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„Sinnvoll Stress bewältigen“<br />

Wesentliche Aspekte für eine logotherapeutisch-existenzanalytische<br />

Begründung eines am Erleben ansetzenden Stressmanagementkonzepts<br />

Abschlussarbeit Abschlussarbeit für für die die Ausbildung Ausbildung in<br />

in<br />

Logotherapie Logotherapie und<br />

und<br />

existenzanal<br />

existenzanalytischer existenzanal ytischer Beratung Beratung und und Begle Begleitung Begle itung<br />

eingereicht von: Wolfram Krug<br />

eingereicht bei: Helmut Dorra<br />

1. Fassung: Februar 2010<br />

Endredaktion: Februar 2011<br />

Begutachtung durch: Dr. Christoph Kolbe<br />

angenommen am:_____________ von:______________________________________


Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

Ausgehend vom biologischen und existentiellen Sinn der Stressreaktion zeigt<br />

die Abschlussarbeit auf, inwiefern sich Stress als ein Phänomen verstehen lässt,<br />

das aus der existentiellen Dynamik des Menschseins entsteht. So wird Stress<br />

eingeordnet als eine Antwort auf die Frustration einer der vier<br />

Grundmotivationen des Menschseins, als ein Ausdruck und Ergebnis personaler<br />

Fehlhaltungen. Im Anschluss an die beispielhafte Darstellung der Bearbeitung<br />

einer Redeangst nach der Methode der Personalen Existenzanalyse (PEA)<br />

werden die existenzanalytisch-logotherapeutischen Schritte zur Auflösung von<br />

Stress mit den kognitiv-verhaltenstherapeutischen Methoden zusammen<br />

geführt. In diesem Zusammenhang zeigt die Arbeit einige wesentliche Aspekte<br />

zur Theoriebildung für ein zukünftig noch zu entwickelndes<br />

Stressbewältigungskonzept in der betrieblichen Gesundheitsförderung auf.<br />

Schlüsselwörter<br />

Schlüsselwörter<br />

Stressbewältigung, existenzanalytische Beratung, Kognitive<br />

Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren, Logotherapie, betriebliche<br />

Gesundheitsförderung<br />

Seite 2 von 46


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Vorwort<br />

Vorwort<br />

2. 2. Stress Stress - Gefühltes Verstehen oder reine Schutzreaktion?<br />

2.1. Der biologische und der existentielle Sinn der Stressreaktion<br />

2.2. Psychodynamik des Stresserlebens<br />

3. 3. Struktur Struktur und und Dynamik Dynamik menschlicher menschlicher Existenz<br />

Existenz<br />

3.1. Anthropologische Grundlagen des Menschseins<br />

3.2. Motivationale Grundlagen der Existenz<br />

3.3. Dynamik des Menschseins im existenziellen Vollzug<br />

4. 4. Stress Stress - Ausdruck und Erg Ergebnis Erg<br />

ebnis personaler Fehlhaltungen<br />

4.1. Stress - Ausdruck existenzieller Ängste<br />

4.2. Schritte zur Auflösung des Stresserlebens in der logotherapeutischexistenzanalytischen<br />

Beratung<br />

4.2.1. Wie kann das Stresserleben nach der Methode der PEA angefragt<br />

werden? - Beispiel Redeangst<br />

4.3. Exkurs: Gelingende Existenz aus Sicht der Personalen<br />

Existenzanalyse (PEA)<br />

5. 5. Aspekte Aspekte für für ein ein Konzept „Sinnvoll „Sinnvoll Stress bewältigen“<br />

5.1. Erweitertes Stressbewältigungsverständnis<br />

5.2. Themen und Methoden der drei Entwicklungsstufen für „Sinnvoll<br />

Stress bewältigen“<br />

5.3. Integration klassischer Entspannungs- und<br />

Stressbewältigungsmethoden<br />

7. Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Seite 3 von 46


1. 1. 1. Vorwort<br />

Vorwort<br />

Motivation Motivation zur zur Entwicklung Entwicklung eines erweiterten<br />

Stressbewältigungsverständnisses<br />

Stressbewältigungsverständnisses<br />

Stressbewältigungsverständnisses<br />

In meiner Beratungs- und Trainingspraxis hat es sich immer wieder gezeigt,<br />

dass es viele Arten von Stress gibt, die je nach Mensch und Situation ganz<br />

unterschiedliche Bewältigungsstrategien erfordern.<br />

Ich selbst bin 1993 als Student der Erziehungswissenschaften erstmalig mit dem<br />

Autogenen Training in Kontakt gekommen, habe dessen beruhigende und<br />

zentrierende Wirkung schätzen gelernt und 1996 einen Trainerschein zur<br />

Seminardurchführung erworben. Schnell konnte ich erkennen, dass meine<br />

damaligen Kursteilnehmer trotz ähnlicher Beschwerden nicht gleich gut auf das<br />

Autogene Training reagierten. Ich suchte nach neuen Wegen zur Entspannung,<br />

erprobte die Progressive Muskelentspannung im Selbsttest und entwickelte im<br />

Rahmen meiner Diplomarbeit (1999) den Ansatz des Kombinierten<br />

Entspannungstrainings (KET). Natürlich bemerkte ich auch hier, dass manche<br />

Stressproblematik mit einem physiologisch orientierten Entspannungstraining<br />

nicht zu bewältigen ist. Ich suchte nach neuen Wegen und ließ mich über drei<br />

Jahre studienbegleitend in der Methode des Neurolinguistischen<br />

Programmierens (NLP) ausbilden. Dieses kognitiv-verhaltenstherapeutisch<br />

fundierte Suggestionsverfahren stellte mir viele neue Möglichkeiten zur<br />

Begleitung Stress geplagter Studenten (z.B. zur Prüfungsvorbereitung) zur<br />

Verfügung. Eine situativ orientierte Stressbewältigung, die es einem Menschen<br />

erlaubt, in bestimmten Situationen anders zu denken und zu fühlen, gelang mir<br />

auf diesem Wege recht gut. Ich verband die NLP-Techniken in meinen<br />

Seminaren mit den „formelhaften Vorsätzen“ aus der Mittelstufe des<br />

Autogenen Trainings zu einem recht effektiven Instrument der mentalen<br />

Vorbereitung auf musterhaft wiederkehrende Stresssituationen. Gleichzeitig<br />

beschäftigte ich mich intensiv mit dem Ansatz der Rational-emotiven Therapie<br />

nach A. Ellis sowie mit dem Transaktionalen Stressverarbeitungsmodell nach<br />

R.S. Lazarus. Ich nutzte die kognitiven Strategien zur Reformulierung<br />

destruktiver und katastrophierender Gedanken, um bei meinen Teilnehmern<br />

eine emotionale Entlastung herbei zu führen. - Das gelang in Ansätzen recht<br />

gut, führte aber nicht zu der von mir gewünschten Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Irgendwann begriff ich, dass Stress kein Karzinom ist, das es zu reduzieren, zu<br />

vermeiden oder zu vernichten gilt. Ich begriff, dass Stress zuallererst<br />

Aufforderungscharakter hat für unsere eigene Entwicklung. Dann kam der Tag,<br />

an dem mich ein freier Mitarbeiter aus meinem Team mit den Grundgedanken<br />

der Logotherapie und Existenzanalyse vertraut machte. Es wurde mir<br />

unmittelbar deutlich, dass diese existenzphilosophisch begründete Sicht auf den<br />

Menschen und die darauf aufbauende Beratung mein „missing link“ zur<br />

Gestaltung erfolgreicher Stressbewältigungsseminare sein könnte.<br />

Mit dieser Facharbeit widerspreche ich dem „mainstream“ kognitivverhaltenstherapeutischer<br />

Stressbewältigungskonzepte. Es ist mir ein<br />

persönliches Anliegen zu zeigen, dass ein nachhaltig wirksames Stressmanagement<br />

ohne eine existenzanalytische Ergänzung nicht auskommt.<br />

Seite 4 von 46


Aufbau Aufbau Aufbau der der Arbeit<br />

Arbeit<br />

Der Hauptteil der Arbeit gliedert sich mit den Kapiteln zwei bis fünf in vier<br />

aufeinander aufbauende Abschnitte.<br />

Kapitel 2 „Stress - Gefühltes Verstehen oder reine Schutzreaktion?“<br />

Im ersten Abschnitt wird das Phänomen Stress aus der biologischen und der<br />

existentiellen Perspektive betrachtet. Es wird heraus gearbeitet, welchen Sinn<br />

die Stressreaktion aus der jeweiligen Betrachtungsweise hat. Aus der<br />

existenziellen Betrachtungsweise ergibt sich dabei im Unterkapitel 2.2, dass die<br />

aus dem biologischen Stressmodell abgeleiteten Stressreaktionen eine<br />

Funktionsweise der Psyche darstellen und deutlich mehr sind, als bloß eine<br />

Schutzreaktion zur Abwehr psychophysischen Schadens. Vielmehr lassen sich<br />

die aus dem biologischen Modell abgeleiteten Schutzreaktionen „Flucht, Kampf,<br />

Erstarrung“ entlang der vier Grundmotivationen nach A. Längle (2008) weiter<br />

differenzieren und nehmen eine der Grundmotivation zugehörige Charakteristik<br />

an. Es kommt zu dem Fazit, dass die Psyche auch als „Speicher typischer<br />

Erfahrungen“ des „In-der-Welt-Seins“ eintritt und deshalb die Schutzreaktionen<br />

nicht nur die Vitalität erhalten, sondern zugleich auf einen existentiellen<br />

Hintergrund verweisen. Mit dem Verweis auf den existenziellen Hintergrund des<br />

Menschseins wird das dritte Kapitel eröffnet. Nun geht es darum die<br />

existentielle Situation des Menschen - in Abgrenzung zu der anderer Lebewesen<br />

- darzustellen, um Stress vor diesem Hintergrund neu zu verstehen.<br />

Kapitel 3 „Struktur und Dynamik menschlicher Existenz“<br />

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den grundlegenden Fragen, was den<br />

Menschen in seinem Wesen beschreibt (3.1), welche Tatsachen<br />

(Grundmotivationen) Randbedingungen sind für die menschliche Existenz (3.2),<br />

und wie sich aus diesen Tatsachen Spannungen ergeben, die den Menschen<br />

bewegen, sich mit seinem „In-der-Welt-Sein“ aktiv auseinander zu setzen (3.3).<br />

Auf diese Weise wird noch einmal deutlich, dass der Mensch nicht nur ein Leben<br />

hat, sondern dass dieses Leben ihm zugleich aufgegeben ist. So kommt er<br />

aufgrund seiner Verfasstheit (Fähigkeit zur Selbstreflexion) nicht umhin, sich im<br />

existentiellen Vollzug mit den Grundbedingungen seiner Existenz auseinander<br />

zu setzen, wenn er „existentiellen Stress“ vermeiden möchte.<br />

Im vierten Kapitel wird nun die Frage aus Kapitel zwei, ob es sich bei der<br />

Stressreaktion um eine reine Schutzreaktion handelt oder um ein „gefühltes<br />

Verstehen“ auf der Grundlage von Kapitel drei beantwortet. Danach ist der<br />

Stress als existentieller Stress „Ausdruck und Ergebnis personaler<br />

Fehlhaltungen“ im Lebensvollzug.<br />

Kapitel 4 „Stress - Ausdruck und Ergebnis personaler Fehlhaltungen“<br />

Der Mensch - wesenhaft durch seine Instinkte nur unzureichend an die Welt<br />

gekoppelt - verfügt über ein reflexives Bewusstsein. Dieses Bewusstsein über<br />

seine Existenz, über sein „So-Sein“ in der Welt konfrontiert ihn gleichzeitig mit<br />

der Möglichkeit des „Nicht-Mehr-Seins“, dem Tod. So ist die Angst vor dem<br />

Nichts eine conditio humana, die sich entlang der vier Grundmotivationen mal<br />

als reine Daseinsangst und dann wieder (in unterschiedlicher Ausprägung) als<br />

Erwartungsangst zeigt (4.1). Ist die Angst aus Sicht der kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Stressmodelle eine reine Begleiterscheinung auf der „kognitivemotionalen“<br />

Ebene und schlussendlich nicht mehr als eine Folge des Denkens,<br />

so wird dieser Sicht vor dem Hintergrund der existentiellen Bedeutung von<br />

Seite 5 von 46


Angst in Kapitel vier widersprochen. Damit hat die Angst - ebenso wie die<br />

Copingreaktionen - Verweis- und Aufforderungscharakter. Sie verweist auf eine<br />

zu Grunde liegende Störung der Grundmotivationen und fordert zu einem<br />

neuen Umgang mit dieser Grundmotivation heraus. Wie nun diese existentiellen<br />

Ängste mit Hilfe der Personalen Existenzanalyse (PEA) nach A. Längle (2000)<br />

aufzulösen sind, das wird beispielhaft in Kapitel 4.2 beschrieben. Kapitel 4.3<br />

wendet in einem Exkurs einmal die Medaille, um zu zeigen, welche existenziellen<br />

Voraussetzungen zu einem gesunden und glücklichen Leben führen können.<br />

Damit wird verdeutlicht, dass existentieller Stress nicht nur Schicksal ist,<br />

sondern, bei einer gelungenen Auseinandersetzung mit den Spannungen der<br />

Existenz auch Gesundheit und Glück entstehen können. Der Exkurs zeigt damit<br />

Zielgrößen auf, die bei der Gestaltung eines „sinnvollen Stressmanagements“<br />

zu beachten sind.<br />

Dies ist auch schon die Überleitung zum fünften Kapitel, das den Hauptteil der<br />

Arbeit mit einigen wesentlichen Aspekten zur Entwicklung eines<br />

logotherapeutisch-existenzanalytisch begründeten Stressmanagementkonzept<br />

schließt.<br />

Kapitel 5 „Sinnvoll Stress bewältigen“<br />

In den vorausgehenden Abschnitten (Kapitel zwei bis vier) wird der Weg für ein<br />

neues „existentielles“ Verständnis des Phänomens Stress gebahnt und die<br />

Grundlage für ein darauf aufbauendes Stressmanagementkonzept gelegt.<br />

Kapitel fünf beschreibt dem folgend ein erweitertes Stressbewältigungsverständnis,<br />

das die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätze nicht ersetzen<br />

jedoch ergänzen will (5.1). Es beschreibt - in Anlehnung an die Methode der<br />

Personalen Existenzanalyse (PEA) und Bezug nehmend auf die vier<br />

Grundmotivationen (vgl. A. Längle) - drei Entwicklungsstufen für ein<br />

Stressbewältigungskonzept, das verhaltenstherapeutische und<br />

existenzanalytische Vorgehensweisen „unter dem Dach der<br />

Existenzanalyse/Logotherapie“ sinnvoll miteinander kombiniert (5.2). In<br />

welcher Form diese Kombination geschieht wird im abschließenden Abschnitt<br />

(5.3) näher ausgeführt.<br />

Seite 6 von 46


2. 2. Stress Stress - Gef Gefühltes Gef<br />

ühltes Verstehen Verstehen oder oder oder reine<br />

reine<br />

Schutzreaktion<br />

Schutzreaktion?<br />

Schutzreaktion<br />

Die Stressreaktion als Antwortverhalten auf den psychophysischen<br />

Spannungszustand Stress (engl. „to stress“ = belasten, beanspruchen) wird in<br />

der Literatur hauptsächlich als eine „automatisch ablaufende Schutzreaktion“<br />

gesehen und damit auf ihre psychophysischen Begleiterscheinungen reduziert.<br />

Zur Bewältigung werden Strategien eingesetzt, die unmittelbar die<br />

physiologische Reaktion dämpfen (regenerativ-palliative Stressbewältigung)<br />

oder die psychischen Mittlervariablen verändern (kognitive Stressbewältigung).<br />

Auch eine problemorientierte, instrumentelle Stressbewältigung, die<br />

unmittelbar am Stressor (Auslösereiz) ansetzt, folgt der Denkrichtung, den<br />

Stress möglichst zu vermeiden. Ziel ist es, das Stresserleben - eingestuft als<br />

alte genetisch vererbte und oft fehlgeleitete Reaktionsweise - selbst „in den<br />

Griff zu bekommen“. Aus dieser eher verhaltentherapeutischen Sichtweise wird<br />

die Stressreaktion als Antwortverhalten auf äußere Reizeinwirkungen gesehen.<br />

Dabei übersehen wird ihr existentieller Sinn, der einem „gefühlten Verstehen“<br />

des „In-der-Welt-Seins“ gleich kommt und damit auf die existentiellen<br />

Bedingungen (Grundmotivationen) geglückter Existenz verweist. Aus dieser<br />

zweiten Sicht hat der Stress Hinweis- und Aufforderungscharakter, der zu<br />

betrachten und ins Verstehen zu bringen ist, will man die Ursachen eines<br />

existentiell bedingten Stresserlebens aufheben. Auf die verschiedenen Aspekte<br />

des Stressgeschehens soll im folgenden Unterkapitel genauer Bezug genommen<br />

werden.<br />

2.1. 2.1. Der Der biologische biologische und der der existentielle Sinn Sinn der der<br />

Stressreaktion<br />

Stressreaktion<br />

Stress (engl. = Druck, Anspannung) ist zunächst ein biologisches Phänomen, ein<br />

genetisch festgelegtes Reaktionsmuster, dass den Menschen vor vitalen<br />

Bedrohungen schützen soll. Hans Seyle (kanadischer Stressforscher) spricht in<br />

diesem Zusammenhang erstmalig 1936 vom „Allgemeinen Adaptionssyndrom“<br />

und meint damit die unspezifische Anpassungsreaktion des Körpers auf eine<br />

außergewöhnliche Belastung. Walter Cannon, ebenfalls einer der Pioniere der<br />

Stressforschung, prägte bereits 1915 den Begriff des „Flight or fight Syndroms“<br />

und fokussierte die Stressreaktion damit auf ein Angriffs- oder Fluchtverhalten,<br />

wie es bei einer akuten Bedrohung des Lebens sinnvoll erscheint (vgl. Wikipedia<br />

