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Inhaltsverzeichnis Werkstoff- und Fertigungstechnik 1.Jahrgang<br />

1 Grundlagen der Prüftechnik 2<br />

1.1 Grundbegriffe der Maßangaben und Toleranzen 5<br />

1.2 Prüfmittel 7<br />

1.2.1 Maßverkörperung (embodiments of measures) 7<br />

1.2.2 Anzeigende Messgeräte (indicating measuring) 9<br />

1.2.3 Lehren 19<br />

2 Grundlagen der Fertigungstechnik 22<br />

2.1 Begriffserklärung 22<br />

2.2 Fertigungsverfahren 22<br />

3 Trennen 25<br />

3.1 Zerteilen 27<br />

3.1.1 Keilschneiden 28<br />

3.1.2 Scherschneiden 29<br />

3.2 Spanen mit geometrisch bestimmter Schneidenform 31<br />

3.2.1 Meißeln 31<br />

3.2.2 Feilen 32<br />

3.2.3 Sägen 34<br />

3.3 Spanende Fertigung mit Werkzeugmaschinen 37<br />

3.3.1 Bohren 42<br />

3.3.2 Senken 50<br />

3.3.3 Reiben 51<br />

3.3.4 Gewinde schneiden 53<br />

3.3.5 Drehen 58<br />

3.3.6 Fräsen 65<br />

3.3.7 Räumen 71<br />

3.3.8 Hobeln und Stoßen 72<br />

3.4 Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneidenform 74<br />

3.4.1 Schleifen 74<br />

3.4.2 Honen 80<br />

3.4.3 Läppen 81<br />

4 Werkstoffe 82<br />

4.1 Einteilung der Werkstoffe 82<br />

4.2 Eigenschaften der Werkstoffe 85<br />

4.2.1 Physikalische Eigenschaften 85<br />

4.2.2 Mechanisch technologische Eigenschaften 86<br />

4.2.3 Chemisch technologische Eigenschaften 87<br />

4.2.4 Fertigungstechnische Eigenschaften 88<br />

4.3 Metallische Werkstoffe 89<br />

4.3.1 Eisenmetalle 89<br />

4.3.2 Nichteisen-Metalle 104<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 1 ZWET


1 Grundlagen der Prüftechnik<br />

Eine wichtige Voraussetzung für die maßgenaue Fertigung von Bauteilen, welche nach<br />

der Montage ihre Funktion erfüllen sollen, ist die genaue Prüfung der geforderten<br />

Abmessungen. Das Prüfen in der Technik wird unter genau festgelegten Bedingungen<br />

durchgeführt.<br />

Vergleich Sollzustand <strong>–</strong> Istzustand<br />

z.B. Es soll der Reifenluftdruck eines KFZ<br />

überprüft werden.<br />

Den vom Reifenhersteller vorgegebene<br />

Reifendruck nennt man Sollzustand<br />

(z.B. 2 bar).<br />

Den tatsächlichen Reifendruck muss man durch<br />

Prüfen ermitteln und wird Istzustand<br />

(z.B. 1,8 bar) genannt.<br />

Prüfen heißt feststellen, ob der Werkstoff oder das Werkstück die<br />

vorgeschriebenen Bedingungen erfüllt, (z.B. Maß- und Formgenauigkeit,<br />

Festigkeit, Oberflächenbeschaffenheit, Härte).<br />

• Subjektives Prüfen (subjective testing)<br />

erfolgt durch persönliche<br />

Sinneswahrnehmung wie Sehen,<br />

Fühlen, Tasten, Riechen.<br />

• Objektives Prüfen (objective testing)<br />

erfolgt sachlich mit Hilfe von<br />

Prüfmitteln wie Messgeräte und<br />

Lehren.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 2 ZWET


subjektives<br />

Prüfen<br />

Sinneswahrnehmung<br />

Gut /<br />

Ausschuss<br />

Prüfen<br />

Bei den Prüftätigkeiten ist zu unterscheiden zwischen Messen und Lehren.<br />

• Messen<br />

ist das Vergleichen der zu messenden Größe (z.B. Länge, Winkel,<br />

Masse, Gewicht) eines Werkstückes, mit einer physikalischen<br />

Grundgröße.<br />

Beispiele von physikalischen Grundgrößen:<br />

Länge 1 Meter Strichmaßstab, Messschieber<br />

Winkel 1 Grad Winkelmessgerät<br />

Masse 1 Gramm Waage<br />

Gewicht 1 Newton Kraftmesser, Federwaage<br />

Messen erfolgt mit geeigneten<br />

Messgeräten. Das abgelesene Ergebnis ist<br />

der Messwert. Er ergibt sich als Produkt<br />

aus einem Zahlenwert und einer Einheit.<br />

Beispiele von Messwerten:<br />

Länge = 35 mm (35 = Zahlenwert, mm =<br />

Einheit)<br />

Winkel = 30° 15'<br />

Masse = 4,6 kg<br />

Gewicht = 20 N<br />

objektives<br />

Prüfen<br />

Lehren Messen<br />

mit<br />

Maßverkörperung<br />

Messwert<br />

mit<br />

anzeigenden<br />

Messgeräten<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 3 ZWET


• Lehren<br />

ist das Vergleichen der Form oder<br />

des Maßes eines Werkstückes mit<br />

einer Lehre (z.B. Flachwinkel,<br />

Radienlehre etc.). Man stellt fest,<br />

ob zwischen Werkstück und Lehre<br />

eine Abweichung vorhanden ist.<br />

Das Ergebnis des Lehrens zeigt an<br />

ob das Werkstück gut oder<br />

unzulässig ist. Ein Zahlenwert der<br />

Abweichung kann dabei nicht<br />

festgestellt werden.<br />

Geprüft wird:<br />

• vor der Fertigung d.h. bei Anliefern des<br />

Werkstoffes oder der Werkzeuge <br />

Eingangsprüfung<br />

• während der Fertigung <br />

Fertigungsprüfung<br />

• am Ende der Fertigung am fertigen<br />

Werkstück Endprüfung<br />

Allgemeine Arbeitsregeln beim Messen:<br />

• Messwerkzeuge nicht zu lange in der bloßen Hand halten (Ausdehnung <br />

Falschmessung).<br />

• Messungen sollen möglichst bei 20 °C (Bezugstemperatur für Messwerkzeuge<br />

und Werkstücke) durchgeführt werden warm gewordene oder sehr kalte<br />

Werkstücke nicht messen.<br />

• Vor dem Messen die zu messenden Flächen säubern und Grate entfernen.<br />

• Messwerkzeuge sorgsam behandeln; immer getrennt von anderen Werkzeugen<br />

aufbewahren.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 4 ZWET


1.1 Grundbegriffe der Maßangaben und Toleranzen<br />

Metrisches Maßsystem<br />

Die Maßeinheit (das Vergleichsmaß) ist der Meter. Vom Meter, als Maßeinheit, sind die<br />

anderen Maßgrößen abgeleitet:<br />

1 Meter (m) = 10 Dezimeter (dm) = 100 Zentimeter (cm) = 1000 Millimeter (mm).<br />

Sehr kleine Messgrößen werden in der Technik in Teilen von Millimetern angegeben.<br />

1 Zehntelmillimeter = 1/10 mm = 0,1 mm<br />

1 Hundertstelmillimeter = 1/100 mm = 0,01 mm<br />

1 Tausendstelmillimeter = 1/1000 mm = 0,001 mm = 1 Mikrometer … 1 µm<br />

In allen Werkzeichnungen des Metallgewerbes sind die Maße in Millimetern<br />

anzugeben!<br />

Zoll-Maßsystem<br />

Als Maßeinheit dient das Zoll ("), engl.: inch.<br />

1 Zoll = 1" = 25,4 mm.<br />

Teile eines Zolls schreibt man als Bruch. z.B. 1 /4", 1 /2", 3 /4", 1 1 /4", 1 1 /2".<br />

Sehr kleine Zollwerte werden in 1 /1000 Zoll angegeben.<br />

12 Zoll = 1 Fuß, 3 Fuß = 1 Yard<br />

Toleranzen (tolerance)<br />

In der Fertigung ist es unmöglich Werkstücke 100% exakt herzustellen.<br />

Daher lässt man bestimmte Abweichungen von den als ideal geforderten<br />

Maßen zu. Trotz dieser zulässigen Abweichungen muss gewährleistet<br />

sein, dass das Werkstück mit dem Gegenstück zusammenpasst (z.B.<br />

Schraube und Mutter).<br />

z.B. der Abstand zwischen zwei<br />

parallelen Kanten eines Werkstückes ist<br />

in der Fertigungszeichnung angegeben.<br />

Vom Konstrukteur wird das ideale Maß<br />

(28 mm) für die Fertigung und auch für<br />

die Prüfung festgelegt. Dieses Maß<br />

bezeichnet man als Nennmaß N (nominal<br />

size).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 5 ZWET


Bei der Fertigung kann das Nennmaß nie<br />

genau eingehalten werden. Man legt deshalb<br />

in der Regel zulässige Abweichungen fest<br />

(zweite Angabe). Die Grenzen der zulässigen<br />

Abweichung werden durch das obere Abmaß<br />

es (+0,04) und das untere Abmaß ei (-0,02)<br />

angegeben.<br />

e ecart Abstand<br />

s superieur oben<br />

i inferieur unten<br />

Der größtmögliche Grenzwert heißt Höchstmaß Go<br />

Go = N + es = 28 + 0,04 = 28,04 mm<br />

der kleinstmögliche Grenzwert Mindestmaß Gu<br />

Gu = N + ei= 28 + (- 0,02) = 27,98 mm<br />

Der Unterschied zwischen Höchstmaß und Mindestmaß heißt Toleranz T.<br />

T = Go - Gu = es <strong>–</strong> ei = 0,04 <strong>–</strong> (- 0,02) = 0,06 mm<br />

Die Toleranz hat zwei Grenzwerte (Sollwerte), zwischen denen der Messwert (Istwert)<br />

liegen muss, wenn das Werkstück brauchbar sein soll.<br />

Das Nennmaß in der Zeichnung ist 28 mm und der Istwert des ausgeführten<br />

Werkstückes darf somit:<br />

nicht größer als der obere Grenzwert von 28,04 mm und<br />

nicht kleiner als der untere Grenzwert von 27,98 mm sein.<br />

Wenn der gemessene Istwert größer bzw. kleiner als der jeweilige Grenzwert (Sollwert)<br />

ist, liegt ein Fertigungsfehler vor. Das Werkstück ist Ausschuss oder es muss<br />

nachgearbeitet werden.<br />

Länge Winkel<br />

Nennmaß N 35 mm 30°<br />

obere Abmaß es + 0,03 mm + 45’<br />

untere Abmaß ei - 0,04 mm - 20’<br />

Höchstmaß Go 35,03 mm 30°45’<br />

Mindestmaß Gu 34,96 mm 29°40’<br />

Toleranz T 0,07 mm 1°05’<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 6 ZWET


1.2 Prüfmittel<br />

1.2.1 Maßverkörperung (embodiments of measures)<br />

1.2.1.1 Parallelendmaße (slip gauges)<br />

Parallelendmaße sind Blöcke aus gehärtetem Stahl,<br />

Hartmetall (höherer Verschleißwiderstand, geringere<br />

Wärmedehnung) oder Keramik mit zwei planparallelen<br />

Messflächen.<br />

Sie sind die genauesten und wichtigsten<br />

Maßverkörperungen zur Längenprüfung.<br />

Parallelendmaße dienen für die Anfertigung und<br />

Kontrolle sämtlicher Messgeräte und Lehren.<br />

Endmaße werden mit Genauigkeiten bis<br />

0,0002 mm hergestellt.<br />

Die Zusammenstellung der Endmaße erfolgt durch ein leichtes Andrücken, verbunden<br />

mit einer Drehbewegung. Nachdem die Messflächen mit Benzin gereinigt wurden, haften<br />

sie mit großer Kraft bis 300 N/cm² aneinander. Die Haftwirkung (Adhäsion) beruht auf<br />

Molekularkräften.<br />

Parallelendmaße werden in Sätzen<br />

zusammengestellt angeboten, mit denen<br />

sich das erforderliche Maß leicht bilden<br />

lässt. Sie sind nach<br />

EN ISO 3650 genormt.<br />

Beim Zusammenstellen von<br />

Endmaßkombinationen beginnt man mit der<br />

letzten Ziffer des Maßes, d.h. mit dem<br />

kleinsten Endmaß.<br />

Satz Parallelendmaße<br />

Reihe Endmaß<br />

[mm]<br />

Stufung der<br />

Blöcke<br />

1 1,001 . . . 1,009 0,001<br />

2 1,01 . . . 1,09 0,01<br />

3 1,1 . . . 1,9 0,1<br />

4 1 . . . 9 1<br />

5 10 . . . 90 10<br />

Endmaßkombination<br />

1. Endmaß 1,003 mm<br />

2. Endmaß 1,050 mm<br />

3. Endmaß 1,400 mm<br />

4. Endmaß 7,000 mm<br />

5. Endmaß 60,000 mm<br />

Endmaßkombination<br />

70,453 mm<br />

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1.2.1.2 Einfache Längenmesszeuge<br />

Der Strichmaßstab ist das einfachste Messgerät<br />

und wird nur bei groben Werkstattmessungen<br />

verwendet. Die Ablesegenauigkeit ist mit der<br />

Skalenteilung von etwa 0,5 mm begrenzt.<br />

Größere Maße können mit dem Rollmaß<br />

oder dem Bandmaß gemessen werden.<br />

Diese bestehen aus dünnem Bandstahl mit einer<br />

Lackbeschichtung und wird aufgerollt.<br />

Die Länge einer Kurvenlinie wird mit<br />

dem Messrädchen durch Abrollen ermittelt.<br />

Spitzzirkel und Taster<br />

dienen zum Auf- und Übertragen eines Maßes vom Werkstück auf das<br />

Messzeug (z.B. Maßstab, Messschieber) oder umgekehrt, sowie auch zum<br />

Vergleichen der Werkstückabmessungen mit denen eines Muster-<br />

Werkstückes. Taster werden als Außentaster und Innentaster<br />

ausgeführt.<br />

Tasterausführungen als Federtaster ermöglichen, nach dem Einstellen auf das zu<br />

prüfende Maß, ein Zusammendrücken der Tasterschenkel.<br />

Vorteil: Nach Herausnehmen des Tasters aus der Bohrung federt dieser wieder auf das<br />

zu prüfende Maß auf, z. B. beim Messen einer Innennut.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 8 ZWET


Unterscheidung direktes und indirektes Messen<br />

Beim direkten oder unmittelbaren Messen wird die Länge des<br />

Werkstückes unmittelbar mit der Strichskala des Maßstabes verglichen.<br />

Beim indirekten oder mittelbaren Messen wird der Messwert durch<br />

Zwischenschalten eines Messkörpers (z. B. Außentasters, Innentasters)<br />

festgestellt. Der Durchmesser eines Werkstückes wird mit dem<br />

Außentaster abgenommen und an der Strichskala gemessen.<br />

Allgemeine Arbeitsregeln beim Messen mit Maßstäben und Tastern<br />

• Nullstrich des Maßstabes muss genau mit der Werkzeugkante abschließen.<br />

• Messfehler entstehen durch schiefe Blickrichtung, schräges Halten und<br />

abgenutzte Enden des Maßstabes.<br />

• Taster dürfen nicht zu schwer- oder leichtgängig sein.<br />

• Tasterschnäbel müssen bei der Maßabnahme parallel und rechtwinkelig zum<br />

Werkstück stehen.<br />

• Taster nicht über die Messflächen drücken oder pressen (möglichst Gleiten durch<br />

Eigengewicht).<br />

1.2.2 Anzeigende Messgeräte (indicating measuring)<br />

1.2.2.1 Messschieber (vernier calliper)<br />

Beim Messschieber („Schiebelehre“) wird die Messgröße direkt mit einem Strichmaßstab<br />

verglichen. Zur Erhöhung der Ablesegenauigkeit dient ein Hilfsmaßstab (Nonius).<br />

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Die Messschieber ermöglichen Messungen mit einer Ablesegenauigkeit von 0,1 mm,<br />

0,05 mm oder 0,02 mm (je nach Ausführung des Nonius).<br />

Außen- und Innenmaße werden mittels der beiden Messschenkel bzw. -schneiden<br />

gemessen, Tiefenmaße mit der Tiefenmessstange.<br />

Bei geschlossenem Messschieber muss der Nullstrich des Nonius mit dem Nullstrich der<br />

Lineal-Millimeterteilung zusammenfallen.<br />

Aufbau und Teile eines Messschiebers (Universalmessschieber)<br />

• Lineal mit Millimeter-Teilung und dem festen Messschenkel, sowie der festen<br />

Messschneide,<br />

• dem Schieber (auf dem Lineal verschiebbar) mit dem zweiten Messschenkel und<br />

der zweiten Messschneide. Auf dem Schieber befindet sich eine Hilfsteilung, der<br />

Nonius.<br />

• Einer Tiefenmessstange, die im Lineal eingebettet liegt und mit dem Schieber fest<br />

verbunden ist.<br />

Nonien-Arten<br />

• Zehntel-Nonius<br />

Der Zehner-Nonius hat eine Länge von 19 mm und ist in 10 gleiche Teile geteilt.<br />

Der Strichabstand der Noniusteilung beträgt: 19 mm / 10 = 1,9 mm.<br />

Der Strichabstand auf dem Hauptmaßstab beträgt: 2,0 mm.<br />

Die Differenz der beiden Teilungen beträgt: 2,0 mm -1,9 mm = 0,1 mm.<br />

Bei einer Verschiebung des Schiebers um je 0,1 mm nach rechts kommen die<br />

Teilstriche des Nonius der Reihe nach mit den darüber stehenden Strichen der<br />

Millimeterteilung des Lineals zur Deckung.<br />

• Zwanzigstel-Nonius<br />

Der Nonius hat eine Länge von 39 mm und ist in 20 gleiche Teile geteilt.<br />

Der Strichabstand der Noniusteilung beträgt: 39mm/20=1,95mm.<br />

Die Differenz der beiden Teilungen beträgt: 2,0mm-1,95 mm=0,05mm.<br />

Ein deckender Noniusstrich zeigt 0,05 mm an. Dies ergibt beispielsweise am<br />

5. Noniusstrich 5 x 0,05 mm = 0,25 mm.<br />

• Fünfzigstel-Nonius<br />

Der Nonius hat eine Länge von 49 mm und ist in 50 gleiche Teile geteilt.<br />

Der Strichabstand der Noniusteilung beträgt: 49mm/50=0,98mm<br />

Der Strichabstand auf dem Hauptmaßstab beträgt: 1,0 mm.<br />

Die Differenz der beiden Teilungen beträgt: 1,0mm - 0,98mm=0,02mm.<br />

Ein Noniusteil ist um 1/50 mm = 0,02 mm kleiner als 1 mm. Ein deckender<br />

Noniusstrich zeigt 0,02 mm an.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 10 ZWET


Ablesevorgang<br />

Beim Ablesen betrachtet man den Nullstrich des Nonius als Komma. Links liest man auf<br />

der Strichskala die vollen Millimeter ab. Rechts sucht man den Teilstrich vom Nonius<br />

aus, der sich mit der Strichskala deckt.<br />

Weitere Ausführungen von Messschiebern<br />

• Werkstatt-Messschieber:<br />

1) Hauptteilung:<br />

Der Nullstrich des Nonius liegt zwischen<br />

81 und 82 mm Ablesung: 81 mm<br />

2) Nonius-Teilung:<br />

Der 11. Noniusstrich (der 0-Strich wird<br />

nicht mitgezählt) deckt sich mit einem<br />

Strich der Hauptteilung Ablesung =<br />

11/20 mm.<br />

Gesamtergebnis (Messwert) = 81 mm +<br />

0,55 mm = 81,55 mm<br />

ohne und mit Schieber-Feineinstellvorrichtung, vorwiegend für Außenmaße.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 11 ZWET


