Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Nämlich Martin Baumann, der junge Sohn des Bärenjägers, sprang vor und rief in zornigem Tone: »Die Weißen sind es, denen Ihr Euer Leben zu verdanken habt, und dennoch nennst du sie Hunde! Du bist nicht wert, daß ein erfahrener Krieger mit dir kämpft. Wohlan, hier steht ein junger weißer Hund, der sich nicht fürchtet, dir seine Zähne zu zeigen, obgleich du der stärkste Krieger deines Stammes bist. Ehe die Sonne so weit vorgerückt ist, wie du sagtest, wird die Haut der großschnabeligen krächzenden Krähe vom Hunde zerrissen sein!« Seine Wangen waren gerötet, und seine Augen leuchteten. Er warf den Jagdrock ab. »Uff, uff!« ertönte es bewundernd im Kreise. Er war der jüngste unter den Anwesenden'. Darum war der Eindruck, den sein mutiges Auftreten machte, ein außerordentlicher. »Deh mehtsih - er ist ein Tapferer!« entfuhr es selbst dem riesigen Upsaroca. »Sehr bray,« sagte Old Shatterhand. »Das wird Euch nicht vergessen sein, mein lieber, junger Master. Aber Ihr wißt, daß ich es bin, der aufgefordert wurde, und darum muß ich bitten, es mir zu überlassen, zu beweisen, daß ein »weißer Hund« sich nicht vor einer Krähe zu fürchten braucht.« »Aber er ist's ja gar nicht wert, daß ein Mann wie Ihr mit ihm kämpft,« warf Martin ein. »Und wenn Ihr etwa meint, daß ich diesen Koloß zu scheuen habe, so denkt daran, daß ich schon gar manchen Grizzly erlegt habe!« »Jawohl ist es Euch anzusehen, daß Ihr zu dem gefährlichen Gang gar gern bereit seid; aber begnügt Euch immerhin einstweilen mit dem Erfolge, welcher in unserer Bewunderung Eueres Mutes besteht! Ich würde ja als Feigling gelten, wenn ich in diese Stellvertretung willigte.« »Das kann ich freilich nicht bestreiten, und darum will ich mich Euerem Willen fügen; aber ich bin es nicht gewohnt, mich einen Hund nennen zu lassen!« Er zog den Jagdrock wieder an und trat zurück. Der Riese gab einem der Seinigen einen Wink. Dieser trat vor, entkleidete seinen Oberkörper und sagte: »Hier steht Makin-oh-punkreh, der >hundertfache Donnerhundertfache Donner

grauen Bären besiegt und würden die beiden Krähen mit einem Drucke der Hand erwürgen. Aber wir wollen thun, als ob wir die Krähen für wirkliche Krieger halten. Sie sollen mit Männern kämpfen. Der >hundertfache Donner< hat jetzt zum letztenmal gerollt.« Da fragte der Genannte zornig: »Wer bist du, der du solche Worte sprichst? Hast du einen Namen? An deinem Gewande ist kein einziges Haar eines Feindes zu sehen. Hast du nur gelernt, die Dschotunka (* Eine flötenartige Pfeife.) zu blasen, so gehe hin und thue es; aber ein Messer gehört nicht in deine Hand. Du würdest dich nur selbst verletzen.« »Meinen Namen werde ich deiner Seele nennen, wenn sie dir aus dem Leib entweicht. Dann wird sie jammern vor Entsetzen und sich nicht in die jenseitigen Jagdgefilde wagen. Sie wird wohnen in den Klüften der Berge, um vor Angst mit den Winden zu heulen und mit den Lüften zu klagen!« »Hund!« schrie der Donner. »Du wagst es, die Seele eines tapferen Kriegers zu schmähen! Du sollst die Strafe augenblicklich empfangen. Wir beide werden zuerst kämpfen, noch vor dem anderen Paare, und dein Skalp soll keinen Platz bei meinen Trophäen erhalten. Ich werde ihn den Ratten vorwerfen und deinen Namen, den du mir zu sagen verweigert hast, soll kein Ohr eines Kriegers hören!« »Ja, kämpfen wir zuerst. Es mag beginnen!« beantwortete Winnetou diese Rede. Er entkleidete sich, während der »hundertfache Donner« nach seinem Messer winkte. Es wurde ihm gebracht. Jetzt wurde ein weiter Kreis um die Linde gebildet. Aller Augen hingen mit prüfendem Blicke an den Gestalten der beiden Gegner. Der Upsaroca war nicht höher, aber viel breiter und kräftiger gebaut, als der schlanke Winnetou. Die Krähenindianer bemerkten das mit Genugthuung. Sie waren überzeugt, daß Winnetou unterliegen werde. Sie hatten freilich keine Ahnung, daß sie den berühmten Häuptling der Apachen vor sich hatten. Die anderen, welche das wußten, waren zwar einigermaßen um ihn besorgt, als sie den kräftigen Körper des Upsaroca erblickten, glaubten aber, sich bei dem Rufe, in welchem er stand, beruhigen zu dürfen. Jetzt trat der dicke Jemmy herbei. Er hatte einige Riemen, wie sie ein jeder Westmann bei sich führt, in der Hand und sagte zu Winnetou: »Also Ihr habt den ersten Gang, mein bester Sir. Es mag als gutes Omen dienen, wenn Ihr von der Hand eines Freundes an den Baum gefesselt werdet. Vorher aber mögen alle sich überzeugen, daß diese beiden Riemen von ganz gleicher Qualität sind.« Die Riemen gingen von Hand zu Hand und wurden genau untersucht. Jetzt mußte bestimmt werden, welcher von beiden mit der rechten und welcher mit der linken Hand angebunden werden solle. Zwei verschieden lange Grashalme bildeten die //104// 427 Lose. Winnetou zog den kürzeren und befand sich infolgedessen im Nachteil, da er mit der Rechten gefesselt wurde und ihm also die gewöhnlich weniger geübte Linke frei blieb. Die Upsarocas begrüßten diesen für sich günstigen Umstand mit einem frohen »Uh-ah - sehr gut, sehr gut!« Nun wurden die Riemen den beiden Kämpfern in Schlingenform um die Handgelenke gezogen und dann so locker um den Stamm des Baumes befestigt, daß sie leicht zu drehen waren. Es kommt beim Muh-mohwa vor, daß die Gegner sich viertelstundenlang und noch länger um den Baum treiben, ehe der erste Stich erfolgt. Fließt dann aber Blut, so geraten sie gewöhnlich so hitzig aneinander, daß der Kampf sehr bald entschieden ist. Jetzt standen sie bereit, der eine auf dieser, der andere auf jener Seite des Baumes. Der hinkende Frank befand sich als Zuschauer neben dem dicken Jemmy.

