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Gut Walshausen im Innerstetal (Wieder ... - Selbmann I Walz

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<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

(<strong>Wieder</strong>-)Entdeckung<br />

regionaler Energiekreisläufe?<br />

Sebastian <strong>Selbmann</strong><br />

Daniela <strong>Walz</strong>


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

(<strong>Wieder</strong>-)Entdeckung<br />

regionaler Energiekreisläufe?<br />

Diplomarbeit Sommersemester 2012<br />

Sebastian <strong>Selbmann</strong><br />

Daniela <strong>Walz</strong><br />

Karlsruher Institut für Technologie<br />

Fakultät für Architektur<br />

Prof. Dipl.-Ing. Kerstin Gothe<br />

Fachgebiet Regionalplanung und Bauen <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />

Prof. Dipl.-Arch. (ETH) Walter Nägeli<br />

Fachgebiet Bauplanung<br />

Prof. Dipl.-Ing. Andreas Wagner<br />

Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau


005<br />

011<br />

013<br />

014<br />

016<br />

018<br />

020<br />

023<br />

031<br />

032<br />

036<br />

046<br />

048<br />

051<br />

053<br />

063<br />

064<br />

066<br />

068<br />

070<br />

072<br />

075<br />

076<br />

078<br />

080<br />

082<br />

084<br />

086<br />

088<br />

090<br />

092<br />

Inhalt<br />

1. Einleitung<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

2.1. Situation<br />

2.1.1. Lage und Anbindung<br />

2.1.2. Landschaft<br />

2.1.3. Park<br />

2.1.4. Gebäudebestand und Nutzung<br />

2.2. Geschichte<br />

2.3. Energetische Bilanzierung<br />

2.3.1. Vorgehensweise<br />

2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />

2.3.3. Heizenergiebedarf<br />

2.3.4. Biomassedargebot des Parks<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong><br />

3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />

3.2. Struktur der Kulturlandschaft<br />

3.2.1. Topografie<br />

3.2.2. Regionale Abgrenzung<br />

3.2.3. Bodenqualitäten<br />

3.2.4. Siedlungsstruktur<br />

3.2.5. Verkehrswege<br />

3.3. Elemente der Kulturlandschaft<br />

3.3.1. Dörfer<br />

3.3.2. Satelliten<br />

3.3.3. Einzelanlagen<br />

3.3.4. Flussaue<br />

3.3.5. Ackerbauflächen<br />

3.3.6. Alleen<br />

3.3.7. Bahnlinie<br />

3.3.8. Industrielle Landschaftselemente<br />

3.3.9. Erneuerbare Energieanlagen


3.4. Energetische Betrachtung<br />

3.4.1. Strombedarf<br />

3.4.2. Stromerzeugung aus regionalen Quellen<br />

3.4.3. Energie-Szenarien<br />

4. Bausteine für die Region <strong>Innerstetal</strong><br />

4.1. Landschaftskonzept<br />

4.1.1. Räumliche Konzentration<br />

4.1.2. Programm<br />

4.1.3. Energieerzeugung<br />

4.1.4. Wegeverknüpfung<br />

4.2. Landschaftsplanung<br />

4.2.1. Gesamtplan<br />

4.2.2. Geländeschnitte<br />

4.2.3. Raumeindruck<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

5.1. Gebäudekonzept<br />

5.1.1. Grundgedanken<br />

5.1.2. Heizenergie<br />

5.1.3. Warmwasser<br />

5.1.4. Strom<br />

5.1.5. Kreisläufe<br />

5.2. Gebäudeplanung<br />

5.2.1. Gebäudebestand<br />

5.2.2. Park<br />

5.2.3. Neubau<br />

6. Fazit<br />

Quellen<br />

097<br />

098<br />

100<br />

102<br />

109<br />

111<br />

112<br />

114<br />

116<br />

120<br />

123<br />

124<br />

126<br />

130<br />

133<br />

135<br />

136<br />

138<br />

142<br />

144<br />

146<br />

151<br />

152<br />

158<br />

160<br />

167<br />

170


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

004


005<br />

Einleitung<br />

1.


Einleitung<br />

Motivation<br />

Der Ausgangspunkt und die Motivation für die vorliegende<br />

Diplomarbeit war die konkrete, praktisch orientierte<br />

Fragestellung nach einem neuen Energie- und Nutzungskonzept<br />

für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>. Es handelt sich dabei<br />

um ein historisches Gebäudeensemble <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />

des <strong>Innerstetal</strong>s in Niedersachsen. In seiner nahezu<br />

900-jährigen Geschichte diente es zunächst als landwirtschaftliches<br />

<strong>Gut</strong>, dann als repräsentativer Sommersitz. Nach einer<br />

längeren Phase des Leerstandes wurde es von mehreren<br />

Pächtern schrittweise saniert und zum Wohnen und Arbeiten<br />

umgenutzt. Aktuell ziehen diese sich nach und nach zurück,<br />

ohne dass eine Nachfolge absehbar wäre.<br />

Um die Anlage zukünftig erhalten zu können, ist neben einem<br />

neuen Nutzungskonzept eine Umstellung der Energieversorgung<br />

notwendig, da die bisherige Beheizung mit fossilen<br />

Energieträgern weder nachhaltig noch finanziell tragbar ist.<br />

Die Frage einer Gruppe von momentanen Nutzern war nun,<br />

ob sich das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> mit Holz aus dem <strong>Gut</strong>spark<br />

eigenständig mit Energie versorgen kann.<br />

Im Zuge dieser Arbeit soll diese Frage nicht auf das <strong>Gut</strong> als<br />

autarke Insel beschränkt bleiben, sondern der Betrachtungsrahmen<br />

auf das regionale Umfeld erweitert werden.<br />

Dies geschieht aus zwei Gründen: Zum einen ist das <strong>Gut</strong><br />

<strong>Walshausen</strong> als bauliches Kulturgut eingebettet in die Kulturlandschaft<br />

des <strong>Innerstetal</strong>s. Der Begriff der Kulturlandschaft,<br />

der zunächst jede vom Menschen gestaltete Landschaft in<br />

Abgrenzung zur reinen „Naturlandschaft“ meint, bekommt<br />

hier eine weitere D<strong>im</strong>ension als Raum, der sich durch die<br />

Dichte und Qualität seiner Kulturdenkmäler auszeichnet [20].<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

006<br />

Mögliche Veränderungen am <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> sind in diesem<br />

Kontext zu betrachten.<br />

Zum anderen werden ländliche Räume durch den Wechsel<br />

von fossilen zu regenerativen Energieträgern wieder verstärkt<br />

zu Energieproduzenten. Zahlreiche Gemeinden und zunehmend<br />

auch ganze Regionen haben sich das Ziel einer autarken<br />

Energieversorgung gesetzt oder diese bereits erreicht.<br />

Für diese Arbeit wird davon ausgegangen, dass dieser Prozess<br />

sich fortsetzen wird und es eine entscheidende Zukunftsfrage<br />

für ländliche Räume ist, ob und wie sie erneuerbare Energieträger<br />

in die Landschaft integrieren.<br />

Dabei ist zu bedenken, dass landwirtschaftlich geprägte<br />

Kulturlandschaften wie das <strong>Innerstetal</strong> schon <strong>im</strong>mer auch<br />

Energielandschaften waren. Indem sie Lebensmittel für<br />

Mensch und Tier sowie Biomasse zum Heizen produzierten,<br />

deckten sie über lange Zeit den Großteil der Bedarfe an Kraft<br />

und Wärme. Dies änderte sich erst mit dem Aufkommen der<br />

fossilen Energieträger [11]. Die Frage be<strong>im</strong> Wechsel zu<br />

regenerativen Energieträgern ist also, wie Kulturlandschaften<br />

trotz des gewachsenen und veränderten Energiebedarfs<br />

wieder an ihre historische Funktion als Energieproduzenten<br />

anknüpfen können.<br />

Vor diesem Hintergrund lässt sich die Frage nach einer<br />

Energieautarkie des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> in zwei Richtungen<br />

erweitern: Kann es fehlende Energie aus der Region<br />

beziehen oder – sei es als Beispielprojekt oder durch tatsächliche<br />

Energieüberschüsse – zum Ausbau der regenerativen<br />

Energieproduktion <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> beitragen?


Dortmund<br />

Düsseldorf<br />

Köln<br />

007 1. Einleitung<br />

250 km<br />

250 km<br />

NIEDERSAcHSEN<br />

240 km<br />

Bremen<br />

130 km<br />

Kassel<br />

90 km<br />

Hamburg<br />

30 km<br />

160 km<br />

Hannover<br />

190 km<br />

240 km<br />

Leipzig<br />

Berlin<br />

Lage in Deutschland<br />

N<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>


Aufbau der Arbeit<br />

Im Rahmen dieser Arbeit soll ein Vorschlag für ein neues<br />

Nutzungs- und Energiekonzept des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> erarbeitet<br />

werden. Dieses soll als Baustein und konkretes Beispiel<br />

in ein Entwicklungszenario der Region <strong>Innerstetal</strong> hin zu einer<br />

vermehrten lokalen Energieproduktion eingebunden sein.<br />

Daraus ergeben sich folgende Teilziele:<br />

• Herausarbeiten der Qualitäten und historischen<br />

Nutzungsmuster des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong><br />

• Bilanzierung des Heizenergiebedarfes des <strong>Gut</strong>es und<br />

Gegenüberstellung mit der <strong>im</strong> Park verfügbaren Biomasse<br />

• Herausarbeiten der Qualitäten der Kulturlandschaft des<br />

<strong>Innerstetal</strong>s<br />

• Gegenüberstellung von Energiebedarf sowie tatsächlicher<br />

und möglicher Energieerzeugung <strong>im</strong> Tal<br />

• Entwicklung von Veränderungsvorschlägen für die Region<br />

<strong>Innerstetal</strong> und das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>, durch die regionale<br />

Energiekreisläufe gefördert werden<br />

Die Arbeit gliedert sich dementsprechend in vier Kapitel.<br />

Sie beginnt mit einer Analyse des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>s, auf die<br />

eine Analyse der Region folgt. Aus dieser wird auf regionale<br />

Konzeptbausteine geschlossen, die <strong>im</strong> letzten Teil auf der<br />

Ebene von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> konkretisiert werden.<br />

Im ersten Teil (Kapitel 2) wird das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> hinsichtlich<br />

seiner Grundeigenschaften und seiner historischen Nutzung<br />

untersucht. Darauf folgt eine Bilanzierung des Heizenergiebedarfs<br />

und der Abgleich mit der <strong>im</strong> <strong>Gut</strong>spark verfügbaren<br />

Biomasse. Als erstes Zwischenergebnis wird festgestellt, ob<br />

eine autarke Versorgung <strong>im</strong> momentanen Zustand möglich ist.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

008<br />

Der zweite Teil beginnt mit einer Zusammenfassung von<br />

Gesprächen mit Akteuren aus dem <strong>Innerstetal</strong>, die einen<br />

Eindruck der bisherigen Entwicklung der Region und<br />

Zukunftsthemen aus Sicht ihrer Bewohner vermittelt. Dann<br />

erfolgt eine Abgrenzung der Region „<strong>Innerstetal</strong>“ und Analyse<br />

ihrer Grundstrukturen. Danach werden prägende Elemente<br />

der Kulturlandschaft herausgearbeitet. Um die energetische<br />

Kapazität der Region aufzuzeigen, werden Strombedarf<br />

und -erzeugung kartiert sowie die Möglichkeit einer<br />

Selbstversorgung in diesem Bereich hochgerechnet. Als zweites<br />

Zwischenergebnis zeigt sich, ob eine regionale Autarkie<br />

unter Wahrung der charakteristischen Kulturlandschaft möglich<br />

ist.<br />

Der dritte Teil formuliert auf dieser Grundlage einen<br />

Vorschlag, wie die Region einen ersten Schritt in Richtung<br />

eines in die Kulturlandschaft eingebundenen Ausbaus der<br />

energetischen Selbstversorgung machen kann.<br />

Im vierten Teil wird das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> Kontext der<br />

Analyse und der Veränderungsvorschläge auf Ebene der<br />

Region noch einmal neu betrachtet. Es wird ein Vorschlag<br />

gemacht, wie es neu genutzt und mit Energie versorgt<br />

werden kann. Dazu erfolgt eine erneute Bilanzierung des<br />

Heizenergiebedarfes und die Betrachtung der übrigen<br />

Energiebedarfe. In der Folge werden bauliche Veränderungen<br />

dargestellt.<br />

Abschließend werden zentrale Aussagen der Arbeit zusammengefasst<br />

sowie Grenzen und offene Fragen thematisiert.


AnALySE<br />

009<br />

KApItEL 2<br />

Energie Kulturlandschaft<br />

KApItEL 3<br />

1. Einleitung<br />

KApItEL 1<br />

Einleitung<br />

<strong>Gut</strong><br />

WALSHAuSEn<br />

InnERStEtAL<br />

Integration<br />

KApItEL 6<br />

Fazit<br />

KApItEL 5<br />

Konkretisierung<br />

KApItEL 4<br />

KonzEpt<br />

Schema Arbeitsaufbau


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

010


011<br />

Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

2.


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

012


013<br />

Situation<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation<br />

Nachdem in der Einleitung bereits die Grundproblematik des<br />

<strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>, die zur Aufgabenstellung eines neuen<br />

Nutzungs- und Energiekonzeptes führte, geschildert wurde,<br />

wird <strong>im</strong> Folgenden genauer auf die Situation eingegangen, in<br />

der sich das Gebäudeensemble heute befindet.<br />

Zunächst wird die Lage des <strong>Gut</strong>es und seine Anbindung an die<br />

umgebenden Orte beschrieben. Ein weiterer wichtiger Aspekt<br />

ist seine Einbindung in die Landschaft des <strong>Innerstetal</strong>s.<br />

Abschließend wird ein Eindruck vom momentanen Zustand<br />

der Hauptbestandteile der Anlage vermittelt. Dabei handelt es<br />

sich zum einen um den <strong>Gut</strong>spark und zum anderen um den<br />

historischen Gebäudebestand.<br />

2.1.


Lage und Anbindung<br />

Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> befindet sich südöstlich der Stadt<br />

Hildeshe<strong>im</strong>. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gütern<br />

der Umgebung ist es nicht in einen Ort eingebunden,<br />

sondern liegt allein in der Landschaft. Die umliegenden Orte<br />

sind aber fußläufig erreichbar und bieten Anschluss an den<br />

Öffentlichen Nahverkehr. So verkehrt ab Itzum ein Bus, ab<br />

Groß Düngen die Regionalbahn in Richtung Hildeshe<strong>im</strong>.<br />

Das Zentrum Hildeshe<strong>im</strong>s ist auch per Fahrrad noch gut<br />

erreichbar.<br />

In unmittelbarer Nähe befindet sich der Ort Heinde. Vom<br />

dortigen <strong>Gut</strong> aus wird die etwa 100 ha umfassende landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche rund um das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> bewirtschaftet.<br />

<strong>Walshausen</strong> markiert in seiner Lage den Schnittpunkt<br />

zwischen dem Stadtbereich Hildeshe<strong>im</strong>s und dem ländlich<br />

geprägten Raum des <strong>Innerstetal</strong>s. Es verbindet so die<br />

Qualitäten einer landschaftlich attraktiven Umgebung<br />

und guten Erreichbarkeit städtischer Infrastrukturen. Als<br />

potentielle Nutzer des <strong>Gut</strong>es kommen somit auch städtische<br />

Institutionen wie beispielsweise die Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s<br />

in Betracht.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

014


Hildeshe<strong>im</strong><br />

5,4 km<br />

015 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.1. Lage und Anbindung<br />

Groß Düngen<br />

2,5 km<br />

Itzum<br />

1,0 km<br />

Heinde<br />

1,5 km<br />

Lage <strong>Walshausen</strong>s zwischen<br />

Dörfern und Stadt


Landschaft<br />

Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und der Park erstrecken sich auf etwa<br />

7 ha Fläche zwischen dem Fluss Innerste als südlicher<br />

und einer Landstraße als nördlicher Begrenzung. Die Anlage<br />

folgt dem Verlauf eines kleinen Baches, der zu zwei Seen<br />

gestaut wurde und am südlichen Ende des Grundstücks in die<br />

Innerste mündet. Das Bachtal ist landwirtschaftlich nicht<br />

nutzbar.<br />

Das Gelände fällt gleichmäßig zur Innerste hin ab, nur am<br />

südwestlichen Ende bildet es ein Plateau mit einer steilen<br />

Böschung aus. Der Blick in das <strong>Innerstetal</strong> und in die<br />

Hügel landschaft des Harzvorlandes ist ein wichtiges Element<br />

der Parkanlage. Nördlich des <strong>Gut</strong>es steigt das Gelände leicht<br />

an. Aus dem Hof blickt man auf eine ehemalige Windmühle<br />

und auf den bewaldeten Höhenzug.<br />

Der Park mit seinem dichten Baumbestand sticht in der umgebenden<br />

Landschaft deutlich heraus und macht die Anlage<br />

aus der Ferne erkennbar.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

016


017 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.2. Landschaft<br />

Egenstedt<br />

Itzum<br />

Innerste<br />

Groß Düngen<br />

Lechstedt<br />

Heinde<br />

Blick auf <strong>Walshausen</strong><br />

Blick vom <strong>Gut</strong> zur Windmühle<br />

Blick vom Park nach<br />

Groß Düngen<br />

Blickbezüge und Topografie


Park<br />

Der <strong>Gut</strong>spark besteht überwiegend aus he<strong>im</strong>ischen Laubgehölzen,<br />

die mit Sträuchern unterpflanzt sind [23]. Er wird<br />

heute nicht mehr gärtnerisch genutzt und gepflegt, nachdem<br />

die gutseigene Gärtnerei in den 1970er Jahren aufgegeben<br />

wurde. Ein Mindestmaß an Instandhaltung wird durch<br />

Mitgliedsbeiträge und ehrenamtliche Arbeit eines Vereins<br />

ermöglicht, insbesondere <strong>im</strong> nördlichen, unmittelbar an die<br />

Villa anschließenden Parkbereich. So ist die ursprüngliche<br />

Gliederung und Wegeführung noch erkennbar. Der Westseite<br />

der Villa war ein Küchen- und Obstgarten zugeordnet, der<br />

Ostseite der Blumengarten. Auf der Südseite befindet sich die<br />

obere Wiese mit den beiden Teichen. Im weiteren Verlauf teilt<br />

sich der Park in zwei Arme, die die untere Wiese umschließen.<br />

Der östliche Arm führt bis hinunter zur Innerste und wird<br />

durch ein Lindenrondell abgeschlossen. Der westliche<br />

Parkteil endet <strong>im</strong> so genannten „Wäldchen“ mit der erhöhten<br />

Eichenbastion als Blickpunkt ins <strong>Innerstetal</strong>.<br />

Ein Großteil der Parkbäume befindet sich in der Alterungsphase<br />

und weist ernste Defekte auf [25]. Das Erscheinungsbild<br />

wird an vielen Stellen durch Wildwuchs geprägt. Für die<br />

Öffentlichkeit ist der Park zwischen Mai und Oktober einmal<br />

wöchentlich zugänglich.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

018


019 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.3. Park<br />

Streuobstwiese<br />

Blick über den unteren Teich<br />

Untere Wiese<br />

Weg <strong>im</strong> Park


Bilder des Gebäudebestandes<br />

<strong>im</strong> <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

Gebäudebestand und Nutzung<br />

Der Gebäudekomplex des <strong>Gut</strong>es besteht heute aus der von<br />

Georg Ludwig Friedrich Laves errichteten Villa, den von ihm<br />

überformten älteren Nebengebäuden sowie dem unter einem<br />

späteren Besitzer erbauten Gewächshaus. Die Villa wird<br />

als zeitweiser Wohnsitz verschiedener Pächter kaum noch<br />

genutzt. Von den Nebengebäuden werden das Arbeiterhaus<br />

und das Obergeschoss des Gärtnerhauses bewohnt. Im<br />

Erdgeschoss des Gärtnerhauses arbeitete bis vor kurzem ein<br />

Mitarbeiter der Hochschule für angewandte Wissenschaft und<br />

Kunst (HAWK) Hildeshe<strong>im</strong>. Im Pferdestall ist ein Künstleratelier<br />

untergebracht, das nicht durchgängig genutzt wird. Das<br />

Kornhaus, die Scheune und die Orangerie stehen leer, <strong>im</strong><br />

Gewächshaus finden selten öffentliche Veranstaltungen statt.<br />

Alle Gebäude bis auf die Scheune wurden bereits saniert<br />

und befinden sich baulich in einem verhältnismäßig guten<br />

Zustand.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

020


Kornhaus<br />

pferdestall<br />

Arbeiterhaus<br />

021 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.1. Situation / 2.1.4. Gebäudebestand und Nutzung<br />

Villa<br />

Scheune<br />

Gärtnerhaus<br />

orangerie<br />

Gewächshaus<br />

Luftaufnahme


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

022


023<br />

Geschichte<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />

Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> hat eine lange Geschichte mit unterschiedlichen<br />

Besitzern und Nutzungsschwerpunkten.<br />

Erstmals erwähnt wird <strong>Walshausen</strong> 1146 als Mühle. In der<br />

Folgezeit wird das <strong>Gut</strong> als Obödienzgut des Hildeshe<strong>im</strong>er<br />

Domkapitels von unterschiedlichen Domherren bewirtschaftet.<br />

Ab 1776 wird es von Franz von Beroldingen bewohnt, der<br />

die Landwirtschaft ausbaut und geologische und mineralogische<br />

Studien betreibt. <strong>Gut</strong>shaus und Wirtschaftsgebäude<br />

sind in dieser Phase locker um einen Hof gruppiert, <strong>im</strong> Süden<br />

schließt sich ein Nutzgarten mit Obst- und Gemüseanbau<br />

an, der durch Raster und Alleen strukturiert wird.<br />

Ein entscheidender Einschnitt ist der Kauf der Anlage durch<br />

Sophie von Schwicheldt 1829 und der darauf folgende Um bau<br />

durch Georg Ludwig Friedrich Laves. Er ersetzt das ursprüngliche<br />

<strong>Gut</strong>shaus durch eine klassizistische Villa und ergänzt und<br />

überformt die bestehenden Wirtschaftsgebäude, so dass sie<br />

diese zu einem symmetrisch wirkenden Hof ergänzen. Der<br />

Park wird zu einem Landschaftspark nach englischem Muster<br />

umgestaltet. Die Anlage wird von v. Schwicheldt genauso wie<br />

von ihrem Nachfolger Carl von Wallmoden als repräsentativer<br />

Sommersitz genutzt. 1894 wechselt das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> in<br />

den Besitz der Familie von Kielmansegg, in dem es sich noch<br />

heute befindet. Es wird an unterschiedliche Bewohner verpachtet,<br />

die auch ganzjährig dort wohnen. Nach einer Phase<br />

des Leerstands und Verfalls zwischen 1941 und 1989 wird<br />

das <strong>Gut</strong> von einer Gruppe von Professoren, Künstlern und<br />

Architekten gepachtet und schrittweise saniert. Es wurde und<br />

wird in Teilen von ihnen als Wohn- und Arbeitsort genutzt.<br />

Auf den folgenden Seiten werden die wichtigsten Nutzungs -<br />

phasen <strong>Walshausen</strong>s grafisch charakterisiert. Auf der Suche<br />

nach einer neuen Nutzung sollen diese Grafiken einen<br />

Eindruck vermitteln, welche wechselnden Nutzungsanforderungen<br />

in der Vergangenheit an das <strong>Gut</strong> gestellt<br />

wurden, ob diese ganzjährig oder saisonal waren und in<br />

welcher Hinsicht <strong>Walshausen</strong> ein „Produktionsstandort“ für<br />

Lebensmittel, Energie, Öffentlichkeit und Wissen war.<br />

2.2.


