Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Schau mich an! Erkennst du mich?« antwortete Jemmy, nahe an ihn herantretend, so<br />
daß seine Gestalt deutlich zu bemerken war.<br />
»Ja. Du bist Jemmy-petahtscheh.«<br />
»Sprich leise, damit keiner der Schläfer geweckt werde. Old Shatterhand sendet uns aus.<br />
Er weiß, wohin wir gehen. Ist dir das genug?«<br />
»Meine weißen Brüder sind unsere Freunde. Ich darf sie nicht hindern, die Befehle <strong>des</strong><br />
großen Jägers auszuführen.«<br />
Sie gingen weiter. Als sie so entfernt vom Lager waren, daß kein Huftritt dort mehr gehört<br />
werden konnte, stiegen sie auf, suchten die lichtere Nähe <strong>des</strong> Seeufers auf und trabten<br />
längs <strong>des</strong>selben hin, um den Ausfluß <strong>des</strong> Yellowstoneriver zu erreichen und demselben in<br />
nördlicher Richtung zu folgen.<br />
<strong>Der</strong> Schoschone hielt den Vorfall für so einfach und selbstverständlich, daß er sich gar<br />
nicht die Mühe gab, später dem ihn ablösenden Posten eine Mitteilung darüber zu<br />
machen. So blieb die Entfernung der<br />
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fünf kühnen oder vielmehr leichtsinnigen Deserteure unbemerkt, bis der Tag graute.<br />
Um diese frühe Zeit sollte aufgebrochen werden. Daher erhoben sich, als die ersten<br />
Vogelstimmen in den Zweigen ertönten, alle von ihren Lagerorten. Da bemerkte Old<br />
Shatterhand zunächst, daß Martin Baumann fehlte. Da ihm sofort die gestrige Befürchtung<br />
zurückkehrte, forschte er nach Jemmy, und bald stellte es sich heraus, daß nicht nur<br />
dieser auch fehlte, sondern ebenso Davy, Frank und Wohkadeh nicht mehr vorhanden<br />
waren. Wie man sich dann sogleich überzeugte, hatten sie zu Pferde das Lager<br />
verlassen.<br />
Nun erst jetzt meldete sich der Schoschone, welcher gestern abend die Wache gehabt<br />
hatte, und erzählte Old Shatterhand, welche Erklärung ihm von Jemmy gemacht worden<br />
war.<br />
Win<strong>net</strong>ou stand dabei und konnte sich trotz seines sonstigen Scharfsinnes die Absicht, in<br />
welcher die Fünf sich so heimlich entfernt hatten, nicht denken.<br />
»Sie sind den Sioux-Ogallala entgegen,« erklärte ihm Old Shatterhand.<br />
»So haben sie ihr Hirn verloren,« zürnte der Apache. »Sie werden nicht nur der Gefahr,<br />
welcher sie entgegenreiten, nicht entgehen, sondern auch unsere Anwesenheit verraten.<br />
Warum aber wollen sie den Sioux begegnen?«<br />
»Um zu erfahren, ob der Bärentöter noch lebe.«<br />
»Ist er tot, so vermögen sie doch nicht, ihm das Leben zurückzugeben, und lebt er noch,<br />
so werden sie ihm Unglück bringen. Win<strong>net</strong>ou kann diesen großen Fehler den zwei<br />
kühnen Knaben verzeihen; die beiden alten, weißen Jäger aber sollten am Pfahle<br />
aufgestellt werden, den Squaws und Kindern zum Spotte!«<br />
Da kam Bob, der Neger, herbei. <strong>Der</strong> Skunkgeruch war noch nicht ganz von ihm gewichen,<br />
so daß keiner der Leute ihn gern in seiner Nähe duldete. Er trug immer noch nur die alte<br />
Pferdedecke, welche der lange Davy ihm geschenkt hatte. Des Nachts, wenn es kühl<br />
wurde, hatte er sich bisher in das Fell <strong>des</strong> von Martin Baumann erlegten Bären gewickelt.<br />
»Massa Shatterhand suchen Massa Martin?« fragte er.<br />
»Ja. Kannst du mir Auskunft erteilen?«<br />
»O, Masser Bob sein ein sehr kluger Masser Bob. Er wissen, wo Massa Martin sein.«<br />
»Nun wo?«<br />
»Sein fort, zu Sioux-Ogallala, zu sehen gefangen Massa Baumann. Massa Martin haben<br />
Masser Bob alles sagen, damit Masser Bob dann Massa Shatterhand wiedersagen.«<br />
»Also doch ganz so, wie ich dachte!« sagte Old Shatterhand. »Wann wollen sie<br />
zurückkommen?«<br />
»Wann sie haben sehen Massa Baumann, dann kommen uns nach an Fireholefluß.«