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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»So ist also alles in Ordnung, und es handelt sich nur darum, unbemerkt fortzukommen.<br />

Freilich wird es morgen früh eine große Sorge um uns geben, wenn wir verschwunden<br />

sind, aber ich denke, der Neger wird den Auftrag ausrichten. Da kommt Jemmy.«<br />

<strong>Der</strong> Dicke kam herbei und setzte sich zu ihnen.<br />

»Nicht wahr, Old Shatterhand hegt Mißtrauen?« fragte Davy.<br />

»Ja. Er hat mich inquiriert wie einen Spitzbuben,« brummte der Dicke mißmutig.<br />

»Du hast aber doch nichts gestanden?«<br />

»Versteht sich ganz von selbst. Aber sauer ist es mir freilich geworden. Ich habe meine<br />

Zuflucht sogar zur Grobheit nehmen müssen. Das nahm er mir übel und ging fort.«<br />

»Und er hat gesehen, daß du unsere Pferde anpflocktest?«<br />

»Ich hatte es nur erst mit dem meinigen gethan. Er war mir glücklicherweise zu schnell<br />

nachgekommen. Laßt uns aber jetzt schweigen, damit wir sein Mißtrauen einschläfern. Da<br />

kommt nun auch der Mond. Wir wollen das Feuer auslöschen und uns dann unter die<br />

Bäume legen. Da gibt es Schatten, und man bemerkt unsere Entfernung nicht sogleich.«<br />

»Gut, daß wir Mondschein haben; da finden wir wenigstens den Weg.«<br />

»Er ist uns deutlich vorgezeich<strong>net</strong>, immer am Flusse hinab. Einerseits ist es mir gar nicht<br />

lieb, daß wir gezwungen sind, die Gefährten zu täuschen, andererseits aber kann es<br />

ihnen auch nichts schaden. Früher hatten auch wir ein Wort zu sagen; jetzt aber sind Old<br />

Shatterhand und Win<strong>net</strong>ou die Kommandanten. Jemmy und Davy werden nur so<br />

nebenbei einmal um ihre Ansicht gefragt. Da ist es eigentlich ganz an der Zeit, ihnen zu<br />

zeigen, daß wir auch noch zu den Westmännern gehören, die einen Plan entwerfen und<br />

ihn auch ausführen können. Jetzt nun zur Ruhe. Sie darf für uns nicht lange währen.«<br />

Das Feuer wurde ausgelöscht. Auch die Flammen, an denen die Indianer gesessen<br />

hatten, brannten nicht mehr. Die Gespräche waren verstummt. Old Shatterhand legte<br />

sich, als er zurückgekehrt war, neben Win<strong>net</strong>ou in das Gras. Nun war es still ringsum. Nur<br />

das schrille Pfeifen der dem Erdinnern entströmenden Dämpfe ließ sich in regelmäßigen<br />

Zwischenräumen hören.<br />

Es verging weit über eine Stunde, da regte es sich leise unter den Bäumen, wo Frank,<br />

Jemmy, Davy, Martin und Wohkadeh sich zusammen gelagert hatten.<br />

»Meine Brüder mögen mir folgen,« flüsterte der junge Indianer. »Es ist Zeit. Wer eher<br />

geht, der kommt eher an.«<br />

Sie griffen nach ihren Waffen und sonstigen Sachen und schlichen sich leise unter den<br />

Bäumen dahin, den Pferden zu. Jemmy fand das seinige leicht; die anderen mußten erst<br />

gesucht werden; aber den scharfen Augen Wohkadehs gelang es schnell, die vier Tiere<br />

von den anderen zu unterscheiden.<br />

Ohne ein leichtes Geräusch ging das freilich nicht ab. Darum blieben die fünf Flüchtlinge,<br />

als sie die Pferde beisammen hatten, eine kleine Weile lauschend stehen, um zu<br />

beobachten, ob ihr Verschwinden bemerkt worden sei.<br />

Als es aber dort bei den Schlafenden ruhig blieb, führten sie die Pferde, deren Hufschlag<br />

durch das Gras gedämpft wurde, langsam fort.<br />

Freilich, ganz unbemerkt entkamen sie nicht. Obgleich an die Nähe eines Fein<strong>des</strong> nicht<br />

gedacht werden konnte, waren doch einige Wachen, die sich von Zeit zu Zeit abzulösen<br />

hatten, ausgestellt worden. Für die Nacht war dies schon wegen den wilden Tieren im<br />

Walde notwendig. An einem dieser Wachtposten kamen sie vorüber.<br />

Es war ein Schoschone. Er hörte sie kommen, wußte natürlich, daß die vom Lager her<br />

Nahenden Freunde sein mußten, und machte daher keinen Lärm. <strong>Der</strong> Schein <strong>des</strong><br />

Mon<strong>des</strong>, welcher sich zwischen einzelnen Zweigen hindurch herniederstahl, erlaubte ihm,<br />

die Pferde zu sehen. Daß sich Männer mit ihren Tieren entfernen wollten, das erregte<br />

seine Verwunderung.<br />

»Was haben meine Brüder vor?« fragte er.

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