Steckbriefe der in M-V vorkommenden Arten nach Anhang II und IV ...

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Telemetrieergebnissen eine Fläche von etwa 9,4 km² (ROSENAU 2001) und bis zu 26 km² (HARBUSCH 2003) einnehmen. In England wurden sogar Flächen von 24–77 km² ermittelt (ROBINSON & STEBBINGS 1997). HARBUSCH (2003) stellte individuelle Aktionsraumgrößen von durchschnittlich 4,6 km² fest, wobei die Tiere in 90 % ihrer Flugzeit weniger als 1,7 km von ihrem Quartier entfernt waren. Wochenstubengesellschaften besitzen unterschiedliche Strategien der Quartiernutzung. Festgestellt wurde sowohl die Nutzung eines einzelnen Quartiers während der gesamten Wochenstubenzeit (HÜBNER 1991, CATTO et al. 1996, ROBINSON & STEBBINGS 1997), als auch die Nutzung eines Haupt- und mehrerer nahegelegener Ausweichquartiere (DENSE 1992) sowie häufiges Wechseln innerhalb eines Quartierverbunds (z. B. SCHMIDT 1998, ROSENAU 2001). Bevorzugte Quartiertypen sind Spalten oder kleinere Hohlräume (ROSENAU 2001). In Mitteleuropa finden sich Wochenstubenquartiere fast ausschließlich in und an Gebäuden (z. B. HÜBNER 1991, DENSE 1992, SCHMIDT 1998, ROSENAU 2001, HARBUSCH 2003). Gerne halten sich Breitflügelfledermäuse in Spalten an Kaminen im Dachboden auf. Möglicherweise bieten die erwärmten Mauern im Frühjahr und Herbst thermoregulatorische Vorteile (REITER & ZAHN 2006). Einzeltiere können neben Baumhöhlen und Fledermauskästen eine Vielzahl von Quartieren an Gebäuden annehmen. Die Funde überwinternder Tiere beschränken sich jeweils nur auf wenige Individuen (BAAGØE 2001a). Massenwinterquartiere sind nicht bekannt. Den Winter verbringt ein Großteil der Tiere wahrscheinlich in Zwischendecken und auch im Inneren isolierter Wände (BAAGØE 2001a). Breitflügelfledermäuse können aber auch im Wochenstubenquartier überwintern (REITER & ZAHN 2006). Obwohl über die Winterquartiere nur wenig bekannt ist, wird die Art allgemein als ortstreu eingestuft (Entfernungen zwischen Sommer- und Winterquartier nur Ausnahmsweise über 40-50 km) (BAAGØE 2001a), maximal 330 km (HAVEKOST 1960). Bei Breitflügelfledermäusen sind Tollwutinfektionen festgestellt worden, 95 % der Tollwutnachweise bei Fledermäusen entfallen auf sie (HARBUSCH 2003, MÜLLER & FREULING 2006), wobei die Krankheit durch einen speziellen „European Bat Lyssavirus“ EBL1 ausgelöst wird (PÉREZ-JORDÁ et al. 1995). Die meisten Nachweise von EBL1 konzentrieren sich auf die Küstengebiete im nördlichen Deutschland, Dänemark, Niederlande und Polen. Einzelfälle wurden aber in ganz Europa und der Türkei gefunden. Die meisten Breitflügelfledermäuse erholen sich von einer Infektion, tragen den Virus aber weiter in sich (PÉREZ et al. 1991, SERRA-COBO et al. 2002). Die Krankheit wird offenbar nur selten auf andere Tiere übertragen, kann potenziell aber auch für Menschen gefährlich sein (KAUTZSCH et al. 1998). Bestandsentwicklung Rote Listen: IUCN: (LC); D: (G); MV: (3). Schutzstatus: Berner Konvention (Anhang 2); EUROBATS-Abkommen; nach BNatSchG streng geschützt. Die Art wird in einigen Ländern Europas (Frankreich, Belgien, Rumänien und Griechenland) als gefährdet angesehen. In Österreich wurde eine Bestandsabnahme festgestellt (SPITZENBERGER 2001), weshalb dort ebenso wie in Deutschland (BOYE et al. 1998) eine Vorwarnung zur genaueren Überwachung der Bestände gegeben wurde. In Mecklenburg-Vorpommern wurde die Art von LABES et al. (1991) auf Grund