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Inhaltsverzeichnis Werkstoff- und Fertigungstechnik 1.Jahrgang<br />
1 Grundlagen der Prüftechnik 2<br />
1.1 Grundbegriffe der Maßangaben und Toleranzen 5<br />
1.2 Prüfmittel 7<br />
1.2.1 Maßverkörperung (embodiments of measures) 7<br />
1.2.2 Anzeigende Messgeräte (indicating measuring) 9<br />
1.2.3 Lehren 19<br />
2 Grundlagen der Fertigungstechnik 22<br />
2.1 Begriffserklärung 22<br />
2.2 Fertigungsverfahren 22<br />
3 Trennen 25<br />
3.1 Zerteilen 27<br />
3.1.1 Keilschneiden 28<br />
3.1.2 Scherschneiden 29<br />
3.2 Spanen mit geometrisch bestimmter Schneidenform 31<br />
3.2.1 Meißeln 31<br />
3.2.2 Feilen 32<br />
3.2.3 Sägen 34<br />
3.3 Spanende Fertigung mit Werkzeugmaschinen 37<br />
3.3.1 Bohren 42<br />
3.3.2 Senken 50<br />
3.3.3 Reiben 51<br />
3.3.4 Gewinde schneiden 53<br />
3.3.5 Drehen 58<br />
3.3.6 Fräsen 65<br />
3.3.7 Räumen 71<br />
3.3.8 Hobeln und Stoßen 72<br />
3.4 Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneidenform 74<br />
3.4.1 Schleifen 74<br />
3.4.2 Honen 80<br />
3.4.3 Läppen 81<br />
4 Werkstoffe 82<br />
4.1 Einteilung der Werkstoffe 82<br />
4.2 Eigenschaften der Werkstoffe 85<br />
4.2.1 Physikalische Eigenschaften 85<br />
4.2.2 Mechanisch technologische Eigenschaften 86<br />
4.2.3 Chemisch technologische Eigenschaften 87<br />
4.2.4 Fertigungstechnische Eigenschaften 88<br />
4.3 Metallische Werkstoffe 89<br />
4.3.1 Eisenmetalle 89<br />
4.3.2 Nichteisen-Metalle 104<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 1 ZWET
1 Grundlagen der Prüftechnik<br />
Eine wichtige Voraussetzung für die maßgenaue Fertigung von Bauteilen, welche nach<br />
der Montage ihre Funktion erfüllen sollen, ist die genaue Prüfung der geforderten<br />
Abmessungen. Das Prüfen in der Technik wird unter genau festgelegten Bedingungen<br />
durchgeführt.<br />
Vergleich Sollzustand <strong>–</strong> Istzustand<br />
z.B. Es soll der Reifenluftdruck eines KFZ<br />
überprüft werden.<br />
Den vom Reifenhersteller vorgegebene<br />
Reifendruck nennt man Sollzustand<br />
(z.B. 2 bar).<br />
Den tatsächlichen Reifendruck muss man durch<br />
Prüfen ermitteln und wird Istzustand<br />
(z.B. 1,8 bar) genannt.<br />
Prüfen heißt feststellen, ob der Werkstoff oder das Werkstück die<br />
vorgeschriebenen Bedingungen erfüllt, (z.B. Maß- und Formgenauigkeit,<br />
Festigkeit, Oberflächenbeschaffenheit, Härte).<br />
• Subjektives Prüfen (subjective testing)<br />
erfolgt durch persönliche<br />
Sinneswahrnehmung wie Sehen,<br />
Fühlen, Tasten, Riechen.<br />
• Objektives Prüfen (objective testing)<br />
erfolgt sachlich mit Hilfe von<br />
Prüfmitteln wie Messgeräte und<br />
Lehren.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 2 ZWET
subjektives<br />
Prüfen<br />
Sinneswahrnehmung<br />
Gut /<br />
Ausschuss<br />
Prüfen<br />
Bei den Prüftätigkeiten ist zu unterscheiden zwischen Messen und Lehren.<br />
• Messen<br />
ist das Vergleichen der zu messenden Größe (z.B. Länge, Winkel,<br />
Masse, Gewicht) eines Werkstückes, mit einer physikalischen<br />
Grundgröße.<br />
Beispiele von physikalischen Grundgrößen:<br />
Länge 1 Meter Strichmaßstab, Messschieber<br />
Winkel 1 Grad Winkelmessgerät<br />
Masse 1 Gramm Waage<br />
Gewicht 1 Newton Kraftmesser, Federwaage<br />
Messen erfolgt mit geeigneten<br />
Messgeräten. Das abgelesene Ergebnis ist<br />
der Messwert. Er ergibt sich als Produkt<br />
aus einem Zahlenwert und einer Einheit.<br />
Beispiele von Messwerten:<br />
Länge = 35 mm (35 = Zahlenwert, mm =<br />
Einheit)<br />
Winkel = 30° 15'<br />
Masse = 4,6 kg<br />
Gewicht = 20 N<br />
objektives<br />
Prüfen<br />
Lehren Messen<br />
mit<br />
Maßverkörperung<br />
Messwert<br />
mit<br />
anzeigenden<br />
Messgeräten<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 3 ZWET
• Lehren<br />
ist das Vergleichen der Form oder<br />
des Maßes eines Werkstückes mit<br />
einer Lehre (z.B. Flachwinkel,<br />
Radienlehre etc.). Man stellt fest,<br />
ob zwischen Werkstück und Lehre<br />
eine Abweichung vorhanden ist.<br />
Das Ergebnis des Lehrens zeigt an<br />
ob das Werkstück gut oder<br />
unzulässig ist. Ein Zahlenwert der<br />
Abweichung kann dabei nicht<br />
festgestellt werden.<br />
Geprüft wird:<br />
• vor der Fertigung d.h. bei Anliefern des<br />
Werkstoffes oder der Werkzeuge <br />
Eingangsprüfung<br />
• während der Fertigung <br />
Fertigungsprüfung<br />
• am Ende der Fertigung am fertigen<br />
Werkstück Endprüfung<br />
Allgemeine Arbeitsregeln beim Messen:<br />
• Messwerkzeuge nicht zu lange in der bloßen Hand halten (Ausdehnung <br />
Falschmessung).<br />
• Messungen sollen möglichst bei 20 °C (Bezugstemperatur für Messwerkzeuge<br />
und Werkstücke) durchgeführt werden warm gewordene oder sehr kalte<br />
Werkstücke nicht messen.<br />
• Vor dem Messen die zu messenden Flächen säubern und Grate entfernen.<br />
• Messwerkzeuge sorgsam behandeln; immer getrennt von anderen Werkzeugen<br />
aufbewahren.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 4 ZWET
1.1 Grundbegriffe der Maßangaben und Toleranzen<br />
Metrisches Maßsystem<br />
Die Maßeinheit (das Vergleichsmaß) ist der Meter. Vom Meter, als Maßeinheit, sind die<br />
anderen Maßgrößen abgeleitet:<br />
1 Meter (m) = 10 Dezimeter (dm) = 100 Zentimeter (cm) = 1000 Millimeter (mm).<br />
Sehr kleine Messgrößen werden in der Technik in Teilen von Millimetern angegeben.<br />
1 Zehntelmillimeter = 1/10 mm = 0,1 mm<br />
1 Hundertstelmillimeter = 1/100 mm = 0,01 mm<br />
1 Tausendstelmillimeter = 1/1000 mm = 0,001 mm = 1 Mikrometer … 1 µm<br />
In allen Werkzeichnungen des Metallgewerbes sind die Maße in Millimetern<br />
anzugeben!<br />
Zoll-Maßsystem<br />
Als Maßeinheit dient das Zoll ("), engl.: inch.<br />
1 Zoll = 1" = 25,4 mm.<br />
Teile eines Zolls schreibt man als Bruch. z.B. 1 /4", 1 /2", 3 /4", 1 1 /4", 1 1 /2".<br />
Sehr kleine Zollwerte werden in 1 /1000 Zoll angegeben.<br />
12 Zoll = 1 Fuß, 3 Fuß = 1 Yard<br />
Toleranzen (tolerance)<br />
In der Fertigung ist es unmöglich Werkstücke 100% exakt herzustellen.<br />
Daher lässt man bestimmte Abweichungen von den als ideal geforderten<br />
Maßen zu. Trotz dieser zulässigen Abweichungen muss gewährleistet<br />
sein, dass das Werkstück mit dem Gegenstück zusammenpasst (z.B.<br />
Schraube und Mutter).<br />
z.B. der Abstand zwischen zwei<br />
parallelen Kanten eines Werkstückes ist<br />
in der Fertigungszeichnung angegeben.<br />
Vom Konstrukteur wird das ideale Maß<br />
(28 mm) für die Fertigung und auch für<br />
die Prüfung festgelegt. Dieses Maß<br />
bezeichnet man als Nennmaß N (nominal<br />
size).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 5 ZWET
Bei der Fertigung kann das Nennmaß nie<br />
genau eingehalten werden. Man legt deshalb<br />
in der Regel zulässige Abweichungen fest<br />
(zweite Angabe). Die Grenzen der zulässigen<br />
Abweichung werden durch das obere Abmaß<br />
es (+0,04) und das untere Abmaß ei (-0,02)<br />
angegeben.<br />
e ecart Abstand<br />
s superieur oben<br />
i inferieur unten<br />
Der größtmögliche Grenzwert heißt Höchstmaß Go<br />
Go = N + es = 28 + 0,04 = 28,04 mm<br />
der kleinstmögliche Grenzwert Mindestmaß Gu<br />
Gu = N + ei= 28 + (- 0,02) = 27,98 mm<br />
Der Unterschied zwischen Höchstmaß und Mindestmaß heißt Toleranz T.<br />
T = Go - Gu = es <strong>–</strong> ei = 0,04 <strong>–</strong> (- 0,02) = 0,06 mm<br />
Die Toleranz hat zwei Grenzwerte (Sollwerte), zwischen denen der Messwert (Istwert)<br />
liegen muss, wenn das Werkstück brauchbar sein soll.<br />
Das Nennmaß in der Zeichnung ist 28 mm und der Istwert des ausgeführten<br />
Werkstückes darf somit:<br />
nicht größer als der obere Grenzwert von 28,04 mm und<br />
nicht kleiner als der untere Grenzwert von 27,98 mm sein.<br />
Wenn der gemessene Istwert größer bzw. kleiner als der jeweilige Grenzwert (Sollwert)<br />
ist, liegt ein Fertigungsfehler vor. Das Werkstück ist Ausschuss oder es muss<br />
nachgearbeitet werden.<br />
Länge Winkel<br />
Nennmaß N 35 mm 30°<br />
obere Abmaß es + 0,03 mm + 45’<br />
untere Abmaß ei - 0,04 mm - 20’<br />
Höchstmaß Go 35,03 mm 30°45’<br />
Mindestmaß Gu 34,96 mm 29°40’<br />
Toleranz T 0,07 mm 1°05’<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 6 ZWET
1.2 Prüfmittel<br />
1.2.1 Maßverkörperung (embodiments of measures)<br />
1.2.1.1 Parallelendmaße (slip gauges)<br />
Parallelendmaße sind Blöcke aus gehärtetem Stahl,<br />
Hartmetall (höherer Verschleißwiderstand, geringere<br />
Wärmedehnung) oder Keramik mit zwei planparallelen<br />
Messflächen.<br />
Sie sind die genauesten und wichtigsten<br />
Maßverkörperungen zur Längenprüfung.<br />
Parallelendmaße dienen für die Anfertigung und<br />
Kontrolle sämtlicher Messgeräte und Lehren.<br />
Endmaße werden mit Genauigkeiten bis<br />
0,0002 mm hergestellt.<br />
Die Zusammenstellung der Endmaße erfolgt durch ein leichtes Andrücken, verbunden<br />
mit einer Drehbewegung. Nachdem die Messflächen mit Benzin gereinigt wurden, haften<br />
sie mit großer Kraft bis 300 N/cm² aneinander. Die Haftwirkung (Adhäsion) beruht auf<br />
Molekularkräften.<br />
Parallelendmaße werden in Sätzen<br />
zusammengestellt angeboten, mit denen<br />
sich das erforderliche Maß leicht bilden<br />
lässt. Sie sind nach<br />
EN ISO 3650 genormt.<br />
Beim Zusammenstellen von<br />
Endmaßkombinationen beginnt man mit der<br />
letzten Ziffer des Maßes, d.h. mit dem<br />
kleinsten Endmaß.<br />
Satz Parallelendmaße<br />
Reihe Endmaß<br />
[mm]<br />
Stufung der<br />
Blöcke<br />
1 1,001 . . . 1,009 0,001<br />
2 1,01 . . . 1,09 0,01<br />
3 1,1 . . . 1,9 0,1<br />
4 1 . . . 9 1<br />
5 10 . . . 90 10<br />
Endmaßkombination<br />
1. Endmaß 1,003 mm<br />
2. Endmaß 1,050 mm<br />
3. Endmaß 1,400 mm<br />
4. Endmaß 7,000 mm<br />
5. Endmaß 60,000 mm<br />
Endmaßkombination<br />
70,453 mm<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 7 ZWET
1.2.1.2 Einfache Längenmesszeuge<br />
Der Strichmaßstab ist das einfachste Messgerät<br />
und wird nur bei groben Werkstattmessungen<br />
verwendet. Die Ablesegenauigkeit ist mit der<br />
Skalenteilung von etwa 0,5 mm begrenzt.<br />
Größere Maße können mit dem Rollmaß<br />
oder dem Bandmaß gemessen werden.<br />
Diese bestehen aus dünnem Bandstahl mit einer<br />
Lackbeschichtung und wird aufgerollt.<br />
Die Länge einer Kurvenlinie wird mit<br />
dem Messrädchen durch Abrollen ermittelt.<br />
Spitzzirkel und Taster<br />
dienen zum Auf- und Übertragen eines Maßes vom Werkstück auf das<br />
Messzeug (z.B. Maßstab, Messschieber) oder umgekehrt, sowie auch zum<br />
Vergleichen der Werkstückabmessungen mit denen eines Muster-<br />
Werkstückes. Taster werden als Außentaster und Innentaster<br />
ausgeführt.<br />
Tasterausführungen als Federtaster ermöglichen, nach dem Einstellen auf das zu<br />
prüfende Maß, ein Zusammendrücken der Tasterschenkel.<br />
Vorteil: Nach Herausnehmen des Tasters aus der Bohrung federt dieser wieder auf das<br />
zu prüfende Maß auf, z. B. beim Messen einer Innennut.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 8 ZWET
Unterscheidung direktes und indirektes Messen<br />
Beim direkten oder unmittelbaren Messen wird die Länge des<br />
Werkstückes unmittelbar mit der Strichskala des Maßstabes verglichen.<br />
Beim indirekten oder mittelbaren Messen wird der Messwert durch<br />
Zwischenschalten eines Messkörpers (z. B. Außentasters, Innentasters)<br />
festgestellt. Der Durchmesser eines Werkstückes wird mit dem<br />
Außentaster abgenommen und an der Strichskala gemessen.<br />
Allgemeine Arbeitsregeln beim Messen mit Maßstäben und Tastern<br />
• Nullstrich des Maßstabes muss genau mit der Werkzeugkante abschließen.<br />
• Messfehler entstehen durch schiefe Blickrichtung, schräges Halten und<br />
abgenutzte Enden des Maßstabes.<br />
• Taster dürfen nicht zu schwer- oder leichtgängig sein.<br />
• Tasterschnäbel müssen bei der Maßabnahme parallel und rechtwinkelig zum<br />
Werkstück stehen.<br />
• Taster nicht über die Messflächen drücken oder pressen (möglichst Gleiten durch<br />
Eigengewicht).<br />
1.2.2 Anzeigende Messgeräte (indicating measuring)<br />
1.2.2.1 Messschieber (vernier calliper)<br />
Beim Messschieber („Schiebelehre“) wird die Messgröße direkt mit einem Strichmaßstab<br />
verglichen. Zur Erhöhung der Ablesegenauigkeit dient ein Hilfsmaßstab (Nonius).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 9 ZWET
Die Messschieber ermöglichen Messungen mit einer Ablesegenauigkeit von 0,1 mm,<br />
0,05 mm oder 0,02 mm (je nach Ausführung des Nonius).<br />
Außen- und Innenmaße werden mittels der beiden Messschenkel bzw. -schneiden<br />
gemessen, Tiefenmaße mit der Tiefenmessstange.<br />
Bei geschlossenem Messschieber muss der Nullstrich des Nonius mit dem Nullstrich der<br />
Lineal-Millimeterteilung zusammenfallen.<br />
Aufbau und Teile eines Messschiebers (Universalmessschieber)<br />
• Lineal mit Millimeter-Teilung und dem festen Messschenkel, sowie der festen<br />
Messschneide,<br />
• dem Schieber (auf dem Lineal verschiebbar) mit dem zweiten Messschenkel und<br />
der zweiten Messschneide. Auf dem Schieber befindet sich eine Hilfsteilung, der<br />
Nonius.<br />
• Einer Tiefenmessstange, die im Lineal eingebettet liegt und mit dem Schieber fest<br />
verbunden ist.<br />
Nonien-Arten<br />
• Zehntel-Nonius<br />
Der Zehner-Nonius hat eine Länge von 19 mm und ist in 10 gleiche Teile geteilt.<br />
Der Strichabstand der Noniusteilung beträgt: 19 mm / 10 = 1,9 mm.<br />
Der Strichabstand auf dem Hauptmaßstab beträgt: 2,0 mm.<br />
Die Differenz der beiden Teilungen beträgt: 2,0 mm -1,9 mm = 0,1 mm.<br />
Bei einer Verschiebung des Schiebers um je 0,1 mm nach rechts kommen die<br />
Teilstriche des Nonius der Reihe nach mit den darüber stehenden Strichen der<br />
Millimeterteilung des Lineals zur Deckung.<br />
• Zwanzigstel-Nonius<br />
Der Nonius hat eine Länge von 39 mm und ist in 20 gleiche Teile geteilt.<br />
Der Strichabstand der Noniusteilung beträgt: 39mm/20=1,95mm.<br />
Die Differenz der beiden Teilungen beträgt: 2,0mm-1,95 mm=0,05mm.<br />
Ein deckender Noniusstrich zeigt 0,05 mm an. Dies ergibt beispielsweise am<br />
5. Noniusstrich 5 x 0,05 mm = 0,25 mm.<br />
• Fünfzigstel-Nonius<br />
Der Nonius hat eine Länge von 49 mm und ist in 50 gleiche Teile geteilt.<br />
Der Strichabstand der Noniusteilung beträgt: 49mm/50=0,98mm<br />
Der Strichabstand auf dem Hauptmaßstab beträgt: 1,0 mm.<br />
Die Differenz der beiden Teilungen beträgt: 1,0mm - 0,98mm=0,02mm.<br />
Ein Noniusteil ist um 1/50 mm = 0,02 mm kleiner als 1 mm. Ein deckender<br />
Noniusstrich zeigt 0,02 mm an.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 10 ZWET
Ablesevorgang<br />
Beim Ablesen betrachtet man den Nullstrich des Nonius als Komma. Links liest man auf<br />
der Strichskala die vollen Millimeter ab. Rechts sucht man den Teilstrich vom Nonius<br />
aus, der sich mit der Strichskala deckt.<br />
Weitere Ausführungen von Messschiebern<br />
• Werkstatt-Messschieber:<br />
1) Hauptteilung:<br />
Der Nullstrich des Nonius liegt zwischen<br />
81 und 82 mm Ablesung: 81 mm<br />
2) Nonius-Teilung:<br />
Der 11. Noniusstrich (der 0-Strich wird<br />
nicht mitgezählt) deckt sich mit einem<br />
Strich der Hauptteilung Ablesung =<br />
11/20 mm.<br />
Gesamtergebnis (Messwert) = 81 mm +<br />
0,55 mm = 81,55 mm<br />
ohne und mit Schieber-Feineinstellvorrichtung, vorwiegend für Außenmaße.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 11 ZWET
• Messschieber mit Rundskala:<br />
Die Schieberbewegung wird in eine Zeigerbewegung übersetzt. Die Ablesung<br />
erfolgt schneller und sicherer als beim Nonius.<br />
Grobanzeige am Lineal (mm-Anzeige), Feinanzeige an der Rundskala mit<br />
Skalenteilung von 0,1mm, 0,05 mm oder 0,02 mm.<br />
• Messschieber mit elektronischer Ziffernanzeige:<br />
Millimeter, Zehntel- und Hundertstelmillimeter werden digital angezeigt.<br />
Ablesefehler sind dadurch kaum möglich.<br />
Die Messwerte können über ein Datenkabel oder über Infrarot zu einem Rechner<br />
übertragen werden (zur Messwertdokumentation bzw. -verarbeitung).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 12 ZWET
• Tiefenmessschieber<br />
Zum Messen der Tiefen von abgesetzten Bohrungen und Nuten dient die<br />
Tiefenmessstange der Tiefenlehre.<br />
Der Tiefenmessschieber besitzt keine festen Messschenkel. Die Ablesung erfolgt<br />
ebenfalls mit dem Nonius.<br />
1.2.2.2 Messschraube (micrometer)<br />
Messschrauben ermöglichen Messungen mit einer Ablesegenauigkeit von 0,01 mm.<br />
Sie werden für Außen-, Innen- und Tiefenmessungen verwendet.<br />
