Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Und ich werde vor dieselbe treten als freier Mann, mit den Waffen in der Hand, und mich<br />
verteidigen. Und wenn ich bewiesen habe, daß der >schwere Mokassin< mich ohne<br />
Ursache beleidigt hat, wird er mit mir kämpfen müssen.«<br />
»Ein Verräter tritt nicht vor die Versammlung mit den Waffen in der Hand. Wohkadeh wird<br />
die seinigen abgeben. Ist er unschuldig, so erhält er sie wieder.«<br />
»Uff! Wer will sie mir nehmen?«<br />
<strong>Der</strong> junge Mann warf einen kühnen, herausfordernden Blick rund umher. Er sah, daß<br />
mehrere Gesichter Teilnahme für ihn zeigten. Die meisten aber blieben kalt.<br />
»Niemand wird sie dir nehmen,« antwortete der Häuptling. »Du selbst wirst sie ablegen.<br />
Und wenn du das nicht thust, so wirst du eine Kugel erhalten.«<br />
»Ich habe zwei Kugeln in meinem Gewehre.«<br />
Er schlug bei diesen Worten mit der Hand an den Kolben seiner Büchse.<br />
»Wohkadeh hat, als er von uns ging, kein Gewehr besessen. Wo hat er diese Flinte her?<br />
Sie wurde ihm von den Bleichgesichtern geschenkt, und diese verschenken nur dann<br />
etwas, wenn sie Nutzen davon haben. Wohkadeh hat ihnen also Dienste geleistet und<br />
nicht sie ihm. Wohkadeh ist ein Mandane. Es hat ihn keine Squaw der Sioux geboren.<br />
Wer unter diesen tapferen Kriegern will für ihn sprechen, bevor er auf meine Anklage<br />
geantwortet hat?«<br />
Keiner regte sich. <strong>Der</strong> »schwere Mokassin« warf dem Jüngling einen triumphierenden<br />
Blick zu und gebot ihm:<br />
»Steig also vom Pferde und gib die Waffen ab! Du sollst dich verteidigen und dann<br />
werden wir das Urteil fällen. Durch deinen Widerstand beweisest du nur, daß du nicht<br />
unschuldig bist.«<br />
Wohkadeh sah recht wohl ein, daß er sich fügen müsse. Er hatte sich bis jetzt geweigert,<br />
um Eindruck auf diejenigen zu machen, welche dem Häuptlinge nicht wohlgesinnt waren.<br />
»Wenn du das meinst, so will ich mich fügen,« sagte er. »Meine Sache ist gerecht. Ich<br />
kann Eurem Spruch in Ruhe entgegensehen und ergebe mich also bis dahin in Eure<br />
Hände.«<br />
Er stieg ab und legte seine Waffen zu den Füßen <strong>des</strong> Häuptlings nieder. Dieser sagte<br />
einigen der ihm Nahestehenden ein leises Wort, und sogleich zogen sie Riemen hervor,<br />
um Wohkadeh zu binden.<br />
»Uff!« rief er zornig. »Habe ich gesagt, daß ich Euch die Erlaubnis auch dazu gebe?«<br />
»Diese Erlaubnis nehme ich mir,« antwortete der Häuptling. »Bindet ihn und legt ihn in<br />
eine Ecke ganz allein, damit er nicht mit diesen Bleichgesichtern sprechen oder ihnen<br />
winken kann!«<br />
Was hätte Widerstand geholfen? Er hätte die Sache nur verschlimmert; darum ergab sich<br />
Wohkadeh in sein Schicksal. Er wurde an Händen und Füßen gefesselt, so daß er sich<br />
nicht bewegen konnte, und in eine Ecke niedergelegt. Damit ihm ja nicht etwa der<br />
Gedanke an Flucht beikomme, mußten zwei Sioux sich bei ihm niedersetzen.<br />
Ein alter Krieger trat zu dem Häuptling und sagte zu ihm:<br />
»Es gingen der Winter viel mehr über mein Haupt als über das deinige; darum darfst du<br />
mir nicht zürnen, wenn ich dich frage, ob du wirklich Gründe hast, Wohkadeh für einen<br />
Verräter zu halten.«<br />
»Ich will dir antworten, weil du der älteste der Krieger bist, die bei mir sind. Ich habe<br />
keinen eigentlichen Grund als nur den einen, daß eines dieser gefangenen<br />
Bleichgesichter, nämlich das jüngste, dem Bärentöter, welcher da hinten bei den Pferden<br />
liegt, sehr ähnlich sieht.«<br />
»Kann das ein Grund sein?«<br />
»Ja. Ich werde es dir beweisen.«<br />
Er trat zu den Gefangenen, welche, ohne ihm helfen zu können, gesehen und gehört<br />
hatten, was Wohkadeh so nutzlos für sie wagte. Leider verstand weder Jemmy noch Davy