Saisonale nutzung<br />

Öffentlichkeit<br />

Geistige Arbeit<br />

Wohnen<br />

Landwirtschaft<br />

produkte / Dienste<br />

Obst / Gemüse<br />

Nutztiere<br />

Fischzucht<br />

Nutzholz<br />

Öffentlichkeit<br />

Wissen<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

1146 - 1776: obödienzgut 1776 - 1812: Franz von Beroldingen<br />

Landwirtschaftliche<br />

Arbeit<br />

Wohnen<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mär<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

Repräsentation<br />

Geistige Arbeit<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez<br />

Landwirtschaftliche<br />

Arbeit<br />

Wohnen<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mär<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

024<br />

Repräsentation<br />

Geistige Arbeit<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez


025 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />

<strong>Gut</strong>sgebäude und<br />

Gesamtanlage bis 1812


Saisonale nutzung<br />

Öffentlichkeit<br />

Geistige Arbeit<br />

Wohnen<br />

Landwirtschaft<br />

produkte / Dienste<br />

Obst / Gemüse<br />

Nutztiere<br />

Fischzucht<br />

Nutzholz<br />

Öffentlichkeit<br />

Wissen<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

1829 - 1894: v. Schwicheldt / v. Wallmoden 1894 - 1941: Wechselnde pächter<br />

Landwirtschaftliche<br />

Arbeit<br />

Wohnen<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mär<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

Repräsentation<br />

Geistige Arbeit<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez<br />

Landwirtschaftliche<br />

Arbeit<br />

Wohnen<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mär<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

026<br />

Repräsentation<br />

Geistige Arbeit<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez


027 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />

<strong>Gut</strong>sgebäude und<br />

Gesamtanlage bis 1941


Saisonale nutzung<br />

Öffentlichkeit<br />

Geistige Arbeit<br />

Wohnen<br />

Landwirtschaft<br />

produkte / Dienste<br />

Obst / Gemüse<br />

Nutztiere<br />

Fischzucht<br />

Nutzholz<br />

Öffentlichkeit<br />

Wissen<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

1941 - 1989: Leerstand Seit 1989: <strong>Wieder</strong>belebung<br />

Landwirtschaftliche<br />

Arbeit<br />

Wohnen<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mär<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

Repräsentation<br />

Geistige Arbeit<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez<br />

Landwirtschaftliche<br />

Arbeit<br />

Wohnen<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mär<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

028<br />

Repräsentation<br />

Geistige Arbeit<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez


029<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.2. Geschichte<br />

<strong>Gut</strong>sgebäude und<br />

Gesamtanlage heute


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

030


031<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung<br />

Energetische Bilanzierung<br />

Die energetische Betrachtung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> zielt auf<br />

die Frage, ob die momentane Energieversorgung aus hauptsächlich<br />

fossilen Energieträgern auf eine Selbstversorgung<br />

aus gutseigenen Ressourcen umgestellt werden kann.<br />

Dazu waren zunächst die Heizenergiebedarfe der einzelnen<br />

Gebäudeteile zu bilanzieren. Dies geschah mit Hilfe des Excelbasierten<br />

Werkzeuges EnerCalC, das auf der Basis der<br />

DIN V 18599 eine solche Bilanzierung mit verhältnismäßig<br />

geringem Eingabeaufwand ermöglicht. Aus den <strong>im</strong> Zuge der<br />

Bilanzierung recherchierten Gebäudedaten wurden zudem<br />

grafische „Gebäudeportraits“ erstellt, die auf einen Blick<br />

die Flächenanteile und Dämmstandards der Hüllflächen<br />

zeigen und die Unterschiede zwischen den einzelnen Gebäude<br />

verdeutlichen. Abschließend wurde abgeschätzt, in welchem<br />

Umfang der Energiebedarf der Anlage durch Holz aus dem<br />

<strong>Gut</strong>spark gedeckt werden kann.<br />

2.3.


Vorgehensweise<br />

Betrachtungsbereich<br />

Es wurden die Heizenergiebedarfe von fünf Gebäudeteilen<br />

der <strong>Gut</strong>sanlage (Villa, Orangerie, Gärtnerhaus, Arbeiterhaus<br />

und Pferdestall) einzeln in EnerCalC ermittelt. Das Kornhaus<br />

und der Stall wurden dabei ausgeklammert, da sie technisch<br />

nicht erschlossen sind und eine beheizte Nutzung umfangreiche<br />

Sanierungen erfordern würde. Ebenso wurde das<br />

Gewächshaus als Sonderbau nicht betrachtet.<br />

Das beheizte Volumen reicht bei allen Gebäudeteilen außer<br />

dem Arbeiterhaus von der Kellerdecke bis zur letzten<br />

Geschossdecke gegen den Dachraum. Da be<strong>im</strong> Arbeiterhaus<br />

das Steildach gedämmt wurde und der Dachraum als<br />

Wohnraum nutzbar ist, wurde hier das Volumen von der<br />

Kellerdecke bis zum Dach untersucht.<br />

Gewählte Bauteil-Kennwerte<br />

Als Quellen für die Ermittlung der Bauteilaufbauten stand<br />

ein 1993 durch das Architekturbüro Thumm angefertigter<br />

Plansatz mit folgendem Inhalt zur Verfügung:<br />

• Grundrisse aller Gebäude M 1:100<br />

• Ansichten aller Gebäude außer der Villa M 1:100<br />

• Grundrisse und ein Schnitt des Arbeiterhauses M 1:50<br />

Daraus ließen sich der prinzipielle Aufbau der Bauteile sowie<br />

die Schichtdicken ablesen und messen. Die noch fehlenden<br />

Angaben über Materialien und die <strong>im</strong> Plansatz nicht dargestellten<br />

Geschossdecken wurden mündlich von Herrn Prof.<br />

Thumm sowie dem <strong>Gut</strong>sverwalter Herrn von Lenthe eingeholt.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

032<br />

Bei den Wänden handelt es sich bei allen Gebäuden um<br />

Fachwerkkonstruktionen, die teilweise nachträglich innen oder<br />

außen eine Zusatzdämmung erhalten haben (Arbeiterhaus,<br />

Villa). Daher konnten die jeweiligen U-Werte mithilfe eines<br />

U-Wert-Rechners ermittelt werden. Als Plausibilitätskontrolle<br />

wurden die U-Werte von Referenzkonstruktionen aus anderen<br />

Quellen herangezogen [13] [14].<br />

Die Kellerdecken sind gemauerte Gewölbedecken, deren<br />

Hohlräume zum Erdgeschossfußboden hin vermutlich verfüllt<br />

sind. Die Geschossdecken gegen die Dachräume sind als<br />

Holzbalkendecken mit Lehmwickeln <strong>im</strong> Balkenzwischenraum<br />

konstruiert. Da beide Konstruktionen nicht ohne weiteres<br />

<strong>im</strong> U-Wert-Rechner abzubilden waren, wurden Beispieldaten<br />

aus zwei Quellen [13] [14] herangezogen, die Abweichungen<br />

von bis zu 0,39 W/m 2 K aufwiesen. Der Heizenergiebedarf<br />

erhöht sich um etwa 10 %, wenn die jeweils schlechteren<br />

Werte angenommen werden. Um mit der Berechnung auf der<br />

sicheren Seite zu liegen, wurden die jeweils ungünstigeren<br />

Werte gewählt.<br />

In der <strong>Gut</strong>sanlage <strong>Walshausen</strong> sind zwei Typen von Fenstern<br />

vorzufinden. Bei den Originalfenstern handelt es sich um<br />

einfachverglaste Holzfenster. Diese wurden <strong>im</strong> Zuge der<br />

Sanierung bei manchen Gebäuden durch ein weiteres einfachverglastes<br />

Holzfenster zu Kastenfenstern ergänzt. Für beide<br />

Konstruktionen wurden Beispielwerte aus der Literatur [10]<br />

angenommen.


033 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.1. Vorgehensweise<br />

Betrachtungsbereich<br />

Pferdestall<br />

Arbeiterhaus<br />

Gärtnerhaus<br />

Orangerie<br />

Villa


Vereinfachungen in EnerCalC<br />

Das Excel-basierte Werkzeug EnerCalC hat einen geringen<br />

Eingabeaufwand zum Ziel und daher vergleichsweise<br />

wenige Eingabefelder zur Beschreibung des Gebäudes in<br />

Bezug auf Geometrie und Bauteilkennwerte. Ein Großteil der<br />

Werte kann frei eingegeben, die übrigen aus Vorgabewerten<br />

ausgewählt werden. Es mussten daher Abstraktionen vom<br />

realen Gebäudebestand vorgenommen werden.<br />

Als mögliche Außenflächen eines Gebäudes sieht EnerCalC<br />

• Wände gegen Außenluft<br />

• Wände gegen unbeheizt<br />

• Dächer<br />

• Böden gegen Erdreich/unbeheizt<br />

• Fenster<br />

vor. Es gibt also keine Möglichkeit, Dächer gegen unbeheizt<br />

sowie Böden gegen Außenluft einzugeben. Beide Fälle<br />

liegen aber bei Gebäudeteilen des <strong>Gut</strong>es vor. Im Fall der<br />

obersten Geschossdecken wurde der U-Wert daher mit dem<br />

Temperaturkorrekturfaktor F x =0,8 [6] abgemindert.<br />

Die Bodenfläche gegen Außenluft (über der Tordurchfahrt<br />

des Gärtnerhauses) wurde der Kategorie „Dach gegen außen“<br />

zugeschlagen. Da es sich hierbei um eine verhältnismäßig<br />

kleine Fläche handelt, wurden die damit einhergehenden<br />

fehlerhaften R si - und R se -Werte als tolerabel betrachtet.<br />

In EnerCalC gibt es keine Eingabemöglichkeit für Steildächer.<br />

Dies ist für die Bilanzierung des Arbeiterhauses relevant.<br />

Die Dachflächen wurden daher ab einer Neigung von 30°<br />

als Wände, darunter als flaches Dach angenommen und die<br />

damit einhergehende Abweichung der R si - und R se -Werte in<br />

Kauf genommen.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

034<br />

Die U g -Werte können in EnerCalc nicht frei eingegeben,<br />

sondern nur aus Vorgabewerten ausgewählt werden.<br />

Der Vorgabewert für die Einscheibenverglasung st<strong>im</strong>mt<br />

mit dem in der Literatur gefundenen überein (5,8 W/m 2 K),<br />

der Vorgabewert für eine Zweischeibenverglasung lag<br />

nur 0,1 W/m 2 K über dem eines Kastenfensters mit zwei<br />

Einfachverglasungen (2,9 W/m 2 K gegenüber 2,8 W/m 2 K) und<br />

konnte daher ebenfalls übernommen werden ohne relevante<br />

Abweichungen hervorzurufen.<br />

In EncerCalC werden Nutzungsprofile verwendet, bei denen<br />

eine Soll-Innenraumtemperatur über das gesamte Jahr<br />

hinweg während der täglichen Nutzungszeiten gilt.<br />

Im Rahmen des saisonalen Nutzungsszenarios in Kapitel<br />

5 sollten für die <strong>Gut</strong>sgebäude aber in unterschiedlichen<br />

Monaten unter schiedliche Solltemperaturen gelten. Daher<br />

wurde das Ergebnis für dieses Szenario aus den jeweiligen<br />

Monatswerten von zwei Bilanzierungen mit entsprechenden<br />

Nutzungsprofilen zusammengesetzt. Dadurch bleibt<br />

die Energiemenge unbeachtet, die zum <strong>Wieder</strong> aufheizen<br />

der Gebäude <strong>im</strong> Frühling be nötigt wird. Sie dürfte aber <strong>im</strong><br />

Vergleich zum Jahresenergiebedarf vernachlässigbar sein.


035 2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.1. Vorgehensweise<br />

30 mm<br />

250 mm<br />

30 mm<br />

20 mm<br />

20 mm<br />

150 mm<br />

20 mm<br />

25 mm<br />

120 mm<br />

120 mm<br />

Decke gegen Dachraum<br />

Verschalung Fichte<br />

Holzbalken Fichte<br />

Lehmwickeleinschub<br />

Verschalung Fichte<br />

Putz auf<br />

Rohrgeflecht<br />

Außenwand<br />

Putz<br />

Vollziegel<br />

Holzständer Eiche<br />

Putz<br />

Kellerdecke<br />

Dielung<br />

Lagerhölzer auf<br />

Sandschüttung<br />

Kappendecke aus<br />

Vollziegel<br />

Bauteilaufbauten<br />

Standardfall


Villa<br />

Gebäudeeigenschaften<br />

Villa<br />

Die Villa zeichnet sich in ihrer Geometrie durch ein<br />

verhältnis mäßig gutes A/V-Verhältnis von 0,5 aus. Bei ihrer<br />

Sanierung wurden sowohl die Fenster zu Kastenfenstern<br />

ergänzt als auch eine Dämmung der Wände zwischen<br />

Fachwerkkonstruktion und äußerer Holzverschalung vorgenommen.<br />

Der Fensterflächenanteil ist <strong>im</strong> Süden am größten.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

036


037<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />

Dach<br />

Wand<br />

0,42<br />

0,28 0,28<br />

Nord<br />

0,16<br />

0,26<br />

Boden<br />

West 0,14<br />

0,18 Ost<br />

Süd<br />

Dach<br />

0,9<br />

Wand<br />

0,5<br />

Nord<br />

2,72<br />

1,16<br />

Boden<br />

West 2,72 2,72 Ost<br />

2,72<br />

Süd<br />

Geschlossene Bauteile<br />

Anteile der geschlossenen<br />

Bauteile<br />

U-Werte der geschlossenen<br />

Bauteile [W/m 2 K]<br />

Fenster<br />

Fensteranteile nach<br />

H<strong>im</strong>melsrichtung<br />

U -Werte Fenster [W/m W 2K]


Orangerie<br />

orangerie<br />

Bei der Orangerie fallen in Bezug auf den Heizenergie bedarf<br />

vor allem die großen einfachverglasten Fenster flächen in der<br />

Südfassade ins Gewicht. Diese lassen ebenso wie das<br />

relativ schlechte A/V-Verhältnis (0,9) große Energieverluste<br />

durch die Hülle vermuten. Zudem ist das Verhältnis zwischen<br />

Nutzfläche und zu beheizendem Volumen aufgrund der<br />

Höhe des Raums ungünstig.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

038


039<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />

Dach<br />

Wand<br />

0,34<br />

0,33 0,33<br />

Nord<br />

0,41<br />

Boden<br />

0,0<br />

West 0,09 0,09<br />

Ost<br />

Süd<br />

Dach<br />

0,9<br />

Wand<br />

1,7<br />

Nord<br />

1,16<br />

Boden<br />

0,0<br />

West 4,72 4,72 Ost<br />

4,72<br />

Süd<br />

Geschlossene Bauteile<br />

Anteile der geschlossenen<br />

Bauteile<br />

U-Werte der geschlossenen<br />

Bauteile [W/m2K] Fenster<br />

Fensteranteile nach<br />

H<strong>im</strong>melsrichtung<br />

U -Werte Fenster [W/m W 2K]


Gärtnerhaus<br />

Gärtnerhaus<br />

Be<strong>im</strong> Gärtnerhaus wurden die Originalfenster zu Kastenfenstern<br />

ergänzt, die Wände aber nicht gedämmt. Eine<br />

Besonderheit in der Geometrie ist die Tordurchfahrt <strong>im</strong> Erdgeschoss<br />

und die dadurch vergrößerte wärmeabgebende<br />

Hülle. In Bezug auf die Fensterflächen ist das Gebäude Ost-<br />

West-orientiert mit etwa gleich großen Anteilen in beiden<br />

Fassaden.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

040


041<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />

Dach<br />

0,38<br />

Wand<br />

0,37<br />

Nord<br />

0,25<br />

Boden<br />

0,0<br />

West 0,16<br />

0,15 Ost<br />

0,0<br />

Süd<br />

Dach<br />

0,9<br />

Wand<br />

1,7<br />

Nord<br />

1,16<br />

Boden<br />

0,0<br />

West 2,72 2,72 Ost<br />

0,0<br />

Süd<br />

Geschlossene Bauteile<br />

Anteile der geschlossenen<br />

Bauteile<br />

U-Werte der geschlossenen<br />

Bauteile [W/m2K] Fenster<br />

Fensteranteile nach<br />

H<strong>im</strong>melsrichtung<br />

U -Werte Fenster [W/m W 2K]


Arbeiterhaus<br />

Arbeiterhaus<br />

Im Arbeiterhaus wurden die umfangreichsten energetisch<br />

wirksamen Sanierungsmaßnahmen <strong>im</strong> <strong>Gut</strong> durchgeführt.<br />

Es wurden sowohl die Fenster ergänzt als auch die Wände<br />

innen und das Steildach zwischen den Sparren gedämmt.<br />

Die Fensterflächen sind mehrheitlich nach Süden und Westen<br />

ausgerichtet.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

042


043<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />

Dach<br />

0,14<br />

Wand<br />

0,56<br />

Nord<br />

0,15<br />

0,30<br />

Boden<br />

Dach<br />

0,3<br />

Wand<br />

0,45<br />

1,16<br />

Boden<br />

0,0<br />

0,0<br />

West 0,14 0,06<br />

Ost West 2,72 2,72 Ost<br />

Süd<br />

Nord<br />

2,72<br />

Süd<br />

Geschlossene Bauteile<br />

Anteile der geschlossenen<br />

Bauteile<br />

U-Werte der geschlossenen<br />

Bauteile [W/m2K] Fenster<br />

Fensteranteile nach<br />

H<strong>im</strong>melsrichtung<br />

U -Werte Fenster [W/m W 2K]


Pferdestall<br />

pferdestall<br />

Der Pferdestall ähnelt in seiner Geometrie als Ost-Westorientiertes,<br />

zweigeschossiges Volumen dem Gärtnerhaus.<br />

Der Fensterflächenanteil ist ebenfalls ähnlich, konzentriert<br />

sich aber auf die Toröffnung zum Hof nach Osten. Die<br />

Fenster sind einfachverglast. Das A/V-Verhältnis ist etwas<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

044<br />

günstiger als be<strong>im</strong> Gärtnerhaus (0,6 statt 0,7), vor allem aber<br />

ist <strong>im</strong> Vergleich der geschlossenen Bauteile der Anteil der<br />

Wandflächen, die einen schlechteren U-Wert als Dach und<br />

Boden haben, geringer.


