Kapitel 1 - Die letzten Helden

alles noch viel befremdlicher, als aus der Ferne betrachtet. Das
Gehölz bestand aus dichtem Nadelwald, der kaum lichte Reihen
zeigte. Die Bäume warfen ihre Nadeln auch im Winter nicht
ab. Bei den Jägern war dieser Wald nicht beliebt, denn er barg
angriffslustige Wildschweine und Wölfe. Nicht viele wagten sich
in sein finsteres Herz hinein. Der Graf blickte in das Dunkel des
Geästes. Dichter, schwerer Nebel waberte am Boden, es schien,
als würde der Wald atmen. Ohne zu zögern betrat der Graf
den Wald. Die schwachen Lichtsprengsel, die vom nächtlichen
Firmament herrührten, boten kaum Licht, aber gerade noch
genug, dass der Graf die Schwärze der Luft von den massiven
Konturen der Vegetation unterscheiden konnte. Wegen der Mose,
die alles überwucherten, war der Boden feucht, beinahe sumpfig.
Keine Pflanze konnte in diesem Dickicht gedeihen, nur Farne,
Pilze und Flechten. Die Tannen bildeten ein undurchdringliches
Dach über dem Boden, sie ließen das helle Element nicht in die
Düsternis des Waldes hinein. Nicht eine einzige Schneeflocke lag
auf dem Grund, lediglich die Tannenzipfel glänzten weiß.
Angespannt lauschte er seinen eigenen Schritten, vernahm das
aufgeregte Quaken von Kröten, die sich aus dem Wald entfernten,
als wäre Flucht das Gebot der Stunde. Nach einer Weile lichtete
sich der Wald, und gab den Blick auf eine kleine Ruine frei. Es
war ein alter, verfallener, kreisrunder Turm, von dem nur noch
kniehohe Mauern übrig waren. Auf dem Steinboden des Turmes
befanden sich tiefe Verzierungen und Runen in der Form eines
Pentagramms. Der Graf kannte das Geheimnis dieser magischen
Verzierungen gut. Sie waren überall in Falkenfels verteilt und
sollten die Grafschaft vor widernatürlichen Dingen schützen.
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