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Schwerpunkt:<br />
Morbus<br />
Parkinson<br />
Frühling/Sommer 2013<br />
16. Jahrgang<br />
Gesundheit:<br />
aktiv mit<br />
Demenz<br />
Leitthema: Senioren<br />
in Netzwerken
Editorial<br />
Markus Lepack ist<br />
Geschäftsführer der<br />
<strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst<br />
Deutschland GmbH<br />
& Co. KG und<br />
Herausgeber des<br />
Pflegefreundes<br />
2 l Pflegefreund 1/13<br />
Gute Pflege ist etwas Kostbares<br />
Liebe Leserinnen und Leser des Pflegefreundes,<br />
für das Gesundheitssystem hat das Jahr 2013 einige<br />
Änderungen gebracht. So stellen Patientinnen und<br />
Patienten, <strong>die</strong> zum Arzt gehen, verwundert fest,<br />
dass der Arzt keine Minibank mehr ist: Die Praxisgebühr<br />
ist zum 1. Januar 2013 weggefallen. Sind <strong>die</strong><br />
Krankenkassen nun dadurch ärmer geworden? Das<br />
Gegenteil ist der Fall: Durch <strong>die</strong> Abschaffung der<br />
Praxisgebühr haben <strong>die</strong> Krankenkassen zwei Milliarden<br />
Euro eingespart!<br />
Innerhalb der Pflegeversicherung gibt es seit dem<br />
1. Januar 2013 mehr Geld für Pflegebedürftige mit<br />
eingeschränkter Alltagskompetenz und erheblichem<br />
Betreuungsbedarf. Demenzkranke ohne Pflegestufe<br />
erhalten nun erstm<strong>als</strong> Pflegesachleistungen und Pflegegeld.<br />
Ebenfalls fördert der Staat seit Jahresbeginn sogenannte<br />
Seniorenwohngemeinschaften. Pro Pflegebedürftigen<br />
gibt es für solche WGs bis zu 200 € zusätzlich<br />
pro Monat.<br />
Vier Monate nach der Umsetzung aller Änderungen<br />
fällt <strong>die</strong> Bilanz der Veränderungen jedoch insgesamt<br />
ernüchternd aus. Die seit Langem bekannten Probleme<br />
in der Pflege und im Gesundheitswesen konnten<br />
durch <strong>die</strong> Maßnahmen nicht entschärft werden.<br />
<strong>Sie</strong> sind der klassische „Tropfen auf den heißen Stein“.<br />
Die Anforderungen an <strong>die</strong> Pflege wachsen, und der<br />
Gesetzgeber kommt nicht hinterher. Pflege ist wahrscheinlich<br />
<strong>die</strong> persönlichste Dienstleistung, <strong>die</strong> es<br />
gibt. Gute Pflege leistet immer mehr, <strong>als</strong> <strong>die</strong> Vorschriften<br />
verlangen. Pflege kann nicht komprimiert<br />
werden. Man kann nicht schneller und gleichzeitig<br />
besser pflegen. Gute Pflege braucht Fachwissen, soziale<br />
Kompetenz und sie braucht vor allem Zeit. Gute<br />
Pflege ist etwas Kostbares. Daher kann gute Pflege<br />
niem<strong>als</strong> billig sein.<br />
Für uns <strong>als</strong> Unternehmen mit mehr <strong>als</strong> 27 Jahren<br />
Erfahrung in der häuslichen 24StundenPflege und<br />
Betreuung ist es auch weiterhin der größte Ansporn,<br />
<strong>die</strong> optimal beste Versorgung zu leisten – nicht <strong>die</strong><br />
kostengünstigste. Wir pflegen und betreuen Menschen<br />
rund um <strong>die</strong> Uhr, aber nicht nach der Uhr.<br />
Uns von Toll24 genügt es nicht, lediglich den Bedarf<br />
eines Menschen zu decken. Wir tun alles, um seinen<br />
wirklichen, individuellen Bedürfnissen gerecht<br />
zu werden. Eben aus <strong>die</strong>sem Grund sind wir stolz,<br />
das von unserem Firmengründer Dietmar Toll vor<br />
27 Jahren ins Leben gerufene Pflegekonzept immer<br />
weiter zu entwickeln und damit bundesweit Menschen<br />
zu helfen, ein Leben in Würde und Selbstbestimmung<br />
zu führen.<br />
Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen einen<br />
warmen Frühling und Sommer und eine weiterhin<br />
gute Zeit.<br />
Ihr Markus Lepack
Wer pflegt uns im Alter?<br />
Die gute Nachricht: Die Lebenserwartung<br />
steigt. Und <strong>die</strong> schlechte: Unsere<br />
Gesellschaft ist damit überfordert.<br />
Wer gesund, fit und selbstständig<br />
ist, hat keine Probleme mit dem Älterwerden.<br />
Er gehört zur am schnellsten<br />
wachsenden Konsumentengruppe. <strong>Sie</strong><br />
verfügt über einen erheblichen Teil<br />
des Volksvermögens. Senioren genießen<br />
ihre Freiheiten, im Großen wie im<br />
Kleinen. Auf Kreuzfahrten rund um<br />
den Globus und bei der Fahrt mit der<br />
SBahn zum nahe gelegenen Kurort<br />
im Nordschwarzwald – <strong>die</strong> häufigste<br />
Haarfarbe ist silbergrau.<br />
Die Generation der „Silversurfer“<br />
ist keine Solidargemeinschaft, sondern<br />
eher eine Spaßgesellschaft. Der<br />
Spaß der Älteren hört jedoch dann auf,<br />
wenn sie hilfebedürftig werden. Wenn<br />
das alltägliche Leben ohne fremde<br />
Hilfe nicht mehr möglich ist, gerät <strong>die</strong><br />
Welt aus den Fugen.<br />
Die Familie steht immer weniger<br />
zur Verfügung, um <strong>die</strong> notwendigen<br />
Betreuungs, Unterstützungs und Pflegeleistungen<br />
zu erbringen. Die Zahl der<br />
Kinder nimmt ab, aber auch ihre Möglichkeit<br />
und Bereitschaft, <strong>die</strong> eigenen<br />
Eltern im Pflegefall zu versorgen.<br />
Wer klug ist, sorgt vor. Mehrgenerationenhäuser,<br />
ein altersgerechtes<br />
Wohnumfeld und nicht zuletzt ein<br />
finanzielles Polster können helfen,<br />
<strong>die</strong> Folgen der Gebrechlichkeit zu<br />
mildern. Doch es wird immer eine<br />
begrenzte Zahl von Menschen sein, <strong>die</strong><br />
aus eigener Kraft <strong>die</strong> Herausforderungen<br />
des fortschreitenden Alterns meistern<br />
können.<br />
Für <strong>die</strong> Mehrzahl bleibt nur <strong>die</strong><br />
Rückbesinnung darauf, was menschliche<br />
Gemeinschaft im Kern bedeutet:<br />
miteinander Freude zu haben und einander<br />
in Not zu helfen und sich gegenseitig<br />
beizustehen.<br />
Ihr Harald Spies<br />
Chefredakteur<br />
Pflegewelt<br />
4 Barrierefreie Wohnungsumgestaltung<br />
5 Die Rechte des Patienten auf einen Blick<br />
6 Bei Neuroreha gibt es kein „Austherapiert“<br />
6 Selbsthilfe muss für Betroffene hilfreich sein<br />
6 Teilnehmer für Parkinsonprojekt gesucht<br />
7 Ausnahmen zum Elternunterhalt<br />
7 Seniorengerecht ist nicht gleich barrierefrei<br />
8 Entlastung für <strong>die</strong> Seele – Ratgeber für pflegende<br />
Angehörige wieder verfügbar<br />
8 Sich selbst Freiräume schaffen<br />
9 „Vergiss nicht, dass ich viel vergesse !“<br />
10 Infos zur Finanzierung der Pflege<br />
34 Stu<strong>die</strong>nbericht zur Versorgung von demenzkranken<br />
Akutpatienten erschienen.<br />
34 Logopä<strong>die</strong> bei Demenz<br />
Leitthema<br />
12 Netzwerke<br />
15 „Gutes tun tut gut“<br />
Schwerpunkt<br />
16 Morbus Parkinson<br />
19 Notversorgung bei Parkinson problematisch<br />
20 „Tiefe Hirnstimulation ein großer Durchbruch“<br />
<strong>PVD</strong> P ege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH & Co. KG<br />
Inhalt<br />
21 „Parkinson hat nicht nur motorische Symptome“<br />
22 Arbeit der Parkinson Selbsthilfe<br />
23 Beratung, Forschung, Diagnose und Versorgung<br />
Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />
24 „Ich bin nicht so der bemutternde Typ“<br />
25 Neuigkeiten bei Toll24<br />
26 Bezahlter Urlaub für pflegende Angehörige<br />
27 Liliane Juchli geehrt<br />
27 Pflegepaket Toll24<br />
Alltagshilfen<br />
28 Spezialmatratze für Demenzkranke<br />
28 ALTEC-Aluminiumverladeschienen<br />
29 Sanftes Laserlicht gibt den Zellen Power<br />
29 Seniorenbäderausstellung<br />
Gesundheit<br />
30 Sport, Bewegung, Lebensfreude – auch bei Demenz<br />
32 „Vier zentrale Botschaften“<br />
33 „Wir stehen noch ganz am Anfang“<br />
34 Impressum<br />
Titelbild: Contrastwerkstatt-Fotolia<br />
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Pflegefreund 1/13 l 3
Bild: privat<br />
Pflegewelt<br />
Barrierefreie und altersgerechte<br />
Wohnungsumgestaltung<br />
Gesundheit merkt man nicht. Man merkt es aber sehr bald, wenn sie fehlt. Eine<br />
normale Wohnung wird für einen Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu<br />
einem Parcours unüberwindlicher Hindernisse. Dennoch will niemand freiwillig das<br />
gewohnte Zuhause aufgeben. Schließlich ist es mehr <strong>als</strong> nur eine Unterkunft. Damit<br />
Betroffene auch nach einem einschneidenden körperlichen Ereignis in der vertrauten<br />
Umgebung leben können, muss <strong>die</strong>se umgestaltet werden. Andreas Bier, Dipl.-<br />
Ing. (FH) und Fachplaner für barrierefreies Wohnen, gibt Ratschläge zum Umbau.<br />
Es muss nicht immer<br />
ein schwerer<br />
Verkehrsunfall<br />
sein, der dafür<br />
sorgt, dass man das<br />
gewohnte häusliche<br />
Umfeld, <strong>die</strong> eigenen<br />
vier Wände, plötzlich<br />
<strong>als</strong> fremde, mit<br />
zahllosen Hinder<br />
Dipl.-Ing. Andreas Bier nissen ausgestattete<br />
Umgebung wahrnimmt.<br />
Häufig entstehen durch schwere<br />
Erkrankungen Situationen (nicht nur Einschränkungen<br />
des Bewegungsapparates,<br />
sondern auch Seh oder Hörbehinderungen,<br />
kognitive Einschränkungen), in denen<br />
man ohne fremde Hilfe <strong>die</strong> alltäglichen<br />
Dinge des Lebens nicht mehr eigenständig<br />
erledigen kann.<br />
Der demografische Wandel trägt auch<br />
dazu bei, dass eine wachsende Zahl von<br />
Menschen über immer länger werdende<br />
Zeiträume teils mit extremen Einschränkungen<br />
zurechtkommen muss.<br />
Dabei geht es nicht nur um <strong>die</strong> fast überall<br />
üblichen hohen Einstiege in Duschen<br />
und Badewannen, <strong>die</strong> das Bad praktisch<br />
unbenutzbar werden lassen. Oft sind es<br />
kleine Dinge, <strong>die</strong> zu Problemen werden.<br />
Ein zu stark eingestellter Türschließer kann<br />
dazu führen, dass Menschen, <strong>die</strong> auf eine<br />
Gehhilfe, einen Rollator oder Rollstuhl<br />
angewiesen sind, <strong>die</strong> Hauseingangstür<br />
nicht ohne fremde Hilfe öffnen können.<br />
Zu geringe Türbreiten verhindern häufig<br />
das Erreichen eines Raumes. Aber auch <strong>die</strong><br />
Kaffeetasse in unerreichbarer Höhe eines<br />
Küchenoberschrankes kann zu einem großen<br />
Problem werden.<br />
4 l Pflegefreund 1/13<br />
Planungsgrundsätze<br />
Damit man auf lange Sicht möglichst eigenständig<br />
leben kann, gibt es eine Vielzahl von<br />
Planungsgrundsätzen, <strong>die</strong> bei der (Um)<br />
Gestaltung des Wohnumfeldes Beachtung<br />
<strong>finden</strong> sollten. Hier ein kleiner Auszug:<br />
n Das Öffnen von Türen und Fenstern<br />
sollte auch sitzend mit geringem Kraftaufwand<br />
möglich sein<br />
n Rampen sollten mit einer Maxim<strong>als</strong>teigung<br />
von 6% ausgeführt werden,<br />
damit <strong>die</strong>se auch mit einem Rollstuhl<br />
eigenständig bewältigt werden kann<br />
n Bodenbeläge sollten rutschsicher sein<br />
n Zur Verbesserung der Orientierungsmöglichkeiten<br />
für sehbehinderte<br />
Menschen sollten sich Bodenbeläge<br />
visuell kontrastierend von Bauteilen<br />
wie Wänden, Türen etc. abheben<br />
Umsetzung immer möglich<br />
Die Umsetzung der vorstehend genannten<br />
Punkte ist sowohl bei der Planung eines<br />
Neubaus <strong>als</strong> auch bei der Veränderung<br />
bestehender Immobilien möglich. Allerdings<br />
ist in letzterem Fall zumeist eine vollständige<br />
Einhaltung der Vorgaben gemäß<br />
den entsprechenden DINNormen nicht<br />
möglich. Sinnvoll ist in jedem Fall, einen<br />
Fachplaner für barrierefreies Bauen mit der<br />
Planung zu beauftragen. Er berücksichtigt<br />
<strong>die</strong> ganz individuellen Bedürfnisse, erarbeitet<br />
ein möglichst optimales Umfeld und<br />
koordiniert <strong>die</strong> fachgerechte Umsetzung,<br />
damit das gewohnte Zuhause auch weiterhin<br />
ein Zuhause bleiben kann. y<br />
Hindernis für Rollifahrer: Schwelle nach draußen<br />
Schwellenloser Hauseingang<br />
Einbau fast überall möglich: der Treppenlift<br />
Der Autor Andreas Bier, Dipl.-Ing. (FH),<br />
ist Fachplaner für barrierefreies Wohnen<br />
und Fachbereichsleiter bau assist<br />
bei der Reha Assist Deutschland GmbH<br />
Autorenkontakt:<br />
Telefon 0 40 / 2 26 32 85 74<br />
E-Mail andreas.bier@reha-assist.com<br />
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Bilder: Andreas Bier
Die Rechte des Patienten auf einen Blick<br />
Pflegewelt<br />
Das Patientenrechtegesetz schafft mehr Rechtssicherheit, allerdings werden kaum neue Rechte geschaffen<br />
Bisher wurden Patientenrechte durch<br />
verschiedene Gesetze und Regelungen<br />
z. B. des Zivil-, Straf-, Standesrecht, aber<br />
auch durch <strong>die</strong> konkrete Rechtsprechung<br />
garantiert. Durch das Patientenrechtegesetz<br />
wurden <strong>die</strong>se zahlreichen Normen<br />
nun zusammengefasst und <strong>als</strong> neuer<br />
Abschnitt in das Bürgerliche Gesetzbuch<br />
eingefügt. Hier ein kleiner Überblick der<br />
wesentlichen Bestimmungen.<br />
Behandlungsvertrag wird im Bürgerlichen<br />
Gesetzbuch neu eingeführt<br />
Die Beziehung zwischen Arzt und Patient,<br />
aber auch anderen Personen, <strong>die</strong> Behandlungen<br />
durchführen, wie z. B. Psychotherapeuten<br />
oder Heilpraktikern, wird im Behandlungsvertrag<br />
in § 630a BGB festgelegt. Vor<br />
der medizinischen Maßnahme muss nach<br />
§ 630 c der Patient über Risiken und Alternativen<br />
aufgeklärt werden. Wenn es für den<br />
behandelnden Arzt ersichtlich ist, dass eine<br />
Behandlung von dem Patienten selbst bezahlt<br />
werden muss, umfasst <strong>die</strong> Aufklärung auch<br />
<strong>die</strong> anfallenden Kosten. Auf <strong>die</strong>sen finanziellen<br />
Aspekt muss ebenfalls vor Beginn der<br />
Behandlung hingewiesen werden.<br />
Dokumentationspflicht wird im<br />
Behandlungsvertrag festgelegt<br />
Auch <strong>die</strong> Pflicht, eine Behandlung zu dokumentieren,<br />
wird in dem neuen Gesetz in<br />
§ 630 f BGB festgelegt. Eine Behandlung,<br />
<strong>die</strong> nicht dokumentiert wurde, gilt <strong>als</strong><br />
nicht vorgenommen. Sofern sich aus einer<br />
anderen Norm kein anderer Aufbewahrungszeitraum<br />
ergibt, müssen <strong>die</strong> Unterlagen<br />
nach Abschluss der Behandlung für<br />
zehn Jahre aufbewahrt werden. In <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang wurde auch <strong>die</strong> Akteneinsicht<br />
in § 630 g BGB normiert. Der Patient<br />
hat somit das uneingeschränkte Recht,<br />
seine Akte einzusehen. Eine Ausnahme<br />
hiervon soll nur dann gelten, wenn erhebliche<br />
therapeutische oder andere erhebliche<br />
Gründe dagegen sprechen.<br />
Beweislastumkehr bei groben Behandlungsfehlern<br />
Wenn ein Patient glaubt, durch das Verhalten<br />
des behandelnden Arztes verletzt worden<br />
zu sein, so muss er <strong>die</strong>s wie bisher auch<br />
beweisen. Anders soll <strong>die</strong>s nach der neuen<br />
Regelung jedoch sein, wenn ein sogenannter<br />
grober Behandlungsfehler vorliegt. Im<br />
Fall eines groben Behandlungsfehlers hat<br />
der Arzt nach § 630 h BGB zu beweisen,<br />
dass er nicht für den entstandenen Schaden<br />
verantwortlich ist. Dies wirkt auf den ersten<br />
Blick neu und positiv, ist aber längst gän<br />
gige Rechtsprechung, <strong>die</strong> vom Gesetzgeber<br />
lediglich übernommen wurde. Besonders<br />
problematisch ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
vor allem, dass nicht definiert wurde,<br />
wann ein grober Behandlungsfehler vorliegt.<br />
Patienten haben mehr Rechte gegenüber<br />
den gesetzlichen Krankenkassen<br />
Allerdings haben Patienten im Fall eines<br />
Behandlungsfehlers mehr Rechte gegenüber<br />
ihren Krankenkassen. Diese sind nun<br />
Anzeige<br />
dazu verpflichtet, den Patienten in Bezug<br />
auf einen möglichen Behandlungsfehler<br />
zu unterstützen. Dies kann zum Beispiel<br />
geschehen, indem <strong>die</strong> Krankenkasse ein<br />
Gutachten in Auftrag gibt. Zwar hatten <strong>die</strong><br />
Krankenkassen auch zuvor nach § 66 SGB<br />
V für den Fall eines sogenannten Behandlungsfehlerverdachts<br />
schon <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
den Betroffenen zu unterstützen. Diese<br />
bisher freiwillige Leistung ist nun für <strong>die</strong><br />
Krankenkassen verpflichtend.<br />
Fortsetzung auf Seite 8<br />
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Pflegefreund 1/13 l 5<br />
Beratungs- und Servicenetz 2012<br />
w
Pflegewelt<br />
Bei Neuroreha gibt es kein „Austherapiert“<br />
Errungenschaften der Rehabilitation sind in Gefahr<br />
Die neurologische Rehabilitation von<br />
Menschen mit schweren Schädel-Hirn-<br />
Schäden blickt in Deutschland auf mehr<br />
<strong>als</strong> 20 erfolgreiche Jahre zurück. In <strong>die</strong>ser<br />
Zeit wurde <strong>die</strong> neurologische Versorgungskette<br />
von der Akutversorgung<br />
über <strong>die</strong> Frühreha bis zur Langzeitversorgung<br />
etabliert. Doch <strong>die</strong> errungenen<br />
Erfolge sind in Gefahr.<br />
Viele SchädelHirnPatienten kommen mit<br />
schweren oder schwersten Mehrfachverletzungen<br />
in <strong>die</strong> Krankenhäuser. Neben dem<br />
SchädelHirnTrauma haben sie zusätzlich<br />
oft Verletzungen des Bewegungsapparats<br />
und der inneren Organe.<br />
„Es ist so, dass <strong>die</strong> Ärzte heute oft<br />
bereits nach zwei Wochen gedrängt werden<br />
zu erklären, wieso <strong>die</strong> Behandlung<br />
von Patienten mit SchädelHirnSchäden<br />
weitergeführt wird“, berichtet der Bundesvorsitzende<br />
der deutschen Wachko<br />
6 l Pflegefreund 1/13<br />
magesellschaft,<br />
Armin Nentwig.<br />
Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt<br />
sind noch<br />
nicht einmal<br />
<strong>die</strong> Brüche und<br />
Organschädigungen<br />
verheilt.<br />
Die neurologischeRehabilitation<br />
konnte noch<br />
nicht begonnen<br />
Armin Nentwig<br />
werden.<br />
„Es hat sich bei<br />
den Kassen, vor allem auch bei den privaten,<br />
ein Automatismus eingebürgert, der dazu<br />
führt, dass <strong>die</strong> Ärzte fast mehr begründen<br />
müssen, <strong>als</strong> sie überhaupt rehabilitieren<br />
können“, beklagt Nentwig <strong>die</strong> momentane<br />
Situation. Bevor jedoch überhaupt auch nur<br />
eine Prognose für <strong>die</strong>se Patienten gestellt<br />
werden kann, vergehen mindestens zwei<br />
Selbsthilfe muss für Betroffene hilfreich sein<br />
GBS-Verband fordert: Missstände in der Selbsthilfe beseitigen<br />
Selbsthilfegruppen für Patienten werden<br />
nach dem Gesetz von den Krankenkassen<br />
finanziell unterstützt. <strong>Sie</strong> helfen den Patienten<br />
bei der Krankheitsbewältigung, informieren<br />
Angehörige und <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />
Die Mittel sind relativ einfach zu beantragen<br />
und das weckt offenbar Begehrlichkeiten,<br />
wie Albert Handelmann, Vorsitzender<br />
des Bundesverbandes GuillanBarréSymdrom<br />
e. V., betont. In einer Stellungnahme<br />
zum neuen Leitfaden der Selbsthilfeförderung<br />
fordert er, dass <strong>die</strong> Kassen <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />
der Selbsthilfe zur Grundlage der<br />
Förderung machen.<br />
„Nach unserem Kenntnisstand gibt es<br />
mindestens einen Bundesverband, der keine<br />
Mitgliedsverbände gem. Par. 18 Abs. 2 des<br />
Handelsgesetzbuches hat. Er setzt Fördergelder<br />
nur für <strong>die</strong> eigene Verwaltung ein<br />
und ist in der Selbsthilfe nicht sichtbar“, so<br />
Handelmann. Die Arbeit der Selbsthilfe<br />
lässt sich einfach über <strong>die</strong> Jahresberichte<br />
der Organisationen beurteilen. Wenn darin<br />
kaum Gesprächskreise oder Informationsveranstaltungen<br />
ausgewiesen sind, findet<br />
auch keine selbsthilfewirksame Arbeit statt.<br />
Auch <strong>die</strong> Vergaberichtlinie für <strong>die</strong> Fördermittel<br />
ist laut Handelmann höchst<br />
intransparent: „Es kann nicht sein, dass wie<br />
z. B. in Brandenburg der Vorsitzende der<br />
DGM gleichzeitig auch <strong>als</strong> Vorsitzender der<br />
LAG und noch einmal <strong>als</strong> Antragsteller mit<br />
am Tisch der Entscheidungsträger sitzt und<br />
über <strong>die</strong> Fördermittel der KGKVs mitentscheidet.“<br />
Handelmann fordert ein Kumulierungsverbot:<br />
„Man kann nicht Spieler<br />
und Schiedsrichter zugleich sein.“<br />
Die Deutsche GBS Initiative e.V. hat in<br />
einer Eingabe deutlich gemacht, wie <strong>die</strong><br />
Förderungsbedingungen aussehen müssen,<br />
wenn <strong>die</strong> gesetzlichen Fördermittel richtig<br />
eingesetzt werden sollen:<br />
n Verbände, <strong>die</strong> den Namen „Bundesverband“<br />
tragen, müssen auf gesetzliche<br />
Korrektheit überprüft werden.<br />
n Verbandsvorsitzende, <strong>die</strong> selbst Antragsteller<br />
für Fördermittel sind, dürfen<br />
weder mit im Verteilergremium sitzen<br />
noch bei der Vergabe mitbestimmen.<br />
n „Fiktive“ oder gesundheitsfremde Selbsthilfegruppen<br />
müssen ausgeschlossen<br />
werden.<br />
n Mehrere örtliche Gruppen der gleichen<br />
Erkrankung müssen zur Erlangung der<br />
Förderhilfe zusammengefasst werden.<br />
n Sachbearbeiter der Krankenkassen sollten<br />
etwas von Bilanzierung verstehen.<br />
„Der Gesetzgeber muss handeln, um aus<br />
dem Fördertopf keine Selbstbe<strong>die</strong>nung zu<br />
machen“, sagt Handelmann. y<br />
Monate. Tatsache ist jedoch inzwischen,<br />
solche Patienten werden bereits nach vier<br />
Wochen aus der Rehabilitation entlassen.<br />
Die Begründung lautet dann meist: Der<br />
Patient sei „austherapiert“, obwohl <strong>die</strong> Therapie<br />
noch gar nicht beginnen konnte. Oft<br />
werden <strong>die</strong> Patienten Pflegeheimen anvertraut,<br />
<strong>die</strong> in vielen Fällen mit der Betreuung<br />
einfach überfordert sind.<br />
„Aus den mehr <strong>als</strong> 20 Jahren Erfahrung<br />
in der Arbeit mit SchädelHirnPatienten<br />
weiß ich: Ein ,Austherapiert‘ gibt es bei der<br />
Neuroreha nicht“, so Nentwig weiter.<br />
Man steht bei der Neurorehabilitation<br />
erst am Anfang einer Entwicklung, <strong>die</strong> viel<br />
Potentzial hat, Menschen mit schweren<br />
Hirnverletzungen zu fördern und wiederherzustellen.<br />
Die Patienten entwickeln sich<br />
bei entsprechender Förderung in größeren<br />
oder kleineren Schritten immer weiter.<br />
Das Wort „Austherapiert“ nimmt ihnen <strong>die</strong><br />
Chance auf eine erfolgreiche Reha. y<br />
Teilnehmer gesucht<br />
für Parkinsonprojekt<br />
Jüngere Parkinsonpatienten be<strong>finden</strong> sich<br />
in einer besonderen Situation. <strong>Sie</strong> emp<strong>finden</strong><br />
ihre Einschränkungen besonders belastend,<br />
weil sie <strong>die</strong>se vor dem Hintergrund<br />
ihrer gesunden Altersgenossen erleben.<br />
Um <strong>die</strong> Situation junger Singles mit Parkinson<br />
zu erfassen, beginnt <strong>die</strong> Deutsche<br />
Parkinson Vereinigung e.V. (dpv) im 2013<br />
ein Stu<strong>die</strong>nprojekt.<br />
