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Schwerpunkt:<br />

Morbus<br />

Parkinson<br />

Frühling/Sommer 2013<br />

16. Jahrgang<br />

Gesundheit:<br />

aktiv mit<br />

Demenz<br />

Leitthema: Senioren<br />

in Netzwerken


Editorial<br />

Markus Lepack ist<br />

Geschäftsführer der<br />

<strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst<br />

Deutschland GmbH<br />

& Co. KG und<br />

Herausgeber des<br />

Pflegefreundes<br />

2 l Pflegefreund 1/13<br />

Gute Pflege ist etwas Kostbares<br />

Liebe Leserinnen und Leser des Pflegefreundes,<br />

für das Gesundheitssystem hat das Jahr 2013 einige<br />

Änderungen gebracht. So stellen Patientinnen und<br />

Patienten, <strong>die</strong> zum Arzt gehen, verwundert fest,<br />

dass der Arzt keine Minibank mehr ist: Die Praxisgebühr<br />

ist zum 1. Januar 2013 weggefallen. Sind <strong>die</strong><br />

Krankenkassen nun dadurch ärmer geworden? Das<br />

Gegenteil ist der Fall: Durch <strong>die</strong> Abschaffung der<br />

Praxisgebühr haben <strong>die</strong> Krankenkassen zwei Milliarden<br />

Euro eingespart!<br />

Innerhalb der Pflegeversicherung gibt es seit dem<br />

1. Januar 2013 mehr Geld für Pflegebedürftige mit<br />

eingeschränkter Alltagskompetenz und erheblichem<br />

Betreuungsbedarf. Demenzkranke ohne Pflegestufe<br />

erhalten nun erstm<strong>als</strong> Pflegesachleistungen und Pflegegeld.<br />

Ebenfalls fördert der Staat seit Jahresbeginn sogenannte<br />

Seniorenwohngemeinschaften. Pro Pflegebedürftigen<br />

gibt es für solche WGs bis zu 200 € zusätzlich<br />

pro Monat.<br />

Vier Monate nach der Umsetzung aller Änderungen<br />

fällt <strong>die</strong> Bilanz der Veränderungen jedoch insgesamt<br />

ernüchternd aus. Die seit Langem bekannten Probleme<br />

in der Pflege und im Gesundheitswesen konnten<br />

durch <strong>die</strong> Maßnahmen nicht entschärft werden.<br />

<strong>Sie</strong> sind der klassische „Tropfen auf den heißen Stein“.<br />

Die Anforderungen an <strong>die</strong> Pflege wachsen, und der<br />

Gesetzgeber kommt nicht hinterher. Pflege ist wahrscheinlich<br />

<strong>die</strong> persönlichste Dienstleistung, <strong>die</strong> es<br />

gibt. Gute Pflege leistet immer mehr, <strong>als</strong> <strong>die</strong> Vorschriften<br />

verlangen. Pflege kann nicht komprimiert<br />

werden. Man kann nicht schneller und gleichzeitig<br />

besser pflegen. Gute Pflege braucht Fachwissen, soziale<br />

Kompetenz und sie braucht vor allem Zeit. Gute<br />

Pflege ist etwas Kostbares. Daher kann gute Pflege<br />

niem<strong>als</strong> billig sein.<br />

Für uns <strong>als</strong> Unternehmen mit mehr <strong>als</strong> 27 Jahren<br />

Erfahrung in der häuslichen 24­Stunden­Pflege und<br />

­Betreuung ist es auch weiterhin der größte Ansporn,<br />

<strong>die</strong> optimal beste Versorgung zu leisten – nicht <strong>die</strong><br />

kostengünstigste. Wir pflegen und betreuen Menschen<br />

rund um <strong>die</strong> Uhr, aber nicht nach der Uhr.<br />

Uns von Toll24 genügt es nicht, lediglich den Bedarf<br />

eines Menschen zu decken. Wir tun alles, um seinen<br />

wirklichen, individuellen Bedürfnissen gerecht<br />

zu werden. Eben aus <strong>die</strong>sem Grund sind wir stolz,<br />

das von unserem Firmengründer Dietmar Toll vor<br />

27 Jahren ins Leben gerufene Pflegekonzept immer<br />

weiter zu entwickeln und damit bundesweit Menschen<br />

zu helfen, ein Leben in Würde und Selbstbestimmung<br />

zu führen.<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen einen<br />

warmen Frühling und Sommer und eine weiterhin<br />

gute Zeit.<br />

Ihr Markus Lepack


Wer pflegt uns im Alter?<br />

Die gute Nachricht: Die Lebenserwartung<br />

steigt. Und <strong>die</strong> schlechte: Unsere<br />

Gesellschaft ist damit überfordert.<br />

Wer gesund, fit und selbstständig<br />

ist, hat keine Probleme mit dem Älterwerden.<br />

Er gehört zur am schnellsten<br />

wachsenden Konsumentengruppe. <strong>Sie</strong><br />

verfügt über einen erheblichen Teil<br />

des Volksvermögens. Senioren genießen<br />

ihre Freiheiten, im Großen wie im<br />

Kleinen. Auf Kreuzfahrten rund um<br />

den Globus und bei der Fahrt mit der<br />

S­Bahn zum nahe gelegenen Kurort<br />

im Nordschwarzwald – <strong>die</strong> häufigste<br />

Haarfarbe ist silbergrau.<br />

Die Generation der „Silversurfer“<br />

ist keine Solidargemeinschaft, sondern<br />

eher eine Spaßgesellschaft. Der<br />

Spaß der Älteren hört jedoch dann auf,<br />

wenn sie hilfebedürftig werden. Wenn<br />

das alltägliche Leben ohne fremde<br />

Hilfe nicht mehr möglich ist, gerät <strong>die</strong><br />

Welt aus den Fugen.<br />

Die Familie steht immer weniger<br />

zur Verfügung, um <strong>die</strong> notwendigen<br />

Betreuungs­, Unterstützungs­ und Pflegeleistungen<br />

zu erbringen. Die Zahl der<br />

Kinder nimmt ab, aber auch ihre Möglichkeit<br />

und Bereitschaft, <strong>die</strong> eigenen<br />

Eltern im Pflegefall zu versorgen.<br />

Wer klug ist, sorgt vor. Mehrgenerationenhäuser,<br />

ein altersgerechtes<br />

Wohnumfeld und nicht zuletzt ein<br />

finanzielles Polster können helfen,<br />

<strong>die</strong> Folgen der Gebrechlichkeit zu<br />

mildern. Doch es wird immer eine<br />

begrenzte Zahl von Menschen sein, <strong>die</strong><br />

aus eigener Kraft <strong>die</strong> Herausforderungen<br />

des fortschreitenden Alterns meistern<br />

können.<br />

Für <strong>die</strong> Mehrzahl bleibt nur <strong>die</strong><br />

Rückbesinnung darauf, was menschliche<br />

Gemeinschaft im Kern bedeutet:<br />

miteinander Freude zu haben und einander<br />

in Not zu helfen und sich gegenseitig<br />

beizustehen.<br />

Ihr Harald Spies<br />

Chefredakteur<br />

Pflegewelt<br />

4 Barrierefreie Wohnungsumgestaltung<br />

5 Die Rechte des Patienten auf einen Blick<br />

6 Bei Neuroreha gibt es kein „Austherapiert“<br />

6 Selbsthilfe muss für Betroffene hilfreich sein<br />

6 Teilnehmer für Parkinsonprojekt gesucht<br />

7 Ausnahmen zum Elternunterhalt<br />

7 Seniorengerecht ist nicht gleich barrierefrei<br />

8 Entlastung für <strong>die</strong> Seele – Ratgeber für pflegende<br />

Angehörige wieder verfügbar<br />

8 Sich selbst Freiräume schaffen<br />

9 „Vergiss nicht, dass ich viel vergesse !“<br />

10 Infos zur Finanzierung der Pflege<br />

34 Stu<strong>die</strong>nbericht zur Versorgung von demenzkranken<br />

Akutpatienten erschienen.<br />

34 Logopä<strong>die</strong> bei Demenz<br />

Leitthema<br />

12 Netzwerke<br />

15 „Gutes tun tut gut“<br />

Schwerpunkt<br />

16 Morbus Parkinson<br />

19 Notversorgung bei Parkinson problematisch<br />

20 „Tiefe Hirnstimulation ein großer Durchbruch“<br />

<strong>PVD</strong> P ege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH & Co. KG<br />

Inhalt<br />

21 „Parkinson hat nicht nur motorische Symptome“<br />

22 Arbeit der Parkinson Selbsthilfe<br />

23 Beratung, Forschung, Diagnose und Versorgung<br />

Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

24 „Ich bin nicht so der bemutternde Typ“<br />

25 Neuigkeiten bei Toll24<br />

26 Bezahlter Urlaub für pflegende Angehörige<br />

27 Liliane Juchli geehrt<br />

27 Pflegepaket Toll24<br />

Alltagshilfen<br />

28 Spezialmatratze für Demenzkranke<br />

28 ALTEC-Aluminiumverladeschienen<br />

29 Sanftes Laserlicht gibt den Zellen Power<br />

29 Seniorenbäderausstellung<br />

Gesundheit<br />

30 Sport, Bewegung, Lebensfreude – auch bei Demenz<br />

32 „Vier zentrale Botschaften“<br />

33 „Wir stehen noch ganz am Anfang“<br />

34 Impressum<br />

Titelbild: Contrastwerkstatt-Fotolia<br />

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Pflegefreund 1/13 l 3


Bild: privat<br />

Pflegewelt<br />

Barrierefreie und altersgerechte<br />

Wohnungsumgestaltung<br />

Gesundheit merkt man nicht. Man merkt es aber sehr bald, wenn sie fehlt. Eine<br />

normale Wohnung wird für einen Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu<br />

einem Parcours unüberwindlicher Hindernisse. Dennoch will niemand freiwillig das<br />

gewohnte Zuhause aufgeben. Schließlich ist es mehr <strong>als</strong> nur eine Unterkunft. Damit<br />

Betroffene auch nach einem einschneidenden körperlichen Ereignis in der vertrauten<br />

Umgebung leben können, muss <strong>die</strong>se umgestaltet werden. Andreas Bier, Dipl.-<br />

Ing. (FH) und Fachplaner für barrierefreies Wohnen, gibt Ratschläge zum Umbau.<br />

Es muss nicht immer<br />

ein schwerer<br />

Verkehrsunfall<br />

sein, der dafür<br />

sorgt, dass man das<br />

gewohnte häusliche<br />

Umfeld, <strong>die</strong> eigenen<br />

vier Wände, plötzlich<br />

<strong>als</strong> fremde, mit<br />

zahllosen Hinder­<br />

Dipl.-Ing. Andreas Bier nissen ausgestattete<br />

Umgebung wahrnimmt.<br />

Häufig entstehen durch schwere<br />

Erkrankungen Situationen (nicht nur Einschränkungen<br />

des Bewegungsapparates,<br />

sondern auch Seh­ oder Hörbehinderungen,<br />

kognitive Einschränkungen), in denen<br />

man ohne fremde Hilfe <strong>die</strong> alltäglichen<br />

Dinge des Lebens nicht mehr eigenständig<br />

erledigen kann.<br />

Der demografische Wandel trägt auch<br />

dazu bei, dass eine wachsende Zahl von<br />

Menschen über immer länger werdende<br />

Zeiträume teils mit extremen Einschränkungen<br />

zurechtkommen muss.<br />

Dabei geht es nicht nur um <strong>die</strong> fast überall<br />

üblichen hohen Einstiege in Duschen<br />

und Badewannen, <strong>die</strong> das Bad praktisch<br />

unbenutzbar werden lassen. Oft sind es<br />

kleine Dinge, <strong>die</strong> zu Problemen werden.<br />

Ein zu stark eingestellter Türschließer kann<br />

dazu führen, dass Menschen, <strong>die</strong> auf eine<br />

Gehhilfe, einen Rollator oder Rollstuhl<br />

angewiesen sind, <strong>die</strong> Hauseingangstür<br />

nicht ohne fremde Hilfe öffnen können.<br />

Zu geringe Türbreiten verhindern häufig<br />

das Erreichen eines Raumes. Aber auch <strong>die</strong><br />

Kaffeetasse in unerreichbarer Höhe eines<br />

Küchenoberschrankes kann zu einem großen<br />

Problem werden.<br />

4 l Pflegefreund 1/13<br />

Planungsgrundsätze<br />

Damit man auf lange Sicht möglichst eigenständig<br />

leben kann, gibt es eine Vielzahl von<br />

Planungsgrundsätzen, <strong>die</strong> bei der (Um­)<br />

Gestaltung des Wohnumfeldes Beachtung<br />

<strong>finden</strong> sollten. Hier ein kleiner Auszug:<br />

n Das Öffnen von Türen und Fenstern<br />

sollte auch sitzend mit geringem Kraftaufwand<br />

möglich sein<br />

n Rampen sollten mit einer Maxim<strong>als</strong>teigung<br />

von 6% ausgeführt werden,<br />

damit <strong>die</strong>se auch mit einem Rollstuhl<br />

eigenständig bewältigt werden kann<br />

n Bodenbeläge sollten rutschsicher sein<br />

n Zur Verbesserung der Orientierungsmöglichkeiten<br />

für sehbehinderte<br />

Menschen sollten sich Bodenbeläge<br />

visuell kontrastierend von Bauteilen<br />

wie Wänden, Türen etc. abheben<br />

Umsetzung immer möglich<br />

Die Umsetzung der vorstehend genannten<br />

Punkte ist sowohl bei der Planung eines<br />

Neubaus <strong>als</strong> auch bei der Veränderung<br />

bestehender Immobilien möglich. Allerdings<br />

ist in letzterem Fall zumeist eine vollständige<br />

Einhaltung der Vorgaben gemäß<br />

den entsprechenden DIN­Normen nicht<br />

möglich. Sinnvoll ist in jedem Fall, einen<br />

Fachplaner für barrierefreies Bauen mit der<br />

Planung zu beauftragen. Er berücksichtigt<br />

<strong>die</strong> ganz individuellen Bedürfnisse, erarbeitet<br />

ein möglichst optimales Umfeld und<br />

koordiniert <strong>die</strong> fachgerechte Umsetzung,<br />

damit das gewohnte Zuhause auch weiterhin<br />

ein Zuhause bleiben kann. y<br />

Hindernis für Rollifahrer: Schwelle nach draußen<br />

Schwellenloser Hauseingang<br />

Einbau fast überall möglich: der Treppenlift<br />

Der Autor Andreas Bier, Dipl.-Ing. (FH),<br />

ist Fachplaner für barrierefreies Wohnen<br />

und Fachbereichsleiter bau assist<br />

bei der Reha Assist Deutschland GmbH<br />

Autorenkontakt:<br />

Telefon 0 40 / 2 26 32 85 74<br />

E-Mail andreas.bier@reha-assist.com<br />

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Bilder: Andreas Bier


Die Rechte des Patienten auf einen Blick<br />

Pflegewelt<br />

Das Patientenrechtegesetz schafft mehr Rechtssicherheit, allerdings werden kaum neue Rechte geschaffen<br />

Bisher wurden Patientenrechte durch<br />

verschiedene Gesetze und Regelungen<br />

z. B. des Zivil-, Straf-, Standesrecht, aber<br />

auch durch <strong>die</strong> konkrete Rechtsprechung<br />

garantiert. Durch das Patientenrechtegesetz<br />

wurden <strong>die</strong>se zahlreichen Normen<br />

nun zusammengefasst und <strong>als</strong> neuer<br />

Abschnitt in das Bürgerliche Gesetzbuch<br />

eingefügt. Hier ein kleiner Überblick der<br />

wesentlichen Bestimmungen.<br />

Behandlungsvertrag wird im Bürgerlichen<br />

Gesetzbuch neu eingeführt<br />

Die Beziehung zwischen Arzt und Patient,<br />

aber auch anderen Personen, <strong>die</strong> Behandlungen<br />

durchführen, wie z. B. Psychotherapeuten<br />

oder Heilpraktikern, wird im Behandlungsvertrag<br />

in § 630a BGB festgelegt. Vor<br />

der medizinischen Maßnahme muss nach<br />

§ 630 c der Patient über Risiken und Alternativen<br />

aufgeklärt werden. Wenn es für den<br />

behandelnden Arzt ersichtlich ist, dass eine<br />

Behandlung von dem Patienten selbst bezahlt<br />

werden muss, umfasst <strong>die</strong> Aufklärung auch<br />

<strong>die</strong> anfallenden Kosten. Auf <strong>die</strong>sen finanziellen<br />

Aspekt muss ebenfalls vor Beginn der<br />

Behandlung hingewiesen werden.<br />

Dokumentationspflicht wird im<br />

Behandlungsvertrag festgelegt<br />

Auch <strong>die</strong> Pflicht, eine Behandlung zu dokumentieren,<br />

wird in dem neuen Gesetz in<br />

§ 630 f BGB festgelegt. Eine Behandlung,<br />

<strong>die</strong> nicht dokumentiert wurde, gilt <strong>als</strong><br />

nicht vorgenommen. Sofern sich aus einer<br />

anderen Norm kein anderer Aufbewahrungszeitraum<br />

ergibt, müssen <strong>die</strong> Unterlagen<br />

nach Abschluss der Behandlung für<br />

zehn Jahre aufbewahrt werden. In <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang wurde auch <strong>die</strong> Akteneinsicht<br />

in § 630 g BGB normiert. Der Patient<br />

hat somit das uneingeschränkte Recht,<br />

seine Akte einzusehen. Eine Ausnahme<br />

hiervon soll nur dann gelten, wenn erhebliche<br />

therapeutische oder andere erhebliche<br />

Gründe dagegen sprechen.<br />

Beweislastumkehr bei groben Behandlungsfehlern<br />

Wenn ein Patient glaubt, durch das Verhalten<br />

des behandelnden Arztes verletzt worden<br />

zu sein, so muss er <strong>die</strong>s wie bisher auch<br />

beweisen. Anders soll <strong>die</strong>s nach der neuen<br />

Regelung jedoch sein, wenn ein sogenannter<br />

grober Behandlungsfehler vorliegt. Im<br />

Fall eines groben Behandlungsfehlers hat<br />

der Arzt nach § 630 h BGB zu beweisen,<br />

dass er nicht für den entstandenen Schaden<br />

verantwortlich ist. Dies wirkt auf den ersten<br />

Blick neu und positiv, ist aber längst gän­<br />

gige Rechtsprechung, <strong>die</strong> vom Gesetzgeber<br />

lediglich übernommen wurde. Besonders<br />

problematisch ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

vor allem, dass nicht definiert wurde,<br />

wann ein grober Behandlungsfehler vorliegt.<br />

Patienten haben mehr Rechte gegenüber<br />

den gesetzlichen Krankenkassen<br />

Allerdings haben Patienten im Fall eines<br />

Behandlungsfehlers mehr Rechte gegenüber<br />

ihren Krankenkassen. Diese sind nun<br />

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dazu verpflichtet, den Patienten in Bezug<br />

auf einen möglichen Behandlungsfehler<br />

zu unterstützen. Dies kann zum Beispiel<br />

geschehen, indem <strong>die</strong> Krankenkasse ein<br />

Gutachten in Auftrag gibt. Zwar hatten <strong>die</strong><br />

Krankenkassen auch zuvor nach § 66 SGB<br />

V für den Fall eines sogenannten Behandlungsfehlerverdachts<br />

schon <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

den Betroffenen zu unterstützen. Diese<br />

bisher freiwillige Leistung ist nun für <strong>die</strong><br />

Krankenkassen verpflichtend.<br />

Fortsetzung auf Seite 8<br />

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Pflegefreund 1/13 l 5<br />

Beratungs- und Servicenetz 2012<br />

w


Pflegewelt<br />

Bei Neuroreha gibt es kein „Austherapiert“<br />

Errungenschaften der Rehabilitation sind in Gefahr<br />

Die neurologische Rehabilitation von<br />

Menschen mit schweren Schädel-Hirn-<br />

Schäden blickt in Deutschland auf mehr<br />

<strong>als</strong> 20 erfolgreiche Jahre zurück. In <strong>die</strong>ser<br />

Zeit wurde <strong>die</strong> neurologische Versorgungskette<br />

von der Akutversorgung<br />

über <strong>die</strong> Frühreha bis zur Langzeitversorgung<br />

etabliert. Doch <strong>die</strong> errungenen<br />

Erfolge sind in Gefahr.<br />

Viele Schädel­Hirn­Patienten kommen mit<br />

schweren oder schwersten Mehrfachverletzungen<br />

in <strong>die</strong> Krankenhäuser. Neben dem<br />

Schädel­Hirn­Trauma haben sie zusätzlich<br />

oft Verletzungen des Bewegungsapparats<br />

und der inneren Organe.<br />

„Es ist so, dass <strong>die</strong> Ärzte heute oft<br />

bereits nach zwei Wochen gedrängt werden<br />

zu erklären, wieso <strong>die</strong> Behandlung<br />

von Patienten mit Schädel­Hirn­Schäden<br />

weitergeführt wird“, berichtet der Bundesvorsitzende<br />

der deutschen Wachko­<br />

6 l Pflegefreund 1/13<br />

magesellschaft,<br />

Armin Nentwig.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt<br />

sind noch<br />

nicht einmal<br />

<strong>die</strong> Brüche und<br />

Organschädigungen<br />

verheilt.<br />

Die neurologischeRehabilitation<br />

konnte noch<br />

nicht begonnen<br />

Armin Nentwig<br />

werden.<br />

„Es hat sich bei<br />

den Kassen, vor allem auch bei den privaten,<br />

ein Automatismus eingebürgert, der dazu<br />

führt, dass <strong>die</strong> Ärzte fast mehr begründen<br />

müssen, <strong>als</strong> sie überhaupt rehabilitieren<br />

können“, beklagt Nentwig <strong>die</strong> momentane<br />

Situation. Bevor jedoch überhaupt auch nur<br />

eine Prognose für <strong>die</strong>se Patienten gestellt<br />

werden kann, vergehen mindestens zwei<br />

Selbsthilfe muss für Betroffene hilfreich sein<br />

GBS-Verband fordert: Missstände in der Selbsthilfe beseitigen<br />

Selbsthilfegruppen für Patienten werden<br />

nach dem Gesetz von den Krankenkassen<br />

finanziell unterstützt. <strong>Sie</strong> helfen den Patienten<br />

bei der Krankheitsbewältigung, informieren<br />

Angehörige und <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />

Die Mittel sind relativ einfach zu beantragen<br />

und das weckt offenbar Begehrlichkeiten,<br />

wie Albert Handelmann, Vorsitzender<br />

des Bundesverbandes Guillan­Barré­Symdrom<br />

e. V., betont. In einer Stellungnahme<br />

zum neuen Leitfaden der Selbsthilfeförderung<br />

fordert er, dass <strong>die</strong> Kassen <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />

der Selbsthilfe zur Grundlage der<br />

Förderung machen.<br />

„Nach unserem Kenntnisstand gibt es<br />

mindestens einen Bundesverband, der keine<br />

Mitgliedsverbände gem. Par. 18 Abs. 2 des<br />

Handelsgesetzbuches hat. Er setzt Fördergelder<br />

nur für <strong>die</strong> eigene Verwaltung ein<br />

und ist in der Selbsthilfe nicht sichtbar“, so<br />

Handelmann. Die Arbeit der Selbsthilfe<br />

lässt sich einfach über <strong>die</strong> Jahresberichte<br />

der Organisationen beurteilen. Wenn darin<br />

kaum Gesprächskreise oder Informationsveranstaltungen<br />

ausgewiesen sind, findet<br />

auch keine selbsthilfewirksame Arbeit statt.<br />

Auch <strong>die</strong> Vergaberichtlinie für <strong>die</strong> Fördermittel<br />

ist laut Handelmann höchst<br />

intransparent: „Es kann nicht sein, dass wie<br />

z. B. in Brandenburg der Vorsitzende der<br />

DGM gleichzeitig auch <strong>als</strong> Vorsitzender der<br />

LAG und noch einmal <strong>als</strong> Antragsteller mit<br />

am Tisch der Entscheidungsträger sitzt und<br />

über <strong>die</strong> Fördermittel der KGKVs mitentscheidet.“<br />

Handelmann fordert ein Kumulierungsverbot:<br />

„Man kann nicht Spieler<br />

und Schiedsrichter zugleich sein.“<br />

Die Deutsche GBS Initiative e.V. hat in<br />

einer Eingabe deutlich gemacht, wie <strong>die</strong><br />

Förderungsbedingungen aussehen müssen,<br />

wenn <strong>die</strong> gesetzlichen Fördermittel richtig<br />

eingesetzt werden sollen:<br />

n Verbände, <strong>die</strong> den Namen „Bundesverband“<br />

tragen, müssen auf gesetzliche<br />

Korrektheit überprüft werden.<br />

n Verbandsvorsitzende, <strong>die</strong> selbst Antragsteller<br />

für Fördermittel sind, dürfen<br />

weder mit im Verteilergremium sitzen<br />

noch bei der Vergabe mitbestimmen.<br />

n „Fiktive“ oder gesundheitsfremde Selbsthilfegruppen<br />

müssen ausgeschlossen<br />

werden.<br />

n Mehrere örtliche Gruppen der gleichen<br />

Erkrankung müssen zur Erlangung der<br />

Förderhilfe zusammengefasst werden.<br />

n Sachbearbeiter der Krankenkassen sollten<br />

etwas von Bilanzierung verstehen.<br />

„Der Gesetzgeber muss handeln, um aus<br />

dem Fördertopf keine Selbstbe<strong>die</strong>nung zu<br />

machen“, sagt Handelmann. y<br />

Monate. Tatsache ist jedoch inzwischen,<br />

solche Patienten werden bereits nach vier<br />

Wochen aus der Rehabilitation entlassen.<br />

Die Begründung lautet dann meist: Der<br />

Patient sei „austherapiert“, obwohl <strong>die</strong> Therapie<br />

noch gar nicht beginnen konnte. Oft<br />

werden <strong>die</strong> Patienten Pflegeheimen anvertraut,<br />

<strong>die</strong> in vielen Fällen mit der Betreuung<br />

einfach überfordert sind.<br />

„Aus den mehr <strong>als</strong> 20 Jahren Erfahrung<br />

in der Arbeit mit Schädel­Hirn­Patienten<br />

weiß ich: Ein ,Austherapiert‘ gibt es bei der<br />

Neuroreha nicht“, so Nentwig weiter.<br />

Man steht bei der Neurorehabilitation<br />

erst am Anfang einer Entwicklung, <strong>die</strong> viel<br />

Potentzial hat, Menschen mit schweren<br />

Hirnverletzungen zu fördern und wiederherzustellen.<br />

Die Patienten entwickeln sich<br />

bei entsprechender Förderung in größeren<br />

oder kleineren Schritten immer weiter.<br />

Das Wort „Austherapiert“ nimmt ihnen <strong>die</strong><br />

Chance auf eine erfolgreiche Reha. y<br />

Teilnehmer gesucht<br />

für Parkinsonprojekt<br />

Jüngere Parkinsonpatienten be<strong>finden</strong> sich<br />

in einer besonderen Situation. <strong>Sie</strong> emp<strong>finden</strong><br />

ihre Einschränkungen besonders belastend,<br />

weil sie <strong>die</strong>se vor dem Hintergrund<br />

ihrer gesunden Altersgenossen erleben.<br />

Um <strong>die</strong> Situation junger Singles mit Parkinson<br />

zu erfassen, beginnt <strong>die</strong> Deutsche<br />

Parkinson Vereinigung e.V. (dpv) im 2013<br />

ein Stu<strong>die</strong>nprojekt.<br />

Die dpv sucht für das Projekt „Jung,<br />

krank, alleine zu Haus“ Menschen bis etwa<br />

Mitte 50, <strong>die</strong> mindestens seit zwei Jahren an<br />

Morbus Parkinson erkrankt sind und <strong>als</strong><br />

Single längere Zeit durchs Leben gehen. Die<br />

Organisatoren sichern den Teilnehmenden<br />

auf Wunsch absolute Anonymität zu.<br />

Die Broschüre wird in Zusammenarbeit<br />

mit alleinstehenden, jungen Parkinson­<br />

Patienten entwickelt. Die Betroffenen sollen<br />

auf konkret formulierte Fragen in möglichst<br />

knapper und dennoch informativer<br />

Form antworten. Der Fragenkatalog wird<br />

in Zusammenarbeit mit aktiv in der Beratung<br />

tätigen Personen und Betroffenen im<br />

Rahmen eines Workshops ausgearbeitet.<br />

Die Stu<strong>die</strong> wird vom U40 Club junger<br />

Parkinsonpatienten Rheinland­Pfalz­Süd<br />

begleitet.<br />

Kontakt und weitere Infos: Ria Gerike,<br />

U40 Club JuPa Rheinland-Pfalz-Süd,<br />

Telefon 0 63 01 / 3 17 59, Fax 79 58 22,<br />

E-Mail parkisu40pfalz@aol.com


Ausnahmen zum Elternunterhalt<br />

Grundsätzlich haften Kinder für ihre bedürftigen Eltern. Das kann besonders bei<br />

