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PARADISE LOST<br />

Wir sind Utopia.<br />

Wir sind Staubkörner auf flackernden Neonröhren.<br />

Wir sind die verspiegelten Glasfassaden.<br />

Wir sind die umgefallenen Straßenschilder.<br />

Verbot über Verbot.<br />

Gesetz über Gesetz.<br />

Verblasste Schönheit in sterilem Weiß.<br />

Und die Spieluhr?<br />

Sie wird von einem Auto überrollt,<br />

die letzten Töne sind noch nicht verklungen.<br />

Und die Wolkenkr<strong>at</strong>zer?<br />

Die Wolkenkr<strong>at</strong>zer erstechen den Himmel.<br />

Der Minutenzeiger versucht sich krümmend und windend<br />

noch ein letztes Mal weiterzurücken,<br />

doch kurz vor dem erlösenden Glockenschlag<br />

bricht er ab, fällt, trifft auf dem Boden,<br />

zerspringt.<br />

Ist das das Ende?<br />

Linda Pospichal 6a<br />

Helden der<br />

Arbeit<br />

Mimesis (Zeuxis) + Arbeit (Marx) =<br />

Mythos<br />

Arbeit h<strong>at</strong> in unserer Gesellschaft sowie in den<br />

meisten vergangenen Epochen einen St<strong>at</strong>us von<br />

zentraler Bedeutung. Doch haben sich die Rahmenbedingungen,<br />

die gesellschaftlichen Umstände<br />

rund um die Arbeit im Laufe der Geschichte<br />

kontinuierlich verändert.<br />

So war im antiken Griechenland das Arbeiten ausschließlich<br />

die Pflicht von SklavInnen. 500 Jahre<br />

später allerdings schrieb der Apostel Paulus:<br />

„Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen!“<br />

Karl Marx beschäftigte sich in seinem Lebenswerk<br />

mit der Ausbeutung des Proletari<strong>at</strong>s<br />

durch die Reichen und Mächtigen. Er wollte<br />

mit seiner Philosophie der klassenlosen Gesellschaft<br />

revolutionäre Veränderungen anregen.<br />

Durch die Absolutsetzung und Stilisierung<br />

der Arbeit durch den Marxismus wurde der<br />

Klassenkampf, der als einzig möglicher Weg<br />

zur gesellschaftlichen Gleichstellung gesehen<br />

wurde, und die Arbeit als definierendes Mittel<br />

unseres Denkens und Lebens zum Mythos.<br />

Zwar gab es immer Veränderungen der Situ<strong>at</strong>ion<br />

der arbeitenden Klasse, doch wo ist schon<br />

der Unterschied im Kampf um die gerechte<br />

Gesellschaftsordnung, egal ob er zwischen<br />

Leibeigenen und Großgrundbesitzern, Bürgertum<br />

und Feudaladel, Proletari<strong>at</strong> und Bourgeoisie<br />

st<strong>at</strong>tfindet?<br />

Im Laufe der Geschichte gab es immer schon<br />

Unterdrückung, Ausbeutung und Entrechtung<br />

sozial schlechter gestellter Gruppen und ebenso<br />

den Widerstand dagegen. Mithilfe der Industrialisierung<br />

und der daraus resultierenden<br />

Produktionssteigerung enwickelte sich die<br />

gesellschaftliche Spaltung in Proletari<strong>at</strong> und<br />

Bourgeoisie. Der Kapitalismus tr<strong>at</strong> seinen Siegeszug<br />

an. Vor allem in den Anfangsjahren<br />

des Imperialismus und des Kapitalismus brach<br />

für den Großteil der Menschen eine Zeit des<br />

Elends und der unbegrenzten Armut aus.<br />

Karl Marx kreierte durch seine Philosophie<br />

ein Bild des perfekten Zusammenlebens der<br />

Menschheit sowohl auf lokaler als auch auf in-<br />

Licht für Motten<br />

Mythos Freiheit<br />

Es ist ein Irrlicht, das alle Schiffe ins Verderben führt.<br />

Es ist eine Insel voller seltener Heilpflanzen ohne Hafen.<br />

Es ist ein paradiesischer Sandstrand voller Minen.<br />

Es ist das auffordernde Augenzwinkern eines Filmstars.<br />

Ein schmaler Weg voller Gefahren führt zu ihr.<br />

Räuber, falsche Freunde und Erschöpfung, deine Wegbegleiter.<br />

Wiege dich nie in Sicherheit.<br />

Das Ziel erreicht, ist es kein Ziel auf Dauer.<br />

Steil die Spitze des Berges.<br />

Leicht ist es auszurutschen.<br />

So viel einfacher: sich fallen lassen.<br />

Im Nichts zu sein.<br />

Es ist ein Asylantrag. Niemand weiß, ob du bleiben<br />

kannst.<br />

Es ist ein zugefrorener See voller dunkler Flecken.<br />