• Messschieber mit Rundskala:<br />

Die Schieberbewegung wird in eine Zeigerbewegung übersetzt. Die Ablesung<br />

erfolgt schneller und sicherer als beim Nonius.<br />

Grobanzeige am Lineal (mm-Anzeige), Feinanzeige an der Rundskala mit<br />

Skalenteilung von 0,1mm, 0,05 mm oder 0,02 mm.<br />

• Messschieber mit elektronischer Ziffernanzeige:<br />

Millimeter, Zehntel- und Hundertstelmillimeter werden digital angezeigt.<br />

Ablesefehler sind dadurch kaum möglich.<br />

Die Messwerte können über ein Datenkabel oder über Infrarot zu einem Rechner<br />

übertragen werden (zur Messwertdokumentation bzw. -verarbeitung).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 12 ZWET


• Tiefenmessschieber<br />

Zum Messen der Tiefen von abgesetzten Bohrungen und Nuten dient die<br />

Tiefenmessstange der Tiefenlehre.<br />

Der Tiefenmessschieber besitzt keine festen Messschenkel. Die Ablesung erfolgt<br />

ebenfalls mit dem Nonius.<br />

1.2.2.2 Messschraube (micrometer)<br />

Messschrauben ermöglichen Messungen mit einer Ablesegenauigkeit von 0,01 mm.<br />

Sie werden für Außen-, Innen- und Tiefenmessungen verwendet.<br />

Außen-Bügelmessschrauben<br />

Aufbau und Teile der Außen-Bügelmessschraube:<br />

Mantelhülse<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 13 ZWET


In einem stabilen Bügel sind der feste Amboss und die Messspindel gelagert. Die<br />

Messspindel ist mit einem präzise geschliffenen Feingewinde versehen, dessen<br />

Steigung 0,5 mm (oder 1 mm, je nach Ausführung) beträgt und fest mit der Mantelhülse<br />

verbunden ist.<br />

Messspindel und Mantelhülse sind der schraubbare (einstellbare) Teil.<br />

Spindelmutter, Skalenhülse und Bügel bilden den festen Teil der Messschraube.<br />

Bei jeder ganzen Umdrehung der Mantelhülse schraubt sich die<br />

Messspindel um 0,5 mm vor oder zurück. Die feste Skalenhülse ist in der<br />

Längsrichtung in volle und halbe Millimeter eingeteilt.<br />

Um beim Messen ein zu starkes Anziehen der Messspindel zu<br />

verhindern, ist die Bügelmessschraube mit einer Rutschkupplung<br />

ausgestattet. Bei zu starkem Messdruck dreht die Rutschkupplung frei<br />

durch und der Anpressdruck bleibt dadurch immer gleich groß.<br />

Gegen Abnutzung sind vielfach die Messflächen mit Hartmetallauflagen versehen.<br />

Skalenteilung der Mantelhülse:<br />

• Bei Spindelsteigung 0,5 mm<br />

Die Kegelfläche der Mantelhülse ist am<br />

Umfang in 50 Teile geteilt. Dreht man die<br />

Mantelhülse um einen Teilstrich, so<br />

verschiebt sich die Messspindel um<br />

1/50 der Steigung,<br />

das ist 0,5 mm / 50 = 0,01 mm.<br />

1 Teilstrich der Mantelhülse entspricht<br />

daher einem Messwert von 1/100 mm.<br />

• Bei Spindelsteigung 1 mm<br />

Die Mantelhülse ist in 100 Teile geteilt, so<br />

dass eine Drehung um einen Teilstrich<br />

ebenfalls einem Messwert von<br />

1 mm / 100 = 0,01 mm entspricht.<br />

Die Einteilung der halben Millimeter auf der<br />

Skalenhülse entfällt (Vorteil).<br />

Damit die Ablesung auch hier genau<br />

durchgeführt werden kann, werden diese<br />

Messschrauben mit vergrößerter Mantelhülse ausgestattet.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 14 ZWET


Ablesevorgang:<br />

Mittels der Kante der Mantelhülse werden auf der Skalenhülse [1] die ganzen und halben<br />

Millimeter abgelesen. Die 1/100 mm werden auf der Skala der Mantelhülse [2]<br />

abgelesen.<br />

Der Messbereich von Bügelmessschrauben wird durch die Messspindellänge begrenzt.<br />

Sie werden daher für verschiedene Messbereiche in 25 mm-Sprünge gebaut:<br />

z.B. 0-25, 25-50, 50-75, 75-100, 100-125 mm usw.<br />

Vor dem Messen soll zuerst die Nullstellung geprüft werden. Dies geschieht mit<br />

Prüfmaßen.<br />

Prüfmaße sind Stahlklötze oder zylindrische Messbolzen mit Längen, die dem<br />

Messbereich der Messschraube entsprechen.<br />

Sie sind gehärtet, die Messflächen sind genau auf Maß geschliffen und geläppt.<br />

Weitere Ausführungen von Messschrauben:<br />

• Elektronische Messschraube mit digitaler Ziffernanzeige; Möglichkeit der<br />

Messwertdokumentation und -verarbeitung.<br />

• Messschrauben mit Sondermesseinsätzen z.B. Gewinde-Messschraube<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 15 ZWET


• Innen-Messschraube mit kugeligen Messflächen<br />

1.2.2.3 Messuhr<br />

Bei diesen Messzeugen tastet ein<br />

Messbolzen die Werkstückoberfläche ab.<br />

Der Taststift ist im Gehäuse als<br />

Zahnstange ausgebildet und überträgt<br />

seine Bewegung mechanisch auf ein<br />

kleines Zahnrad, das den Zeiger bewegt.<br />

Der Zeiger zeigt Maßabweichungen,<br />

Werkstückunebenheiten, Rundschläge an.<br />

Durch die große Übersetzung wird jede<br />

Bewegung des Messbolzens stark<br />

vergrößert angezeigt.<br />

Das Zifferblatt ist drehbar und ermöglicht<br />

die Einstellung der Nulllage.<br />

Eine volle Umdrehung des großen Zeigers<br />

entspricht 1 mm. Die Strichskala<br />

ist in 100 gleiche Teile geteilt<br />

ein Teilstrich bedeutet 0,01 mm.<br />

Die Anzahl der ganzen Umdrehungen wird mit der Umlaufzähleinrichtung (kleine Zeiger)<br />

angezeigt.<br />

Verwendung von Messuhren:<br />

• Kontrolle der Ebenheit und Parallelität von Werkstückflächen (durch Abtasten und<br />

Feststellen der Abweichung).<br />

• Kontrolle des Rundlaufes von Wellen, Rädern etc.<br />

• Maßkontrolle von Werkstücken durch Vergleichsmessung.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 16 ZWET


Beispiel Vergleichsmessung<br />

Ein Maß 30 ±0,05 mm ist zu kontrollieren.<br />

Zuerst wird das Messgerät mit einem<br />

festen genauen Vergleichsmaß (z. B.<br />

Parallelendmaß) auf das Nennmaß<br />

(30,000 = Nullstellung) eingestellt.<br />

Die Grenzwerte der zulässigen<br />

Toleranz (Größtmaß 30,05 mm,<br />

Kleinstmaß 29,95 mm) werden durch<br />

Zeigermarken auf der Messskala gut<br />

sichtbar eingestellt.<br />

Dann wird das Werkstück mit dem<br />

eingestellten Messgerät abgetastet.<br />

Dabei zeigt der Zeigerausschlag die Abweichungen vom Nennmaß - nach oben oder<br />

unten - an.<br />

• Beim Werkstück "Gut"<br />

muss das Messergebnis innerhalb der zulässigen Toleranz sein. Das<br />

Ist-Maß des Werkstücks kann zwischen 29,95 mm und 30,05 mm<br />

liegen der Bauteil ist verwendbar.<br />

• Beim Werkstück "Ausschuss"<br />

liegen die Abweichungen außerhalb der zulässigen Toleranz der<br />

Bauteil ist unbrauchbar.<br />

Fühlhebelmessgeräte haben statt des Messbolzens einen<br />

Fühlhebel.<br />

Durch diesen schwenkbaren Tasthebel sind sie für kleine<br />

Unterschiedsmessungen vielseitig einsetzbar, z. B. für<br />

Rundlaufprüfungen oder für das Ausrichten und Zentrieren<br />

von Werkstücken.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 17 ZWET


1.2.2.4 Winkelmesser<br />

Als Einheit für Winkelmessungen wird ein Vollkreis in 360 gleiche Teile geteilt <br />

1 Grad (1°) = 60 Minuten (60´)<br />

1´ = 60 Sekunden (60´´).<br />

Einfache Winkelmesszeuge<br />

Schmiegen haben einstellbare Schenkel<br />

und dienen zum Übertragen und zum<br />

Vergleichen von Winkeln.<br />

Universalwinkelmesser<br />

Wird für genaue Winkelmessungen verwendet. Er ermöglicht eine Ablesgenauigkeit von<br />

5 Winkelminuten. Der feste Messschenkel ist mit der Vollkreisskale (Hauptskale, Ablesen<br />

der Winkelgrade) verbunden. Der verstellbare Messschenkel und die Winkelskale<br />

(Winkelnonius, Ablesen der Winkelminuten) sind gemeinsam um den Mittelpunkt der<br />

Hauptskale drehbar.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 18 ZWET


1.2.3 Lehren<br />

Lehren sind Prüfmittel, die ein Maß oder eine Form verkörpern. Lehren ermöglichen die<br />

schnelle Prüfung wiederkehrender, gleicher Maße.<br />

Festgestellt wird, ob das Ist-Maß oder die Ist-Form eines Werkstückes vom Soll-Maß<br />

oder der Soll-Form abweicht.<br />

Achtung: Genauigkeit hängt von der Abnutzung der Lehren ab.<br />

Bei den Lehren wird unterschieden:<br />

• Maßlehren zum Prüfen von Längen eines Werkstücks wie<br />

Außenmaße (z. B. Dicken) und Innenmaße (z. B. Bohrungen, Schlitze, Nuten).<br />

• Formlehren zum Überprüfen der Form eines Werkstückes wie<br />

Winkel, Radius und Rundung.<br />

1.2.3.1 Maßlehren<br />

Blechlehren bzw. Drahtlehren dienen für die<br />

Dickenmessung von Blechen und Drähten.<br />

Fühllehren sind Stahlblättchen mit Dicken von 0,05 bis<br />

etwa 2 mm und meistens in Sätzen zusammengefasst.<br />

Sie dienen zum Prüfen des Spiels bei Gleitführungen,<br />

Lagern und Ventilen usw. Sie können einzeln oder in<br />

Verbindung miteinander verwendet werden.<br />

Grenzlehren verkörpern das zulässige Höchstmaß und<br />

Mindestmaß.<br />

Grenzlehren für Bohrungen verkörpern neben den Grenzmaßen auch die Form.<br />

Die Grenzmaße von tolerierten Werkstücken können mit entsprechenden<br />

Lehrdornen bei Bohrungen oder mit Lehrringen bei Wellen geprüft werden.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 19 ZWET


Taylorscher Grundsatz:<br />

Die Gutlehre muss so ausgebildet sein, dass Maß und Form eines Werkstückes bei der<br />

Paarung mit der Lehre geprüft werden.<br />

Mit der Ausschusslehre sollen nur einzelne Maße geprüft werden, z. B. der<br />

Durchmesser.<br />

• Gutlehre verkörpert das Mindestmaß bei Bohrungen oder<br />

das Höchstmaß bei Wellen.<br />

• Ausschusslehre verkörpert Höchstmaß von Bohrungen oder das<br />

das Mindestmaß von Wellen.<br />

Ein Werkstück, das sich mit der Ausschusslehre paaren lässt, ist daher Ausschuss.<br />

Grenzlehrdorne verwendet man zum Prüfen von Bohrungen und Nuten.<br />

Die Gutseite verkörpert das zulässige Mindestmaß (Kleinstmaß). Die<br />

Gutseite muss durch ihr Eigengewicht in die Bohrung gleiten.<br />

Die Ausschussseite hat einen kurzen Prüfzylinder, ist rot<br />

gekennzeichnet und mit dem oberen Abmaß beschriftet. Die<br />

Ausschussseite darf nur anschnäbeln.<br />

Grenzrachenlehren eignen sich zur Prüfung von Durchmessern und Dicken von<br />

Werkstücken.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 20 ZWET


Die Gutseite verkörpert das zulässige Höchstmaß. Die Lehre muss durch<br />

ihr Eigengewicht über die Prüfstelle gleiten.<br />

Die Ausschussseite hat abgeschrägte Prüfbacken, ist rot<br />

gekennzeichnet und mit dem unteren Abmaß beschriftet. Die<br />

Ausschussseite ist um die Toleranz kleiner und darf nur anschnäbeln.<br />

1.2.3.2 Formenlehren<br />

Radienlehren werden für die Kontrolle von<br />

Abrundungen und Hohlkehlen verwendet.<br />

Das Prüfen erfolgt nach der Lichtspaltmethode,<br />

welcher zwischen Werkstück und Lehre möglichst<br />

klein sein soll.<br />

Winkellehren verkörpern einen festen Winkel<br />

(Flachwinkel, Anschlagwinkel) und dienen zur<br />

Kontrolle von häufig vorkommenden Winkeln<br />

(z.B. 90°, 120°).<br />

Das Prüfen geschieht nach der<br />

Lichtspaltmethode. Hält man das<br />

Werkstück mit der Winkellehre gegen das Licht, werden Abweichungen<br />

sichtbar.<br />

Flachwinkel als Haarwinkel ausgeführt haben zwei keilartige<br />

Messkanten am langen Schenkel; sie dienen für feinste<br />

Kontrollzwecke.<br />

Gewindeschablonen zur Kontrolle der<br />

Gewindesteigung. Gewindeschablone und Gewinde<br />

müssen einen möglichst engen Lichtspalt bilden.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 21 ZWET


2 Grundlagen der Fertigungstechnik<br />

2.1 Begriffserklärung<br />

Alle manuellen und maschinellen Vorgänge, die zur Herstellung von festen Körpern mit<br />

gewünschter Form (Rohteile wie auch Fertigteile) dienen, werden als Fertigungsverfahren<br />

bezeichnet. Dazu gehören auch Vorgänge, die zur Änderung der<br />

Werkstoffeigenschaften führen (z.B. Härten).<br />

Nach DIN 8580 werden die Fertigungsverfahren systematisch eingeteilt in Verfahren zur:<br />

• Schaffung der Form eines festen Körpers (z.B. Gießen, Sintern)<br />

• Veränderung der Form eines festen Körpers (z.B. Walzen, Schmieden, Drehen)<br />

• Veränderung der Stoffeigenschaften eines Körpers (z.B. Härten)<br />

2.2 Fertigungsverfahren<br />

Die Fertigungsverfahren werden in 6 Hauptgruppen unterteilt:<br />

Schaffen der<br />

Form<br />

Zusammenhalt<br />

schaffen<br />

Hauptgruppe 1<br />

Urformen<br />

Zusammenhalt<br />

beibehalten<br />

Hauptgruppe 2<br />

Umformen<br />

Zusammenhalt<br />

vermindern<br />

Hauptgruppe 3<br />

Trennen<br />

Ändern der Form Ändern der<br />

Stoffeigenschaften<br />

Hauptgruppe 4<br />

Fügen<br />

Zusammenhalt<br />

vermehren<br />

Hauptgruppe 5<br />

Beschichten<br />

Hauptgruppe 6<br />

Stoffeigenschaft<br />

ändern<br />

• Urformen: Fertigen eines festen Körpers aus formlosem Stoff<br />

durch Schaffen eines Zusammenhalts (z.B. Gießen, Sintern,<br />

Extrudieren…).<br />

• Umformen: Fertigen durch plastisches Ändern der Form eines<br />

festen Körpers (z.B. Biegen, Schmieden, Walzen, Ziehen …).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 22 ZWET


• Trennen: Formänderung eines festen Körpers durch örtliches<br />

Aufheben des Zusammenhalts. Dazu gehören Zerteilen (z.B.<br />

Schneiden mit Scheren) und die „spanende“ Bearbeitung (z.B.<br />

Feilen, Drehen, Fräsen, Schleifen …).<br />

• Fügen: ist das Zusammenbringen zweier oder mehrerer<br />

Werkstücke (auch mit formlosem Stoff). D.h. Herstellung einer<br />

Verbindung der Körper. (z.B. Verschrauben, Schweißen, Löten,<br />

Kleben …).<br />

• Beschichten: ist das Aufbringen einer fest haftenden Schicht aus<br />

formlosem Stoff (z.B. Lackieren, Verzinken, Galvanisieren,<br />

Pulverbeschichten …).<br />

• Ändern der Stoffeigenschaften: ist das Ändern der Eigenschaften<br />

eines Werkstoffes; z.B. durch chemische Reaktion (z.B. Härten,<br />

Glühen, Entkohlen, Magnetiesieren …).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 23 ZWET


Feilen<br />

Fertigen ist das Herstellen und Bearbeiten von Werkstücken.<br />

Meist erhalten Werkstücke ihre Rohform durch „spanlose“ Fertigung und anschließend<br />

ihre Fertigform durch „spanende“ Bearbeitung.<br />

Einteilung der Fertigungsverfahren nach DIN 8580 und Zuordnung spanender Verfahren:<br />

Hauptgruppe 1<br />

Urformen<br />

Gruppe 3.1<br />

Zerteilen<br />

Sägen<br />

Hauptgruppe 2<br />

Gruppe 3.2<br />

Umformen<br />

Spanen mit<br />

geom. best.<br />

Schneidenform<br />

Bohren<br />

Drehen<br />

Hauptgruppe 3<br />

Gruppe 3.3<br />

Spanen mit<br />

geom. unbest.<br />

Schneidenform<br />

Fräsen<br />

Trennen<br />

Fertigungsverfahren<br />

Räumen<br />

Gruppe 3.4<br />

Abtragen<br />

Hobeln<br />

Hauptgruppe 4<br />

Fügen<br />

Gruppe 3.5<br />

Zerlegen<br />

Hauptgruppe 5<br />

Beschichten<br />

Gruppe 3.6<br />

Reinigen<br />

Hauptgruppe 6<br />

Stoffeigenschaft<br />

ändern<br />

Gruppe 3.7<br />

Evakuieren<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 24 ZWET<br />

Schleifen<br />

Honen<br />

Läppen


3 Trennen<br />

Grundlagen der Schneidengeometrie und der Spanbildung<br />

Die Grundform jeder Werkzeugschneide ist der Keil.<br />

Winkel an der Werkzeugschneide<br />

Keilwinkel β (beta):<br />

Ist der Winkel zwischen Freifläche und Spanfläche des Werkzeuges. Er<br />

bestimmt das Eindringverhalten in den Werkstoff und<br />

die Standfestigkeit der Schneide.<br />

β klein: für weiche Werkstoffe (Aluminium ~45°),<br />

geringer Kraftaufwand,<br />

das Werkzeug dringt in den Werkstoff leicht ein<br />

β groß: für harte Werkstoffe (harter Stahl ~80°),<br />

großer Kraftaufwand,<br />

das Werkzeug dringt in den Werkstoff schwer ein<br />

Freiwinkel α (alpha):<br />

Ist der Winkel zwischen der Freifläche des Werkzeuges und der neu<br />

bearbeitenden Fläche (Schnittfläche). Er vermindert die Reibung<br />

zwischen Werkzeug und Werkstück.<br />

α klein (ab 3°): für harte Werkstoffe<br />

α groß (bis 12°): für weiche, plastisch verformbare Werkstoffe (Kunststoff)<br />

Spanwinkel γ (gamma):<br />

Ist der Winkel zwischen der Spanfläche und der senkrecht gedachten<br />

Ebene auf die Schnittfläche. α + β + γ = 90°. Er beeinflusst die<br />

Spanbildung und die Spanabfuhr.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 25 ZWET