Pflegebedürftigkeit eine kostspielige Angelegenheit werden. Es gibt nur wenige<br />

Ausnahmen von <strong>die</strong>ser gesetzlichen Regel. Letztendlich stellt ein Gerichtsverfahren<br />

fest, wann Kinder für ihre pflegebedürftigen Eltern nicht haften müssen. Hier sind<br />

zwei Beispiele.<br />

Die Pflegebedürftigkeit der Eltern stellt für<br />

<strong>die</strong> Betroffenen eine große Belastung dar –<br />

auch finanziell. Nach dem sogenannten<br />

Nachrangigkeitsprinzip (§ 2 Abs.1 SGB<br />

XII) hat nur derjenige Pflegebedürftige<br />

Anspruch auf Leistungen der Sozialhilfe,<br />

der selbst oder dessen nahen Angehörige<br />

nicht in der Lage sind, für <strong>die</strong> Pflege<br />

aufzukommen. Unterhaltspflichtige nahe<br />

Angehörige sind nach § 1601 BGB unter<br />

anderem Eltern, Großeltern und Kinder.<br />

Demnach sind Kinder für pflegebedürftige<br />

Eltern unterhaltspflichtig. Von <strong>die</strong>sem<br />

Grundsatz gibt es nur wenige Ausnahmen.<br />

Zwei Urteile haben solche Ausnahmen<br />

konkretisiert.<br />

Keine Unterhaltspflicht bei besonders<br />

kränkendem und hartnäckigem Kontaktabbruch<br />

In der gerichtlichen Entscheidung ging der<br />

Streit um Pflegekosten in Höhe von 9000<br />

Euro, <strong>die</strong> ein Sohn für seinen Vater tragen<br />

sollte. Der Vater hatte seit 1971 jeden<br />

Kontakt mit seinem Sohn abgelehnt und<br />

Seniorengerecht ist nicht gleich barrierefrei<br />

In einer alternden Gesellschaft wird es<br />

immer wichtiger, lange selbstständig zu<br />

bleiben. Eine Möglichkeit, <strong>die</strong>s zu erreichen,<br />

besteht darin, sich für das Alter<br />

geeigneten Wohnraum zu suchen. Was<br />

aber kann der zukünftige Mieter oder<br />

Käufer einer Wohnung erwarten, wenn<br />

<strong>die</strong>se <strong>als</strong> seniorengerecht bezeichnet<br />

wird?<br />

Eine mit der Erstellung einer Wohnanlage<br />

beauftragte Baufirma wollte <strong>die</strong>s genau<br />

wissen und klagte gegen den Bauherrn,<br />

weil <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> Wohnanlage bemängelte, da<br />

sie nicht barierrefrei war.<br />

Das Oberlandesgericht Koblenz hatte<br />

deshalb darüber zu entscheiden, inwieweit<br />

eine im Werbeprospekt <strong>als</strong> seniorengerecht<br />

bezeichnete Wohnanlage auch barrierefrei<br />

sein muss. Der Auftraggeber des<br />

Wohnprojekts ging davon aus, dass <strong>die</strong> <strong>als</strong><br />

seniorengerecht bezeichneten Wohnungen<br />

für Rollstuhl oder Rollator geeignet<br />

seien. Das mit dem Bau beauftragte Unternehmen<br />

hatte <strong>die</strong> Wohnungen nicht barrierefrei<br />

ausgestattet, weil der Begriff nicht<br />

selbst auf dem Begräbnis des Großvaters<br />

das Gespräch verweigert. In seinem Testament<br />

billigte er seinem Sohn nur den<br />

„strengsten Pflichtteil“ zu. Die Unterhaltspflicht<br />

entfällt nicht mit jedem Kontaktabbruch.<br />

In der Regel bleibt <strong>die</strong> Pflicht zum<br />

Unterhalt auch dann bestehen, wenn sich<br />

<strong>die</strong> Familienangehörigen auseinandergelebt<br />

oder entfremdet haben.<br />

Die Unterhaltspflicht kann nach § 1611<br />

BGB gemindert werden oder ganz entfallen,<br />

wenn der Bedürftige gegenüber dem<br />

Unterhaltspflichtigen eine grobe Verfehlung<br />

begangen hatte. Eine grobe Verfehlung<br />

kann ein besonders kränkender Kontaktabbruch<br />

wie in <strong>die</strong>sem Fall sein. Der<br />

Vater habe sich, so das Gericht, durch sein<br />

kränkendes Verhalten erkennbar aus dem<br />

familiären Solidarverhältnis gelöst, das<br />

normalerweise zwischen Kindern und<br />

Eltern besteht. Somit besteht in <strong>die</strong>sem<br />

Fall kein Anspruch des Vaters auf Unterhalt<br />

durch seine Kinder.<br />

(Oberlandesgericht Oldenburg, Urteil<br />

vom 25.10.2012, AZ 14 UF 80/12)<br />

Der Begriff „seniorengerecht“ enthält keine eindeutige Aussage über <strong>die</strong> Ausstattung einer Wohnung<br />

mit Wort seniorengerecht gleichzusetzen<br />

sei. Dies wurde von dem OLG Koblenz<br />

bestätigt. Der Begriff seniorengerecht, so<br />

das Gericht, sei kein feststehender Rechtsbegriff<br />

und kann nicht mit dem Begriff<br />

behindertengerecht gleichgesetzt werden.<br />

Denn, so das Gericht in seiner Begründung,<br />

ein Mensch ist im Alter nicht unbe­<br />

Pflegewelt<br />

Der Elternunterhalt entfällt, wenn aufgrund<br />

von Verschulden eines Dritten<br />

kein Pflegegeldanspruch besteht<br />

Der Anspruch auf Unterhalt kann auch<br />

aus anderen Gründen gekürzt werden<br />

oder entfallen. So haben im vorliegenden<br />

Fall <strong>die</strong> Betreuerin und der zuständige<br />

Sozialhilfeträger <strong>die</strong> Einzahlungen bei der<br />

gesetzlichen Pflegeversicherung versäumt.<br />

Aufgrund <strong>die</strong>ses Versäumnisses hat <strong>die</strong><br />

betroffene Pflegebedürftige heute keinen<br />

Anspruch auf Pflegegeld.<br />

Das Fehlen der Beitragszahlungen kann<br />

dem Unterhaltspflichtigen nicht angerechnet<br />

werden. Der ihn belastende Unterhaltsanspruch<br />

wurde um den Betrag des normalerweise<br />

zustehenden Pflegegeldes gekürzt.<br />

Ebenso verhält es sich bezüglich einer<br />

Kapitallebensversicherung auf Rentenbasis<br />

der Betroffenen, <strong>die</strong> durch den Sozialhilfeträger<br />

aufgelöst wurde. Dadurch entgeht<br />

der Pflegebedürftigen ein Rentenanspruch<br />

von 160 Euro. Auch mit <strong>die</strong>sem Betrag darf<br />

der Unterhaltsverpflichtete nicht belastet<br />

werden, da ihm das Verhalten der Betreuerin<br />

und des Sozialhilfeträgers nicht angerechnet<br />

werden darf.<br />

(Oberlandesgericht Oldenburg, Beschluss<br />

vom 25.10.2012, AZ 14 UF 82/12)<br />

Christian Winter<br />

dingt auf einen Rollstuhl oder andere<br />

Hilfsmittel angewiesen. Wer von einer<br />

Wohnung erwartet, dass sie behindertengerecht<br />

ist, muss <strong>die</strong>s auch so benennen<br />

und einfordern. cw<br />

Oberlandesgericht Koblenz, Urteil vom<br />

25.02.2011 – 10 U 1504/09<br />

Anzeige<br />

Pflegefreund 1/13 l 7


Pflegewelt<br />

Entlastung für <strong>die</strong><br />

Seele – Ratgeber für<br />

pflegende Angehörige<br />

wieder verfügbar<br />

Die körperlichen und<br />

seelischen Belastungen,<br />

der Menschen,<br />

<strong>die</strong> – oft über mehrere<br />

Jahre hinweg –<br />

ihre pflegebedürftigen<br />

Angehörigen zu<br />

Hause versorgen, sind<br />

enorm. Dies hat auch<br />

<strong>die</strong> starke Nachfrage<br />

nach dem Ratgeber gezeigt, den <strong>die</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren­Organisationen<br />

e.V. (BAGSO) und <strong>die</strong> Deutsche<br />

PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)<br />

gemeinsam erarbeitet und erstmalig im<br />

Februar 2012 den Hilfesuchenden zur Verfügung<br />

gestellt haben. Die Erstauflage und<br />

<strong>die</strong> beiden Nachdrucke waren innerhalb<br />

kurzer Zeit vergriffen.<br />

„Wir freuen uns, dass durch <strong>die</strong> Unterstützung<br />

von COMPASS Private Pflegeberatung<br />

GmbH eine 4. Auflage gedruckt<br />

werden konnte und wir jetzt <strong>die</strong> lange<br />

Vormerkliste abarbeiten können“, so <strong>die</strong><br />

BAGSO­Vorsitzende und Psychologin Prof.<br />

Dr. Ursula Lehr.<br />

Dr. Sibylle Angele, Geschäftsführerin<br />

der COMPASS Private Pflegeberatung,<br />

kennt <strong>die</strong> Schwierigkeiten der Angehörigen:<br />

„Viele unserer Klientinnen und Klienten<br />

sind pflegende Angehörige. Der Beratungsbedarf<br />

ist sehr groß, <strong>die</strong> Situation<br />

der pflegenden Angehörigen ist besonders<br />

häufig Thema in den Beratungsgesprächen.<br />

Die Broschüre der BAGSO trägt dazu bei,<br />

dass sich <strong>die</strong> Menschen frühzeitig informieren<br />

und Hinweise für Unterstützungsangebote<br />

erhalten, damit eine Überlastung<br />

in der Pflegesituation möglichst gar nicht<br />

entsteht.“<br />

Der Ratgeber kann bei der BAGSO – auch<br />

in größerer Anzahl – bestellt werden:<br />

BAGSO<br />

Bonngasse 10, 53113 Bonn<br />

Telefon 02 28 / 24 99 93-0<br />

Fax 02 28 / 24 99 93-20<br />

E-Mail: wittig@bagso.de<br />

Der Ratgeber kann auch über <strong>die</strong> Internetseiten<br />

der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung<br />

(www.dptv.de)<br />

und der BAGSO<br />

(www.bagso.de)<br />

heruntergeladen werden.<br />

8 l Pflegefreund 1/13<br />

Bild: Geriatriezentrum Neuburg<br />

Sich selbst Freiräume schaffen<br />

Die VdK-Pflegeakademie in Neuburg unterstützt pflegende Angehörige<br />

Die Tagesform ist entscheidend. Das<br />

gilt für Rudolf Liegel, der an Alzheimer-<br />

Demenz leidet, aber auch für seine Frau<br />

Anna, <strong>die</strong> ihn aufopferungsvoll pflegt.<br />

Seit Anna Liegel im vergangenen Jahr<br />

einen Kurs für pflegende Angehörige in<br />

der VdK-Pflegeakademie in Neuburg an<br />

der Donau besucht hat, weiß sie, dass<br />

sie ihre Kräfte einteilen muss und Auszeiten<br />

für sich selbst braucht, um <strong>die</strong>se<br />

schwere Aufgabe noch länger bewältigen<br />

zu können.<br />

Ergotherapeutin Dorothee Lemke führt <strong>die</strong><br />

Hand von Rudolf Liegel mit der Kugel zur<br />

Tischkegelbahn. Der Demenzpatient könnte<br />

<strong>die</strong>se Aufgabe ohne Hilfe nicht ausführen.<br />

Es sind <strong>die</strong> Erinnerungen an eine Zeit, <strong>als</strong><br />

sie mit ihrem Mann rundum glücklich<br />

war, <strong>die</strong> Anna Liegel jeden Tag helfen,<br />

den Alltag zu bewältigen. Den Alltag mit<br />

einer Krankheit, <strong>die</strong> ihren heute 74 Jahre<br />

alten Rudolf völlig hilflos gemacht hat.<br />

Aus dem idealen Partner, mit dem sie in<br />

viele Länder gereist ist und Sport gemacht<br />

hatte, wurde nach und nach ein Schwerstpflegefall<br />

mit heute Pflegestufe 3. Doch<br />

Anna Liegel schaffte das, was viele für<br />

Fortsetzung von Seite 5<br />

Außerdem haben Krankenversicherungen<br />

in Zukunft nur begrenzt Zeit, einen<br />

Antrag auf Hilfsmittel oder Kuren zu beurteilen.<br />

Generell muss nach § 13 Abs. 3a<br />

SGB V über einen Antrag innerhalb von<br />

drei Wochen entschieden werden. Wird für<br />

<strong>die</strong> Entscheidung allerdings ein Gutachten<br />

unmöglich hielten: <strong>Sie</strong> pflegt ihren Mann<br />

zu Hause in seiner gewohnten Umgebung.<br />

2012 meldete sich das VdK­Mitglied<br />

zusammen mit ihrem Mann an der Akademie<br />

für pflegende Angehörige des VdK<br />

Bayern im Geriatriezentrum Neuburg zu<br />

einem Pflegekurs an. Der Besuch dort hat<br />

ihr gutgetan. Während ihr Mann im Geriatriezentrum<br />

liebevoll versorgt wurde,<br />

konnte Anna Liegel <strong>die</strong> Kurse besuchen,<br />

individuelle Fragen zu Tagespflege und<br />

anderen Leistungen stellen, Hebe­ und<br />

Lagerungstechniken einüben und vor<br />

allem sich selbst einmal etwas gönnen:<br />

„Wir waren eine ganz nette Clique“, erzählt<br />

sie. Eine Auszeit, <strong>die</strong> sie schon lange nicht<br />

mehr hatte. Dieses Jahr will sie wiederkommen.<br />

Bei Rudolf Liegel ist <strong>die</strong> Krankheit<br />

bereits weit fortgeschritten, doch noch<br />

kennt er seine Frau. Und sie versucht, aus<br />

jedem Tag das Beste zu machen. <strong>Sie</strong> hat<br />

das Auto behindertengerecht umrüsten<br />

lassen und nimmt den 74­Jährigen sogar<br />

noch zu Kartenrunden mit Freunden mit.<br />

„Er fühlt sich wohl und schaut beim Kartenspielen<br />

zu, auch wenn er nicht mitspielen<br />

kann“, sagt sie schmunzelnd.<br />

„Es ist bemerkenswert, mit wie viel<br />

Elan und Freude Frau Liegel bereit ist,<br />

ihren Mann überallhin mitzunehmen.<br />

Das ist mit sehr viel Aufwand verbunden:<br />

den Rollstuhl ins Auto einladen, andere<br />

Leute aufklären, an welcher Krankheit ihr<br />

Ehemann leidet und wie man am besten<br />

damit umgeht“, sagt Yvonne Knobloch,<br />

Leiterin der VdK­Pflegeakademie in Neuburg.<br />

„Das ist aber der einzige Weg, um<br />

weiterhin am Leben in der Gesellschaft<br />

teilnehmen zu können.“<br />

Bis 2007 konnte sich Rudolf Liegel<br />

noch selbst anziehen, waschen und auch<br />

zur Toilette gehen. Heute kommt jeden<br />

Morgen der Pflege<strong>die</strong>nst und unterstützt<br />

Anna Liegel. Dreimal in der Woche ist<br />

Rudolf Liegel inzwischen auch in einer<br />

Tagespflege, damit seine Frau einkaufen<br />

und andere Erledigungen machen kann:<br />

ein guter Tipp der VdK­Pflegeakademie,<br />

der Anna Liegel etwas Freiraum verschafft.<br />

Petra J. Huschke, Birgit Merk<br />

benötigt, beträgt der Zeitraum fünf Wochen,<br />

bei einer zahnärztlichen Behandlung generell<br />

sechs Wochen. Wenn <strong>die</strong>se Fristen ohne<br />

schriftliche Angabe des Grundes für <strong>die</strong> Verzögerung<br />

nicht eingehalten werden, gelten<br />

<strong>die</strong> Anträge <strong>als</strong> genehmigt. Der Patient kann<br />

sich <strong>die</strong> Leistung dann selbst beschaffen und<br />

von der Kasse einfordern. cw


„Vergiss nicht, dass ich viel vergesse!“<br />

Was sich demenzkranke Menschen wünschen<br />

Im Laufe ihrer Krankheit sind Demenzerkrankte<br />

immer weniger in der Lage,<br />

sich in der Gegenwart zu orientieren.<br />

<strong>Sie</strong> ziehen sich mehr und mehr in<br />

ihre „eigenen Lebenswelten“ zurück. Ihre<br />

Fähigkeit, Situationen zu deuten und einzuordnen,<br />

schränkt sich zunehmend ein.<br />

Das führt häufig dazu, dass Erklärungen<br />

und Überzeugungen, <strong>die</strong> Demenzkranke<br />

äußern, nicht mehr mit der Realität übereinstimmen.<br />

<strong>Sie</strong> tun und sagen deshalb<br />

Dinge, <strong>die</strong> aus unserer Sicht oftm<strong>als</strong> höchst<br />

eigenwillig sind und uns manchmal geradezu<br />

absurd anmuten. So gibt es beispielsweise<br />

Situationen, in denen demente Personen<br />

auf uns zukommen und sagen: „Gib<br />

mir mal das Ding!“ – und wir haben nicht<br />

<strong>die</strong> leiseste Ahnung, wovon sie sprechen.<br />

Hinter jedem uns befremdlich erscheinenden<br />

Verhalten eines Demenzkranken<br />

stecken Bedürfnisse und Gefühle. Diese<br />

… soll mein Leben einfach, übersichtlich<br />

und voraussehbar sein. Und so sein, dass<br />

ich das Gleiche mache – jeden Tag zur<br />

gleichen Zeit, auch wenn es dauert, bis<br />

ich es begreife. Habe Geduld mit mir!<br />

… musst du ruhig zu mir sprechen, damit<br />

ich keine Angst bekomme und nicht das<br />

Gefühl erhalte, dass du böse mit mir bist.<br />

Du sollst mir immer erzählen, was du<br />

tust. Du solltest mich wählen lassen und<br />

respektieren, was ich wähle – auch wenn<br />

es für dich nicht einsichtig ist.<br />

… denke daran, dass es für mich gut wäre,<br />

schöne Erlebnisse zu haben – auch dass<br />

du sie mir erzählst, bevor ich sie erlebe –<br />

auch wenn ich es wieder vergesse.<br />

… brauche ich und bekomme ich viel<br />

mehr Schlaf, <strong>als</strong> ich eigentlich will. Und<br />

wenn ich schlafe, habe ich immer Angst,<br />

dass ich nicht mehr wach werde. Gib mir<br />

Mut zu schlafen!<br />

… kann ich vielleicht nicht mehr mit Messer<br />

und Gabel essen, aber bestimmt sehr<br />

gut mit den Fingern. Lass mich das tun!<br />

… kann ich mich nicht mehr erinnern,<br />

was ich gern möchte. Dann musst du<br />

lernen, mir das zu zeigen.<br />

führen dazu, dass der Kranke <strong>die</strong> Situation<br />

anders sieht <strong>als</strong> wir Gesunden. Die große<br />

Herausforderung besteht darin, sich in <strong>die</strong><br />

veränderte Wirklichkeit des Demenzkranken<br />

hineinzuversetzen, ihn in seiner Verwirrtheit<br />

zu begleiten. Informationen über<br />

Demenz können helfen, <strong>die</strong> Krankheit <strong>als</strong><br />

Krankheit zu akzeptieren und nicht an der<br />

Beziehung zu zweifeln.<br />

Der folgende Text ist eine Art „Vorsorgevollmacht“<br />

eines Menschen für den<br />

Fall, dass er an einer Demenz erkranken<br />

sollte. Der in der Ich­Form gehaltene Text<br />

gibt Hinweise, welchen Umgang er sich<br />

wünscht. In <strong>die</strong>ser „Vollmacht“ werden zwischen<br />

den Zeilen Dinge vom Bevollmächtigten<br />

verlangt, <strong>die</strong> er nicht wissen kann –<br />

dennoch solle er sich bemühen, sie zu tun.<br />

Es bleibt uns <strong>als</strong> Menschen, <strong>die</strong> mit<br />

Demenzkranken zu tun haben, nichts anderes<br />

übrig, <strong>als</strong> den Versuch und gleichzeitig<br />

„Vorsorgevollmacht“ – wenn ich dement werden sollte …<br />

… und ich bin eigensinnig und boshaft<br />

und habe schlechte Laune, dann bin ich<br />

das, weil ich mich so machtlos und hilflos<br />

fühle. Das hasse ich.<br />

… und Panik bekomme, dann nur, weil<br />

ich an zwei Dinge gleichzeitig denken<br />

soll. Halte meine Hand fest und hilf mir,<br />

mich auf eine Sache zu konzentrieren.<br />

… bin ich leicht zu beruhigen – nicht mit<br />

Worten, sondern indem du ganz ruhig<br />

neben mir sitzt und meine Hand festhältst.<br />

… verstehe ich nicht das Abstrakte,<br />

schwach Formulierte. Ich will sehen,<br />

spüren und begreifen, wovon du sprichst.<br />

… habe ich das Gefühl, dass andere mich<br />

schwer verstehen. Genauso schwer ist es<br />

für mich, andere zu verstehen. Mache<br />

deine Stimme ganz leise und sieh mir ins<br />

Gesicht – dann verstehe ich dich am besten.<br />

Mache nur wenige Worte und einfache<br />

Sätze und versuche herauszu<strong>finden</strong>,<br />

ob ich alles verstanden habe. Schau mich<br />

an, berühre mich und lache, bevor du<br />

mit mir sprichst.<br />

… habe ich häufig keine Lust, spazieren<br />

zu gehen. Aber ich weiß hinterher, dass<br />

es mir besser geht.<br />

Pflegewelt<br />

<strong>die</strong> Chance anzugehen, <strong>die</strong> Brücke zum<br />

Erkrankten auf der emotionalen Ebene zu<br />

begehen. Bianca Artz<br />

Die Autorin Bianca Artz leitet <strong>die</strong> gerontopsychiatrische<br />

Beratungsstelle an der<br />

Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

in Heppenheim/Bergstraße. Die<br />

ausgebildete Casemanagerin (DGCC)<br />

berät und informiert dort demenziell<br />

Erkrankte und ihre Angehörigen unabhängig<br />

und trägerneutral. Bei Bedarf<br />

und Wunsch bietet sie demenziell<br />

Erkrankten eine kontinuierliche Begleitung<br />

an.<br />

Autorenkontakt: Bianca Artz<br />

Vitos Heppenheim gemeinnützige GmbH<br />

Ludwigstraße 54, 64646 Heppenheim<br />

Telefon 0 62 52 / 16 -1 (Zentrale)<br />

www.vitos-heppenheim.de<br />

… möchte ich gute Musik hören – von<br />

dam<strong>als</strong>, aber ich habe vergessen, welche.<br />

Lass sie uns zusammen hören. Ich vermisse<br />

das. Ich mag auch gerne singen,<br />

aber nicht allein.<br />

… dann ist da manchmal gar nichts, wenn<br />

ich etwas begreifen soll, aber vielleicht<br />

begreife ich besser, <strong>als</strong> du denkst. Ich<br />

vermisse schöne Dinge: Bilder, Sonnenuntergang<br />

und gutes Essen und spüre das<br />

tiefer <strong>als</strong> du.<br />

… und sage: „Ich will nach Hause“, dann<br />

antworte mir ernsthaft, damit ich merke,<br />

dass du weißt, dass ich mich im Moment<br />

sehr unsicher fühle.<br />

… und schimpfe, dann gehe einen Schritt<br />

zurück von mir, denn so spüre ich, dass<br />

ich immer noch Eindruck machen kann.<br />

Vergiss nicht, dass ich viel vergesse!<br />

Ich bin oft verzweifelt. Verzweifle nicht<br />

auch du!<br />

Die Verfasserin des Urtextes ist I. Riedl.<br />

Der vorliegende Text wurde von Bianca<br />

Artz überarbeitet.<br />

Pflegefreund 1/13 l 9


Pflegewelt<br />

INFOS ZUR FINANZIERUNG D<br />

Pflegeversicherung (SGB XI)<br />

Präambel: „Häusliche Pflege hat Vorzug<br />

gegenüber der Pflege im Heim.“<br />

Die Leistungen der Pflegeversicherung<br />

werden in drei Stufen eingeteilt. Die Stufe<br />

bestimmt der Medizinische Dienst der<br />

Krankenkassen (MDK) durch Begutachtung.<br />

Details <strong>finden</strong> <strong>Sie</strong> in der Tabelle unten.<br />

Die ambulanten Sachleistungsbeträge<br />

zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse an professionelle<br />

Pflegeleistungen ambulanter Dienste.<br />

Das Pflegegeld erhalten pflegende Angehörige<br />

für ihre Pflegeleistungen. Die Höhe<br />

der Beträge für ambulante Leistungen entnehmen<br />

<strong>Sie</strong> bitte der Tabelle auf <strong>die</strong>ser Seite.<br />

Unterstützung für Maßnahmen zur<br />

Verbesserung des Wohnumfeldes<br />

Bis zu 2557 € je Maßnahme (z. B. Badumbau)<br />

Hilfsmittel/Pflegehilfsmittel<br />

Besteht eine Krankheit bzw. liegt eine Behinderung<br />

vor, ist <strong>die</strong> Krankenkasse gesetzlich<br />

verpflichtet, Hilfsmittel zu bezahlen<br />

(gemäß § 33 SGB V).<br />

Pflegehilfsmittel werden nur dann<br />

bezahlt, wenn Pflegebedürftigkeit besteht<br />

0<br />

10 l Pflegefreund 1/13<br />

und eine Leistungspflicht der Krankenkassen<br />

nicht vorliegt. Der Antrag für <strong>die</strong> Kostenübernahme<br />

eines Pflegehilfsmittels kann<br />

ohne ärztliche Verordnung bei der Pflegekasse<br />

gestellt werden. Die Versorgung der<br />

Versicherten mit Hilfsmitteln durch <strong>die</strong><br />

Krankenkassen bei einer zu behandelnden<br />

Krankheit wird durch <strong>die</strong> Versorgung mit<br />

Pflegehilfsmitteln bei bestehender Pflegebedürftigkeit<br />

nicht berührt. Ein Versicherter<br />

kann bei Bedarf <strong>als</strong>o beides bekommen.<br />

Zum Verbrauch bestimmte Hilfsmittel<br />

(zum Beispiel Betteinlagen, Verbände,<br />

In kontinenzmittel): monatlich bis zu 31 €<br />

Technische Pflegehilfsmittel<br />

Technische Pflegehilfsmittel (wie Rollstühle,<br />

Pflegebetten, Gehhilfen) werden<br />

ohne finanzielle Obergrenze vergütet. <strong>Sie</strong><br />

sollen jedoch primär leihweise an Pflegebedürftige<br />

abgegeben werden. Pflegebedürftige,<br />

<strong>die</strong> das 18. Lebensjahr vollendet haben,<br />

haben zu den Kosten der technischen<br />

Hilfsmittel eine Zuzahlung von 10 Prozent,<br />

höchstens jedoch 25 € je Pflege hilfsmittel,<br />

selbst zu entrichten. Darüber hinaus können<br />

Pflegebedürftige ganz oder teilweise<br />

von der Zuzahlung befreit werden. Anträge<br />

erhalten <strong>Sie</strong> bei den Pflegekassen.<br />

Die stationären Sachleistungsbeträge<br />

werden von der Pflegeversicherung an das<br />

Pflegeheim in folgender Höhe gezahlt:<br />

Stufe III 1023 € Stufe II 1279 €<br />

Stufe III 1550 € Härtefall 1918 €<br />

Stationäre Kurzzeitpflege<br />

Je Kalenderjahr für längstens vier Wochen:<br />

bis maximal 1550 €<br />

Hilfe zur Pflege nach SGB XII<br />

Leistungen unter der Rubrik „Hilfe zur Pflege“<br />

werden in SGB XII, Kapitel 7, § 61 ff. geregelt:<br />

§ 61 Leistungsberechtigte und Leistungen<br />

Personen, <strong>die</strong> wegen einer körperlichen,<br />

geistigen oder seelischen Krankheit oder<br />

Behinderung für <strong>die</strong> gewöhnlichen und<br />

regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen<br />

im Ablauf des täglichen Lebens<br />

auf Dauer, voraussichtlich für mindestens<br />

sechs Monate, in erheblichem oder höherem<br />

Maße der Hilfe bedürfen, ist Hilfe zur<br />

Pflege zu leisten. Hilfe zur Pflege ist auch<br />

kranken und behinderten Menschen zu<br />

leisten, <strong>die</strong> voraussichtlich für weniger <strong>als</strong><br />

sechs Monate der Pflege bedürfen oder<br />

einen geringeren Bedarf <strong>als</strong> nach Satz 1<br />

haben oder <strong>die</strong> der Hilfe für andere Verrichtungen<br />

<strong>als</strong> nach Absatz 5 bedürfen.<br />

Stufen der Pflegebedürftigkeit Monatl. Leistungen für häusliche Pflege<br />

Pflegestufe Pflegeaufwand / Voraussetzung<br />

Erheblich eingeschränkteAlltagskompetenz<br />

1 Erhebliche<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

2 Schwere<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

3 Schwerste<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

3<br />

Leistungen in allen<br />

Pflegesttufen<br />

Härtefall (nur<br />

Sach leistungen)<br />

Verhinderungspflege<br />

Zusätzliche<br />

Betreuungsleistungen<br />

1<br />

erheblicher Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung / dauerhafte<br />

und regelmäßige Schädigungen oder Fähigkeitsstörungen der Alltagskompetenz<br />

in wenigstens zwei Bereichen aus einem Katalog von 13 Punkten<br />

mindestens 2 Verrichtungen mindestens 1 x tägl. / mindestens 90 Min.<br />

Aufwand täglich (inkl. Haushalt), davon mehr <strong>als</strong> 45 Min. Grundpflege<br />

mindestens 3 Verrichtungen zu versch. Tageszeiten / mindestens 180 Min.<br />

Aufwand tägl. (inkl. Haushalt), davon mindestens 120 Min. Grundpflege<br />

täglich rund um <strong>die</strong> Uhr, auch nachts (Körper pflege, Ernährung und Mobilität) /<br />

mindestens 300 Min. Aufwand täglich (inkl. Haushalt), davon mehr <strong>als</strong> 240 Min.<br />

