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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Moccassin« nicht trauen dürfe, und daß es seine Pflicht sei, Baumann zu sagen, was er<br />

mit dem Häuptling gesprochen habe.<br />

<strong>Der</strong> Bärentöter kam ihm zuvor. Als eine lange Weile vergangen war, fragte er:<br />

»Nun, Master, Ihr verhaltet Euch so schweigsam! Es versteht sich ganz von selbst, daß<br />

wir gespannt sind, zu erfahren, was man von Euch gewollt hat; bei wem waret Ihr?«<br />

»Beim Häuptling.«<br />

»Konnte es mir denken. Was wünschte er denn von Euch?«<br />

»Ich will es Euch aufrichtig sagen. Er wollte wissen, wer Martin und Frank seien, und ich<br />

sagte es ihm, weil er mir die Freiheit versprach.«<br />

»O weht Das war eine Dummheit, wie Ihr sie größer gar nicht machen konntet. Also Ihr<br />

habt es ihm gesagt. Wie steht es aber nun mit der Freiheit?«<br />

»Die soll ich erst erhalten, wenn ich noch erfahren habe, wie die anderen Masters mit<br />

einem gewissen Wohkadeh zusammengetroffen sind, und ob sich noch mehrere Weiße<br />

hier in der Gegend befinden.«<br />

»So! Und Ihr glaubt, daß der Kerl sein Versprechen halten wird?«<br />

»Nein. Nachdem ich über die Sache nachgedacht habe, bin ich der Ueberzeugung, daß er<br />

mich betrügen will.«<br />

»Daran thut Ihr klug. Und weil Ihr so aufrichtig seid, wollen wir Euch die Dummheit<br />

verzeihen. Uebrigens dürft Ihr nicht meinen, daß Ihr uns hättet aushorchen können. Wir<br />

ahnten, was Ihr bei dem Häuptlinge solltet und hätten uns gegen Euch gewiß sehr<br />

schweigsam verhalten.«<br />

»Was aber soll ich antworten, wenn er mich wieder fragt?«<br />

»Das will ich Euch sagen,« antwortete Jemmy. »Ihr sagt, daß wir Wohkadeh gerettet<br />

haben, als er bei den Schoschonen gefangen war, und mit ihm hierher geritten sind, um<br />

ihn sicher zu den Seinigen zu bringen. Andere Weiße als wir sind nicht da. Ueberhaupt<br />

haben wir außer uns selbst weder einen weißen noch einen roten Menschen gesehen.<br />

Das ist die ganze Antwort, die Ihr gebt. Und wenn er Euch doch übertölpeln will, so geht<br />

nicht auf den Leim. Von uns habt Ihr viel eher Rettung zu erwarten als von ihm.«<br />

»Wie so?«<br />

»Da fragt Ihr mich für jetzt zu viel. Vielleicht gewinne ich so viel Vertrauen zu Euch, daß<br />

ich Euch recht bald eine angenehme Mitteilung mache.«<br />

Damit war die Angelegenheit einstweilen zur Ruhe gesprochen.<br />

Die Gefangenen hatten nicht den freien Gebrauch ihrer Glieder. Ihre einzige Bewegung<br />

bestand darin, daß sie sich von der einen Seite auf die andere wälzen konnten. Das<br />

benutzte Jemmy, um neben Baumann zu liegen zu kommen. Es gelang ihm, und als er<br />

nun rechts und Martin links von dem Bärentöter lagen, konnten sie diesem alles erzählen<br />

und ihm auch ihre Hoffnung mitteilen, daß die jetzige Gefangenschaft nur eine kurze sein<br />

werde.<br />

In<strong>des</strong>sen hatte der Häuptling die hervorragendsten seiner Krieger zu sich rufen und<br />

sodann Wohkadeh holen lassen. Als der letztere in die Hofabteilung trat, in welcher sich<br />

die Sioux befanden, saßen sie in einem Halbkreise, <strong>des</strong>sen Mitte der Häuptling einnahm.<br />

<strong>Der</strong> Gefangene mußte sich ihnen gegenüberstellen. Zu seinen beiden Seiten nahmen<br />

zwei Wächter Platz, welche ihre Messer in den Händen hatten.<br />

Dieser letztere Umstand war für Wohkadeh höchst bedenklich. Es war aus demselben zu<br />

ersehen, daß sich seine Angelegenheit für ihn verschlimmert habe. Dennoch aber sah er<br />

dem Verhöre in aller Ruhe entgegen.<br />

Nachdem die Augen der Anwesenden ihn mit finsteren Blicken eine Weile beobachtet<br />

hatten, begann der Häuptling:<br />

»Wohkadeh mag nun erzählen, was er seit dem Augenblicke, an welchem er uns verließ,<br />

erlebt hat.«

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