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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Er streckte die langen Arme aus, spreizte die Finger auseinander, rollte die Augen und<br />

zeigte die Zähne, um es anschaulich zu machen, wie er sich auf das Tier stürzen werde.<br />

Es sah aus, als ob er es mit Haut und Haar verschlingen wolle.<br />

»Vielleicht ist's dann ein wirkliches Opossum, was ihm wohl am allerliebsten sein würde,«<br />

bemerkte Old Shatterhand. »Nun aber sagen Sie, Master Jemmy, auf welche Weise Sie<br />

hinüber an das Ufer gelangt sind?«<br />

-Auf die allereinfachste Weise: ich bin hinübergelaufen. Bekanntlich verlaufen sich<br />

dergleichen Schnellfluten fast ebenso rasch, wie sie gekommen sind. Das Wasser<br />

begann, da es kälter wurde, bereits am Nachmittage wieder zu sinken. Ich mußte zwar<br />

noch eine Nacht auf der Insel zubringen; aber am anderen Vormittage ging es mir nur<br />

noch bis an die Hüften. Ich watete durch und holte mein Pferd herüber, um es wieder mit<br />

den Fallen und nun auch mit den Tatzen und dem Felle <strong>des</strong> Bären zu beladen. Das war<br />

freilich eine Last, welche mich zwang, nebenher zu laufen. Das dauerte aber nicht lange,<br />

denn kurz vor dem Einflusse <strong>des</strong> Medizin-Bow-River in den Platte fand ich eine so<br />

zahlreiche Biberkolonie, daß ich zu längerem Aufenthalte genötigt war und eine<br />

ansehnliche Zahl Felle machte, welche ich bis auf weiteres cachierte (*In einer Erdgrube<br />

verstecken.).<br />

Sodann konnte ich ledig weiterreiten. - Das war mein Abenteuer, und wenn es nun<br />

unserem Master Frank gefällig ist, kann er das seinige erzählen. Hoffentlich ist er ebenso<br />

glücklich davongekommen wie ich.«<br />

»Das verschteht sich ganz von selber!« antwortete der Sachse. »Und zwar habe ich ganz<br />

alleene gesiegt, ohne alle Hilfe. Keen Mensch war derbei, nich mal wenigstens een Hund<br />

wie damals derjenige, der den Bären angegriffen hat, welcher unserem guten Martin seine<br />

arme Luddy verschlang. Eegentlich sollte man, wenn man sich in der Nähe eenes Bären<br />

befindet, schtets eenen Hund bei sich haben, der den ersten Anschtoß auszuhalten hat.<br />

Aber leider werden in Amerika keene solchen Bärenbeißer offgezogen. Ich hab' in<br />

Moritzburg eenen solchen Kerl gesehen, den sich der Förschter aus Siebenbürgen, wo es<br />

viele Bären gibt, hatte kommen lassen. <strong>Der</strong> Hund war selber beinahe so groß wie een<br />

Bär; aber weil's in Moritzburg leider keene Bären gibt, so war es natürlich unmöglich, ihn<br />

mal off eenen loszulassen. Ich hab' erfahren, daß diese Bärenbeißer off gar keen anderes<br />

Wild gehen; off Bären aber soll schon ihre Witterung eene gradezu erschtaunliche sein.<br />

Sogar off alten Fährten und nach Regenwetter sollen sie untrüglich sein.«<br />

»Pah! das bezweifle ich!« sagte der lange Davy.<br />

»Was? wollen Sie mich etwa zum Lügner schtempeln? Da können Sie mit mir sehr leicht<br />

in eenen Konflikt geraten, bei dem Ihnen die Haare zu Berge schtehen werden. Ich dulde<br />

so was eemal nich!«<br />

»Auf einer alten, noch dazu vom Regen ausgewaschenen Spur! Hm!«<br />

Davy. schüttelte den Kopf. Sein dicker Freund warf ihm einen bezeichnenden Blick zu und<br />

sagte:<br />

»Sei still, Davy; Du hast unrecht. Die siebenbürgischen Bärenbeißer haben<br />

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allerdings eine Nase, deren Leistungen ins Unglaubliche gehen. Ich habe, als ich noch<br />

Schüler war, so einen Hund kennen gelernt und könnte ein Beispiel erzählen, welches<br />

deinen Unglauben sofort kurieren würde.«<br />

»Wirklich?« fragte Frank erfreut. »Es freut mich sehre, daß Sie mich in Ihren Schutz<br />

einschließen. Ich erkenne daran, daß Sie eegentlich und heemlich doch een guter Freund<br />

von mir sind. Darum soll Ihnen alles vergeben sein, wenn Sie mir den Gefallen thun, das<br />

Beischpiel sogleich zu erzählen.«<br />

»Sehr gern, mein lieber Frank. Ich war bei einem Freunde, <strong>des</strong>sen Vater<br />

Rittergutsbesitzer war und ein bedeuten<strong>des</strong> Jagdrevier besaß, auf Besuch. <strong>Der</strong> Herr hatte

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