045<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.2. Gebäudeeigenschaften<br />

Dach<br />

Wand<br />

0,25<br />

0,37 0,37<br />

Nord<br />

Boden<br />

0,0<br />

West 0,07<br />

0,23 Ost<br />

0,0<br />

Süd<br />

Dach<br />

0,9<br />

Wand<br />

1,7<br />

Nord<br />

1,16<br />

Boden<br />

0,0<br />

West 4,72 4,72 Ost<br />

0,0<br />

Süd<br />

Geschlossene Bauteile<br />

Anteile der geschlossenen<br />

Bauteile<br />

U-Werte der geschlossenen<br />

Bauteile [W/m2K] Fenster<br />

Fensteranteile nach<br />

H<strong>im</strong>melsrichtung<br />

U -Werte Fenster [W/m W 2K]


Heizenergiebedarf<br />

Die Gebäude der <strong>Gut</strong>sanlage haben deutlich unterschiedliche<br />

Nutzenergiebedarfe für das Heizen. Das Spektrum reicht von<br />

der Villa mit 155 kWh/m²a bis zur Orangerie mit 488 kWh/m 2 a.<br />

Diese Abweichungen erscheinen aufgrund der unterschiedlichen<br />

Geometrien, Ausrichtungen und Sanierungsstandards<br />

plausibel. Der Abgleich mit Durchschnittswerten deutscher<br />

Fachwerkgebäude, die vor 1918 erbaut wurden [8], zeigt,<br />

dass das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> Normalbereich liegt und lediglich<br />

die Orangerie als Sonderbauform einen deutlichen Ausreißer<br />

nach oben darstellt.<br />

Momentan werden die verschiedenen Wohneinheiten mit<br />

insgesamt sieben einzelnen Gasthermen beheizt, die aus<br />

einem zentralen Flüssiggastank gespeist werden. In der Villa<br />

gibt es zudem eine Nachtspeicherofenanlage. Die Bewohner<br />

von Arbeiterhaus und Gärtnerhaus decken etwa ein Viertel<br />

ihres Bedarfes nicht mit Flüssiggas, sondern mit Holzöfen.<br />

Um der Frage nachzugehen, ob eine Umstellung auf eine<br />

Beheizung mit Holz aus dem Park möglich ist, wurde der<br />

Nutzenergiebedarf aller Gebäude summiert und mit den in<br />

EnerCalC für einen Holzkessel ausgegebenen Faktoren<br />

für Anlagen- und Verteilungsverluste in den Endenergiebedarf<br />

umgerechnet. Anhand des Brenn wertes von Holz nach<br />

DIN V 18599 wurde daraus die für eine ganzjährige<br />

Bewohnung des <strong>Gut</strong>es nötige Holztrockenmasse ermittelt.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Fachwerkgebäude<br />

bis Baujahr 1918<br />

Passivhaus<br />

046<br />

nutzenergiebedarf Heizen [kWh/m²a]<br />

155<br />

488<br />

298<br />

203<br />

186


500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

047<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.3. Heizenergiebedarf<br />

nutzenergiebedarf<br />

292 MWh/a<br />

14,9<br />

90,4<br />

71,8<br />

37,1<br />

78,3<br />

x 1,73 Endenergiebedarf<br />

504 MWh/a<br />

÷ 4,4 kWh/kg<br />

25,7<br />

155,9<br />

123,9<br />

64,0<br />

135,0<br />

Holzbedarf<br />

115 t/a<br />

Bedarfsermittlung<br />

Arbeiterhaus<br />

Pferdestall<br />

Gärtnerhaus<br />

Orangerie<br />

Villa<br />

Referenzwerte


Biomassedargebot des Parks<br />

Eine Schwierigkeit bei der Entwicklung einer autarken<br />

Energie versorgung der <strong>Gut</strong>sanlage bestand in der<br />

Beantwortung der Frage, wie viel Biomasse sich <strong>im</strong> <strong>Gut</strong>spark<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer gezielten Aufforstung jährlich gewinnen<br />

ließe. Sicherlich kann <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit darauf keine<br />

forstwissenschaftlich präzise Antwort gegeben werden.<br />

Dennoch war zumindest ein grober Schätzwert nötig.<br />

Als Grundlage dafür wurde eine Diplomarbeit über den<br />

<strong>Gut</strong>spark <strong>Walshausen</strong> herangezogen [23], die eine Auflistung<br />

aller Bäume des Parks mit ihrem Stammumfang in Brusthöhe<br />

beinhaltet. Für unterschiedliche Baumarten gibt es<br />

allometrische Biomassefunktionen [1], die es ermöglichen,<br />

anhand von leicht messbaren Baumeigenschaften wie der<br />

Querschnittsfläche des Stammes auf deren oberirdische<br />

Biomasse zu schließen. Mit den Formeln für drei Arten<br />

(Buche, Eiche, Kiefer), denen die Bäume des Parks zugeordnet<br />

wurden, wurde so <strong>im</strong> ersten Schritt die gesamte Biomasse des<br />

Parks geschätzt. Zudem wurde die Annahme getroffen,<br />

dass <strong>im</strong> Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung jährlich<br />

ein Hundertstel davon aus dem Park entfernt werden könnte,<br />

so dass neu gepflanzte Bäume ein durchschnittliches Alter<br />

von 100 Jahren erreichen könnten.<br />

Weitere Gehölze des Parks wie Büsche und Hecken wurden<br />

bewusst nicht berücksichtigt, um mit der Schätzung eher<br />

auf der sicheren Seite zu liegen.<br />

Es zeigt sich, dass lediglich ein Fünftel des Holzbedarfes von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> für das Heizen mit Holz aus dem <strong>Gut</strong>spark<br />

gedeckt werden kann.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

048<br />

1 % pro Jahr<br />

1 % pro Jahr<br />

1 % pro Jahr


049<br />

2. Das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 2.3. Energetische Bilanzierung / 2.3.4. Biomassedargebot des Parks<br />

Baumarten trockenmasse<br />

25 t/a<br />

Buche<br />

Eiche<br />

Nadelbaum<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Deckungsgrad<br />

20 %<br />

115 t/a<br />

25 t/a<br />

Bedarfsdeckung<br />

Nutzbares Holz aus dem Park<br />

Holzbedarf des <strong>Gut</strong>es


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

050


051<br />

Die Region <strong>Innerstetal</strong><br />

3.


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

052


053<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />

Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />

Ein Teil der Analyse von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und dem <strong>Innerstetal</strong><br />

waren Gespräche mit unterschiedlichen Akteuren der Region.<br />

Befragt wurden sowohl Personen aus dem engeren Um feld<br />

<strong>Walshausen</strong>s als auch solche, die sich <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> engagieren<br />

und eher von außen auf das <strong>Gut</strong> schauen.<br />

Dabei ging es darum, Fakten zu sammeln, aber auch um<br />

ein St<strong>im</strong>mungsbild: Welche Themen spielen in der Region<br />

eine Rolle, welche Projekte wurden und werden verfolgt,<br />

welche Defizite und Entwicklungstendenzen gibt es? Da die<br />

Gesprächspartner aus unterschiedlichen Bereichen kommen,<br />

ergab sich daraus kein einheitliches Bild, sondern eher<br />

ein Patchwork aus subjektiven Einschätzungen und Ideen.<br />

Diese sind aber alle durch ein langjähriges Erfahrungswissen<br />

aus der Region gestützt und bilden so eine Ergänzung zum<br />

analytischen Blick von außen.<br />

Die folgenden Seiten geben einen kurzen Überblick über<br />

Personen und besprochene Themen und fassen Auszüge aus<br />

den Gesprächen zu den Bereichen <strong>Walshausen</strong>, <strong>Innerstetal</strong><br />

und Projekte zusammen.<br />

3.1.


Gesprächspartner<br />

Professor für Kunstwissenschaft und Pächter <strong>Walshausen</strong>s<br />

Verwalter des <strong>Gut</strong>es Heinde<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

Professor für Pflanzenökologie und Vorsitzender des Fördervereins <strong>Walshausen</strong><br />

Vertreter des Themas Umwelt <strong>im</strong> Landkreis Hildeshe<strong>im</strong><br />

Vertreter des Themas Kultur <strong>im</strong> Landkreis Hildeshe<strong>im</strong><br />

Kulturschaffender <strong>im</strong> Raum Hildeshe<strong>im</strong><br />

Bürgermeister einer Stadt <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

Vertreter Energieversorger Hildeshe<strong>im</strong><br />

Vertreter Energieversorger Bad Salzdetfurth<br />

054


055<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />

themen<br />

<strong>Walshausen</strong><br />

Geschichte<br />

Landwirtschaft<br />

Energie<br />

Neunutzung<br />

<strong>Innerstetal</strong><br />

Landschaftsbild<br />

Naturschutz<br />

Energie<br />

Wirtschaft<br />

Identität<br />

Tourismus<br />

projekte<br />

REK „Untere Innerste“<br />

Kulturlandschaft „Mittlere Innerste“<br />

Kulturium<br />

Kulturbüro<br />

Innerste Blau<br />

Energieerzeugung durch <strong>Gut</strong> Heinde<br />

Wasserkraftwerk Johanniswehr


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

056<br />

Die <strong>Wieder</strong>belebung <strong>Walshausen</strong>s begann 1989, als zwei Hauptpächter<br />

einen Vertrag mit Graf von Kielmansegg abschlossen.<br />

Dieser war auf eine Nutzungsdauer von 20 bis 30 Jahren ausgelegt.<br />

Das <strong>Gut</strong> war damals in unbewohnbarem Zustand.<br />

Insbesondere der westliche Teil war stark beschädigt, hier<br />

mussten auch Erstinstallationen von Strom und Wasser vorgenommen<br />

werden. Die Pachtverträge laufen 2015 aus. Bisher<br />

gibt es keine konkreten Ideen für eine neue Nutzung, jedoch den<br />

Wunsch des Verwalters, zumindest für die Villa einen dauerhaften<br />

Bewohner zu finden, damit sie regelmäßig gepflegt wird.<br />

In Bezug auf eine landwirtschaftliche Nutzung des <strong>Gut</strong>es<br />

<strong>Walshausen</strong> ist der Vergleich zum „Muttergut“ Heinde interessant.<br />

Dieses funktioniert heute als Ackerbaubetrieb, der sich<br />

mehr und mehr auch in der Energiewirtschaft engagiert. Der alte<br />

Gebäudebestand wird zur Getreide­ und Düngemittellagerung<br />

sowie für Maschinen genutzt. Es werden 350 ha bewirtschaftet,<br />

von denen 100 ha ursprünglich zum <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> gehörten.<br />

Das <strong>Gut</strong> Heinde ist in Bezug auf die Rationalisierung der<br />

landwirtschaftlichen Arbeit typisch für die Region. Während 1949<br />

noch 130 Menschen bei der Ernte beteiligt waren, sind es heute<br />

drei. Für Landwirtschaft in diesem Maßstab sind die Gebäude<br />

des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>s viel zu kleinteilig, was zu ihrer schleichenden<br />

Aufgabe und Bewirtschaftung der Flächen durch das <strong>Gut</strong><br />

Heinde führte.<br />

Die Beheizung von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> erfolgt heute fast ausschließlich<br />

über einzelne Gasthermen, die mit Flüssiggas betrieben<br />

werden. Es gibt keinen Wasser­ oder Abwasseranschluss, sondern


057<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />

einen eigenen Brunnen und eine eigene Abwasseranlage. Auch<br />

die nächste Erdgasleitung ist zu weit vom <strong>Gut</strong> entfernt, um dieses<br />

anzuschließen.<br />

Auf die Frage nach zukünftigen Energieversorgungskonzepten<br />

wurden von verschiedenen Seiten eine Holzheizung und<br />

Stromerzeugung durch Photovoltaik oder kleine Windturbinen<br />

vorgeschlagen. Die Insellage des <strong>Gut</strong>es spricht für den Versuch,<br />

eine autarke Versorgung aufzubauen.<br />

Kritisch zu hinterfragen ist, ob Autarkie mit Nachhaltigkeit<br />

gleich zusetzen ist. Betrachtet man die historische Nutzung und<br />

Versorgung <strong>Walshausen</strong>s und ähnlicher Adelssitze war sie wohl<br />

kaum auf umfassende Nachhaltigkeit ausgelegt. Es war vielmehr<br />

eine Selbstverständlichkeit, dass die Besitzer über ausreichend<br />

Ressourcen und vor allem günstige Arbeitskräfte verfügten,<br />

um ihren Energiebedarf zu decken. Mindestens der Aspekt der<br />

sozialen Nachhaltigkeit blieb dabei außer Acht.<br />

Über mögliche zukünftige Nutzungen des <strong>Gut</strong>es gibt es unter<br />

den Befragten unterschiedliche, teilweise auch widersprüchliche<br />

Vorstellungen. Manche schätzen öffentliche, kulturelle Nutzungen<br />

wie die eines Kulturcafés oder Ateliers für wechselnde Künstler als<br />

unrealistisch ein und würden stattdessen auf private Investoren<br />

setzen, die das <strong>Gut</strong> zu ihren Zwecken nutzen, ähnlich wie<br />

dies aktuell be<strong>im</strong> Schloss Derneburg geschieht. Dieses wurde<br />

lange vom Künstler Georg Baselitz bewohnt und nun von einem<br />

Rohstoffhändler und Kunstsammler gekauft, der dort seine<br />

Sammlung ausstellen möchte.<br />

Andere halten gerade ein solches Szenario für unwahrscheinlich<br />

und würden eher eine Nutzung durch eine vorhandene oder noch<br />

zu gründende regionale Institution vorschlagen. So könnten<br />

beispielsweise die Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s interessiert an einem<br />

Gästehaus mit Seminarräumen sein. Falls die Idee einer<br />

„Kulturlandschaft Mittlere Innerste“ umgesetzt würde, könnte<br />

<strong>Walshausen</strong> am Schnittpunkt zwischen Stadt und Landschaft<br />

auch für diese als Hauptquartier oder „Landschaftskulturhaus“<br />

genutzt werden. In beiden Fällen sollte eine institutionelle Nutzung<br />

mit einer privaten Wohnnutzung verbunden werden, um diese<br />

Entwicklungslinie <strong>Walshausen</strong> seit 1829 fortzusetzen und eine<br />

dauerhafte Belebtheit des <strong>Gut</strong>es zu erreichen.<br />

Ein anderer Vorschlag ist eine Nutzungsmischung aus Hofcafé,<br />

Werkstätten für alte Handwerkstechniken und einem Markt für<br />

regionale Spezialitäten. Diese Einzelnutzungen könnten sich<br />

als Verein organisieren und so für Teilprojekte Förderungen erhalten,<br />

sollten aber auch wirtschaftlich eigenständig funktionieren<br />

können.<br />

Auch eine Fokussierung auf best<strong>im</strong>mte Zielgruppen, zum Beispiel<br />

als kleine, feine Gärtnerei, die von der besonderen Atmosphäre<br />

des <strong>Gut</strong>es profitiert, wäre denkbar.


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

Das <strong>Innerstetal</strong><br />

058<br />

Ein landschaftlicher Reiz der Gegend liegt darin, dass der<br />

Hildeshe<strong>im</strong>er Wald und die Harzausläufer die letzte Erhebung vor<br />

der Norddeutschen Tiefebene darstellen.<br />

Identifikationspunkte für die Bewohner sind die Flussauenlandschaft<br />

mit ihrer aufgrund der Schwermetallbelastung besonderen<br />

Vegetation sowie die kulturell herausragenden Einzelanlagen der<br />

Region wie die Domäne Marienburg, die Ortskirche von Heinde,<br />

Schloss Derneburg und <strong>Gut</strong> Astenbeck.<br />

Das Landschaftsbild ist stark agrarisch geprägt. Es herrscht eine<br />

Struktur von Vollerwerbsbetrieben vor, die zum größten Teil<br />

Ackerbau betreiben. Die Betriebe kooperieren miteinander beispielsweise<br />

durch die Gründung von Maschinenverbünden, die<br />

best<strong>im</strong>mte Geräte gemeinschaftlich zur Verfügung stellen.<br />

Der Artenreichtum der Landwirtschaft in der Region ist nicht<br />

sehr groß. Besonders die Maiskulturen sind aus Naturschutzsicht<br />

problematisch, da sie seltene Arten wie Feldlerche oder Kiebitz<br />

verdrängen. Ein weiterer Problempunkt ist die landwirtschaftliche<br />

Nutzung der schwermetallbelasteten Flächen entlang der Innerste<br />

zur Lebensmittelproduktion.<br />

Anders herum wird die zunehmende Ausweisung von Naturschutzgebieten<br />

von den Bewohnern der Region nicht nur<br />

positiv gesehen. Oft sind Gemeinschaftsflächen der Orte wie<br />

Feuerwehrübungs­, Fußball­ oder Badeplätze betroffen, die nun<br />

nur noch eingeschränkt genutzt werden können. Dadurch geht<br />

das Verantwortungsbewusstsein für diese Flächen eher zurück.


059<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />

Das <strong>Innerstetal</strong> hat das Potential, ohnehin anfallende Biomasse<br />

energetisch zu nutzen. Dafür kommen neben den schwermetallbelasteten<br />

Flächen auch verschiedene Kleinwaldungen in Frage<br />

wie historische Parks, Böschungen entlang von Straßen oder<br />

Alleen. Vielfach werden diese so weit zurückgeschnitten wie nötig,<br />

die anfallende Biomasse aber nicht genutzt.<br />

Wirtschaftlich profitiert das <strong>Innerstetal</strong> von der guten Erreichbarkeit<br />

der Städte Hildeshe<strong>im</strong> und Hannover. So gab es in den<br />

neunziger Jahren starke Einwohnerzuwächse. Momentan stagniert<br />

die Entwicklung und wird langfristig eher in eine Phase leichter<br />

Schrumpfung übergehen. Daher ist auch eine weitere Ausweisung<br />

von Neubaugebieten <strong>im</strong> Tal nur noch in Einzelfällen zu erwarten.<br />

Die Rolle der ländlichen Orte als „Schlafstätten“ für die angrenzenden<br />

Städte scheint sich jedoch zu wandeln. Während in<br />

den 70er Jahren oftmals der vergleichsweise billige Baugrund<br />

Motivation war, aufs Land zu ziehen, spielt nun die Vorstellung<br />

einer besseren Lebensqualität, dem gesunden Aufwachsen von<br />

Kindern und einem überschaubaren Raum mit eigener Identität<br />

eine Rolle.<br />

So n<strong>im</strong>mt auch die Bereitschaft der Bewohner zu, sich mit dem<br />

eigenen Ort auseinanderzusetzen und dem kulturellen „Kahlschlag“,<br />

der in den vergangenen Jahrzehnten <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />

vielerorts stattgefunden hatte, etwas entgegenzusetzen.<br />

Die kulturellen Eigenheiten und Potentiale werden <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

nach und nach wiederentdeckt.<br />

Dies geschieht auch in Hinblick auf die touristische Erschließung<br />

der Region. Bisher gibt es in dieser Hinsicht kaum Infrastruktur,<br />

seien es Unterkünfte mit gutem gastronomischen Angebot oder<br />

durchgängige Wanderwege. Auch die Außendarstellung der Region<br />

ist noch eher beliebig und unspezifisch.<br />

Die Gemeinden möchten den Tourismus <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> durch den<br />

Bau eines durchgängigen Radwegs fördern und von dem allgemeinen<br />

Trend zu Fahrradurlauben profitieren.<br />

Darüber hinausgehend könnten und müssten für ein gelingendes<br />

Tourismuskonzept aber noch mehr Angebote gemacht werden wie<br />

Bed­and­Breakfast oder Ladestationen für Elektrofahrräder.<br />

Ein Reiseführer, der Praktisches wie Unterkünfte und Gastronomie<br />

mit historischen, kulturellen und sonstigen regionalen<br />

Spezialitäten verbindet, wäre ebenso wünschenswert. Auch ein<br />

Denken über das <strong>Innerstetal</strong> hinaus lohnt: So liegen, wenn das<br />

Leinetal miteinbezogen wird, vier von fünf Kulturerbestätten<br />

Niedersachsens in der Region (Fagus­Werk Alfeld, Oberharzer<br />

Wasserwirtschaft, Mariendom und St. Michaelis­Kirche Hildeshe<strong>im</strong>,<br />

Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt Goslar). Auch andere<br />

Zielgruppen als Fahrradtouristen sind zu bedenken, beispielsweise<br />

Messegäste in Hannover.


projekte<br />

Fast alle Befragten haben Projekte <strong>im</strong> Bereich von Kultur,<br />

Landschaft, Natur und Energie <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> initiiert oder<br />

daran teilgenommen. Diese geben einen guten Einblick in die<br />

Entwicklungsmöglichkeiten der Region.<br />

Am breitesten angelegt war wohl das 2007 erstellte Regionale<br />

Entwicklungskonzept (REK) der Region „Untere Innerste“, in<br />

der sich 10 Kommunen zusammengeschlossen hatten. In diesem<br />

Rahmen fanden nach einer Auftaktveranstaltung eine Regionalkonferenz<br />

und eine Projektwerkstatt statt, die den Bewohnern<br />

der Region die Möglichkeit gaben, gemeinsam über die Zukunftsperspektiven<br />

und die Identität ihres Umfeldes nachzudenken.<br />

Mit dem daraus hervorgegangene Leitbild „Zukunftsfähige<br />

(Land­)Wirtschaft, lebendige Orte und wertvolle Kulturlandschaft<br />

an der Unteren Innerste ­ eine Region mit Lebensqualität<br />

und Perspektive!“ scheiterte jedoch die Aufnahme ins Leader­<br />

Förderprogramm.<br />

Einige Jahre vor dem REK hatte es bereits die Initiative<br />

„Kulturlandschaft Mittlere Innerste“ gegeben mit dem Ziel, <strong>im</strong><br />