Außen-Bügelmessschrauben<br />
Aufbau und Teile der Außen-Bügelmessschraube:<br />
Mantelhülse<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 13 ZWET
In einem stabilen Bügel sind der feste Amboss und die Messspindel gelagert. Die<br />
Messspindel ist mit einem präzise geschliffenen Feingewinde versehen, dessen<br />
Steigung 0,5 mm (oder 1 mm, je nach Ausführung) beträgt und fest mit der Mantelhülse<br />
verbunden ist.<br />
Messspindel und Mantelhülse sind der schraubbare (einstellbare) Teil.<br />
Spindelmutter, Skalenhülse und Bügel bilden den festen Teil der Messschraube.<br />
Bei jeder ganzen Umdrehung der Mantelhülse schraubt sich die<br />
Messspindel um 0,5 mm vor oder zurück. Die feste Skalenhülse ist in der<br />
Längsrichtung in volle und halbe Millimeter eingeteilt.<br />
Um beim Messen ein zu starkes Anziehen der Messspindel zu<br />
verhindern, ist die Bügelmessschraube mit einer Rutschkupplung<br />
ausgestattet. Bei zu starkem Messdruck dreht die Rutschkupplung frei<br />
durch und der Anpressdruck bleibt dadurch immer gleich groß.<br />
Gegen Abnutzung sind vielfach die Messflächen mit Hartmetallauflagen versehen.<br />
Skalenteilung der Mantelhülse:<br />
• Bei Spindelsteigung 0,5 mm<br />
Die Kegelfläche der Mantelhülse ist am<br />
Umfang in 50 Teile geteilt. Dreht man die<br />
Mantelhülse um einen Teilstrich, so<br />
verschiebt sich die Messspindel um<br />
1/50 der Steigung,<br />
das ist 0,5 mm / 50 = 0,01 mm.<br />
1 Teilstrich der Mantelhülse entspricht<br />
daher einem Messwert von 1/100 mm.<br />
• Bei Spindelsteigung 1 mm<br />
Die Mantelhülse ist in 100 Teile geteilt, so<br />
dass eine Drehung um einen Teilstrich<br />
ebenfalls einem Messwert von<br />
1 mm / 100 = 0,01 mm entspricht.<br />
Die Einteilung der halben Millimeter auf der<br />
Skalenhülse entfällt (Vorteil).<br />
Damit die Ablesung auch hier genau<br />
durchgeführt werden kann, werden diese<br />
Messschrauben mit vergrößerter Mantelhülse ausgestattet.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 14 ZWET
Ablesevorgang:<br />
Mittels der Kante der Mantelhülse werden auf der Skalenhülse [1] die ganzen und halben<br />
Millimeter abgelesen. Die 1/100 mm werden auf der Skala der Mantelhülse [2]<br />
abgelesen.<br />
Der Messbereich von Bügelmessschrauben wird durch die Messspindellänge begrenzt.<br />
Sie werden daher für verschiedene Messbereiche in 25 mm-Sprünge gebaut:<br />
z.B. 0-25, 25-50, 50-75, 75-100, 100-125 mm usw.<br />
Vor dem Messen soll zuerst die Nullstellung geprüft werden. Dies geschieht mit<br />
Prüfmaßen.<br />
Prüfmaße sind Stahlklötze oder zylindrische Messbolzen mit Längen, die dem<br />
Messbereich der Messschraube entsprechen.<br />
Sie sind gehärtet, die Messflächen sind genau auf Maß geschliffen und geläppt.<br />
Weitere Ausführungen von Messschrauben:<br />
• Elektronische Messschraube mit digitaler Ziffernanzeige; Möglichkeit der<br />
Messwertdokumentation und -verarbeitung.<br />
• Messschrauben mit Sondermesseinsätzen z.B. Gewinde-Messschraube<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 15 ZWET
• Innen-Messschraube mit kugeligen Messflächen<br />
1.2.2.3 Messuhr<br />
Bei diesen Messzeugen tastet ein<br />
Messbolzen die Werkstückoberfläche ab.<br />
Der Taststift ist im Gehäuse als<br />
Zahnstange ausgebildet und überträgt<br />
seine Bewegung mechanisch auf ein<br />
kleines Zahnrad, das den Zeiger bewegt.<br />
Der Zeiger zeigt Maßabweichungen,<br />
Werkstückunebenheiten, Rundschläge an.<br />
Durch die große Übersetzung wird jede<br />
Bewegung des Messbolzens stark<br />
vergrößert angezeigt.<br />
Das Zifferblatt ist drehbar und ermöglicht<br />
die Einstellung der Nulllage.<br />
Eine volle Umdrehung des großen Zeigers<br />
entspricht 1 mm. Die Strichskala<br />
ist in 100 gleiche Teile geteilt<br />
ein Teilstrich bedeutet 0,01 mm.<br />
Die Anzahl der ganzen Umdrehungen wird mit der Umlaufzähleinrichtung (kleine Zeiger)<br />
angezeigt.<br />
Verwendung von Messuhren:<br />
• Kontrolle der Ebenheit und Parallelität von Werkstückflächen (durch Abtasten und<br />
Feststellen der Abweichung).<br />
• Kontrolle des Rundlaufes von Wellen, Rädern etc.<br />
• Maßkontrolle von Werkstücken durch Vergleichsmessung.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 16 ZWET
Beispiel Vergleichsmessung<br />
Ein Maß 30 ±0,05 mm ist zu kontrollieren.<br />
Zuerst wird das Messgerät mit einem<br />
festen genauen Vergleichsmaß (z. B.<br />
Parallelendmaß) auf das Nennmaß<br />
(30,000 = Nullstellung) eingestellt.<br />
Die Grenzwerte der zulässigen<br />
Toleranz (Größtmaß 30,05 mm,<br />
Kleinstmaß 29,95 mm) werden durch<br />
Zeigermarken auf der Messskala gut<br />
sichtbar eingestellt.<br />
Dann wird das Werkstück mit dem<br />
eingestellten Messgerät abgetastet.<br />
Dabei zeigt der Zeigerausschlag die Abweichungen vom Nennmaß - nach oben oder<br />
unten - an.<br />
• Beim Werkstück "Gut"<br />
muss das Messergebnis innerhalb der zulässigen Toleranz sein. Das<br />
Ist-Maß des Werkstücks kann zwischen 29,95 mm und 30,05 mm<br />
liegen der Bauteil ist verwendbar.<br />
• Beim Werkstück "Ausschuss"<br />
liegen die Abweichungen außerhalb der zulässigen Toleranz der<br />
Bauteil ist unbrauchbar.<br />
Fühlhebelmessgeräte haben statt des Messbolzens einen<br />
Fühlhebel.<br />
Durch diesen schwenkbaren Tasthebel sind sie für kleine<br />
Unterschiedsmessungen vielseitig einsetzbar, z. B. für<br />
Rundlaufprüfungen oder für das Ausrichten und Zentrieren<br />
von Werkstücken.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 17 ZWET
1.2.2.4 Winkelmesser<br />
Als Einheit für Winkelmessungen wird ein Vollkreis in 360 gleiche Teile geteilt <br />
1 Grad (1°) = 60 Minuten (60´)<br />
1´ = 60 Sekunden (60´´).<br />
Einfache Winkelmesszeuge<br />
Schmiegen haben einstellbare Schenkel<br />
und dienen zum Übertragen und zum<br />
Vergleichen von Winkeln.<br />
Universalwinkelmesser<br />
Wird für genaue Winkelmessungen verwendet. Er ermöglicht eine Ablesgenauigkeit von<br />
5 Winkelminuten. Der feste Messschenkel ist mit der Vollkreisskale (Hauptskale, Ablesen<br />
der Winkelgrade) verbunden. Der verstellbare Messschenkel und die Winkelskale<br />
(Winkelnonius, Ablesen der Winkelminuten) sind gemeinsam um den Mittelpunkt der<br />
Hauptskale drehbar.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 18 ZWET
1.2.3 Lehren<br />
Lehren sind Prüfmittel, die ein Maß oder eine Form verkörpern. Lehren ermöglichen die<br />
schnelle Prüfung wiederkehrender, gleicher Maße.<br />
Festgestellt wird, ob das Ist-Maß oder die Ist-Form eines Werkstückes vom Soll-Maß<br />
oder der Soll-Form abweicht.<br />
Achtung: Genauigkeit hängt von der Abnutzung der Lehren ab.<br />
Bei den Lehren wird unterschieden:<br />
• Maßlehren zum Prüfen von Längen eines Werkstücks wie<br />
Außenmaße (z. B. Dicken) und Innenmaße (z. B. Bohrungen, Schlitze, Nuten).<br />
• Formlehren zum Überprüfen der Form eines Werkstückes wie<br />
Winkel, Radius und Rundung.<br />
1.2.3.1 Maßlehren<br />
Blechlehren bzw. Drahtlehren dienen für die<br />
Dickenmessung von Blechen und Drähten.<br />
Fühllehren sind Stahlblättchen mit Dicken von 0,05 bis<br />
etwa 2 mm und meistens in Sätzen zusammengefasst.<br />
Sie dienen zum Prüfen des Spiels bei Gleitführungen,<br />
Lagern und Ventilen usw. Sie können einzeln oder in<br />
Verbindung miteinander verwendet werden.<br />
Grenzlehren verkörpern das zulässige Höchstmaß und<br />
Mindestmaß.<br />
Grenzlehren für Bohrungen verkörpern neben den Grenzmaßen auch die Form.<br />
Die Grenzmaße von tolerierten Werkstücken können mit entsprechenden<br />
Lehrdornen bei Bohrungen oder mit Lehrringen bei Wellen geprüft werden.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 19 ZWET
Taylorscher Grundsatz:<br />
Die Gutlehre muss so ausgebildet sein, dass Maß und Form eines Werkstückes bei der<br />
Paarung mit der Lehre geprüft werden.<br />
Mit der Ausschusslehre sollen nur einzelne Maße geprüft werden, z. B. der<br />
Durchmesser.<br />
• Gutlehre verkörpert das Mindestmaß bei Bohrungen oder<br />
das Höchstmaß bei Wellen.<br />
• Ausschusslehre verkörpert Höchstmaß von Bohrungen oder das<br />
das Mindestmaß von Wellen.<br />
Ein Werkstück, das sich mit der Ausschusslehre paaren lässt, ist daher Ausschuss.<br />
Grenzlehrdorne verwendet man zum Prüfen von Bohrungen und Nuten.<br />
Die Gutseite verkörpert das zulässige Mindestmaß (Kleinstmaß). Die<br />
Gutseite muss durch ihr Eigengewicht in die Bohrung gleiten.<br />
Die Ausschussseite hat einen kurzen Prüfzylinder, ist rot<br />
gekennzeichnet und mit dem oberen Abmaß beschriftet. Die<br />
Ausschussseite darf nur anschnäbeln.<br />
Grenzrachenlehren eignen sich zur Prüfung von Durchmessern und Dicken von<br />
Werkstücken.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 20 ZWET
Die Gutseite verkörpert das zulässige Höchstmaß. Die Lehre muss durch<br />
ihr Eigengewicht über die Prüfstelle gleiten.<br />
Die Ausschussseite hat abgeschrägte Prüfbacken, ist rot<br />
gekennzeichnet und mit dem unteren Abmaß beschriftet. Die<br />
Ausschussseite ist um die Toleranz kleiner und darf nur anschnäbeln.<br />
1.2.3.2 Formenlehren<br />
Radienlehren werden für die Kontrolle von<br />
Abrundungen und Hohlkehlen verwendet.<br />
Das Prüfen erfolgt nach der Lichtspaltmethode,<br />
welcher zwischen Werkstück und Lehre möglichst<br />
klein sein soll.<br />
Winkellehren verkörpern einen festen Winkel<br />
(Flachwinkel, Anschlagwinkel) und dienen zur<br />
Kontrolle von häufig vorkommenden Winkeln<br />
(z.B. 90°, 120°).<br />
Das Prüfen geschieht nach der<br />
Lichtspaltmethode. Hält man das<br />
Werkstück mit der Winkellehre gegen das Licht, werden Abweichungen<br />
sichtbar.<br />
Flachwinkel als Haarwinkel ausgeführt haben zwei keilartige<br />
Messkanten am langen Schenkel; sie dienen für feinste<br />
Kontrollzwecke.<br />
Gewindeschablonen zur Kontrolle der<br />
Gewindesteigung. Gewindeschablone und Gewinde<br />
müssen einen möglichst engen Lichtspalt bilden.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 21 ZWET
2 Grundlagen der Fertigungstechnik<br />
2.1 Begriffserklärung<br />
Alle manuellen und maschinellen Vorgänge, die zur Herstellung von festen Körpern mit<br />
gewünschter Form (Rohteile wie auch Fertigteile) dienen, werden als Fertigungsverfahren<br />
bezeichnet. Dazu gehören auch Vorgänge, die zur Änderung der<br />
Werkstoffeigenschaften führen (z.B. Härten).<br />
Nach DIN 8580 werden die Fertigungsverfahren systematisch eingeteilt in Verfahren zur:<br />
• Schaffung der Form eines festen Körpers (z.B. Gießen, Sintern)<br />
• Veränderung der Form eines festen Körpers (z.B. Walzen, Schmieden, Drehen)<br />
• Veränderung der Stoffeigenschaften eines Körpers (z.B. Härten)<br />
2.2 Fertigungsverfahren<br />
Die Fertigungsverfahren werden in 6 Hauptgruppen unterteilt:<br />
Schaffen der<br />
Form<br />
Zusammenhalt<br />
schaffen<br />
Hauptgruppe 1<br />
Urformen<br />
Zusammenhalt<br />
beibehalten<br />
Hauptgruppe 2<br />
Umformen<br />
Zusammenhalt<br />
vermindern<br />
Hauptgruppe 3<br />
Trennen<br />
Ändern der Form Ändern der<br />
Stoffeigenschaften<br />
Hauptgruppe 4<br />
Fügen<br />
Zusammenhalt<br />
vermehren<br />
Hauptgruppe 5<br />
Beschichten<br />
Hauptgruppe 6<br />
Stoffeigenschaft<br />
ändern<br />
• Urformen: Fertigen eines festen Körpers aus formlosem Stoff<br />
durch Schaffen eines Zusammenhalts (z.B. Gießen, Sintern,<br />
Extrudieren…).<br />
• Umformen: Fertigen durch plastisches Ändern der Form eines<br />
festen Körpers (z.B. Biegen, Schmieden, Walzen, Ziehen …).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 22 ZWET
• Trennen: Formänderung eines festen Körpers durch örtliches<br />
Aufheben des Zusammenhalts. Dazu gehören Zerteilen (z.B.<br />
Schneiden mit Scheren) und die „spanende“ Bearbeitung (z.B.<br />
Feilen, Drehen, Fräsen, Schleifen …).<br />
• Fügen: ist das Zusammenbringen zweier oder mehrerer<br />
Werkstücke (auch mit formlosem Stoff). D.h. Herstellung einer<br />
Verbindung der Körper. (z.B. Verschrauben, Schweißen, Löten,<br />
Kleben …).<br />
• Beschichten: ist das Aufbringen einer fest haftenden Schicht aus<br />
formlosem Stoff (z.B. Lackieren, Verzinken, Galvanisieren,<br />
Pulverbeschichten …).<br />
• Ändern der Stoffeigenschaften: ist das Ändern der Eigenschaften<br />
eines Werkstoffes; z.B. durch chemische Reaktion (z.B. Härten,<br />
Glühen, Entkohlen, Magnetiesieren …).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 23 ZWET
Feilen<br />
Fertigen ist das Herstellen und Bearbeiten von Werkstücken.<br />
Meist erhalten Werkstücke ihre Rohform durch „spanlose“ Fertigung und anschließend<br />
ihre Fertigform durch „spanende“ Bearbeitung.<br />
Einteilung der Fertigungsverfahren nach DIN 8580 und Zuordnung spanender Verfahren:<br />
Hauptgruppe 1<br />
Urformen<br />
Gruppe 3.1<br />
Zerteilen<br />
Sägen<br />
Hauptgruppe 2<br />
Gruppe 3.2<br />
Umformen<br />
Spanen mit<br />
geom. best.<br />
Schneidenform<br />
Bohren<br />
Drehen<br />
Hauptgruppe 3<br />
Gruppe 3.3<br />
Spanen mit<br />
geom. unbest.<br />
Schneidenform<br />
Fräsen<br />
Trennen<br />
Fertigungsverfahren<br />
Räumen<br />
Gruppe 3.4<br />
Abtragen<br />
Hobeln<br />
Hauptgruppe 4<br />
Fügen<br />
Gruppe 3.5<br />
Zerlegen<br />
Hauptgruppe 5<br />
Beschichten<br />
Gruppe 3.6<br />
Reinigen<br />
Hauptgruppe 6<br />
Stoffeigenschaft<br />
ändern<br />
Gruppe 3.7<br />
Evakuieren<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 24 ZWET<br />
Schleifen<br />
Honen<br />
Läppen
3 Trennen<br />
Grundlagen der Schneidengeometrie und der Spanbildung<br />
Die Grundform jeder Werkzeugschneide ist der Keil.<br />
Winkel an der Werkzeugschneide<br />
Keilwinkel β (beta):<br />
Ist der Winkel zwischen Freifläche und Spanfläche des Werkzeuges. Er<br />
bestimmt das Eindringverhalten in den Werkstoff und<br />
die Standfestigkeit der Schneide.<br />
β klein: für weiche Werkstoffe (Aluminium ~45°),<br />
geringer Kraftaufwand,<br />
das Werkzeug dringt in den Werkstoff leicht ein<br />
β groß: für harte Werkstoffe (harter Stahl ~80°),<br />
großer Kraftaufwand,<br />
das Werkzeug dringt in den Werkstoff schwer ein<br />
Freiwinkel α (alpha):<br />
Ist der Winkel zwischen der Freifläche des Werkzeuges und der neu<br />
bearbeitenden Fläche (Schnittfläche). Er vermindert die Reibung<br />
zwischen Werkzeug und Werkstück.<br />
α klein (ab 3°): für harte Werkstoffe<br />
α groß (bis 12°): für weiche, plastisch verformbare Werkstoffe (Kunststoff)<br />
Spanwinkel γ (gamma):<br />
Ist der Winkel zwischen der Spanfläche und der senkrecht gedachten<br />
Ebene auf die Schnittfläche. α + β + γ = 90°. Er beeinflusst die<br />
Spanbildung und die Spanabfuhr.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 25 ZWET
γ klein bzw. sogar negativ:<br />
für harte und spröde Werkstoffe<br />
bei unterbrochenem Schnitt,<br />
beim Schruppen<br />
γ groß: für weiche Werkstoffe bei<br />
begünstigt den so genannten Fließspan,<br />
beim Schlichten<br />
Schnittwinkel δ = α + β (Delta):<br />
Spanbildung:<br />
δ klein bzw. mindestens unter 90°: für weiche Werkstoffe und das<br />
Werkzeug hat eine schneidende Wirkung<br />
δ groß (Spanwinkel γ negativ): für harte bzw. spröde Werkstoffe und das<br />
Werkzeug hat eine schabende Wirkung<br />
Die Spanbildung läuft nach vier Schritten ab:<br />
• Plastische Verformung: der Schneidkeil staucht den Werkstoff.<br />
• Rissbildung: der Schneidkeil dringt weiter in den Werkstoff ein und vor der<br />
Schneide entsteht ein voreilender Riss.<br />
• Abscheren: der angestauchte Werkstoff wird vom Werkzeug abgeschert.<br />
• Hochschieben: das Spanteilchen wird hochgeschoben und das nächste schließt<br />
sich an.<br />
Spanarten:<br />
Ein Span besteht aus mehreren zusammenhängenden Spanelementen. Die Spanarten<br />
sind abhängig von der Härte und Festigkeit des Werkstoffes und Größe des Spanwinkels<br />
γ.<br />
• Reißspan (Bruchspan):<br />
entsteht bei kleinem Spanwinkel γ und<br />
harten spröden Werkstoffen (hoher<br />
Kraftaufwand erforderlich). Der Span wird<br />
in kurzen Stücken aus dem Werkstoff<br />
heraus gebrochen und es entsteht eine<br />
raue Werkstück-Oberfläche. Der Reißspan<br />
ist meist unerwünscht.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 26 ZWET
• Scherspan:<br />
entsteht bei einem Spanwinkel γ von 5° bis<br />
25° und zähen Werkstoffen. Es entstehen<br />
meist kurze Spanlocken. Meist glatte<br />
Oberfläche, deren Qualität mit steigender<br />
Schnittgeschwindigkeit verbessert wird.<br />
Diese Spanart ist zu bevorzugen.<br />
