Gut Walshausen im Innerstetal (Wieder ... - Selbmann I Walz
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<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
(<strong>Wieder</strong>-)Entdeckung<br />
regionaler Energiekreisläufe?<br />
Sebastian <strong>Selbmann</strong><br />
Daniela <strong>Walz</strong>
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
(<strong>Wieder</strong>-)Entdeckung<br />
regionaler Energiekreisläufe?<br />
Diplomarbeit Sommersemester 2012<br />
Sebastian <strong>Selbmann</strong><br />
Daniela <strong>Walz</strong><br />
Karlsruher Institut für Technologie<br />
Fakultät für Architektur<br />
Prof. Dipl.-Ing. Kerstin Gothe<br />
Fachgebiet Regionalplanung und Bauen <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />
Prof. Dipl.-Arch. (ETH) Walter Nägeli<br />
Fachgebiet Bauplanung<br />
Prof. Dipl.-Ing. Andreas Wagner<br />
Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau
005<br />
011<br />
013<br />
014<br />
016<br />
018<br />
020<br />
023<br />
031<br />
032<br />
036<br />
046<br />
048<br />
051<br />
053<br />
063<br />
064<br />
066<br />
068<br />
070<br />
072<br />
075<br />
076<br />
078<br />
080<br />
082<br />
084<br />
086<br />
088<br />
090<br />
092<br />
Inhalt<br />
1. Einleitung<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
2.1. Situation<br />
2.1.1. Lage und Anbindung<br />
2.1.2. Landschaft<br />
2.1.3. Park<br />
2.1.4. Gebäudebestand und Nutzung<br />
2.2. Geschichte<br />
2.3. Energetische Bilanzierung<br />
2.3.1. Vorgehensweise<br />
2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />
2.3.3. Heizenergiebedarf<br />
2.3.4. Biomassedargebot des Parks<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong><br />
3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />
3.2. Struktur der Kulturlandschaft<br />
3.2.1. Topografie<br />
3.2.2. Regionale Abgrenzung<br />
3.2.3. Bodenqualitäten<br />
3.2.4. Siedlungsstruktur<br />
3.2.5. Verkehrswege<br />
3.3. Elemente der Kulturlandschaft<br />
3.3.1. Dörfer<br />
3.3.2. Satelliten<br />
3.3.3. Einzelanlagen<br />
3.3.4. Flussaue<br />
3.3.5. Ackerbauflächen<br />
3.3.6. Alleen<br />
3.3.7. Bahnlinie<br />
3.3.8. Industrielle Landschaftselemente<br />
3.3.9. Erneuerbare Energieanlagen
3.4. Energetische Betrachtung<br />
3.4.1. Strombedarf<br />
3.4.2. Stromerzeugung aus regionalen Quellen<br />
3.4.3. Energie-Szenarien<br />
4. Bausteine für die Region <strong>Innerstetal</strong><br />
4.1. Landschaftskonzept<br />
4.1.1. Räumliche Konzentration<br />
4.1.2. Programm<br />
4.1.3. Energieerzeugung<br />
4.1.4. Wegeverknüpfung<br />
4.2. Landschaftsplanung<br />
4.2.1. Gesamtplan<br />
4.2.2. Geländeschnitte<br />
4.2.3. Raumeindruck<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
5.1. Gebäudekonzept<br />
5.1.1. Grundgedanken<br />
5.1.2. Heizenergie<br />
5.1.3. Warmwasser<br />
5.1.4. Strom<br />
5.1.5. Kreisläufe<br />
5.2. Gebäudeplanung<br />
5.2.1. Gebäudebestand<br />
5.2.2. Park<br />
5.2.3. Neubau<br />
6. Fazit<br />
Quellen<br />
097<br />
098<br />
100<br />
102<br />
109<br />
111<br />
112<br />
114<br />
116<br />
120<br />
123<br />
124<br />
126<br />
130<br />
133<br />
135<br />
136<br />
138<br />
142<br />
144<br />
146<br />
151<br />
152<br />
158<br />
160<br />
167<br />
170
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
004
005<br />
Einleitung<br />
1.
Einleitung<br />
Motivation<br />
Der Ausgangspunkt und die Motivation für die vorliegende<br />
Diplomarbeit war die konkrete, praktisch orientierte<br />
Fragestellung nach einem neuen Energie- und Nutzungskonzept<br />
für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>. Es handelt sich dabei<br />
um ein historisches Gebäudeensemble <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />
des <strong>Innerstetal</strong>s in Niedersachsen. In seiner nahezu<br />
900-jährigen Geschichte diente es zunächst als landwirtschaftliches<br />
<strong>Gut</strong>, dann als repräsentativer Sommersitz. Nach einer<br />
längeren Phase des Leerstandes wurde es von mehreren<br />
Pächtern schrittweise saniert und zum Wohnen und Arbeiten<br />
umgenutzt. Aktuell ziehen diese sich nach und nach zurück,<br />
ohne dass eine Nachfolge absehbar wäre.<br />
Um die Anlage zukünftig erhalten zu können, ist neben einem<br />
neuen Nutzungskonzept eine Umstellung der Energieversorgung<br />
notwendig, da die bisherige Beheizung mit fossilen<br />
Energieträgern weder nachhaltig noch finanziell tragbar ist.<br />
Die Frage einer Gruppe von momentanen Nutzern war nun,<br />
ob sich das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> mit Holz aus dem <strong>Gut</strong>spark<br />
eigenständig mit Energie versorgen kann.<br />
Im Zuge dieser Arbeit soll diese Frage nicht auf das <strong>Gut</strong> als<br />
autarke Insel beschränkt bleiben, sondern der Betrachtungsrahmen<br />
auf das regionale Umfeld erweitert werden.<br />
Dies geschieht aus zwei Gründen: Zum einen ist das <strong>Gut</strong><br />
<strong>Walshausen</strong> als bauliches Kulturgut eingebettet in die Kulturlandschaft<br />
des <strong>Innerstetal</strong>s. Der Begriff der Kulturlandschaft,<br />
der zunächst jede vom Menschen gestaltete Landschaft in<br />
Abgrenzung zur reinen „Naturlandschaft“ meint, bekommt<br />
hier eine weitere D<strong>im</strong>ension als Raum, der sich durch die<br />
Dichte und Qualität seiner Kulturdenkmäler auszeichnet [20].<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
006<br />
Mögliche Veränderungen am <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> sind in diesem<br />
Kontext zu betrachten.<br />
Zum anderen werden ländliche Räume durch den Wechsel<br />
von fossilen zu regenerativen Energieträgern wieder verstärkt<br />
zu Energieproduzenten. Zahlreiche Gemeinden und zunehmend<br />
auch ganze Regionen haben sich das Ziel einer autarken<br />
Energieversorgung gesetzt oder diese bereits erreicht.<br />
Für diese Arbeit wird davon ausgegangen, dass dieser Prozess<br />
sich fortsetzen wird und es eine entscheidende Zukunftsfrage<br />
für ländliche Räume ist, ob und wie sie erneuerbare Energieträger<br />
in die Landschaft integrieren.<br />
Dabei ist zu bedenken, dass landwirtschaftlich geprägte<br />
Kulturlandschaften wie das <strong>Innerstetal</strong> schon <strong>im</strong>mer auch<br />
Energielandschaften waren. Indem sie Lebensmittel für<br />
Mensch und Tier sowie Biomasse zum Heizen produzierten,<br />
deckten sie über lange Zeit den Großteil der Bedarfe an Kraft<br />
und Wärme. Dies änderte sich erst mit dem Aufkommen der<br />
fossilen Energieträger [11]. Die Frage be<strong>im</strong> Wechsel zu<br />
regenerativen Energieträgern ist also, wie Kulturlandschaften<br />
trotz des gewachsenen und veränderten Energiebedarfs<br />
wieder an ihre historische Funktion als Energieproduzenten<br />
anknüpfen können.<br />
Vor diesem Hintergrund lässt sich die Frage nach einer<br />
Energieautarkie des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> in zwei Richtungen<br />
erweitern: Kann es fehlende Energie aus der Region<br />
beziehen oder – sei es als Beispielprojekt oder durch tatsächliche<br />
Energieüberschüsse – zum Ausbau der regenerativen<br />
Energieproduktion <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> beitragen?
Dortmund<br />
Düsseldorf<br />
Köln<br />
007 1. Einleitung<br />
250 km<br />
250 km<br />
NIEDERSAcHSEN<br />
240 km<br />
Bremen<br />
130 km<br />
Kassel<br />
90 km<br />
Hamburg<br />
30 km<br />
160 km<br />
Hannover<br />
190 km<br />
240 km<br />
Leipzig<br />
Berlin<br />
Lage in Deutschland<br />
N<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>
Aufbau der Arbeit<br />
Im Rahmen dieser Arbeit soll ein Vorschlag für ein neues<br />
Nutzungs- und Energiekonzept des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> erarbeitet<br />
werden. Dieses soll als Baustein und konkretes Beispiel<br />
in ein Entwicklungszenario der Region <strong>Innerstetal</strong> hin zu einer<br />
vermehrten lokalen Energieproduktion eingebunden sein.<br />
Daraus ergeben sich folgende Teilziele:<br />
• Herausarbeiten der Qualitäten und historischen<br />
Nutzungsmuster des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong><br />
• Bilanzierung des Heizenergiebedarfes des <strong>Gut</strong>es und<br />
Gegenüberstellung mit der <strong>im</strong> Park verfügbaren Biomasse<br />
• Herausarbeiten der Qualitäten der Kulturlandschaft des<br />
<strong>Innerstetal</strong>s<br />
• Gegenüberstellung von Energiebedarf sowie tatsächlicher<br />
und möglicher Energieerzeugung <strong>im</strong> Tal<br />
• Entwicklung von Veränderungsvorschlägen für die Region<br />
<strong>Innerstetal</strong> und das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>, durch die regionale<br />
Energiekreisläufe gefördert werden<br />
Die Arbeit gliedert sich dementsprechend in vier Kapitel.<br />
Sie beginnt mit einer Analyse des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>s, auf die<br />
eine Analyse der Region folgt. Aus dieser wird auf regionale<br />
Konzeptbausteine geschlossen, die <strong>im</strong> letzten Teil auf der<br />
Ebene von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> konkretisiert werden.<br />
Im ersten Teil (Kapitel 2) wird das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> hinsichtlich<br />
seiner Grundeigenschaften und seiner historischen Nutzung<br />
untersucht. Darauf folgt eine Bilanzierung des Heizenergiebedarfs<br />
und der Abgleich mit der <strong>im</strong> <strong>Gut</strong>spark verfügbaren<br />
Biomasse. Als erstes Zwischenergebnis wird festgestellt, ob<br />
eine autarke Versorgung <strong>im</strong> momentanen Zustand möglich ist.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
008<br />
Der zweite Teil beginnt mit einer Zusammenfassung von<br />
Gesprächen mit Akteuren aus dem <strong>Innerstetal</strong>, die einen<br />
Eindruck der bisherigen Entwicklung der Region und<br />
Zukunftsthemen aus Sicht ihrer Bewohner vermittelt. Dann<br />
erfolgt eine Abgrenzung der Region „<strong>Innerstetal</strong>“ und Analyse<br />
ihrer Grundstrukturen. Danach werden prägende Elemente<br />
der Kulturlandschaft herausgearbeitet. Um die energetische<br />
Kapazität der Region aufzuzeigen, werden Strombedarf<br />
und -erzeugung kartiert sowie die Möglichkeit einer<br />
Selbstversorgung in diesem Bereich hochgerechnet. Als zweites<br />
Zwischenergebnis zeigt sich, ob eine regionale Autarkie<br />
unter Wahrung der charakteristischen Kulturlandschaft möglich<br />
ist.<br />
Der dritte Teil formuliert auf dieser Grundlage einen<br />
Vorschlag, wie die Region einen ersten Schritt in Richtung<br />
eines in die Kulturlandschaft eingebundenen Ausbaus der<br />
energetischen Selbstversorgung machen kann.<br />
Im vierten Teil wird das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> Kontext der<br />
Analyse und der Veränderungsvorschläge auf Ebene der<br />
Region noch einmal neu betrachtet. Es wird ein Vorschlag<br />
gemacht, wie es neu genutzt und mit Energie versorgt<br />
werden kann. Dazu erfolgt eine erneute Bilanzierung des<br />
Heizenergiebedarfes und die Betrachtung der übrigen<br />
Energiebedarfe. In der Folge werden bauliche Veränderungen<br />
dargestellt.<br />
Abschließend werden zentrale Aussagen der Arbeit zusammengefasst<br />
sowie Grenzen und offene Fragen thematisiert.
AnALySE<br />
009<br />
KApItEL 2<br />
Energie Kulturlandschaft<br />
KApItEL 3<br />
1. Einleitung<br />
KApItEL 1<br />
Einleitung<br />
<strong>Gut</strong><br />
WALSHAuSEn<br />
InnERStEtAL<br />
Integration<br />
KApItEL 6<br />
Fazit<br />
KApItEL 5<br />
Konkretisierung<br />
KApItEL 4<br />
KonzEpt<br />
Schema Arbeitsaufbau
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
010
011<br />
Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
2.
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
012
013<br />
Situation<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation<br />
Nachdem in der Einleitung bereits die Grundproblematik des<br />
<strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>, die zur Aufgabenstellung eines neuen<br />
Nutzungs- und Energiekonzeptes führte, geschildert wurde,<br />
wird <strong>im</strong> Folgenden genauer auf die Situation eingegangen, in<br />
der sich das Gebäudeensemble heute befindet.<br />
Zunächst wird die Lage des <strong>Gut</strong>es und seine Anbindung an die<br />
umgebenden Orte beschrieben. Ein weiterer wichtiger Aspekt<br />
ist seine Einbindung in die Landschaft des <strong>Innerstetal</strong>s.<br />
Abschließend wird ein Eindruck vom momentanen Zustand<br />
der Hauptbestandteile der Anlage vermittelt. Dabei handelt es<br />
sich zum einen um den <strong>Gut</strong>spark und zum anderen um den<br />
historischen Gebäudebestand.<br />
2.1.
Lage und Anbindung<br />
Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> befindet sich südöstlich der Stadt<br />
Hildeshe<strong>im</strong>. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gütern<br />
der Umgebung ist es nicht in einen Ort eingebunden,<br />
sondern liegt allein in der Landschaft. Die umliegenden Orte<br />
sind aber fußläufig erreichbar und bieten Anschluss an den<br />
Öffentlichen Nahverkehr. So verkehrt ab Itzum ein Bus, ab<br />
Groß Düngen die Regionalbahn in Richtung Hildeshe<strong>im</strong>.<br />
Das Zentrum Hildeshe<strong>im</strong>s ist auch per Fahrrad noch gut<br />
erreichbar.<br />
In unmittelbarer Nähe befindet sich der Ort Heinde. Vom<br />
dortigen <strong>Gut</strong> aus wird die etwa 100 ha umfassende landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche rund um das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> bewirtschaftet.<br />
<strong>Walshausen</strong> markiert in seiner Lage den Schnittpunkt<br />
zwischen dem Stadtbereich Hildeshe<strong>im</strong>s und dem ländlich<br />
geprägten Raum des <strong>Innerstetal</strong>s. Es verbindet so die<br />
Qualitäten einer landschaftlich attraktiven Umgebung<br />
und guten Erreichbarkeit städtischer Infrastrukturen. Als<br />
potentielle Nutzer des <strong>Gut</strong>es kommen somit auch städtische<br />
Institutionen wie beispielsweise die Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s<br />
in Betracht.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
014
Hildeshe<strong>im</strong><br />
5,4 km<br />
015 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.1. Lage und Anbindung<br />
Groß Düngen<br />
2,5 km<br />
Itzum<br />
1,0 km<br />
Heinde<br />
1,5 km<br />
Lage <strong>Walshausen</strong>s zwischen<br />
Dörfern und Stadt
Landschaft<br />
Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und der Park erstrecken sich auf etwa<br />
7 ha Fläche zwischen dem Fluss Innerste als südlicher<br />
und einer Landstraße als nördlicher Begrenzung. Die Anlage<br />
folgt dem Verlauf eines kleinen Baches, der zu zwei Seen<br />
gestaut wurde und am südlichen Ende des Grundstücks in die<br />
Innerste mündet. Das Bachtal ist landwirtschaftlich nicht<br />
nutzbar.<br />
Das Gelände fällt gleichmäßig zur Innerste hin ab, nur am<br />
südwestlichen Ende bildet es ein Plateau mit einer steilen<br />
Böschung aus. Der Blick in das <strong>Innerstetal</strong> und in die<br />
Hügel landschaft des Harzvorlandes ist ein wichtiges Element<br />
der Parkanlage. Nördlich des <strong>Gut</strong>es steigt das Gelände leicht<br />
an. Aus dem Hof blickt man auf eine ehemalige Windmühle<br />
und auf den bewaldeten Höhenzug.<br />
Der Park mit seinem dichten Baumbestand sticht in der umgebenden<br />
Landschaft deutlich heraus und macht die Anlage<br />
aus der Ferne erkennbar.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
016
017 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.2. Landschaft<br />
Egenstedt<br />
Itzum<br />
Innerste<br />
Groß Düngen<br />
Lechstedt<br />
Heinde<br />
Blick auf <strong>Walshausen</strong><br />
Blick vom <strong>Gut</strong> zur Windmühle<br />
Blick vom Park nach<br />
Groß Düngen<br />
Blickbezüge und Topografie
Park<br />
Der <strong>Gut</strong>spark besteht überwiegend aus he<strong>im</strong>ischen Laubgehölzen,<br />
die mit Sträuchern unterpflanzt sind [23]. Er wird<br />
heute nicht mehr gärtnerisch genutzt und gepflegt, nachdem<br />
die gutseigene Gärtnerei in den 1970er Jahren aufgegeben<br />
wurde. Ein Mindestmaß an Instandhaltung wird durch<br />
Mitgliedsbeiträge und ehrenamtliche Arbeit eines Vereins<br />
ermöglicht, insbesondere <strong>im</strong> nördlichen, unmittelbar an die<br />
Villa anschließenden Parkbereich. So ist die ursprüngliche<br />
Gliederung und Wegeführung noch erkennbar. Der Westseite<br />
der Villa war ein Küchen- und Obstgarten zugeordnet, der<br />
Ostseite der Blumengarten. Auf der Südseite befindet sich die<br />
obere Wiese mit den beiden Teichen. Im weiteren Verlauf teilt<br />
sich der Park in zwei Arme, die die untere Wiese umschließen.<br />
Der östliche Arm führt bis hinunter zur Innerste und wird<br />
durch ein Lindenrondell abgeschlossen. Der westliche<br />
Parkteil endet <strong>im</strong> so genannten „Wäldchen“ mit der erhöhten<br />
Eichenbastion als Blickpunkt ins <strong>Innerstetal</strong>.<br />
Ein Großteil der Parkbäume befindet sich in der Alterungsphase<br />
und weist ernste Defekte auf [25]. Das Erscheinungsbild<br />
wird an vielen Stellen durch Wildwuchs geprägt. Für die<br />
Öffentlichkeit ist der Park zwischen Mai und Oktober einmal<br />
wöchentlich zugänglich.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
018
019 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.3. Park<br />
Streuobstwiese<br />
Blick über den unteren Teich<br />
Untere Wiese<br />
Weg <strong>im</strong> Park
Bilder des Gebäudebestandes<br />
<strong>im</strong> <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
Gebäudebestand und Nutzung<br />
Der Gebäudekomplex des <strong>Gut</strong>es besteht heute aus der von<br />
Georg Ludwig Friedrich Laves errichteten Villa, den von ihm<br />
überformten älteren Nebengebäuden sowie dem unter einem<br />
späteren Besitzer erbauten Gewächshaus. Die Villa wird<br />
als zeitweiser Wohnsitz verschiedener Pächter kaum noch<br />
genutzt. Von den Nebengebäuden werden das Arbeiterhaus<br />
und das Obergeschoss des Gärtnerhauses bewohnt. Im<br />
Erdgeschoss des Gärtnerhauses arbeitete bis vor kurzem ein<br />
Mitarbeiter der Hochschule für angewandte Wissenschaft und<br />
Kunst (HAWK) Hildeshe<strong>im</strong>. Im Pferdestall ist ein Künstleratelier<br />
untergebracht, das nicht durchgängig genutzt wird. Das<br />
Kornhaus, die Scheune und die Orangerie stehen leer, <strong>im</strong><br />
Gewächshaus finden selten öffentliche Veranstaltungen statt.<br />
Alle Gebäude bis auf die Scheune wurden bereits saniert<br />
und befinden sich baulich in einem verhältnismäßig guten<br />
Zustand.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
020
Kornhaus<br />
pferdestall<br />
Arbeiterhaus<br />
021 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.4. Gebäudebestand und Nutzung<br />
Villa<br />
Scheune<br />
Gärtnerhaus<br />
orangerie<br />
Gewächshaus<br />
Luftaufnahme
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
022
023<br />
Geschichte<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />
Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> hat eine lange Geschichte mit unterschiedlichen<br />
Besitzern und Nutzungsschwerpunkten.<br />
Erstmals erwähnt wird <strong>Walshausen</strong> 1146 als Mühle. In der<br />
Folgezeit wird das <strong>Gut</strong> als Obödienzgut des Hildeshe<strong>im</strong>er<br />
Domkapitels von unterschiedlichen Domherren bewirtschaftet.<br />
Ab 1776 wird es von Franz von Beroldingen bewohnt, der<br />
die Landwirtschaft ausbaut und geologische und mineralogische<br />
Studien betreibt. <strong>Gut</strong>shaus und Wirtschaftsgebäude<br />
sind in dieser Phase locker um einen Hof gruppiert, <strong>im</strong> Süden<br />
schließt sich ein Nutzgarten mit Obst- und Gemüseanbau<br />
an, der durch Raster und Alleen strukturiert wird.<br />
Ein entscheidender Einschnitt ist der Kauf der Anlage durch<br />
Sophie von Schwicheldt 1829 und der darauf folgende Um bau<br />
durch Georg Ludwig Friedrich Laves. Er ersetzt das ursprüngliche<br />
<strong>Gut</strong>shaus durch eine klassizistische Villa und ergänzt und<br />
überformt die bestehenden Wirtschaftsgebäude, so dass sie<br />
diese zu einem symmetrisch wirkenden Hof ergänzen. Der<br />
Park wird zu einem Landschaftspark nach englischem Muster<br />
umgestaltet. Die Anlage wird von v. Schwicheldt genauso wie<br />
von ihrem Nachfolger Carl von Wallmoden als repräsentativer<br />
Sommersitz genutzt. 1894 wechselt das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> in<br />
den Besitz der Familie von Kielmansegg, in dem es sich noch<br />
heute befindet. Es wird an unterschiedliche Bewohner verpachtet,<br />
die auch ganzjährig dort wohnen. Nach einer Phase<br />
des Leerstands und Verfalls zwischen 1941 und 1989 wird<br />
das <strong>Gut</strong> von einer Gruppe von Professoren, Künstlern und<br />
Architekten gepachtet und schrittweise saniert. Es wurde und<br />
wird in Teilen von ihnen als Wohn- und Arbeitsort genutzt.<br />
Auf den folgenden Seiten werden die wichtigsten Nutzungs -<br />
phasen <strong>Walshausen</strong>s grafisch charakterisiert. Auf der Suche<br />
nach einer neuen Nutzung sollen diese Grafiken einen<br />
Eindruck vermitteln, welche wechselnden Nutzungsanforderungen<br />
in der Vergangenheit an das <strong>Gut</strong> gestellt<br />
wurden, ob diese ganzjährig oder saisonal waren und in<br />
welcher Hinsicht <strong>Walshausen</strong> ein „Produktionsstandort“ für<br />
Lebensmittel, Energie, Öffentlichkeit und Wissen war.<br />
2.2.