γ klein bzw. sogar negativ:<br />

für harte und spröde Werkstoffe<br />

bei unterbrochenem Schnitt,<br />

beim Schruppen<br />

γ groß: für weiche Werkstoffe bei<br />

begünstigt den so genannten Fließspan,<br />

beim Schlichten<br />

Schnittwinkel δ = α + β (Delta):<br />

Spanbildung:<br />

δ klein bzw. mindestens unter 90°: für weiche Werkstoffe und das<br />

Werkzeug hat eine schneidende Wirkung<br />

δ groß (Spanwinkel γ negativ): für harte bzw. spröde Werkstoffe und das<br />

Werkzeug hat eine schabende Wirkung<br />

Die Spanbildung läuft nach vier Schritten ab:<br />

• Plastische Verformung: der Schneidkeil staucht den Werkstoff.<br />

• Rissbildung: der Schneidkeil dringt weiter in den Werkstoff ein und vor der<br />

Schneide entsteht ein voreilender Riss.<br />

• Abscheren: der angestauchte Werkstoff wird vom Werkzeug abgeschert.<br />

• Hochschieben: das Spanteilchen wird hochgeschoben und das nächste schließt<br />

sich an.<br />

Spanarten:<br />

Ein Span besteht aus mehreren zusammenhängenden Spanelementen. Die Spanarten<br />

sind abhängig von der Härte und Festigkeit des Werkstoffes und Größe des Spanwinkels<br />

γ.<br />

• Reißspan (Bruchspan):<br />

entsteht bei kleinem Spanwinkel γ und<br />

harten spröden Werkstoffen (hoher<br />

Kraftaufwand erforderlich). Der Span wird<br />

in kurzen Stücken aus dem Werkstoff<br />

heraus gebrochen und es entsteht eine<br />

raue Werkstück-Oberfläche. Der Reißspan<br />

ist meist unerwünscht.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 26 ZWET


• Scherspan:<br />

entsteht bei einem Spanwinkel γ von 5° bis<br />

25° und zähen Werkstoffen. Es entstehen<br />

meist kurze Spanlocken. Meist glatte<br />

Oberfläche, deren Qualität mit steigender<br />

Schnittgeschwindigkeit verbessert wird.<br />

Diese Spanart ist zu bevorzugen.<br />

• Fließspan:<br />

entsteht bei großem Spanwinkel γ (kleiner<br />

Schnittwinkel δ) und weichen Werkstoffen<br />

(NE <strong>–</strong>Metalle, Kupfer, Aluminium) sowie<br />

hohen Schnittgeschwindigkeiten (wenig<br />

Kraftaufwand erforderlich). Glatte<br />

Oberflächen aber endloser spiralförmiger Span Gefahr von<br />

Verletzungen des Menschen bzw. Beschädigungen der Maschine<br />

und des Werkstücks.<br />

Spanformen:<br />

3.1 Zerteilen<br />

Zerteilen ist das mechanische Trennen von Werkstoffen. Dabei erhält das Werkstück<br />

spanlos seine Form. Es können praktisch alle Werkstoffe wie Metall, Kunststoffe, Papier,<br />

Gummi verarbeitet werden.<br />

Beim Zerteilen unterscheidet man zwei Verfahren:<br />

• Keilschneiden ist das Zerteilen mit einer keilförmigen Schneide<br />

• Scherschneiden ist das Zerteilen zwischen zwei Schneiden die sich aneinander<br />

vorbei bewegen<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 27 ZWET


3.1.1 Keilschneiden<br />

Beim Keilschneiden dringt der Keil durch Hammerschläge in den Werkstoff ein und<br />

drängt die Werkstoffteilchen nach beiden Seiten auseinander.<br />

Schneidvorgang:<br />

• Verformung:<br />

das Werkstück erhält eine Einkerbung und verformt sich durch<br />

Wulstbildung.<br />

• Rissbildung:<br />

dringt der Keil weiter in das Werkstück ein, bildet sich ein Riss,<br />

der dem Keil vorauseilt.<br />

• Bruch:<br />

der Riss wandert durch das Werkstück weiter, bis durch die<br />

Querschnittsschwächung der Bruch eintritt.<br />

Beim Trennen mit dem Meißel wird der Schneidkeil senkrecht in das Werkstück gedrückt<br />

und die senkrecht aufgebrachte Kraft F wird in zwei Komponenten normal zu den<br />

Keilflächen aufgeteilt. Diese beiden Kräfte FT schieben die Werkstoffteilchen<br />

auseinander.<br />

Bei einem kleinen (spitzen) Keilwinkel β ist die Trennkraft FT groß,<br />

während bei einer gleich großen Kraft F und großem (stumpfen) Keilwinkel die Trennkraft<br />

FT klein ist.<br />

Andererseits ist die Standfestigkeit des Werkzeuges umso größer, je größer der<br />

Keilwinkel β ist für weiche Werkstoffe wie z.B. Aluminium ist β ca. 35° während bei<br />

harten Werkstoffen z.B. hochfesten Stahl β ca. 80° ist.<br />

Anwendung: Meißel, Reißzange, Seitenschneider<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 28 ZWET


3.1.2 Scherschneiden<br />

Beim Scherschneiden erfolgt die Trennung durch Abscheren, wobei die beiden Scheren<br />

aneinander vorbei gleiten.<br />

Schneidvorgang:<br />

Die Schnittkräfte verlaufen nicht auf einer Linie und das Werkstück<br />

wird gekippt. Um das Kippen zu verhindern, muss ein Niederhalter das<br />

Werkstück festhalten.<br />

• Eindringen und Verformung:<br />

das Werkzeug dringt wie ein Keil in das Werkstück ein und<br />

verdrängt den Werkstoff.<br />

• Schneiden:<br />

dringt der Keil weiter in das Werkstück ein, beginnt der<br />

Schneidvorgang der Werkstoff fließt.<br />

• Bruch:<br />

durch die Querschnittsschwächung tritt der Bruch ein.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 29 ZWET


Schneidkraft:<br />

Der Schnitt beginnt zunächst mit plastischen Deformationen die mit einer Verfestigung<br />

des Materials verbunden sind. Mit weiterem Vordringen des Obermessers nähert sich die<br />

Spannung im Werkstoff der Scherfestigkeit τs.<br />

S [ N]<br />

A n<br />

S c e [ m ²<br />

b n<br />

=<br />

c h m ]<br />

s u<br />

h e<br />

c n<br />

e r<br />

h g<br />

r k<br />

e<br />

f r<br />

r<br />

l a<br />

s<br />

ä f<br />

p<br />

c t<br />

a<br />

Es treten unter der Wirkung der Abscherspannung τa von beiden Werkstücksseiten<br />

Anrisse auf, die schließlich zum vollständigen Durchtrennen führen.<br />

Schneidspalt:<br />

Zwischen den beiden Schneiden muss ein Schneidspalt vorhanden sein. Nur ein richtiger<br />

Schneidspalt ergibt eine saubere Schnittkante. Ist der Schneidspalt zu groß, wird das<br />

Werkstück zwischen den Schneiden gezogen und es entsteht ein großer Grat.<br />

Die Größe des Schneidspaltes ist abhängig von:<br />

Werkstoffeigenschaft des Werkstückes<br />

Blechdicke<br />

Standzeit des Werkzeuges<br />

Handscheren:<br />

Bei den Handscheren wird die Schneidkraft durch Hebelwirkung übertragen und<br />

verstärkt.<br />

Kraft x Hebelabstand = Kraftmoment<br />

F x l = M<br />

Σ M links = Σ M rechts<br />

FS x lS = FH x lH<br />

h<br />

a τ<br />

=<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 30 ZWET<br />

A<br />

s<br />

F<br />

q<br />

[ N]<br />

[ m<br />

m<br />

²<br />

]


3.2 Spanen mit geometrisch bestimmter Schneidenform<br />

3.2.1 Meißeln<br />

Meißeln ist die einfachste Zerspanungstechnik. Der Meißel (chisel) hat nur eine<br />

Schneidkante.<br />

Meißelaufbau:<br />

• Meißelkopf:<br />

dient zur Aufnahme der Hammerschläge, ist ballig und weich.<br />

• Schaft:<br />

dient zum Festhalten des Meißels, ist zäh und knickfest.<br />

• Schneide:<br />

geometrisch abhängig vom zu bearbeitenden Werkstoff, sie ist<br />

gehärtet.<br />

Meißelarten:<br />

Werkstoff α β γ<br />

Grauguss 8° 80° 2°<br />

Stahl 8° 70° 12°<br />

Aluminium 15° 45° 30°<br />

• Flachmeißel:<br />

gerade breite Schneide für Flächenbearbeitung<br />

oder Durchtrennen von Stählen.<br />

• Aushaumeißel:<br />

gewölbte breite Schneide zum Aushauen von<br />

Blechteilen.<br />

• Kreuzmeißel:<br />

gerade, kurze Schneide zum Aushauen von schmalen<br />

Nuten.<br />

• Nutenmeißel:<br />

gewölbte, kurze Schneide für gewölbte<br />

Schmiernuten von Lagerschalen.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 31 ZWET


3.2.2 Feilen<br />

Feile (file) ist das wichtigste Handwerkzeug zur Bearbeitung von Oberflächen. Auf dem<br />

Feilenkörper ist eine große Anzahl von Zähnen (geometrisch bestimmter Schneiden)<br />

neben- und hintereinander angeordnet. Bei der Anwendung sind stets mehrere Zähne im<br />

Eingriff, von denen jeder einzelne nur einen kleinen Span wegnimmt.<br />

Zahnformen:<br />

• gehauene Feilen:<br />

mittels eines Aufhaumeißels wird der<br />

Feilenwerkstoff vom Zahngrund<br />

verdrängt und zur Zahnspitze<br />

geschoben. Sie haben einen<br />

negativen Spanwinkel γ und dadurch<br />

schabende Wirkung und sind für<br />

Bearbeitung harter Werkstoffe<br />

geeignet.<br />

• gefräste Feilen:<br />

Zahnlücken werden herausgefräst.<br />

Sie haben einen positiven<br />

Spanwinkel γ und somit schneidende<br />

Wirkung. Sie werden für weiche<br />

Werkstoffe verwendet, weil sie einen<br />

großen Spanraum haben.<br />

Hiebarten:<br />

Unter Feilenhieb versteht man die Anordnung der Zähne auf dem Feilenkörper.<br />

• Einhiebige Feilen haben zur Spanabfuhr einen schrägen Hieb (=<br />

Feilenzahnreihe). Für sehr weiche Werkstoffe (Kunststoff). Spanbrechernuten<br />

erzeugen einen kurzen Span. Durch den schrägen Hieb neigt die Feile zum<br />

seitlichen Verlaufen. Vermeidung durch gebogenen Hieb.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 32 ZWET


• Gebogener Hieb dabei werden die Späne nach beiden Seiten abgeführt.<br />

• Doppel- bzw. Kreuzhiebige Feilen sind gehauene Feilen wobei Oberhieb und<br />

Unterhieb unterschiedliche Winkel haben. Kreuzhiebfeilen greifen leichter als<br />

einhiebige Feilen.<br />

• Raspelhieb: einzelne spitze Zähne der gehauenen Feile, welche reißend wirken<br />

und für Holz und andere weiche Werkstoffe eingesetzt werden.<br />

Hiebteilung:<br />

<br />

<br />

Hiebteilung ist die Anzahl der Hiebe pro Bezugslänge (10 mm).<br />

Feine Hiebteilung ergibt eine glatte Bearbeitungsfläche<br />

H<br />

i<br />

g<br />

=<br />

A<br />

n<br />

d<br />

e<br />

H<br />

i<br />

1 m<br />

m<br />

e<br />

z r e<br />

Bei langen Feilen (250 mm) ist bei gleicher Hiebnummer die Hiebteilung kleiner als bei<br />

b<br />

a b<br />

einer kurzen Feile (100 mm)<br />

t<br />

h e<br />

e<br />

i<br />

l<br />

Schruppen Schlichten Feinschlichten<br />

Oberflächenangabe:<br />

l<br />

Hieb-Nr: u<br />

1 2 3 4<br />

Hiebteilung n bei Feilenlänge 100 mm 17 23 28 34<br />

Hiebteilung bei Feilenlänge 250 mm 8 13 17 21<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 33 ZWET


Feilenform:<br />

A Flachfeile (stumpf)<br />

B Flachfeile (spitz)<br />

C Dreikantfeile<br />

D Vierkantfeile<br />

E Halbrundfeile<br />

F Rundfeile<br />

Feilenbezeichnung:<br />

Werkstattfeile E 250 <strong>–</strong> 2 DIN 7261<br />

3.2.3 Sägen<br />

ist Spanen mit einem vielzahnigen Werkzeug geringer Schnittbreite und geometrisch<br />

bestimmten Schneiden mit kreisförmiger oder gerader Schnittbewegung. Sägen dient<br />

zum Trennen von Werkstoffen durch Erzeugen einer Schnittfuge, sowie zum Herstellen<br />

von Nuten und Schlitzen.<br />

Auf dem Sägeblatt (saw) ist eine große Anzahl von Zähnen hintereinander angeordnet.<br />

Es sind stets mehrere Zähne davon gleichzeitig im Eingriff großer Spanraum<br />

erforderlich.<br />

Zahnformen:<br />

Hiebnummer Schruppfeile 13 Hiebe / 10 mm<br />

Feilenlänge 250 mm<br />

Feilenform Halbrundfeile<br />

Die Winkel der Schneiden sind abhängig vom zu bearbeitenden Werkstoff (für Metallsägen<br />

siehe Skizze).<br />

Bei Handsägen besteht durch wechselnde Schnittkräfte die Gefahr des Einhackens <br />

der Spanwinkel γ von 0° (schabende Wirkung).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 34 ZWET


Grundsätzlich werden zwei Zahnformen unterschieden:<br />

• Winkelzähne mit ebenen Zahnflächen<br />

• Bogenzähne mit gebogenen Zahnflächen.<br />

Sie erreichen eine höhere Schnittleistung und<br />

können größere Kräfte aufnehmen.<br />

Spanraum, Zahnteilung:<br />

Die Größe des Spanraums ist abhängig von:<br />

• Zahnform<br />

• Winkeln an der Schneide<br />

• Abstand der Zähne zueinander (=Zahnteilung)<br />

je dichter die Zähne, desto kleiner der Spanraum<br />

Zahnteilung ist der Abstand zwischen zwei Zahnspitzen. (Bezugslänge bei Sägen meist<br />

1 inch = 25,4 mm)<br />

B e<br />

Z g<br />

eZ<br />

a<br />

=<br />

zä<br />

h<br />

uh<br />

n<br />

gn<br />

Sägeneinteilung:<br />

t<br />

se<br />

e<br />

l z<br />

Einteilung i Zähnezahl Zahnteilung Anwendung<br />

äa<br />

grob l 16 / inch nh<br />

25,4 mm/16=1,58 mm für Aluminium, Kupfer,<br />

u<br />

Kunststoffe<br />

gl<br />

mittel<br />

n<br />

22 / inch 25,4 mm/22=1,15 mm für unlegierter Stahl<br />

fein 32 / inch 25,4 mm/32=0,79 mm für Stahlguss, dünnwandige<br />

Rohre, legierte Stähle<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 35 ZWET


Freischneiden des Sägeblattes<br />

Beim Sägen erwärmen sich das Sägeblatt und das Werkstück<br />

durch die Reibung. Deshalb muss der Sägespalt breiter sein als<br />

das Sägeblatt (die Säge muss sich seitlich freischneiden).<br />

• geschränkte Zähne: abwechselnd nach rechts und<br />

links ausgebogene Zähne (Bandsägeblätter)<br />

• Wellenschränkung: welliges Sägeblatt; meistens bei<br />

Handsägeblättern<br />

• hinterschliffene Zähne: (bei Kreissägeblätter)<br />

• eingesetzte Zähne: aus Hartmetall, welche breiter<br />

sind als das Sägeblatt (bei Kreissägeblätter)<br />

Hand- und Maschinensägen:<br />

• Bügelsäge: für Handarbeit<br />

• Maschinenbügelsäge: geradlinige Schnittbewegung für Einzel- und<br />

Serienfertigung, jedoch Leerhub bei Rückwärtsbewegung.<br />

• Kreissäge: kreisförmige Schnittbewegung, kein Leerhub hohe<br />

Zerspanleistung; größere Werkstücke benötigen sehr große<br />

Sägeblattdurchmesser.<br />

• Bandsäge: geradlinige Schnittbewegung für größere Werkstücke in<br />

der Einzelfertigung. Das Werkstück führt die Vorschubbewegung<br />

aus; das Sägeband ist endlos und verschweißt.<br />

Sägeblätter werden entweder gefräst oder gestanzt.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 36 ZWET


3.3 Spanende Fertigung mit Werkzeugmaschinen<br />

Gegenüber dem Spanen von Hand bietet die spanende Fertigung mit Werkzeugmaschinen<br />

mehrere Vorteile:<br />

• Herstellungsgenauigkeit erhöht<br />

• billigere und kürzere Bearbeitungszeit<br />

• Arbeitssicherheit erhöht<br />

• reproduzierbar<br />

Bewegungen an Werkzeugmaschinen:<br />

Bewegungen an der Werkzeugmaschine werden in vier Arten unterschieden:<br />

1.) Schnittbewegung (Hauptbewegung) vc<br />

Die Spanabnahme erfolgt durch die Schnittbewegung und kann<br />

kreisförmig oder geradlinig sein.<br />

Bearbeitungs- kreisförmige Bewegung<br />

verfahren ausgeführt vom:<br />

Drehen Werkstück<br />

Bohren Werkzeug<br />

Fräsen Werkzeug<br />

Räumen Werkzeug<br />

geradlinige Bewegung<br />

ausgeführt vom:<br />

Hobeln Werkstück<br />

Stossen Werkzeug<br />

Schleifen Werkzeug<br />

Die Schnittgeschwindigkeit vc ist die Geschwindigkeit mit der der Span vom Werkstück<br />

abgetrennt wird.<br />

S c<br />

c h<br />

h w<br />

n i<br />

i n<br />

i<br />

t<br />

=<br />

W<br />

eZ<br />

ge<br />

i<br />

t<br />

v<br />

c =<br />

s<br />

t geradlinig [m/min; (m/s schleifen)]<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 37 ZWET


Die Schnittgeschwindigkeit vc ist abhängig von:<br />

• Werkzeug (Verschleißfestigkeit des Schneidstoffes)<br />

• Werkstück (Festigkeit des Werkstoffes)<br />

• Kühlmittel<br />

2.) Vorschubbewegung vf<br />

Die Vorschubbewegung sorgt für eine stetige (kontinuierliche) oder<br />

schrittweise Spanabnahme. (ansonsten nur eine einmalige Spanabnahme).<br />

Je Umdrehung oder Hub wird das Werkzeug bzw. Werkstück<br />

weiterbewegt.<br />

• kontinuierlich: Bohren, Drehen, Fräsen<br />

• schrittweise: Hobeln, Stossen<br />

Größe des Vorschubs f [mm/U] kontinuierlich (stetig)<br />

[mm/Hub] schrittweise<br />

oder Vorschubbewegung vf<br />

Wirkbewegung<br />

[mm/min]<br />

Die Wirkbewegung ist die Resultierende aus Schnitt-<br />

und Vorschubbewegung<br />

3.) Zustellbewegung<br />

Die Zustellbewegung bestimmt die Spantiefe, d.h. wie tief das<br />

Werkzeug in das Werkstück eindringt. Sie verläuft normal auf die<br />

Vorschubbewegung. Die Schnitttiefe ap wird in mm gemessen und ist<br />

abhängig von:<br />

• Werkzeug<br />

• Werkstoff des Werkstücks<br />

• Oberflächenanforderungen<br />

• Leistung der Maschine<br />

4.) Anstellbewegung<br />

Vor dem Zerspanvorgang wird das Werkzeug an das Werkstück herangeführt. Wird in<br />

der Regel im Eilgang durchgeführt.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 38 ZWET