2010). Zu den körperlichen und physikalischen Stressoren kommen im<br />

postmodernen Industriezeitalter weitere Stressoren, bei denen das Leben „auf<br />

den ersten Blick hin“ nicht unmittelbar bedroht erscheint. Kaluza (2004) zählt<br />

hierzu die „Leistungsstressoren (Zeitdruck, Überforderungen,<br />

Unterforderungen, Prüfungen)“ und die neu ausgeprägten „sozialen Stressoren<br />

(Konkurrenz, Isolation, zwischenmenschliche Konflikte, Trennung)“ (Kaluza,<br />

2004, 14). Die modernen Leistungs- und sozialen Stressoren können dabei nur<br />

selten mit Flucht oder Kampf beantwortet werden, was zur Folge hat, dass die<br />

Alarmreaktion im Widerstandstadium verharrt und in einen für den Organismus<br />

schädlichen Daueralarm mündet: „Unser Körper stellt sich unter<br />

Dauerbelastung nach und nach auf das hohe Leistungsniveau ein (Prinzip der<br />

Allostase)... Auf Dauer kann der menschliche Organismus dieses hohe<br />

Seite 7 von 46


Aktivierungsniveau jedoch nicht verkraften. Es kommt zur Erschöpfung, zu<br />

körperlichen oder seelischen Erkrankungen“ (Unger u. Kleinschmidt, 2007, 45).<br />

Das Stressgeschehen als Antwortverhalten auf äußere Reizeinwirkungen<br />

(Stressoren) zu verkürzen, erklärt noch nicht, warum zwei Menschen auf ein<br />

und dieselbe (Belastungs-)Situation unterschiedlich reagieren. Aufschluss über<br />

die kognitiven Prozesse, die hierbei eine wesentliche Rolle spielen, gibt das<br />

„transaktionale Stressverarbeitungsmodell“ nach R.S. Lazarus (erstmalig 1966):<br />

Stress ist hiernach nur als dialogischer Prozess zwischen Umwelt und Person zu<br />

verstehen. D.h. nicht allein die Stärke der Stressoren bestimmt über Art und<br />

Umfang der Stressreaktion. Stressverschärfend oder -reduzierend wirken sich<br />

die persönlichen Bewertungen von Stressor und Situation aus (vgl. Monat u.<br />

Lazarus, 1991; in: Litzke u. Schuh, 1999).<br />

Mit dem Stressmanagementkonzept von Gert Kaluza (2007) lässt sich das<br />

Stressgeschehen zusammenfassend auf drei Ebenen beschreiben:<br />

1. Stressoren (Auslösereize)<br />

2. Stressverstärker (Bewertungen, Einstellungen, Motive)<br />

3. Stressreaktion (psycho-physische Antwort)<br />

Auf diesen drei Ebenen werden Stressbewältigungsstrategien angeboten,<br />

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Abbildung Abbildung Abbildung in in Annlehnung Annlehnung an an Gert Gert Kaluza Kaluza (2007, (2007, 79).<br />

79).<br />

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die dazu dienen „...einen gesundheitsförderlichen Umgang mit der durch die<br />

Stressreaktion bereit gestellten Energie zu fördern sowie einen lebendigen<br />

Wechsel zwischen Phasen der Anspannung während direkter<br />

Anforderungsbewältigung und Phasen der Entspannung und Regeneration neu<br />

zu ermöglichen“ (Kaluza, 2007, 27). - Es geht also darum, die Gesundheit und<br />

die Leistungsfähigkeit des Menschen zu erhalten bzw. neu herzustellen. Es wird<br />

zugleich vorausgesetzt, dass eine anhaltende Stressreaktion eine entartete und<br />

"<br />

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Seite 8 von 46


nachgewiesener Maßen schädliche Reaktion darstellt, deren Sinnhaftigkeit als<br />

Überlebensreaktion „in der heutigen Zeit“ in Frage gestellt wird. Es gilt deshalb,<br />

diese Stressreaktion zu modifizieren, zu unterbrechen bzw. ganz zu vermeiden.<br />

Entsprechend der genannten Ebenen des Stressgeschehens werden bei Kaluza<br />

drei Stressbewältigungsansätze vorgestellt und durch zusätzliche Module (z.B.<br />

Sport und Bewegung) ergänzt: „Instrumentelles Stressmanagement“ für einen<br />

Stress reduzierenden aktiven und lösungsorientierten Umgang mit den<br />

Stressoren, „Kognitives Stressmanagement“ für eine Stress reduzierende<br />

Modifikation von Motiven, Einstellungen und Haltungen und „Palliativregeneratives<br />

Stressmanagement“ für eine Reduzierung der mit der<br />

Stressreaktion einher gehenden körperlichen Aktivierung (vgl. Kaluza, 2007,<br />

52). Eine kognitiv-verhaltentherapeutisch geprägte Sicht der genetisch<br />

angelegten, biologischen Stressreaktion als einer „entarteten Reaktion“, die es<br />

im Dienste des gesunden Menschen zu modifizieren bzw. zu unterbrechen gilt,<br />

findet auch Eingang in andere gängige Stressmanagementkonzepte (z.B. bei<br />

Wagner-Link, 1995). Bei Angelika Wagner-Link werden die<br />

Bewältigungsstrategien in „Kurzfristige Erleichterung“ und „Langfristige<br />

Strategien“ unterteilt, was noch einmal hervorhebt, dass es gut ist, sich von der<br />

Stressreaktion zu „er-leichtern“.<br />

Stressbewältigungskonzepte, die dem kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Verständnis von Stressbewältigung folgen, beeinflussen mit ihren<br />

Bewältigungsstrategien niemals die begleitenden Gefühle selbst. Das liegt<br />

daran, dass ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen Kognitionen und<br />

Gefühlen vorausgesetzt wird: den Stress begleitende Gefühle sind immer durch<br />

Kognitionen (Bewertungen, Gedanken, Motive, Einstellungen) unmittelbar<br />

hervorgerufen. So führen „mussturbatorische Ideologien“ zu als katastrophal<br />

empfundenen Reaktionen. Es geht in der Praxeologie der Rational-emotiven<br />

Therapie nach A. Ellis darum, die wenig hilfreichen „belief systems“<br />

(Glaubenssysteme) gegen hilfreiche und realistische „belief systems“<br />

auszutauschen. Denn: Die „belief systems“ gelten als Vermittler zwischen<br />

„activating event“ (Stressor) und „consequence“ (Stressreaktion) (vgl. Ellis,<br />

1997, Kap. IV und Kriz, 2007, 141f).<br />

Die Stressreaktion lässt sich auf der „kognitiv-emotionalen Ebene“ durch<br />

folgende typische Begleitgefühle charakterisieren:<br />

„Gefühle der inneren Unruhe, der Nervosität und des Gehetztseins, Gefühle der<br />

Unzufriedenheit und des Ärgers, Angst, z.B. zu versagen, sich zu blamieren,<br />

Gefühle der Hilflosigkeit, Selbstvorwürfe, kreisende, ‚grüblerische’ Gedanken,<br />

Leere im Kopf (‚black out’), Denkblockaden“ (Kaluza, 2007, 14).<br />

Aus existenzanalytischer Sicht lässt sich das Verständnis der den Stress<br />

begleitenden Gefühle durch Einführung von Gefühlskategorien weiter<br />

differenzieren. Mit dem Grundmotivationenkonzept nach A. Längle wird<br />

außerdem ihr Hinweis- und Aufforderungscharakter für ein „gelingendes<br />

Leben“ deutlich. Es zeigt sich, dass Gefühle weit mehr sind als bloße Begleiter<br />

der Kognitionen und dass ein Verstehen dieser Gefühlsanteile zu einem<br />

wirkungsvollen Instrument der nachhaltigen Stressbewältigung werden kann.<br />

In der Logotherapie/Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl werden zwei<br />

Gefühlskategorien unterschieden: die „zuständlichen Gefühle“ und die<br />

„intentionalen Gefühle“. Letztere sind nach A. Längle dadurch charakterisiert,<br />

dass sie die Situation auf ihren existentiellen Wert hin durchschauen: „Was da<br />

jetzt konkret Sinn macht?“ „Sie klingen in uns an wie ein Ton, wenn wir uns<br />

Seite 9 von 46


einem Menschen oder einer Sache zuwenden“ (Längle, 2005, 20). Die<br />

„intentionalen Gefühle“ sind also auf einen Wert bzw. auf eine Sinnmöglichkeit<br />

in einer konkreten Situation gerichtet. Voraussetzung zur Wahrnehmung<br />

„intentionaler Gefühle“ ist die Offenheit, Zeit und Nähe, um mit den Werten der<br />

Welt in Kontakt zu treten.<br />

Begleiter der Stressreaktion sind dagegen typischer Weise die „zuständlichen<br />

Gefühle“. Sie geben Hinweise auf die aktuelle körperliche Verfassung oder sie<br />

rekurieren auf biographische Vorerfahrungen. Insofern bieten „zuständliche<br />

Gefühle“ keine Entscheidungsgrundlage, ist ihnen nicht „blind zu folgen“:<br />

„Gefühlszustände und Stimmungen wie beispielsweise Angst, generelle<br />

Unsicherheit, Misstrauen, Selbstwertzweifel, Traurigkeit und<br />

Einsamkeitsgefühle meinen nicht, dass wir ihren Impulsen blind Folge leisten<br />

sollen. (...) Solche Gefühlszustände haben einen anderen Sinn: sie sind Hinweisund<br />

Warnschilder, die uns auf etwas aufmerksam machen möchten. Sie sind<br />

Wahrnehmungen Wahrnehmungen über über den den Körperzustand Körperzustand und und die die biographischen<br />

biographischen<br />

Vorerfahrungen Vorerfahrungen (im Orginal kein Fettdruck: WK). Sie geben Auskunft darüber,<br />

wie es einem selber geht, sind wie ‚Kontrolllampen’ des eigenen Befindens. (...)<br />

Ihr Sinn ist, dass wir Ihnen beizeiten nachgehen, dass wir ihren Grund<br />

aufspüren, damit wir sie verstehen“ (Längle, 2005,16).<br />

Mit H. Dorra (2009) lassen sich die zuständlichen Gefühle, die bei Längle in<br />

Zusammenhang mit biographischen Vorerfahrungen (z.B. Verletzungen) stehen,<br />

noch weiter ausdehnen auf die existentielle Grundverfassung des Menschen.<br />

Dorra spricht hier von Gestimmtheiten, die jeder „Subjekt- Objektbeziehung<br />

vorgelagert sind“, solche, die den Menschen in seiner Haltung der Welt<br />

gegenüber kennzeichnen: „Damit ist ein länger andauernder Gefühlszustand<br />

gemeint, ein Gefühlstonus, der einem die Qualität des aktuellen „In-der-Welt-<br />

Seins“ spiegelt. (...)Nicht zuletzt ist unser aktuelles Erleben von einer<br />

Grundgestimmtheit geleitet, die sich mitbedingend auf die Entstehung unserer<br />

gegenwärtigen Gefühle auswirkt. Die so genannte Grundstimmung kann als<br />

latente Gemütsverfassung für den einzelnen Menschen auch eine dispositionelle<br />

Rolle übernehmen“ (Dorra, 2009). - So sind die existentiell verwurzelten<br />

Gestimmtheiten Nährboden und Ausgangspunkt für das situativ eingebundene<br />

Erleben. So können „zuständliche Gefühle“ als Begleiter einer Stressreaktion<br />

nur auf dem Boden der Gestimmtheit des „In-der-Welt-seins“ entstehen: Steht<br />

dabei die Angst als conditio humana menschlichen Existierens im Vordergrund,<br />

so werden auf ihrer Grundlage eher negative Stimmungen die Situationen des<br />

täglichen Lebens begleiten. Gehören dagegen Grundvertrauen und das Gefühl<br />

der Geborgenheit zur Gestimmtheit des Menschen, so wächst auf diesem<br />

Nährboden „ein Gestimmtsein schöpferischer, aufstrebender Gelassenheit und<br />

Leichtigkeit, die uns motiviert und in Bewegung bringt“ (ebds., 2009).<br />

Letztlich kann es bei der Stressbewältigung, die unmittelbar mit den<br />

zuständlichen Gefühlen des Menschen arbeitet, nur darum gehen, diese ins<br />

Verstehen zu bringen. Es geht darum, den die Stresssituation begleitenden<br />

Gefühlen der Unruhe, Nervosität, der Angst oder des Ärgers eine Stimme zu<br />

verleihen. Es geht darum, die guten Gründe bzw. den existentiellen Sinn des<br />

Stresserlebens zu bergen, um eine Stellungnahme und einen Lebensausdruck<br />

zu ermöglichen. Auf diese Weise soll Persönlichkeitsentwicklung angestoßen<br />

werden, die ein musterhaftes Wiederkehren der (unverstandenen, weil „auf den<br />

ersten Blick“ unbegründeten) Stressreaktion verhindert.<br />

Seite 10 von 46


2.2. 2.2. 2.2. Psychodynamik Psychodynamik des des Stresserlebens<br />

Stresserlebens<br />

Als biologisches Phänomen schützt uns die Stressreaktion vor einer<br />

körperlichen Bedrohung; sie sichert unser Überleben. Existentiell betrachtet,<br />

kann diese Bedrohung nicht nur die körperliche Verfassung, sondern zusätzlich<br />

das Erleben des „In-der-Welt-Seins“ betreffen: „Bedrohende Lebenssituationen,<br />

belastende Ereignisse, glückliche und erfolgreiche Umstände werden auch<br />

psychisch mitempfunden und in ihrer Bedeutung für die vitale Lage bemessen<br />

(...) Die Psyche kann somit als ‚Speicher’ typischer Erfahrungen des ‚In-der-Welt-<br />

Seins’ angesehen werden (A. Längle, 1998, 18). Dadurch wird die Psyche nach<br />

Längle zur „erlebnismäßigen Repräsentanz der vitalen Voraussetzungen von<br />

Existenz“ und erfüllt die folgenden Funktionen:<br />

• Abbildung der vitalen Lage (in Form von Trieben und Gefühlen)<br />

• Erfahrungen fühlend speichern (Gestimmtheiten bzw. Begleitgefühle)<br />

• sich einsetzen als Wächterin und Bewahrerin der Vitalität und des<br />

Überlebens<br />

Diese Aufgaben erfüllt sie „...durch die stetige Bewertung des Erlebens in Form<br />

von angenehmer oder unangenehmer Gefühle“(Längle, 1998, 18).<br />

Zur Ausübung ihrer „Wächterfunktion“ beschreibt Längle (19) zwei<br />

Mechanismen, auf die die Psyche zurück greifen kann:<br />

• „Beeinflussung der Aufmerksamkeit“<br />

• „Ausbilden von autonomen Schutzreaktionen (Copings)...unter<br />

Umgehung des Noetischen“ 1<br />

Die Stressreaktion ist vom biologischen Standpunkt aus betrachtet - wie<br />

eingangs beschrieben - „...eine durch die Evolution geformte, sehr schnelle<br />

Anpassungsmöglichkeit des Körpers an auftretende Gefahrensituationen, mit<br />

dem Ziel, das Überleben zu sichern. Es wird Energie bereitgestellt, um eine<br />

Reaktion zu ermöglichen, die der Situation angemessen ist: Angriff, Flucht oder<br />

Erstarrung, welche sich im Rahmen der Evolution als überlebenssichernd<br />

bewährt haben“ (vgl. Wikipedia 2010 „Fight-or-flight“).<br />

Für das Verständnis des Phänomens Stress ist dabei die Differenzierung<br />

zwischen den Stresserfahrungen, d.h. Körpersensationen (wie z.B. Herzrasen,<br />

Schwitzen) einerseits und den sie begleitenden Copingreaktionen (z.B.: Flucht,<br />

Angriff, Erstarrung) andererseits entscheidend (vgl. Ch. Kolbe, in:<br />

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Seite 11 von 46


Existenzanalyse 27/2/2010, 49). Entscheidend deshalb, da die Copingreaktionen<br />

selbst nicht umgangen oder gar aufgelöst werden können. „Es handelt sich (bei<br />

Copingreaktionen: Hinzufügung WK) um Reaktionsmuster, die im Prinzip jedem<br />

Menschen zur Verfügung stehen. Als Reaktionsmuster laufen sie jedoch relativ<br />

spontan und autonom ab, ihnen fehlen also die Momente der Freiheit und der<br />

personalen Stellungnahme im Handlungsvollzug“ (ebds., 49).<br />

Die drei genetisch festgelegten und jeder Zeit abrufbaren Reaktionsmuster auf<br />