• Fließspan:<br />
entsteht bei großem Spanwinkel γ (kleiner<br />
Schnittwinkel δ) und weichen Werkstoffen<br />
(NE <strong>–</strong>Metalle, Kupfer, Aluminium) sowie<br />
hohen Schnittgeschwindigkeiten (wenig<br />
Kraftaufwand erforderlich). Glatte<br />
Oberflächen aber endloser spiralförmiger Span Gefahr von<br />
Verletzungen des Menschen bzw. Beschädigungen der Maschine<br />
und des Werkstücks.<br />
Spanformen:<br />
3.1 Zerteilen<br />
Zerteilen ist das mechanische Trennen von Werkstoffen. Dabei erhält das Werkstück<br />
spanlos seine Form. Es können praktisch alle Werkstoffe wie Metall, Kunststoffe, Papier,<br />
Gummi verarbeitet werden.<br />
Beim Zerteilen unterscheidet man zwei Verfahren:<br />
• Keilschneiden ist das Zerteilen mit einer keilförmigen Schneide<br />
• Scherschneiden ist das Zerteilen zwischen zwei Schneiden die sich aneinander<br />
vorbei bewegen<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 27 ZWET
3.1.1 Keilschneiden<br />
Beim Keilschneiden dringt der Keil durch Hammerschläge in den Werkstoff ein und<br />
drängt die Werkstoffteilchen nach beiden Seiten auseinander.<br />
Schneidvorgang:<br />
• Verformung:<br />
das Werkstück erhält eine Einkerbung und verformt sich durch<br />
Wulstbildung.<br />
• Rissbildung:<br />
dringt der Keil weiter in das Werkstück ein, bildet sich ein Riss,<br />
der dem Keil vorauseilt.<br />
• Bruch:<br />
der Riss wandert durch das Werkstück weiter, bis durch die<br />
Querschnittsschwächung der Bruch eintritt.<br />
Beim Trennen mit dem Meißel wird der Schneidkeil senkrecht in das Werkstück gedrückt<br />
und die senkrecht aufgebrachte Kraft F wird in zwei Komponenten normal zu den<br />
Keilflächen aufgeteilt. Diese beiden Kräfte FT schieben die Werkstoffteilchen<br />
auseinander.<br />
Bei einem kleinen (spitzen) Keilwinkel β ist die Trennkraft FT groß,<br />
während bei einer gleich großen Kraft F und großem (stumpfen) Keilwinkel die Trennkraft<br />
FT klein ist.<br />
Andererseits ist die Standfestigkeit des Werkzeuges umso größer, je größer der<br />
Keilwinkel β ist für weiche Werkstoffe wie z.B. Aluminium ist β ca. 35° während bei<br />
harten Werkstoffen z.B. hochfesten Stahl β ca. 80° ist.<br />
Anwendung: Meißel, Reißzange, Seitenschneider<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 28 ZWET
3.1.2 Scherschneiden<br />
Beim Scherschneiden erfolgt die Trennung durch Abscheren, wobei die beiden Scheren<br />
aneinander vorbei gleiten.<br />
Schneidvorgang:<br />
Die Schnittkräfte verlaufen nicht auf einer Linie und das Werkstück<br />
wird gekippt. Um das Kippen zu verhindern, muss ein Niederhalter das<br />
Werkstück festhalten.<br />
• Eindringen und Verformung:<br />
das Werkzeug dringt wie ein Keil in das Werkstück ein und<br />
verdrängt den Werkstoff.<br />
• Schneiden:<br />
dringt der Keil weiter in das Werkstück ein, beginnt der<br />
Schneidvorgang der Werkstoff fließt.<br />
• Bruch:<br />
durch die Querschnittsschwächung tritt der Bruch ein.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 29 ZWET
Schneidkraft:<br />
Der Schnitt beginnt zunächst mit plastischen Deformationen die mit einer Verfestigung<br />
des Materials verbunden sind. Mit weiterem Vordringen des Obermessers nähert sich die<br />
Spannung im Werkstoff der Scherfestigkeit τs.<br />
S [ N]<br />
A n<br />
S c e [ m ²<br />
b n<br />
=<br />
c h m ]<br />
s u<br />
h e<br />
c n<br />
e r<br />
h g<br />
r k<br />
e<br />
f r<br />
r<br />
l a<br />
s<br />
ä f<br />
p<br />
c t<br />
a<br />
Es treten unter der Wirkung der Abscherspannung τa von beiden Werkstücksseiten<br />
Anrisse auf, die schließlich zum vollständigen Durchtrennen führen.<br />
Schneidspalt:<br />
Zwischen den beiden Schneiden muss ein Schneidspalt vorhanden sein. Nur ein richtiger<br />
Schneidspalt ergibt eine saubere Schnittkante. Ist der Schneidspalt zu groß, wird das<br />
Werkstück zwischen den Schneiden gezogen und es entsteht ein großer Grat.<br />
Die Größe des Schneidspaltes ist abhängig von:<br />
Werkstoffeigenschaft des Werkstückes<br />
Blechdicke<br />
Standzeit des Werkzeuges<br />
Handscheren:<br />
Bei den Handscheren wird die Schneidkraft durch Hebelwirkung übertragen und<br />
verstärkt.<br />
Kraft x Hebelabstand = Kraftmoment<br />
F x l = M<br />
Σ M links = Σ M rechts<br />
FS x lS = FH x lH<br />
h<br />
a τ<br />
=<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 30 ZWET<br />
A<br />
s<br />
F<br />
q<br />
[ N]<br />
[ m<br />
m<br />
²<br />
]
3.2 Spanen mit geometrisch bestimmter Schneidenform<br />
3.2.1 Meißeln<br />
Meißeln ist die einfachste Zerspanungstechnik. Der Meißel (chisel) hat nur eine<br />
Schneidkante.<br />
Meißelaufbau:<br />
• Meißelkopf:<br />
dient zur Aufnahme der Hammerschläge, ist ballig und weich.<br />
• Schaft:<br />
dient zum Festhalten des Meißels, ist zäh und knickfest.<br />
• Schneide:<br />
geometrisch abhängig vom zu bearbeitenden Werkstoff, sie ist<br />
gehärtet.<br />
Meißelarten:<br />
Werkstoff α β γ<br />
Grauguss 8° 80° 2°<br />
Stahl 8° 70° 12°<br />
Aluminium 15° 45° 30°<br />
• Flachmeißel:<br />
gerade breite Schneide für Flächenbearbeitung<br />
oder Durchtrennen von Stählen.<br />
• Aushaumeißel:<br />
gewölbte breite Schneide zum Aushauen von<br />
Blechteilen.<br />
• Kreuzmeißel:<br />
gerade, kurze Schneide zum Aushauen von schmalen<br />
Nuten.<br />
• Nutenmeißel:<br />
gewölbte, kurze Schneide für gewölbte<br />
Schmiernuten von Lagerschalen.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 31 ZWET
3.2.2 Feilen<br />
Feile (file) ist das wichtigste Handwerkzeug zur Bearbeitung von Oberflächen. Auf dem<br />
Feilenkörper ist eine große Anzahl von Zähnen (geometrisch bestimmter Schneiden)<br />
neben- und hintereinander angeordnet. Bei der Anwendung sind stets mehrere Zähne im<br />
Eingriff, von denen jeder einzelne nur einen kleinen Span wegnimmt.<br />
Zahnformen:<br />
• gehauene Feilen:<br />
mittels eines Aufhaumeißels wird der<br />
Feilenwerkstoff vom Zahngrund<br />
verdrängt und zur Zahnspitze<br />
geschoben. Sie haben einen<br />
negativen Spanwinkel γ und dadurch<br />
schabende Wirkung und sind für<br />
Bearbeitung harter Werkstoffe<br />
geeignet.<br />
• gefräste Feilen:<br />
Zahnlücken werden herausgefräst.<br />
Sie haben einen positiven<br />
Spanwinkel γ und somit schneidende<br />
Wirkung. Sie werden für weiche<br />
Werkstoffe verwendet, weil sie einen<br />
großen Spanraum haben.<br />
Hiebarten:<br />
Unter Feilenhieb versteht man die Anordnung der Zähne auf dem Feilenkörper.<br />
• Einhiebige Feilen haben zur Spanabfuhr einen schrägen Hieb (=<br />
Feilenzahnreihe). Für sehr weiche Werkstoffe (Kunststoff). Spanbrechernuten<br />
erzeugen einen kurzen Span. Durch den schrägen Hieb neigt die Feile zum<br />
seitlichen Verlaufen. Vermeidung durch gebogenen Hieb.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 32 ZWET
• Gebogener Hieb dabei werden die Späne nach beiden Seiten abgeführt.<br />
• Doppel- bzw. Kreuzhiebige Feilen sind gehauene Feilen wobei Oberhieb und<br />
Unterhieb unterschiedliche Winkel haben. Kreuzhiebfeilen greifen leichter als<br />
einhiebige Feilen.<br />
• Raspelhieb: einzelne spitze Zähne der gehauenen Feile, welche reißend wirken<br />
und für Holz und andere weiche Werkstoffe eingesetzt werden.<br />
Hiebteilung:<br />
<br />
<br />
Hiebteilung ist die Anzahl der Hiebe pro Bezugslänge (10 mm).<br />
Feine Hiebteilung ergibt eine glatte Bearbeitungsfläche<br />
H<br />
i<br />
g<br />
=<br />
A<br />
n<br />
d<br />
e<br />
H<br />
i<br />
1 m<br />
m<br />
e<br />
z r e<br />
Bei langen Feilen (250 mm) ist bei gleicher Hiebnummer die Hiebteilung kleiner als bei<br />
b<br />
a b<br />
einer kurzen Feile (100 mm)<br />
t<br />
h e<br />
e<br />
i<br />
l<br />
Schruppen Schlichten Feinschlichten<br />
Oberflächenangabe:<br />
l<br />
Hieb-Nr: u<br />
1 2 3 4<br />
Hiebteilung n bei Feilenlänge 100 mm 17 23 28 34<br />
Hiebteilung bei Feilenlänge 250 mm 8 13 17 21<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 33 ZWET
Feilenform:<br />
A Flachfeile (stumpf)<br />
B Flachfeile (spitz)<br />
C Dreikantfeile<br />
D Vierkantfeile<br />
E Halbrundfeile<br />
F Rundfeile<br />
Feilenbezeichnung:<br />
Werkstattfeile E 250 <strong>–</strong> 2 DIN 7261<br />
3.2.3 Sägen<br />
ist Spanen mit einem vielzahnigen Werkzeug geringer Schnittbreite und geometrisch<br />
bestimmten Schneiden mit kreisförmiger oder gerader Schnittbewegung. Sägen dient<br />
zum Trennen von Werkstoffen durch Erzeugen einer Schnittfuge, sowie zum Herstellen<br />
von Nuten und Schlitzen.<br />
Auf dem Sägeblatt (saw) ist eine große Anzahl von Zähnen hintereinander angeordnet.<br />
Es sind stets mehrere Zähne davon gleichzeitig im Eingriff großer Spanraum<br />
erforderlich.<br />
Zahnformen:<br />
Hiebnummer Schruppfeile 13 Hiebe / 10 mm<br />
Feilenlänge 250 mm<br />
Feilenform Halbrundfeile<br />
Die Winkel der Schneiden sind abhängig vom zu bearbeitenden Werkstoff (für Metallsägen<br />
siehe Skizze).<br />
Bei Handsägen besteht durch wechselnde Schnittkräfte die Gefahr des Einhackens <br />
der Spanwinkel γ von 0° (schabende Wirkung).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 34 ZWET
Grundsätzlich werden zwei Zahnformen unterschieden:<br />
• Winkelzähne mit ebenen Zahnflächen<br />
• Bogenzähne mit gebogenen Zahnflächen.<br />
Sie erreichen eine höhere Schnittleistung und<br />
können größere Kräfte aufnehmen.<br />
Spanraum, Zahnteilung:<br />
Die Größe des Spanraums ist abhängig von:<br />
• Zahnform<br />
• Winkeln an der Schneide<br />
• Abstand der Zähne zueinander (=Zahnteilung)<br />
je dichter die Zähne, desto kleiner der Spanraum<br />
Zahnteilung ist der Abstand zwischen zwei Zahnspitzen. (Bezugslänge bei Sägen meist<br />
1 inch = 25,4 mm)<br />
B e<br />
Z g<br />
eZ<br />
a<br />
=<br />
zä<br />
h<br />
uh<br />
n<br />
gn<br />
Sägeneinteilung:<br />
t<br />
se<br />
e<br />
l z<br />
Einteilung i Zähnezahl Zahnteilung Anwendung<br />
äa<br />
grob l 16 / inch nh<br />
25,4 mm/16=1,58 mm für Aluminium, Kupfer,<br />
u<br />
Kunststoffe<br />
gl<br />
mittel<br />
n<br />
22 / inch 25,4 mm/22=1,15 mm für unlegierter Stahl<br />
fein 32 / inch 25,4 mm/32=0,79 mm für Stahlguss, dünnwandige<br />
Rohre, legierte Stähle<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 35 ZWET
Freischneiden des Sägeblattes<br />
Beim Sägen erwärmen sich das Sägeblatt und das Werkstück<br />
durch die Reibung. Deshalb muss der Sägespalt breiter sein als<br />
das Sägeblatt (die Säge muss sich seitlich freischneiden).<br />
• geschränkte Zähne: abwechselnd nach rechts und<br />
links ausgebogene Zähne (Bandsägeblätter)<br />
• Wellenschränkung: welliges Sägeblatt; meistens bei<br />
Handsägeblättern<br />
• hinterschliffene Zähne: (bei Kreissägeblätter)<br />
• eingesetzte Zähne: aus Hartmetall, welche breiter<br />
sind als das Sägeblatt (bei Kreissägeblätter)<br />
Hand- und Maschinensägen:<br />
• Bügelsäge: für Handarbeit<br />
• Maschinenbügelsäge: geradlinige Schnittbewegung für Einzel- und<br />
Serienfertigung, jedoch Leerhub bei Rückwärtsbewegung.<br />
• Kreissäge: kreisförmige Schnittbewegung, kein Leerhub hohe<br />
Zerspanleistung; größere Werkstücke benötigen sehr große<br />
Sägeblattdurchmesser.<br />
• Bandsäge: geradlinige Schnittbewegung für größere Werkstücke in<br />
der Einzelfertigung. Das Werkstück führt die Vorschubbewegung<br />
aus; das Sägeband ist endlos und verschweißt.<br />
Sägeblätter werden entweder gefräst oder gestanzt.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 36 ZWET
3.3 Spanende Fertigung mit Werkzeugmaschinen<br />
Gegenüber dem Spanen von Hand bietet die spanende Fertigung mit Werkzeugmaschinen<br />
mehrere Vorteile:<br />
• Herstellungsgenauigkeit erhöht<br />
• billigere und kürzere Bearbeitungszeit<br />
• Arbeitssicherheit erhöht<br />
• reproduzierbar<br />
Bewegungen an Werkzeugmaschinen:<br />
Bewegungen an der Werkzeugmaschine werden in vier Arten unterschieden:<br />
1.) Schnittbewegung (Hauptbewegung) vc<br />
Die Spanabnahme erfolgt durch die Schnittbewegung und kann<br />
kreisförmig oder geradlinig sein.<br />
Bearbeitungs- kreisförmige Bewegung<br />
verfahren ausgeführt vom:<br />
Drehen Werkstück<br />
Bohren Werkzeug<br />
Fräsen Werkzeug<br />
Räumen Werkzeug<br />
geradlinige Bewegung<br />
ausgeführt vom:<br />
Hobeln Werkstück<br />
Stossen Werkzeug<br />
Schleifen Werkzeug<br />
Die Schnittgeschwindigkeit vc ist die Geschwindigkeit mit der der Span vom Werkstück<br />
abgetrennt wird.<br />
S c<br />
c h<br />
h w<br />
n i<br />
i n<br />
i<br />
t<br />
=<br />
W<br />
eZ<br />
ge<br />
i<br />
t<br />
v<br />
c =<br />
s<br />
t geradlinig [m/min; (m/s schleifen)]<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 37 ZWET
Die Schnittgeschwindigkeit vc ist abhängig von:<br />
• Werkzeug (Verschleißfestigkeit des Schneidstoffes)<br />
• Werkstück (Festigkeit des Werkstoffes)<br />
• Kühlmittel<br />
2.) Vorschubbewegung vf<br />
Die Vorschubbewegung sorgt für eine stetige (kontinuierliche) oder<br />
schrittweise Spanabnahme. (ansonsten nur eine einmalige Spanabnahme).<br />
Je Umdrehung oder Hub wird das Werkzeug bzw. Werkstück<br />
weiterbewegt.<br />
• kontinuierlich: Bohren, Drehen, Fräsen<br />
• schrittweise: Hobeln, Stossen<br />
Größe des Vorschubs f [mm/U] kontinuierlich (stetig)<br />
[mm/Hub] schrittweise<br />
oder Vorschubbewegung vf<br />
Wirkbewegung<br />
[mm/min]<br />
Die Wirkbewegung ist die Resultierende aus Schnitt-<br />
und Vorschubbewegung<br />
3.) Zustellbewegung<br />
Die Zustellbewegung bestimmt die Spantiefe, d.h. wie tief das<br />
Werkzeug in das Werkstück eindringt. Sie verläuft normal auf die<br />
Vorschubbewegung. Die Schnitttiefe ap wird in mm gemessen und ist<br />
abhängig von:<br />
• Werkzeug<br />
• Werkstoff des Werkstücks<br />
• Oberflächenanforderungen<br />
• Leistung der Maschine<br />
4.) Anstellbewegung<br />
Vor dem Zerspanvorgang wird das Werkzeug an das Werkstück herangeführt. Wird in<br />
der Regel im Eilgang durchgeführt.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 38 ZWET
4 Einflussgrößen des Zerspanvorgangs<br />
1.) Einflussgröße Bearbeitungsverfahren<br />
Die Form des Werkstückes und die vorhandenen Maschinen bestimmen mit welchem<br />
Bearbeitungsverfahren ein Werkstück gefertigt wird.<br />
Wichtigster Faktor bei der Auswahl der Bearbeitungsmaschine ist die<br />
Wirtschaftlichkeit.<br />
• Bohren<br />
• Drehen<br />
• Fräsen<br />
• Hobeln<br />
• Schleifen<br />
2.) Einflussgröße Werkzeugmaschinen<br />
Die Werkzeugmaschine wirkt durch unveränderliche und veränderliche<br />
Einflussgrößen auf den Zerspanvorgang.<br />
Die unveränderlichen Einflussgrößen sind durch die Konstruktion der Maschine<br />
vorgegeben:<br />
• Größe<br />
• Antriebsleistung<br />
• Stabilität der tragenden Teile<br />
• Maßgenauigkeit (Alter)<br />
Die einstellbaren (veränderlichen) Größen sind:<br />
• Schnittgeschwindigkeit vc<br />
• Vorschub f<br />
• Schnitttiefe ap<br />
Sie bestimmen die Oberflächengüte, die Schnittleistung und die<br />
Standzeit des Werkzeugs.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 39 ZWET
Spanungsquerschnitt<br />
ist das Produkt aus Schnitttiefe und Vorschub.<br />
• große Schnitttiefe ap, kleiner Vorschub f<br />
günstig für die Fertigung:<br />
- schmaler, tiefer Spanquerschnitt<br />
- geringer Schnittdruck auf die Schneide<br />
- höhere Standzeit des Werkzeuges<br />
- geringere Oberflächenrauheit<br />
• geringe Schnitttiefe ap, großer Vorschub f<br />
ungünstig für die Fertigung:<br />
- breiter kurzer Spanquerschnitt<br />
- größerer Schnittdruck auf die Schneide<br />
- Wärme schlechter abgeführt<br />
Standzeit des Werkzeuges kürzer<br />
- Oberfläche rauer<br />
Um eine günstige Spanbildung zu erreichen, muss das Verhältnis zwischen Schnitttiefe<br />
ap und Vorschub f sein:<br />
a 4 1<br />
p b<br />
f =<br />
1 1<br />
i<br />
s<br />
Schruppen<br />
Ziel: rasche Annäherung an die Werkstückform möglichst viel<br />
Werkstoff abspanen, erzeugt eine raue Oberfläche<br />
• großer Vorschub<br />
• große Schnitttiefe<br />
• geringe Schnittgeschwindigkeit<br />
Schlichten<br />
Ziel: maßgenaues Herstellen der Werkstückform, erzeugt eine glatte<br />
Oberfläche<br />
• kleiner Vorschub<br />
• geringe Schnitttiefe<br />
• hohe Schnittgeschwindigkeit<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 40 ZWET
3.) Einflussgröße Werkzeug<br />
Schneidenwerkstoff<br />
Für Werkzeuge werden unterschiedliche Schneidenwerkstoffe verwendet:<br />
• unlegierter Werkzeugstahl: billig, geringe Standzeit<br />
• Schnellarbeitsstahl (HSS): hochlegierter Werkzeugstahl<br />