4 Einflussgrößen des Zerspanvorgangs<br />

1.) Einflussgröße Bearbeitungsverfahren<br />

Die Form des Werkstückes und die vorhandenen Maschinen bestimmen mit welchem<br />

Bearbeitungsverfahren ein Werkstück gefertigt wird.<br />

Wichtigster Faktor bei der Auswahl der Bearbeitungsmaschine ist die<br />

Wirtschaftlichkeit.<br />

• Bohren<br />

• Drehen<br />

• Fräsen<br />

• Hobeln<br />

• Schleifen<br />

2.) Einflussgröße Werkzeugmaschinen<br />

Die Werkzeugmaschine wirkt durch unveränderliche und veränderliche<br />

Einflussgrößen auf den Zerspanvorgang.<br />

Die unveränderlichen Einflussgrößen sind durch die Konstruktion der Maschine<br />

vorgegeben:<br />

• Größe<br />

• Antriebsleistung<br />

• Stabilität der tragenden Teile<br />

• Maßgenauigkeit (Alter)<br />

Die einstellbaren (veränderlichen) Größen sind:<br />

• Schnittgeschwindigkeit vc<br />

• Vorschub f<br />

• Schnitttiefe ap<br />

Sie bestimmen die Oberflächengüte, die Schnittleistung und die<br />

Standzeit des Werkzeugs.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 39 ZWET


Spanungsquerschnitt<br />

ist das Produkt aus Schnitttiefe und Vorschub.<br />

• große Schnitttiefe ap, kleiner Vorschub f<br />

günstig für die Fertigung:<br />

- schmaler, tiefer Spanquerschnitt<br />

- geringer Schnittdruck auf die Schneide<br />

- höhere Standzeit des Werkzeuges<br />

- geringere Oberflächenrauheit<br />

• geringe Schnitttiefe ap, großer Vorschub f<br />

ungünstig für die Fertigung:<br />

- breiter kurzer Spanquerschnitt<br />

- größerer Schnittdruck auf die Schneide<br />

- Wärme schlechter abgeführt<br />

Standzeit des Werkzeuges kürzer<br />

- Oberfläche rauer<br />

Um eine günstige Spanbildung zu erreichen, muss das Verhältnis zwischen Schnitttiefe<br />

ap und Vorschub f sein:<br />

a 4 1<br />

p b<br />

f =<br />

1 1<br />

i<br />

s<br />

Schruppen<br />

Ziel: rasche Annäherung an die Werkstückform möglichst viel<br />

Werkstoff abspanen, erzeugt eine raue Oberfläche<br />

• großer Vorschub<br />

• große Schnitttiefe<br />

• geringe Schnittgeschwindigkeit<br />

Schlichten<br />

Ziel: maßgenaues Herstellen der Werkstückform, erzeugt eine glatte<br />

Oberfläche<br />

• kleiner Vorschub<br />

• geringe Schnitttiefe<br />

• hohe Schnittgeschwindigkeit<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 40 ZWET


3.) Einflussgröße Werkzeug<br />

Schneidenwerkstoff<br />

Für Werkzeuge werden unterschiedliche Schneidenwerkstoffe verwendet:<br />

• unlegierter Werkzeugstahl: billig, geringe Standzeit<br />

• Schnellarbeitsstahl (HSS): hochlegierter Werkzeugstahl<br />

2% Wolfram (W), 9% Molybdän (Mo), 1% Vanadium (V), 8% Kobalt (Co)<br />

• Hartmetall (HM): dieser Verbundwerkstoff wird durch Sintern harter<br />

Wolframkarbide mit weicheren Bindemittel Kobalt (Co) erzeugt.<br />

• Keramik: wird aus Aluminiumoxid ALO3 (Oxidkeramik) hergestellt.<br />

• Diamant: der polykristalline Diamant ist fast so hart wie der natürliche Diamant,<br />

wird unter Druck aus Kohlenstoff erzeugt, teuer, hohe Standzeit<br />

Form und Winkel an der Schneide beeinflussen auch die Zerspanung.<br />

Kühl <strong>–</strong> und Schmiermittel<br />

Erhöhung der Schnittleistung und Standzeit, da die Wärmeabfuhr<br />

verbessert und die Reibung verringert wird.<br />

Unterteilung in:<br />

• reine Schneidöle<br />

besitzen hohe Schmierfähigkeit und bringen guten Korrosionsschutz. Durch<br />

geringere Wärmeleitfähigkeit ist die Kühlwirkung geringer.<br />

• wassermischbare Kühlschmierstoffe (Emulsion)<br />

Kombination der großen Kühlwirkung des Wassers mit der Schmierwirkung des<br />

Öls. Muss durch Rühren vermischt werden.<br />

4.) Einflussgröße Werkstück<br />

Die Eigenschaften des Werkstoffs beeinflussen ebenfalls den Zerspanvorgang:<br />

• harter Werkstoff erfordert harten Schneidenwerkstoff und eine höhere Schnittkraft<br />

• weicher Werkstoff erfordert weichen Schneidenwerkstoff und eine niedrigere<br />

Schnittkraft<br />

Abmessungen des Werkstücks<br />

Lange Werkstücke neigen zum Federn. Abhilfe durch geeignetes<br />

Aufspannen.<br />

Vermeiden des Schwingens durch geringe Schnitttiefe, kleiner<br />

Vorschub, kleine Schnittkraft und hohe Schnittgeschwindigkeit.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 41 ZWET


3.3.1 Bohren<br />

Durch Bohren werden spanend zylindrische Löcher (Bohrungen)<br />

hergestellt oder erweitert.<br />

Vollbohren Herstellen von Bohrungen<br />

Aufbohren Erweitern von vorhandenen Bohrungen<br />

Bohren ist das Zerspanen mit kreisförmiger Schnittbewegung des<br />

Werkzeuges. Die Vorschubbewegung erfolgt ebenfalls durch das<br />

Werkzeug und verläuft geradlinig in Richtung der Bohrachse.<br />

Der Spiralbohrer, auch Wendelbohrer genannt, ist das am häufigsten verwendete<br />

Werkzeug.<br />

Aufbau des Spiralbohrers:<br />

In einem zylindrischen Rohling z.B. aus Schnellarbeitsstahl (HSS) werden zwei<br />

wendelförmige Nuten gefräst. Die Steigung der Nut legt den Drallsteigungswinkel und<br />

damit den Spanwinkel γ fest.<br />

Durch Hinterfräsen des genuteten Rohlings<br />

werden schmale Führungsfasen mit den<br />

Nebenschneiden erzeugt<br />

(zur Verringerung der Reibung).<br />

Außerdem führen die Fasen das Werkzeug<br />

beim Eindringen in die Bohrung.<br />

Hauptschneiden<br />

Die Hauptschneiden am Bohrer entstehen<br />

durch kegelförmiges Anschleifen des<br />

genuteten Rohlings Spitzenwinkel σ.<br />

(sigma)<br />

Freiflächen<br />

Die Freiflächen entstehen durch<br />

Hinterschleifen der Hauptschneiden<br />

damit diese besser in den<br />

Werkstoff eindringen können.<br />

HÜ Skizze<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 42 ZWET


Freiwinkel α: die Neigung der Freifläche muss ausreichend groß sein,<br />

damit der Bohrer auch bei großen Vorschüben schneidet.<br />

Spitzenwinkel σ: ist der Winkel zwischen den beiden<br />

Hauptschneiden<br />

σ groß: Schneidkeile sind stabiler da die Hauptschneiden<br />

kürzer sind<br />

dadurch schlechtere Wärmeabfuhr.<br />

σ klein: da die Hauptschneiden länger sind<br />

dadurch bessere Wärmeabfuhr.<br />

Die bei der Spanabfuhr entstehende Wärme wird über:<br />

• Werkstück<br />

• Werkzeug<br />

• Späne<br />

• Kühlschmiermittel abgeführt<br />

Spanwinkel γ: nimmt vom Bohrerumfang zur Bohrermitte hin ab<br />

(Wendeltreppen-Effekt). Durch die Änderung des<br />

Drallnutenwinkels und damit des Spanwinkels γ ändert<br />

sich auch der Keilwinkel β 3 Spiralbohrertypen.<br />

Bohrertyp Spanwinkel γ Spitzenwinkel σ Werkstoffe<br />

N (normal): 19° bis 40° 118° für weichen Stahl, Grauguss,<br />

nichtrostenden Stahl<br />

H (hart): 10° bis 19° 118° für harte und spröde Werkstoffe,<br />

z.B. hochfester Stahl,<br />

Schichtpressstoffe<br />

W (weich): 27° bis 45° 130° für weiche und zähe Werkstoffe,<br />

z.B. Aluminium-, Kupfer-, und Zink-<br />

Legierungen<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 43 ZWET


D.h. mit zunehmender Härte des zu bohrenden Werkstoffes wählt man einen Bohrer mit:<br />

• kleinem Drallnutenwinkel<br />

• großem Keilwinkel<br />

Querschneide<br />

Die Querschneide entsteht als Schnittkante der beiden Freiflächen,<br />

deren Länge von der Kerndicke k (Seele) des Bohrers und dem Winkel ψ<br />

(psi) abhängig ist. ψ ist der Winkel zwischen Hauptschneide und<br />

Querschneide (=55°).<br />

D.h. mit zunehmendem Bohrdurchmesser erhöht sich die Länge der<br />

Querschneide und die nötige Vorschubkraft. Da die Querschneide eine<br />

schabende Wirkung hat, wird bis zu 60% der gesamten Vorschubkraft<br />

für das Eindringen der Querschneide in das Werkstück aufgewendet.<br />

Um die Vorschubkraft zu minimieren, wird ab 10 mm Lochdurchmesser (Werkstätte ab<br />

Ø6 mm) vorgebohrt, sodass beim anschließenden Aufbohren die Querschneide nicht<br />

mehr zum Eingriff kommt. Eine weitere Möglichkeit ist die Verkleinerung der<br />

Querschneide durch einen speziellen Anschliff.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 44 ZWET


Bohrerarten:<br />

• Zentrierbohrer: Festlegen von Bohrungs- bzw. Wellenmitten<br />

• NC-Anbohrer: Festlegen von Bohrungs- bzw. Wellenmitten<br />

• Stufenbohrer: Bohrungen mit verschiedenen Ansätzen in einem Arbeitsgang<br />

fertigen z.B. Ansenken und Entgraten.<br />

• Flachformbohrer<br />

• Wendeplattenbohrer: wirtschaftliches Bohren mit Hartmetallplättchen, hohe<br />

Zerspanleistung, kein Vorbohren notwendig da keine Querschneide vorhanden.<br />

Schneidwerkstoffe der Bohrer:<br />

Anforderungen an den Bohrerwerkstoff:<br />

• Härte und Verschleißfestigkeit<br />

Der Bohrerwerkstoff muss härter sein als der zu bearbeitende<br />

Werkstoff und ohne Abnutzung mehrere Bohrvorgänge aushalten.<br />

• Wärmefestigkeit<br />

Der Bohrer muss bei längeren Arbeiten seine Härte behalten.<br />

• Biegefestigkeit und Zähigkeit<br />

Der Bohrer muss trotz seiner Härte zäh sein und damit Schläge<br />

und Verdrehungen aushalten.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 45 ZWET


Folgende Schneidwerkstoffe erfüllen die Anforderungen:<br />

• Niedrig legierter Werkzeugstahl<br />

weniger als 5% Legierungsmetalle wie z.B. Chrom (Cr), Wolfram<br />

(W), Mangan (Mn).<br />

Billig für einfache Anwendungen mit geringer Schnittgeschwindigkeit<br />

und kleinem Vorschub, gute Schmierung und<br />

Kühlung notwendig.<br />

• HSS (High Speed Steel) Schnellarbeitsstahl<br />

hochlegierter Stahl z.B. Wolfram (W), Molybdän (Mo), Chrom (Cr),<br />

Vanadium (V)<br />

heute meistens verwendet, kann höhere Temperaturen ertragen,<br />

härter, daher für höhere Schnittgeschwindigkeiten und Vorschübe<br />

geeignet.<br />

• HM (Hartmetall)<br />

höhere Wärmefestigkeit als HSS jedoch teurer und<br />

schlagempfindlicher.<br />

Hartmetalle sind aus Metallkarbiden (Wolfram (W) Titan (Ti),<br />

Tantal (Ta), diese sind sehr hart und sehr temperaturbeständig,<br />

für hohe Zerspanleistung vc > 100 m /min auch für Gestein, Beton.<br />

• TiN-Beschichtungen:<br />

Die Beschichtungen aus Titannitrid (TiN) wird in einer Stärke von<br />

wenigen µm auf das Grundwerkzeug aus HSS aufgetragen. Die<br />

Beschichtung dient vor allem der Steigerung der Verschleißfestigkeit.<br />

1m=1.000.000 µm<br />

1µ=10 -6 m<br />

Verschleiß, Anschliff und Schleiffehler beim Spiralbohrer<br />

Bohrer sollen nur mit einer Spiralbohrerspitzenschleifmaschine angeschliffen werden um<br />

einen absoluten mittigen spitzen Schliff zu erreichen. Beim Anschliff von Hand ist eine<br />

Bohrerschleiflehre zu verwenden mit der sich folgendes nachprüfen lässt:<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 46 ZWET


• Spitzenwinkel σ<br />

• Schneidenlänge L<br />

• Keilwinkel β<br />

• Querschneidenwinkel ψ<br />

Schleiffehler:<br />

• Spitzenwinkel zu groß bzw. zu klein schlechte Schnittwirkung des<br />

Werkzeuges<br />

• Spitzenwinkel ist nicht symmetrisch kurze Standzeit des Bohrers da immer<br />

nur eine Hauptschneide spanend im Eingriff ist<br />

• Spitze liegt außerhalb der Drehachse Bohrdurchmesser wird aufgrund der<br />

Verschiebung größer.<br />

Schnittgeschwindigkeit beim Bohren in m/min<br />

Schnittgeschwindigkeit<br />

vc in m/min<br />

Vorschub f<br />

in mm<br />

Werkstoff HSS HM HM<br />

Stähle 22 60 0,04 - 0,8<br />

GG 15 - 25 40 - 70 0,05 - 0,6<br />

Werkzeugstahl 5 - 10 20 - 30 0,025 - 0,5<br />

Al-Legierung 35 - 150 100 - 200 0,05 - 1,0<br />

Aufgrund der für den jeweiligen zu bearbeitenden Werkstoff geforderten<br />

Schnittgeschwindigkeit vc ergibt sich, dass bei:<br />

• kleineren Bohrdurchmesser eine größere Drehzahl<br />

• größeren Bohrdurchmesser eine kleine Drehzahl eingestellt wird.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 47 ZWET


Spannen der Bohrer (Werkzeuge)<br />

• Dreibackenfutter (Schnellspannfutter)<br />

Die Kraftübertragung erfolgt bei<br />

zylindrischem Schaft<br />

kraftschlüssig. Bis zum<br />

Bohrerdurchmesser von 10 mm ist<br />

der Einspannschaft zylindrisch<br />

ausgeführt.<br />

• Reduzierhülse:<br />

Reduzierhülsen mit Morsekegel passen den<br />

Bohrer an die jeweilige Bohrspindel an.<br />

Bohrer mit kegeligem Schaft übertragen<br />

das Drehmoment kraftschlüssig. Mittels<br />

Treibkeil wird der Bohrer aus dem<br />

Morsekegel geschlagen.<br />

Spannen der Werkstücke<br />

• Maschinenschraubstock<br />

wird bei kleineren Werkstücken verwendet.<br />

Er wird wenn notwendig auf dem<br />

Maschinentisch befestigt.<br />

• Spanneisen, Spannschrauben<br />

für große Werkstücke die direkt am<br />

Maschinentisch gespannt werden.<br />

• Bohrprisma<br />

für runde Werkstücke die mit einem<br />

Bügelspanneisen verspannt werden.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 48 ZWET


Bohrmaschinen<br />

• Handbohrmaschine<br />

für nicht ortsgebundene Montagearbeiten. Antrieb elektrisch oder pneumatisch.<br />

Für spezielle Materialien (Beton) mit Schlagwerk ausgerüstet.<br />

• Tischbohrmaschine<br />

für kleinere Bohrungen an kleineren Werkstücken eingesetzt.<br />

Riemenantrieb<br />

Der Vorschub wird von Hand ausgeführt.<br />

• Säulenbohrmaschine<br />

Gestell aus einem stabilen Rohr. Die Drehzahl kann über<br />

Zahnradgetriebe eingestellt werden. Der Vorschub lässt sich von<br />

Hand oder über Getriebe (automatisch) betätigen. Maschinentisch<br />

ist höhenverstellbar und schwenkbar.<br />

• Ständerbohrmaschine<br />

Aufbau ähnlich Säulenbohrmaschine, Gestell ist ein stabiler Kasten<br />

mit Schlittenführung an der Vorderseite für schwerere Werkstücke<br />

• Radial -/Auslegerbohrmaschine<br />

Der Bohrkopf befindet sich auf dem Ausleger und ist somit<br />

schwenkbar und radial verschiebbar für Bohrungen bei<br />

großen sperrigen Werkstücken<br />

• Mehrspindelbohrmaschine<br />

für Großserienfertigung. Der Bohrkopf kann mehrere<br />

Werkzeuge aufnehmen die mit unterschiedlichen<br />

Drehzahlen gleichzeitig zum Einsatz kommen.<br />

• CNC-Bohr-Bearbeitungszentrum<br />

(Computerized Numerical Control): Durch einen Werkzeugsspeicher mit einem<br />

Werkzeugwechselsystem sind mehrere Bearbeitungen in rascher Folge möglich.<br />

z.B. Bohren, Senken, Reiben<br />

Maschinentisch in drei Achsen verfahrbar.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 49 ZWET


3.3.2 Senken<br />

Entspricht einem Bohrvorgang zur Erzeugung von Zylinder- oder<br />

Kegelflächen in Richtung der Bohrachse.<br />

Beim Senken wird unterschieden:<br />

• Plansenken für ebene Auflageflächen<br />

• Profilsenken (kegelig / zylindrisch) für<br />

Schraubenköpfe<br />

• Entgraten von Bohrungen<br />

Arten und Verwendung von Senkern<br />

Prinzipiell ist Vorzubohren und mit den verschiedenen Senkern wird nachbearbeitet.<br />

Werkstoff der Senker HSS bzw. HM.<br />

• Aufbohren<br />

Mit einem Spiralsenker mit 3 oder mehr<br />

Schneiden wird aufgebohrt um die Maß- und<br />

Formgenauigkeit sowie die Oberflächengüte<br />

der Bohrung zu erhöhen.<br />

• Plansenken<br />

Mit dem Plansenker (Flachsenker) wird am<br />

Werkstück eine plane Fläche angesenkt, die<br />

als Auflagefläche dient z.B.: bei Sechskantschrauben<br />

oder Muttern. Plansenken mit oder<br />

ohne Führungszapfen (dient der<br />

Formgenauigkeit).<br />

• Planeinsenken<br />

mit einem Flachsenker wird die zylindrische<br />

Einsenkung ausgeführt. z.B. für<br />

Zylinderschrauben. Es gibt auswechselbare<br />

Führungszapfen.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 50 ZWET


• Profilsenken<br />

Mit dem Kegelsenker wird die kegelige<br />

Profilsenkung durchgeführt. Der<br />

Senkwinkel ist abhängig von der<br />

Verbindungsart.<br />

z.B.: für Nieten 90°<br />

für Senkschrauben 60°, 75°, 90°<br />

zum Entgraten 60°.<br />

3.3.3 Reiben<br />

entspricht einem Bohrvorgang mit sehr geringer Spandicke zwecks Erhöhung der<br />