Saisonale nutzung<br />
Öffentlichkeit<br />
Geistige Arbeit<br />
Wohnen<br />
Landwirtschaft<br />
produkte / Dienste<br />
Obst / Gemüse<br />
Nutztiere<br />
Fischzucht<br />
Nutzholz<br />
Öffentlichkeit<br />
Wissen<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
1146 - 1776: obödienzgut 1776 - 1812: Franz von Beroldingen<br />
Landwirtschaftliche<br />
Arbeit<br />
Wohnen<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
Repräsentation<br />
Geistige Arbeit<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez<br />
Landwirtschaftliche<br />
Arbeit<br />
Wohnen<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
024<br />
Repräsentation<br />
Geistige Arbeit<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez
025 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />
<strong>Gut</strong>sgebäude und<br />
Gesamtanlage bis 1812
Saisonale nutzung<br />
Öffentlichkeit<br />
Geistige Arbeit<br />
Wohnen<br />
Landwirtschaft<br />
produkte / Dienste<br />
Obst / Gemüse<br />
Nutztiere<br />
Fischzucht<br />
Nutzholz<br />
Öffentlichkeit<br />
Wissen<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
1829 - 1894: v. Schwicheldt / v. Wallmoden 1894 - 1941: Wechselnde pächter<br />
Landwirtschaftliche<br />
Arbeit<br />
Wohnen<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
Repräsentation<br />
Geistige Arbeit<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez<br />
Landwirtschaftliche<br />
Arbeit<br />
Wohnen<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
026<br />
Repräsentation<br />
Geistige Arbeit<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez
027 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />
<strong>Gut</strong>sgebäude und<br />
Gesamtanlage bis 1941
Saisonale nutzung<br />
Öffentlichkeit<br />
Geistige Arbeit<br />
Wohnen<br />
Landwirtschaft<br />
produkte / Dienste<br />
Obst / Gemüse<br />
Nutztiere<br />
Fischzucht<br />
Nutzholz<br />
Öffentlichkeit<br />
Wissen<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
1941 - 1989: Leerstand Seit 1989: <strong>Wieder</strong>belebung<br />
Landwirtschaftliche<br />
Arbeit<br />
Wohnen<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
Repräsentation<br />
Geistige Arbeit<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez<br />
Landwirtschaftliche<br />
Arbeit<br />
Wohnen<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
028<br />
Repräsentation<br />
Geistige Arbeit<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez
029<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />
<strong>Gut</strong>sgebäude und<br />
Gesamtanlage heute
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
030
031<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung<br />
Energetische Bilanzierung<br />
Die energetische Betrachtung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> zielt auf<br />
die Frage, ob die momentane Energieversorgung aus hauptsächlich<br />
fossilen Energieträgern auf eine Selbstversorgung<br />
aus gutseigenen Ressourcen umgestellt werden kann.<br />
Dazu waren zunächst die Heizenergiebedarfe der einzelnen<br />
Gebäudeteile zu bilanzieren. Dies geschah mit Hilfe des Excelbasierten<br />
Werkzeuges EnerCalC, das auf der Basis der<br />
DIN V 18599 eine solche Bilanzierung mit verhältnismäßig<br />
geringem Eingabeaufwand ermöglicht. Aus den <strong>im</strong> Zuge der<br />
Bilanzierung recherchierten Gebäudedaten wurden zudem<br />
grafische „Gebäudeportraits“ erstellt, die auf einen Blick<br />
die Flächenanteile und Dämmstandards der Hüllflächen<br />
zeigen und die Unterschiede zwischen den einzelnen Gebäude<br />
verdeutlichen. Abschließend wurde abgeschätzt, in welchem<br />
Umfang der Energiebedarf der Anlage durch Holz aus dem<br />
<strong>Gut</strong>spark gedeckt werden kann.<br />
2.3.
Vorgehensweise<br />
Betrachtungsbereich<br />
Es wurden die Heizenergiebedarfe von fünf Gebäudeteilen<br />
der <strong>Gut</strong>sanlage (Villa, Orangerie, Gärtnerhaus, Arbeiterhaus<br />
und Pferdestall) einzeln in EnerCalC ermittelt. Das Kornhaus<br />
und der Stall wurden dabei ausgeklammert, da sie technisch<br />
nicht erschlossen sind und eine beheizte Nutzung umfangreiche<br />
Sanierungen erfordern würde. Ebenso wurde das<br />
Gewächshaus als Sonderbau nicht betrachtet.<br />
Das beheizte Volumen reicht bei allen Gebäudeteilen außer<br />
dem Arbeiterhaus von der Kellerdecke bis zur letzten<br />
Geschossdecke gegen den Dachraum. Da be<strong>im</strong> Arbeiterhaus<br />
das Steildach gedämmt wurde und der Dachraum als<br />
Wohnraum nutzbar ist, wurde hier das Volumen von der<br />
Kellerdecke bis zum Dach untersucht.<br />
Gewählte Bauteil-Kennwerte<br />
Als Quellen für die Ermittlung der Bauteilaufbauten stand<br />
ein 1993 durch das Architekturbüro Thumm angefertigter<br />
Plansatz mit folgendem Inhalt zur Verfügung:<br />
• Grundrisse aller Gebäude M 1:100<br />
• Ansichten aller Gebäude außer der Villa M 1:100<br />
• Grundrisse und ein Schnitt des Arbeiterhauses M 1:50<br />
Daraus ließen sich der prinzipielle Aufbau der Bauteile sowie<br />
die Schichtdicken ablesen und messen. Die noch fehlenden<br />
Angaben über Materialien und die <strong>im</strong> Plansatz nicht dargestellten<br />
Geschossdecken wurden mündlich von Herrn Prof.<br />
Thumm sowie dem <strong>Gut</strong>sverwalter Herrn von Lenthe eingeholt.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
032<br />
Bei den Wänden handelt es sich bei allen Gebäuden um<br />
Fachwerkkonstruktionen, die teilweise nachträglich innen oder<br />
außen eine Zusatzdämmung erhalten haben (Arbeiterhaus,<br />
Villa). Daher konnten die jeweiligen U-Werte mithilfe eines<br />
U-Wert-Rechners ermittelt werden. Als Plausibilitätskontrolle<br />
wurden die U-Werte von Referenzkonstruktionen aus anderen<br />
Quellen herangezogen [13] [14].<br />
Die Kellerdecken sind gemauerte Gewölbedecken, deren<br />
Hohlräume zum Erdgeschossfußboden hin vermutlich verfüllt<br />
sind. Die Geschossdecken gegen die Dachräume sind als<br />
Holzbalkendecken mit Lehmwickeln <strong>im</strong> Balkenzwischenraum<br />
konstruiert. Da beide Konstruktionen nicht ohne weiteres<br />
<strong>im</strong> U-Wert-Rechner abzubilden waren, wurden Beispieldaten<br />
aus zwei Quellen [13] [14] herangezogen, die Abweichungen<br />
von bis zu 0,39 W/m 2 K aufwiesen. Der Heizenergiebedarf<br />
erhöht sich um etwa 10 %, wenn die jeweils schlechteren<br />
Werte angenommen werden. Um mit der Berechnung auf der<br />
sicheren Seite zu liegen, wurden die jeweils ungünstigeren<br />
Werte gewählt.<br />
In der <strong>Gut</strong>sanlage <strong>Walshausen</strong> sind zwei Typen von Fenstern<br />
vorzufinden. Bei den Originalfenstern handelt es sich um<br />
einfachverglaste Holzfenster. Diese wurden <strong>im</strong> Zuge der<br />
Sanierung bei manchen Gebäuden durch ein weiteres einfachverglastes<br />
Holzfenster zu Kastenfenstern ergänzt. Für beide<br />
Konstruktionen wurden Beispielwerte aus der Literatur [10]<br />
angenommen.
033 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.1. Vorgehensweise<br />
Betrachtungsbereich<br />
Pferdestall<br />
Arbeiterhaus<br />
Gärtnerhaus<br />
Orangerie<br />
Villa
Vereinfachungen in EnerCalC<br />
Das Excel-basierte Werkzeug EnerCalC hat einen geringen<br />
Eingabeaufwand zum Ziel und daher vergleichsweise<br />
wenige Eingabefelder zur Beschreibung des Gebäudes in<br />
Bezug auf Geometrie und Bauteilkennwerte. Ein Großteil der<br />
Werte kann frei eingegeben, die übrigen aus Vorgabewerten<br />
ausgewählt werden. Es mussten daher Abstraktionen vom<br />
realen Gebäudebestand vorgenommen werden.<br />
Als mögliche Außenflächen eines Gebäudes sieht EnerCalC<br />
• Wände gegen Außenluft<br />
• Wände gegen unbeheizt<br />
• Dächer<br />
• Böden gegen Erdreich/unbeheizt<br />
• Fenster<br />
vor. Es gibt also keine Möglichkeit, Dächer gegen unbeheizt<br />
sowie Böden gegen Außenluft einzugeben. Beide Fälle<br />
liegen aber bei Gebäudeteilen des <strong>Gut</strong>es vor. Im Fall der<br />
obersten Geschossdecken wurde der U-Wert daher mit dem<br />
Temperaturkorrekturfaktor F x =0,8 [6] abgemindert.<br />
Die Bodenfläche gegen Außenluft (über der Tordurchfahrt<br />
des Gärtnerhauses) wurde der Kategorie „Dach gegen außen“<br />
zugeschlagen. Da es sich hierbei um eine verhältnismäßig<br />
kleine Fläche handelt, wurden die damit einhergehenden<br />
fehlerhaften R si - und R se -Werte als tolerabel betrachtet.<br />
In EnerCalC gibt es keine Eingabemöglichkeit für Steildächer.<br />
Dies ist für die Bilanzierung des Arbeiterhauses relevant.<br />
Die Dachflächen wurden daher ab einer Neigung von 30°<br />
als Wände, darunter als flaches Dach angenommen und die<br />
damit einhergehende Abweichung der R si - und R se -Werte in<br />
Kauf genommen.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
034<br />
Die U g -Werte können in EnerCalc nicht frei eingegeben,<br />
sondern nur aus Vorgabewerten ausgewählt werden.<br />
Der Vorgabewert für die Einscheibenverglasung st<strong>im</strong>mt<br />
mit dem in der Literatur gefundenen überein (5,8 W/m 2 K),<br />
der Vorgabewert für eine Zweischeibenverglasung lag<br />
nur 0,1 W/m 2 K über dem eines Kastenfensters mit zwei<br />
Einfachverglasungen (2,9 W/m 2 K gegenüber 2,8 W/m 2 K) und<br />
konnte daher ebenfalls übernommen werden ohne relevante<br />
Abweichungen hervorzurufen.<br />
In EncerCalC werden Nutzungsprofile verwendet, bei denen<br />
eine Soll-Innenraumtemperatur über das gesamte Jahr<br />
hinweg während der täglichen Nutzungszeiten gilt.<br />
Im Rahmen des saisonalen Nutzungsszenarios in Kapitel<br />
5 sollten für die <strong>Gut</strong>sgebäude aber in unterschiedlichen<br />
Monaten unter schiedliche Solltemperaturen gelten. Daher<br />
wurde das Ergebnis für dieses Szenario aus den jeweiligen<br />
Monatswerten von zwei Bilanzierungen mit entsprechenden<br />
Nutzungsprofilen zusammengesetzt. Dadurch bleibt<br />
die Energiemenge unbeachtet, die zum <strong>Wieder</strong> aufheizen<br />
der Gebäude <strong>im</strong> Frühling be nötigt wird. Sie dürfte aber <strong>im</strong><br />
Vergleich zum Jahresenergiebedarf vernachlässigbar sein.
035 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.1. Vorgehensweise<br />
30 mm<br />
250 mm<br />
30 mm<br />
20 mm<br />
20 mm<br />
150 mm<br />
20 mm<br />
25 mm<br />
120 mm<br />
120 mm<br />
Decke gegen Dachraum<br />
Verschalung Fichte<br />
Holzbalken Fichte<br />
Lehmwickeleinschub<br />
Verschalung Fichte<br />
Putz auf<br />
Rohrgeflecht<br />
Außenwand<br />
Putz<br />
Vollziegel<br />
Holzständer Eiche<br />
Putz<br />
Kellerdecke<br />
Dielung<br />
Lagerhölzer auf<br />
Sandschüttung<br />
Kappendecke aus<br />
Vollziegel<br />
Bauteilaufbauten<br />
Standardfall
Villa<br />
Gebäudeeigenschaften<br />
Villa<br />
Die Villa zeichnet sich in ihrer Geometrie durch ein<br />
verhältnis mäßig gutes A/V-Verhältnis von 0,5 aus. Bei ihrer<br />
Sanierung wurden sowohl die Fenster zu Kastenfenstern<br />
ergänzt als auch eine Dämmung der Wände zwischen<br />
Fachwerkkonstruktion und äußerer Holzverschalung vorgenommen.<br />
Der Fensterflächenanteil ist <strong>im</strong> Süden am größten.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
036
037<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />
Dach<br />
Wand<br />
0,42<br />
0,28 0,28<br />
Nord<br />
0,16<br />
0,26<br />
Boden<br />
West 0,14<br />
0,18 Ost<br />
Süd<br />
Dach<br />
0,9<br />
Wand<br />
0,5<br />
Nord<br />
2,72<br />
1,16<br />
Boden<br />
West 2,72 2,72 Ost<br />
2,72<br />
Süd<br />
Geschlossene Bauteile<br />
Anteile der geschlossenen<br />
Bauteile<br />
U-Werte der geschlossenen<br />
Bauteile [W/m 2 K]<br />
Fenster<br />
Fensteranteile nach<br />
H<strong>im</strong>melsrichtung<br />
U -Werte Fenster [W/m W 2K]
Orangerie<br />
orangerie<br />
Bei der Orangerie fallen in Bezug auf den Heizenergie bedarf<br />
vor allem die großen einfachverglasten Fenster flächen in der<br />
Südfassade ins Gewicht. Diese lassen ebenso wie das<br />
relativ schlechte A/V-Verhältnis (0,9) große Energieverluste<br />
durch die Hülle vermuten. Zudem ist das Verhältnis zwischen<br />
Nutzfläche und zu beheizendem Volumen aufgrund der<br />
Höhe des Raums ungünstig.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
038
039<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />
Dach<br />
Wand<br />
0,34<br />
0,33 0,33<br />
Nord<br />
0,41<br />
Boden<br />
0,0<br />
West 0,09 0,09<br />
Ost<br />
Süd<br />
Dach<br />
0,9<br />
Wand<br />
1,7<br />
Nord<br />
1,16<br />
Boden<br />
0,0<br />
West 4,72 4,72 Ost<br />
4,72<br />
Süd<br />
Geschlossene Bauteile<br />
Anteile der geschlossenen<br />
Bauteile<br />
U-Werte der geschlossenen<br />
Bauteile [W/m2K] Fenster<br />
Fensteranteile nach<br />
H<strong>im</strong>melsrichtung<br />
U -Werte Fenster [W/m W 2K]
Gärtnerhaus<br />
Gärtnerhaus<br />
Be<strong>im</strong> Gärtnerhaus wurden die Originalfenster zu Kastenfenstern<br />
ergänzt, die Wände aber nicht gedämmt. Eine<br />
Besonderheit in der Geometrie ist die Tordurchfahrt <strong>im</strong> Erdgeschoss<br />
und die dadurch vergrößerte wärmeabgebende<br />
Hülle. In Bezug auf die Fensterflächen ist das Gebäude Ost-<br />
West-orientiert mit etwa gleich großen Anteilen in beiden<br />
Fassaden.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
040
041<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />
Dach<br />
0,38<br />
Wand<br />
0,37<br />
Nord<br />
0,25<br />
Boden<br />
0,0<br />
West 0,16<br />
0,15 Ost<br />
0,0<br />
Süd<br />
Dach<br />
0,9<br />
Wand<br />
1,7<br />
Nord<br />
1,16<br />
Boden<br />
0,0<br />
West 2,72 2,72 Ost<br />
0,0<br />
Süd<br />
Geschlossene Bauteile<br />
Anteile der geschlossenen<br />
Bauteile<br />
U-Werte der geschlossenen<br />
Bauteile [W/m2K] Fenster<br />
Fensteranteile nach<br />
H<strong>im</strong>melsrichtung<br />
U -Werte Fenster [W/m W 2K]
Arbeiterhaus<br />
Arbeiterhaus<br />
Im Arbeiterhaus wurden die umfangreichsten energetisch<br />
wirksamen Sanierungsmaßnahmen <strong>im</strong> <strong>Gut</strong> durchgeführt.<br />
Es wurden sowohl die Fenster ergänzt als auch die Wände<br />
innen und das Steildach zwischen den Sparren gedämmt.<br />
Die Fensterflächen sind mehrheitlich nach Süden und Westen<br />
ausgerichtet.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
042
043<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />
Dach<br />
0,14<br />
Wand<br />
0,56<br />
Nord<br />
0,15<br />
0,30<br />
Boden<br />
Dach<br />
0,3<br />
Wand<br />
0,45<br />
1,16<br />
Boden<br />
0,0<br />
0,0<br />
West 0,14 0,06<br />
Ost West 2,72 2,72 Ost<br />
Süd<br />
Nord<br />
2,72<br />
Süd<br />
Geschlossene Bauteile<br />
Anteile der geschlossenen<br />
Bauteile<br />
U-Werte der geschlossenen<br />
Bauteile [W/m2K] Fenster<br />
Fensteranteile nach<br />
H<strong>im</strong>melsrichtung<br />
U -Werte Fenster [W/m W 2K]
Pferdestall<br />
pferdestall<br />
Der Pferdestall ähnelt in seiner Geometrie als Ost-Westorientiertes,<br />
zweigeschossiges Volumen dem Gärtnerhaus.<br />
Der Fensterflächenanteil ist ebenfalls ähnlich, konzentriert<br />
sich aber auf die Toröffnung zum Hof nach Osten. Die<br />
Fenster sind einfachverglast. Das A/V-Verhältnis ist etwas<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
044<br />
günstiger als be<strong>im</strong> Gärtnerhaus (0,6 statt 0,7), vor allem aber<br />
ist <strong>im</strong> Vergleich der geschlossenen Bauteile der Anteil der<br />
Wandflächen, die einen schlechteren U-Wert als Dach und<br />
Boden haben, geringer.
