Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Das kommt davon, wenn man off dem Gymnasium nich mal gelernt hat, wie das Wort<br />
Hostiz geschrieben wird! Warum reiten Sie denn da herein! Wären Sie doch draußen<br />
geblieben. Nun haben uns die Kanallgen bei der Parabel!«<br />
Da bekam er selbst von einem Indianer einen noch viel derberen Rippenstoß. <strong>Der</strong> Rote<br />
hielt ihm das Messer vor das Gesicht und gebot:<br />
»Schweig! Sonst ---!«<br />
Er machte die Bewegung <strong>des</strong> Stechens. Frank hielt sich sofort die Hand vor den Mund,<br />
zum Zeichen, daß er keine Lust habe, mit dem Messer Bekanntschaft zu machen.<br />
Wohkadeh war nicht mit hereingekommen, wie bereits erwähnt wurde. Er sah von<br />
draußen, daß seine Gefährten umzingelt wurden, und trieb sofort sein Pferd zur Seite, um<br />
nicht durch die Eingangsöffnung gesehen zu werden. Dann sprang er ab, legte sich auf<br />
den Boden und schob den Kopf nur so weit vor, daß die Augen Freiheit bekamen, in den<br />
Hof zu blicken.<br />
Was er sah, erfüllte ihn mit Bestürzung. Er erkannte den Häuptling. Es war Hong-peh-tekeh,<br />
der schwere Mokassin, der Anführer der Sioux-Ogallala. Er erkannte auch die<br />
anderen. Es waren die sechsundfünfzig Ogallala, zu denen er gehört hatte und denen er<br />
entflohen war. <strong>Der</strong> Weiße, der ihnen hier in die Hände fiel, in der Nähe <strong>des</strong><br />
Häuptlingsgrabes, war sicherlich verloren, wenn ihm nicht von außen her Rettung wurde.<br />
Was sollte er thun? So fragte sich der wackere Wohkadeh. Schnell nach dem See<br />
zurückreiten, um Old Shatterhand mit den Seinen zu holen? Nein. Es kam ihm ein<br />
besserer Gedanke. <strong>Der</strong>selbe war zwar außerordentlich kühn, gab aber doch wenigstens<br />
eine kleine Hoffnung auf Erfolg. Er wollte hinein zu den Ogallala; er wollte riskieren, von<br />
ihnen in Stücke zerrissen zu werden. Er mußte sie belügen. Begriffen die Weißen seine<br />
Absicht, ohne daß er sie ihnen zu erklären brauchte, und richteten sie ihre Aussagen<br />
danach ein, so war es möglich, einen Erfolg zu erzielen.<br />
Er bedachte sich nicht länger. Es war ein wahres Heldenstück, welches auszuführen er<br />
sich vorgenommen hatte; aber was würden Win<strong>net</strong>ou und Old Shatterhand, seine beiden<br />
Ideale, sagen, wenn sie davon hörten l<br />
Dieser Gedanke verdoppelte seine Kühnheit. Er stieg auf sein Pferd und ritt in den Hof,<br />
die unbefangenste Miene zeigend, die es nur geben kann.<br />
Soeben sollten die vier Gefangenen gefesselt werden. Zwei, drei Lançaden seines<br />
Pfer<strong>des</strong>, und er hielt vor ihnen.<br />
»Uff!« rief er mit lauter Stimme. »Seit wann schlingen die Krieger der Sioux-Ogallala<br />
Fesseln um die Hände ihrer besten Freunde? Diese Bleichgesichter sind die Brüder<br />
Wohkadehs!«<br />
Sein plötzliches Erscheinen erregte allgemeines Staunen. Doch machte sich das letztere<br />
nur durch einige halblaute, kurze Ausrufe Luft. <strong>Der</strong> »schwere Mokassin« zog die Brauen<br />
finster zusammen, musterte mit stechendem Blicke die ganze Erscheinung <strong>des</strong> jungen<br />
Kriegers und antwortete:<br />
»Seit wann sind die weißen Hunde die Brüder der Ogallala?«<br />
»Seit sie Wohkadeh das Leben gerettet haben.«<br />
<strong>Der</strong> Häuptling bohrte seinen Blick förmlich in denjenigen Wohkadehs. Dann fragte er:<br />
»Wo ist Wohkadeh bisher gewesen? Warum ist er nicht zurückgekehrt zur richtigen Zeit,<br />
als er ausgesendet wurde, nach den Kriegern der Schoschonen zu spähen?«<br />
»Weil er gefangen wurde von den Hunden der Schoschonen. Diese vier Bleichgesichter<br />
aber haben für ihn gekämpft und ihn gerettet. Sie haben ihm einen Weg gezeigt, welcher<br />
schnell und leicht nach dem Yellowstone führt, und sind mit ihm gekommen, die Pfeife <strong>des</strong><br />
Friedens mit dem >schweren Mokassin< zu rauchen.«<br />
Die Lippen <strong>des</strong> Häuptlings umzuckte ein höhnisches Lächeln.<br />
»Steig vom Pferde und tritt zu deinen weißen Brüdern!« gebot er. »Du bist unser<br />
Gefangener, gerade wie sie.«