Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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die Sprache der Sioux in der Weise, daß sie alles, was Wohkadeh vorgebracht hatte,<br />
wußten.<br />
<strong>Der</strong> schlaue Häuptling nahm eine weniger harte Miene an und sagte:<br />
»Wohkadeh hat, bevor er von uns ging, eine That begangen, über welche wir beraten<br />
müssen. Daher ist er einstweilen gefangen genommen worden. Zeigt es sich, daß die<br />
Bleichgesichter ihn damals noch nicht gekannt haben, so werden sie ihre Freiheit wieder<br />
erhalten. Welche Namen tragen die weißen Männer?«<br />
»Wollen wir sie ihm sagen?« fragte Davy seinen dicken Freund.<br />
»Ja,« antwortete Jemmy. »Vielleicht bekommen sie da ein wenig Respekt vor uns.«<br />
Und sich an den Häuptling wendend, fuhr er fort:<br />
»Ich heiße Jemmy-petahtscheh, und dieser lange Krieger ist Davy-honskeh. Du wirst<br />
diese Namen bereits gehört haben.«<br />
»Uff!« erklang es im Kreise der dabeistehenden Sioux.<br />
<strong>Der</strong> Häuptling warf ihnen einen strafenden Blick zu. Auch er war überrascht, diese so viel<br />
genannten Jäger in seiner Gewalt zu haben, ließ sich aber nicht das Geringste davon<br />
merken.<br />
»<strong>Der</strong> >schwere Mokassin< kennt eure Namen nicht,« antwortete er. »Und wer sind diese<br />
beiden Männer?«<br />
Er hatte sich mit seiner Frage, welche Frank und Martin betraf, wieder an Jemmy<br />
gewendet. Davy flüsterte diesem zu:<br />
»Um Gottes willen, nenne die Namen nicht!«<br />
»Was hat das Bleichgesicht dem anderen zu sagen?« fragte der Häuptling in strengem<br />
Tone. »Es mag derjenige antworten, den ich gefragt habe!«<br />
Jemmy mußte sich zu einer Unwahrheit entschließen. Er nannte den ersten besten<br />
Namen, der ihm einfiel und gab Frank und Martin für Vater und <strong>Sohn</strong> aus.<br />
<strong>Der</strong> Blick <strong>des</strong> Häuptlings glitt forschend von dem einen der Genannten zu dem anderen,<br />
und ein höhnisches Lächeln ging über sein Gesicht. Doch sagte er in ziemlich<br />
freundlichem Tone:<br />
»Die Bleichgesichter mögen mir folgen.«<br />
Er schritt nach dem hinteren Teile <strong>des</strong> Hofes zu.<br />
Das scheinbare Haus war jedenfalls früher ein ungeheueres Felsenstück gewesen, aus<br />
Feldspat bestehend und von weicheren Teilen durchsetzt. Diese letzteren waren vom<br />
Regen ausgewaschen worden, und während der Spat diesem und dem Wetter<br />
widerstanden hatte, war ein Gebilde entstanden, welches einem langen, von hohen<br />
Mauern umschlossenen Hofe glich, der durch Querwände in mehrere Abteilungen zerlegt<br />
wurde.<br />
Die hinterste derselben war die größte. Sie bot so viel Raum, daß sämtliche Pferde der<br />
Ogallala darin Platz gefunden hatten. In einem Winkel lagen sechs Weiße, auch an<br />
Händen und Füßen gebunden. Sie befanden sich in einem höchst bedauerlichen<br />
Zustande. Die Kleider hingen ihnen in Fetzen von dem Leibe. Die Handgelenke waren von<br />
den Fesseln wund gescheuert. Die Gesichter starrten von Schmutz, und Haar und Bart<br />
hing in einem ganz unbeschreiblichen Zustande um den Kopf. Die Wangen waren<br />
eingefallen, und die Augen lagen tief in den Höhlen, eine Folge von Hunger und Durst und<br />
von erlittenen anderen Qualen.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
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Dorthin brachte der Häuptling die neuen Gefangenen. Während sie herbeigeschritten<br />
waren, hatte Martin zu Jemmy leise gesagt:<br />
»Wohin wird er uns führen? Vielleicht zu meinem Vater?«