Oberflächengüte mit entsprechenden Werkzeugen. Die Bohrungen erhalten durch diese<br />

Feinbearbeitung:<br />

• kleine Maßtoleranzen<br />

• kleine Formtoleranzen<br />

• hohe Oberflächengüte<br />

Herstellverfahren erreichbare Rautiefe Rz<br />

Bohren 16.....25 µm<br />

Senken 6,3.....40 µm<br />

Reiben 0,4.....25 µm<br />

Reibwerkzeug: Reibahle<br />

HÜ Skizze<br />

Der Schneidenteil ist der spanende Teil der Reibahle und besteht aus 2 Teilen.<br />

• kegeliger Anschnitt<br />

Zum Einführen in die Bohrung. Hiermit erfolgt die Spanabnahme<br />

• zylindrischer Führungsteil<br />

Hat den Nenndurchmesser der Reibahle, dient zur Führung und<br />

glättet die Oberfläche.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 51 ZWET


Spanabnahme beim Reiben:<br />

Die Spanabnahme erfolgt beim Reiben durch eine drehende<br />

Schnittbewegung und eine axiale Vorschubbewegung des Werkzeuges.<br />

Die hohe Oberflächengüte wird durch eine niedrige Schnittgeschwindigkeit<br />

und kleinen Vorschub erreicht d.h. ca. ¼ - 1 /3 der Werte<br />

beim Bohren. Durch die Verwendung von Schmiermittel (Schneidöl) wird<br />

eine Verbesserung der Oberflächengüte bei gleichzeitiger<br />

Verminderung des Werkzeugverschleißes erzielt.<br />

Nie zurück Drehen sonst verklemmen sich Späne!!<br />

Die Reibahle hat mindestens 6 Schneidkanten. Zur Vermeidung von<br />

Rattermarken ist die Anordnung der Schneiden am Umfang<br />

(Zahnteilung) ungleich. Durch die unterschiedlichen Winkel erfolgt kein<br />

Eingriff der nachfolgenden Schneide an derselben Stelle. Um den<br />

gewünschten Durchmesser zu erhalten, stehen sich jeweils 2 Schneiden<br />

gegenüber. Die Schneiden sind sehr empfindlich und γ ≤ 0 schabende<br />

Wirkung.<br />

HÜ Skizze<br />

Arten und Verwendung von Reibahlen<br />

• Handreibahlen<br />

langer Anschnitt (zur Selbstzentrierung). Schaft zylindrisch mit Vierkant für<br />

Winkeleisen. Werkstoff meist HSS.<br />

• Maschinenreibahle<br />

kurzer Anschnitt (Führung durch Maschine). Schaft zylindrisch oder mit<br />

Morsekegel ins Maschinenfutter. Werkstoff: HSS bzw. Hartmetall.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 52 ZWET


• unverstellbare Reibahle<br />

ist aus einem Stück gefertigt. Kann nur bedingt ohne Durchmesserverlust<br />

nachgeschärft werden.<br />

• verstellbare Reibahle<br />

als geschlitzte Form oder mit eingesetztem Messer.<br />

Vorteil: nachschleifbar und justierbar. Abhängig von der Ausführung einstellbar<br />

zwischen 0,01mm...0,1mm (geschlitzte Form) und 1mm...5,5mm (verstellbare<br />

Messer für mehrere Durchmesser verwendbar.<br />

• geradgenutete Reibahle<br />

einfache Herstellung, geringer Vorschubdruck. Nicht für Bohrungen mit<br />

Unterbrechungen geeignet, da sie einhaken würde.<br />

• drallgenutete Reibahle<br />

hat immer einen Linksdrall, damit sich die<br />

Reibahle nicht in die Bohrung zieht.<br />

für Bearbeitung von Bohrungen mit einer Nut.<br />

• zylindrische Reibahle<br />

• kegelige Reibahle<br />

3.3.4 Gewinde schneiden<br />

Ein Gewinde ist eine profilierte Einkerbung, die um einen Zylinder längs einer<br />

Schraubenlinie verläuft.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 53 ZWET


Einteilung der Gewinde nach:<br />

• Lage<br />

Außengewinde<br />

Innengewinde<br />

• Verwendung<br />

Befestigungsgewinde: Schrauben<br />

Bewegungsgewinde: zum Umwandlung von<br />

Drehbewegung in Längsbewegung.<br />

• Gangrichtung<br />

rechtsgängig: Normalfall<br />

linksgängig: Bei vorgegebener Drehrichtung,<br />

zur Vermeidung von Verwechslungen.<br />

• Steigung<br />

Regelgewinde: grobe Steigung<br />

Feingewinde: bei dünnwandigen Rohren.<br />

Bei Erschütterungen schwerer lösbar.<br />

• Gangzahl<br />

eingängig<br />

mehrgängig: mehrere regelmäßige versetzte,<br />

parallel verlaufende Gewinde, ermöglichen eine<br />

größere Steigung bei unveränderter<br />

Gewindetiefe. Bei wenigen Umdrehungen<br />

werden große axiale Wege erzielt. <br />

Anwendung bei Bewegungsgewinde.<br />

• Gewindeprofil<br />

Durch die Querschnittsform entsteht das Gewindeprofil:<br />

metrisches ISO <strong>–</strong> Gewinde: als Regel- / Feingewinde.<br />

Trapezgewinde: bei Bewegungsschrauben<br />

Sägengewinde: für große einseitige axiale Kräfte<br />

Rundgewinde: Unempfindlichkeit gegen Verschmutzung und Schaden.<br />

Whitworth Rohrgewinde: Angabe in Zoll<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 54 ZWET


• Herstellung<br />

spanlose<br />

spanende<br />

Innengewindeschneiden<br />

Die spanabnehmende Bewegung setzt sich<br />

zusammen aus der Drehbewegung des<br />

Gewindebohrers (Schnittbewegung) und der<br />

Axialbewegung entsprechend der<br />

Gewindesteigung (Vorschubbewegung). Gute<br />

Schmierung notwendig.<br />

Durch den kegeligen Anschnitt des<br />

Gewindebohrers wird der Werkstoff überwiegend spanend bearbeitet.<br />

Der Rest des Werkstoffes wird spanlos verdrängt, er staucht auf.<br />

Daher muss der Durchmesser des Kernlochbohrers etwas größer sein als<br />

der Kerndurchmesser des Gewindebohrers. (0,2 <strong>–</strong> 0,4 mm).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 55 ZWET


Schneidwerkzeug: Gewindebohrer<br />

Die Schneidgeometrie ist abhängig von dem zu bearbeiteten Werkstoff:<br />

Werkstoff Spanwinkel γ Schneidengeometrie<br />

weiche Werkstoffe (Al, Cu) 16° - 22° größere Spanbrechernuten<br />

harte Werkstoffe (St, GG) 4° - 6° kleinere Spanbrechernuten<br />

Das Verhältnis zwischen Anschnitt und Schnittlänge beträgt 1 : 2.<br />

• Satzgewindebohrer<br />

2- oder 3- teilig (für Feingewinde), aus HSS, schneidet das Gewinde in zwei oder<br />

drei Arbeitsgängen (Vor-, Mittel-, Fertigschneider). Erst der Fertigschneider<br />

erzeugt das voll geschnittene Gewinde.<br />

• Muttergewindebohrer<br />

für geringe Gewindetiefen, schneidet das Gewinde in einem Arbeitsgang<br />

• Maschinengewindebohrer<br />

haben einen kurzen Anschnitt und schneiden das Gewinde in einem Arbeitsgang.<br />

linksgedrallt<br />

für Durchgangsbohrungen, die Späne werden nach<br />

unten abgeführt.<br />

HÜ Skizze<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 56 ZWET


echtsgedrallt<br />

für Grundlöcher, die Späne werden nach oben abgeführt.<br />

Außengewindeschneiden<br />

Wie beim Innengewinde wird beim Spanen mit dem Schneideisen der<br />

größte Teil des Gewindeprofils geschnitten. Der Rest des Werkstoffes<br />

wird spanlos verdrängt, er staucht auf. Daher muss der<br />

Bolzendurchmesser einen kleineren Durchmesser haben als der zu<br />

schneidende Gewindedurchmesser. (0,1 - 0,3 mm)<br />

Der Bolzen benötigt zum geraden Aufsetzen des Schneideisens eine<br />

Fase.<br />

Schneidwerkzeuge: Gewindeschneideisen<br />

HÜ Skizze<br />

• Gewindeschneideisen<br />

Das vollständige Gewinde wird in einem Arbeitsvorgang geschnitten. Bis ca.<br />

16 mm Gewindedurchmesser einsetzbar.<br />

• Gewindeschneidkluppe<br />

Hat verstellbare Schneidbacken. Die Spanabnahme erfolgt in mehreren<br />

Arbeitsgängen wobei die Schneidbacken verstellt werden. Für größere Gewinde<br />

ab 12 mm Durchmesser, sowie bei verschiedenen Gewindedurchmessern mit<br />

gleicher Steigung verwendet. Schneidenwerkstoff ist meist HSS bzw. HM.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 57 ZWET


3.3.5 Drehen<br />

Drehen ist Spanen mit kreisförmiger Schnittbewegung des Werkstückes<br />

und der quer zur Schnittrichtung liegenden Vorschubbewegung des<br />

Werkzeuges.<br />

Die gefertigten Werkstücke sind zylindrisch, kegelig und kugelförmig.<br />

Durch Drehen können Wellen, Bolzen, Scheiben, Buchsen und Gewinde<br />

hergestellt werden.<br />

Unterscheidungen nach der Bewegungsrichtung nach der Art der erzeugten Fläche:<br />

• Längsdrehen<br />

Vorschubbewegung parallel zur Werkstückachse.<br />

Erzeugung zylindrischer Flächen.<br />

• Plandrehen<br />

Vorschubbewegung normal zur Werkstückachse.<br />

Erzeugung ebener Flächen senkrecht zur<br />

Drehachse.<br />

• Kegeldrehen<br />

Vorschubbewegung schräg zur Werkstückachse.<br />

Erzeugung kegeliger Flächen.<br />

• Einstechen<br />

nur Zustellbewegung normal zur Werkstückachse.<br />

Kein Vorschub.<br />

Drehmeißel:<br />

Besteht aus dem Schneidkopf mit einer<br />

Schneide (Keilspitze) und dem Schaft. Der<br />

Drehmeißel wird im Meißelhalter des<br />

Oberschlittens festgeklemmt.<br />

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Winkel und Flächen von der Hauptschneide:<br />

Winkel des Drehmeißels von der Nebenschneide:<br />

Freiwinkel α: verringert die Reibung zwischen Werkzeug und<br />

Werkstück, zwischen 5° - 12°<br />

Keilwinkel β: wird von der Hauptfreifläche und der Spanfläche<br />

gebildet. Die Größe ist vom zu bearbeitenden Werkstoff<br />

abhängig, zwischen 70° - 85°<br />

Spanwinkel γ: liegt zwischen der Spanfläche und der Werkzeugbezugsebene.<br />

Er beeinflusst den Spanfluss.<br />

kleiner, negativer Spanwinkel γ Reißspan<br />

mittlerer Spanwinkel γ 5° - 25° Scherspan<br />

große Spanwinkel γ > 25° Fließspan<br />

Siehe S. 26<br />

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Eckenwinkel ε: (Epsilon) entsteht zwischen Hauptschneide und<br />

Nebenschneide. Beim Schruppen 90° oder größer.<br />

Spitze ist gerundet um glättere Oberfläche zu erzeugen.<br />

Eckenradius rε<br />

Rauhtiefe Rt<br />

Einstellwinkel χ: (Kappa) zwischen Hauptschneide und Werkstückachse.<br />

Beeinflusst die Form des Spanungsquerschnittes und die<br />

Größe der Vorschubkraft.<br />

Neigungswinkel λ: (Lamda) bestimmt die Lage der Hauptschneide in Bezug<br />

auf das Werkstück und beeinflusst den Spanablauf.<br />

positiver Neigungswinkel λ:<br />

Der Anschnitt beginnt bei der Schneidenecke<br />

günstiger Spanablauf.<br />

negativer Neigungswinkel λ:<br />

bei unterbrochenem Schnitt (z.B. Welle mit<br />

Längsnut), die Schneidenecke kommt zuletzt<br />

zum Schnitt und verschleißt deshalb langsamer.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 60 ZWET


Schneidwerkstoffe der Drehmeißel:<br />

• Niedrig legierter Werkzeugstahl (heute selten)<br />

≤ 5% Legierungsmetalle beigemengt, 0,6 <strong>–</strong> 1,5% C-Gehalt<br />

(Kohlenstoff), Legierungsmetalle (Chrom Cr, Wolfram W, Mangan<br />

Mn), Temperaturen bis 200°C, Schnittgeschwindigkeit 20 m/min.<br />

• HSS Schnellarbeitsstahl (verliert auch an Bedeutung)<br />

sind zäh und hart, können nachgeschliffen werden, bis zu 30%<br />

Legierungsmetalle (Chrom (Cr), Molybdän (Mo), Kobalt (Co),<br />

Wolfram (W), Vanadium (V)) 1 % Kohlenstoff, geringe<br />

Wärmefestigkeit max. Temperaturen bis 600°C,<br />

Schnittgeschwindigkeit 60 m/min.<br />

• HM (Hartmetall)<br />

Wendeschneidplatten aus Hartmetall werden auf den<br />

Werkzeughalter geklemmt oder die Schneidplättchen werden<br />

durch Hartlöten befestigt. Aus den Metallen Titan (Ti) und Tantal<br />

(Ta) werden Karbide gebildet und mit Kobalt (Co) als Bindemittel<br />

gesintert, Wärmefestigkeit bei Temperaturen bis 900°C,<br />

Schnittgeschwindigkeit 120 m/min.<br />

• Oxid-keramische Schneidstoffe<br />

werden als Wendeschneidplatten verwendet und sind aus<br />

Aluminiumoxid (AlO3), sind extrem hart und verschleißfest,<br />

Temperaturen bis 1300°C, sehr hohe Schnittgeschwindigkeit,<br />

äußerst hohe Härte.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 61 ZWET


Drehmeißelarten:<br />

Spannvorrichtung für das Werkstück<br />

müssen der Form des jeweiligen Werkstücks und der durchzuführenden Dreharbeit<br />

entsprechen:<br />

• selbstzentrierende Mehrbackenfutter (Spannfutter)<br />

als 3 oder 4-Backenfutter<br />

ausgeführt, Betätigung händisch,<br />

hydraulisch oder elektromagnetisch,<br />

bei handbetätigten Spannfuttern<br />

erfolgt die Bewegung der<br />

Spannbacken über eine Planspirale.<br />

Die Backen greifen in die Planspirale<br />

ein und durch Verdrehen werden alle<br />

Backen gleichmäßig in radialer<br />

Richtung bewegt selbstzentrierend<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 62 ZWET


HÜ Skizze<br />

bei Kraftspannfutter wird die Spannkraft pneumatisch oder hydraulisch erzeugt.<br />

Durch die Fliehkraft verringert sich die Spannkraft Fliehkraftausgleich<br />

• Planscheibe<br />

Vier unabhängig einzustellende Spannbacken werden einzeln<br />

eingestellt und festgeklemmt. Mit Hilfe radial verlaufender<br />

Schlitze können weitere Spannmittel angebracht werden<br />

für nicht rotationssymmetrische Teile.<br />

HÜ Skizze<br />

• Spannen zwischen Spitzen<br />

lange zylindrische Werkstücke werden zwischen den Spitzen von<br />

Arbeitsspindel und Reitstock gespannt. Die Übertragung der<br />

Drehbewegung erfolgt durch Mitnehmerscheibe und<br />

Mitnehmerherz (=Drehherz).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 63 ZWET


Aufbau der Zug- und Leitspindeldrehmaschine:<br />

• Spindelstock<br />

enthält die gesamte Antriebseinheit (Antriebsmotor, Getriebe für<br />

unterschiedliche Spindeldrehzahlen) und Arbeitsspindel mit dem<br />

Spannfutter bzw. Körnerspitzen.<br />

• Reitstock<br />

enthält die Pinole mit der Körnerspitze zum Abstützen des<br />

Werkstücks (Drehen zwischen Spitzen). In der Pinole können auch<br />

andere Werkzeuge (Bohrer, Gewindebohrer) eingesetzt werden.<br />

Der Reitstock am Maschinenbett ist verschiebbar.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 64 ZWET


• Werkzeugschlitten<br />

bestehend aus Bettschlitten, Querschlitten (Planschlitten) und<br />

Oberschlitten. Der im Meißelhalter befestigte Drehmeißel kann in<br />

Richtung der Drehachse (Vorschub) und senkrecht dazu<br />

(Zustellung) bewegt werden.<br />

• Drehmaschinengestell<br />

stabiles Gestell, hohe Steifigkeit, gute Schwingungsdämpfung (oft<br />

aus Gusseisen), mit Gleitführungen am Maschinenbett für<br />

Reitstock und Werkzeugschlitten.<br />

• Zug- und Leitspindel<br />

glatte Zugspindel für die Vorschubbewegung.<br />

Leitspindel mit Gewinde zum Gewindeschneiden.<br />

3.3.6 Fräsen<br />

Fräsen ist Spanen mit einem mehrschneidigen Werkzeug (2-20 Schneiden) und<br />

kreisförmiger Schnittbewegung zur Erzeugung beliebiger Werkstückoberflächen (ebene<br />

und räumlich gekrümmte Flächen).<br />

Schnittbewegung durch das sich drehende Werkzeug<br />

Vorschubbewegung meist durch das Werkstück.<br />

Fräswerkzeug:<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 65 ZWET


Beim Fräsen ist jede Schneide pro Umdrehung nur einmal im Eingriff <br />

nur kurzzeitige Schneidenbelastung, geringe Erwärmung, dadurch lange<br />

Standzeit; jedoch immer stoßartige Belastung beim Eingreifen einer<br />

Schneide; teures Werkzeug<br />

Die Hauptschneiden sind beim Fräser die Umfangsschneiden, welche auf<br />

der Mantelfläche des gedachten Zylinders liegen.<br />

Die Nebenschneiden (Stirnschneiden) befinden sich auf der Kreisfläche.<br />

Der Neigungswinkel λ (Drallwinkel) zeigt die Neigung der Schneidkante<br />

gegenüber der Fräserachse. Wenn λ ≠ 0 ist, dringt die Schneidkante<br />

nicht schlagartig, sondern allmählich in die Oberfläche ein.<br />

Die Schneidenzahl hängt vom Material des Werkstücks ab:<br />

• für weiche Werkstoffe entstehen große Spanmengen große Zahnlücken und<br />

damit kleine Zähnezahl.<br />

• für harte Werkstoffe kleine Zahnlücken und große Zähnezahl.<br />

Bei den Fräsern wird unterschieden zwischen den Typen:<br />

Typ N ormal: für Stahl und Gusseisen mit normaler Festigkeit<br />

Typ H art: harte oder kurzspanende Werkstoffe<br />

Typ W eich: weiche, zähe oder langspanende Werkstoffe<br />

Schneidenwerkstoffe<br />

• HSS<br />

wird meistens verwendet auf Grund des unterbrochenen Schnittes, da er die<br />

Zähigkeit und Temperaturwechselbeständigkeit besitzt.<br />

• Hartmetall HM<br />

wird für Schneidplatten auf Messerköpfen und als Wendeschneidplatten bei<br />

Fräsköpfen verwendet.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 66 ZWET


