29.10.2013 Aufrufe

Sommer - SGGM

Sommer - SGGM

Sommer - SGGM

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

klare Priorität für eine kardiopulmonale<br />

Reanimation (CPR) und Zentrumstransport legte<br />

Bruno bei einer Kerntemperatur unter 32°C und<br />

vorhandener Atemhöhle der Verschütteten. Das<br />

Kriterium für den Abbruch der CPR bilde dann das<br />

im Zentrumsspital bestimmte Serumkalium von<br />

über 12 Mmol.<br />

Die folgende Fortbildung durch Manuel Genswein<br />

behandelte die Mehrfachverschüttungen bei<br />

Lawinenunglücken, Suchstreifen und<br />

Sondierungswinkel bei Hangneigung.<br />

Danach wurde durch den SAC-<br />

Lawinenhundeführer Sepp Walker die Psychologie<br />

und das Training der Lawinenhunde erklärt und<br />

demonstriert - zum vollsten Verständnis unserer<br />

deutschen Kollegen in bester urner Mundart... Es<br />

wurden Physiognomie und Verhalten von ruhigen,<br />

aggressiven und ängstlichen Hunden<br />

gegenübergestellt und die Tauglichkeit als<br />

Lawinenhund herausgearbeitet.<br />

Nun war es soweit. Während die anderen<br />

Kursteilnehmer die Sonne genossen und ihren<br />

Lunch verdrückten, wurden die drei Delinquenten<br />

auf dem Hang nördlich des Lagers in ca. zwei<br />

Meter tiefe Schneeschächte verteilt und<br />

eingebuddelt. Ausgerüstet mit einer Avalung,<br />

einem Funkgerät und einer Stirnlampe sowie einer<br />

Gummimatte gegen die Kälte von unten, hoffte<br />

jeder der drei, dass die Übungen der Kollegen am<br />

Vortag nun Früchte tragen würden. Im Übrigen<br />

bekam jeder von ihnen noch eine halbe<br />

Cervelatwurst in die Tasche, nicht etwa zum selber<br />

essen, sondern für etwaig fündig gewordene<br />

Lawinenhunde.<br />

Sonderlich kalt ist es nicht in so einem Schneeloch,<br />

zumindest nicht so kalt wie vermutet, aber<br />

besonders angenehm ist die kühle Dunkelheit eben<br />

auch nicht, besonders dann, wenn man darauf<br />

wartet, freigeschaufelt zu werden. Hin und wieder<br />

knirschte der Schnee unter imaginären Schritten<br />

zwei Meter weiter oben, ansonsten war im Loch<br />

Stille. Allenfalls der Helikopter war kurzzeitig zu<br />

hören, als er im Tiefflug vorbeirauschte und mit<br />

seinem 3-Antennen-LVS das Feld absuchte. Ab und<br />

zu fragte der Fründenfritz über Funk nach dem<br />

Befinden. Und irgendwann nach 1-2 Stunden kam -<br />

tock-tock-tock – eine Sonde durch die<br />

Höhlendecke, je nach dem, wo sie gerade traf, mehr<br />

oder weniger schmerzhaft. Die Zeit bis zur<br />

Freilegung war dann gleichwohl noch relativ lang,<br />

man hörte eifriges Schaufeln und nahm zunehmend<br />

diffuses Licht wahr, dass durch die allmählich<br />

dünner werdende Schneedecke drang. Und das<br />

erste, was man sah, waren die Vorderpfoten und<br />

dann das Gesicht eines Golden Retrievers der sich<br />

freudestrahlend mit in die enge Schneehöhle<br />

hineinzwängte, einige Drehungen auf dem Opfer<br />

vollführte und sich seine Cervelat abholte. Danach<br />

wurden die Verschütteten je nach Beipackzettel<br />

(jeder hatte eine Status-Beschreibung dabei)<br />

weiterversorgt. Die Manöverkritik folgte am<br />

Abend, war jedoch mehrheitlich positiv.<br />

Die abendliche theoretische Fortbildung dieses<br />

Tages durch Bruno Durrer repetierte nochmals die<br />

medizinischen Aspekte des Lawinenunfalls sowie<br />

die Hypothermie im Gebirge.<br />

Dienstag, der 26.03.02, war unser erster Tourentag.<br />

Das Wetter war weiterhin genial und die Wirkung<br />

der gestrigen Sonneneinstrahlung hatte bereits die<br />

ersten roten Köpfe produziert. Die Lawinengefahr<br />

nach Bulletin war immer noch erheblich jedoch<br />

vorrangig an den Steilhängen der nördlichen<br />

Expositionen und an Rändern von Mulden und<br />

Rinnen.<br />

Nach dem gemeinsamen Frühstück rückten wir<br />

gruppenweise zum Pazolastock aus, welcher<br />

anfänglich über den leicht ansteigendenden<br />

Nordostgrat bestiegen wurde.<br />

Der relativ steile und leicht wechtenüberhangene<br />

Übertritt in den Südhang auf ca. 2500 m wurde<br />

freundlicherweise durch die vorangehende Gruppe<br />

angehender J+S-Leiter mit Schaufeln gespurt, so<br />

dass die nachfolgenden Gruppen problemlos<br />

traversieren konnten. Am späten Vormittag standen<br />

knapp 70 Personen auf dem Gipfel des<br />

Pazolastockes und erfreuten sich einer göttlichen<br />

Aussicht... Die ebenso freudbetonte Abfahrt über<br />

den Südhang führte einige Gruppen zur<br />

Oberrheinquelle bei Tschamut und gleichnamigen<br />

Restaurant...<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/02 18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!