Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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Baumanns Pferd. Er bäumte sich im Sattel empor; er wand sich nach rechts und links -<br />
vergeblich! Er vermochte nicht, sich aus Franks Umschlingung zu befreien.<br />
Baumann war gefesselt; er konnte nichts zu seiner Befreiung thun; aber er ermunterte<br />
Frank, fest zu halten. Dieser antwortete, obgleich er vor Anstrengung keuchte:<br />
»Schon gut! Ich umschlängle ihn wie eene Boabab conschtrictor und laß nich eher locker,<br />
als bis die Lunge platzt.«<br />
<strong>Der</strong> Ogallalla hatte jetzt sein Pferd nicht mehr in der Gewalt; es lief langsamer. Dadurch<br />
gelang es Jemmy, es einzuholen. Auch Davy gelangte nahe heran. <strong>Der</strong> Dicke trieb sein<br />
Pferd neben dasjenige Baumanns und durchschnitt mit Bobs Messer die Fesseln <strong>des</strong><br />
letzteren.<br />
»Hallo, gewonnen!« rief er ihm zu. »Reißen Sie dem Roten die Zügel aus der Hand!«<br />
Baumann versuchte es, hatte aber nicht die Kraft dazu. Jemmy wollte ihm das Messer<br />
geben, konnte aber nicht, denn einige vor ihnen herfliehende Sioux hatten bemerkt, in<br />
welcher Lage sich ihr Häuptling befand. Zwei von ihnen fielen den Dicken wütend an, und<br />
der dritte machte Miene, sich auf Frank zu werfen, welcher seine Arme nicht zur<br />
Verteidigung frei hatte. Da gab Davy seinem Pferde einen Fausthieb zwischen die Ohren,<br />
daß es in einigen Lançaden vorwärts schoß und er sich nun neben diesem Indianer<br />
befand. Er packte denselben am Kragen <strong>des</strong> Jagdwamses, riß ihn aus dem Sattel und<br />
schleuderte ihn auf die Erde.<br />
»Hurra! Halleluja!« rief der Hobble-Frank. »Das war Rettung im letzten Teele <strong>des</strong><br />
Oogenblickes! Aberscht nun nehmen Sie rasch ooch da den Häuptling bei der Parabel,<br />
denn ich kann es nich alleene mehr dermachen!«<br />
»Gleich!« antwortete der Lange.<br />
Er streckte beide Arme nach dem Roten aus, um auch ihn aus dem Sattel zu ziehen; da<br />
aber that es vor ihnen einen so fürchterlichen Knall, daß die Pferde erschrocken zurück-<br />
und aneinanderprallten. Davy hatte Mühe, sich im Sattel zu erhalten. Jemmy, welcher alle<br />
Kräfte aufbieten mußte, die beiden Roten von sich abzuwehren, wurde vom Pferde<br />
geschleudert, und Baumann, dem Bärentöter, erging es ebenso.<br />
Die wirre Reitergruppe war jetzt vor dem >Maule der Hölle< angelangt; die<br />
Wasserfontaine hatte sich gesenkt und die Schlammsäule war unter der Detonation, vor<br />
welcher die Pferde scheuten, emporgestiegen. Teile der heißen, schmutzigen Masse<br />
wurden weit umhergeschleudert.<br />
Das Pferd <strong>des</strong> Häuptlings war vor Schreck in die Häksen gesunken, raffte sich aber<br />
wieder auf und jagte, sich nach links wendend, auf den Fluß zu, gerade als Old<br />
Shatterhand die sich am Boden wälzende Gruppe erreichte.<br />
Dieser letztere hatte zwar die Absicht, dem braven Frank zu helfen, mußte aber davon<br />
abstehen, da er sah, daß die beiden Wilden sich von ihren Pferden herab- und auf Jemmy<br />
geworfen hatten, um ihn zu töten. <strong>Der</strong> lange Davy hatte zu viel mit seinem scheu<br />
gewordenen Pferde zu thun, als daß er seinem dicken Freunde hätte beistehen können,<br />
und so sah Old Shatterhand sich gezwungen, denselben aus der To<strong>des</strong>gefahr zu<br />
befreien. Er hielt sein Tier an, sprang ab und betäubte die beiden Ogallalla mit zwei<br />
Schlägen seines Gewehrkolbens.<br />
Win<strong>net</strong>ou hielt mit seinen Schoschonen noch immer die zwischen dem »Maule der Hölle«<br />
und dem Flusse liegende Strecke besetzt. Er hatte die Aufgabe, die Sioux Ogallalla hier<br />
nicht vorüber zu lassen, sondern sie in den Thalkessel <strong>des</strong> Häuptlingsgrabes zu treiben.<br />
Das war ihm gelungen. Die flüchtigen Roten hatten, als sie seine Schar erblickten, sich<br />
nach dem Thale gewendet. <strong>Der</strong> Verlauf <strong>des</strong> Erzählten war ein so ungemein schneller<br />
gewesen, daß der Apache gar nicht Zeit gefunden hatte, selbsthandelnd mit einzugreifen.<br />
Und jetzt nun wurde er durch die umhergeschleuderten Schlammmassen absolut<br />
verhindert, vorzudringen. Es gab nur einen einzigen, <strong>des</strong>sen er sich anzunehmen<br />
vermochte, den Hobble-Frank. Er sah, daß derselbe, noch immer fest hinter dem