Die dpv sucht für das Projekt „Jung,<br />
krank, alleine zu Haus“ Menschen bis etwa<br />
Mitte 50, <strong>die</strong> mindestens seit zwei Jahren an<br />
Morbus Parkinson erkrankt sind und <strong>als</strong><br />
Single längere Zeit durchs Leben gehen. Die<br />
Organisatoren sichern den Teilnehmenden<br />
auf Wunsch absolute Anonymität zu.<br />
Die Broschüre wird in Zusammenarbeit<br />
mit alleinstehenden, jungen Parkinson<br />
Patienten entwickelt. Die Betroffenen sollen<br />
auf konkret formulierte Fragen in möglichst<br />
knapper und dennoch informativer<br />
Form antworten. Der Fragenkatalog wird<br />
in Zusammenarbeit mit aktiv in der Beratung<br />
tätigen Personen und Betroffenen im<br />
Rahmen eines Workshops ausgearbeitet.<br />
Die Stu<strong>die</strong> wird vom U40 Club junger<br />
Parkinsonpatienten RheinlandPfalzSüd<br />
begleitet.<br />
Kontakt und weitere Infos: Ria Gerike,<br />
U40 Club JuPa Rheinland-Pfalz-Süd,<br />
Telefon 0 63 01 / 3 17 59, Fax 79 58 22,<br />
E-Mail parkisu40pfalz@aol.com
Ausnahmen zum Elternunterhalt<br />
Grundsätzlich haften Kinder für ihre bedürftigen Eltern. Das kann besonders bei<br />
Pflegebedürftigkeit eine kostspielige Angelegenheit werden. Es gibt nur wenige<br />
Ausnahmen von <strong>die</strong>ser gesetzlichen Regel. Letztendlich stellt ein Gerichtsverfahren<br />
fest, wann Kinder für ihre pflegebedürftigen Eltern nicht haften müssen. Hier sind<br />
zwei Beispiele.<br />
Die Pflegebedürftigkeit der Eltern stellt für<br />
<strong>die</strong> Betroffenen eine große Belastung dar –<br />
auch finanziell. Nach dem sogenannten<br />
Nachrangigkeitsprinzip (§ 2 Abs.1 SGB<br />
XII) hat nur derjenige Pflegebedürftige<br />
Anspruch auf Leistungen der Sozialhilfe,<br />
der selbst oder dessen nahen Angehörige<br />
nicht in der Lage sind, für <strong>die</strong> Pflege<br />
aufzukommen. Unterhaltspflichtige nahe<br />
Angehörige sind nach § 1601 BGB unter<br />
anderem Eltern, Großeltern und Kinder.<br />
Demnach sind Kinder für pflegebedürftige<br />
Eltern unterhaltspflichtig. Von <strong>die</strong>sem<br />
Grundsatz gibt es nur wenige Ausnahmen.<br />
Zwei Urteile haben solche Ausnahmen<br />
konkretisiert.<br />
Keine Unterhaltspflicht bei besonders<br />
kränkendem und hartnäckigem Kontaktabbruch<br />
In der gerichtlichen Entscheidung ging der<br />
Streit um Pflegekosten in Höhe von 9000<br />
Euro, <strong>die</strong> ein Sohn für seinen Vater tragen<br />
sollte. Der Vater hatte seit 1971 jeden<br />
Kontakt mit seinem Sohn abgelehnt und<br />
Seniorengerecht ist nicht gleich barrierefrei<br />
In einer alternden Gesellschaft wird es<br />
immer wichtiger, lange selbstständig zu<br />
bleiben. Eine Möglichkeit, <strong>die</strong>s zu erreichen,<br />
besteht darin, sich für das Alter<br />
geeigneten Wohnraum zu suchen. Was<br />
aber kann der zukünftige Mieter oder<br />
Käufer einer Wohnung erwarten, wenn<br />
<strong>die</strong>se <strong>als</strong> seniorengerecht bezeichnet<br />
wird?<br />
Eine mit der Erstellung einer Wohnanlage<br />
beauftragte Baufirma wollte <strong>die</strong>s genau<br />
wissen und klagte gegen den Bauherrn,<br />
weil <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> Wohnanlage bemängelte, da<br />
sie nicht barierrefrei war.<br />
Das Oberlandesgericht Koblenz hatte<br />
deshalb darüber zu entscheiden, inwieweit<br />
eine im Werbeprospekt <strong>als</strong> seniorengerecht<br />
bezeichnete Wohnanlage auch barrierefrei<br />
sein muss. Der Auftraggeber des<br />
Wohnprojekts ging davon aus, dass <strong>die</strong> <strong>als</strong><br />
seniorengerecht bezeichneten Wohnungen<br />
für Rollstuhl oder Rollator geeignet<br />
seien. Das mit dem Bau beauftragte Unternehmen<br />
hatte <strong>die</strong> Wohnungen nicht barrierefrei<br />
ausgestattet, weil der Begriff nicht<br />
selbst auf dem Begräbnis des Großvaters<br />
das Gespräch verweigert. In seinem Testament<br />
billigte er seinem Sohn nur den<br />
„strengsten Pflichtteil“ zu. Die Unterhaltspflicht<br />
entfällt nicht mit jedem Kontaktabbruch.<br />
In der Regel bleibt <strong>die</strong> Pflicht zum<br />
Unterhalt auch dann bestehen, wenn sich<br />
<strong>die</strong> Familienangehörigen auseinandergelebt<br />
oder entfremdet haben.<br />
Die Unterhaltspflicht kann nach § 1611<br />
BGB gemindert werden oder ganz entfallen,<br />
wenn der Bedürftige gegenüber dem<br />
Unterhaltspflichtigen eine grobe Verfehlung<br />
begangen hatte. Eine grobe Verfehlung<br />
kann ein besonders kränkender Kontaktabbruch<br />
wie in <strong>die</strong>sem Fall sein. Der<br />
Vater habe sich, so das Gericht, durch sein<br />
kränkendes Verhalten erkennbar aus dem<br />
familiären Solidarverhältnis gelöst, das<br />
normalerweise zwischen Kindern und<br />
Eltern besteht. Somit besteht in <strong>die</strong>sem<br />
Fall kein Anspruch des Vaters auf Unterhalt<br />
durch seine Kinder.<br />
(Oberlandesgericht Oldenburg, Urteil<br />
vom 25.10.2012, AZ 14 UF 80/12)<br />
Der Begriff „seniorengerecht“ enthält keine eindeutige Aussage über <strong>die</strong> Ausstattung einer Wohnung<br />
mit Wort seniorengerecht gleichzusetzen<br />
sei. Dies wurde von dem OLG Koblenz<br />
bestätigt. Der Begriff seniorengerecht, so<br />
das Gericht, sei kein feststehender Rechtsbegriff<br />
und kann nicht mit dem Begriff<br />
behindertengerecht gleichgesetzt werden.<br />
Denn, so das Gericht in seiner Begründung,<br />
ein Mensch ist im Alter nicht unbe<br />
Pflegewelt<br />
Der Elternunterhalt entfällt, wenn aufgrund<br />
von Verschulden eines Dritten<br />
kein Pflegegeldanspruch besteht<br />
Der Anspruch auf Unterhalt kann auch<br />
aus anderen Gründen gekürzt werden<br />
oder entfallen. So haben im vorliegenden<br />
Fall <strong>die</strong> Betreuerin und der zuständige<br />
Sozialhilfeträger <strong>die</strong> Einzahlungen bei der<br />
gesetzlichen Pflegeversicherung versäumt.<br />
Aufgrund <strong>die</strong>ses Versäumnisses hat <strong>die</strong><br />
betroffene Pflegebedürftige heute keinen<br />
Anspruch auf Pflegegeld.<br />
Das Fehlen der Beitragszahlungen kann<br />
dem Unterhaltspflichtigen nicht angerechnet<br />
werden. Der ihn belastende Unterhaltsanspruch<br />
wurde um den Betrag des normalerweise<br />
zustehenden Pflegegeldes gekürzt.<br />
Ebenso verhält es sich bezüglich einer<br />
Kapitallebensversicherung auf Rentenbasis<br />
der Betroffenen, <strong>die</strong> durch den Sozialhilfeträger<br />
aufgelöst wurde. Dadurch entgeht<br />
der Pflegebedürftigen ein Rentenanspruch<br />
von 160 Euro. Auch mit <strong>die</strong>sem Betrag darf<br />
der Unterhaltsverpflichtete nicht belastet<br />
werden, da ihm das Verhalten der Betreuerin<br />
und des Sozialhilfeträgers nicht angerechnet<br />
werden darf.<br />
(Oberlandesgericht Oldenburg, Beschluss<br />
vom 25.10.2012, AZ 14 UF 82/12)<br />
Christian Winter<br />
dingt auf einen Rollstuhl oder andere<br />
Hilfsmittel angewiesen. Wer von einer<br />
Wohnung erwartet, dass sie behindertengerecht<br />
ist, muss <strong>die</strong>s auch so benennen<br />
und einfordern. cw<br />
Oberlandesgericht Koblenz, Urteil vom<br />
25.02.2011 – 10 U 1504/09<br />
Anzeige<br />
Pflegefreund 1/13 l 7
Pflegewelt<br />
Entlastung für <strong>die</strong><br />
Seele – Ratgeber für<br />
pflegende Angehörige<br />
wieder verfügbar<br />
Die körperlichen und<br />
seelischen Belastungen,<br />
der Menschen,<br />
<strong>die</strong> – oft über mehrere<br />
Jahre hinweg –<br />
ihre pflegebedürftigen<br />
Angehörigen zu<br />
Hause versorgen, sind<br />
enorm. Dies hat auch<br />
<strong>die</strong> starke Nachfrage<br />
nach dem Ratgeber gezeigt, den <strong>die</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der SeniorenOrganisationen<br />
e.V. (BAGSO) und <strong>die</strong> Deutsche<br />
PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)<br />
gemeinsam erarbeitet und erstmalig im<br />
Februar 2012 den Hilfesuchenden zur Verfügung<br />
gestellt haben. Die Erstauflage und<br />
<strong>die</strong> beiden Nachdrucke waren innerhalb<br />
kurzer Zeit vergriffen.<br />
„Wir freuen uns, dass durch <strong>die</strong> Unterstützung<br />
von COMPASS Private Pflegeberatung<br />
GmbH eine 4. Auflage gedruckt<br />
werden konnte und wir jetzt <strong>die</strong> lange<br />
Vormerkliste abarbeiten können“, so <strong>die</strong><br />
BAGSOVorsitzende und Psychologin Prof.<br />
Dr. Ursula Lehr.<br />
Dr. Sibylle Angele, Geschäftsführerin<br />
der COMPASS Private Pflegeberatung,<br />
kennt <strong>die</strong> Schwierigkeiten der Angehörigen:<br />
„Viele unserer Klientinnen und Klienten<br />
sind pflegende Angehörige. Der Beratungsbedarf<br />
ist sehr groß, <strong>die</strong> Situation<br />
der pflegenden Angehörigen ist besonders<br />
häufig Thema in den Beratungsgesprächen.<br />
Die Broschüre der BAGSO trägt dazu bei,<br />
dass sich <strong>die</strong> Menschen frühzeitig informieren<br />
und Hinweise für Unterstützungsangebote<br />
erhalten, damit eine Überlastung<br />
in der Pflegesituation möglichst gar nicht<br />
entsteht.“<br />
Der Ratgeber kann bei der BAGSO – auch<br />
in größerer Anzahl – bestellt werden:<br />
BAGSO<br />
Bonngasse 10, 53113 Bonn<br />
Telefon 02 28 / 24 99 93-0<br />
Fax 02 28 / 24 99 93-20<br />
E-Mail: wittig@bagso.de<br />
Der Ratgeber kann auch über <strong>die</strong> Internetseiten<br />
der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung<br />
(www.dptv.de)<br />
und der BAGSO<br />
(www.bagso.de)<br />
heruntergeladen werden.<br />
8 l Pflegefreund 1/13<br />
Bild: Geriatriezentrum Neuburg<br />
Sich selbst Freiräume schaffen<br />
Die VdK-Pflegeakademie in Neuburg unterstützt pflegende Angehörige<br />
Die Tagesform ist entscheidend. Das<br />
gilt für Rudolf Liegel, der an Alzheimer-<br />
Demenz leidet, aber auch für seine Frau<br />
Anna, <strong>die</strong> ihn aufopferungsvoll pflegt.<br />
Seit Anna Liegel im vergangenen Jahr<br />
einen Kurs für pflegende Angehörige in<br />
der VdK-Pflegeakademie in Neuburg an<br />
der Donau besucht hat, weiß sie, dass<br />
sie ihre Kräfte einteilen muss und Auszeiten<br />
für sich selbst braucht, um <strong>die</strong>se<br />
schwere Aufgabe noch länger bewältigen<br />
zu können.<br />
Ergotherapeutin Dorothee Lemke führt <strong>die</strong><br />
Hand von Rudolf Liegel mit der Kugel zur<br />
Tischkegelbahn. Der Demenzpatient könnte<br />
<strong>die</strong>se Aufgabe ohne Hilfe nicht ausführen.<br />
Es sind <strong>die</strong> Erinnerungen an eine Zeit, <strong>als</strong><br />
sie mit ihrem Mann rundum glücklich<br />
war, <strong>die</strong> Anna Liegel jeden Tag helfen,<br />
den Alltag zu bewältigen. Den Alltag mit<br />
einer Krankheit, <strong>die</strong> ihren heute 74 Jahre<br />
alten Rudolf völlig hilflos gemacht hat.<br />
Aus dem idealen Partner, mit dem sie in<br />
viele Länder gereist ist und Sport gemacht<br />
hatte, wurde nach und nach ein Schwerstpflegefall<br />
mit heute Pflegestufe 3. Doch<br />
Anna Liegel schaffte das, was viele für<br />
Fortsetzung von Seite 5<br />
Außerdem haben Krankenversicherungen<br />
in Zukunft nur begrenzt Zeit, einen<br />
Antrag auf Hilfsmittel oder Kuren zu beurteilen.<br />
Generell muss nach § 13 Abs. 3a<br />
SGB V über einen Antrag innerhalb von<br />
drei Wochen entschieden werden. Wird für<br />
<strong>die</strong> Entscheidung allerdings ein Gutachten<br />
unmöglich hielten: <strong>Sie</strong> pflegt ihren Mann<br />
zu Hause in seiner gewohnten Umgebung.<br />
2012 meldete sich das VdKMitglied<br />
zusammen mit ihrem Mann an der Akademie<br />
für pflegende Angehörige des VdK<br />
Bayern im Geriatriezentrum Neuburg zu<br />
einem Pflegekurs an. Der Besuch dort hat<br />
ihr gutgetan. Während ihr Mann im Geriatriezentrum<br />
liebevoll versorgt wurde,<br />
konnte Anna Liegel <strong>die</strong> Kurse besuchen,<br />
individuelle Fragen zu Tagespflege und<br />
anderen Leistungen stellen, Hebe und<br />
Lagerungstechniken einüben und vor<br />
allem sich selbst einmal etwas gönnen:<br />
„Wir waren eine ganz nette Clique“, erzählt<br />
sie. Eine Auszeit, <strong>die</strong> sie schon lange nicht<br />
mehr hatte. Dieses Jahr will sie wiederkommen.<br />
Bei Rudolf Liegel ist <strong>die</strong> Krankheit<br />
bereits weit fortgeschritten, doch noch<br />
kennt er seine Frau. Und sie versucht, aus<br />
jedem Tag das Beste zu machen. <strong>Sie</strong> hat<br />
das Auto behindertengerecht umrüsten<br />
lassen und nimmt den 74Jährigen sogar<br />
noch zu Kartenrunden mit Freunden mit.<br />
„Er fühlt sich wohl und schaut beim Kartenspielen<br />
zu, auch wenn er nicht mitspielen<br />
kann“, sagt sie schmunzelnd.<br />
„Es ist bemerkenswert, mit wie viel<br />
Elan und Freude Frau Liegel bereit ist,<br />
ihren Mann überallhin mitzunehmen.<br />
Das ist mit sehr viel Aufwand verbunden:<br />
den Rollstuhl ins Auto einladen, andere<br />
Leute aufklären, an welcher Krankheit ihr<br />
Ehemann leidet und wie man am besten<br />
damit umgeht“, sagt Yvonne Knobloch,<br />
Leiterin der VdKPflegeakademie in Neuburg.<br />
„Das ist aber der einzige Weg, um<br />
weiterhin am Leben in der Gesellschaft<br />
teilnehmen zu können.“<br />
Bis 2007 konnte sich Rudolf Liegel<br />
noch selbst anziehen, waschen und auch<br />
zur Toilette gehen. Heute kommt jeden<br />
Morgen der Pflege<strong>die</strong>nst und unterstützt<br />
Anna Liegel. Dreimal in der Woche ist<br />
Rudolf Liegel inzwischen auch in einer<br />
Tagespflege, damit seine Frau einkaufen<br />
und andere Erledigungen machen kann:<br />
ein guter Tipp der VdKPflegeakademie,<br />
der Anna Liegel etwas Freiraum verschafft.<br />
Petra J. Huschke, Birgit Merk<br />
benötigt, beträgt der Zeitraum fünf Wochen,<br />
bei einer zahnärztlichen Behandlung generell<br />
sechs Wochen. Wenn <strong>die</strong>se Fristen ohne<br />
schriftliche Angabe des Grundes für <strong>die</strong> Verzögerung<br />
nicht eingehalten werden, gelten<br />
<strong>die</strong> Anträge <strong>als</strong> genehmigt. Der Patient kann<br />
sich <strong>die</strong> Leistung dann selbst beschaffen und<br />
von der Kasse einfordern. cw
„Vergiss nicht, dass ich viel vergesse!“<br />
Was sich demenzkranke Menschen wünschen<br />
Im Laufe ihrer Krankheit sind Demenzerkrankte<br />
immer weniger in der Lage,<br />
sich in der Gegenwart zu orientieren.<br />
<strong>Sie</strong> ziehen sich mehr und mehr in<br />
ihre „eigenen Lebenswelten“ zurück. Ihre<br />
Fähigkeit, Situationen zu deuten und einzuordnen,<br />
schränkt sich zunehmend ein.<br />
Das führt häufig dazu, dass Erklärungen<br />
und Überzeugungen, <strong>die</strong> Demenzkranke<br />
äußern, nicht mehr mit der Realität übereinstimmen.<br />
<strong>Sie</strong> tun und sagen deshalb<br />
Dinge, <strong>die</strong> aus unserer Sicht oftm<strong>als</strong> höchst<br />
eigenwillig sind und uns manchmal geradezu<br />
absurd anmuten. So gibt es beispielsweise<br />
Situationen, in denen demente Personen<br />
auf uns zukommen und sagen: „Gib<br />
mir mal das Ding!“ – und wir haben nicht<br />
<strong>die</strong> leiseste Ahnung, wovon sie sprechen.<br />
Hinter jedem uns befremdlich erscheinenden<br />
Verhalten eines Demenzkranken<br />
stecken Bedürfnisse und Gefühle. Diese<br />
… soll mein Leben einfach, übersichtlich<br />
und voraussehbar sein. Und so sein, dass<br />
ich das Gleiche mache – jeden Tag zur<br />
gleichen Zeit, auch wenn es dauert, bis<br />
ich es begreife. Habe Geduld mit mir!<br />
… musst du ruhig zu mir sprechen, damit<br />
ich keine Angst bekomme und nicht das<br />
Gefühl erhalte, dass du böse mit mir bist.<br />
Du sollst mir immer erzählen, was du<br />
tust. Du solltest mich wählen lassen und<br />
respektieren, was ich wähle – auch wenn<br />
es für dich nicht einsichtig ist.<br />
… denke daran, dass es für mich gut wäre,<br />
schöne Erlebnisse zu haben – auch dass<br />
du sie mir erzählst, bevor ich sie erlebe –<br />
auch wenn ich es wieder vergesse.<br />
… brauche ich und bekomme ich viel<br />
mehr Schlaf, <strong>als</strong> ich eigentlich will. Und<br />
wenn ich schlafe, habe ich immer Angst,<br />
dass ich nicht mehr wach werde. Gib mir<br />
Mut zu schlafen!<br />
… kann ich vielleicht nicht mehr mit Messer<br />
und Gabel essen, aber bestimmt sehr<br />
gut mit den Fingern. Lass mich das tun!<br />
… kann ich mich nicht mehr erinnern,<br />
was ich gern möchte. Dann musst du<br />
lernen, mir das zu zeigen.<br />
führen dazu, dass der Kranke <strong>die</strong> Situation<br />
anders sieht <strong>als</strong> wir Gesunden. Die große<br />
Herausforderung besteht darin, sich in <strong>die</strong><br />
veränderte Wirklichkeit des Demenzkranken<br />
hineinzuversetzen, ihn in seiner Verwirrtheit<br />
zu begleiten. Informationen über<br />
Demenz können helfen, <strong>die</strong> Krankheit <strong>als</strong><br />
Krankheit zu akzeptieren und nicht an der<br />
Beziehung zu zweifeln.<br />
Der folgende Text ist eine Art „Vorsorgevollmacht“<br />
eines Menschen für den<br />
Fall, dass er an einer Demenz erkranken<br />
sollte. Der in der IchForm gehaltene Text<br />
gibt Hinweise, welchen Umgang er sich<br />
wünscht. In <strong>die</strong>ser „Vollmacht“ werden zwischen<br />
den Zeilen Dinge vom Bevollmächtigten<br />
verlangt, <strong>die</strong> er nicht wissen kann –<br />
dennoch solle er sich bemühen, sie zu tun.<br />
Es bleibt uns <strong>als</strong> Menschen, <strong>die</strong> mit<br />
Demenzkranken zu tun haben, nichts anderes<br />
übrig, <strong>als</strong> den Versuch und gleichzeitig<br />
„Vorsorgevollmacht“ – wenn ich dement werden sollte …<br />
… und ich bin eigensinnig und boshaft<br />
und habe schlechte Laune, dann bin ich<br />
das, weil ich mich so machtlos und hilflos<br />
fühle. Das hasse ich.<br />
… und Panik bekomme, dann nur, weil<br />
ich an zwei Dinge gleichzeitig denken<br />
soll. Halte meine Hand fest und hilf mir,<br />
mich auf eine Sache zu konzentrieren.<br />
… bin ich leicht zu beruhigen – nicht mit<br />
Worten, sondern indem du ganz ruhig<br />
neben mir sitzt und meine Hand festhältst.<br />
… verstehe ich nicht das Abstrakte,<br />
schwach Formulierte. Ich will sehen,<br />
spüren und begreifen, wovon du sprichst.<br />
… habe ich das Gefühl, dass andere mich<br />
schwer verstehen. Genauso schwer ist es<br />
für mich, andere zu verstehen. Mache<br />
deine Stimme ganz leise und sieh mir ins<br />
Gesicht – dann verstehe ich dich am besten.<br />
Mache nur wenige Worte und einfache<br />
Sätze und versuche herauszu<strong>finden</strong>,<br />
ob ich alles verstanden habe. Schau mich<br />
an, berühre mich und lache, bevor du<br />
mit mir sprichst.<br />
… habe ich häufig keine Lust, spazieren<br />
zu gehen. Aber ich weiß hinterher, dass<br />
es mir besser geht.<br />
Pflegewelt<br />
<strong>die</strong> Chance anzugehen, <strong>die</strong> Brücke zum<br />
Erkrankten auf der emotionalen Ebene zu<br />
begehen. Bianca Artz<br />
Die Autorin Bianca Artz leitet <strong>die</strong> gerontopsychiatrische<br />
Beratungsstelle an der<br />
Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
in Heppenheim/Bergstraße. Die<br />
ausgebildete Casemanagerin (DGCC)<br />
berät und informiert dort demenziell<br />
Erkrankte und ihre Angehörigen unabhängig<br />
und trägerneutral. Bei Bedarf<br />
und Wunsch bietet sie demenziell<br />
Erkrankten eine kontinuierliche Begleitung<br />
an.<br />
Autorenkontakt: Bianca Artz<br />
Vitos Heppenheim gemeinnützige GmbH<br />
Ludwigstraße 54, 64646 Heppenheim<br />
Telefon 0 62 52 / 16 -1 (Zentrale)<br />
www.vitos-heppenheim.de<br />
… möchte ich gute Musik hören – von<br />
dam<strong>als</strong>, aber ich habe vergessen, welche.<br />
Lass sie uns zusammen hören. Ich vermisse<br />
das. Ich mag auch gerne singen,<br />
aber nicht allein.<br />
… dann ist da manchmal gar nichts, wenn<br />
ich etwas begreifen soll, aber vielleicht<br />
begreife ich besser, <strong>als</strong> du denkst. Ich<br />
vermisse schöne Dinge: Bilder, Sonnenuntergang<br />
und gutes Essen und spüre das<br />
tiefer <strong>als</strong> du.<br />
… und sage: „Ich will nach Hause“, dann<br />
antworte mir ernsthaft, damit ich merke,<br />
dass du weißt, dass ich mich im Moment<br />
sehr unsicher fühle.<br />
… und schimpfe, dann gehe einen Schritt<br />
zurück von mir, denn so spüre ich, dass<br />
ich immer noch Eindruck machen kann.<br />
Vergiss nicht, dass ich viel vergesse!<br />
Ich bin oft verzweifelt. Verzweifle nicht<br />
auch du!<br />
Die Verfasserin des Urtextes ist I. Riedl.<br />
Der vorliegende Text wurde von Bianca<br />
Artz überarbeitet.<br />
Pflegefreund 1/13 l 9
Pflegewelt<br />
INFOS ZUR FINANZIERUNG D<br />
Pflegeversicherung (SGB XI)<br />
Präambel: „Häusliche Pflege hat Vorzug<br />
gegenüber der Pflege im Heim.“<br />
Die Leistungen der Pflegeversicherung<br />
werden in drei Stufen eingeteilt. Die Stufe<br />
bestimmt der Medizinische Dienst der<br />
Krankenkassen (MDK) durch Begutachtung.<br />
Details <strong>finden</strong> <strong>Sie</strong> in der Tabelle unten.<br />
Die ambulanten Sachleistungsbeträge<br />
zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse an professionelle<br />
Pflegeleistungen ambulanter Dienste.<br />
Das Pflegegeld erhalten pflegende Angehörige<br />
für ihre Pflegeleistungen. Die Höhe<br />
der Beträge für ambulante Leistungen entnehmen<br />
<strong>Sie</strong> bitte der Tabelle auf <strong>die</strong>ser Seite.<br />
Unterstützung für Maßnahmen zur<br />
Verbesserung des Wohnumfeldes<br />
Bis zu 2557 € je Maßnahme (z. B. Badumbau)<br />
Hilfsmittel/Pflegehilfsmittel<br />
Besteht eine Krankheit bzw. liegt eine Behinderung<br />
vor, ist <strong>die</strong> Krankenkasse gesetzlich<br />
verpflichtet, Hilfsmittel zu bezahlen<br />
(gemäß § 33 SGB V).<br />
Pflegehilfsmittel werden nur dann<br />
bezahlt, wenn Pflegebedürftigkeit besteht<br />
0<br />
10 l Pflegefreund 1/13<br />
und eine Leistungspflicht der Krankenkassen<br />
nicht vorliegt. Der Antrag für <strong>die</strong> Kostenübernahme<br />
eines Pflegehilfsmittels kann<br />
ohne ärztliche Verordnung bei der Pflegekasse<br />
gestellt werden. Die Versorgung der<br />
Versicherten mit Hilfsmitteln durch <strong>die</strong><br />
Krankenkassen bei einer zu behandelnden<br />
Krankheit wird durch <strong>die</strong> Versorgung mit<br />
Pflegehilfsmitteln bei bestehender Pflegebedürftigkeit<br />
nicht berührt. Ein Versicherter<br />
kann bei Bedarf <strong>als</strong>o beides bekommen.<br />
Zum Verbrauch bestimmte Hilfsmittel<br />
(zum Beispiel Betteinlagen, Verbände,<br />
In kontinenzmittel): monatlich bis zu 31 €<br />
Technische Pflegehilfsmittel<br />
Technische Pflegehilfsmittel (wie Rollstühle,<br />
Pflegebetten, Gehhilfen) werden<br />
ohne finanzielle Obergrenze vergütet. <strong>Sie</strong><br />
sollen jedoch primär leihweise an Pflegebedürftige<br />
abgegeben werden. Pflegebedürftige,<br />