045<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />
Dach<br />
Wand<br />
0,25<br />
0,37 0,37<br />
Nord<br />
Boden<br />
0,0<br />
West 0,07<br />
0,23 Ost<br />
0,0<br />
Süd<br />
Dach<br />
0,9<br />
Wand<br />
1,7<br />
Nord<br />
1,16<br />
Boden<br />
0,0<br />
West 4,72 4,72 Ost<br />
0,0<br />
Süd<br />
Geschlossene Bauteile<br />
Anteile der geschlossenen<br />
Bauteile<br />
U-Werte der geschlossenen<br />
Bauteile [W/m2K] Fenster<br />
Fensteranteile nach<br />
H<strong>im</strong>melsrichtung<br />
U -Werte Fenster [W/m W 2K]
Heizenergiebedarf<br />
Die Gebäude der <strong>Gut</strong>sanlage haben deutlich unterschiedliche<br />
Nutzenergiebedarfe für das Heizen. Das Spektrum reicht von<br />
der Villa mit 155 kWh/m²a bis zur Orangerie mit 488 kWh/m 2 a.<br />
Diese Abweichungen erscheinen aufgrund der unterschiedlichen<br />
Geometrien, Ausrichtungen und Sanierungsstandards<br />
plausibel. Der Abgleich mit Durchschnittswerten deutscher<br />
Fachwerkgebäude, die vor 1918 erbaut wurden [8], zeigt,<br />
dass das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> Normalbereich liegt und lediglich<br />
die Orangerie als Sonderbauform einen deutlichen Ausreißer<br />
nach oben darstellt.<br />
Momentan werden die verschiedenen Wohneinheiten mit<br />
insgesamt sieben einzelnen Gasthermen beheizt, die aus<br />
einem zentralen Flüssiggastank gespeist werden. In der Villa<br />
gibt es zudem eine Nachtspeicherofenanlage. Die Bewohner<br />
von Arbeiterhaus und Gärtnerhaus decken etwa ein Viertel<br />
ihres Bedarfes nicht mit Flüssiggas, sondern mit Holzöfen.<br />
Um der Frage nachzugehen, ob eine Umstellung auf eine<br />
Beheizung mit Holz aus dem Park möglich ist, wurde der<br />
Nutzenergiebedarf aller Gebäude summiert und mit den in<br />
EnerCalC für einen Holzkessel ausgegebenen Faktoren<br />
für Anlagen- und Verteilungsverluste in den Endenergiebedarf<br />
umgerechnet. Anhand des Brenn wertes von Holz nach<br />
DIN V 18599 wurde daraus die für eine ganzjährige<br />
Bewohnung des <strong>Gut</strong>es nötige Holztrockenmasse ermittelt.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Fachwerkgebäude<br />
bis Baujahr 1918<br />
Passivhaus<br />
046<br />
nutzenergiebedarf Heizen [kWh/m²a]<br />
155<br />
488<br />
298<br />
203<br />
186
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
047<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.3. Heizenergiebedarf<br />
nutzenergiebedarf<br />
292 MWh/a<br />
14,9<br />
90,4<br />
71,8<br />
37,1<br />
78,3<br />
x 1,73 Endenergiebedarf<br />
504 MWh/a<br />
÷ 4,4 kWh/kg<br />
25,7<br />
155,9<br />
123,9<br />
64,0<br />
135,0<br />
Holzbedarf<br />
115 t/a<br />
Bedarfsermittlung<br />
Arbeiterhaus<br />
Pferdestall<br />
Gärtnerhaus<br />
Orangerie<br />
Villa<br />
Referenzwerte
Biomassedargebot des Parks<br />
Eine Schwierigkeit bei der Entwicklung einer autarken<br />
Energie versorgung der <strong>Gut</strong>sanlage bestand in der<br />
Beantwortung der Frage, wie viel Biomasse sich <strong>im</strong> <strong>Gut</strong>spark<br />
<strong>im</strong> Rahmen einer gezielten Aufforstung jährlich gewinnen<br />
ließe. Sicherlich kann <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit darauf keine<br />
forstwissenschaftlich präzise Antwort gegeben werden.<br />
Dennoch war zumindest ein grober Schätzwert nötig.<br />
Als Grundlage dafür wurde eine Diplomarbeit über den<br />
<strong>Gut</strong>spark <strong>Walshausen</strong> herangezogen [23], die eine Auflistung<br />
aller Bäume des Parks mit ihrem Stammumfang in Brusthöhe<br />
beinhaltet. Für unterschiedliche Baumarten gibt es<br />
allometrische Biomassefunktionen [1], die es ermöglichen,<br />
anhand von leicht messbaren Baumeigenschaften wie der<br />
Querschnittsfläche des Stammes auf deren oberirdische<br />
Biomasse zu schließen. Mit den Formeln für drei Arten<br />
(Buche, Eiche, Kiefer), denen die Bäume des Parks zugeordnet<br />
wurden, wurde so <strong>im</strong> ersten Schritt die gesamte Biomasse des<br />
Parks geschätzt. Zudem wurde die Annahme getroffen,<br />
dass <strong>im</strong> Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung jährlich<br />
ein Hundertstel davon aus dem Park entfernt werden könnte,<br />
so dass neu gepflanzte Bäume ein durchschnittliches Alter<br />
von 100 Jahren erreichen könnten.<br />
Weitere Gehölze des Parks wie Büsche und Hecken wurden<br />
bewusst nicht berücksichtigt, um mit der Schätzung eher<br />
auf der sicheren Seite zu liegen.<br />
Es zeigt sich, dass lediglich ein Fünftel des Holzbedarfes von<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> für das Heizen mit Holz aus dem <strong>Gut</strong>spark<br />
gedeckt werden kann.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
048<br />
1 % pro Jahr<br />
1 % pro Jahr<br />
1 % pro Jahr
049<br />
2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.4. Biomassedargebot des Parks<br />
Baumarten trockenmasse<br />
25 t/a<br />
Buche<br />
Eiche<br />
Nadelbaum<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Deckungsgrad<br />
20 %<br />
115 t/a<br />
25 t/a<br />
Bedarfsdeckung<br />
Nutzbares Holz aus dem Park<br />
Holzbedarf des <strong>Gut</strong>es
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
050
051<br />
Die Region <strong>Innerstetal</strong><br />
3.
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
052
053<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />
Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />
Ein Teil der Analyse von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und dem <strong>Innerstetal</strong><br />
waren Gespräche mit unterschiedlichen Akteuren der Region.<br />
Befragt wurden sowohl Personen aus dem engeren Um feld<br />
<strong>Walshausen</strong>s als auch solche, die sich <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> engagieren<br />
und eher von außen auf das <strong>Gut</strong> schauen.<br />
Dabei ging es darum, Fakten zu sammeln, aber auch um<br />
ein St<strong>im</strong>mungsbild: Welche Themen spielen in der Region<br />
eine Rolle, welche Projekte wurden und werden verfolgt,<br />
welche Defizite und Entwicklungstendenzen gibt es? Da die<br />
Gesprächspartner aus unterschiedlichen Bereichen kommen,<br />
ergab sich daraus kein einheitliches Bild, sondern eher<br />
ein Patchwork aus subjektiven Einschätzungen und Ideen.<br />
Diese sind aber alle durch ein langjähriges Erfahrungswissen<br />
aus der Region gestützt und bilden so eine Ergänzung zum<br />
analytischen Blick von außen.<br />
Die folgenden Seiten geben einen kurzen Überblick über<br />
Personen und besprochene Themen und fassen Auszüge aus<br />
den Gesprächen zu den Bereichen <strong>Walshausen</strong>, <strong>Innerstetal</strong><br />
und Projekte zusammen.<br />
3.1.
Gesprächspartner<br />
Professor für Kunstwissenschaft und Pächter <strong>Walshausen</strong>s<br />
Verwalter des <strong>Gut</strong>es Heinde<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
Professor für Pflanzenökologie und Vorsitzender des Fördervereins <strong>Walshausen</strong><br />
Vertreter des Themas Umwelt <strong>im</strong> Landkreis Hildeshe<strong>im</strong><br />
Vertreter des Themas Kultur <strong>im</strong> Landkreis Hildeshe<strong>im</strong><br />
Kulturschaffender <strong>im</strong> Raum Hildeshe<strong>im</strong><br />
Bürgermeister einer Stadt <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
Vertreter Energieversorger Hildeshe<strong>im</strong><br />
Vertreter Energieversorger Bad Salzdetfurth<br />
054
055<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />
themen<br />
<strong>Walshausen</strong><br />
Geschichte<br />
Landwirtschaft<br />
Energie<br />
Neunutzung<br />
<strong>Innerstetal</strong><br />
Landschaftsbild<br />
Naturschutz<br />
Energie<br />
Wirtschaft<br />
Identität<br />
Tourismus<br />
projekte<br />
REK „Untere Innerste“<br />
Kulturlandschaft „Mittlere Innerste“<br />
Kulturium<br />
Kulturbüro<br />
Innerste Blau<br />
Energieerzeugung durch <strong>Gut</strong> Heinde<br />
Wasserkraftwerk Johanniswehr
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
056<br />
Die <strong>Wieder</strong>belebung <strong>Walshausen</strong>s begann 1989, als zwei Hauptpächter<br />
einen Vertrag mit Graf von Kielmansegg abschlossen.<br />
Dieser war auf eine Nutzungsdauer von 20 bis 30 Jahren ausgelegt.<br />
Das <strong>Gut</strong> war damals in unbewohnbarem Zustand.<br />
Insbesondere der westliche Teil war stark beschädigt, hier<br />
mussten auch Erstinstallationen von Strom und Wasser vorgenommen<br />
werden. Die Pachtverträge laufen 2015 aus. Bisher<br />
gibt es keine konkreten Ideen für eine neue Nutzung, jedoch den<br />
Wunsch des Verwalters, zumindest für die Villa einen dauerhaften<br />
Bewohner zu finden, damit sie regelmäßig gepflegt wird.<br />
In Bezug auf eine landwirtschaftliche Nutzung des <strong>Gut</strong>es<br />
<strong>Walshausen</strong> ist der Vergleich zum „Muttergut“ Heinde interessant.<br />
Dieses funktioniert heute als Ackerbaubetrieb, der sich<br />
mehr und mehr auch in der Energiewirtschaft engagiert. Der alte<br />
Gebäudebestand wird zur Getreide und Düngemittellagerung<br />
sowie für Maschinen genutzt. Es werden 350 ha bewirtschaftet,<br />
von denen 100 ha ursprünglich zum <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> gehörten.<br />
Das <strong>Gut</strong> Heinde ist in Bezug auf die Rationalisierung der<br />
landwirtschaftlichen Arbeit typisch für die Region. Während 1949<br />
noch 130 Menschen bei der Ernte beteiligt waren, sind es heute<br />
drei. Für Landwirtschaft in diesem Maßstab sind die Gebäude<br />
des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>s viel zu kleinteilig, was zu ihrer schleichenden<br />
Aufgabe und Bewirtschaftung der Flächen durch das <strong>Gut</strong><br />
Heinde führte.<br />
Die Beheizung von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> erfolgt heute fast ausschließlich<br />
über einzelne Gasthermen, die mit Flüssiggas betrieben<br />
werden. Es gibt keinen Wasser oder Abwasseranschluss, sondern
057<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />
einen eigenen Brunnen und eine eigene Abwasseranlage. Auch<br />
die nächste Erdgasleitung ist zu weit vom <strong>Gut</strong> entfernt, um dieses<br />
anzuschließen.<br />
Auf die Frage nach zukünftigen Energieversorgungskonzepten<br />
wurden von verschiedenen Seiten eine Holzheizung und<br />
Stromerzeugung durch Photovoltaik oder kleine Windturbinen<br />
vorgeschlagen. Die Insellage des <strong>Gut</strong>es spricht für den Versuch,<br />
eine autarke Versorgung aufzubauen.<br />
Kritisch zu hinterfragen ist, ob Autarkie mit Nachhaltigkeit<br />
gleich zusetzen ist. Betrachtet man die historische Nutzung und<br />
Versorgung <strong>Walshausen</strong>s und ähnlicher Adelssitze war sie wohl<br />
kaum auf umfassende Nachhaltigkeit ausgelegt. Es war vielmehr<br />
eine Selbstverständlichkeit, dass die Besitzer über ausreichend<br />
Ressourcen und vor allem günstige Arbeitskräfte verfügten,<br />
um ihren Energiebedarf zu decken. Mindestens der Aspekt der<br />
sozialen Nachhaltigkeit blieb dabei außer Acht.<br />
Über mögliche zukünftige Nutzungen des <strong>Gut</strong>es gibt es unter<br />
den Befragten unterschiedliche, teilweise auch widersprüchliche<br />
Vorstellungen. Manche schätzen öffentliche, kulturelle Nutzungen<br />
wie die eines Kulturcafés oder Ateliers für wechselnde Künstler als<br />
unrealistisch ein und würden stattdessen auf private Investoren<br />
setzen, die das <strong>Gut</strong> zu ihren Zwecken nutzen, ähnlich wie<br />
dies aktuell be<strong>im</strong> Schloss Derneburg geschieht. Dieses wurde<br />
lange vom Künstler Georg Baselitz bewohnt und nun von einem<br />
Rohstoffhändler und Kunstsammler gekauft, der dort seine<br />
Sammlung ausstellen möchte.<br />
Andere halten gerade ein solches Szenario für unwahrscheinlich<br />
und würden eher eine Nutzung durch eine vorhandene oder noch<br />
zu gründende regionale Institution vorschlagen. So könnten<br />
beispielsweise die Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s interessiert an einem<br />
Gästehaus mit Seminarräumen sein. Falls die Idee einer<br />
„Kulturlandschaft Mittlere Innerste“ umgesetzt würde, könnte<br />
<strong>Walshausen</strong> am Schnittpunkt zwischen Stadt und Landschaft<br />
auch für diese als Hauptquartier oder „Landschaftskulturhaus“<br />
genutzt werden. In beiden Fällen sollte eine institutionelle Nutzung<br />
mit einer privaten Wohnnutzung verbunden werden, um diese<br />
Entwicklungslinie <strong>Walshausen</strong> seit 1829 fortzusetzen und eine<br />
dauerhafte Belebtheit des <strong>Gut</strong>es zu erreichen.<br />
Ein anderer Vorschlag ist eine Nutzungsmischung aus Hofcafé,<br />
Werkstätten für alte Handwerkstechniken und einem Markt für<br />
regionale Spezialitäten. Diese Einzelnutzungen könnten sich<br />
als Verein organisieren und so für Teilprojekte Förderungen erhalten,<br />
sollten aber auch wirtschaftlich eigenständig funktionieren<br />
können.<br />
Auch eine Fokussierung auf best<strong>im</strong>mte Zielgruppen, zum Beispiel<br />
als kleine, feine Gärtnerei, die von der besonderen Atmosphäre<br />
des <strong>Gut</strong>es profitiert, wäre denkbar.
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
Das <strong>Innerstetal</strong><br />
058<br />
Ein landschaftlicher Reiz der Gegend liegt darin, dass der<br />
Hildeshe<strong>im</strong>er Wald und die Harzausläufer die letzte Erhebung vor<br />
der Norddeutschen Tiefebene darstellen.<br />
Identifikationspunkte für die Bewohner sind die Flussauenlandschaft<br />
mit ihrer aufgrund der Schwermetallbelastung besonderen<br />
Vegetation sowie die kulturell herausragenden Einzelanlagen der<br />
Region wie die Domäne Marienburg, die Ortskirche von Heinde,<br />
Schloss Derneburg und <strong>Gut</strong> Astenbeck.<br />
Das Landschaftsbild ist stark agrarisch geprägt. Es herrscht eine<br />
Struktur von Vollerwerbsbetrieben vor, die zum größten Teil<br />
Ackerbau betreiben. Die Betriebe kooperieren miteinander beispielsweise<br />
durch die Gründung von Maschinenverbünden, die<br />
best<strong>im</strong>mte Geräte gemeinschaftlich zur Verfügung stellen.<br />
Der Artenreichtum der Landwirtschaft in der Region ist nicht<br />
sehr groß. Besonders die Maiskulturen sind aus Naturschutzsicht<br />
problematisch, da sie seltene Arten wie Feldlerche oder Kiebitz<br />
verdrängen. Ein weiterer Problempunkt ist die landwirtschaftliche<br />
Nutzung der schwermetallbelasteten Flächen entlang der Innerste<br />
zur Lebensmittelproduktion.<br />
Anders herum wird die zunehmende Ausweisung von Naturschutzgebieten<br />
von den Bewohnern der Region nicht nur<br />
positiv gesehen. Oft sind Gemeinschaftsflächen der Orte wie<br />
Feuerwehrübungs, Fußball oder Badeplätze betroffen, die nun<br />
nur noch eingeschränkt genutzt werden können. Dadurch geht<br />
das Verantwortungsbewusstsein für diese Flächen eher zurück.
059<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />
Das <strong>Innerstetal</strong> hat das Potential, ohnehin anfallende Biomasse<br />
energetisch zu nutzen. Dafür kommen neben den schwermetallbelasteten<br />
Flächen auch verschiedene Kleinwaldungen in Frage<br />
wie historische Parks, Böschungen entlang von Straßen oder<br />
Alleen. Vielfach werden diese so weit zurückgeschnitten wie nötig,<br />
die anfallende Biomasse aber nicht genutzt.<br />
Wirtschaftlich profitiert das <strong>Innerstetal</strong> von der guten Erreichbarkeit<br />
der Städte Hildeshe<strong>im</strong> und Hannover. So gab es in den<br />
neunziger Jahren starke Einwohnerzuwächse. Momentan stagniert<br />
die Entwicklung und wird langfristig eher in eine Phase leichter<br />
Schrumpfung übergehen. Daher ist auch eine weitere Ausweisung<br />
von Neubaugebieten <strong>im</strong> Tal nur noch in Einzelfällen zu erwarten.<br />
Die Rolle der ländlichen Orte als „Schlafstätten“ für die angrenzenden<br />
Städte scheint sich jedoch zu wandeln. Während in<br />
den 70er Jahren oftmals der vergleichsweise billige Baugrund<br />
Motivation war, aufs Land zu ziehen, spielt nun die Vorstellung<br />
einer besseren Lebensqualität, dem gesunden Aufwachsen von<br />
Kindern und einem überschaubaren Raum mit eigener Identität<br />
eine Rolle.<br />
So n<strong>im</strong>mt auch die Bereitschaft der Bewohner zu, sich mit dem<br />
eigenen Ort auseinanderzusetzen und dem kulturellen „Kahlschlag“,<br />
der in den vergangenen Jahrzehnten <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />
vielerorts stattgefunden hatte, etwas entgegenzusetzen.<br />
Die kulturellen Eigenheiten und Potentiale werden <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
nach und nach wiederentdeckt.<br />
Dies geschieht auch in Hinblick auf die touristische Erschließung<br />
der Region. Bisher gibt es in dieser Hinsicht kaum Infrastruktur,<br />
seien es Unterkünfte mit gutem gastronomischen Angebot oder<br />
durchgängige Wanderwege. Auch die Außendarstellung der Region<br />
ist noch eher beliebig und unspezifisch.<br />
Die Gemeinden möchten den Tourismus <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> durch den<br />
Bau eines durchgängigen Radwegs fördern und von dem allgemeinen<br />
Trend zu Fahrradurlauben profitieren.<br />
Darüber hinausgehend könnten und müssten für ein gelingendes<br />
Tourismuskonzept aber noch mehr Angebote gemacht werden wie<br />
BedandBreakfast oder Ladestationen für Elektrofahrräder.<br />
Ein Reiseführer, der Praktisches wie Unterkünfte und Gastronomie<br />
mit historischen, kulturellen und sonstigen regionalen<br />
Spezialitäten verbindet, wäre ebenso wünschenswert. Auch ein<br />
Denken über das <strong>Innerstetal</strong> hinaus lohnt: So liegen, wenn das<br />
Leinetal miteinbezogen wird, vier von fünf Kulturerbestätten<br />
Niedersachsens in der Region (FagusWerk Alfeld, Oberharzer<br />
Wasserwirtschaft, Mariendom und St. MichaelisKirche Hildeshe<strong>im</strong>,<br />
Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt Goslar). Auch andere<br />
Zielgruppen als Fahrradtouristen sind zu bedenken, beispielsweise<br />
Messegäste in Hannover.
