Kapitel 1 - Die letzten Helden

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29.10.2013 Aufrufe

du die Kälte spüren!« Die gnadenlose Gewalt, mit der Silberstern sein Pferd antrieb, führte schlussendlich aber nur dazu, dass es von Wind, Wetter und Überanstrengung gepeinigt tot in sich zusammensackte. Als das Tier im Todeskampf taumelte und ihm schließlich die Beine eingeknickten, sprang der Graf geschmeidig wie eine Katze vom Sattel ab und versank bis zu den Knien im Schnee. »Es sieht so aus, als müssten mich ab jetzt meine eigenen Füße tragen. Soviel zum Ross aus guter Zucht.« »Herr, nehmt mein Pferd«, schlug der Diener ergeben vor. Graf Silberstern erwiderte barsch, was er von diesem Vorschlag hielt. »Ich habe kein Interesse an Eurem Gaul. Die Tiere kommen im Schnee einfach nicht schnell genug voran. Folgt mir.« Er bewegte sich so flink durch den tiefen Schnee, als wäre dieser nicht vorhanden. Besorgt und mit weit größerer Mühe folgte ihm sein Weggefährte. »Wartet, Herr, Ihr könnt doch nicht zu Fuß den restlichen Weg bestreiten! Lasst mich wenigstens Euer Gepäck nehmen!« Der Graf war jedoch schon fast außer Sichtweite. »Beeilt Euch, oder ich lasse Euch hier zurück!«, gellte es aus der Ferne. Die Worte wurden schon fast durch das Tosen des Sturms verschluckt. Mit der immer gleichen, scheinbar unerschöpflichen Energie trotzte Silberstern dem Gebirge. Er kannte keine Rast, kämpfte sich durch riesige Schluchten, bestieg die unwegsamsten Felsformationen, und verlangsamte bei alledem niemals sein mörderisches Tempo. Am Ende des Passes erreichten die Gefährten schließlich einen großen Felsvorsprung, der sie vor 12

den schlimmsten Auswirkungen des Wetters schützte. »Meister, wartet bitte. Unter diesem Vorsprung kann das Pferd kurz rasten«. Beinahe am Sattel festgefroren, die Glieder kalt und steif, saß der Diener auf seinem Pferd. Die völlige Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Mit großer Sorge sah er hinauf zu den riesigen Eiszapfen, die bedrohlich von der Decke hingen. Amüsiert blickte der Graf ihm entgegen. »Steigt wenigstens ab und nehmt Euch etwas zu Essen. Ihr habt im Übrigen schon einmal besser ausgesehen, mein Lieber!« »Wie schafft Ihr es nur, so lange ohne Essen und Trinken auszukommen?«, fragte der Diener zurück und starrte verlegen zu Boden. »Spürt Ihr die Kälte nicht in Euren Gliedern ?« »Nicht so stark wie Ihr. Wann kommt Ihr denn nun endlich von dem Ross herunter? Besonders gut erholen kann es sich nicht, wenn Ihr die ganze Zeit auf seinem Rücken thront.« Dem Befehl seines Herren folgend, versuchte er vom Pferd abzusteigen. »Herr... meine... meine Beine... sie...« Er plumpste wie ein nasser Sack in den tiefen Schnee. Die Körperkonturen des alten Mannes waren das Einzige, was man im Schnee noch von ihm erkennen konnte. Hastig schritt Silberstern hinüber zur Unglücksstelle. »Was ist mit Euch? Seid Ihr in Ordnung?« »Meine Beine sind nicht in der Lage, sich zu rühren. Meine Hände fühlen sich an wie tote Fleischklumpen. Meine Sinne... sie...« Mit diesen Worten verabschiedete er sich in die Bewusstlosigkeit. Vermutlich war seinem Körper erst jetzt, da er endlich rasten durfte, die Erkenntnis gekommen, dass er die eigenen Grenzen überschritten hatte. »Zumindest der harte Untergrund dürfte ihn jetzt kaum noch 13

den schlimmsten Auswirkungen des Wetters schützte.<br />

»Meister, wartet bitte. Unter diesem Vorsprung kann das Pferd<br />

kurz rasten«. Beinahe am Sattel festgefroren, die Glieder kalt und<br />

steif, saß der <strong>Die</strong>ner auf seinem Pferd. <strong>Die</strong> völlige Erschöpfung<br />

stand ihm ins Gesicht geschrieben. Mit großer Sorge sah er hinauf<br />

zu den riesigen Eiszapfen, die bedrohlich von der Decke hingen.<br />

Amüsiert blickte der Graf ihm entgegen. »Steigt wenigstens ab<br />

und nehmt Euch etwas zu Essen. Ihr habt im Übrigen schon<br />

einmal besser ausgesehen, mein Lieber!«<br />

»Wie schafft Ihr es nur, so lange ohne Essen und Trinken<br />

auszukommen?«, fragte der <strong>Die</strong>ner zurück und starrte verlegen<br />

zu Boden. »Spürt Ihr die Kälte nicht in Euren Gliedern ?«<br />

»Nicht so stark wie Ihr. Wann kommt Ihr denn nun endlich<br />

von dem Ross herunter? Besonders gut erholen kann es sich<br />

nicht, wenn Ihr die ganze Zeit auf seinem Rücken thront.«<br />

Dem Befehl seines Herren folgend, versuchte er vom Pferd<br />

abzusteigen. »Herr... meine... meine Beine... sie...« Er plumpste<br />

wie ein nasser Sack in den tiefen Schnee. <strong>Die</strong> Körperkonturen<br />

des alten Mannes waren das Einzige, was man im Schnee noch<br />

von ihm erkennen konnte. Hastig schritt Silberstern hinüber zur<br />

Unglücksstelle. »Was ist mit Euch? Seid Ihr in Ordnung?«<br />

»Meine Beine sind nicht in der Lage, sich zu rühren.<br />

Meine Hände fühlen sich an wie tote Fleischklumpen. Meine<br />

Sinne... sie...« Mit diesen Worten verabschiedete er sich in die<br />

Bewusstlosigkeit. Vermutlich war seinem Körper erst jetzt, da<br />

er endlich rasten durfte, die Erkenntnis gekommen, dass er die<br />

eigenen Grenzen überschritten hatte.<br />

»Zumindest der harte Untergrund dürfte ihn jetzt kaum noch<br />

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