<strong>die</strong> das 18. Lebensjahr vollendet haben,<br />
haben zu den Kosten der technischen<br />
Hilfsmittel eine Zuzahlung von 10 Prozent,<br />
höchstens jedoch 25 € je Pflege hilfsmittel,<br />
selbst zu entrichten. Darüber hinaus können<br />
Pflegebedürftige ganz oder teilweise<br />
von der Zuzahlung befreit werden. Anträge<br />
erhalten <strong>Sie</strong> bei den Pflegekassen.<br />
Die stationären Sachleistungsbeträge<br />
werden von der Pflegeversicherung an das<br />
Pflegeheim in folgender Höhe gezahlt:<br />
Stufe III 1023 € Stufe II 1279 €<br />
Stufe III 1550 € Härtefall 1918 €<br />
Stationäre Kurzzeitpflege<br />
Je Kalenderjahr für längstens vier Wochen:<br />
bis maximal 1550 €<br />
Hilfe zur Pflege nach SGB XII<br />
Leistungen unter der Rubrik „Hilfe zur Pflege“<br />
werden in SGB XII, Kapitel 7, § 61 ff. geregelt:<br />
§ 61 Leistungsberechtigte und Leistungen<br />
Personen, <strong>die</strong> wegen einer körperlichen,<br />
geistigen oder seelischen Krankheit oder<br />
Behinderung für <strong>die</strong> gewöhnlichen und<br />
regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen<br />
im Ablauf des täglichen Lebens<br />
auf Dauer, voraussichtlich für mindestens<br />
sechs Monate, in erheblichem oder höherem<br />
Maße der Hilfe bedürfen, ist Hilfe zur<br />
Pflege zu leisten. Hilfe zur Pflege ist auch<br />
kranken und behinderten Menschen zu<br />
leisten, <strong>die</strong> voraussichtlich für weniger <strong>als</strong><br />
sechs Monate der Pflege bedürfen oder<br />
einen geringeren Bedarf <strong>als</strong> nach Satz 1<br />
haben oder <strong>die</strong> der Hilfe für andere Verrichtungen<br />
<strong>als</strong> nach Absatz 5 bedürfen.<br />
Stufen der Pflegebedürftigkeit Monatl. Leistungen für häusliche Pflege<br />
Pflegestufe Pflegeaufwand / Voraussetzung<br />
Erheblich eingeschränkteAlltagskompetenz<br />
1 Erhebliche<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
2 Schwere<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
3 Schwerste<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
3<br />
Leistungen in allen<br />
Pflegesttufen<br />
Härtefall (nur<br />
Sach leistungen)<br />
Verhinderungspflege<br />
Zusätzliche<br />
Betreuungsleistungen<br />
1<br />
erheblicher Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung / dauerhafte<br />
und regelmäßige Schädigungen oder Fähigkeitsstörungen der Alltagskompetenz<br />
in wenigstens zwei Bereichen aus einem Katalog von 13 Punkten<br />
mindestens 2 Verrichtungen mindestens 1 x tägl. / mindestens 90 Min.<br />
Aufwand täglich (inkl. Haushalt), davon mehr <strong>als</strong> 45 Min. Grundpflege<br />
mindestens 3 Verrichtungen zu versch. Tageszeiten / mindestens 180 Min.<br />
Aufwand tägl. (inkl. Haushalt), davon mindestens 120 Min. Grundpflege<br />
täglich rund um <strong>die</strong> Uhr, auch nachts (Körper pflege, Ernährung und Mobilität) /<br />
mindestens 300 Min. Aufwand täglich (inkl. Haushalt), davon mehr <strong>als</strong> 240 Min.<br />
Grundpflege<br />
a) mind. 6 Std. tägl. Grundpflege, davon mind. 3 Verrichtungen in der Nacht oder<br />
b) Grundpflege kann auch nachts nur von mehreren Pflegekräften zeitgleich<br />
(gemeinsam) durchgeführt werden<br />
Sachleistungen Pflegegeld<br />
normal erhöht 1 normal erhöht 1<br />
225 € 120 €<br />
450 € 665 € 235 € 305 €<br />
1100 € 1250 € 440 € 525 €<br />
1550 € 700 €<br />
1918 €<br />
Bei Ausfall der Pflegeperson zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse für Lebenspartner und Angehörige bis 2. Grades Leistungen bis zur Höhe des<br />
jeweiligen Pflegegeldes. Nachgewiesene Kosten (Ver<strong>die</strong>nstausfall, Fahrtkosten) werden bis zu einer Höhe von 1550 € übernommen.<br />
Für sonstige selbstbeschaffte Pflegepersonen (z. B. Pflege<strong>die</strong>nst) zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse bis zu 1550 €. Das Pflegegeld wird<br />
währenddessen hälftig weitergezahlt. / Voraussetzung ist, dass Angehörige den Betroffenen wenigstens 6 Monate gepflegt haben.<br />
Sachleistung für Pflegebedürftige mit demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen.<br />
Der nomale Satz beträgt monatlich 100 €, der erhöhte Satz 200 €. / Voraussetzung für <strong>die</strong> Leistungen ist eine entsprechende<br />
Feststellung der erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz durch <strong>die</strong> Pflegekasse.<br />
1 Pflegebedürftige mit erheblichem allgemeinen Betreuungsbedarf
ER PFLEGE<br />
Die Hilfe zur Pflege umfasst häusliche<br />
Pflege und erforderliche Hilfsmittel. Die<br />
Hilfe zur Pflege kann auf Antrag auch <strong>als</strong><br />
Teil eines trägerübergreifenden persönlichen<br />
Budgets erbracht werden.<br />
§ 70 Hilfe zur Weiterführung des Haushaltes<br />
Personen mit eigenem Haushalt sollen<br />
Leistungen zur Weiterführung des Haushaltes<br />
erhalten, wenn keiner der Angehörigen<br />
den Haushalt führen kann und <strong>die</strong><br />
Weiterführung des Haushaltes geboten ist.<br />
Die Leistungen sollen in der Regel nur vorübergehend<br />
erbracht werden.<br />
Übrigens …<br />
Sozialämter dürfen pflegebedürftige Sozialhilfeempfänger<br />
nicht grundsätzlich in ein<br />
Pflegeheim einweisen lassen. Entscheidend<br />
sind <strong>die</strong> persönlichen Umstände. Es lohnt<br />
sich, für sein Recht auf selbstbestimmtes<br />
Leben zu kämpfen.<br />
Weitere finanzielle Entlastung<br />
Einkommensteuer<br />
§ 33 Außergewöhnliche Belastungen<br />
Erwachsen einem Steuerpflichtigen zwangsläufig<br />
größere Aufwendungen <strong>als</strong> der überwiegenden<br />
Mehrzahl der Steuerpflichtigen<br />
gleicher Einkommensverhältnisse, gleicher<br />
Vermögensverhältnisse und gleichen Familienstands,<br />
wird auf Antrag <strong>die</strong> Einkommensteuer<br />
dadurch ermäßigt, dass der Teil der<br />
Aufwendungen, der <strong>die</strong> dem Steuerpflichtigen<br />
zumutbare Belastung übersteigt, vom Gesamtbetrag<br />
der Einkünfte abgezogen wird.<br />
Mehr Auskünfte zu Leistungen erteilen Krankenversicherungen,<br />
Senio renberatungsstellen, Pflegestützpunkte,<br />
Sozial beratung der Kliniken und Krankenhäuser.<br />
Infotelefon der<br />
Pflegeversicherung<br />
0 18 05 / 99 66-03<br />
(14 Ct/Min. aus dem deutschen Festnetz,<br />
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zu Hause leben<br />
Achtung: Vom Pflegefall zum Sozialfall<br />
Pflegebedürftigkeit ist ein oft unterschätztes finanzielles Risiko,<br />
denn <strong>die</strong> gesetzliche Pflegeversicherung bietet leider nur eine Grund ver -<br />
sorgung. Eine individuelle Vorsorge ist deshalb heute wichtiger denn je.<br />
Wir können Ihnen einen individuellen umfangreichen Schutz für den Fall<br />
der Pflegebedürftigkeit anbieten.<br />
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Pflegefreund 1/13 l 11
Leitthema<br />
Leitthema<br />
Netzwerke<br />
Im Leben und im Internet – gemeinsam geht es besser<br />
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Sein Potenzial entfaltet sich erst im Zusammenspiel mit anderen. So<br />
sehr sind wir auf <strong>die</strong> Gemeinschaft anderer angewiesen, dass sogar unsere Gesundheit massiv davon<br />
beeinflusst wird. Die Theorie der Salutogenese spricht von wichtigen Ressourcen, <strong>die</strong> Gesundheit und<br />
Widerstandskraft gegen negative Einflüsse bestimmen. Dazu zählen auch Anzahl und Qualität der sozialen<br />
Beziehungen. Einsamkeit erhöht das Risiko schwerer Erkrankungen. Auch der Umkehrschluss ist richtig: wer<br />
Gemeinschaft pflegt, fühlt sich nicht nur gesünder, er oder sie lebt auch länger. Gerade für ältere Menschen<br />
ist daher ein funktionierendes Netzwerk wichtiger Teil der persönlichen Gesundheits- und Altersvorsorge.<br />
Täglich ist <strong>die</strong>ser<br />
93- jährige ältere Herr<br />
am Computer aktiv<br />
12 l Pflegefreund 1/13<br />
Die Familie ist nicht nur Deutschlands größter<br />
Pflege<strong>die</strong>nst, sondern auch Deutschlands<br />
größte Selbsthilfeorganisation. Aus<br />
gutem Grund unterstützt der Staat nur<br />
dort, wo <strong>die</strong> natürlichen Strukturen der Familie nicht<br />
ausreichen. Sei es <strong>die</strong> Pflege oder <strong>die</strong> Betreuung –<br />
zunächst sind <strong>die</strong> Angehörigen erste Ansprechpartner<br />
wenn es darum geht, einen pflegebedürftigen Menschen<br />
zu versorgen. Doch auch lange davor entfaltet<br />
eine funktionierende Familie ihre Wirkung, indem sie<br />
ihre natürlichen Funktionen ausübt.<br />
Die Großfamilie, in der mehrere Generationen<br />
unter einem Dach leben, ist in unserer postmodernen<br />
Gesellschaft eine seltene Ausnahme. Ihre Schattenseiten<br />
– Enge, Unfreiheit und gegenseitige soziale Kontrolle<br />
– wird sicher niemand vermissen. Wie tragfähig<br />
Quelle: (N)ONLINER Atlas 2012<br />
moderne PatchworkFamilien sind, wird sich noch<br />
beweisen müssen. Ihre Kritiker sprechen schon von<br />
„Patch don´t work“Familien. Tatsache ist jedoch, dass<br />
sich immer mehr Menschen familienähnliche Strukturen<br />
selbst zusammenbauen. Freunde, Nachbarn, ehemalige<br />
Kollegen, Menschen mit gemeinsamen Hobbys<br />
oder aber auch gezielt gesuchte Bekanntschaften ersetzen<br />
heute in vielen Fällen <strong>die</strong> nicht vorhandene oder<br />
brüchige Famile.<br />
Grenzen der Familienleistungen<br />
Internetnutzer in Deutschland nach Altersgruppen<br />
Die heute übliche Kernfamilie ist sozial deutlich<br />
weniger leistungsfähig. Die anfallenden Lasten und<br />
Aufgaben sind auf wenige Schultern verteilt. In vielen<br />
Fällen ist eine „normale“ Familie nicht in der<br />
Alter 14 – 19 Jahre 20 – 29 Jahre 30 – 39 Jahre 40 – 49 Jahre 50 – 59 Jahre 60 – 69 Jahre 70+ Jahre<br />
2011 97,60 % 97,10 % 94,20 % 86,30 % 75,80 % 57,30 % 24,60 %<br />
2012 97,70 % 96,90 % 94,10 % 87,90 % 76,60 % 60,40 % 28,20 %<br />
Zuwachs 0,10 % -0,20 % -0,10 % 1,60 % 0,80 % 3,10 % 3,60 %<br />
Foto: © djama – Fotolia
und des Beistandes für ihre älteren und schwächeren<br />
Mitglieder zu leisten. Oft leben Eltern und Kinder<br />
aus beruflichen Gründen räumlich weit voneinander<br />
getrennt. Und <strong>die</strong> Fixierung eines älteren Menschen<br />
auf seine Familie kann auch zu Belastungen führen,<br />
weiß Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisationen (BAGSO): „Die Familie<br />
kann ein Gefühl emotionaler Sicherheit geben, doch<br />
sie ist kein Garant dafür. Familienstrukturen können<br />
auch durchaus verhärtet sein und solche Strukturen<br />
können ein selbstbestimmtes Altern im Sinne von<br />
Selbstverwirklichung erschweren. Es kann zwischen<br />
den Generationen zu Konflikten darüber kommen,<br />
wie das Altern auszusehen hat. Konkret könnten <strong>die</strong><br />
Eltern den Wunsch haben, endlich zu reisen, ihre Kinder<br />
aber erwarten, dass sich <strong>die</strong> Großeltern um <strong>die</strong><br />
Enkelkinder kümmern.“<br />
Wandel der Netzwerke<br />
Netzwerke verändern sich mit den Lebenssituationen<br />
ihrer Mitglieder. Während der Zeit der Kindererziehung<br />
stehen andere Dinge im Mittelpunkt des Interesse.<br />
Die Zusammensetzung des Netzwerks besteht<br />
aus Menschen mit Kindern im Erziehungsalter. Während<br />
der Berufstätigkeit sind Kolleginnen und Kollegen,<br />
Geschäftspartner und Kontakte wichtig. Man<br />
sollte jedoch seine Netzwerke nicht nur dem Zufall<br />
oder den natürlichen Gegebenheiten überlassen.<br />
Wenn ältere Menschen nach dem Berufsleben versäumen,<br />
sich ein neues soziales Netzwerk zu bauen, werden<br />
sie vom Wechsel der Lebenssituation und dessen<br />
Auswirkungen überrascht. „<strong>Sie</strong> neigen dann dazu, sich<br />
zu sehr an <strong>die</strong> Familie zu klammern, und fordern, dass<br />
sich ihre Kinder nun mehr um sie kümmern müssen.<br />
Diese sind aber in der Regel berufstätig und nicht in<br />
der Lage, <strong>die</strong> Mutter mehrm<strong>als</strong> in der Woche zu besuchen“,<br />
sagt Ursula Lenz.<br />
Soziales Engagement<br />
Der beste Weg, sein soziales Netzwerk aktiv zu gestalten,<br />
ist ein freiwilliges Engagement in einer Gruppe.<br />
Bild: dronFotolia Lage, <strong>die</strong> anfallenden Aufgaben der Unterstützung<br />
Während im ländlichen Raum Vereine und traditionelle<br />
Vereinigungen fest im sozialen Leben verankert<br />
sind, leben Stadtbewohner meist isolierter. Doch auch<br />
in Städten gibt es viele Anlaufstellen. Es sind Bildungs<br />
und Begegnungsstätten, kirchliche und städtische Einrichtungen<br />
für Senioren und eine Vielzahl von privaten<br />
Initiativen und Vereinigungen.<br />
Ursula Lenz: „Wenn es älteren Menschen gelingt, ein<br />
neues Netzwerk aufzubauen, wird dadurch auch <strong>die</strong><br />
Beziehung zu den Kindern entlastet und spürbar verbessert.<br />
Das jedenfalls zeigen meine Erfahrungen aus<br />
der sozialen Arbeit, <strong>die</strong> ich viele Jahre in Köln machte.<br />
Die Bildungs und Begegnungsstätte, <strong>die</strong> ich leitete, bot<br />
ein großes Spektrum von Veranstaltungen an – von<br />
Sport über Sprachen bis zu Kreativangeboten. Viele der<br />
Frauen, <strong>die</strong> begannen, sich für <strong>die</strong> Angebote zu interessieren<br />
oder sich gar ehrenamtlich zu engagieren, sind<br />
regelrecht aufgeblüht. <strong>Sie</strong> haben sich einen neuen Aktionsraum<br />
geschaffen und wieder ein Stück mehr Sinn<br />
im Leben gefunden. Und dabei wurden auch <strong>die</strong> Beziehungen<br />
zur eigenen Familie wieder entspannter, weil<br />
der Druck auf <strong>die</strong> Kinder nachließ, sich um <strong>die</strong> Eltern<br />
kümmern zu müssen. Der geweitete Lebenskreis bringt<br />
außerdem eine Vielzahl von Themen mit sich, <strong>die</strong> eine<br />
Verbindung zwischen den Generationen schafft.“<br />
Tauschbörsen<br />
Ein besonders interessantes Angebot bieten sogenannte<br />
TalentTauschbörsen. Dort werden Dienstleistungen<br />
getauscht. Jedes Mitglied gibt, was es am<br />
besten kann: Handwerkliche Tätigkeiten oder Computerkenntnisse.<br />
Manche bieten an zu kochen, andere<br />
helfen beim Verfassen von Anschreiben. Die Möglichkeiten<br />
sind nahezu unbegrenzt. Als „Währung“ fungieren<br />
<strong>die</strong> „Talente“. Die Organisation wirkt <strong>als</strong> Bank.<br />
<strong>Sie</strong> führt <strong>die</strong> Talentkonten der Mitglieder. Für jede<br />
Stunde Dienstleistung – gleich welcher Art – wird<br />
eine festgelegte Menge Talente erworben und auf<br />
dem Konto des Dienstleistenden gutgeschrieben. Für<br />
<strong>die</strong>se Talente kann er dann den Dienst eines anderen<br />
Mitglieds in Anspruch nehmen. Es gibt keine Zinsen,<br />
keinen Kredit und <strong>die</strong> Talente können auch nicht in<br />
Geld umgetauscht werden.<br />
Leitthema<br />
Wichtige<br />
Netzwerke<br />
im Internet<br />
Twitter<br />
(deutsch: Zwitschern)<br />
Mit <strong>die</strong>sem Dienst kann<br />
man Kurzbotschaften<br />
von maximal 140<br />
Zeichen auf seinem<br />
Twitterkonto veröffentlichen.<br />
Meist werden<br />
weiterführende Links<br />
angehängt. Man folgt<br />
interessanten Leuten<br />
der Twitter-Gemeide.<br />
www.twitter.com<br />
Facebook<br />
Größte Internet-<br />
Gemeinde mit etwa 800<br />
Millionen Mitgliedern.<br />
Man veröffentlicht auf<br />
Facebook Texte und<br />
Bilder, tauscht sich mit<br />
sogenannten Freunden<br />
aus und verabredet sich.<br />
Mit dem Anmelden gibt<br />
man Facebook weitgehende<br />
Rechte über <strong>die</strong><br />
persönlichen Daten.<br />
www.facebook.de<br />
Kontakt mit Kindern<br />
und Enkelkindern<br />
zu halten ist für<br />
viele Senioren der<br />
Hauptgrund das<br />
Internet zu nutzen<br />
Pflegefreund 1/13 l 13
Leitthema<br />
Zeitbank 55+<br />
Nicht jeder geht wohlhabend in den Ruhestand.<br />
Was Menschen jenseits des Berufslebens<br />
jedoch meist im Überfluss haben, ist<br />
Zeit. Doch Zeit ist ein höchst flüchtiges Gut.<br />
Die Initiatoren der Zeitbank 55+ haben<br />
einen Weg gefunden, wie sich Zeit ansparen<br />
lässt. Der gemeinnützige Verein fördert<br />
<strong>die</strong> Nachbarschaftshilfe. Man leistet Hilfe<br />
und bekommt dafür Stunden gutgeschrieben.<br />
Bei Bedarf kann man auf <strong>die</strong>ses Konto<br />
zurückgreifen und <strong>die</strong> Stunden in praktische<br />
Hilfsleistungen umwandeln lassen.<br />
Neue Mitglieder bringen beim Eintritt<br />
in den Verein ihre Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
mit. Bei regelmäßigen Stammtischen<br />
werden Angebote und Bedürfnisse<br />
ausgetauscht und zusammengeführt.<br />
Angebot und Nachfrage regeln <strong>die</strong> Hilfeleistungen.<br />
Der Verein verwaltet <strong>die</strong><br />
getauschten Stunden über sogenannte<br />
Zeitschecks. Diese können auch für andere<br />
verwendet werden, etwa <strong>als</strong> Geschenk an<br />
pflegende Angehörige. Die Zeitbank 55+<br />
wurde in Österreich gegründet. Dort<br />
gibt es schon mehr <strong>als</strong> 30 Vereine Zeitbank55+,<br />
in Deutschland wurde 2009 <strong>die</strong><br />
erste Zeitbank 55+ gegründet.<br />
Das Netzwerk im Internet<br />
Die älteren Leserinnen und Leser werden<br />
sich erinnern: Es gab früher ein Leben<br />
ohne Internet. Auch heute lehnen eine<br />
ganze Reihe von älteren Menschen das<br />
Internet für sich kategorisch ab. Doch heute<br />
scheint es, ohne Internet ist das Leben für<br />
viele unmöglich. Und viele Seniorinnen<br />
und Senioren haben das Internet längst für<br />
Wegweiser durch <strong>die</strong> digitale Welt – für<br />
ältere Bürgerinnen und Bürger (kostenlos)<br />
Kann unter www.bagso.de <strong>als</strong> <strong>PDF</strong>-Datei<br />
heruntergeladen werden.<br />
Bestellmöglichkeiten:<br />
Publikationsversand der Bundesregierung<br />
18132 Rostock, Postfach 48 10 09<br />
E-Mail: publikationen@bundesregierung.de<br />
oder telefonisch unter der Rufnummer 0 18<br />
05-77 80 90 (0,14 €/Min, abweichende Preise<br />
aus den Mobilfunknetzen möglich).<br />
14 l Pflegefreund 1/13<br />
sich entdeckt. <strong>Sie</strong> sind <strong>die</strong> am schnellsten<br />
wachsende Gruppe von Internetnutzern.<br />
<strong>Sie</strong> informieren sich, sie versenden und<br />
empfangen EMails. Dabei steht meist<br />
<strong>die</strong> Familie im Mittelpunkt. Denn rein<br />
virtuell bleiben <strong>die</strong> InternetKontakte<br />
der Senioren selten. Lisa Frohn, Autorin<br />
und private Altersforscherin, nennt dafür<br />
ihre persönlichen Gründe: „Der virtuelle<br />
Kontakt reicht mir zum Informationsaustausch<br />
auf allen Ebenen und in allen<br />
Bereichen bis zu einem ,gewissen Punkt‘.<br />
Ab einer bestimmten emotionalen Intensität<br />
– ob im Harmonischen oder im Konfliktiven<br />
– brauche ich persönlichen Kontakt.<br />
Wenn persönlicher Kontakt nicht möglich<br />
ist, nimmt auch der virtuelle Kontakt an<br />
Intensität ab. “ (www.altwildundweise.com)<br />
Auf der Homepage des Vereins „SeniorenLernenOnline“<br />
treffen sich Teilnehmer<br />
in InternetStammtischen. Es geht<br />
um Themen wie „Mit mobilen Geräten<br />
ins Internet“ oder allgemeine Hilfestellung<br />
zum Umgang mit Computern. Man macht<br />
gemeinsam virtuelle Museumsbesuche<br />
oder ein „Stammtisch“ plant regelmäßige<br />
Zusammenkünfte, um gemeinsam Radiosendungen<br />
zu erstellen, <strong>die</strong> man sich im<br />
Internet <strong>als</strong> sogenannte Podcasts anhören<br />
kann. Der Verein „Virtuelles und reales<br />
Lern und KompetenzNetzwerk älterer<br />
Erwachsener“ (ViLE) wurde 2002 gegründet.<br />
Er bietet ELearningKurse an, seine<br />
Mitglieder beschäftigen sich mit Reisen<br />
und Literatur. Und es werden <strong>aktuelle</strong> politische<br />
Themen diskutiert.<br />
Facebook und Twitter werden selten von<br />
älteren Menschen genutzt. Vielleicht liegt es<br />
auch daran, dass sie erfahren haben, dass<br />
man Freundschaft nicht einfach über einen<br />
www.bagso.de<br />
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen<br />
ist der Dachverband<br />
der aktiven Senioren in Deutschland.<br />
www.feierabend.de<br />
Eines der ältesten Seniorenportale im<br />
Netz. Organisiert in Ortsgruppen treffen<br />
sich <strong>die</strong> Mitglieder online und offline an<br />
Stammtischen.<br />
www.senioren-lernen-online.de<br />
Virtuelle Museumsbesuche, Stammtische<br />
und viele Infos zu Themen wie Computer,<br />
Internet auf mobilen Endgeräten und<br />
vielem mehr<br />
www.talent-experiment.de<br />
Eine Tauschbörse, bei der Nachbarschaftshilfe<br />
mit „Talenten“ bezahlt wird<br />
Mausklick erwerben kann. Dennoch gibt es<br />
InternetPioniere, <strong>die</strong> das Thema Alter aufgreifen<br />
und mit ihren Beiträgen öffentlich<br />
diskutieren. Dazu zählen sicher auch Frau<br />
Benate Bergmann, <strong>die</strong> Großmutter(?) der<br />
Fernsehmoderatorin Sarah Kuttner, oder<br />
<strong>die</strong> bereits zu Wort gekommene Lisa Frohn.<br />
Vereine, Organisationen<br />
Selbsthilfeorganisationen könnten heutzutage<br />
ohne Homepages nicht funktionieren.<br />
Neben den schon traditionellen Formen der<br />
Homepage präsentieren sich Betroffeneninitiativen<br />
auch bei Facebook und über<br />
Twitter. Leider hinken deutsche Selbsthilfeorganisationen<br />
in der Nutzung von Twitter<br />
& Co. deutlich hinterher. Englische und<br />
amerikanische Patienteninitiativen sind hier<br />
schon deutlich besser aufgestellt. Auch einzelne<br />
Betroffenen nutzen dort Twitter, um<br />
Projekte bekannt zu machen oder um Hilfe<br />
und Unterstützung zu <strong>finden</strong>.<br />
Fazit<br />
Netzwerke – ob im Internet oder im realen<br />
Leben – stützen und unterstützen ihre Mitglieder<br />
und sind ein wichtiges Element der<br />
Altersfürsorge und gestaltung. Die gesellschaftlichen<br />
Strukturen wandeln sich und<br />
mit ihnen <strong>die</strong> Möglichkeiten. Neue Formen<br />
des Miteinanders werden erprobt und sind<br />
auch dringend notwendig.<br />
Den Netzwerken kommen in einer<br />
alternden Gesellschaft wichtige soziale<br />
Aufgaben zu. Wie der Autor Klaus Dörner<br />
nicht müde wird zu betonen, müssen wir<br />
uns auf den Weg zu mehr nachbarschaftlicher<br />
Nähe und Solidarität machen. y<br />
Kleine Auswahl interessanter Anlaufpunkte im Internet<br />
www.zeitbank55plus.at<br />
Helfen und helfen lassen – <strong>die</strong> Mitglieder<br />
der Zeitbank helfen einander und können<br />
sich Stundenguthaben aufbauen.<br />
www.spes.de<br />
Zukunftsprojekte für eine Gesellschaft<br />
im Wandel<br />
www.altwildundweise.com<br />
Ein hochinteressantes Forum rund um<br />
das Thema Altern der Autorin und privaten<br />
Altersforscherin Lisa Frohn<br />
www.seniorbook.de<br />
Das facebook für <strong>die</strong> Generation 60+<br />
www.stayfriends.de<br />
Hier kann man alte Schulfreundschaften<br />
<strong>finden</strong> und pflegen.