Nämlich Martin Baumann, der junge <strong>Sohn</strong> <strong>des</strong> <strong>Bärenjägers</strong>, sprang vor und rief in<br />

zornigem Tone:<br />

»Die Weißen sind es, denen Ihr Euer Leben zu verdanken habt, und dennoch nennst du<br />

sie Hunde! Du bist nicht wert, daß ein erfahrener Krieger mit dir kämpft. Wohlan, hier steht<br />

ein junger weißer Hund, der sich nicht fürchtet, dir seine Zähne zu zeigen, obgleich du der<br />

stärkste Krieger deines Stammes bist. Ehe die Sonne so weit vorgerückt ist, wie du<br />

sagtest, wird die Haut der großschnabeligen krächzenden Krähe vom Hunde zerrissen<br />

sein!«<br />

Seine Wangen waren gerötet, und seine Augen leuchteten. Er warf den Jagdrock ab.<br />

»Uff, uff!« ertönte es bewundernd im Kreise.<br />

Er war der jüngste unter den Anwesenden'. Darum war der Eindruck, den sein mutiges<br />

Auftreten machte, ein außerordentlicher.<br />

»Deh mehtsih - er ist ein Tapferer!« entfuhr es selbst dem riesigen Upsaroca.<br />

»Sehr bray,« sagte Old Shatterhand. »Das wird Euch nicht vergessen sein, mein lieber,<br />

junger Master. Aber Ihr wißt, daß ich es bin, der aufgefordert wurde, und darum muß ich<br />

bitten, es mir zu überlassen, zu beweisen, daß ein »weißer Hund« sich nicht vor einer<br />

Krähe zu fürchten braucht.«<br />

»Aber er ist's ja gar nicht wert, daß ein Mann wie Ihr mit ihm kämpft,« warf Martin ein.<br />

»Und wenn Ihr etwa meint, daß ich diesen Koloß zu scheuen habe, so denkt daran, daß<br />

ich schon gar manchen Grizzly erlegt habe!«<br />

»Jawohl ist es Euch anzusehen, daß Ihr zu dem gefährlichen Gang gar gern bereit seid;<br />

aber begnügt Euch immerhin einstweilen mit dem Erfolge, welcher in unserer<br />

Bewunderung Eueres Mutes besteht! Ich würde ja als Feigling gelten, wenn ich in diese<br />

Stellvertretung willigte.«<br />

»Das kann ich freilich nicht bestreiten, und darum will ich mich Euerem Willen fügen; aber<br />

ich bin es nicht gewohnt, mich einen Hund nennen zu lassen!«<br />

Er zog den Jagdrock wieder an und trat zurück. <strong>Der</strong> Riese gab einem der Seinigen einen<br />

Wink. Dieser trat vor, entkleidete seinen Oberkörper und sagte:<br />

»Hier steht Makin-oh-punkreh, der >hundertfache Donnerhundertfache Donner

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