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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Uebrigens habe ich damals den Braten aus dem Pelz geschält und den letzteren<br />

gewaschen, ganz ebenso wie meinen Anzug, welcher durch den Lehm ganz feuerfescht<br />

geworden war. Die Reparatur der Wände ließ ich sein; ich mochte mit dem Inhalte der<br />

Grube nichts zu thun haben. Aber als der Norweger mit seiner Familie zurückkehrte, lagen<br />

die Bärenschinken im Pökel, und ich wurde außerordentlich gelobt, denn ich hütete mich<br />

gar wohl, sämtliche Umschtände <strong>des</strong> fatalen Abenteuers an die Oeffentlichkeet gelangen<br />

zu - - halt! Was läuft da?«<br />

Er war, wie bereits erwähnt, während <strong>des</strong> Erzählens von seinem Platze aufgestanden.<br />

Einige Steintrümmer lagen nahe hinter ihm, auf welche er getreten war. Dadurch hatte er<br />

ein Tierchen aufgescheucht, <strong>des</strong>sen Aufenthalt unter den Steinen gewesen war. Es kam<br />

heraus, huschte blitzschnell über den Platz hinweg und fuhr in die Oeffnung eines hohlen<br />

Baumstumpfes, welcher in der Nähe stand. Die Bewegungen <strong>des</strong> Tieres waren so schnell<br />

gewesen, daß man nicht hatte sehen können, zu welcher Gattung es gehörte.<br />

Einer war wie elektrisiert von dem kleinen Vorkommnisse, nämlich der Neger Bob. Er<br />

sprang auf, rannte nach dem Baumstumpfe hin und rief:<br />

//87// 347<br />

»Ein Vieh, ein Vieh, haben hier laufen, haben sich verstecken in Loch! Masser Bob haben<br />

sagen, daß er fangen mit Händen das erste Tier, was er sehen. Masser Bob wird holen<br />

Vieh aus Baum heraus.«<br />

»Vorsicht, Vorsicht!« warnte Old Shatterhand. »Du weißt ja gar nicht, was für ein Tier es<br />

gewesen ist!«<br />

»O, es sein nur so klein!«<br />

Er zeigte mit den beiden Spitzfingern die Länge <strong>des</strong> Tieres an.<br />

»Ein kleines Geschöpf kann unter Umständen gefährlicher werden als ein großes.«<br />

»Ein Opossum sein nicht gefährlich.«<br />

»Hast du denn gesehen, daß es ein solches war?«<br />

»Ja, ja. Masser Bob haben sehen Opossum ganz deutlich. Es sein fett, sehr fett und<br />

geben einen Braten sehr delikat, o, sehr delikat!«<br />

Er schnalzte mit der Zunge und leckte die Lippen, als ob er den Braten bereits vor sich<br />

habe.<br />

»Und ich denke, du irrst dich. Ein Opossum ist nicht so behend, wie dieses Tierchen war.«<br />

»Opossum auch schnell laufen, sehr schnell. Warum Massa Shatterhand nicht gönnen<br />

Neger Bob den guten Braten!«<br />

»Nun, wenn du gar so überzeugt bist, dich nicht geirrt zu haben, so thue, was du willst.<br />

Uns aber bleibe mit dem Gerichte vom Leibe!«<br />

»Sehr gern vom Leibe bleiben! Masser Bob geben keinem Menschen vom Opossum. Er<br />

essen den Braten allein, ganz allein. Jetzt aufpassen! Er ziehen Opossum aus Loch<br />

heraus!«<br />

Er streifte den rechten Aermel empor.<br />

»Nicht so, nicht so!« sagte Old Shatterhand. »Du mußt das Tier mit der Linken ergreifen<br />

und in die Rechte das Messer nehmen. Sobald du die Beute ergriffen hast, ziehst du sie<br />

heraus und kniest schnell darauf. Dann kann das Tier sich nicht bewegen und wehren,<br />

und du schnei<strong>des</strong>t ihm schnell die Kehle durch.«<br />

»Schön! Das sein sehr schön! Masser Bob werden es so machen, denn Masser Bob sein<br />

ein großer Westmann und ein berühmter Jäger.«<br />

Er streifte nun den linken Aermel auf, nahm das Messer in die rechte Hand und griff dann<br />

in das Loch hinein, erst vorsichtig und zögernd, bis er, als er nichts fühlte, den Arm weiter<br />

hinter schob. Dann aber ließ er plötzlich das Messer fallen, stieß einen lauten Schrei aus,<br />

zog heftige Grimassen und fuchtelte mit dem freien, rechten Arme in der Luft herum.<br />

»Heigh-ho, heigh-ho!« rief er jammernd. »Das thun weh, sehr weh!«

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