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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»Hören Sie, Herr Pfefferkorn,« sagte er, »das ist eene Situation, bei welcher es eenem<br />

eiskalt über die Haut läuft. Denn nich alleene diese beeden riskieren ihr Leben, sondern<br />

wir das unserige ooch. In diesem Momente hab' ich unter meiner Schkalplocke een<br />

Gefühl, als ob sie mir so ganz successiverweise schon bereits in die Höhe gezogen<br />

würde. Ich danke eegentlich sehre schöne für das Verschprechen, uns geduldig<br />

abschlachten zu lassen, wenn unsere beeden Champions besiegt werden!«<br />

»Pah!« antwortete Jemmy. »Mir ist zwar auch nicht ganz wohl zu Mute, aber ich denke,<br />

daß wir uns auf Win<strong>net</strong>ou und Old Shatterhand verlassen können.«<br />

»Freilich schient es so, denn der Apache macht een so ruhiges Gesicht, als ob er eenen<br />

Grünsolo mit zehn Matadoren in der Hand hätte. Aber schtille! <strong>Der</strong> >hundertfache<br />

Donner< beginnt zu schprechen.«<br />

<strong>Der</strong> Genannte hatte jetzt sein Messer in die Hand bekommen.<br />

»Schihscheh - komm her!« rief er dem Apachen auffordernd zu. »Oder soll ich dich um<br />

den Baum jagen, bis du vor Angst tot zusammenbrichst, ohne daß mein Messer dich<br />

getroffen hat?«<br />

Win<strong>net</strong>ou antwortete ihm nicht. Er wendete sich an Old Shatterhand und sagte in der<br />

Sprache der Apachen, die sein Gegner nicht verstand:<br />

»Schi din Ida sesteh - ich werde ihm die Hand lähmen.«<br />

Da erklärte Old Shatterhand laut, indem er auf Win<strong>net</strong>ou zeigte:<br />

»Dieser unser Bruder hat sein Herz vor den Gedanken <strong>des</strong> Mor<strong>des</strong> verschlossen. Er wird<br />

seinen Feind besiegen, ohne ihm einen Tropfen Blutes zu nehmen.«<br />

»Uff, uff, uff!« riefen die Upsarocas.<br />

<strong>Der</strong> »hundertfache Donner« antwortete auf Old Shatterhands Erklärung in höhnischem<br />

Tone:<br />

»Dieser Euer Bruder ist vor Angst wahnsinnig geworden. Die Qual soll ihm abgekürzt<br />

werden.«<br />

Er bewegte sich einen Schritt vorwärts, so daß der Stamm <strong>des</strong> Baumes sich nun nicht<br />

mehr zwischen beiden befand. Das Messer fest in der Faust, hielt er das Auge mit einem<br />

wahren Raubtierblick auf Win<strong>net</strong>ou gerichtet. Dieser aber schien ihn gar nicht zu<br />

beachten. Er blickte scheinbar ganz gleichgültig in die Ferne, und sein Gesicht war so<br />

ruhig und unbewegt, als ob es sich jetzt um etwas ihm sehr Gleichgültiges handle. Aber<br />

Old Shatterhand bemerkte gar wohl, daß jeder Muskel und jede Sehne seines roten<br />

Kampfgenossen bereit war, dem erwarteten Angriffe zu begegnen.<br />

<strong>Der</strong> Upsaroca ließ sich täuschen. Er sprang ganz plötzlich auf Win<strong>net</strong>ou ein und erhob<br />

den Arm zum tödlichen Stoße. Aber anstatt zurückzuweichen, kam der Apache ihm<br />

ebenso blitzschnell entgegen. Mit gewaltigem Stoße rannte er dem Feinde die Faust mit<br />

dem Messerhefte in die Achselhöhle. Diese ebenso kühne wie kraftvolle und<br />

wohlgelungene Parade hatte den Erfolg, daß der Upsaroca zurückgeworfen wurde und<br />

sein Messer fallen ließ. Ein Griff <strong>des</strong> Apachen, der das seinige auch wegwarf, und ein<br />

Schrei <strong>des</strong> Roten - Win<strong>net</strong>ou hatte ihm die Hand verrenkt und stieß ihm im nächsten<br />

Augenblicke die geballte Faust so in die Magengrube, daß er hintenüber stürzte und, mit<br />

der Hand am Baumstamme hängend, auf den Rücken zu liegen kam.<br />

<strong>Der</strong> Upsaroca lag einen Augenblick bewegungslos, und das war genügend für den<br />

Apachen. Sein Messer vom Boden aufraffen, sich mit einem schnellen Schnitt durch den<br />

Riemen vom Baume befreien und auf den Feind niederknieen, das war für ihn das Werk<br />

nur einer Sekunde.<br />

»Bist du besiegt?« fragte er.<br />

<strong>Der</strong> andere antwortete nicht. Er atmete keuchend, teils von dem Stoße, den er erhalten<br />

hatte, teils auch aus Grimm und To<strong>des</strong>angst.<br />

Das war alles so gedankenschnell gegangen, daß die einzelnen Bewegungen <strong>des</strong><br />

Apachen mit den Augen fast gar nicht voneinander zu unterscheiden gewesen waren.

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