Raum zwischen Ringelhe<strong>im</strong> und Hildeshe<strong>im</strong> eine gebietsintegrierte<br />

kulturelle Planung zu etablieren. 2001 fand das Kolloquium „Ein<br />

Kulturraum entsteht“ mit Vorträgen von Initiatoren anderer<br />

Kulturräume statt, das mit einem regionalen Kulturmarkt<br />

abschloss. Über vier Jahre hinweg trafen sich die Bürgermeister<br />

der beteiligten Gemeinden mit dem Vorhaben, eine Publikation<br />

über die Potentiale der Region zu erstellen, diese blieb aber<br />

<strong>im</strong> Stadium eines Manuskripts. Erste Veranstaltungen waren so<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

060<br />

genannte „Brücken­Feste“ an der Innerste, beispielsweise an der<br />

Laves­Brücke bei <strong>Walshausen</strong>. Eine weitere Idee des Projektes war<br />

die eines „Kulturparlamentes“, in dessen Rahmen lokale Vereine<br />

und Institionen gemeinsam einen Kulturkalender planen sollten.<br />

Etwas ähnliches wurde mittlerweile <strong>im</strong> „Kulturium“, einer gemeinsamen<br />

Datenbank der freien Kulturszene der Region Hildeshe<strong>im</strong>,<br />

die sich <strong>im</strong> „Netzwerk Kultur und He<strong>im</strong>at“ organisiert hat, umgesetzt.<br />

Hier können Kulturschaffende Veranstaltungen eintragen<br />

und ihre Arbeiten vorstellen. Zudem können die Dokumentationen<br />

bisheriger Projekte nachgeschlagen werden.<br />

Eine zentrale Institution, die kulturelles Engagement <strong>im</strong> ländlichen<br />

Raum fördert, ist das Kulturbüro des Landkreises Hildeshe<strong>im</strong>.<br />

Dessen Ansatz ist es, <strong>im</strong> kulturellen Bereich die in den letzten<br />

Jahrzehnten weitgehend verloren gegangene Autonomie auf Dorfebene<br />

zurückzuholen anstatt die Stadt Hildeshe<strong>im</strong> als alleinigen<br />

kulturellen „Kristallisationspunkt“ zu verstehen, der die Region<br />

versorgt.<br />

Ein Großprojekt in dieser Hinsicht war die Veranstaltungsreihe<br />

„Innerste Blau“. Sie entstand aus einer Expedition von<br />

Kulturschaffenden, He<strong>im</strong>atpflegern und Naturschützern vom<br />

Innerste­Sprung nach Hildeshe<strong>im</strong> mit dem Versuch, regionale<br />

Geschichten und Besonderheiten zu entdecken. Da es nicht überall<br />

möglich war, sich direkt an der Innerste zu bewegen, kam<br />

die Idee eines durchgängigen Fahrradweges auf, der nun, sechs<br />

Jahre später, kurz vor der Realisierung steht. Da dieser Weg aber<br />

aus Sicht der Initiatoren mehr sein soll als ein Infrastrukturband,


061<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.1. Akteure <strong>im</strong> Gespräch<br />

fanden als Kommunikationsprojekt <strong>im</strong> Sommer 2011 unterschiedliche<br />

kulturelle Veranstaltungen entlang der Innerste statt.<br />

Die Kultur wurde als „missing link“ zwischen Behörden und<br />

Bewohnern eingesetzt, da die bisherigen Versuche eines Diskurses<br />

über die Entwicklung der Region als unbefriedigend empfunden<br />

wurden. Ziel war es, regionale Identität zu stiften und Aktivitäten<br />

auszulösen, zunächst für die Menschen vor Ort und perspektivisch<br />

auch für eine Erschließung durch den sanften Tourismus.<br />

Auch eine Erweiterung des Themenspektrums in den Bereich<br />

Energie hinein war ursprünglich geplant gewesen, scheiterte aber<br />

an mangelndem Interesse einzelner Projektbeteiligter. So sind<br />

es in diesem Themenfeld eher einzelne Akteure, die die Region<br />

prägen.<br />

Einer davon ist das <strong>Gut</strong> Heinde. Zu diesem gehört seit den 1920er<br />

Jahren eine Wassermühle an der Innerste, die in den 90er Jahren<br />

und 2001 modernisiert und zur Stromproduktion umgebaut<br />

wurde. Darüber hinaus ist das <strong>Gut</strong> maßgeblich beteiligt an<br />

einer Biogasanlage bei Bad Salzdetfurth, die mit Mais und Gülle<br />

betrieben wird und das Solebad mit Wärme sowie etwa 1600<br />

Haushalte mit Strom versorgt. Eine dritte Form der regenerativen<br />

Energieerzeugung wurde mit einer Freiflächen­Photovoltaikanlage<br />

auf der ehemaligen Mülldeponie Heindes umgesetzt.<br />

Ein weiteres bemerkenswertes Energieprojekt ist das Wasserkraftwerk<br />

Johanniswehr an der Innerste in Hildeshe<strong>im</strong>. Es wurde<br />

auf private Initiative mit Unterstützung des lokalen Energieversorgers<br />

in unmittelbarer Nähe eines historischen Mühlen­<br />

standortes neu gebaut. und versorgt etwa 200 Haushalte mit<br />

Strom. Spannend war und ist bei diesem Projekt die Frage der<br />

öffentlichen Akzeptanz. An diesem städtischen Standort spielten<br />

die Lärmentwicklung, die Belastung durch die Bauphase und<br />

die Einfügung in die umgebende Bebauung und eine große Rolle.<br />

Unter anderem musste die Sichtbetonfassade nachträglich<br />

mit einer Holzverschalung versehen werden. Die Betreiber sind<br />

sehr engagiert, der Bevölkerung das Gebäude beispielsweise<br />

durch kostenlose Führungen näherzubringen, halten aber den<br />

Bau weiterer ähnlicher Kraftwerke aufgrund mangelnder Bürgerakzeptanz<br />

für kaum möglich.<br />

Die Absicht des Energieversorgers, sich <strong>im</strong> Bereich der erneuerbaren<br />

Energien zu engagieren, zeigt sich auch <strong>im</strong> Neubau<br />

eines Holzhackschnitzelheizkraftwerkes, das momentan noch <strong>im</strong><br />

Probebetrieb läuft.<br />

Zusammenfassend kann man feststellen, dass es <strong>im</strong><br />

<strong>Innerstetal</strong> einige sehr aktive Akteure gibt, die mit verschiedenen<br />

Ansätzen das Bild der Region prägen oder versuchen,<br />

vorhandene Qualitäten ins allgemeine Bewusstsein zu rücken.


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

062


063<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft<br />

Struktur der Kulturlandschaft<br />

Das <strong>Innerstetal</strong> wird <strong>im</strong> folgenden Abschnitt von der Quelle<br />

bis zur Mündung des Flusses betrachtet. Innerhalb dieses<br />

Rahmens werden prägende Strukturprinzipien und Grenzlinien<br />

der Region gezeigt.<br />

Diese Strukturen beruhen zum einen auf der naturräumlichen<br />

Gestalt und den natürlichen Gegebenheiten. Zum anderen<br />

sind sie in hohem Maß und über einen langen Zeitraum<br />

hin weg durch den Menschen geformt worden. Diese<br />

Gestaltung zur Kulturlandschaft reicht von den verschiedenen<br />

Bodennutzungen über die Größe und Form der Siedlungen<br />

bis zu den Verkehrswegen. Hinzu kommen nicht unmittelbar<br />

sichtbare politische Setzungen wie Grenzen oder Zentren,<br />

die die Entwicklung der Region ebenfalls beeinflussen.<br />

3.2.


Topografie<br />

Die Innerste entspringt südöstlich von Clausthal-Zellerfeld auf<br />

605 m ü. NN. Sie durchfließt zunächst die weitgehend waldbedeckte<br />

Mittelgebirgslandschaft des Oberharzes. Der größte<br />

Teil des Flusslaufes, von Langelshe<strong>im</strong> bis Hildeshe<strong>im</strong>, verläuft<br />

durch das Innerste-Bergland. Die Innerste und ihre südlichen<br />

Zuflüsse fließen hier in schwach gewellten Becken mit fruchtbaren<br />

Lößböden. Flankiert werden sie von 250 bis 300 m<br />

hohen Höhenzügen wie dem Hildeshe<strong>im</strong>er Wald, dem Vorholz<br />

und Hainberg, die überwiegend mit Laubwäldern bestanden<br />

sind [2]. Sie bilden eine landschaftsräumliche Grenze aus,<br />

innerhalb derer auch die Siedlungs- und Landwirtschaftsstrukturen<br />

von wiederkehrenden ähnlichen Mustern geprägt<br />

sind. Die Mündung der Innerste in die Leine befindet sich<br />

nördlich von Sarstedt in der Calenberger Lößbörde <strong>im</strong><br />

Norddeutschen Tiefland, einer wenig strukturierten, leicht<br />

welligen Landschaft mit sehr fruchtbaren Böden [3].<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

064


Leine<br />

065 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.1. Topografie<br />

Lamme<br />

Innerste<br />

Nette<br />

Neile<br />

topografie<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Norddeutsche Tiefebene<br />

Innerste-Bergland<br />

Mittelgebirge Harz<br />

Fluss


Regionale Abgrenzung<br />

Die an die Innerste angrenzenden Gemeinden gehören den<br />

Landkreisen Hildeshe<strong>im</strong>, Wolfenbüttel und Goslar an. Die<br />

Regionalen Raumordnungsprogramme werden durch<br />

den Landkreis Hildeshe<strong>im</strong> und den Zweckverband Großraum<br />

Braunschweig aufgestellt. Der Versuch, das „<strong>Innerstetal</strong>“ über<br />

diese Verwaltungsgrenzen hinweg als zusammengehörige<br />

Region zu verstehen und <strong>im</strong> Bewusstsein der Bewohner zu<br />

verankern ist noch relativ jung. So bezog sich die Initiative<br />

„Kulturlandschaft Mittlere Innerste“ von Prof. Nolte auf das<br />

<strong>Innerstetal</strong> zwischen Marienburg und Grasdorf sowie die<br />

Zuflussgebiete der Nette, Lamme, Alme und des Beusterbaches<br />

[20]. Eine Region „Untere Innerste“ wurde <strong>im</strong> Rahmen<br />

eines Regionalen Entwicklungskonzeptes 2007 als Zusammenschluss<br />

von zehn Kommunen gebildet [18]. Das Kulturprojekt<br />

„Innerste Blau“ ernannte 2011 für eine Reihe von Kulturveranstaltungen<br />

entlang des Flusses einen Korridor von bis zu<br />

5 km beidseitig der Innerste zur Projektregion [16].<br />

Für die vorliegende Arbeit erscheint es sinnvoll, die Region<br />

„<strong>Innerstetal</strong>“ entlang der Gemeindegrenzen aller an der<br />

Innerste liegenden Gemeinden zu definieren und von diesem<br />

Prinzip nur an den Stellen abzuweichen, an denen Gemeinden<br />

weit über topografische Begrenzungen wie Höhenzüge hinausreichen.<br />

Sie umfasst so ein landschaftlich klar zusammenhängendes<br />

Gebiet und es kann für statistische Auswertungen,<br />

beispielsweise <strong>im</strong> Bereich Energie, auf Daten der Gemeinden<br />

zurückgegriffen werden.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

066


067<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.2. Regionale Abgrenzung<br />

Sarstedt<br />

Giesen<br />

Diekholzen<br />

Hildeshe<strong>im</strong><br />

Bad Salzdetfurth<br />

LANDKREIS<br />

HILDESHEIM<br />

LANDKREIS<br />

WOLFENBüTTEL<br />

Baddeckenstedt<br />

Holle Elbe<br />

Heere<br />

Wallmoden<br />

LANDKREIS<br />

GOSLAR<br />

Haverlah Salzgitter-Bad<br />

Langelshe<strong>im</strong><br />

SALzGITTER<br />

Regionale Abgrenzung<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Gemeindesitz<br />

Gemeindegrenzen<br />

Bearbeitungsraum<br />

Landkreisgrenzen<br />

Fluss


Bodenqualitäten<br />

Die Böden des <strong>Innerstetal</strong>s werden aufgrund ihrer hohen<br />

Fruchtbarkeit intensiv und fast flächendeckend ackerbaulich<br />

genutzt. Viehwirtschaft und entsprechendes Grünland gibt<br />

es kaum. Immer wieder ragen Ausläufer der Waldflächen aus<br />

den Höhenzügen in die landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />

hinein. Auch die Böschungsflächen des Tals sind teilweise<br />

bewaldet.<br />

Die an die Innerste angrenzenden Schwemmbereiche sind<br />

durch die Ableitung der Pochsande aus dem Erzbergbau <strong>im</strong><br />

Harz mit Schwermetallen kontaminiert. Die belasteten Flächen<br />

reichen teilweise bis in die Orte hinein, auf ihnen wird dennoch<br />

vielerorts Ackerbau betrieben.<br />

Die Bodenqualitäten und damit einhergehenden Nutzungen<br />

prägen entscheidend das Landschaftsbild. Quer zum Tal<br />

entsteht so eine Sequenz aus Auenlandschaft, weiten<br />

Ackerflächen und den abschließenden Wäldern auf den<br />

Höhen.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

068


069 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.3. Bodenqualitäten<br />

Bodenqualitäten<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Acker<br />

Wald<br />

Schwermetallbelastungen<br />

Fluss


Siedlungsstruktur<br />

Aufgrund der guten Bodenqualität ist das <strong>Innerstetal</strong> bereits<br />

seit mehr als 1000 Jahren besiedelt. Siedlungsschwerpunkt ist<br />

die Stadt Hildeshe<strong>im</strong>, die die Funktion eines Oberzentrums<br />

besitzt. Zwischen Hildeshe<strong>im</strong> und dem Mittelzentrum Sarstedt<br />

ist das Tal verhältnismäßig städtisch geprägt, hier befinden<br />

sich die Grundzentren Giesen und Harsum. Dagegen herrscht<br />

südöstlich von Hildeshe<strong>im</strong> eine ländliche Struktur mit gleichmäßig<br />

angeordneten, verdichteten Haufendörfern vor. Am<br />

Zufluss der Lamme liegt das Grundzentrum Bad Salzdetfurth,<br />

<strong>im</strong> weiteren Verlauf der Innerste erfüllen diese Funktion Holle,<br />

Baddeckenstedt und Langelshe<strong>im</strong>.<br />

Im Rahmen des Regionalen Entwicklungskonzeptes „Untere<br />

Innerste“ wurde für das Tal zwischen Sarstedt und Holle<br />

ohne die Kernbereiche von Hildeshe<strong>im</strong> und Sarstedt eine<br />

Einwohnerdichte von 190 Einwohnern pro Quadratmeter<br />

ermittelt, die leicht über dem niedersächsischen Durchschnitt<br />

liegt. Die Bevölkerungsentwicklung für diese Region wird für<br />

die nächsten Jahren leicht rückläufig prognostiziert [18].<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

070


071 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.4. Siedlungsstruktur<br />

Giesen<br />

Sarstedt<br />

Diekholzen<br />

Harsum<br />

Hildeshe<strong>im</strong><br />

Bad Salzdetfurth<br />

Holle<br />

Salzgitter<br />

Baddeckenstedt<br />

Langelshe<strong>im</strong><br />

Goslar<br />

Othfresen<br />

clausthal-zellerfeld<br />

Siedlungsstruktur<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Oberzentrum<br />

Mittelzentrum<br />

Unterzentrum


Verkehrswege<br />

Die Landstraßen <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> folgen dem Fluss beidseitig.<br />

In regelmäßigen Abständen gibt es Querverbindungen, die die<br />

Innerste überbrücken. So entsteht eine leiterförmige Struktur,<br />

an der die Orte aufgereiht sind.<br />

Zwischen Sarstedt und Langelshe<strong>im</strong> wird die Innerste von<br />

einer Regionalbahnlinie mit Haltepunkten an den Bahnhöfen<br />

in Sarstedt, Hildeshe<strong>im</strong>, Derneburg, Baddeckenstedt,<br />

Ringelhe<strong>im</strong> und Goslar begleitet, die in einem stündlichen Takt<br />

verkehrt. Die Strecke zwischen Hildeshe<strong>im</strong> und Groß Düngen<br />

wird zudem von der Lammetalbahn in ebenfalls stündlichem<br />

Takt bedient. Sie verläuft weiter nach Süden durch Wesseln<br />

und Bad Salzdetfurth und endet in Bodenburg.<br />

Es gibt punktuelle Zugänge zu zwei überregionalen Verkehrsverbindungen.<br />

Eine ICE-Trasse verläuft von Süden kommend<br />

durch Hildeshe<strong>im</strong> und dann östlich weiter nach Braunschweig.<br />

Die Autobahn A7 mit Abzweig zur A39 durch quert das Tal<br />

östlich von Holle und hat dort zwei Anschlussstellen. Weitere<br />

Auffahrten gibt es bei Heinde und Hildeshe<strong>im</strong>.<br />

Während die regionalen Verkehrswege mit ihrem flussparallelen<br />

Verlauf der Logik des Landschaftsraumes folgen<br />

und <strong>im</strong> Fall der Alleen das Landschaftsbild bereichern,<br />

ignorieren Autobahn und ICE-Strecke die räumlichen<br />

Ge gebenheiten weitestgehend.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

072


073 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.2. Struktur der Kulturlandschaft / 3.2.5. Verkehrswege<br />

IcE-Trasse<br />

A7<br />

IcE-Trasse<br />

A39<br />

Verkehrswege<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Autobahn A7, Abzweig zur A39<br />

Landstraße<br />

Bahnlinie<br />

Fluss


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

074


075<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft<br />

Elemente der Kulturlandschaft<br />

Innerhalb der übergeordneten Strukturen des <strong>Innerstetal</strong>s<br />

gibt es wiederkehrende Elemente, die das Bild der Kulturlandschaft<br />

prägen. Diese lassen sich historisch hierarchisieren:<br />

Die frühen Elemente wie Dörfer oder Ackerbauflächen gliedern<br />

sich noch in die natürlichen Gegebenheiten ein, während<br />

spätere, industrielle Elemente ihrer eigenen Logik folgen.<br />

Andererseits sind auch die Elemente selbst <strong>im</strong> Wandel: Dörfer<br />

werden durch Neubaugebiete erweitert, Äcker zu <strong>im</strong>mer<br />

größeren Flächen zusammengelegt, in Flussauen entwickeln<br />

sich durch die Einbringung von industriellen Abfallstoffen<br />

neue Vegetationsformen. Die folgende Darstellung der<br />

Landschaftselemente ist also nur eine Momentaufnahme.<br />

Das jüngste Element sind die erneuerbaren Energieanlagen,<br />

bei denen noch unklar ist, in welcher Intensität sie das<br />

Landschaftsbild zukünftig prägen werden.<br />

3.3.