Stress Angriff, Flucht oder Erstarrung lassen sich im Abgleich mit den<br />

Copingreaktionen - wie sie die Existenzanalyse beschreibt - weiter<br />

differenzieren. Die Existenzanalyse unterteilt die Stressreaktion in vier<br />

Copingreaktionen:<br />

1. Coping der Vermeidung (z.B. Flucht)<br />

2. Coping der paradoxen Bewegung (z.B. Ankämpfen)<br />

3. Coping der Aggression (z.B. destruktiver Haß)<br />

4. Coping des Totstellreflexes (z.B. Lähmung) 2<br />

Klassische Strategien des Stressmanagements (vgl. Pkt.5.1) regulieren zwar -<br />

oft erfolgreich! - die Stresserfahrungen können jedoch deren existenzielle<br />

Begründung nicht beeinflussen oder gar auflösen. Mit der Regulation der<br />

Stresserfahrungen ist demnach eine erste Grenze klassischer<br />

Stressmanagementstrategien aufgezeigt.<br />

Alle Copings (=Reaktionsmuster) lassen sich im Rahmen der<br />

existenzanalytischen Theorie noch besser verstehen, wenn man sie entlang der<br />

vier Grundmotivationen menschlichen Existierens in ihrer jeweils typischen<br />

Ausgestaltung näher beschreibt:<br />

Grund Grund-<br />

Grund<br />

motivation motivation<br />

motivation<br />

(GM)<br />

1. 1. GM: GM: Halt,<br />

Schutz, Schutz, Raum, Raum,<br />

Raum,<br />

Sicherheit<br />

Sicherheit<br />

2. 2. GM: GM: Nähe,<br />

Wärme,<br />

Wärme,<br />

Beziehung<br />

Beziehung<br />

3.GM: 3.GM: Wert-<br />

schätzung,<br />

schätzung,<br />

Unabhängig-<br />

Unabhängig<br />

keit,<br />

keit,<br />

Autonomie<br />

Autonomie<br />

4.GM:<br />

4.GM:<br />

Erfüllung,<br />

Erfüllung,<br />

Freude, Freude, Sinn<br />

Sinn<br />

Grundgefühl<br />

Grundgefühl<br />

bei einer<br />

Störung<br />

ängstlich<br />

depressiv<br />

hysterisch<br />

dependant<br />

Grundbewegung<br />

Grundbewegung<br />

(Vermeidungsversuch)<br />

Fliehen<br />

Rückzug<br />

auf Distanz gehen<br />

provisorische<br />

Lebenshaltung<br />

paradoxe<br />

paradoxe<br />

Bewegung<br />

Bewegung<br />

(Bewältigungsversuch)<br />

Ankämpfen<br />

Leisten/<br />

Entwerten<br />

Aktivismus<br />

(Überspielen)<br />

Idealisierung<br />

Abwehrdynamik<br />

Abwehrdynamik<br />

im im Nicht Nicht- Nicht Nicht<br />

Entkommen<br />

Entkommen<br />

(Aggressionstyp)<br />

destruktiv: Haß<br />

beziehungssuchend:<br />

Wut<br />

abgrenzend:<br />

Zorn/Ärger; Spalten<br />

kämpferisch:<br />

Fanatismus<br />

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Seite 12 von 46<br />

Überwältigungs<br />

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berwältigungs<br />

erleben erleben<br />

erleben<br />

(Totstellreflex)<br />

Lähmung<br />

Erschöpfung,<br />

Resignation<br />

Dissoziation<br />

(Spaltung,<br />

Leugnung,<br />

Abschottung)<br />

Nihilismus


(Abbildung modifiziert nach A. Längle, 1998)<br />

Die Die Die Grundmotivationen Grundmotivationen (GM) stehen dabei in einem engen Verhältnis zur<br />

Psychodynamik der Copings. Sie beschreiben die existentiellen<br />

Grundbedingungen des Menschseins auf die die Psyche bei einer Gefährdung<br />

mit einem „Grundgefühl“ und zur GM passenden Copingreaktion antwortet.<br />

Insofern gibt die jeweils vorgefundene aktuelle Psychodynamik - bei Kenntnis<br />

der vier Grundmotivationen - Aufschluss über „die existenzielle Verfasstheit der<br />

Person bzw. den Störbereich der Grundmotivation, mit der die Person<br />

beschäftigt ist“(ebds., 1998, 22, siehe auch Pkt. 2.2).<br />

Seite 13 von 46


3. 3. Struktur Struktur Struktur und und Dynamik Dynamik Dynamik menschlicher<br />

menschlicher<br />

Existenz<br />

Existenz<br />

Der Mensch hat durch seine Fähigkeit zur Selbstreflexion eine Sonderstellung<br />

gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt. Anders als das Tier, fehlt es dem<br />

Menschen an Orientierung durch Instinkte. Er ist ein „in die Welt Geworfener“<br />

und die Welt ist ihm aufgegeben als Gestaltungsspielraum, in den er seine<br />

Existenz hinein entwirft.<br />

In diesem Kapitel geht es um das „holistische Menschenbild der<br />

Existenzanalyse“ in Abgrenzung zum reduktionistischen,<br />

naturwissenschaftlichen Menschenbild (vgl. Kriz, 2007). Es geht zweitens um<br />

die existentiell- motivationalen Grundlagen des Menschseins: Was braucht der<br />

Mensch für ein gelingendes Leben? Was sind die Grundstrebungen, die jeder<br />

weiteren Motivation im Handeln vorausgehen? Und es geht drittens um die<br />

psychische und geistige Dynamik des Menschseins als einer Dynamik zwischen<br />

Sein und Sollen. Zu fragen bleibt, wie sich Struktur und Dynamik des<br />

Menschseins wechselseitig bedingen und beeinflussen.<br />

3.1. 3.1. Anthropologische Anthropologische Grundlagen Grundlagen des Menschseins<br />

Die anthropologischen Grundlagen sollen hier mit Bezug auf Viktor Frankls<br />

Lehre zusammengefasst dargestellt werden. Die existenzanalytischen Aspekte<br />

zur Struktur und Dynamik des Menschseins, wie sie die GLE-D heute vertritt,<br />

werden in den darauf folgenden Abschnitten ergänzt.<br />

„’Man ist nothing but a biochemical mechanism, powered by a combustion<br />

system, which energizes computers’ (...) Der Mensch ist ein Computer; aber er<br />

ist zugleich unendlich mehr als ein Computer“ (Frankl, 1984, 2005, 13). Viktor<br />

Frankl wendet sich in seinem Werk „Der leidende Mensch“ gegen das<br />

reduktionistische, naturwissenschaftliche Menschenbild seiner Zeit. In seinem<br />

Hauptwerk der „Ärztlichen Seelsorge“ beschreibt Frankl den Menschen als eine<br />

„Einheit trotz der Mannigfaltigkeit“. Eine Einheit, die sich aus den Dimensionen<br />

von Körper, Psyche und Geist zusammensetzt und den Menschen in seiner<br />

Dreidimensionalität bestimmt. So ist der Mensch zugleich geistiges,<br />

somatisches und psychisches Wesen. Psyche und Soma bilden in der<br />

Frankl’schen Lehre eine Einheit im „psycho-physischen Parallelismus“. Das<br />

Geistige steht der Einheit von Psyche und Soma - getrennt durch einen hiatus -<br />

als Gegenspieler gegenüber. So wie sich körperliche Befindlichkeiten psychisch<br />

ausdrücken oder psychische Befindlichkeiten körperlich manifestieren können,<br />

so steht das Geistige dem Psychophysikum als Antagonist gegenüber und kann<br />

zu dessen Verfassung Stellung beziehen. 3 Frankl beschreibt die Option der<br />

Stellungnahme des Geistes gegenüber dem Psychophysikum als „Trotzmacht<br />

des Geistes“. Diese ist zum Beispiel dann aufzurufen, wenn ein Mensch, durch<br />

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Seite 14 von 46


einen Schicksalsschlag getroffen, aufgefordert ist, dem Schicksal gegenüber<br />

Stellung zu beziehen. Gerade darin erweist sich der Mensch im Sinne Frankls als<br />

würdig, dass er Krankheit und Leid durch eine Sinn stiftende Haltung ertragen<br />

kann.<br />

Die übergeordnete „Einheit trotz der Mannigfaltigkeit“ des Menschen wird in<br />

der Betrachtung der Einzeldimension von Körper, Psyche und Geist niemals<br />

sichtbar. Sie erscheint sogar widersprüchlich, wenn man den Menschen aus<br />

verschiedenen Richtungen einer untergeordneten Dimension betrachtet. Frankl<br />

verdeutlicht dieses Menschenbild mit Gesetzen aus der Dimensionalontologie,<br />

die sich eines geometrischen Vergleichs bedienen. Das erste Gesetzt lautet:<br />

„Ein und dasselbe Ding, aus seiner Dimension heraus in verschiedene<br />

Dimensionen hinein projiziert, die niedriger sind als seine eigene, bildet sich auf<br />

eine Art und Weise ab, dass die Abbildungen einander widersprechen“ (Frankl,<br />

1985, 2005, 53).<br />

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Übertragen auf die Naturwissenschaften, die Biologie oder Medizin einerseits<br />

und die Psychologie andererseits, schränkt Frankl deren Erkenntnisgewinn in<br />

Bezug auf den Menschen als Ganzes ein: „Nicht anders als im Falle des offenen<br />

Gefäßes (wesenhaft „weltoffener“ Mensch = Glas: Ergänzung: W.K.), dessen<br />

Projektion in die Ebenen des Grund- und Seitenrisses geschlossene Figuren<br />

ergab, bildet sich der Mensch in der biologischen Ebene als ein geschlossenes<br />

System physiologischer Reflexe und in der psychologischen Ebene als ein<br />

geschlossenes System psychologischer Reaktionen ab“ (ebds., 54). Frankl<br />

schlussfolgert: „Die Einheit der menschlichen Seinsweise, welche die<br />

Mannigfaltigkeit der unterschiedlichen Seinsarten, an denen sie teilhat,<br />

überbrückt (...) werden wir vergebens in den Ebenen suchen, in die wir den<br />

Menschen projizierten“ (ebds., 54). Aus dieser Sicht ist der Mensch immer<br />

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Seite 15 von 46


mehr, als über sein Wesen in den biologischen und psychologischen Gesetzen<br />

zum Ausdruck kommen kann. 4<br />

Im Mittelpunkt der Frankl’schen Anthropologie steht der Mensch als geistiges<br />

Wesen, das neben der psychophysischen Faktizität - die von Frankl nicht in<br />

Abrede gestellt wird - über einen Geist verfügt, der durch die Person zum<br />

Ausdruck kommt. Die Person - oder die geistige Dimension des Menschen - ist<br />

frei und fakultativ, d.h., sie kann sich im existentiellen Vollzug immer neu<br />

‚erfinden’: Person sein heißt, immer auch anders sein zu können. Die Person ist<br />

ferner nicht ableitbar, nicht faktisch auffindbar und auch nicht vererbbar: „Die<br />

Person ist geistig. Und so steht die geistige Person in heuristischem und<br />

fakultativen Gegensatz zum psychophysischen Organismus (...)Die Person ist<br />

existentiell; damit ist gesagt, dass sie nicht faktisch ist, nicht der Faktizität<br />

angehört. Der Mensch, als Person, ist kein faktisches, sondern ein fakultatives<br />

Wesen; er existiert als je seine eigene Möglichkeit, für oder gegen die er sich<br />

entscheiden kann“ (Frankl, 1950, 2005, 331-135).<br />

Mit diesem Personverständnis wird die Würde des Menschen begründet, der in<br />

seiner Freiheit fähig ist, Verantwortung zu tragen und Entscheidungen zu<br />

treffen. Frei ist der Mensch dort, wo er seine Fähigkeit zur Selbstreflexion nutzt,<br />

um zu einer Entscheidung zu gelangen. Der Mensch ist aus dieser Sicht eben<br />

nicht triebdeterminiert wie das Tier, sondern sinnorientiert. Frankl stellt der<br />

Tiefenpsychologie Siegmund Freuds eine Höhenpsychologie entgegen und<br />

beschreibt den Sinnglauben als eine „transzendentale Kategorie“. Er verweist<br />

dabei auf die von Immanuel Kant eingeführten Denk-Kategorien von Raum,<br />

Kausalität und Zeit, die unserem Bewusstsein zugrunde liegen und selbst nicht<br />

Gegenstand des Denkens sein können: „Kurz, der Sinnglaube des Menschen ist,<br />

im Sinne von Kant, eine transzendentale Kategorie. (...) Ob er es will oder nicht,<br />

ob er es wahrhat oder nicht - der Mensch glaubt an einen Sinn, solange er<br />

atmet“ (Frankl, 1950, 2005, 340).<br />

Neben den Besonderheiten, die dem Menschen durch sein Personsein<br />

zukommen, neben den Besonderheiten, die ihm durch seine Dreidimensionalität<br />

zukommen, führt die dritte Besonderheit, der dem Menschen inne wohnende<br />

„Wille zum Sinn“, unmittelbar in die Wertelehre Viktor Frankls. Der Mensch kann<br />

und soll die in der Welt vorfindbaren Werte durch sein Handeln verwirklichen.<br />

Die Verwirklichung von Werten beschreibt Frankl als die via regia zum Sinn und<br />

unterscheidet dabei zwischen den „schöpferischen Werten“, den<br />

„Erlebniswerten“ und den „Einstellungswerten“. Sinn ist im Verständnis Viktor<br />

Frankls’ nicht ein Sinn, der die Existenz als Ganzes begründet, sondern ein<br />

konkreter Sinn, der sich situativ und für jede Person einzigartig ergibt. Sinn<br />

muss gefunden werden; ein „Über-Sinn“ kann nur erahnt, nicht aber schlüssig<br />

konstruiert werden: „Genausowenig, wie ein Tier aus seiner Umwelt heraus die<br />

sie übergreifende Welt des Menschen je verstehen kann, genauso wenig könnte<br />

der Mensch die Über-Welt je erfassen, es sei denn in einem ahnenden<br />

Hinauslangen - im Glauben“ (Frankl, 1985, 2005, 73).<br />

Für das Auffinden des Sinnes bestimmt Frankl das Gewissen als „Sinn-Organ“:<br />

„Das Gewissen gehört zu den spezifisch menschlichen Phänomenen. Es ließe<br />

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Seite 16 von 46


sich definieren als die intuitive Fähigkeit, den einmaligen und einzigartigen Sinn,<br />

der in jeder Situation verborgen ist, aufzuspüren. Mit einem Wort, das Gewissen<br />

ist ein Sinn-Organ“ (ebds., 87).<br />

Erlaubt die Fähigkeit zur Selbstdistanzierung dem geistigen Menschen eine<br />

würdige Haltung gegenüber der „Tragischen Trias“ des Lebens (Leid, Schuld<br />

und Tod) einzunehmen, so ist es die Fähigkeit zur Selbsttranszendenz, die es<br />

ihm erlaubt, über sich selbst hinaus zu wachsen, um die Aufgaben, die ihm das<br />

Leben stellt, sinnvoll zu verwirklichen. Denn: Das Leben ist der Lehre Frankls<br />

folgend dem Menschen aufgegeben; es hat „Aufgabencharakter“: „Das Leben<br />

selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht zu fragen, er ist<br />

vielmehr der vom Leben her Befragte, der dem Leben zu antworten - das Leben<br />

zu ver-antworten hat“ (ebds., 107). Mit dieser „kopernikanischen Wende“ vom<br />

fragenden und bedürftigen Menschen hin zum be-fragten und verantwortlich<br />

seienden Menschen schafft Frankl eine Beratungsform, die den systemischen<br />

Verständnis nahe kommt und zugleich von einer falsch verstandenen<br />

Klientenzentrierung abrückt.<br />

Fragen wir uns noch einmal rückblickend auf die hier skizzierten<br />

anthropologischen Grundgedanken der Logotherapie, was diese nun<br />

kennzeichnet, so antwortet Jürgen Kriz in seinem Standardwerk<br />

„Grundkonzepte der Psychotherapie“ (2007, 195): „Die Logotherapie von Viktor<br />

Frankl stellt die ‚Selbstbestimmung des Menschen aufgrund seiner<br />

Verantwortlichkeit und vor dem Hintergrund der Sinn- und Wertewelt’ (Frankl,<br />

1990, 230) ins Zentrum der Betrachtung.“<br />

3.2. 3.2. Motivationale Motivationale Grundlagen Grundlagen der der Existenz<br />

Existenz<br />

Die existenzanalytische Arbeit kennt zwei Schwerpunkte, die sich nach A.<br />

Längle einmal als „Zentrierung der Arbeit auf die Person“ und zum anderen als<br />

eine ressourcenfördernde, stabilisiernde „Bezugnahme zu den<br />

Vorgegebenheiten und Bedingungen der Existenz“ beschreiben lässt (vgl.<br />

Längle, 2001, 60). Existenz wird dabei als Möglichkeitsraum verstanden, in den<br />

hinein das Individuum sein Leben gestaltet. Dies geschieht in<br />

Auseinandersetzung mit dem Faktischen, den inneren und äußeren<br />

Bedingungen des Daseins. In diesem Abschnitt sollen die „Grundmotivationen<br />

menschlicher Existenz“ nach dem Konzept von A. Längle als Struktur gebende<br />

Voraussetzungen des Daseins erläutert werden. Eine „Grundmotivation“ ist<br />

dabei zu verstehen als eine allen anderen Motivationen vorausgehende bzw.<br />

zugrunde liegende Strebung. Es ist also keine Motivation des Handelns denkbar,<br />

die nicht unterfüttert ist von einer der vier Grundmotivationen. Die Kenntnis<br />

dieser Grundstrebungen menschlichen Daseins erlaubt ein vertieftes<br />

Verständnis der zu Tage tretenden Konflikte, wie sie sich im beruflichen,<br />

öffentlichen oder privaten Umfeld zeigen.<br />

Die Die vier vier Grundmotivationen Grundmotivationen menschlicher menschlicher menschlicher Existenz Existenz<br />

Existenz<br />

1. Der Der Mensch Mensch Mensch will will will ‚Sein ‚Sein-Können’<br />

‚Sein Können’ Können’: Können’ Schutz, Raum und Halt in ‚seiner Welt’<br />

finden<br />

2. Der Der Mensch Mensch will will ‚Leben ‚Leben-Mögen’<br />

‚Leben Mögen’ Mögen’: Mögen’ Beziehung, Zeit und Nähe mit dem<br />

Wertvollen leben<br />

3. Der Der Mensch Mensch Mensch will will ‚Selbstsein ‚Selbstsein-Dürfen’<br />

‚Selbstsein Dürfen’ Dürfen’: Dürfen’ Rechtfertigung, Beachtung und<br />

Wertschätzung aufbringen<br />

Seite 17 von 46


4. Der Der Mensch Mensch will will ‚Sinnvolles ‚Sinnvolles Sollen Sollen: Sollen<br />

Zusammenhänge, Aufgaben und<br />

Sinn realisieren<br />

Erst die Bejahung aller vier Grundmotivationen (‚Ich kann, mag, darf und soll so<br />

handeln, wie ich handle’) ermöglichen ein echtes Wollen im<br />

existenzanalytischen Verständnis. Die genannten Grundmotivationen stellen<br />

keine subjektiven Beliebigkeiten, sondern existenzielle Tatsachen menschlichen<br />