2% Wolfram (W), 9% Molybdän (Mo), 1% Vanadium (V), 8% Kobalt (Co)<br />
• Hartmetall (HM): dieser Verbundwerkstoff wird durch Sintern harter<br />
Wolframkarbide mit weicheren Bindemittel Kobalt (Co) erzeugt.<br />
• Keramik: wird aus Aluminiumoxid ALO3 (Oxidkeramik) hergestellt.<br />
• Diamant: der polykristalline Diamant ist fast so hart wie der natürliche Diamant,<br />
wird unter Druck aus Kohlenstoff erzeugt, teuer, hohe Standzeit<br />
Form und Winkel an der Schneide beeinflussen auch die Zerspanung.<br />
Kühl <strong>–</strong> und Schmiermittel<br />
Erhöhung der Schnittleistung und Standzeit, da die Wärmeabfuhr<br />
verbessert und die Reibung verringert wird.<br />
Unterteilung in:<br />
• reine Schneidöle<br />
besitzen hohe Schmierfähigkeit und bringen guten Korrosionsschutz. Durch<br />
geringere Wärmeleitfähigkeit ist die Kühlwirkung geringer.<br />
• wassermischbare Kühlschmierstoffe (Emulsion)<br />
Kombination der großen Kühlwirkung des Wassers mit der Schmierwirkung des<br />
Öls. Muss durch Rühren vermischt werden.<br />
4.) Einflussgröße Werkstück<br />
Die Eigenschaften des Werkstoffs beeinflussen ebenfalls den Zerspanvorgang:<br />
• harter Werkstoff erfordert harten Schneidenwerkstoff und eine höhere Schnittkraft<br />
• weicher Werkstoff erfordert weichen Schneidenwerkstoff und eine niedrigere<br />
Schnittkraft<br />
Abmessungen des Werkstücks<br />
Lange Werkstücke neigen zum Federn. Abhilfe durch geeignetes<br />
Aufspannen.<br />
Vermeiden des Schwingens durch geringe Schnitttiefe, kleiner<br />
Vorschub, kleine Schnittkraft und hohe Schnittgeschwindigkeit.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 41 ZWET
3.3.1 Bohren<br />
Durch Bohren werden spanend zylindrische Löcher (Bohrungen)<br />
hergestellt oder erweitert.<br />
Vollbohren Herstellen von Bohrungen<br />
Aufbohren Erweitern von vorhandenen Bohrungen<br />
Bohren ist das Zerspanen mit kreisförmiger Schnittbewegung des<br />
Werkzeuges. Die Vorschubbewegung erfolgt ebenfalls durch das<br />
Werkzeug und verläuft geradlinig in Richtung der Bohrachse.<br />
Der Spiralbohrer, auch Wendelbohrer genannt, ist das am häufigsten verwendete<br />
Werkzeug.<br />
Aufbau des Spiralbohrers:<br />
In einem zylindrischen Rohling z.B. aus Schnellarbeitsstahl (HSS) werden zwei<br />
wendelförmige Nuten gefräst. Die Steigung der Nut legt den Drallsteigungswinkel und<br />
damit den Spanwinkel γ fest.<br />
Durch Hinterfräsen des genuteten Rohlings<br />
werden schmale Führungsfasen mit den<br />
Nebenschneiden erzeugt<br />
(zur Verringerung der Reibung).<br />
Außerdem führen die Fasen das Werkzeug<br />
beim Eindringen in die Bohrung.<br />
Hauptschneiden<br />
Die Hauptschneiden am Bohrer entstehen<br />
durch kegelförmiges Anschleifen des<br />
genuteten Rohlings Spitzenwinkel σ.<br />
(sigma)<br />
Freiflächen<br />
Die Freiflächen entstehen durch<br />
Hinterschleifen der Hauptschneiden<br />
damit diese besser in den<br />
Werkstoff eindringen können.<br />
HÜ Skizze<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 42 ZWET
Freiwinkel α: die Neigung der Freifläche muss ausreichend groß sein,<br />
damit der Bohrer auch bei großen Vorschüben schneidet.<br />
Spitzenwinkel σ: ist der Winkel zwischen den beiden<br />
Hauptschneiden<br />
σ groß: Schneidkeile sind stabiler da die Hauptschneiden<br />
kürzer sind<br />
dadurch schlechtere Wärmeabfuhr.<br />
σ klein: da die Hauptschneiden länger sind<br />
dadurch bessere Wärmeabfuhr.<br />
Die bei der Spanabfuhr entstehende Wärme wird über:<br />
• Werkstück<br />
• Werkzeug<br />
• Späne<br />
• Kühlschmiermittel abgeführt<br />
Spanwinkel γ: nimmt vom Bohrerumfang zur Bohrermitte hin ab<br />
(Wendeltreppen-Effekt). Durch die Änderung des<br />
Drallnutenwinkels und damit des Spanwinkels γ ändert<br />
sich auch der Keilwinkel β 3 Spiralbohrertypen.<br />
Bohrertyp Spanwinkel γ Spitzenwinkel σ Werkstoffe<br />
N (normal): 19° bis 40° 118° für weichen Stahl, Grauguss,<br />
nichtrostenden Stahl<br />
H (hart): 10° bis 19° 118° für harte und spröde Werkstoffe,<br />
z.B. hochfester Stahl,<br />
Schichtpressstoffe<br />
W (weich): 27° bis 45° 130° für weiche und zähe Werkstoffe,<br />
z.B. Aluminium-, Kupfer-, und Zink-<br />
Legierungen<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 43 ZWET
D.h. mit zunehmender Härte des zu bohrenden Werkstoffes wählt man einen Bohrer mit:<br />
• kleinem Drallnutenwinkel<br />
• großem Keilwinkel<br />
Querschneide<br />
Die Querschneide entsteht als Schnittkante der beiden Freiflächen,<br />
deren Länge von der Kerndicke k (Seele) des Bohrers und dem Winkel ψ<br />
(psi) abhängig ist. ψ ist der Winkel zwischen Hauptschneide und<br />
Querschneide (=55°).<br />
D.h. mit zunehmendem Bohrdurchmesser erhöht sich die Länge der<br />
Querschneide und die nötige Vorschubkraft. Da die Querschneide eine<br />
schabende Wirkung hat, wird bis zu 60% der gesamten Vorschubkraft<br />
für das Eindringen der Querschneide in das Werkstück aufgewendet.<br />
Um die Vorschubkraft zu minimieren, wird ab 10 mm Lochdurchmesser (Werkstätte ab<br />
Ø6 mm) vorgebohrt, sodass beim anschließenden Aufbohren die Querschneide nicht<br />
mehr zum Eingriff kommt. Eine weitere Möglichkeit ist die Verkleinerung der<br />
Querschneide durch einen speziellen Anschliff.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 44 ZWET
Bohrerarten:<br />
• Zentrierbohrer: Festlegen von Bohrungs- bzw. Wellenmitten<br />
• NC-Anbohrer: Festlegen von Bohrungs- bzw. Wellenmitten<br />
• Stufenbohrer: Bohrungen mit verschiedenen Ansätzen in einem Arbeitsgang<br />
fertigen z.B. Ansenken und Entgraten.<br />
• Flachformbohrer<br />
• Wendeplattenbohrer: wirtschaftliches Bohren mit Hartmetallplättchen, hohe<br />
Zerspanleistung, kein Vorbohren notwendig da keine Querschneide vorhanden.<br />
Schneidwerkstoffe der Bohrer:<br />
Anforderungen an den Bohrerwerkstoff:<br />
• Härte und Verschleißfestigkeit<br />
Der Bohrerwerkstoff muss härter sein als der zu bearbeitende<br />
Werkstoff und ohne Abnutzung mehrere Bohrvorgänge aushalten.<br />
• Wärmefestigkeit<br />
Der Bohrer muss bei längeren Arbeiten seine Härte behalten.<br />
• Biegefestigkeit und Zähigkeit<br />
Der Bohrer muss trotz seiner Härte zäh sein und damit Schläge<br />
und Verdrehungen aushalten.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 45 ZWET
Folgende Schneidwerkstoffe erfüllen die Anforderungen:<br />
• Niedrig legierter Werkzeugstahl<br />
weniger als 5% Legierungsmetalle wie z.B. Chrom (Cr), Wolfram<br />
(W), Mangan (Mn).<br />
Billig für einfache Anwendungen mit geringer Schnittgeschwindigkeit<br />
und kleinem Vorschub, gute Schmierung und<br />
Kühlung notwendig.<br />
• HSS (High Speed Steel) Schnellarbeitsstahl<br />
hochlegierter Stahl z.B. Wolfram (W), Molybdän (Mo), Chrom (Cr),<br />
Vanadium (V)<br />
heute meistens verwendet, kann höhere Temperaturen ertragen,<br />
härter, daher für höhere Schnittgeschwindigkeiten und Vorschübe<br />
geeignet.<br />
• HM (Hartmetall)<br />
höhere Wärmefestigkeit als HSS jedoch teurer und<br />
schlagempfindlicher.<br />
Hartmetalle sind aus Metallkarbiden (Wolfram (W) Titan (Ti),<br />
Tantal (Ta), diese sind sehr hart und sehr temperaturbeständig,<br />
für hohe Zerspanleistung vc > 100 m /min auch für Gestein, Beton.<br />
• TiN-Beschichtungen:<br />
Die Beschichtungen aus Titannitrid (TiN) wird in einer Stärke von<br />
wenigen µm auf das Grundwerkzeug aus HSS aufgetragen. Die<br />
Beschichtung dient vor allem der Steigerung der Verschleißfestigkeit.<br />
1m=1.000.000 µm<br />
1µ=10 -6 m<br />
Verschleiß, Anschliff und Schleiffehler beim Spiralbohrer<br />
Bohrer sollen nur mit einer Spiralbohrerspitzenschleifmaschine angeschliffen werden um<br />
einen absoluten mittigen spitzen Schliff zu erreichen. Beim Anschliff von Hand ist eine<br />
Bohrerschleiflehre zu verwenden mit der sich folgendes nachprüfen lässt:<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 46 ZWET
• Spitzenwinkel σ<br />
• Schneidenlänge L<br />
• Keilwinkel β<br />
• Querschneidenwinkel ψ<br />
Schleiffehler:<br />
• Spitzenwinkel zu groß bzw. zu klein schlechte Schnittwirkung des<br />
Werkzeuges<br />
• Spitzenwinkel ist nicht symmetrisch kurze Standzeit des Bohrers da immer<br />
nur eine Hauptschneide spanend im Eingriff ist<br />
• Spitze liegt außerhalb der Drehachse Bohrdurchmesser wird aufgrund der<br />
Verschiebung größer.<br />
Schnittgeschwindigkeit beim Bohren in m/min<br />
Schnittgeschwindigkeit<br />
vc in m/min<br />
Vorschub f<br />
in mm<br />
Werkstoff HSS HM HM<br />
Stähle 22 60 0,04 - 0,8<br />
GG 15 - 25 40 - 70 0,05 - 0,6<br />
Werkzeugstahl 5 - 10 20 - 30 0,025 - 0,5<br />
Al-Legierung 35 - 150 100 - 200 0,05 - 1,0<br />
Aufgrund der für den jeweiligen zu bearbeitenden Werkstoff geforderten<br />
Schnittgeschwindigkeit vc ergibt sich, dass bei:<br />
• kleineren Bohrdurchmesser eine größere Drehzahl<br />
• größeren Bohrdurchmesser eine kleine Drehzahl eingestellt wird.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 47 ZWET
Spannen der Bohrer (Werkzeuge)<br />
• Dreibackenfutter (Schnellspannfutter)<br />
Die Kraftübertragung erfolgt bei<br />
zylindrischem Schaft<br />
kraftschlüssig. Bis zum<br />
Bohrerdurchmesser von 10 mm ist<br />
der Einspannschaft zylindrisch<br />
ausgeführt.<br />
• Reduzierhülse:<br />
Reduzierhülsen mit Morsekegel passen den<br />
Bohrer an die jeweilige Bohrspindel an.<br />
Bohrer mit kegeligem Schaft übertragen<br />
das Drehmoment kraftschlüssig. Mittels<br />
Treibkeil wird der Bohrer aus dem<br />
Morsekegel geschlagen.<br />
Spannen der Werkstücke<br />
• Maschinenschraubstock<br />
wird bei kleineren Werkstücken verwendet.<br />
Er wird wenn notwendig auf dem<br />
Maschinentisch befestigt.<br />
• Spanneisen, Spannschrauben<br />
für große Werkstücke die direkt am<br />
Maschinentisch gespannt werden.<br />
• Bohrprisma<br />
für runde Werkstücke die mit einem<br />
Bügelspanneisen verspannt werden.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 48 ZWET
Bohrmaschinen<br />
• Handbohrmaschine<br />
für nicht ortsgebundene Montagearbeiten. Antrieb elektrisch oder pneumatisch.<br />
Für spezielle Materialien (Beton) mit Schlagwerk ausgerüstet.<br />
• Tischbohrmaschine<br />
für kleinere Bohrungen an kleineren Werkstücken eingesetzt.<br />
Riemenantrieb<br />
Der Vorschub wird von Hand ausgeführt.<br />
• Säulenbohrmaschine<br />
Gestell aus einem stabilen Rohr. Die Drehzahl kann über<br />
Zahnradgetriebe eingestellt werden. Der Vorschub lässt sich von<br />
Hand oder über Getriebe (automatisch) betätigen. Maschinentisch<br />
ist höhenverstellbar und schwenkbar.<br />
• Ständerbohrmaschine<br />
Aufbau ähnlich Säulenbohrmaschine, Gestell ist ein stabiler Kasten<br />
mit Schlittenführung an der Vorderseite für schwerere Werkstücke<br />
• Radial -/Auslegerbohrmaschine<br />
Der Bohrkopf befindet sich auf dem Ausleger und ist somit<br />
schwenkbar und radial verschiebbar für Bohrungen bei<br />
großen sperrigen Werkstücken<br />
• Mehrspindelbohrmaschine<br />
für Großserienfertigung. Der Bohrkopf kann mehrere<br />
Werkzeuge aufnehmen die mit unterschiedlichen<br />
Drehzahlen gleichzeitig zum Einsatz kommen.<br />
• CNC-Bohr-Bearbeitungszentrum<br />
(Computerized Numerical Control): Durch einen Werkzeugsspeicher mit einem<br />
Werkzeugwechselsystem sind mehrere Bearbeitungen in rascher Folge möglich.<br />
z.B. Bohren, Senken, Reiben<br />
Maschinentisch in drei Achsen verfahrbar.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 49 ZWET
3.3.2 Senken<br />
Entspricht einem Bohrvorgang zur Erzeugung von Zylinder- oder<br />
Kegelflächen in Richtung der Bohrachse.<br />
Beim Senken wird unterschieden:<br />
• Plansenken für ebene Auflageflächen<br />
• Profilsenken (kegelig / zylindrisch) für<br />
Schraubenköpfe<br />
• Entgraten von Bohrungen<br />
Arten und Verwendung von Senkern<br />
Prinzipiell ist Vorzubohren und mit den verschiedenen Senkern wird nachbearbeitet.<br />
Werkstoff der Senker HSS bzw. HM.<br />
• Aufbohren<br />
Mit einem Spiralsenker mit 3 oder mehr<br />
Schneiden wird aufgebohrt um die Maß- und<br />
Formgenauigkeit sowie die Oberflächengüte<br />
der Bohrung zu erhöhen.<br />
• Plansenken<br />
Mit dem Plansenker (Flachsenker) wird am<br />
Werkstück eine plane Fläche angesenkt, die<br />
als Auflagefläche dient z.B.: bei Sechskantschrauben<br />
oder Muttern. Plansenken mit oder<br />
ohne Führungszapfen (dient der<br />
Formgenauigkeit).<br />
• Planeinsenken<br />
mit einem Flachsenker wird die zylindrische<br />
Einsenkung ausgeführt. z.B. für<br />
Zylinderschrauben. Es gibt auswechselbare<br />
Führungszapfen.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 50 ZWET
• Profilsenken<br />
Mit dem Kegelsenker wird die kegelige<br />
Profilsenkung durchgeführt. Der<br />
Senkwinkel ist abhängig von der<br />
Verbindungsart.<br />
z.B.: für Nieten 90°<br />
für Senkschrauben 60°, 75°, 90°<br />
zum Entgraten 60°.<br />
3.3.3 Reiben<br />
entspricht einem Bohrvorgang mit sehr geringer Spandicke zwecks Erhöhung der<br />
Oberflächengüte mit entsprechenden Werkzeugen. Die Bohrungen erhalten durch diese<br />
Feinbearbeitung:<br />
• kleine Maßtoleranzen<br />
• kleine Formtoleranzen<br />
• hohe Oberflächengüte<br />
Herstellverfahren erreichbare Rautiefe Rz<br />
Bohren 16.....25 µm<br />
Senken 6,3.....40 µm<br />
Reiben 0,4.....25 µm<br />
Reibwerkzeug: Reibahle<br />
HÜ Skizze<br />
Der Schneidenteil ist der spanende Teil der Reibahle und besteht aus 2 Teilen.<br />
• kegeliger Anschnitt<br />
Zum Einführen in die Bohrung. Hiermit erfolgt die Spanabnahme<br />
• zylindrischer Führungsteil<br />
Hat den Nenndurchmesser der Reibahle, dient zur Führung und<br />
glättet die Oberfläche.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 51 ZWET
Spanabnahme beim Reiben:<br />
Die Spanabnahme erfolgt beim Reiben durch eine drehende<br />
Schnittbewegung und eine axiale Vorschubbewegung des Werkzeuges.<br />
Die hohe Oberflächengüte wird durch eine niedrige Schnittgeschwindigkeit<br />
und kleinen Vorschub erreicht d.h. ca. ¼ - 1 /3 der Werte<br />
beim Bohren. Durch die Verwendung von Schmiermittel (Schneidöl) wird<br />
eine Verbesserung der Oberflächengüte bei gleichzeitiger<br />
Verminderung des Werkzeugverschleißes erzielt.<br />
Nie zurück Drehen sonst verklemmen sich Späne!!<br />
Die Reibahle hat mindestens 6 Schneidkanten. Zur Vermeidung von<br />
Rattermarken ist die Anordnung der Schneiden am Umfang<br />
(Zahnteilung) ungleich. Durch die unterschiedlichen Winkel erfolgt kein<br />
Eingriff der nachfolgenden Schneide an derselben Stelle. Um den<br />
gewünschten Durchmesser zu erhalten, stehen sich jeweils 2 Schneiden<br />
gegenüber. Die Schneiden sind sehr empfindlich und γ ≤ 0 schabende<br />
Wirkung.<br />
HÜ Skizze<br />
Arten und Verwendung von Reibahlen<br />
• Handreibahlen<br />
langer Anschnitt (zur Selbstzentrierung). Schaft zylindrisch mit Vierkant für<br />
Winkeleisen. Werkstoff meist HSS.<br />
• Maschinenreibahle<br />
kurzer Anschnitt (Führung durch Maschine). Schaft zylindrisch oder mit<br />
Morsekegel ins Maschinenfutter. Werkstoff: HSS bzw. Hartmetall.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 52 ZWET
• unverstellbare Reibahle<br />
ist aus einem Stück gefertigt. Kann nur bedingt ohne Durchmesserverlust<br />
nachgeschärft werden.<br />
• verstellbare Reibahle<br />
als geschlitzte Form oder mit eingesetztem Messer.<br />
Vorteil: nachschleifbar und justierbar. Abhängig von der Ausführung einstellbar<br />
zwischen 0,01mm...0,1mm (geschlitzte Form) und 1mm...5,5mm (verstellbare<br />
Messer für mehrere Durchmesser verwendbar.<br />
• geradgenutete Reibahle<br />
einfache Herstellung, geringer Vorschubdruck. Nicht für Bohrungen mit<br />
Unterbrechungen geeignet, da sie einhaken würde.<br />
• drallgenutete Reibahle<br />
hat immer einen Linksdrall, damit sich die<br />
Reibahle nicht in die Bohrung zieht.<br />
für Bearbeitung von Bohrungen mit einer Nut.<br />
• zylindrische Reibahle<br />
• kegelige Reibahle<br />
3.3.4 Gewinde schneiden<br />
Ein Gewinde ist eine profilierte Einkerbung, die um einen Zylinder längs einer<br />
Schraubenlinie verläuft.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 53 ZWET
Einteilung der Gewinde nach:<br />
• Lage<br />
Außengewinde<br />
Innengewinde<br />
• Verwendung<br />
Befestigungsgewinde: Schrauben<br />
Bewegungsgewinde: zum Umwandlung von<br />
Drehbewegung in Längsbewegung.<br />
• Gangrichtung<br />
rechtsgängig: Normalfall<br />
linksgängig: Bei vorgegebener Drehrichtung,<br />
zur Vermeidung von Verwechslungen.<br />
• Steigung<br />