projekte<br />
Fast alle Befragten haben Projekte <strong>im</strong> Bereich von Kultur,<br />
Landschaft, Natur und Energie <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> initiiert oder<br />
daran teilgenommen. Diese geben einen guten Einblick in die<br />
Entwicklungsmöglichkeiten der Region.<br />
Am breitesten angelegt war wohl das 2007 erstellte Regionale<br />
Entwicklungskonzept (REK) der Region „Untere Innerste“, in<br />
der sich 10 Kommunen zusammengeschlossen hatten. In diesem<br />
Rahmen fanden nach einer Auftaktveranstaltung eine Regionalkonferenz<br />
und eine Projektwerkstatt statt, die den Bewohnern<br />
der Region die Möglichkeit gaben, gemeinsam über die Zukunftsperspektiven<br />
und die Identität ihres Umfeldes nachzudenken.<br />
Mit dem daraus hervorgegangene Leitbild „Zukunftsfähige<br />
(Land)Wirtschaft, lebendige Orte und wertvolle Kulturlandschaft<br />
an der Unteren Innerste eine Region mit Lebensqualität<br />
und Perspektive!“ scheiterte jedoch die Aufnahme ins Leader<br />
Förderprogramm.<br />
Einige Jahre vor dem REK hatte es bereits die Initiative<br />
„Kulturlandschaft Mittlere Innerste“ gegeben mit dem Ziel, <strong>im</strong><br />
Raum zwischen Ringelhe<strong>im</strong> und Hildeshe<strong>im</strong> eine gebietsintegrierte<br />
kulturelle Planung zu etablieren. 2001 fand das Kolloquium „Ein<br />
Kulturraum entsteht“ mit Vorträgen von Initiatoren anderer<br />
Kulturräume statt, das mit einem regionalen Kulturmarkt<br />
abschloss. Über vier Jahre hinweg trafen sich die Bürgermeister<br />
der beteiligten Gemeinden mit dem Vorhaben, eine Publikation<br />
über die Potentiale der Region zu erstellen, diese blieb aber<br />
<strong>im</strong> Stadium eines Manuskripts. Erste Veranstaltungen waren so<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
060<br />
genannte „BrückenFeste“ an der Innerste, beispielsweise an der<br />
LavesBrücke bei <strong>Walshausen</strong>. Eine weitere Idee des Projektes war<br />
die eines „Kulturparlamentes“, in dessen Rahmen lokale Vereine<br />
und Institionen gemeinsam einen Kulturkalender planen sollten.<br />
Etwas ähnliches wurde mittlerweile <strong>im</strong> „Kulturium“, einer gemeinsamen<br />
Datenbank der freien Kulturszene der Region Hildeshe<strong>im</strong>,<br />
die sich <strong>im</strong> „Netzwerk Kultur und He<strong>im</strong>at“ organisiert hat, umgesetzt.<br />
Hier können Kulturschaffende Veranstaltungen eintragen<br />
und ihre Arbeiten vorstellen. Zudem können die Dokumentationen<br />
bisheriger Projekte nachgeschlagen werden.<br />
Eine zentrale Institution, die kulturelles Engagement <strong>im</strong> ländlichen<br />
Raum fördert, ist das Kulturbüro des Landkreises Hildeshe<strong>im</strong>.<br />
Dessen Ansatz ist es, <strong>im</strong> kulturellen Bereich die in den letzten<br />
Jahrzehnten weitgehend verloren gegangene Autonomie auf Dorfebene<br />
zurückzuholen anstatt die Stadt Hildeshe<strong>im</strong> als alleinigen<br />
kulturellen „Kristallisationspunkt“ zu verstehen, der die Region<br />
versorgt.<br />
Ein Großprojekt in dieser Hinsicht war die Veranstaltungsreihe<br />
„Innerste Blau“. Sie entstand aus einer Expedition von<br />
Kulturschaffenden, He<strong>im</strong>atpflegern und Naturschützern vom<br />
InnersteSprung nach Hildeshe<strong>im</strong> mit dem Versuch, regionale<br />
Geschichten und Besonderheiten zu entdecken. Da es nicht überall<br />
möglich war, sich direkt an der Innerste zu bewegen, kam<br />
die Idee eines durchgängigen Fahrradweges auf, der nun, sechs<br />
Jahre später, kurz vor der Realisierung steht. Da dieser Weg aber<br />
aus Sicht der Initiatoren mehr sein soll als ein Infrastrukturband,
061<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />
fanden als Kommunikationsprojekt <strong>im</strong> Sommer 2011 unterschiedliche<br />
kulturelle Veranstaltungen entlang der Innerste statt.<br />
Die Kultur wurde als „missing link“ zwischen Behörden und<br />
Bewohnern eingesetzt, da die bisherigen Versuche eines Diskurses<br />
über die Entwicklung der Region als unbefriedigend empfunden<br />
wurden. Ziel war es, regionale Identität zu stiften und Aktivitäten<br />
auszulösen, zunächst für die Menschen vor Ort und perspektivisch<br />
auch für eine Erschließung durch den sanften Tourismus.<br />
Auch eine Erweiterung des Themenspektrums in den Bereich<br />
Energie hinein war ursprünglich geplant gewesen, scheiterte aber<br />
an mangelndem Interesse einzelner Projektbeteiligter. So sind<br />
es in diesem Themenfeld eher einzelne Akteure, die die Region<br />
prägen.<br />
Einer davon ist das <strong>Gut</strong> Heinde. Zu diesem gehört seit den 1920er<br />
Jahren eine Wassermühle an der Innerste, die in den 90er Jahren<br />
und 2001 modernisiert und zur Stromproduktion umgebaut<br />
wurde. Darüber hinaus ist das <strong>Gut</strong> maßgeblich beteiligt an<br />
einer Biogasanlage bei Bad Salzdetfurth, die mit Mais und Gülle<br />
betrieben wird und das Solebad mit Wärme sowie etwa 1600<br />
Haushalte mit Strom versorgt. Eine dritte Form der regenerativen<br />
Energieerzeugung wurde mit einer FreiflächenPhotovoltaikanlage<br />
auf der ehemaligen Mülldeponie Heindes umgesetzt.<br />
Ein weiteres bemerkenswertes Energieprojekt ist das Wasserkraftwerk<br />
Johanniswehr an der Innerste in Hildeshe<strong>im</strong>. Es wurde<br />
auf private Initiative mit Unterstützung des lokalen Energieversorgers<br />
in unmittelbarer Nähe eines historischen Mühlen<br />
standortes neu gebaut. und versorgt etwa 200 Haushalte mit<br />
Strom. Spannend war und ist bei diesem Projekt die Frage der<br />
öffentlichen Akzeptanz. An diesem städtischen Standort spielten<br />
die Lärmentwicklung, die Belastung durch die Bauphase und<br />
die Einfügung in die umgebende Bebauung und eine große Rolle.<br />
Unter anderem musste die Sichtbetonfassade nachträglich<br />
mit einer Holzverschalung versehen werden. Die Betreiber sind<br />
sehr engagiert, der Bevölkerung das Gebäude beispielsweise<br />
durch kostenlose Führungen näherzubringen, halten aber den<br />
Bau weiterer ähnlicher Kraftwerke aufgrund mangelnder Bürgerakzeptanz<br />
für kaum möglich.<br />
Die Absicht des Energieversorgers, sich <strong>im</strong> Bereich der erneuerbaren<br />
Energien zu engagieren, zeigt sich auch <strong>im</strong> Neubau<br />
eines Holzhackschnitzelheizkraftwerkes, das momentan noch <strong>im</strong><br />
Probebetrieb läuft.<br />
Zusammenfassend kann man feststellen, dass es <strong>im</strong><br />
<strong>Innerstetal</strong> einige sehr aktive Akteure gibt, die mit verschiedenen<br />
Ansätzen das Bild der Region prägen oder versuchen,<br />
vorhandene Qualitäten ins allgemeine Bewusstsein zu rücken.
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
062
063<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft<br />
Struktur der Kulturlandschaft<br />
Das <strong>Innerstetal</strong> wird <strong>im</strong> folgenden Abschnitt von der Quelle<br />
bis zur Mündung des Flusses betrachtet. Innerhalb dieses<br />
Rahmens werden prägende Strukturprinzipien und Grenzlinien<br />
der Region gezeigt.<br />
Diese Strukturen beruhen zum einen auf der naturräumlichen<br />
Gestalt und den natürlichen Gegebenheiten. Zum anderen<br />
sind sie in hohem Maß und über einen langen Zeitraum<br />
hin weg durch den Menschen geformt worden. Diese<br />
Gestaltung zur Kulturlandschaft reicht von den verschiedenen<br />
Bodennutzungen über die Größe und Form der Siedlungen<br />
bis zu den Verkehrswegen. Hinzu kommen nicht unmittelbar<br />
sichtbare politische Setzungen wie Grenzen oder Zentren,<br />
die die Entwicklung der Region ebenfalls beeinflussen.<br />
3.2.
Topografie<br />
Die Innerste entspringt südöstlich von Clausthal-Zellerfeld auf<br />
605 m ü. NN. Sie durchfließt zunächst die weitgehend waldbedeckte<br />
Mittelgebirgslandschaft des Oberharzes. Der größte<br />
Teil des Flusslaufes, von Langelshe<strong>im</strong> bis Hildeshe<strong>im</strong>, verläuft<br />
durch das Innerste-Bergland. Die Innerste und ihre südlichen<br />
Zuflüsse fließen hier in schwach gewellten Becken mit fruchtbaren<br />
Lößböden. Flankiert werden sie von 250 bis 300 m<br />
hohen Höhenzügen wie dem Hildeshe<strong>im</strong>er Wald, dem Vorholz<br />
und Hainberg, die überwiegend mit Laubwäldern bestanden<br />
sind [2]. Sie bilden eine landschaftsräumliche Grenze aus,<br />
innerhalb derer auch die Siedlungs- und Landwirtschaftsstrukturen<br />
von wiederkehrenden ähnlichen Mustern geprägt<br />
sind. Die Mündung der Innerste in die Leine befindet sich<br />
nördlich von Sarstedt in der Calenberger Lößbörde <strong>im</strong><br />
Norddeutschen Tiefland, einer wenig strukturierten, leicht<br />
welligen Landschaft mit sehr fruchtbaren Böden [3].<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
064
Leine<br />
065 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.1. Topografie<br />
Lamme<br />
Innerste<br />
Nette<br />
Neile<br />
topografie<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Norddeutsche Tiefebene<br />
Innerste-Bergland<br />
Mittelgebirge Harz<br />
Fluss
Regionale Abgrenzung<br />
Die an die Innerste angrenzenden Gemeinden gehören den<br />
Landkreisen Hildeshe<strong>im</strong>, Wolfenbüttel und Goslar an. Die<br />
Regionalen Raumordnungsprogramme werden durch<br />
den Landkreis Hildeshe<strong>im</strong> und den Zweckverband Großraum<br />
Braunschweig aufgestellt. Der Versuch, das „<strong>Innerstetal</strong>“ über<br />
diese Verwaltungsgrenzen hinweg als zusammengehörige<br />
Region zu verstehen und <strong>im</strong> Bewusstsein der Bewohner zu<br />
verankern ist noch relativ jung. So bezog sich die Initiative<br />
„Kulturlandschaft Mittlere Innerste“ von Prof. Nolte auf das<br />
<strong>Innerstetal</strong> zwischen Marienburg und Grasdorf sowie die<br />
Zuflussgebiete der Nette, Lamme, Alme und des Beusterbaches<br />
[20]. Eine Region „Untere Innerste“ wurde <strong>im</strong> Rahmen<br />
eines Regionalen Entwicklungskonzeptes 2007 als Zusammenschluss<br />
von zehn Kommunen gebildet [18]. Das Kulturprojekt<br />
„Innerste Blau“ ernannte 2011 für eine Reihe von Kulturveranstaltungen<br />
entlang des Flusses einen Korridor von bis zu<br />
5 km beidseitig der Innerste zur Projektregion [16].<br />
Für die vorliegende Arbeit erscheint es sinnvoll, die Region<br />
„<strong>Innerstetal</strong>“ entlang der Gemeindegrenzen aller an der<br />
Innerste liegenden Gemeinden zu definieren und von diesem<br />
Prinzip nur an den Stellen abzuweichen, an denen Gemeinden<br />
weit über topografische Begrenzungen wie Höhenzüge hinausreichen.<br />
Sie umfasst so ein landschaftlich klar zusammenhängendes<br />
Gebiet und es kann für statistische Auswertungen,<br />
beispielsweise <strong>im</strong> Bereich Energie, auf Daten der Gemeinden<br />
zurückgegriffen werden.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
066
067<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.2. Regionale Abgrenzung<br />
Sarstedt<br />
Giesen<br />
Diekholzen<br />
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Bad Salzdetfurth<br />
LANDKREIS<br />
HILDESHEIM<br />
LANDKREIS<br />
WOLFENBüTTEL<br />
Baddeckenstedt<br />
Holle Elbe<br />
Heere<br />
Wallmoden<br />
LANDKREIS<br />
GOSLAR<br />
Haverlah Salzgitter-Bad<br />
Langelshe<strong>im</strong><br />
SALzGITTER<br />
Regionale Abgrenzung<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Gemeindesitz<br />
Gemeindegrenzen<br />
Bearbeitungsraum<br />
Landkreisgrenzen<br />
Fluss
Bodenqualitäten<br />
Die Böden des <strong>Innerstetal</strong>s werden aufgrund ihrer hohen<br />
Fruchtbarkeit intensiv und fast flächendeckend ackerbaulich<br />
genutzt. Viehwirtschaft und entsprechendes Grünland gibt<br />
es kaum. Immer wieder ragen Ausläufer der Waldflächen aus<br />
den Höhenzügen in die landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />
hinein. Auch die Böschungsflächen des Tals sind teilweise<br />
bewaldet.<br />
Die an die Innerste angrenzenden Schwemmbereiche sind<br />
durch die Ableitung der Pochsande aus dem Erzbergbau <strong>im</strong><br />
Harz mit Schwermetallen kontaminiert. Die belasteten Flächen<br />
reichen teilweise bis in die Orte hinein, auf ihnen wird dennoch<br />
vielerorts Ackerbau betrieben.<br />
Die Bodenqualitäten und damit einhergehenden Nutzungen<br />
prägen entscheidend das Landschaftsbild. Quer zum Tal<br />
entsteht so eine Sequenz aus Auenlandschaft, weiten<br />
Ackerflächen und den abschließenden Wäldern auf den<br />
Höhen.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
068
069 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.3. Bodenqualitäten<br />
Bodenqualitäten<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Acker<br />
Wald<br />
Schwermetallbelastungen<br />
Fluss
Siedlungsstruktur<br />
Aufgrund der guten Bodenqualität ist das <strong>Innerstetal</strong> bereits<br />
seit mehr als 1000 Jahren besiedelt. Siedlungsschwerpunkt ist<br />
die Stadt Hildeshe<strong>im</strong>, die die Funktion eines Oberzentrums<br />
besitzt. Zwischen Hildeshe<strong>im</strong> und dem Mittelzentrum Sarstedt<br />
ist das Tal verhältnismäßig städtisch geprägt, hier befinden<br />
sich die Grundzentren Giesen und Harsum. Dagegen herrscht<br />
südöstlich von Hildeshe<strong>im</strong> eine ländliche Struktur mit gleichmäßig<br />
angeordneten, verdichteten Haufendörfern vor. Am<br />
Zufluss der Lamme liegt das Grundzentrum Bad Salzdetfurth,<br />
<strong>im</strong> weiteren Verlauf der Innerste erfüllen diese Funktion Holle,<br />
Baddeckenstedt und Langelshe<strong>im</strong>.<br />
Im Rahmen des Regionalen Entwicklungskonzeptes „Untere<br />
Innerste“ wurde für das Tal zwischen Sarstedt und Holle<br />
ohne die Kernbereiche von Hildeshe<strong>im</strong> und Sarstedt eine<br />
Einwohnerdichte von 190 Einwohnern pro Quadratmeter<br />
ermittelt, die leicht über dem niedersächsischen Durchschnitt<br />
liegt. Die Bevölkerungsentwicklung für diese Region wird für<br />
die nächsten Jahren leicht rückläufig prognostiziert [18].<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
070
071 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.4. Siedlungsstruktur<br />
Giesen<br />
Sarstedt<br />
Diekholzen<br />
Harsum<br />
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Bad Salzdetfurth<br />
Holle<br />
Salzgitter<br />
Baddeckenstedt<br />
Langelshe<strong>im</strong><br />
Goslar<br />
Othfresen<br />
clausthal-zellerfeld<br />
Siedlungsstruktur<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Oberzentrum<br />
Mittelzentrum<br />
Unterzentrum
Verkehrswege<br />
Die Landstraßen <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> folgen dem Fluss beidseitig.<br />
In regelmäßigen Abständen gibt es Querverbindungen, die die<br />
Innerste überbrücken. So entsteht eine leiterförmige Struktur,<br />
an der die Orte aufgereiht sind.<br />
Zwischen Sarstedt und Langelshe<strong>im</strong> wird die Innerste von<br />
einer Regionalbahnlinie mit Haltepunkten an den Bahnhöfen<br />
in Sarstedt, Hildeshe<strong>im</strong>, Derneburg, Baddeckenstedt,<br />
Ringelhe<strong>im</strong> und Goslar begleitet, die in einem stündlichen Takt<br />
verkehrt. Die Strecke zwischen Hildeshe<strong>im</strong> und Groß Düngen<br />
wird zudem von der Lammetalbahn in ebenfalls stündlichem<br />
Takt bedient. Sie verläuft weiter nach Süden durch Wesseln<br />
und Bad Salzdetfurth und endet in Bodenburg.<br />
Es gibt punktuelle Zugänge zu zwei überregionalen Verkehrsverbindungen.<br />
Eine ICE-Trasse verläuft von Süden kommend<br />
durch Hildeshe<strong>im</strong> und dann östlich weiter nach Braunschweig.<br />
Die Autobahn A7 mit Abzweig zur A39 durch quert das Tal<br />
östlich von Holle und hat dort zwei Anschlussstellen. Weitere<br />
Auffahrten gibt es bei Heinde und Hildeshe<strong>im</strong>.<br />
Während die regionalen Verkehrswege mit ihrem flussparallelen<br />
Verlauf der Logik des Landschaftsraumes folgen<br />
und <strong>im</strong> Fall der Alleen das Landschaftsbild bereichern,<br />
ignorieren Autobahn und ICE-Strecke die räumlichen<br />
Ge gebenheiten weitestgehend.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
072
073 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.5. Verkehrswege<br />
IcE-Trasse<br />
A7<br />
IcE-Trasse<br />
A39<br />
Verkehrswege<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Autobahn A7, Abzweig zur A39<br />
Landstraße<br />
Bahnlinie<br />
Fluss
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
074
075<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft<br />
Elemente der Kulturlandschaft<br />
Innerhalb der übergeordneten Strukturen des <strong>Innerstetal</strong>s<br />
gibt es wiederkehrende Elemente, die das Bild der Kulturlandschaft<br />
prägen. Diese lassen sich historisch hierarchisieren:<br />
Die frühen Elemente wie Dörfer oder Ackerbauflächen gliedern<br />
sich noch in die natürlichen Gegebenheiten ein, während<br />
spätere, industrielle Elemente ihrer eigenen Logik folgen.<br />
Andererseits sind auch die Elemente selbst <strong>im</strong> Wandel: Dörfer<br />
werden durch Neubaugebiete erweitert, Äcker zu <strong>im</strong>mer<br />
größeren Flächen zusammengelegt, in Flussauen entwickeln<br />
sich durch die Einbringung von industriellen Abfallstoffen<br />
neue Vegetationsformen. Die folgende Darstellung der<br />
Landschaftselemente ist also nur eine Momentaufnahme.<br />
Das jüngste Element sind die erneuerbaren Energieanlagen,<br />
bei denen noch unklar ist, in welcher Intensität sie das<br />
Landschaftsbild zukünftig prägen werden.<br />
3.3.
