Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
»Ich fürchte sie nicht.«<br />
»Sie mögen sofort beginnen. Bringt den <strong>Sohn</strong> <strong>des</strong> Bärentöters herbei!«<br />
Jetzt wurde, wie auch Old Shatterhand gesehen hatte, Martin herbeigeführt und neben<br />
Wohkadeh gestellt.<br />
»Hast du gehört und verstanden, was Wohkadeh gesagt hat?« fragte ihn der Häuptling.<br />
»Ja,« antwortete Martin ruhig.<br />
»Er hat euch geholt, damit ihr die Gefangenen befreien solltet. Fünf Mäuse ziehen aus,<br />
um fünfzig Bären zu fressen! Die Dummheit hat euer Hirn verzehrt; sie mag euch nun<br />
auch ganz verzehren. Ihr werdet sterben!«<br />
»Das wissen wir!« lächelte Martin Baumann. »Kein Mensch kann ewig leben bleiben!«<br />
<strong>Der</strong> Häuptling verstand ihn nicht sogleich. Dann aber begriff er den Sinn dieser Worte,<br />
denn er antwortete:<br />
»Ich meine, daß ihr sterben werdet von unserer Hand!«<br />
»Ich glaube, daß das Eure Absicht ist!«<br />
»Was du jetzt nur glaubst, sollst du sehr bald als Wahrheit erkennen. Hofft ihr etwa noch<br />
auf eine Gelegenheit, uns zu entkommen? Die soll euch genommen werden. Ihr werdet<br />
heute schon sterben, jetzt, sogleich!«<br />
Er blickte die beiden scharf an, um zu sehen, welche Wirkung seine Worte hervorbringen<br />
würden. Wohkadeh verhielt sich so, als ob er sie gar nicht gehört habe; Martin aber<br />
veränderte die Farbe seines Gesichtes, obgleich er sich die größte Mühe gab, seinen<br />
Schreck zu verbergen.<br />
»<strong>Der</strong> >schwere Moccassin< sieht, daß ihr große Freunde seid,« fuhr der Häuptling fort.<br />
»Er will euch die Freude machen, miteinander zu sterben.«<br />
Er hatte geglaubt, die Bestürzung der beiden zu vermehren. Aber Wohkadeh sagte unter<br />
einem heiteren Lächeln:<br />
»Du bist besser, als ich dachte! Ich fürchte den Tod nicht. Kann ich mit meinem weißen<br />
Freunde sterben, so wird er mir sogar süß sein.«<br />
»Süß?« hohnlachte der Häuptling. »Ja, süß soll er sein. Ihr sollt seine Süßigkeiten<br />
auskosten, langsam, ganz und gar. Und weil eure Liebe eine so seltene ist, so sollt ihr<br />
auch auf eine ganze seltene Weise in die ewigen Jagdgründe gehen!«<br />
Er stand auf, trat aus dem Kreise und ging zu der Umwallung <strong>des</strong> Schlammkraters.<br />
»Das ist euer Grab!« sagte er. »In wenigen Augenblicken soll es euch empfangen!«<br />
Er deutete in die Tiefe, aus welcher der stinkende Brodem emporstieg.<br />
Das hatte niemand erwartet. Das war mehr als unmenschlich. Martin wurde totenbleich.<br />
Sein Vater stieß jenen Angstschrei aus, welchen Old Shatterhand und seine Begleiter<br />
drüben, jenseits <strong>des</strong> Flusses, gehört hatten. Er zerrte mit aller Gewalt an seinen Fesseln.<br />
Baumann hatte vom ersten Augenblicke seiner Gefangenschaft an bis jetzt mit keinem<br />
Worte und mit keiner Miene gezeigt, wie unglücklich er sich fühle. Er war zu stolz, sich<br />
das merken zu lassen. Jetzt aber, als er hörte, was seinem <strong>Sohn</strong>e drohte, war es mit all<br />
seiner Selbstbeherrschung vorüber.<br />
»Das nicht, das nicht!« rief er. »Werft mich in den Krater, mich, mich, nur ihn nicht, ihn<br />
nicht!«<br />
»Schweig!« herrschte der Häuptling ihm zu. »Du wür<strong>des</strong>t heulen vor Entsetzen, wenn du<br />
den Tod deines <strong>Sohn</strong>es sterben solltest!«<br />
»Nein, nein, keinen Laut sollt Ihr hören, keinen einzigen!«<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
//126// 529<br />
»Du wirst bereits heulen, wenn ich dir diesen Tod beschreibe. Meinst du, daß wir deinen<br />
Knaben und den Verräter Wohkadeh einfach in diesen Schlund werfen werden? Da irrst<br />
du dich sehr. <strong>Der</strong> Schlamm steigt und sinkt so regelmäßig, wie die Flut <strong>des</strong> Meeres,