Grundpflege<br />

a) mind. 6 Std. tägl. Grundpflege, davon mind. 3 Verrichtungen in der Nacht oder<br />

b) Grundpflege kann auch nachts nur von mehreren Pflegekräften zeitgleich<br />

(gemeinsam) durchgeführt werden<br />

Sachleistungen Pflegegeld<br />

normal erhöht 1 normal erhöht 1<br />

225 € 120 €<br />

450 € 665 € 235 € 305 €<br />

1100 € 1250 € 440 € 525 €<br />

1550 € 700 €<br />

1918 €<br />

Bei Ausfall der Pflegeperson zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse für Lebenspartner und Angehörige bis 2. Grades Leistungen bis zur Höhe des<br />

jeweiligen Pflegegeldes. Nachgewiesene Kosten (Ver<strong>die</strong>nstausfall, Fahrtkosten) werden bis zu einer Höhe von 1550 € übernommen.<br />

Für sonstige selbstbeschaffte Pflegepersonen (z. B. Pflege<strong>die</strong>nst) zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse bis zu 1550 €. Das Pflegegeld wird<br />

währenddessen hälftig weitergezahlt. / Voraussetzung ist, dass Angehörige den Betroffenen wenigstens 6 Monate gepflegt haben.<br />

Sachleistung für Pflegebedürftige mit demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen.<br />

Der nomale Satz beträgt monatlich 100 €, der erhöhte Satz 200 €. / Voraussetzung für <strong>die</strong> Leistungen ist eine entsprechende<br />

Feststellung der erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz durch <strong>die</strong> Pflegekasse.<br />

1 Pflegebedürftige mit erheblichem allgemeinen Betreuungsbedarf


ER PFLEGE<br />

Die Hilfe zur Pflege umfasst häusliche<br />

Pflege und erforderliche Hilfsmittel. Die<br />

Hilfe zur Pflege kann auf Antrag auch <strong>als</strong><br />

Teil eines trägerübergreifenden persönlichen<br />

Budgets erbracht werden.<br />

§ 70 Hilfe zur Weiterführung des Haushaltes<br />

Personen mit eigenem Haushalt sollen<br />

Leistungen zur Weiterführung des Haushaltes<br />

erhalten, wenn keiner der Angehörigen<br />

den Haushalt führen kann und <strong>die</strong><br />

Weiterführung des Haushaltes geboten ist.<br />

Die Leistungen sollen in der Regel nur vorübergehend<br />

erbracht werden.<br />

Übrigens …<br />

Sozialämter dürfen pflegebedürftige Sozialhilfeempfänger<br />

nicht grundsätzlich in ein<br />

Pflegeheim einweisen lassen. Entscheidend<br />

sind <strong>die</strong> persönlichen Umstände. Es lohnt<br />

sich, für sein Recht auf selbstbestimmtes<br />

Leben zu kämpfen.<br />

Weitere finanzielle Entlastung<br />

Einkommensteuer<br />

§ 33 Außergewöhnliche Belastungen<br />

Erwachsen einem Steuerpflichtigen zwangsläufig<br />

größere Aufwendungen <strong>als</strong> der überwiegenden<br />

Mehrzahl der Steuerpflichtigen<br />

gleicher Einkommensverhältnisse, gleicher<br />

Vermögensverhältnisse und gleichen Familienstands,<br />

wird auf Antrag <strong>die</strong> Einkommensteuer<br />

dadurch ermäßigt, dass der Teil der<br />

Aufwendungen, der <strong>die</strong> dem Steuerpflichtigen<br />

zumutbare Belastung übersteigt, vom Gesamtbetrag<br />

der Einkünfte abgezogen wird.<br />

Mehr Auskünfte zu Leistungen erteilen Krankenversicherungen,<br />

Senio renberatungsstellen, Pflegestützpunkte,<br />

Sozial beratung der Kliniken und Krankenhäuser.<br />

Infotelefon der<br />

Pflegeversicherung<br />

0 18 05 / 99 66-03<br />

(14 Ct/Min. aus dem deutschen Festnetz,<br />

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Achtung: Vom Pflegefall zum Sozialfall<br />

Pflegebedürftigkeit ist ein oft unterschätztes finanzielles Risiko,<br />

denn <strong>die</strong> gesetzliche Pflegeversicherung bietet leider nur eine Grund ver -<br />

sorgung. Eine individuelle Vorsorge ist deshalb heute wichtiger denn je.<br />

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der Pflegebedürftigkeit anbieten.<br />

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Pflegefreund 1/13 l 11


Leitthema<br />

Leitthema<br />

Netzwerke<br />

Im Leben und im Internet – gemeinsam geht es besser<br />

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Sein Potenzial entfaltet sich erst im Zusammenspiel mit anderen. So<br />

sehr sind wir auf <strong>die</strong> Gemeinschaft anderer angewiesen, dass sogar unsere Gesundheit massiv davon<br />

beeinflusst wird. Die Theorie der Salutogenese spricht von wichtigen Ressourcen, <strong>die</strong> Gesundheit und<br />

Widerstandskraft gegen negative Einflüsse bestimmen. Dazu zählen auch Anzahl und Qualität der sozialen<br />

Beziehungen. Einsamkeit erhöht das Risiko schwerer Erkrankungen. Auch der Umkehrschluss ist richtig: wer<br />

Gemeinschaft pflegt, fühlt sich nicht nur gesünder, er oder sie lebt auch länger. Gerade für ältere Menschen<br />

ist daher ein funktionierendes Netzwerk wichtiger Teil der persönlichen Gesundheits- und Altersvorsorge.<br />

Täglich ist <strong>die</strong>ser<br />

93- jährige ältere Herr<br />

am Computer aktiv<br />

12 l Pflegefreund 1/13<br />

Die Familie ist nicht nur Deutschlands größter<br />

Pflege<strong>die</strong>nst, sondern auch Deutschlands<br />

größte Selbsthilfeorganisation. Aus<br />

gutem Grund unterstützt der Staat nur<br />

dort, wo <strong>die</strong> natürlichen Strukturen der Familie nicht<br />

ausreichen. Sei es <strong>die</strong> Pflege oder <strong>die</strong> Betreuung –<br />

zunächst sind <strong>die</strong> Angehörigen erste Ansprechpartner<br />

wenn es darum geht, einen pflegebedürftigen Menschen<br />

zu versorgen. Doch auch lange davor entfaltet<br />

eine funktionierende Familie ihre Wirkung, indem sie<br />

ihre natürlichen Funktionen ausübt.<br />

Die Großfamilie, in der mehrere Generationen<br />

unter einem Dach leben, ist in unserer postmodernen<br />

Gesellschaft eine seltene Ausnahme. Ihre Schattenseiten<br />

– Enge, Unfreiheit und gegenseitige soziale Kontrolle<br />

– wird sicher niemand vermissen. Wie tragfähig<br />

Quelle: (N)ONLINER Atlas 2012<br />

moderne Patchwork­Familien sind, wird sich noch<br />

beweisen müssen. Ihre Kritiker sprechen schon von<br />

„Patch don´t work“­Familien. Tatsache ist jedoch, dass<br />

sich immer mehr Menschen familienähnliche Strukturen<br />

selbst zusammenbauen. Freunde, Nachbarn, ehemalige<br />

Kollegen, Menschen mit gemeinsamen Hobbys<br />

oder aber auch gezielt gesuchte Bekanntschaften ersetzen<br />

heute in vielen Fällen <strong>die</strong> nicht vorhandene oder<br />

brüchige Famile.<br />

Grenzen der Familienleistungen<br />

Internetnutzer in Deutschland nach Altersgruppen<br />

Die heute übliche Kernfamilie ist sozial deutlich<br />

weniger leistungsfähig. Die anfallenden Lasten und<br />

Aufgaben sind auf wenige Schultern verteilt. In vielen<br />

Fällen ist eine „normale“ Familie nicht in der<br />

Alter 14 – 19 Jahre 20 – 29 Jahre 30 – 39 Jahre 40 – 49 Jahre 50 – 59 Jahre 60 – 69 Jahre 70+ Jahre<br />

2011 97,60 % 97,10 % 94,20 % 86,30 % 75,80 % 57,30 % 24,60 %<br />

2012 97,70 % 96,90 % 94,10 % 87,90 % 76,60 % 60,40 % 28,20 %<br />

Zuwachs 0,10 % -0,20 % -0,10 % 1,60 % 0,80 % 3,10 % 3,60 %<br />

Foto: © djama – Fotolia


und des Beistandes für ihre älteren und schwächeren<br />

Mitglieder zu leisten. Oft leben Eltern und Kinder<br />

aus beruflichen Gründen räumlich weit voneinander<br />

getrennt. Und <strong>die</strong> Fixierung eines älteren Menschen<br />

auf seine Familie kann auch zu Belastungen führen,<br />

weiß Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen (BAGSO): „Die Familie<br />

kann ein Gefühl emotionaler Sicherheit geben, doch<br />

sie ist kein Garant dafür. Familienstrukturen können<br />

auch durchaus verhärtet sein und solche Strukturen<br />

können ein selbstbestimmtes Altern im Sinne von<br />

Selbstverwirklichung erschweren. Es kann zwischen<br />

den Generationen zu Konflikten darüber kommen,<br />

wie das Altern auszusehen hat. Konkret könnten <strong>die</strong><br />

Eltern den Wunsch haben, endlich zu reisen, ihre Kinder<br />

aber erwarten, dass sich <strong>die</strong> Großeltern um <strong>die</strong><br />

Enkelkinder kümmern.“<br />

Wandel der Netzwerke<br />

Netzwerke verändern sich mit den Lebenssituationen<br />

ihrer Mitglieder. Während der Zeit der Kindererziehung<br />

stehen andere Dinge im Mittelpunkt des Interesse.<br />

Die Zusammensetzung des Netzwerks besteht<br />

aus Menschen mit Kindern im Erziehungsalter. Während<br />

der Berufstätigkeit sind Kolleginnen und Kollegen,<br />

Geschäftspartner und ­Kontakte wichtig. Man<br />

sollte jedoch seine Netzwerke nicht nur dem Zufall<br />

oder den natürlichen Gegebenheiten überlassen.<br />

Wenn ältere Menschen nach dem Berufsleben versäumen,<br />

sich ein neues soziales Netzwerk zu bauen, werden<br />

sie vom Wechsel der Lebenssituation und dessen<br />

Auswirkungen überrascht. „<strong>Sie</strong> neigen dann dazu, sich<br />

zu sehr an <strong>die</strong> Familie zu klammern, und fordern, dass<br />

sich ihre Kinder nun mehr um sie kümmern müssen.<br />

Diese sind aber in der Regel berufstätig und nicht in<br />

der Lage, <strong>die</strong> Mutter mehrm<strong>als</strong> in der Woche zu besuchen“,<br />

sagt Ursula Lenz.<br />

Soziales Engagement<br />

Der beste Weg, sein soziales Netzwerk aktiv zu gestalten,<br />

ist ein freiwilliges Engagement in einer Gruppe.<br />

Bild: dron­Fotolia Lage, <strong>die</strong> anfallenden Aufgaben der Unterstützung<br />

Während im ländlichen Raum Vereine und traditionelle<br />

Vereinigungen fest im sozialen Leben verankert<br />

sind, leben Stadtbewohner meist isolierter. Doch auch<br />

in Städten gibt es viele Anlaufstellen. Es sind Bildungs­<br />

und Begegnungsstätten, kirchliche und städtische Einrichtungen<br />

für Senioren und eine Vielzahl von privaten<br />

Initiativen und Vereinigungen.<br />

Ursula Lenz: „Wenn es älteren Menschen gelingt, ein<br />

neues Netzwerk aufzubauen, wird dadurch auch <strong>die</strong><br />

Beziehung zu den Kindern entlastet und spürbar verbessert.<br />

Das jedenfalls zeigen meine Erfahrungen aus<br />

der sozialen Arbeit, <strong>die</strong> ich viele Jahre in Köln machte.<br />

Die Bildungs­ und Begegnungsstätte, <strong>die</strong> ich leitete, bot<br />

ein großes Spektrum von Veranstaltungen an – von<br />

Sport über Sprachen bis zu Kreativangeboten. Viele der<br />

Frauen, <strong>die</strong> begannen, sich für <strong>die</strong> Angebote zu interessieren<br />

oder sich gar ehrenamtlich zu engagieren, sind<br />

regelrecht aufgeblüht. <strong>Sie</strong> haben sich einen neuen Aktionsraum<br />

geschaffen und wieder ein Stück mehr Sinn<br />

im Leben gefunden. Und dabei wurden auch <strong>die</strong> Beziehungen<br />

zur eigenen Familie wieder entspannter, weil<br />

der Druck auf <strong>die</strong> Kinder nachließ, sich um <strong>die</strong> Eltern<br />

kümmern zu müssen. Der geweitete Lebenskreis bringt<br />

außerdem eine Vielzahl von Themen mit sich, <strong>die</strong> eine<br />

Verbindung zwischen den Generationen schafft.“<br />

Tauschbörsen<br />

Ein besonders interessantes Angebot bieten sogenannte<br />

Talent­Tauschbörsen. Dort werden Dienstleistungen<br />

getauscht. Jedes Mitglied gibt, was es am<br />

besten kann: Handwerkliche Tätigkeiten oder Computerkenntnisse.<br />

Manche bieten an zu kochen, andere<br />

helfen beim Verfassen von Anschreiben. Die Möglichkeiten<br />

sind nahezu unbegrenzt. Als „Währung“ fungieren<br />

<strong>die</strong> „Talente“. Die Organisation wirkt <strong>als</strong> Bank.<br />

<strong>Sie</strong> führt <strong>die</strong> Talentkonten der Mitglieder. Für jede<br />

Stunde Dienstleistung – gleich welcher Art – wird<br />

eine festgelegte Menge Talente erworben und auf<br />

dem Konto des Dienstleistenden gutgeschrieben. Für<br />

<strong>die</strong>se Talente kann er dann den Dienst eines anderen<br />

Mitglieds in Anspruch nehmen. Es gibt keine Zinsen,<br />

keinen Kredit und <strong>die</strong> Talente können auch nicht in<br />

Geld umgetauscht werden.<br />

Leitthema<br />

Wichtige<br />

Netzwerke<br />

im Internet<br />

Twitter<br />

(deutsch: Zwitschern)<br />

Mit <strong>die</strong>sem Dienst kann<br />

man Kurzbotschaften<br />

von maximal 140<br />

Zeichen auf seinem<br />

Twitterkonto veröffentlichen.<br />

Meist werden<br />

weiterführende Links<br />

angehängt. Man folgt<br />

interessanten Leuten<br />

der Twitter-Gemeide.<br />

www.twitter.com<br />

Facebook<br />

Größte Internet-<br />

Gemeinde mit etwa 800<br />

Millionen Mitgliedern.<br />

Man veröffentlicht auf<br />

Facebook Texte und<br />

Bilder, tauscht sich mit<br />

sogenannten Freunden<br />

aus und verabredet sich.<br />

Mit dem Anmelden gibt<br />

man Facebook weitgehende<br />

Rechte über <strong>die</strong><br />

persönlichen Daten.<br />

www.facebook.de<br />

Kontakt mit Kindern<br />

und Enkelkindern<br />

zu halten ist für<br />

viele Senioren der<br />

Hauptgrund das<br />

Internet zu nutzen<br />

Pflegefreund 1/13 l 13


Leitthema<br />

Zeitbank 55+<br />

Nicht jeder geht wohlhabend in den Ruhestand.<br />

Was Menschen jenseits des Berufslebens<br />

jedoch meist im Überfluss haben, ist<br />

Zeit. Doch Zeit ist ein höchst flüchtiges Gut.<br />

Die Initiatoren der Zeitbank 55+ haben<br />

einen Weg gefunden, wie sich Zeit ansparen<br />

lässt. Der gemeinnützige Verein fördert<br />

<strong>die</strong> Nachbarschaftshilfe. Man leistet Hilfe<br />

und bekommt dafür Stunden gutgeschrieben.<br />

Bei Bedarf kann man auf <strong>die</strong>ses Konto<br />

zurückgreifen und <strong>die</strong> Stunden in praktische<br />

Hilfsleistungen umwandeln lassen.<br />

Neue Mitglieder bringen beim Eintritt<br />

in den Verein ihre Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

mit. Bei regelmäßigen Stammtischen<br />

werden Angebote und Bedürfnisse<br />

ausgetauscht und zusammengeführt.<br />

Angebot und Nachfrage regeln <strong>die</strong> Hilfeleistungen.<br />

Der Verein verwaltet <strong>die</strong><br />

getauschten Stunden über sogenannte<br />

Zeitschecks. Diese können auch für andere<br />

verwendet werden, etwa <strong>als</strong> Geschenk an<br />

pflegende Angehörige. Die Zeitbank 55+<br />

wurde in Österreich gegründet. Dort<br />

gibt es schon mehr <strong>als</strong> 30 Vereine Zeitbank55+,<br />

in Deutschland wurde 2009 <strong>die</strong><br />

erste Zeitbank 55+ gegründet.<br />

Das Netzwerk im Internet<br />

Die älteren Leserinnen und Leser werden<br />

sich erinnern: Es gab früher ein Leben<br />

ohne Internet. Auch heute lehnen eine<br />

ganze Reihe von älteren Menschen das<br />

Internet für sich kategorisch ab. Doch heute<br />

scheint es, ohne Internet ist das Leben für<br />

viele unmöglich. Und viele Seniorinnen<br />

und Senioren haben das Internet längst für<br />

Wegweiser durch <strong>die</strong> digitale Welt – für<br />

ältere Bürgerinnen und Bürger (kostenlos)<br />

Kann unter www.bagso.de <strong>als</strong> <strong>PDF</strong>-Datei<br />

heruntergeladen werden.<br />

Bestellmöglichkeiten:<br />

Publikationsversand der Bundesregierung<br />

18132 Rostock, Postfach 48 10 09<br />

E-Mail: publikationen@bundesregierung.de<br />

oder telefonisch unter der Rufnummer 0 18<br />

05-77 80 90 (0,14 €/Min, abweichende Preise<br />

aus den Mobilfunknetzen möglich).<br />

14 l Pflegefreund 1/13<br />

sich entdeckt. <strong>Sie</strong> sind <strong>die</strong> am schnellsten<br />

wachsende Gruppe von Internetnutzern.<br />

<strong>Sie</strong> informieren sich, sie versenden und<br />

empfangen E­Mails. Dabei steht meist<br />

<strong>die</strong> Familie im Mittelpunkt. Denn rein<br />

virtuell bleiben <strong>die</strong> Internet­Kontakte<br />

der Senioren selten. Lisa Frohn, Autorin<br />

und private Altersforscherin, nennt dafür<br />

ihre persönlichen Gründe: „Der virtuelle<br />

Kontakt reicht mir zum Informationsaustausch<br />

auf allen Ebenen und in allen<br />

Bereichen bis zu einem ,gewissen Punkt‘.<br />

Ab einer bestimmten emotionalen Intensität<br />

– ob im Harmonischen oder im Konfliktiven<br />

– brauche ich persönlichen Kontakt.<br />

Wenn persönlicher Kontakt nicht möglich<br />

ist, nimmt auch der virtuelle Kontakt an<br />

Intensität ab. “ (www.altwildundweise.com)<br />

Auf der Homepage des Vereins „Senioren­Lernen­Online“<br />

treffen sich Teilnehmer<br />

in Internet­Stammtischen. Es geht<br />

um Themen wie „Mit mobilen Geräten<br />

ins Internet“ oder allgemeine Hilfestellung<br />

zum Umgang mit Computern. Man macht<br />

gemeinsam virtuelle Museumsbesuche<br />

oder ein „Stammtisch“ plant regelmäßige<br />

Zusammenkünfte, um gemeinsam Radiosendungen<br />

zu erstellen, <strong>die</strong> man sich im<br />

Internet <strong>als</strong> sogenannte Podcasts anhören<br />

kann. Der Verein „Virtuelles und reales<br />

Lern­ und Kompetenz­Netzwerk älterer<br />

Erwachsener“ (ViLE) wurde 2002 gegründet.<br />

Er bietet E­Learning­Kurse an, seine<br />

Mitglieder beschäftigen sich mit Reisen<br />

und Literatur. Und es werden <strong>aktuelle</strong> politische<br />

Themen diskutiert.<br />

Facebook und Twitter werden selten von<br />

älteren Menschen genutzt. Vielleicht liegt es<br />

auch daran, dass sie erfahren haben, dass<br />

man Freundschaft nicht einfach über einen<br />

www.bagso.de<br />

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen<br />

ist der Dachverband<br />

der aktiven Senioren in Deutschland.<br />

www.feierabend.de<br />

Eines der ältesten Seniorenportale im<br />

Netz. Organisiert in Ortsgruppen treffen<br />

sich <strong>die</strong> Mitglieder online und offline an<br />

Stammtischen.<br />

www.senioren-lernen-online.de<br />

Virtuelle Museumsbesuche, Stammtische<br />

und viele Infos zu Themen wie Computer,<br />

Internet auf mobilen Endgeräten und<br />

vielem mehr<br />

www.talent-experiment.de<br />

Eine Tauschbörse, bei der Nachbarschaftshilfe<br />

mit „Talenten“ bezahlt wird<br />

Mausklick erwerben kann. Dennoch gibt es<br />

Internet­Pioniere, <strong>die</strong> das Thema Alter aufgreifen<br />

und mit ihren Beiträgen öffentlich<br />

diskutieren. Dazu zählen sicher auch Frau<br />

Benate Bergmann, <strong>die</strong> Großmutter(?) der<br />

Fernsehmoderatorin Sarah Kuttner, oder<br />

<strong>die</strong> bereits zu Wort gekommene Lisa Frohn.<br />

Vereine, Organisationen<br />

Selbsthilfeorganisationen könnten heutzutage<br />

ohne Homepages nicht funktionieren.<br />

Neben den schon traditionellen Formen der<br />

Homepage präsentieren sich Betroffeneninitiativen<br />

auch bei Facebook und über<br />

Twitter. Leider hinken deutsche Selbsthilfeorganisationen<br />

in der Nutzung von Twitter<br />

& Co. deutlich hinterher. Englische und<br />

amerikanische Patienteninitiativen sind hier<br />

schon deutlich besser aufgestellt. Auch einzelne<br />

Betroffenen nutzen dort Twitter, um<br />

Projekte bekannt zu machen oder um Hilfe<br />

und Unterstützung zu <strong>finden</strong>.<br />

Fazit<br />

Netzwerke – ob im Internet oder im realen<br />

Leben – stützen und unterstützen ihre Mitglieder<br />

und sind ein wichtiges Element der<br />

Altersfürsorge und ­gestaltung. Die gesellschaftlichen<br />

Strukturen wandeln sich und<br />

mit ihnen <strong>die</strong> Möglichkeiten. Neue Formen<br />

des Miteinanders werden erprobt und sind<br />

auch dringend notwendig.<br />

Den Netzwerken kommen in einer<br />

alternden Gesellschaft wichtige soziale<br />

Aufgaben zu. Wie der Autor Klaus Dörner<br />

nicht müde wird zu betonen, müssen wir<br />

uns auf den Weg zu mehr nachbarschaftlicher<br />

Nähe und Solidarität machen. y<br />

Kleine Auswahl interessanter Anlaufpunkte im Internet<br />

www.zeitbank55plus.at<br />

Helfen und helfen lassen – <strong>die</strong> Mitglieder<br />

der Zeitbank helfen einander und können<br />

sich Stundenguthaben aufbauen.<br />

www.spes.de<br />

Zukunftsprojekte für eine Gesellschaft<br />

im Wandel<br />

www.altwildundweise.com<br />

Ein hochinteressantes Forum rund um<br />

das Thema Altern der Autorin und privaten<br />

Altersforscherin Lisa Frohn<br />

www.seniorbook.de<br />

Das facebook für <strong>die</strong> Generation 60+<br />

www.stayfriends.de<br />

Hier kann man alte Schulfreundschaften<br />

<strong>finden</strong> und pflegen.


