auch du seit<br />

gestern erduldet! Schau, wie deine Arme von den Fesseln zerschnitten sind t«<br />

»Die deinigen noch mehr, noch viel mehr! Doch das wird wieder heilen, und du soffst bald<br />

wieder gesund und kräftig sein. Jetzt mußt du vor allem denen Dank sagen, welche ihr<br />

Leben wagten, dich zu retten. Mit Wohkadeh, meinem Freunde, hast du bereits seit<br />

gestern sprechen können, mit Jemmy und Davy ebenso. Hier aber ist Old Shatterhand,<br />

der Meister unter ihnen allen. Er und Win<strong>net</strong>ou sind es, denen das Gelingen unseres<br />

Unternehmens<br />

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