Dörfer<br />
An der Siedlungsstruktur sind die naturräumlichen<br />
Gegebenheiten des <strong>Innerstetal</strong>s klar ablesbar. Eine prägende<br />
Strukturlinie ist die Ökotopengrenzlage am halben Hang.<br />
Sie markiert den Übergang zwischen dem feuchteren, von<br />
Überschwemmungen betroffenen Talgrund, der ursprünglich<br />
eher als Grünland für die Viehaltung genutzt wurde und den<br />
ackerbaulich nutzbaren Flächen oberhalb davon.<br />
Entlang dieser Linie an beiden Seiten des Flusses reihen sich<br />
Haufendörfer ähnlicher Größe mit durchschnittlich 1000<br />
Einwohnern. In den meisten Fällen sind sie geprägt von einem<br />
oder mehreren großen Gütern <strong>im</strong> Zentrum, die unregelmäßig<br />
von kleineren Gebäuden umgeben sind. An den Rändern<br />
sind in einigen Fällen Neubaugebiete mit jeweils eigenen<br />
Strukturprinzipien angegliedert.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
076
077 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.1. Dörfer<br />
Dorfplatz Egenstedt<br />
Neubaugebiet am Ortsrand<br />
von Heersum<br />
Blick auf Baddeckenstedt
Satelliten<br />
Die linear aufgereihten Haufendörfer werden oftmals durch<br />
ihnen zugeordnete Anlagen ergänzt, die nicht zum eigentlichen<br />
Ort gehören, aber mit ihm funktional und räumlich<br />
verbunden sind. Man könnte sie als „Satelliten“ bezeichnen.<br />
Um beispielsweise die Wasserkraft der Innerste zu nutzen,<br />
entstanden unterhalb vieler Orte Wassermühlen. Einige<br />
dieser Gebäude existieren heute noch und werden zur<br />
Stromproduktion genutzt. In manchen Fällen ist die frühere<br />
Alleinlage noch ablesbar, in anderen wurde der Zwischenraum<br />
bebaut, so dass der Eindruck eines zusammenhängenden,<br />
bis zum Fluss reichenden Dorfs entsteht.<br />
In Richtung der Höhenzüge gibt es teilweise historische Windmühlen,<br />
die aber nicht mehr in Betrieb sind. Eine moderne<br />
Form der „Satelliten“ am Fluss sind diverse Kläranlagen.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
078
079 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.2. Satelliten<br />
Windmühle bei <strong>Walshausen</strong><br />
Freiflächen-Photovoltaikanlage<br />
Wassermühle in Heinde
Einzelanlagen<br />
Landschaftlich und kulturell markante Orte entlang der<br />
Innerste sind Einzelanlagen wie beispielsweise die Domäne<br />
Marienburg, <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und Schloss Derneburg.<br />
<strong>Walshausen</strong> und Derneburg bilden mit ihren Gesamtanlagen<br />
Verbindungsglieder zwischen Ökotopengrenzlage und<br />
Flusslauf. Besonders die baumreiche Parkanlage <strong>Walshausen</strong>s<br />
sticht inmitten der Ackerflächen heraus und prägt und gliedert<br />
die ansonsten gleichförmige Landschaft.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
080
081 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.3. Einzelanlagen<br />
Schloss Derneburg<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
Schloss Ringelhe<strong>im</strong><br />
Schloss Oelber am weißen<br />
Wege
Flussaue<br />
Die an die Innerste angrenzenden Schwemmbereiche sind<br />
mit Schwermetallen kontaminiert und daher landwirtschaftlich<br />
eigentlich nicht nutzbar. Wenngleich die Ackerflächen<br />
an vielen Stellen inzwischen sehr nah an den Fluss herangerückt<br />
sind, gibt es überall entlang der Ufer Bereiche mit<br />
so genannten Schwermetallwiesen, in denen sich resistente<br />
Pflanzenarten angesiedelt haben.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
082
083 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.4. Flussaue<br />
Flussaue bei Listringen<br />
Böschung bei <strong>Gut</strong><br />
<strong>Walshausen</strong><br />
Mühlenteich bei Heinde<br />
Wiese und Deich bei der<br />
Domäne Marienburg
Ackerbauflächen<br />
Die Ackerbauflächen <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> werden für den Anbau<br />
einiger weniger anspruchsvoller Kulturen wie Weizen,<br />
Zuckerrüben und Mais genutzt. Die Zahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe ist in der Vergangenheit gesunken und ihre<br />
jeweilige Größe gestiegen. Ihre Flächen erstrecken sich<br />
bis nahe an die Innerste und prägen das Bild einer weitgehend<br />
ausgeräumten Ackerlandschaft, die in überwiegend<br />
großen Schlägen bewirtschaftet wird und daher nur wenig<br />
gegliedert ist.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
084
085 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.5. Ackerbauflächen<br />
Blick auf Listringer<br />
Ackerflächen<br />
Felder mit Baumgruppen<br />
zwischen Waldhausen<br />
und Heinde<br />
Südliche Talseite von<br />
Heinde aus
Alleen<br />
Die Ortschaften an beiden Seiten der Innerste werden<br />
ent lang der Ökotopengrenzlage durch Landstraßen verbunden.<br />
Durch ihre nahezu durchgängige Bepflanzung<br />
als Alleen ist ihr Verlauf auf weite Sicht ablesbar und gliedert<br />
die Landschaft stark. In regelmäßigen Abständen gibt es<br />
Querverbindungen zwischen gegenüberliegenden Dörfern der<br />
beiden Talseiten, die nur selten als Alleen ausgebildet sind.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
086
087 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.6. Alleen<br />
Allee bei Heersum<br />
Allee zwischen Heinde und<br />
Listringen<br />
Verbindungsstraße mit<br />
Alleebäumen
Bahnlinie<br />
Die Regionalbahnlinie folgt dem Talverlauf der Innerste<br />
parallel zum Fluss und zur Landstraße. Ihre Gleise wirken als<br />
landschaftsgliederndes Element. Durch die räumliche Taktung<br />
der Bahnhöfe und die zeitliche Taktung der Züge gibt die<br />
Bahnlinie der Region einen eigenen Rhythmus. In regelmäßigen<br />
Abständen kreuzt sie die quer zum Tal verlaufenden<br />
Landstraßen mit beschrankten Übergängen. An diesen sind<br />
häufig noch historische Stellwerksgebäude vorhanden.<br />
Momentan wird die Verbindung hauptsächlich von Schülern<br />
und Pendlern genutzt und ist sonst wenig ausgelastet [18].<br />
Prinzipiell bietet sie aber die Möglichkeit einer engen<br />
Verknüpfung der Orte untereinander und eine Alternative zur<br />
Abhängigkeit vom PKW.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
088
089 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.7. Bahnlinie<br />
Stellwerk Derneburg<br />
Bahnübergang bei Listringen<br />
Gleise in Richtung Hockeln
Industrielle Landschaftselemente<br />
Der Abbau von Rohstoffen aus unterirdischen Lagerstätten,<br />
vor allem von Stein- und Kalisalzen hat weithin sichtbare<br />
Landschaftselemente in Form von größtenteils inzwischen<br />
aufgegebenen Schächten und Abraumhalden hinterlassen.<br />
Sie finden sich vor allem <strong>im</strong> Umkreis der Städte Salzgitter<br />
und Sarstedt. Südlich von Sarstedt hat zudem der Sand- und<br />
Kiesabbau eine ausgedehnte Seenplatte geformt.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
090
091 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.8. Industrielle Landschaftselemente<br />
Abraumhalde des Kaliwerks<br />
Siegfried bei Giesen<br />
Steinbruch bei<br />
Baddeckenstedt<br />
Kieswerk bei Ringelhe<strong>im</strong>
Erneuerbare Energieanlagen<br />
Die Erzeugung von Energie aus regenerativen Quellen zeigt<br />
sich entlang der Innerste zunächst in den historischen<br />
Wassermühlen, von denen viele auch heute noch zur Stromproduktion<br />
genutzt werden (siehe „Satelliten“). Gegenwärtig<br />
kommen einzelne Biogasanlagen und Freiflächen-Photovoltaikanlagen<br />
hinzu, die allein aufgrund ihrer Größe das<br />
Landschaftsbild prägen. Windenergieanlagen konzentrieren<br />
sich auf einen Standort an der A7 bei Holle sowie mehrere<br />
Windfarmen nördlich von Ringelhe<strong>im</strong>.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
092
093 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.9. Erneuerbare Energieanlagen<br />
Biogasanlage bei Wesseln<br />
Biogasanlage bei Bockenem<br />
Maisfeld bei Listringen
Wasserkraftwerk<br />
Johanniswehr in Hildeshe<strong>im</strong><br />
Wassermühle bei Heinde<br />
Freiflächen-Photovoltaikanlage<br />
bei Heinde<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
094
095<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3 Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.9. Erneuerbare Energieanlagen<br />
Windräder bei Holle
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
096
097<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung<br />
Energetische Betrachtung<br />
Analog zur energetischen Betrachtung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>s<br />
stellt sich auch für die Region <strong>Innerstetal</strong> die Frage, in<br />
welchem Umfang sie ihren Energieverbrauch aus eigenen<br />
Ressourcen decken kann. Um zu einer Einschätzung über den<br />
Selbstversorgungsgrad der Region mit regionalen erneuerbaren<br />
Energieträgern zu kommen, wurden beispielhaft<br />
Strombedarf und Stromerzeugung kartiert. Für die Wärmeerzeugung<br />
war keine aussagekräftige Kartierung möglich, da<br />
sie einen größeren Anteil privater Kleinanlagen (Pelletöfen,<br />
Solarthermie) beinhaltet, über die keine ortsgebundenen<br />
Daten verfügbar sind.<br />
3.4.
Strombedarf<br />
Der Strombedarf wird für die Ortschaften und Gemeinden<br />
vereinfacht als Produkt aus Einwohnerzahl und dem deutschen<br />
Durchschnittsverbrauch pro Bürger dargestellt [7].<br />
Darin enthalten sind die Bereiche Privathaushalte, Gewerbebetriebe,<br />
Großindustrie, Verkehr (Bahn und ÖPNV), Energiewirtschaft<br />
sowie Netzverluste. Es handelt sich also nicht nur<br />
um den direkten Verbrauch <strong>im</strong> eigenen Haushalt, sondern<br />
auch um den indirekten, der beispielsweise durch den<br />
Konsum von Produkten oder die Nutzung des Nahverkehrs<br />
TIEFEBENE<br />
Sarstedt<br />
Giften<br />
Gödringen<br />
Hotteln<br />
Ruthe<br />
Schliekum<br />
Ahrbergen<br />
Groß Förste<br />
Hasede<br />
Giesen<br />
Emmerke<br />
BERGLAND<br />
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Diekholzen<br />
Barienrode<br />
Söhre<br />
Egenstedt<br />
Bad Salzdetfurth<br />
Detfurth<br />
107.655<br />
5.328<br />
4.262<br />
4.233<br />
2.361<br />
4.921<br />
15.792<br />
6.142<br />
11.870<br />
25.759<br />
12.743<br />
760.676<br />
25.782<br />
12.698<br />
12.698<br />
5.261<br />
36.467<br />
3.382<br />
Wesseln<br />
Groß Düngen<br />
Klein Düngen<br />
Heinde<br />
Lechstedt<br />
Listringen<br />
Hockeln<br />
Heersum<br />
Derneburg<br />
Sottrum<br />
Holle<br />
Grasdorf<br />
Silium<br />
Hackstedt<br />
Luttrum<br />
Binder<br />
Wartjenstedt<br />
Oelber<br />
Baddeckenstedt<br />
Rhene<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
098<br />
hervorgerufen wird. Im Rahmen einer umfassend gedachten<br />
Nachhaltigkeit erscheint es berechtigt, auch diese Verbräuche<br />
mit einzubeziehen.<br />
Im <strong>Innerstetal</strong> geht etwa die Hälfte des Gesamtstrombedarfes<br />
auf die Stadt Hildeshe<strong>im</strong> zurück. Würde man die Betrachtung<br />
auf den ländlichen Raum beschränken, wäre daher eine<br />
Selbstversorgung mit Strom weitaus einfacher zu erreichen.<br />
Andererseits würde dies das Bild verfälschen, da Städte<br />
für die Energieproduktion auf das Umland angewiesen sind.<br />
Region Strombedarf [MWh/a] Region Strombedarf [MWh/a]<br />
Region<br />
Strombedarf [MWh/a]<br />
7.060<br />
8.118<br />
3.086<br />
9.827<br />
5.187<br />
1.547<br />
1.465<br />
5.380<br />
4.470<br />
6.645<br />
20.772<br />
5.765<br />
5.424<br />
3.508<br />
2.657<br />
1.480<br />
2.945<br />
10.841<br />
3.611<br />
2.590<br />
Heere<br />
Elbe<br />
Haverlah<br />
Gitter<br />
Sehlde<br />
Ringelhe<strong>im</strong><br />
Alt Wallmoden<br />
Upen<br />
Ostharingen<br />
Othfresen<br />
Heißum<br />
Dörnte<br />
Jerstedt<br />
Bredelem<br />
Astfeld<br />
Langelshe<strong>im</strong><br />
HARZ<br />
Lautenthal<br />
Wolfshagen<br />
SUMME<br />
8.643<br />
12.395<br />
11.744<br />
5.602<br />
6.875<br />
14.112<br />
3.330<br />
3.115<br />
2.042<br />
15.629<br />
2.553<br />
10.419<br />
15.503<br />
3.826<br />
18.315<br />
45.251<br />
15.163<br />
19.085<br />
1.384.007
099 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.1. Strombedarf<br />
Strombedarf<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Strombedarf<br />
Fluss<br />
(Die Kreisflächen sind proportional<br />
zum jeweiligen Bedarf)
Stromerzeugung aus regionalen<br />
Quellen<br />
Im <strong>Innerstetal</strong> werden bereits heute alle gebräuchlichen<br />
erneuerbaren Energieträger (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse)<br />
genutzt. Zur Kartierung der Anlagen wurden Angaben des<br />
Landkreises Hildeshe<strong>im</strong>, das Energieportal des Zweckverbrandes<br />
Großraum Braunschweig [26] sowie die Online-<br />
Karte „EnergyMap“ [7] herangezogen.<br />
Den kleinsten Beitrag leisten die dem Ursprung nach ältesten<br />
Anlagen entlang der Innerste, die Wasserkraftwerke. Bis auf<br />
die beiden Talsperren der Innerste und Grane sowie das<br />
2009 eingeweihte Johanniswehr-Kraftwerk in Hildeshe<strong>im</strong><br />
handelt es sich um historische Mühlen, die zur Strom-<br />
Innerste-Talsperre<br />
Grane-Talsperre<br />
Kunigunde 7<br />
Kunigunde 1<br />
Posthof<br />
Weißer Weg<br />
Sehlde<br />
Bierbaumsmühle<br />
Holler Straße<br />
Graupenmühle<br />
Bindermühle<br />
Grasdorf<br />
Heinde<br />
Johanniswehr<br />
Hasede I<br />
Hasede II<br />
Sarstedt<br />
2.561<br />
678<br />
490<br />
603<br />
339<br />
2.354<br />
188<br />
377<br />
151<br />
452<br />
151<br />
264<br />
1.205<br />
787<br />
633<br />
753<br />
1.619<br />
SzA<br />
WF G<br />
WF 7<br />
WF A<br />
Windpark Holle<br />
BIOMASSE<br />
Wesseln<br />
Jerstedt<br />
Wallmoden<br />
PHOTOVOLTAIK<br />
clausthal-zellerfeld<br />
Wildemann<br />
Langelshe<strong>im</strong><br />
Goslar<br />
Liebenburg<br />
Wallmoden<br />
Salzgitter<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
100<br />
produktion umgerüstet wurden. Etwa ein Zehntel der regenerativen<br />
Stromerzeugung wird durch Biogasanlagen erbracht,<br />
jeweils gut 15% durch Holzheizkraftwerke und – größtenteils<br />
private – Photovoltaikanlagen. Letztere werden in der Karte<br />
gemeindeweise zusammengefasst dargestellt. Die Hälfte<br />
stammt aus Windparks, die sich um Ringelhe<strong>im</strong> und bei Holle<br />
befinden.<br />
Insgesamt erreicht die Region einen Selbstversorgungsgrad<br />
von 14 %. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix in<br />
Deutschland lag 2011 bei 20 % [4].<br />
Energieanlage Jahresertrag [MWh/a] Energieanlage Jahresertrag [MWh/a] Energieanlage<br />
Jahresertrag [MWh/a]<br />
WASSERKRAFT WINDKRAFT<br />
2.402<br />
2.402<br />
3.202<br />
801<br />
2.402<br />
8.000<br />
7.000<br />
7.500<br />
398<br />
0<br />
1.143<br />
2.144<br />
4.519<br />
225<br />
5.954<br />
Sehlde<br />
Haverlah<br />
Heere<br />
Elbe<br />
Baddeckenstedt<br />
Holle<br />
Bad Salzdetfurth<br />
Diekholzen<br />
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Giesen<br />
Sarstedt<br />
HOLZ<br />
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Langelshe<strong>im</strong><br />
SUMME<br />
405<br />
224<br />
233<br />
582<br />
1.657<br />
1.110<br />
3.163<br />
516<br />
6.126<br />
1.583<br />
1.072<br />
3.000<br />
29.000<br />
189.613
101 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.2. Stromerzeugung aus regionalen Quellen<br />
Stromerzeugung<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Wasserkraftwerke<br />
Windkraftanlagen<br />
Biomasseanlagen<br />
Holzheizkraftwerke<br />
Photovoltaikanlagen<br />
Fluss<br />
(Die Kreisflächen sind proportional<br />
zum erzeugten Strom)
Fotomontage<br />
Energie-Szenarien<br />
Windkraft<br />
Angesichts des relativ geringen Selbstversorgungsgrades<br />
der Region mit Strom stellt sich die Frage, welche Kapazität<br />
zum Ausbau lokaler Energieproduktion vorhanden<br />
wäre. Da <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit kein regionales Energiever<br />
sorgungskonzept aufgestellt werden kann, erfolgt eine<br />
Annäherung über drei plakative Energie-Szenarien: Wie würde<br />
die Region aussehen, wenn sie 100 % ihres Strombedarfes<br />
durch Windkraft, durch Wasserkraft oder durch Biomasse<br />
selbst erzeugen würde?<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
102<br />
Ausgehend von Windkraftanlagen mit einer Leistung von<br />
2000 kW würden 427 Anlagen benötigt, um den Strombedarf<br />
des <strong>Innerstetal</strong>s zu decken. Als ein Feld würden sie eine Fläche<br />
von etwa 107 km 2 komplett einnehmen. Damit würde etwa<br />
die Hälfte des Tals zwischen den Höhenzügen zu einer großen<br />
Windfarm.
103<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.3 Energie-Szenarien<br />
Energie-Szenario<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Windkraftanlage<br />
Bezugsrahmen
Fotomontage<br />
Wasserkraft<br />
Die bestehenden Wasserkraftwerke entlang der Innerste<br />
haben eine durchschnittliche Leistung von 212 kW. Von<br />
diesem Wert ausgehend wären 1712 Anlagen zur Deckung<br />
des Gesamtstrombedarfes notwendig. Für diese wäre allerdings,<br />
selbst wenn sie in extrem kurzen Abständen gebaut<br />
würden, weitaus zu wenig Fluss vorhanden.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
104
105<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.3 Energie-Szenarien<br />
Energie-Szenario<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Wasserkraftanlage<br />
Bezugsrahmen
Fotomontage<br />
Biomasse<br />
Ein Ausbau der Biomasse scheint in einer landwirtschaftlich<br />
geprägten Region wie dem <strong>Innerstetal</strong> die geringsten Folgen<br />
auf das Landschaftsbild zu haben. Ausgehend von einer<br />
durchschnittlichen Leistung von 415 kW wären aber für die<br />
Deckung des regionalen Bedarfes 547 Anlagen und etwa<br />
1040 km 2 landwirtschaftlicher Flächen nötig. Damit würde<br />
nicht nur die Lebensmittelproduktion komplett aus dem Tal<br />
ver drängt, sondern die Flächen müssten weit in die umgebende<br />
Landschaft greifen.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
106
107<br />
3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.3 Energie-Szenarien<br />
Energie-Szenario<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Biomassefelder<br />
Bezugsrahmen
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
108
00109<br />
Bausteine für die Region <strong>Innerstetal</strong><br />
4.
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
110
111<br />
4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept<br />
Landschaftskonzept<br />
Die in der Analyse herausgearbeiteten Strukturen und<br />
Elemente des <strong>Innerstetal</strong>s ergeben in ihrem Zusammenspiel<br />
ein charakteristisches Landschaftsbild, das eine zentrale<br />
Qualität dieser Region für Bewohner und Besucher<br />
darstellt. Auf dieses bezieht sich der momentan <strong>im</strong> Tal beginnende<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien nur durch das<br />
Vermeidungsprinzip, also indem die am wenigsten störenden<br />
Standorte ausgewählt werden. Als Extremfall zeigen die<br />
100%-Energie-Szenarien, dass eine Umstellung auf ausschließlich<br />
regional produzierte Energie nach diesem Muster das<br />
<strong>Innerstetal</strong> nicht nur flächenmäßig überfordern, sondern die<br />
gewachsene Kulturlandschaft förmlich unter sich begraben<br />
würde.<br />
Wenn man davon ausgeht, dass die Energiewende sich<br />
fortsetzen wird, stellt sich also die Frage, wie mit diesem<br />
Konflikt umgegangen werden kann. Es besteht zum einen<br />
ein Bedarf an Vorbildprojekten, die zeigen, wie die lokale<br />
Energieproduktion in das Netz der Kulturlandschaftselemente<br />
eingebunden werden und positiv zum Landschaftsbild<br />
beitragen kann. Zum anderen ist für eine langfristige regionale<br />
Selbstversorgung eine Reduzierung des Energiebedarfes<br />
nötig. Auch dazu könnten Beispielprojekte beitragen, wenn<br />
sie sich mit dem eigenen Energiebedarf den Kapazitäten der<br />
Region anpassen.<br />
Im folgenden soll eine Möglichkeit gezeigt werden, die<br />
Landschaft des <strong>Innerstetal</strong>s <strong>im</strong> Sinne solcher Vorbildprojekte<br />
weiterzuentwickeln.<br />
4.1.