Einteilung des Fräsverfahrens nach 2 Gesichtspunkten:<br />

• Nach der Arbeitsweise des Fräsers<br />

• Umfangfräsen (Walzfräsen)<br />

die am Umfang liegenden Hauptschneiden erzeugen die<br />

Werkstückoberfläche. Die Fräserachse liegt parallel zur<br />

bearbeitenden Fläche. Zähne an der Mantelfläche<br />

z.B. Walzenfräser, Scheibenfräser.<br />

Spanbildung: Es entsteht immer ein kommaförmiger Span,<br />

starke Schnittkraftschwankungen<br />

• Stirnfräsen<br />

die an der Stirnfläche des Fräsers liegenden Nebenschneiden<br />

erzeugen die Werkstückoberfläche. Die Fräserachse liegt<br />

normal zur bearbeitenden Oberfläche. Wirtschaftlich zur<br />

Bearbeitung großer ebener Flächen (großer Vorschub möglich);<br />

Spanbildung: auch kommaförmig, geringerer Dickenunterschied,<br />

meist mehrere Zähne gleichzeitig im Eingriff geringere<br />

Schnittkraftschwankung<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 67 ZWET


• Nach der Vorschubrichtung<br />

• Gleichlauffräsen<br />

Die Drehrichtung des Fräsers und die Vorschubrichtung des Werkstücks sind<br />

im Eingriffsbereich (der Fräserschneiden) gleichgerichtet.<br />

Spanbildung: Spandicke zu Beginn groß, dann auf 0 abnehmend;<br />

kein Reiben zu Beginn, jedoch plötzliche große Schnittkraft;<br />

glatte Oberfläche, höhere Standzeit bzw. höhere<br />

Schnittleistung möglich,<br />

Beim Walzfräsen immer starke Schnittkraftschwankungen<br />

Fräser drückt Werkstück gegen Unterlage (wichtig bei dünnen<br />

Werkstücken);<br />

• Gegenlauffräsen<br />

Die Drehrichtung des Fräsers und die Vorschubrichtung des Werkstücks sind<br />

im Eingriffsbereich (der Fräserschneiden) gegenläufig.<br />

Spanbildung: Span beginnt dünn und endet dick.<br />

Zahn gleitet anfangs bevor er greift Schneiden werden<br />

schneller stumpf als beim Gleichlaufräsen kürzere Standzeit.<br />

Am Ende des Spanvorganges ist die Schnittkraft am größten<br />

und wird danach schlagartig Null führt zu Schwingungen und<br />

es entstehen Rattermarken rauere Oberfläche.<br />

Fräser hebt dabei das Werkstück an sichere Festspannung<br />

wichtig.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 68 ZWET


Fräsenarten nach Anordnung der Zähne<br />

• Scheibenfräser<br />

Fräser scheibenförmig, Zähnen am Umfang; zum Ausfräsen<br />

von schmalen Nuten (verschiedene Querschnittsformen);<br />

für eben bzw. gekrümmte Flächen<br />

• Walzenfräser<br />

Zähne ebenfalls am Umfang; jedoch breiter walzenförmig;<br />

Drehachse ist parallel zu Werkstücksoberfläche; Anwendung<br />

für größere ebene Flächen.<br />

• Walzenstirnfräser<br />

sind Walzenfräser mit Zähnen am Umfang und an einer<br />

Stirnfläche;<br />

• Stirnfräser<br />

Schneidkanten nur an der Stirnfläche; Drehachse normal zur<br />

Werkstückoberfläche; ebenfalls für ebene Flächen.<br />

• Schaftfräser<br />

haben einen Schaft wie Bohrer oder Reibahle; die Schneiden<br />

sind am Umfang und an der Stirnfläche<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 69 ZWET


Fräserarten nach der Zahnform<br />

• spitzgezahnter Fräser<br />

Spanfläche und Freifläche sind ebene Flächen; Nachschleifen mit<br />

Topfscheiben an der Freifläche; dadurch wird der Durchmesser<br />

kleiner nur für ebene Flächen; billig in der Herstellung und<br />

Ausführung als Walzen-, Scheiben- oder Stirnfräser.<br />

HÜ Skizze<br />

• hinterdrehter Fräser<br />

sind Formfräser für gekrümmte Flächen bzw. Nuten mit<br />

bestimmten Profil z.B. bei einem Zahnrad die Zahnlücken Profil<br />

des Fräsers darf sich beim Nachschleifen nicht ändern; die<br />

Freiflächen verlaufen nach innen in Form einer logarithmischen<br />

Spirale; nachschleifen an der Spanfläche (immer radial);<br />

Spanwinkel γ = 0 Zahnprofil bleibt auch beim Nachschleifen<br />

unverändert erhalten.<br />

HÜ Skizze<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 70 ZWET


Fräsmaschinen<br />

Universalfräsmaschinen haben einen schwenkbaren Spindelkopf, mit zwei Spindeln und<br />

besitzen einen vielseitig verstellbaren Tisch.<br />

Kühlen und Schmieren<br />

Die Flüssigkeit soll die Schnittstelle reichlich umspülen und die Späne abführen. Kühl-<br />

und Schmiermittel bewirken eine Verlängerung der Standzeit und ermöglichen größere<br />

Schnittgeschwindigkeiten. Das Schmieren reduziert die Reibungswärme und somit die<br />

erforderlichen Schnittkräfte. Es führt auch zur Verbesserung der Oberflächenqualität.<br />

3.3.7 Räumen<br />

Räumen ist Feinstbearbeitung ebener oder profilierter Innenflächen mit<br />

einem mehrschneidigen, stangenförmigen Werkzeug. Die Bearbeitung<br />

erfolgt in nur einer Hubbewegung. Das Werkzeug hat eine große Anzahl<br />

an Schneidkanten, die in fixer Lage zueinander angeordnet sind. Jede<br />

nachfolgende Schneide steht etwas weiter vor und schneidet einen Span<br />

mit bestimmter Dicke (Anstelle des Vorschubes bei einschnittigen<br />

Werkzeug) hohe Maßgenauigkeit erzielbar.<br />

Unterscheidung der Räumverfahren:<br />

• Innenräumen<br />

zur Bearbeitung von Innenflächen (z.B. Bohrung) mit einer Räumnadel;<br />

Räumnadel wird nur einmal durch die Bohrung gezogen; Querschnitt entweder<br />

rund oder profiliert<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 71 ZWET


• Außenräumen<br />

mit Räumbalken zur Bearbeitung von nicht geschlossenen Außenflächen<br />

z.B. von exakten Nuten; hat nur auf einer Seite Schneiden, auf der anderen Seite<br />

ist er glatt und kann dort abgestützt werden (geführt werden).<br />

Spanbildung:<br />

Durch die erhöhten Schneidkanten erfolgt das Abtrennen von Spänen bestimmter Dicke<br />

(0,004 mm <strong>–</strong> 0,2 mm) ohne, dass ein Vorschub oder eine Zustellbewegung erfolgt. Die<br />

Späne sammeln sich in den Spanräumen (=Zahnlücken); Spanwinkel γ zwischen 2° und<br />

15°. Es sind immer mehrere Zähne gleichzeitig im Eingriff; Räumen wird an<br />

Stoßmaschinen mit waagrechtem oder senkrechten Werkzeughub durchgeführt;<br />

Schnittgeschwindigkeit (= Hubgeschwindigkeit) mit HSS (3 <strong>–</strong> 6 m/min)<br />

Anwendung nur für Serienfertigung (wegen teurem Werkzeug)<br />

3.3.8 Hobeln und Stoßen<br />

Zur Herstellung ebener Flächen und geradliniger Nuten mit einem<br />

einschneidigen Werkzeug (Hobelmeißel) und geradlinige<br />

Schnittbewegung (Späne werden streifenweise abgetrennt).<br />

• Hobeln (Langhobeln)<br />

Die waagrechte Schnittbewegung wird vom Werkstück<br />

ausgeführt, das auf einem hin und hergehenden Tisch<br />

gespannt ist (langer Hub). Vorschub und Zustellbewegung<br />

werden durch das Werkzeug ausgeführt; Anwendung für<br />

Außenflächen (auch Nuten).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 72 ZWET


• Stoßen (auch Kurzhobeln)<br />

Die Schnittbewegung wird vom Werkzeug ausgeführt.<br />

Vorschub und Zustellbewegung werden durch das<br />

gespannte Werkstück ausgeführt.<br />

waagrechte Stoßen: (=Kurzhobeln) für Außen- und<br />

Innenflächen<br />

senkrecht Stoßen: meist nur für Innenflächen<br />

Schnittbewegung (Hauptbewegung)<br />

Besteht grundsätzlich aus einem Arbeits-<br />

und einem Leerhub; Zerspanung erfolgt nur<br />

während des Arbeitshubes; beim Leerhub<br />

wird das Werkzeug von der Schnittfläche<br />

angehoben und gleichzeitig der Vorschub<br />

schrittweise durchgeführt; durch das<br />

Abbremsen und Wiederbeschleunigen<br />

großer Massen sind nur kleine<br />

Schnittgeschwindigkeiten möglich; weiters<br />

kommt der Hobelmeißel stoßweise in<br />

Eingriff; insgesamt geringe Leistung und geringe Standzeit.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 73 ZWET


3.4 Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneidenform<br />

3.4.1 Schleifen<br />

Schleifen ist ein Zerspanen mit Werkzeugen aus geometrisch<br />

unbestimmten Schneiden. Das Schleifwerkzeug besteht aus einer<br />

Vielzahl kleiner, sehr harter scharfkantiger Schleifkörner die mit einem<br />

Bindemittel festgehalten werden.<br />

Anwendung:<br />

• Feinstbearbeitung<br />

Zur Erzeugung von Oberflächen mit sehr kleiner Rautiefe, sowie hoher Maß- und<br />

Formgenauigkeit. Die Form des Werkstücks wurde durch andere spanende<br />

Fertigungsverfahren hergestellt.<br />

• Nachschleifen von Werkzeugen<br />

Dient zur Wiederherstellung der Zerrspanungseigenschaften.<br />

• Entgraten<br />

des Werkstückes nach anderen Fertigungsverfahren<br />

Schleifwerkzeug<br />

Die Eigenschaften eines Schleifkörpers werden bestimmt:<br />

• Schleifmittel<br />

Der eigentliche Schneidstoff sind die Körner, welche die Späne<br />

abtrennen. Die Spanabnahme erfolgt durch eine große Anzahl<br />

unregelmäßig geformter Schneiden dieser Körner. Bei<br />

Vergrößerung der Körner kann man die Form eines Schneidkeils<br />

erkennen. viele Schneidkeile mit jeweils unterschiedlichen<br />

Winkel α, β, γ. Der Keilwinkel β plus Freiwinkel α sind größer als<br />

90° Spanwinkel γ ist negativ und schabende Wirkung.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 74 ZWET


Das Schleifmittel muss wesentlich härter sein als der zu zerspanende Werkstoff.<br />

Verwendet werden natürlich vorkommende oder künstlich hergestellte Mineralien:<br />

Schleifmittel chemische<br />

Zeichen<br />

Kurzzeichen für<br />

Schleifmittel<br />

Wärmebeständig<br />

bis<br />

Verwendung<br />

Korund Al2O3 A 2000 C° mittelzähe bis harte<br />

Werkstoffe<br />

Siliciumcarbid SiC C 1370 C° Planschleifen von HM,<br />

Keramik<br />

Bornitrid BN B 1200 C° HSS-Stahl, Warm- und<br />

Kaltarbeitsstähle<br />

Diamant C D 800 C° Präzisionsschleifen von<br />

HM, Keramik<br />

• Korngröße<br />

Durch die Korngröße wird die Zerspanleistung und die<br />

Oberflächengüte beeinflusst. Die Kennziffer entspricht der<br />

Maschenzahl auf 1 inch Länge.<br />

z.B. Körnung D150 das sind Diamantkörner, welche gerade noch<br />

durch das Sieb mit Maschenzahl 150 fallen, aber auf dem nächsten<br />

Sieb liegen bleiben.<br />

Einsatz Körnung Kennziffer der Korngröße Korngröße<br />

mm<br />

Rautiefe Rz<br />

µm<br />

Schruppen grob 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 20, 24 1 - 4 8 <strong>–</strong> 20<br />

Schlichten mittel 30, 36, 46, 54, 60 0,3 <strong>–</strong> 1 1,5 <strong>–</strong> 8<br />

fein 70, 80, 90, 100, 120, 150, 180, 220 0,08 <strong>–</strong> 0,3 0,3 <strong>–</strong> 1,5<br />

Feinschleifen sehr fein 230, 240, 280, 320, 400, 500, 600,<br />

800, 1000, 1200<br />

0,003 <strong>–</strong> 0,08 0,2 <strong>–</strong> 0,3<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 75 ZWET


• Bindung<br />

Das Bindemittel hält die Schleifkörner zusammen. Wenn diese<br />

stumpf geworden sind, sollen sie ausbrechen. Brechen sie zu<br />

schnell aus, nutzt sich die Schleifscheibe zu rasch ab. Ist die<br />

Bindung zu fest, werden die Körner zu stumpf und die<br />

Temperaturen zu hoch.<br />

Die Härte eines Schleifkörpers ist ein Maß für die Kraft, mit der<br />

die Schleifkörner durch das Bindemittel festgehalten werden.<br />

Art der Bindung Kurzzeichen<br />

Eigenschaften und Anwendung<br />

keramisch V die gebräuchlichste, unempfindlich gegen Wasser, Öl und<br />

Wärme; unelastisch und spröde<br />

Gummi R sehr elastisch und zäh, für hohe<br />

Gummi faserstoffverstärkt<br />

RF Umfangsgeschwindigkeiten, wärmeempfindlich, geeignet<br />

für Nassschliff, geringe Leistung<br />

Kunstharz B gebräuchlichste elastische Bindung,<br />

Kunstharz faserstoffverstärkt<br />

BF hohe Festigkeit, Zähigkeit, für dünne Scheiben und hohe<br />

Umfangsgeschwindigkeiten<br />

Metall M hohe Verschleißfestigkeit, wenig stoßempfindlich<br />

• Härtegrad<br />

Der Härtegrad muss bei der Auswahl der Schleifscheibe dem<br />

Werkstoff angepasst werden. Bei harten und spröden<br />

Werkstoffen stumpfen die Schleifkörner schneller ab, deshalb<br />

müssen sie leichter aus der Bindung herausbrechen. Bei weichen<br />

und zähen Werkstoffen bleiben die Körner länger scharf.<br />

harte Werkstoffe weiche Schleifscheiben<br />

weiche Werkstoffe harte Schleifscheiben<br />

Härte Kurzzeichen<br />

für Härte<br />

Einsatzgebiet<br />

äußerst weich A, B, C, D Tiefschleifen und Seiten-<br />

sehr weich E, F, G schleifen harter Werkstoffe<br />

weich H, I, J, K herkömmliches<br />

mittel L, M, N, O Metallschleifen<br />

hart P, Q, R, S Außenrund-<br />

sehr hart T, U, V, W schleifen<br />

äußerst hart X, Y, Z weicher Werkstoffe<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 76 ZWET


• Gefüge<br />

Die räumliche Verteilung von Schleifkörner, Bindemittel und Poren<br />

bilden das Gefüge (Struktur) des Schleifkörpers. Die Auswahl des<br />

Gefüges muss die anfallende Spanmenge berücksichtigen.<br />

mehr Späne größere Poren<br />

Gefüge Kennziffer für Gefüge<br />

geschlossenes Gefüge<br />

kleine Poren<br />

offenes Gefüge<br />

große Poren<br />

0, 1, 2, 3, 4, 5, 6<br />

7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14<br />

• Form der Schleifkörper<br />

Die Einteilung der Schleifkörper erfolgt nach der geometrischen<br />

Grundform und der Art der Einspannung:<br />

Schleifscheiben Bohrung<br />

Schleifstifte Schaft<br />

Form Nr. Gruppe Grundform<br />

1 gerade Schleifscheibe<br />

6 zylindrische Topfscheibe<br />

konische Topfscheibe<br />

12 Tellerschleifscheibe<br />

52 Schleifstift<br />

Am Häufigsten werden gerade<br />

Schleifscheiben verwendet, welche<br />

auch profiliert sein können.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 77 ZWET


Bezeichnung der Schleifwerkzeuge:<br />

Die Einteilung und Bezeichnung der Schleifkörper sind auf den Etiketten der<br />

Schleifscheiben zu finden Angaben genormt.<br />

ISO-Grundform Schleifkörper<br />

Außendurchmesser d1 = 400 mm<br />

Scheibenbreite b = 100 mm<br />

Bohrungsdurchmesser d2 = 127 mm<br />

Schleifmittel A = Korund<br />

Körnung 60 = Sieb mit 60 Maschen je Zoll<br />

Härtegrad K = weich<br />

Gefügekennziffer 8 = mittel<br />

Bindung V = keramisch<br />

zul. Umfangsgeschwindigkeit = 35 m/s<br />

Schleifscheiben besitzen wegen ihrer Struktur eine geringe Zugfestigkeit. Damit sie durch<br />

die Fliehkräfte nicht auseinander gerissen werden, muss die Umfangsgeschwindigkeit<br />

von Schleifscheiben begrenzt werden.<br />

Farbstreifen blau gelb rot grün<br />

v in m/s 50 63 80 100<br />

Auswuchten der Schleifscheiben<br />

Wegen der ungleichmäßigen Verteilung<br />

der Massen entstehen Fliehkräfte.<br />

Diese Unwucht belastet die Lager der<br />

Schleifmaschine, die Qualität der<br />

Schleifarbeit und ist ungünstig für den<br />

Verschleiß der Schleifscheibe. Auf<br />

Auswuchtgeräten wird die Lage der<br />

Unwucht festgestellt und<br />

Ausgleichsgewichte in der Ringnut des<br />

Flansches angebracht.<br />

z.B. 7 400 x 100 x 127 A 60 K 8 V 35<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 78 ZWET


Abrichten der Schleifscheibe<br />

Nach einer gewissen Standzeit werden die Schleifscheiben stumpf und ist wegen<br />

ungleichmäßiger Abnutzung nicht mehr kreisförmig die Schleifscheibe muss<br />

abgerichtet werden:<br />

• Profilieren<br />

Die Scheibe besitzt wegen ungleichmäßiger<br />

Abnutzung nicht mehr die Form und die Radien und<br />

daher muss mit einem Abrichtwerkzeug aus<br />

Diamant oder Stahl eine Schicht abgetragen<br />

werden.<br />

• Schärfen<br />

durch den Abtrag der Bindung wird der<br />

Spanraum vergrößert. Nach dem Profilieren<br />

muss mit einem Schärfstein (Korund) die<br />

Bindung abgetragen werden.<br />

Schleifverfahren:<br />

• Umfangs-Planschleifen<br />

• Längs-Rundschleifen<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 79 ZWET


3.4.2 Honen<br />

Feinbearbeitungsverfahren zum Herstellen genauer Bohrungen. Wird<br />

auch „Ziehschleifen“ genannt (Englisch honing).<br />

Anwendung für genaue Dicht- und Gleitflächen z.B. Pumpenzylinder,<br />

Motorzylinder, Lagerschalen mit geringem Spiel (bis 0,05 mm genau).<br />

Ähnlich der Reibahle, jedoch statt Metallschneiden sind vier oder mehr Schleifstäbe<br />

(Honsteine) vorhanden; diese bestehen aus Schleifstoffen; die Honahle führt sich<br />

selbsttätig in der Bohrung.<br />

Arbeitsablauf<br />

Die Honahle führt eine gleichmäßige Drehbewegung aus und gleichzeitig eine Auf- und<br />

Abwärtsbewegung (Axialgeschwindigkeit); die Honsteine werden auf die zu<br />

bearbeitenden Fläche gedrückt dabei entstehen sich kreuzende Bearbeitungsriefen<br />

(notwendig bei Motorzylinder wegen Ölhaltevermögen).<br />

Wichtig ist gute Schmierung mit reichlich Öl (auch zur Spanabfuhr)<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 80 ZWET