„Gutes tun tut gut“<br />
Interview mit Frau Ursula Lenz, Pressereferentin der BAGSO<br />
Frau Lenz, wie weit begeben sich ältere<br />
Menschen in <strong>die</strong> neuen sozialen Netzwerke<br />
des Internets?<br />
Die BAGSO hat vor einigen Jahren einen<br />
„Wegweiser in <strong>die</strong> digitale Welt“ herausgegeben.<br />
In meinen 14 Jahren in der BAGSO<br />
habe ich noch nie so eine starke Resonanz<br />
auf eine Veröffentlichung erlebt. Die Auflage<br />
war sehr rasch vergriffen. Im vergangenen<br />
August haben wir <strong>die</strong>sen Wegweiser<br />
neu aufgelegt und dabei neue Entwicklungen<br />
im Internet berücksichtigt. Von<br />
den gedruckten 100 000 Exemplaren sind<br />
inzwischen schon 60 000 verschickt worden.<br />
Das zeigt, das Interesse älterer Menschen<br />
am Internet ist schon sehr groß.<br />
Eines der Hauptmotive älterer Menschen,<br />
sich mit dem Internet zu beschäftigen,<br />
ist <strong>die</strong> Möglichkeit, mit dem Familien<br />
und Freundeskreis in Kontakt zu bleiben.<br />
In vielen Fällen waren es auch <strong>die</strong> Kinder<br />
oder sogar <strong>die</strong> Enkel, <strong>die</strong> ihre Eltern bzw.<br />
Großeltern ermutigten, das Internet zu<br />
benutzen. „Da kannst du dir <strong>die</strong> Zugverbindung<br />
im Internet selbst suchen“ oder<br />
„Dann können wir dir Fotos per EMail<br />
schicken“ Soziale Internetnetzwerke wie<br />
Facebook oder Twitter sind für viele<br />
Ältere – noch – nicht so wichtig.<br />
Eine der größten Internetplattformen<br />
für ältere Menschen ist „feierabend.de“<br />
mit über 172 000 registrierten Nutzern.<br />
Vielen von ihnen reicht der virtuelle Kontakt<br />
nicht aus. <strong>Sie</strong> wollen etwas miteinander<br />
machen. So entstanden Regionalgruppen,<br />
in denen sich FeierabendMitglieder<br />
zu gemeinsamen Aktivitäten treffen. Die<br />
virtuellen Kontakte werden durch Kontakte<br />
im realen Leben ergänzt. Das mag<br />
sich ändern, wenn <strong>die</strong> körperliche Mobi<br />
lität krankheitsbedingt stärker eingeschränkt<br />
wird.<br />
Welche Rolle spielt das soziale Engagement<br />
für das Lebensgefühl und Selbstbild<br />
älterer Menschen?<br />
Wenn das Engagement freiwillig ist und<br />
den Wünschen und Vorstellungen der<br />
Senioren entgegenkommt, ist es einer der<br />
wichtigsten Faktoren für Lebenszufriedenheit<br />
und Sinngebung. Ein Pflichtjahr für<br />
Senioren halten wir für nicht sinnvoll und<br />
nicht erforderlich.<br />
Ansonsten ist das soziale Ehrenamt<br />
etwas Wunderbares. Ich habe unendlich<br />
viele Menschen kennengelernt, <strong>die</strong> dadurch<br />
eine neue Lebensqualität entwickelt haben,<br />
denen es geholfen hat, über den Tod des<br />
Partners oder eines nahen Familienmitglieds<br />
hinwegzukommen. Ich habe erlebt,<br />
wie sich Menschen mithilfe des Ehrenamts<br />
aus einer Altersdepression befreit haben.<br />
Einer der Kernsätze, <strong>die</strong> ich immer wieder<br />
hörte, lautete: „Es ist gut zu erfahren, dass<br />
ich gebraucht werde.“ Zu erleben, dass man<br />
etwas Positives bewirken kann, ist ein enormer<br />
Schub für das Selbstwertgefühl. Sich um<br />
Menschen zu kümmern, denen es schlechter<br />
geht <strong>als</strong> einem selbst, relativiert auch <strong>die</strong><br />
eigenen Probleme. Wer jemanden im Heim<br />
besucht, der nicht mehr aufstehen kann,<br />
dem werden <strong>die</strong> eigenen Probleme beim<br />
Gehen erträglicher erscheinen.<br />
Einer der häufigsten Gründe, aus denen<br />
sich ältere Menschen das Leben nehmen,<br />
ist das Erleben von Sinnlosigkeit und Leere.<br />
Wer sich sozial engagiert, erlebt sich <strong>als</strong><br />
geachtet und nützlich. „Gutes tun tut gut“,<br />
sagt unsere Vorsitzende, <strong>die</strong> Alternsforscherin<br />
Prof. Dr. Ursula Lehr. y<br />
Leitthema<br />
Buchtipps Netzwerke<br />
Klaus Dörner:<br />
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Norma Junge<br />
Soziale Netzwerke<br />
im Alter<br />
Unterstützungspotentiale<br />
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AV Akademikerverlag<br />
ISBN-9783639444766<br />
Gebunden, 164 Seiten<br />
EUR 59,00<br />
Jutta Schneider:<br />
Bildung im Netz ohne<br />
Altersschranken<br />
Grundlagen, Chancen,<br />
Perspektiven<br />
ISBN-9783639443974<br />
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Der große Internet-<br />
Ratgeber für Senioren<br />
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Wirtschaft<br />
Taschenbuch, 376 Seiten<br />
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Pflegefreund 1/13 l 15
Schwerpunkt<br />
16 l Pflegefreund 1/13<br />
Morbus Parkinson<br />
Fortschritte in der Behandlung verbessern <strong>die</strong> Lebensqualität<br />
Krankengymnastik ist Teil der konservativen Therapie bei Morbus Parkinson<br />
Morbus Parkinson ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Krankheiten mit den gleichen Leitsymptomen.<br />
Die häufigste Form mit 75 Prozent ist das idiopathische Parkinson-Syndrom, dessen Ursache noch immer<br />
unbekannt ist. Seltener ist das familiäre, genetisch bedingte Parkinson-Syndrom. Daneben gibt es noch das<br />
sekundäre Parkinson-Syndrom, das durch Hirnschädigungen verschiedener Form hervorgerufen wird (durch<br />
Medikamente, Gefäßstörungen, Verletzungen (z. B. Boxer-Enzephalopathie), Vergiftungen, entzündliche<br />
Vorgänge oder durch krankheitsbedingte Stoffwechseländerungen. Die atypischen Parkinson-Syndrome<br />
bezeichnen Verlaufsformen, <strong>die</strong> <strong>als</strong> Begleiterscheinungen anderer Krankheiten gesehen werden, etwa der<br />
Lewy-Körperchen-Demenz. In <strong>die</strong>sem Artikel wird überwiegend das idiopathische Parkinson-Syndrom<br />
beschrieben.<br />
James Parkinson<br />
* 11. April 1755;<br />
† 21. Dezember 1824<br />
(London)<br />
britischer Arzt,<br />
Apo theker und<br />
Paläontologe. Nach ihm<br />
wurde <strong>die</strong> Parkinson-<br />
Krankheit benannt.<br />
Es war der übliche Bürowahnsinn. In der Firma<br />
stand <strong>die</strong> wichtigste Sitzung des ganzen Jahres<br />
an. Entsprechend hoch war der Druck in der<br />
Abteilung Rechnungswesen/Controlling. Der<br />
Druck war hoch, tägliche Überstunden <strong>die</strong> Regel. Die<br />
Abteilungsleiterin Ulrike Braatz kam nicht mehr zur<br />
Ruhe, denn auch privat war einiges los. Ihr Lebenspartner<br />
lag nach einer Hüftoperation im Krankenhaus, ihre<br />
Mutter mit HerzKreislaufProblemen in einer Klinik.<br />
Jeden Abend nach dem späten Feierabend besuchte sie<br />
abwechselnd einen von beiden. „Ich war quasi rund<br />
um <strong>die</strong> Uhr im Einsatz“, erinnert sie sich.<br />
Es war um <strong>die</strong>se Zeit, im Mai 2005, <strong>als</strong> sie es zum<br />
ersten Mal bemerkte: Die linke Hand zitterte, wenn<br />
sie den Telefonhörer hielt, um mit der rechten zu<br />
schreiben.<br />
Ihre Ärztin beruhigte sie. „<strong>Sie</strong> brauchen sich keine<br />
Sorgen zu machen, <strong>Sie</strong> haben sich nur einen Nerv eingeklemmt.“<br />
Doch irgendwie fühlte Ulrike Braatz, dass es etwas<br />
viel Schlimmeres sein könnte. Da war <strong>die</strong>se Szene<br />
im „Tatort“ gewesen, <strong>die</strong> ihr nicht aus dem Kopf ging.<br />
Eine Violinistin wurde da gefragt, wann sie wieder<br />
spielen würde. ,Nie wieder‘, hatte <strong>die</strong>se geantwortet,<br />
,nie wieder werde ich Violine spielen können. Ich<br />
habe Parkinson.‘<br />
Ursache<br />
Die ParkinsonKrankheit wird durch einen Untergang<br />
von Gehirnzellen ausgelöst. Es ist vor allem<br />
der Bereich der Basalganglien betroffen. Hier sterben<br />
Zellen in der „Schwarzen Substanz“ (Substantia<br />
nigra) ab, <strong>die</strong> den wichtigen Botenstoff Dopamin<br />
herstellen. Dopamin ist unverzichtbar für das Weiterleiten<br />
von Signalen, vor allem im Bewegungs und<br />
Sprachzentrum des Gehirns.<br />
Wenn sich <strong>die</strong> ersten Krankheitssymptome zeigen,<br />
hat <strong>die</strong> Krankheit schon mehrere Jahre im Verborgenen<br />
gewirkt und bereits bis zu 70 Prozent der dopaminproduzierenden<br />
Zellen zerstört. Was <strong>die</strong>se Vorgänge<br />
auslöst, ist noch nicht zur Gänze erkannt. Die<br />
Bild: ParkinsonKlinik Wolfach
Bild: ParkinsonKlinik Wolfach<br />
Der Gang eines Parkinsonpatienten ist krankheitsbedingt beeinträchtigt. Die Ganganalyse gehört zur Parkinsondiagnose<br />
Medizin bekämpft <strong>die</strong> Auswirkungen der Krankheit<br />
mit zunehmendem Erfolg, doch sie kann sie bisher<br />
weder heilen noch ihren Verlauf aufhalten.<br />
Symptome<br />
Die Krankheit löst Bewegungsstörungen aus. Das<br />
bekannteste Symptom, das Zittern (Tremor) der<br />
Hände, Füße oder des Kopfes, tritt jedoch nur bei<br />
einem Teil der Erkrankten auf. Oft stehen diffuse<br />
Beschwerden am Anfang.<br />
Wenn <strong>die</strong> Krankheit fortschreitet, verstärken sich<br />
<strong>die</strong> Anzeichen. <strong>Sie</strong> sind individuell und bei jedem Patienten<br />
unterschiedlich ausgeprägt. Ein charakteristisches<br />
Anzeichen ist <strong>die</strong> mangelnde Koordinierung der<br />
Arm und Beinbewegungen beim Gehen; <strong>die</strong> Arme<br />
schwingen nicht im Takt mit. Mit der Zeit verstärkt<br />
sich <strong>die</strong> Muskelspannung. Die Schritte werden immer<br />
kleiner, <strong>die</strong> Betroffenen trippeln. Die gestische und<br />
mimische Ausdrucksfähigkeit nimmt ab. Betroffene<br />
haben oft einen maskenhaften Gesichtsausdruck. Die<br />
Bewegungsfähigkeit lässt immer mehr nach und kann<br />
bis zur Bewegungslosigkeit abnehmen. Diese Symptome<br />
treten spontan auf und vergehen wieder, ohne<br />
dass der Patient <strong>die</strong>s beeinflussen könnte. Es kommt<br />
bei manchen Patienten zu dauerhaften Krümmungen<br />
des Rumpfes und der Gliedmaßen.<br />
Folgeerkrankungen und Komplikationen<br />
Viele Parkinsonpatienten werden depressiv. <strong>Sie</strong><br />
erleben sich <strong>als</strong> zunehmend hilflos und fühlen sich<br />
beschämt. Ohne ein verständnisvolles Umfeld, seien<br />
es <strong>die</strong> Angehörigen oder eine Selbsthilfegruppe, neigen<br />
sie zu sozialem Rückzug und zur Isolation. Zum<br />
Teil tritt auch eine Form der Depression auf, <strong>die</strong><br />
direkt auf <strong>die</strong> Veränderungen im Gehirn der Betroffenen<br />
zurückgeht. Bei manchen Betroffenen geht<br />
<strong>die</strong>se schwere Stimmungstrübung dem Ausbruch der<br />
Krankheit voraus.<br />
Parkinsonpatienten haben im Vergleich zum<br />
Durchschnitt ein sechsfach erhöhtes Risiko, an einer<br />
Demenz zu erkranken. Störungen des Kreislaufs, der<br />
Blasenfunktion, der Temperaturregelung und der<br />
MagenDarmBewegungen können das Leben der<br />
Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen.<br />
Im weiteren Verlauf der Krankheit wird <strong>die</strong><br />
medikamentöse Behandlung der Symptome zunehmend<br />
schwieriger. Es kommt <strong>als</strong> Langzeitfolge der<br />
medikamentösen Behandlung teilweise zu starken<br />
Schwankungen der Bewegungsfähigkeit. Phasen der<br />
Unbeweglichkeit wechseln mit Phasen von unkontrollierbarer<br />
Überbewegung ab.<br />
Dazu Prof. Dr. Berg vom HertieInstitut für klinische<br />
Hirnforschung in Tübingen: „Man muss verstehen,<br />
dass man <strong>die</strong> Medikation mit der Zeit erhöhen<br />
muss, einfach weil das Gehirn immer weniger Dopamin<br />
produziert. Man muss <strong>als</strong>o einerseits <strong>die</strong> Dosis<br />
erhöhen, aber andererseits sehr vorsichtig dosieren,<br />
damit man <strong>die</strong> Balance zwischen Wirkungen und<br />
Nebenwirkungen hält. Dazu muss der Arzt dem Patienten<br />
genau zuhören, um herauszu<strong>finden</strong>, wo seine<br />
Einschränkungen liegen und welche Zusatzsymptome<br />
er hat – das können z. B. auch Albträume oder Halluzinationen<br />
sein. Nur wenn man <strong>die</strong> tatsächliche Situation<br />
des Patienten richtig erfasst, kann man ihn auch<br />
richtig medikamentös einstellen.“<br />
Diagnose<br />
Ulrike Braatz spürte einige Monate später, wie ihr linkes<br />
Bein zu zittern begann. Ihre Hausärztin machte<br />
ein besorgtes Gesicht und überwies sie zur MRT<br />
Untersuchung an einen Radiologen. „Also“, sagte der<br />
Facharzt, „multiple Sklerose ist es nicht – und auch<br />
kein Gehirntumor.“ Frau Braatz war mäßig erleichtert.<br />
Zur Abklärung der Diagnose ging sie zum Neurologen.<br />
<strong>Sie</strong> wählte den richtigen Weg. Viele Patientinnen<br />
und Patienten werden wegen diffuser Beschwerden<br />
lange und erfolglos behandelt. Dr. HeinzPeter Herbst<br />
ist niedergelassener Neurologe in Stuttgart. Mit zwei<br />
Kollegen betreibt er <strong>die</strong> Gemeinschaftspraxis Neurozentrum<br />
in der Sophienstraße. Er kennt <strong>die</strong> Probleme.<br />
„Morbus Parkinson wird oft nicht erkannt. Viele Patientinnen<br />
und Patienten werden wegen diffuser Beschwerden<br />
lange und erfolglos behandelt. Stu<strong>die</strong>n zeigen,<br />
Schwerpunkt<br />
Berühmte Parkinsonpatienten:<br />
(von oben)<br />
Wilhelm von Humboldt,<br />
Alexander Mitscherlich,<br />
Salvador Dalí,<br />
Johnny Cash<br />
Pflegefreund 1/13 l 17<br />
Bilder 1, 2, 4: Wikipedia.de Bild: Archivzentrum / Universitätsbibliothek<br />
Frankfurt a. M.
Schwerpunkt<br />
dass bis zu fünf Arztbesuche notwendig<br />
sind und bis zweieinhalb Jahre vergehen,<br />
bis ein Parkinsonpatient <strong>die</strong> richtige Diagnose<br />
bekommt. Wenn ein Patient nicht mit<br />
dem charakteristischen Tremor auffällig<br />
wird, sondern etwa über Muskelversteifungen<br />
klagt, dann geht er zum Orthopäden.<br />
Da leider gerade bei älteren Menschen oft<br />
auch Befunde an der Wirbelsäule sind, werden<br />
solche Patienten dann <strong>als</strong> Wirbelsäulen<br />
oder Rheumapatienten fehlbehandelt.<br />
Das geht so lange, bis dann <strong>die</strong> typischen<br />
Parkinsonsymptome in den Vordergrund<br />
treten. Ein erfahrener Neurologe wird in<br />
aller Regel <strong>die</strong> Diagnose schnell <strong>finden</strong>.<br />
Die Trefferquote liegt heute bei etwa 80<br />
Prozent.“<br />
Die Diagnosen liegen bei einem Teil der<br />
Fälle noch immer f<strong>als</strong>ch, weil es sich dabei<br />
um sogenannte atypische Parkinsonerkrankungen<br />
handelt. Diese Erkrankungen<br />
gleichen im Anfangsstadium der idiopathischen<br />
Parkinsonerkrankung. <strong>Sie</strong> stellen<br />
sich aber im weiteren Verlauf <strong>als</strong> andere<br />
Erkrankungen heraus.<br />
„Wenn Ärzte bei der Diagnose unsicher<br />
sind, können sie mithilfe eines bildgebenden<br />
Verfahrens <strong>die</strong> Diagnose bestätigen.<br />
Durch <strong>die</strong>se Untersuchung kann man sehr<br />
gut feststellen, ob der Dopaminstoffwechsel<br />
normal ausgeprägt ist oder eben vermindert,<br />
wie es beim ParkinsonPatienten typisch ist“,<br />
beschreibt Dr. Herbst das Verfahren.<br />
Therapie<br />
Ulrike Braatz war nun chronisch krank.<br />
„Das Zittern“, hatte sie der Neurologe beruhigt,<br />
„ist bis Weihnachten wieder weg.“ Es<br />
stimmte. <strong>Sie</strong> bekam nun ihre ersten Parkinsonmedikamente.<br />
Die Therapie zeigte<br />
gute Erfolge.<br />
„Man spricht von einem ,Honeymoon‘,<br />
zumindest, was <strong>die</strong> motorischen Symptome<br />
anbelangt“, sagt Prof. Dr. Daniela<br />
Berg. „Man weiß ja, dass <strong>die</strong> Symptome<br />
durch einen Dopaminmangel ausgelöst<br />
werden. Wenn man hier nun den Überträgerstoff<br />
(Dopamin) oder eine ähnlich<br />
wie der Überträgerstoff wirkende Substanz<br />
(Dopaminagonist) gibt, können <strong>die</strong><br />
störenden motorischen Symptome in<br />
der Frühphase häufig sehr gut behandelt<br />
werden – z. T. so gut, dass <strong>die</strong> Patienten<br />
im Tagesverlauf gar nicht mehr an <strong>die</strong><br />
Erkrankung denken.“ Doch sie mahnt zur<br />
Vorsicht: „Man sollte bei der Therapie aber<br />
beachten, dass frühe und zu hoch dosierte<br />
Dopamingaben später Nebenwirkungen<br />
wie Wirkungsschwankungen auslösen<br />
können – daher beginnt man heute <strong>die</strong><br />
Therapie in der Regel mit Dopaminagonisten,<br />
<strong>die</strong> in der Regel auch zu einer HoneymoonPhase<br />
führen können, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong><br />
spätere zusätzliche Gabe von LDopa noch<br />
verlängert wird.“<br />
18 l Pflegefreund 1/13<br />
Jeder Parkinson ist anders<br />
Trotz einer bereits achtjährigen „Karriere“<br />
<strong>als</strong> Parkinsonpatientin geht es Ulrike<br />
Braatz noch relativ gut.<br />
Viele ParkinsonBetroffene haben ein<br />
sehr persönliches Verhältnis zu „ihrem“<br />
Parkinson. „Ich würde ihn <strong>als</strong> Hausbesetzer<br />
bezeichnen, den man nicht mehr loswird<br />
und dem man nicht zu viel Raum geben<br />
darf “, sagt Ulrike Braatz. „Das ist das Unangenehme<br />
an der Krankheit: dass man sie<br />
sieht. <strong>Sie</strong> können sie nicht verbergen. <strong>Sie</strong><br />
brauchen viel Selbstbewusstsein, um damit<br />
umzugehen. Und es gibt Tage, da macht es<br />
<strong>Sie</strong> fertig. Parkinson ist immer da, seinetwegen<br />
nehmen <strong>Sie</strong> <strong>die</strong> Tabletten ein. Und<br />
wenn man sie nicht nimmt, dann kommen<br />
<strong>die</strong> Auswirkungen, und zwar deutlich.“<br />
„Der Verlauf ist immer individuell“, sagt<br />
Prof. Dr. Berg. „Ich kenne Patienten, bei<br />
denen macht sich <strong>die</strong> Krankheit auch nach<br />
Jahren nur durch ein kaum merkliches Zittern<br />
des Daumens bemerkbar. Hingegen<br />
gibt es andere Patienten, <strong>die</strong> bereits nach<br />
wenigen Jahren schwerstens betroffen sind.<br />
Wir versuchen zu verstehen, was zu einem<br />
leichteren oder zu einem schwereren Verlauf<br />
beiträgt, um dann individueller behandeln<br />
zu können.“<br />
Ulrike Baartz merkt in letzter Zeit, wie<br />
<strong>die</strong> körperlichen Beschwerden zunehmen.<br />
Morgens beim Aufstehen schmerzen <strong>die</strong><br />
Gelenke. <strong>Sie</strong> klagt öfter über einen „steifen<br />
H<strong>als</strong>“, der linke Ringfinger wird manchmal<br />
beim Schreiben auf der Tastatur steif und<br />
ihre Handschrift wird kleiner. „Ich kann sie<br />
manchmal nicht mehr lesen und muss z. B.<br />
Briefumschläge mehrm<strong>als</strong> schreiben, weil<br />
es so unleserlich geworden ist“, sagt Frau<br />
Braatz.<br />
Tiefe Hirnstimulation (THS)<br />
Eine neuartige Behandlungsform ist <strong>die</strong><br />
THS. Dabei werden den Patienten Elektroden<br />
in das Gehirn eingesenkt. Ein sogenannter<br />
Hirnschrittmacher gibt Impulse<br />
an <strong>die</strong>se Sonden. Dadurch können <strong>die</strong><br />
gefürchteten Wirkungsschwankungen<br />
meist sehr wirkungsvoll unterdrückt werden.<br />
(Mehr dazu im Interview auf Seite 20.)<br />
Aussichten für Parkinsonpatienten<br />
Trotz aller Probleme sind <strong>die</strong> Aussichten<br />
für Parkinsonpatienten in den letzten Jahren<br />
immer besser geworden. Prof. Dr. Berg:<br />
„Glücklicherweise erkranken <strong>die</strong> meisten<br />
Patienten nicht im jungen Alter, und <strong>die</strong>,<br />
<strong>die</strong> jung erkranken, kommen in der Regel<br />
sehr lange mit medikamentöser Therapie<br />
gut zurecht, weil der Verlauf oft besser ist,<br />
<strong>als</strong> wenn <strong>die</strong> Krankheit im höheren Alter<br />
auftritt. Dass man <strong>als</strong>o an <strong>die</strong> Grenze aller<br />
Tiefe Hirnstimulation schematische Darstellung:<br />
Die Sonden (1) sind über Kabel (2) mit dem<br />
Steuergerät (3) verbunden<br />
Therapiemöglichkeiten kommt, ist nicht<br />
sehr wahrscheinlich.“<br />
Parkinsonpatienten haben Grund,<br />
optimistisch zu sein. „Die Diagnose Parkinson<br />
sollte nicht dazu führen, dass man<br />
seine Lebenspläne völlig über den Haufen<br />
wirft“, sagt der Neurologe Dr. Herbst. „Es<br />
ist zwar eine Krankheit, <strong>die</strong> nicht heilbar<br />
ist, aber wir können sie über viele Jahre<br />
hinweg sehr gut behandeln. Ich ermutige<br />
meine Patienten, <strong>die</strong> Hoffnung nicht zu<br />
verlieren und weiter aktiv zu sein. Natürlich<br />
in möglicherweise engeren Grenzen<br />
<strong>als</strong> bisher. Ich habe eine Patientin, deren<br />
Traum war es, den Tafelberg bei Kapstadt<br />
zu besteigen. Nachdem sie <strong>die</strong> Diagnose<br />
Parkinson erhielt, hat sie sich das<br />
nicht mehr zugetraut. Nach etwa zwei<br />
Jahren der Behandlung merkte sie, dass<br />
sie eigentlich noch ganz gut zurechtkam.<br />
<strong>Sie</strong> machte <strong>die</strong> Reise, wagte Aufstieg und<br />
schaffte ihn. Mit Parkinson kann man<br />
ein aktives Leben führen. Man muss sich<br />
sicher mehr anstrengen <strong>als</strong> ein gesunder<br />
Mensch, aber es lohnt sich.“<br />
Auch Ulrike Braatz hat einen Weg<br />
gefunden, mit ihrer Krankheit umzugehen<br />
und ihr sogar positive Seiten abgewonnen.<br />
<strong>Sie</strong> begann nach Ausbruch der Krankheit<br />
zu schreiben. „Ich schreibe lustige Kurzgeschichten,<br />
lustige Gedichte. Und das<br />
macht mir sehr viel Freude.“ Und dabei<br />
ist sie nicht <strong>die</strong> Einzige: „Es gibt viele<br />
,Parkies‘, <strong>die</strong> anfangen zu malen und es<br />
vorher nie getan haben.“ Die Krankheit<br />
löst bei manchen einen Kreativschub aus.<br />
„Vielleicht liegt es bei mir daran, dass ich<br />
während meiner beruflichen Tätigkeit nie<br />
Zeit für das literarische Schreiben hatte“,<br />
sagt Ulrike Braatz. Wie ihre Krankengeschichte<br />
weitergeht, weiß sie nicht – das<br />
weiß niemand. y<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Bild: BVmed
Bild: contrastwerkstattFotolia<br />
„<strong>Sie</strong> müssen sofort ins Krankenhaus, spätestens<br />
morgen! Ihr Blutbild zeigt einen<br />
lebensbedrohenden Zustand!“, so mein<br />
Hausarzt am Freitagabend. Aber wo finde<br />
ich so schnell <strong>die</strong> nötige Kurzzeitpflege für<br />
meinen lieben Parkinsonkranken Mann?<br />
Schließlich ist ein nahes Seniorenheim<br />
bereit, ihn aufzunehmen, den 91Jährigen,<br />
der wegen Katheterschläuchen und<br />
gelähmten Beinen an den Rollstuhl gefesselt<br />
ist. Ich schaue mir das große, leere Zimmer<br />
an. Morgen soll der neue Gast einziehen<br />
– hektische Vorbereitungen.<br />
Startprobleme<br />
Montag früh sind wir startbereit: Maryja,<br />
unsere treue Hilfe und ich. Das Rollstuhltaxi<br />