Regelgewinde: grobe Steigung<br />
Feingewinde: bei dünnwandigen Rohren.<br />
Bei Erschütterungen schwerer lösbar.<br />
• Gangzahl<br />
eingängig<br />
mehrgängig: mehrere regelmäßige versetzte,<br />
parallel verlaufende Gewinde, ermöglichen eine<br />
größere Steigung bei unveränderter<br />
Gewindetiefe. Bei wenigen Umdrehungen<br />
werden große axiale Wege erzielt. <br />
Anwendung bei Bewegungsgewinde.<br />
• Gewindeprofil<br />
Durch die Querschnittsform entsteht das Gewindeprofil:<br />
metrisches ISO <strong>–</strong> Gewinde: als Regel- / Feingewinde.<br />
Trapezgewinde: bei Bewegungsschrauben<br />
Sägengewinde: für große einseitige axiale Kräfte<br />
Rundgewinde: Unempfindlichkeit gegen Verschmutzung und Schaden.<br />
Whitworth Rohrgewinde: Angabe in Zoll<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 54 ZWET
• Herstellung<br />
spanlose<br />
spanende<br />
Innengewindeschneiden<br />
Die spanabnehmende Bewegung setzt sich<br />
zusammen aus der Drehbewegung des<br />
Gewindebohrers (Schnittbewegung) und der<br />
Axialbewegung entsprechend der<br />
Gewindesteigung (Vorschubbewegung). Gute<br />
Schmierung notwendig.<br />
Durch den kegeligen Anschnitt des<br />
Gewindebohrers wird der Werkstoff überwiegend spanend bearbeitet.<br />
Der Rest des Werkstoffes wird spanlos verdrängt, er staucht auf.<br />
Daher muss der Durchmesser des Kernlochbohrers etwas größer sein als<br />
der Kerndurchmesser des Gewindebohrers. (0,2 <strong>–</strong> 0,4 mm).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 55 ZWET
Schneidwerkzeug: Gewindebohrer<br />
Die Schneidgeometrie ist abhängig von dem zu bearbeiteten Werkstoff:<br />
Werkstoff Spanwinkel γ Schneidengeometrie<br />
weiche Werkstoffe (Al, Cu) 16° - 22° größere Spanbrechernuten<br />
harte Werkstoffe (St, GG) 4° - 6° kleinere Spanbrechernuten<br />
Das Verhältnis zwischen Anschnitt und Schnittlänge beträgt 1 : 2.<br />
• Satzgewindebohrer<br />
2- oder 3- teilig (für Feingewinde), aus HSS, schneidet das Gewinde in zwei oder<br />
drei Arbeitsgängen (Vor-, Mittel-, Fertigschneider). Erst der Fertigschneider<br />
erzeugt das voll geschnittene Gewinde.<br />
• Muttergewindebohrer<br />
für geringe Gewindetiefen, schneidet das Gewinde in einem Arbeitsgang<br />
• Maschinengewindebohrer<br />
haben einen kurzen Anschnitt und schneiden das Gewinde in einem Arbeitsgang.<br />
linksgedrallt<br />
für Durchgangsbohrungen, die Späne werden nach<br />
unten abgeführt.<br />
HÜ Skizze<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 56 ZWET
echtsgedrallt<br />
für Grundlöcher, die Späne werden nach oben abgeführt.<br />
Außengewindeschneiden<br />
Wie beim Innengewinde wird beim Spanen mit dem Schneideisen der<br />
größte Teil des Gewindeprofils geschnitten. Der Rest des Werkstoffes<br />
wird spanlos verdrängt, er staucht auf. Daher muss der<br />
Bolzendurchmesser einen kleineren Durchmesser haben als der zu<br />
schneidende Gewindedurchmesser. (0,1 - 0,3 mm)<br />
Der Bolzen benötigt zum geraden Aufsetzen des Schneideisens eine<br />
Fase.<br />
Schneidwerkzeuge: Gewindeschneideisen<br />
HÜ Skizze<br />
• Gewindeschneideisen<br />
Das vollständige Gewinde wird in einem Arbeitsvorgang geschnitten. Bis ca.<br />
16 mm Gewindedurchmesser einsetzbar.<br />
• Gewindeschneidkluppe<br />
Hat verstellbare Schneidbacken. Die Spanabnahme erfolgt in mehreren<br />
Arbeitsgängen wobei die Schneidbacken verstellt werden. Für größere Gewinde<br />
ab 12 mm Durchmesser, sowie bei verschiedenen Gewindedurchmessern mit<br />
gleicher Steigung verwendet. Schneidenwerkstoff ist meist HSS bzw. HM.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 57 ZWET
3.3.5 Drehen<br />
Drehen ist Spanen mit kreisförmiger Schnittbewegung des Werkstückes<br />
und der quer zur Schnittrichtung liegenden Vorschubbewegung des<br />
Werkzeuges.<br />
Die gefertigten Werkstücke sind zylindrisch, kegelig und kugelförmig.<br />
Durch Drehen können Wellen, Bolzen, Scheiben, Buchsen und Gewinde<br />
hergestellt werden.<br />
Unterscheidungen nach der Bewegungsrichtung nach der Art der erzeugten Fläche:<br />
• Längsdrehen<br />
Vorschubbewegung parallel zur Werkstückachse.<br />
Erzeugung zylindrischer Flächen.<br />
• Plandrehen<br />
Vorschubbewegung normal zur Werkstückachse.<br />
Erzeugung ebener Flächen senkrecht zur<br />
Drehachse.<br />
• Kegeldrehen<br />
Vorschubbewegung schräg zur Werkstückachse.<br />
Erzeugung kegeliger Flächen.<br />
• Einstechen<br />
nur Zustellbewegung normal zur Werkstückachse.<br />
Kein Vorschub.<br />
Drehmeißel:<br />
Besteht aus dem Schneidkopf mit einer<br />
Schneide (Keilspitze) und dem Schaft. Der<br />
Drehmeißel wird im Meißelhalter des<br />
Oberschlittens festgeklemmt.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 58 ZWET
Winkel und Flächen von der Hauptschneide:<br />
Winkel des Drehmeißels von der Nebenschneide:<br />
Freiwinkel α: verringert die Reibung zwischen Werkzeug und<br />
Werkstück, zwischen 5° - 12°<br />
Keilwinkel β: wird von der Hauptfreifläche und der Spanfläche<br />
gebildet. Die Größe ist vom zu bearbeitenden Werkstoff<br />
abhängig, zwischen 70° - 85°<br />
Spanwinkel γ: liegt zwischen der Spanfläche und der Werkzeugbezugsebene.<br />
Er beeinflusst den Spanfluss.<br />
kleiner, negativer Spanwinkel γ Reißspan<br />
mittlerer Spanwinkel γ 5° - 25° Scherspan<br />
große Spanwinkel γ > 25° Fließspan<br />
Siehe S. 26<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 59 ZWET
Eckenwinkel ε: (Epsilon) entsteht zwischen Hauptschneide und<br />
Nebenschneide. Beim Schruppen 90° oder größer.<br />
Spitze ist gerundet um glättere Oberfläche zu erzeugen.<br />
Eckenradius rε<br />
Rauhtiefe Rt<br />
Einstellwinkel χ: (Kappa) zwischen Hauptschneide und Werkstückachse.<br />
Beeinflusst die Form des Spanungsquerschnittes und die<br />
Größe der Vorschubkraft.<br />
Neigungswinkel λ: (Lamda) bestimmt die Lage der Hauptschneide in Bezug<br />
auf das Werkstück und beeinflusst den Spanablauf.<br />
positiver Neigungswinkel λ:<br />
Der Anschnitt beginnt bei der Schneidenecke<br />
günstiger Spanablauf.<br />
negativer Neigungswinkel λ:<br />
bei unterbrochenem Schnitt (z.B. Welle mit<br />
Längsnut), die Schneidenecke kommt zuletzt<br />
zum Schnitt und verschleißt deshalb langsamer.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 60 ZWET
Schneidwerkstoffe der Drehmeißel:<br />
• Niedrig legierter Werkzeugstahl (heute selten)<br />
≤ 5% Legierungsmetalle beigemengt, 0,6 <strong>–</strong> 1,5% C-Gehalt<br />
(Kohlenstoff), Legierungsmetalle (Chrom Cr, Wolfram W, Mangan<br />
Mn), Temperaturen bis 200°C, Schnittgeschwindigkeit 20 m/min.<br />
• HSS Schnellarbeitsstahl (verliert auch an Bedeutung)<br />
sind zäh und hart, können nachgeschliffen werden, bis zu 30%<br />
Legierungsmetalle (Chrom (Cr), Molybdän (Mo), Kobalt (Co),<br />
Wolfram (W), Vanadium (V)) 1 % Kohlenstoff, geringe<br />
Wärmefestigkeit max. Temperaturen bis 600°C,<br />
Schnittgeschwindigkeit 60 m/min.<br />
• HM (Hartmetall)<br />
Wendeschneidplatten aus Hartmetall werden auf den<br />
Werkzeughalter geklemmt oder die Schneidplättchen werden<br />
durch Hartlöten befestigt. Aus den Metallen Titan (Ti) und Tantal<br />
(Ta) werden Karbide gebildet und mit Kobalt (Co) als Bindemittel<br />
gesintert, Wärmefestigkeit bei Temperaturen bis 900°C,<br />
Schnittgeschwindigkeit 120 m/min.<br />
• Oxid-keramische Schneidstoffe<br />
werden als Wendeschneidplatten verwendet und sind aus<br />
Aluminiumoxid (AlO3), sind extrem hart und verschleißfest,<br />
Temperaturen bis 1300°C, sehr hohe Schnittgeschwindigkeit,<br />
äußerst hohe Härte.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 61 ZWET
Drehmeißelarten:<br />
Spannvorrichtung für das Werkstück<br />
müssen der Form des jeweiligen Werkstücks und der durchzuführenden Dreharbeit<br />
entsprechen:<br />
• selbstzentrierende Mehrbackenfutter (Spannfutter)<br />
als 3 oder 4-Backenfutter<br />
ausgeführt, Betätigung händisch,<br />
hydraulisch oder elektromagnetisch,<br />
bei handbetätigten Spannfuttern<br />
erfolgt die Bewegung der<br />
Spannbacken über eine Planspirale.<br />
Die Backen greifen in die Planspirale<br />
ein und durch Verdrehen werden alle<br />
Backen gleichmäßig in radialer<br />
Richtung bewegt selbstzentrierend<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 62 ZWET
HÜ Skizze<br />
bei Kraftspannfutter wird die Spannkraft pneumatisch oder hydraulisch erzeugt.<br />
Durch die Fliehkraft verringert sich die Spannkraft Fliehkraftausgleich<br />
• Planscheibe<br />
Vier unabhängig einzustellende Spannbacken werden einzeln<br />
eingestellt und festgeklemmt. Mit Hilfe radial verlaufender<br />
Schlitze können weitere Spannmittel angebracht werden<br />
für nicht rotationssymmetrische Teile.<br />
HÜ Skizze<br />
• Spannen zwischen Spitzen<br />
lange zylindrische Werkstücke werden zwischen den Spitzen von<br />
Arbeitsspindel und Reitstock gespannt. Die Übertragung der<br />
Drehbewegung erfolgt durch Mitnehmerscheibe und<br />
Mitnehmerherz (=Drehherz).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 63 ZWET
Aufbau der Zug- und Leitspindeldrehmaschine:<br />
• Spindelstock<br />
enthält die gesamte Antriebseinheit (Antriebsmotor, Getriebe für<br />
unterschiedliche Spindeldrehzahlen) und Arbeitsspindel mit dem<br />
Spannfutter bzw. Körnerspitzen.<br />
• Reitstock<br />
enthält die Pinole mit der Körnerspitze zum Abstützen des<br />
Werkstücks (Drehen zwischen Spitzen). In der Pinole können auch<br />
andere Werkzeuge (Bohrer, Gewindebohrer) eingesetzt werden.<br />
Der Reitstock am Maschinenbett ist verschiebbar.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 64 ZWET
• Werkzeugschlitten<br />
bestehend aus Bettschlitten, Querschlitten (Planschlitten) und<br />
Oberschlitten. Der im Meißelhalter befestigte Drehmeißel kann in<br />
Richtung der Drehachse (Vorschub) und senkrecht dazu<br />
(Zustellung) bewegt werden.<br />
• Drehmaschinengestell<br />
stabiles Gestell, hohe Steifigkeit, gute Schwingungsdämpfung (oft<br />
aus Gusseisen), mit Gleitführungen am Maschinenbett für<br />
Reitstock und Werkzeugschlitten.<br />
• Zug- und Leitspindel<br />
glatte Zugspindel für die Vorschubbewegung.<br />
Leitspindel mit Gewinde zum Gewindeschneiden.<br />
3.3.6 Fräsen<br />
Fräsen ist Spanen mit einem mehrschneidigen Werkzeug (2-20 Schneiden) und<br />
kreisförmiger Schnittbewegung zur Erzeugung beliebiger Werkstückoberflächen (ebene<br />
und räumlich gekrümmte Flächen).<br />
Schnittbewegung durch das sich drehende Werkzeug<br />
Vorschubbewegung meist durch das Werkstück.<br />
Fräswerkzeug:<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 65 ZWET
Beim Fräsen ist jede Schneide pro Umdrehung nur einmal im Eingriff <br />
nur kurzzeitige Schneidenbelastung, geringe Erwärmung, dadurch lange<br />
Standzeit; jedoch immer stoßartige Belastung beim Eingreifen einer<br />
Schneide; teures Werkzeug<br />
Die Hauptschneiden sind beim Fräser die Umfangsschneiden, welche auf<br />
der Mantelfläche des gedachten Zylinders liegen.<br />
Die Nebenschneiden (Stirnschneiden) befinden sich auf der Kreisfläche.<br />
Der Neigungswinkel λ (Drallwinkel) zeigt die Neigung der Schneidkante<br />
gegenüber der Fräserachse. Wenn λ ≠ 0 ist, dringt die Schneidkante<br />
nicht schlagartig, sondern allmählich in die Oberfläche ein.<br />
Die Schneidenzahl hängt vom Material des Werkstücks ab:<br />
• für weiche Werkstoffe entstehen große Spanmengen große Zahnlücken und<br />
damit kleine Zähnezahl.<br />
• für harte Werkstoffe kleine Zahnlücken und große Zähnezahl.<br />
Bei den Fräsern wird unterschieden zwischen den Typen:<br />
Typ N ormal: für Stahl und Gusseisen mit normaler Festigkeit<br />
Typ H art: harte oder kurzspanende Werkstoffe<br />
Typ W eich: weiche, zähe oder langspanende Werkstoffe<br />
Schneidenwerkstoffe<br />
• HSS<br />
wird meistens verwendet auf Grund des unterbrochenen Schnittes, da er die<br />
Zähigkeit und Temperaturwechselbeständigkeit besitzt.<br />
• Hartmetall HM<br />
wird für Schneidplatten auf Messerköpfen und als Wendeschneidplatten bei<br />
Fräsköpfen verwendet.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 66 ZWET
Einteilung des Fräsverfahrens nach 2 Gesichtspunkten:<br />
• Nach der Arbeitsweise des Fräsers<br />
• Umfangfräsen (Walzfräsen)<br />
die am Umfang liegenden Hauptschneiden erzeugen die<br />
Werkstückoberfläche. Die Fräserachse liegt parallel zur<br />
bearbeitenden Fläche. Zähne an der Mantelfläche<br />
z.B. Walzenfräser, Scheibenfräser.<br />
Spanbildung: Es entsteht immer ein kommaförmiger Span,<br />
starke Schnittkraftschwankungen<br />
• Stirnfräsen<br />
die an der Stirnfläche des Fräsers liegenden Nebenschneiden<br />
erzeugen die Werkstückoberfläche. Die Fräserachse liegt<br />
normal zur bearbeitenden Oberfläche. Wirtschaftlich zur<br />
Bearbeitung großer ebener Flächen (großer Vorschub möglich);<br />
Spanbildung: auch kommaförmig, geringerer Dickenunterschied,<br />
meist mehrere Zähne gleichzeitig im Eingriff geringere<br />
Schnittkraftschwankung<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 67 ZWET
• Nach der Vorschubrichtung<br />
• Gleichlauffräsen<br />
Die Drehrichtung des Fräsers und die Vorschubrichtung des Werkstücks sind<br />
im Eingriffsbereich (der Fräserschneiden) gleichgerichtet.<br />
Spanbildung: Spandicke zu Beginn groß, dann auf 0 abnehmend;<br />
kein Reiben zu Beginn, jedoch plötzliche große Schnittkraft;<br />
glatte Oberfläche, höhere Standzeit bzw. höhere<br />
Schnittleistung möglich,<br />
Beim Walzfräsen immer starke Schnittkraftschwankungen<br />
Fräser drückt Werkstück gegen Unterlage (wichtig bei dünnen<br />
Werkstücken);<br />
• Gegenlauffräsen<br />
Die Drehrichtung des Fräsers und die Vorschubrichtung des Werkstücks sind<br />
im Eingriffsbereich (der Fräserschneiden) gegenläufig.<br />
Spanbildung: Span beginnt dünn und endet dick.<br />
Zahn gleitet anfangs bevor er greift Schneiden werden<br />
schneller stumpf als beim Gleichlaufräsen kürzere Standzeit.<br />
Am Ende des Spanvorganges ist die Schnittkraft am größten<br />
und wird danach schlagartig Null führt zu Schwingungen und<br />
es entstehen Rattermarken rauere Oberfläche.<br />
Fräser hebt dabei das Werkstück an sichere Festspannung<br />
wichtig.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 68 ZWET
Fräsenarten nach Anordnung der Zähne<br />
• Scheibenfräser<br />
Fräser scheibenförmig, Zähnen am Umfang; zum Ausfräsen<br />
von schmalen Nuten (verschiedene Querschnittsformen);<br />
für eben bzw. gekrümmte Flächen<br />
• Walzenfräser<br />
Zähne ebenfalls am Umfang; jedoch breiter walzenförmig;<br />
Drehachse ist parallel zu Werkstücksoberfläche; Anwendung<br />
für größere ebene Flächen.<br />
• Walzenstirnfräser<br />
sind Walzenfräser mit Zähnen am Umfang und an einer<br />
Stirnfläche;<br />
• Stirnfräser<br />
Schneidkanten nur an der Stirnfläche; Drehachse normal zur<br />
Werkstückoberfläche; ebenfalls für ebene Flächen.<br />
• Schaftfräser<br />
haben einen Schaft wie Bohrer oder Reibahle; die Schneiden<br />
sind am Umfang und an der Stirnfläche<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 69 ZWET
Fräserarten nach der Zahnform<br />
• spitzgezahnter Fräser<br />
Spanfläche und Freifläche sind ebene Flächen; Nachschleifen mit<br />
Topfscheiben an der Freifläche; dadurch wird der Durchmesser<br />
kleiner nur für ebene Flächen; billig in der Herstellung und<br />
Ausführung als Walzen-, Scheiben- oder Stirnfräser.<br />
HÜ Skizze<br />
• hinterdrehter Fräser<br />
sind Formfräser für gekrümmte Flächen bzw. Nuten mit<br />
bestimmten Profil z.B. bei einem Zahnrad die Zahnlücken Profil<br />
des Fräsers darf sich beim Nachschleifen nicht ändern; die<br />
Freiflächen verlaufen nach innen in Form einer logarithmischen<br />
Spirale; nachschleifen an der Spanfläche (immer radial);<br />
Spanwinkel γ = 0 Zahnprofil bleibt auch beim Nachschleifen<br />
unverändert erhalten.<br />
HÜ Skizze<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 70 ZWET
Fräsmaschinen<br />
Universalfräsmaschinen haben einen schwenkbaren Spindelkopf, mit zwei Spindeln und<br />
besitzen einen vielseitig verstellbaren Tisch.<br />
Kühlen und Schmieren<br />
Die Flüssigkeit soll die Schnittstelle reichlich umspülen und die Späne abführen. Kühl-<br />
und Schmiermittel bewirken eine Verlängerung der Standzeit und ermöglichen größere<br />
Schnittgeschwindigkeiten. Das Schmieren reduziert die Reibungswärme und somit die<br />
erforderlichen Schnittkräfte. Es führt auch zur Verbesserung der Oberflächenqualität.<br />
3.3.7 Räumen<br />
Räumen ist Feinstbearbeitung ebener oder profilierter Innenflächen mit<br />