3.4.3 Läppen<br />

Zur Feinstbearbeitung; meist für ebene Flächen; aber auch für Innen- und Außenzylinder.<br />

Läppen ist ein Verfahren bei dem mit losen verteilten Körner in einer Flüssigkeit oder<br />

Paste feinst bearbeitet wird.<br />

z.B. Planläppen<br />

Arbeitsablauf<br />

Mehrere gleichartige Werkstücke befinden sich zwischen zwei gusseisernen Scheiben<br />

(Läppscheiben) welche sich gegenläufig drehen; die Werkstücke liegen in den<br />

Ausschnitten einer Käfigscheibe aus Kunststoff die sich exzentrisch (außerhalb der Mitte)<br />

dreht die Werkstücke werden bezüglich der Läppscheibe radial bewegt;<br />

Spanabnahme erfolgt durch das Läppmittel<br />

Läppkorn: Siliciumkarbid, Diamantpulver, Korund<br />

Trägermedium: Öl, Petrolium, Benzin, Benzol zum Verteilen des Kornes sowie zur<br />

Schmierung und Kühlung<br />

Körner zersplittern unter hohem Druck der Läppscheiben und werden kleiner, abgenutzte<br />

Körner werden gemeinsam mit Spänen ausgespült.<br />

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4 Werkstoffe<br />

4.1 Einteilung der Werkstoffe<br />

Werkstoffe entstehen aus in der Natur vorkommenden Rohstoffen:<br />

• natürliche Werkstoffe<br />

sind Rohstoffe die bereits als Werkstoffe geeignet sind z.B. Holz,<br />

Stein, Lehm, Leder<br />

Nachteil: sie besitzen meist unzureichende Eigenschaften für<br />

technische Anwendungen nur bedingt geeignet.<br />

• künstlich hergestellte Werkstoffe<br />

werden aus natürlichen Rohstoffen durch chemische Umwandlung<br />

gewonnen.<br />

z.B. Metalle aus Erz, Kunststoffe aus Erdöl, Glas aus Quarzsand<br />

Die gewonnenen Werkstoffe haben eine andere stoffliche<br />

Zusammensetzung als die Rohstoffe, aus denen sie hergestellt<br />

sind. Die Eigenschaften können bei den jeweiligen<br />

Herstellungsprozessen beeinflusst werden.<br />

Rohstoffe sind nicht unbegrenzt vorhanden mit Werkstoffen sparsam und überlegt<br />

umgehen. Ausgediente Werkstücke sollen nach Möglichkeit als Rohstoff neuer<br />

Werkstoffe eingesetzt werden (Recycling). Bereits bei der Werkstoffauswahl ist ihre<br />

Umweltverträglichkeit zu beachten (bei der Gewinnung, Verarbeitung, Recycling,<br />

Entsorgung).<br />

Um eine Überblick über die Vielfalt der Werkstoffe zu erhalten, ordnet man sie nach ihrer<br />

Zusammensetzung oder gemeinsamen Eigenschaften in Gruppen.<br />

Stahl<br />

C < 2,06%<br />

Werkstoffe<br />

Metalle Nichtmetalle Verbundwerkstoffe<br />

Eisenmetalle Nichteisenmetalle<br />

Eisenguss<br />

C > 2,06%<br />

Leichtmetalle<br />

ρ < 5<br />

kg/dm³<br />

Schwermetalle<br />

ρ > 5<br />

kg/dm³<br />

Naturstoffe<br />

Organische<br />

Werkstoffe<br />

Kunststoffe<br />

künstlich<br />

hergestellt<br />

e Stoffe<br />

Anorganische<br />

Werkstoffe<br />

natürlich<br />

vorkomm.<br />

Mineralien<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 82 ZWET


• Stähle<br />

C < 2,06%; sind Eisen-Werkstoffe mit großer Festigkeit. Aus ihnen<br />

werden vor allem Maschinenteile (Schrauben, Bolzen, Zahnräder,<br />

Profile, Wellen) hergestellt, die Kräfte aufnehmen und übertragen<br />

müssen.<br />

z.B. Baustahl, Werkzeugstahl, Vergütungsstahl<br />

• Eisen-Gusswerkstoffe<br />

C > 2,06%; sind gut vergießbare Werkstoffe. Sie werden zu<br />

Bauteilen (Maschinengehäuse) gegossen, deren schwierige Form am<br />

besten durch Gießen herstellbar ist.<br />

z. B. Grauguss, Temperguss, Stahlguss<br />

• Leichtmetalle<br />

ρ < 5 kg/dm 3 ; Es sind leichte Werkstoffe mit zum Teil hoher<br />

Festigkeit. Ihr Hauptanwendungsgebiet sind Leichtbauteile für<br />

Pkw und Flugzeuge.<br />

z.B. Aluminium, Magnesium, Titan<br />

• Schwermetalle<br />

ρ > 5 kg/dm 3 ; Sie werden meist wegen besonderer<br />

werkstofftypischer Eigenschaften verwendet:<br />

z. B. Kupfer wegen seiner guten elektrischen Leitfähigkeit für<br />

Wicklungsdrähte, Chrom und Nickel als Legierungselemente in<br />

Stählen, Zink, Blei<br />

• Naturstoffe<br />

Dies sind in der Natur vorkommende Stoffe<br />

z.B. Holz, Leder und Naturgummi<br />

• Kunststoffe<br />

Kunststoffe sind leicht, elektrisch isolierend und in Sorten von gummiartig bis<br />

formstabil und hart erhältlich. Ihre Verwendung ist äußerst vielseitig und reicht<br />

vom Reifenwerkstoff bis zu Getriebebauteilen.<br />

z.B. PVC, Polyesterharz, Polyethylen<br />

• Künstlich hergestellte Stoffe<br />

Keramische Werkstoffe werden vor allem wegen ihrer Härte und<br />

Verschleißfestigkeit eingesetzt, z.B. als Schneidplatten, Düsen, Gleitringe.<br />

z.B. Glas, Keramik<br />

• Natürlich vorkommende Mineralien<br />

Verwendung: z. B. Granit als Platte eines Prüftisches.<br />

z.B. Marmor, Graphit, Korund<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 83 ZWET


• Verbundwerkstoffe<br />

Verbundwerkstoffe sind aus mehreren Werkstoffen zusammengesetzt und<br />

vereinen die positiven Eigenschaften der Einzelwerkstoffe in einem neuen<br />

Werkstoff.<br />

Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) sind hochfest, zähelastisch und leicht.<br />

Hartmetalle, werden aus Metallpulver erzeugt und als Schneidstoffe verwendet.<br />

Normung der Werkstoffe<br />

Alle technisch wichtigen Werkstoffe sind genormt:<br />

• Werkstoffbezeichnung<br />

• Werkstoffzusammensetzung<br />

• Eigenschaften<br />

Auswahl von Werkstoffen<br />

Eine Maschine besteht aus einer Vielzahl von Bauteilen aus unterschiedlichen<br />

Werkstoffen. Jedes Bauteil hat eine bestimmt Aufgabe zu erfüllen und ist aus einem<br />

geeigneten Werkstoff gefertigt.<br />

Für jeden Verwendungszweck ist der dafür beste Werkstoff auszusuchen. Maßgebend<br />

dafür ist, in welcher Form sie im Handel erhältlich sind:<br />

• Werkstoffeigenschaften (chemisch, mechanisch, physikalisch) z.B. Festigkeit,<br />

Verarbeitbarkeit<br />

• Lieferform z.B. als Blech, Profil, Stab, Draht, …<br />

• Lieferabmessungen z.B. Länge, Breite, Höhe, Durchmesser, …<br />

• Lieferzustand z.B. gewalzt, gezogen, Art der Wärmebehandlung, Vergießart, …<br />

• Umweltverträglichkeit z.B. Problem bei Entsorgung<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 84 ZWET


4.2 Eigenschaften der Werkstoffe<br />

4.2.1 Physikalische Eigenschaften<br />

beschreiben den Zustand bzw. eine Zustandsänderungen<br />

• Dichte ρ gibt an, welche Masse [m] ein Werkstoff<br />

pro Volumeneinheit [V] besitzt.<br />

ρ=m/V [kg/dm³, g/cm³]<br />

Wasser 1,0 kg/dm³<br />

Aluminium 2,7 kg/dm³<br />

Eisen 7,87 kg/dm³<br />

Kupfer 8,9 kg/dm³<br />

Blei 11,3 kg/dm³<br />

Wolfram 19,3 kg/dm³<br />

• Schmelzpunkt ist jene Temperatur bei der<br />

ein Werkstoff zu schmelzen beginnt.<br />

Zinn 232°C<br />

Blei 327°C<br />

Aluminium 658°C<br />

Kupfer 1083°C<br />

Eisen 1536°C<br />

Wolfram 3387°C<br />

• thermische Längenausdehnung ist die<br />

Längenänderung durch Temperaturänderung an.<br />

Längenausdehnunskoeffizient α gibt an:<br />

Längenänderung eines 1m langen Körpers<br />

bei 1 C° Temperaturveränderung.<br />

• elektrische Leitfähigkeit ist die Fähigkeit<br />

eines Stoffes elektrischen Strom zu leiten.<br />

z.B. Silber, Kupfer, Aluminium, Stahl<br />

Isolierstoffe: Kunststoffe, Keramik, Glas<br />

• Wärmeleitfähigkeit ist die Fähigkeit eines<br />

Stoffes Wärme zu leiten.<br />

z.B. Kupfer, Aluminium, Stahl<br />

niedrige Leitfähigkeit: Kunststoffe<br />

• Magnetisierbarkeit liegt bei den meisten<br />

Eisenwerkstoffen sowie Nickel und Kobalt vor.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 85 ZWET


4.2.2 Mechanisch technologische Eigenschaften<br />

beschreiben das Verhalten der Werkstoffe unter der Wirkung<br />

mechanischer Kräfte.<br />

• Mit Elastizität bezeichnet man die Fähigkeit eines Werkstoffes<br />

nach einer Verformung seine Ausgangsform wieder von selbst<br />

einzunehmen. Elastische Werkstoffe federn zurück.<br />

• Plastizität; ein Werkstoff ist plastisch formbar, wenn er seine<br />

Form bleibend verändert und nur geringfügig zurückfedert.<br />

Die meisten Werkstoffe haben ein elastisch-plastisches<br />

Verformungsverhalten. Bei geringen Kräften verformen sie sich<br />

elastisch, bei größeren Kräften zusätzlich auch plastisch.<br />

• Zähigkeit ein Werkstoff ist zäh, wenn er der plastischen<br />

Verformung einen großen Widerstand entgegensetzt.<br />

Z.B. Baustahl, Edelstahl<br />

• Sprödigkeit; ein Werkstoff ist spröde, wenn er sich nicht<br />

verformen lässt und bei schlagartiger Beanspruchung<br />

zerspringt. Z.B. Gusseisen, Keramik, Glas<br />

• Härte gibt den Widerstand an, den ein Werkstoff dem<br />

Eindrücken eines härteren Prüfkörpers entgegensetzt.<br />

harte Werkstoffe: gehärteter Stahl, Hartmetall<br />

weiche Werkstoffe; Aluminium, Kupfer<br />

• Streckgrenze Re ist die Zugspannung die unmittelbar vor<br />

Beginn des Streckens wirkt. Die Streckgrenze ist eine<br />

Kenngröße für die Belastbarkeit eines Werkstoffes ohne<br />

plastische Verformung.<br />

Z F<br />

R<br />

e<br />

e= S<br />

<br />

Q<br />

u<br />

e<br />

r<br />

s<br />

c<br />

h<br />

n<br />

i<br />

u<br />

g<br />

k<br />

r<br />

a<br />

f<br />

t<br />

t<br />

s<br />

f<br />

l<br />

ä<br />

c<br />

h<br />

e<br />

[N/mm²]<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 86 ZWET


• Zugfestigkeit Rm größtmögliche Zugspannung, die ein Werkstoff aushalten kann,<br />

ohne zu Bruch zu gehen.<br />

R<br />

m= Q<br />

u<br />

Z<br />

u<br />

g<br />

t<br />

s<br />

F<br />

m<br />

S [N/mm²]<br />

e k f<br />

•<br />

•<br />

Dehnung ε durch r die reinwirkende<br />

l Kraft verlängert sich<br />

der Probestab. Unter der Zugkraft F dehnt sich der<br />

s a ä<br />

Stab um ∆l.<br />

cV<br />

f cn<br />

l l l<br />

U<br />

he<br />

t<br />

ä<br />

hg<br />

∆<br />

l<br />

−<br />

ε =<br />

= l<br />

r<br />

nr<br />

n<br />

e<br />

s<br />

il<br />

g<br />

Wärmefestigkeit p<br />

täbeschreibt<br />

e die Festigkeit eines<br />

Werkstoffes bei rerhöhten<br />

n Temperaturen.<br />

ug<br />

ne<br />

gr<br />

4.2.3<br />

su<br />

Chemisch technologische Eigenschaften<br />

l<br />

beschreiben die Werkstoffzusammensetzung und die stoffliche Umwandlung der<br />

Werkstoffe.<br />

• Zusammensetzung gibt die in einem Werkstoff enthaltenen Elemente sowie den<br />

Gehalt der einzelnen Elemente an.<br />

• Korrosionsbeständigkeit ist der Widerstand eines Werkstoffes gegen die<br />

zerstörende Wirkung durch chemische und elektrochemische Reaktionen.<br />

korrosionsbeständig: Edelstähle, Aluminium<br />

nicht korrosionsbeständig: unlegierte Stähle, niedrig legierte Stähle<br />

• Hitzebeständigkeit; z.B. unlegierte Baustähle sind hitze- und<br />

zunderbeständig bis ca. 600°. Bei höheren Temperaturen<br />

reagieren sie mit der Luft und verzundern.<br />

• Brennbarkeit spielt bei metallischen Werkstoffen keine Rolle.<br />

Kunststoffe wiederum sind leicht brennbar.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 87 ZWET


4.2.4 Fertigungstechnische Eigenschaften<br />

beschreiben die Eignung bei der Verarbeitung der Werkstoffe wie Gießen, Umformen,<br />

spanende Verarbeitung, Härten.<br />

• Gießbarkeit ist gegeben, wenn der Werkstoff eine dünnflüssige<br />

Schmelze bildet (gutes Ausfüllen der Gießform und möglichst<br />

geringes Schwindmaß = Schrumpfung beim Erstarren). Bei<br />

großem Schwindmaß ergeben sich beim Erstarren innere<br />

Spannungen, Verzug und Neigung zur Lunkerbildung<br />

(Hohlraum).<br />

z.B. Gusseisen, Aluminium, Zink<br />

• Spanbarkeit; die meisten metallischen Werkstoffe sind gut<br />

spanbar. Die Spanbarkeit wird durch die erzielbare<br />

Oberflächengüte, die Spanbedingungen und die Standzeit der<br />

Werkzeuge bewertet. Die Schneidenform muss je nach Härte<br />

und Elastizität des Werkstoffes gewählt werden.<br />

• Umformbarkeit: ist die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich unter<br />

Krafteinwirkung plastisch verformen zu lassen.<br />

Warmumformen: Schmieden, Warmwalzen<br />

Kaltumformen: Biegen, Tiefziehen<br />

gut umformbar: kohlenstoffarme Stähle, Aluminium<br />

nicht umformbar: Eisenguss<br />

• Härtbarkeit ist die Eignung durch Wärmebehandlung eine<br />

wesentliche Erhöhung der Härte und Festigkeit zu<br />

erreichen. Härtbar sind die meisten Stahlsorten.<br />

• Schweißbarkeit ist die Eignung schmelzbare Werkstoffe<br />

durch ein Fügeverfahren zu verbinden.<br />

Gut schweißbar sind unlegierte und niedrig legierte Stähle<br />

mit niedrigem Kohlenstoffgehalt<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 88 ZWET


4.3 Metallische Werkstoffe<br />

4.3.1 Eisenmetalle<br />

Stahl ist eine Eisen-Kohlenstoff Mischung (Legierung) mit maximal 2,06<br />

% Kohlenstoff C und verschiedenen Metallen um bestimmte<br />

Eigenschaften zu erzielen. Im Allgemeinen ist Stahl zäh und gut<br />

verformbar.<br />

4.3.1.1 Herstellung des Roheisens<br />

Roheisen wird aus Eisenerzen (sind Gesteine, in denen Eisenverbindungen<br />

enthalten sind) hergestellt. Dabei werden im Hochofen die<br />

Eisenverbindungen (Eisenoxide Fe2O3, Fe3O4) mit dem Kohlenstoff aus<br />

dem Hochofenbrennstoff (Koks) zu Eisen reduziert.<br />

Im Hochofen laufen folgende Vorgänge ab:<br />

Hochofenanlagen bestehen aus dem bis zu 50 m hohen Hochofen mit Winderhitzern<br />

(Cowper) und der Erzaufbereitung. Der Hochofen wird im Gegenstromprinzip betrieben.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 89 ZWET


• Vorwärmzone<br />

Von oben wird er lagenweise mit Möller (Eisenerz/Zuschläge-<br />

Gemisch) und Koks beschickt. Das von unten aufsteigende heiße<br />

Gas trocknet im oberen Teil den Möller und entweicht mit 200°C<br />

als Gichtgas.<br />

• Reduktionszone<br />

In einer tieferen Zone mit Temperaturen von 500 °C bis 1100 °C<br />

erfolgt die Reduktion des Eisenerzes. Es entsteht Eisen in Form<br />

eines porösen, festen Eisenschwamms.<br />

• indirekte Reduktion: Aufsteigendes Kohlenstoffmonoxidgas (CO) reagiert mit<br />

den Eisenoxiden und entzieht ihnen Sauerstoff Eisen vermischt mit<br />

Unreinheiten.<br />

Fe2O3 + 3CO 2Fe + 3CO2<br />

Fe3O4 + 4CO 3Fe + 4CO2<br />

• direkte Reduktion: Glühenden Koks C reagiert mit den Eisenoxiden und<br />

entzieht ihnen Sauerstoff.<br />

Fe2O3 + 3C 2Fe + 3CO<br />

Fe3O4 + 4C 3Fe + 4CO<br />

• Schmelzzone<br />

Im unteren Teil des Hochofens verbrennt ein Teil des Kokses mit<br />

eingeblasener Heißluft zu Kohlenmonoxid (CO) und steigt nach<br />

oben. Die bei der Verbrennung entstehende Wärme heizt den<br />

Kernbereich auf 1400°C bis 1800 °C auf. Der in die Schmelzzone<br />

absinkende Eisenschwamm schmilzt und fließt in den geschlossenen<br />

Boden des Hochofens. Die mit abgesunkenen, erdigen<br />

Erzbestandteile und die Zuschläge schmelzen ebenfalls. Sie<br />

schwimmen als Schlacke auf dem flüssigen Roheisen. Schlacke und<br />

Roheisen werden in periodischen Abständen von einigen Stunden<br />

abgelassen (Abstiche). Das flüssige Roheisen wird entweder zu<br />

Masseln (Eisenstäbe) vergossen oder flüssig in fahrbaren<br />

Roheisenmischern zur Weiterverarbeitung ins Stahlwerk<br />

transportiert.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 90 ZWET


Das Roheisen besteht zu etwa 90 % aus Eisen, 4 % Kohlenstoff, wenigen Prozent<br />

Mangan, Silizium und Phosphor sowie geringen Anteilen Schwefel. Je nach der<br />

Zusammensetzung des flüssigen Roheisens unterscheidet man:<br />

• Stahlroheisen ist der Ausgangsstoff für die Stahlerzeugung. Kohlenstoff C<br />

verbindet sich zu Eisenkarbid Fe3C und seine Bruchfläche ist silberhell (weißes<br />

Roheisen). Es hat eine hohen Mangangehalt (größer 1%).<br />

• Gießereiroheisen ist der Ausgangsstoff für Eisen-Gusswerkstoffe. Wegen dem<br />

hohen Siliziumgehalt (1,5% - 3%) scheidet sich Kohlenstoff C als Grafit aus <br />