„Gutes tun tut gut“<br />

Interview mit Frau Ursula Lenz, Pressereferentin der BAGSO<br />

Frau Lenz, wie weit begeben sich ältere<br />

Menschen in <strong>die</strong> neuen sozialen Netzwerke<br />

des Internets?<br />

Die BAGSO hat vor einigen Jahren einen<br />

„Wegweiser in <strong>die</strong> digitale Welt“ herausgegeben.<br />

In meinen 14 Jahren in der BAGSO<br />

habe ich noch nie so eine starke Resonanz<br />

auf eine Veröffentlichung erlebt. Die Auflage<br />

war sehr rasch vergriffen. Im vergangenen<br />

August haben wir <strong>die</strong>sen Wegweiser<br />

neu aufgelegt und dabei neue Entwicklungen<br />

im Internet berücksichtigt. Von<br />

den gedruckten 100 000 Exemplaren sind<br />

inzwischen schon 60 000 verschickt worden.<br />

Das zeigt, das Interesse älterer Menschen<br />

am Internet ist schon sehr groß.<br />

Eines der Hauptmotive älterer Menschen,<br />

sich mit dem Internet zu beschäftigen,<br />

ist <strong>die</strong> Möglichkeit, mit dem Familien­<br />

und Freundeskreis in Kontakt zu bleiben.<br />

In vielen Fällen waren es auch <strong>die</strong> Kinder<br />

oder sogar <strong>die</strong> Enkel, <strong>die</strong> ihre Eltern bzw.<br />

Großeltern ermutigten, das Internet zu<br />

benutzen. „Da kannst du dir <strong>die</strong> Zugverbindung<br />

im Internet selbst suchen“ oder<br />

„Dann können wir dir Fotos per E­Mail<br />

schicken“ Soziale Internetnetzwerke wie<br />

Facebook oder Twitter sind für viele<br />

Ältere – noch – nicht so wichtig.<br />

Eine der größten Internetplattformen<br />

für ältere Menschen ist „feierabend.de“<br />

mit über 172 000 registrierten Nutzern.<br />

Vielen von ihnen reicht der virtuelle Kontakt<br />

nicht aus. <strong>Sie</strong> wollen etwas miteinander<br />

machen. So entstanden Regionalgruppen,<br />

in denen sich Feierabend­Mitglieder<br />

zu gemeinsamen Aktivitäten treffen. Die<br />

virtuellen Kontakte werden durch Kontakte<br />

im realen Leben ergänzt. Das mag<br />

sich ändern, wenn <strong>die</strong> körperliche Mobi­<br />

lität krankheitsbedingt stärker eingeschränkt<br />

wird.<br />

Welche Rolle spielt das soziale Engagement<br />

für das Lebensgefühl und Selbstbild<br />

älterer Menschen?<br />

Wenn das Engagement freiwillig ist und<br />

den Wünschen und Vorstellungen der<br />

Senioren entgegenkommt, ist es einer der<br />

wichtigsten Faktoren für Lebenszufriedenheit<br />

und Sinngebung. Ein Pflichtjahr für<br />

Senioren halten wir für nicht sinnvoll und<br />

nicht erforderlich.<br />

Ansonsten ist das soziale Ehrenamt<br />

etwas Wunderbares. Ich habe unendlich<br />

viele Menschen kennengelernt, <strong>die</strong> dadurch<br />

eine neue Lebensqualität entwickelt haben,<br />

denen es geholfen hat, über den Tod des<br />

Partners oder eines nahen Familienmitglieds<br />

hinwegzukommen. Ich habe erlebt,<br />

wie sich Menschen mithilfe des Ehrenamts<br />

aus einer Altersdepression befreit haben.<br />

Einer der Kernsätze, <strong>die</strong> ich immer wieder<br />

hörte, lautete: „Es ist gut zu erfahren, dass<br />

ich gebraucht werde.“ Zu erleben, dass man<br />

etwas Positives bewirken kann, ist ein enormer<br />

Schub für das Selbstwertgefühl. Sich um<br />

Menschen zu kümmern, denen es schlechter<br />

geht <strong>als</strong> einem selbst, relativiert auch <strong>die</strong><br />

eigenen Probleme. Wer jemanden im Heim<br />

besucht, der nicht mehr aufstehen kann,<br />

dem werden <strong>die</strong> eigenen Probleme beim<br />

Gehen erträglicher erscheinen.<br />

Einer der häufigsten Gründe, aus denen<br />

sich ältere Menschen das Leben nehmen,<br />

ist das Erleben von Sinnlosigkeit und Leere.<br />

Wer sich sozial engagiert, erlebt sich <strong>als</strong><br />

geachtet und nützlich. „Gutes tun tut gut“,<br />

sagt unsere Vorsitzende, <strong>die</strong> Alternsforscherin<br />

Prof. Dr. Ursula Lehr. y<br />

Leitthema<br />

Buchtipps Netzwerke<br />

Klaus Dörner:<br />

Helfensbedürftig<br />

Heimfrei ins Dienstleistungsjahrhundert<br />

ISBN-9783940636188<br />

Paranus Verlag<br />

Taschenbuch, 248 Seiten<br />

EUR 19,95<br />

Norma Junge<br />

Soziale Netzwerke<br />

im Alter<br />

Unterstützungspotentiale<br />

für <strong>die</strong> Gesundheit<br />

AV Akademikerverlag<br />

ISBN-9783639444766<br />

Gebunden, 164 Seiten<br />

EUR 59,00<br />

Jutta Schneider:<br />

Bildung im Netz ohne<br />

Altersschranken<br />

Grundlagen, Chancen,<br />

Perspektiven<br />

ISBN-9783639443974<br />

AV Akademikerverlag<br />

Taschenbuch, 164 Seiten<br />

EUR 49,00<br />

Der große Internet-<br />

Ratgeber für Senioren<br />

Ausgewählt und<br />

zusammengestellt von<br />

PC-Wissen für Senioren<br />

ISBN-9783812516112<br />

VNR-Verlag für <strong>die</strong> deutsche<br />

Wirtschaft<br />

Taschenbuch, 376 Seiten<br />

EUR 39,80<br />

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Pflegefreund 1/13 l 15


Schwerpunkt<br />

16 l Pflegefreund 1/13<br />

Morbus Parkinson<br />

Fortschritte in der Behandlung verbessern <strong>die</strong> Lebensqualität<br />

Krankengymnastik ist Teil der konservativen Therapie bei Morbus Parkinson<br />

Morbus Parkinson ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Krankheiten mit den gleichen Leitsymptomen.<br />

Die häufigste Form mit 75 Prozent ist das idiopathische Parkinson-Syndrom, dessen Ursache noch immer<br />

unbekannt ist. Seltener ist das familiäre, genetisch bedingte Parkinson-Syndrom. Daneben gibt es noch das<br />

sekundäre Parkinson-Syndrom, das durch Hirnschädigungen verschiedener Form hervorgerufen wird (durch<br />

Medikamente, Gefäßstörungen, Verletzungen (z. B. Boxer-Enzephalopathie), Vergiftungen, entzündliche<br />

Vorgänge oder durch krankheitsbedingte Stoffwechseländerungen. Die atypischen Parkinson-Syndrome<br />

bezeichnen Verlaufsformen, <strong>die</strong> <strong>als</strong> Begleiterscheinungen anderer Krankheiten gesehen werden, etwa der<br />

Lewy-Körperchen-Demenz. In <strong>die</strong>sem Artikel wird überwiegend das idiopathische Parkinson-Syndrom<br />

beschrieben.<br />

James Parkinson<br />

* 11. April 1755;<br />

† 21. Dezember 1824<br />

(London)<br />

britischer Arzt,<br />

Apo theker und<br />

Paläontologe. Nach ihm<br />

wurde <strong>die</strong> Parkinson-<br />

Krankheit benannt.<br />

Es war der übliche Bürowahnsinn. In der Firma<br />

stand <strong>die</strong> wichtigste Sitzung des ganzen Jahres<br />

an. Entsprechend hoch war der Druck in der<br />

Abteilung Rechnungswesen/Controlling. Der<br />

Druck war hoch, tägliche Überstunden <strong>die</strong> Regel. Die<br />

Abteilungsleiterin Ulrike Braatz kam nicht mehr zur<br />

Ruhe, denn auch privat war einiges los. Ihr Lebenspartner<br />

lag nach einer Hüftoperation im Krankenhaus, ihre<br />

Mutter mit Herz­Kreislauf­Problemen in einer Klinik.<br />

Jeden Abend nach dem späten Feierabend besuchte sie<br />

abwechselnd einen von beiden. „Ich war quasi rund<br />

um <strong>die</strong> Uhr im Einsatz“, erinnert sie sich.<br />

Es war um <strong>die</strong>se Zeit, im Mai 2005, <strong>als</strong> sie es zum<br />

ersten Mal bemerkte: Die linke Hand zitterte, wenn<br />

sie den Telefonhörer hielt, um mit der rechten zu<br />

schreiben.<br />

Ihre Ärztin beruhigte sie. „<strong>Sie</strong> brauchen sich keine<br />

Sorgen zu machen, <strong>Sie</strong> haben sich nur einen Nerv eingeklemmt.“<br />

Doch irgendwie fühlte Ulrike Braatz, dass es etwas<br />

viel Schlimmeres sein könnte. Da war <strong>die</strong>se Szene<br />

im „Tatort“ gewesen, <strong>die</strong> ihr nicht aus dem Kopf ging.<br />

Eine Violinistin wurde da gefragt, wann sie wieder<br />

spielen würde. ,Nie wieder‘, hatte <strong>die</strong>se geantwortet,<br />

,nie wieder werde ich Violine spielen können. Ich<br />

habe Parkinson.‘<br />

Ursache<br />

Die Parkinson­Krankheit wird durch einen Untergang<br />

von Gehirnzellen ausgelöst. Es ist vor allem<br />

der Bereich der Basalganglien betroffen. Hier sterben<br />

Zellen in der „Schwarzen Substanz“ (Substantia<br />

nigra) ab, <strong>die</strong> den wichtigen Botenstoff Dopamin<br />

herstellen. Dopamin ist unverzichtbar für das Weiterleiten<br />

von Signalen, vor allem im Bewegungs­ und<br />

Sprachzentrum des Gehirns.<br />

Wenn sich <strong>die</strong> ersten Krankheitssymptome zeigen,<br />

hat <strong>die</strong> Krankheit schon mehrere Jahre im Verborgenen<br />

gewirkt und bereits bis zu 70 Prozent der dopaminproduzierenden<br />

Zellen zerstört. Was <strong>die</strong>se Vorgänge<br />

auslöst, ist noch nicht zur Gänze erkannt. Die<br />

Bild: Parkinson­Klinik Wolfach


Bild: Parkinson­Klinik Wolfach<br />

Der Gang eines Parkinsonpatienten ist krankheitsbedingt beeinträchtigt. Die Ganganalyse gehört zur Parkinsondiagnose<br />

Medizin bekämpft <strong>die</strong> Auswirkungen der Krankheit<br />

mit zunehmendem Erfolg, doch sie kann sie bisher<br />

weder heilen noch ihren Verlauf aufhalten.<br />

Symptome<br />

Die Krankheit löst Bewegungsstörungen aus. Das<br />

bekannteste Symptom, das Zittern (Tremor) der<br />

Hände, Füße oder des Kopfes, tritt jedoch nur bei<br />

einem Teil der Erkrankten auf. Oft stehen diffuse<br />

Beschwerden am Anfang.<br />

Wenn <strong>die</strong> Krankheit fortschreitet, verstärken sich<br />

<strong>die</strong> Anzeichen. <strong>Sie</strong> sind individuell und bei jedem Patienten<br />

unterschiedlich ausgeprägt. Ein charakteristisches<br />

Anzeichen ist <strong>die</strong> mangelnde Koordinierung der<br />

Arm­ und Beinbewegungen beim Gehen; <strong>die</strong> Arme<br />

schwingen nicht im Takt mit. Mit der Zeit verstärkt<br />

sich <strong>die</strong> Muskelspannung. Die Schritte werden immer<br />

kleiner, <strong>die</strong> Betroffenen trippeln. Die gestische und<br />

mimische Ausdrucksfähigkeit nimmt ab. Betroffene<br />

haben oft einen maskenhaften Gesichtsausdruck. Die<br />

Bewegungsfähigkeit lässt immer mehr nach und kann<br />

bis zur Bewegungslosigkeit abnehmen. Diese Symptome<br />

treten spontan auf und vergehen wieder, ohne<br />

dass der Patient <strong>die</strong>s beeinflussen könnte. Es kommt<br />

bei manchen Patienten zu dauerhaften Krümmungen<br />

des Rumpfes und der Gliedmaßen.<br />

Folgeerkrankungen und Komplikationen<br />

Viele Parkinsonpatienten werden depressiv. <strong>Sie</strong><br />

erleben sich <strong>als</strong> zunehmend hilflos und fühlen sich<br />

beschämt. Ohne ein verständnisvolles Umfeld, seien<br />

es <strong>die</strong> Angehörigen oder eine Selbsthilfegruppe, neigen<br />

sie zu sozialem Rückzug und zur Isolation. Zum<br />

Teil tritt auch eine Form der Depression auf, <strong>die</strong><br />

direkt auf <strong>die</strong> Veränderungen im Gehirn der Betroffenen<br />

zurückgeht. Bei manchen Betroffenen geht<br />

<strong>die</strong>se schwere Stimmungstrübung dem Ausbruch der<br />

Krankheit voraus.<br />

Parkinsonpatienten haben im Vergleich zum<br />

Durchschnitt ein sechsfach erhöhtes Risiko, an einer<br />

Demenz zu erkranken. Störungen des Kreislaufs, der<br />

Blasenfunktion, der Temperaturregelung und der<br />

Magen­Darm­Bewegungen können das Leben der<br />

Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen.<br />

Im weiteren Verlauf der Krankheit wird <strong>die</strong><br />

medikamentöse Behandlung der Symptome zunehmend<br />

schwieriger. Es kommt <strong>als</strong> Langzeitfolge der<br />

medikamentösen Behandlung teilweise zu starken<br />

Schwankungen der Bewegungsfähigkeit. Phasen der<br />

Unbeweglichkeit wechseln mit Phasen von unkontrollierbarer<br />

Überbewegung ab.<br />

Dazu Prof. Dr. Berg vom Hertie­Institut für klinische<br />

Hirnforschung in Tübingen: „Man muss verstehen,<br />

dass man <strong>die</strong> Medikation mit der Zeit erhöhen<br />

muss, einfach weil das Gehirn immer weniger Dopamin<br />

produziert. Man muss <strong>als</strong>o einerseits <strong>die</strong> Dosis<br />

erhöhen, aber andererseits sehr vorsichtig dosieren,<br />

damit man <strong>die</strong> Balance zwischen Wirkungen und<br />

Nebenwirkungen hält. Dazu muss der Arzt dem Patienten<br />

genau zuhören, um herauszu<strong>finden</strong>, wo seine<br />

Einschränkungen liegen und welche Zusatzsymptome<br />

er hat – das können z. B. auch Albträume oder Halluzinationen<br />

sein. Nur wenn man <strong>die</strong> tatsächliche Situation<br />

des Patienten richtig erfasst, kann man ihn auch<br />

richtig medikamentös einstellen.“<br />

Diagnose<br />

Ulrike Braatz spürte einige Monate später, wie ihr linkes<br />

Bein zu zittern begann. Ihre Hausärztin machte<br />

ein besorgtes Gesicht und überwies sie zur MRT­<br />

Untersuchung an einen Radiologen. „Also“, sagte der<br />

Facharzt, „multiple Sklerose ist es nicht – und auch<br />

kein Gehirntumor.“ Frau Braatz war mäßig erleichtert.<br />

Zur Abklärung der Diagnose ging sie zum Neurologen.<br />

<strong>Sie</strong> wählte den richtigen Weg. Viele Patientinnen<br />

und Patienten werden wegen diffuser Beschwerden<br />

lange und erfolglos behandelt. Dr. Heinz­Peter Herbst<br />

ist niedergelassener Neurologe in Stuttgart. Mit zwei<br />

Kollegen betreibt er <strong>die</strong> Gemeinschaftspraxis Neurozentrum<br />

in der Sophienstraße. Er kennt <strong>die</strong> Probleme.<br />

„Morbus Parkinson wird oft nicht erkannt. Viele Patientinnen<br />

und Patienten werden wegen diffuser Beschwerden<br />

lange und erfolglos behandelt. Stu<strong>die</strong>n zeigen,<br />

Schwerpunkt<br />

Berühmte Parkinsonpatienten:<br />

(von oben)<br />

Wilhelm von Humboldt,<br />

Alexander Mitscherlich,<br />

Salvador Dalí,<br />

Johnny Cash<br />

Pflegefreund 1/13 l 17<br />

Bilder 1, 2, 4: Wikipedia.de Bild: Archivzentrum / Universitätsbibliothek<br />

Frankfurt a. M.


Schwerpunkt<br />

dass bis zu fünf Arztbesuche notwendig<br />

sind und bis zweieinhalb Jahre vergehen,<br />

bis ein Parkinsonpatient <strong>die</strong> richtige Diagnose<br />

bekommt. Wenn ein Patient nicht mit<br />

dem charakteristischen Tremor auffällig<br />

wird, sondern etwa über Muskelversteifungen<br />

klagt, dann geht er zum Orthopäden.<br />

Da leider gerade bei älteren Menschen oft<br />

auch Befunde an der Wirbelsäule sind, werden<br />

solche Patienten dann <strong>als</strong> Wirbelsäulen­<br />

oder Rheumapatienten fehlbehandelt.<br />

Das geht so lange, bis dann <strong>die</strong> typischen<br />

Parkinsonsymptome in den Vordergrund<br />

treten. Ein erfahrener Neurologe wird in<br />

aller Regel <strong>die</strong> Diagnose schnell <strong>finden</strong>.<br />

Die Trefferquote liegt heute bei etwa 80<br />

Prozent.“<br />

Die Diagnosen liegen bei einem Teil der<br />

Fälle noch immer f<strong>als</strong>ch, weil es sich dabei<br />

um sogenannte atypische Parkinsonerkrankungen<br />

handelt. Diese Erkrankungen<br />

gleichen im Anfangsstadium der idiopathischen<br />

Parkinsonerkrankung. <strong>Sie</strong> stellen<br />

sich aber im weiteren Verlauf <strong>als</strong> andere<br />

Erkrankungen heraus.<br />

„Wenn Ärzte bei der Diagnose unsicher<br />

sind, können sie mithilfe eines bildgebenden<br />

Verfahrens <strong>die</strong> Diagnose bestätigen.<br />

Durch <strong>die</strong>se Untersuchung kann man sehr<br />

gut feststellen, ob der Dopaminstoffwechsel<br />

normal ausgeprägt ist oder eben vermindert,<br />

wie es beim Parkinson­Patienten typisch ist“,<br />

beschreibt Dr. Herbst das Verfahren.<br />

Therapie<br />

Ulrike Braatz war nun chronisch krank.<br />

„Das Zittern“, hatte sie der Neurologe beruhigt,<br />

„ist bis Weihnachten wieder weg.“ Es<br />

stimmte. <strong>Sie</strong> bekam nun ihre ersten Parkinsonmedikamente.<br />

Die Therapie zeigte<br />

gute Erfolge.<br />

„Man spricht von einem ,Honeymoon‘,<br />

zumindest, was <strong>die</strong> motorischen Symptome<br />

anbelangt“, sagt Prof. Dr. Daniela<br />

Berg. „Man weiß ja, dass <strong>die</strong> Symptome<br />

durch einen Dopaminmangel ausgelöst<br />

werden. Wenn man hier nun den Überträgerstoff<br />

(Dopamin) oder eine ähnlich<br />

wie der Überträgerstoff wirkende Substanz<br />

(Dopaminagonist) gibt, können <strong>die</strong><br />

störenden motorischen Symptome in<br />

der Frühphase häufig sehr gut behandelt<br />

werden – z. T. so gut, dass <strong>die</strong> Patienten<br />

im Tagesverlauf gar nicht mehr an <strong>die</strong><br />

Erkrankung denken.“ Doch sie mahnt zur<br />

Vorsicht: „Man sollte bei der Therapie aber<br />

beachten, dass frühe und zu hoch dosierte<br />

Dopamingaben später Nebenwirkungen<br />

wie Wirkungsschwankungen auslösen<br />

können – daher beginnt man heute <strong>die</strong><br />

Therapie in der Regel mit Dopaminagonisten,<br />

<strong>die</strong> in der Regel auch zu einer Honeymoon­Phase<br />

führen können, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong><br />

spätere zusätzliche Gabe von L­Dopa noch<br />

verlängert wird.“<br />

18 l Pflegefreund 1/13<br />

Jeder Parkinson ist anders<br />

Trotz einer bereits achtjährigen „Karriere“<br />

<strong>als</strong> Parkinsonpatientin geht es Ulrike<br />

Braatz noch relativ gut.<br />

Viele Parkinson­Betroffene haben ein<br />

sehr persönliches Verhältnis zu „ihrem“<br />

Parkinson. „Ich würde ihn <strong>als</strong> Hausbesetzer<br />

bezeichnen, den man nicht mehr loswird<br />

und dem man nicht zu viel Raum geben<br />

darf “, sagt Ulrike Braatz. „Das ist das Unangenehme<br />

an der Krankheit: dass man sie<br />

sieht. <strong>Sie</strong> können sie nicht verbergen. <strong>Sie</strong><br />

brauchen viel Selbstbewusstsein, um damit<br />

umzugehen. Und es gibt Tage, da macht es<br />

<strong>Sie</strong> fertig. Parkinson ist immer da, seinetwegen<br />

nehmen <strong>Sie</strong> <strong>die</strong> Tabletten ein. Und<br />

wenn man sie nicht nimmt, dann kommen<br />

<strong>die</strong> Auswirkungen, und zwar deutlich.“<br />

„Der Verlauf ist immer individuell“, sagt<br />

Prof. Dr. Berg. „Ich kenne Patienten, bei<br />

denen macht sich <strong>die</strong> Krankheit auch nach<br />

Jahren nur durch ein kaum merkliches Zittern<br />

des Daumens bemerkbar. Hingegen<br />

gibt es andere Patienten, <strong>die</strong> bereits nach<br />

wenigen Jahren schwerstens betroffen sind.<br />

Wir versuchen zu verstehen, was zu einem<br />

leichteren oder zu einem schwereren Verlauf<br />

beiträgt, um dann individueller behandeln<br />

zu können.“<br />

Ulrike Baartz merkt in letzter Zeit, wie<br />

<strong>die</strong> körperlichen Beschwerden zunehmen.<br />

Morgens beim Aufstehen schmerzen <strong>die</strong><br />

Gelenke. <strong>Sie</strong> klagt öfter über einen „steifen<br />

H<strong>als</strong>“, der linke Ringfinger wird manchmal<br />

beim Schreiben auf der Tastatur steif und<br />

ihre Handschrift wird kleiner. „Ich kann sie<br />

manchmal nicht mehr lesen und muss z. B.<br />

Briefumschläge mehrm<strong>als</strong> schreiben, weil<br />

es so unleserlich geworden ist“, sagt Frau<br />

Braatz.<br />

Tiefe Hirnstimulation (THS)<br />

Eine neuartige Behandlungsform ist <strong>die</strong><br />

THS. Dabei werden den Patienten Elektroden<br />

in das Gehirn eingesenkt. Ein sogenannter<br />

Hirnschrittmacher gibt Impulse<br />

an <strong>die</strong>se Sonden. Dadurch können <strong>die</strong><br />

gefürchteten Wirkungsschwankungen<br />

meist sehr wirkungsvoll unterdrückt werden.<br />

(Mehr dazu im Interview auf Seite 20.)<br />

Aussichten für Parkinsonpatienten<br />

Trotz aller Probleme sind <strong>die</strong> Aussichten<br />

für Parkinsonpatienten in den letzten Jahren<br />

immer besser geworden. Prof. Dr. Berg:<br />

„Glücklicherweise erkranken <strong>die</strong> meisten<br />

Patienten nicht im jungen Alter, und <strong>die</strong>,<br />

<strong>die</strong> jung erkranken, kommen in der Regel<br />

sehr lange mit medikamentöser Therapie<br />

gut zurecht, weil der Verlauf oft besser ist,<br />

<strong>als</strong> wenn <strong>die</strong> Krankheit im höheren Alter<br />

auftritt. Dass man <strong>als</strong>o an <strong>die</strong> Grenze aller<br />

Tiefe Hirnstimulation schematische Darstellung:<br />

Die Sonden (1) sind über Kabel (2) mit dem<br />

Steuergerät (3) verbunden<br />

Therapiemöglichkeiten kommt, ist nicht<br />

sehr wahrscheinlich.“<br />

Parkinsonpatienten haben Grund,<br />

optimistisch zu sein. „Die Diagnose Parkinson<br />

sollte nicht dazu führen, dass man<br />

seine Lebenspläne völlig über den Haufen<br />

wirft“, sagt der Neurologe Dr. Herbst. „Es<br />

ist zwar eine Krankheit, <strong>die</strong> nicht heilbar<br />

ist, aber wir können sie über viele Jahre<br />

hinweg sehr gut behandeln. Ich ermutige<br />

meine Patienten, <strong>die</strong> Hoffnung nicht zu<br />

verlieren und weiter aktiv zu sein. Natürlich<br />

in möglicherweise engeren Grenzen<br />

<strong>als</strong> bisher. Ich habe eine Patientin, deren<br />

Traum war es, den Tafelberg bei Kapstadt<br />

zu besteigen. Nachdem sie <strong>die</strong> Diagnose<br />

Parkinson erhielt, hat sie sich das<br />

nicht mehr zugetraut. Nach etwa zwei<br />

Jahren der Behandlung merkte sie, dass<br />

sie eigentlich noch ganz gut zurechtkam.<br />

<strong>Sie</strong> machte <strong>die</strong> Reise, wagte Aufstieg und<br />

schaffte ihn. Mit Parkinson kann man<br />

ein aktives Leben führen. Man muss sich<br />

sicher mehr anstrengen <strong>als</strong> ein gesunder<br />

Mensch, aber es lohnt sich.“<br />

Auch Ulrike Braatz hat einen Weg<br />

gefunden, mit ihrer Krankheit umzugehen<br />

und ihr sogar positive Seiten abgewonnen.<br />

<strong>Sie</strong> begann nach Ausbruch der Krankheit<br />

zu schreiben. „Ich schreibe lustige Kurzgeschichten,<br />

lustige Gedichte. Und das<br />

macht mir sehr viel Freude.“ Und dabei<br />

ist sie nicht <strong>die</strong> Einzige: „Es gibt viele<br />

,Parkies‘, <strong>die</strong> anfangen zu malen und es<br />

vorher nie getan haben.“ Die Krankheit<br />

löst bei manchen einen Kreativschub aus.<br />

„Vielleicht liegt es bei mir daran, dass ich<br />

während meiner beruflichen Tätigkeit nie<br />

Zeit für das literarische Schreiben hatte“,<br />

sagt Ulrike Braatz. Wie ihre Krankengeschichte<br />

weitergeht, weiß sie nicht – das<br />

weiß niemand. y<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Bild: BVmed


Bild: contrastwerkstatt­Fotolia<br />

„<strong>Sie</strong> müssen sofort ins Krankenhaus, spätestens<br />

morgen! Ihr Blutbild zeigt einen<br />

lebensbedrohenden Zustand!“, so mein<br />

Hausarzt am Freitagabend. Aber wo finde<br />

ich so schnell <strong>die</strong> nötige Kurzzeitpflege für<br />

meinen lieben Parkinson­kranken Mann?<br />

Schließlich ist ein nahes Seniorenheim<br />

bereit, ihn aufzunehmen, den 91­Jährigen,<br />

der wegen Katheterschläuchen und<br />

gelähmten Beinen an den Rollstuhl gefesselt<br />

ist. Ich schaue mir das große, leere Zimmer<br />

an. Morgen soll der neue Gast einziehen<br />

– hektische Vorbereitungen.<br />

Startprobleme<br />

Montag früh sind wir startbereit: Maryja,<br />

unsere treue Hilfe und ich. Das Rollstuhltaxi<br />

fährt vor. Unser Außen­Treppenlift streikt!<br />

Ein Telefon klingelt. Der Taxifahrer kommt<br />

mit vielen Entschuldigungen: Er darf uns<br />

nicht fahren, er wurde versehentlich doppelt<br />

gebucht! Da kann nur noch der Feuerwehr­<br />

Rettungs<strong>die</strong>nst helfen. Warten. Zwei Sanitäter<br />

müssen den Patienten im Rollstuhl<br />

hinuntertragen. Arg verspätet erreichen<br />

wir das Brigittenhaus. Aber ich darf nicht<br />

zur Hilfe bleiben, der Rettungs<strong>die</strong>nst muss<br />

mich sofort ins Krankenhaus mitnehmen.<br />

Mein verlassener lieber Mann hat nur noch<br />

<strong>die</strong> gute Maryja zum Einweisen.<br />

Im Krankenhaus werde ich an Schläuche<br />

gelegt. Nachmittags kommt Maryja<br />

und berichtet. <strong>Sie</strong> wollte der Stationsschwester<br />

meine für <strong>die</strong> Woche vorbereiteten<br />

Medikamentenkästchen abgeben:<br />

„Bitte unbedingt 5­mal am Tag eine halbe<br />

Stunde vor den Mahlzeiten pünktlich <strong>die</strong><br />

Tabletten verabfolgen!“ lauteten meine<br />

schriftlichen Anweisungen. Doch sie dürfen<br />

unsere Tabletten nicht annehmen und<br />

ausgeben! Wenngleich sie ihn freundlich<br />

versorgen – in der großen Einrichtung ist<br />

der arme alte Herr ganz verloren. Miteinander<br />

zu telefonieren macht uns Schwierigkeiten.<br />

Medikation klappt nicht<br />

Am folgenden Nachmittag besucht mich<br />

<strong>die</strong> Heimschwester und bittet um Pflegehinweise.<br />

„Aber <strong>die</strong> mitgebrachten Medikamente<br />

dürfen wir nicht geben, auch nicht<br />

aus unangebrochenen Schachteln – das ist<br />

Gesetz. Sein Hausarzt muss alles anordnen,<br />

was er einnehmen soll!“ Es wird einiges<br />

besorgt, darunter das Wichtigste: Levodopa,<br />

Parkinsontablette vom Nervenarzt.<br />

Bald zeigt sich: Ohne seine erprobten<br />

Mittel funktioniert <strong>die</strong> Verdauung nicht.<br />

Vier Tage lang warten sie umsonst, am fünften<br />

Tag wird sein völlig überlasteter Hausarzt<br />

geholt. Der schreibt nur schnell eine<br />

Einweisung ins Krankenhaus: „Verdacht auf<br />

Ileus (Darmverschluss)“.<br />

Vom Regen in <strong>die</strong> Traufe<br />

Zur Aufnahme ins Krankenhaus kommt<br />

niemand mit, der Auskunft geben könnte.<br />

Man legt den Kranken auf <strong>die</strong> chirurgische<br />

Station. Das 3er­Zimmer ist überheizt. Die<br />

Mitpatienten wünschen kein Lüften. Erst<br />

am folgenden Abend erfahre ich von seiner<br />

Ankunft und laufe schnell zu ihm. Ich liege<br />

doch ein Stockwerk höher auf der Inneren<br />

Station. Erschöpft und ausgeliefert liegt er<br />

da. Die Schwester beantwortet meine Frage,<br />

ob er doch gewiss seine Parkinson­Tabletten<br />

erhält: „Nein! Er darf nichts essen, nichts<br />

trinken und darf keine Tabletten bekommen.<br />

Er wird doch zur Operation vorbereitet!“<br />

Schwerpunkt<br />

Notversorgung bei Parkinson problematisch<br />

Bericht einer pflegenden Angehörigen über Erfahrungen bei der Versorgung ihres parkinsonkranken<br />