einem mehrschneidigen, stangenförmigen Werkzeug. Die Bearbeitung<br />
erfolgt in nur einer Hubbewegung. Das Werkzeug hat eine große Anzahl<br />
an Schneidkanten, die in fixer Lage zueinander angeordnet sind. Jede<br />
nachfolgende Schneide steht etwas weiter vor und schneidet einen Span<br />
mit bestimmter Dicke (Anstelle des Vorschubes bei einschnittigen<br />
Werkzeug) hohe Maßgenauigkeit erzielbar.<br />
Unterscheidung der Räumverfahren:<br />
• Innenräumen<br />
zur Bearbeitung von Innenflächen (z.B. Bohrung) mit einer Räumnadel;<br />
Räumnadel wird nur einmal durch die Bohrung gezogen; Querschnitt entweder<br />
rund oder profiliert<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 71 ZWET
• Außenräumen<br />
mit Räumbalken zur Bearbeitung von nicht geschlossenen Außenflächen<br />
z.B. von exakten Nuten; hat nur auf einer Seite Schneiden, auf der anderen Seite<br />
ist er glatt und kann dort abgestützt werden (geführt werden).<br />
Spanbildung:<br />
Durch die erhöhten Schneidkanten erfolgt das Abtrennen von Spänen bestimmter Dicke<br />
(0,004 mm <strong>–</strong> 0,2 mm) ohne, dass ein Vorschub oder eine Zustellbewegung erfolgt. Die<br />
Späne sammeln sich in den Spanräumen (=Zahnlücken); Spanwinkel γ zwischen 2° und<br />
15°. Es sind immer mehrere Zähne gleichzeitig im Eingriff; Räumen wird an<br />
Stoßmaschinen mit waagrechtem oder senkrechten Werkzeughub durchgeführt;<br />
Schnittgeschwindigkeit (= Hubgeschwindigkeit) mit HSS (3 <strong>–</strong> 6 m/min)<br />
Anwendung nur für Serienfertigung (wegen teurem Werkzeug)<br />
3.3.8 Hobeln und Stoßen<br />
Zur Herstellung ebener Flächen und geradliniger Nuten mit einem<br />
einschneidigen Werkzeug (Hobelmeißel) und geradlinige<br />
Schnittbewegung (Späne werden streifenweise abgetrennt).<br />
• Hobeln (Langhobeln)<br />
Die waagrechte Schnittbewegung wird vom Werkstück<br />
ausgeführt, das auf einem hin und hergehenden Tisch<br />
gespannt ist (langer Hub). Vorschub und Zustellbewegung<br />
werden durch das Werkzeug ausgeführt; Anwendung für<br />
Außenflächen (auch Nuten).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 72 ZWET
• Stoßen (auch Kurzhobeln)<br />
Die Schnittbewegung wird vom Werkzeug ausgeführt.<br />
Vorschub und Zustellbewegung werden durch das<br />
gespannte Werkstück ausgeführt.<br />
waagrechte Stoßen: (=Kurzhobeln) für Außen- und<br />
Innenflächen<br />
senkrecht Stoßen: meist nur für Innenflächen<br />
Schnittbewegung (Hauptbewegung)<br />
Besteht grundsätzlich aus einem Arbeits-<br />
und einem Leerhub; Zerspanung erfolgt nur<br />
während des Arbeitshubes; beim Leerhub<br />
wird das Werkzeug von der Schnittfläche<br />
angehoben und gleichzeitig der Vorschub<br />
schrittweise durchgeführt; durch das<br />
Abbremsen und Wiederbeschleunigen<br />
großer Massen sind nur kleine<br />
Schnittgeschwindigkeiten möglich; weiters<br />
kommt der Hobelmeißel stoßweise in<br />
Eingriff; insgesamt geringe Leistung und geringe Standzeit.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 73 ZWET
3.4 Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneidenform<br />
3.4.1 Schleifen<br />
Schleifen ist ein Zerspanen mit Werkzeugen aus geometrisch<br />
unbestimmten Schneiden. Das Schleifwerkzeug besteht aus einer<br />
Vielzahl kleiner, sehr harter scharfkantiger Schleifkörner die mit einem<br />
Bindemittel festgehalten werden.<br />
Anwendung:<br />
• Feinstbearbeitung<br />
Zur Erzeugung von Oberflächen mit sehr kleiner Rautiefe, sowie hoher Maß- und<br />
Formgenauigkeit. Die Form des Werkstücks wurde durch andere spanende<br />
Fertigungsverfahren hergestellt.<br />
• Nachschleifen von Werkzeugen<br />
Dient zur Wiederherstellung der Zerrspanungseigenschaften.<br />
• Entgraten<br />
des Werkstückes nach anderen Fertigungsverfahren<br />
Schleifwerkzeug<br />
Die Eigenschaften eines Schleifkörpers werden bestimmt:<br />
• Schleifmittel<br />
Der eigentliche Schneidstoff sind die Körner, welche die Späne<br />
abtrennen. Die Spanabnahme erfolgt durch eine große Anzahl<br />
unregelmäßig geformter Schneiden dieser Körner. Bei<br />
Vergrößerung der Körner kann man die Form eines Schneidkeils<br />
erkennen. viele Schneidkeile mit jeweils unterschiedlichen<br />
Winkel α, β, γ. Der Keilwinkel β plus Freiwinkel α sind größer als<br />
90° Spanwinkel γ ist negativ und schabende Wirkung.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 74 ZWET
Das Schleifmittel muss wesentlich härter sein als der zu zerspanende Werkstoff.<br />
Verwendet werden natürlich vorkommende oder künstlich hergestellte Mineralien:<br />
Schleifmittel chemische<br />
Zeichen<br />
Kurzzeichen für<br />
Schleifmittel<br />
Wärmebeständig<br />
bis<br />
Verwendung<br />
Korund Al2O3 A 2000 C° mittelzähe bis harte<br />
Werkstoffe<br />
Siliciumcarbid SiC C 1370 C° Planschleifen von HM,<br />
Keramik<br />
Bornitrid BN B 1200 C° HSS-Stahl, Warm- und<br />
Kaltarbeitsstähle<br />
Diamant C D 800 C° Präzisionsschleifen von<br />
HM, Keramik<br />
• Korngröße<br />
Durch die Korngröße wird die Zerspanleistung und die<br />
Oberflächengüte beeinflusst. Die Kennziffer entspricht der<br />
Maschenzahl auf 1 inch Länge.<br />
z.B. Körnung D150 das sind Diamantkörner, welche gerade noch<br />
durch das Sieb mit Maschenzahl 150 fallen, aber auf dem nächsten<br />
Sieb liegen bleiben.<br />
Einsatz Körnung Kennziffer der Korngröße Korngröße<br />
mm<br />
Rautiefe Rz<br />
µm<br />
Schruppen grob 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 20, 24 1 - 4 8 <strong>–</strong> 20<br />
Schlichten mittel 30, 36, 46, 54, 60 0,3 <strong>–</strong> 1 1,5 <strong>–</strong> 8<br />
fein 70, 80, 90, 100, 120, 150, 180, 220 0,08 <strong>–</strong> 0,3 0,3 <strong>–</strong> 1,5<br />
Feinschleifen sehr fein 230, 240, 280, 320, 400, 500, 600,<br />
800, 1000, 1200<br />
0,003 <strong>–</strong> 0,08 0,2 <strong>–</strong> 0,3<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 75 ZWET
• Bindung<br />
Das Bindemittel hält die Schleifkörner zusammen. Wenn diese<br />
stumpf geworden sind, sollen sie ausbrechen. Brechen sie zu<br />
schnell aus, nutzt sich die Schleifscheibe zu rasch ab. Ist die<br />
Bindung zu fest, werden die Körner zu stumpf und die<br />
Temperaturen zu hoch.<br />
Die Härte eines Schleifkörpers ist ein Maß für die Kraft, mit der<br />
die Schleifkörner durch das Bindemittel festgehalten werden.<br />
Art der Bindung Kurzzeichen<br />
Eigenschaften und Anwendung<br />
keramisch V die gebräuchlichste, unempfindlich gegen Wasser, Öl und<br />
Wärme; unelastisch und spröde<br />
Gummi R sehr elastisch und zäh, für hohe<br />
Gummi faserstoffverstärkt<br />
RF Umfangsgeschwindigkeiten, wärmeempfindlich, geeignet<br />
für Nassschliff, geringe Leistung<br />
Kunstharz B gebräuchlichste elastische Bindung,<br />
Kunstharz faserstoffverstärkt<br />
BF hohe Festigkeit, Zähigkeit, für dünne Scheiben und hohe<br />
Umfangsgeschwindigkeiten<br />
Metall M hohe Verschleißfestigkeit, wenig stoßempfindlich<br />
• Härtegrad<br />
Der Härtegrad muss bei der Auswahl der Schleifscheibe dem<br />
Werkstoff angepasst werden. Bei harten und spröden<br />
Werkstoffen stumpfen die Schleifkörner schneller ab, deshalb<br />
müssen sie leichter aus der Bindung herausbrechen. Bei weichen<br />
und zähen Werkstoffen bleiben die Körner länger scharf.<br />
harte Werkstoffe weiche Schleifscheiben<br />
weiche Werkstoffe harte Schleifscheiben<br />
Härte Kurzzeichen<br />
für Härte<br />
Einsatzgebiet<br />
äußerst weich A, B, C, D Tiefschleifen und Seiten-<br />
sehr weich E, F, G schleifen harter Werkstoffe<br />
weich H, I, J, K herkömmliches<br />
mittel L, M, N, O Metallschleifen<br />
hart P, Q, R, S Außenrund-<br />
sehr hart T, U, V, W schleifen<br />
äußerst hart X, Y, Z weicher Werkstoffe<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 76 ZWET
• Gefüge<br />
Die räumliche Verteilung von Schleifkörner, Bindemittel und Poren<br />
bilden das Gefüge (Struktur) des Schleifkörpers. Die Auswahl des<br />
Gefüges muss die anfallende Spanmenge berücksichtigen.<br />
mehr Späne größere Poren<br />
Gefüge Kennziffer für Gefüge<br />
geschlossenes Gefüge<br />
kleine Poren<br />
offenes Gefüge<br />
große Poren<br />
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6<br />
7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14<br />
• Form der Schleifkörper<br />
Die Einteilung der Schleifkörper erfolgt nach der geometrischen<br />
Grundform und der Art der Einspannung:<br />
Schleifscheiben Bohrung<br />
Schleifstifte Schaft<br />
Form Nr. Gruppe Grundform<br />
1 gerade Schleifscheibe<br />
6 zylindrische Topfscheibe<br />
konische Topfscheibe<br />
12 Tellerschleifscheibe<br />
52 Schleifstift<br />
Am Häufigsten werden gerade<br />
Schleifscheiben verwendet, welche<br />
auch profiliert sein können.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 77 ZWET
Bezeichnung der Schleifwerkzeuge:<br />
Die Einteilung und Bezeichnung der Schleifkörper sind auf den Etiketten der<br />
Schleifscheiben zu finden Angaben genormt.<br />
ISO-Grundform Schleifkörper<br />
Außendurchmesser d1 = 400 mm<br />
Scheibenbreite b = 100 mm<br />
Bohrungsdurchmesser d2 = 127 mm<br />
Schleifmittel A = Korund<br />
Körnung 60 = Sieb mit 60 Maschen je Zoll<br />
Härtegrad K = weich<br />
Gefügekennziffer 8 = mittel<br />
Bindung V = keramisch<br />
zul. Umfangsgeschwindigkeit = 35 m/s<br />
Schleifscheiben besitzen wegen ihrer Struktur eine geringe Zugfestigkeit. Damit sie durch<br />
die Fliehkräfte nicht auseinander gerissen werden, muss die Umfangsgeschwindigkeit<br />
von Schleifscheiben begrenzt werden.<br />
Farbstreifen blau gelb rot grün<br />
v in m/s 50 63 80 100<br />
Auswuchten der Schleifscheiben<br />
Wegen der ungleichmäßigen Verteilung<br />
der Massen entstehen Fliehkräfte.<br />
Diese Unwucht belastet die Lager der<br />
Schleifmaschine, die Qualität der<br />
Schleifarbeit und ist ungünstig für den<br />
Verschleiß der Schleifscheibe. Auf<br />
Auswuchtgeräten wird die Lage der<br />
Unwucht festgestellt und<br />
Ausgleichsgewichte in der Ringnut des<br />
Flansches angebracht.<br />
z.B. 7 400 x 100 x 127 A 60 K 8 V 35<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 78 ZWET
Abrichten der Schleifscheibe<br />
Nach einer gewissen Standzeit werden die Schleifscheiben stumpf und ist wegen<br />
ungleichmäßiger Abnutzung nicht mehr kreisförmig die Schleifscheibe muss<br />
abgerichtet werden:<br />
• Profilieren<br />
Die Scheibe besitzt wegen ungleichmäßiger<br />
Abnutzung nicht mehr die Form und die Radien und<br />
daher muss mit einem Abrichtwerkzeug aus<br />
Diamant oder Stahl eine Schicht abgetragen<br />
werden.<br />
• Schärfen<br />
durch den Abtrag der Bindung wird der<br />
Spanraum vergrößert. Nach dem Profilieren<br />
muss mit einem Schärfstein (Korund) die<br />
Bindung abgetragen werden.<br />
Schleifverfahren:<br />
• Umfangs-Planschleifen<br />
• Längs-Rundschleifen<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 79 ZWET
3.4.2 Honen<br />
Feinbearbeitungsverfahren zum Herstellen genauer Bohrungen. Wird<br />
auch „Ziehschleifen“ genannt (Englisch honing).<br />
Anwendung für genaue Dicht- und Gleitflächen z.B. Pumpenzylinder,<br />
Motorzylinder, Lagerschalen mit geringem Spiel (bis 0,05 mm genau).<br />
Ähnlich der Reibahle, jedoch statt Metallschneiden sind vier oder mehr Schleifstäbe<br />
(Honsteine) vorhanden; diese bestehen aus Schleifstoffen; die Honahle führt sich<br />
selbsttätig in der Bohrung.<br />
Arbeitsablauf<br />
Die Honahle führt eine gleichmäßige Drehbewegung aus und gleichzeitig eine Auf- und<br />
Abwärtsbewegung (Axialgeschwindigkeit); die Honsteine werden auf die zu<br />
bearbeitenden Fläche gedrückt dabei entstehen sich kreuzende Bearbeitungsriefen<br />
(notwendig bei Motorzylinder wegen Ölhaltevermögen).<br />
Wichtig ist gute Schmierung mit reichlich Öl (auch zur Spanabfuhr)<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 80 ZWET
3.4.3 Läppen<br />
Zur Feinstbearbeitung; meist für ebene Flächen; aber auch für Innen- und Außenzylinder.<br />
Läppen ist ein Verfahren bei dem mit losen verteilten Körner in einer Flüssigkeit oder<br />
Paste feinst bearbeitet wird.<br />
z.B. Planläppen<br />
Arbeitsablauf<br />
Mehrere gleichartige Werkstücke befinden sich zwischen zwei gusseisernen Scheiben<br />
(Läppscheiben) welche sich gegenläufig drehen; die Werkstücke liegen in den<br />
Ausschnitten einer Käfigscheibe aus Kunststoff die sich exzentrisch (außerhalb der Mitte)<br />
dreht die Werkstücke werden bezüglich der Läppscheibe radial bewegt;<br />
Spanabnahme erfolgt durch das Läppmittel<br />
Läppkorn: Siliciumkarbid, Diamantpulver, Korund<br />
Trägermedium: Öl, Petrolium, Benzin, Benzol zum Verteilen des Kornes sowie zur<br />
Schmierung und Kühlung<br />
Körner zersplittern unter hohem Druck der Läppscheiben und werden kleiner, abgenutzte<br />
Körner werden gemeinsam mit Spänen ausgespült.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 81 ZWET
4 Werkstoffe<br />
4.1 Einteilung der Werkstoffe<br />
Werkstoffe entstehen aus in der Natur vorkommenden Rohstoffen:<br />
• natürliche Werkstoffe<br />
sind Rohstoffe die bereits als Werkstoffe geeignet sind z.B. Holz,<br />
Stein, Lehm, Leder<br />
Nachteil: sie besitzen meist unzureichende Eigenschaften für<br />
technische Anwendungen nur bedingt geeignet.<br />
• künstlich hergestellte Werkstoffe<br />
werden aus natürlichen Rohstoffen durch chemische Umwandlung<br />
gewonnen.<br />
z.B. Metalle aus Erz, Kunststoffe aus Erdöl, Glas aus Quarzsand<br />
Die gewonnenen Werkstoffe haben eine andere stoffliche<br />
Zusammensetzung als die Rohstoffe, aus denen sie hergestellt<br />
sind. Die Eigenschaften können bei den jeweiligen<br />
Herstellungsprozessen beeinflusst werden.<br />
Rohstoffe sind nicht unbegrenzt vorhanden mit Werkstoffen sparsam und überlegt<br />
umgehen. Ausgediente Werkstücke sollen nach Möglichkeit als Rohstoff neuer<br />
Werkstoffe eingesetzt werden (Recycling). Bereits bei der Werkstoffauswahl ist ihre<br />
Umweltverträglichkeit zu beachten (bei der Gewinnung, Verarbeitung, Recycling,<br />
Entsorgung).<br />
Um eine Überblick über die Vielfalt der Werkstoffe zu erhalten, ordnet man sie nach ihrer<br />
Zusammensetzung oder gemeinsamen Eigenschaften in Gruppen.<br />
Stahl<br />
C < 2,06%<br />
Werkstoffe<br />
Metalle Nichtmetalle Verbundwerkstoffe<br />
Eisenmetalle Nichteisenmetalle<br />
Eisenguss<br />
C > 2,06%<br />
Leichtmetalle<br />
ρ < 5<br />
kg/dm³<br />
Schwermetalle<br />
ρ > 5<br />
kg/dm³<br />
Naturstoffe<br />
Organische<br />
Werkstoffe<br />
Kunststoffe<br />
künstlich<br />
hergestellt<br />
e Stoffe<br />
Anorganische<br />
Werkstoffe<br />
natürlich<br />
vorkomm.<br />
Mineralien<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 82 ZWET
• Stähle<br />
C < 2,06%; sind Eisen-Werkstoffe mit großer Festigkeit. Aus ihnen<br />
werden vor allem Maschinenteile (Schrauben, Bolzen, Zahnräder,<br />
Profile, Wellen) hergestellt, die Kräfte aufnehmen und übertragen<br />
müssen.<br />
z.B. Baustahl, Werkzeugstahl, Vergütungsstahl<br />
• Eisen-Gusswerkstoffe<br />
C > 2,06%; sind gut vergießbare Werkstoffe. Sie werden zu<br />
Bauteilen (Maschinengehäuse) gegossen, deren schwierige Form am<br />
besten durch Gießen herstellbar ist.<br />
z. B. Grauguss, Temperguss, Stahlguss<br />
• Leichtmetalle<br />
ρ < 5 kg/dm 3 ; Es sind leichte Werkstoffe mit zum Teil hoher<br />
Festigkeit. Ihr Hauptanwendungsgebiet sind Leichtbauteile für<br />
Pkw und Flugzeuge.<br />
z.B. Aluminium, Magnesium, Titan<br />
• Schwermetalle<br />
ρ > 5 kg/dm 3 ; Sie werden meist wegen besonderer<br />
werkstofftypischer Eigenschaften verwendet:<br />
z. B. Kupfer wegen seiner guten elektrischen Leitfähigkeit für<br />
Wicklungsdrähte, Chrom und Nickel als Legierungselemente in<br />
Stählen, Zink, Blei<br />
• Naturstoffe<br />
Dies sind in der Natur vorkommende Stoffe<br />
z.B. Holz, Leder und Naturgummi<br />
• Kunststoffe<br />
Kunststoffe sind leicht, elektrisch isolierend und in Sorten von gummiartig bis<br />
formstabil und hart erhältlich. Ihre Verwendung ist äußerst vielseitig und reicht<br />
vom Reifenwerkstoff bis zu Getriebebauteilen.<br />
z.B. PVC, Polyesterharz, Polyethylen<br />
• Künstlich hergestellte Stoffe<br />
Keramische Werkstoffe werden vor allem wegen ihrer Härte und<br />
Verschleißfestigkeit eingesetzt, z.B. als Schneidplatten, Düsen, Gleitringe.<br />
z.B. Glas, Keramik<br />
• Natürlich vorkommende Mineralien<br />
Verwendung: z. B. Granit als Platte eines Prüftisches.<br />
z.B. Marmor, Graphit, Korund<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 83 ZWET