Dörfer<br />

An der Siedlungsstruktur sind die naturräumlichen<br />

Gegebenheiten des <strong>Innerstetal</strong>s klar ablesbar. Eine prägende<br />

Strukturlinie ist die Ökotopengrenzlage am halben Hang.<br />

Sie markiert den Übergang zwischen dem feuchteren, von<br />

Überschwemmungen betroffenen Talgrund, der ursprünglich<br />

eher als Grünland für die Viehaltung genutzt wurde und den<br />

ackerbaulich nutzbaren Flächen oberhalb davon.<br />

Entlang dieser Linie an beiden Seiten des Flusses reihen sich<br />

Haufendörfer ähnlicher Größe mit durchschnittlich 1000<br />

Einwohnern. In den meisten Fällen sind sie geprägt von einem<br />

oder mehreren großen Gütern <strong>im</strong> Zentrum, die unregelmäßig<br />

von kleineren Gebäuden umgeben sind. An den Rändern<br />

sind in einigen Fällen Neubaugebiete mit jeweils eigenen<br />

Strukturprinzipien angegliedert.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

076


077 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.1. Dörfer<br />

Dorfplatz Egenstedt<br />

Neubaugebiet am Ortsrand<br />

von Heersum<br />

Blick auf Baddeckenstedt


Satelliten<br />

Die linear aufgereihten Haufendörfer werden oftmals durch<br />

ihnen zugeordnete Anlagen ergänzt, die nicht zum eigentlichen<br />

Ort gehören, aber mit ihm funktional und räumlich<br />

verbunden sind. Man könnte sie als „Satelliten“ bezeichnen.<br />

Um beispielsweise die Wasserkraft der Innerste zu nutzen,<br />

entstanden unterhalb vieler Orte Wassermühlen. Einige<br />

dieser Gebäude existieren heute noch und werden zur<br />

Stromproduktion genutzt. In manchen Fällen ist die frühere<br />

Alleinlage noch ablesbar, in anderen wurde der Zwischenraum<br />

bebaut, so dass der Eindruck eines zusammenhängenden,<br />

bis zum Fluss reichenden Dorfs entsteht.<br />

In Richtung der Höhenzüge gibt es teilweise historische Windmühlen,<br />

die aber nicht mehr in Betrieb sind. Eine moderne<br />

Form der „Satelliten“ am Fluss sind diverse Kläranlagen.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

078


079 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.2. Satelliten<br />

Windmühle bei <strong>Walshausen</strong><br />

Freiflächen-Photovoltaikanlage<br />

Wassermühle in Heinde


Einzelanlagen<br />

Landschaftlich und kulturell markante Orte entlang der<br />

Innerste sind Einzelanlagen wie beispielsweise die Domäne<br />

Marienburg, <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und Schloss Derneburg.<br />

<strong>Walshausen</strong> und Derneburg bilden mit ihren Gesamtanlagen<br />

Verbindungsglieder zwischen Ökotopengrenzlage und<br />

Flusslauf. Besonders die baumreiche Parkanlage <strong>Walshausen</strong>s<br />

sticht inmitten der Ackerflächen heraus und prägt und gliedert<br />

die ansonsten gleichförmige Landschaft.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

080


081 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.3. Einzelanlagen<br />

Schloss Derneburg<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

Schloss Ringelhe<strong>im</strong><br />

Schloss Oelber am weißen<br />

Wege


Flussaue<br />

Die an die Innerste angrenzenden Schwemmbereiche sind<br />

mit Schwermetallen kontaminiert und daher landwirtschaftlich<br />

eigentlich nicht nutzbar. Wenngleich die Ackerflächen<br />

an vielen Stellen inzwischen sehr nah an den Fluss herangerückt<br />

sind, gibt es überall entlang der Ufer Bereiche mit<br />

so genannten Schwermetallwiesen, in denen sich resistente<br />

Pflanzenarten angesiedelt haben.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

082


083 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.4. Flussaue<br />

Flussaue bei Listringen<br />

Böschung bei <strong>Gut</strong><br />

<strong>Walshausen</strong><br />

Mühlenteich bei Heinde<br />

Wiese und Deich bei der<br />

Domäne Marienburg


Ackerbauflächen<br />

Die Ackerbauflächen <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> werden für den Anbau<br />

einiger weniger anspruchsvoller Kulturen wie Weizen,<br />

Zuckerrüben und Mais genutzt. Die Zahl der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe ist in der Vergangenheit gesunken und ihre<br />

jeweilige Größe gestiegen. Ihre Flächen erstrecken sich<br />

bis nahe an die Innerste und prägen das Bild einer weitgehend<br />

ausgeräumten Ackerlandschaft, die in überwiegend<br />

großen Schlägen bewirtschaftet wird und daher nur wenig<br />

gegliedert ist.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

084


085 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.5. Ackerbauflächen<br />

Blick auf Listringer<br />

Ackerflächen<br />

Felder mit Baumgruppen<br />

zwischen Waldhausen<br />

und Heinde<br />

Südliche Talseite von<br />

Heinde aus


Alleen<br />

Die Ortschaften an beiden Seiten der Innerste werden<br />

ent lang der Ökotopengrenzlage durch Landstraßen verbunden.<br />

Durch ihre nahezu durchgängige Bepflanzung<br />

als Alleen ist ihr Verlauf auf weite Sicht ablesbar und gliedert<br />

die Landschaft stark. In regelmäßigen Abständen gibt es<br />

Querverbindungen zwischen gegenüberliegenden Dörfern der<br />

beiden Talseiten, die nur selten als Alleen ausgebildet sind.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

086


087 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.6. Alleen<br />

Allee bei Heersum<br />

Allee zwischen Heinde und<br />

Listringen<br />

Verbindungsstraße mit<br />

Alleebäumen


Bahnlinie<br />

Die Regionalbahnlinie folgt dem Talverlauf der Innerste<br />

parallel zum Fluss und zur Landstraße. Ihre Gleise wirken als<br />

landschaftsgliederndes Element. Durch die räumliche Taktung<br />

der Bahnhöfe und die zeitliche Taktung der Züge gibt die<br />

Bahnlinie der Region einen eigenen Rhythmus. In regelmäßigen<br />

Abständen kreuzt sie die quer zum Tal verlaufenden<br />

Landstraßen mit beschrankten Übergängen. An diesen sind<br />

häufig noch historische Stellwerksgebäude vorhanden.<br />

Momentan wird die Verbindung hauptsächlich von Schülern<br />

und Pendlern genutzt und ist sonst wenig ausgelastet [18].<br />

Prinzipiell bietet sie aber die Möglichkeit einer engen<br />

Verknüpfung der Orte untereinander und eine Alternative zur<br />

Abhängigkeit vom PKW.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

088


089 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.7. Bahnlinie<br />

Stellwerk Derneburg<br />

Bahnübergang bei Listringen<br />

Gleise in Richtung Hockeln


Industrielle Landschaftselemente<br />

Der Abbau von Rohstoffen aus unterirdischen Lagerstätten,<br />

vor allem von Stein- und Kalisalzen hat weithin sichtbare<br />

Landschaftselemente in Form von größtenteils inzwischen<br />

aufgegebenen Schächten und Abraumhalden hinterlassen.<br />

Sie finden sich vor allem <strong>im</strong> Umkreis der Städte Salzgitter<br />

und Sarstedt. Südlich von Sarstedt hat zudem der Sand- und<br />

Kiesabbau eine ausgedehnte Seenplatte geformt.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

090


091 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.8. Industrielle Landschaftselemente<br />

Abraumhalde des Kaliwerks<br />

Siegfried bei Giesen<br />

Steinbruch bei<br />

Baddeckenstedt<br />

Kieswerk bei Ringelhe<strong>im</strong>


Erneuerbare Energieanlagen<br />

Die Erzeugung von Energie aus regenerativen Quellen zeigt<br />

sich entlang der Innerste zunächst in den historischen<br />

Wassermühlen, von denen viele auch heute noch zur Stromproduktion<br />

genutzt werden (siehe „Satelliten“). Gegenwärtig<br />

kommen einzelne Biogasanlagen und Freiflächen-Photovoltaikanlagen<br />

hinzu, die allein aufgrund ihrer Größe das<br />

Landschaftsbild prägen. Windenergieanlagen konzentrieren<br />

sich auf einen Standort an der A7 bei Holle sowie mehrere<br />

Windfarmen nördlich von Ringelhe<strong>im</strong>.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

092


093 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3. Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.9. Erneuerbare Energieanlagen<br />

Biogasanlage bei Wesseln<br />

Biogasanlage bei Bockenem<br />

Maisfeld bei Listringen


Wasserkraftwerk<br />

Johanniswehr in Hildeshe<strong>im</strong><br />

Wassermühle bei Heinde<br />

Freiflächen-Photovoltaikanlage<br />

bei Heinde<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

094


095<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.3 Elemente der Kulturlandschaft / 3.3.9. Erneuerbare Energieanlagen<br />

Windräder bei Holle


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

096


097<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung<br />

Energetische Betrachtung<br />

Analog zur energetischen Betrachtung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong>s<br />

stellt sich auch für die Region <strong>Innerstetal</strong> die Frage, in<br />

welchem Umfang sie ihren Energieverbrauch aus eigenen<br />

Ressourcen decken kann. Um zu einer Einschätzung über den<br />

Selbstversorgungsgrad der Region mit regionalen erneuerbaren<br />

Energieträgern zu kommen, wurden beispielhaft<br />

Strombedarf und Stromerzeugung kartiert. Für die Wärmeerzeugung<br />

war keine aussagekräftige Kartierung möglich, da<br />

sie einen größeren Anteil privater Kleinanlagen (Pelletöfen,<br />

Solarthermie) beinhaltet, über die keine ortsgebundenen<br />

Daten verfügbar sind.<br />

3.4.


Strombedarf<br />

Der Strombedarf wird für die Ortschaften und Gemeinden<br />

vereinfacht als Produkt aus Einwohnerzahl und dem deutschen<br />

Durchschnittsverbrauch pro Bürger dargestellt [7].<br />

Darin enthalten sind die Bereiche Privathaushalte, Gewerbebetriebe,<br />

Großindustrie, Verkehr (Bahn und ÖPNV), Energiewirtschaft<br />

sowie Netzverluste. Es handelt sich also nicht nur<br />

um den direkten Verbrauch <strong>im</strong> eigenen Haushalt, sondern<br />

auch um den indirekten, der beispielsweise durch den<br />

Konsum von Produkten oder die Nutzung des Nahverkehrs<br />

TIEFEBENE<br />

Sarstedt<br />

Giften<br />

Gödringen<br />

Hotteln<br />

Ruthe<br />

Schliekum<br />

Ahrbergen<br />

Groß Förste<br />

Hasede<br />

Giesen<br />

Emmerke<br />

BERGLAND<br />

Hildeshe<strong>im</strong><br />

Diekholzen<br />

Barienrode<br />

Söhre<br />

Egenstedt<br />

Bad Salzdetfurth<br />

Detfurth<br />

107.655<br />

5.328<br />

4.262<br />

4.233<br />

2.361<br />

4.921<br />

15.792<br />

6.142<br />

11.870<br />

25.759<br />

12.743<br />

760.676<br />

25.782<br />

12.698<br />

12.698<br />

5.261<br />

36.467<br />

3.382<br />

Wesseln<br />

Groß Düngen<br />

Klein Düngen<br />

Heinde<br />

Lechstedt<br />

Listringen<br />

Hockeln<br />

Heersum<br />

Derneburg<br />

Sottrum<br />

Holle<br />

Grasdorf<br />

Silium<br />

Hackstedt<br />

Luttrum<br />

Binder<br />

Wartjenstedt<br />

Oelber<br />

Baddeckenstedt<br />

Rhene<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

098<br />

hervorgerufen wird. Im Rahmen einer umfassend gedachten<br />

Nachhaltigkeit erscheint es berechtigt, auch diese Verbräuche<br />

mit einzubeziehen.<br />

Im <strong>Innerstetal</strong> geht etwa die Hälfte des Gesamtstrombedarfes<br />

auf die Stadt Hildeshe<strong>im</strong> zurück. Würde man die Betrachtung<br />

auf den ländlichen Raum beschränken, wäre daher eine<br />

Selbstversorgung mit Strom weitaus einfacher zu erreichen.<br />

Andererseits würde dies das Bild verfälschen, da Städte<br />

für die Energieproduktion auf das Umland angewiesen sind.<br />

Region Strombedarf [MWh/a] Region Strombedarf [MWh/a]<br />

Region<br />

Strombedarf [MWh/a]<br />

7.060<br />

8.118<br />

3.086<br />

9.827<br />

5.187<br />

1.547<br />

1.465<br />

5.380<br />

4.470<br />

6.645<br />

20.772<br />

5.765<br />

5.424<br />

3.508<br />

2.657<br />

1.480<br />

2.945<br />

10.841<br />

3.611<br />

2.590<br />

Heere<br />

Elbe<br />

Haverlah<br />

Gitter<br />

Sehlde<br />

Ringelhe<strong>im</strong><br />

Alt Wallmoden<br />

Upen<br />

Ostharingen<br />

Othfresen<br />

Heißum<br />

Dörnte<br />

Jerstedt<br />

Bredelem<br />

Astfeld<br />

Langelshe<strong>im</strong><br />

HARZ<br />

Lautenthal<br />

Wolfshagen<br />

SUMME<br />

8.643<br />

12.395<br />

11.744<br />

5.602<br />

6.875<br />

14.112<br />

3.330<br />

3.115<br />

2.042<br />

15.629<br />

2.553<br />

10.419<br />

15.503<br />

3.826<br />

18.315<br />

45.251<br />

15.163<br />

19.085<br />

1.384.007


099 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.1. Strombedarf<br />

Strombedarf<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Strombedarf<br />

Fluss<br />

(Die Kreisflächen sind proportional<br />

zum jeweiligen Bedarf)


Stromerzeugung aus regionalen<br />

Quellen<br />

Im <strong>Innerstetal</strong> werden bereits heute alle gebräuchlichen<br />

erneuerbaren Energieträger (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse)<br />

genutzt. Zur Kartierung der Anlagen wurden Angaben des<br />

Landkreises Hildeshe<strong>im</strong>, das Energieportal des Zweckverbrandes<br />

Großraum Braunschweig [26] sowie die Online-<br />

Karte „EnergyMap“ [7] herangezogen.<br />

Den kleinsten Beitrag leisten die dem Ursprung nach ältesten<br />

Anlagen entlang der Innerste, die Wasserkraftwerke. Bis auf<br />

die beiden Talsperren der Innerste und Grane sowie das<br />

2009 eingeweihte Johanniswehr-Kraftwerk in Hildeshe<strong>im</strong><br />

handelt es sich um historische Mühlen, die zur Strom-<br />

Innerste-Talsperre<br />

Grane-Talsperre<br />

Kunigunde 7<br />

Kunigunde 1<br />

Posthof<br />

Weißer Weg<br />

Sehlde<br />

Bierbaumsmühle<br />

Holler Straße<br />

Graupenmühle<br />

Bindermühle<br />

Grasdorf<br />

Heinde<br />

Johanniswehr<br />

Hasede I<br />

Hasede II<br />

Sarstedt<br />

2.561<br />

678<br />

490<br />

603<br />

339<br />

2.354<br />

188<br />

377<br />

151<br />

452<br />

151<br />

264<br />

1.205<br />

787<br />

633<br />

753<br />

1.619<br />

SzA<br />

WF G<br />

WF 7<br />

WF A<br />

Windpark Holle<br />

BIOMASSE<br />

Wesseln<br />

Jerstedt<br />

Wallmoden<br />

PHOTOVOLTAIK<br />

clausthal-zellerfeld<br />

Wildemann<br />

Langelshe<strong>im</strong><br />

Goslar<br />

Liebenburg<br />

Wallmoden<br />

Salzgitter<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

100<br />

produktion umgerüstet wurden. Etwa ein Zehntel der regenerativen<br />

Stromerzeugung wird durch Biogasanlagen erbracht,<br />

jeweils gut 15% durch Holzheizkraftwerke und – größtenteils<br />

private – Photovoltaikanlagen. Letztere werden in der Karte<br />

gemeindeweise zusammengefasst dargestellt. Die Hälfte<br />

stammt aus Windparks, die sich um Ringelhe<strong>im</strong> und bei Holle<br />

befinden.<br />

Insgesamt erreicht die Region einen Selbstversorgungsgrad<br />

von 14 %. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix in<br />

Deutschland lag 2011 bei 20 % [4].<br />

Energieanlage Jahresertrag [MWh/a] Energieanlage Jahresertrag [MWh/a] Energieanlage<br />

Jahresertrag [MWh/a]<br />

WASSERKRAFT WINDKRAFT<br />

2.402<br />

2.402<br />

3.202<br />

801<br />

2.402<br />

8.000<br />

7.000<br />

7.500<br />

398<br />

0<br />

1.143<br />

2.144<br />

4.519<br />

225<br />

5.954<br />

Sehlde<br />

Haverlah<br />

Heere<br />

Elbe<br />

Baddeckenstedt<br />

Holle<br />

Bad Salzdetfurth<br />

Diekholzen<br />

Hildeshe<strong>im</strong><br />

Giesen<br />

Sarstedt<br />

HOLZ<br />

Hildeshe<strong>im</strong><br />

Langelshe<strong>im</strong><br />

SUMME<br />

405<br />

224<br />

233<br />

582<br />

1.657<br />

1.110<br />

3.163<br />

516<br />

6.126<br />

1.583<br />

1.072<br />

3.000<br />

29.000<br />

189.613


101 3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.2. Stromerzeugung aus regionalen Quellen<br />

Stromerzeugung<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Wasserkraftwerke<br />

Windkraftanlagen<br />

Biomasseanlagen<br />

Holzheizkraftwerke<br />

Photovoltaikanlagen<br />

Fluss<br />

(Die Kreisflächen sind proportional<br />

zum erzeugten Strom)


Fotomontage<br />

Energie-Szenarien<br />

Windkraft<br />

Angesichts des relativ geringen Selbstversorgungsgrades<br />

der Region mit Strom stellt sich die Frage, welche Kapazität<br />

zum Ausbau lokaler Energieproduktion vorhanden<br />

wäre. Da <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit kein regionales Energiever<br />

sorgungskonzept aufgestellt werden kann, erfolgt eine<br />

Annäherung über drei plakative Energie-Szenarien: Wie würde<br />

die Region aussehen, wenn sie 100 % ihres Strombedarfes<br />

durch Windkraft, durch Wasserkraft oder durch Biomasse<br />

selbst erzeugen würde?<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

102<br />

Ausgehend von Windkraftanlagen mit einer Leistung von<br />

2000 kW würden 427 Anlagen benötigt, um den Strombedarf<br />

des <strong>Innerstetal</strong>s zu decken. Als ein Feld würden sie eine Fläche<br />

von etwa 107 km 2 komplett einnehmen. Damit würde etwa<br />

die Hälfte des Tals zwischen den Höhenzügen zu einer großen<br />

Windfarm.


103<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.3 Energie-Szenarien<br />

Energie-Szenario<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Windkraftanlage<br />

Bezugsrahmen


Fotomontage<br />

Wasserkraft<br />

Die bestehenden Wasserkraftwerke entlang der Innerste<br />

haben eine durchschnittliche Leistung von 212 kW. Von<br />

diesem Wert ausgehend wären 1712 Anlagen zur Deckung<br />

des Gesamtstrombedarfes notwendig. Für diese wäre allerdings,<br />

selbst wenn sie in extrem kurzen Abständen gebaut<br />

würden, weitaus zu wenig Fluss vorhanden.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

104


105<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.3 Energie-Szenarien<br />

Energie-Szenario<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Wasserkraftanlage<br />

Bezugsrahmen


Fotomontage<br />

Biomasse<br />

Ein Ausbau der Biomasse scheint in einer landwirtschaftlich<br />

geprägten Region wie dem <strong>Innerstetal</strong> die geringsten Folgen<br />

auf das Landschaftsbild zu haben. Ausgehend von einer<br />

durchschnittlichen Leistung von 415 kW wären aber für die<br />

Deckung des regionalen Bedarfes 547 Anlagen und etwa<br />

1040 km 2 landwirtschaftlicher Flächen nötig. Damit würde<br />

nicht nur die Lebensmittelproduktion komplett aus dem Tal<br />

ver drängt, sondern die Flächen müssten weit in die umgebende<br />

Landschaft greifen.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

106


107<br />

3. Die Region <strong>Innerstetal</strong> / 3.4. Energetische Betrachtung / 3.4.3 Energie-Szenarien<br />

Energie-Szenario<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Biomassefelder<br />

Bezugsrahmen


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

108


00109<br />

Bausteine für die Region <strong>Innerstetal</strong><br />

4.


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

110


111<br />

4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept<br />

Landschaftskonzept<br />

Die in der Analyse herausgearbeiteten Strukturen und<br />

Elemente des <strong>Innerstetal</strong>s ergeben in ihrem Zusammenspiel<br />

ein charakteristisches Landschaftsbild, das eine zentrale<br />

Qualität dieser Region für Bewohner und Besucher<br />

darstellt. Auf dieses bezieht sich der momentan <strong>im</strong> Tal beginnende<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien nur durch das<br />

Vermeidungsprinzip, also indem die am wenigsten störenden<br />

Standorte ausgewählt werden. Als Extremfall zeigen die<br />

100%-Energie-Szenarien, dass eine Umstellung auf ausschließlich<br />

regional produzierte Energie nach diesem Muster das<br />

<strong>Innerstetal</strong> nicht nur flächenmäßig überfordern, sondern die<br />

gewachsene Kulturlandschaft förmlich unter sich begraben<br />

würde.<br />

Wenn man davon ausgeht, dass die Energiewende sich<br />

fortsetzen wird, stellt sich also die Frage, wie mit diesem<br />

Konflikt umgegangen werden kann. Es besteht zum einen<br />

ein Bedarf an Vorbildprojekten, die zeigen, wie die lokale<br />

Energieproduktion in das Netz der Kulturlandschaftselemente<br />

eingebunden werden und positiv zum Landschaftsbild<br />

beitragen kann. Zum anderen ist für eine langfristige regionale<br />

Selbstversorgung eine Reduzierung des Energiebedarfes<br />

nötig. Auch dazu könnten Beispielprojekte beitragen, wenn<br />

sie sich mit dem eigenen Energiebedarf den Kapazitäten der<br />

Region anpassen.<br />

Im folgenden soll eine Möglichkeit gezeigt werden, die<br />

Landschaft des <strong>Innerstetal</strong>s <strong>im</strong> Sinne solcher Vorbildprojekte<br />

weiterzuentwickeln.<br />

4.1.


