Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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Und Bob rieb aus Leibeskräften. Nur sein Kopf ragte aus dem Wasser hervor, und es war<br />
wirklich lustig zuzusehen, was für Grimassen er schnitt.<br />
Die anderen waren in<strong>des</strong>sen an das Lagerfeuer, an welchem sie vorher gesessen hatten,<br />
zurückgekehrt. Natürlich bildete zunächst das so tragikomisch abgelaufene Abenteuer<br />
den Gegenstand der Unterhaltung. Dann wurde der lange Davy gebeten, eines seiner<br />
Erlebnisse zu erzählen. Er gab diesem Wunsche Folge und berichtete von einer<br />
Zusammenkunft mit einem alten Trapper, welcher als Schießvirtuos bekannt gewesen<br />
war. Nachdem er einige Kunststücke dieses Mannes beschrieben hatte, fügte er die<br />
Bemerkung hinzu:<br />
»Aber das ist alles nichts. Es gibt noch weit bessere Schützen. Ich kenne zwei, welche<br />
von niemand übertroffen werden, und diese beiden sitzen hier bei uns. Ich meine<br />
Win<strong>net</strong>ou und Old Shatterhand. Bitte, Sir, wollt Ihr uns nicht irgend einen von Euch<br />
ausgeführten Kapitalstreich erzählen? Ihr habt ja so viel erlebt, daß Ihr nur mit dem<br />
Aermel zu schütteln braucht, so fallen die Abenteuer zu Hunderten heraus.«<br />
Diese letzten Worte waren an Old Shatterhand gerichtet. Dieser antwortete nicht sofort. Er<br />
holte tief Atem, als ob er etwas in der Luft Liegen<strong>des</strong> durch den Geruchssinn prüfen wolle.<br />
»Ja, der Kerl dort im Wasser duftet noch ganz gehörig,« sagte Jemmy.<br />
»O, ihm galt mein Atemzug nicht,« antwortete Old Shatterhand, indem er einen prüfenden<br />
Blick seitwärts auf sein Pferd richtete, welches aufgehört hatte zu grasen und die Luft<br />
prüfend durch die Nüstern sog.<br />
»So riecht Ihr etwas anderes?« fragte Davy.<br />
»Nein; aber ich denke, daß ich vielleicht verhindert sein werde, euch ein Abenteuer von<br />
mir bis zu Ende zu erzählen.«<br />
»Warum?«<br />
Anstatt direkt zu antworten, wandte Old Shatterhand sich zunächst halblaut zu Win<strong>net</strong>ou:<br />
»Teschi-ini!«<br />
Das heißt auf deutsch »paß auf!« Da die anderen die Sprache der Apachen nicht<br />
verstanden, so wußten sie nicht, was er meinte. Win<strong>net</strong>ou nickte und griff nach seiner<br />
Büchse, welche er neben sich liegen hatte. Er zog sie ganz nahe an sich heran.<br />
Old Shatterhands Pferd wendete den Kopf schnaubend nach dem Feuer. Seine Augen<br />
funkelten.<br />
»Isch-hosch-ni!« rief er dem Tiere zu, und es legte sich sofort in das Gras nieder, ohne<br />
ferner ein Zeichen von Unruhe merken zu lassen.<br />
Da auch Old Shatterhand jetzt seinen Stutzen ganz an sich heranzog, so fragte Jemmy,<br />
welchem das Verhalten dieser beiden Männer aufgefallen war:<br />
»Was habt Ihr, Sir? Euer Pferd scheint etwas zu wittern?«<br />
»Es riecht den Duft <strong>des</strong> Negers, weiter nichts,« versuchte der Gefragte ihn zu beruhigen.<br />
»Aber ihr beide greift zu den Waffen!«<br />
»Weil ich mit Euch von dem Hüftenschusse sprechen will. Ihr habt doch wohl bereits von<br />
demselben gehört?«<br />
»Natürlich!«<br />
Aber Frank meinte, obgleich jetzt englisch gesprochen worden war, in seinem<br />
sächsischen Deutsch:<br />
»Hören Sie, Master Shatterhand, da werden Sie sich wohl mehrschtenteels eenes<br />
falschen Ausdruckes bedient haben!«<br />
»Wieso?«<br />
»Das heeßt nämlich nich Hüftenschuß, sondern Hexenschuß. Wer den bekommt, der geht<br />
sehre gebückt und lahm, denn es liegt ihm jämmerlich im Kreuze und in den Hüften, aber<br />
trotzdem ist der Ausdruck Hüftenschuß een orthographisch-medizinisch ganz falscher.«<br />
Old Shatterhand ließ es sich, während Frank sprach, nicht merken, daß er ebenso wie<br />
Win<strong>net</strong>ou den jenseits <strong>des</strong> Baches und Teiches liegenden Wal<strong>des</strong>rand und die wirr unter-