regional niedriger Bestände und fehlender Alt-Daten als gefährdet eingestuft. Belastbare Daten zur Beurteilung der Bestandsgröße und -entwicklung fehlen derzeit. Gefährdungsursachen Die mangelnde Berücksichtigung bei Gebäudesanierungen stellt den bedeutendsten Gefährdungsfaktor dar, weil sie in der Summe zu Bestandsrückgängen führen können (ROSENAU & BOYE 2004). Weitere Gefährdungsursachen sind: • Quartierverluste infolge von Sanierungen z. B. Abdichtung von Dachböden mit Unterspannfolien und Abriss von Plattenbausiedlungen (DIETZ & SIMON 2005) • Tötung durch Einschluss im Quartier bei plötzlichem Verschluss der Einflugspalte • Kollision mit dem Straßenverkehr (HAENSEL & RACKOW 1996) • unsachgemäße Verwendung von Holzschutzmitteln • Verringerung der Nahrungsgrundlage durch Nutzungsaufgabe von beweidetem und extensiv genutztem Grünland und Streuobstwiesen (DIETZ et al. 2007). • Verringerung der Nahrungsgrundlage durch Maßnahmen gegen Parasiten des Weideviehs (vgl. ROSENAU & BOYE 2004) • Windkraftanlagen mit zu geringem Abstand zu Gehölzstrukturen 2
Maßnahmen • Erhaltung der Quartiere • Beratung durch erfahrene Fledermausexperten bei baulichen Veränderungen • Beachtung der von REITER & ZAHN (2006) aufgestellten Richtlinien für die Sanierung von Quartieren der Breitflügelfledermaus • Maßnahmen zur Neuschaffung von Quartieren (siehe DIETZ & WEBER 2000) • Entwicklung von Netzwerken von beauftragten Betreuern zur Erhaltung und Überwachung von Quartieren, die durch eine spezielle Koordinationsstelle unterstützt werden (DIETZ & WEBER 2000, SIMON et al. 2004) • Maßnahmen zur Erhöhung der Toleranz gegenüber Fledermäusen • Fortbildung von Architekten, Baubehörden etc. • Erhaltung und Schaffung strukturreicher Siedlungsränder, Altbaumbestände im Siedlungsbereich sowie artenreicher Wiesen und Dauergrünland, extensiver Viehweiden und Streuobstwiesen Erfassungsmethoden und Monitoring Mit Fledermaus-Detektoren kann E. serotinus gut erfasst werden (BAAGØE 1986, LIMPENS & ROSCHEN 2002). Durch die Zurückverfolgung der Flugrichtung abends ausfliegender Tiere sowie durch eine Suche nach schwärmenden Tieren vor Sonnenaufgang können Quartiere ermittelt werden (LIMPENS 1993). Zur Bestimmung der Koloniegröße sind mehrere Ausflugzählungen notwendig. Die Populationsstruktur kann nur mittels Quartierfängen ermittelt werden. Weitere methodische Hinweise geben DIETZ & SIMON (2005). Unter dem EUROBATS-Abkommen wurde ein Monitoring dieser Art in allen Vertragsstaaten ihres Areals beschlossen. Ein kontinuierliches Monitoring an ausgewählten Wochenstuben ist in Mecklenburg- Vorpommern im Aufbau. Kenntnisstand und Forschungsbedarf Die Ermittlung der bevorzugten Winterquartiere der Art bleibt zu klären. Die Auswirkungen des Tollwutvirus auf betroffene Kolonien und die Ausbruchsursachen (Ernährungszustand, Individuendichte, genetische Resistenzschwäche) sind zu untersuchen (DIETZ et al. 2007). Die Verbreitung der Art in Mecklenburg-Vorpommern ist derzeit nur unzureichend bekannt. Quartiernachweise (Wochenstuben) sind in der Regel Zufallsfunde oder beruhen auf Meldungen von Gebäudeeigentümern. Verbreitungskarte Quelle: Nationaler Bericht der FFH-Arten, http://www.bfn.de/0316_bewertung_arten.html 3
Seite 1: Eptesicus serotinus (SCHREBER, 1774
Seite 5 und 6: Bundesweite Vorgaben zum Monitoring
Seite 7: Habitat- Richtlinie in Deutschland;

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