Ehemannes in der Kurzzeitpflege und im Akutkrankenhaus.<br />

Frau S. (Name ist der Redaktion bekannt) versorgte ihren an Parkinson erkrankten<br />

Ehemann mit Unterstützung einer Haushaltshilfe zu Hause. <strong>Sie</strong> wurde unerwartet<br />

ins Krankenhaus eingewiesen. Was der 91-jährige Ehemann anschließend durchmachte,<br />

ist erschütternd. Unverständliche Vorschriften, Personalmangel und Kompetenzlücken<br />

verhinderten eine adäquate Versorgung – mit fatalen Folgen.<br />

Krankenhausaufenthalte können für chronisch kranke Menschen gefährlich sein<br />

Ich bitte dringend um den Arzt. Es ist<br />

absolut niemand zu erreichen am Freitagabend.<br />

Mein lieber Mann gehört doch auf<br />

<strong>die</strong> Innere Station und ins Zweierzimmer.<br />

Zum Verzweifeln! Meinem Chefarzt gelingt<br />

es, den total Geschwächten zur „Inneren“<br />

zu holen, ins Zweierzimmer zu mir. Doch,<br />

was ist passiert? Zwei Tage ohne „Levodopa“<br />

haben grausam gewirkt. Schlucken und<br />

Sprechen versagen! Spezielle Infusionen<br />

helfen nicht mehr. Plötzlich kann der arme<br />

Kranke nicht mehr am Leben teilnehmen!<br />

So vergehen sechs einsame Tage mit sehr<br />

schmerzhafter Behandlung, der Rachenraum<br />

muss abgesaugt werden gegen Erstickungsgefahr,<br />

eine Quälerei …<br />

Keine Hoffnung mehr<br />

Fast ständig bin ich in seiner Nähe. Am<br />

Valentinstag, dem 14. Februar, werde ich<br />

nach Hause entlassen, komme aber gleich<br />

wieder zu ihm. Abends lese ich ihm aus<br />

seinem selbst verfassten Lieblingsbuch vor.<br />

Gegen 20 Uhr schläft er schließlich ein. Ich<br />

frage <strong>die</strong> Schwester, wann ich morgen früh<br />

kommen darf, zur geplanten Verlegung<br />

ins nahe Hospiz. Antwort: „Wir wollen<br />

erst mal abwarten, wie es ihm geht.“ (Ich<br />

begreife nicht, dass sie meint, ob er bis<br />

dahin überlebt.)<br />

Früh um acht Uhr kommt der Anruf<br />

vom Krankenhaus: „Ihr Ehemann ist heute<br />

Nacht verstorben.“ … Als ich vor seinem<br />

Zimmer eintreffe, ist unser Arzt da und<br />

begleitet mich zu ihm. „Ihrem Mann ist<br />

wenigstens <strong>die</strong> anstrengende Umlegung ins<br />

Hospiz erspart geblieben.“<br />

Rätsel Krankenhaus<br />

Tage später bittet mich unser Chefarzt zu<br />

sich. Ich trage vor, was bei seiner Behandlung<br />

unbegreiflich versäumt wurde. Ja, das<br />

seien unglückliche Umstände bei Aufnahme<br />

in Heim und Krankenhaus gewesen.<br />

Auf der chirurgischen Station wusste<br />

man nicht das Nötigste von der Parkinsonkrankheit!<br />

Der Stationsarzt dort hatte<br />

gerade gekündigt, wer war jetzt verantwortlich?<br />

Parkinsonpatienten dürfen nie ohne<br />

ihr L­Dopa sein!<br />

Meine früheren Bemühungen, auf der<br />

jeweiligen Station ein Informationsblatt<br />

über <strong>die</strong> Behandlung der Parkinsonkrankheit<br />

im Krankenhaus abzugeben, brachten<br />

keinen Erfolg. Die überlasteten, wechselnden<br />

Schwestern hatten keine Zeit, <strong>die</strong> Infos<br />

zu lesen und anzuwenden. y<br />

Pflegefreund 1/13 l 19


Schwerpunkt<br />

„Tiefe Hirnstimulation ein großer Durchbruch“<br />

Interview mit Frau Professor Dr. Daniela Berg vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen<br />

(DZNE) am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen<br />

Frau Prof. Dr. Berg, <strong>Sie</strong> forschen auch an<br />

der erblich bedingten Parkinsonerkrankung.<br />

Kann <strong>die</strong>se Forschung helfen, auch<br />

<strong>die</strong> Ursachen des idiopathischen Parkinson-Syndroms<br />

zu <strong>finden</strong>?<br />

Wir gehen davon aus, dass es viele Ursachen<br />

gibt, <strong>die</strong> eine Kaskade von Veränderungen<br />

in Gang setzen, <strong>die</strong> schließlich in<br />

eine Parkinsonerkrankung mündet. Das<br />

können unterschiedlichste genetische<br />

Mutationen sein. Es kann ein Zusammenspiel<br />

von einer gewissen genetischen Veranlagung<br />

und Umweltfaktoren oder persönlichem<br />

Lebensstil sein. Zum großen Teil<br />

wissen wir <strong>die</strong> Ursachen noch nicht. Was<br />

wir wissen ist, dass <strong>die</strong> Endstrecke unterschiedlicher<br />

Mechanismen <strong>die</strong> Krankheit<br />

Parkinson ist. Wir denken, wenn wir <strong>die</strong>se<br />

Mechanismen besser verstehen, können wir<br />

auch besser den häufigsten, den „ideopathischen“<br />

Parkinson behandeln. Die genetischen<br />

Formen der Parkinsonerkrankung<br />

sind somit eine Art Modelle, an denen wir<br />

auch <strong>die</strong> „idiopathische“ d. h. nicht allein<br />

durch eine genetische Mutation verursachte<br />

Erkrankung zu verstehen suchen.<br />

Allerdings wird vermutlich <strong>die</strong>ser „ideopathische“<br />

Parkinson in ein paar Jahren<br />

oder Jahrzehnten gar nicht mehr <strong>als</strong> eine<br />

einheitliche Krankheit gesehen. Es wird<br />

verschiedene Untergruppen geben. Bei der<br />

einen Unterform spielen vielleicht mehr<br />

entzündliche Prozess eine Rolle, bei der<br />

anderen der Abbau von verschiedenen<br />

Eiweißen. Aber das werden wir nur genau<br />

wissen, wenn wir weiter daran forschen.<br />

Deshalb fragen wir unsere Patienten, ob<br />

sie damit einverstanden sind, dass wir zum<br />

Beispiel ihr Blut untersuchen, um sozusagen<br />

gemeinsam mit den Patienten Weiteres<br />

über das Thema Parkinson heraus<strong>finden</strong><br />

können.<br />

Lassen <strong>Sie</strong> mich Ihnen noch ein Beispiel<br />

eines Vorgangs geben, von dem wir wissen,<br />

dass er zu der Erkrankung beiträgt: Ein<br />

großes Problem bei Erkrankungen wie<br />

Parkinson ist der Abbau von bestimmten<br />

Eiweißen. Wir alle produzieren in unseren<br />

Körperzellen ständig jede Menge „Müll“<br />

u. a. in Form von Eiweißen. Dieser „Müll“<br />

muss letztendlich aufgeräumt werden. Bei<br />

einer Krankheit wie Parkinson besteht ein<br />

Problem darin, dass <strong>die</strong>ser „Müll“ eben<br />

nicht entsorgt wird. Dass es zu <strong>die</strong>sem<br />

ungenügenden Abbau von schädlichen<br />

Eiweißen kommt, kann <strong>die</strong> Folge einer Entwicklung<br />

sein, <strong>die</strong> viele unterschiedliche<br />

Ursachen haben kann. Obwohl wir <strong>die</strong>se<br />

Vorgänge immer besser verstehen, können<br />

20 l Pflegefreund 1/13<br />

Bild: Hertie­Institut für klinische Hirnforschung Tübingen<br />

Prof. Dr. Berg bei der von ihr entwickelten Ultraschalluntersuchung<br />

zur Parkinson-Diagnose<br />

wir noch nicht sagen, was im Einzelfall <strong>die</strong><br />

genaue Ursache ist, <strong>die</strong> wir jetzt behandeln<br />

könnten. Und es sind eben <strong>die</strong> genetisch<br />

bedingten Formen von Parkinson, <strong>die</strong> uns<br />

hier helfen, Zusammenhänge besser zu verstehen.<br />

Nachdem <strong>die</strong> Ursachen der Erkrankung<br />

so vielfältig sind, wird es wohl niem<strong>als</strong> <strong>die</strong><br />

„Pille gegen Parkinson“ oder eine Impfung<br />

gegen Parkinson geben?<br />

Das kann man so nicht sagen. Wenn es<br />

beispielsweise stimmt, dass das Anfallen<br />

von bestimmten schlechten Eiweißen ein<br />

großes Problem ist, könnte man versuchen,<br />

genau auf <strong>die</strong>ser Ebene zu agieren. Auf dem<br />

Weg, den <strong>die</strong> Krankheit nimmt, könnte<br />

gerade <strong>die</strong>ser Punkt der richtige sein, um<br />

einzugreifen. Das, was davor geschieht –<br />

aus welchen Gründen auch immer – muss<br />

man dann vielleicht nicht direkt angehen<br />

und was danach geschieht, ist lediglich<br />

eine Folge der vorhergegangenen Vorgänge.<br />

Aber ein bestimmter Prozessschritt – etwa<br />

der mangelnde Eiweißabbau – könnte derjenige<br />

sein, der bei vielen Formen von Parkinson<br />

eine zentrale Rolle spielt und somit<br />

eben sozusagen „einheitlich“ angegangen<br />

werde kann.<br />

Für welche Patienten eignet sich <strong>die</strong> Tiefe<br />

Hirnstimulation (THS) und welche Vorteile<br />

bringt sie den Patienten?<br />

Die Anwendung der THS hat in den letz­<br />

ten Jahren ja sehr zugenommen. Das Wissen<br />

darüber ist stark angewachsen und <strong>die</strong><br />

Komplikationsrate hat drastisch abgenommen.<br />

Das sind sehr positive Aspekte. Bis vor<br />

Kurzem hat man vor allen Dingen Patienten<br />

behandelt, <strong>die</strong> schon sehr stark betroffen<br />

waren, <strong>die</strong> zeitweise schwer beweglich<br />

und zeitweise überbeweglich waren. Es<br />

ging überwiegend darum, <strong>die</strong>se Fluktuationen<br />

zu glätten und eine bessere Beweglichkeit<br />

im gesamten Alltag zu ermöglichen.<br />

Man hat dabei herausgefunden, dass man<br />

mit THS <strong>die</strong> Krankheit regelrecht zurückverlagern<br />

kann – ich ein Stadium 5 oder 6<br />

Jahre vor der THS. Das ist zunächst einmal<br />

ein großer Durchbruch.<br />

Dann ist aufgefallen, dass, wenn man – wie<br />

üblich – THS relativ spät einsetzt, man<br />

Patienten operiert, <strong>die</strong> bereits weitgehend<br />

aus ihrem sozialen Gefüge herausgefallen<br />

sind. Es ist für <strong>die</strong>se Patienten gar nicht<br />

so einfach, <strong>die</strong>se sozialen Verluste wieder<br />

wettzumachen.<br />

Man kam dann darauf, dass es vielleicht<br />

sinnvoller wäre, etwas früher zu operieren.<br />

Z. B. bei Menschen, <strong>die</strong> ihren Alltag noch<br />

bewältigen können oder noch im Beruf<br />

sind. Es gibt eine ganz kürzlich veröffentlichte<br />

Stu<strong>die</strong> mit dem Titel „Early Stim“<br />

(Frühe Stimulation). Es geht bei <strong>die</strong>ser<br />

Stu<strong>die</strong> um Patienten, <strong>die</strong> man früher operiert<br />

hat. Das Ergebnis der Stu<strong>die</strong> ist, dass<br />

auch Patienten, <strong>die</strong> noch nicht von schweren<br />

Wirkungsfluktuationen (<strong>als</strong>o Schwankungen<br />

der Beweglichkeit) betroffen sind,<br />

sehr von einer THS profitieren können, z. T.<br />

mehr <strong>als</strong> von den Medikamenten, <strong>die</strong> sie<br />

ohne THS bekommen würden.<br />

Es ist auch wichtig zu wissen, dass man<br />

heute auch deshalb früher operieren kann,<br />

weil man Langzeitdaten hat und daher<br />

weiß, dass man auch länger mit <strong>die</strong>ser Stimulation<br />

leben kann. Das ist ebenfalls ein<br />

positiver Aspekt.<br />

Natürlich ist es so, dass sich nicht jeder<br />

gern am Gehirn operieren lässt. Die THS<br />

braucht eine intensive regelmäßige Nachkontrolle,<br />

etwa alle 6 Monate. THS­Patienten<br />

brauchen auch weiterhin Medikamente.<br />

Es ist in der Regel gut, wenn sie etwa ein<br />

Drittel der Medikation beibehalten. Es gibt<br />

<strong>als</strong>o eine Reihe von Aspekten, <strong>die</strong> man in<br />

Ruhe mit den Patienten besprechen muss.<br />

Bestimmte Gangstörungen oder Sprechstörungen<br />

sprechen nicht oder schlecht auf <strong>die</strong><br />

Stimulation in den üblichen Regionen des<br />

Gehirns an. Man muss auch wissen: THS<br />

ist nicht eine Heilung der Krankheit. <strong>Sie</strong><br />

schreitet trotzdem fort. y


Schwerpunkt<br />

„Parkinson hat nicht nur motorische Symptome“<br />

Interview mit Dr. Herbst von der neurologischen Gemeinschaftspraxis Neurozentrum in Stuttgart<br />

Warum ist <strong>die</strong> medikamentöse Behandlung<br />

von Patient zu Patient unterschiedlich?<br />

Bei der Parkinsontherapie unterscheidet<br />

man verschiedene Phasen. Die ersten<br />

Jahre der Behandlung gelten <strong>als</strong> „Honey<br />

Moon“, weil der Arzt da mit relativ geringen<br />

Medikamentengaben gute Therapieerfolge<br />

erreicht. Der Dopaminmangel wird<br />

ausgeglichen und dem Patienten geht es in<br />

der Regel besser. Wenn <strong>die</strong> Krankheit fortschreitet,<br />

kommt es zu Komplikationen.<br />

Die Behandlung wird komplizierter und<br />

individualisierter. Manche Patienten nehmen<br />

drei Tabletten ein, andere vier oder<br />

fünf. Es gibt dann auch noch Zwei­ oder<br />

Dreifachkombinationen von Medikamenten.<br />

Diese Maßnahmen haben alle das Ziel,<br />

<strong>die</strong> Wirkungen der Wirkstoffe möglichst<br />

gleichmäßig zu halten.<br />

Warum ist es für Patienten so wichtig,<br />

dass <strong>Sie</strong> ihre Medikamente regelmäßig<br />

einnehmen?<br />

Es gibt bei der Parkinsonbehandlung unterschiedliche<br />

Medikamente. Dopamin­Ersatzstoffe,<br />

sogenannte Dopamin­Antagonisten,<br />

kommen mit einer Dosierung pro Tag aus.<br />

Leider ist es so, dass Patienten, <strong>die</strong> über<br />

einen längeren Zeitraum erkrankt sind, mit<br />

<strong>die</strong>sen Dopaminersatzstoffen alleine nicht<br />

mehr auskommen. <strong>Sie</strong> brauchen zusätzlich<br />

ein L­Dopa­Präparat. Dieser Stoff wird im<br />

Gehirn in Dopamin umgewandelt und wirkt<br />

etwa vier bis fünf Stunden im Körper. Wenn<br />

<strong>die</strong> Wirkung des Präparats nachlässt, kann<br />

es zu Muskelversteifungen kommen. L­Dopa<br />

muss <strong>als</strong>o mehrfach am Tag verabreicht werden,<br />

weil es sonst zu den Wirkungsschwankungen<br />

kommt. Der Patient bleibt plötzlich<br />

wie eingefroren stehen. Dieser Zustand<br />

kann Sekunden oder gar Minuten anhalten.<br />

Eine andere Seite <strong>die</strong>ser Fluktuation ist <strong>die</strong><br />

Überbeweglichkeit: spontane, heftige Bewegungen,<br />

<strong>die</strong> der Patient nicht kontrollieren<br />

kann. Die beiden Zustände können relativ<br />

schnell wechseln.<br />

Wann treten solche Wirkungsschwankungen<br />

auf?<br />

Zu solchen Schwankungen kommt es,<br />

nachdem Patienten fünf oder sieben Jahre<br />

Hebe- und Pfl egehilfen<br />

Dr. med. Dipl.-Psych. Heinz-Peter Herbst<br />

für Menschen mit Handicap Postfach 146<br />

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... und vieles mehr<br />

Bild: privat<br />

lang mit L­Dopa­Präparaten behandelt<br />

wurden. Man weiß inzwischen, dass <strong>die</strong>s<br />

besonders bei jenen Patienten auftritt,<br />

<strong>die</strong> früh hoch dosiert L­Dopa­Präparate<br />

bekamen. Man versucht heute möglichst<br />

lange, mit Dopamin­Antagonisten zu therapieren.<br />

L­Dopa ist nach wie vor das beste<br />

Präparat; es sollte jedoch möglichst spät in<br />

der Behandlung eingesetzt und vorsichtig<br />

dosiert werden. Dadurch kann man das<br />

Auftreten <strong>die</strong>ser Fluktuationen verzögern.<br />

<strong>Sie</strong> können allerdings nicht ganz verhindert<br />

werden, denn sie sind Teil des Krankheitsverlaufs,<br />

bei dem immer mehr dopaminproduzierende<br />

Zellen absterben. Dadurch<br />

verliert das Gehirn auch seine Pufferfähigkeit.<br />

Wenn das Medikament eingenommen<br />

wird, schlägt <strong>die</strong> Wirkung des Dopamin<br />

sehr stark durch. Etwa 45 Minuten nach<br />

Einnahme der Medikamente können starke<br />

Überbewegungen auftreten. Der Wirkstoff<br />

kann im Gehirn weder abgepuffert noch<br />

zwischengespeichert werden. Dadurch<br />

sinkt der Dopaminspiegel auch nach kurzer<br />

Zeit wieder stark ab. Das führt bei der fortgeschrittenen<br />

Parkinsonerkrankung zu <strong>die</strong>sem<br />

Wechsel zwischen Überbeweglichkeit,<br />

wenn das Dopamin wirkt, und Muskelversteifung,<br />

wenn <strong>die</strong> Wirkung nachlässt.<br />

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Deutschland<br />

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Welche Symptome lassen sich mit der<br />

Tiefen Hirnstimulation bekämpfen und<br />

welche nicht?<br />

Die Medizin hat in den letzten Jahren<br />

gelernt, dass <strong>die</strong> Parkinsonerkrankung<br />

nicht nur motorische Symptome hat. Es<br />

gibt auch Antriebsprobleme, Stimmungsstörungen.<br />

Die Parkinsonkrankheit hat<br />

auch einige Symptome, <strong>die</strong> im Körperzentrum<br />

lokalisiert sind. Man nennt das axiale<br />

Symptome. <strong>Sie</strong> betreffen <strong>die</strong> Sprache, das<br />

Schlucken, <strong>die</strong> Gleichgewichtskontrolle<br />

und bestimmte Aspekte des Gehens. Diese<br />

nicht­motorischen Symptome der Parkinsonerkrankung<br />

können durch <strong>die</strong> Tiefe<br />

Hirnstimulation nicht wirksam behandelt<br />

werden. Hingegen lassen sich <strong>die</strong> Fluktuationen<br />

sehr gut beeinflussen.<br />

Wie lässt sich <strong>die</strong> medikamentöse<br />

Behandlung bei Krankenhausbesuch<br />

oder bei Heimeinweisung sicherstellen?<br />

Das ist ein Problem, das wir immer wieder<br />

sehen. Die Parkinsonerkrankung wird<br />

außerhalb des neurologischen Fachbereichs<br />

noch immer wenig verstanden. Es gibt Patienten,<br />

mit denen man über Jahre hinweg<br />

ein ausgeklügeltes System der Medikamenteneinnahme<br />

entwickelt, z. B. fünfmal<br />

am Tag, und in Abhängigkeit von den<br />

Mahlzeiten. Ein solcher Patient kommt ins<br />

Krankenhaus. Dort ist <strong>die</strong> Medikamenteneingabe<br />

dreimal am Tag zu den Mahlzeiten.<br />

Das kann den Patienten im schlimmsten<br />

Fall in eine Krise treiben. Der Patient<br />

sollte, wenn er ins Krankenhaus kommt,<br />

mit Nachdruck kommunizieren, dass er<br />

wegen seiner Parkinsonerkrankung einen<br />

komplexen Medikamentenplan hat, und<br />

dass der behandelnde Arzt im Zweifelsfall<br />

mit dem behandelnden niedergelassenen<br />

Neurologen Rücksprache hält, bevor<br />

irgendwelche Änderungen an der Medikation<br />

vorgenommen werden. In einem<br />

Heim ist es personell meist schwierig, eine<br />

fünfmalige Medikamentengabe umzusetzen.<br />

Man muss darauf hinweisen, dass das<br />

notwendig ist, damit der Bewohner seine<br />

Beweglichkeit behält. Es macht eben einen<br />

großen Unterschied, ob ein Parkinsonpatient<br />

fünfmal eine halbe Tablette bekommt<br />

oder zweimal 1,5 Tabletten. y<br />

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Pflegefreund 1/13 l 21


Schwerpunkt<br />

Über <strong>die</strong> Arbeit der Selbsthilfe für Parkinson-Patienten und Angehörige<br />

Interview mit Frau Ulrike Braatz, 2. Vorsitzende der Deutschen Parkinson Vereinigung e. V. (DPV)<br />

Im April 2008 wurde Ulrike Braatz in den Landesvorstand der DPV Baden-Württemberg<br />

gewählt und im Oktober 2011 in den Bundesvorstand der Selbsthilfeorganisation.<br />

Rund 23 000 Mitglieder sind in ca. 450 Regionalgruppen organisiert. Die DPV<br />

versteht sich <strong>als</strong> Zusammenschluss von Personen, <strong>die</strong> sich <strong>als</strong> Betroffene, Partner,<br />

Angehörige, Arbeitskollegen und Personen aus den Heilberufen mit Morbus Parkinson<br />

auseinandersetzen. Erste Vorsitzende der Deutschen Parkinson Vereinigung<br />

e. V. ist Magdalene Kaminski. Sitz der Geschäftsstelle ist Neuss. Geschäftsführer ist<br />

der Rechtsanwalt F.-W. Mehrhoff. Der Verein gibt <strong>die</strong> Zeitschrift Parkinson Nachrichten<br />

heraus. Frau Braatz übernimmt repräsentative und organisatorische Aufgaben,<br />

gibt Betroffenen und Angehörigen telefonisch Auskunft über <strong>die</strong> Arbeit der DPV.<br />

Darüber hinaus erstellt sie Beiträge für <strong>die</strong> Vereinszeitschrift Parkinson Nachrichten.<br />