fährt vor. Unser AußenTreppenlift streikt!<br />
Ein Telefon klingelt. Der Taxifahrer kommt<br />
mit vielen Entschuldigungen: Er darf uns<br />
nicht fahren, er wurde versehentlich doppelt<br />
gebucht! Da kann nur noch der Feuerwehr<br />
Rettungs<strong>die</strong>nst helfen. Warten. Zwei Sanitäter<br />
müssen den Patienten im Rollstuhl<br />
hinuntertragen. Arg verspätet erreichen<br />
wir das Brigittenhaus. Aber ich darf nicht<br />
zur Hilfe bleiben, der Rettungs<strong>die</strong>nst muss<br />
mich sofort ins Krankenhaus mitnehmen.<br />
Mein verlassener lieber Mann hat nur noch<br />
<strong>die</strong> gute Maryja zum Einweisen.<br />
Im Krankenhaus werde ich an Schläuche<br />
gelegt. Nachmittags kommt Maryja<br />
und berichtet. <strong>Sie</strong> wollte der Stationsschwester<br />
meine für <strong>die</strong> Woche vorbereiteten<br />
Medikamentenkästchen abgeben:<br />
„Bitte unbedingt 5mal am Tag eine halbe<br />
Stunde vor den Mahlzeiten pünktlich <strong>die</strong><br />
Tabletten verabfolgen!“ lauteten meine<br />
schriftlichen Anweisungen. Doch sie dürfen<br />
unsere Tabletten nicht annehmen und<br />
ausgeben! Wenngleich sie ihn freundlich<br />
versorgen – in der großen Einrichtung ist<br />
der arme alte Herr ganz verloren. Miteinander<br />
zu telefonieren macht uns Schwierigkeiten.<br />
Medikation klappt nicht<br />
Am folgenden Nachmittag besucht mich<br />
<strong>die</strong> Heimschwester und bittet um Pflegehinweise.<br />
„Aber <strong>die</strong> mitgebrachten Medikamente<br />
dürfen wir nicht geben, auch nicht<br />
aus unangebrochenen Schachteln – das ist<br />
Gesetz. Sein Hausarzt muss alles anordnen,<br />
was er einnehmen soll!“ Es wird einiges<br />
besorgt, darunter das Wichtigste: Levodopa,<br />
Parkinsontablette vom Nervenarzt.<br />
Bald zeigt sich: Ohne seine erprobten<br />
Mittel funktioniert <strong>die</strong> Verdauung nicht.<br />
Vier Tage lang warten sie umsonst, am fünften<br />
Tag wird sein völlig überlasteter Hausarzt<br />
geholt. Der schreibt nur schnell eine<br />
Einweisung ins Krankenhaus: „Verdacht auf<br />
Ileus (Darmverschluss)“.<br />
Vom Regen in <strong>die</strong> Traufe<br />
Zur Aufnahme ins Krankenhaus kommt<br />
niemand mit, der Auskunft geben könnte.<br />
Man legt den Kranken auf <strong>die</strong> chirurgische<br />
Station. Das 3erZimmer ist überheizt. Die<br />
Mitpatienten wünschen kein Lüften. Erst<br />
am folgenden Abend erfahre ich von seiner<br />
Ankunft und laufe schnell zu ihm. Ich liege<br />
doch ein Stockwerk höher auf der Inneren<br />
Station. Erschöpft und ausgeliefert liegt er<br />
da. Die Schwester beantwortet meine Frage,<br />
ob er doch gewiss seine ParkinsonTabletten<br />
erhält: „Nein! Er darf nichts essen, nichts<br />
trinken und darf keine Tabletten bekommen.<br />
Er wird doch zur Operation vorbereitet!“<br />
Schwerpunkt<br />
Notversorgung bei Parkinson problematisch<br />
Bericht einer pflegenden Angehörigen über Erfahrungen bei der Versorgung ihres parkinsonkranken<br />
Ehemannes in der Kurzzeitpflege und im Akutkrankenhaus.<br />
Frau S. (Name ist der Redaktion bekannt) versorgte ihren an Parkinson erkrankten<br />
Ehemann mit Unterstützung einer Haushaltshilfe zu Hause. <strong>Sie</strong> wurde unerwartet<br />
ins Krankenhaus eingewiesen. Was der 91-jährige Ehemann anschließend durchmachte,<br />
ist erschütternd. Unverständliche Vorschriften, Personalmangel und Kompetenzlücken<br />
verhinderten eine adäquate Versorgung – mit fatalen Folgen.<br />
Krankenhausaufenthalte können für chronisch kranke Menschen gefährlich sein<br />
Ich bitte dringend um den Arzt. Es ist<br />
absolut niemand zu erreichen am Freitagabend.<br />
Mein lieber Mann gehört doch auf<br />
<strong>die</strong> Innere Station und ins Zweierzimmer.<br />
Zum Verzweifeln! Meinem Chefarzt gelingt<br />
es, den total Geschwächten zur „Inneren“<br />
zu holen, ins Zweierzimmer zu mir. Doch,<br />
was ist passiert? Zwei Tage ohne „Levodopa“<br />
haben grausam gewirkt. Schlucken und<br />
Sprechen versagen! Spezielle Infusionen<br />
helfen nicht mehr. Plötzlich kann der arme<br />
Kranke nicht mehr am Leben teilnehmen!<br />
So vergehen sechs einsame Tage mit sehr<br />
schmerzhafter Behandlung, der Rachenraum<br />
muss abgesaugt werden gegen Erstickungsgefahr,<br />
eine Quälerei …<br />
Keine Hoffnung mehr<br />
Fast ständig bin ich in seiner Nähe. Am<br />
Valentinstag, dem 14. Februar, werde ich<br />
nach Hause entlassen, komme aber gleich<br />
wieder zu ihm. Abends lese ich ihm aus<br />
seinem selbst verfassten Lieblingsbuch vor.<br />
Gegen 20 Uhr schläft er schließlich ein. Ich<br />
frage <strong>die</strong> Schwester, wann ich morgen früh<br />
kommen darf, zur geplanten Verlegung<br />
ins nahe Hospiz. Antwort: „Wir wollen<br />
erst mal abwarten, wie es ihm geht.“ (Ich<br />
begreife nicht, dass sie meint, ob er bis<br />
dahin überlebt.)<br />
Früh um acht Uhr kommt der Anruf<br />
vom Krankenhaus: „Ihr Ehemann ist heute<br />
Nacht verstorben.“ … Als ich vor seinem<br />
Zimmer eintreffe, ist unser Arzt da und<br />
begleitet mich zu ihm. „Ihrem Mann ist<br />
wenigstens <strong>die</strong> anstrengende Umlegung ins<br />
Hospiz erspart geblieben.“<br />
Rätsel Krankenhaus<br />
Tage später bittet mich unser Chefarzt zu<br />
sich. Ich trage vor, was bei seiner Behandlung<br />
unbegreiflich versäumt wurde. Ja, das<br />
seien unglückliche Umstände bei Aufnahme<br />
in Heim und Krankenhaus gewesen.<br />
Auf der chirurgischen Station wusste<br />
man nicht das Nötigste von der Parkinsonkrankheit!<br />
Der Stationsarzt dort hatte<br />
gerade gekündigt, wer war jetzt verantwortlich?<br />
Parkinsonpatienten dürfen nie ohne<br />
ihr LDopa sein!<br />
Meine früheren Bemühungen, auf der<br />
jeweiligen Station ein Informationsblatt<br />
über <strong>die</strong> Behandlung der Parkinsonkrankheit<br />
im Krankenhaus abzugeben, brachten<br />
keinen Erfolg. Die überlasteten, wechselnden<br />
Schwestern hatten keine Zeit, <strong>die</strong> Infos<br />
zu lesen und anzuwenden. y<br />
Pflegefreund 1/13 l 19
Schwerpunkt<br />
„Tiefe Hirnstimulation ein großer Durchbruch“<br />
Interview mit Frau Professor Dr. Daniela Berg vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen<br />
(DZNE) am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen<br />
Frau Prof. Dr. Berg, <strong>Sie</strong> forschen auch an<br />
der erblich bedingten Parkinsonerkrankung.<br />
Kann <strong>die</strong>se Forschung helfen, auch<br />
<strong>die</strong> Ursachen des idiopathischen Parkinson-Syndroms<br />
zu <strong>finden</strong>?<br />
Wir gehen davon aus, dass es viele Ursachen<br />
gibt, <strong>die</strong> eine Kaskade von Veränderungen<br />
in Gang setzen, <strong>die</strong> schließlich in<br />
eine Parkinsonerkrankung mündet. Das<br />
können unterschiedlichste genetische<br />
Mutationen sein. Es kann ein Zusammenspiel<br />
von einer gewissen genetischen Veranlagung<br />
und Umweltfaktoren oder persönlichem<br />
Lebensstil sein. Zum großen Teil<br />
wissen wir <strong>die</strong> Ursachen noch nicht. Was<br />
wir wissen ist, dass <strong>die</strong> Endstrecke unterschiedlicher<br />
Mechanismen <strong>die</strong> Krankheit<br />
Parkinson ist. Wir denken, wenn wir <strong>die</strong>se<br />
Mechanismen besser verstehen, können wir<br />
auch besser den häufigsten, den „ideopathischen“<br />
Parkinson behandeln. Die genetischen<br />
Formen der Parkinsonerkrankung<br />
sind somit eine Art Modelle, an denen wir<br />
auch <strong>die</strong> „idiopathische“ d. h. nicht allein<br />
durch eine genetische Mutation verursachte<br />
Erkrankung zu verstehen suchen.<br />
Allerdings wird vermutlich <strong>die</strong>ser „ideopathische“<br />
Parkinson in ein paar Jahren<br />
oder Jahrzehnten gar nicht mehr <strong>als</strong> eine<br />
einheitliche Krankheit gesehen. Es wird<br />
verschiedene Untergruppen geben. Bei der<br />
einen Unterform spielen vielleicht mehr<br />
entzündliche Prozess eine Rolle, bei der<br />
anderen der Abbau von verschiedenen<br />
Eiweißen. Aber das werden wir nur genau<br />
wissen, wenn wir weiter daran forschen.<br />
Deshalb fragen wir unsere Patienten, ob<br />
sie damit einverstanden sind, dass wir zum<br />
Beispiel ihr Blut untersuchen, um sozusagen<br />
gemeinsam mit den Patienten Weiteres<br />
über das Thema Parkinson heraus<strong>finden</strong><br />
können.<br />
Lassen <strong>Sie</strong> mich Ihnen noch ein Beispiel<br />
eines Vorgangs geben, von dem wir wissen,<br />
dass er zu der Erkrankung beiträgt: Ein<br />
großes Problem bei Erkrankungen wie<br />
Parkinson ist der Abbau von bestimmten<br />
Eiweißen. Wir alle produzieren in unseren<br />
Körperzellen ständig jede Menge „Müll“<br />
u. a. in Form von Eiweißen. Dieser „Müll“<br />
muss letztendlich aufgeräumt werden. Bei<br />
einer Krankheit wie Parkinson besteht ein<br />
Problem darin, dass <strong>die</strong>ser „Müll“ eben<br />
nicht entsorgt wird. Dass es zu <strong>die</strong>sem<br />
ungenügenden Abbau von schädlichen<br />
Eiweißen kommt, kann <strong>die</strong> Folge einer Entwicklung<br />
sein, <strong>die</strong> viele unterschiedliche<br />
Ursachen haben kann. Obwohl wir <strong>die</strong>se<br />
Vorgänge immer besser verstehen, können<br />
20 l Pflegefreund 1/13<br />
Bild: HertieInstitut für klinische Hirnforschung Tübingen<br />
Prof. Dr. Berg bei der von ihr entwickelten Ultraschalluntersuchung<br />
zur Parkinson-Diagnose<br />
wir noch nicht sagen, was im Einzelfall <strong>die</strong><br />
genaue Ursache ist, <strong>die</strong> wir jetzt behandeln<br />
könnten. Und es sind eben <strong>die</strong> genetisch<br />
bedingten Formen von Parkinson, <strong>die</strong> uns<br />
hier helfen, Zusammenhänge besser zu verstehen.<br />
Nachdem <strong>die</strong> Ursachen der Erkrankung<br />
so vielfältig sind, wird es wohl niem<strong>als</strong> <strong>die</strong><br />
„Pille gegen Parkinson“ oder eine Impfung<br />
gegen Parkinson geben?<br />
Das kann man so nicht sagen. Wenn es<br />
beispielsweise stimmt, dass das Anfallen<br />
von bestimmten schlechten Eiweißen ein<br />
großes Problem ist, könnte man versuchen,<br />
genau auf <strong>die</strong>ser Ebene zu agieren. Auf dem<br />
Weg, den <strong>die</strong> Krankheit nimmt, könnte<br />
gerade <strong>die</strong>ser Punkt der richtige sein, um<br />
einzugreifen. Das, was davor geschieht –<br />
aus welchen Gründen auch immer – muss<br />
man dann vielleicht nicht direkt angehen<br />
und was danach geschieht, ist lediglich<br />
eine Folge der vorhergegangenen Vorgänge.<br />
Aber ein bestimmter Prozessschritt – etwa<br />
der mangelnde Eiweißabbau – könnte derjenige<br />
sein, der bei vielen Formen von Parkinson<br />
eine zentrale Rolle spielt und somit<br />
eben sozusagen „einheitlich“ angegangen<br />
werde kann.<br />
Für welche Patienten eignet sich <strong>die</strong> Tiefe<br />
Hirnstimulation (THS) und welche Vorteile<br />
bringt sie den Patienten?<br />
Die Anwendung der THS hat in den letz<br />
ten Jahren ja sehr zugenommen. Das Wissen<br />
darüber ist stark angewachsen und <strong>die</strong><br />
Komplikationsrate hat drastisch abgenommen.<br />
Das sind sehr positive Aspekte. Bis vor<br />
Kurzem hat man vor allen Dingen Patienten<br />
behandelt, <strong>die</strong> schon sehr stark betroffen<br />
waren, <strong>die</strong> zeitweise schwer beweglich<br />
und zeitweise überbeweglich waren. Es<br />
ging überwiegend darum, <strong>die</strong>se Fluktuationen<br />
zu glätten und eine bessere Beweglichkeit<br />
im gesamten Alltag zu ermöglichen.<br />
Man hat dabei herausgefunden, dass man<br />
mit THS <strong>die</strong> Krankheit regelrecht zurückverlagern<br />
kann – ich ein Stadium 5 oder 6<br />
Jahre vor der THS. Das ist zunächst einmal<br />
ein großer Durchbruch.<br />
Dann ist aufgefallen, dass, wenn man – wie<br />
üblich – THS relativ spät einsetzt, man<br />
Patienten operiert, <strong>die</strong> bereits weitgehend<br />
aus ihrem sozialen Gefüge herausgefallen<br />
sind. Es ist für <strong>die</strong>se Patienten gar nicht<br />
so einfach, <strong>die</strong>se sozialen Verluste wieder<br />
wettzumachen.<br />
Man kam dann darauf, dass es vielleicht<br />
sinnvoller wäre, etwas früher zu operieren.<br />
Z. B. bei Menschen, <strong>die</strong> ihren Alltag noch<br />
bewältigen können oder noch im Beruf<br />
sind. Es gibt eine ganz kürzlich veröffentlichte<br />
Stu<strong>die</strong> mit dem Titel „Early Stim“<br />
(Frühe Stimulation). Es geht bei <strong>die</strong>ser<br />
Stu<strong>die</strong> um Patienten, <strong>die</strong> man früher operiert<br />
hat. Das Ergebnis der Stu<strong>die</strong> ist, dass<br />
auch Patienten, <strong>die</strong> noch nicht von schweren<br />
Wirkungsfluktuationen (<strong>als</strong>o Schwankungen<br />
der Beweglichkeit) betroffen sind,<br />
sehr von einer THS profitieren können, z. T.<br />
mehr <strong>als</strong> von den Medikamenten, <strong>die</strong> sie<br />
ohne THS bekommen würden.<br />
Es ist auch wichtig zu wissen, dass man<br />
heute auch deshalb früher operieren kann,<br />
weil man Langzeitdaten hat und daher<br />
weiß, dass man auch länger mit <strong>die</strong>ser Stimulation<br />
leben kann. Das ist ebenfalls ein<br />
positiver Aspekt.<br />
Natürlich ist es so, dass sich nicht jeder<br />
gern am Gehirn operieren lässt. Die THS<br />
braucht eine intensive regelmäßige Nachkontrolle,<br />
etwa alle 6 Monate. THSPatienten<br />
brauchen auch weiterhin Medikamente.<br />
Es ist in der Regel gut, wenn sie etwa ein<br />
Drittel der Medikation beibehalten. Es gibt<br />
<strong>als</strong>o eine Reihe von Aspekten, <strong>die</strong> man in<br />
Ruhe mit den Patienten besprechen muss.<br />
Bestimmte Gangstörungen oder Sprechstörungen<br />
sprechen nicht oder schlecht auf <strong>die</strong><br />
Stimulation in den üblichen Regionen des<br />
Gehirns an. Man muss auch wissen: THS<br />
ist nicht eine Heilung der Krankheit. <strong>Sie</strong><br />
schreitet trotzdem fort. y
Schwerpunkt<br />
„Parkinson hat nicht nur motorische Symptome“<br />
Interview mit Dr. Herbst von der neurologischen Gemeinschaftspraxis Neurozentrum in Stuttgart<br />
Warum ist <strong>die</strong> medikamentöse Behandlung<br />
von Patient zu Patient unterschiedlich?<br />
Bei der Parkinsontherapie unterscheidet<br />
man verschiedene Phasen. Die ersten<br />
Jahre der Behandlung gelten <strong>als</strong> „Honey<br />
Moon“, weil der Arzt da mit relativ geringen<br />
Medikamentengaben gute Therapieerfolge<br />
erreicht. Der Dopaminmangel wird<br />
ausgeglichen und dem Patienten geht es in<br />
der Regel besser. Wenn <strong>die</strong> Krankheit fortschreitet,<br />
kommt es zu Komplikationen.<br />
Die Behandlung wird komplizierter und<br />
individualisierter. Manche Patienten nehmen<br />
drei Tabletten ein, andere vier oder<br />
fünf. Es gibt dann auch noch Zwei oder<br />
Dreifachkombinationen von Medikamenten.<br />
Diese Maßnahmen haben alle das Ziel,<br />
<strong>die</strong> Wirkungen der Wirkstoffe möglichst<br />
gleichmäßig zu halten.<br />
Warum ist es für Patienten so wichtig,<br />
dass <strong>Sie</strong> ihre Medikamente regelmäßig<br />
einnehmen?<br />
Es gibt bei der Parkinsonbehandlung unterschiedliche<br />
Medikamente. DopaminErsatzstoffe,<br />
sogenannte DopaminAntagonisten,<br />
kommen mit einer Dosierung pro Tag aus.<br />
Leider ist es so, dass Patienten, <strong>die</strong> über<br />
einen längeren Zeitraum erkrankt sind, mit<br />
<strong>die</strong>sen Dopaminersatzstoffen alleine nicht<br />
mehr auskommen. <strong>Sie</strong> brauchen zusätzlich<br />
ein LDopaPräparat. Dieser Stoff wird im<br />
Gehirn in Dopamin umgewandelt und wirkt<br />
etwa vier bis fünf Stunden im Körper. Wenn<br />
<strong>die</strong> Wirkung des Präparats nachlässt, kann<br />
es zu Muskelversteifungen kommen. LDopa<br />
muss <strong>als</strong>o mehrfach am Tag verabreicht werden,<br />
weil es sonst zu den Wirkungsschwankungen<br />
kommt. Der Patient bleibt plötzlich<br />
wie eingefroren stehen. Dieser Zustand<br />
kann Sekunden oder gar Minuten anhalten.<br />
Eine andere Seite <strong>die</strong>ser Fluktuation ist <strong>die</strong><br />
Überbeweglichkeit: spontane, heftige Bewegungen,<br />
<strong>die</strong> der Patient nicht kontrollieren<br />
kann. Die beiden Zustände können relativ<br />
schnell wechseln.<br />
Wann treten solche Wirkungsschwankungen<br />
auf?<br />
Zu solchen Schwankungen kommt es,<br />
nachdem Patienten fünf oder sieben Jahre<br />
Hebe- und Pfl egehilfen<br />
Dr. med. Dipl.-Psych. Heinz-Peter Herbst<br />
für Menschen mit Handicap Postfach 146<br />
Poollifter • Deckenlifter •<br />
Wandlifter • Mobile Lifter<br />
... und vieles mehr<br />
Bild: privat<br />
lang mit LDopaPräparaten behandelt<br />
wurden. Man weiß inzwischen, dass <strong>die</strong>s<br />
besonders bei jenen Patienten auftritt,<br />
<strong>die</strong> früh hoch dosiert LDopaPräparate<br />
bekamen. Man versucht heute möglichst<br />
lange, mit DopaminAntagonisten zu therapieren.<br />
LDopa ist nach wie vor das beste<br />
Präparat; es sollte jedoch möglichst spät in<br />
der Behandlung eingesetzt und vorsichtig<br />
dosiert werden. Dadurch kann man das<br />
Auftreten <strong>die</strong>ser Fluktuationen verzögern.<br />
<strong>Sie</strong> können allerdings nicht ganz verhindert<br />
werden, denn sie sind Teil des Krankheitsverlaufs,<br />
bei dem immer mehr dopaminproduzierende<br />
Zellen absterben. Dadurch<br />
verliert das Gehirn auch seine Pufferfähigkeit.<br />
Wenn das Medikament eingenommen<br />
wird, schlägt <strong>die</strong> Wirkung des Dopamin<br />
sehr stark durch. Etwa 45 Minuten nach<br />
Einnahme der Medikamente können starke<br />
Überbewegungen auftreten. Der Wirkstoff<br />
kann im Gehirn weder abgepuffert noch<br />
zwischengespeichert werden. Dadurch<br />
sinkt der Dopaminspiegel auch nach kurzer<br />
Zeit wieder stark ab. Das führt bei der fortgeschrittenen<br />
Parkinsonerkrankung zu <strong>die</strong>sem<br />
Wechsel zwischen Überbeweglichkeit,<br />
wenn das Dopamin wirkt, und Muskelversteifung,<br />
wenn <strong>die</strong> Wirkung nachlässt.<br />
10 x in<br />
Deutschland<br />
72215 Wildberg<br />
Tel. 07054 7178<br />
Fax 07054 7743<br />
www.handi-move.de<br />
info@handi-move.de<br />
Welche Symptome lassen sich mit der<br />
Tiefen Hirnstimulation bekämpfen und<br />
welche nicht?<br />
Die Medizin hat in den letzten Jahren<br />
gelernt, dass <strong>die</strong> Parkinsonerkrankung<br />
nicht nur motorische Symptome hat. Es<br />
gibt auch Antriebsprobleme, Stimmungsstörungen.<br />
Die Parkinsonkrankheit hat<br />
auch einige Symptome, <strong>die</strong> im Körperzentrum<br />
lokalisiert sind. Man nennt das axiale<br />
Symptome. <strong>Sie</strong> betreffen <strong>die</strong> Sprache, das<br />
Schlucken, <strong>die</strong> Gleichgewichtskontrolle<br />
und bestimmte Aspekte des Gehens. Diese<br />
nichtmotorischen Symptome der Parkinsonerkrankung<br />
können durch <strong>die</strong> Tiefe<br />
Hirnstimulation nicht wirksam behandelt<br />
werden. Hingegen lassen sich <strong>die</strong> Fluktuationen<br />
sehr gut beeinflussen.<br />
Wie lässt sich <strong>die</strong> medikamentöse<br />
Behandlung bei Krankenhausbesuch<br />
oder bei Heimeinweisung sicherstellen?<br />
Das ist ein Problem, das wir immer wieder<br />
sehen. Die Parkinsonerkrankung wird<br />
außerhalb des neurologischen Fachbereichs<br />
noch immer wenig verstanden. Es gibt Patienten,<br />
mit denen man über Jahre hinweg<br />
ein ausgeklügeltes System der Medikamenteneinnahme<br />
entwickelt, z. B. fünfmal<br />
am Tag, und in Abhängigkeit von den<br />
Mahlzeiten. Ein solcher Patient kommt ins<br />
Krankenhaus. Dort ist <strong>die</strong> Medikamenteneingabe<br />
dreimal am Tag zu den Mahlzeiten.<br />
Das kann den Patienten im schlimmsten<br />
Fall in eine Krise treiben. Der Patient<br />
sollte, wenn er ins Krankenhaus kommt,<br />
mit Nachdruck kommunizieren, dass er<br />
wegen seiner Parkinsonerkrankung einen<br />
komplexen Medikamentenplan hat, und<br />
dass der behandelnde Arzt im Zweifelsfall<br />
mit dem behandelnden niedergelassenen<br />
Neurologen Rücksprache hält, bevor<br />
irgendwelche Änderungen an der Medikation<br />
vorgenommen werden. In einem<br />
Heim ist es personell meist schwierig, eine<br />
fünfmalige Medikamentengabe umzusetzen.<br />
Man muss darauf hinweisen, dass das<br />
notwendig ist, damit der Bewohner seine<br />
Beweglichkeit behält. Es macht eben einen<br />
großen Unterschied, ob ein Parkinsonpatient<br />
fünfmal eine halbe Tablette bekommt<br />
oder zweimal 1,5 Tabletten. y<br />
Hubkraft<br />
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Pflegefreund 1/13 l 21
Schwerpunkt<br />
Über <strong>die</strong> Arbeit der Selbsthilfe für Parkinson-Patienten und Angehörige<br />
Interview mit Frau Ulrike Braatz, 2. Vorsitzende der Deutschen Parkinson Vereinigung e. V. (DPV)<br />
Im April 2008 wurde Ulrike Braatz in den Landesvorstand der DPV Baden-Württemberg<br />
gewählt und im Oktober 2011 in den Bundesvorstand der Selbsthilfeorganisation.<br />
Rund 23 000 Mitglieder sind in ca. 450 Regionalgruppen organisiert. Die DPV<br />
versteht sich <strong>als</strong> Zusammenschluss von Personen, <strong>die</strong> sich <strong>als</strong> Betroffene, Partner,<br />
Angehörige, Arbeitskollegen und Personen aus den Heilberufen mit Morbus Parkinson<br />
auseinandersetzen. Erste Vorsitzende der Deutschen Parkinson Vereinigung<br />
e. V. ist Magdalene Kaminski. Sitz der Geschäftsstelle ist Neuss. Geschäftsführer ist<br />
der Rechtsanwalt F.-W. Mehrhoff. Der Verein gibt <strong>die</strong> Zeitschrift Parkinson Nachrichten<br />
heraus. Frau Braatz übernimmt repräsentative und organisatorische Aufgaben,<br />
gibt Betroffenen und Angehörigen telefonisch Auskunft über <strong>die</strong> Arbeit der DPV.<br />
Darüber hinaus erstellt sie Beiträge für <strong>die</strong> Vereinszeitschrift Parkinson Nachrichten.<br />
Ulrike Braatz<br />
Zentrum für Neurologie<br />
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung<br />
Abteilung Neurodegenerative Erkrankungen<br />
Hoppe-Seyler-Straße 3, 72076 Tübingen<br />
Telefon 0 70 71 / 2 98 20 49<br />
Fax 0 70 71 / 29 52 60<br />
www.hih-tuebingen.de<br />
Deutsche Parkinson Vereinigung e. V.<br />
Bundesverband<br />
Moselstraße 31, 41464 Neuss<br />
Telefon 02131/740 270, Fax 0 21 31 / 4 54 45<br />
www.parkinson-vereinigung.de<br />
E-Mail: info@parkinson-vereinigung.de<br />
Deutsche Parkinson-Gesellschaft (DPG) e. V.<br />
