Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Was denn? Hast du das Tier?«<br />
»Ob Masser Bob es haben? Nein, sondern es haben den Massa Bob.«<br />
»O weh! Hat es sich in deine Hand verbissen?«<br />
»Sehr, ganz sehr verbissen!«<br />
»So zieh; zieh nur!«<br />
»Nein, denn das thun sehr weh!«<br />
»Aber drin lassen kannst du die Hand doch auch nicht. Wenn so ein Tier sich einmal<br />
verbissen hat, so läßt es nicht wieder los. Also zieh! Und wenn du es heraus bringst, so<br />
greifst du schnell auch mit der anderen Hand zu, um es festzuhalten, während ich ihm den<br />
Gnadenstoß versetze.«<br />
Er zog sein langes Messer aus dem Gürtel und trat zu Bob an den Baum. <strong>Der</strong> Schwarze<br />
zog jetzt den Arm zurück, freilich nur sehr langsam und unter Zähnefletschen und<br />
schmerzlichem Wimmern. Das Tier ließ wirklich nicht los und wurde also bis an die<br />
Oeffnung <strong>des</strong> Loches gezogen. Jetzt that der Neger noch einen raschen Ruck. Das Tier<br />
kam heraus und hing mit dem Gebiß an seiner linken Hand. Er erfaßte es mit der Rechten<br />
schnell am hinteren Körperteile, in der Erwartung, daß Old Shatterhand nun schnell das<br />
Messer gebrauchen werde. Aber anstatt dieses zu thun, sprang der Genannte schleunigst<br />
zurück und rief:<br />
»Ein Skunk, ein Skunk! Fort, fort, ihr Leute!«<br />
Mit diesem Namen wird das amerikanische Stinktier bezeich<strong>net</strong>. Es ist ein etwa 40 cm<br />
langes, zu den marderartigen Raubtieren gehören<strong>des</strong> Säugetier, hat einen fast ebenso<br />
langen zweizeilig behaarten Schwanz und eine aufgeschwollene Nase an dem spitzen<br />
Kopfe. Das Fell ist schwarz und mit zwei schneeweißen, an den Seiten getrennt<br />
fortlaufenden und auf der Schulter zusammenfließenden Längsstreifen versehen. Es lebt<br />
von Eiern, kleinen Tieren, wird aber auch dem Hasen gefährlich, geht nur <strong>des</strong> Nachts auf<br />
Raub aus und bringt die übrige Zeit in Erdlöchern und hohlen Bäumen zu.<br />
Dieses Tier verdient seinen lateinischen Namen Mephitis mit vollem Rechte. Es hat<br />
nämlich unter dem Schwanze eine Hohldrüse, aus welcher es, wenn es angegriffen wird,<br />
zu seiner Verteidigung eine außerordentlich schlecht riechende, scharfe, gelb ölige<br />
Flüssigkeit ausspritzt. <strong>Der</strong> Gestank derselben ist wahrhaft furchtbar und haftet mehrere<br />
Monate lang an den Kleidern, welche von dieser Flüssigkeit getroffen wurden. Da das<br />
Skunk den Feind aus ziemlicher Entfernung mit diesem mephitischen Safte zu treffen<br />
vermag, so hält sich jeder, welcher das Tier genau kennt, möglichst entfernt von ihm;<br />
denn wer von dem Safte getroffen wird, kann sehr leicht in die Lage kommen, wochenlang<br />
von aller menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen zu werden.<br />
Also anstatt eines Opossum hatte Bob ein solches Stinktier gefangen. Die anderen<br />
Männer waren alle von ihren Plätzen aufgesprungen und eilten davon.<br />
»Wirf es weg! Schnell, schnell!« rief der dicke Jemmy dem Neger zu.<br />
»Masser Bob nicht kann wegwerfen,« jammerte der Schwarze. »Es haben sich einbeißen<br />
in seine Hand und --oh, au -- au, oh! Faugh, o shamefulness, pfui Teufel! Jetzt haben es<br />
Masser Bob anspritzen. 0 Tod, o Hölle, o Teufel! Wie stinken Masser Bob! Kein Mensch<br />
kann aushalten! Masser Bob müssen ersticken. Fort, fort mit Tier, mit Pestilenzviehzeug!«<br />
Er wollte es von der Hand abschütteln, aber es hatte sich so in dieselbe verbissen, daß<br />
alle seine Mühe vergeblich war.<br />
»Wart! Masser Bob dich schon herunter bekommen, du swine-fell, du stinking racker!«<br />
Er holte mit der rechten Faust aus und versetzte dem Tier einen kräftigen Hieb auf den<br />
Kopf. Dieser Hieb betäubte den Skunk, trieb aber die Zähne <strong>des</strong>selben noch tiefer in die<br />
Hand <strong>des</strong> Negers. Vor Schmerz laut brüllend, riß dieser sein Messer vom Boden empor<br />
und schnitt dem Tiere die Gurgel durch.