Räumliche Konzentration<br />

Im Rahmen des Konzeptteils dieser Arbeit wird der<br />

Betrachtungsbereich auf das <strong>Innerstetal</strong> zwischen der Stadt<br />

Hildeshe<strong>im</strong> und der Gemeinde Holle beschränkt. Der gewählte<br />

Abschnitt beinhaltet das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> sowie nahezu<br />

alle zuvor identifizierten Kulturlandschaftselemente, so dass<br />

er charakteristisch für das Tal ist. Hildeshe<strong>im</strong> bildet durch<br />

seine städtische Struktur ohnehin eine Zäsur an der Innerste.<br />

Bei Holle verengt sich das Tal und wird von der Autobahn<br />

gequert, so dass auch auf dieser Seite der gewählte Bereich<br />

räumlich abgegrenzt ist.<br />

Innerhalb dieses Rahmens wird vorgeschlagen, den räumlichen<br />

Fokus für Entwicklungsmaßnahmen auf das Flusstal zwischen<br />

den Landstraßen an beiden Seiten der Innerste<br />

zu legen. Räumlich wird dieses Landschaftsband durch die<br />

Alleen von der übrigen Landschaft abgegrenzt und als eigenständiger<br />

Teil der Region wahrnehmbar.<br />

Funktional bietet sich dieser Bereich zum einen an, da ein<br />

beträchtlicher Teil der Böden schwermetallbelastet ist und<br />

sich ohnehin die Frage stellt, ob die Nutzung zur Lebensmittelproduktion<br />

vertretbar ist. Zum anderen liegt hier auch<br />

der Schwerpunkt weiterer Entwicklungsthemen des<br />

<strong>Innerstetal</strong>s wie der touristischen Erschließung. So bietet<br />

sich die Chance, neue Energienutzungen mit dem Thema der<br />

Mobilität <strong>im</strong> Tal zu verknüpfen.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

112


Leine<br />

113 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.1. Räumliche Konzentration<br />

Sarstedt<br />

Hildeshe<strong>im</strong><br />

Bad Salzdetfurth<br />

Lamme<br />

Nette<br />

Holle<br />

Innerste<br />

Neile<br />

Langelshe<strong>im</strong><br />

Konzeptgebiet<br />

M 1 : 250 000<br />

N<br />

Landschaftsband


Programm<br />

Die Umgestaltung des Landschaftsbandes entlang der<br />

Innerste hat zwei Schwerpunkte: Der Ausbau der Energieproduktion<br />

und die Erschließung durch einen durchgängigen<br />

Fußgänger- und Fahrradweg.<br />

Die Energieproduktion lehnt sich dabei an zwei vorhandene<br />

Qualitäten der Region an. Die Landschaft mit ihren Hauptbe<br />

standteilen Feldern und Bäumen wird um Biomassefelder<br />

und Energiewälder aus schnellwachsenden Hölzern als<br />

Kurzumtriebsplantagen ergänzt. Die baulichen Kulturgüter<br />

mit ihren Parks und Satelliten erhalten ein Pendant<br />

durch die zur Energieumwandlung notwendigen Gebäude<br />

(Biomasse anlagen und Kleinwasserkraftwerke).<br />

Der Weg verbindet Kulturgüter, Energieanlagen und markante<br />

landschaftliche Punkte zu einer für Bewohner und Besucher<br />

erfahrbaren Sequenz. Zudem knüpft er an die Bahn- und<br />

Straßeninfrastruktur an und ermöglicht so eine nachhaltige<br />

Alltagsmobilität für die lokale Bevölkerung.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

114


3<br />

Weg<br />

115 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.2. Programm<br />

Landschaft 1 Energie<br />

2<br />

Freizeit<br />

Ausblicke<br />

Badeplätze<br />

Schaukraftwerke<br />

Bahnhaltestellen<br />

(E-)Bike-Stationen<br />

Baukulturgüter<br />

Kultur<br />

3 Schritte zur Entwicklung<br />

des Landschaftsbandes


Energieerzeugung<br />

Der Anbau von Energiepflanzen <strong>im</strong> Talbereich folgt einem<br />

historischen Nutzungsmuster: Als die Hauptenergiequellen<br />

noch die menschliche und tierische Arbeitskraft waren,<br />

lagen oberhalb der Dörfer die fruchtbareren Böden<br />

für den Ackerbau und zum Fluss hin die Viehweiden. Heute<br />

hat sich die Lebensmittelproduktion bis zur Innerste – und<br />

damit auf belastete Böden – ausgedehnt. Es wird vorgeschlagen,<br />

die hochwertigeren Böden weiterhin für die<br />

Lebens mittelproduktion zu nutzen und die Strom- und<br />

Wärmeproduktion <strong>im</strong> Bereich der früheren Wiesenflächen<br />

anzusiedeln.<br />

Viele potentielle Energiepflanzen und - hölzer wie Sonnenblumen,<br />

Pappeln und Weiden sind zur Phytosanierung<br />

von Böden geeignet, da sie während ihres Wachstums dem<br />

Boden Schadstoffe entziehen [9]. Somit hätten diese Pflanzen<br />

<strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> eine Doppelfunktion, indem sie die Böden<br />

sanieren und Energie für die Region liefern würden. Zudem<br />

sind Pappeln und Weiden als typische Auengewächse gut für<br />

das Schwemmland geeignet. Ziel wäre es, eine<br />

möglichst artenreiche Mischung zu entwickeln, die auf die<br />

Böden des Tals abgest<strong>im</strong>mt ist und gut gemeinsam (bis auf<br />

die Gehölze) in einer Biogasanlage verarbeitet werden kann.<br />

Mit einem solchen Forschungsprojekt könnte die Region<br />

eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />

Die Struktur der Flurstücke wird als historisch gewachsenes<br />

Grundmuster der Bodennutzung respektiert und beibehalten.<br />

Dieses Mosaik wird nun feldweise neu belegt<br />

mit Biomassefeldern und Energiewäldern. Während die<br />

Felder das Bild der Landschaft subtil verändern, indem sie<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

116<br />

den Artenreichtum erhöhen, bringen die Energiewälder ein<br />

neues räumliches Thema ins Tal ein. Sie werden so in das<br />

Feldmuster gesetzt, dass Blickbezüge zwischen markanten<br />

Punkte wie Einzelanlagen und Dörfern erhalten werden.<br />

Zudem geben sie der Landschaft durch die kurzen Erntezyklen<br />

einen eigenen zeitlichen Rhythmus. Jeder Blick wird nach<br />

wenigen Jahren durch das Abernten wieder freigegeben.<br />

Die Energieanlagen ergänzen das Netz der Einzelanlagen und<br />

Satelliten <strong>im</strong> Tal durch zeitgenössische Kraftwerksbauten.<br />

Wie die Güter, die mit <strong>im</strong> Vergleich zur umgebenden Landschaft<br />

kleinteilig durchgestalteten Parks verbunden sind,<br />

werden diese durch „Energieparks“ in die Umgebung eingebettet.<br />

Organisatorisch könnte ein Energie- und Forschungsverbund<br />

aus landwirtschaftlichen Betrieben in Kooperation mit<br />

beispielsweise dem Studiengang „Nachwachsende Rohstoffe<br />

und Erneuerbare Energien“ an der HAWK Hildeshe<strong>im</strong><br />

gegründet werden. Von diesem würde das neu gestaltete<br />

Landschaftsband gemeinsam geplant und bewirtschaftet<br />

sowie die Biomasse zentral in Energie umwandelt.<br />

Die Energiewälder könnten von Gütern oder anderen<br />

Großverbrauchern zur Deckung ihres Heizenergiebedarfes<br />

herangezogen werden.


117 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.3. Energieerzeugung<br />

Bodennutzung<br />

historisch<br />

heute<br />

Konzeptvorschlag<br />

Wald<br />

Lebensmittel<br />

Wiese<br />

Energieproduktion


naturelemente<br />

Energiefelder<br />

Energiewälder<br />

Gewässer<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

118


119<br />

4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.3. Energieerzeugung<br />

Bauliche Elemente<br />

Energieanlagen<br />

vorhandene Güter


Vernetzung<br />

Ergänzung vorh. Wege<br />

Verbindung der Dörfer<br />

Aufwertung Bahnnetz<br />

Wegeverknüpfung<br />

Der Landschaftsstreifen entlang der Innerste beinhaltet<br />

einen Großteil der lokalen Verkehrsinfrastrukturen: Er wird<br />

begrenzt und gequert von der leiterförmigen Straßenstruktur,<br />

enthält die regionale Bahnlinie und in Teilbereichen auch<br />

Fahrradwege. Um die Mobilität und Aufenthaltsqualität für<br />

die verschiedenen Nutzergruppen der lokalen Bevölkerung,<br />

der Städter und der Touristen zu verbessern, soll ein<br />

durchgängiger Fahrrad- und Fußweg eingerichtet werden.<br />

Durch die Ergänzung von Bahnhaltepunkten und (Elektro-)<br />

Fahrradstationen wird nachhaltige Mobilität <strong>im</strong> Tal attraktiver.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

120<br />

Zudem hat der Weg auch einen informativen Charakter.<br />

Er verbindet die Baukulturgüter, Freizeitinfrastrukturen<br />

sowie Energieanlagen miteinander und macht sie öffentlich<br />

zugänglich. Die Taktung durch bestehende Querstraßen und<br />

Gebäude <strong>im</strong> Tal wird durch zusätzliche Orte wie Rast- und<br />

Badeplätze angereichert. Es entsteht eine abwechslungsreiche<br />

Sequenz aus regelmäßig wiederkehrenden Elementen und<br />

Schwerpunkttouren, die sich Themen wie Kultur oder Energie<br />

widmen.


121 4. Bausteine für die Region / 4.1. Landschaftskonzept / 4.1.4. Wegeverknüpfung<br />

Bahn<br />

Abzweig Bahn E-Bike<br />

Abzweig Bahn<br />

Abzweig Bahn E-Bike<br />

Rasten Essen Essen Herberge Blick<br />

Baden Baden Blick Rasten Herberge Essen Essen<br />

Wald Wasser Wasser Wald Feld Biogas Wald<br />

Mobilität<br />

Freizeit<br />

Energie<br />

Wegpunkte<br />

neue Stationen<br />

vorhandene Stationen


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

122


123<br />

4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung<br />

Landschaftsplanung<br />

Im folgenden Abschnitt wird das umgestaltete Landschaftsband<br />

entlang der Innerste in seiner Gesamtheit gezeigt.<br />

Es schließt in Hildeshe<strong>im</strong> an einen innerstädtischen Grünbereich<br />

mit Park und Sportstätten an. Wenn man dem<br />

Innerste-Fahrradweg von hier aus folgt, passiert man zunächst<br />

einen von vorstädtischer Bebauung gefassten Abschnitt,<br />

in dem Schrebergärten und landwirtschaftliche Nutzung sich<br />

abwechseln. Dieser endet bei der Domäne Marienburg.<br />

Ab hier öffnet sich der Blick in die Hügellandschaft. Am halben<br />

Hang wird sie durch die Alleen gegliedert, deren Lücken durch<br />

neue Bäume ergänzt werden. Dazwischen liegt ein Mosaik<br />

aus Feldern mit unterschiedlichen Energiepflanzen und<br />

Energie wäldern. Die Felder verändern sich <strong>im</strong> jahreszeitlichen<br />

Wechsel, die Energiewälder gliedern sich in ihrer Höhe in<br />

einem mehrjährigen Takt, wobei die Blickbezüge zu Dörfern<br />

und Einzelanlagen gewahrt bleiben. Ein erstes Etappenziel<br />

ist das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> zum Rasten oder zur Besichtigung<br />

von Park und Gebäudeensemble.<br />

Ab dem Ortspaar Groß Düngen und Heinde kann man dem<br />

Weg am Wasser folgen oder sich oberhalb auf der Landschafts<br />

terrasse, die in diesem Bereich das Tal prägt, bewegen.<br />

Hier gibt es mehrere Aussichtspunkte, während am Fluss<br />

ein Badeplatz den direkten Zugang zum Wasser ermöglicht.<br />

Der Panoramaweg führt durch den Energiepark der neuen<br />

Bio gasanlage wieder zurück zum Talweg. Hier ist das<br />

Innerste tal breiter und kann die Versuchsfelder mit einer ab -<br />

wechslungsreichen Mischung an Energiepflanzen sowie einen<br />

größeren Energiewald, der durch <strong>im</strong> Ernterhythmus wechselnde<br />

Durchblicke in die Landschaft gegliedert wird, aufnehmen.<br />

Auf diesen Energieschwerpunkt folgt ein Abschnitt, der<br />

von den Baukulturgütern <strong>Gut</strong> Astenbeck und Schloss<br />

Derneburg mit ihren Parks geprägt wird. Ein Rundweg führt<br />

an den Teichen Derneburgs über die Nette, die hier in die<br />

Innerste mündet.<br />

Von hier aus kann der Rückweg nach Hildeshe<strong>im</strong> mit der<br />

Bahn zurückgelegt werden. Durch die beiden weiteren<br />

Bahnhaltepunkte <strong>im</strong> Tal in Hockeln und Groß Düngen kann<br />

man sich <strong>im</strong> gesamten Landschaftsband je nach Ziel<br />

und verfügbarer Zeit in einer flexiblen Kombination aus Bahn-,<br />

Fahrrad- und Wanderabschnitten bewegen.<br />

Das gemeinsame Mobilitätskonzept und der durchgehende<br />

„Teppich“ aus Feldern, Wäldern und Parks binden die Orte<br />

zu einer Gemeinschaft zusammen und stärken den Gedanken<br />

einer Region <strong>Innerstetal</strong>.<br />

4.2.


Hildeshe<strong>im</strong><br />

Gesamtplan<br />

M 1 : 30 000<br />

N<br />

Parks<br />

Energiefelder<br />

Energiewälder<br />

Weg<br />

Fluss<br />

text<br />

Domäne Marienburg<br />

Egenstedt<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

Itzum<br />

A<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

124<br />

Groß Düngen<br />

A<br />

Heinde


Listringen<br />

125 4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung / 4.2.1. Gesamtplan<br />

Hockeln<br />

Energiepark<br />

B<br />

Biogasanlage<br />

B<br />

Heersum<br />

<strong>Gut</strong> Astenbeck<br />

Derneburg<br />

Schloss Derneburg<br />

Grasdorf<br />

Holle


Wald<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

Felder Allee ort<br />

Fluss<br />

126<br />

Wasserkraftwerk


Biomassefelder<br />

127 4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung / 4.2.2. Geländeschnitte<br />

Kurzumtriebsplantage<br />

kontaminierte Böden<br />

Ökotopengrenzlage Felder<br />

Allee ort<br />

Wald<br />

Schemaschnitt A-A


Wald Felder<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

ort<br />

128<br />

Allee


Biogasanlage<br />

129<br />

Biomassefelder<br />

4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung / 4.2.2. Geländeschnitte<br />

Fluss<br />

Kurzumtriebsplantage<br />

kontaminierte Böden<br />

Ökotopengrenzlage Felder<br />

Allee<br />

Wald<br />

Schemaschnitt B-B


Blick ins tal<br />

Raumeindruck<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

130


131 4. Bausteine für die Region / 4.2. Landschaftsplanung/ 4.2.3. Raumeindruck<br />

Energiepark


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

00132


00133<br />

Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

5.


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

134


135<br />

Gebäudekonzept<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept<br />

Nach der Analyse des <strong>Innerstetal</strong>s und dem daraus entwickelten<br />

Vorschlag für eine Ergänzung der Tallandschaft<br />

zwischen Hildeshe<strong>im</strong> und Holle stellt sich die Frage, welche<br />

Auswirkungen sich auf das Energie- und Nutzungskonzept<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> ergeben.<br />

Das Konzept für den Talabschnitt ist ausgelegt auf die<br />

beispiel hafte Einrichtung regionaler Energiekreisläufe.<br />

Die Realisierung wird daher Schritt für Schritt <strong>im</strong> Rahmen<br />

einzelner Projekte stattfinden. <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> ist aus<br />

ver schiedenen Gründen gut geeignet, Ausgangspunkt für<br />

diesen Prozess zu werden. Es liegt zum einen am Übergang<br />

vom städtischen Bereich Hildeshe<strong>im</strong>s zum ländlichen Talabschnitt<br />

und bildet damit den „Auftakt“ des Mittleren<br />

<strong>Innerstetal</strong>s. Zum anderen ist die Anlage mit dem historischen<br />

Park bereits ein bewusst gestalteter Ausschnitt der Landschaft,<br />

an den mit dem neuen Element der Energie wälder<br />

angeknüpft werden kann. In diesem Zug sollte auch eine<br />

Erschließung des Parks von Süden eingerichtet<br />

werden.<br />

Das <strong>Gut</strong> bekäme die Möglichkeit, das aus dem eigenen Park<br />

gewonnene Holz mit Ressourcen aus dem nächsten Umfeld<br />

aufzustocken und so den Umstieg auf eine regenerative<br />

Energieerzeugung zu schaffen. Ein zusätzlicher Nutzen wäre<br />

die damit einhergehende Parkpflege.<br />

Angesichts der Tatsache, dass eine energetische Selbstversorgung<br />

auf regionaler Ebene nicht möglich ist, sollten aber<br />

alle Verbraucher regionaler Ressourcen zunächst ihr Einsparpotential<br />

ausnutzen. Das gilt auch für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>.<br />

5.1.


Welt<br />

Region<br />

<strong>Walshausen</strong><br />

neuausrichtung<br />

Energie<br />

Nutzung<br />

Grundgedanken<br />

Im Rahmen des neuen Nutzungskonzeptes soll der Energiebedarf<br />

des <strong>Gut</strong>es möglichst gesenkt werden. Gleichzeitig<br />

muss die Nutzung intensiv genug für die Erhaltung der<br />

Gebäude bleiben. Um einen Vorbildcharakter als „Pilotprojekt“<br />

der Region zu erreichen, sollte das <strong>Gut</strong> für einen weiteren<br />

Personenkreis als bisher zugänglich gemacht werden.<br />

So würde sich die Interaktion des <strong>Gut</strong>es mit der Außenwelt<br />

in den Bereichen Energie und Nutzung umkehren: Die<br />

Energie, die bisher überregional bezogen wurde, kommt nun<br />

aus dem engsten Umkreis des <strong>Gut</strong>es. Die bisher introvertierte<br />

Wohnnutzung ohne Bezug zur Region wird durch eine<br />

stärkere Öffnung des <strong>Gut</strong>es für Nutzer aus der Region und<br />

dem weiteren Umfeld ersetzt.<br />

Als konkrete Nutzung wird <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit tempo-<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

136<br />

räres Wohnen und Arbeiten für unterschiedliche Zielgruppen<br />

vorgeschlagen. Der Grundgedanke ist dabei, dass dies<br />

der bisherigen Ausrichtung des <strong>Gut</strong>es entspricht und daher je<br />

nach gewünschtem Standard nur geringe Umbauten nötig<br />

wären. Die temporäre Nutzung würde zum einen den<br />

Unterhalt des <strong>Gut</strong>es auf mehr Schultern verteilen und zum<br />

anderen ermöglichen, in den Monaten mit dem höchsten<br />

Energiebedarf die Nutzung einzuschränken.<br />

<strong>Walshausen</strong> kann für verschiedene Bedarfe der Umgebung<br />

Angebote machen. Im Rahmen der touristischen Erschließung<br />

der Region werden mehr Unterkünfte gebraucht als momentan<br />

vorhanden. Als zweites Standbein kann das <strong>Gut</strong> zum<br />

Gäste- und Seminarhaus für die Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s<br />

werden. Ein solches fehlt bisher und wäre in <strong>Walshausen</strong>


137<br />

aufgrund der guten Anbindung nach Hildeshe<strong>im</strong> und gleichzeitigen<br />

Abgeschiedenheit vom Campus gut verortet.<br />

Die bereits bestehende Kooperation mit der HAWK kann in<br />

dieser Richtung ausgebaut werden und eine <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu einem rein touristisch orientierten Konzept verlässliche<br />

und kalkulierbare Nutzung garantieren.<br />

Komplettiert wird das Konzept durch die Nutzung einer<br />

weiteren Energiequelle des <strong>Gut</strong>sgeländes in Form eines kleinen<br />

Wasserkraftwerkes an der Innerste. Dadurch wird aus<br />

regionaler Sicht die Sequenz von historischen „Satelliten“<br />

am Fluss durch einen zeitgenössischen ergänzt. Dieses neue<br />

Gebäude wird als Brücke über die Innerste am südlichen<br />

Parkende platziert und schafft so den notwendigen Zugang<br />

für Besucher vom Landschaftsband der Innerste aus.<br />

tourismus <strong>im</strong><br />

<strong>Innerstetal</strong><br />

Fahrradfahrer<br />

Messegäste Hannover<br />

Städtetouristen Hildeshe<strong>im</strong><br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.1. Grundgedanken<br />

