Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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Wohkadeh folgte der Aufforderung. Er brachte das Märchen vor, daß er von den<br />
Schoschonen bemerkt und gefangen genommen worden, von den gefangenen Weißen<br />
aber befreit worden sei. Er erzählte das möglichst im Tone der Wahrheit, mußte aber doch<br />
bemerken, daß man ihm keinen Glauben schenkte.<br />
Als er geendet hatte, verlor niemand ein Wort darüber, ob man ihm glaube oder nicht. <strong>Der</strong><br />
Häuptling fragte:<br />
»Und wer sind diese vier Bleichgesichter?«<br />
Wohkadeh nannte zunächst Jemmys und Davys Namen und stellte es als eine Ehre für<br />
die Sioux hin, daß so berühmte Jäger zu ihnen gekommen seien.<br />
»Und die beiden anderen?«<br />
Diese Frage brachte Wohkadeh freilich nicht in Verlegenheit. Er hatte sich bereits<br />
überlegt, was er sagen solle. Er nannte Franks Namen und gab Martin für den <strong>Sohn</strong><br />
<strong>des</strong>selben aus. <strong>Der</strong> Häuptling zuckte mit keiner Miene, fragte aber:<br />
»Hat Wohkadeh vielleicht erfahren, daß der Bärentöter einen <strong>Sohn</strong> hat, welcher Martin<br />
heißt?«<br />
»Nein.«<br />
»Und daß bei ihm ein Mann wohnt, welcher Hobble-Frank genannt wird?«<br />
»Nein!«<br />
Er behielt seine äußere Ruhe bei, obgleich er jetzt innerlich überzeugt war, daß sein Spiel<br />
nun ein verlorenes sei. Jetzt aber donnerte der Häuptling los:<br />
»Wohkadeh ist ein Hund, ein Verräter, ein stinkender Wolf! Warum lügt er noch? Denkt er<br />
vielleicht, wir wissen nicht, daß Frank und der <strong>Sohn</strong> <strong>des</strong> <strong>Bärenjägers</strong> sich als Gefangene<br />
bei uns befinden? Wohkadeh hat diese beiden und auch die anderen herbeigeholt, um die<br />
Gefangenen zu retten. Er soll nun auch ihr Schicksal teilen. Die Versammlung wird heute<br />
am Lagerfeuer beraten, welch eines To<strong>des</strong> er sterben soll. Jetzt aber mag er so fest<br />
gebunden werden, daß die Riemen sein Fleisch durchschneiden!«<br />
Er wurde fortgeführt und wirklich so fest geschnürt, daß er hätte laut aufschreien mögen.<br />
Nach kurzer Zeit band man ihn aufs Pferd, denn es sollte aufgebrochen werden.<br />
Dasselbe geschah auch mit den anderen Gefangenen, doch kam er nicht in die Nähe<br />
derselben, sondern er wurde fern von ihnen gehalten und bekam zwei Krieger als<br />
besondere Bedeckung.<br />
Es war traurig anzusehen, wie armselig und matt Baumann und seine fünf<br />
Schicksalsgenossen in ihren Fesseln zu Pferde saßen. Wären sie nicht mit den Füßen<br />
angebunden gewesen, so wären sie vor Erschöpfung von den Tieren gestürzt.<br />
Davy flüsterte darüber seinem Jemmy einige mitleidige Worte zu. <strong>Der</strong> Dicke antwortete:<br />
»Nur kurze Zeit Geduld, Alter! Ich müßte mich sehr irren, wenn Old Shatterhand nicht<br />
bereits in unserer Nähe wäre. Was wir erst jetzt eingesehen haben, nämlich daß wir die<br />
schrecklichsten Dummköpfe sind, das hat er jedenfalls bereits heute früh gewußt.<br />
jedenfalls kommt er uns mit einer Anzahl Roter nach, und da habe ich denn gesorgt, daß<br />
er auf unsere Fährte kommt.«<br />
»Wieso?«<br />
»Schau her! Ich habe mir da einen Fetzen vom Pelz gerissen und mit Hilfe der Zähne in<br />
kleine Stückchen zerzaust. Da drin, wo wir gelegen haben, habe ich ein solches<br />
Stückchen zurückgelassen, und während <strong>des</strong> Rittes werde ich von Zeit zu Zeit eins fallen<br />
lassen. Sie bleiben liegen, denn es geht kein Wind. Kommt Old Shatterhand nach diesem<br />
verteufelten Gebäude, so findet er ganz gewiß das Pelzstückchen, und wie ich ihn kenne,<br />
wird er sofort wissen, daß in dieser Sommerhitze nur der dicke Jemmy mit einem Pelze<br />
dort gewesen sein kann. Er wird weiter suchen, die anderen Stücke finden und also<br />
erfahren, welche Richtung wir eingeschlagen haben. Das ist für ihn mehr als genug.«<br />
<strong>Der</strong> Zug der Sioux folgte nicht der Richtung <strong>des</strong> Flusses. Für sie wäre das ein Umweg<br />
gewesen. Sie ritten nach den Höhen zu, welche den Namen »Elefantenrücken« tragen,