Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Hast du sonst noch einen Auftrag?«<br />
»Nein. Masser Bob weiter nichts wissen.«<br />
»Dein guter Massa Martin hat da eine Dummheit gemacht; ich glaube, es kann ihm dabei<br />
an den Kragen gehen.«<br />
»Was! Massa Martin an den Kragen? Da Masser Bob sich setzen sofort auf Pferd, um ihm<br />
nachreiten und erretten!«<br />
Er wollte eiligst fort, hin zu den Pferden.<br />
»Halt!« befahl ihm Old Shatterhand. »Du bleibst! Du darfst zu der ersten Dummheit nicht<br />
noch eine zweite fügen, welche noch größer sein würde.«<br />
»Aber Masser Bob doch müssen retten sein lieb gut Massa Martin!« rief der treue<br />
Schwarze. »Masser Bob schlagen tot all ganz Sioux-Ogallala!«<br />
»Ja, so wie du zum Beispiel auch den Bären totschlugst, als du vor Angst auf die Birke<br />
klettertest.«<br />
»Ogallala sein kein Bär. Masser Bob sich nicht fürchten vor Ogallala!«<br />
Er streckte seine großen Fäuste drohend aus und machte eine Miene, als ob er gleich<br />
zehn Ogallala verschlingen wolle.<br />
»Nun gut, ich will es einmal mit dir versuchen, weil du deinen jungen Herrn so hebst.<br />
Mache dich bereit, in wenigen Minuten mit uns zu reiten!«<br />
Und zu Win<strong>net</strong>ou, bei welchem jetzt der Häuptling der Upsarocas und der Häuptling der<br />
Schoschonen mit Moh-aw, seinem <strong>Sohn</strong>e, standen, fuhr er fort:<br />
»Mein Bruder wird den Ritt fortsetzen und mich am K'untui-temba, dem Maule der Hölle,<br />
erwarten. Mit mir aber werden reiten die fünfzehn Krieger der Upsarocas mit ihrem<br />
Häuptlinge und Moh-aw mit fünfzehn Kriegern der Schoschonen. Wir müssen diesen fünf<br />
vorwitzigen Menschen augenblicklich folgen, um sie zu retten, wenn sie sich in Gefahr<br />
befinden. Wann wir dem Häuptlinge der Apachen folgen werden, das weiß ich nicht. Auch<br />
kann ich nicht vorher bestimmen, von welcher Seite ich nach dem >Maule der Hölle<<br />
kommen werde. Mein Bruder mag nach beiden Seiten Männer senden, welche<br />
aufzupassen haben, denn es ist nun möglich, daß die Sioux eher am Grabe der<br />
Häuptlinge sind als ich mit meinen Kriegern.«<br />
Nur wenige Minuten später galoppierte Old Shatterhand mit seinen Begleitern in<br />
derselben Richtung fort, in welcher die fünf Unvorsichtigen gestern abend das Lager<br />
verlassen hatten. Ob, wo, wann und unter welchen Umständen er sie einholen werde, das<br />
konnte er freilich nicht wissen.<br />
Sie hatten natürlich einen weiten Vorsprung vor ihm. <strong>Der</strong> Ritt war zwar wegen der Nacht<br />
und ihrer Unbekanntschaft mit dem Terrain nur langsam vorwärts gegangen, aber<br />
dennoch lag beim Anbruch <strong>des</strong> Tages der Yellowstonesee bereits in bedeutender<br />
Entfernung hinter ihnen, und nun konnten sie die Pferde besser ausgreifen lassen.<br />
Jemmy und Davy fühlten sich heute ganz in ihrem Elemente. Sie waren diejenigen, auf<br />
welche sich die drei anderen verlassen mußten, während in letzter Zeit nur wenig nach<br />
ihren Meinungen gefragt worden war. Und wenn sie die Gegend, in welcher sie sich<br />
befanden, auch gar nicht kannten, so verließen sie sich auf ihre Erfahrung und<br />
Gewandtheit und waren vollständig überzeugt, daß ihr Rekognitionsritt einen guten<br />
Ausgang finden werde.<br />
Zu sehen gab es, als es hell geworden war, genug, ja mehr, als für den Zweck ihres Rittes<br />
eigentlich nützlich war. Die Scenerie <strong>des</strong> Flusses und seiner Ufer war eine so<br />
außerordentlich interessante, daß es keinem von ihnen gelang, die Ausrufe der<br />
Bewunderung, welche ihnen über die Lippen wollten, zurückzuhalten.<br />
Das Thal <strong>des</strong> Flusses war zunächst ziemlich breit und bot zu beiden Seiten reiche<br />
Abwechselung. Bald stiegen die Höhen allmählich herab zu den Ufern, und bald strebten<br />
sie steilan zum Himmel empor; aber mochte die Formation sein, welche sie wollte,<br />
allüberall machten sich die Wirkungen unterirdischer Gewalten geltend.