Ulrike Braatz<br />

Zentrum für Neurologie<br />

Hertie-Institut für klinische Hirnforschung<br />

Abteilung Neurodegenerative Erkrankungen<br />

Hoppe-Seyler-Straße 3, 72076 Tübingen<br />

Telefon 0 70 71 / 2 98 20 49<br />

Fax 0 70 71 / 29 52 60<br />

www.hih-tuebingen.de<br />

Deutsche Parkinson Vereinigung e. V.<br />

Bundesverband<br />

Moselstraße 31, 41464 Neuss<br />

Telefon 02131/740 270, Fax 0 21 31 / 4 54 45<br />

www.parkinson-vereinigung.de<br />

E-Mail: info@parkinson-vereinigung.de<br />

Deutsche Parkinson-Gesellschaft (DPG) e. V.<br />

Priv.-Doz. Dr. Horst Baas<br />

Chefarzt Stadt-Krankenhaus Hanau<br />

Leimenstraße 20, 63450 Hanau<br />

Telefon 0 61 81 / 2 96 63 10<br />

Fax 0 61 81 / 29 66 32<br />

E-Mail: info@parkinson-gesellschaft.de<br />

www.parkinson-gesellschaft.de<br />

22 l Pflegefreund 1/13<br />

Frau Braatz, was sind <strong>die</strong> Aufgaben Ihres<br />

Verbandes?<br />

Die Aufgaben nach innen sind <strong>die</strong> Verbesserung<br />

der Lebensqualität von Betroffenen<br />

und Angehörigen. Wir unterstützen<br />

<strong>die</strong> regionalen Selbsthilfegruppen fachlich<br />

und organisatorisch durch Information<br />

und Schulung, damit <strong>die</strong> verlässlich­kontinuierliche<br />

Gruppenarbeit sichergestellt ist.<br />

Wir geben Me<strong>die</strong>n für <strong>die</strong> Information und<br />

Unterstützung der Betroffenen und Angehörigen<br />

(das sind <strong>die</strong> vielen Broschüren, <strong>die</strong> es<br />

rund um das Thema Parkinson gibt) heraus.<br />

Dazu zählen auch <strong>die</strong> Parkinson Nachrichten,<br />

<strong>die</strong> viermal im Jahr erscheinen.<br />

Nach außen vertritt <strong>die</strong> Deutsche Parkinson<br />

Vereinigung <strong>die</strong> Interessen der<br />

Mitglieder, macht Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Aufklärungsarbeit und unterstützt <strong>die</strong><br />

patientennahe Forschung.<br />

Adressen zum Thema Morbus Parkinson<br />

AG Parkinson Nurse<br />

c/o Frau Dorothee Gruler<br />

Universitätsklinik für Neurologie<br />

Arnold-Heller-Str. 3, Haus 41, 24105 Kiel<br />

Telefon 04 31 / 5 97 85 44<br />

Fax 04 31 / 5 97 50 01<br />

E-Mail: d.gruler@neurologie.uni-kiel.de<br />

Kompetenznetz Parkinson<br />

Klinik für Neurologie<br />

Baldingerstraße, D-35043 Marburg<br />

Telefon 0 64 21 / 5 86 54 39<br />

Fax 0 64 21 / 5 86 54 59<br />

www. kompetenznetz-parkinson.de<br />

E-Mail: mahlae@med.uni-marburg.de<br />

Neurozentrum Stuttgart Mitte<br />

Neurologische Gemeinschaftspraxis<br />

Sophienstraße 41, 70178 Stuttgart<br />

Telefon 07 11 / 6 20 31 77-0<br />

Fax 07 11 / 6 20 31 77-99<br />

Internet: www.neurozentrum-stuttgart.de<br />

E-Mail: info@neurozentrum-stuttgart.de<br />

Unsere Vereinigung setzt sich auch für<br />

<strong>die</strong> Interessen der Betroffenen im gesundheits­<br />

und sozialpolitischen Bereich ein.<br />

Unsere Bundesvorsitzende, Frau Magdalene<br />

Kaminski, ist beratendes Mitglied im<br />

Gemeinsamen Bundesausschuss, in dem<br />

über <strong>die</strong> Ausgestaltung der Leistungen der<br />

Krankenkassen entschieden wird.<br />

Die Deutsche Parkinson Vereinigung<br />

wirkt aktiv mit bei gezielten Fort­ und<br />

Weiterbildungsmaßnahmen von Menschen,<br />

<strong>die</strong> beruflich mit Parkinson zu tun<br />

haben. Selbst in medizinisch­pflegerischen<br />

Berufen ist das Wissen um <strong>die</strong> Parkinsonerkrankung<br />

nicht sehr weit verbreitet.<br />

Es gibt zum Beispiel <strong>die</strong> Weiterbildung<br />

mit dem Namen Parkinson­Nurse. <strong>Sie</strong><br />

richtet sich speziell an Krankenschwestern.<br />

Wenn Parkinson­Patienten ins Krankenhaus<br />

kommen, ist es zum Beispiel außerordentlich<br />

wichtig, dass <strong>die</strong> Medikamente zu<br />

festen Zeiten gegeben werden und nicht<br />

einfach abgesetzt werden. Das passiert<br />

leider immer wieder und <strong>die</strong> Patienten<br />

leiden unnötig.<br />

Eine andere Weiterbildung, bei der<br />

wir <strong>als</strong> Parkinson Vereinigung mitwirken,<br />

unterstützt niedergelassene Neurologen.<br />

Wir schulen Arzthelferinnen zur<br />

Parkinson Assistentin. Die so geschulten<br />

Arzthelferinnen können den Neurologen<br />

entlasten. y<br />

Parkinson Café<br />

Pflegeberatung für Menschen mit Morbus Parkinson<br />

unser-treff e.V., Noltestr. 2, 30451 Hannover<br />

Telefon 05 11 / 2 13 43 14, Fax 05 11 / 2 13 42 99<br />

www.parkinsoncafe.de, info@parkinsoncafe.de<br />

Gertrudis-Klinik Biskirchen<br />

Parkinson-Zentrum<br />

Karl-Ferdinand-Broll-Straße 2-4<br />

35638 Leun-Biskirchen<br />

Telefon 0 64 73 / 3 05-0, Fax 0 64 73 / 3 05-57<br />

Parkinson-Center@t-online.de<br />

www.parkinson.de<br />

Parkinson-Klinik Wolfach GmbH & Co. KG<br />

Neurologisches Krankenhaus<br />

77709 Wolfach, Kreuzbergstraße 12-24<br />

Telefon 0 78 34 / 971-0, Fax 0 78 34 / 49 30<br />

info@parkinson-klinik.de<br />

www.parkinson-klinik.de<br />

Weitere Parkinsonkliniken<br />

im Internet unter: www.parkinson-kliniken.de


Bild: Hertie­Institut für klinische Hirnforschung Tübingen<br />

Beratung, Forschung, Diagnose und Versorgung<br />

Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt<br />

Neurodegenerative Erkrankungen (HIH) in Tübingen<br />

Im Parkinson-Labor des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung in Tübingen: mithilfe der<br />

sogenannten Elektrophorese wird DNA-Material aufgesplittet<br />

Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) ist auf dem Gelände des Universitätsklinikums<br />

Tübingen angesiedelt. Die enge Zusammenarbeit mit der Neurologischen<br />

Klinik ermöglicht eine optimierte Abstimmung zwischen Forschung und<br />

medizinischer Anwendung. Das Institut wurde mit Fördermitteln der Gemeinnützigen<br />

Hertie-Stiftung etabliert. Mit ihrem Vermögen von rund 800 Mio. Euro gehört<br />

<strong>die</strong> gemeinnützige Hertie-Stiftung zu den größten privaten Stiftungen Deutschlands.<br />

<strong>Sie</strong> baut auf dem Lebenswerk von Georg Karg auf, dem Inhaber der Hertie<br />

Waren- und Kaufhaus GmbH.<br />

Die Arbeit des Tübinger Hertie­Instituts<br />

leistet Forschung, Diagnose, Beratung von<br />

Patienten und Angehörigen, Therapie und<br />

Versorgung. Das Institut hat mehrere Parkinsonambulanzen.<br />

Neben der großen allgemeinen<br />

Parkinsonambulanz, in der z. B.<br />

<strong>die</strong> Diagnosestellung oder Einstellung der<br />

medikamentösen Therapie vorgenommen<br />

wird, gibt es eine Ambulanz für Patienten,<br />

<strong>die</strong> an der Uniklinik mit einem Hirnstimulator<br />

operiert worden sind und nun nachversorgt<br />

werden. Es gibt Ambulanzen speziell<br />

für Tremor, denn nicht jedes Zittern ist<br />

wirklich ein Parkinsonzittern. Hier werden<br />

differenzialdiagnostisch Untersuchungen<br />

durchgeführt und <strong>die</strong> Ärzte nehmen gegebenenfalls<br />

medikamentöse Einstellungen vor.<br />

Eine weitere Ambulanz hat das Thema<br />

„atypische Parkinson­ Erkrankungen“.<br />

Diese bedürfen einer anderen Beratung<br />

und Behandlung der Patienten. Neben der<br />

medikamentösen Beratung bei Patienten<br />

und Angehörigen geht das Institut stark<br />

auf <strong>die</strong> Themen Physiotherapie, Ergotherapie<br />

und Logopä<strong>die</strong> ein.<br />

Zum Institut gehört eine Station für<br />

Bewegungsstörungen an der Uniklinik<br />

Tübingen. Dort werden in unklaren Situationen<br />

weiterführende Untersuchungen<br />

zur Diagnosestellung durchgeführt.<br />

Daneben werden komplexe medikamentöse<br />

Einstellungen vorgenommen und<br />

Patienten vor und nach der Operation für<br />

<strong>die</strong> Tiefe Hirnstimulation eingestellt und<br />

betreut.<br />

Ein diagnostischer und wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkt ist <strong>die</strong> Ultraschalluntersuchung<br />

des Gehirns, <strong>die</strong> hier unter Leitung<br />

von Prof. Dr. Daniela Berg entwickelt<br />

wurde. Damit kann <strong>die</strong> Substantia nigra<br />

dargestellt und parkinsontypische Veränderungen<br />

können damit erkannt werden.<br />

Diese Untersuchung ist ein wichtiges diagnostisches<br />

Instrument, vor allen Dingen<br />

in der Frühphase der Erkrankung.<br />

Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt<br />

sind <strong>die</strong> genetischen Parkinsonerkrankungen.<br />

Dazu <strong>finden</strong> Untersuchungen und<br />

Beratungen in enger Zusammenarbeit mit<br />

dem Labor des Institutes statt. y<br />

Schwerpunkt<br />

Buchtipps Parkinson<br />

Bernd Leplow:<br />

Ratgeber Parkinson<br />

Informationen für Betroffene<br />

und Angehörige<br />

ISBN-9783801720995<br />

Hogrefe Verlag GmbH<br />

Taschenbuch, 64 Seiten<br />

EUR 8,95<br />

Claudia Trenkwalder:<br />

Parkinson<br />

Die Krankheit verstehen<br />

und bewältigen<br />

ISBN-9783794528103<br />

Verlag Schattauer GmbH<br />

Taschenbuch, 115 Seiten<br />

EUR 19,95<br />

Renate Annecke,<br />

Evelyn Ludwig:<br />

Der große TRIAS-<br />

Ratgeber Parkinson-<br />

Krankheit<br />

Alles über Ursachen und<br />

Behandlung<br />

ISBN-9783830433866<br />

Verlag Trias<br />

Taschenbuch, 152 Seiten<br />

EUR 24,95<br />

Andres Ceballos-Baumann,<br />

Edith Wagner-<br />

Sonntag, Katharina<br />

Pichler, Sabine George:<br />

Was tun bei Parkinson?<br />

Ein Ratgeber für Betroffene<br />

und Angehörige<br />

ISBN-9783824805136<br />

Schulz-Kirchner Verlag<br />

Taschenbuch, 72 Seiten<br />

EUR 8,99<br />

Doris Hölzel:<br />

Guten Morgen,<br />

Parkinson<br />

ISBN-9783954861156<br />

Projekte-Verlag<br />

Gebundene <strong>Ausgabe</strong><br />

91 Seiten<br />

EUR 10,50<br />

Pflegefreund 1/13 l 23


Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

„Ich bin nicht so der bemutternde Typ“<br />

Aus dem Leben einer Assistenzkraft bei Toll24<br />

Norina Mittendorf mit Marcel S. im Hotelpool in Teneriffa<br />

Ein kleiner Ort im Nordschwarzwald, umgeben von Streuobstwiesen, eingerahmt<br />

von Bergen und Hügeln. Alles ist tief verschneit. Norina Mittendorf öffnet <strong>die</strong> Tür<br />

eines hübschen Einfamilienhauses. Die Pflegepartnerin assistiert hier einem jungen<br />

Mann, der seit etwas mehr <strong>als</strong> einem Jahr durch einen schweren Unfall gelähmt ist.<br />

Er ist seitdem Rollstuhlfahrer und braucht rund um <strong>die</strong> Uhr Assistenz.<br />

Der Nordschwarzwald ist traditionell ein<br />

Feriengebiet. Ob Frau Mittendorf Zeit hat,<br />

<strong>die</strong> schöne Gegend im Schwarzwald zu<br />

genießen? „Ja, doch“, sagt sie. „Wir sind fast<br />

jeden Tag unterwegs. Wir fahren zu vielen<br />

Therapien und machen auch viel in der Freizeit.“<br />

Auf Umwegen zu Pflege und Assistenz<br />

Frau Mittendorfs ursprünglicher Beruf ist<br />

Bürokauffrau. <strong>Sie</strong> hatte im Büro gearbeitet,<br />

in der Gastronomie, in Vertrieb und Verkauf.<br />

<strong>Sie</strong> war drei Jahre lang selbstständig<br />

und hatte eigene Mitarbeitende rekrutiert<br />

und ausgebildet. Doch dann wollte sie etwas<br />

anderes tun.<br />

„Ein Bürojob ist für mich eigentlich langweilig.<br />

Man macht seine Arbeit, hat aber nur<br />

ganz selten eine Rückmeldung oder ein Lob.<br />

Der Vertrieb ist schon spannender, doch da<br />

habe ich nichts Passendes für mich gefunden.<br />

Das Soziale, der Umgang mit Menschen,<br />

das macht mir Spaß“, sagt sie.<br />

Das Arbeitsamt hat ihr <strong>die</strong>sen Weg durch<br />

einen Kurs für Demenzbegleitung erleichtert.<br />

Ihr Praktikum machte Norina Mittendorf<br />

in einem Pflegeheim. Dabei fand sie<br />

bald heraus: Das ist es, was sie gesucht hatte.<br />

24 l Pflegefreund 1/13<br />

Zu Toll24 kam Norina Mittendorf im<br />

Sommer 2011 – und das nicht zufällig.<br />

„Mein Heimatort hat etwa 10 000 Einwohner“,<br />

sagt sie. „Und da gibt es vier oder fünf<br />

Leute, <strong>die</strong> für Toll24 arbeiten, eine Kollegin<br />

bereits seit acht Jahren. Eine gute Freundin<br />

von mir hat ein Jahr vor mir bei Toll24 angefangen.<br />

<strong>Sie</strong> hat mich ermutigt.“<br />

An den Rhythmus – 14 Tage Arbeit,<br />

14 Tage frei – hat sie sich gewöhnt. Über<br />

Telefon, Internet und Skype hält sie in der<br />

Zeit ihrer Einsätze <strong>die</strong> sozialen Kontakte<br />

aufrecht.<br />

Auf <strong>die</strong> Frage, was in ihrem neuen Beruf<br />

anders sei, antwortet Frau Mittendorf:<br />

„Bei Assistenz oder Pflege hat man sofort<br />

ein Feedback zu dem, was man macht. Ich<br />

erfahre von Menschen, für <strong>die</strong> ich tätig bin,<br />

eine große Dankbarkeit.“<br />

Assistenzstellen bevorzugt<br />

Am liebsten hat sie Stellen, bei denen sie<br />

mit aktiven Menschen zu tun hat. „Ich bin<br />

nicht so der Typ, der <strong>die</strong> Menschen bemuttert“,<br />

sagt Norina Mittendorf. „Ich suche<br />

immer <strong>die</strong> Kommunikation auf gleicher<br />

Ebene“, sagt sie. „Das ist etwas, das junge<br />

Menschen besonders schätzen. Man merkt<br />

Foto: privat<br />

das auch gleich im Gespräch, dass sie das<br />

Bemuttern gar nicht mögen.“<br />

Der junge Mann, dem sie gegenwärtig<br />

assistiert, möchte möglichst viel allein tun<br />

und nimmt aktiv am Leben teil. Er legt<br />

großen Wert auf seine Selbstständigkeit.<br />

Die Einstellung von Norina Mittendorf<br />

ist pragmatisch: „Durch ihre körperliche<br />

Einschränkung ist ein normaler Alltag für<br />

Menschen mit erworbener Behinderung<br />

sehr schwierig. Mit Assistenz helfe ich, so<br />

viel Normalität wie möglich zu schaffen.<br />

Ich sorge dafür, dass der Alltag gut funktioniert.“<br />

In der letzten Zeit nahm Norina Mittendorf<br />

fast ausschließlich Aufträge bei<br />

jüngeren Menschen an. „Wobei jünger auch<br />

bedeuten kann: um <strong>die</strong> 50 Jahre alt“, sagt<br />

sie augenzwinkernd.<br />

Urlaubsbegleitung und Assistenz<br />

Einen Einsatz der besonderen Art hatte<br />

Frau Mittendorf im vergangenen Dezember.<br />

Zwei Wochen lang war sie mit einem<br />

querschnittsgelähmten Kunden von Toll24<br />

auf Teneriffa. „Die Flugreise verlief völlig<br />

problemlos“, sagt Frau Mittendorf: „Wir<br />

gingen zum Service­Point am Flughafen<br />

und meldeten uns an. Mitarbeiter des<br />

Flughafens nahmen uns mit und kümmerten<br />

sich um den Rollstuhl, das Gepäck und<br />

alles andere. <strong>Sie</strong> brachten uns in den VIP­<br />

Bereich, wo wir bis zum Abflug warteten.<br />

Marcel saß beim Flug auf einem ganz normalen<br />

Flugzeugsitz, aber mit seinem speziellen<br />

Rollstuhl­Sitzkissen. Bei der Ankunft<br />

am Zielflughafen gab es den gleichen tollen<br />

Service wie beim Abflug.“<br />

Während in Deutschland frostige Temperaturen<br />

herrschten, war es auf Teneriffa<br />

jeden Tag 26 Grad warm. „Das Hotel war<br />

komplett rollstuhlgängig, es gab dort Lifter<br />

im Zimmer, Aktiv­ oder Elektro­Rollstühle<br />

konnte man ausleihen“, erinnert sich Frau<br />

Mittendorf. Für Marcel S. war <strong>die</strong> Reise ein<br />

absolutes Highlight.<br />

Die Tätigkeit macht ihr viel Freude, wie<br />

sie immer wieder betont. So ist es nicht verwunderlich,<br />

dass sie in ihrem Bekanntenkreis<br />

Menschen für <strong>die</strong>se Aufgabe gewinnt.<br />

In ihrem Heimatort organisierte sie dafür<br />

eine Infoveranstaltung und besuchte <strong>die</strong><br />

zuständige Arbeitsagentur. Auch bei Weiterbildungseinrichtungen<br />

sprach sie vor und<br />

stellte das Berufsbild der Assistenz vor.<br />

Als wichtige Voraussetzungen für ihre<br />

Tätigkeit findet Frau Mittendorf „… dass<br />

man zuhören kann, dass man aufmerksam<br />

ist und dafür weniger redet. Und man muss<br />

den Menschen helfen wollen.“ y


Neuigkeiten bei Toll24<br />

Erneute Bestnote bei MDK-Prüfung<br />

Bereits zum zweiten Mal in Folge erhielt<br />

ein Unternehmen der Toll Unternehmensgruppe<br />

<strong>die</strong> Bestnote bei der Prüfung durch<br />

den Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />

(MDK). Die Stuttgarter Niederlassung<br />

der <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH<br />

& Co. KG wurde von den Prüfern des MDK<br />

mit der Note 1,0 bewertet. Besonders beeindruckt<br />

waren <strong>die</strong> Prüfer von der klaren<br />

Organisationsstruktur des Pflege<strong>die</strong>nstes.<br />

Besuch der französischen Botschaft<br />

Botschaftsangehöriger Frederic Bouquet (rechts)<br />

und Toll24-Geschäftsführer Markus Lepack<br />

Am 30. Januar besuchte der Mitarbeiter der<br />

französischen Botschaft in Deutschland,<br />

Frédéric Bouquet, <strong>die</strong> Firmenzentrale der<br />

Toll Unternehmensgruppe in Filderstadt­<br />

Bernhausen. Der Business Development<br />

Manager kontaktiert, berät und betreut für<br />

<strong>die</strong> Invest in France Agency (IFA) potenzielle<br />

Investoren in Baden­Württemberg.<br />

Die Pflegemarke Toll24 fiel Bouquet wegen<br />

ihres hohen Qualitätsanspruchs auf. Mit<br />

dem Versorgungsvertrag mit den Pflegekassen,<br />

dem zertifizierten Qualitätsmanagement<br />

und der Pflegenote 1 bei der MDK­<br />

Prüfung hebt sich Toll24 deutlich von der<br />

Menge der 24­Stunden­Pflege<strong>die</strong>nste ab.<br />

„Es gibt in Frankreich einen großen Bedarf<br />

an hochqualitativer häuslicher Pflege“,<br />

sagte Frédéric Bouquet.<br />

Toll24 eröffnet Twitter-Kanal<br />

Unter der Adresse: https://twitter.com/Toll­<br />

24Betreuung ist <strong>die</strong> Toll­Unternehmensgruppe<br />

beim Micro­Blogging­Dienst Twitter<br />

aktiv. Am 20. Dezember 2012 schickte<br />

Toll24Betreuung seinen ersten „Tweet“ in<br />

<strong>die</strong> Welt. Seitdem folgten fast 100 weitere<br />

Kurzbotschaften. Mehr <strong>als</strong> 50 Unternehmen<br />

und Personen aus den Bereichen<br />

Pflege und Selbsthilfe haben den kostenlosen<br />

Twitterkanal von Toll24 abonniert.<br />

Toll24 selbst folgt etwa 140 interessanten<br />

Kanälen. Twitter schafft eine schnelle Verbindung<br />

zwischen Interessengruppen und<br />

wird weltweit sehr intensiv von der organisierten<br />

Patientenselbsthilfe genutzt.<br />

Pflegefreund-Blog gestartet<br />

Unter www.pflegefreund.info werden im<br />

zweiwöchigen Rhythmus Artikel und<br />

Kommentare veröffentlicht. Die Rubriken<br />

entsprechen der Druckausgabe des<br />

Pflegefreundes. Die Seite hat eine Kommentarfunktion.<br />

Anders <strong>als</strong> eine normale<br />

Webseite ist ein Blog auf Dialog angelegt.<br />

So können Besucher/­innen von pflegefreund.info<br />

<strong>die</strong> Artikel kommentieren<br />

und so in den Dialog mit den Autoren<br />

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Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

ENDLICH WIEDER UNTERWEGS!<br />

DIE LÖSUNG BEI HARNDRANG.<br />

DAS Taschen-Örtchen für unterwegs.<br />

Von Harninkontinenz Betroffene sind heute in der Regel auf sich allein gestellt – das gilt besonders für<br />

Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Dafür haben wir eine Lösung entwickelt. adamus & evamus<br />

für Männer und Frauen. Ob für häusliche Pfl ege oder Außenaktivitäten – unsere mobilen Taschen-Örtchen<br />

erlösen <strong>Sie</strong> vom Harndrang in jeder Lebenslage.<br />

Erkundigen <strong>Sie</strong> sich auf www.sanitaetshaus-aktuell.de nach einer Filiale in Ihrer Nähe und<br />

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www.facebook.com/adamus.group.GmbH<br />

treten. Zurzeit „bloggen“ Christian Winter<br />

(Recht) und Harald Spies (Pflegewelt,<br />

Pflege Rundum, Schwerpunkt und<br />

Gesundheit).<br />

Zum Blog gehören auch ein Archiv der<br />

älteren <strong>Ausgabe</strong>n des Pflegefreundes <strong>als</strong><br />

<strong>PDF</strong>­Datei zum Download sowie Zusatzartikel<br />

zur jeweilig <strong>aktuelle</strong>n Druckausgabe.<br />

Sponsor des Pflegefreund­Blogs wie<br />

der Druckausgabe ist <strong>die</strong> Toll Unternehmensgruppe.<br />

y<br />

Weitere Infos unter www.adamus-group.de oder Tel. +49 (0)3941 62 09 06-25<br />

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Pflegefreund 1/13 l 25


Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

Verhinderungspflege ist bezahlter Urlaub<br />

für pflegende Angehörige<br />

Ab 2013 gibt es verbesserte Leistungen bei Verhinderungspflege<br />

Damit <strong>die</strong> Pflege von Angehörigen zu Hause nicht zum Burn-Out führt, gibt es den<br />

gesetzlichen Anspruch auf Verhinderungspflege (§ 39 SGB XI). Mit Verhinderungspflege<br />

können <strong>Sie</strong> Ihre Krankheitsvertretung organisieren, wenn <strong>Sie</strong> wegen Krankheit<br />

oder Kur ausfallen. Vielleicht brauchen <strong>Sie</strong> auch dringend Urlaub, um sich von<br />

der anstrengenden Pflege zu erholen. Dann wird Verhinderungspflege zur Urlaubsvertretung<br />

für pflegende Angehörige.<br />

Habe ich Anspruch auf Verhinderungspflege?<br />

Wenn <strong>Sie</strong> einen pflegebedürftigen Angehörigen<br />

insgesamt mindestens sechs<br />

Monate in dessen häuslicher Umgebung<br />

pflegen, haben <strong>Sie</strong> pro Jahr Anspruch auf<br />

maximal 28 Tage Verhinderungspflege.<br />

Die Pflegekasse übernimmt in <strong>die</strong>ser Zeit<br />

Kosten für selbst beschaffte Pflegehilfen<br />

(Pflege<strong>die</strong>nste, eigene Pflegekräfte) bis<br />

zum gesetzlichen Maximalbetrag.<br />

26 l Pflegefreund 1/13<br />

Wie hoch sind <strong>die</strong> Leistungen?<br />

Die Pflegekasse trägt <strong>die</strong> Kosten bis zur<br />

Höhe von 1550 Euro pro Jahr. Wenn <strong>die</strong><br />

Ersatzpflegekraft zum Haushalt gehört oder<br />

bis zum 2. Grad mit Ihnen verwandt ist,<br />

zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse lediglich den Betrag<br />

des Pflegegeldes in Höhe der Pflegestufe.<br />

Erhalte ich während der Verhinderungspflege<br />

weiterhin Pflegegeld?<br />

Seit Anfang 2013 wird während der Ver­<br />

hinderungspflege zusätzlich das Pflegegeld<br />

zur Hälfte weiterbezahlt. Am ersten und<br />

am letzten Tag der Verhinderungspflege<br />

zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse den vollen Satz.<br />

Wie erhalte ich Verhinderungspflege?<br />

Einen Antrag für Verhinderungspflege<br />

erhalten <strong>Sie</strong> bei Ihrer Pflegekasse.<br />

Wer betreut meinen pflegebedürftigen<br />

Angehörigen während meiner Abwesenheit?<br />

Bei Durchführung der Verhinderungspflege<br />

hilft Ihnen beispielsweise Toll24<br />

gerne mit deutschsprachigen Pflegekräften.<br />

<strong>Sie</strong> versorgen Ihren pflegebedürftigen<br />

Angehörigen rund um <strong>die</strong> Uhr in der<br />

gewohnten Umgebung. <strong>Sie</strong> leisten Grundpflege,<br />

führen den Haushalt und sind rund<br />

um <strong>die</strong> Uhr da.<br />

Gibt es zusätzliche finanzielle Hilfen?<br />

Bei Pflegebedürftigen mit eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz (z. B. Demenz) können<br />

bis zu einem Jahr rückwirkend nicht<br />

in Anspruch genommene zusätzliche<br />

Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI<br />

geltend gemacht werden. 100 Euro ist der<br />

Grundbetrag; der erhöhte Betrag ist 200<br />

Euro. Ein Pflege<strong>die</strong>nst mit Kassenzulassung<br />

kann <strong>die</strong>se Sachleistungen während<br />

der Verhinderungspflege erbringen und<br />

zusätzlich abrechnen. Der Rechnungsbetrag<br />

der 24­Stunden­Pflege kann sich<br />

dadurch um bis zu 2400 Euro zusätzlich<br />

verringern.<br />

Weitere Infos:<br />

www.toll-betreuung.de<br />

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Liliane Juchli in<br />

Stuttgart geehrt<br />

Liliane Juchli<br />

Filderstadt-Bernhausen, 12. März 2013 –<br />

Zu Ehren der „Grande Dame“ der Pflege,<br />

der Schweizer Ordensschwester Liliane<br />

Juchli, veranstaltete der Georg Thieme<br />

Verlag in Stuttgart einen Empfang im<br />

Hoftheater an der Wilhelma. Die Toll-<br />

Unternehmensgruppe hat eine enge<br />

Beziehung zur Arbeit von Liliane Juchli.<br />

Ihr Pflegemodell ist Grundlage des<br />

hauseigenen Pflegeleitbildes.<br />

Juchli hat <strong>die</strong> Pflege im deutschsprachigen<br />

Raum in den vergangenen 40 Jahren<br />

entscheidend geprägt. Die meisten heute<br />

aktiven Pflegefachkräfte wurden nach dem<br />

Pflegemodell Juchlis ausgebildet. Das von<br />

Liliane Juchli verfasste Standardwerk der<br />

Pflegeausbildung erschien vor 40 Jahren<br />

erstm<strong>als</strong> im Thieme Verlag. Zudem wurde<br />

soeben ihre Biografie „Liliane Juchli – Ein<br />

Leben für <strong>die</strong> Pflege“ veröffentlicht. Und<br />

schließlich feiert <strong>die</strong> international renommierte<br />

Pflegepionierin in <strong>die</strong>sem Jahr ihren<br />

80. Geburtstag.<br />

Etwa 200 Gäste, überwiegend aus der<br />

Pflege, folgten der Einladung des Verlages<br />

und erlebten eine höchst lebendige, offene<br />

und erfrischend humorvolle Liliane Juchli.<br />

<strong>Sie</strong> referierte kompetent und überzeugend<br />

über <strong>die</strong> Geschichte der Pflege von 1950<br />

bis heute. <strong>Sie</strong> nahm <strong>die</strong> Anwesenden mit<br />

auf eine Zeitreise durch ihr Berufsleben.<br />

Die Gäste wurden auch von der tiefen<br />

Mitmenschlichkeit und Authentizität der<br />

Vortragenden berührt: „Respekt ist eine<br />

Grundlage der Pflege“, betonte Juchli und<br />

ergänzte: „… auch der Respekt der Pflegenden<br />

gegenüber sich selbst!“<br />

Aus dem Gesicht und den Gesten von<br />

Liliane Juchli leuchtete etwas, was ihr<br />

Antrieb war und bis heute ist und was sie<br />

den Anwesenden <strong>als</strong> Geschenk anbot: eine<br />

andauernde und liebevolle Neugier auf den<br />

Menschen. y<br />

Pflegepaket Toll24<br />

Werden <strong>Sie</strong><br />

P egepartner/-in<br />

bei bei Toll24 Toll24<br />

Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

Durch häusliche Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr können Menschen mit Pflegebedarf zu<br />