Daseins dar. Sie charakterisieren das „In-der-Welt-Sein“ des Menschen als eine<br />

spezifische Form, mit der der Mensch zu seiner Welt und zu sich selbst in<br />

Beziehung tritt. Der Tatsachencha<br />

Tatsachencharakter<br />

Tatsachencha<br />

rakter wird in den folgenden Ausführungen<br />

nach Längle noch einmal verdeutlicht (vgl. Längle, 2007, 26f):<br />

Zu Zu 1) 1) Die Die Tatsache Tatsache des des des Seins Seins: Seins Seins Das Dasein ist aufs Engste mit der Welt<br />

verbunden, die es trägt und ermöglicht. Daraus leitet sich die Aufgabe ab,<br />

Erkenntnisse über die Bedingungen der Welt zu sammeln, um das Dasein zu<br />

ermöglichen und seinen Fortbestand zu sichern. Die Grundfrage der Existenz<br />

heißt hier: „Ich bin da - aber kann ich sein?“ - Ist diese Frage nicht zu bejahen,<br />

so steht das physische und das Geistige Überleben in Frage.<br />

Zu Zu 2) Die Tatsache, ein ein Leben zu haben haben: haben<br />

Als biologisches Wesen ist der<br />

Mensch einem Wachsen, Reifen und Altern unterworfen. In diesen Prozess kann<br />

er nicht eingreifen. Leben geht dabei mit Beziehungen und Gefühlen einher:<br />

„Wie beziehen wir uns zum Faktum des Lebendigseins und den damit verbunden<br />

Konsequenzen?“ Die Grundfrage der Existenz heißt hier: „Ich lebe - aber mag<br />

ich leben?“ - Ist diese Frage nicht zu bejahen, so stehen die psychische<br />

Lebenslust und das Werterleben, das Sein-Mögen in Frage.<br />

Zu Zu 3) 3) Die Tatsache, ein Subjekt Subjekt zu sein sein: sein<br />

Als Person, als Subjekt, ist der<br />

Mensch „ich-haft“. Er kann sich selbst jedoch nur in der Begegnung mit anderen<br />

erfahren und erkennen. Dies stellt den Menschen vor die Aufgabe, sich selbst zu<br />

leben, authentisch zu sein und sich in der Begegnung von anderen zu<br />

unterscheiden. Aus der Tatsache des Personseins ergibt sich die Grundfrage<br />

der Existenz: „Ich bin ich - darf ich so sein?“ - Ist diese Frage nicht zu bejahen,<br />

so stehen die Entwicklung der personalen Authentizität und die Gerechtigkeit,<br />

das Sein-Dürfen in Frage.<br />

Zu Zu 4) 4) Die Tatsache, dass der Mensch auf Zukunft hin orientiert orientiert ist, die er<br />

sinnhaft in einem größeren Zusammenhang gestalten möchte: Der Mensch<br />

steht zeitlebens in einem Fluss von Veränderungen. Es ist eine große Aufgabe,<br />

in diesen Fluss konstruktiv einzugreifen, um Veränderungen zu wertvollen<br />

Entwicklungen werden zu lassen. Die Grundfrage der Existenz heißt hier: „Es<br />

gibt mich - aber wofür ist mein Leben gut?“ - Ist diese Frage nicht zu bejahen,<br />

so stehen der existenzielle Sinn und das Wertvolle im Handeln, das Sein-Sollen<br />

in Frage.<br />

„Diese vier ‚Grundbedingungen erfüllender Existenz’ beziehen sich auf die<br />

Auseinandersetzung mit<br />

+ der Welt (® ontologische Ebene der Existenz),<br />

+ dem Leben (® axiologische Ebene der Existenz),<br />

+ dem Person-Sein (® ethische Ebene der Existenz),<br />

+ dem erforderlichen Beitrag zur Zukunft und zum eigenen Werterleben<br />

(® praxeologische Ebene der Existenz)“ (Längle, 2001 61f).<br />

Seite 18 von 46


3.3. 3.3. Dynamik Dynamik des des Menschseins Menschseins im existenziellen<br />

Vollz Vollzug Vollz Vollzug<br />

ug<br />

Im existentiellen Vollzug, in der aktiven Auseinandersetzung des Menschen mit<br />

den vier Grundmotivationen erfüllter Existenz, kommt es naturgemäß zu<br />

Spannungen. Diese Spannungen der vier Grundbedingungen der Existenz<br />

resultieren aus der Freiheit der Person, ihr Leben und seine Bedingungen mit zu<br />

gestalten. Die vier Grundmotivationen können aus dieser Sicht auch als<br />

Spannungen beschrieben werden zwischen:<br />

1. SEIN und SEIN-KÖNNEN im Horizont des Möglichen<br />

2. SEIN und SEIN-MÖGEN im Horizont des Wertes<br />

3. SEIN und SEIN-DÜRFEN im Horizont des moralisch Vertretbaren<br />

4. SEIN und SEIN-SOLLEN im Horizont des Sinnes<br />

Diese Spannungen gilt es im existentiellen Vollzug so zu gestalten, dass sie ein<br />

echtes WOLLEN ermöglichen. Ein echtes WOLLEN verhilft dem Menschen zum<br />

Gefühl der inneren Stimmigkeit, dem Gefühl, ein Leben im Einklang mit sich und<br />

der Welt führen zu können. Vielleicht kann man aus dieser Sicht sagen, das<br />

Stress ein Spannungszustand ist, der aus den Quellen der vier<br />

Grundmotivationen gespeist wird. Immer geht es darum, die Interessen der<br />

Grundmotivationen auszugleichen, ein Prozess, der niemals ganz abgeschlossen<br />

sein kann, wenn man Leben begreift als etwas, das sich in seinen Bedingungen<br />

stetig ändert und uns damit zur aktiven Gestaltung der Lebensbedingungen<br />

auffordert.<br />

Voraussetzung zur Gestaltung der vier Spannungsbögen ist die im Menschen<br />

angelegte „doppelte Dialogfähigkeit“ zu sich selbst (den eigenen Wertbezügen,<br />

Stellungnahmen, Emotionen) und zur Welt hin (Bedingungen, die uns begegnen,<br />

wenn wir in Beziehung zur Welt treten). Das in Beziehung treten mit sich und<br />

der Welt ist der eigentliche existentielle Vollzug (vgl. Längle, 2007, 28). Der<br />

existentielle Vollzug ermöglicht dem Menschen eine Auseinandersetzung mit<br />

den Spannungen resp. Grundmotivationen (GM) des Daseins.<br />

Spannungen im Selbstbezug können beispielhaft benannt werden als die<br />

Halterfahrung im eigenen Körper (1.GM), als Erleben eines Gefühls (2.GM), wenn<br />

ich mit den Werten der Welt in Berührung komme, als Erleben von Authentizität<br />

(3.GM), wenn ich mich selbst in meinem Wert vertrete oder als<br />

Übereinstimmung mit der gelebten und zukünftigen Biographie (4.GM), wenn<br />

ich diese als sinnvoll empfinden kann.<br />

Der Selbstbezug entsteht im Abgleich mit dem Weltbezug, in der Begegnung mit<br />

dem Anderen, der mir mein Selbstbild bestätigt oder durch sein Fremdbild<br />

korrigierend darauf einwirken kann.<br />

Spannungen im Weltbezug können beispielhaft benannt werden als<br />

Raumerfahrung (1.GM), wenn ich einen physischen Platz in der Welt gefunden<br />

habe, als Erfahrung von Werten der Welt (2.GM), sobald ich mit diesen in<br />

Kontakt komme, als Erfahrung von Anderssein (3.GM) in der Begegnung und<br />

Abgrenzung von dem Anderen oder als Erfahrung des Angefragt-Werdens<br />

(4.GM) in den täglich wechselnden Situationen des Lebens (vgl. Längle, 2001,<br />

64ff).<br />

Seite 19 von 46


Zur Erfüllung der existentiellen Spannungen bedarf es neben der im Menschen<br />

angelegten „dialogischen Offenheit“ spezifischer personaler Aktivitäten, die<br />

sich auf den Ebenen der vier Grundmotivationen voneinander unterscheiden:<br />

1. Um da sein zu können, arbeitet der Mensch am „Annehmen und<br />

Aushalten“ des Faktischen.<br />

2. Um sich beziehen zu können, arbeitet der Mensch am „Zuwenden und<br />

Trauern“ in den Beziehungen und Werten, die ihm begegnen oder<br />

verloren gegangen sind.<br />

3. Um Selbstsein zu dürfen, arbeitet der Mensch am „Ansehen und<br />

Abgrenzen“ in der Begegnung mit sich und anderen.<br />

4. Um Sinn zu hinterlassen, arbeitet der Mensch am „Hingeben“ an die<br />

Aufgaben und Anfragen, die ihm vom Leben her gestellt werden.<br />

(vgl. Zusammenfassung bei Kriz, 2007, 200 und A. Längle, 2007, 33f).<br />

Seite 20 von 46


4. Stress Stress - Ausdruck Ausdruck und und Ergebnis<br />

Ergebnis<br />

personaler personaler Fehlhaltungen<br />

Fehlhaltungen<br />

In diesem dritten Kapitel wird der erweiterten, existentiellen Definition des<br />

Stresserlebens Rechnung getragen. Es wird aufgezeigt, wie aus<br />

existenzanalytischer Sicht Stress auch Ausdruck einer existentiellen Angst und<br />

eben nicht nur Ausdruck einer fehlgeleiteten Alarmreaktion ist. Weiterhin sollen<br />

die zentralen Schritte zur Auflösung des Stresserlebens anhand der Methodik<br />

der Personalen Existenzanalyse (PEA) aufgezeigt werden. Schließlich werden<br />

die aus existenzanalytischer Sicht wesentlichen Bedingungen für eine<br />

gelingende, gesund erhaltende und erfüllende Existenz beschrieben.<br />

4.1. 4.1. Stress Stress - Ausdruck existenzieller Ängste<br />

Wenn Stress einen allgemeinen psycho-physischen Spannungszustand<br />

beschreibt, so ist Angst jenes bewegende Gefühl, das die Stressreaktion<br />

begleitet: „In der Begegnung mit einem gefährlichen Gegner oder einer<br />

gefährlichen Situation taucht Angst auf (...) Der Körper erhöht den Stoffwechsel<br />

spontan in einer Weise, die uns blitzartig reaktionsfähig macht noch lange bevor<br />

ein Denken eingesetzt hat.“ (S. Längle, 2003, 57).<br />

Während sich die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätze (vgl. Kriz 2007)<br />

darum bemühen, die Stressoren selbst abzubauen (Instrumentelle<br />

Stressbewältigung), die Stress verschärfenden Gedanken, Einstellungen und<br />

Glaubenssätze neu zu formulieren (Kognitive Stressbewältigung) oder die<br />

Stressreaktion abzuschwächen, um eine Erholung herbeizuführen (Regenerativpalliative<br />

Stressbewältigung), arbeitet die Existenzanalyse in ihrer<br />

Weiterentwicklung nach A. Längle unmittelbar mit dem Gefühl der Angst. Ziel<br />

dieser existenzanalytischen Arbeit am Erleben ist es, „...dem Menschen bzw.<br />

sich selbst zu einer authentisch empfundenen Zustimmung Zustimmung zur<br />

Lebensführung zu verhelfen.“ (Längle, 2000, 9).<br />

Dabei kommt der Angst als Begleitgefühl der Stressreaktion neben ihrer<br />

Funktion als „Warnsignal und Überlebenshilfe" eine zweite Funktion zu, nämlich<br />

die, zur Stellungnahme herauszufordern: Welche Bedeutung hat das<br />

Angsterleben für mein Leben? Worum ängstige ich mich tatsächlich, wenn es<br />

nicht um’s „nackte Überleben“ geht?<br />

Eine Differenzierung des Angstgefühls wird in der Existenzanalyse entlang der<br />

vier Grundmotivationen (vgl. Pkt. 2.2 und 2.3) nach A. Längle vorgenommen<br />

und zeigt, dass die Angst viele Gesichter haben kann, deren Kenntnis zu einem<br />

vertieften Verständnis der Stressreaktion führt. Grundsätzlich wird die Angst in<br />

der Existenzanalyse zunächst in zwei Erscheinungsformen unterteilt:<br />

Angst ist anzutreffen als „Grundangst“ und als „Erwartungsangst“. Die aus der<br />

Existenzphilosophie abgeleitete ursprüngliche Form der „Grundangst“ lässt sich<br />

als reine Daseinsangst, als Angst vor dem Verlust des Haltes in der Welt<br />

beschreiben: „Die Grundangst entsteht durch die Erschütterung des fest<br />

Gefügten, das uns den Raum auftut und den Halt gibt, um dasein zu können (...)<br />

Es ist eine Erschütterung ob der Abgründigkeit des Lebens, eine Erschütterung<br />

des Halts: der Halt an dem, was ‚ist’ (Ontologie), droht verloren zu gehen oder<br />

geht verloren“ (A. Längle, Lehrbuch in Vorb., zitiert n. S. Längle, 59).<br />

Seite 21 von 46


„Grundangst“ entsteht also überall dort, wo die scheinbare Verlässlichkeit des<br />

eigenen Lebens in Frage gestellt wird. Insofern kann Grundangst durch so<br />

unterschiedliche Phänomene wie Arbeitsplatzverlust oder Verlust von<br />

Geborgenheit ausgelöst werden. In der Grundangst erleben wir unsere<br />

Getrenntheit von der Welt, darin die Bedrohung, die von ihr ausgeht und auf die<br />

eigene Sterblichkeit verweist.<br />

„Im Leben bleibt immer etwas offen, es gibt keine letzten Sicherheiten. Das ist<br />

eine Grundbedingung unseres Seins. Insofern gehört die Grundangst im<br />

existenzanalytischen Verständnis zum Menschsein dazu. Wir stehen<br />

notwendigerweise in der unaufhebbaren Spannung zwischen Sein und<br />

Nichtsein, zwischen dem Leben und dem ‚Nichts’“ (S. Längle, 2003, 59).<br />

Die Erfahrung von Halt und Schutz der ersten Grundmotivation (GM) lässt sich<br />

mit den Motivationen der zweiten, dritten und vierten GM auch auf andere<br />

mittelbare Erfahrungen des „Gehalten-Werdens“ übertragen. Insofern kann<br />

Angst, je nach betroffener GM, eine unterschiedliche Gestalt und Dynamik<br />

annehmen:<br />

„Doch so, wie der Halt nicht nur von außen aus den Bedingungen der Welt (1.<br />

GM) gefunden wird, sondern auch in Beziehungen zu anderen bzw. anderem (2.<br />

GM), in der Art der Selbstsicht und des Selbsterlebens (3. GM) und im Bauen auf<br />

geistige Werte oder religiöse Wirklichkeiten (4. GM), so können die tieferen<br />

Wurzeln der Angst - quasi mittelbar - auch im Bereich der zweiten, dritten oder<br />

vierten Grundmotivation liegen. Je nachdem, in welcher Grundmotivation die<br />

tieferen personalen Wurzeln anzusiedeln sind, gewinnt die Angst eine je<br />

spezifische Gestalt und Dynamik“ (Bauer, 2003, 22).<br />

Einen guten Überblick zu den Themen der Grund- und Erwartungsängste bietet<br />

das von A. Längle vorgelegte „Konzept der Angstwurzeln“, welches E. J. Bauer<br />

in der folgenden Tabelle zusammen fasst (2003, 23):<br />

1. GM<br />

2. GM<br />

3.GM<br />

4.GM<br />

Art der Angst phänomenologische phänomenologische Beschreibung<br />

Beschreibung Art der<br />

Bedrohung<br />

Bedrohung<br />

reine Daseins-Angst<br />

durch/vor Weltverlust<br />

(Grundangst)<br />

depressive Angst<br />

durch/vor<br />

Beziehungsverlust<br />

(Grundwertangst)<br />

hysterische Angst<br />

durch/vor<br />

Bedeutungsverlust<br />

(Selbstwertangst)<br />

existenzielle Angst<br />

durch/vor Sinnlosigkeit<br />

(metaphysische Angst)<br />

der Halt geht verloren, Gefühl des<br />

Ausgeliefertseins, Fallen ins Bodenlose<br />

woran ich hänge, wird zerstört; Gefühl ‚mit<br />

dem mir Wertvollen verliere ich mein eigenes<br />

Leben’<br />

Fallen in die totale Einsamkeit; sich selbst<br />

nicht spüren, Greifen in die eigene Leere;<br />

Schein statt Sein<br />

wofür ich gelebt habe, war vielleicht für<br />

nichts; Gefühl der Absurdität und<br />

Sinnlosigkeit des Lebens<br />

Während die Grundangst als reine Daseinsangst den Menschen mit der<br />

Endlichkeit, dem Tod, konfrontiert erfährt diese „Erschütterung des<br />

Seite 22 von 46<br />

Nichts (als<br />

Abgrund)<br />

Vernichtung<br />

Verlorengehe<br />

n<br />

Nichtigkeit


Seinsgrundes“ in der Erwartungsangst „...eine thematische bzw. einen<br />

bestimmten Lebensbereich betreffende Einschränkung“ (S. Längle, 2003, 60).<br />

So hat die Angst - als wichtigster emotionaler Begleiter der Stressreaktion -<br />

viele Gesichter, die sich in ihren Zügen je nach betroffener Grundmotivation als<br />

„spezifische Furcht vor...“ erkennen und verstehen lassen.<br />

In der Folge ist eine Bearbeitung der blockierten Grundmotivation z.B. nach der<br />

Methode des Perspektiven-Shiftings (Ch. Kolbe, 2000, 17ff) Aufgabe von<br />

Beratung und Therapie.<br />

Denn: Solange allein die Stressreaktion und ihre begleitenden Gedanken in der<br />