• Verbundwerkstoffe<br />
Verbundwerkstoffe sind aus mehreren Werkstoffen zusammengesetzt und<br />
vereinen die positiven Eigenschaften der Einzelwerkstoffe in einem neuen<br />
Werkstoff.<br />
Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) sind hochfest, zähelastisch und leicht.<br />
Hartmetalle, werden aus Metallpulver erzeugt und als Schneidstoffe verwendet.<br />
Normung der Werkstoffe<br />
Alle technisch wichtigen Werkstoffe sind genormt:<br />
• Werkstoffbezeichnung<br />
• Werkstoffzusammensetzung<br />
• Eigenschaften<br />
Auswahl von Werkstoffen<br />
Eine Maschine besteht aus einer Vielzahl von Bauteilen aus unterschiedlichen<br />
Werkstoffen. Jedes Bauteil hat eine bestimmt Aufgabe zu erfüllen und ist aus einem<br />
geeigneten Werkstoff gefertigt.<br />
Für jeden Verwendungszweck ist der dafür beste Werkstoff auszusuchen. Maßgebend<br />
dafür ist, in welcher Form sie im Handel erhältlich sind:<br />
• Werkstoffeigenschaften (chemisch, mechanisch, physikalisch) z.B. Festigkeit,<br />
Verarbeitbarkeit<br />
• Lieferform z.B. als Blech, Profil, Stab, Draht, …<br />
• Lieferabmessungen z.B. Länge, Breite, Höhe, Durchmesser, …<br />
• Lieferzustand z.B. gewalzt, gezogen, Art der Wärmebehandlung, Vergießart, …<br />
• Umweltverträglichkeit z.B. Problem bei Entsorgung<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 84 ZWET
4.2 Eigenschaften der Werkstoffe<br />
4.2.1 Physikalische Eigenschaften<br />
beschreiben den Zustand bzw. eine Zustandsänderungen<br />
• Dichte ρ gibt an, welche Masse [m] ein Werkstoff<br />
pro Volumeneinheit [V] besitzt.<br />
ρ=m/V [kg/dm³, g/cm³]<br />
Wasser 1,0 kg/dm³<br />
Aluminium 2,7 kg/dm³<br />
Eisen 7,87 kg/dm³<br />
Kupfer 8,9 kg/dm³<br />
Blei 11,3 kg/dm³<br />
Wolfram 19,3 kg/dm³<br />
• Schmelzpunkt ist jene Temperatur bei der<br />
ein Werkstoff zu schmelzen beginnt.<br />
Zinn 232°C<br />
Blei 327°C<br />
Aluminium 658°C<br />
Kupfer 1083°C<br />
Eisen 1536°C<br />
Wolfram 3387°C<br />
• thermische Längenausdehnung ist die<br />
Längenänderung durch Temperaturänderung an.<br />
Längenausdehnunskoeffizient α gibt an:<br />
Längenänderung eines 1m langen Körpers<br />
bei 1 C° Temperaturveränderung.<br />
• elektrische Leitfähigkeit ist die Fähigkeit<br />
eines Stoffes elektrischen Strom zu leiten.<br />
z.B. Silber, Kupfer, Aluminium, Stahl<br />
Isolierstoffe: Kunststoffe, Keramik, Glas<br />
• Wärmeleitfähigkeit ist die Fähigkeit eines<br />
Stoffes Wärme zu leiten.<br />
z.B. Kupfer, Aluminium, Stahl<br />
niedrige Leitfähigkeit: Kunststoffe<br />
• Magnetisierbarkeit liegt bei den meisten<br />
Eisenwerkstoffen sowie Nickel und Kobalt vor.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 85 ZWET
4.2.2 Mechanisch technologische Eigenschaften<br />
beschreiben das Verhalten der Werkstoffe unter der Wirkung<br />
mechanischer Kräfte.<br />
• Mit Elastizität bezeichnet man die Fähigkeit eines Werkstoffes<br />
nach einer Verformung seine Ausgangsform wieder von selbst<br />
einzunehmen. Elastische Werkstoffe federn zurück.<br />
• Plastizität; ein Werkstoff ist plastisch formbar, wenn er seine<br />
Form bleibend verändert und nur geringfügig zurückfedert.<br />
Die meisten Werkstoffe haben ein elastisch-plastisches<br />
Verformungsverhalten. Bei geringen Kräften verformen sie sich<br />
elastisch, bei größeren Kräften zusätzlich auch plastisch.<br />
• Zähigkeit ein Werkstoff ist zäh, wenn er der plastischen<br />
Verformung einen großen Widerstand entgegensetzt.<br />
Z.B. Baustahl, Edelstahl<br />
• Sprödigkeit; ein Werkstoff ist spröde, wenn er sich nicht<br />
verformen lässt und bei schlagartiger Beanspruchung<br />
zerspringt. Z.B. Gusseisen, Keramik, Glas<br />
• Härte gibt den Widerstand an, den ein Werkstoff dem<br />
Eindrücken eines härteren Prüfkörpers entgegensetzt.<br />
harte Werkstoffe: gehärteter Stahl, Hartmetall<br />
weiche Werkstoffe; Aluminium, Kupfer<br />
• Streckgrenze Re ist die Zugspannung die unmittelbar vor<br />
Beginn des Streckens wirkt. Die Streckgrenze ist eine<br />
Kenngröße für die Belastbarkeit eines Werkstoffes ohne<br />
plastische Verformung.<br />
Z F<br />
R<br />
e<br />
e= S<br />
<br />
Q<br />
u<br />
e<br />
r<br />
s<br />
c<br />
h<br />
n<br />
i<br />
u<br />
g<br />
k<br />
r<br />
a<br />
f<br />
t<br />
t<br />
s<br />
f<br />
l<br />
ä<br />
c<br />
h<br />
e<br />
[N/mm²]<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 86 ZWET
• Zugfestigkeit Rm größtmögliche Zugspannung, die ein Werkstoff aushalten kann,<br />
ohne zu Bruch zu gehen.<br />
R<br />
m= Q<br />
u<br />
Z<br />
u<br />
g<br />
t<br />
s<br />
F<br />
m<br />
S [N/mm²]<br />
e k f<br />
•<br />
•<br />
Dehnung ε durch r die reinwirkende<br />
l Kraft verlängert sich<br />
der Probestab. Unter der Zugkraft F dehnt sich der<br />
s a ä<br />
Stab um ∆l.<br />
cV<br />
f cn<br />
l l l<br />
U<br />
he<br />
t<br />
ä<br />
hg<br />
∆<br />
l<br />
−<br />
ε =<br />
= l<br />
r<br />
nr<br />
n<br />
e<br />
s<br />
il<br />
g<br />
Wärmefestigkeit p<br />
täbeschreibt<br />
e die Festigkeit eines<br />
Werkstoffes bei rerhöhten<br />
n Temperaturen.<br />
ug<br />
ne<br />
gr<br />
4.2.3<br />
su<br />
Chemisch technologische Eigenschaften<br />
l<br />
beschreiben die Werkstoffzusammensetzung und die stoffliche Umwandlung der<br />
Werkstoffe.<br />
• Zusammensetzung gibt die in einem Werkstoff enthaltenen Elemente sowie den<br />
Gehalt der einzelnen Elemente an.<br />
• Korrosionsbeständigkeit ist der Widerstand eines Werkstoffes gegen die<br />
zerstörende Wirkung durch chemische und elektrochemische Reaktionen.<br />
korrosionsbeständig: Edelstähle, Aluminium<br />
nicht korrosionsbeständig: unlegierte Stähle, niedrig legierte Stähle<br />
• Hitzebeständigkeit; z.B. unlegierte Baustähle sind hitze- und<br />
zunderbeständig bis ca. 600°. Bei höheren Temperaturen<br />
reagieren sie mit der Luft und verzundern.<br />
• Brennbarkeit spielt bei metallischen Werkstoffen keine Rolle.<br />
Kunststoffe wiederum sind leicht brennbar.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 87 ZWET
4.2.4 Fertigungstechnische Eigenschaften<br />
beschreiben die Eignung bei der Verarbeitung der Werkstoffe wie Gießen, Umformen,<br />
spanende Verarbeitung, Härten.<br />
• Gießbarkeit ist gegeben, wenn der Werkstoff eine dünnflüssige<br />
Schmelze bildet (gutes Ausfüllen der Gießform und möglichst<br />
geringes Schwindmaß = Schrumpfung beim Erstarren). Bei<br />
großem Schwindmaß ergeben sich beim Erstarren innere<br />
Spannungen, Verzug und Neigung zur Lunkerbildung<br />
(Hohlraum).<br />
z.B. Gusseisen, Aluminium, Zink<br />
• Spanbarkeit; die meisten metallischen Werkstoffe sind gut<br />
spanbar. Die Spanbarkeit wird durch die erzielbare<br />
Oberflächengüte, die Spanbedingungen und die Standzeit der<br />
Werkzeuge bewertet. Die Schneidenform muss je nach Härte<br />
und Elastizität des Werkstoffes gewählt werden.<br />
• Umformbarkeit: ist die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich unter<br />
Krafteinwirkung plastisch verformen zu lassen.<br />
Warmumformen: Schmieden, Warmwalzen<br />
Kaltumformen: Biegen, Tiefziehen<br />
gut umformbar: kohlenstoffarme Stähle, Aluminium<br />
nicht umformbar: Eisenguss<br />
• Härtbarkeit ist die Eignung durch Wärmebehandlung eine<br />
wesentliche Erhöhung der Härte und Festigkeit zu<br />
erreichen. Härtbar sind die meisten Stahlsorten.<br />
• Schweißbarkeit ist die Eignung schmelzbare Werkstoffe<br />
durch ein Fügeverfahren zu verbinden.<br />
Gut schweißbar sind unlegierte und niedrig legierte Stähle<br />
mit niedrigem Kohlenstoffgehalt<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 88 ZWET
4.3 Metallische Werkstoffe<br />
4.3.1 Eisenmetalle<br />
Stahl ist eine Eisen-Kohlenstoff Mischung (Legierung) mit maximal 2,06<br />
% Kohlenstoff C und verschiedenen Metallen um bestimmte<br />
Eigenschaften zu erzielen. Im Allgemeinen ist Stahl zäh und gut<br />
verformbar.<br />
4.3.1.1 Herstellung des Roheisens<br />
Roheisen wird aus Eisenerzen (sind Gesteine, in denen Eisenverbindungen<br />
enthalten sind) hergestellt. Dabei werden im Hochofen die<br />
Eisenverbindungen (Eisenoxide Fe2O3, Fe3O4) mit dem Kohlenstoff aus<br />
dem Hochofenbrennstoff (Koks) zu Eisen reduziert.<br />
Im Hochofen laufen folgende Vorgänge ab:<br />
Hochofenanlagen bestehen aus dem bis zu 50 m hohen Hochofen mit Winderhitzern<br />
(Cowper) und der Erzaufbereitung. Der Hochofen wird im Gegenstromprinzip betrieben.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 89 ZWET
• Vorwärmzone<br />
Von oben wird er lagenweise mit Möller (Eisenerz/Zuschläge-<br />
Gemisch) und Koks beschickt. Das von unten aufsteigende heiße<br />
Gas trocknet im oberen Teil den Möller und entweicht mit 200°C<br />
als Gichtgas.<br />
• Reduktionszone<br />
In einer tieferen Zone mit Temperaturen von 500 °C bis 1100 °C<br />
erfolgt die Reduktion des Eisenerzes. Es entsteht Eisen in Form<br />
eines porösen, festen Eisenschwamms.<br />
• indirekte Reduktion: Aufsteigendes Kohlenstoffmonoxidgas (CO) reagiert mit<br />
den Eisenoxiden und entzieht ihnen Sauerstoff Eisen vermischt mit<br />
Unreinheiten.<br />
Fe2O3 + 3CO 2Fe + 3CO2<br />
Fe3O4 + 4CO 3Fe + 4CO2<br />
• direkte Reduktion: Glühenden Koks C reagiert mit den Eisenoxiden und<br />
entzieht ihnen Sauerstoff.<br />
Fe2O3 + 3C 2Fe + 3CO<br />
Fe3O4 + 4C 3Fe + 4CO<br />
• Schmelzzone<br />
Im unteren Teil des Hochofens verbrennt ein Teil des Kokses mit<br />
eingeblasener Heißluft zu Kohlenmonoxid (CO) und steigt nach<br />
oben. Die bei der Verbrennung entstehende Wärme heizt den<br />
Kernbereich auf 1400°C bis 1800 °C auf. Der in die Schmelzzone<br />
absinkende Eisenschwamm schmilzt und fließt in den geschlossenen<br />
Boden des Hochofens. Die mit abgesunkenen, erdigen<br />
Erzbestandteile und die Zuschläge schmelzen ebenfalls. Sie<br />
schwimmen als Schlacke auf dem flüssigen Roheisen. Schlacke und<br />
Roheisen werden in periodischen Abständen von einigen Stunden<br />
abgelassen (Abstiche). Das flüssige Roheisen wird entweder zu<br />
Masseln (Eisenstäbe) vergossen oder flüssig in fahrbaren<br />
Roheisenmischern zur Weiterverarbeitung ins Stahlwerk<br />
transportiert.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 90 ZWET
Das Roheisen besteht zu etwa 90 % aus Eisen, 4 % Kohlenstoff, wenigen Prozent<br />
Mangan, Silizium und Phosphor sowie geringen Anteilen Schwefel. Je nach der<br />
Zusammensetzung des flüssigen Roheisens unterscheidet man:<br />
• Stahlroheisen ist der Ausgangsstoff für die Stahlerzeugung. Kohlenstoff C<br />
verbindet sich zu Eisenkarbid Fe3C und seine Bruchfläche ist silberhell (weißes<br />
Roheisen). Es hat eine hohen Mangangehalt (größer 1%).<br />
• Gießereiroheisen ist der Ausgangsstoff für Eisen-Gusswerkstoffe. Wegen dem<br />
hohen Siliziumgehalt (1,5% - 3%) scheidet sich Kohlenstoff C als Grafit aus <br />
Bruchfläche ist grau (graues Roheisen).<br />
4.3.1.2 Herstellung von Stahl<br />
Das schmelzflüssig anfallende Roheisen hat einen hohen C-Gehalt und<br />
noch hohe Gehalte an störenden Eisenbegleitern. Besonders der hohe<br />
Kohlenstoffgehalt sowie der Phosphor und Schwefel machen das<br />
Roheisen sprödhart und nicht schmiedbar. Es ist technisch nicht<br />
verwendbar.<br />
Bei der Stahlherstellung werden Kohlenstoff und andere Elemente vermindert und<br />
Verunreinigungen beseitigt.<br />
Roheisen<br />
Verminderung der<br />
Eisenbegleiter<br />
Stahl<br />
Die Verminderung der Eisenbegleiter im Roheisen erfolgt durch Verbrennen der<br />
Eisenbegleiter mit eingeblasenem Sauerstoff dieser Vorgang wird Frischen genannt.<br />
Eisenbegleiter Gehalt Roheisen Gehalt Stahl (S235JR)<br />
Kohlenstoff C 3,5 % 0,2 %<br />
Silizium Si 0,4 % 0,4 %<br />
Mangan Mn > 1 % 0,6 %<br />
Phosphor P 2 % 0,05 %<br />
Schwefel S 0,08 % 0,05 %<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 91 ZWET
Stahlherstellung mit dem LD-Verfahren<br />
Das LD-Verfahren (Stahlwerke: Linz, Donawitz) wurde 1950 in<br />
Österreich entwickelt.<br />
Bei diesem Verfahren werden flüssiges Roheisen und Stahlschrott<br />
zusammen mit Kalk-Zuschlägen (zur Schlackenbildung) in einen<br />
Konverter (Umwandler) gefüllt.<br />
Der Konverter ist ein feuerfest ausgemauerter, nach oben offener,<br />
birnenförmiger Großbehälter mit einem Fassungsvermögen von rund<br />
300 t Stahl.<br />
Er ist drehbar gelagert, sodass er zum Füllen und Entleeren gekippt<br />
werden kann. Nach dem Einfüllen fährt ein wassergekühltes Rohr<br />
(Lanze) von oben in den Konverter und bläst Sauerstoff O2 in die<br />
Schmelze. Kohlenstoff C und Schwefel S verbrennen zu gasförmigem<br />
Kohlendioxid CO2 und Schwefeldioxid SO2. Phosphor P, Mangan Mn und<br />
Silizium Si oxidieren zu den festen Oxiden P2O5, MnO2 und SiO2 und<br />
werden in die auf der Schmelze schwimmenden Schlacke aufgenommen.<br />
Dieser Blasvorgang dauert ca. 10 <strong>–</strong> 20 Minuten. Danach wird das Sauerstoff-Blasrohr<br />
aus dem Konverter gezogen. Falls erforderlich werden Legierungselemente zugegeben<br />
um die gewünschte Stahlzusammensetzung zu erhalten. Dann wird der Konverter<br />
gekippt und man gießt den Stahl in fahrbare Pfannenwagen oder Gießbehälter. Der<br />
entstandene Stahl kann bereits für Massenstähle verwendet werden (geringe Reinheit).<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 92 ZWET
Stahlherstellung mit dem Elektrostrahlverfahren<br />
Dieses Verfahren dient sowohl zum Schmelzen von Massenstahl aus<br />
Stahlschrott als auch zur Herstellung hochlegierter und damit<br />
hochschmelzender Stahlsorten.<br />
Der Elektro-Lichtbogenofen hat eine flache Schmelzwanne, in der das<br />
Einsatzgut im heißen Lichtbogen der Grafitelektrode aufgeschmolzen<br />
wird.<br />
Zu Beginn wird die Schmelzwanne mit Stahlschrott, Gießereiabfällen,<br />
Roheisen und schlackebildenden Zuschlägen gefüllt. Dann werden die<br />
Grafitelektroden auf die Füllung abgelassen und der Lichtbogen wird<br />
gezündet. Er entwickelt Temperaturen bis zu 3000°C und schmilzt die<br />
Füllung auf. In der einstündigen Schmelzzeit werden Verunreinigungen<br />
wie Phosphor, Schwefel und überschüssiger Kohlenstoff entfernt. Dies<br />
geschieht durch Zugabe von Kalk, welcher die unerwünschten Stoffe in<br />
die Schlacke bindet.<br />
Mit Hilfe von weiteren Schritten zur Stahlveredelung werden Qualitätsstähle und<br />
Edelstähle erzeugt. Dabei werden die Stähle zur Qualitätsverbesserung mit anderen<br />
Metallen legiert.<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 93 ZWET
4.3.1.3 Einteilung der Stähle nach folgenden Gesichtspunkten:<br />
Einteilung nach der chemischen Zusammensetzung<br />
• unlegierte Stähle<br />
Bei unlegierten Stählen darf kein Legierungselement den Grenzwert aus der<br />
Tabelle überschreiten.<br />
Element Grenzwert % Element Grenzwert % Element Grenzwert %<br />
Aluminium Al 0,30 Molybdän Mo 0,08 Silizium 0,60<br />
Bismuth Bi 0,10 Niob Nb 0,06 Tellur Te 0,10<br />
Cobalt Co 0,30 Nickel Ni 0,30 Titan Ti 0,05<br />
Kupfer Cu 0,40 Blei Pb 0,40 Vanadium V 0,10<br />
Mangan Mn 1,65 Selen 0,10 Wolfram W 0,30<br />
• nichtrostende Stähle<br />
besitzen einen Chromgehalt von mindestens 10,5% und einen Kohlenstoffgehalt<br />
von höchstens 1,2%.<br />
• andere legierte Stähle<br />
alle Stähle, die einen Grenzwert (obige Tabelle) überschreiten und keine<br />
nichtrostende Stähle sind.<br />
Einteilung nach den Hauptgüteklassen<br />
Die Eigenschaften eines Stahls werden nicht nur durch die Zusammensetzung, sondern<br />
auch durch die Herstellung bestimmt.<br />
• Qualitätsstähle<br />
sind Stähle (unlegiert oder legiert) mit gewährleisteten Gebrauchseigenschaften.<br />
Z.B. Zähigkeit, Korngrenze, Umformbarkeit, Schweißneigung. Sie sind im<br />
allgemeinem nicht für Vergüten oder Oberflächenhärten vorgesehen.<br />
• Edelstähle<br />
sind Stähle (unlegiert oder legiert), die besonders rein mit genauer<br />
Zusammensetzung hergestellt sind. Weitgehend frei von nichtmetallischen<br />
Einschlüssen. Sie haben gewährleistete Eigenschaften. Z.B. nach der<br />
Wärmebehandlung exakte Festigkeits- und Härtewerte.<br />
Einteilung nach der Verwendung<br />
• Baustähle<br />
werden verwendet zur Herstellung für Maschinen und Geräte (Maschinenbau,<br />
Stahlbau, Fahrzeugbau, Anlagenbau, …)<br />
• Werkzeugstähle<br />
werden verwendet zur Herstellung von Hand- und Maschinenwerkzeugen<br />
(Gesenke, Schneidwerkzeuge, Spritzgussformen, diverse Umformwerkzeuge)<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 94 ZWET
4.3.1.4 Bezeichnungssystem für Stähle<br />