Räumliche Konzentration<br />
Im Rahmen des Konzeptteils dieser Arbeit wird der<br />
Betrachtungsbereich auf das <strong>Innerstetal</strong> zwischen der Stadt<br />
Hildeshe<strong>im</strong> und der Gemeinde Holle beschränkt. Der gewählte<br />
Abschnitt beinhaltet das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> sowie nahezu<br />
alle zuvor identifizierten Kulturlandschaftselemente, so dass<br />
er charakteristisch für das Tal ist. Hildeshe<strong>im</strong> bildet durch<br />
seine städtische Struktur ohnehin eine Zäsur an der Innerste.<br />
Bei Holle verengt sich das Tal und wird von der Autobahn<br />
gequert, so dass auch auf dieser Seite der gewählte Bereich<br />
räumlich abgegrenzt ist.<br />
Innerhalb dieses Rahmens wird vorgeschlagen, den räumlichen<br />
Fokus für Entwicklungsmaßnahmen auf das Flusstal zwischen<br />
den Landstraßen an beiden Seiten der Innerste<br />
zu legen. Räumlich wird dieses Landschaftsband durch die<br />
Alleen von der übrigen Landschaft abgegrenzt und als eigenständiger<br />
Teil der Region wahrnehmbar.<br />
Funktional bietet sich dieser Bereich zum einen an, da ein<br />
beträchtlicher Teil der Böden schwermetallbelastet ist und<br />
sich ohnehin die Frage stellt, ob die Nutzung zur Lebensmittelproduktion<br />
vertretbar ist. Zum anderen liegt hier auch<br />
der Schwerpunkt weiterer Entwicklungsthemen des<br />
<strong>Innerstetal</strong>s wie der touristischen Erschließung. So bietet<br />
sich die Chance, neue Energienutzungen mit dem Thema der<br />
Mobilität <strong>im</strong> Tal zu verknüpfen.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
112
Leine<br />
113 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.1. Räumliche Konzentration<br />
Sarstedt<br />
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Bad Salzdetfurth<br />
Lamme<br />
Nette<br />
Holle<br />
Innerste<br />
Neile<br />
Langelshe<strong>im</strong><br />
Konzeptgebiet<br />
M 1 : 250 000<br />
N<br />
Landschaftsband
Programm<br />
Die Umgestaltung des Landschaftsbandes entlang der<br />
Innerste hat zwei Schwerpunkte: Der Ausbau der Energieproduktion<br />
und die Erschließung durch einen durchgängigen<br />
Fußgänger- und Fahrradweg.<br />
Die Energieproduktion lehnt sich dabei an zwei vorhandene<br />
Qualitäten der Region an. Die Landschaft mit ihren Hauptbe<br />
standteilen Feldern und Bäumen wird um Biomassefelder<br />
und Energiewälder aus schnellwachsenden Hölzern als<br />
Kurzumtriebsplantagen ergänzt. Die baulichen Kulturgüter<br />
mit ihren Parks und Satelliten erhalten ein Pendant<br />
durch die zur Energieumwandlung notwendigen Gebäude<br />
(Biomasse anlagen und Kleinwasserkraftwerke).<br />
Der Weg verbindet Kulturgüter, Energieanlagen und markante<br />
landschaftliche Punkte zu einer für Bewohner und Besucher<br />
erfahrbaren Sequenz. Zudem knüpft er an die Bahn- und<br />
Straßeninfrastruktur an und ermöglicht so eine nachhaltige<br />
Alltagsmobilität für die lokale Bevölkerung.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
114
3<br />
Weg<br />
115 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.2. Programm<br />
Landschaft 1 Energie<br />
2<br />
Freizeit<br />
Ausblicke<br />
Badeplätze<br />
Schaukraftwerke<br />
Bahnhaltestellen<br />
(E-)Bike-Stationen<br />
Baukulturgüter<br />
Kultur<br />
3 Schritte zur Entwicklung<br />
des Landschaftsbandes
Energieerzeugung<br />
Der Anbau von Energiepflanzen <strong>im</strong> Talbereich folgt einem<br />
historischen Nutzungsmuster: Als die Hauptenergiequellen<br />
noch die menschliche und tierische Arbeitskraft waren,<br />
lagen oberhalb der Dörfer die fruchtbareren Böden<br />
für den Ackerbau und zum Fluss hin die Viehweiden. Heute<br />
hat sich die Lebensmittelproduktion bis zur Innerste – und<br />
damit auf belastete Böden – ausgedehnt. Es wird vorgeschlagen,<br />
die hochwertigeren Böden weiterhin für die<br />
Lebens mittelproduktion zu nutzen und die Strom- und<br />
Wärmeproduktion <strong>im</strong> Bereich der früheren Wiesenflächen<br />
anzusiedeln.<br />
Viele potentielle Energiepflanzen und - hölzer wie Sonnenblumen,<br />
Pappeln und Weiden sind zur Phytosanierung<br />
von Böden geeignet, da sie während ihres Wachstums dem<br />
Boden Schadstoffe entziehen [9]. Somit hätten diese Pflanzen<br />
<strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> eine Doppelfunktion, indem sie die Böden<br />
sanieren und Energie für die Region liefern würden. Zudem<br />
sind Pappeln und Weiden als typische Auengewächse gut für<br />
das Schwemmland geeignet. Ziel wäre es, eine<br />
möglichst artenreiche Mischung zu entwickeln, die auf die<br />
Böden des Tals abgest<strong>im</strong>mt ist und gut gemeinsam (bis auf<br />
die Gehölze) in einer Biogasanlage verarbeitet werden kann.<br />
Mit einem solchen Forschungsprojekt könnte die Region<br />
eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />
Die Struktur der Flurstücke wird als historisch gewachsenes<br />
Grundmuster der Bodennutzung respektiert und beibehalten.<br />
Dieses Mosaik wird nun feldweise neu belegt<br />
mit Biomassefeldern und Energiewäldern. Während die<br />
Felder das Bild der Landschaft subtil verändern, indem sie<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
116<br />
den Artenreichtum erhöhen, bringen die Energiewälder ein<br />
neues räumliches Thema ins Tal ein. Sie werden so in das<br />
Feldmuster gesetzt, dass Blickbezüge zwischen markanten<br />
Punkte wie Einzelanlagen und Dörfern erhalten werden.<br />
Zudem geben sie der Landschaft durch die kurzen Erntezyklen<br />
einen eigenen zeitlichen Rhythmus. Jeder Blick wird nach<br />
wenigen Jahren durch das Abernten wieder freigegeben.<br />
Die Energieanlagen ergänzen das Netz der Einzelanlagen und<br />
Satelliten <strong>im</strong> Tal durch zeitgenössische Kraftwerksbauten.<br />
Wie die Güter, die mit <strong>im</strong> Vergleich zur umgebenden Landschaft<br />
kleinteilig durchgestalteten Parks verbunden sind,<br />
werden diese durch „Energieparks“ in die Umgebung eingebettet.<br />
Organisatorisch könnte ein Energie- und Forschungsverbund<br />
aus landwirtschaftlichen Betrieben in Kooperation mit<br />
beispielsweise dem Studiengang „Nachwachsende Rohstoffe<br />
und Erneuerbare Energien“ an der HAWK Hildeshe<strong>im</strong><br />
gegründet werden. Von diesem würde das neu gestaltete<br />
Landschaftsband gemeinsam geplant und bewirtschaftet<br />
sowie die Biomasse zentral in Energie umwandelt.<br />
Die Energiewälder könnten von Gütern oder anderen<br />
Großverbrauchern zur Deckung ihres Heizenergiebedarfes<br />
herangezogen werden.
117 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.3. Energieerzeugung<br />
Bodennutzung<br />
historisch<br />
heute<br />
Konzeptvorschlag<br />
Wald<br />
Lebensmittel<br />
Wiese<br />
Energieproduktion
naturelemente<br />
Energiefelder<br />
Energiewälder<br />
Gewässer<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
118
119<br />
4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.3. Energieerzeugung<br />
Bauliche Elemente<br />
Energieanlagen<br />
vorhandene Güter
Vernetzung<br />
Ergänzung vorh. Wege<br />
Verbindung der Dörfer<br />
Aufwertung Bahnnetz<br />
Wegeverknüpfung<br />
Der Landschaftsstreifen entlang der Innerste beinhaltet<br />
einen Großteil der lokalen Verkehrsinfrastrukturen: Er wird<br />
begrenzt und gequert von der leiterförmigen Straßenstruktur,<br />
enthält die regionale Bahnlinie und in Teilbereichen auch<br />
Fahrradwege. Um die Mobilität und Aufenthaltsqualität für<br />
die verschiedenen Nutzergruppen der lokalen Bevölkerung,<br />
der Städter und der Touristen zu verbessern, soll ein<br />
durchgängiger Fahrrad- und Fußweg eingerichtet werden.<br />
Durch die Ergänzung von Bahnhaltepunkten und (Elektro-)<br />
Fahrradstationen wird nachhaltige Mobilität <strong>im</strong> Tal attraktiver.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
120<br />
Zudem hat der Weg auch einen informativen Charakter.<br />
Er verbindet die Baukulturgüter, Freizeitinfrastrukturen<br />
sowie Energieanlagen miteinander und macht sie öffentlich<br />
zugänglich. Die Taktung durch bestehende Querstraßen und<br />
Gebäude <strong>im</strong> Tal wird durch zusätzliche Orte wie Rast- und<br />
Badeplätze angereichert. Es entsteht eine abwechslungsreiche<br />
Sequenz aus regelmäßig wiederkehrenden Elementen und<br />
Schwerpunkttouren, die sich Themen wie Kultur oder Energie<br />
widmen.
121 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.4. Wegeverknüpfung<br />
Bahn<br />
Abzweig Bahn E-Bike<br />
Abzweig Bahn<br />
Abzweig Bahn E-Bike<br />
Rasten Essen Essen Herberge Blick<br />
Baden Baden Blick Rasten Herberge Essen Essen<br />
Wald Wasser Wasser Wald Feld Biogas Wald<br />
Mobilität<br />
Freizeit<br />
Energie<br />
Wegpunkte<br />
neue Stationen<br />
vorhandene Stationen
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
122
123<br />
4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung<br />
Landschaftsplanung<br />
Im folgenden Abschnitt wird das umgestaltete Landschaftsband<br />
entlang der Innerste in seiner Gesamtheit gezeigt.<br />
Es schließt in Hildeshe<strong>im</strong> an einen innerstädtischen Grünbereich<br />
mit Park und Sportstätten an. Wenn man dem<br />
Innerste-Fahrradweg von hier aus folgt, passiert man zunächst<br />
einen von vorstädtischer Bebauung gefassten Abschnitt,<br />
in dem Schrebergärten und landwirtschaftliche Nutzung sich<br />
abwechseln. Dieser endet bei der Domäne Marienburg.<br />
Ab hier öffnet sich der Blick in die Hügellandschaft. Am halben<br />
Hang wird sie durch die Alleen gegliedert, deren Lücken durch<br />
neue Bäume ergänzt werden. Dazwischen liegt ein Mosaik<br />
aus Feldern mit unterschiedlichen Energiepflanzen und<br />
Energie wäldern. Die Felder verändern sich <strong>im</strong> jahreszeitlichen<br />
Wechsel, die Energiewälder gliedern sich in ihrer Höhe in<br />
einem mehrjährigen Takt, wobei die Blickbezüge zu Dörfern<br />
und Einzelanlagen gewahrt bleiben. Ein erstes Etappenziel<br />
ist das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> zum Rasten oder zur Besichtigung<br />
von Park und Gebäudeensemble.<br />
Ab dem Ortspaar Groß Düngen und Heinde kann man dem<br />
Weg am Wasser folgen oder sich oberhalb auf der Landschafts<br />
terrasse, die in diesem Bereich das Tal prägt, bewegen.<br />
Hier gibt es mehrere Aussichtspunkte, während am Fluss<br />
ein Badeplatz den direkten Zugang zum Wasser ermöglicht.<br />
Der Panoramaweg führt durch den Energiepark der neuen<br />
Bio gasanlage wieder zurück zum Talweg. Hier ist das<br />
Innerste tal breiter und kann die Versuchsfelder mit einer ab -<br />
wechslungsreichen Mischung an Energiepflanzen sowie einen<br />
größeren Energiewald, der durch <strong>im</strong> Ernterhythmus wechselnde<br />
Durchblicke in die Landschaft gegliedert wird, aufnehmen.<br />
Auf diesen Energieschwerpunkt folgt ein Abschnitt, der<br />
von den Baukulturgütern <strong>Gut</strong> Astenbeck und Schloss<br />
Derneburg mit ihren Parks geprägt wird. Ein Rundweg führt<br />
an den Teichen Derneburgs über die Nette, die hier in die<br />
Innerste mündet.<br />
Von hier aus kann der Rückweg nach Hildeshe<strong>im</strong> mit der<br />
Bahn zurückgelegt werden. Durch die beiden weiteren<br />
Bahnhaltepunkte <strong>im</strong> Tal in Hockeln und Groß Düngen kann<br />
man sich <strong>im</strong> gesamten Landschaftsband je nach Ziel<br />
und verfügbarer Zeit in einer flexiblen Kombination aus Bahn-,<br />
Fahrrad- und Wanderabschnitten bewegen.<br />
Das gemeinsame Mobilitätskonzept und der durchgehende<br />
„Teppich“ aus Feldern, Wäldern und Parks binden die Orte<br />
zu einer Gemeinschaft zusammen und stärken den Gedanken<br />
einer Region <strong>Innerstetal</strong>.<br />
4.2.
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Gesamtplan<br />
M 1 : 30 000<br />
N<br />
Parks<br />
Energiefelder<br />
Energiewälder<br />
Weg<br />
Fluss<br />
text<br />
Domäne Marienburg<br />
Egenstedt<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
Itzum<br />
A<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
124<br />
Groß Düngen<br />
A<br />
Heinde
Listringen<br />
125 4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung / 4.2.1. Gesamtplan<br />
Hockeln<br />
Energiepark<br />
B<br />
Biogasanlage<br />
B<br />
Heersum<br />
<strong>Gut</strong> Astenbeck<br />
Derneburg<br />
Schloss Derneburg<br />
Grasdorf<br />
Holle
Wald<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
Felder Allee ort<br />
Fluss<br />
126<br />
Wasserkraftwerk
Biomassefelder<br />
127 4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung / 4.2.2. Geländeschnitte<br />
Kurzumtriebsplantage<br />
kontaminierte Böden<br />
Ökotopengrenzlage Felder<br />
Allee ort<br />
Wald<br />
Schemaschnitt A-A
Wald Felder<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
ort<br />
128<br />
Allee
Biogasanlage<br />
129<br />
Biomassefelder<br />
4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung / 4.2.2. Geländeschnitte<br />
Fluss<br />
Kurzumtriebsplantage<br />
kontaminierte Böden<br />
Ökotopengrenzlage Felder<br />
Allee<br />
Wald<br />
Schemaschnitt B-B
Blick ins tal<br />
Raumeindruck<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
130
131 4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung/ 4.2.3. Raumeindruck<br />
Energiepark
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
00132
00133<br />
Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
5.
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
134
135<br />
Gebäudekonzept<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept<br />
Nach der Analyse des <strong>Innerstetal</strong>s und dem daraus entwickelten<br />
Vorschlag für eine Ergänzung der Tallandschaft<br />
zwischen Hildeshe<strong>im</strong> und Holle stellt sich die Frage, welche<br />
Auswirkungen sich auf das Energie- und Nutzungskonzept<br />
von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> ergeben.<br />
Das Konzept für den Talabschnitt ist ausgelegt auf die<br />
beispiel hafte Einrichtung regionaler Energiekreisläufe.<br />
Die Realisierung wird daher Schritt für Schritt <strong>im</strong> Rahmen<br />
einzelner Projekte stattfinden. <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> ist aus<br />
ver schiedenen Gründen gut geeignet, Ausgangspunkt für<br />
diesen Prozess zu werden. Es liegt zum einen am Übergang<br />
vom städtischen Bereich Hildeshe<strong>im</strong>s zum ländlichen Talabschnitt<br />
und bildet damit den „Auftakt“ des Mittleren<br />
<strong>Innerstetal</strong>s. Zum anderen ist die Anlage mit dem historischen<br />
Park bereits ein bewusst gestalteter Ausschnitt der Landschaft,<br />
an den mit dem neuen Element der Energie wälder<br />
angeknüpft werden kann. In diesem Zug sollte auch eine<br />
Erschließung des Parks von Süden eingerichtet<br />
werden.<br />
Das <strong>Gut</strong> bekäme die Möglichkeit, das aus dem eigenen Park<br />
gewonnene Holz mit Ressourcen aus dem nächsten Umfeld<br />
aufzustocken und so den Umstieg auf eine regenerative<br />
Energieerzeugung zu schaffen. Ein zusätzlicher Nutzen wäre<br />
die damit einhergehende Parkpflege.<br />
Angesichts der Tatsache, dass eine energetische Selbstversorgung<br />
auf regionaler Ebene nicht möglich ist, sollten aber<br />
alle Verbraucher regionaler Ressourcen zunächst ihr Einsparpotential<br />
ausnutzen. Das gilt auch für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>.<br />
5.1.
