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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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und übereinanderliegenden Trümmer <strong>des</strong> Windbruches mit scharfem Blicke absuchte. Er<br />

hatte seinen Hut so weit in die Stirn gezogen, daß die Augen tief im Schatten lagen und<br />

man nicht genau zu sehen vermochte, nach welcher Richtung und auf welchen<br />

Gegenstand sie gerichtet waren. Dennoch antwortete er im unbefangensten Tone:<br />

»Bitte, mein bester Frank, ich weiß gar wohl, was Hexenschuß ist. Es war aber ein<br />

anderer Schuß von mir gemeint.«<br />

»Ach so! Nun, welcher denn?«<br />

»<strong>Der</strong> Hüftenschuß, wie ich sagte. Damit meine ich den Schuß, bei welchem man das<br />

Gewehr nicht wie gewöhnlich anlegt, sondern es nur bis an die Hüfte erhebt.«<br />

//90// 363<br />

»Da kann man doch gar nicht zielen!«<br />

»Es ist allerdings schwierig, sich die dazu nötige Fertigkeit anzueignen, und es gibt gar<br />

manchen guten Westmann, welcher sein Ziel niemals fehlt, aber beim Hüftenschuß<br />

regelmäßig vorüberschießt.«<br />

»Wozu hat man da den Hüftenschuß erfunden? Es ist doch besser, man zielt in der<br />

gewöhnlichen Weise, in der man <strong>des</strong> Treffens sicher ist.«<br />

»Nein! Es gibt Lagen, in denen man ohne die erwähnte Fertigkeit <strong>des</strong> To<strong>des</strong> sein würde.«<br />

»Das ist mir aber unbegreiflich.«<br />

»So will ich es Euch erklären.«<br />

Sein Auge fuhr nochmals mit scharfem Bücke nach der bereits erwähnten Gegend<br />

hinüber; dann fuhr er fort:<br />

»<strong>Der</strong> Hüftenschuß wird nämlich bloß vorgenommen, wenn man sitzt oder am Boden liegt,<br />

um den Gegner nicht wissen zu lassen, daß man überhaupt zu schießen beabsichtigt;<br />

denkt Euch einmal, es befänden sich feindliche Indianer in der Nähe, welche die Absicht<br />

hätten, uns zu überfallen. Sie senden ihre Kundschafter aus, welche sich anschleichen,<br />

um zu erfahren, wie stark wir sind, ob unser Lagerplatz ihren Absichten günstig sei, und<br />

ob wir die nötige Vorsicht nicht aus dem Auge lassen. Diese Kundschafter kommen auf<br />

Händen und Füßen herbeigekrochen -«<br />

»Aber sie müssen doch von unseren ausgestellten Posten bemerkt und entdeckt<br />

werden!« warf Frank ein.<br />

»Das ist nicht so gewiß, wie Ihr denkt. Ich zum Beispiel habe mich bis in das Zelt Tokviteys<br />

geschlichen, obgleich er Posten ausgestellt hatte und trotzdem das Terrain aus einer<br />

flachen Grasebene bestand. Hier aber stehen rundum Bäume, welche das Anschleichen<br />

außerordentlich erleichtern, und unsere Posten sind, wie Ihr ja gehört habt, in dem<br />

Wahne, daß es hier gar keine Feinde geben könne. Sie werden also wohl nicht gar zu<br />

aufmerksam sein. Doch weiter! Die Kundschafter haben sich an unseren Posten<br />

vorübergeschlichen. Sie liegen am Rande <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>, hinter oder zwischen dem vom<br />

Windbruche aufgehäuften Holzgewirr, und beobachten uns. Gelingt es ihnen, zu den<br />

Ihrigen zurückzukehren, so sind wir vielleicht verloren; wir werden angegriffen, ohne es<br />

geahnt zu haben, und also vernichtet. Das beste Gegenmittel ist, die Kundschafter<br />

unschädlich zu machen -«<br />

»Also sie erschießen?«<br />

»Ja! Im Princip bin ich gegen alles Blutvergießen; aber in einem solchen Falle wäre es ja<br />

Selbstmord, wenn man den Feind schonen wollte. Man muß ihm die Kugel geben und<br />

zwar so, daß sie tötet.«<br />

»Tkih akan - sie sind nahe,« flüsterte der Häuptling der Apachen.<br />

»Teschi-schi-tkih - ich sehe sie,« antwortete Old Shatterhand.<br />

»Naki - zwei!«<br />

»Ha-oh - ja!«<br />

»Schi-ntsage, ni-akaya - nimm du diesen, und ich nehme jenen!«

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