Kurznamen von Stählen nach dem Verwendungszweck und den Eigenschaften<br />
Diese Kurznamen geben Hinweis auf den Verwendungszweck und die mechanischen<br />
und physikalischen Eigenschaften. Sie werden aus Haupt- und Zusatzsymbolen ohne<br />
Leerstellen aneinander gereiht.<br />
Hauptsymbol<br />
Zusatzsymbol<br />
Hauptsymbole bestehen aus Buchstaben und Ziffern für die Stahlgruppe und die<br />
mechanischen Eigenschaften.<br />
Hauptsymbol Verwendungszweck<br />
E Stähle für Maschinenbau<br />
S Stähle für Stahlbau<br />
P Stähle für Druckbehälterbau<br />
H Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen<br />
DX Flacherzeugnisse zum Kaltumformen<br />
T Verpackungsblech und -band<br />
L Stähle für Leitungsrohre<br />
B Betonstähle<br />
Y Spannstähle<br />
M Elektroblech und <strong>–</strong>band<br />
R Schienenstähle<br />
Die Zusatzsymbole sind in zwei Gruppen geteilt. Wir listen momentan nur die<br />
Zusatzsymbole der Gruppe1 auf, welche vom Verwendungszweck der Stähle abhängt:<br />
• Stähle für den Maschinenbau E<br />
Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />
S235J2G3<br />
G1 unberuhigt vergossen<br />
G2 beruhigt vergossen<br />
G3 vollberuhigt vergossen<br />
G4 vollberuhigt vergossen und vorgeschriebener<br />
Anlieferungszustand<br />
E360C Maschinenbaustahl, Re = 360 N/mm2, mit besonderer<br />
Kaltumformbarkeit<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 95 ZWET
• Stähle für den Stahlbau S<br />
Kerbschlagarbeit<br />
in Joule<br />
Prüftemp.<br />
27 J 40 J 60 J C°<br />
JR KR LR + 20<br />
JO KO LO 0<br />
J2 K2 L2 - 20<br />
J3 K3 L3 - 30<br />
J4 K4 L4 - 40<br />
J5 K5 L5 - 50<br />
J6 K6 L6 - 60<br />
S235J2G3 Stahlbaustahl, Re = 235 N/mm2, Kerbschlagarbeit<br />
27 J bei -20°C, vollberuhigt vergossen<br />
• Stähle für den Druckbehälterbau P<br />
Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />
M thermomechanisch umgeformt<br />
N normalgeglüht oder normalisierend umgeformt<br />
Q vergütet<br />
B Gasflaschen<br />
S einfache Druckbehälter<br />
P265NH Druckbehälterstahl, Re = 265 N/mm2, normalgeglüht<br />
oder normalisierend umgeformt, für<br />
Hochtemperaturen geeignet<br />
• Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen H, HT<br />
Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />
M thermomechanisch gewalzt und kalt gewalzt<br />
B Bake hardening<br />
P Phosphor legiert<br />
X Dualphase<br />
Y Interstital free steel (IF Stahl)<br />
H420M kaltgewalztes Flacherzeugnis aus höherfestem Stahl,<br />
Re = 420 N/mm2, thermomechanisch gewalzt und kalt<br />
gewalzt<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 96 ZWET
• Flacherzeugnisse zum Kaltumformen D, DC, DD, DX<br />
Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />
D Schmelztauchüberzüge<br />
EK für konventionelle Emailierung<br />
ED für direkte Emailierung<br />
T für Rohre<br />
DX52D Flacherzeugnis zum Kaltumformen, ohne<br />
Walzvorschrift, Kennzahl 52, für<br />
Schmelztauchüberzüge<br />
Bezeichnung von Stählen nach der chemischen Zusammensetzung<br />
Mit diesen Kurznamen werden unlegierte Stähle, die nicht nach ihrer Verwendung<br />
bezeichnet sind, die nichtrostenden Stähle und die anderen legierten Stähle bezeichnet.<br />
Man unterscheidet vier Gruppen:<br />
• unlegierte Stähle mit einem Mangangehalt < 1%, außer Automatenstahl<br />
Der Kurzname setzt sich aus Haupt- und Zusatzsymbolen zusammen.<br />
Hauptsymbol Zusatzsymbol<br />
C Kennzahl für den<br />
Kohlenstoffgehalt<br />
Kennzahl = Kohlenstoffgehalt %<br />
. 100<br />
E vorgeschriebener max. Schwefel-Gehalt x 100<br />
R vorgeschriebene Bereiche des S-Gehaltes<br />
D zum Drahtziehen<br />
G1…G4 siehe bei Stähle für Maschinenbau<br />
C besondere Kaltumformbarkeit<br />
S für Federn<br />
U für Werkzeuge<br />
W für Schweißdraht<br />
C35E4 unlegierter Stahl mit Mangangehalt < 1%, einem C-<br />
Gehalt von 0,35%, vorgeschriebener max.<br />
Schwefelgehalt von 0,04%<br />
C45U unlegierter Stahl mit Mangangehalt < 1%, einem C-<br />
Gehalt von 0,45%, Verwendung für Werkzeuge<br />
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• unlegierte Stähle mit einem Mangangehalt > 1 %, unlegierte Automatenstahl,<br />
legierte Stähle mit Gehalten der einzelnen Legierungselemente unter 5%<br />
Der Kurzname besteht aus:<br />
der Kennzahl für den Kohlenstoffgehalt x 100<br />
den chemischen Symbolen der Legierungselemente<br />
den Faktoren mit denen die Gehalte der Legierungselemente multipliziert sind<br />
Legierungselement Faktor<br />
Cr, Co, Mn, Ni, Si, W 4<br />
Al, Cu, Mo, Pb, Ta, Ti, V 10<br />
C, N, P, S 100<br />
B 1000<br />
28Mn6 unlegierter Stahl mit C-Gehalt 28/100 = 0,28%,<br />
Mangangehalt 6/4 = 1,5%<br />
16MnCr5 legierter Einsatzstahl mit C-Gehalt 16/100 = 0,16%,<br />
Mangangehalt 5/4 = 1,25%, Chromgehalt ist nicht<br />
angegeben<br />
115CrV3 legierter Werkzeugstahl mit C-Gehalt 115/100 = 1,15%,<br />
Chromgehalt 3/4 = 0,75%, Vanadiumgehalt ist nicht<br />
angegeben<br />
• legierte Stähle mit Gehalten der einzelnen Legierungselemente über 5%<br />
Der Kurzname besteht aus:<br />
dem Kennbuchstaben X für hochlegierte Stähle<br />
der Kennzahl für den Kohlenstoffgehalt x 100<br />
den chemischen Symbolen der Legierungselemente<br />
den Gehalt der Legierungselement, die direkt in Prozent angegeben sind.<br />
X10CrNi18-8 legierter Stahl mit C-Gehalt 10/100 = 0,10%,<br />
Chromgehalt = 18%, Nickelgehalt = 8%<br />
X210CrW12 legierter Stahl mit C-Gehalt 210/100 = 2,10%,<br />
Chromgehalt = 12%, Wolframgehalt ist nicht<br />
angegeben, ca. 0,7%<br />
X5CrNi18-10 legierter Stahl mit C-Gehalt 5/100 = 0,05%,<br />
Chromgehalt = 18%, Nickelgehalt = 10%<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 98 ZWET
• Schnellarbeitsstähle<br />
Der Kurzname besteht aus:<br />
dem Kennbuchstaben HS für Schnellarbeitsstähle<br />
den Gehalt der Legierungselement (Reihenfolge: W, Mo, V, Co)<br />
HS6-5-2-5 Schnellarbeitsstahl mit Wolframgehalt = 6%,<br />
Molybdängehalt = 5%, Vanadium = 2%,<br />
Cobaltgehalt = 5%<br />
HS2-9-1-8 Schnellarbeitsstahl mit Wolframgehalt = 2%,<br />
Molybdängehalt = 9%, Vanadium = 1%,<br />
Cobaltgehalt = 8%<br />
Alle metallischen Werkstoffe können entweder mit Kurznamen oder mit<br />
Werkstoffnummern bezeichnet werden.<br />
Bezeichnung von Stählen mit Werkstoffnummern<br />
Die Werkstoffnummern stellen ein Ordnungssystem für Werkstoffe dar, das für die<br />
Datenverarbeitung geeignet ist.<br />
Werkstoff-<br />
Hauptgruppe<br />
1 für Stahl<br />
Kennzahl Hauptgruppe<br />
1.02 23(xx)<br />
Stahlgruppennummer<br />
02 für Baustahl<br />
0 Roheisen, Ferrolegierungen, Gusseisen<br />
1 Stahl, Stahlguss<br />
2 Schwermetalle<br />
3 Leichtmetalle<br />
4 <strong>–</strong> 8 Nichtmetallische Werkstoffe<br />
9 freie Kennzahl für innerbetriebliche Kennzeichnung<br />
Zählnummer<br />
bei Bedarf erweiterbar<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 99 ZWET
Kennzahl Stahlgruppennummer<br />
unlegierte Qualitätsstähle<br />
01, 91 allgemeine Baustähle, Rm < 500 N/mm 2<br />
02, 92 sonstige, nicht für eine Wärmebehandlung bestimmte Baustähle mit Rm < 500 N/mm 2<br />
03, 93 Stähle mit C < 0,12% oder Rm < 400 N/mm 2<br />
04, 94 Stähle mit 0,12% ≤ C < 0,25% oder 400 N/mm 2 ≤ Rm < 500 N/mm 2<br />
05, 95 Stähle mit C 0,25% ≤ C < 0,55% oder 500 N/mm 2 ≤ Rm < 700 N/mm 2<br />
06, 96 Stähle mit C ≥ 0,55% oder Rm ≥ 700 N/mm 2<br />
07, 97 Stähle mit höherem Phosphor- und Schwefelgehalt<br />
unlegierte Edelstähle<br />
10 Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften<br />
11 Bau-, Maschinenbau- und Behälterstähle mit C < 0,5%<br />
12 Maschinenbaustähle mit C ≥ 0,5%<br />
13 Bau-, Maschinenbau- und Behälterstähle mit besonderen Anforderungen<br />
15…18 Unlegierte Werkzeugstähle<br />
legierte Qualitätsstähle<br />
08, 98 Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften<br />
09, 99 Stähle für verschiedene Anwendungsbereiche<br />
legierte Edelstähle<br />
20…28 Legierte Werkzeugstähle<br />
32 Schnellarbeitsstähle ohne Cobalt<br />
33 Schnellarbeitsstähle mit Cobalt<br />
35 Wälzlagerstähle<br />
36, 37 Stähle mit besonderen magnetischen Eigenschaften<br />
38, 39 Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften<br />
46 Nickellegierungen, chemisch beständig, hochwarmfest<br />
40…45 Nichtrostende Stähle<br />
47, 48 Hitzebeständige Stähle<br />
49 Hochwarmfeste Werkstoffe<br />
85 Nitrierstähle<br />
87…89 Hochfeste schweißgeeignete Stähle<br />
50…84 Bau-, Maschinenbau- und Behälterstähle mit verschiedenen Legierungskombinationen<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 100 ZWET
4.3.1.5 Baustähle<br />
Baustähle müssen je nach Verwendung unterschiedliche Eigenschaften aufweisen:<br />
ausreichende Festigkeit und Zähigkeit, gute Zerspan- und Schweißbarkeit, Korrosions-<br />
und Hitzebeständigkeit, gute Umformbarkeit<br />
• Unlegierte Baustähle<br />
Unlegierte Baustähle kommen als warmgewalzte oder blankgezogene Stäbe und<br />
Profile in den Handel. Für ihre Verwendung sind vor allem die Streckgrenze, die<br />
Umformbarkeit und die Eignung zum Schweißen maßgebend. Sie werden für<br />
Bauteile im Maschinen- und Stahlbau verwendet, für die keine Wärmebehandlung<br />
erforderlich ist. Sie sind nach ÖNORM EN 10025 genormt und werden entweder<br />
mit einer Kurzbezeichnung oder Werkstoffnummer benannt.<br />
Kurzbezeichnung alte<br />
Bezeichnung<br />
Werkstoffnummer <br />
Kohlenstoffgehalt<br />
Streckgrenze<br />
Re N/mm²<br />
Zugfestigkeit<br />
Rm N/mm²<br />
S185 St 33 1.0035 ~ 175 ~ 290<br />
S235JR St 37-2 1.0037 0,17 195 <strong>–</strong> 235 330 <strong>–</strong> 470<br />
S275JR St 44-2 1.0044 0,21 235 <strong>–</strong> 275 410 <strong>–</strong> 540<br />
S355J2G3 St 52-3N 1.0570 0,20 315 - 355 490 <strong>–</strong> 630<br />
Die Festigkeit der Baustähle wird hauptsächlich durch den Kohlenstoffgehalt<br />
bestimmt. Während die Festigkeit mit dem Kohlenstoffgehalt steigt, verschlechtern<br />
sich die Verformbarkeit, die Schmiedbarkeit und die Schweißneigung.<br />
• Feinkornbaustähle<br />
Für hochbelastete Bauteile (im Kran-, Maschinen- und Fahrzeugbau) kommen<br />
bevorzugt die schweißgeeigneten Feinkornbaustähle zum Einsatz. Ihre hohe<br />
Festigkeit und Streckgrenze erhalten sie durch erhöhten Mangangehalt (bis 1,7%)<br />
und geringe Ni, Cr, Cu und V-Gehalte.<br />
z.B. S420M<br />
S275M Re = 275 N/mm², thermomechanisch gewalzt<br />
• Automatenstähle<br />
für die Herstellung von Serienteilen auf automatisierten Zerspanungsmaschinen;<br />
gefordert sind dazu kurzbrechende, leicht abzuführende Späne. Automatenstähle<br />
sind unlegierte Qualitätsstähle mit erhöhtem Schwefel- und Phosphorgehalt<br />
(daher nicht schweißgeeignet und gewissen Festigkeitsverlust).<br />
z.B. 10SPb20 unlegierter Automatenstahl mit 0,10% C, 20% S<br />
• Einsatzstähle<br />
sind unlegierte Qualitätsstähle mit C-Gehalt < 0,2% (aber auch unlegierte und<br />
legierte Edelstähle). Aus Einsatzstählen werden Werkstücke gefertigt, die eine<br />
verschleißfeste Randschicht erhalten soll.<br />
z.B. 20MoCr4 legierter Einsatzstahl mit 0,20% C, 1% Mo und etwas Cr<br />
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• Nitrierstähle<br />
sind legierte Stähle, sie enthalten Nitridbildner (Al, T) die Stähle werden in einer<br />
Stickstoff abgebender Atmosphäre erwärmt, dadurch diffundiert Stickstoff in die<br />
Oberfläche ein und bildet mit den oben genannten Metallen harte<br />
temperaturbeständige Nitride dünne harte Randschicht (wenige 1/10 mm) und<br />
zäher Kern; Verwendung für verschleißfeste Bauteile mit hoher Dauerfestigkeit.<br />
• Vergütungsstähle<br />
haben einen C-Gehalt > 0,2 % - 0,6 %, vergüten bedeutet Härten und<br />
nachfolgendes Anlassen. Anlassen ist eine Wärmebehandlung bei 400° - 600°C<br />
zur Verminderung der Sprödigkeit nach dem Härten. Nach dem Härten hat der<br />
Werkstoff ein feines gleichmäßiges Härtegefüge, die Festigkeit ist hoch, der<br />
Werkstoff aber sehr spröde. Durch das Anlassen kann der Kohlenstoff aus dem<br />
Härtegefüge herauswandern, die Sprödigkeit sinkt dabei, Festigkeit geht leicht<br />
zurück, das feine Gefüge und damit hohe Zähigkeit bleibt aber erhalten.<br />
Resultat: Werkstoff mit hoher Festigkeit bei gleichzeitig höherer Zähigkeit als der<br />
Ausgangswerkstoff.<br />
Verwendung: dynamisch beanspruchte Bauteile mit hoher Dauerfestigkeit.<br />
z.B. 51CrV4 0,51 % C, 1% Cr und etwas V<br />
• Federstähle<br />
gefordert sind Elastizität und Dauerfestigkeit. Sie sind unlegierte Qualitätsstähle<br />
oder legierte / unlegierte Edelstähle<br />
Untergruppe der Baustähle<br />
• Allgemeine Baustähle<br />
im Vordergrund stehen Anforderungen für die Festigkeit (Streckgrenze /<br />
Zuggrenze); sind für eine Wärmebehandlung nicht vorgesehen.<br />
• Warmfeste und hochwarmfeste Stähle<br />
Verwendung von warmfesten Stählen bis zu 350°C, z.B. für Rohrleitungen und<br />
Apparatebau, hochwarmfeste Stähle bis zu 700°C<br />
• Kaltzähe Stähle<br />
die Zähigkeit der Stähle sinkt mit abnehmender Temperatur, für Einsätze bei<br />
tiefern Temperaturen (-20° bis -50°C) benötigt man Stähle mit guten Zähigkeiten<br />
kaltzähe Stähle<br />
Werkzeugstähle<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 102 ZWET
Korrosionsbeständige / nichtrostende Stähle<br />
• Witterungsbeständige Stähle sind unlegierte Baustähle mit erhöhtem Gehalt an<br />
Kupfer (Cu), Chrom (Cr) oder Nickel (Ni). Diese Elemente bilden eine direkte<br />
Oxidschicht und schützen so vor weiterer Oxidation.<br />
• Rostbeständige Stähle fordern allgemeine Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit<br />
und verdünnten Säuren. Wesentliches Legierungsmaterial ist Chrom<br />
(Mindestgehalt 12 % Chrom bildet dichte Panzerschicht) Stähle sind spröde,<br />
schlecht schweißbar, haben aber hohe Festigkeit<br />
• Rost- und Säurebeständige Stähle sind neben Chrom (Cr) mit Nickel (Ni) legiert<br />
(Anteil > 18% Nickel, bei < 0,1% Kohlenstoff). Sind zäh, gut schweißbar, geringe<br />
Festigkeiten, „NROSTA“ = Handelsname: Besteck, Behälter und in chemischer<br />
Industrie.<br />
4.3.1.6 Legierungs- und Begleitelemente bei Stählen<br />
Die Eigenschaften der Stähle hängen weitgehend von ihren Legierungselementen und<br />
Begeleitelementen ab<br />
Legierungsmetalle:<br />
• Chrom (Cr)<br />
erhöht die Festigkeit, Härte, Härtbarkeit, Zunderbeständigkeit,<br />
Korrosionsbeständigkeit<br />
vermindert Schweißbarkeit und Dehnung<br />
wichtiges Metall für rostbeständige Stähle<br />
• Mangan (Mn)<br />
erhöht die Festigkeit, Härte, Verschleißfestigkeit, Härtbarkeit, Schmiedbarkeit<br />
im Gusseisen begünstigt Mn die Fe3 C-Bindung (hemmt Graphitbildung)<br />
• Molybdän (Mo)<br />
erhöht die Festigkeit, Wärmefestigkeit, Wärmehärte, Dauerfestigkeit,<br />
Korrosionsbeständigkeit<br />
<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 103 ZWET
• Nickel (Ni)<br />
erhöht Korrosionsbeständigkeit, Verformbarkeit, Schweißbarkeit, Zähigkeit<br />
• Vanadium (V)<br />
erhöht die Festigkeit, Zähigkeit. Warmfestigkeit, Anlassbeständigkeit,<br />
Dauerfestigkeit<br />
• Wolfram (W)<br />
erhöht die Festigkeit, Wärmefestigkeit, Wärmehärte, Anlassbeständigkeit<br />
Molybdän und Wolfram sind besonders wichtig in Werkzeugstählen (HSS)<br />
nichtmetallische Begleitelemente:<br />
Silizium (Si)<br />
erhöht die Festigkeit, Härte, Verschleißfestigkeit, Elastizität, Korrosionsbeständigkeit<br />
vermindert Schmiedbarkeit, Schweißbarkeit<br />
begünstigt die Grafitausscheidung im Gusseisen<br />
4.3.2 Nichteisen-Metalle<br />
Als Nichteisenmetalle bezeichnet man alle Legierungen, bei denen Eisen nicht den<br />
größten Anteil besitzt. Sie werden nach ihrer Dichte in Leichtmetalle und Schwermetalle<br />
eingeteilt.<br />
Leichtmetalle<br />
Aluminium Al 2,7 g/cm³<br />
Magnesium Mg 1,7 g/cm³<br />
Titan Ti 4,5 g/cm³<br />
4.3.2.1 Leichtmetalle<br />
Nichteisenmetalle<br />
Schwermetalle<br />
Kupfer Cu 8,9 g/cm³<br />
Zink Zn 7,1 g/cm³<br />
Blei Pb 11,3 g/cm³<br />
Durch ihr geringes Gewicht und ihrer guten Festigkeit gewinnen Legierungen der<br />
Leichtmetalle an Bedeutung (KFZ-Bau).<br />
• Aluminium, Aluminiumlegierung<br />
Eigenschaften: Al ist ein silberhell glänzendes Metall. Es besitzt eine dünne<br />
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Oxidschicht und ist deshalb relativ korrosionsbeständig. Die Dichte ist rund 1/3<br />
des Wertes von Stahl.<br />
Verwendung: Wegen seiner geringen Festigkeit ist die Verwendung von reinem<br />
Aluminium begrenzt.<br />
• Magnesium<br />
• Titan<br />
4.3.2.2 Schwermetalle<br />
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