<strong>Walshausen</strong> als<br />

ort für Gäste<br />

Das Kraftwerk soll ein öffentlich zugängliches Schaukraftwerk<br />

und ein Informationsort sein. Es bietet sich an, dieses mit<br />

einer gastronomischen Nutzung zu verbinden, die auch von<br />

den Bewohnern und Gästen der historischen <strong>Gut</strong>sgebäude<br />

genutzt wird.<br />

Durch die Erweiterung des Parks zur autarken Wärmeversorgung,<br />

die Öffnung für unterschiedliche Nutzergruppen<br />

und den Bau des Schaukraftwerkes als „Tor“ zum Landschaftsband<br />

der Innerste kann das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> einen<br />

neuen Charakter entwickeln: Von der abgeschiedenen<br />

Privatanlage wird es zu einem Vorbild für die Region,<br />

indem es die Nutzung lokaler Ressourcen in ein sinnvolles<br />

Gesamtkonzept integriert.<br />

Hochschulen<br />

Hildeshe<strong>im</strong><br />

Gastprofessoren<br />

„artists in residence“<br />

Seminare<br />

Sommer-Universität<br />

zielgruppen


Heizenergie<br />

Verringerung des Energiebedarfes<br />

Zur Verringerung des Energiebedarfes von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong><br />

wurden zwei Wege betrachtet, der der Effizienz und der<br />

der Suffizienz.<br />

Für eine effizientere Energienutzung könnten auf baulicher<br />

Ebene die Wärmeverluste verringert werden, indem diejenigen<br />

Gebäude, bei denen dies in der Vergangenheit noch<br />

nicht geschehen ist, mit einer zusätzlichen Dämmung versehen<br />

werden. Es wurde eine Innendämmung der Wände<br />

mit einer Stärke von 5 cm angenommen, wie sie bereits be<strong>im</strong><br />

Arbeiterhaus umgesetzt wurde. Sie würde zu einer deutlichen<br />

Verbesserung des Wand-U-Wertes von 1,7 W/m 2 K auf<br />

0,5 W/m 2 K führen. Der Nutzenergiebedarf sinkt dadurch von<br />

insgesamt 292 MWh/a auf 242 MWh/a. Diese Maßnahme<br />

wäre allerdings aufwendig und in der Umsetzung <strong>im</strong> Detail<br />

in Hinblick auf Tauwasseranfall und die Anschlüsse an bestehende<br />

Bauteile (wie die momentan bündig in der Wand eingebauten<br />

Kastenfenster) bauphysikalisch und architektonisch<br />

mit Schwierigkeiten verbunden.<br />

Der Suffizienz-Ansatz würde dagegen einen zeitweisen Verzicht<br />

auf die Nutzung der Gebäude und das damit verbundene<br />

Temperaturniveau <strong>im</strong> Innenraum bedeuten. Betrachtet<br />

wurden zwei Szenarien. Im ersten würde das <strong>Gut</strong> noch von<br />

März bis November, <strong>im</strong> zweiten von April bis Oktober<br />

bewohnt. In den übrigen Monaten wurde von einer Solltemperatur<br />

von 6°C ausgegangen, um die Frostfreiheit<br />

zu gewährleisten. Bereits wenn die Gebäude drei Monate <strong>im</strong><br />

Jahr ungenutzt blieben, würde der Nutzenergiebedarf auf<br />

181 MWh/a sinken, bei einer Nutzung über sieben Monate des<br />

Jahres auf 109 MWh/a. Eine solche saisonale Nutzung des<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

138<br />

<strong>Gut</strong>es würde Bezug nehmen auf seine ursprüngliche Funktion<br />

als Sommersitz, aber die Nutzung auf einen längeren<br />

Zeitraum ausdehnen. Dem finanziellen Aufwand der Effizienz-<br />

Maßnahme Dämmung steht bei dieser Variante der Verlust<br />

von Mieteinnahmen in den Monaten des Leerstands gegenüber.<br />

Um diesen zu min<strong>im</strong>ieren und einen <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Möglichkeiten des <strong>Gut</strong>es hohen Nutzungsgrad zu erreichen,<br />

wäre es sinnvoll, die Gebäude unterschiedlich lange zu<br />

nutzen. Das Arbeiterhaus fällt aufgrund von Größe und<br />

Sanierungszustand <strong>im</strong> Gesamtenergiebedarf kaum ins<br />

Gewicht und könnte daher ganzjährig genutzt werden.<br />

Das hätte den Vorteil, dass mindestens eine Person ständig<br />

vor Ort wäre und in den Wintermonaten Aufgaben wie Lüften<br />

der Gebäude oder die Kontrolle des Heizungssystems übernehmen<br />

könnte. Der Pferdestall hingegen hat den größten<br />

Anteil am Energiebedarf, was für eine kürzere Nutzung <strong>im</strong> Jahr<br />

spricht. Diese wird auch für die Orangerie vorgeschlagen.<br />

Gärtnerhaus und Villa könnten von März bis November<br />

genutzt werden. Für diese Kombination ergibt sich ein Nutzenergiebedarf<br />

für das Heizen von 156 MWh/a, was einer<br />

Reduzierung des ursprünglichen Bedarfes um nahezu die<br />

Hälfte entspricht.<br />

Für die Umnutzung des <strong>Gut</strong>es wird dieses Szenario zugrundegelegt,<br />

da es eine deutliche Energieeinsparung mit geringem<br />

Aufwand erreicht.<br />

Bauliche Maßnahmen sollen dadurch nicht ausgeschlossen<br />

werden. Sie können das Szenario zusätzlich verbessern, sind<br />

aber keine Voraussetzung zum Funktionieren des Konzeptes.


500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

139<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.2. Heizenergie<br />

Wärmedämmung<br />

242 MWh/a<br />

14,9<br />

71,2<br />

50,6<br />

27,2<br />

78,3<br />

Saisonale nutzung März- nov.<br />

181 MWh/a<br />

9,0<br />

58,7<br />

46,8<br />

23,2<br />

43,2<br />

Saisonale nutzung Apr. - okt.<br />

109 MWh/a<br />

5,2<br />

37,2<br />

29,7<br />

14,1<br />

22,3<br />

Ausgangswert<br />

Deckung durch<br />

<strong>Gut</strong>spark<br />

nutzenergiebedarf [MWh/a]<br />

Arbeiterhaus<br />

Pferdestall<br />

Gärtnerhaus<br />

Orangerie<br />

Villa


Saisonale nutzung<br />

Arbeiterhaus<br />

Pferdestall<br />

Gärtnerhaus<br />

Orangerie<br />

Villa<br />

nutzungszeiträume<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mär<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

140<br />

nutzenergiebedarf Heizen für das gewählte Szenario<br />

156 MWh/a<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

14,9<br />

37,2<br />

46,8<br />

14,1<br />

43,2<br />

Ausgangswert<br />

Deckung durch<br />

<strong>Gut</strong>spark


141<br />

Vergrößerung des Biomassedargebotes<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.2. Heizenergie<br />

Durch die Verringerung des Heizenergiebedarfs sinkt der<br />

Holz bedarf auf 61 t, wofür aber das Dargebot des Parks dennoch<br />

nicht ausreicht. Eine intensivere Ausnutzung der Parkbäume<br />

erscheint <strong>im</strong> Rahmen eines nachhaltigen Konzeptes<br />

und der Aufrechterhaltung des ästhetischen Charakters als<br />

englischer Landschaftspark nicht erstrebenswert.<br />

Der Restbedarf kann aber durch die Nutzung eines der <strong>im</strong><br />

Regionalkonzept entlang der Innerste vorgesehenen Energiewälder<br />

gedeckt werden.<br />

Bei einem Ertrag von 15 t/ha [15] würde eine Fläche von<br />

etwa 2,4 ha benötigt, die in ihrer Größenordnung gegenüber<br />

dem historischen Park in einem auch ästhetisch verträglichen<br />

Verhältnis stehen würde. Damit wäre eine autarke Heizenergie<br />

versorgung des <strong>Gut</strong>es mit Holz aus der nächsten Um -<br />

gebung möglich.<br />

7 haha<br />

+<br />

2,4 ha<br />

parkerweiterung<br />

<strong>Gut</strong>spark<br />

Energieholz-Ergänzung Heizen


Warmwasser<br />

Der Energiebedarf für die Warmwasserbereitung wurde in<br />

der Analyse nicht betrachtet, da er nicht von den Gebäuden<br />

selbst, sondern von der letztendlich gewählten Nutzung und<br />

Personendichte abhängt.<br />

Es wurde davon ausgegangen, dass das Arbeiterhaus ganzjährig<br />

von einer Person und der Pferdestall über sieben<br />

Monate hinweg von zwei „artists in residence“ bewohnt wird<br />

und dafür jeweils der Richtwert von 1,4 kWh/Pers d [6]<br />

angesetzt. Für die Gäste in der Villa sowie <strong>im</strong> Gärtner- und<br />

Kornhaus wurde der Standard eines einfachen Hotels mit<br />

1,9 kWh/Bett d [6] über die jeweilige Nutzungszeit angenommen<br />

bei einer Bettenanzahl von insgesamt 30.<br />

Der daraus resultierende Nutzenergiebedarf für die Warmwassererzeugung<br />

von 16 MWh/a ist <strong>im</strong> Verhältnis zum<br />

Heizenergiebedarf gering. Wenn er ebenfalls über Energieholz<br />

aus der Parkerweiterung gedeckt werden soll, wäre hierfür<br />

eine zusätzliche Fläche von 0,4 ha nötig.<br />

Ein Alternativkonzept wäre die teilweise Deckung durch<br />

Solarthermie, die man baulich in die Dachfläche des Neubaus<br />

am Südende des Parks integrieren könnte. Dies hätte den<br />

Vorteil, die Holzheizung in den Sommermonaten, in denen<br />

keine Energie für die Gebäudeheizung gebraucht wird,<br />

komplett abschalten zu können. Um einen Deckungsgrad von<br />

60 % (und damit nahezu 100 %-Deckung in den Monaten<br />

April bis Oktober) zu erreichen, würden 1,7 m 2 pro Person<br />

benötigt [21], also insgesamt 56 m 2 .<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

142


30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

143<br />

nutzenergie<br />

15,8 MWh/a<br />

1,4<br />

0,5<br />

0,6<br />

5,1<br />

8,2<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.3. Warmwasser<br />

x 1,79<br />

Endenergie<br />

28,2 MWh/a<br />

2,2<br />

0,9<br />

1,1<br />

9,2<br />

14,7<br />

zusätzlicher Flächenbedarf<br />

7 haha<br />

+<br />

0,2,4 haha<br />

0,4 ha<br />

Warmwassererzeugung<br />

<strong>Gut</strong>spark<br />

Energieholz-Ergänzung Heizen<br />

Energieholz-Ergänzung Wasser<br />

Kornhaus<br />

Arbeiterhaus<br />

Pferdestall<br />

Gärtnerhaus<br />

Villa


Strom<br />

In Bezug auf die Wärmeversorgung ist eine Autarkie<br />

<strong>Walshausen</strong>s erreichbar. Da bisher kein Anschluss an ein<br />

Wärme- oder Gasnetz besteht und das <strong>Gut</strong> von vorhandenen<br />

Netzen zu weit entfernt ist, ist die Selbstversorgung eine<br />

sinnvolle Lösung. Die fehlende Erschließung bedeutet gleichzeitig,<br />

dass auch ein Überschuss an Wärme nicht an andere<br />

Verbraucher weitergegeben werden könnte.<br />

An das Stromnetz dagegen ist <strong>Walshausen</strong> angeschlossen.<br />

Durch die Nutzung der Wasserkraft an der Innerste könnte<br />

das <strong>Gut</strong> sich nicht nur selbst mit Strom versorgen, sondern<br />

einen Überschuss einspeisen und damit zum Energieproduzenten<br />

für die Region werden.<br />

Für eine ungefähre Einschätzung des Verhältnisses von Selbstversorgung<br />

und Einspeisung in das Netz wurden folgende<br />

Annahmen getroffen: Das Wasserkraftwerk Heinde, das etwa<br />

2 km entfernt flussaufwärts liegt, produziert 1200 MWh/a.<br />

Da zwischen Heinde und <strong>Walshausen</strong> die Lamme in die<br />

Innerste fließt, wird in <strong>Walshausen</strong> bei einer ähnlichen Fallhöhe<br />

ein größerer Wasserdurchfluss realisierbar sein, also je<br />

nach Kraftwerkstyp mindestens gleich viel Strom produziert<br />

werden können. Selbst wenn <strong>im</strong> <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> jede Person<br />

den Jahresverbrauch eines Ein-Personen-Haushaltes von<br />

1690 kWh/a hätte [21], würde das <strong>Gut</strong> nur 5 % des erzeugten<br />

Stroms selbst verbrauchen. Mit dem Überschuss könnten<br />

in diesem Fall weitere 675 Ein-Personen-Haushalte versorgt<br />

werden.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

144


1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

145<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.4. Strom<br />

Erzeugter Strom<br />

1200 MWh/a<br />

1144<br />

56<br />

Versorgung von <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und<br />

ca. 675 Ein-personen-Haushalten<br />

Stromproduktion<br />

Einspeisung in das Netz<br />

Verbrauch <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong>


Kreisläufe<br />

Energie<br />

Im neuen Energiekonzept werden alle Energiebedarfe<br />

des <strong>Gut</strong>es durch Ressourcen aus einem Umkreis von max<strong>im</strong>al<br />

einem Kilometer gedeckt. Das Holz aus dem historischen<br />

<strong>Gut</strong>spark und dem Energiewald an der Innerste wird<br />

zer kleinert, in der Scheune gelagert und in einer<br />

Hackschnitzelanlage verbrannt. Von dort aus wird die Wärme<br />

in die einzelnen Gebäude verteilt. Die Verarbeitung zu Hackschnitzeln<br />

ergibt sich aus den Randbedingungen vor Ort. So<br />

werden ein beträchtlicher Anteil des Parkpflegeholzes wie<br />

Äste und Heckenschnitt sowie die schnellwachsenden Hölzer<br />

des Energiewaldes nicht als Stückholz nutzbar sein. Mit<br />

den landwirtschaftlichen Geräten des <strong>Gut</strong>es Heinde ist eine<br />

Verarbeitung zu Hackschnitzeln unkompliziert möglich. Diese<br />

können in der Scheune direkt neben der Heizanlage gelagert<br />

und weitgehend automatisiert verheizt werden.<br />

Durch das Wasserkraftwerk ist auch die Stromversorgung<br />

des <strong>Gut</strong>es nicht nur rechnerisch über das Jahr hinweg autark,<br />

sondern es wird zu jedem Zeitpunkt ein Vielfaches der vom<br />

<strong>Gut</strong> verbrauchten Energie ins Netz eingespeist.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

146


147<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.5. Kreisläufe<br />

Einspeisung ins netz Stromversorgung des <strong>Gut</strong>es<br />

Beheizung der <strong>Gut</strong>sgebäude<br />

ca. 25 t/a Holz aus <strong>Gut</strong>spark<br />

ca. 1200 MWh/a Strom aus Wasserkraft ca. 36 t/a Holz aus Energiewald<br />

Schema Energie


nutzung<br />

Die neue Nutzung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> ist von unterschiedlichen<br />

Tätigkeiten und Frequenzen best<strong>im</strong>mt.<br />

Zentral ist der Nutzungskreislauf der <strong>Gut</strong>sbewirtschaftung.<br />

Er schafft einen dauerhaften Arbeitsplatz auf dem <strong>Gut</strong>, der mit<br />

der Wohnnutzung <strong>im</strong> Arbeiterhaus verbunden ist. Durch diese<br />

Person werden der <strong>Gut</strong>spark und der Energiewald gepflegt<br />

sowie die Holzernte, -lagerung und der Betrieb der Heizzentrale<br />

übernommen. Dies schafft die Nutzungsgrundlage für<br />

die übrigen <strong>Gut</strong>sgebäude. Ein Nebenzweig dieses Kreislaufes<br />

kann die <strong>Wieder</strong>belebung des Wirtschaftsgartens mit Obst-<br />

und Gemüseanbau sein und die Gastronomie <strong>im</strong> Neubau zum<br />

Teil versorgen.<br />

Die Bestandsgebäude werden temporär in Zeitspannen von<br />

wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten (artists in residence)<br />

zum Wohnen und Arbeiten von Menschen aus dem näheren<br />

und weiteren Umfeld <strong>Walshausen</strong>s genutzt.<br />

Der Neubau <strong>im</strong> Süden der Anlage dient zum einen Kurzzeitbesuchern,<br />

die zu einem Großteil aus der Region stammen<br />

werden und nur wenige Stunden in <strong>Walshausen</strong> verbringen,<br />

um den Park und das Wasserkraftwerk zu besichtigen oder<br />

etwas zu essen. Von hier aus werden aber auch die temporären<br />

Bewohner der historischen Gebäude versorgt, so dass ein<br />

Treffpunkt der verschiedenen Nutzergruppen entsteht.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

148


149<br />

temporäre Bewohner der <strong>Gut</strong>sanlage<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.1. Gebäudekonzept / 5.1.5. Kreisläufe<br />

Lebensmittelproduktion<br />

Kurzzeitbesucher aus der Region / touristen<br />

Energieversorgung<br />

Gastronomische Versorgung<br />

Schema nutzung


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

150


151<br />

Gebäudeplanung<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung<br />

Das neue Energie- und Nutzungskonzept bringt verschiedene<br />

Veränderungen und Ergänzungen des Gebäudebestandes<br />

mit sich. Es legt aber deren konkrete Ausformung zunächst<br />

einmal nicht fest.<br />

Da <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit keine detaillierte Sanierungsplanung<br />

für die historischen Gebäude gemacht werden<br />

kann, soll für diese <strong>im</strong> folgenden lediglich gezeigt werden,<br />

welcher Grad an baulichem Eingriff für welche Qualitätsziele<br />

not wendig wäre. Zudem soll ein Bild vermittelt werden,<br />

an welchen Stellen zeitgenössische Elemente <strong>im</strong>plantiert<br />

werden können und welchen gestalterischen Leitlinien diese<br />

folgen sollten.<br />

5.2.


Gebäudebestand<br />

Die historischen Gebäude der <strong>Gut</strong>sanlage unterscheiden sich<br />

in ihrem momentanen Grundrisszuschnitt, ihrer architektonischen<br />

Qualität und ihrem Sanierungszustand. Daher scheint<br />

es sinnvoll, in der Nutzung unterschiedliche Zielgruppen und<br />

Milieus anzusprechen. Dementsprechend reicht das Spektrum<br />

an baulichen Eingriffen je nach Gebäude teil vom Belassen<br />

des Bestandes über geringfügige Sanierung bis zu Neueinbauten<br />

als „Haus <strong>im</strong> Haus“.<br />

Der Pferdestall kann durch ein „artists in residence“-<br />

Programm <strong>im</strong> Rahmen der gestalterischen Studiengänge der<br />

Hochschulen Hildeshe<strong>im</strong>s genutzt werden. Atelier und<br />

Wohnraum dafür ist bereits vorhanden. Auch das Arbeiterhaus<br />

ist für die ganzjährige Bewohnung <strong>im</strong> momentanen<br />

Zustand nutzbar.<br />

Das Gärtnerhaus beinhaltet mehrere Wohnungen, die als<br />

Ferienwohnungen genutzt werden können. Eine Aufteilung<br />

in kleinere Einheiten wäre sinnvoll, was eine Nachrüstung von<br />

mehreren Bädern und Küchenzeilen erfordern würde.<br />

Für Seminarnutzungen der Hochschulen können die Säle der<br />

Villa <strong>im</strong> Erdgeschoss und die Orangerie herangezogen<br />

werden. Je nach Jahreszeit kann diesem Nutzungsbereich auch<br />

das Gewächshaus zugeschlagen werden, das Raum für Vorträge<br />

und größere Gruppen bietet.<br />

Das temporäre Wohnen <strong>im</strong> Obergeschoss der Villa sollte in<br />

seiner Qualität die besondere Stellung des Laves-Baus <strong>im</strong><br />

Gesamtensemble betonen. Dazu lohnt es sich, an dieser Stelle<br />

in einen stärkeren Umbau zu investieren, der ein einfaches,<br />

aber gestalterisch sehr hochwertiges, am Standard eines<br />

Hotels orientiertes Wohnumfeld ermöglicht.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

152<br />

Das bisher ungenutzte Kornhaus kann dagegen <strong>im</strong> Sommer<br />

Gäste mit dem Standard eines „Heuhotels“ aufnehmen.<br />

Für die Lagerung der Holzhackschnitzel und als Standort der<br />

Heizzentrale eignet sich die Scheune, da diese Nutzungen<br />

keine thermischen Anforderungen an die Hülle stellen. Wo<br />

früher Futter und Unterkunft für die Kraftquelle Tier untergebracht<br />

waren, befindet sich nun „Futter und Unterkunft“<br />

für die Wärmequelle des <strong>Gut</strong>es.


