Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Häuptlinge sitzend und diesen mit beiden Armen umklammernd, von dem erschreckten<br />
Pferde dem Flusse entgegengetragen wurde, und zwar so rasenden Laufes, daß es für<br />
einen rettenden Helfer wohl kaum möglich war, vor der Katastrophe am Ufer<br />
anzukommen. Dennoch trieb der Apache sein Tier in dieser Richtung vorwärts, und<br />
mehrere Schoschonen folgten ihm.<br />
<strong>Der</strong> Häuptling der Sioux erkannte, daß die Gefahr, in welche er durch die Umschlingung<br />
<strong>des</strong> kleinen Sachsen gebracht worden war, jetzt ihren höchsten Grad erreicht hatte. Wut<br />
und Angst verdoppelten seine Kräfte. Er zog seine Arme unter denen Franks hoch empor,<br />
ein gewaltiger Ellenbogenstoß nach beiden Seiten, und der Sachse mußte ihn freigeben.<br />
»Stirb!« brüllte der Rote und holte mit dem Messer aus, um, von vom nach hinten<br />
stoßend, dem wackern Kleinen die Klinge in den Leib zu bohren.<br />
Dieser aber bog sich schnell so weit zur Seite, daß der Stoß fehlging. Frank hatte keine<br />
Waffe mehr. Er dachte an den Fausthieb Old Shatterhands. Mit der linken Hand den Feind<br />
an der Kehle packend, holte er mit der geballten Rechten aus und traf mit ihr die Schläfe<br />
<strong>des</strong> Ogallalla mit solcher Gewalt, daß er selbst das Gefühl hatte, als ob seine eigene<br />
Faust zerschmettert sei. <strong>Der</strong> Getroffene sank mit dem Körper nach vorn.<br />
Aber da war auch schon der Fluß erreicht. Das Pferd schoß in einem hohen, weiten<br />
Bogen vom Ufer ab in die Flut hinein, und beide Reiter wurden über den Kopf <strong>des</strong> Tieres<br />
hinausgeschleudert.<br />
Das Pferd fühlte sich frei. Es that einige Ruderschläge, wendete sich dann langsam um<br />
und kehrte an das Ufer zurück.<br />
Jetzt kam Win<strong>net</strong>ou dort an. Er sprang ab und legte seine Büchse an, um schußfertig zu<br />
sein, falls zwischen den beiden Abgeschleuderten ein Kampf im Wasser beginnen sollte.<br />
In diesem Falle wollte er den Ogallalla durch eine Kugel unschädlich machen.<br />
Zunächst war von beiden nichts zu sehen. Nur Franks Amazonenhut trieb in der Nähe <strong>des</strong><br />
Ufers. Ein Schoschone holte ihn mit Hilfe der Lanze heraus. Dann kam ein Stück weiter<br />
unten, aber ziemlich entfernt vom Ufer, der mit Federn geschmückte Schopf <strong>des</strong> Indianers<br />
zum Vorscheine. Dann tauchte in einiger Entfernung davon Frank auf. Er sah sich um,<br />
erblickte den Kopf <strong>des</strong> Wilden und schwamm in schnellen Stößen auf denselben zu. <strong>Der</strong><br />
Rote war nicht leblos, sondern wohl nur halb betäubt. Er wollte fliehen; aber der kleine<br />
Sachse stieß wie ein raubgieriger Hecht schnell auf ihn zu, schnellte sich ihm auf den<br />
Rücken, ergriff ihn mit der Linken bei den Haaren und begann, ihm mit der rechten Faust<br />
die Seite der Stirn zu hämmern. <strong>Der</strong> Ogallalla verschwand und Frank mit ihm. Ein Strudel<br />
bildete sich über ihnen; Blasen stiegen auf, ein Arm <strong>des</strong> Sioux ließ sich sehen, um sofort<br />
wieder zu verschwinden; dann wurden die beiden Beine <strong>des</strong> »Forschtbeamten« und die<br />
Schöße seines Frackes für einen Augenblick sichtbar - es fand ein jedenfalls entsetzliches<br />
Ringen unter dem Wasser statt. Es war für Win<strong>net</strong>ou unmöglich, in dasselbe einzugreifen.<br />
Old Shatterhand,<br />
//136// 586<br />
Jemmy, Davy und Baumann erschienen am Ufer. <strong>Der</strong> erstere warf schnell Waffen und<br />
Oberkleider ab, um in das Wasser zu springen. Da aber tauchte der Hobble-Frank empor,<br />
sah sich hustend und pustend nach allen Seiten um und rief:<br />
»Ist er noch unten?«<br />
Er meinte natürlich den Ogallalla; er fuhr, ohne eine Antwort vom Ufer her abzuwarten,<br />
wieder in die Tiefe nieder. Als er nach wenigen Augenblicken wieder an der Oberfläche<br />
erschien, hielt er mit der Linken den besiegten Feind bei den Haaren gefaßt und kam<br />
langsam nach dem Ufer geschwommen.<br />
Er wurde mit lautem Jubel empfangen, schrie aber noch lauter als die andern:<br />
»Seien Sie nur schtille! Mir ist der Hut schpurlos in die Wicken gegangen. Gibt's vielleicht<br />
unter den geehrten Anwesenden eenen, der ihn hat schwimmen sehen?«