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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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ergoß. Es schien, als ob man das Ufer <strong>des</strong> letzteren von hier an nicht mehr direkt<br />

verfolgen könne, und darum bogen die Fünf links ein, um dem Laufe <strong>des</strong> heißen<br />

Flüßchens zu folgen.<br />

Hier gab es weder Baum noch Strauch. Es war alle Vegetation erstorben. Die heiße<br />

Flüssigkeit hatte ein schmutziges Aussehen und roch wie faule Eier. Es war kaum zum<br />

Aushalten. Und doch wurde es nicht eher anders und besser, als bis sie nach einem<br />

stundenlangen, beschwerlichen Ritte die Höhe erreichten. Hier gab es auch klares,<br />

frisches Wasser, und bald zeigten sich Büsche, später sogar Bäume.<br />

Von einem wirklichen Wege war natürlich keine Rede. Die Pferde hatten sich oft auf weite<br />

Strecken hin über Felsbrocken weg zu arbeiten, welche das Aussehen hatten, als sei ein<br />

Berg vom Himmel gestürzt und hier unten in lauter Stücke zerbrochen.<br />

Diese Trümmer hatten oft eine wunderbare Gestalt, und oft blieben die fünf Reiter halten,<br />

um ihre Meinung über dieselbe auszutauschen. Dabei verging die Zeit, und es war bereits<br />

mittag, als sie erst die Hälfte <strong>des</strong> Weges zurückgelegt hatten.<br />

Da erblickten sie von weitem ein ziemlich großes Haus. Es schien eine in italienischem<br />

Stile gebaute Villa zu sein, an welche sich ein mit einer hohen Mauer umgebener Garten<br />

lehnte. Ganz erstaunt blieben sie halten.<br />

»Ein Wohnhaus hier am Yellowstone! Das ist doch gar nicht möglich!« sagte Jemmy.<br />

»Warum soll das nicht möglich sein?« antwortete Frank. »Wenn off dem Sankt Bernhardt<br />

een Hostiz ist, so kann hier doch vielleicht ooch eens errichtet worden sein. Die<br />

Menschenmöglichkeet ist überall vorhanden.«<br />

»Hospiz heißt es, aber nicht Hostiz,« bemerkte Jemmy.<br />

»Fangen Sie nich etwa mit mir an! Haben Sie vorhin von meinen mineralischen<br />

Kenntnissen nischt profitieren wollen, so brauchen Sie mir jetzt Ihre zweifelhafte Weisheet<br />

ooch nich auszukramen! Sind Sie denn vielleicht schon mal off dem Sankt Bernhardt<br />

gewest?«<br />

»Nein.«<br />

»So schweigen Sie also ganz schtille! Nur wer da droben wohnt, kann drüber reden. Aber<br />

sehen Sie doch mal genauer nach dem Hause hin! Schteht da nich een Mensch grad vor<br />

dem Thore?«<br />

»Allerdings. Wenigstens scheint es so. Aber jetzt ist er weg. Es wird wohl nur ein Schatten<br />

gewesen sein.«<br />

»So? Da blamieren Sie sich wieder mal mit Ihren optischen Erfahrungen. Wo es eenen<br />

menschlichen Schatten gibt, da muß es unbedingt ooch eenen Menschen geben, der<br />

diesen Schatten geworfen hat. Das ist die bekannte Lehre von Pythagorassen seiner<br />

Hypotenuse off den zwee Kathedern. Und wenn der Schatten weg ist, so muß entweder<br />

die Sonne verschwunden sein oder derjenige, der den Schatten geworfen hat. Die Sonne<br />

ist aber noch da, folglich ist der Kerl fort. Wohin, das werden wir bald merken.«<br />

Sie näherten sich dem Bauwerke schnell, und da erkannten sie freilich, daß es nicht von<br />

Menschenhänden errichtet, sondern ein Werk der Natur war. Die scheinbaren Mauern<br />

bestanden aus blendend weißem Feldspat. Mehrere Oeffnungen konnten von weitem<br />

leicht für Fenster gehalten werden. Eine weite, hohe Thüröffnung war auch vorhanden.<br />

Wenn man durch dieselbe blickte, so sah man eine Art weiten Hofes, welcher durch<br />

natürliche Felsencoulissen in mehrere verschieden große Abteilungen geschieden wurde.<br />

In der Mitte dieses Hofes sprudelte ein Quell aus der Erde hervor und schickte sein klares,<br />

kaltes Wasser gerade zum Thore heraus.<br />

»Wunderbar!« gestand Jemmy. »Dieser Ort eig<strong>net</strong> sich prächtig zu einer Mittagsrast.<br />

Wollen wir hinein?«<br />

(Fortsetzung folgt.)<br />

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