153<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.1. Gebäudebestand<br />

Hotelz<strong>im</strong>mer Bäder Heizzentrale und Lager<br />

zielgruppen und Eingriffe<br />

Hotelwohnen<br />

Fahrradtouristen<br />

„artists in residence“<br />

<strong>Gut</strong>sbewirtschaftung<br />

Heizzentrale und Lager<br />

Ferienwohnungen<br />

Seminarräume


Villa<br />

Gegenüber den Nebengebäuden des <strong>Gut</strong>es, deren architektonischer<br />

Standard <strong>im</strong> neuen Nutzungskonzept durchaus<br />

bei behalten werden kann, ist bei der Villa zu unterscheiden<br />

zwischen bauhistorisch beispielhaften Elementen, die in<br />

möglichst authentischer Form erhalten werden sollten<br />

und solchen, bei denen eine hochwertige zeitgenössische<br />

Gestaltung umgesetzt werden kann. Zu erhalten sind in ihrer<br />

Ursprungsform die Außenhülle und das Erdgeschoss mit<br />

der repräsentativen, aufwendig gestalteten Raumfolge mit<br />

Gartenkabinett, großem Saal und Bibliothek. Diese Räume<br />

sollten möglichst von zusätzlichem ständigem Mobiliar und<br />

Einbauten freigehalten werden. Die Gestaltung des Obergeschosses<br />

mit den ehemaligen Bedienstetenwohnungen ist<br />

dagegen eher pragmatisch orientiert und <strong>im</strong> momentanen<br />

Zuschnitt kaum für temporäre Nutzer geeignet.<br />

Eine deutliche Aufwertung kann durch die Entfernung der<br />

leichten Trennwände und das Einstellen vorgefertigter,<br />

qualitätvoll gestalteter Hotelz<strong>im</strong>mer mit eigenen Sanitäreinheiten<br />

erreicht werden. Sie orientieren sich an den Fensterachsen<br />

der Nord- und Südfassade und erhalten den breiten<br />

Flur in Verlängerung des Treppenhauses als gemeinsamen<br />

Vorbereich der Z<strong>im</strong>mer.<br />

Ein solcher „parasitärer“ Einbau würde keine Verbindung<br />

mit der historischen Bausubstanz eingehen und könnte bei<br />

einer erneuten Umnutzung wieder entfernt werden.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

154


155<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.1. Gebäudebestand<br />

obergeschoss der Villa


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

156


157<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.1. Gebäudebestand<br />

Grundriss und Schnitt<br />

M 1 : 200<br />

N


Park<br />

Durch die Pflege <strong>im</strong> Rahmen der Holzgewinnung wird der<br />

historische Landschaftsgarten von Wildwuchs und überalterten,<br />

beschädigten Bäumen befreit. Villa und Park bilden<br />

dann wieder ein Ensemble aus einem Guss, dass die (garten-)<br />

architektonischen Prinzipien einer Epoche veranschaulicht.<br />

Dies erhöht die Attraktivität der <strong>Gut</strong>sanlage als touristischer<br />

Anziehungspunkt.<br />

Der Energiewald ergänzt den historischen Park auf einem<br />

länglichen Flurstück südlich der Innerste. Er umschließt<br />

gemeinsam mit den beiden historischen Parkarmen die<br />

untere Wiese. Durch eine gezielte Pflege der Flussaue ergibt<br />

sich ein kontinuierlicher Parkinnenraum von der oberen Wiese<br />

mit den beiden Seen durch den Park hindurch bis zum Fluss.<br />

Der Sequenz aus Blickbezügen zur Villa und in die Umgebung<br />

wird durch den Neubau ein weiterer Punkt am südlichen<br />

Parkausgang hinzugefügt. Der Weg durch den östlichen<br />

Arm des Parks wird durch das Gebäude hindurch mit dem<br />

Fahrradweg entlang der Innerste verbunden. Der durch<br />

das Gebäude verlaufende Platz wird als Sichtachse durch den<br />

Energiewald nach Süden verlängert.<br />

Bereits in der Vergangenheit wurde der Park den jeweiligen<br />

Nutzungen und Zielen des <strong>Gut</strong>es angepasst: So brachte<br />

der Umbau vom landwirtschaftlichen <strong>Gut</strong> zum repräsentativen<br />

Sommersitz 1829 die Umgestaltung vom reinen Obst- und<br />

Gemüsegarten zum Landschaftsgarten mit sich, der aber die<br />

Nutzgartenelemente <strong>im</strong> Bereich des Küchengartens erhielt.<br />

Die Umnutzung zum energieautarken Gästehaus trägt wiederum<br />

zur Erhaltung des Landschaftsgartens bei und erweitert<br />

ihn durch Energiehölzer.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

158


159<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.2. Park<br />

Gebäudebestand<br />

Baumbestand<br />

Parkinnenraum<br />

Neubau<br />

Energiewald<br />

parkplan<br />

M 1 : 5000<br />

N


Neubau<br />

Der Neubau <strong>im</strong> Süden des <strong>Gut</strong>sparks reiht sich aus regionaler<br />

Sicht in die Kette der „Satelliten am Fluss“ ein, bei denen es<br />

sich meist um historische Wasserkraftwerke handelt. Beispiele<br />

zeitgenössischer Architektur gibt es bisher in Form von<br />

Kläranlagen, die allerdings keinerlei Gestaltungsqualität aufweisen.<br />

Es geht also <strong>im</strong> Folgenden darum, beispielhaft zu zeigen,<br />

welche Form und Qualitäten ein neues Gebäude an dieser<br />

Stelle haben könnte.<br />

Der Entwurf folgt zum einen einer funktionalen Logik:<br />

Das Gebäude überbrückt die Innerste und schafft damit den<br />

direkten Zugang in den Park. Längs in Richtung des Flusses<br />

reihen sich die Funktionsbereiche Schaukraftwerk, Übertritt<br />

in den Park und Gastronomie aneinander. Der Durchgang<br />

teilt das Gebäude in zwei unabhängig voneinander nutzbare<br />

Räume. Der Durchblick in das Kraftwerk ist direkt von dort<br />

möglich, auch wenn der Ausstellungsraum nicht geöffnet ist.<br />

Es entsteht ein jederzeit zugänglicher, überdachter Raum,<br />

der als Unterstand und Rastplatz dienen kann und als Tor den<br />

Zugang zum Park betont.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

160


161<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.3. Neubau<br />

Gastronomie für<br />

Gäste des <strong>Gut</strong>es<br />

Restaurant Schaukraftwerk<br />

Gastronomie für<br />

Kurzzeitbesucher<br />

Durchgang<br />

in den Park<br />

Durchgang<br />

zum Radweg<br />

Stromerzeugung<br />

für das <strong>Gut</strong><br />

Stromerzeugung<br />

für Region<br />

Ausstellung für<br />

Öffentlichkeit<br />

Grundriss<br />

M 1 : 200<br />

N


Scheune <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

Durchgang in den Park<br />

Im Sinne einer einfachen, prägnanten Gestalt werden<br />

die Gebäudeteile mit einer gemeinsamen Hülle überspannt.<br />

Sie orientiert sich in ihrer Form an ländlichen Gebäuden<br />

der Region wie Scheunen. Konstruktiv ist sie aus Rahmen in<br />

einem regelmäßigen Achsraster aufgebaut. Für diese könnte<br />

ein landwirtschaftliches Bausystem aus dem Stall- oder<br />

Scheunenbau verwendet werden.<br />

In das Gebäude können unterschiedliche Formen der<br />

Energiegewinnung integriert werden, die eine Selbstversorgung<br />

aus der unmittelbaren Umgebung ermöglichen.<br />

Solare Energie kann passiv durch die Glasflächen nach Süden<br />

und aktiv durch Photovoltaikpaneele und Solarkollektoren<br />

in der 30° geneigten Dachfläche genutzt werden. Die Photovoltaikzellen<br />

können auf den verglasten Dachteilen als<br />

Sonnenschutz dienen. Mit dem gewonnenen Strom kann eine<br />

Wärmepumpe betrieben werden, die Energie aus<br />

dem Flusswasser zum Heizen und Kühlen nutzt. Die Kerne<br />

können als Speichermasse dienen oder mit einer Bauteilaktivierung<br />

versehen werden. Die Fassade kann doppelschichtig<br />

ausgeführt werden, so dass sich in den<br />

Übergangs zeiten die Luft <strong>im</strong> Zwischenraum durch die<br />

Sonneneinstrahlung erwärmt, nach oben strömt und dort<br />

ins Gebäude geführt wird. Im Sommer können am First<br />

Klappen geöffnet werden, durch die die erwärmte Luft strömt<br />

und kühle Luft von der Wasseroberfläche nachzieht.<br />

Die Erweiterung des <strong>Gut</strong>es <strong>Walshausen</strong> kann <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

ein erstes Beispiel für eine zeitgenössische, regionale<br />

Baukultur werden, die ortstypische Gebäudeformen mit intelligenter<br />

Energienutzung verbindet.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

162


163<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.3. Neubau<br />

Blick von Süden


Energetische<br />

prinzipien<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

Kühlung <strong>im</strong> Fassadenzwischenraum<br />

Photovoltaik<br />

164<br />

Solarthermie


165<br />

Massive Kerne als thermische Masse<br />

Luftkollektor<br />

5. Baustein <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> / 5.2. Gebäudeplanung / 5.2.3. Neubau<br />

Wärmepumpe<br />

Wasserkrafwerk<br />

Lamellen als Sonnenschutz


<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

166


167<br />

Fazit<br />

6.


Fazit<br />

Da diese Diplomarbeit aus einer praktischen Frage heraus<br />

entstanden ist, soll abschließend betrachtet werden, welche<br />

Erkenntnisse für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> und für die Region<br />

<strong>Innerstetal</strong> aus ihr gewonnen werden können und unter welchen<br />

Bedingungen sich daraus ein tatsächlicher Entwicklungs<strong>im</strong>puls<br />

ergeben könnte.<br />

Für das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> wurde durch die Heizenergiebilanzierung<br />

und die Ermittlung verfügbarer Biomasse aus<br />

dem Park die bisher fehlende Wissensbasis über die prinzipielle<br />

Möglichkeit einer Selbstversorgung geschaffen. Für<br />

die Region wurde ein erster gemeinde- und landkreisübergreifender<br />

Überblick über die Ausgangssituation in Bezug auf<br />

Stromverbrauch und -produktion erstellt. Es wurde gezeigt,<br />

dass sowohl das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> als auch das <strong>Innerstetal</strong> mit<br />

ihren momentanen Verbräuchen in hohem Maß auf Energiezufuhr<br />

von außen angewiesen sind.<br />

Parallel wurde die hohe Qualität der Kulturlandschaft<br />

<strong>Innerstetal</strong>, die das Baukulturgut <strong>Walshausen</strong> einschließt,<br />

herausgearbeitet und festgestellt, dass diese bei einem<br />

verbrauchsdeckenden Ausbau der lokalen Energieproduktion<br />

nicht aufrechterhalten werden kann.<br />

Aus diesen Erkenntnissen heraus soll der Konzeptteil der<br />

Arbeit als Anstoß verstanden werden, das Zukunftsthema der<br />

regenerativen Energieerzeugung in bestehende Strukturen<br />

der Kulturlandschaft sinnvoll einzubinden und mit anderen<br />

Entwicklungszielen zu verknüpfen. Durch die dargestellte<br />

Umgestaltung des Talbereichs würde nicht nur mehr Energie<br />

erzeugt, sondern auch das Landschaftsbild vielfältiger,<br />

die Schwermetallflächen saniert, die Alltagsmobilität der<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

168<br />

Bewohner nachhaltiger sowie die landschaftlichen und<br />

baulichen Highlights der Region angereichert, miteinander<br />

verknüpft und für Besucher zugänglich gemacht.<br />

Innerhalb eines auf diese Weise aktivierten Umfeldes könnte<br />

auch das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> eine neue Rolle einnehmen.<br />

Durch eine Verringerung des Energiebedarfes und Nutzung<br />

regionaler Ressourcen würde sich die Erschließung des<br />

Parkholzes als Energieträger lohnen und ein autarkes<br />

Energiekonzept möglich. Die Nutzung als Gästehaus könnte<br />

das <strong>Gut</strong> als Beispielprojekt der Region der Öffentlichkeit<br />

zugänglich machen.<br />

Ungelöst bleibt dabei die Frage nach einer regionalen<br />

Energieautarkie. Es scheint zwar möglich, die Funktion der<br />

Kulturlandschaft als Energieproduzent wieder aufzunehmen,<br />

ohne ihren Charakter aufzugeben. Dies würde dem Ausbau<br />

der Energieerzeugung aber deutliche Grenzen in der räumlichen<br />

Ausdehnung und Intensität auferlegen. Es könnten<br />

in diesem Szenario zwar „autarke Inseln“ wie das <strong>Gut</strong><br />

<strong>Walshausen</strong> geschaffen, aber nicht die gesamte Region mit<br />

Energie aus lokalen Ressourcen versorgt werden.<br />

Weiterführend wäre hier auf der einen Seite zu untersuchen,<br />

inwieweit Energieeinsparungen dieses Ziel erreichbar machen<br />

können. Auf der anderen Seite ist die Frage zu stellen, ob<br />

die Region überhaupt die geeignete Systemgrenze für<br />

eine Versorgung durch regenerative Energieträger darstellt<br />

oder ob diese nur durch landes- oder sogar weltweite<br />

Versorgungs netze zu erreichen ist.<br />

In dem Versuch, eine Brücke zu schlagen sowohl zwischen<br />

dem <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> als Einzelobjekt und der umgebenden


169 6. Fazit<br />

Region als auch zwischen dem Thema der Energieversorgung<br />

und anderen Aspekten der Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong>,<br />

liegt ebenfalls eine Begrenzung dieser Arbeit. Sie stellt keine<br />

abgeschlossene Planung dar, sondern liefert Ansätze, die auf<br />

dem Weg zu einer solchen als Zielvorstellung dienen können.<br />

In diesem Prozess wäre eine erste offene Frage, ob diese<br />

Zielvorstellung von einer ausreichenden Zahl an Akteuren <strong>im</strong><br />

<strong>Innerstetal</strong> mitgetragen werden würde. Die <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Analyse geführten Gespräche haben gezeigt, dass einerseits<br />

punktuelle Ansätze dafür in der Region vorhanden sind,<br />

andererseits aber die Zielvorstellungen der einzelnen Akteure<br />

für das <strong>Innerstetal</strong> durchaus unterschiedlich sind. Es müsste<br />

also zunächst eine Entscheidung über die zukünftige<br />

Ausrichtung der Region unter Beteiligung eines möglichst<br />

großen Anteils der Bürger getroffen werden.<br />

Ein nächster Schritt wäre dann die genauere Prüfung und<br />

Überarbeitung der Konzeptbestandteile durch Experten<br />

der betroffenen Fachbereiche. Ein zentrale Frage wäre dabei,<br />

wie auf regionaler Ebene ein Anreizsystem geschaffen werden<br />

kann, das einen Ausgleich zwischen privaten ökonomischen<br />

Interessen (beispielsweise max<strong>im</strong>aler Kosteneffizienz in<br />

der Land- und Energiewirtschaft) und gemeinschaftlichen,<br />

nicht monetär zu messenden Qualitäten (beispielsweise<br />

einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft) schafft. Ob die<br />

Synergieeffekte zwischen bisher getrennten Aspekten wie<br />

beispielsweise der Parkpflege und der Energieerzeugung <strong>im</strong><br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> so groß sind, dass sie bereits einen ausreichenden<br />

Anreiz bieten, müsste durch eine ökonomische<br />

Betrachtung geklärt werden.


Quellen<br />

[1] Block, J. u.a.: Oberirdische holzige Biomasse in<br />

Kiefern-/Buchen- und Eichen-/Buchen-Mischbeständen,<br />

Forstwissenschaftliches centralblatt, 2003<br />

[2] Bundesamt für Naturschutz (BfN): Landschaftssteckbrief<br />

Innerstebergland. http://www.bfn.de/0311_landschaft.<br />

html?landschaftid=37900 (abgerufen am 03.06.2012)<br />

[3] Bundesamt für Naturschutz (BfN): Landschaftssteckbrief<br />

calenberger Lößbörde. http://www.bfn.de/0311_landschaft.<br />

html?landschaftid=52100 (abgerufen am 03.06.2012)<br />

[4] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit (BMU): Erneuerbare Energien 2011.<br />

http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/ee_in_<br />

zahlen_2011_bf.pdf (abgerufen am 03.06.2012)<br />

[5] Christ, Frank, Thumm, Martin: Eine „italienische“ Villa vor<br />

den Toren Hildeshe<strong>im</strong>s – das <strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> wird 850 Jahre<br />

alt, erschienen in: Landkreis Hildeshe<strong>im</strong> (Hrsg.): Jahrbuch,<br />

Hildeshe<strong>im</strong> 1997<br />

[6] DIN V 18599: Energetische Bewertung von Gebäuden –<br />

Berechnung des Nutz-, End- und Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarfs für<br />

Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung,<br />

2011<br />

[7] Energymap. http://www.energymap.info<br />

(abgerufen am 03.06.2012)<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

170<br />

[8] Eßmann, Frank, Gänßmantel, Jürgen, Geburtig, Gerd:<br />

Energetische Sanierung von Fachwerkhäusern. Die richtige<br />

Anwendung der EnEV, Stuttgart 2005<br />

[9] Fachhochschule Nordhausen u.a.: Alte Flächen – Neue<br />

Energien. Leitfaden. http://www.thueringen.de/de/landentwicklung/aufgaben/flaechenhaushaltspolitik/content.<br />

html#Brachfl%c3%A4chen (abgerufen am 03.06.2012)<br />

[10] Fisch, Rainer u.a.: Atlas Sanierung. Instandhaltung Umbau<br />

Ergänzung, München 2008<br />

[11] Haberl, Helmut: Wandel von Kulturlandschaften: Von der<br />

Biomasse zur Fossilenergie – und wieder zurück?, erschienen in:<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Bioenergie:<br />

zukunft für ländliche Räume, Bonn 2006<br />

[12] Heinemann, Erich, Martens, Sönke: Lebensader Innerste.<br />

Von der Quelle bis zur Mündung, Hildeshe<strong>im</strong> 1999<br />

[13] Institut für Bauforschung e.V. Hannover: U-Werte alter<br />

Bauteile. Arbeitsunterlagen zur Rationalisierung wärmeschutztechnischer<br />

Berechnungen bei der Modernisierung, Stuttgart<br />

2005<br />

[14] Klauß, Swen, Kirchhof, Wiebke: Altbaukonstruktionen –<br />

Materialien und U-Werte <strong>im</strong> Gebäudebestand. Baustoffe und<br />

Bauweisen mit regionalem Bezug, Stuttgart 2010


171 Quellen<br />

[15] von König, Clemens: Das Wärmenetz <strong>im</strong> Bioenergiedorf<br />

Beuchte. http://agraligna.com/artikel-und-presse/das-warmenetz-<strong>im</strong>-bioenergiedorf-beuchte<br />

(abgerufen am 03.06.2012)<br />

[16] Kulturium. http://www.kulturium.de (abgerufen am am<br />

03.06.2012)<br />

[17] Landkreis Hildeshe<strong>im</strong>: Regionales Raumordnungsprogramm<br />

für den Landkreis Hildeshe<strong>im</strong>, 2001<br />

[18] Lokale Aktionsgruppe Region „Untere Innerste“:<br />

Regionales Entwicklungskonzept für die Region „Untere<br />

Innerste“, 2007<br />

[19] Nehler, Horst: Die Innerste. Ansichten und Geschichte einer<br />

Flusslandschaft, Hildeshe<strong>im</strong> 2010<br />

[20] Nolte, Josef: Die Kulturlandschaft „Mittlere Innerste“ <strong>im</strong><br />

Kreis Hildeshe<strong>im</strong>, erschienen in: Landkreis Hildeshe<strong>im</strong> (Hrsg.):<br />

Jahrbuch, Hildeshe<strong>im</strong> 2003<br />

[21] Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik Band 1,<br />

Köln 2009<br />

[22] Stratmann, Josef: „Das <strong>Gut</strong> liegt so schön und ist des<br />

Gartens wegen so renumirt...“, erschienen in: Landkreis<br />

Hildeshe<strong>im</strong>: Jahrbuch, Hildeshe<strong>im</strong> 1997<br />

[23] Stratmann, Josef: <strong>Gut</strong>spark <strong>Walshausen</strong>, Diplomarbeit am<br />

Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität<br />

Hannover, 1995<br />

[24] Struck, Peter: Die Villa <strong>Walshausen</strong> bei Hildeshe<strong>im</strong>. Ein<br />

spätklassizistischer Landsitz von Georg Ludwig Freidrich Laves,<br />

Hildeshe<strong>im</strong> 2002<br />

[25] Vogel, Mathis: zustand und Gefährdung des<br />

Baumbestandes <strong>im</strong> <strong>Gut</strong>spark <strong>Walshausen</strong>, Bachelorarbeit <strong>im</strong><br />

Studiengang Arboristik an der Fakultät Ressourcenmanagement<br />

der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst<br />

Hildeshe<strong>im</strong>, 2010<br />

[26] Zweckverband Großraum Braunschweig: Energieportal.<br />

http://maps.zgb.de/www/eeg/portal.html (abgerufen am<br />

03.06.2012)<br />

[27] Zweckverband Großraum Braunschweig: Regionales<br />

Raumordnungsprogramm für den Großraum Braunschweig,<br />

2008


Dank<br />

Viele Menschen <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong> haben sich Zeit für uns<br />

ge nommen und uns durch Gespräche Einblicke in die Region<br />

gegeben. Vertrauensvoll wurden uns Originalpläne und<br />

nicht veröffentlichte Literatur zur Verfügung gestellt. Auch<br />

wurde uns die Möglichkeit gegeben, vor Ort zu arbeiten.<br />

Für diese Unterstützung möchten wir uns herzlich bedanken.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Walshausen</strong> <strong>im</strong> <strong>Innerstetal</strong><br />

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