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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Kein Laut ließ sich rund im Kreise hören, und als der kleine Sachse ein jubeln<strong>des</strong> Hurra<br />

rufen wollte, gebot Old Shatterhand ihm durch eine so gebieterische Armbewegung<br />

Schweigen, daß er nur die erste Silbe dieses Wortes hören ließ, die zweite aber nicht<br />

aussprach.<br />

»Stich zu!« knirschte der Upsaroca, indem er einen Blick glühenden Hasses in das<br />

Gesicht <strong>des</strong> über ihn gebeugten Apachen warf und dann die Augen schloß.<br />

Aber Win<strong>net</strong>ou erhob sich, schnitt den Riemen <strong>des</strong> Besiegten durch und sagte:<br />

»Stehe auf! Ich habe versprochen, dich nicht zu töten, und ich halte mein Wort.«<br />

»Ich mag nicht leben; ich bin besiegt!«<br />

Da trat Oiht-e-keh-fa-wakon zu ihm heran und gebot ihm in zornigem Tone:<br />

»Erhebe dich! Dir wird das Leben geschenkt, weil dein Skalp für den Sieger keinen Wert<br />

hat. Du hast dich gehalten wie ein Knabe. Aber noch stehe ich hier, um für uns zu<br />

kämpfen. Ich werde zweimal siegen, und während wir uns in die Skalpe der Feinde teilen,<br />

kannst du zu den Wölfen der Prairie gehen, um bei ihnen zu wohnen. Die Heimkehr zu<br />

dem Wigwam ist dir verboten!«<br />

<strong>Der</strong> »hundertfache Donner« stand auf und griff nach dem ihm entfallenen Messer.<br />

»<strong>Der</strong> große Geist hat nicht gewollt, daß ich siege,« sagte er. »Zu den Wölfen gehe ich<br />

nicht. Hier habe ich ein Messer, um das Leben zu enden, welches ich nicht geschenkt<br />

haben mag. Vorher aber will ich sehen, ob du besser als ich zu siegen verstehst.«<br />

Er entfernte sich langsam eine kurze Strecke und setzte sich dort in das Gras. Es war ihm<br />

anzusehen, daß es ihm Ernst damit war, die Schande, besiegt worden zu sein, nicht zu<br />

überleben.<br />

Kein Blick aus den Augen der Seinen fiel auf ihn. Desto hoffnungsvoller sahen sie auf<br />

ihren Anführer, der seine mächtige Gestalt an den Stamm lehnte und Old Shatterhand<br />

aufforderte:<br />

»Komm herbei, und laß uns losen!«<br />

»Ich lose nicht,« antwortete dieser. »Man mag mich mit der Rechten anbinden.«<br />

»Wohl, weil du schneller sterben willst?«<br />

»Nein, sondern weil ich glaube, daß deine Linke schwächer ist als die Rechte. Ich will<br />

keinen Vorteil über dich haben. Du bist verwundet worden.«<br />

Er deutete auf die linke Achsel <strong>des</strong> Roten, über welche sich eine breite Narbe zog. Sein<br />

Gegner konnte diesen Edelmut nicht begreifen; er maß ihn mit einem Blicke größten<br />

Erstaunens und antwortete:<br />

»Willst du mich beleidigen! Sollen die Deinen, wenn ich dich getötet habe, sagen, daß<br />

dies nicht geschehen wäre, wenn du mir nicht diese Gnade erwiesen hättest? Ich<br />

verlange, daß du mit mir losest.«<br />

»Nun wohl; ich bin bereit.«<br />

Das Los entschied nach Old Shatterhands Willen, nämlich zu Gunsten seines Gegners,<br />

<strong>des</strong>sen linke Hand gefesselt wurde. Nach wenigen Augenblicken standen sich die beiden<br />

gegenüber, und wer die Muskeln <strong>des</strong> Riesen sah, welche sich wie langgezogene Knäuel<br />

um seine Glieder ballten, dem mußte um Old Shatterhand bange werden.<br />

(Fortsetzung folgt.)<br />

//105// 441<br />

Dieser aber zeigte denselben äußerlichen Gleichmut wie vorhin Win<strong>net</strong>ou.<br />

»Du kannst beginnen,« forderte ihn der Upsaroca auf. »Ich werde dir den ersten Stoß<br />

erlauben. Drei Stöße werde ich nur abwehren, dann aber wirst du von meinem ersten<br />

Stoße fallen.«<br />

Da lachte Old Shatterhand kurz auf. Er stieß sein Messer in den Stamm der Linde und<br />

antwortete:

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