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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»Möglich. Aber um Gottes willen nicht merken lassen, daß Ihr ihn kennt, sonst ist alles<br />

verloren.«<br />

»Hier liegen gefangene Bleichgesichter,« sagte der Häuptling. »<strong>Der</strong> >schwere<br />

Moccassin< kennt ihre Sprache nicht genau. Er weiß also nicht, wer sie sind. Die weißen<br />

Männer mögen zu ihnen treten, um sie zu fragen, und es mir sodann sagen.«<br />

Er führte die Vier nach dem Winkel. Jemmy, welcher wußte, daß Baumann ein geborner<br />

Deutscher war und daß der Sioux unmöglich ein Wort dieser Sprache verstehen konnte,<br />

trat rasch vor und sagte:<br />

»Hoffentlich finden wir hier den Bärentöter Baumann. Lassen Sie sich um Gottes willen<br />

nicht merken, daß Sie Ihren <strong>Sohn</strong> kennen. Hier hinter mir steht er. Wir kamen zu Ihrer<br />

Rettung, gerieten aber selbst in die Hände der Roten, doch haben wir die Gewißheit, daß<br />

wir samt Ihnen bald wieder frei sein werden. Haben Sie den roten Schuften Ihren Namen<br />

genannt?«<br />

Baumann antwortete nicht. <strong>Der</strong> Anblick seines <strong>Sohn</strong>es raubte ihm die Sprache. Erst nach<br />

einer Weile stieß er mühsam hervor:<br />

»O mein Gott! Welche Wonne, und zugleich auch welches Herzeleid! Die Sioux kennen<br />

mich und auch die Namen meiner Gefährten.«<br />

»Schön! Hoffentlich werden wir hier bei Ihnen interniert. Da werden Sie alles Weitere<br />

erfahren.«<br />

Obgleich der Häuptling keine Silbe verstand, war er doch ganz Ohr. Er schien aus dem<br />

Tonfall den Inhalt der Worte erraten zu wollen. Mit scharfem Auge blickte er zwischen<br />

Baumann und <strong>des</strong>sen <strong>Sohn</strong>e hin und her. Seine Beobachtung blieb erfolglos. Martin hatte<br />

sich so in der Gewalt, daß er ein ganz gleichgültiges Gesicht zeigte, obgleich der Jammer,<br />

weichen er beim Anblicke seines Vaters em-<br />

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pfand, ihm die Thränen in die Augen treiben wollte.<br />

<strong>Der</strong> Hobble-Frank hätte fast eine Unvorsichtigkeit begangen. Es war ihm, als ob das Herz<br />

ihm brechen müsse. Er machte eine Bewegung, als ob er sich auf Baumann werfen wolle;<br />

doch der lange Davy ergriff ihn am Arme, hielt ihn zurück und warf ihm einen zornigen<br />

Blick zu.<br />

Leider hatte der Häuptling das bemerkt. Er fragte Jemmy:<br />

»Nun, haben sie dir ihre Namen genannt?«<br />

»Ja. Aber du weißt sie ja auch bereits.«<br />

»Ich dachte, sie hätten mich belogen. Du wirst mit deinen Gefährten auch hier bleiben.«<br />

Die bis jetzt von ihm gezeigte halbe Freundlichkeit wich aus seinem Gesichte. Er winkte<br />

die Ogallala herbei, welche mitgekommen waren. Diese leerten die Taschen der<br />

Gefangenen und legten ihnen sodann Fesseln an.<br />

»Prächtig!« brummte Jemmy, indem er den letzten Inhalt seiner Taschen verschwinden<br />

sah. »Es ist nur zu verwundern, daß sie uns nicht auch die Kleider abnehmen. Das ist<br />

doch sonst so Rothautart.«<br />

Die neuen Gefangenen wurden zu den alten auf die Erde gelegt. <strong>Der</strong> Häuptling entfernte<br />

sich und ließ einige Wächter zurück.<br />

Die Beklagenswerten getrauten es sich nicht, laut zu sprechen. Sie flüsterten sich, was sie<br />

sich zu sagen hatten, einander zu. Baumann, der <strong>Sohn</strong>, war gerade neben seinem Vater<br />

zu liegen gekommen, ein Umstand, welcher von beiden natürlich zum Austausche aller<br />

hier möglichen Zärtlichkeiten ausgenutzt wurde.<br />

Nach einiger Zeit trat ein Sioux herbei, entfernte einem der früheren Gefangenen die<br />

Fesseln von den Beinen und gebot ihm, ihm zu folgen. <strong>Der</strong> Mann konnte nicht gehen. Er<br />

wankte mühsam neben dem Roten her.<br />

»Was wird man mit ihm wollen?« fragte Baumann, so daß Jemmy es hörte.

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