Beratung oder Therapie bearbeitet werden, so lange bleiben „die guten Gründe“<br />

des Angsterlebens noch im Verborgenen.<br />

Meine eigene Trainings- und Coachingerfahrung hat gezeigt, dass<br />

unverstandene Angst selbst ängstigen kann. Besonders deutlich zeigt sich dies<br />

im Panikerleben aber auch in der Phobie: Die Bearbeitung der Gedanken und<br />

Einstellungen bringt schnelle Entlastung ebenso wie die beruhigende Wirkung<br />

von Entspannungstechniken. Auf der anderen Seite bleibt - auch nach<br />

erfolgreicher „Verhaltenstherapie“ - zumeist ein Rest der Angst, oder sie zeigt<br />

sich an anderer Stelle, wenn der existentielle Hintergrund der Angst<br />

unverstanden bleibt.<br />

Es handelt sich offenbar weder bei den Panikattacken noch bei den Phobien um<br />

eine verständliche Angst im Sinne der Furcht. Selbst wenn bei einer Tierphobie,<br />

das Tier als Auslöser der Angst benannt werden kann, so ist dem Klienten oft<br />

unverständlich, warum er mit einer so ausgeprägten Angst reagiert. Im Falle<br />

der Panikattacken ist der Ausdruck der Angst einem rationalen Verstehen<br />

überhaupt nicht mehr zugänglich (vgl. Baker 1998, 2009). Es besteht jedoch in<br />

beiden Fällen die Chance, mit einer existenzanalytischen Beratung oder<br />

Therapie, die „guten Gründe“ der Angst zu bergen, sie ins Verstehen zu heben<br />

und damit aus der Angst eine Furcht zu machen. Erst dann ist es dem Menschen<br />

möglich, zum Befürchteten (und den darin enthaltenen Werten oder Unwerten)<br />

personal Stellung zu beziehen und sein Leben so neu zu arrangieren, dass ein<br />

Umgehen mit den Gründen der Furcht möglich wird.<br />

Bevor im Abschnitt 4.2 die Schritte der PEA zur Auflösung des Stresserlebens<br />

formal umrissen und anhand eines Beispiels aus der eigenen Beratungspraxis<br />

beschrieben werden, sollen hier mit Christoph Kolbe (2010) noch einmal jene<br />

Bedingungen Bedingungen einer einer erfolgreichen erfolgreichen erfolgreichen Beratung Beratung/Therapie<br />

Beratung /Therapie reflektiert werden, die<br />

sich auf dem Hintergrund der Psychodynamik im Ausdruck der<br />

der<br />

Copingreaktionen Copingreaktionen ergeben.<br />

Schlussfolgernd sei jetzt schon voraus gestellt, das jene personalen Aktivitäten,<br />

die im günstigsten Verlauf zu einer Auflösung von Grund- und<br />

Erwartungsängsten führen, nicht immer geradlinig gefördert werden können, da<br />

sie durch Copingreaktionen geschützt werden und die notwendige personale<br />

Aktivität dadurch blockiert sein kann. Es sind also für eine erfolgreiche<br />

Beratung Zwischenschritte zu gehen, um den Klienten an die reife, personale<br />

Verarbeitung des Stresserlebens heran zu führen. Es sind Schritte zu gehen, die<br />

es dem Klienten erlauben, seine Schutzreaktionen (d.i. Copingreaktionen, vgl.<br />

hierzu auch Pkt. 2.2) nach und nach aufzugeben, um sie schließlich mittels der<br />

personalen Aktivitäten zu bewältigen.<br />

Seite 23 von 46


Es folgt eine kurze Zusammenfassung des psychotherapeutisch-beraterischen<br />

Vorgehens in Anlehnung an den Artikel von CH. Kolbe (in: Existenzanalyse,<br />

27/2/2010, 50ff):<br />

Eine erfolgreiche Bearbeitung der den Copings zugrunde liegenden Ängste<br />

setzt bei besonderer Stabilität des Copings die psychotherapeutischberaterische<br />

Arbeit an der personalen Stellungnahme voraus. Diese erfolgt in<br />

zwei Schritten:<br />

1. Schritt: Die den vier Grundmotivationen zugeordneten Copings werden<br />

in der Therapie/Beratung ins Verstehen gebracht und durch ein<br />

bewussten Handlungsakt ersetzt. Beispiel, 1.GM: „Statt zu fliehen kann<br />

der Mensch einer Gefahr, die ihm übermächtig erscheint, bewusst aus<br />

dem Weg gehen oder aber in der Situation besondere Umsicht walten<br />

lassen“ (ebds., 50).<br />

2. Schritt: Die bedrohliche Situation wird nach Positionierung gegenüber<br />

den Copings und bewusster Umsetzung ihrer Schutzfunktionen durch<br />

personale Aktivitäten ersetzt und schließlich bewältigt. Beispiel, 1.GM: An<br />

die Stelle des bewussten Ausweichens oder Umsicht-Haltens aus Schritt<br />

1 können jetzt die personalen Aktivitäten des Aus-Haltens, Annehmens<br />

und Lassens treten.<br />

Der erste Schritt ist als Zwischenschritt zur Verarbeitung existenzieller Angst<br />

immer dann zu gehen, „...wenn die Angst im orginären Kernthema sehr groß<br />

ist.“ Denn: Erst das „...Durcharbeiten am Verstehen der Angst und an<br />

personalen Stellungnahmen im Horizont der Copingreaktionen ermöglicht ein<br />

Zulassen der persönlichen Betroffenheit und somit ein vertieftes Einlassen“<br />

(ebds., 49).<br />

Seite 24 von 46


Es folgt ein tabellarischer Überblick zu den Zwischenschritten, die das Ersetzen<br />

der autonomen Copingreaktionen durch personale Aktivität in den vier<br />

Grundmotivationen unterstützen:<br />

Grund-<br />

Grund<br />

motiva-<br />

motiva<br />

tion<br />

tion<br />

Copingreaktion Copingreaktion Zwischenschritt: Arbeit an<br />

der der personalen<br />

personalen<br />

Stellungnahme<br />

Stellungnahme<br />

1. GM fliehen aus dem Weg<br />

gehen/Umsicht<br />

kämpfen Gewissheit schaffen<br />

hassen In Sicherheit bringen<br />

erstarren Still sein<br />

2. GM zurück ziehen positionieren<br />

leisten abgrenzen<br />

wütend sein Betroffenheit ausdrücken<br />

gelähmt sein das Schwere tragen<br />

3. GM sich distanzieren sich wertschätzen<br />

funktionieren sich vertreten<br />

ärgern/grollen sich behaupten<br />

dissoziieren/spalten Widersprüche integrieren<br />

4. GM nicht einlassen Leere aushalten<br />

projizieren/verzwecken Kontext sehen<br />

trotzen/entwerten wertschätzen<br />

nichten demütig sein<br />

2. 2. 2. Schritt: Schritt: Schritt: Personale Personale<br />

Personale<br />

Aktivität Aktivität fördern fördern<br />

fördern<br />

Arbeit am Aushalten,<br />

Annehmen und Lassen<br />

Arbeit am Trauern,<br />

Zuwenden, Nähe halten,<br />

Sich berühren lassen<br />

Arbeit am Bereuen,<br />

Begegnen, Ansehen,<br />

Stellung nehmen,<br />

Abgrenzen<br />

Arbeit am Tätig werden,<br />

Sich Hingeben,<br />

Verbundenheit leben<br />

Seite 25 von 46


4.2. 4.2. 4.2. Schritte Schritte zur zur Auflösung Auflösung des des des Stresserlebens Stresserlebens in in der<br />

logotherapeutisch<br />

logotherapeutisch-existenzanalytischen logotherapeutisch existenzanalytischen Beratung Beratung<br />

Stress kann nach dem bisher Gesagten beschrieben werden als ein<br />

psychophysischer Spannungszustand, der aus der Frustration einer der vier<br />

Grundmotivationen resultiert. Die Stressreaktion wird von dem „zuständlichen<br />

Gefühl“ der Angst begleitet, die je nach betroffener Grundmotivation eine<br />

unterschiedliche Ausprägung erfährt und jeweils spezifische Copingreaktionen<br />

hervorruft (vgl. Tabellen im vorhergehenden Abschnitt). Sofern sicher gestellt<br />

werden kann, dass es sich bei dieser Angst nicht um eine begründete Furcht,<br />

um das Bewahren der körperlichen Unversehrtheit handelt, sofern diese Angst<br />

also keine Realangst darstellt, ist zur Auflösung der Stressreaktion danach zu<br />

schauen, was „das Feuer der Angst nährt“ bzw. wozu die Angst den Menschen<br />

aufruft (vgl. Pkt. 2.3 „Personale Aktivitäten“).<br />

Mit der Methode der Personalen Existenzanalyse (PEA) hat Längle ein<br />

therapeutisches Wirkinstrument entwickelt, das zum einen beratend-stützend<br />

zum anderen therapeutisch-restrukturierend auf den gestressten Klienten<br />

einzuwirken vermag. Längle (2001) unterscheidet dabei die Methode der<br />

Personalen Existenzanalyse (PEA) von dem Konzept der „personalexistentiellen<br />

Grundmotivationen“:<br />

„...die Personale Existenzanalyse (PEA) (Längle 1993, 2000) als reines<br />

Wirkinstrument steht als Methode dem Konzept der personal-existentiellen<br />

Grundmotivationen (Längle 1994, 1997, 1999) als zentralem Wirkinhalt<br />

gegenüber“ (Längle, 2001, 59).<br />

Dabei ist die Vorgangsweise und Indikation im Umgang mit der PEA und in der<br />

Anwendung des Grundmotivationenkonzepts voneinander zu trennen: Die PEA<br />

zentriert in ihrer Arbeit „auf die Person“. Sie ist „primär begegnend“, setzt<br />

einen Verarbeitungsprozess in Gang und ist als therapeutische Methode auf die<br />

„Restrukturierung der Person“ ausgerichtet:<br />

„Die PEA setzt am Erleben der Person an. Sie will die Person erreichen und in<br />

ihren Grundfunktionen stärken, um sie zu einem authentischen Existenzvollzug<br />

zu bewegen... (Es) handelt sich also nicht um eine ‚E-Therapie’ (E = Existenz als<br />

Weltbezug) wie bei der LT, sondern um eine ‚P-Therapie’ (P = Personaler<br />

Selbstbezug)“ (Längle, 2000, 22).<br />

In der Anwendung des Grundmotivationenkonzepts steht bei der<br />

existenzanalytischen Arbeit „die Bezugnahme zu den Vorgegebenheiten und<br />

Bedingungen der Existenz“ im Brennpunkt (Längle, 2001, 60). Hier geht es<br />

weniger um eine „Restrukturierung des ‚Ichs’“, sondern die beratende Arbeit ist<br />

„primär ressourcenfördernd, stabilisierend“ und darauf ausgerichtet, die<br />

Person „neuerlich und auf neue Art in Beziehung zu bringen zu den vier<br />

Grundstrukturen der Existenz: zur Welt, zum Leben, zu sich selbst als Person<br />

und zum übergreifenden Horizont, dem Werden und dem Sinn“ (ebds., 2001,<br />

60).<br />

Dieser Austausch kann - im Unterschied zur PEA - als „äußere Dialogik“<br />

beschrieben werden. „Hier kommt konkretes existenzanalytisches Wissen zum<br />

Einsatz (...) nach dessen Vorkommen im Leben des Patienten gefragt und<br />

gesucht wird“ (ebds. 2001, 60).<br />

Seite 26 von 46


So lässt sich m.E. schlussfolgern, dass die Arbeit nach der Methode der PEA<br />

eher psychotherapeutischer Natur ist, wohingegen die Arbeit mit inhaltlichem<br />

Bezug auf die Grundmotivationen eher beraterischer Natur ist.<br />

In der Praxis greifen beide Vorgangsweisen ineinander oder ergänzen sich<br />

schrittweise. Ziel ist es, den Menschen in den freien selbst verantworteten<br />

Dialog mit sich und der Welt zurück zu führen. Anlass hierfür können<br />

unverstandene Handlungsmuster (z.B. wiederholt auftretende<br />

Stressreaktionen) sein, deren emotionaler und wertbezogener Gehalt ins<br />

Verstehen und zur personalen Stellungnahme gebracht werden. Es entstehen<br />

im Sinnhorizont des biographischen und zukünftigen Lebens integrierte<br />

Emotionen und personale Wertbezüge, die nun im Handeln zum Ausdruck<br />

gebracht werden können.<br />

Seite 27 von 46


Die vier Schritte der Personalen Existenzanalyse beschreibt Längle wie folgt:<br />

PEA EA EA-0: EA 0: DESKRIPTION des Faktischen:<br />

Faktischen:<br />

Die sachliche Beschreibung der Fakten Fakten. Fakten<br />

(Beziehungsaufnahme)<br />

PEA PEA-1: PEA 1: PHÄNOMENOLOGISCHE ANALYSE/EINDRUCK:<br />

ANALYSE/EINDRUCK:<br />

Das Auffinden ursprünglicher Eindrücke und Em Empfindungen<br />

Em<br />

pfindungen<br />

pfindungen im<br />

faktischen Umfeld.<br />

(Selbstannahme)<br />

PEA PEA-2: PEA 2: INNERE STELLUNGNAHME:<br />

Ihr Einarbeiten in ein Verstehen und daraus folgender Stellungnahme<br />

durch den Patienten<br />

(Selbstdistanzierung).<br />

PEA PEA-3: PEA 3: ÄUSSERE STELLUNGNAHME/AUSDRUCK<br />

STELLUNGNAHME/AUSDRUCK:<br />

STELLUNGNAHME/AUSDRUCK<br />

Das Erarbeiten der adäquaten Antw Antwort Antw<br />

ort im Handeln<br />

(Selbsttranszendenz).<br />

(zusammengefasst nach Längle, 2000, 77).<br />

3) 4<br />

3 ! #<br />

7 8)<br />

3) 4<br />

" #<br />

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2 % 0<br />

% 0<br />

3) 45<br />

- $ 6<br />

3) 4<br />

9 :<br />

# 8<br />

Abbildung: Schritte der Personalen Existenzanalyse (vereinfacht dargestellt<br />

nach Längle, 2000, 25).<br />

Seite 28 von 46


4.2.1. 4.2.1. Wie Wie kann kann das Stresserleben nach der Methode der PEA<br />

angefragt angefragt angefragt werden? werden? - Beispiel Beispiel Rede Redean Rede<br />

an angst<br />

gst<br />

Im Folgenden soll ein Beispiel aus meiner Coachingpraxis in verkürzter Form<br />

und mit Bezug auf das Fragensortiment der PEA nach A. Längle (2000, 82f)<br />

dargestellt und erläutert werden.<br />

PEA PEA-0: PEA 0: DESKRIPTION des des Faktischen Faktischen<br />

Die Haltung auf der Ebene der Deskription ist nach A. Längle eine „sachlichkognitive“.<br />

Ziel ist es, eine Beziehung aufzubauen und sich von der Begegnung<br />

„beeindrucken“ zu lassen, um durch das Gesagte und durch die Art, wie es<br />

gesagt wird hindurch die Person anzutreffen. Unterstützt wird diese<br />

Zielsetzung durch ein einfühlsames, interessiertes Rückfragen und die Klärung<br />

von Widersprüchen.<br />

Grundfrage: Grundfrage: ‚Was ‚Was liegt liegt vor?’<br />

vor?’<br />

• Was sagt er? Wie sagt er es? - Wie kommt es bei mir an?<br />

• Warum sagt er es? - Warum gerade mir?<br />

• Was ist unverständlich, widersprüchlich? Was ist nachvollziehbar?<br />

• Was ist tatsächlich geschehen? (Jenseits der Wünsche, Affekte)<br />

• Welcher ‚Ein-Druck’ entsteht bei mir, wenn ich ihn so erlebe?<br />

• Was höre ich durch das Gesagte und Gezeigte hindurch? Worum geht es<br />

tatsächlich?<br />

Erster Erster Erster Erster Eindruck: Eindruck: Eindruck: Eindruck: Die Klientin, Sabine (Name geändert), 5 ist 53 Jahre alt, hat<br />

studiert und arbeitet als Lektorin in einem Verlag. Sie ist eine groß gewachsene,<br />

schlanke Frau, die sich modisch zu kleiden weiß und beim ersten Eintreten einen<br />

gut wahrnehmbaren Parfumduft hinterlässt. Sie kommt mit bewegtem Schritt<br />

durch den Flur in meinen Beratungsraum.<br />

Beschreibung Beschreibung Beschreibung Beschreibung des des des des Problems: Problems: Problems: Problems: Sabine erzählt, dass sie regelmäßig Bücher in der<br />

Lektoratsrunde vorzustellen habe. Unter den Kollegen gebe es „sehr eloquente<br />

Personen“, die sich stets gewählt auszudrücken verstünden. Sie selbst sei<br />

immer sehr gut vorbereitet für die Buchpräsentation, könne aber dennoch kaum<br />

einen“ richtigen Satz“ herausbringen, da sie immer so aufgeregt sei. Die<br />

Aufregung äußere sich in „Übelkeit, Kurzatmigkeit, zitternder Stimme und dem<br />

inneren Drang, schnell den Raum zu verlassen“. Ihr Herz klopfe ihr immer bis<br />

zum Halse, wenn sie da „so nackt dastehe“. Verschärfend auf ihre Aufregung<br />

wirke sich aus, wenn mehr als nur acht Kollegen anwesend seien, wenn es<br />

besonders wichtige Personen (Geschäftsführer, Vertriebsleiter) seien oder<br />

solche, die sich besonders gut „verkaufen können“.<br />

Widersprüchlichkeiten:<br />

Widersprüchlichkeiten: Widersprüchlichkeiten:<br />

Widersprüchlichkeiten: In der ersten Sitzung ist sie bemüht, gefasst<br />

aufzutreten, ohne alles preiszugeben, was sie tatsächlich bewegt. Auf mich<br />

wirkt Sabine wie eine perfekte Frau: modisch gekleidet, wortgewandt,<br />

selbstsicher im Auftreten und der Formulierung ihres Anliegens. Bei näherem<br />

Hinsehen und im Gespräch wirkt Sabine dagegen leicht nervös. Sie bekommt<br />

schnell Farbe im Gesicht. Sabine hat geheiratet, drei Kinder groß gezogen und<br />

@ B 3 - 9 '( 9 # % . 3 '( . - # , 9.% 3<br />

Seite 29 von 46


sich vom Beruf der Buchhändlerin bis zur studierten Lektorin hoch gearbeitet.<br />

Im Kreise ihrer Kinder, in der Gestaltung des Familienalltags fühlt Sabine sicher<br />

und selbstbewusst. Sie ist stolz auf ihre Erziehungsleistung. Im Beruf dagegen<br />

kommt sie sich häufig wie eine Versagerin vor. Es ist ihr peinlich, sich mit einem<br />

Buch zu präsentieren. Sie sei ja doch nie gut genug und nicht so perfekt wie ihre<br />