Hause wohnen bleiben, auch wenn sie auf zeitintensive Betreuung und Versorgung<br />

angewiesen sind. Die häusliche 24-Stunden-Pflege von Toll24 bedeutet Komplett-<br />

Service: Grundpflege, Begleitung, psychosoziale Betreuung und Haushaltsführung<br />

aus einer Hand. Ob <strong>die</strong>se Dienstleistung für eine individuelle Pflege- oder Betreuungssituation<br />

passt, lässt sich jetzt zum Vorteilspreis testen.<br />

Wer <strong>die</strong> häusliche 24­Stunden­Pflege von<br />

Toll24 testen möchte, hat bis Juni 2013 gute<br />

Chancen, <strong>die</strong>s zu einem attraktiven Preis<br />

zu können. In <strong>die</strong>sem Zeitraum läuft <strong>die</strong><br />

Aktion „Pflegepaket Toll24“. Eine Woche<br />

Rund­um­Pflege leistet der von den Kassen<br />

zugelassene Pflege<strong>die</strong>nst im Aktionszeitraum<br />

zu einem attraktiven „Schnupperpreis“.<br />

Das Paket beinhaltet häusliche Pflege<br />

und Betreuung, 24­Stunden­Anwesenheit<br />

der Pflegekraft, Haushaltsführung und<br />

psychsoziale Betreuung durch geschulte<br />

Pflegepartnerinnen und ­Partner von Toll24.<br />

Begleitet wird <strong>die</strong> Pflege von examinierten<br />

Pflegefachkräften des zuständigen regionalen<br />

Einsatzbüros des bundesweit tätigen<br />

Pflege<strong>die</strong>nstes. Eine Verlängerung der Pflege<br />

um eine Woche ist möglich. Dafür erhalten<br />

<strong>die</strong> Pflegekunden einen einmaligen Rabatt<br />

von 250 Euro auf den regulären Pflegepreis.<br />

Ab der dritten Woche gilt dann der reguläre<br />

Preis ohne weitere Nachlässe.<br />

„Wir wollen Menschen mit Pflegebedarf<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit geben, Toll24 Pflege in<br />

höchster Pflegequalität zu einem attraktiven<br />

Preis kennenzulernen“, sagt Markus Lepack,<br />

Geschäftsführer der Toll Unternehmensgruppe.<br />

Geeignet ist das Programm für Menschen<br />

mit Pflegebedarf bis zur Pflegestufe zwei.<br />

Eine Begutachtung durch eine Fachkraft des<br />

Teams von Toll24 ist Voraussetzung für <strong>die</strong><br />

Anwendung des Toll24 Pflegepakets.<br />

„Toll24“ ist <strong>die</strong> Qualitätsmarke für häusliche<br />

Rundumpflege. Mit über 27 Jahren<br />

Pflegekompetenz gehört der <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst<br />

Deutschland zu den Pionieren der<br />

häuslichen Pflege und Betreuung rund um<br />

<strong>die</strong> Uhr.<br />

Weitere Infos:<br />

www.toll-betreuung.de<br />

Gebührenfreie Rufnummer 08 00 / 7 24 24 24<br />

Freuen <strong>Sie</strong> sich<br />

auf eine sichere<br />

Zukunft<br />

in der häuslichen<br />

P ege.<br />

Akademie für Aus- und Weiterbildung<br />

Gottlieb-Manz-Str. 2<br />

70794 Filderstadt-Bernhausen<br />

Telefon 0 711 / 548 988 25<br />

Fax 0 711 / 548 988 99<br />

E-Mail m.helfrich@toll-betreuung.de<br />

Internet www. toll24-akademie.de<br />

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Bei Demenz:<br />

Das Bewegungsbett ThevoVital<br />

Info-Telefon: 04761/886 77<br />

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Endlich besser schlafen !<br />

Thomashilfen · D 27432 Bremervörde · www.thevo.info<br />

Pflegefreund 1/13 l 27


Alltagshilfen<br />

Demenzkranke sind ausgeglichener und tagsüber aktiver<br />

Thevo-Bewegungsbetten vom Institut IGAP getestet<br />

„Man kann sagen, dass sich durch den Einsatz von Bewegungsbetten<br />

bei demenzkranken Menschen das Schlafverhalten<br />

verbessert, der Nachtschlaf erholsamer wird und damit <strong>die</strong><br />

Bereitschaft zu Tagesaktivitäten steigt“, fasst Gunnar Thomas<br />

von Thomashilfen <strong>die</strong> neuesten Ergebnisse einer Stu<strong>die</strong> des<br />

Institutes IGAP zusammen.<br />

Die genannte Untersuchung<br />

hatte zum Ziel, mögliche Auswirkungen<br />

des Bewegungsbettes<br />

auf <strong>die</strong> Schlafqualität<br />

und damit auf das allgemeine<br />

Be<strong>finden</strong> der Demenzerkrankten<br />

festzustellen. Die Einschlafschwierigkeiten<br />

und Durchschlafstörungen<br />

plagen fast 70<br />

Prozent aller Demenzkranken.<br />

Neben dem Verlust der Orientierungsfähigkeit<br />

büßen <strong>die</strong><br />

Betroffenen zunehmend das<br />

Gefühl für den eigenen Körper<br />

ein. Das verschlechtert<br />

sich dort, wo eigentlich Kraft<br />

getankt werden sollte – im Bett.<br />

Aufgrund der fehlenden nächtlichen<br />

Erholung passiert das,<br />

was jeder aus eigener Erfahrung<br />

nachfühlen kann: Die<br />

Koffein reizt<br />

Männerblase<br />

Männer mit Blasenproblemen<br />

sollten weniger Kaffee<br />

trinken<br />

Baierbrunn (PatientenMagazin<br />

„HausArzt“) – Mediziner<br />

raten Männern, <strong>die</strong> an einer<br />

überaktiven Blase oder Inkontinenz<br />

leiden, weniger Kaffee<br />

zu trinken. Koffein steigert bei<br />

ihnen offenbar den Harndrang,<br />

berichtet das Patientenmagazin<br />

„HausArzt“.<br />

Von Frauen ist das seit Längerem<br />

bekannt. Schon ab zwei<br />

Tassen Bohnenkaffee pro Tag<br />

nimmt der ungewollte Harnverlust<br />

bei Männern deutlich<br />

zu, so das Ergebnis einer neuen<br />

US­Stu<strong>die</strong>.<br />

Das PatientenMagazin „Haus-<br />

Arzt“ gibt der Deutsche Hausärzteverband<br />

in Kooperation<br />

mit dem Wort & Bild Verlag<br />

heraus. Das Heft wird bundesweit<br />

in Hausarztpraxen an<br />

Patienten abgegeben.<br />

28 l Pflegefreund 1/13<br />

Tagesaktivität ist stark eingeschränkt,<br />

häufig reagieren <strong>die</strong><br />

Demenzkranken gereizt und<br />

unausgeglichen.<br />

Von Thomashilfen kommt<br />

jetzt eine schonende Methode,<br />

<strong>die</strong> Patienten sanft in den<br />

Schlaf zu wiegen: Das Bewegungsbett<br />

sorgt dafür, dass <strong>die</strong><br />

Patienten auch während der<br />

Einschlafphase ihren Körper<br />

wahrnehmen und ihre Orientierung<br />

behalten – Voraussetzung<br />

dafür, dass Angstzustände<br />

vor dem Einschlafen auch ohne<br />

Medikamente abgebaut werden<br />

können. Durch <strong>die</strong> feinsten Stimulationen<br />

gewinnt der Patient<br />

an Orientierung, er fühlt<br />

sich geborgen – und kann sich<br />

erholen.<br />

ALTEC-Aluminiumverladeschienen – Typ AOL-R<br />

Treppen und hohe Absätze gut überbrückt<br />

Singen, 27. März 2013 – Rollstuhlfahrer,<br />

<strong>die</strong> sich mobil in<br />

der Welt bewegen, müssen mit<br />

ihrem Gefährt <strong>die</strong> unterschiedlichsten<br />

Hindernisse überwinden.<br />

Mit der neu wickelten<br />

Rollstuhlrampe vom Typ<br />

AOL­R der Fa. Altec, 78224 Singen,<br />

lassen sich vor allem Treppen<br />

und hohe Absätze sehr gut<br />

überbrücken. Eine Stanzung<br />

der Fahrfläche sorgt für eine<br />

hohe Rutschsicherheit. Durch<br />

<strong>die</strong> Lochung können Regen,<br />

Schnee und Schmutz schnell<br />

entweichen. Die Rampe hat<br />

standardmäßig eine Breite von<br />

800 mm und ist in verschiedenen<br />

Längen sowie auf Wunsch<br />

auch mit Geländer erhältlich.<br />

Sonderanfertigungen <strong>die</strong>ser<br />

Rampe sind auf Anfrage möglich.<br />

Wie alle Überfahrrampen<br />

von Altec ist auch <strong>die</strong> AOL­R­<br />

Rampe sicherheitsgeprüft.<br />

Weitere Infos:<br />

www.altec.de<br />

70 Prozent der Demenzkranken leiden unter massiven Schlafstörungen<br />

Neben der Entlastung von<br />

Angehörigen und Pflegepersonal<br />

in der Nacht steigt <strong>die</strong><br />

Bereitschaft der Demenzkranken<br />

zu mehr Tagesaktivität.<br />

Das Institut IGAP e.V. hat in<br />

der Untersuchung <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />

der Thevo­Bewegungsbetten<br />

bei Demenzpatienten<br />

untersucht und konnte<br />

feststellen, dass bei über 60<br />

Prozent der Anwender erhebliche<br />

Verbesserungen zu<br />

beobachten waren. Die Thevo­<br />

Demenzmatratze kann kostenlos<br />

getestet werden.<br />

Weitere Infos:<br />

Thomashilfen<br />

D-27432 Bremervörde<br />

Info-Telefon: 04761/88677<br />

www.thevo.info<br />

Foto: ALTEC GmbH Bild: Thomashilfen / Thevo


Sanftes Laserlicht gibt den Zellen Power<br />

Die Low-Level-Laser -Therapie gehört in vielen Ländern bereits zum Standard<br />

Die Behandlung ist eine<br />

moderne Behandlungsmethode<br />

und kann bei vielen Beschwerden<br />

– etwa an Gelenken und<br />

der Muskulatur oder bei Wundheilungsstörungen(Diabetes)<br />

– <strong>als</strong> nebenwirkungsfreie<br />

Komplementärmaßnahme <strong>die</strong><br />

Therapie beim Arzt sinnvoll<br />

ergänzen; ggf. Medikamente<br />

reduzieren. Auch im Profisport<br />

Seniorenbäderausstellung<br />

Das Bad ist in älteren Häusern<br />

und Wohnungen oft <strong>die</strong> größte<br />

Hürde für selbstbestimmtes<br />

Leben, wenn körperliche Einschränkungen<br />

eintreten. Oft<br />

sind solche Hürden der Grund,<br />

weshalb Senioren vorzeitig ins<br />

Altenheim umziehen müssen.<br />

Doch mit einem fachgerechten<br />

Badumbau bleibt das eigene<br />

Zuhause erhalten. Wie ein senioren­<br />

und behindertengerechtes<br />

Bad aussehen kann, zeigt<br />

werden viele Verletzungen und<br />

Rehabilitationsmaßnahmen<br />

durch <strong>die</strong>se schmerzfreie, sehr<br />

effektive Lasertherapie unterstützt.<br />

Mit be<strong>die</strong>nerfreundlichen<br />

Geräten können sich<br />

Patienten auch selbst zu Hause<br />

behandeln. Diese Art Laserlicht<br />

ist völlig ungefährlich. Voraussetzung<br />

für <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />

des Therapielasers ist jedoch<br />

<strong>die</strong> wohl einzigartige Ausstellung<br />

Kibomed Seniorenbäder<br />

in Gelnhausen.<br />

Anhand von neun fertig<br />

eingerichteten Muster­Bädern<br />

können <strong>die</strong> Besucher/­innen<br />

direkte Einbaubeispiele verschiedenster<br />

Hilfsmittel für den<br />

behinderten­ und seniorengerechten<br />

Badumbau besichtigen<br />

und sich beraten lassen.<br />

Die Ausstellung ist direkt an<br />

der A 66 zwischen Frankfurt<br />

<strong>die</strong> richtige Wellenlänge – <strong>als</strong>o<br />

„Farbe“ des Laserlichts und <strong>die</strong><br />

Geräte leistung. Tief liegende<br />

Indikationen wie beispielsweise<br />

Arthrosen oder Fibromyalgie<br />

erfordern leistungsstarke Laser,<br />

<strong>die</strong> mit unsichtbarem infrarotem<br />

Laserlicht einige Zentimeter in<br />

das Gewebe eindringen können.<br />

Infos: www.medsolution.de<br />

und Fulda gelegen. <strong>Sie</strong> ist dem<br />

Gebäude des Krankenpflege­<br />

Sparmarktes Pflege Discount<br />

in Gelnhausen angeschlossen.<br />

Weitere Infos bei<br />

Kibomed Seniorenbäder<br />

Am Galgenfeld 15<br />

63571 Gelnhausen<br />

Telefon 0 60 51 / 9 77 91 94<br />

oder 60 51 / 88 81 33<br />

Fax 60 51 / 88 94 85<br />

www.kibomed-badausstellung.de<br />

Weitere Informationen erhalten <strong>Sie</strong> bei:<br />

Akademie für pflegende Angehörige<br />

im VdK-Geriatriezentrum Neuburg<br />

Bahnhofstraße B 107, 86633 Neuburg<br />

Alltagshilfen<br />

Messetermine<br />

14. bis 16. Juni 2013<br />

IRMA<br />

Reha­ und Mobilitätsmesse<br />

für Menschen mit Handicap<br />

und Senioren.<br />

Messe Bremen<br />

25. bis 28. September 2013<br />

Rehacare International<br />

Größte internationale Fachmesse<br />

für Rehabilitation,<br />

Prävention, Integration und<br />

Pflege.<br />

Messe Düsseldorf<br />

15. bis 17. Oktober 2013<br />

PFLEGE + HOMECARE<br />

Fachmesse und Kongress<br />

für ambulante, stationäre<br />

und klinische Pflege.<br />

Messe Leipzig<br />

6. und 7. November 2013<br />

ConSozial<br />

Fachmesse für Management<br />

und Organisation Sozialer<br />

Arbeit und Pflege.<br />

Messe Nürnberg<br />

Kompetente Hilfe.<br />

Akademie für pflegende Angehörige.<br />

SCHULUNGSTERMINE 2013:<br />

10.06. - 15.06.2013<br />

22.07. - 27.07.2013<br />

23.09. - 28.09.2013<br />

Die „Akademie für pflegende Angehörige“ verbessert <strong>als</strong> Bildungseinrichtung<br />

des VdK Bayern <strong>die</strong> häusliche Pflege. <strong>Sie</strong> wurde in Kooperation mit der Geriatrischen<br />

Fachklinik in Neuburg ins Leben gerufen, um pflegende Angehörige zu<br />

entlasten.<br />

Die Besonderheit des Angebotes liegt in der engen Verbindung von Theorie<br />

und Praxis. Der Angehörige kommt mit dem Pflegebedürftigen nach Neuburg.<br />

Während der einwöchigen Schulung wird der Pflegebedürftige in der Geriatrischen<br />

Fachklinik versorgt. Der pflegende Angehörige kann sich voll auf <strong>die</strong><br />

Schulungsinhalte konzentrieren. Konkrete Pflegeprobleme werden benannt<br />

und mit Experten Lösungen erarbeitet. Mehr Sicherheit im Umgang mit Pflegesituationen<br />

entsteht durch <strong>die</strong> Anleitung in pflegepraktischer Hinsicht. Der<br />

pflegende Angehörige profitiert v.a. von der praktischen Anleitung am eigenen<br />

Pflegebedürftigen. Er gewinnt detailliertes Wissen über dessen Krankheitsbild.<br />

Die Woche bietet dem pflegenden Angehörigen eine Lösung für seine Pflegesituation.<br />

<strong>Sie</strong> ermöglicht das Gespräch mit Gleichbetroffenen. Die Angehörigen<br />

und der Pflegebedürftige werden bestärkt, rechtzeitig und gezielt Hilfe in<br />

Anspruch zu nehmen. Ein Großteil der Kosten kann im Rahmen der Verhinderungspflege<br />

mit der Pflegekasse abgerechnet werden.<br />

Frau Knobloch, VdK-Geriatriezentrum, Telefon: 08431 / 58 02 65<br />

Anzeige<br />

Pflegefreund 1/13 l 29


Gesundheit<br />

Unterstützer des<br />

Projekts: Hans-Jörg<br />

Eckhardt, Sprecher des<br />

Landes seniorenrates<br />

Baden-Württemberg<br />

Paten der Aktion:<br />

Hochleistungssportler<br />

haben Projektpatenschaft<br />

übernommen:<br />

Imke Oehlerich und<br />

Sebation Zeller ( beide-<br />

Triathlon)<br />

30 l Pflegefreund 1/13<br />

Sport, Bewegung,<br />

Lebensfreude –<br />

auch bei Demenz<br />

Kanutouren für Menschen mit Frühdemenz sind regelmäßger Programmpunkt des Vereins Leben mit Demenz e.V. in Minden-Lübbecke<br />

Demenz ist ein Massenphänomen. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft<br />

leben gegenwärtig mehr <strong>als</strong> 1,4 Millionen Demenzkranke in Deutschland.<br />

Ihre Zahl wächst pro Jahr um ca. 40 000. Bis zum Jahr 2050 rechnet man mit etwa<br />

3 Millionen Demenzkranken, falls nicht ein dramatischer Durchbruch in der Bekämpfung<br />

der Demenz gelingt. Und danach sieht es momentan nicht aus. Demenz ist<br />

nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Menschen<br />

mit Demenz sind Teil unserer Gesellschaft. Es geht zunehmend darum, wie<br />

Menschen mit Demenz so lange wie möglich am gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />

können. Ein neuer Ansatz ist das Projekt „Was geht?“. Es wendet sich vor allem an<br />

Betroffene in der Frühphase.<br />

Für Millionen Menschen sind Sport und sportliche<br />

Bewegung ein wichtiger Teil ihres Lebens.<br />

Sport­ und Wandervereine halten sie nicht<br />

nur körperlich fit. Für Menschen jeden Alters<br />

sind sie auch fester Bestandteil des sozialen Lebens,<br />

der sozialen Identität – eben eine Quelle der Lebensfreude<br />

und Gesundheit. Viele Menschen sehen sich<br />

jedoch von <strong>die</strong>ser Quelle abgeschnitten, wenn <strong>die</strong><br />

Schock­Diagnose Demenz fällt. Die Betroffenen sind<br />

verunsichert. <strong>Sie</strong> gehen nicht mehr zum Wandern,<br />

lassen sich nicht mehr beim Sport blicken, machen<br />

nicht mehr bei Kreativworkshops mit und ziehen sich<br />

allgemein zurück. Diese Isolation ist in vielerlei Hinsicht<br />

schädlich. <strong>Sie</strong> blockiert <strong>die</strong> noch vorhandenen<br />

Kompetenzen bei den Betroffenen und verstärkt das<br />

Gefühl der Hilflosigkeit. <strong>Sie</strong> entmutigt <strong>die</strong> Angehörigen<br />

beschleunigt deren soziale Ausgrenzung. Dabei<br />

sind Menschen in der Frühphase der Demenzerkran­<br />

kung keineswegs hilflos und völlig inkompetent. In der<br />

Regel ist lediglich <strong>die</strong> Fähigkeit der Selbstorganisation<br />

eingeschränkt. Die Betroffenen verfügen über viele<br />

Fähigkeiten. <strong>Sie</strong> brauchen jedoch jemanden, der sie<br />

durch den Alltag begleitet.<br />

Hier setzt das Projekt „Was geht! Sport, Bewegung<br />

und Demenz“ an. Mit Förderung der Robert­Bosch­<br />

Stiftung und des Bundesministeriums für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend ging das Projekt Anfang<br />

2013 an den Start. Ziel ist <strong>die</strong> Förderung von Lebensfreude<br />

und Teilhabe von Menschen mit Demenz<br />

durch Sport und Bewegung und Aktivität. Teil des<br />

Projekts ist ein „Gute Praxis“­Wettbewerb für bereits<br />

begonnene Projekte mit einem vergleichbaren Ansatz.<br />

Die notwendigen Strukturen sind weitgehend vorhanden.<br />

Es geht darum, <strong>die</strong> Ansätze miteinander zu<br />

verknüpfen und dadurch ein Netzwerk zu schaffen,<br />

das <strong>die</strong> Menschen in der frühen Phase der Demenz­


Bild: michael uhlmann .:. photographie<br />

Initiatoren der Aktion „Was geht!“ Falko Piest, Dr. Gabriele Kreuzner, Hartmut Schilling und Peter Wissmann (von links)<br />

erkrankung auffängt und stützt. Bei der Auftaktveranstaltung<br />

in Stuttgart waren über 200 Vertreter von<br />

Sportvereinen und Selbsthilfegruppen sowie prominente<br />

Unterstützer gekommen. Unter anderem haben<br />

<strong>die</strong> Triathletin Imke Oehlerich und der Triathlet und<br />

Sportwissenschaftler Sebastian Zeller eine Patenschaft<br />

für das Projekt übernommen.<br />

Die Gesellschaft öffnen<br />

Peter Wissmann, Geschäftsführer von Demenz­Support<br />

Stuttgart: „In der Forschung glaubt heute niemand<br />

mehr daran, dass Demenz auf kürzere Sicht<br />

heilbar sein wird.“ Demenz wird <strong>die</strong> Gesellschaft<br />

zunehmend und auf längere Zeit beschäftigen. Es geht<br />

daher um eine Öffnung der Gesellschaft für Menschen<br />

mit demenziellen Einschränkungen.<br />

Die Modellregionen Großraum Stuttgart und Kreis<br />

Minden­Lübbecke sind Vorreiter in der Integration<br />

von Menschen mit Frühdemenz im Bereich sportliche<br />

Aktivitäten und Bewegungsangebote. Es gibt<br />

inzwischen eine ganze Reihe von geeigneten Veranstaltungen<br />

für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.<br />

Praktische Anwendungen<br />

Ein Radprojekt, das der Verein Leben mit Demenz in<br />

Minden im vergangenen Jahr begonnen hat, sind <strong>die</strong><br />

Feierabendtouren. Die Touren beginnen am Nachmittag<br />

gegen 15 Uhr, sie dauern etwa drei Stunden. In <strong>die</strong>ser<br />

Zeit legt <strong>die</strong> Gruppe eine Strecke von ca. 30 Kilometer<br />

zurück. <strong>Sie</strong> sind immer in Kombination mit<br />

einem anderen Programmpunkt, wie beispielsweise<br />

einem Museumsbesuch, gemeinsamem Kaffeetrinken<br />

oder etwas Ähnlichem. Durchschnittlich nehmen<br />

etwa 20 Personen an solchen Touren teil. Die Gruppe<br />

der Teilnehmenden setzt sich ind der Regel aus acht<br />

Erkrankten, etwa fünf Angehörigen, zwei Gästen und<br />

fünf Begleitpersonen zusammen. Pro drei erkrankte<br />

Teilnehmende ist mindestens eine Begleitperson dabei.<br />

Der Tourleiter fährt vorne. Aber auch am Ende und<br />

zwischendurch werden erfahrene Begleiter benötigt,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Gruppe absichern. „Eine solche Tour mit 20<br />

Personen bedeutet eine Länge von etwa 100 Meter an<br />

der Straße. Das Ganze muss ja zusammenbleiben, da<br />

sind Logistik und sehr viele Organisationen gefordert“,<br />

sagt Hartmut Schilling, einer der Initiatoren des Projekts.<br />

Angehörige werden nicht mit der Aufgabe der<br />

Absicherung betraut. <strong>Sie</strong> sollen lediglich dabei sein<br />

und gemeinsam mit ihren demenzkranken Angehörigen<br />

<strong>die</strong> Freude der Radtour erleben.<br />

Vom schwäbischen Albverein werden offene Wanderungen<br />

organisiert, an denen Menschen mit Frühdemenz<br />

und ihre Angehörigen teilnehmen können. Es<br />

sind leichte, kurze Touren. Dabei werden ausreichend<br />

Pausen gemacht. Die Touren werden von qualifizierten<br />

Personen begleitet, <strong>die</strong> Erfahrung im Umgang mit<br />

demenziell veränderten Menschen haben. Der ADFC<br />

Baden­Württemberg hat verschiedene Radtouren für<br />

Betroffene geplant. (Infos dazu auf der Homepage von<br />

Demenz­Support.)<br />

Aussichten<br />

Die Hoffnung der Initiatoren ist, dass weitere Vereine<br />

und Selbsthilfegruppen <strong>die</strong> Idee aufgreifen und eigene<br />

Aktionen und Veranstaltungen entwickeln und dass<br />

bestehende Projekte miteinander vernetzt werden. Der<br />

Bedarf für <strong>die</strong> Unterstützung von Menschen mit Frühdemenz<br />

ist riesig. Über den Erfolg wird mit entscheiden,<br />

wie es gelingt, Betroffene zu aktivieren. y<br />

Gesundheit<br />

Peter Beckmann,<br />

Leiter des Event-Teams<br />

des ADFC Baden-<br />

Württemberg in<br />

Arbeitskleidung.<br />

Pflegefreund 1/13 l 31


Bild: S.+ E. Hartmann Fotodesign<br />

Gesundheit<br />

Frau Kern, was ist<br />

der neue Ansatz<br />

im Umgang mit<br />

Demenzkranken,<br />

der in Ihrer neuen<br />

Broschüre zu<br />

erkennen ist?<br />

Uns ist es ein<br />

Anliegen, Menschen<br />

mit begin­<br />

Sylvia Kern<br />

nender Demenz<br />

mehr in <strong>die</strong> öffentliche<br />

Aufmerksamkeit zu bringen. Man<br />

muss ihre Autonomie, Lebensqualität und<br />

Würde stärken. <strong>Sie</strong> brauchen Wertschätzung<br />

und ihren Platz in der Gesellschaft.<br />

Im Vorfeld der Erstellung unseres<br />

neuen Faltblattes haben wir ganz intensiv<br />

mit Betroffenen zusammengearbeitet. Wir<br />

besprachen mit ihnen <strong>die</strong> Inhalte um zu<br />

sehen, ob sie sich hier auch wieder<strong>finden</strong>.<br />

Das neue Leporello – ein Faltblatt in Ziehharmonikaform<br />

– ist <strong>als</strong>o keine reine Erfindung<br />

von Fachleuten, sondern von Betroffenen<br />

mitentwickelt. So entstanden <strong>die</strong> vier<br />

zentralen Botschaften des Ansatzes: 1. „Ich<br />

bin immer noch ich“, 2. „Ich gehöre dazu“,<br />

3. „Vieles macht mir Freude“ und 4. „Ich<br />

brauche Wegbegleiter“.<br />

Es gibt viel mehr Betroffene im Frühstadium<br />

<strong>als</strong> hochgradig demente Menschen<br />

im Spätstadium. Natürlich ist es wichtig,<br />

Betroffenen in allen Sta<strong>die</strong>n zu helfen und<br />

sie zu unterstützen – dafür ist <strong>die</strong> Alzheimer<br />

Gesellschaft Baden­Württemberg da.<br />

32 l Pflegefreund 1/13<br />

© Bob Born 2013<br />

„Vier zentrale Botschaften“<br />

Sylvia Kern, Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg<br />

über Angebote für Frühbetroffene<br />

Gibt es auch spezielle Angebote für Menschen<br />

im frühen Stadium der Demenz?<br />

Solche Angebote sind im Entstehen. Es gibt<br />

inzwischen vereinzelte Gruppenangebote.<br />

Dabei gibt es keine Gruppenleitung, sondern<br />

eine Begleitung und Moderation. Die<br />

Gruppenteilnehmer bestimmen Themen<br />

und Inhalte selbst.<br />

Inzwischen haben wir auch Informationen<br />

für Menschen mit Demenz auf unserer<br />

Homepage. Es gibt eine zunehmende<br />

Gruppe von Menschen, <strong>die</strong> wissen, dass sie<br />

sich im Frühstadium einer Demenz be<strong>finden</strong>.<br />

<strong>Sie</strong> informieren sich über das Internet.<br />

Wir wollen weg von dem Bild, dass<br />

man nur <strong>die</strong> Angehörigen, Ehrenamtlichen<br />

und Profis informieren muss. Der Ansatz<br />

ist inzwischen: Die Früh­Betroffenen sind<br />

mündige Menschen, <strong>die</strong> ein Recht darauf<br />

haben, so weit und so lange wie möglich<br />

selbst zu planen und sich selbst zu informieren.<br />

Wir sind dabei, Materialien unter der<br />

Überschrift „Ich lebe mit einer Demenz“ zu<br />

entwickeln. Darin wollen wir Teilbereiche<br />

aufgreifen, <strong>die</strong> für Menschen im Anfangsstadium<br />

einer Demenz ganz wichtig sind.<br />

Das sind Fragen wie: Kann ich noch Auto<br />

fahren? Wie kann ich vorsorgen?<br />

Wir haben auch eine neue Broschüre<br />

zu rechtlichen Vorsorgeregelungen für <strong>die</strong><br />

Betroffenen in leichter Sprache herausgegeben.<br />

Insgesamt haben wir hier noch ein<br />

„weites Feld“ vor uns. Wir be<strong>finden</strong> uns<br />

aber auf einem guten Weg! y<br />

Buchtipps Gesundheit<br />

Britta Wiegele,<br />

Sophia Poulaki<br />

Hilfe, ich werde<br />

vergesslich!<br />

Broschiert, 153 Seiten<br />

Ernst Reinhardt Verlag<br />

ISBN: 3497023462<br />

Preis: 16,90 Euro<br />

Helga Rohra<br />

Aus dem Schatten treten<br />

Warum ich mich für unsere<br />

Rechte <strong>als</strong> Demenzbetroffene<br />

einsetze<br />

Herausgeber: Demenz-<br />

Support Stuttgart<br />

ISBN: 9783940529862<br />

Mabuse-Verlag<br />

Taschenbuch, 133 Seiten<br />

Preis: EUR 16,90<br />

Christian Zimmermann,<br />

Peter Wissmann<br />

Auf dem Weg mit<br />

Alzheimer<br />

Wie sich mit einer Demenz<br />

leben lässt<br />

Herausgeber: Demenz-<br />

Support Stuttgart<br />

ISBN-9783940529909<br />

Mabuse-Verlag<br />

Taschenbuch, 150 Seiten<br />

Preis: EUR 16,90<br />

Adressen zum Thema<br />

Demenz Support Stuttgart gGmbH<br />

Zentrum für Informationstransfer<br />

Hölderlinstraße 4, 70174 Stuttgart<br />

Telefon 07 11 / 9 97 87-10, Fax 9 97 87-29<br />

redaktion@demenz-support.de<br />

www.demenz-support.de<br />

Leben mit Demenz – Alzheimergesellschaft<br />

Kreis Minden-Lübbecke e.V.<br />

Goethestr. 42, 32427 Minden<br />

Telefon 05 71/ 97 42 96-7, Fax 97 42 96-8<br />

post@leben-mit-demenz.info<br />

www.leben-mit-demenz.info<br />

Alzheimer Gesellschaft<br />

Baden-Württemberg e.V.<br />

Friedrichstr. 10, 70174 Stuttgart<br />

Tel. 07 11 / 24 84 96-60, Fax 24 84 96-66<br />

info@alzheimer-bw.de<br />

www.alzheimer-bw.de


„Wir stehen noch ganz am Anfang“<br />

Interview mit Hartmut Schilling vom Verein Leben mit Demenz e. V.<br />

Hartmut Schilling ist Koordinator der Projekte für Menschen mit Demenz im Frühstadium<br />

bei der Mindener Alzheimergesellschaft. Der Verein leistet Pionierarbeit<br />

auf <strong>die</strong>sem Gebiet und hat eine Reihe erfolgreicher Projekte ins Leben gerufen, <strong>die</strong><br />