Es ist der Versuch einer Fliege, aus einem Glashaus zu<br />

kommen.<br />

Es ist da Licht für eine Motte.<br />

Nora Grundtner 6a<br />

tern<strong>at</strong>ionaler Ebene. Die komplette Aufhebung<br />

der Klassengegensätze und die Abschaffung<br />

der Armut war Ziel des Marxismus.<br />

Als Idealbild der Zukunft wurde eine Gesellschaft<br />

definiert, in der jeder Mensch für das<br />

Kollektiv lebt, sich nicht über andere stellt und<br />

seinen Pl<strong>at</strong>z in der gesellschaftlichen Ordnung<br />

als gleich wichtig und gleich viel wert wie<br />

den seiner Mitmenschen sieht. Dieses beinahe<br />

schon paradiesisch wirkende Ideal könne<br />

jedoch nur durch den stetigen Klassenkampf<br />

und die Machtübernahme des Proletari<strong>at</strong>s, der<br />

arbeitenden Masse, verwirklicht werden.<br />

Zwar war die marxistische Gesellschaftsordnung<br />

das Ziel, Karl Marx‘ Lehren waren<br />

jedoch nicht starr auf einen einzigen Weg<br />

gerichtet, wie dieses erreicht werden konnte.<br />

Er war sich durchaus bewusst, dass ökonomische,<br />

wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Veränderungen auch veränderte Str<strong>at</strong>egien<br />

des Marxismus mit sich bringen musste.<br />

Bewegungen und Parteien, die sich auf Marx<br />

beriefen, erkannten aber die Notwendigkeit<br />

dieser Veränderung nicht immer. Im Leninis-<br />

Das Ich ist ein Weg<br />

Bis hierher ging es auf und ab, kreuz und quer. Es ist ein<br />

Unterschied, ob man das Leben von oben oder von unten<br />

sieht. Besser von einem Felsen als von einer Mulde im<br />

Waldboden aus.<br />

Ein Weg ohne Unebenheiten wäre langweilig.<br />

Seit zwei Jahren schlängelt sich das Ich. Ein bisschen<br />

oben drüber, kurz auf der Spitze, ganz oft unten durch.<br />

Nun vielleicht endlich gerade. Auf einer Autobahn ohne<br />

Gefahr. Gl<strong>at</strong>ter Asphalt, doch gemustert. Ein Weg mit<br />

grünen Augen und Musik. Genau so will das Ich sein.<br />

Lena Lankmayer 6i<br />

mus, Stalinismus, den kommunistischen<br />

Regimes des 20. Jahrhunderts<br />

wurde stets behauptet,<br />

das marxistische Ziel sei zwar<br />

noch nicht komplett erreicht, die<br />

dikt<strong>at</strong>orische Vorgehensweise sei<br />

jedoch die richtige.<br />

So verblasste die kaum verwirklichte<br />

Idee des Marxismus<br />

zu einem leeren, ausgehöhlten<br />

Konstrukt, gleich einem über die<br />

Jahre ausgebleichten, vergilbten<br />

Plak<strong>at</strong> an der Mauer einer Vorstadtsiedlung.<br />

Seit Beginn der Vorherrschaft kapitalistischer<br />

Struk turen sind Verbesserungen<br />

und wesentliche Veränderungen<br />

für die arbeitende<br />

Bevölkerungsschicht zu erkennen.<br />

Doch zeugt ein dreckiger Gummihandschuh<br />

nicht ebenso von der<br />

Symbolik der schlecht bezahlten,<br />

niedrig gestellten Arbeit sozial<br />

Unterprivilegierter?<br />

Einfache Arbeit mag in Europa<br />

vielleicht anders aussehen als<br />

zu den frühen Zeiten des Kapitalismus.<br />

Auch die Probleme der<br />

ausgebeuteten arbeitenden Menschen<br />

mögen andere sein als damals.<br />

Doch aus dem Mythos der Arbeit<br />

und des Klassenkampfes, erschaffen<br />

durch die marxistischen Praktiker,<br />

kann immer noch die selbe<br />

Erkenntnis gezogen werden: Dass<br />

der Unterschied zwischen verschiedenen<br />

Be völkerungsschichten<br />

immer noch besteht, auch<br />

immer wieder konstruiert und<br />

rekonstruiert wird. Und dass<br />

Menschen aufgrund ihrer Herkunft,<br />

ihrer Abstammung, ihres<br />

Geschlechts, ihrer Religion, ihrer<br />

sexuellen Orientierung – aufgrund<br />

sozialer Faktoren – unterschiedliche<br />

und Aussichten und Möglichkeiten<br />

haben.<br />

Die Klassentrennung existiert immer noch, nur<br />

verdeckter, der Mythos hinter den verblassenden<br />

Idealen des Marxismus besteht weiter.<br />

Iris Schwarzenbacher 7i<br />

8

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