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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Erhabene an, so weicht man wenige Schritte weiter vor dem Schrecklichen zurück. Hat<br />

man an der einen Stelle eine Riesenfontäne bewundert, welche tausend Fuß hoch über<br />

dem Flußniveau an den Wänden <strong>des</strong> Cannons emporsteigt, so schreitet man dann über<br />

Felder von Karneolen, Moosachaten, Chalcedon, Opalen und anderen Halbedelsteinen,<br />

deren Wert ein geradezu ungeheuerer ist.<br />

Und dort zwischen den Bergen <strong>des</strong> Felsengebirges schlummern herrliche Seen. <strong>Der</strong><br />

größte und schönste derselben ist der Yellowstonesee, welcher mit Ausnahme <strong>des</strong><br />

Titikakasees der höchstgelegene große See der Erde ist, denn er liegt fast achttausend<br />

Fuß hoch über dem Meeresspiegel.<br />

Sein Wasser ist sehr schwefelhaltig, seine tiefen Einschnitte wimmeln von riesigen<br />

Forellen, deren Fleisch einen ganz eigenartigen, aber sehr guten Geschmack besitzt. Die<br />

ihn umgebenden Wälder sind reich an Hochwild, Elentieren, Bären. An den Ufern<br />

entspringen unzählige heiße Quellen, aus denen die Dämpfe der Unterwelt hervorpfeifen,<br />

laut und schrill, wie aus den Ventilen einer Lokomotive.<br />

Ein ängstliches Gemüt kommt da sehr leicht auf den Gedanken, diesem Gebiete zu<br />

entweichen. Die im Inneren der Erde<br />

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ruhelos arbeitenden Gewalten machen sich hier gar zu sehr bemerklich. Man fühlt sich<br />

nicht mehr sicher auf der Erde. Es ist, als müsse die ganze meilenweite Gegend im<br />

nächsten Augenblicke entweder versinken oder als gigantischer, feuerspeiender Krater<br />

weit über die Spitzen der Rocky Mountains emporgehoben werden - beide Fälle gleich<br />

unangenehm für denjenigen, der mit versinken oder mit emporgeschleudert werden soll.<br />

Da, wo der Yellowstonefluß aus dem See tritt und das Ufer <strong>des</strong> letzteren sich südwestlich<br />

nach der Stelle hinzieht, an welcher der Bridge-Creek einmündet, brannten einige Feuer.<br />

Man hatte sie angebrannt, weil es dunkel geworden war, nicht aber weil sie zur Bereitung<br />

<strong>des</strong> Aben<strong>des</strong>sens gebraucht worden wären. In letzterer Beziehung hatte die Natur sehr<br />

freundlich Sorge getragen.<br />

Ellenlange Forellen, im kalten Seewasser gefangen, wurden im heißen Wasser gesotten,<br />

welches nur wenige Fuß entfernt aus dem Boden hervorkochte. <strong>Der</strong> kleine Sachse bildete<br />

sich nicht wenig darauf ein, am Nachmittag ein wil<strong>des</strong> Schaf geschossen zu haben. Es<br />

gab infolge<strong>des</strong>sen gekochtes Schöpsenfleisch voran und Forellen als Dessert. Die heiße<br />

Quelle war von so geringem Umfang, daß sie geradezu als Kochtopf diente, und das<br />

abfließende Wasser hatte dadurch einen solchen Bouillongeschmack, daß es mit den<br />

wenigen vorhandenen Lederbechern geschöpft und mit großem Appetit getrunken wurde.<br />

Die Gesellschaft war, ganz wie Old Shatterhand es vorhergesagt hatte, über den Pelikan-<br />

und den Yellowstonefluß herüber gekommen, wollte morgen vormittag über den Bridge-<br />

Creek und dann gerade westlich nach dem Feuerlochflusse reiten. Dort arbeitete der<br />

Geiser, welcher von den Indianern K'un-tui-temba, d. i. Höllenmaul genannt wird und in<br />

<strong>des</strong>sen Nähe das Häuptlingsgrab als Ziel <strong>des</strong> weiten Rittes lag.<br />

Dieser war weit schneller von statten gegangen, als man vorher hatte denken können.<br />

Obgleich das Ziel sich bereits in ziemlicher Nähe befand, waren noch volle drei Tage bis<br />

zum Vollmonde, und Old Shatterhand war der Ueberzeugung, daß die Sioux-Ogallala<br />

unmöglich bereits hier sein könnten. Er bemerkte im Laufe <strong>des</strong> Gespräches:<br />

»Sie können kaum Bottelers Range erreicht haben, und wir sind also vor ihnen sicher.<br />

Laßt immerhin die Feuer brennen, bis nachher der Mond hinter den Bergen aufsteigt.<br />

Andere menschliche Wesen als die Sioux haben wir nicht zu erwarten. Wir haben gar<br />

nichts zu befürchten.«<br />

»Und wie ist von Bottelers Range sodann der Weg herauf, Sir?« fragte Martin Baumann.<br />

»Wollt Ihr ihn vielleicht reiten, junger Freund?«

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