Kollegen, sagt sie.<br />

Beschreibung Beschreibung Beschreibung Beschreibung Ihrer Ihrer Ihrer Ihrer Zielsetzung Zielsetzung Zielsetzung Zielsetzung für für für für die die die die Beratung: Ber Ber Beratung:<br />

atung: atung: Sabine möchte angstfrei<br />

vortragen lernen, da dies in ihrem Beruf als Lektorin wesentlich ist. Sie möchte<br />

das Präsentieren trainieren, um so gut dazustehen, wie ihre „eloquenten<br />

Kollegen“.<br />

PEA PEA-1: PEA 1: Heben des des subjektiven EINDRUCKs (primäre Emotion)<br />

„Was auf der Matrix der Person (Erfahrungen, Verfassung, Stimmung,<br />

Einstellung) eindrückt und aufgrund ihrer Lebendigkeit zu einem<br />

Handlungsimpuls führt, erlebt die Person als Wert oder als Unwert. Die<br />

dazugehörige Emotion (PEA 1-G) bezeichnen wir als ‚primär ‚primäre ‚primär<br />

e Emotion’ (vgl.<br />

Längle 1993c)... weil diese Matrix lebendig ist und nicht tot wie z.B. eine<br />

Sandfläche, stellt sie sich dem äußeren Einfluß sofort plastisch entgegen, um<br />

den Ein-Druck wieder auszugleichen. Dadurch entsteht ein Impuls (PEA 1-I), der<br />

Keim des Dialogs“ (Längle, 2000, 24).<br />

Grundfrage: Grundfrage: ‚Wie ‚Wie ‚Wie ist ist das das für für Sie?’<br />

Sie?’<br />

• Was empfinden Sie dabei (GEFÜHL)?<br />

a) Wenn Sie jetzt darüber sprechen? b) Damals?<br />

• Wie erleben Sie das? Wie geht es Ihnen damit? (GEFÜHL)<br />

a) Was daran ist gut? b) Was ist störend?<br />

• Was würden Sie am Liebsten tun? Wonach ist Ihnen spontan zu Mute?<br />

(IMPULS)<br />

• Wie wirkt das auf Sie? Was hat Sie getroffen? Was ist das eigentlich?<br />

(Blickrichtung auf das Bezugsobjekt)<br />

a) Was bedeutet das für Sie? b) Was sagt es Ihnen? c) Was gibt er/sie<br />

Ihnen damit zu verstehen?(PHÄNOMENALER GEHALT)<br />

• Was empfinden Sie jetzt dabei? (nach der phänomenologischen Analyse<br />

und aus heutiger Sicht)<br />

Setting Setting Setting Setting zum zum zum zum Bergen Bergen Bergen Bergen des des des des primären primären primären primären Erlebens: Erlebens: Erlebens: Erlebens: Sabine hat in naher Zukunft<br />

einen Erfolg versprechenden Roman auf einer wichtigen Vertreterkonferenz<br />

vorzustellen. Sie möchte diese Präsentation in den Beratungssitzungen<br />

einüben. Hierzu bringt sie ein Vortragsmanuskript auf Karteikarten mit und<br />

beginnt stehend das Buch zu präsentieren.<br />

Mein Mein Mein Mein Eindruck Eindruck Eindruck Eindruck und und und und Vorgehen: Vorgehen: Vorgehen: Vorgehen: Sabine ringt um Worte. Die Aufregung ist im<br />

Raum spürbar und in ihrer Gestik und Mimik sichtbar. Ich lasse sie vortragen<br />

und stoppe immer dann, wenn sie gerade ins Stocken gerät:<br />

• Was empfinden Sie jetzt gerade? Woher kennen Sie das? Wie geht<br />

es Ihnen mit diesem Gefühl?<br />

Sabine antwortet sinngemäß: Mir ist - wie in den Lektoratsrunden - übel. Ich<br />

fühle mich „nackt“, wenn ich hier so vor Ihnen stehe und präsentiere. Das ist<br />

mir sehr peinlich, wie ich hier um Worte ringe. Am Liebsten würde ich gleich<br />

aufhören und davonlaufen.<br />

Seite 30 von 46


• Was macht die Sache so peinlich? Worum geht es da eigentlich?<br />

Was trifft sie da so?<br />

Sabine antwortet sinngemäß: Peinlich, dass mich die tollen Kollegen alle<br />

anschauen können und erleben, wie ich herumstottere. Die reden später sicher<br />

alle schlecht über mich. Es geht wohl darum, im Kreise meiner Kollegen<br />

bestehen zu können. Aber ich kann wohl niemals so sprechen, wie die das<br />

erwarten - mir fehlen die Worte und es verschlägt mir den Atem, wenn ich da so<br />

beurteilt werde.<br />

PEA PEA-2: PEA 2: Provokation der INNEREN<br />

STELLUNGNAHME/Integra<br />

STELLUNGNAHME/Integration/Wertbe<br />

STELLUNGNAHME/Integra tion/Wertbe<br />

tion/Wertbezug<br />

tion/Wertbe zug<br />

„In der Stellungnahme bringt sich die Person mit ihrer Authentizität, mit ihren<br />

echten ur-sprünglichen Tiefenbewegungen ins Spiel und wird dadurch<br />

selbstgestalterisch. Der Prozess besteht darin, dass sie den neuen Inhalt, der<br />

sich eingedrückt hat, mit den bestehenden ‚alten’ Verbindlichkeiten und<br />

Lebensbezügen (‚Werten’) in Beziehung bringt und somit mit sich selbst, ihrer<br />

Art und ihrem (biographischen) Gewordensein verwebt. (Längle, 2000, 24).<br />

Grundfrage: Grundfrage: Grundfrage: ‚Was ‚Was halten halten Sie Sie davon?’<br />

davon?’<br />

• Verstehen Sie, dass es Ihnen so dabei geht? Verstehen Sie, was Sie<br />

bewegt? Verstehen Sie sich? Was ging Ihnen in dem Moment verloren?<br />

Was haben Sie durch Ihre Aktion für sich sicher gestellt? - Was bedeutet<br />

es für Ihre Zukunft und Ihre Vergangenheit? (SELBSTVERSTEHEN)<br />

• Wie konnte es dazu kommen? Verstehen Sie den anderen? Was hat es<br />

mit Ihnen zu tun (Eigenanteil) und was mit dem anderen?<br />

(FREMD- UND SITUATIONSVERSTEHEN)<br />

• Was verstehen Sie nicht?(UNVERSTÄNDNIS)<br />

• Was sagen Sie dazu? Was halten Sie persönlich, ganz im Innersten<br />

(‚insgeheim’) davon? Finden Sie, dass es gut/richtig war?<br />

(OBJEKTIVE STELLUNGNAHME: EMOTIONAL/GEWISSEN als Grundlage)<br />

• Wie können Sie persönlich dazu Stellung nehmen? Wie beurteilen Sie<br />

das? Was ist Ihre Meinung dazu?(SUBJEKTIVE STELLUNGNAHME für die<br />

Bildung „objektiver“ Urteile: RATIONAL)<br />

• Wie möchten Sie eigentlich damit umgehen? Was würden Sie am<br />

Liebsten tun wollen? Wollen Sie das wirklich?<br />

(INTEGRIERTE EMOTION/“WILLE ZUM SINN“)<br />

Setting Setting Setting Setting der der der der Stellungnahme Stellungnahme Stellungnahme Stellungnahme zum zum zum zum primären primären primären primären Erleben: Erleben: Erleben: Erleben: Sabine bringt in den<br />

folgenden Beratungssitzungen immer neue Präsentationssituationen mit. Sie<br />

präsentiert und ich unterbreche, sobald sie ins Stocken gerät. So bleiben wir<br />

immer im Vortragssetting und ans unmittelbare Erleben gekoppelt.<br />

• Verstehen Sie, dass es Ihnen so dabei geht? Verstehen Sie, was Sie<br />

bewegt? Verstehen Sie sich?<br />

Selbstverständnis:<br />

Selbstverständnis: Selbstverständnis:<br />

Selbstverständnis: Sabine bringt ihr aktuelles Schamerleben mit<br />

„Schlüsselsituationen“ aus der Beziehung zu ihrem autoritären Vater<br />

(erfolgreicher Staatsanwalt) in Verbindung: Sie war etwa acht Jahre alt, als sie<br />

mit ihrem Vater auf den Weihnachtsmarkt ging. Dort stand ein verkleideter<br />

Weihnachtsmann, der die Kinder fragte, ob denn eines von ihnen, ein<br />

Weihnachtslied singen könne. Sabine meldete sich spontan und voller Freude:<br />

Seite 31 von 46


„Papa hat sich für mich geschämt! - Das hält er mir bis heute vor, dass ich<br />

einfach so, vor all den Leuten gesungen habe.“<br />

Ihr Vater meine, sie solle als Mädchen eher zurückhaltend und still sein. Sabine<br />

hat das Gefühl, dass sie in ihrer Lebendigkeit und Freude vom Vater nie<br />

akzeptiert worden sei. Außerdem sei sie in den Augen des Vaters „nicht wirklich<br />

perfekt“. Kommt sie heute etwa zu spät zu einer Einladung nach Hause, so<br />

spreche der Vater auf Ihre Entschuldigung hin: „Was passiert ist, kann durch<br />

Worte nicht wieder gut gemacht werden. Du bist nun einmal zu spät<br />

gekommen!“<br />

• Verstehen Sie die anderen? Verstehen Sie, die von Ihnen<br />

gemutmaßte Reaktion des Publikums (auslachen, schlecht über<br />

mich reden)? Was tun Sie dazu, dass es so sein könnte, wie Sie<br />

befürchten?<br />

Fremd---- Fremd Fremd Fremd und und und und Situationsverständnis:<br />

Situation Situation Situationsverständnis:<br />

sverständnis:<br />

sverständnis: Sabine versteht, dass die Kollegen<br />

„genervt“ sind, wenn sie aus Unsicherheit so lange brauche, um „auf den Punkt<br />

zu kommen“. Sie versteht auch, dass manche Kollegen oft nur gewählt daher<br />

reden, ohne wirklich etwas zu sagen, weil es ihnen wohl darauf ankäme, vor<br />

dem Vertrieb und vor der unmittelbaren Chefin „gut dazustehen“. „Wir sind in<br />

der Lektoratsrunde alle Einzelkämpfer. Da gilt es seinen Platz zu verteidigen,<br />

indem man sich möglichst gut verkauft“.<br />

• Was verstehen Sie nicht?<br />

Sabine antwortet sinngemäß: Ich verstehe nicht, warum meine Angst so<br />

übertrieben ist, warum ich so panisch reagiere, wo die Situation selbst doch<br />

nicht so dramatisch ist.<br />

Erläuterung Erläuterung Erläuterung Erläuterung der der der der Angst Angst Angst Angst auf auf auf auf Grundlage Grundlage Grundlage Grundlage der der der der dritten dritten dritten dritten Grundmotivation: Grundmotivation:<br />

Grundmotivation:<br />

Grundmotivation: Ich<br />

erläutere Sabine die dritte Grundmotivation „Darf ich so sein im Horizont des<br />

Moralischen?“ als eine existentielle Strebung, von sich selbst und anderen in<br />

seinem „So-Sein“ gesehen und anerkannt zu werden. Finden Ansehen,<br />

Wertschätzung, Respekt und Anerkennung durch andere (z.B. durch die<br />

wichtige Bezugsperson des leiblichen Vaters) nicht statt, so entsteht die Angst,<br />

in seiner Einzigartigkeit verloren zu gehen. Sie versuche bei den<br />

Buchpräsentationen jeweils eine rhetorisch perfekte Präsentation zu liefern und<br />

folge damit dem Anspruch des Vaters „ein braves, stilles und perfektes<br />

Mädchen zu sein“. Sie verliere gleichzeitig den Kontakt zu ihrer (verbotenen<br />

Lebendigkeit) und den persönlichen Bezug zum Buch. Sie habe gelernt, dass sie<br />

sich in ihrem So-Sein nicht zeigen dürfe, da das dem Vater „peinlich“ ist.<br />

Wir entwickeln diese Interpretation und Erklärung ihres Ergehens im Dialog. Ich<br />

bemühe mich darum, Sabine einen offenen Raum des Widerspruchs<br />

einzuräumen, damit sie zu einem eigenen Selbstverständnis gelangen kann.<br />

Sabine sagt: „Dann sitzen da im Publikum wohl Autoritäten, die mich an meinen<br />

Vater und dessen Zurückweisungen erinnern. Ich darf da nicht so sein, wie ich<br />

bin und kann - egal wie gut ich mich auch vorbereite - vor diesen Autoritäten<br />

niemals bestehen.“<br />

• Was halten Sie davon, wie die Kollegen mit Ihnen umgehen? Was<br />

sagen Sie persönlich ganz im Innersten dazu?<br />

Stellungnahme Stellungnahme Stellungnahme Stellungnahme „objektiv“ „objektiv“ „objektiv“ „objektiv“ und und und und vom vom vom vom Gewissen Gewissen Gewissen Gewissen her: her: her: her: Sabine antwortet<br />

sinngemäß: Wer über andere lacht, weil sie sich in ihrer Schwäche zeigen, kann<br />

kein guter Charakter sein. Den sollte man mal zur Rede stellen und darauf<br />

Seite 32 von 46


hinweisen, dass auch er nicht perfekt sei und dass sein rhetorisch gefeiltes<br />

Geschwätz viel Gesprochenes aber wenig Gesagtes ist. Von solchen Menschen,<br />

die so verachtend mit anderen umgehen, über diese herabwürdigend urteilen<br />

oder lachen, von solchen Menschen sollte man sich fernhalten.<br />

• Wie möchten Sie eigentlich mit der Situation umgehen? Was wollen<br />

Sie da am Liebsten tun?<br />

Sabine antwortet sinngemäß: Am Liebsten würde ich meinen Vater einmal zur<br />

Rede stellen, wenn er mich wieder einmal wegen meiner Haare vor Fremden<br />

lächerlich macht, oder wenn er mir wieder einmal versichert, dass ich alles<br />

falsch mache und peinlich für ihn bin. Ich denke, da liegen die Wurzeln des<br />

Übels. Dann könnte ich den Kollegen in ähnlicher Weise gegenüber treten, wenn<br />

ich den Anspruch aufgebe, immer perfekt sein zu müssen. - Allerdings weiß ich<br />

nicht, ob ich den Mut dazu aufbringe und ob ich diese Konfrontation wirklich<br />

will. Mir wäre es lieber, ich könnte meine innere Haltung dem Vater gegenüber<br />

verändern und dadurch zeigen, dass er so mit mir nicht umgehen kann.<br />

PEA----3: PEA PEA PEA 3: 3: 3: Hinführung Hinführung Hinführung Hinführung zur zur zur zur ÄUSSEREN ÄUSSEREN ÄUSSEREN ÄUSSEREN STELLUNGNAHME/AUSDRUCK<br />

STELLUNGNAHME/AUSDRUCK<br />

STELLUNGNAHME/AUSDRUCK<br />

STELLUNGNAHME/AUSDRUCK<br />

„Der personale Ausdruck nimmt in der Passage durch die vier Filter (‚wie vielwem-wann-wie’)<br />

Bezug zur äußeren Wirklichkeit auf und grenzt schützendschamvoll<br />

die Intimität der Person von ihr ab. Er stellt daher kein ‚blindes<br />

Ausagieren’ dar, sondern ist ein Antworten gemäß der Einschätzung der<br />

Realität. Der personale Ausdruck ist abgestimmt mit den Gegebenheiten,<br />

Möglichkeiten und Erfordernissen der realen Welt. Dadurch bekommt er die<br />

Charakteristik eines ‚existentiellen Sinns’ “ (Längle, 2000, 27).<br />

Grundfrage: Grundfrage: Grundfrage: Grundfrage: ‚Wie ‚Wie ‚Wie ‚Wie können können können können Sie Sie Sie Sie das das das das realisieren, realisieren, realisieren, realisieren, was was was was Sie Sie Sie Sie wollen?’ wollen?’ wollen?’ wollen?’<br />

• Was möchten/werden Sie da jetzt konkret unternehmen? („WILLE ZUM<br />

SINN“)<br />

• Was/wie viel könnten Sie tun, ihm/ihr sagen? - Was wollen Sie nicht tun?<br />

(SCHAM)<br />

• Bei wem wollen Sie es tun? - Passt das zu diesem Menschen?<br />

(VERNUNFT)<br />

• Wie wollen Sie das anfangen? Welche Mittel haben Sie zur Verfügung?<br />

Finden Sie die geeignet? (MITTEL)<br />

• Wann, bei welcher Gelegenheit, wollen Sie es tun? (ZEITPUNKT)<br />

• Wo wollen Sie es zunächst ausprobieren? (ORT)<br />

• Können Sie das verantworten, was Sie vorhaben? - Was wird dadurch<br />

geschehen? Wie wird er/sie reagieren? Was wird sich ändern? Wie<br />

gehen Sie mit den Nachteilen um? Wollen Sie es dann immer noch?<br />

(Teufelsadvokat)<br />

Hinführung Hinführung Hinführung Hinführung zum zum zum zum Ausdru Ausdruck, Ausdru Ausdruck,<br />

ck, ck, zum zum zum zum Handeln Handeln:::: Handeln Handeln In der neunten und zehnten<br />

Beratungssitzung wählen wir gemeinsam mögliche Situationen aus, in denen<br />

sich Sabine „gefahrfrei“ präsentieren und von ihrer lebendigen Seite zeigen<br />

kann. Ihr ist es wichtig, Situationen zu wählen, die nicht zu sehr konstruiert<br />

seien. So möchte Sie beispielsweise als Elternvertreterin ein<br />

Gesundheitsförderungsprojekt in der Klassenpflegschaftssitzung präsentieren.<br />

Eine Rede zum Hochzeitsfest ihrer Schulfreundin ist ein weiterer Anlass, den sie<br />

nutzen möchte, um korrigierende Erfahrungen zu sammeln. Denn: „Mir<br />

persönlich ist es wichtig, dass sich meine Kinder in ihrer Einzigartigkeit und<br />