Welt<br />
Region<br />
<strong>Walshausen</strong><br />
neuausrichtung<br />
Energie<br />
Nutzung<br />
Grundgedanken<br />
Im Rahmen des neuen Nutzungskonzeptes soll der Energiebedarf<br />
des <strong>Gut</strong>es möglichst gesenkt werden. Gleichzeitig<br />
muss die Nutzung intensiv genug für die Erhaltung der<br />
Gebäude bleiben. Um einen Vorbildcharakter als „Pilotprojekt“<br />
der Region zu erreichen, sollte das <strong>Gut</strong> für einen weiteren<br />
Personenkreis als bisher zugänglich gemacht werden.<br />
So würde sich die Interaktion des <strong>Gut</strong>es mit der Außenwelt<br />
in den Bereichen Energie und Nutzung umkehren: Die<br />
Energie, die bisher überregional bezogen wurde, kommt nun<br />
aus dem engsten Umkreis des <strong>Gut</strong>es. Die bisher introvertierte<br />
Wohnnutzung ohne Bezug zur Region wird durch eine<br />
stärkere Öffnung des <strong>Gut</strong>es für Nutzer aus der Region und<br />
dem weiteren Umfeld ersetzt.<br />
Als konkrete Nutzung wird <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit tempo-<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
136<br />
räres Wohnen und Arbeiten für unterschiedliche Zielgruppen<br />
vorgeschlagen. Der Grundgedanke ist dabei, dass dies<br />
der bisherigen Ausrichtung des <strong>Gut</strong>es entspricht und daher je<br />
nach gewünschtem Standard nur geringe Umbauten nötig<br />
wären. Die temporäre Nutzung würde zum einen den<br />
Unterhalt des <strong>Gut</strong>es auf mehr Schultern verteilen und zum<br />
anderen ermöglichen, in den Monaten mit dem höchsten<br />
Energiebedarf die Nutzung einzuschränken.<br />
<strong>Walshausen</strong> kann für verschiedene Bedarfe der Umgebung<br />
Angebote machen. Im Rahmen der touristischen Erschließung<br />
der Region werden mehr Unterkünfte gebraucht als momentan<br />
vorhanden. Als zweites Standbein kann das <strong>Gut</strong> zum<br />
Gäste- und Seminarhaus für die Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s<br />
werden. Ein solches fehlt bisher und wäre in <strong>Walshausen</strong>
137<br />
aufgrund der guten Anbindung nach Hildeshe<strong>im</strong> und gleichzeitigen<br />
Abgeschiedenheit vom Campus gut verortet.<br />
Die bereits bestehende Kooperation mit der HAWK kann in<br />
dieser Richtung ausgebaut werden und eine <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu einem rein touristisch orientierten Konzept verlässliche<br />
und kalkulierbare Nutzung garantieren.<br />
Komplettiert wird das Konzept durch die Nutzung einer<br />
weiteren Energiequelle des <strong>Gut</strong>sgeländes in Form eines kleinen<br />
Wasserkraftwerkes an der Innerste. Dadurch wird aus<br />
regionaler Sicht die Sequenz von historischen „Satelliten“<br />
am Fluss durch einen zeitgenössischen ergänzt. Dieses neue<br />
Gebäude wird als Brücke über die Innerste am südlichen<br />
Parkende platziert und schafft so den notwendigen Zugang<br />
für Besucher vom Landschaftsband der Innerste aus.<br />
tourismus <strong>im</strong><br />
<strong>Innerstetal</strong><br />
Fahrradfahrer<br />
Messegäste Hannover<br />
Städtetouristen Hildeshe<strong>im</strong><br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.1. Grundgedanken<br />
<strong>Walshausen</strong> als<br />
ort für Gäste<br />
Das Kraftwerk soll ein öffentlich zugängliches Schaukraftwerk<br />
und ein Informationsort sein. Es bietet sich an, dieses mit<br />
einer gastronomischen Nutzung zu verbinden, die auch von<br />
den Bewohnern und Gästen der historischen <strong>Gut</strong>sgebäude<br />
genutzt wird.<br />
Durch die Erweiterung des Parks zur autarken Wärmeversorgung,<br />
die Öffnung für unterschiedliche Nutzergruppen<br />
und den Bau des Schaukraftwerkes als „Tor“ zum Landschaftsband<br />
der Innerste kann das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> einen<br />
neuen Charakter entwickeln: Von der abgeschiedenen<br />
Privatanlage wird es zu einem Vorbild für die Region,<br />
indem es die Nutzung lokaler Ressourcen in ein sinnvolles<br />
Gesamtkonzept integriert.<br />
Hochschulen<br />
Hildeshe<strong>im</strong><br />
Gastprofessoren<br />
„artists in residence“<br />
Seminare<br />
Sommer-Universität<br />
zielgruppen
Heizenergie<br />
Verringerung des Energiebedarfes<br />
Zur Verringerung des Energiebedarfes von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />
wurden zwei Wege betrachtet, der der Effizienz und der<br />
der Suffizienz.<br />
Für eine effizientere Energienutzung könnten auf baulicher<br />
Ebene die Wärmeverluste verringert werden, indem diejenigen<br />
Gebäude, bei denen dies in der Vergangenheit noch<br />
nicht geschehen ist, mit einer zusätzlichen Dämmung versehen<br />
werden. Es wurde eine Innendämmung der Wände<br />
mit einer Stärke von 5 cm angenommen, wie sie bereits be<strong>im</strong><br />
Arbeiterhaus umgesetzt wurde. Sie würde zu einer deutlichen<br />
Verbesserung des Wand-U-Wertes von 1,7 W/m 2 K auf<br />
0,5 W/m 2 K führen. Der Nutzenergiebedarf sinkt dadurch von<br />
insgesamt 292 MWh/a auf 242 MWh/a. Diese Maßnahme<br />
wäre allerdings aufwendig und in der Umsetzung <strong>im</strong> Detail<br />
in Hinblick auf Tauwasseranfall und die Anschlüsse an bestehende<br />
Bauteile (wie die momentan bündig in der Wand eingebauten<br />
Kastenfenster) bauphysikalisch und architektonisch<br />
mit Schwierigkeiten verbunden.<br />
Der Suffizienz-Ansatz würde dagegen einen zeitweisen Verzicht<br />
auf die Nutzung der Gebäude und das damit verbundene<br />
Temperaturniveau <strong>im</strong> Innenraum bedeuten. Betrachtet<br />
wurden zwei Szenarien. Im ersten würde das <strong>Gut</strong> noch von<br />
März bis November, <strong>im</strong> zweiten von April bis Oktober<br />
bewohnt. In den übrigen Monaten wurde von einer Solltemperatur<br />
von 6°C ausgegangen, um die Frostfreiheit<br />
zu gewährleisten. Bereits wenn die Gebäude drei Monate <strong>im</strong><br />
Jahr ungenutzt blieben, würde der Nutzenergiebedarf auf<br />
181 MWh/a sinken, bei einer Nutzung über sieben Monate des<br />
Jahres auf 109 MWh/a. Eine solche saisonale Nutzung des<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
138<br />
<strong>Gut</strong>es würde Bezug nehmen auf seine ursprüngliche Funktion<br />
als Sommersitz, aber die Nutzung auf einen längeren<br />
Zeitraum ausdehnen. Dem finanziellen Aufwand der Effizienz-<br />
Maßnahme Dämmung steht bei dieser Variante der Verlust<br />
von Mieteinnahmen in den Monaten des Leerstands gegenüber.<br />
Um diesen zu min<strong>im</strong>ieren und einen <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Möglichkeiten des <strong>Gut</strong>es hohen Nutzungsgrad zu erreichen,<br />
wäre es sinnvoll, die Gebäude unterschiedlich lange zu<br />
nutzen. Das Arbeiterhaus fällt aufgrund von Größe und<br />
Sanierungszustand <strong>im</strong> Gesamtenergiebedarf kaum ins<br />
Gewicht und könnte daher ganzjährig genutzt werden.<br />
Das hätte den Vorteil, dass mindestens eine Person ständig<br />
vor Ort wäre und in den Wintermonaten Aufgaben wie Lüften<br />
der Gebäude oder die Kontrolle des Heizungssystems übernehmen<br />
könnte. Der Pferdestall hingegen hat den größten<br />
Anteil am Energiebedarf, was für eine kürzere Nutzung <strong>im</strong> Jahr<br />
spricht. Diese wird auch für die Orangerie vorgeschlagen.<br />
Gärtnerhaus und Villa könnten von März bis November<br />
genutzt werden. Für diese Kombination ergibt sich ein Nutzenergiebedarf<br />
für das Heizen von 156 MWh/a, was einer<br />
Reduzierung des ursprünglichen Bedarfes um nahezu die<br />
Hälfte entspricht.<br />
Für die Umnutzung des <strong>Gut</strong>es wird dieses Szenario zugrundegelegt,<br />
da es eine deutliche Energieeinsparung mit geringem<br />
Aufwand erreicht.<br />
Bauliche Maßnahmen sollen dadurch nicht ausgeschlossen<br />
werden. Sie können das Szenario zusätzlich verbessern, sind<br />
aber keine Voraussetzung zum Funktionieren des Konzeptes.
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
139<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.2. Heizenergie<br />
Wärmedämmung<br />
242 MWh/a<br />
14,9<br />
71,2<br />
50,6<br />
27,2<br />
78,3<br />
Saisonale nutzung März- nov.<br />
181 MWh/a<br />
9,0<br />
58,7<br />
46,8<br />
23,2<br />
43,2<br />
Saisonale nutzung Apr. - okt.<br />
109 MWh/a<br />
5,2<br />
37,2<br />
29,7<br />
14,1<br />
22,3<br />
Ausgangswert<br />
Deckung durch<br />
<strong>Gut</strong>spark<br />
nutzenergiebedarf [MWh/a]<br />
Arbeiterhaus<br />
Pferdestall<br />
Gärtnerhaus<br />
Orangerie<br />
Villa
Saisonale nutzung<br />
Arbeiterhaus<br />
Pferdestall<br />
Gärtnerhaus<br />
Orangerie<br />
Villa<br />
nutzungszeiträume<br />
Jan<br />
Feb<br />
Mär<br />
Apr<br />
Mai<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
140<br />
nutzenergiebedarf Heizen für das gewählte Szenario<br />
156 MWh/a<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
14,9<br />
37,2<br />
46,8<br />
14,1<br />
43,2<br />
Ausgangswert<br />
Deckung durch<br />
<strong>Gut</strong>spark
141<br />
Vergrößerung des Biomassedargebotes<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.2. Heizenergie<br />
Durch die Verringerung des Heizenergiebedarfs sinkt der<br />
Holz bedarf auf 61 t, wofür aber das Dargebot des Parks dennoch<br />
nicht ausreicht. Eine intensivere Ausnutzung der Parkbäume<br />
erscheint <strong>im</strong> Rahmen eines nachhaltigen Konzeptes<br />
und der Aufrechterhaltung des ästhetischen Charakters als<br />
englischer Landschaftspark nicht erstrebenswert.<br />
Der Restbedarf kann aber durch die Nutzung eines der <strong>im</strong><br />
Regionalkonzept entlang der Innerste vorgesehenen Energiewälder<br />
gedeckt werden.<br />
Bei einem Ertrag von 15 t/ha [15] würde eine Fläche von<br />
etwa 2,4 ha benötigt, die in ihrer Größenordnung gegenüber<br />
dem historischen Park in einem auch ästhetisch verträglichen<br />
Verhältnis stehen würde. Damit wäre eine autarke Heizenergie<br />
versorgung des <strong>Gut</strong>es mit Holz aus der nächsten Um -<br />
gebung möglich.<br />
7 haha<br />
+<br />
2,4 ha<br />
parkerweiterung<br />
<strong>Gut</strong>spark<br />
Energieholz-Ergänzung Heizen
Warmwasser<br />
Der Energiebedarf für die Warmwasserbereitung wurde in<br />
der Analyse nicht betrachtet, da er nicht von den Gebäuden<br />
selbst, sondern von der letztendlich gewählten Nutzung und<br />
Personendichte abhängt.<br />
Es wurde davon ausgegangen, dass das Arbeiterhaus ganzjährig<br />
von einer Person und der Pferdestall über sieben<br />
Monate hinweg von zwei „artists in residence“ bewohnt wird<br />
und dafür jeweils der Richtwert von 1,4 kWh/Pers d [6]<br />
angesetzt. Für die Gäste in der Villa sowie <strong>im</strong> Gärtner- und<br />
Kornhaus wurde der Standard eines einfachen Hotels mit<br />
1,9 kWh/Bett d [6] über die jeweilige Nutzungszeit angenommen<br />
bei einer Bettenanzahl von insgesamt 30.<br />
Der daraus resultierende Nutzenergiebedarf für die Warmwassererzeugung<br />
von 16 MWh/a ist <strong>im</strong> Verhältnis zum<br />
Heizenergiebedarf gering. Wenn er ebenfalls über Energieholz<br />
aus der Parkerweiterung gedeckt werden soll, wäre hierfür<br />
eine zusätzliche Fläche von 0,4 ha nötig.<br />
Ein Alternativkonzept wäre die teilweise Deckung durch<br />
Solarthermie, die man baulich in die Dachfläche des Neubaus<br />
am Südende des Parks integrieren könnte. Dies hätte den<br />
Vorteil, die Holzheizung in den Sommermonaten, in denen<br />
keine Energie für die Gebäudeheizung gebraucht wird,<br />
komplett abschalten zu können. Um einen Deckungsgrad von<br />
60 % (und damit nahezu 100 %-Deckung in den Monaten<br />
April bis Oktober) zu erreichen, würden 1,7 m 2 pro Person<br />
benötigt [21], also insgesamt 56 m 2 .<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
142
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
143<br />
nutzenergie<br />
15,8 MWh/a<br />
1,4<br />
0,5<br />
0,6<br />
5,1<br />
8,2<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.3. Warmwasser<br />
x 1,79<br />
Endenergie<br />
28,2 MWh/a<br />
2,2<br />
0,9<br />
1,1<br />
9,2<br />
14,7<br />
zusätzlicher Flächenbedarf<br />
7 haha<br />
+<br />
0,2,4 haha<br />
0,4 ha<br />
Warmwassererzeugung<br />
<strong>Gut</strong>spark<br />
Energieholz-Ergänzung Heizen<br />
Energieholz-Ergänzung Wasser<br />
Kornhaus<br />
Arbeiterhaus<br />
Pferdestall<br />
Gärtnerhaus<br />
Villa
Strom<br />
In Bezug auf die Wärmeversorgung ist eine Autarkie<br />
<strong>Walshausen</strong>s erreichbar. Da bisher kein Anschluss an ein<br />
Wärme- oder Gasnetz besteht und das <strong>Gut</strong> von vorhandenen<br />
Netzen zu weit entfernt ist, ist die Selbstversorgung eine<br />
sinnvolle Lösung. Die fehlende Erschließung bedeutet gleichzeitig,<br />
dass auch ein Überschuss an Wärme nicht an andere<br />
Verbraucher weitergegeben werden könnte.<br />
An das Stromnetz dagegen ist <strong>Walshausen</strong> angeschlossen.<br />
Durch die Nutzung der Wasserkraft an der Innerste könnte<br />
das <strong>Gut</strong> sich nicht nur selbst mit Strom versorgen, sondern<br />
einen Überschuss einspeisen und damit zum Energieproduzenten<br />
für die Region werden.<br />
Für eine ungefähre Einschätzung des Verhältnisses von Selbstversorgung<br />
und Einspeisung in das Netz wurden folgende<br />
Annahmen getroffen: Das Wasserkraftwerk Heinde, das etwa<br />
2 km entfernt flussaufwärts liegt, produziert 1200 MWh/a.<br />
Da zwischen Heinde und <strong>Walshausen</strong> die Lamme in die<br />
Innerste fließt, wird in <strong>Walshausen</strong> bei einer ähnlichen Fallhöhe<br />
ein größerer Wasserdurchfluss realisierbar sein, also je<br />
nach Kraftwerkstyp mindestens gleich viel Strom produziert<br />
werden können. Selbst wenn <strong>im</strong> <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> jede Person<br />
den Jahresverbrauch eines Ein-Personen-Haushaltes von<br />
1690 kWh/a hätte [21], würde das <strong>Gut</strong> nur 5 % des erzeugten<br />
Stroms selbst verbrauchen. Mit dem Überschuss könnten<br />
in diesem Fall weitere 675 Ein-Personen-Haushalte versorgt<br />
werden.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
144
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
145<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.4. Strom<br />
Erzeugter Strom<br />
1200 MWh/a<br />
1144<br />
56<br />
Versorgung von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und<br />
ca. 675 Ein-personen-Haushalten<br />
Stromproduktion<br />
Einspeisung in das Netz<br />
Verbrauch <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>
Kreisläufe<br />
Energie<br />
Im neuen Energiekonzept werden alle Energiebedarfe<br />
des <strong>Gut</strong>es durch Ressourcen aus einem Umkreis von max<strong>im</strong>al<br />
einem Kilometer gedeckt. Das Holz aus dem historischen<br />
<strong>Gut</strong>spark und dem Energiewald an der Innerste wird<br />
zer kleinert, in der Scheune gelagert und in einer<br />
Hackschnitzelanlage verbrannt. Von dort aus wird die Wärme<br />
in die einzelnen Gebäude verteilt. Die Verarbeitung zu Hackschnitzeln<br />
ergibt sich aus den Randbedingungen vor Ort. So<br />
werden ein beträchtlicher Anteil des Parkpflegeholzes wie<br />
Äste und Heckenschnitt sowie die schnellwachsenden Hölzer<br />
des Energiewaldes nicht als Stückholz nutzbar sein. Mit<br />
den landwirtschaftlichen Geräten des <strong>Gut</strong>es Heinde ist eine<br />
Verarbeitung zu Hackschnitzeln unkompliziert möglich. Diese<br />
können in der Scheune direkt neben der Heizanlage gelagert<br />
und weitgehend automatisiert verheizt werden.<br />
Durch das Wasserkraftwerk ist auch die Stromversorgung<br />
des <strong>Gut</strong>es nicht nur rechnerisch über das Jahr hinweg autark,<br />
sondern es wird zu jedem Zeitpunkt ein Vielfaches der vom<br />
<strong>Gut</strong> verbrauchten Energie ins Netz eingespeist.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
146
147<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.5. Kreisläufe<br />
Einspeisung ins netz Stromversorgung des <strong>Gut</strong>es<br />
Beheizung der <strong>Gut</strong>sgebäude<br />
ca. 25 t/a Holz aus <strong>Gut</strong>spark<br />
ca. 1200 MWh/a Strom aus Wasserkraft ca. 36 t/a Holz aus Energiewald<br />
Schema Energie
nutzung<br />
Die neue Nutzung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> ist von unterschiedlichen<br />
Tätigkeiten und Frequenzen best<strong>im</strong>mt.<br />
Zentral ist der Nutzungskreislauf der <strong>Gut</strong>sbewirtschaftung.<br />
Er schafft einen dauerhaften Arbeitsplatz auf dem <strong>Gut</strong>, der mit<br />
der Wohnnutzung <strong>im</strong> Arbeiterhaus verbunden ist. Durch diese<br />
Person werden der <strong>Gut</strong>spark und der Energiewald gepflegt<br />
sowie die Holzernte, -lagerung und der Betrieb der Heizzentrale<br />
übernommen. Dies schafft die Nutzungsgrundlage für<br />
die übrigen <strong>Gut</strong>sgebäude. Ein Nebenzweig dieses Kreislaufes<br />
kann die <strong>Wieder</strong>belebung des Wirtschaftsgartens mit Obst-<br />
und Gemüseanbau sein und die Gastronomie <strong>im</strong> Neubau zum<br />
Teil versorgen.<br />
Die Bestandsgebäude werden temporär in Zeitspannen von<br />
wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten (artists in residence)<br />
zum Wohnen und Arbeiten von Menschen aus dem näheren<br />
und weiteren Umfeld <strong>Walshausen</strong>s genutzt.<br />
Der Neubau <strong>im</strong> Süden der Anlage dient zum einen Kurzzeitbesuchern,<br />
die zu einem Großteil aus der Region stammen<br />
werden und nur wenige Stunden in <strong>Walshausen</strong> verbringen,<br />
um den Park und das Wasserkraftwerk zu besichtigen oder<br />
etwas zu essen. Von hier aus werden aber auch die temporären<br />
Bewohner der historischen Gebäude versorgt, so dass ein<br />
Treffpunkt der verschiedenen Nutzergruppen entsteht.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
148
149<br />
temporäre Bewohner der <strong>Gut</strong>sanlage<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.5. Kreisläufe<br />
Lebensmittelproduktion<br />
Kurzzeitbesucher aus der Region / touristen<br />
Energieversorgung<br />
Gastronomische Versorgung<br />
Schema nutzung
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
150
151<br />
Gebäudeplanung<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung<br />
Das neue Energie- und Nutzungskonzept bringt verschiedene<br />
Veränderungen und Ergänzungen des Gebäudebestandes<br />
mit sich. Es legt aber deren konkrete Ausformung zunächst<br />
einmal nicht fest.<br />
Da <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit keine detaillierte Sanierungsplanung<br />
für die historischen Gebäude gemacht werden<br />
kann, soll für diese <strong>im</strong> folgenden lediglich gezeigt werden,<br />
welcher Grad an baulichem Eingriff für welche Qualitätsziele<br />
not wendig wäre. Zudem soll ein Bild vermittelt werden,<br />
an welchen Stellen zeitgenössische Elemente <strong>im</strong>plantiert<br />
werden können und welchen gestalterischen Leitlinien diese<br />
folgen sollten.<br />
5.2.
Gebäudebestand<br />
Die historischen Gebäude der <strong>Gut</strong>sanlage unterscheiden sich<br />
in ihrem momentanen Grundrisszuschnitt, ihrer architektonischen<br />
Qualität und ihrem Sanierungszustand. Daher scheint<br />
es sinnvoll, in der Nutzung unterschiedliche Zielgruppen und<br />
Milieus anzusprechen. Dementsprechend reicht das Spektrum<br />
an baulichen Eingriffen je nach Gebäude teil vom Belassen<br />
des Bestandes über geringfügige Sanierung bis zu Neueinbauten<br />
als „Haus <strong>im</strong> Haus“.<br />
Der Pferdestall kann durch ein „artists in residence“-<br />
Programm <strong>im</strong> Rahmen der gestalterischen Studiengänge der<br />
Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s genutzt werden. Atelier und<br />
Wohnraum dafür ist bereits vorhanden. Auch das Arbeiterhaus<br />
ist für die ganzjährige Bewohnung <strong>im</strong> momentanen<br />
Zustand nutzbar.<br />
Das Gärtnerhaus beinhaltet mehrere Wohnungen, die als<br />
Ferienwohnungen genutzt werden können. Eine Aufteilung<br />
in kleinere Einheiten wäre sinnvoll, was eine Nachrüstung von<br />
mehreren Bädern und Küchenzeilen erfordern würde.<br />
Für Seminarnutzungen der Hochschulen können die Säle der<br />
Villa <strong>im</strong> Erdgeschoss und die Orangerie herangezogen<br />
werden. Je nach Jahreszeit kann diesem Nutzungsbereich auch<br />
das Gewächshaus zugeschlagen werden, das Raum für Vorträge<br />
und größere Gruppen bietet.<br />
Das temporäre Wohnen <strong>im</strong> Obergeschoss der Villa sollte in<br />
seiner Qualität die besondere Stellung des Laves-Baus <strong>im</strong><br />
Gesamtensemble betonen. Dazu lohnt es sich, an dieser Stelle<br />
in einen stärkeren Umbau zu investieren, der ein einfaches,<br />
aber gestalterisch sehr hochwertiges, am Standard eines<br />
Hotels orientiertes Wohnumfeld ermöglicht.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
152<br />
Das bisher ungenutzte Kornhaus kann dagegen <strong>im</strong> Sommer<br />
Gäste mit dem Standard eines „Heuhotels“ aufnehmen.<br />
Für die Lagerung der Holzhackschnitzel und als Standort der<br />
Heizzentrale eignet sich die Scheune, da diese Nutzungen<br />
keine thermischen Anforderungen an die Hülle stellen. Wo<br />
früher Futter und Unterkunft für die Kraftquelle Tier untergebracht<br />
waren, befindet sich nun „Futter und Unterkunft“<br />
für die Wärmequelle des <strong>Gut</strong>es.
