Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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Er kam während dieser Worte auf die anderen zu. Da aber hob Old Shatterhand sein<br />
Gewehr empor, richtete es auf Bobs Brust und befahl:<br />
»Bleib' stehen, sonst schieße ich dich nieder!«<br />
»O Himmel! Warum wollen totschießen arm gut Masser Bob?«<br />
»Weil du uns ansteckst, wenn du uns berührst. Lauf schnell fort, am Wasser abwärts hin,<br />
möglichst weit, und wirf alle deine Kleider von dir ab.«<br />
»Kleider abwerfen? Massa Bob soll hergeben sein schön Kalikorock und schön Hosen<br />
und Weste?«<br />
»Alles, alles! Dann kommst du zurück und setzest dich da in den Teich, so daß dir das<br />
Wasser bis an den Hals geht. Also schnell! je länger du zögerst, <strong>des</strong>to länger behältst du<br />
den Gestank an dir.«<br />
»Welch ein Unglück! Mein schön Anzug! Massa Bob ihn waschen, und dann nicht mehr<br />
riechen!«<br />
»Nein, Massa Bob wird mir gehorchen, sonst schieße ich ihn augenblicklich nieder. Also -<br />
eins - zwei - und -drrrr - - -!«<br />
Er schritt mit erhobenem Gewehr auf den Neger zu.<br />
»Nein, nein!« schrie dieser. »Nicht totschießen! Massa Bob laufen fort, schnell, sehr<br />
schnell!«<br />
Er verschwand eiligst im Dunkel der Nacht. Natürlich war die Drohung Old Shatterhands<br />
nicht ernst gemeint gewesen; sie bildete aber das beste Mittel, den Neger zum schnellen<br />
Gehorsam zu bringen. Er kehrte bald zurück und mußte sich in das Wasser <strong>des</strong> Teiches<br />
setzen, um sich unaufhörlich abzuwaschen. Als Seife erhielt er dazu ein dickes<br />
Gemengsel von Bärenfett und Holzasche, welche letztere ja bei den Feuern überflüssig<br />
vorhanden war.<br />
»Wie schade um schön Fett vom Bären!« klagte er. »Massa Bob konnten einreiben sein<br />
Haar mit diesem Fett und sich machen viel schöne Löckchen. Massa Bob sein ein fein<br />
ringlet-man, aber doch kein geborener Nigger, denn er können Löckchen flechten, so<br />
lang, so sehr lang!«<br />
»Wasch dich nur!« lachte Jemmy. »Denke jetzt nicht an deine Schönheiten, sondern an<br />
unsere Nasen!«<br />
<strong>Der</strong> Schwarze verbreitete nämlich, trotzdem er sich seines Anzuges entledigt hatte und<br />
obgleich er im Wasser saß, einen pe<strong>net</strong>ranten Geruch.<br />
»Aber,« fragte er, »wie lange müssen Massa Bob hier sitzen und waschen?«<br />
»Solange wir hier bleiben, also bis morgen früh.«<br />
»Das können Massa Bob nicht aushalten!«<br />
»Du wirst gezwungen werden, es auszuhalten. Eine andere Frage ist, ob die<br />
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übrig gebliebenen Forellen es aushalten werden. Ich weiß nicht, ob die Fische<br />
Geruchsnerven besitzen, aber wenn es der Fall ist, so werden sie über den Besuch, den<br />
du ihnen jetzt machst, nicht sehr erfreut sein.«<br />
»Und wann darf Massa Bob seinen Anzug holen, um auch ihn zu waschen?«<br />
»Gar nicht. <strong>Der</strong> bleibt liegen, wo er liegt, denn er ist unbrauchbar geworden.«<br />
»Aber was wird da arm Massa Bob nun anziehen?«<br />
»Ja, das ist freilich eine schlimme Angelegenheit! Es gibt keinen Ersatz für dein Habit. Du<br />
wirst also wohl dich in das Grizzlyfell wickeln müssen, welches Martin heute erbeutet hat.<br />
Vielleicht finden wir droben zwischen den Felsengebirgen das übrig gebliebene Magazin<br />
eines urweltlichen marchand tailleur, woraus du dich mit Strümpfen und einem Havelock<br />
versehen kannst. Bis dahin aber wirst du in unserem Zuge aber die Nachhut bilden, denn<br />
wenigstens während der nächsten acht Tage darfst du uns nicht sehr nahe kommen. Also<br />
wasch nur fleißig, wasch! Denn je mehr du reibst, <strong>des</strong>to eher verliert sich der Geruch.«