Priv.-Doz. Dr. Horst Baas<br />
Chefarzt Stadt-Krankenhaus Hanau<br />
Leimenstraße 20, 63450 Hanau<br />
Telefon 0 61 81 / 2 96 63 10<br />
Fax 0 61 81 / 29 66 32<br />
E-Mail: info@parkinson-gesellschaft.de<br />
www.parkinson-gesellschaft.de<br />
22 l Pflegefreund 1/13<br />
Frau Braatz, was sind <strong>die</strong> Aufgaben Ihres<br />
Verbandes?<br />
Die Aufgaben nach innen sind <strong>die</strong> Verbesserung<br />
der Lebensqualität von Betroffenen<br />
und Angehörigen. Wir unterstützen<br />
<strong>die</strong> regionalen Selbsthilfegruppen fachlich<br />
und organisatorisch durch Information<br />
und Schulung, damit <strong>die</strong> verlässlichkontinuierliche<br />
Gruppenarbeit sichergestellt ist.<br />
Wir geben Me<strong>die</strong>n für <strong>die</strong> Information und<br />
Unterstützung der Betroffenen und Angehörigen<br />
(das sind <strong>die</strong> vielen Broschüren, <strong>die</strong> es<br />
rund um das Thema Parkinson gibt) heraus.<br />
Dazu zählen auch <strong>die</strong> Parkinson Nachrichten,<br />
<strong>die</strong> viermal im Jahr erscheinen.<br />
Nach außen vertritt <strong>die</strong> Deutsche Parkinson<br />
Vereinigung <strong>die</strong> Interessen der<br />
Mitglieder, macht Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Aufklärungsarbeit und unterstützt <strong>die</strong><br />
patientennahe Forschung.<br />
Adressen zum Thema Morbus Parkinson<br />
AG Parkinson Nurse<br />
c/o Frau Dorothee Gruler<br />
Universitätsklinik für Neurologie<br />
Arnold-Heller-Str. 3, Haus 41, 24105 Kiel<br />
Telefon 04 31 / 5 97 85 44<br />
Fax 04 31 / 5 97 50 01<br />
E-Mail: d.gruler@neurologie.uni-kiel.de<br />
Kompetenznetz Parkinson<br />
Klinik für Neurologie<br />
Baldingerstraße, D-35043 Marburg<br />
Telefon 0 64 21 / 5 86 54 39<br />
Fax 0 64 21 / 5 86 54 59<br />
www. kompetenznetz-parkinson.de<br />
E-Mail: mahlae@med.uni-marburg.de<br />
Neurozentrum Stuttgart Mitte<br />
Neurologische Gemeinschaftspraxis<br />
Sophienstraße 41, 70178 Stuttgart<br />
Telefon 07 11 / 6 20 31 77-0<br />
Fax 07 11 / 6 20 31 77-99<br />
Internet: www.neurozentrum-stuttgart.de<br />
E-Mail: info@neurozentrum-stuttgart.de<br />
Unsere Vereinigung setzt sich auch für<br />
<strong>die</strong> Interessen der Betroffenen im gesundheits<br />
und sozialpolitischen Bereich ein.<br />
Unsere Bundesvorsitzende, Frau Magdalene<br />
Kaminski, ist beratendes Mitglied im<br />
Gemeinsamen Bundesausschuss, in dem<br />
über <strong>die</strong> Ausgestaltung der Leistungen der<br />
Krankenkassen entschieden wird.<br />
Die Deutsche Parkinson Vereinigung<br />
wirkt aktiv mit bei gezielten Fort und<br />
Weiterbildungsmaßnahmen von Menschen,<br />
<strong>die</strong> beruflich mit Parkinson zu tun<br />
haben. Selbst in medizinischpflegerischen<br />
Berufen ist das Wissen um <strong>die</strong> Parkinsonerkrankung<br />
nicht sehr weit verbreitet.<br />
Es gibt zum Beispiel <strong>die</strong> Weiterbildung<br />
mit dem Namen ParkinsonNurse. <strong>Sie</strong><br />
richtet sich speziell an Krankenschwestern.<br />
Wenn ParkinsonPatienten ins Krankenhaus<br />
kommen, ist es zum Beispiel außerordentlich<br />
wichtig, dass <strong>die</strong> Medikamente zu<br />
festen Zeiten gegeben werden und nicht<br />
einfach abgesetzt werden. Das passiert<br />
leider immer wieder und <strong>die</strong> Patienten<br />
leiden unnötig.<br />
Eine andere Weiterbildung, bei der<br />
wir <strong>als</strong> Parkinson Vereinigung mitwirken,<br />
unterstützt niedergelassene Neurologen.<br />
Wir schulen Arzthelferinnen zur<br />
Parkinson Assistentin. Die so geschulten<br />
Arzthelferinnen können den Neurologen<br />
entlasten. y<br />
Parkinson Café<br />
Pflegeberatung für Menschen mit Morbus Parkinson<br />
unser-treff e.V., Noltestr. 2, 30451 Hannover<br />
Telefon 05 11 / 2 13 43 14, Fax 05 11 / 2 13 42 99<br />
www.parkinsoncafe.de, info@parkinsoncafe.de<br />
Gertrudis-Klinik Biskirchen<br />
Parkinson-Zentrum<br />
Karl-Ferdinand-Broll-Straße 2-4<br />
35638 Leun-Biskirchen<br />
Telefon 0 64 73 / 3 05-0, Fax 0 64 73 / 3 05-57<br />
Parkinson-Center@t-online.de<br />
www.parkinson.de<br />
Parkinson-Klinik Wolfach GmbH & Co. KG<br />
Neurologisches Krankenhaus<br />
77709 Wolfach, Kreuzbergstraße 12-24<br />
Telefon 0 78 34 / 971-0, Fax 0 78 34 / 49 30<br />
info@parkinson-klinik.de<br />
www.parkinson-klinik.de<br />
Weitere Parkinsonkliniken<br />
im Internet unter: www.parkinson-kliniken.de
Bild: HertieInstitut für klinische Hirnforschung Tübingen<br />
Beratung, Forschung, Diagnose und Versorgung<br />
Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt<br />
Neurodegenerative Erkrankungen (HIH) in Tübingen<br />
Im Parkinson-Labor des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung in Tübingen: mithilfe der<br />
sogenannten Elektrophorese wird DNA-Material aufgesplittet<br />
Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) ist auf dem Gelände des Universitätsklinikums<br />
Tübingen angesiedelt. Die enge Zusammenarbeit mit der Neurologischen<br />
Klinik ermöglicht eine optimierte Abstimmung zwischen Forschung und<br />
medizinischer Anwendung. Das Institut wurde mit Fördermitteln der Gemeinnützigen<br />
Hertie-Stiftung etabliert. Mit ihrem Vermögen von rund 800 Mio. Euro gehört<br />
<strong>die</strong> gemeinnützige Hertie-Stiftung zu den größten privaten Stiftungen Deutschlands.<br />
<strong>Sie</strong> baut auf dem Lebenswerk von Georg Karg auf, dem Inhaber der Hertie<br />
Waren- und Kaufhaus GmbH.<br />
Die Arbeit des Tübinger HertieInstituts<br />
leistet Forschung, Diagnose, Beratung von<br />
Patienten und Angehörigen, Therapie und<br />
Versorgung. Das Institut hat mehrere Parkinsonambulanzen.<br />
Neben der großen allgemeinen<br />
Parkinsonambulanz, in der z. B.<br />
<strong>die</strong> Diagnosestellung oder Einstellung der<br />
medikamentösen Therapie vorgenommen<br />
wird, gibt es eine Ambulanz für Patienten,<br />
<strong>die</strong> an der Uniklinik mit einem Hirnstimulator<br />
operiert worden sind und nun nachversorgt<br />
werden. Es gibt Ambulanzen speziell<br />
für Tremor, denn nicht jedes Zittern ist<br />
wirklich ein Parkinsonzittern. Hier werden<br />
differenzialdiagnostisch Untersuchungen<br />
durchgeführt und <strong>die</strong> Ärzte nehmen gegebenenfalls<br />
medikamentöse Einstellungen vor.<br />
Eine weitere Ambulanz hat das Thema<br />
„atypische Parkinson Erkrankungen“.<br />
Diese bedürfen einer anderen Beratung<br />
und Behandlung der Patienten. Neben der<br />
medikamentösen Beratung bei Patienten<br />
und Angehörigen geht das Institut stark<br />
auf <strong>die</strong> Themen Physiotherapie, Ergotherapie<br />
und Logopä<strong>die</strong> ein.<br />
Zum Institut gehört eine Station für<br />
Bewegungsstörungen an der Uniklinik<br />
Tübingen. Dort werden in unklaren Situationen<br />
weiterführende Untersuchungen<br />
zur Diagnosestellung durchgeführt.<br />
Daneben werden komplexe medikamentöse<br />
Einstellungen vorgenommen und<br />
Patienten vor und nach der Operation für<br />
<strong>die</strong> Tiefe Hirnstimulation eingestellt und<br />
betreut.<br />
Ein diagnostischer und wissenschaftlicher<br />
Schwerpunkt ist <strong>die</strong> Ultraschalluntersuchung<br />
des Gehirns, <strong>die</strong> hier unter Leitung<br />
von Prof. Dr. Daniela Berg entwickelt<br />
wurde. Damit kann <strong>die</strong> Substantia nigra<br />
dargestellt und parkinsontypische Veränderungen<br />
können damit erkannt werden.<br />
Diese Untersuchung ist ein wichtiges diagnostisches<br />
Instrument, vor allen Dingen<br />
in der Frühphase der Erkrankung.<br />
Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt<br />
sind <strong>die</strong> genetischen Parkinsonerkrankungen.<br />
Dazu <strong>finden</strong> Untersuchungen und<br />
Beratungen in enger Zusammenarbeit mit<br />
dem Labor des Institutes statt. y<br />
Schwerpunkt<br />
Buchtipps Parkinson<br />
Bernd Leplow:<br />
Ratgeber Parkinson<br />
Informationen für Betroffene<br />
und Angehörige<br />
ISBN-9783801720995<br />
Hogrefe Verlag GmbH<br />
Taschenbuch, 64 Seiten<br />
EUR 8,95<br />
Claudia Trenkwalder:<br />
Parkinson<br />
Die Krankheit verstehen<br />
und bewältigen<br />
ISBN-9783794528103<br />
Verlag Schattauer GmbH<br />
Taschenbuch, 115 Seiten<br />
EUR 19,95<br />
Renate Annecke,<br />
Evelyn Ludwig:<br />
Der große TRIAS-<br />
Ratgeber Parkinson-<br />
Krankheit<br />
Alles über Ursachen und<br />
Behandlung<br />
ISBN-9783830433866<br />
Verlag Trias<br />
Taschenbuch, 152 Seiten<br />
EUR 24,95<br />
Andres Ceballos-Baumann,<br />
Edith Wagner-<br />
Sonntag, Katharina<br />
Pichler, Sabine George:<br />
Was tun bei Parkinson?<br />
Ein Ratgeber für Betroffene<br />
und Angehörige<br />
ISBN-9783824805136<br />
Schulz-Kirchner Verlag<br />
Taschenbuch, 72 Seiten<br />
EUR 8,99<br />
Doris Hölzel:<br />
Guten Morgen,<br />
Parkinson<br />
ISBN-9783954861156<br />
Projekte-Verlag<br />
Gebundene <strong>Ausgabe</strong><br />
91 Seiten<br />
EUR 10,50<br />
Pflegefreund 1/13 l 23
Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />
„Ich bin nicht so der bemutternde Typ“<br />
Aus dem Leben einer Assistenzkraft bei Toll24<br />
Norina Mittendorf mit Marcel S. im Hotelpool in Teneriffa<br />
Ein kleiner Ort im Nordschwarzwald, umgeben von Streuobstwiesen, eingerahmt<br />
von Bergen und Hügeln. Alles ist tief verschneit. Norina Mittendorf öffnet <strong>die</strong> Tür<br />
eines hübschen Einfamilienhauses. Die Pflegepartnerin assistiert hier einem jungen<br />
Mann, der seit etwas mehr <strong>als</strong> einem Jahr durch einen schweren Unfall gelähmt ist.<br />
Er ist seitdem Rollstuhlfahrer und braucht rund um <strong>die</strong> Uhr Assistenz.<br />
Der Nordschwarzwald ist traditionell ein<br />
Feriengebiet. Ob Frau Mittendorf Zeit hat,<br />
<strong>die</strong> schöne Gegend im Schwarzwald zu<br />
genießen? „Ja, doch“, sagt sie. „Wir sind fast<br />
jeden Tag unterwegs. Wir fahren zu vielen<br />
Therapien und machen auch viel in der Freizeit.“<br />
Auf Umwegen zu Pflege und Assistenz<br />
Frau Mittendorfs ursprünglicher Beruf ist<br />
Bürokauffrau. <strong>Sie</strong> hatte im Büro gearbeitet,<br />
in der Gastronomie, in Vertrieb und Verkauf.<br />
<strong>Sie</strong> war drei Jahre lang selbstständig<br />
und hatte eigene Mitarbeitende rekrutiert<br />
und ausgebildet. Doch dann wollte sie etwas<br />
anderes tun.<br />
„Ein Bürojob ist für mich eigentlich langweilig.<br />
Man macht seine Arbeit, hat aber nur<br />
ganz selten eine Rückmeldung oder ein Lob.<br />
Der Vertrieb ist schon spannender, doch da<br />
habe ich nichts Passendes für mich gefunden.<br />
Das Soziale, der Umgang mit Menschen,<br />
das macht mir Spaß“, sagt sie.<br />
Das Arbeitsamt hat ihr <strong>die</strong>sen Weg durch<br />
einen Kurs für Demenzbegleitung erleichtert.<br />
Ihr Praktikum machte Norina Mittendorf<br />
in einem Pflegeheim. Dabei fand sie<br />
bald heraus: Das ist es, was sie gesucht hatte.<br />
24 l Pflegefreund 1/13<br />
Zu Toll24 kam Norina Mittendorf im<br />
Sommer 2011 – und das nicht zufällig.<br />
„Mein Heimatort hat etwa 10 000 Einwohner“,<br />
sagt sie. „Und da gibt es vier oder fünf<br />
Leute, <strong>die</strong> für Toll24 arbeiten, eine Kollegin<br />
bereits seit acht Jahren. Eine gute Freundin<br />
von mir hat ein Jahr vor mir bei Toll24 angefangen.<br />
<strong>Sie</strong> hat mich ermutigt.“<br />
An den Rhythmus – 14 Tage Arbeit,<br />
14 Tage frei – hat sie sich gewöhnt. Über<br />
Telefon, Internet und Skype hält sie in der<br />
Zeit ihrer Einsätze <strong>die</strong> sozialen Kontakte<br />
aufrecht.<br />
Auf <strong>die</strong> Frage, was in ihrem neuen Beruf<br />
anders sei, antwortet Frau Mittendorf:<br />
„Bei Assistenz oder Pflege hat man sofort<br />
ein Feedback zu dem, was man macht. Ich<br />
erfahre von Menschen, für <strong>die</strong> ich tätig bin,<br />
eine große Dankbarkeit.“<br />
Assistenzstellen bevorzugt<br />
Am liebsten hat sie Stellen, bei denen sie<br />
mit aktiven Menschen zu tun hat. „Ich bin<br />
nicht so der Typ, der <strong>die</strong> Menschen bemuttert“,<br />
sagt Norina Mittendorf. „Ich suche<br />
immer <strong>die</strong> Kommunikation auf gleicher<br />
Ebene“, sagt sie. „Das ist etwas, das junge<br />
Menschen besonders schätzen. Man merkt<br />
Foto: privat<br />
das auch gleich im Gespräch, dass sie das<br />
Bemuttern gar nicht mögen.“<br />
Der junge Mann, dem sie gegenwärtig<br />
assistiert, möchte möglichst viel allein tun<br />
und nimmt aktiv am Leben teil. Er legt<br />
großen Wert auf seine Selbstständigkeit.<br />
Die Einstellung von Norina Mittendorf<br />
ist pragmatisch: „Durch ihre körperliche<br />
Einschränkung ist ein normaler Alltag für<br />
Menschen mit erworbener Behinderung<br />
sehr schwierig. Mit Assistenz helfe ich, so<br />
viel Normalität wie möglich zu schaffen.<br />
Ich sorge dafür, dass der Alltag gut funktioniert.“<br />
In der letzten Zeit nahm Norina Mittendorf<br />
fast ausschließlich Aufträge bei<br />
jüngeren Menschen an. „Wobei jünger auch<br />
bedeuten kann: um <strong>die</strong> 50 Jahre alt“, sagt<br />
sie augenzwinkernd.<br />
Urlaubsbegleitung und Assistenz<br />
Einen Einsatz der besonderen Art hatte<br />
Frau Mittendorf im vergangenen Dezember.<br />
Zwei Wochen lang war sie mit einem<br />
querschnittsgelähmten Kunden von Toll24<br />
auf Teneriffa. „Die Flugreise verlief völlig<br />
problemlos“, sagt Frau Mittendorf: „Wir<br />
gingen zum ServicePoint am Flughafen<br />
und meldeten uns an. Mitarbeiter des<br />
Flughafens nahmen uns mit und kümmerten<br />
sich um den Rollstuhl, das Gepäck und<br />
alles andere. <strong>Sie</strong> brachten uns in den VIP<br />
Bereich, wo wir bis zum Abflug warteten.<br />
Marcel saß beim Flug auf einem ganz normalen<br />
Flugzeugsitz, aber mit seinem speziellen<br />
RollstuhlSitzkissen. Bei der Ankunft<br />
am Zielflughafen gab es den gleichen tollen<br />
Service wie beim Abflug.“<br />
Während in Deutschland frostige Temperaturen<br />
herrschten, war es auf Teneriffa<br />
jeden Tag 26 Grad warm. „Das Hotel war<br />
komplett rollstuhlgängig, es gab dort Lifter<br />
im Zimmer, Aktiv oder ElektroRollstühle<br />
konnte man ausleihen“, erinnert sich Frau<br />
Mittendorf. Für Marcel S. war <strong>die</strong> Reise ein<br />
absolutes Highlight.<br />
Die Tätigkeit macht ihr viel Freude, wie<br />
sie immer wieder betont. So ist es nicht verwunderlich,<br />
dass sie in ihrem Bekanntenkreis<br />
Menschen für <strong>die</strong>se Aufgabe gewinnt.<br />
In ihrem Heimatort organisierte sie dafür<br />
eine Infoveranstaltung und besuchte <strong>die</strong><br />
zuständige Arbeitsagentur. Auch bei Weiterbildungseinrichtungen<br />
sprach sie vor und<br />
stellte das Berufsbild der Assistenz vor.<br />
Als wichtige Voraussetzungen für ihre<br />
Tätigkeit findet Frau Mittendorf „… dass<br />
man zuhören kann, dass man aufmerksam<br />
ist und dafür weniger redet. Und man muss<br />
den Menschen helfen wollen.“ y
Neuigkeiten bei Toll24<br />
Erneute Bestnote bei MDK-Prüfung<br />
Bereits zum zweiten Mal in Folge erhielt<br />
ein Unternehmen der Toll Unternehmensgruppe<br />
<strong>die</strong> Bestnote bei der Prüfung durch<br />
den Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />
(MDK). Die Stuttgarter Niederlassung<br />
der <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH<br />
& Co. KG wurde von den Prüfern des MDK<br />
mit der Note 1,0 bewertet. Besonders beeindruckt<br />
waren <strong>die</strong> Prüfer von der klaren<br />
Organisationsstruktur des Pflege<strong>die</strong>nstes.<br />
Besuch der französischen Botschaft<br />
Botschaftsangehöriger Frederic Bouquet (rechts)<br />
und Toll24-Geschäftsführer Markus Lepack<br />
Am 30. Januar besuchte der Mitarbeiter der<br />
französischen Botschaft in Deutschland,<br />
Frédéric Bouquet, <strong>die</strong> Firmenzentrale der<br />
Toll Unternehmensgruppe in Filderstadt<br />
Bernhausen. Der Business Development<br />
Manager kontaktiert, berät und betreut für<br />
<strong>die</strong> Invest in France Agency (IFA) potenzielle<br />
Investoren in BadenWürttemberg.<br />
Die Pflegemarke Toll24 fiel Bouquet wegen<br />
ihres hohen Qualitätsanspruchs auf. Mit<br />
dem Versorgungsvertrag mit den Pflegekassen,<br />
dem zertifizierten Qualitätsmanagement<br />
und der Pflegenote 1 bei der MDK<br />
Prüfung hebt sich Toll24 deutlich von der<br />
Menge der 24StundenPflege<strong>die</strong>nste ab.<br />
„Es gibt in Frankreich einen großen Bedarf<br />
an hochqualitativer häuslicher Pflege“,<br />
sagte Frédéric Bouquet.<br />
Toll24 eröffnet Twitter-Kanal<br />
Unter der Adresse: https://twitter.com/Toll<br />
24Betreuung ist <strong>die</strong> TollUnternehmensgruppe<br />
beim MicroBloggingDienst Twitter<br />
aktiv. Am 20. Dezember 2012 schickte<br />
Toll24Betreuung seinen ersten „Tweet“ in<br />
<strong>die</strong> Welt. Seitdem folgten fast 100 weitere<br />
Kurzbotschaften. Mehr <strong>als</strong> 50 Unternehmen<br />
und Personen aus den Bereichen<br />
Pflege und Selbsthilfe haben den kostenlosen<br />
Twitterkanal von Toll24 abonniert.<br />
Toll24 selbst folgt etwa 140 interessanten<br />
Kanälen. Twitter schafft eine schnelle Verbindung<br />
zwischen Interessengruppen und<br />
wird weltweit sehr intensiv von der organisierten<br />
Patientenselbsthilfe genutzt.<br />
Pflegefreund-Blog gestartet<br />
Unter www.pflegefreund.info werden im<br />
zweiwöchigen Rhythmus Artikel und<br />
Kommentare veröffentlicht. Die Rubriken<br />
entsprechen der Druckausgabe des<br />
Pflegefreundes. Die Seite hat eine Kommentarfunktion.<br />
Anders <strong>als</strong> eine normale<br />
Webseite ist ein Blog auf Dialog angelegt.<br />
So können Besucher/innen von pflegefreund.info<br />
<strong>die</strong> Artikel kommentieren<br />
und so in den Dialog mit den Autoren<br />
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treten. Zurzeit „bloggen“ Christian Winter<br />
(Recht) und Harald Spies (Pflegewelt,<br />
Pflege Rundum, Schwerpunkt und<br />
Gesundheit).<br />
Zum Blog gehören auch ein Archiv der<br />
älteren <strong>Ausgabe</strong>n des Pflegefreundes <strong>als</strong><br />
<strong>PDF</strong>Datei zum Download sowie Zusatzartikel<br />
zur jeweilig <strong>aktuelle</strong>n Druckausgabe.<br />
Sponsor des PflegefreundBlogs wie<br />
der Druckausgabe ist <strong>die</strong> Toll Unternehmensgruppe.<br />
y<br />
Weitere Infos unter www.adamus-group.de oder Tel. +49 (0)3941 62 09 06-25<br />
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Pflegefreund 1/13 l 25
Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />
Verhinderungspflege ist bezahlter Urlaub<br />
für pflegende Angehörige<br />
Ab 2013 gibt es verbesserte Leistungen bei Verhinderungspflege<br />
Damit <strong>die</strong> Pflege von Angehörigen zu Hause nicht zum Burn-Out führt, gibt es den<br />
gesetzlichen Anspruch auf Verhinderungspflege (§ 39 SGB XI). Mit Verhinderungspflege<br />
können <strong>Sie</strong> Ihre Krankheitsvertretung organisieren, wenn <strong>Sie</strong> wegen Krankheit<br />
oder Kur ausfallen. Vielleicht brauchen <strong>Sie</strong> auch dringend Urlaub, um sich von<br />
der anstrengenden Pflege zu erholen. Dann wird Verhinderungspflege zur Urlaubsvertretung<br />
für pflegende Angehörige.<br />
Habe ich Anspruch auf Verhinderungspflege?<br />
Wenn <strong>Sie</strong> einen pflegebedürftigen Angehörigen<br />
insgesamt mindestens sechs<br />
Monate in dessen häuslicher Umgebung<br />
pflegen, haben <strong>Sie</strong> pro Jahr Anspruch auf<br />
maximal 28 Tage Verhinderungspflege.<br />
Die Pflegekasse übernimmt in <strong>die</strong>ser Zeit<br />
Kosten für selbst beschaffte Pflegehilfen<br />
(Pflege<strong>die</strong>nste, eigene Pflegekräfte) bis<br />
zum gesetzlichen Maximalbetrag.<br />
26 l Pflegefreund 1/13<br />
Wie hoch sind <strong>die</strong> Leistungen?<br />
Die Pflegekasse trägt <strong>die</strong> Kosten bis zur<br />
Höhe von 1550 Euro pro Jahr. Wenn <strong>die</strong><br />
Ersatzpflegekraft zum Haushalt gehört oder<br />
bis zum 2. Grad mit Ihnen verwandt ist,<br />
zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse lediglich den Betrag<br />
des Pflegegeldes in Höhe der Pflegestufe.<br />
Erhalte ich während der Verhinderungspflege<br />
weiterhin Pflegegeld?<br />
Seit Anfang 2013 wird während der Ver<br />
hinderungspflege zusätzlich das Pflegegeld<br />
zur Hälfte weiterbezahlt. Am ersten und<br />
am letzten Tag der Verhinderungspflege<br />
zahlt <strong>die</strong> Pflegekasse den vollen Satz.<br />
Wie erhalte ich Verhinderungspflege?<br />
Einen Antrag für Verhinderungspflege<br />
erhalten <strong>Sie</strong> bei Ihrer Pflegekasse.<br />
Wer betreut meinen pflegebedürftigen<br />
Angehörigen während meiner Abwesenheit?<br />
Bei Durchführung der Verhinderungspflege<br />
hilft Ihnen beispielsweise Toll24<br />
gerne mit deutschsprachigen Pflegekräften.<br />
<strong>Sie</strong> versorgen Ihren pflegebedürftigen<br />
Angehörigen rund um <strong>die</strong> Uhr in der<br />
gewohnten Umgebung. <strong>Sie</strong> leisten Grundpflege,<br />
führen den Haushalt und sind rund<br />
um <strong>die</strong> Uhr da.<br />
Gibt es zusätzliche finanzielle Hilfen?<br />
Bei Pflegebedürftigen mit eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz (z. B. Demenz) können<br />
bis zu einem Jahr rückwirkend nicht<br />
in Anspruch genommene zusätzliche<br />
Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI<br />
geltend gemacht werden. 100 Euro ist der<br />
Grundbetrag; der erhöhte Betrag ist 200<br />
Euro. Ein Pflege<strong>die</strong>nst mit Kassenzulassung<br />
kann <strong>die</strong>se Sachleistungen während<br />
der Verhinderungspflege erbringen und<br />
zusätzlich abrechnen. Der Rechnungsbetrag<br />
der 24StundenPflege kann sich<br />
dadurch um bis zu 2400 Euro zusätzlich<br />
verringern.<br />
Weitere Infos:<br />
www.toll-betreuung.de<br />
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Liliane Juchli in<br />
Stuttgart geehrt<br />
Liliane Juchli<br />
Filderstadt-Bernhausen, 12. März 2013 –<br />
Zu Ehren der „Grande Dame“ der Pflege,<br />
der Schweizer Ordensschwester Liliane<br />
Juchli, veranstaltete der Georg Thieme<br />
Verlag in Stuttgart einen Empfang im<br />
Hoftheater an der Wilhelma. Die Toll-<br />
Unternehmensgruppe hat eine enge<br />
Beziehung zur Arbeit von Liliane Juchli.<br />
Ihr Pflegemodell ist Grundlage des<br />
hauseigenen Pflegeleitbildes.<br />
Juchli hat <strong>die</strong> Pflege im deutschsprachigen<br />
Raum in den vergangenen 40 Jahren<br />