153<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.1. Gebäudebestand<br />
Hotelz<strong>im</strong>mer Bäder Heizzentrale und Lager<br />
zielgruppen und Eingriffe<br />
Hotelwohnen<br />
Fahrradtouristen<br />
„artists in residence“<br />
<strong>Gut</strong>sbewirtschaftung<br />
Heizzentrale und Lager<br />
Ferienwohnungen<br />
Seminarräume
Villa<br />
Gegenüber den Nebengebäuden des <strong>Gut</strong>es, deren architektonischer<br />
Standard <strong>im</strong> neuen Nutzungskonzept durchaus<br />
bei behalten werden kann, ist bei der Villa zu unterscheiden<br />
zwischen bauhistorisch beispielhaften Elementen, die in<br />
möglichst authentischer Form erhalten werden sollten<br />
und solchen, bei denen eine hochwertige zeitgenössische<br />
Gestaltung umgesetzt werden kann. Zu erhalten sind in ihrer<br />
Ursprungsform die Außenhülle und das Erdgeschoss mit<br />
der repräsentativen, aufwendig gestalteten Raumfolge mit<br />
Gartenkabinett, großem Saal und Bibliothek. Diese Räume<br />
sollten möglichst von zusätzlichem ständigem Mobiliar und<br />
Einbauten freigehalten werden. Die Gestaltung des Obergeschosses<br />
mit den ehemaligen Bedienstetenwohnungen ist<br />
dagegen eher pragmatisch orientiert und <strong>im</strong> momentanen<br />
Zuschnitt kaum für temporäre Nutzer geeignet.<br />
Eine deutliche Aufwertung kann durch die Entfernung der<br />
leichten Trennwände und das Einstellen vorgefertigter,<br />
qualitätvoll gestalteter Hotelz<strong>im</strong>mer mit eigenen Sanitäreinheiten<br />
erreicht werden. Sie orientieren sich an den Fensterachsen<br />
der Nord- und Südfassade und erhalten den breiten<br />
Flur in Verlängerung des Treppenhauses als gemeinsamen<br />
Vorbereich der Z<strong>im</strong>mer.<br />
Ein solcher „parasitärer“ Einbau würde keine Verbindung<br />
mit der historischen Bausubstanz eingehen und könnte bei<br />
einer erneuten Umnutzung wieder entfernt werden.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
154
155<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.1. Gebäudebestand<br />
obergeschoss der Villa
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
156
157<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.1. Gebäudebestand<br />
Grundriss und Schnitt<br />
M 1 : 200<br />
N
Park<br />
Durch die Pflege <strong>im</strong> Rahmen der Holzgewinnung wird der<br />
historische Landschaftsgarten von Wildwuchs und überalterten,<br />
beschädigten Bäumen befreit. Villa und Park bilden<br />
dann wieder ein Ensemble aus einem Guss, dass die (garten-)<br />
architektonischen Prinzipien einer Epoche veranschaulicht.<br />
Dies erhöht die Attraktivität der <strong>Gut</strong>sanlage als touristischer<br />
Anziehungspunkt.<br />
Der Energiewald ergänzt den historischen Park auf einem<br />
länglichen Flurstück südlich der Innerste. Er umschließt<br />
gemeinsam mit den beiden historischen Parkarmen die<br />
untere Wiese. Durch eine gezielte Pflege der Flussaue ergibt<br />
sich ein kontinuierlicher Parkinnenraum von der oberen Wiese<br />
mit den beiden Seen durch den Park hindurch bis zum Fluss.<br />
Der Sequenz aus Blickbezügen zur Villa und in die Umgebung<br />
wird durch den Neubau ein weiterer Punkt am südlichen<br />
Parkausgang hinzugefügt. Der Weg durch den östlichen<br />
Arm des Parks wird durch das Gebäude hindurch mit dem<br />
Fahrradweg entlang der Innerste verbunden. Der durch<br />
das Gebäude verlaufende Platz wird als Sichtachse durch den<br />
Energiewald nach Süden verlängert.<br />
Bereits in der Vergangenheit wurde der Park den jeweiligen<br />
Nutzungen und Zielen des <strong>Gut</strong>es angepasst: So brachte<br />
der Umbau vom landwirtschaftlichen <strong>Gut</strong> zum repräsentativen<br />
Sommersitz 1829 die Umgestaltung vom reinen Obst- und<br />
Gemüsegarten zum Landschaftsgarten mit sich, der aber die<br />
Nutzgartenelemente <strong>im</strong> Bereich des Küchengartens erhielt.<br />
Die Umnutzung zum energieautarken Gästehaus trägt wiederum<br />
zur Erhaltung des Landschaftsgartens bei und erweitert<br />
ihn durch Energiehölzer.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
158
159<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.2. Park<br />
Gebäudebestand<br />
Baumbestand<br />
Parkinnenraum<br />
Neubau<br />
Energiewald<br />
parkplan<br />
M 1 : 5000<br />
N
Neubau<br />
Der Neubau <strong>im</strong> Süden des <strong>Gut</strong>sparks reiht sich aus regionaler<br />
Sicht in die Kette der „Satelliten am Fluss“ ein, bei denen es<br />
sich meist um historische Wasserkraftwerke handelt. Beispiele<br />
zeitgenössischer Architektur gibt es bisher in Form von<br />
Kläranlagen, die allerdings keinerlei Gestaltungsqualität aufweisen.<br />
Es geht also <strong>im</strong> Folgenden darum, beispielhaft zu zeigen,<br />
welche Form und Qualitäten ein neues Gebäude an dieser<br />
Stelle haben könnte.<br />
Der Entwurf folgt zum einen einer funktionalen Logik:<br />
Das Gebäude überbrückt die Innerste und schafft damit den<br />
direkten Zugang in den Park. Längs in Richtung des Flusses<br />
reihen sich die Funktionsbereiche Schaukraftwerk, Übertritt<br />
in den Park und Gastronomie aneinander. Der Durchgang<br />
teilt das Gebäude in zwei unabhängig voneinander nutzbare<br />
Räume. Der Durchblick in das Kraftwerk ist direkt von dort<br />
möglich, auch wenn der Ausstellungsraum nicht geöffnet ist.<br />
Es entsteht ein jederzeit zugänglicher, überdachter Raum,<br />
der als Unterstand und Rastplatz dienen kann und als Tor den<br />
Zugang zum Park betont.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
160
161<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.3. Neubau<br />
Gastronomie für<br />
Gäste des <strong>Gut</strong>es<br />
Restaurant Schaukraftwerk<br />
Gastronomie für<br />
Kurzzeitbesucher<br />
Durchgang<br />
in den Park<br />
Durchgang<br />
zum Radweg<br />
Stromerzeugung<br />
für das <strong>Gut</strong><br />
Stromerzeugung<br />
für Region<br />
Ausstellung für<br />
Öffentlichkeit<br />
Grundriss<br />
M 1 : 200<br />
N
Scheune <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
Durchgang in den Park<br />
Im Sinne einer einfachen, prägnanten Gestalt werden<br />
die Gebäudeteile mit einer gemeinsamen Hülle überspannt.<br />
Sie orientiert sich in ihrer Form an ländlichen Gebäuden<br />
der Region wie Scheunen. Konstruktiv ist sie aus Rahmen in<br />
einem regelmäßigen Achsraster aufgebaut. Für diese könnte<br />
ein landwirtschaftliches Bausystem aus dem Stall- oder<br />
Scheunenbau verwendet werden.<br />
In das Gebäude können unterschiedliche Formen der<br />
Energiegewinnung integriert werden, die eine Selbstversorgung<br />
aus der unmittelbaren Umgebung ermöglichen.<br />
Solare Energie kann passiv durch die Glasflächen nach Süden<br />
und aktiv durch Photovoltaikpaneele und Solarkollektoren<br />
in der 30° geneigten Dachfläche genutzt werden. Die Photovoltaikzellen<br />
können auf den verglasten Dachteilen als<br />
Sonnenschutz dienen. Mit dem gewonnenen Strom kann eine<br />
Wärmepumpe betrieben werden, die Energie aus<br />
dem Flusswasser zum Heizen und Kühlen nutzt. Die Kerne<br />
können als Speichermasse dienen oder mit einer Bauteilaktivierung<br />
versehen werden. Die Fassade kann doppelschichtig<br />
ausgeführt werden, so dass sich in den<br />
Übergangs zeiten die Luft <strong>im</strong> Zwischenraum durch die<br />
Sonneneinstrahlung erwärmt, nach oben strömt und dort<br />
ins Gebäude geführt wird. Im Sommer können am First<br />
Klappen geöffnet werden, durch die die erwärmte Luft strömt<br />
und kühle Luft von der Wasseroberfläche nachzieht.<br />
Die Erweiterung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> kann <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
ein erstes Beispiel für eine zeitgenössische, regionale<br />
Baukultur werden, die ortstypische Gebäudeformen mit intelligenter<br />
Energienutzung verbindet.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
162
163<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.3. Neubau<br />
Blick von Süden
Energetische<br />
prinzipien<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
Kühlung <strong>im</strong> Fassadenzwischenraum<br />
Photovoltaik<br />
164<br />
Solarthermie
165<br />
Massive Kerne als thermische Masse<br />
Luftkollektor<br />
5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.3. Neubau<br />
Wärmepumpe<br />
Wasserkrafwerk<br />
Lamellen als Sonnenschutz
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
166
167<br />
Fazit<br />
6.
Fazit<br />
Da diese Diplomarbeit aus einer praktischen Frage heraus<br />
entstanden ist, soll abschließend betrachtet werden, welche<br />
Erkenntnisse für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und für die Region<br />
<strong>Innerstetal</strong> aus ihr gewonnen werden können und unter welchen<br />
Bedingungen sich daraus ein tatsächlicher Entwicklungs<strong>im</strong>puls<br />
ergeben könnte.<br />
Für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> wurde durch die Heizenergiebilanzierung<br />
und die Ermittlung verfügbarer Biomasse aus<br />
dem Park die bisher fehlende Wissensbasis über die prinzipielle<br />
Möglichkeit einer Selbstversorgung geschaffen. Für<br />
die Region wurde ein erster gemeinde- und landkreisübergreifender<br />
Überblick über die Ausgangssituation in Bezug auf<br />
Stromverbrauch und -produktion erstellt. Es wurde gezeigt,<br />
dass sowohl das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> als auch das <strong>Innerstetal</strong> mit<br />
ihren momentanen Verbräuchen in hohem Maß auf Energiezufuhr<br />
von außen angewiesen sind.<br />
Parallel wurde die hohe Qualität der Kulturlandschaft<br />
<strong>Innerstetal</strong>, die das Baukulturgut <strong>Walshausen</strong> einschließt,<br />
herausgearbeitet und festgestellt, dass diese bei einem<br />
verbrauchsdeckenden Ausbau der lokalen Energieproduktion<br />
nicht aufrechterhalten werden kann.<br />
Aus diesen Erkenntnissen heraus soll der Konzeptteil der<br />
Arbeit als Anstoß verstanden werden, das Zukunftsthema der<br />
regenerativen Energieerzeugung in bestehende Strukturen<br />
der Kulturlandschaft sinnvoll einzubinden und mit anderen<br />
Entwicklungszielen zu verknüpfen. Durch die dargestellte<br />
Umgestaltung des Talbereichs würde nicht nur mehr Energie<br />
erzeugt, sondern auch das Landschaftsbild vielfältiger,<br />
die Schwermetallflächen saniert, die Alltagsmobilität der<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
168<br />
Bewohner nachhaltiger sowie die landschaftlichen und<br />
baulichen Highlights der Region angereichert, miteinander<br />
verknüpft und für Besucher zugänglich gemacht.<br />
Innerhalb eines auf diese Weise aktivierten Umfeldes könnte<br />
auch das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> eine neue Rolle einnehmen.<br />
Durch eine Verringerung des Energiebedarfes und Nutzung<br />
regionaler Ressourcen würde sich die Erschließung des<br />
Parkholzes als Energieträger lohnen und ein autarkes<br />
Energiekonzept möglich. Die Nutzung als Gästehaus könnte<br />
das <strong>Gut</strong> als Beispielprojekt der Region der Öffentlichkeit<br />
zugänglich machen.<br />
Ungelöst bleibt dabei die Frage nach einer regionalen<br />
Energieautarkie. Es scheint zwar möglich, die Funktion der<br />
Kulturlandschaft als Energieproduzent wieder aufzunehmen,<br />
ohne ihren Charakter aufzugeben. Dies würde dem Ausbau<br />
der Energieerzeugung aber deutliche Grenzen in der räumlichen<br />
Ausdehnung und Intensität auferlegen. Es könnten<br />
in diesem Szenario zwar „autarke Inseln“ wie das <strong>Gut</strong><br />
<strong>Walshausen</strong> geschaffen, aber nicht die gesamte Region mit<br />
Energie aus lokalen Ressourcen versorgt werden.<br />
Weiterführend wäre hier auf der einen Seite zu untersuchen,<br />
inwieweit Energieeinsparungen dieses Ziel erreichbar machen<br />
können. Auf der anderen Seite ist die Frage zu stellen, ob<br />
die Region überhaupt die geeignete Systemgrenze für<br />
eine Versorgung durch regenerative Energieträger darstellt<br />
oder ob diese nur durch landes- oder sogar weltweite<br />
Versorgungs netze zu erreichen ist.<br />
In dem Versuch, eine Brücke zu schlagen sowohl zwischen<br />
dem <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> als Einzelobjekt und der umgebenden
169 6. Fazit<br />
Region als auch zwischen dem Thema der Energieversorgung<br />
und anderen Aspekten der Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong>,<br />
liegt ebenfalls eine Begrenzung dieser Arbeit. Sie stellt keine<br />
abgeschlossene Planung dar, sondern liefert Ansätze, die auf<br />
dem Weg zu einer solchen als Zielvorstellung dienen können.<br />
In diesem Prozess wäre eine erste offene Frage, ob diese<br />
Zielvorstellung von einer ausreichenden Zahl an Akteuren <strong>im</strong><br />
<strong>Innerstetal</strong> mitgetragen werden würde. Die <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Analyse geführten Gespräche haben gezeigt, dass einerseits<br />
punktuelle Ansätze dafür in der Region vorhanden sind,<br />
andererseits aber die Zielvorstellungen der einzelnen Akteure<br />
für das <strong>Innerstetal</strong> durchaus unterschiedlich sind. Es müsste<br />
also zunächst eine Entscheidung über die zukünftige<br />
Ausrichtung der Region unter Beteiligung eines möglichst<br />
großen Anteils der Bürger getroffen werden.<br />
Ein nächster Schritt wäre dann die genauere Prüfung und<br />
Überarbeitung der Konzeptbestandteile durch Experten<br />
der betroffenen Fachbereiche. Ein zentrale Frage wäre dabei,<br />
wie auf regionaler Ebene ein Anreizsystem geschaffen werden<br />
kann, das einen Ausgleich zwischen privaten ökonomischen<br />
Interessen (beispielsweise max<strong>im</strong>aler Kosteneffizienz in<br />
der Land- und Energiewirtschaft) und gemeinschaftlichen,<br />
nicht monetär zu messenden Qualitäten (beispielsweise<br />
einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft) schafft. Ob die<br />
Synergieeffekte zwischen bisher getrennten Aspekten wie<br />
beispielsweise der Parkpflege und der Energieerzeugung <strong>im</strong><br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> so groß sind, dass sie bereits einen ausreichenden<br />
Anreiz bieten, müsste durch eine ökonomische<br />
Betrachtung geklärt werden.
Quellen<br />
[1] Block, J. u.a.: Oberirdische holzige Biomasse in<br />
Kiefern-/Buchen- und Eichen-/Buchen-Mischbeständen,<br />
Forstwissenschaftliches centralblatt, 2003<br />
[2] Bundesamt für Naturschutz (BfN): Landschaftssteckbrief<br />
Innerstebergland. http://www.bfn.de/0311_landschaft.<br />
html?landschaftid=37900 (abgerufen am 03.06.2012)<br />
[3] Bundesamt für Naturschutz (BfN): Landschaftssteckbrief<br />
calenberger Lößbörde. http://www.bfn.de/0311_landschaft.<br />
html?landschaftid=52100 (abgerufen am 03.06.2012)<br />
[4] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und<br />
Reaktorsicherheit (BMU): Erneuerbare Energien 2011.<br />
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/ee_in_<br />
zahlen_2011_bf.pdf (abgerufen am 03.06.2012)<br />
[5] Christ, Frank, Thumm, Martin: Eine „italienische“ Villa vor<br />
den Toren Hildeshe<strong>im</strong>s – das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> wird 850 Jahre<br />
alt, erschienen in: Landkreis Hildeshe<strong>im</strong> (Hrsg.): Jahrbuch,<br />
Hildeshe<strong>im</strong> 1997<br />
[6] DIN V 18599: Energetische Bewertung von Gebäuden –<br />
Berechnung des Nutz-, End- und Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarfs für<br />
Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung,<br />
2011<br />
[7] Energymap. http://www.energymap.info<br />
(abgerufen am 03.06.2012)<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
170<br />
[8] Eßmann, Frank, Gänßmantel, Jürgen, Geburtig, Gerd:<br />
Energetische Sanierung von Fachwerkhäusern. Die richtige<br />
Anwendung der EnEV, Stuttgart 2005<br />
[9] Fachhochschule Nordhausen u.a.: Alte Flächen – Neue<br />
Energien. Leitfaden. http://www.thueringen.de/de/landentwicklung/aufgaben/flaechenhaushaltspolitik/content.<br />
html#Brachfl%c3%A4chen (abgerufen am 03.06.2012)<br />
[10] Fisch, Rainer u.a.: Atlas Sanierung. Instandhaltung Umbau<br />
Ergänzung, München 2008<br />
[11] Haberl, Helmut: Wandel von Kulturlandschaften: Von der<br />
Biomasse zur Fossilenergie – und wieder zurück?, erschienen in:<br />
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Bioenergie:<br />
zukunft für ländliche Räume, Bonn 2006<br />
[12] Heinemann, Erich, Martens, Sönke: Lebensader Innerste.<br />
Von der Quelle bis zur Mündung, Hildeshe<strong>im</strong> 1999<br />
[13] Institut für Bauforschung e.V. Hannover: U-Werte alter<br />
Bauteile. Arbeitsunterlagen zur Rationalisierung wärmeschutztechnischer<br />
Berechnungen bei der Modernisierung, Stuttgart<br />
2005<br />
[14] Klauß, Swen, Kirchhof, Wiebke: Altbaukonstruktionen –<br />
Materialien und U-Werte <strong>im</strong> Gebäudebestand. Baustoffe und<br />
Bauweisen mit regionalem Bezug, Stuttgart 2010
171 Quellen<br />
[15] von König, Clemens: Das Wärmenetz <strong>im</strong> Bioenergiedorf<br />
Beuchte. http://agraligna.com/artikel-und-presse/das-warmenetz-<strong>im</strong>-bioenergiedorf-beuchte<br />
(abgerufen am 03.06.2012)<br />
[16] Kulturium. http://www.kulturium.de (abgerufen am am<br />
03.06.2012)<br />
[17] Landkreis Hildeshe<strong>im</strong>: Regionales Raumordnungsprogramm<br />
für den Landkreis Hildeshe<strong>im</strong>, 2001<br />
[18] Lokale Aktionsgruppe Region „Untere Innerste“:<br />
Regionales Entwicklungskonzept für die Region „Untere<br />
Innerste“, 2007<br />
[19] Nehler, Horst: Die Innerste. Ansichten und Geschichte einer<br />
Flusslandschaft, Hildeshe<strong>im</strong> 2010<br />
[20] Nolte, Josef: Die Kulturlandschaft „Mittlere Innerste“ <strong>im</strong><br />
Kreis Hildeshe<strong>im</strong>, erschienen in: Landkreis Hildeshe<strong>im</strong> (Hrsg.):<br />
Jahrbuch, Hildeshe<strong>im</strong> 2003<br />
[21] Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik Band 1,<br />
Köln 2009<br />
[22] Stratmann, Josef: „Das <strong>Gut</strong> liegt so schön und ist des<br />
Gartens wegen so renumirt...“, erschienen in: Landkreis<br />
Hildeshe<strong>im</strong>: Jahrbuch, Hildeshe<strong>im</strong> 1997<br />
[23] Stratmann, Josef: <strong>Gut</strong>spark <strong>Walshausen</strong>, Diplomarbeit am<br />
Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität<br />
Hannover, 1995<br />
[24] Struck, Peter: Die Villa <strong>Walshausen</strong> bei Hildeshe<strong>im</strong>. Ein<br />
spätklassizistischer Landsitz von Georg Ludwig Freidrich Laves,<br />
Hildeshe<strong>im</strong> 2002<br />
[25] Vogel, Mathis: zustand und Gefährdung des<br />
Baumbestandes <strong>im</strong> <strong>Gut</strong>spark <strong>Walshausen</strong>, Bachelorarbeit <strong>im</strong><br />
Studiengang Arboristik an der Fakultät Ressourcenmanagement<br />
der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst<br />
Hildeshe<strong>im</strong>, 2010<br />
[26] Zweckverband Großraum Braunschweig: Energieportal.<br />
http://maps.zgb.de/www/eeg/portal.html (abgerufen am<br />
03.06.2012)<br />
[27] Zweckverband Großraum Braunschweig: Regionales<br />
Raumordnungsprogramm für den Großraum Braunschweig,<br />
2008
Dank<br />
Viele Menschen <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> haben sich Zeit für uns<br />
ge nommen und uns durch Gespräche Einblicke in die Region<br />
gegeben. Vertrauensvoll wurden uns Originalpläne und<br />
nicht veröffentlichte Literatur zur Verfügung gestellt. Auch<br />
wurde uns die Möglichkeit gegeben, vor Ort zu arbeiten.<br />
Für diese Unterstützung möchten wir uns herzlich bedanken.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />
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