Betroffenen <strong>die</strong> Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erleichtert.<br />

Hartmut Schilling<br />

Herr Schilling, Ihr Verein leistet Pionierarbeit<br />

darin, Menschen mit beginnender<br />

Demenz in Aktivitäten einzubinden.<br />

Es ging und geht darum, zunächst einmal<br />

Angebote für <strong>die</strong>se Menschen zu schaffen.<br />

Als wir vor ein paar Jahren begannen, gab<br />

es für <strong>die</strong>se Zielgruppe überhaupt keine<br />

Aktivitätsangebote. Menschen mit Demenz<br />

werden vom Versorgungssystem eigentlich<br />

erst dann wahrgenommen, wenn sie reif<br />

für <strong>die</strong> Tagespflege sind. Durch <strong>die</strong> Veränderungen<br />

im Pflegegesetz hat sich <strong>die</strong><br />

Situation ein wenig verbessert. Aber für<br />

Menschen im Frühstadium einer Demenz<br />

gibt es auch heute noch viel zu wenige<br />

Angebote.<br />

Wie kam es, dass <strong>Sie</strong> mit <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

begonnen haben?<br />

Wir wussten von drei Familien mit Betroffenen.<br />

In jeder Familie hatte ein Angehöriger<br />

<strong>die</strong> Diagnose Demenz erhalten. Und<br />

alle Betroffenen waren noch unter 65 Jahre<br />

alt. Ihre Familien waren ziemlich hilflos<br />

und fühlten sich mit der Frage alleingelassen,<br />

was sie jetzt tun können.<br />

Nach reiflicher Überlegung haben wir<br />

eine Selbsthilfegruppe gegründet. Die Idee<br />

war, für <strong>die</strong>se Menschen einen regelmäßigen<br />

Treffpunkt zu organisieren. Unser Ziel<br />

war es gewesen, dass <strong>die</strong> Teilnehmenden<br />

im Kreis mit anderen Betroffenen über<br />

<strong>die</strong> Krankheit sprechen können. Doch<br />

das wollten sie gar nicht. <strong>Sie</strong> waren heilfroh,<br />

dass sie endlich einen Kreis gefunden<br />

hatten, indem sie über alles Mögliche<br />

sprechen konnten. <strong>Sie</strong> wollten sich darüber<br />

austauschen, dass es noch ein Leben<br />

außerhalb der Krankheit gibt. Es hat über<br />

ein Jahr gedauert, bis das Thema Demenz<br />

im Gesprächskreis der Betroffenen überhaupt<br />

aufgetaucht ist. Diese Selbsthilfegruppe<br />

haben wir deshalb in Gesprächskreisgruppe<br />

für Menschen mit Demenz im<br />

frühen Stadium unbenannt.<br />

Es ist auch wichtig zu fragen: Was<br />

sind <strong>die</strong> Bedürfnisse der Betroffenen? Ich<br />

habe das Gefühl, dass <strong>die</strong> Angebotsseite<br />

den völlig anderen Weg geht. Hier stehen<br />

vielfach <strong>die</strong> Bedürfnisse und Interessen<br />

der Anbieter im Vordergrund und weniger<br />

<strong>die</strong> Bedürfnisse und Interessen der<br />

Betroffenen.<br />

Es geht ja auch um <strong>die</strong> Frage: Was haben<br />

<strong>die</strong>se Menschen noch für Fähigkeiten? Und<br />

schließlich kommt <strong>die</strong> Frage, wenn solche<br />

Fähigkeiten da sind – was geht da noch?<br />

Doch das ganze Versorgungssystem ist<br />

gar nicht auf aktive Menschen mit Demenz<br />

ausgerichtet.<br />

Mit der Diagnose Demenz wird den<br />

Betroffenen ja sozusagen jede Fähigkeit<br />

abgesprochen ...<br />

... und <strong>Sie</strong> glauben ja gar nicht, was da für<br />

Fähigkeiten noch vorhanden sind. Wir sind<br />

hier erst ganz am Anfang, solche Dinge zu<br />

entdecken. Viele <strong>die</strong>ser Fähigkeiten – je nach<br />

Krankheitsverlauf – bleiben noch über viele<br />

Jahre erhalten. Wir haben auch mit großem<br />

Erstaunen festgestellt, dass <strong>die</strong> Betroffenen<br />

auch neue Fähigkeiten entwickeln. Das ist<br />

uns besonders beim handwerklich­künstlerischen<br />

Bereich aufgefallen. Wir haben<br />

verschiedene kreative Workshops angeboten,<br />

zum Beispiel Steinbildhauerei. Leute, <strong>die</strong> ihr<br />

Leben lang im Büro gearbeitet hatten, haben<br />

das für sich entdeckt! Die haben Kunstwerke<br />

erstellt, wenn <strong>Sie</strong> das sehen, dann kippen<br />

<strong>Sie</strong> hinten rüber! Mit <strong>die</strong>sen Kunstwerken<br />

haben wir eine Ausstellung in der St.­<br />

Marien­Kirche organisiert. <strong>Sie</strong> hat so viel<br />

Eindruck gemacht, dass daraus ein neues<br />

Projekt entstanden ist. Unsere Leute haben<br />

zusammen mit einem Steinbildhauermeister<br />

Steinornamente – sogenannte Kreuzblumen<br />

– für sechs Giebel der Kirche neu gestaltet.<br />

Die feierliche Enthüllung wird im Sommer<br />

2013 sein.<br />

Angesichts der Tatsache, dass sich unsere<br />

Gesellschaft mit dem Thema Demenz<br />

einfach beschäftigen muss, ist das sehr<br />

interessant ...<br />

Gesundheit<br />

Aus meiner Sicht stehen wir noch ganz am<br />

Anfang. Es ist wichtig, dass <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />

sich um Menschen im Frühstadium einer<br />

Demenz kümmern, ihnen eine Stimme<br />

geben. Die meisten Betroffenen sind nicht<br />

in der Lage, nach vorne zu treten und ihre<br />

Interessen zur Sprache zu bringen. <strong>Sie</strong><br />

brauchen deshalb Anwälte für ihre Sache.<br />

Für <strong>die</strong>se Arbeit stehen aber bisher so gut<br />

wie keine finanziellen Mittel zur Verfügung.<br />

Das ist doch auch eine Frage der gesellschaftlichen<br />

Akzeptanz der Betroffenen,<br />

<strong>die</strong> ja eine extrem stigmatisierende Diagnose<br />

haben.<br />

Bei den Familien, mit denen wir <strong>die</strong> letzten<br />

Jahre zu tun hatten, ist Stigmatisierung<br />

nur ein Thema unter vielen gewesen.<br />

Negative Reaktionen aus dem Umfeld, <strong>die</strong><br />

eine Stigmatisierung zum Inhalt haben,<br />

sind tatsächlich eher <strong>die</strong> Ausnahme. Es ist<br />

natürlich so, dass in unseren Gruppen eine<br />

sehr spezifische Auswahl an Leuten ist, <strong>die</strong><br />

sich nicht so von Vorurteilen einschränken<br />

lassen und mit ihrer Erkrankung offener<br />

umgehen – und sich auch gegenseitig stärken.<br />

Umso wichtiger finde ich es, dass wir<br />

den Menschen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Diagnose Demenz<br />

erhalten haben, eine Perspektive geben.<br />

Die Perspektive, dass sie weiter aktiv und<br />

mit Freude am Leben teilnehmen können.<br />

Dafür engagieren wir uns.<br />

y<br />

Anzeige<br />

Pflegefreund 1/13 l 33


Pflegewelt<br />

Stu<strong>die</strong>nbericht über<br />

<strong>die</strong> Versorgung von<br />

Demenzpatienten im<br />

Akuthaus erschienen<br />

Dass Patienten mit Demenz im Akutkrankenhaus<br />

gefährdet sind, ist inzwischen<br />

weitgehend bekannt. Auch <strong>die</strong> Krankenhäuser<br />

leiden unter den „schwierigen“<br />

Patienten, <strong>die</strong> so gar nicht kooperieren<br />

wollen und <strong>die</strong> den Ablauf im durchrationalisierten<br />

Krankenhaus empfindlich stören.<br />

Rätselhaft blieb jedoch lange, weshalb<br />

gute Projekte, <strong>die</strong> nachweislich Erleichterung<br />

für alle Beteiligten bringen, so selten<br />

umgesetzt werden. Mit <strong>die</strong>ser Frage setzte<br />

sich Sabine Kirchen­Peters vom Institut für<br />

Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V.<br />

Saarbrücken in einer Stu<strong>die</strong> auseinander,<br />

deren Abschlussbericht nun erschienen ist.<br />

Das von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft<br />

in Auftrag gegebene und finanzierte<br />

Forschungsprojekt nennt Hindernisse auf<br />

persönlicher, institutioneller, auf betriebswirtschaftlicher<br />

und struktureller Ebene.<br />

Teilweise verstärken sich <strong>die</strong>se Hindernisse<br />

gegenseitig. Die Autorin zeigt aber<br />

auch erfolgreiche Konzepte auf und gibt<br />

konkrete Handlungsempfehlungen, wie <strong>die</strong><br />

wachsende Gruppe demenzkranker Akutpatienten<br />

versorgt werden kann.<br />

Sabine Kirchen-Peters unter Mitarbeit von<br />

Dorothea Herz-Silvestrini und Judith Bauer:<br />

Akutmedizin in der Demenzkrise?<br />

Chancen und Barrieren für das demenzsensible<br />

Krankenhaus<br />

Die Stu<strong>die</strong> kann für 12 Euro bestellt werden beim<br />

Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft<br />

e.V., Trillerweg 68, 66117 Saarbrücken<br />

Telefon 06 81 / 9 54 24 – 0, Telefax: 9 54 24 – 27<br />

www.iso-institut.de, kontakt@iso-institut.de<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber/Copyright: <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland<br />

GmbH & Co. KG | Gottlieb-Manz-Straße 2 | 70794<br />

Filderstadt-Bernhausen | Telefon 0711 / 54 89 88 0 | Fax<br />

0711 / 54 89 88 99 | ISSN: 1435-4217 | Auflage: 25 000<br />

Erscheinungsweise: halbjährlich | Nächste <strong>Ausgabe</strong>:<br />

Oktober 2013 | Redaktion: Markus Lepack (ml), Harald<br />

Spies (hs) (verantw. i. S. d. P. ), Tel. 0711 / 54 89 88 21, E-Mail<br />

h.spies@toll-betreuung.de, Internet www.toll-betreuung.<br />

de Blog www.pflegefreund.info | Mitarbeit an <strong>die</strong>ser<br />

<strong>Ausgabe</strong>: Christian Winter (cw), Britta Raatschen, Petra J.<br />

Huschke und Birgit Merk | Anzeigenannahme: Anja Burk,<br />

Telefon 07 11 / 54 89 88 22 | Telefax 0711 / 54 89 88 99<br />

E-Mail a.burk@toll-betreuung.de | Anzeigenschluss<br />

2/2013: 16. 7. 2013 | Es gilt <strong>die</strong> Preisliste Nr. 12 / 2012<br />

Titelfoto: Fotolia | Bilder, Grafiken und Illustrationen:<br />

soweit nicht anders bezeichnet, <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst<br />

Deutschland | Druck: Bechtle Druck&Service, Esslingen<br />

34 l Pflegefreund 1/13<br />

Logopä<strong>die</strong> bei Demenz – oder: „Gib mir doch<br />

mal meine Nasenschuhe“<br />

Von Britta Raatschen<br />

Bei Menschen mit Demenz werden im Verlauf der Krankheit unter anderem zwei<br />

Fähigkeiten beeinträchtigt, <strong>die</strong> erheblichen Einfluss auf <strong>die</strong> Lebensqualität haben:<br />

<strong>die</strong> Fähigkeit zu kommunizieren und <strong>die</strong> Fähigkeit zu schlucken. In beiden Fällen<br />

kann Logopä<strong>die</strong> den Betroffenen und Angehörigen helfen. Die Behandlungen werden<br />

vom Arzt verordnet und sind Leistungen der Krankenkassen.<br />

Kommunikationsstörungen<br />

bei Demenz<br />

Vor allem bei PPA (primär progressive<br />

Aphasie) und SD (semantische Demenz)<br />

sind Kommunikationsstörungen ein<br />

Schwerpunkt der Erkrankung. Bereits im<br />

frühen Stadium treten dann Wortfindungsstörungen<br />

oder Probleme mit der Grammatik<br />

auf. Hier kann frühzeitig einsetzende<br />

logopädische Therapie mit dem Betroffenen,<br />

am besten durch speziell fortgebildete<br />

Therapeutinnen, den Verlauf des Sprachverlustes<br />

verlangsamen. Zusätzlich werden<br />

Angehörige geschult, mit dem erkrankten<br />

Menschen zu kommunizieren.<br />

Schluckstörungen bei Demenz<br />

In der Regel kommt es bei vielen Betroffenen<br />

erst im mittleren bis späten Stadium<br />

der Erkrankung zu Schluckstörungen. Diese<br />

äußern sich z. B. in vermehrtem Verschlucken<br />

(Husten/Räuspern) beim Essen. In<br />

der Folge kommt es durch Eindringen von<br />

Nahrung in <strong>die</strong> Luftwege häufig zur Lungenentzündung<br />

(Aspirationspneumonie).<br />

Auch kann es im späten Stadium passieren,<br />

dass der/<strong>die</strong> Erkrankte sogar vergisst, dass er<br />

noch Nahrung im Mund hat und <strong>die</strong>se nicht<br />

abschluckt. In <strong>die</strong>sen Fällen kann logopädische<br />

Beratung der pflegenden Angehörigen<br />

helfen. Nach einem Anamnesegespräch<br />

wird der Betroffene bei einer Mahlzeit<br />

beobachtet und untersucht. Die Pflegenden<br />

Korrektorat: Ute Wendt, Köln | Disclaimer: Die in <strong>die</strong>sem<br />

Heft veröffentlichten Tipps und Ratschläge sind<br />

nicht <strong>als</strong> Ersatz oder Alternative für ärztliche Behandlung<br />

oder verschreibungspflichtige Therapien gedacht.<br />

Bei gesund heitlichen Beschwerden raten wir Ihnen zu<br />

einem Arztbesuch. Für alle in <strong>die</strong>ser <strong>Ausgabe</strong> gemachten<br />

Angaben, Daten und Ergebnisse werden vom Herausgeber<br />

keine Verpflichtungen übernommen – Produkthaftungsausschluss.<br />

| Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge geben in erster Linie <strong>die</strong> Meinung des Autors<br />

wieder, <strong>die</strong> sich nicht zwingend mit der Ansicht des Herausgebers<br />

deckt. | Keine Haftung für unverlangt eingereichte<br />

Manuskripte, Grafiken oder Fotos. Nachdruck von<br />

Texten oder Bildern nur mit schrift licher Genehmigung<br />

des Herausgebers | Die Produktinformationen der Rubrik<br />

Alltags hilfen basieren auf den Herstellerangaben.<br />

Beilagen: Einem Teil der Auflage liegen Informationen<br />

von Toll24 bei.<br />

bekommen Unterstützung bei der richtigen<br />

Kostauswahl und hilfreichen Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der Nahrungsaufnahme<br />

sowie zur Mundpflege gezeigt.<br />

Pflegende Angehörige sollten sich an<br />

ihren Arzt wenden, wenn <strong>die</strong> oben genannten<br />

Probleme beim dementen Pflegebedürftigen<br />

auftreten. Auch demente Menschen<br />

haben Anspruch auf den möglichst langen<br />

Erhalt ihrer Lebensqualität.<br />

Die Überschrift ist übrigens ein Zitat<br />

von einem Patienten der Autorin, der seine<br />

Brille suchte.<br />

Die Autorin Britta Raatschen<br />

ist Logopädin in Bretten und Kooperations-<br />

partnerin des geriatrischen Teams der<br />

Rechbergklinik Bretten<br />

Autorenkontakt:<br />

Praxis für Logopä<strong>die</strong> Britta Raatschen<br />

Jörg-Schwarzerd-Straße 8<br />

75015 Bretten<br />

www.logopae<strong>die</strong>-raatschen.de<br />

praxis@logopae<strong>die</strong>-raatschen.de<br />

Das lesen <strong>Sie</strong> im Pflegefreund 2/2013:<br />

Leitthema: Die wichtigen Helfer<br />

Wenn chronisch kranke oder demenzgefährdete<br />

Menschen ins Krankenhaus kommen,<br />

geraten sie leicht unter <strong>die</strong> Räder des<br />

Betriebs. Speziell geschulte Pflegekräfte helfen,<br />

dass sie richtig behandelt werden.<br />

Schwerpunkt: Schlaganfall<br />

270 000 Schlaganfälle ereignen sich nach<br />

<strong>aktuelle</strong>n Berechnungen jährlich in<br />

Deutschland. Die Hälfte der Betroffenen<br />

bleibt danach pflegebedürftig.<br />

Gesundheit: Im Alter fit im Kopf<br />

Gehirnjogging und Denksport gelten <strong>als</strong><br />

Jungbrunnen für das Gehirn.


Die Toll Unternehmensgruppe<br />

Die <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH & Co. KG und der Private Pflege<strong>die</strong>nst<br />

D. Toll GmbH Süd­Hessen KG bieten häusliche Rund­um­<strong>die</strong>­Uhr­Pflege und ­Betreuung<br />

überall in Deutschland an. Zusammen mit der Schulungseinrichtung Akademie für<br />

Aus­ und Weiterbildung in Filderstadt­Bernhausen bilden sie <strong>die</strong> Toll Unternehmensgruppe.<br />

Gegründet im Jahr 1986 ist <strong>die</strong> Unternehmensgruppe Pionier der häuslichen<br />

Rundum­Pflege und ­Betreuung für Senioren und andere Menschen mit Hilfe­, Assistenz­<br />

oder Betreuungsbedarf. Unter der Marke „Toll 24­Stunden­Betreuung“ erhalten unsere<br />

Kunden erstklassige Pflege, Assistenz und Betreuung rund um <strong>die</strong> Uhr mit geschulten<br />

deutschen Kräften. Zentraler Sitz der Unternehmensgruppe ist Filderstadt­Bernhausen.<br />

Sechs regionale Einsatzbüros organisieren <strong>die</strong> Pflege­ und Betreuungs<strong>die</strong>nstleistungen.<br />

Dadurch sind wir in der Lage, unseren Service bundesweit überall und in kürzester Zeit<br />

durchzuführen.<br />

Firmen der Toll Unternehmensgruppe<br />

Berlin / Neue Bundesländer<br />

Großbeerenstraße 7 | 14482 Potsdam<br />

Telefon 03 31 / 74 10 21<br />

Fax 03 31/ 74 10 23<br />

potsdam@toll­betreuung.de<br />

Schleswig-Holstein / Hamburg<br />

Bremen / Niedersachsen<br />

<strong>Sie</strong>ms Twieten 3 | 21376 Garlstorf<br />

Telefon 0 41 72 / 90 08 10<br />

Fax / 0 41 72 90 08 11<br />

garlstorf@toll­betreuung.de<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Goethestraße 87 | 45130 Essen<br />

Telefon 02 01 / 78 08 74<br />

Fax 02 01 / 78 08 91<br />

essen@toll­betreuung.de<br />

<strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH & Co. KG<br />

Gottlieb­Manz­Straße 2 | 70794 Filderstadt­Bernhausen<br />

Telefon 07 11 / 54 89 88 0 | Fax 07 11 / 54 89 88­99<br />

www.toll­betreuung.de | info@toll­betreuung.de<br />

Privater Pflege<strong>die</strong>nst D. Toll GmbH Süd-Hessen KG<br />

Offenbacher Str. 45 | D ­ 63263 Neu­Isenburg<br />

Telefon 0 61 02 / 3 36 64 | Fax 0 61 02 / 87 03<br />

www.toll­betreuung.de | frankfurt@toll­betreuung.de<br />

Akademie für Aus- und Weiterbildung<br />

Gottlieb­Manz­Straße 2 | 70794 Filderstadt­Bernhausen<br />

Telefon 07 11 / 54 89 88 50 | Fax 07 11 / 54 89 88­99<br />

www.toll24­akademie.de | info@toll24­akademie.de<br />

Gebührenfreie Rufnummer: 0 800 / 7 24 24 24<br />

Unter <strong>die</strong>ser zentralen, bundesweit kostenlosen Rufnummer nehmen wir Ihre Fragen<br />

immer persönlich an, auch außerhalb der üblichen Bürozeiten sowie an Wochenenden<br />

und Feiertagen.<br />

Einsatzbüros der Toll Unternehmensgruppe<br />

Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />

Offenbacher Str. 45 | 63263 Neu­Isenburg<br />

Telefon 0 61 02 / 3 36 64 | Fax / 3 87 03<br />

frankfurt@toll­betreuung.de<br />

Baden-Württemberg<br />

Gottlieb­Manz­Straße 2<br />

70794 Filderstadt­Bernhausen<br />

Telefon 07 11 / 54 89 88­32 | Fax 54 89 88­99<br />

stuttgart@toll­betreuung.de<br />

Bayern<br />

Blücherstraße 31 | 86165 Augsburg<br />

Telefon 08 21 / 15 20 21 | Fax / 15 20 72<br />

augsburg@toll­betreuung.de<br />

Wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

für ihre Kunden unterwegs sind,<br />

werden ihre Telefonanrufe automatisch<br />

zur Zentrale weitergeleitet.<br />

Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

5 Schritte<br />

zur Pflege und Betreuung<br />

zu Hause rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

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1. Schritt: Ihr erster Kontakt mit uns<br />

Besuchen <strong>Sie</strong> uns im Internet und<br />

informieren <strong>Sie</strong> sich über unser Angebot.<br />

Die Internetadresse lautet:<br />

www.toll-betreuung.de. Wenn <strong>Sie</strong><br />

weitere Informationen wünschen,<br />

füllen <strong>Sie</strong> das Anfrageformular aus.<br />

Oder: Rufen <strong>Sie</strong> uns an unter<br />

0 800 / 7 24 24 24 (gebührenfreie<br />

Telefonnummer). Wir nehmen uns<br />

persönlich Zeit für Ihre Anliegen.<br />

Auf Wunsch senden wir Ihnen <strong>aktuelle</strong>s<br />

Infor ma tions material zu.<br />

2. Schritt: Ihr Wunschtermin<br />

Vereinbaren <strong>Sie</strong> einen Besuchstermin<br />

bei Ihnen zu Hause oder im<br />

Krankenhaus unter der gebührenfreien<br />

Rufnummer 0 800 / 7 24 24 24.<br />

3. Schritt: persönliches Gespräch<br />

Kompetente Mitarbeiter des zuständigen<br />

Regionalteams werden<br />

mit Ihnen gemeinsam <strong>die</strong> optimale<br />

Lösung für Ihre Pflegesituation<br />

erarbeiten. Gerne bestätigen wir<br />

<strong>die</strong> getroffenen Absprachen mit<br />

einem verbindlichen Pflege- und<br />

Betreuungs angebot.<br />

4. Schritt: Ihre Pflegepartner/-in<br />

Nachdem <strong>Sie</strong> sich für Toll 24-Stunden-Betreuung<br />

entschieden haben,<br />

wählen wir für <strong>Sie</strong> eine kompetente,<br />

zuverlässige und auch<br />

menschlich zu Ihnen passende<br />

Pflegepartnerin bzw. einen Pflegepartner<br />

aus.<br />

5. Schritt: Beginn der Pflege<br />

Am vereinbarten Termin beginnt<br />

<strong>die</strong> Pflege und Betreuung rund um<br />

<strong>die</strong> Uhr bei Ihnen zu Hause.<br />

Toll 24-Stunden-Betreuung zu Hause<br />

Gottlieb-Manz-Str. 2 | 70795 Filderstadt<br />

Tel.: 0 800 / 7 24 24 24 | Fax: 0711 / 54 89 88 99<br />

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Gottlieb-Manz-Straße 2<br />

70794 Filderstadt-Bernhausen<br />

Telefon: 0 711 / 54 89 88 0<br />

Fax: 0 711 / 54 89 88 99<br />

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Servicetelefon<br />

Rund um <strong>die</strong> Uhr kostenlos:<br />

0 800 / 7 24 24 24

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