Seite 33 von 46


Lebendigkeit zeigen dürfen. - Ich habe das Lebendige an ihnen immer als etwas<br />

besonders Wertvolles empfunden und möchte ihnen ein Vorbild sein, in meiner<br />

eigenen Art zu dem zu stehen, was mir am Herzen liegt.“<br />

Nach einer anfänglichen Verschlimmerung der Symptomatik (zur Übelkeit kam<br />

Erbrechen und Schlaflosigkeit hinzu) verblassten die Symptome zunehmend mit<br />

dem fortschreitenden Situations- und Selbstverständnis und mit der Einübung<br />

in die Stellungnahme (PEA-2). Die Einübung der neuen Haltung und die<br />

Wertschätzung des Eigenen als etwas, das gehört werden darf, nahmen den<br />

Symptomen alle Kraft, bis diese sich nach zwölf Beratungssitzungen ganz<br />

verflüchtigt hatten.<br />

Diese Beratung wurde von Helmut Dorra supervidiert. Er hat mir für die<br />

Beratung entscheidende Hinweise gegeben.<br />

4.3. 4.3. Exkurs: Exkurs: Gelingende Existenz aus Si Sicht Si<br />

cht der<br />

Personalen Personalen Existenzanalyse (PEA)<br />

Stress und Angst waren bisher die Themen dieser Arbeit. Ich möchte in einem<br />

Exkurs die Medaille einmal wenden und fragen, welche personalen<br />

Voraussetzungen aus existenzanalytischer Sicht zu einem erfüllten, glücklichen<br />

und psychisch gesunden Leben beitragen. Wie kann das Leben gelingen?<br />

Für die Aufrechterhaltung psychischer Gesundheit beschreibt Christoph Kolbe<br />

in seinem Vortrag „Gesundheit als Fähigkeit zum Dialog...“ drei<br />

Voraussetzungen: a) die Freiheit des Menschen über sein Leben zu bestimmen,<br />

b) die Freiheit, das Leben im Dialog mit sich und der Welt aktiv zu gestalten und<br />

c) die Chance zu einem „authentischen Existenzvollzug“. Wohingegen<br />

Menschen sich im Reagieren erleben, getrieben sind von äußeren<br />

Anforderungen, von Zeitdruck, der eine personale Stellungnahme verhindert,<br />

dort machen sich Ohnmacht und Unwohlsein breit. Sie sind Ursache für<br />

andauernden Stress und darauf fußende Stressfolgeerkrankungen: „Die<br />

Existenzanalyse geht davon aus, dass das Erleben von Freiheit in der<br />

Lebensgestaltung für die seelische Gesundheit ein maßgebliches Kriterium in<br />

existenzieller Hinsicht ist. Ist diese Freiheit bedroht, geht es dem Menschen<br />

schlecht. Leben wird dann zum Druck, zur Pflicht, zum Muss. Viele Krankheiten<br />

fußen auf dieser Erfahrung der Unfreiheit“ (Kolbe, 2001, 3).<br />

Sylvia Längle (2000) sieht die Ursache für ein erfülltes Leben in der<br />

Verwirklichung des „Willens zum Sinn“, wie er Aufgabe und Ziel der<br />

Logotherapie nach V. Frankl ist. Dies sei allerdings nur möglich, wenn auch die<br />

drei anderen Grundmotivationen gelebt werden können: „Ich bin angefragt in<br />

Übereinstimmung mit der Situation zu leben und erfahre in der<br />

Sinnverwirklichung ERFÜLLUNG. Nach den drei personalen Voraussetzungen,<br />

den drei personalen Grundmotivationen, vollzieht sich im vierten Schritt eine<br />

existenzielle Lebensweise, man bezeichnet sie daher als VIERTE<br />

EXISTENTIELLE GRUNDMOTIVATION der Existenzanalyse“ (S. Längle, 2000, 31).<br />

Im Beitrag „Sinn und Glück...“ von Christoph Kolbe (2000) wird danach gefragt,<br />

inwieweit die Qualität der Sinnerfüllung durch ein Glücksempfinden zu steigern<br />

ist. Es geht also nicht allein um das Aufspüren des jeweils Richtigen, des situativ<br />

Wertvollen mittels der „intentionalen Gefühle“, sondern es geht auch um eine<br />

Belebung dieser Sinnerfahrung durch das Glücksempfinden: „Die Sinnfrage wird<br />

somit lebendiger, reicher, voller, wenn sie im Horizont der Glückserfahrung<br />

Seite 34 von 46


erlebt wird. Sie bleibt vor allem nicht im Abstrakten, Prinzipiellen, Kognitiven -<br />

abgekoppelt von der Emotion“ (Kolbe, 2000, 23)<br />

Allerdings lässt sich das Glück nicht zwingen und selbst nicht zum Gegenstand<br />

der Intention machen: „Natürlich hat Frankl recht, wenn er sagt, der Mensch<br />

suche eigentlich einen Grund, um glücklich sein zu können. Weil das Wesen des<br />

Glücks darin besteht, dass es sich aufgrund von Gründen einstellt“ (ebds., 2000,<br />

24). Deshalb führt Kolbe - übereinstimmend mit den Ergebnissen der<br />

Glücksforschung - existentielle Voraussetzungen und Haltungen ein, die es<br />

wahrscheinlicher machen, dass ein Mensch, der sinnvoll lebt, auch persönliches<br />

Glück erfährt.<br />

Die „Voraussetzungen und Haltungen für persönliches Lebensglück“ sollen hier<br />

nur aufgezählt und nicht weiter erläutert werden. Sie haben lebenspraktische<br />

Bedeutung und sind vor dem Hintergrund der Existenzanalyse/ Logotherapie<br />

leicht nachvollziehbar:<br />

1. „Glückliche Menschen sehen sich als Gestalter ihres Lebens“<br />

2. „Glückliche Menschen wollen, was sie kriegen“<br />

3. „Glück ist das komplizierte Wechselspiel zwischen dem, was wir haben -<br />

und dem, was wir wollen“<br />

4. „Ideale Voraussetzungen für das Lebensglück haben erstaunlich wenig<br />

Einfluss darauf“<br />

5. „Arbeit ist eine Glücksquelle“<br />

6. „Glückliche Menschen sind aktive Menschen“<br />

7. „Glückliche Menschen sind in der Lage loszulassen und zu entspannen“<br />

8. „Glückliche Menschen finden und stiften Anlässe sich wohlzufühlen und<br />

zu freuen“<br />

9. „Glückliche Menschen investieren Zeit und Energie in ihre sozialen<br />

Beziehungen“<br />

10. „Glückliche Menschen wissen sich geliebt und vertrauen der Kraft ihrer<br />

Liebe“ (Kolbe, 2000, 24ff).<br />

Ich schließe diesen Exkurs zu den Voraussetzungen für eine gelingende<br />

Existenz mit einem Resümee von Ch. Kolbe:<br />

„Glück kann nicht erzwungen werden. Es setzt die Fähigkeit der Gelassenheit<br />

voraus. Dies ist konträr zu einer Haltung, die in der Schnelligkeit der<br />

Bedürfnisbefriedigung das Maß des Glücks sieht“ (Kolbe, 2000, 27).<br />

Seite 35 von 46


5. Aspekte Aspekte für für ein ein Konzept Konzept „Sinnvoll „Sinnvoll „Sinnvoll Stress<br />

Stress<br />

bewältigen“<br />

bewältigen“<br />

Ein neu zu begründendes Konzept „Sinnvoll Stress bewältigen“ sollte<br />

„klassische Stressbewältigungskonzepte“ (z.B. nach Ellis, Kaluza, Wagner-Link)<br />

um die logotherapeutisch-existenzanalytische Sinnperspektive erweitern.<br />

Während es den klassischen zumeist verhaltenstherapeutisch orientierten<br />

Verfahren um eine Regulation des psychischen Erlebens oder eine<br />

Reduzierung/Kontrolle der physiologischen Stressreaktion geht, fragt das am<br />

Sinn orientierte Stressmanagement danach, wofür die Stressreaktion steht,<br />

worauf sie verweisen will und wie sie im Lebenskontext der Teilnehmer<br />

(Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) zu verstehen ist.<br />

Dem Anspruch „sinnvoll“ zu sein, sollte das Konzept dabei in dreierlei Hinsicht<br />

folgen:<br />

1. Indem es nach dem existentiellen Sinn der emotionalen Stressreaktion<br />

fragt: Auf welche „blockierte“ Grundmotivation ist der Stress eine<br />

sinnvolle Antwort? - Wozu ruft der Stress auf? - Was will da gelebt<br />

werden?<br />

2. Indem es die Methoden zur Stressbewältigung danach auswählt, ob sie<br />

eine sinnvolle, d.h. situationsadäquate Form der Stressbewältigung<br />

darstellen.<br />

3. Indem es die Methoden zur Stressbewältigung nach Möglichkeit so<br />

variiert, dass sie den Vorlieben und/oder Verhaltensgewohnheiten der<br />

Teilnehmerzielgruppe weitestgehend entgegenkommen.<br />

Eine situationsadäquate Auswahl und Kombination der Stressbewältigungsmethoden<br />

erscheint schon deshalb notwendig, da wir in unseren beschleunigten<br />

Lebens- und Arbeitsprozessen, nicht immer die Zeit finden, aktiv und reflexiv an<br />

den Ursachen des Stresserlebens zu arbeiten. So ist es zulässig und<br />

wünschenswert, wenn am Arbeitsplatz oder bei Schlafstörungen in der Nacht<br />

eher regenerative Stressbewältigungsmethoden (z.B. Entspannungsverfahren)<br />

zum Einsatz kommen. Wohingegen eine kognitiv-verhaltenstherapeutische<br />

Auseinandersetzung mit Stress verschärfenden Gedanken/Einstellungen für<br />

eng umgrenzte Belastungssituationen „das Mittel der Wahl“ darstellen kann.<br />

Letztlich sinnvoll und vorteilhaft ist eine Stressbewältigung durch<br />

logotherapeutisch-existenzanalytische Beratung immer dann, wenn Stress<br />

musterhaft und überdauernd auftritt und kognitive Strategien nicht den<br />

gewünschten Erfolg bringen. Dann ist die Frage nach der existentiellen<br />

Situation des Menschen nach seinem „In-der-Welt-Sein“ wesentlich, um das<br />

Problemdenken in seiner existentiellen Verursachung zu verstehen und durch<br />

eine neue Haltung die Arbeits- und Lebensfähigkeit wieder herzustellen.<br />

Seite 36 von 46


Durch Prozesse der Selbstdistanzierung, durch persönliche Werterfahrungen im<br />

Rahmen der Seminararbeit, wird das individuelle Stresserleben für die<br />

Teilnehmer in einem größeren Lebenszusammenhang verstehbar. Das Konzept<br />

„Sinnvoll Stress bewältigen“ ist so anzulegen, dass es den Wechsel vom<br />

Reagieren zum Handeln methodisch unterstützt. Die Stressreaktion ist dabei<br />

nicht nur im psychischen und somatischen Erleben zu regulieren, sondern der<br />

Mensch ist in seinem Personsein, seinem Werterleben und seinem Streben nach<br />

Sinnverwirklichung anzusprechen. Er ist aufgefordert, mit seinem Stresserleben<br />

bewusst umzugehen, indem er handelnd Antwort gibt, auf die<br />

Herausforderungen seines beruflichen Alltags.<br />

„Sinnvoll Stress bewältigen“ ist als ein integratives und dynamisches Konzept<br />

so anzulegen, das es sowohl in „Klassische Stressbewältigungskonzepte“<br />

eingebunden werden als auch für sich alleine stehen kann, um vom Stress<br />

„geplagten“ Fach- und Führungskräften eine Möglichkeit zu bieten, „über ihren<br />

Stress hinaus zu wachsen“.<br />

„Sinnvoll Stress bewältigen“ ist als Beratungskonzept wissenschaftlich im<br />

Horizont psychologischer und humanistischer Forschung und Erkenntnisse zu<br />

begründen. Zugleich soll das fertig entwickelte Konzept im Einklang stehen mit<br />

den Grundsätzen der Salutogenese (Aaron Antonovski) die als theoretisches<br />

Fundament Einzug hielt in alle gängigen Gesundheitsförderungskonzepte der<br />

gesetzlichen Krankenkassen.<br />

Seite 37 von 46


5.1. 5.1. Erweitertes Erweitertes Stressbewältigungsverständnis<br />

Stressbewältigungsverständnis<br />

Stressbewältigungsverständnis<br />

Das Stressgeschehen lässt sich aus psychologischer und biologischer Sicht auf<br />

den drei Ebenen Stressoren, Stressverstärker und Stressreaktion beschreiben<br />

(vgl. Gert Kaluza, 2004). Auf diesen drei Ebenen greifen die „Klassischen<br />

Interventionen“.<br />

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In einem Konzept „Sinnvoll Stress bewältigen“ ist es praktisch bedeutsam über<br />

die psychische Emotionsregulation und die somatische Beruhigung<br />

hinauszugehen, indem der Sinn des Stressgeschehens hinterfragt wird. In einem<br />

solchen Konzept sollte das Stressgeschehen als Hinweis auf zu Grunde liegende<br />

Ursachen (Störungen auf den Ebenen der 1.-3. GM), die den Menschen auf<br />

seinem Weg zur Sinnerfüllung (4. GM) blockieren, verstanden werden.<br />

Die „Klassischen Stressmanagementverfahren“ sind wichtige Hilfestellungen,<br />

um Sinnblockaden zu bewältigen. Ihnen kommt die Aufgabe zu, die die<br />

Copingreaktionen begleitenden Stresserfahrungen (unangenehme Gefühle,<br />

Körpersensationen, begleitende Gedanken) positiv zu beeinflussen. Eine<br />

Auflösung der Copingreaktionen selbst können und sollen „Klassische<br />

Stressmanagementverfahren“ im Rahmen der Seminararbeit nicht bewirken. Es<br />

ist im Gegenteil - je nach Arbeitssituation - sogar wünschenswert, das vom<br />

Teilnehmer gezeigte Coping zu stützen, da es immerhin eine oberflächliche<br />

Form der Stressverarbeitung darstellt, die im Ergebnis kurzfristig sehr<br />

wirkungsvoll sein kann. Für eine Persönlichkeitsentwicklung, bei der der Mensch<br />

über sein Stresserleben „hinauswachsen“ kann, sind Methoden aus Logotherapie/Existenzanalyse<br />

in Einzelberatung zu ergänzen:<br />

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• Phänomenologische Grundhaltung des Therapeuten/Beraters/Trainers<br />

• Personalen Existenzanalyse (PEA) nach A. Längle<br />

• aktive Imagination als Zugang zum Werterleben nach U. Böschemeyer<br />

• logotherapeutisch-existenzanalytisch fundierte Gruppensupervision<br />

Ein sinnvolles Stressmanagementkonzept sollte neben den Seminaren in jedem<br />

Fall begleitende Einzelberatungen zum festen Bestandteil der<br />

Gesamtmaßnahme erklären und zielgerichtet umsetzen.<br />

Seite 39 von 46


5.2. 5.2. Themen Themen und und Methoden Methoden der drei Entwicklungsstufen für „Sinnvoll Stress<br />

bewältigen“<br />

bewältigen“<br />

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Die Die drei drei Entwicklungsstufen<br />

Entwicklungsstufen Entwicklungsstufen eines Konzepts „Sinnvoll Stress bewältigen“<br />

sollten sich auf die wesentlichen Stationen der PEA nach A. Längle beziehen:<br />

Entwicklungsstufe Entwicklungsstufe Entwicklungsstufe I I arbeitet stützend, symptom- und ressourcenorientiert, um<br />

einen situationsadäquaten Umgang mit Stresssymptomen zu ermöglichen, ohne<br />

deren existentielle Ursache verstehen zu wollen. Diese „stützende stützende Arbeit“ ist<br />

Grundlage für die logotherapeutisch/existenzanalytische Auflösung von<br />

Stressmustern auf den Entwicklungsstufen II und III.<br />

Entwicklungsstufe Entwicklungsstufe II II greift die Arbeit am Eindruck und die an der inneren<br />

Stellungnahme gemäß PEA-1 und PEA-2 auf. Sie bezieht sich auf Aspekte der<br />

Grundmotivationen zwei und drei: „in Beziehung treten zu wollen“ (GM 2) und<br />

„sich selbst vertreten zu wollen“ (GM 3).<br />

Entwicklungsstufe Entwicklungsstufe III III bezieht sich auf die Arbeit an der äußeren<br />

Stellungnahme, dem Ausdruck gemäß PEA-3. Sie verhilft im Sinne der vierten<br />

Grundmotivation zu sinnvollen Handlungen mit klarem Wertbezug.<br />

Ganz wesentlich zu unterscheiden ist, ob es sich bei der Umsetzung der<br />

Entwicklungsstufen von „Sinnvoll Stress bewältigen“ um ein Gruppentraining<br />

oder eine Einzelberatung handelt. Das Gruppentraining kann grundlegende<br />

zum Aufbau von Stresskompetenz bedeutende Strategien vermitteln. Hierzu<br />

zählt u.a. ein Training:<br />

• der Entspannungsfähigkeit,<br />

• des Werterlebens,<br />

• der personalen Stellungnahme,<br />

• der kognitiven Strategien,<br />

• der Problemlösekompetenz,<br />

• des Selbst- und Zeitmanagements<br />

• sowie der Ziel- bzw. Realisierungsplanung.<br />

Das Gruppentraining befähigt damit zu einem kompetenten Umgang mit<br />

verschiedenen (insbesondere auch verhaltentherapeutischen) Instrumenten der<br />

Stressbewältigung.<br />

Die existenzanalytische oder logotherapeutische Einzelberatung stellt das<br />

subjektive Erleben und das Verständnis dieses Erlebens in den Mittelpunkt.<br />

Dabei treten die persönlichen Referenzwerte und Wertkonflikte zu Tage. Auf<br />

dieser Grundlage ist eine ganz individuelle Auflösung existentiell bedingten<br />

Stresserlebens und eine Neuausrichtung im täglichen Handeln möglich.<br />

Ob Beratung oder Therapie, hier braucht es einen geschützten Rahmen, den ein<br />

Gruppenkontext nicht bieten kann. Andernfalls würde das Recht auf „Schutz der<br />