entscheidend geprägt. Die meisten heute<br />
aktiven Pflegefachkräfte wurden nach dem<br />
Pflegemodell Juchlis ausgebildet. Das von<br />
Liliane Juchli verfasste Standardwerk der<br />
Pflegeausbildung erschien vor 40 Jahren<br />
erstm<strong>als</strong> im Thieme Verlag. Zudem wurde<br />
soeben ihre Biografie „Liliane Juchli – Ein<br />
Leben für <strong>die</strong> Pflege“ veröffentlicht. Und<br />
schließlich feiert <strong>die</strong> international renommierte<br />
Pflegepionierin in <strong>die</strong>sem Jahr ihren<br />
80. Geburtstag.<br />
Etwa 200 Gäste, überwiegend aus der<br />
Pflege, folgten der Einladung des Verlages<br />
und erlebten eine höchst lebendige, offene<br />
und erfrischend humorvolle Liliane Juchli.<br />
<strong>Sie</strong> referierte kompetent und überzeugend<br />
über <strong>die</strong> Geschichte der Pflege von 1950<br />
bis heute. <strong>Sie</strong> nahm <strong>die</strong> Anwesenden mit<br />
auf eine Zeitreise durch ihr Berufsleben.<br />
Die Gäste wurden auch von der tiefen<br />
Mitmenschlichkeit und Authentizität der<br />
Vortragenden berührt: „Respekt ist eine<br />
Grundlage der Pflege“, betonte Juchli und<br />
ergänzte: „… auch der Respekt der Pflegenden<br />
gegenüber sich selbst!“<br />
Aus dem Gesicht und den Gesten von<br />
Liliane Juchli leuchtete etwas, was ihr<br />
Antrieb war und bis heute ist und was sie<br />
den Anwesenden <strong>als</strong> Geschenk anbot: eine<br />
andauernde und liebevolle Neugier auf den<br />
Menschen. y<br />
Pflegepaket Toll24<br />
Werden <strong>Sie</strong><br />
P egepartner/-in<br />
bei bei Toll24 Toll24<br />
Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr<br />
Durch häusliche Pflege rund um <strong>die</strong> Uhr können Menschen mit Pflegebedarf zu<br />
Hause wohnen bleiben, auch wenn sie auf zeitintensive Betreuung und Versorgung<br />
angewiesen sind. Die häusliche 24-Stunden-Pflege von Toll24 bedeutet Komplett-<br />
Service: Grundpflege, Begleitung, psychosoziale Betreuung und Haushaltsführung<br />
aus einer Hand. Ob <strong>die</strong>se Dienstleistung für eine individuelle Pflege- oder Betreuungssituation<br />
passt, lässt sich jetzt zum Vorteilspreis testen.<br />
Wer <strong>die</strong> häusliche 24StundenPflege von<br />
Toll24 testen möchte, hat bis Juni 2013 gute<br />
Chancen, <strong>die</strong>s zu einem attraktiven Preis<br />
zu können. In <strong>die</strong>sem Zeitraum läuft <strong>die</strong><br />
Aktion „Pflegepaket Toll24“. Eine Woche<br />
RundumPflege leistet der von den Kassen<br />
zugelassene Pflege<strong>die</strong>nst im Aktionszeitraum<br />
zu einem attraktiven „Schnupperpreis“.<br />
Das Paket beinhaltet häusliche Pflege<br />
und Betreuung, 24StundenAnwesenheit<br />
der Pflegekraft, Haushaltsführung und<br />
psychsoziale Betreuung durch geschulte<br />
Pflegepartnerinnen und Partner von Toll24.<br />
Begleitet wird <strong>die</strong> Pflege von examinierten<br />
Pflegefachkräften des zuständigen regionalen<br />
Einsatzbüros des bundesweit tätigen<br />
Pflege<strong>die</strong>nstes. Eine Verlängerung der Pflege<br />
um eine Woche ist möglich. Dafür erhalten<br />
<strong>die</strong> Pflegekunden einen einmaligen Rabatt<br />
von 250 Euro auf den regulären Pflegepreis.<br />
Ab der dritten Woche gilt dann der reguläre<br />
Preis ohne weitere Nachlässe.<br />
„Wir wollen Menschen mit Pflegebedarf<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit geben, Toll24 Pflege in<br />
höchster Pflegequalität zu einem attraktiven<br />
Preis kennenzulernen“, sagt Markus Lepack,<br />
Geschäftsführer der Toll Unternehmensgruppe.<br />
Geeignet ist das Programm für Menschen<br />
mit Pflegebedarf bis zur Pflegestufe zwei.<br />
Eine Begutachtung durch eine Fachkraft des<br />
Teams von Toll24 ist Voraussetzung für <strong>die</strong><br />
Anwendung des Toll24 Pflegepakets.<br />
„Toll24“ ist <strong>die</strong> Qualitätsmarke für häusliche<br />
Rundumpflege. Mit über 27 Jahren<br />
Pflegekompetenz gehört der <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst<br />
Deutschland zu den Pionieren der<br />
häuslichen Pflege und Betreuung rund um<br />
<strong>die</strong> Uhr.<br />
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70794 Filderstadt-Bernhausen<br />
Telefon 0 711 / 548 988 25<br />
Fax 0 711 / 548 988 99<br />
E-Mail m.helfrich@toll-betreuung.de<br />
Internet www. toll24-akademie.de<br />
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Das Bewegungsbett ThevoVital<br />
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Thomashilfen · D 27432 Bremervörde · www.thevo.info<br />
Pflegefreund 1/13 l 27
Alltagshilfen<br />
Demenzkranke sind ausgeglichener und tagsüber aktiver<br />
Thevo-Bewegungsbetten vom Institut IGAP getestet<br />
„Man kann sagen, dass sich durch den Einsatz von Bewegungsbetten<br />
bei demenzkranken Menschen das Schlafverhalten<br />
verbessert, der Nachtschlaf erholsamer wird und damit <strong>die</strong><br />
Bereitschaft zu Tagesaktivitäten steigt“, fasst Gunnar Thomas<br />
von Thomashilfen <strong>die</strong> neuesten Ergebnisse einer Stu<strong>die</strong> des<br />
Institutes IGAP zusammen.<br />
Die genannte Untersuchung<br />
hatte zum Ziel, mögliche Auswirkungen<br />
des Bewegungsbettes<br />
auf <strong>die</strong> Schlafqualität<br />
und damit auf das allgemeine<br />
Be<strong>finden</strong> der Demenzerkrankten<br />
festzustellen. Die Einschlafschwierigkeiten<br />
und Durchschlafstörungen<br />
plagen fast 70<br />
Prozent aller Demenzkranken.<br />
Neben dem Verlust der Orientierungsfähigkeit<br />
büßen <strong>die</strong><br />
Betroffenen zunehmend das<br />
Gefühl für den eigenen Körper<br />
ein. Das verschlechtert<br />
sich dort, wo eigentlich Kraft<br />
getankt werden sollte – im Bett.<br />
Aufgrund der fehlenden nächtlichen<br />
Erholung passiert das,<br />
was jeder aus eigener Erfahrung<br />
nachfühlen kann: Die<br />
Koffein reizt<br />
Männerblase<br />
Männer mit Blasenproblemen<br />
sollten weniger Kaffee<br />
trinken<br />
Baierbrunn (PatientenMagazin<br />
„HausArzt“) – Mediziner<br />
raten Männern, <strong>die</strong> an einer<br />
überaktiven Blase oder Inkontinenz<br />
leiden, weniger Kaffee<br />
zu trinken. Koffein steigert bei<br />
ihnen offenbar den Harndrang,<br />
berichtet das Patientenmagazin<br />
„HausArzt“.<br />
Von Frauen ist das seit Längerem<br />
bekannt. Schon ab zwei<br />
Tassen Bohnenkaffee pro Tag<br />
nimmt der ungewollte Harnverlust<br />
bei Männern deutlich<br />
zu, so das Ergebnis einer neuen<br />
USStu<strong>die</strong>.<br />
Das PatientenMagazin „Haus-<br />
Arzt“ gibt der Deutsche Hausärzteverband<br />
in Kooperation<br />
mit dem Wort & Bild Verlag<br />
heraus. Das Heft wird bundesweit<br />
in Hausarztpraxen an<br />
Patienten abgegeben.<br />
28 l Pflegefreund 1/13<br />
Tagesaktivität ist stark eingeschränkt,<br />
häufig reagieren <strong>die</strong><br />
Demenzkranken gereizt und<br />
unausgeglichen.<br />
Von Thomashilfen kommt<br />
jetzt eine schonende Methode,<br />
<strong>die</strong> Patienten sanft in den<br />
Schlaf zu wiegen: Das Bewegungsbett<br />
sorgt dafür, dass <strong>die</strong><br />
Patienten auch während der<br />
Einschlafphase ihren Körper<br />
wahrnehmen und ihre Orientierung<br />
behalten – Voraussetzung<br />
dafür, dass Angstzustände<br />
vor dem Einschlafen auch ohne<br />
Medikamente abgebaut werden<br />
können. Durch <strong>die</strong> feinsten Stimulationen<br />
gewinnt der Patient<br />
an Orientierung, er fühlt<br />
sich geborgen – und kann sich<br />
erholen.<br />
ALTEC-Aluminiumverladeschienen – Typ AOL-R<br />
Treppen und hohe Absätze gut überbrückt<br />
Singen, 27. März 2013 – Rollstuhlfahrer,<br />
<strong>die</strong> sich mobil in<br />
der Welt bewegen, müssen mit<br />
ihrem Gefährt <strong>die</strong> unterschiedlichsten<br />
Hindernisse überwinden.<br />
Mit der neu wickelten<br />
Rollstuhlrampe vom Typ<br />
AOLR der Fa. Altec, 78224 Singen,<br />
lassen sich vor allem Treppen<br />
und hohe Absätze sehr gut<br />
überbrücken. Eine Stanzung<br />
der Fahrfläche sorgt für eine<br />
hohe Rutschsicherheit. Durch<br />
<strong>die</strong> Lochung können Regen,<br />
Schnee und Schmutz schnell<br />
entweichen. Die Rampe hat<br />
standardmäßig eine Breite von<br />
800 mm und ist in verschiedenen<br />
Längen sowie auf Wunsch<br />
auch mit Geländer erhältlich.<br />
Sonderanfertigungen <strong>die</strong>ser<br />
Rampe sind auf Anfrage möglich.<br />
Wie alle Überfahrrampen<br />
von Altec ist auch <strong>die</strong> AOLR<br />
Rampe sicherheitsgeprüft.<br />
Weitere Infos:<br />
www.altec.de<br />
70 Prozent der Demenzkranken leiden unter massiven Schlafstörungen<br />
Neben der Entlastung von<br />
Angehörigen und Pflegepersonal<br />
in der Nacht steigt <strong>die</strong><br />
Bereitschaft der Demenzkranken<br />
zu mehr Tagesaktivität.<br />
Das Institut IGAP e.V. hat in<br />
der Untersuchung <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />
der ThevoBewegungsbetten<br />
bei Demenzpatienten<br />
untersucht und konnte<br />
feststellen, dass bei über 60<br />
Prozent der Anwender erhebliche<br />
Verbesserungen zu<br />
beobachten waren. Die Thevo<br />
Demenzmatratze kann kostenlos<br />
getestet werden.<br />
Weitere Infos:<br />
Thomashilfen<br />
D-27432 Bremervörde<br />
Info-Telefon: 04761/88677<br />
www.thevo.info<br />
Foto: ALTEC GmbH Bild: Thomashilfen / Thevo
Sanftes Laserlicht gibt den Zellen Power<br />
Die Low-Level-Laser -Therapie gehört in vielen Ländern bereits zum Standard<br />
Die Behandlung ist eine<br />
moderne Behandlungsmethode<br />
und kann bei vielen Beschwerden<br />
– etwa an Gelenken und<br />
der Muskulatur oder bei Wundheilungsstörungen(Diabetes)<br />
– <strong>als</strong> nebenwirkungsfreie<br />
Komplementärmaßnahme <strong>die</strong><br />
Therapie beim Arzt sinnvoll<br />
ergänzen; ggf. Medikamente<br />
reduzieren. Auch im Profisport<br />
Seniorenbäderausstellung<br />
Das Bad ist in älteren Häusern<br />
und Wohnungen oft <strong>die</strong> größte<br />
Hürde für selbstbestimmtes<br />
Leben, wenn körperliche Einschränkungen<br />
eintreten. Oft<br />
sind solche Hürden der Grund,<br />
weshalb Senioren vorzeitig ins<br />
Altenheim umziehen müssen.<br />
Doch mit einem fachgerechten<br />
Badumbau bleibt das eigene<br />
Zuhause erhalten. Wie ein senioren<br />
und behindertengerechtes<br />
Bad aussehen kann, zeigt<br />
werden viele Verletzungen und<br />
Rehabilitationsmaßnahmen<br />
durch <strong>die</strong>se schmerzfreie, sehr<br />
effektive Lasertherapie unterstützt.<br />
Mit be<strong>die</strong>nerfreundlichen<br />
Geräten können sich<br />
Patienten auch selbst zu Hause<br />
behandeln. Diese Art Laserlicht<br />
ist völlig ungefährlich. Voraussetzung<br />
für <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />
des Therapielasers ist jedoch<br />
<strong>die</strong> wohl einzigartige Ausstellung<br />
Kibomed Seniorenbäder<br />
in Gelnhausen.<br />
Anhand von neun fertig<br />
eingerichteten MusterBädern<br />
können <strong>die</strong> Besucher/innen<br />
direkte Einbaubeispiele verschiedenster<br />
Hilfsmittel für den<br />
behinderten und seniorengerechten<br />
Badumbau besichtigen<br />
und sich beraten lassen.<br />
Die Ausstellung ist direkt an<br />
der A 66 zwischen Frankfurt<br />
<strong>die</strong> richtige Wellenlänge – <strong>als</strong>o<br />
„Farbe“ des Laserlichts und <strong>die</strong><br />
Geräte leistung. Tief liegende<br />
Indikationen wie beispielsweise<br />
Arthrosen oder Fibromyalgie<br />
erfordern leistungsstarke Laser,<br />
<strong>die</strong> mit unsichtbarem infrarotem<br />
Laserlicht einige Zentimeter in<br />
das Gewebe eindringen können.<br />
Infos: www.medsolution.de<br />
und Fulda gelegen. <strong>Sie</strong> ist dem<br />
Gebäude des Krankenpflege<br />
Sparmarktes Pflege Discount<br />
in Gelnhausen angeschlossen.<br />
Weitere Infos bei<br />
Kibomed Seniorenbäder<br />
Am Galgenfeld 15<br />
63571 Gelnhausen<br />
Telefon 0 60 51 / 9 77 91 94<br />
oder 60 51 / 88 81 33<br />
Fax 60 51 / 88 94 85<br />
www.kibomed-badausstellung.de<br />
Weitere Informationen erhalten <strong>Sie</strong> bei:<br />
Akademie für pflegende Angehörige<br />
im VdK-Geriatriezentrum Neuburg<br />
Bahnhofstraße B 107, 86633 Neuburg<br />
Alltagshilfen<br />
Messetermine<br />
14. bis 16. Juni 2013<br />
IRMA<br />
Reha und Mobilitätsmesse<br />
für Menschen mit Handicap<br />
und Senioren.<br />
Messe Bremen<br />
25. bis 28. September 2013<br />
Rehacare International<br />
Größte internationale Fachmesse<br />
für Rehabilitation,<br />
Prävention, Integration und<br />
Pflege.<br />
Messe Düsseldorf<br />
15. bis 17. Oktober 2013<br />
PFLEGE + HOMECARE<br />
Fachmesse und Kongress<br />
für ambulante, stationäre<br />
und klinische Pflege.<br />
Messe Leipzig<br />
6. und 7. November 2013<br />
ConSozial<br />
Fachmesse für Management<br />
und Organisation Sozialer<br />
Arbeit und Pflege.<br />
Messe Nürnberg<br />
Kompetente Hilfe.<br />
Akademie für pflegende Angehörige.<br />
SCHULUNGSTERMINE 2013:<br />
10.06. - 15.06.2013<br />
22.07. - 27.07.2013<br />
23.09. - 28.09.2013<br />
Die „Akademie für pflegende Angehörige“ verbessert <strong>als</strong> Bildungseinrichtung<br />
des VdK Bayern <strong>die</strong> häusliche Pflege. <strong>Sie</strong> wurde in Kooperation mit der Geriatrischen<br />
Fachklinik in Neuburg ins Leben gerufen, um pflegende Angehörige zu<br />
entlasten.<br />
Die Besonderheit des Angebotes liegt in der engen Verbindung von Theorie<br />
und Praxis. Der Angehörige kommt mit dem Pflegebedürftigen nach Neuburg.<br />
Während der einwöchigen Schulung wird der Pflegebedürftige in der Geriatrischen<br />
Fachklinik versorgt. Der pflegende Angehörige kann sich voll auf <strong>die</strong><br />
Schulungsinhalte konzentrieren. Konkrete Pflegeprobleme werden benannt<br />
und mit Experten Lösungen erarbeitet. Mehr Sicherheit im Umgang mit Pflegesituationen<br />
entsteht durch <strong>die</strong> Anleitung in pflegepraktischer Hinsicht. Der<br />
pflegende Angehörige profitiert v.a. von der praktischen Anleitung am eigenen<br />
Pflegebedürftigen. Er gewinnt detailliertes Wissen über dessen Krankheitsbild.<br />
Die Woche bietet dem pflegenden Angehörigen eine Lösung für seine Pflegesituation.<br />
<strong>Sie</strong> ermöglicht das Gespräch mit Gleichbetroffenen. Die Angehörigen<br />
und der Pflegebedürftige werden bestärkt, rechtzeitig und gezielt Hilfe in<br />
Anspruch zu nehmen. Ein Großteil der Kosten kann im Rahmen der Verhinderungspflege<br />
mit der Pflegekasse abgerechnet werden.<br />
Frau Knobloch, VdK-Geriatriezentrum, Telefon: 08431 / 58 02 65<br />
Anzeige<br />
Pflegefreund 1/13 l 29
Gesundheit<br />
Unterstützer des<br />
Projekts: Hans-Jörg<br />
Eckhardt, Sprecher des<br />
Landes seniorenrates<br />
Baden-Württemberg<br />
Paten der Aktion:<br />
Hochleistungssportler<br />
haben Projektpatenschaft<br />
übernommen:<br />
Imke Oehlerich und<br />
Sebation Zeller ( beide-<br />
Triathlon)<br />
30 l Pflegefreund 1/13<br />
Sport, Bewegung,<br />
Lebensfreude –<br />
auch bei Demenz<br />
Kanutouren für Menschen mit Frühdemenz sind regelmäßger Programmpunkt des Vereins Leben mit Demenz e.V. in Minden-Lübbecke<br />
Demenz ist ein Massenphänomen. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft<br />
leben gegenwärtig mehr <strong>als</strong> 1,4 Millionen Demenzkranke in Deutschland.<br />
Ihre Zahl wächst pro Jahr um ca. 40 000. Bis zum Jahr 2050 rechnet man mit etwa<br />
3 Millionen Demenzkranken, falls nicht ein dramatischer Durchbruch in der Bekämpfung<br />
der Demenz gelingt. Und danach sieht es momentan nicht aus. Demenz ist<br />
nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Menschen<br />
mit Demenz sind Teil unserer Gesellschaft. Es geht zunehmend darum, wie<br />
Menschen mit Demenz so lange wie möglich am gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />
können. Ein neuer Ansatz ist das Projekt „Was geht?“. Es wendet sich vor allem an<br />
Betroffene in der Frühphase.<br />
Für Millionen Menschen sind Sport und sportliche<br />
Bewegung ein wichtiger Teil ihres Lebens.<br />
Sport und Wandervereine halten sie nicht<br />
nur körperlich fit. Für Menschen jeden Alters<br />
sind sie auch fester Bestandteil des sozialen Lebens,<br />
der sozialen Identität – eben eine Quelle der Lebensfreude<br />
und Gesundheit. Viele Menschen sehen sich<br />
jedoch von <strong>die</strong>ser Quelle abgeschnitten, wenn <strong>die</strong><br />
SchockDiagnose Demenz fällt. Die Betroffenen sind<br />
verunsichert. <strong>Sie</strong> gehen nicht mehr zum Wandern,<br />
lassen sich nicht mehr beim Sport blicken, machen<br />
nicht mehr bei Kreativworkshops mit und ziehen sich<br />
allgemein zurück. Diese Isolation ist in vielerlei Hinsicht<br />
schädlich. <strong>Sie</strong> blockiert <strong>die</strong> noch vorhandenen<br />
Kompetenzen bei den Betroffenen und verstärkt das<br />
Gefühl der Hilflosigkeit. <strong>Sie</strong> entmutigt <strong>die</strong> Angehörigen<br />
beschleunigt deren soziale Ausgrenzung. Dabei<br />
sind Menschen in der Frühphase der Demenzerkran<br />
kung keineswegs hilflos und völlig inkompetent. In der<br />
Regel ist lediglich <strong>die</strong> Fähigkeit der Selbstorganisation<br />
eingeschränkt. Die Betroffenen verfügen über viele<br />
Fähigkeiten. <strong>Sie</strong> brauchen jedoch jemanden, der sie<br />
durch den Alltag begleitet.<br />
Hier setzt das Projekt „Was geht! Sport, Bewegung<br />
und Demenz“ an. Mit Förderung der RobertBosch<br />
Stiftung und des Bundesministeriums für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend ging das Projekt Anfang<br />
2013 an den Start. Ziel ist <strong>die</strong> Förderung von Lebensfreude<br />
und Teilhabe von Menschen mit Demenz<br />
durch Sport und Bewegung und Aktivität. Teil des<br />
Projekts ist ein „Gute Praxis“Wettbewerb für bereits<br />
begonnene Projekte mit einem vergleichbaren Ansatz.<br />
Die notwendigen Strukturen sind weitgehend vorhanden.<br />
Es geht darum, <strong>die</strong> Ansätze miteinander zu<br />
verknüpfen und dadurch ein Netzwerk zu schaffen,<br />
das <strong>die</strong> Menschen in der frühen Phase der Demenz
Bild: michael uhlmann .:. photographie<br />
Initiatoren der Aktion „Was geht!“ Falko Piest, Dr. Gabriele Kreuzner, Hartmut Schilling und Peter Wissmann (von links)<br />
erkrankung auffängt und stützt. Bei der Auftaktveranstaltung<br />
in Stuttgart waren über 200 Vertreter von<br />
Sportvereinen und Selbsthilfegruppen sowie prominente<br />
Unterstützer gekommen. Unter anderem haben<br />
<strong>die</strong> Triathletin Imke Oehlerich und der Triathlet und<br />
Sportwissenschaftler Sebastian Zeller eine Patenschaft<br />
für das Projekt übernommen.<br />
Die Gesellschaft öffnen<br />
Peter Wissmann, Geschäftsführer von DemenzSupport<br />
Stuttgart: „In der Forschung glaubt heute niemand<br />
mehr daran, dass Demenz auf kürzere Sicht<br />
heilbar sein wird.“ Demenz wird <strong>die</strong> Gesellschaft<br />
zunehmend und auf längere Zeit beschäftigen. Es geht<br />
daher um eine Öffnung der Gesellschaft für Menschen<br />
mit demenziellen Einschränkungen.<br />
Die Modellregionen Großraum Stuttgart und Kreis<br />
MindenLübbecke sind Vorreiter in der Integration<br />
von Menschen mit Frühdemenz im Bereich sportliche<br />
Aktivitäten und Bewegungsangebote. Es gibt<br />
inzwischen eine ganze Reihe von geeigneten Veranstaltungen<br />
für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.<br />
Praktische Anwendungen<br />
Ein Radprojekt, das der Verein Leben mit Demenz in<br />
Minden im vergangenen Jahr begonnen hat, sind <strong>die</strong><br />
Feierabendtouren. Die Touren beginnen am Nachmittag<br />
gegen 15 Uhr, sie dauern etwa drei Stunden. In <strong>die</strong>ser<br />
Zeit legt <strong>die</strong> Gruppe eine Strecke von ca. 30 Kilometer<br />
zurück. <strong>Sie</strong> sind immer in Kombination mit<br />
einem anderen Programmpunkt, wie beispielsweise<br />
einem Museumsbesuch, gemeinsamem Kaffeetrinken<br />
oder etwas Ähnlichem. Durchschnittlich nehmen<br />
etwa 20 Personen an solchen Touren teil. Die Gruppe<br />
der Teilnehmenden setzt sich ind der Regel aus acht<br />
Erkrankten, etwa fünf Angehörigen, zwei Gästen und<br />
fünf Begleitpersonen zusammen. Pro drei erkrankte<br />
Teilnehmende ist mindestens eine Begleitperson dabei.<br />
Der Tourleiter fährt vorne. Aber auch am Ende und<br />
zwischendurch werden erfahrene Begleiter benötigt,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Gruppe absichern. „Eine solche Tour mit 20<br />
Personen bedeutet eine Länge von etwa 100 Meter an<br />
der Straße. Das Ganze muss ja zusammenbleiben, da<br />
sind Logistik und sehr viele Organisationen gefordert“,<br />
sagt Hartmut Schilling, einer der Initiatoren des Projekts.<br />
Angehörige werden nicht mit der Aufgabe der<br />
Absicherung betraut. <strong>Sie</strong> sollen lediglich dabei sein<br />
und gemeinsam mit ihren demenzkranken Angehörigen<br />
<strong>die</strong> Freude der Radtour erleben.<br />
Vom schwäbischen Albverein werden offene Wanderungen<br />
organisiert, an denen Menschen mit Frühdemenz<br />
und ihre Angehörigen teilnehmen können. Es<br />
sind leichte, kurze Touren. Dabei werden ausreichend<br />
Pausen gemacht. Die Touren werden von qualifizierten<br />
Personen begleitet, <strong>die</strong> Erfahrung im Umgang mit<br />
demenziell veränderten Menschen haben. Der ADFC<br />
BadenWürttemberg hat verschiedene Radtouren für<br />
Betroffene geplant. (Infos dazu auf der Homepage von<br />
DemenzSupport.)<br />
Aussichten<br />
Die Hoffnung der Initiatoren ist, dass weitere Vereine<br />
und Selbsthilfegruppen <strong>die</strong> Idee aufgreifen und eigene<br />
Aktionen und Veranstaltungen entwickeln und dass<br />
bestehende Projekte miteinander vernetzt werden. Der<br />
Bedarf für <strong>die</strong> Unterstützung von Menschen mit Frühdemenz<br />
ist riesig. Über den Erfolg wird mit entscheiden,<br />
wie es gelingt, Betroffene zu aktivieren. y<br />
Gesundheit<br />
Peter Beckmann,<br />
Leiter des Event-Teams<br />
des ADFC Baden-<br />
Württemberg in<br />
Arbeitskleidung.<br />
Pflegefreund 1/13 l 31
Bild: S.+ E. Hartmann Fotodesign<br />
Gesundheit<br />
Frau Kern, was ist<br />
der neue Ansatz<br />
im Umgang mit<br />
Demenzkranken,<br />
der in Ihrer neuen<br />
Broschüre zu<br />
erkennen ist?<br />
Uns ist es ein<br />
Anliegen, Menschen<br />
mit begin<br />
Sylvia Kern<br />
nender Demenz<br />
mehr in <strong>die</strong> öffentliche<br />
