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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»Mit diesem Gedanken braucht Ihr Euch nicht zu sorgen. Die Ogallala wollen ihre<br />

Gefangenen nach dem Häuptlingsgrabe bringen, und das werden sie auch thun; darauf<br />

könnt Ihr Euch verlassen. Je später die Unglücklichen getötet werden, <strong>des</strong>to länger<br />

dauern die Qualen, welche sie zu erdulden haben, und darum fällt es den Sioux gar nicht<br />

ein, sie ihnen durch einen früheren Tod abzukürzen. Ich kenne diese roten Kerls sehr<br />

genau, und wenn ich Euch sage, daß Euer Vater jedenfalls noch lebt, so könnt Ihr es<br />

glauben.«<br />

Er wickelte sich in seine Decke, legte sich nieder und that, als ob er schlafen wolle. Unter<br />

den nicht ganz geschlossenen Lidern hervor aber beobachtete er Martin Baumann, den<br />

dicken Jemmy und den Hobble-Frank, welche leise und angelegentlich flüsterten, genau.<br />

Nach einiger Zeit erhob der Dicke sich von seinem Platze und schlenderte langsam und<br />

scheinbar unbefangen nach der Seite hin, in welcher die Pferde graseten. Sofort stand<br />

auch Old Shatterhand auf und folgte ihm heimlich. Er sah, daß Jemmy sein Pferd,<br />

welches nur angehobbelt war, anpflockte, und trat nun schnell auf ihn zu.<br />

»Master Jemmy, was hat Euer Gaul verbrochen, daß er nicht frei fressen soll?« fragte er<br />

ihn.<br />

<strong>Der</strong> einstige Gymnasiast wendete sich erschrocken zu ihm um.<br />

»Ah, Ihr seid es, Sir? Ich hielt Euch doch für eingeschlafen.«<br />

»Und ich hielt Euch bis jetzt für einen ehrlichen Kerl!«<br />

»Alle Teufel! Meint Ihr etwa, daß ich es jetzt nicht mehr bin?«<br />

»Fast scheint es so!«<br />

»Warum?«<br />

»Aus welchem Grunde erschrakt Ihr so, als ich jetzt hierher kam?«<br />

»Aus dem einfachen Grunde, aus welchem ein jeder erschrickt, der bei Nacht ganz<br />

unerwartet angeredet wird.«<br />

»<strong>Der</strong> müßte ein ziemlich schlechter Westmann sein. Ein braver Jäger bewegt sich unter<br />

Umständen selbst dann nicht, wenn ganz unerwartet vor seinem Ohr ein Schuß<br />

abgefeuert wird.«<br />

»Ja, wenn dabei die Kugel ihm durch den Kopf geht, so bewegt er sich allerdings nicht<br />

mehr!«<br />

»Pah! Ihr wißt genau, daß es hier kein feindliches Wesen gibt! Es sollte niemand merken,<br />

daß Ihr Euer Pferd angepflockt habt.«<br />

<strong>Der</strong> Dicke verbarg seine Verlegenheit hinter einem zornigen Tone:<br />

»Jetzt, Sir, begreife ich Euch nicht. Kann ich denn mit meinem Pferde nicht mehr machen<br />

was mir beliebt?«<br />

»Ja, aber heimlich braucht Ihr es nicht zu thun!«<br />

»Von Heimlichkeit ist keine Rede. Unter den Pferden der Upsarocas befinden sich einige<br />

Schläger. Mein Gaul ist bereits einmal verletzt worden. Damit das nicht wieder geschehen<br />

möge, habe ich ihn angepflockt; er soll diese störrige Gesellschaft gar nicht aufsuchen<br />

können. Ist das eine Sünde, so hoffe ich, daß ich Vergebung finde.«<br />

Er wendete sich ab, um zum Lager zurückzukehren. Old Shatterhand aber legte ihm die<br />

Hand auf die Schulter und bat:<br />

»Bleibt noch einen kurzen Augenblick, Master Jemmy. Es kann nicht meine Absicht sein,<br />

Euch zu beleidigen; aber ich glaube Veranlassung zu haben, Euch zu warnen. Daß ich<br />

das unter vier Augen thue, mag Euch zeigen, wie hoch ich Euch schätze.«<br />

Jemmy schob seinen Hut nach vom, kratzte sich hinter dem Ohre, wie es sonst sein<br />

Freund Davy zu thun pflegte, wenn er sich in Verlegenheit befand, und antwortete:<br />

»Sir, wenn ein anderer mir das sagte, so würde ich ihm ein wenig mit der Faust im<br />

Gesicht herumlaufen; von Euch aber will ich die Warnung annehmen. Also, wenn Ihr<br />

einmal geladen habt, so drückt in Kuckucks Namen los!«<br />

»Schön! Welche Heimlichkeiten habt Ihr mit dem <strong>Sohn</strong>e <strong>des</strong> <strong>Bärenjägers</strong>?«

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