Persönlichkeitsphäre“ in Frage gestellt.<br />

Seite 41 von 46


5.3. 5.3. Integration Integration klassischer klassischer Entspannungs<br />

Entspannungs- Entspannungs<br />

Entspannungs und<br />

Stressbewältigungsmethoden<br />

Stressbewältigungsmethoden<br />

Stressbewältigungsmethoden<br />

Der Terminus „klassisch“ im Zusammenhang mit kognitivverhaltenstherapeutischen<br />

Ansätzen und physiologisch wirksamen<br />

Entspannungsverfahren ist willkürlich gesetzt. Er beschreibt die Ansätze, die im<br />

Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements nach §20, Abs. 1, SGB V<br />

laut dem Handlungsleitfaden der Krankenkassenspitzenverbände in der<br />

Fassung vom 2. Juni 2008 (Grundfassung am 21. Juni 2000) förderungsfähig<br />

sind. Es handelt sich dabei um „Maßnahmen zur multimodalen<br />

Stressbewältigung“, welche folgende „...am häufigsten genutzten<br />

Interventionsmethoden“ vorsehen:<br />

„- Vermittl Vermittlung Vermittl<br />

ung von von Selbstmanagement<br />

Selbstmanagement-Kompetenzen<br />

Selbstmanagement<br />

Kompetenzen<br />

Kompetenzen, Kompetenzen wie systematisches<br />

Problemlösen, Zeitmanagement und persönlicher Arbeitsorganisation,<br />

- Vermittlung Vermittlung von von Methoden Methoden der der kognitiven kognitiven Umstrukturierung Umstrukturierung mit dem Ziel<br />

der Einstellungsänderung und positiven Selbstinstruktion,<br />

- Vermittlung Vermittlung psychophysiologischer psychophysiologischer Entspannungsverfahren Entspannungsverfahren sowie<br />

- Training von selbstbehauptendem Verhalten und so sozial so<br />

zial zial-kommunikativer<br />

zial kommunikativer<br />

Kompetenzen<br />

Kompetenzen“ Kompetenzen (www.vdak.de, <strong>PDF</strong>-Download „Arbeitsgemeinschaft der<br />

Spitzenverbände der Krankenkasse“, 48).<br />

In einer Fußnote werden „die klassischen Entspannungsverfahren ‚Autogenes<br />

Training Grundstufe’ (AT) nach Prof. Dr. J.H. Schultz und ‚Progressive<br />

Muskelrelaxation’ (PMR) nach Edmund Jacobson“ als gängige Methoden zum<br />

Einsatz im Bereich der primären Prävention benannt (ebds., Fußnote 82, 48).<br />

Entsprechend dieser Vorgaben finden in Kooperationen zwischen<br />

Betriebskrankenkassen und deutschen Unternehmen im Bereich der<br />

Primärprävention Trainingskonzepte von A. Wagner-Link (1995) und G. Kaluza<br />

(2004, 2007) weite Verbreitung und Anerkennung.<br />

Der Fokus zur Stressbewältigung liegt bei diesen Konzepten auf der „Reflexion<br />

und Transformation stresserzeugender und verschärfender Kognitionen...“ als<br />

„...Voraussetzung für die in den anderen Programmbausteinen angezielten<br />

Verhaltensänderungen (Kaluza, 2004, 106). A. Wagner-Link (1995) begründet<br />

diese Fokussierung auf das Kognitionstraining mit dem besonderen Stellenwert,<br />

dem die „subjektive Einstellung...bei der Entstehung von Stress zukommt“<br />

(Wagner-Link, 1995, 26).<br />

Dabei wird die therapeutische Intervention auf der Ebene der Kognitionen damit<br />

begründet, dass eine Interdependenz zwischen Wahrnehmungen, Verhalten,<br />

Fühlen und Denken bestünde, so dass die Veränderung der Gedanken zu<br />

Veränderungen in allen anderen Systemen führt.<br />

Im Alltagsverständnis wird gerne eine psychische Reaktion unmittelbar auf ein<br />

äußeres, bedingendes Ereignis zurück geführt, bemerkt Jürgen Kriz in<br />

„Grundkonzepte der Psychotherapie“ (2007):<br />

„Die Ereignisse der Außenwelt tragen zwar (meist) zu den Gefühlen und dem<br />

Verhalten bei, verursachen es aber nicht direkt“ (Kriz, 2007, 144).<br />

Dies bestätigend führt Kriz im selben Werk ein Beispiel an, wie auf Grundlage<br />

einer „Gestimmtheit“ - im existenzanalytischen Sinne (vgl. Dorra, 2009) - auch<br />

scheinbar eindeutige Erfolgssituationen negativ interpretiert werden können:<br />

Ein Student, der sein Ansehen in Abhängigkeit zu seiner Leistung setzt und aus<br />

Seite 42 von 46


letzterer allen Selbstwert bezieht, denkt im Anschluss an eine erfolgreich<br />

bestandene Prüfung wie folgt über dieses Ereignis nach:<br />

„Nun gut, ich habe nochmals Glück gehabt mit dieser Prüfung. Aber bei der<br />

nächsten könnte ich durchfallen, obwohl ich sie unter allen Umständen<br />

bestehen müsste. Ich wäre dann ein absoluter Versager, und das könnte ich<br />

nicht ertragen. Ich müsste mich dann umbringen...“ (ebds., 144).<br />

Es zeigt sich in diesem Beispiel noch einmal, dass sich die existentielle<br />

„Gestimmtheit“ „...mitbedingend auf die Entstehung unserer gegenwärtigen<br />

Gefühle auswirkt“ (Dorra, 2009, vgl. Pkt. 1.1.).<br />

In einem Konzept „Sinnvoll Stress bewältigen“ sind nun die „Klassischen<br />

Stressbewältigungsverfahren“ mit der existenzanalytisch-logotherapeutischen<br />

Vorgehensweise zu kombinieren. Ziel ist es, einen Beitrag zur „situativ<br />

orientierten“ Stressbewältigung zu leisten (Entwicklungsstufe I), also eine<br />

symptom- und ressourcenorientierte Umgangsweise mit Stress zu fördern. Dies<br />

ist erprobter Maßen über die „Klassischen Verfahren“ zu leisten. Darüber<br />

hinaus geht es in der sinnorientierten Ergänzung (Entwicklungsstufen II und III)<br />

auch auch um eine „ätiologisch orientierte“ Stressbewältigung, die das Geistige im<br />

Menschen anspricht und im Sinne Frankls an seine Freiheit und Verantwortung<br />

im Umgang mit Stress appelliert. Falsch verstanden wäre ein solches Konzept<br />

dann, wenn davon ausgegangen wird, das sich die „Klassischen Verfahren“ auf<br />

die erste Entwicklungsstufe beschränkten. Im Dienste einer logotherapeutischexistenzanalytisch<br />

ausgerichteten Stressbewältigung könnten „Klassische<br />

Verfahren“ über alle drei Entwicklungsstufen hinweg Anwendung finden.<br />

Instrumente zur Ziel-, Zeit- und Ressourcenplanung sollten als „Klassische<br />

Instrumente“ zur Gestaltung der (Erwerbs-)Biographie in Stufe III zur<br />

Anwendung kommen. Kognitive Strategien zur imaginativen Vorbereitung<br />

(wertbezogener) Verhaltensweisen können ebenso der<br />

Persönlichkeitsentwicklung auf Stufe II dienen. Dennoch gibt es Inhalte und<br />

Methoden, die sich explizit auf die logotherapeutisch-existenzanalytische<br />

Ausrichtung eines neu zu gestaltenden Stressbewältigungskonzepts beziehen<br />

und in der Trainingsplanung unbedingt zu berücksichtigen sind:<br />

• die Teilnehmer werden mit dem Grundmotivationenkonzept über die<br />

Voraussetzung gelingender Existenz informiert und befähigt, diese<br />

Kriterien auf ihr eigenes Leben zu beziehen (Stufe II)<br />

• die Teilnehmer werden über die Methode der aktiven Imagination wieder<br />

an ihre Referenzwerte herangeführt (Stufe II)<br />

• die Teilnehmer lernen Techniken zur Selbstdistanzierung kennen, um<br />

Abstand vom Stresserleben zu gewinnen und um eine neue Haltung dem<br />

Stresserleben gegenüber einnehmen zu können (Stufe II)<br />

• die Teilnehmer werden mit der Wertelehre Viktor Frankls vertraut<br />

gemacht (Stufe III)<br />

• die Teilnehmer werden in Rollenspielen schrittweise angeleitet, die Ihnen<br />

wichtigen Werte zu vertreten und deren Realisierung zu planen<br />

(Stufe III)<br />

Seite 43 von 46


In der Facharbeit zur Begründung wesentlicher Aspekte des Konzepts “Sinnvoll<br />

Stress bewältigen” wurde versucht, die existenzanalytische Sicht auf das<br />

Phänomen Stress mit der traditionell naturwissenschaftlichen Sicht<br />

abzugleichen. Es war dem Autor dabei ein Anliegen, die Stressreaktion aus ihrer<br />

psycho-physischen Verwurzelung heraus zu lösen und ihr eine begründet<br />

existentielle Bedeutung zu geben. Es sollte gezeigt werden, dass das Phänomen<br />

Stress nicht nur ein Problem der kognitiven Verarbeitung von<br />

Belastungssituationen darstellt, sondern darüber hinaus auf Grundstrebungen<br />

des Menschseins verweist, deren Frustration Ursache für bestimmte<br />

Denkgewohnheiten und musterhaft wiederkehrendes Stresserleben sein kann.<br />

Dem wurde nachgegangen, indem die Struktur und Dynamik menschlicher<br />

Existenz aus Sicht der Logotherapie und Existenzanalyse (inklusive ihrer<br />

Weiterentwicklung in der GLE) nachgezeichnet und auf das Empfinden von<br />

Stress bezogen wurde. So wandelte sich das biologisch-naturwissenschaftliche<br />

Verständnis der Stressreaktion als einer entarteten „flight or fight“ Reaktion,<br />

die es in verhaltenstherapeutischer Weise zu bewältigen gilt, in einen „Ausdruck<br />

existentieller Ängste“ (vgl. Pkt. 3.1), die es entlang der vier Grundmotivationen<br />

der Existenzanalyse ins Verstehen zu bringen gilt.<br />

In der Darstellung einiger Aspekte des Konzepts “Sinnvoll Stress bewältigen”<br />

wurde schließlich versucht, den kognitiv-verhaltenstherapeutischen Strategien<br />

und den Entspannungsverfahren einen Platz in einem existenzanalytisch<br />

fundierten Stressbewältigungskonzept einzuräumen. Als sinnvoll wurde ein<br />

Stressbewältigungstraining beschrieben, das in jeder Situation - also auch in<br />

Situationen, in denen ein logotherapeutisch-existenzanalytisches Vorgehen aus<br />

Zeitgründen nicht möglich ist - Strategien zur Hand hat, um Stress zu<br />

bewältigen. Mit den instrumentellen Strategien, den kognitiven Strategien und<br />

den regenerativ-palliativen Strategien steht den gestressten Menschen - selbst<br />

unter Zeitdruck - ein Instrumentarium zur Verfügung, das kurzfristig Wirkung<br />

auf die Stresserfahrung entfalten kann. Insofern haben die „Klassischen<br />

Strategien“ auf der Ebene der ersten Grundmotivation Halt gebende Funktion<br />

und wirken gleichzeitig jenen Stressoren entgegen, die in unserer Zeit durch<br />

äußere Bedingungen wie Arbeitsverdichtung, Beschleunigung durch<br />

Gleichzeitigkeit, Dichtestress, Bewegungsmangel etc. gegeben sind.<br />

Die Zukunft wird zeigen, ob und inwieweit ein Paradigmenwechsel in der<br />

betrieblichen Stressprävention mit einer existenzanalytischlogotherapeutischen<br />

Vorgangsweise möglich ist. Dieser dürfte dann allerdings<br />

nicht vor dem Verhältnismanagement - der existenzanalytisch sinnvollen<br />

Gestaltung von Arbeitsplätzen und -prozessen - Halt machen. Vielmehr ginge<br />

es, wie im heute praktizierten betrieblichen Gesundheitsmanagement, um eine<br />

enge Verzahnung von Verhaltens- und Verhältnismanagement. Es wäre<br />

wünschenswert, diesen Ansatz weiter zu entwickeln und seine Wirkung im<br />

betrieblichen Umfeld zu evaluieren.<br />

Seite 44 von 46


7. Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Baker R,<br />

Bauer E,<br />

Böschemeyer U,<br />

Dorra H,<br />

Ellis A,<br />

Wenn plötzlich die Angst<br />

kommt: Panikattacken<br />

verstehen und überwinden<br />

Ich habe eigentlich vor NICHTS<br />

Angst<br />

Unsere Tiefe ist hell:<br />

Wertimagination - ein<br />

Schlüssel zur inneren Welt,<br />

Gestimmtes Verstehen des<br />

eigenen Seins<br />

Grundlagen und Methoden der<br />

Rational-Emotiven<br />

Verhaltenstherapie,<br />

Frankl V, Ärztliche Seelsorge,<br />

Frankl V, Der leidende Mensch<br />

Kaluza G, Gelassen und sicher im Stress,<br />

Kaluza G,<br />

Stressbewältigung:<br />

Trainingsmanual zur<br />

psychologischen<br />

Gesundheitsförderung,<br />

Kolbe C, Person und Persönlichkeit<br />

12. Aufl.,<br />

RBtaschenbuch Bd.<br />

555<br />

Witten: SCM-Verlag 2009<br />

In: Existenzanalyse 20/2/2003, 12-24<br />

1. Aufl. München: Kösel-Verlag, 2005<br />

unveröffentl.<br />

Vortragsmanuskript<br />

Reihe „Leben<br />

lernen“ Nr. 26,<br />

11. überarb. Neuaufl.<br />

von 1985<br />

3. unveränd. Aufl.<br />

der erw. Aufl. von<br />

1984<br />

3. vollst. überarb.<br />

Aufl.<br />

1. Aufl.<br />

unveröffentl.<br />

Vortragsmanuskript<br />

Fachtagung der GLE-D in<br />

Hannover<br />

München: J. Pfeiffer<br />

Verlag,<br />

Seite 45 von 46<br />

2009<br />

1997<br />

Bern: Hans Huber Verlag, 2005<br />

Bern: Hans Huber Verlag 2005<br />

Heidelberg: Springer<br />

Medizin Verlag,<br />

Heidelberg: Springer<br />

Verlag,<br />

Kolbe C, Perspektiven-Shifting In: Existenzanalyse 1/2000, 17ff<br />

Kolbe C,<br />

Kolbe C,<br />

Kolbe C,<br />

Kriz J,<br />

Längle A,<br />

Längle A,<br />

Längle A,<br />

Bedeutung der Psychodynamik<br />

in der existenzanalytischen<br />

Psychotherapie<br />

Sinn und Glück: Zur vitalen<br />

Bedeutung der Sinnfrage<br />

Gesundheit als Fähigkeit zum<br />

Dialog.<br />

Grundkonzepte der<br />

Psychotherapie: Eine<br />

Einführung<br />

Verständnis und Therapie der<br />

Psychodynamik in der<br />

Existenzanalyse<br />

Voraussetzungen zu erfülltem<br />

Sinnerleben,<br />

Kann ich mich auf mein Gefühl<br />

verlassen?<br />

Fachtagung der GLE-D in<br />

Wien<br />

In: Existenzanalyse 27/2/2010, 46ff<br />

In: Existenzanalyse 2/2000, 22-27<br />

In: Existenzanalyse 19/2+3/2001, 54-61<br />

6. vollst. überarb.<br />

Aufl.<br />

In: Existenzanalyse 1/98, 16-27<br />

Weinheim: Psychologie<br />

Verlags Union<br />

In: Existenzanalyse 2/2000, 28-32<br />

In: Das Eigene leben,<br />

9-26<br />

2007<br />

2004<br />

2005<br />

2007<br />

Wien: GLE-Verlag 2005


Längle A,<br />

Längle A,<br />

Längle A,<br />

Holzey-Kunz<br />

A,<br />

Längle A.,<br />

Längle S,<br />

Längle S,<br />

Litzcke S,<br />

Schuh H,<br />

Unger H-P,<br />

Kleinschmidt<br />

C,<br />

Wagner-Link A<br />

www.<br />

wikipedia.de<br />

Die Personale Existenzanalyse<br />

(PEA) als therapeutisches<br />

Konzept<br />

Schematische Darstellung<br />

der einzelnen Schritte der<br />

PEA<br />

Existenzanalyse und<br />

Daseinsanalyse,<br />

Die Grundmotivationen<br />

menschlicher Existenz als<br />

Wirkstruktur<br />

existenzanalytischer<br />

Psychotherapie.<br />

Voraussetzungen zu<br />

erfülltem Sinnerleben<br />

Grundzüge eines<br />

existenzanalytischen<br />

Verständnisses der Angst<br />

Streß am Arbeitsplatz, 1. Aufl.<br />

Bevor der Job krank<br />

macht,<br />

Verhaltenstraining zur<br />

Stressbewältigung:<br />

Arbeitsbuch für<br />

Therapeuten und Trainer,<br />

Wikipedia Freie<br />

Enzyklopädie<br />

In: A. Längle (HG.)<br />

Praxis der<br />

Personalen<br />

Existenzanalyse, 9-<br />

37<br />

In: A. Längle (HG.) Praxis der<br />

Personalen Existenzanalyse, 77-<br />

84<br />

Wien: Facultas 2000<br />

Wien: Facultas 2000<br />

1. Aufl. Wien: UTB-Verlag, 2008<br />

In: Zeiringer H. (Hrsg.): Klinische<br />

Psychotherapie II.<br />

Wien: Springer 2001<br />

In: Existenzanalyse 2/2000, 28-32<br />

In: Existenzanalyse 20/2/2003, 57-61<br />

4. Aufl.<br />

Reihe „Leben lernen“ Nr. 101,<br />

In:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Stress<br />

Köln: div, Dt. Inst.-<br />

Verlag<br />

München: Kösel<br />

Verlag,<br />

München: J.<br />

Pfeiffer Verlag,<br />

Seite 46 von 46<br />

1999<br />

2007<br />

1995<br />

2010

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