Aufmerksamkeit zu bringen. Man<br />
muss ihre Autonomie, Lebensqualität und<br />
Würde stärken. <strong>Sie</strong> brauchen Wertschätzung<br />
und ihren Platz in der Gesellschaft.<br />
Im Vorfeld der Erstellung unseres<br />
neuen Faltblattes haben wir ganz intensiv<br />
mit Betroffenen zusammengearbeitet. Wir<br />
besprachen mit ihnen <strong>die</strong> Inhalte um zu<br />
sehen, ob sie sich hier auch wieder<strong>finden</strong>.<br />
Das neue Leporello – ein Faltblatt in Ziehharmonikaform<br />
– ist <strong>als</strong>o keine reine Erfindung<br />
von Fachleuten, sondern von Betroffenen<br />
mitentwickelt. So entstanden <strong>die</strong> vier<br />
zentralen Botschaften des Ansatzes: 1. „Ich<br />
bin immer noch ich“, 2. „Ich gehöre dazu“,<br />
3. „Vieles macht mir Freude“ und 4. „Ich<br />
brauche Wegbegleiter“.<br />
Es gibt viel mehr Betroffene im Frühstadium<br />
<strong>als</strong> hochgradig demente Menschen<br />
im Spätstadium. Natürlich ist es wichtig,<br />
Betroffenen in allen Sta<strong>die</strong>n zu helfen und<br />
sie zu unterstützen – dafür ist <strong>die</strong> Alzheimer<br />
Gesellschaft BadenWürttemberg da.<br />
32 l Pflegefreund 1/13<br />
© Bob Born 2013<br />
„Vier zentrale Botschaften“<br />
Sylvia Kern, Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg<br />
über Angebote für Frühbetroffene<br />
Gibt es auch spezielle Angebote für Menschen<br />
im frühen Stadium der Demenz?<br />
Solche Angebote sind im Entstehen. Es gibt<br />
inzwischen vereinzelte Gruppenangebote.<br />
Dabei gibt es keine Gruppenleitung, sondern<br />
eine Begleitung und Moderation. Die<br />
Gruppenteilnehmer bestimmen Themen<br />
und Inhalte selbst.<br />
Inzwischen haben wir auch Informationen<br />
für Menschen mit Demenz auf unserer<br />
Homepage. Es gibt eine zunehmende<br />
Gruppe von Menschen, <strong>die</strong> wissen, dass sie<br />
sich im Frühstadium einer Demenz be<strong>finden</strong>.<br />
<strong>Sie</strong> informieren sich über das Internet.<br />
Wir wollen weg von dem Bild, dass<br />
man nur <strong>die</strong> Angehörigen, Ehrenamtlichen<br />
und Profis informieren muss. Der Ansatz<br />
ist inzwischen: Die FrühBetroffenen sind<br />
mündige Menschen, <strong>die</strong> ein Recht darauf<br />
haben, so weit und so lange wie möglich<br />
selbst zu planen und sich selbst zu informieren.<br />
Wir sind dabei, Materialien unter der<br />
Überschrift „Ich lebe mit einer Demenz“ zu<br />
entwickeln. Darin wollen wir Teilbereiche<br />
aufgreifen, <strong>die</strong> für Menschen im Anfangsstadium<br />
einer Demenz ganz wichtig sind.<br />
Das sind Fragen wie: Kann ich noch Auto<br />
fahren? Wie kann ich vorsorgen?<br />
Wir haben auch eine neue Broschüre<br />
zu rechtlichen Vorsorgeregelungen für <strong>die</strong><br />
Betroffenen in leichter Sprache herausgegeben.<br />
Insgesamt haben wir hier noch ein<br />
„weites Feld“ vor uns. Wir be<strong>finden</strong> uns<br />
aber auf einem guten Weg! y<br />
Buchtipps Gesundheit<br />
Britta Wiegele,<br />
Sophia Poulaki<br />
Hilfe, ich werde<br />
vergesslich!<br />
Broschiert, 153 Seiten<br />
Ernst Reinhardt Verlag<br />
ISBN: 3497023462<br />
Preis: 16,90 Euro<br />
Helga Rohra<br />
Aus dem Schatten treten<br />
Warum ich mich für unsere<br />
Rechte <strong>als</strong> Demenzbetroffene<br />
einsetze<br />
Herausgeber: Demenz-<br />
Support Stuttgart<br />
ISBN: 9783940529862<br />
Mabuse-Verlag<br />
Taschenbuch, 133 Seiten<br />
Preis: EUR 16,90<br />
Christian Zimmermann,<br />
Peter Wissmann<br />
Auf dem Weg mit<br />
Alzheimer<br />
Wie sich mit einer Demenz<br />
leben lässt<br />
Herausgeber: Demenz-<br />
Support Stuttgart<br />
ISBN-9783940529909<br />
Mabuse-Verlag<br />
Taschenbuch, 150 Seiten<br />
Preis: EUR 16,90<br />
Adressen zum Thema<br />
Demenz Support Stuttgart gGmbH<br />
Zentrum für Informationstransfer<br />
Hölderlinstraße 4, 70174 Stuttgart<br />
Telefon 07 11 / 9 97 87-10, Fax 9 97 87-29<br />
redaktion@demenz-support.de<br />
www.demenz-support.de<br />
Leben mit Demenz – Alzheimergesellschaft<br />
Kreis Minden-Lübbecke e.V.<br />
Goethestr. 42, 32427 Minden<br />
Telefon 05 71/ 97 42 96-7, Fax 97 42 96-8<br />
post@leben-mit-demenz.info<br />
www.leben-mit-demenz.info<br />
Alzheimer Gesellschaft<br />
Baden-Württemberg e.V.<br />
Friedrichstr. 10, 70174 Stuttgart<br />
Tel. 07 11 / 24 84 96-60, Fax 24 84 96-66<br />
info@alzheimer-bw.de<br />
www.alzheimer-bw.de
„Wir stehen noch ganz am Anfang“<br />
Interview mit Hartmut Schilling vom Verein Leben mit Demenz e. V.<br />
Hartmut Schilling ist Koordinator der Projekte für Menschen mit Demenz im Frühstadium<br />
bei der Mindener Alzheimergesellschaft. Der Verein leistet Pionierarbeit<br />
auf <strong>die</strong>sem Gebiet und hat eine Reihe erfolgreicher Projekte ins Leben gerufen, <strong>die</strong><br />
Betroffenen <strong>die</strong> Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erleichtert.<br />
Hartmut Schilling<br />
Herr Schilling, Ihr Verein leistet Pionierarbeit<br />
darin, Menschen mit beginnender<br />
Demenz in Aktivitäten einzubinden.<br />
Es ging und geht darum, zunächst einmal<br />
Angebote für <strong>die</strong>se Menschen zu schaffen.<br />
Als wir vor ein paar Jahren begannen, gab<br />
es für <strong>die</strong>se Zielgruppe überhaupt keine<br />
Aktivitätsangebote. Menschen mit Demenz<br />
werden vom Versorgungssystem eigentlich<br />
erst dann wahrgenommen, wenn sie reif<br />
für <strong>die</strong> Tagespflege sind. Durch <strong>die</strong> Veränderungen<br />
im Pflegegesetz hat sich <strong>die</strong><br />
Situation ein wenig verbessert. Aber für<br />
Menschen im Frühstadium einer Demenz<br />
gibt es auch heute noch viel zu wenige<br />
Angebote.<br />
Wie kam es, dass <strong>Sie</strong> mit <strong>die</strong>ser Arbeit<br />
begonnen haben?<br />
Wir wussten von drei Familien mit Betroffenen.<br />
In jeder Familie hatte ein Angehöriger<br />
<strong>die</strong> Diagnose Demenz erhalten. Und<br />
alle Betroffenen waren noch unter 65 Jahre<br />
alt. Ihre Familien waren ziemlich hilflos<br />
und fühlten sich mit der Frage alleingelassen,<br />
was sie jetzt tun können.<br />
Nach reiflicher Überlegung haben wir<br />
eine Selbsthilfegruppe gegründet. Die Idee<br />
war, für <strong>die</strong>se Menschen einen regelmäßigen<br />
Treffpunkt zu organisieren. Unser Ziel<br />
war es gewesen, dass <strong>die</strong> Teilnehmenden<br />
im Kreis mit anderen Betroffenen über<br />
<strong>die</strong> Krankheit sprechen können. Doch<br />
das wollten sie gar nicht. <strong>Sie</strong> waren heilfroh,<br />
dass sie endlich einen Kreis gefunden<br />
hatten, indem sie über alles Mögliche<br />
sprechen konnten. <strong>Sie</strong> wollten sich darüber<br />
austauschen, dass es noch ein Leben<br />
außerhalb der Krankheit gibt. Es hat über<br />
ein Jahr gedauert, bis das Thema Demenz<br />
im Gesprächskreis der Betroffenen überhaupt<br />
aufgetaucht ist. Diese Selbsthilfegruppe<br />
haben wir deshalb in Gesprächskreisgruppe<br />
für Menschen mit Demenz im<br />
frühen Stadium unbenannt.<br />
Es ist auch wichtig zu fragen: Was<br />
sind <strong>die</strong> Bedürfnisse der Betroffenen? Ich<br />
habe das Gefühl, dass <strong>die</strong> Angebotsseite<br />
den völlig anderen Weg geht. Hier stehen<br />
vielfach <strong>die</strong> Bedürfnisse und Interessen<br />
der Anbieter im Vordergrund und weniger<br />
<strong>die</strong> Bedürfnisse und Interessen der<br />
Betroffenen.<br />
Es geht ja auch um <strong>die</strong> Frage: Was haben<br />
<strong>die</strong>se Menschen noch für Fähigkeiten? Und<br />
schließlich kommt <strong>die</strong> Frage, wenn solche<br />
Fähigkeiten da sind – was geht da noch?<br />
Doch das ganze Versorgungssystem ist<br />
gar nicht auf aktive Menschen mit Demenz<br />
ausgerichtet.<br />
Mit der Diagnose Demenz wird den<br />
Betroffenen ja sozusagen jede Fähigkeit<br />
abgesprochen ...<br />
... und <strong>Sie</strong> glauben ja gar nicht, was da für<br />
Fähigkeiten noch vorhanden sind. Wir sind<br />
hier erst ganz am Anfang, solche Dinge zu<br />
entdecken. Viele <strong>die</strong>ser Fähigkeiten – je nach<br />
Krankheitsverlauf – bleiben noch über viele<br />
Jahre erhalten. Wir haben auch mit großem<br />
Erstaunen festgestellt, dass <strong>die</strong> Betroffenen<br />
auch neue Fähigkeiten entwickeln. Das ist<br />
uns besonders beim handwerklichkünstlerischen<br />
Bereich aufgefallen. Wir haben<br />
verschiedene kreative Workshops angeboten,<br />
zum Beispiel Steinbildhauerei. Leute, <strong>die</strong> ihr<br />
Leben lang im Büro gearbeitet hatten, haben<br />
das für sich entdeckt! Die haben Kunstwerke<br />
erstellt, wenn <strong>Sie</strong> das sehen, dann kippen<br />
<strong>Sie</strong> hinten rüber! Mit <strong>die</strong>sen Kunstwerken<br />
haben wir eine Ausstellung in der St.<br />
MarienKirche organisiert. <strong>Sie</strong> hat so viel<br />
Eindruck gemacht, dass daraus ein neues<br />
Projekt entstanden ist. Unsere Leute haben<br />
zusammen mit einem Steinbildhauermeister<br />
Steinornamente – sogenannte Kreuzblumen<br />
– für sechs Giebel der Kirche neu gestaltet.<br />
Die feierliche Enthüllung wird im Sommer<br />
2013 sein.<br />
Angesichts der Tatsache, dass sich unsere<br />
Gesellschaft mit dem Thema Demenz<br />
einfach beschäftigen muss, ist das sehr<br />
interessant ...<br />
Gesundheit<br />
Aus meiner Sicht stehen wir noch ganz am<br />
Anfang. Es ist wichtig, dass <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />
sich um Menschen im Frühstadium einer<br />
Demenz kümmern, ihnen eine Stimme<br />
geben. Die meisten Betroffenen sind nicht<br />
in der Lage, nach vorne zu treten und ihre<br />
Interessen zur Sprache zu bringen. <strong>Sie</strong><br />
brauchen deshalb Anwälte für ihre Sache.<br />
Für <strong>die</strong>se Arbeit stehen aber bisher so gut<br />
wie keine finanziellen Mittel zur Verfügung.<br />
Das ist doch auch eine Frage der gesellschaftlichen<br />
Akzeptanz der Betroffenen,<br />
<strong>die</strong> ja eine extrem stigmatisierende Diagnose<br />
haben.<br />
Bei den Familien, mit denen wir <strong>die</strong> letzten<br />
Jahre zu tun hatten, ist Stigmatisierung<br />
nur ein Thema unter vielen gewesen.<br />
Negative Reaktionen aus dem Umfeld, <strong>die</strong><br />
eine Stigmatisierung zum Inhalt haben,<br />
sind tatsächlich eher <strong>die</strong> Ausnahme. Es ist<br />
natürlich so, dass in unseren Gruppen eine<br />
sehr spezifische Auswahl an Leuten ist, <strong>die</strong><br />
sich nicht so von Vorurteilen einschränken<br />
lassen und mit ihrer Erkrankung offener<br />
umgehen – und sich auch gegenseitig stärken.<br />
Umso wichtiger finde ich es, dass wir<br />
den Menschen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Diagnose Demenz<br />
erhalten haben, eine Perspektive geben.<br />
Die Perspektive, dass sie weiter aktiv und<br />
mit Freude am Leben teilnehmen können.<br />
Dafür engagieren wir uns.<br />
y<br />
Anzeige<br />
Pflegefreund 1/13 l 33
Pflegewelt<br />
Stu<strong>die</strong>nbericht über<br />
<strong>die</strong> Versorgung von<br />
Demenzpatienten im<br />
Akuthaus erschienen<br />
Dass Patienten mit Demenz im Akutkrankenhaus<br />
gefährdet sind, ist inzwischen<br />
weitgehend bekannt. Auch <strong>die</strong> Krankenhäuser<br />
leiden unter den „schwierigen“<br />
Patienten, <strong>die</strong> so gar nicht kooperieren<br />
wollen und <strong>die</strong> den Ablauf im durchrationalisierten<br />
Krankenhaus empfindlich stören.<br />
Rätselhaft blieb jedoch lange, weshalb<br />
gute Projekte, <strong>die</strong> nachweislich Erleichterung<br />
für alle Beteiligten bringen, so selten<br />
umgesetzt werden. Mit <strong>die</strong>ser Frage setzte<br />
sich Sabine KirchenPeters vom Institut für<br />
Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V.<br />
Saarbrücken in einer Stu<strong>die</strong> auseinander,<br />
deren Abschlussbericht nun erschienen ist.<br />
Das von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft<br />
in Auftrag gegebene und finanzierte<br />
Forschungsprojekt nennt Hindernisse auf<br />
persönlicher, institutioneller, auf betriebswirtschaftlicher<br />
und struktureller Ebene.<br />
Teilweise verstärken sich <strong>die</strong>se Hindernisse<br />
gegenseitig. Die Autorin zeigt aber<br />
auch erfolgreiche Konzepte auf und gibt<br />
konkrete Handlungsempfehlungen, wie <strong>die</strong><br />
wachsende Gruppe demenzkranker Akutpatienten<br />
versorgt werden kann.<br />
Sabine Kirchen-Peters unter Mitarbeit von<br />
Dorothea Herz-Silvestrini und Judith Bauer:<br />
Akutmedizin in der Demenzkrise?<br />
Chancen und Barrieren für das demenzsensible<br />
Krankenhaus<br />
Die Stu<strong>die</strong> kann für 12 Euro bestellt werden beim<br />
Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft<br />
e.V., Trillerweg 68, 66117 Saarbrücken<br />
Telefon 06 81 / 9 54 24 – 0, Telefax: 9 54 24 – 27<br />
www.iso-institut.de, kontakt@iso-institut.de<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber/Copyright: <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland<br />
GmbH & Co. KG | Gottlieb-Manz-Straße 2 | 70794<br />
Filderstadt-Bernhausen | Telefon 0711 / 54 89 88 0 | Fax<br />
0711 / 54 89 88 99 | ISSN: 1435-4217 | Auflage: 25 000<br />
Erscheinungsweise: halbjährlich | Nächste <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Oktober 2013 | Redaktion: Markus Lepack (ml), Harald<br />
Spies (hs) (verantw. i. S. d. P. ), Tel. 0711 / 54 89 88 21, E-Mail<br />
h.spies@toll-betreuung.de, Internet www.toll-betreuung.<br />
de Blog www.pflegefreund.info | Mitarbeit an <strong>die</strong>ser<br />
<strong>Ausgabe</strong>: Christian Winter (cw), Britta Raatschen, Petra J.<br />
Huschke und Birgit Merk | Anzeigenannahme: Anja Burk,<br />
Telefon 07 11 / 54 89 88 22 | Telefax 0711 / 54 89 88 99<br />
E-Mail a.burk@toll-betreuung.de | Anzeigenschluss<br />
2/2013: 16. 7. 2013 | Es gilt <strong>die</strong> Preisliste Nr. 12 / 2012<br />
Titelfoto: Fotolia | Bilder, Grafiken und Illustrationen:<br />
soweit nicht anders bezeichnet, <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst<br />
Deutschland | Druck: Bechtle Druck&Service, Esslingen<br />
34 l Pflegefreund 1/13<br />
Logopä<strong>die</strong> bei Demenz – oder: „Gib mir doch<br />
mal meine Nasenschuhe“<br />
Von Britta Raatschen<br />
Bei Menschen mit Demenz werden im Verlauf der Krankheit unter anderem zwei<br />
Fähigkeiten beeinträchtigt, <strong>die</strong> erheblichen Einfluss auf <strong>die</strong> Lebensqualität haben:<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit zu kommunizieren und <strong>die</strong> Fähigkeit zu schlucken. In beiden Fällen<br />
kann Logopä<strong>die</strong> den Betroffenen und Angehörigen helfen. Die Behandlungen werden<br />
vom Arzt verordnet und sind Leistungen der Krankenkassen.<br />
Kommunikationsstörungen<br />
bei Demenz<br />
Vor allem bei PPA (primär progressive<br />
Aphasie) und SD (semantische Demenz)<br />
sind Kommunikationsstörungen ein<br />
Schwerpunkt der Erkrankung. Bereits im<br />
frühen Stadium treten dann Wortfindungsstörungen<br />
oder Probleme mit der Grammatik<br />
auf. Hier kann frühzeitig einsetzende<br />
logopädische Therapie mit dem Betroffenen,<br />
am besten durch speziell fortgebildete<br />
Therapeutinnen, den Verlauf des Sprachverlustes<br />
verlangsamen. Zusätzlich werden<br />
Angehörige geschult, mit dem erkrankten<br />
Menschen zu kommunizieren.<br />
Schluckstörungen bei Demenz<br />
In der Regel kommt es bei vielen Betroffenen<br />
erst im mittleren bis späten Stadium<br />
der Erkrankung zu Schluckstörungen. Diese<br />
äußern sich z. B. in vermehrtem Verschlucken<br />
(Husten/Räuspern) beim Essen. In<br />
der Folge kommt es durch Eindringen von<br />
Nahrung in <strong>die</strong> Luftwege häufig zur Lungenentzündung<br />
(Aspirationspneumonie).<br />
Auch kann es im späten Stadium passieren,<br />
dass der/<strong>die</strong> Erkrankte sogar vergisst, dass er<br />
noch Nahrung im Mund hat und <strong>die</strong>se nicht<br />
abschluckt. In <strong>die</strong>sen Fällen kann logopädische<br />
Beratung der pflegenden Angehörigen<br />
helfen. Nach einem Anamnesegespräch<br />
wird der Betroffene bei einer Mahlzeit<br />
beobachtet und untersucht. Die Pflegenden<br />
Korrektorat: Ute Wendt, Köln | Disclaimer: Die in <strong>die</strong>sem<br />
Heft veröffentlichten Tipps und Ratschläge sind<br />
nicht <strong>als</strong> Ersatz oder Alternative für ärztliche Behandlung<br />
oder verschreibungspflichtige Therapien gedacht.<br />
Bei gesund heitlichen Beschwerden raten wir Ihnen zu<br />
einem Arztbesuch. Für alle in <strong>die</strong>ser <strong>Ausgabe</strong> gemachten<br />
Angaben, Daten und Ergebnisse werden vom Herausgeber<br />
keine Verpflichtungen übernommen – Produkthaftungsausschluss.<br />
| Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge geben in erster Linie <strong>die</strong> Meinung des Autors<br />
wieder, <strong>die</strong> sich nicht zwingend mit der Ansicht des Herausgebers<br />
deckt. | Keine Haftung für unverlangt eingereichte<br />
Manuskripte, Grafiken oder Fotos. Nachdruck von<br />
Texten oder Bildern nur mit schrift licher Genehmigung<br />
des Herausgebers | Die Produktinformationen der Rubrik<br />
Alltags hilfen basieren auf den Herstellerangaben.<br />
Beilagen: Einem Teil der Auflage liegen Informationen<br />
von Toll24 bei.<br />
bekommen Unterstützung bei der richtigen<br />
Kostauswahl und hilfreichen Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Nahrungsaufnahme<br />
sowie zur Mundpflege gezeigt.<br />
Pflegende Angehörige sollten sich an<br />
ihren Arzt wenden, wenn <strong>die</strong> oben genannten<br />
Probleme beim dementen Pflegebedürftigen<br />
auftreten. Auch demente Menschen<br />
haben Anspruch auf den möglichst langen<br />
Erhalt ihrer Lebensqualität.<br />
Die Überschrift ist übrigens ein Zitat<br />
von einem Patienten der Autorin, der seine<br />
Brille suchte.<br />
Die Autorin Britta Raatschen<br />
ist Logopädin in Bretten und Kooperations-<br />
partnerin des geriatrischen Teams der<br />
Rechbergklinik Bretten<br />
Autorenkontakt:<br />
Praxis für Logopä<strong>die</strong> Britta Raatschen<br />
Jörg-Schwarzerd-Straße 8<br />
75015 Bretten<br />
www.logopae<strong>die</strong>-raatschen.de<br />
praxis@logopae<strong>die</strong>-raatschen.de<br />
Das lesen <strong>Sie</strong> im Pflegefreund 2/2013:<br />
Leitthema: Die wichtigen Helfer<br />
Wenn chronisch kranke oder demenzgefährdete<br />
Menschen ins Krankenhaus kommen,<br />
geraten sie leicht unter <strong>die</strong> Räder des<br />
Betriebs. Speziell geschulte Pflegekräfte helfen,<br />
dass sie richtig behandelt werden.<br />
Schwerpunkt: Schlaganfall<br />
270 000 Schlaganfälle ereignen sich nach<br />
<strong>aktuelle</strong>n Berechnungen jährlich in<br />
Deutschland. Die Hälfte der Betroffenen<br />
bleibt danach pflegebedürftig.<br />
Gesundheit: Im Alter fit im Kopf<br />
Gehirnjogging und Denksport gelten <strong>als</strong><br />
Jungbrunnen für das Gehirn.
Die Toll Unternehmensgruppe<br />
Die <strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH & Co. KG und der Private Pflege<strong>die</strong>nst<br />
D. Toll GmbH SüdHessen KG bieten häusliche Rundum<strong>die</strong>UhrPflege und Betreuung<br />
überall in Deutschland an. Zusammen mit der Schulungseinrichtung Akademie für<br />
Aus und Weiterbildung in FilderstadtBernhausen bilden sie <strong>die</strong> Toll Unternehmensgruppe.<br />
Gegründet im Jahr 1986 ist <strong>die</strong> Unternehmensgruppe Pionier der häuslichen<br />
RundumPflege und Betreuung für Senioren und andere Menschen mit Hilfe, Assistenz<br />
oder Betreuungsbedarf. Unter der Marke „Toll 24StundenBetreuung“ erhalten unsere<br />
Kunden erstklassige Pflege, Assistenz und Betreuung rund um <strong>die</strong> Uhr mit geschulten<br />
deutschen Kräften. Zentraler Sitz der Unternehmensgruppe ist FilderstadtBernhausen.<br />
Sechs regionale Einsatzbüros organisieren <strong>die</strong> Pflege und Betreuungs<strong>die</strong>nstleistungen.<br />
Dadurch sind wir in der Lage, unseren Service bundesweit überall und in kürzester Zeit<br />
durchzuführen.<br />
Firmen der Toll Unternehmensgruppe<br />
Berlin / Neue Bundesländer<br />
Großbeerenstraße 7 | 14482 Potsdam<br />
Telefon 03 31 / 74 10 21<br />
Fax 03 31/ 74 10 23<br />
potsdam@tollbetreuung.de<br />
Schleswig-Holstein / Hamburg<br />
Bremen / Niedersachsen<br />
<strong>Sie</strong>ms Twieten 3 | 21376 Garlstorf<br />
Telefon 0 41 72 / 90 08 10<br />
Fax / 0 41 72 90 08 11<br />
garlstorf@tollbetreuung.de<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Goethestraße 87 | 45130 Essen<br />
Telefon 02 01 / 78 08 74<br />
Fax 02 01 / 78 08 91<br />
essen@tollbetreuung.de<br />
<strong>PVD</strong> Pflege<strong>die</strong>nst Deutschland GmbH & Co. KG<br />
GottliebManzStraße 2 | 70794 FilderstadtBernhausen<br />
Telefon 07 11 / 54 89 88 0 | Fax 07 11 / 54 89 8899<br />
www.tollbetreuung.de | info@tollbetreuung.de<br />
Privater Pflege<strong>die</strong>nst D. Toll GmbH Süd-Hessen KG<br />
Offenbacher Str. 45 | D 63263 NeuIsenburg<br />
Telefon 0 61 02 / 3 36 64 | Fax 0 61 02 / 87 03<br />
www.tollbetreuung.de | frankfurt@tollbetreuung.de<br />
Akademie für Aus- und Weiterbildung<br />
GottliebManzStraße 2 | 70794 FilderstadtBernhausen<br />
Telefon 07 11 / 54 89 88 50 | Fax 07 11 / 54 89 8899<br />
www.toll24akademie.de | info@toll24akademie.de<br />
Gebührenfreie Rufnummer: 0 800 / 7 24 24 24<br />
Unter <strong>die</strong>ser zentralen, bundesweit kostenlosen Rufnummer nehmen wir Ihre Fragen<br />
immer persönlich an, auch außerhalb der üblichen Bürozeiten sowie an Wochenenden<br />
und Feiertagen.<br />
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Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />
Offenbacher Str. 45 | 63263 NeuIsenburg<br />
Telefon 0 61 02 / 3 36 64 | Fax / 3 87 03<br />
frankfurt@tollbetreuung.de<br />
Baden-Württemberg<br />
GottliebManzStraße 2<br />
70794 FilderstadtBernhausen<br />
Telefon 07 11 / 54 89 8832 | Fax 54 89 8899<br />
stuttgart@tollbetreuung.de<br />
Bayern<br />
Blücherstraße 31 | 86165 Augsburg<br />
Telefon 08 21 / 15 20 21 | Fax / 15 20 72<br />
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Die Internetadresse lautet:<br />
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Telefonnummer). Wir nehmen uns<br />
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2. Schritt: Ihr Wunschtermin<br />
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