Bruchfläche ist grau (graues Roheisen).<br />

4.3.1.2 Herstellung von Stahl<br />

Das schmelzflüssig anfallende Roheisen hat einen hohen C-Gehalt und<br />

noch hohe Gehalte an störenden Eisenbegleitern. Besonders der hohe<br />

Kohlenstoffgehalt sowie der Phosphor und Schwefel machen das<br />

Roheisen sprödhart und nicht schmiedbar. Es ist technisch nicht<br />

verwendbar.<br />

Bei der Stahlherstellung werden Kohlenstoff und andere Elemente vermindert und<br />

Verunreinigungen beseitigt.<br />

Roheisen<br />

Verminderung der<br />

Eisenbegleiter<br />

Stahl<br />

Die Verminderung der Eisenbegleiter im Roheisen erfolgt durch Verbrennen der<br />

Eisenbegleiter mit eingeblasenem Sauerstoff dieser Vorgang wird Frischen genannt.<br />

Eisenbegleiter Gehalt Roheisen Gehalt Stahl (S235JR)<br />

Kohlenstoff C 3,5 % 0,2 %<br />

Silizium Si 0,4 % 0,4 %<br />

Mangan Mn > 1 % 0,6 %<br />

Phosphor P 2 % 0,05 %<br />

Schwefel S 0,08 % 0,05 %<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 91 ZWET


Stahlherstellung mit dem LD-Verfahren<br />

Das LD-Verfahren (Stahlwerke: Linz, Donawitz) wurde 1950 in<br />

Österreich entwickelt.<br />

Bei diesem Verfahren werden flüssiges Roheisen und Stahlschrott<br />

zusammen mit Kalk-Zuschlägen (zur Schlackenbildung) in einen<br />

Konverter (Umwandler) gefüllt.<br />

Der Konverter ist ein feuerfest ausgemauerter, nach oben offener,<br />

birnenförmiger Großbehälter mit einem Fassungsvermögen von rund<br />

300 t Stahl.<br />

Er ist drehbar gelagert, sodass er zum Füllen und Entleeren gekippt<br />

werden kann. Nach dem Einfüllen fährt ein wassergekühltes Rohr<br />

(Lanze) von oben in den Konverter und bläst Sauerstoff O2 in die<br />

Schmelze. Kohlenstoff C und Schwefel S verbrennen zu gasförmigem<br />

Kohlendioxid CO2 und Schwefeldioxid SO2. Phosphor P, Mangan Mn und<br />

Silizium Si oxidieren zu den festen Oxiden P2O5, MnO2 und SiO2 und<br />

werden in die auf der Schmelze schwimmenden Schlacke aufgenommen.<br />

Dieser Blasvorgang dauert ca. 10 <strong>–</strong> 20 Minuten. Danach wird das Sauerstoff-Blasrohr<br />

aus dem Konverter gezogen. Falls erforderlich werden Legierungselemente zugegeben<br />

um die gewünschte Stahlzusammensetzung zu erhalten. Dann wird der Konverter<br />

gekippt und man gießt den Stahl in fahrbare Pfannenwagen oder Gießbehälter. Der<br />

entstandene Stahl kann bereits für Massenstähle verwendet werden (geringe Reinheit).<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 92 ZWET


Stahlherstellung mit dem Elektrostrahlverfahren<br />

Dieses Verfahren dient sowohl zum Schmelzen von Massenstahl aus<br />

Stahlschrott als auch zur Herstellung hochlegierter und damit<br />

hochschmelzender Stahlsorten.<br />

Der Elektro-Lichtbogenofen hat eine flache Schmelzwanne, in der das<br />

Einsatzgut im heißen Lichtbogen der Grafitelektrode aufgeschmolzen<br />

wird.<br />

Zu Beginn wird die Schmelzwanne mit Stahlschrott, Gießereiabfällen,<br />

Roheisen und schlackebildenden Zuschlägen gefüllt. Dann werden die<br />

Grafitelektroden auf die Füllung abgelassen und der Lichtbogen wird<br />

gezündet. Er entwickelt Temperaturen bis zu 3000°C und schmilzt die<br />

Füllung auf. In der einstündigen Schmelzzeit werden Verunreinigungen<br />

wie Phosphor, Schwefel und überschüssiger Kohlenstoff entfernt. Dies<br />

geschieht durch Zugabe von Kalk, welcher die unerwünschten Stoffe in<br />

die Schlacke bindet.<br />

Mit Hilfe von weiteren Schritten zur Stahlveredelung werden Qualitätsstähle und<br />

Edelstähle erzeugt. Dabei werden die Stähle zur Qualitätsverbesserung mit anderen<br />

Metallen legiert.<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 93 ZWET


4.3.1.3 Einteilung der Stähle nach folgenden Gesichtspunkten:<br />

Einteilung nach der chemischen Zusammensetzung<br />

• unlegierte Stähle<br />

Bei unlegierten Stählen darf kein Legierungselement den Grenzwert aus der<br />

Tabelle überschreiten.<br />

Element Grenzwert % Element Grenzwert % Element Grenzwert %<br />

Aluminium Al 0,30 Molybdän Mo 0,08 Silizium 0,60<br />

Bismuth Bi 0,10 Niob Nb 0,06 Tellur Te 0,10<br />

Cobalt Co 0,30 Nickel Ni 0,30 Titan Ti 0,05<br />

Kupfer Cu 0,40 Blei Pb 0,40 Vanadium V 0,10<br />

Mangan Mn 1,65 Selen 0,10 Wolfram W 0,30<br />

• nichtrostende Stähle<br />

besitzen einen Chromgehalt von mindestens 10,5% und einen Kohlenstoffgehalt<br />

von höchstens 1,2%.<br />

• andere legierte Stähle<br />

alle Stähle, die einen Grenzwert (obige Tabelle) überschreiten und keine<br />

nichtrostende Stähle sind.<br />

Einteilung nach den Hauptgüteklassen<br />

Die Eigenschaften eines Stahls werden nicht nur durch die Zusammensetzung, sondern<br />

auch durch die Herstellung bestimmt.<br />

• Qualitätsstähle<br />

sind Stähle (unlegiert oder legiert) mit gewährleisteten Gebrauchseigenschaften.<br />

Z.B. Zähigkeit, Korngrenze, Umformbarkeit, Schweißneigung. Sie sind im<br />

allgemeinem nicht für Vergüten oder Oberflächenhärten vorgesehen.<br />

• Edelstähle<br />

sind Stähle (unlegiert oder legiert), die besonders rein mit genauer<br />

Zusammensetzung hergestellt sind. Weitgehend frei von nichtmetallischen<br />

Einschlüssen. Sie haben gewährleistete Eigenschaften. Z.B. nach der<br />

Wärmebehandlung exakte Festigkeits- und Härtewerte.<br />

Einteilung nach der Verwendung<br />

• Baustähle<br />

werden verwendet zur Herstellung für Maschinen und Geräte (Maschinenbau,<br />

Stahlbau, Fahrzeugbau, Anlagenbau, …)<br />

• Werkzeugstähle<br />

werden verwendet zur Herstellung von Hand- und Maschinenwerkzeugen<br />

(Gesenke, Schneidwerkzeuge, Spritzgussformen, diverse Umformwerkzeuge)<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 94 ZWET


4.3.1.4 Bezeichnungssystem für Stähle<br />

Kurznamen von Stählen nach dem Verwendungszweck und den Eigenschaften<br />

Diese Kurznamen geben Hinweis auf den Verwendungszweck und die mechanischen<br />

und physikalischen Eigenschaften. Sie werden aus Haupt- und Zusatzsymbolen ohne<br />

Leerstellen aneinander gereiht.<br />

Hauptsymbol<br />

Zusatzsymbol<br />

Hauptsymbole bestehen aus Buchstaben und Ziffern für die Stahlgruppe und die<br />

mechanischen Eigenschaften.<br />

Hauptsymbol Verwendungszweck<br />

E Stähle für Maschinenbau<br />

S Stähle für Stahlbau<br />

P Stähle für Druckbehälterbau<br />

H Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen<br />

DX Flacherzeugnisse zum Kaltumformen<br />

T Verpackungsblech und -band<br />

L Stähle für Leitungsrohre<br />

B Betonstähle<br />

Y Spannstähle<br />

M Elektroblech und <strong>–</strong>band<br />

R Schienenstähle<br />

Die Zusatzsymbole sind in zwei Gruppen geteilt. Wir listen momentan nur die<br />

Zusatzsymbole der Gruppe1 auf, welche vom Verwendungszweck der Stähle abhängt:<br />

• Stähle für den Maschinenbau E<br />

Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />

S235J2G3<br />

G1 unberuhigt vergossen<br />

G2 beruhigt vergossen<br />

G3 vollberuhigt vergossen<br />

G4 vollberuhigt vergossen und vorgeschriebener<br />

Anlieferungszustand<br />

E360C Maschinenbaustahl, Re = 360 N/mm2, mit besonderer<br />

Kaltumformbarkeit<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 95 ZWET


• Stähle für den Stahlbau S<br />

Kerbschlagarbeit<br />

in Joule<br />

Prüftemp.<br />

27 J 40 J 60 J C°<br />

JR KR LR + 20<br />

JO KO LO 0<br />

J2 K2 L2 - 20<br />

J3 K3 L3 - 30<br />

J4 K4 L4 - 40<br />

J5 K5 L5 - 50<br />

J6 K6 L6 - 60<br />

S235J2G3 Stahlbaustahl, Re = 235 N/mm2, Kerbschlagarbeit<br />

27 J bei -20°C, vollberuhigt vergossen<br />

• Stähle für den Druckbehälterbau P<br />

Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />

M thermomechanisch umgeformt<br />

N normalgeglüht oder normalisierend umgeformt<br />

Q vergütet<br />

B Gasflaschen<br />

S einfache Druckbehälter<br />

P265NH Druckbehälterstahl, Re = 265 N/mm2, normalgeglüht<br />

oder normalisierend umgeformt, für<br />

Hochtemperaturen geeignet<br />

• Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen H, HT<br />

Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />

M thermomechanisch gewalzt und kalt gewalzt<br />

B Bake hardening<br />

P Phosphor legiert<br />

X Dualphase<br />

Y Interstital free steel (IF Stahl)<br />

H420M kaltgewalztes Flacherzeugnis aus höherfestem Stahl,<br />

Re = 420 N/mm2, thermomechanisch gewalzt und kalt<br />

gewalzt<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 96 ZWET


• Flacherzeugnisse zum Kaltumformen D, DC, DD, DX<br />

Zusatzsymbol Kennzeichnung<br />

D Schmelztauchüberzüge<br />

EK für konventionelle Emailierung<br />

ED für direkte Emailierung<br />

T für Rohre<br />

DX52D Flacherzeugnis zum Kaltumformen, ohne<br />

Walzvorschrift, Kennzahl 52, für<br />

Schmelztauchüberzüge<br />

Bezeichnung von Stählen nach der chemischen Zusammensetzung<br />

Mit diesen Kurznamen werden unlegierte Stähle, die nicht nach ihrer Verwendung<br />

bezeichnet sind, die nichtrostenden Stähle und die anderen legierten Stähle bezeichnet.<br />

Man unterscheidet vier Gruppen:<br />

• unlegierte Stähle mit einem Mangangehalt < 1%, außer Automatenstahl<br />

Der Kurzname setzt sich aus Haupt- und Zusatzsymbolen zusammen.<br />

Hauptsymbol Zusatzsymbol<br />

C Kennzahl für den<br />

Kohlenstoffgehalt<br />

Kennzahl = Kohlenstoffgehalt %<br />

. 100<br />

E vorgeschriebener max. Schwefel-Gehalt x 100<br />

R vorgeschriebene Bereiche des S-Gehaltes<br />

D zum Drahtziehen<br />

G1…G4 siehe bei Stähle für Maschinenbau<br />

C besondere Kaltumformbarkeit<br />

S für Federn<br />

U für Werkzeuge<br />

W für Schweißdraht<br />

C35E4 unlegierter Stahl mit Mangangehalt < 1%, einem C-<br />

Gehalt von 0,35%, vorgeschriebener max.<br />

Schwefelgehalt von 0,04%<br />

C45U unlegierter Stahl mit Mangangehalt < 1%, einem C-<br />

Gehalt von 0,45%, Verwendung für Werkzeuge<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 97 ZWET


• unlegierte Stähle mit einem Mangangehalt > 1 %, unlegierte Automatenstahl,<br />

legierte Stähle mit Gehalten der einzelnen Legierungselemente unter 5%<br />

Der Kurzname besteht aus:<br />

der Kennzahl für den Kohlenstoffgehalt x 100<br />

den chemischen Symbolen der Legierungselemente<br />

den Faktoren mit denen die Gehalte der Legierungselemente multipliziert sind<br />

Legierungselement Faktor<br />

Cr, Co, Mn, Ni, Si, W 4<br />

Al, Cu, Mo, Pb, Ta, Ti, V 10<br />

C, N, P, S 100<br />

B 1000<br />

28Mn6 unlegierter Stahl mit C-Gehalt 28/100 = 0,28%,<br />

Mangangehalt 6/4 = 1,5%<br />

16MnCr5 legierter Einsatzstahl mit C-Gehalt 16/100 = 0,16%,<br />

Mangangehalt 5/4 = 1,25%, Chromgehalt ist nicht<br />

angegeben<br />

115CrV3 legierter Werkzeugstahl mit C-Gehalt 115/100 = 1,15%,<br />

Chromgehalt 3/4 = 0,75%, Vanadiumgehalt ist nicht<br />

angegeben<br />

• legierte Stähle mit Gehalten der einzelnen Legierungselemente über 5%<br />

Der Kurzname besteht aus:<br />

dem Kennbuchstaben X für hochlegierte Stähle<br />

der Kennzahl für den Kohlenstoffgehalt x 100<br />

den chemischen Symbolen der Legierungselemente<br />

den Gehalt der Legierungselement, die direkt in Prozent angegeben sind.<br />

X10CrNi18-8 legierter Stahl mit C-Gehalt 10/100 = 0,10%,<br />

Chromgehalt = 18%, Nickelgehalt = 8%<br />

X210CrW12 legierter Stahl mit C-Gehalt 210/100 = 2,10%,<br />

Chromgehalt = 12%, Wolframgehalt ist nicht<br />

angegeben, ca. 0,7%<br />

X5CrNi18-10 legierter Stahl mit C-Gehalt 5/100 = 0,05%,<br />

Chromgehalt = 18%, Nickelgehalt = 10%<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 98 ZWET


• Schnellarbeitsstähle<br />

Der Kurzname besteht aus:<br />

dem Kennbuchstaben HS für Schnellarbeitsstähle<br />

den Gehalt der Legierungselement (Reihenfolge: W, Mo, V, Co)<br />

HS6-5-2-5 Schnellarbeitsstahl mit Wolframgehalt = 6%,<br />

Molybdängehalt = 5%, Vanadium = 2%,<br />

Cobaltgehalt = 5%<br />

HS2-9-1-8 Schnellarbeitsstahl mit Wolframgehalt = 2%,<br />

Molybdängehalt = 9%, Vanadium = 1%,<br />

Cobaltgehalt = 8%<br />

Alle metallischen Werkstoffe können entweder mit Kurznamen oder mit<br />

Werkstoffnummern bezeichnet werden.<br />

Bezeichnung von Stählen mit Werkstoffnummern<br />

Die Werkstoffnummern stellen ein Ordnungssystem für Werkstoffe dar, das für die<br />

Datenverarbeitung geeignet ist.<br />

Werkstoff-<br />

Hauptgruppe<br />

1 für Stahl<br />

Kennzahl Hauptgruppe<br />

1.02 23(xx)<br />

Stahlgruppennummer<br />

02 für Baustahl<br />

0 Roheisen, Ferrolegierungen, Gusseisen<br />

1 Stahl, Stahlguss<br />

2 Schwermetalle<br />

3 Leichtmetalle<br />

4 <strong>–</strong> 8 Nichtmetallische Werkstoffe<br />

9 freie Kennzahl für innerbetriebliche Kennzeichnung<br />

Zählnummer<br />

bei Bedarf erweiterbar<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 99 ZWET


Kennzahl Stahlgruppennummer<br />

unlegierte Qualitätsstähle<br />

01, 91 allgemeine Baustähle, Rm < 500 N/mm 2<br />

02, 92 sonstige, nicht für eine Wärmebehandlung bestimmte Baustähle mit Rm < 500 N/mm 2<br />

03, 93 Stähle mit C < 0,12% oder Rm < 400 N/mm 2<br />

04, 94 Stähle mit 0,12% ≤ C < 0,25% oder 400 N/mm 2 ≤ Rm < 500 N/mm 2<br />

05, 95 Stähle mit C 0,25% ≤ C < 0,55% oder 500 N/mm 2 ≤ Rm < 700 N/mm 2<br />

06, 96 Stähle mit C ≥ 0,55% oder Rm ≥ 700 N/mm 2<br />

07, 97 Stähle mit höherem Phosphor- und Schwefelgehalt<br />

unlegierte Edelstähle<br />

10 Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften<br />

11 Bau-, Maschinenbau- und Behälterstähle mit C < 0,5%<br />

12 Maschinenbaustähle mit C ≥ 0,5%<br />

13 Bau-, Maschinenbau- und Behälterstähle mit besonderen Anforderungen<br />

15…18 Unlegierte Werkzeugstähle<br />

legierte Qualitätsstähle<br />

08, 98 Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften<br />

09, 99 Stähle für verschiedene Anwendungsbereiche<br />

legierte Edelstähle<br />

20…28 Legierte Werkzeugstähle<br />

32 Schnellarbeitsstähle ohne Cobalt<br />

33 Schnellarbeitsstähle mit Cobalt<br />

35 Wälzlagerstähle<br />

36, 37 Stähle mit besonderen magnetischen Eigenschaften<br />

38, 39 Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften<br />

46 Nickellegierungen, chemisch beständig, hochwarmfest<br />

40…45 Nichtrostende Stähle<br />

47, 48 Hitzebeständige Stähle<br />

49 Hochwarmfeste Werkstoffe<br />

85 Nitrierstähle<br />

87…89 Hochfeste schweißgeeignete Stähle<br />

50…84 Bau-, Maschinenbau- und Behälterstähle mit verschiedenen Legierungskombinationen<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 100 ZWET


4.3.1.5 Baustähle<br />

Baustähle müssen je nach Verwendung unterschiedliche Eigenschaften aufweisen:<br />

ausreichende Festigkeit und Zähigkeit, gute Zerspan- und Schweißbarkeit, Korrosions-<br />

und Hitzebeständigkeit, gute Umformbarkeit<br />

• Unlegierte Baustähle<br />

Unlegierte Baustähle kommen als warmgewalzte oder blankgezogene Stäbe und<br />

Profile in den Handel. Für ihre Verwendung sind vor allem die Streckgrenze, die<br />

Umformbarkeit und die Eignung zum Schweißen maßgebend. Sie werden für<br />

Bauteile im Maschinen- und Stahlbau verwendet, für die keine Wärmebehandlung<br />

erforderlich ist. Sie sind nach ÖNORM EN 10025 genormt und werden entweder<br />

mit einer Kurzbezeichnung oder Werkstoffnummer benannt.<br />

Kurzbezeichnung alte<br />

Bezeichnung<br />

Werkstoffnummer <br />

Kohlenstoffgehalt<br />

Streckgrenze<br />

Re N/mm²<br />

Zugfestigkeit<br />

Rm N/mm²<br />

S185 St 33 1.0035 ~ 175 ~ 290<br />

S235JR St 37-2 1.0037 0,17 195 <strong>–</strong> 235 330 <strong>–</strong> 470<br />

S275JR St 44-2 1.0044 0,21 235 <strong>–</strong> 275 410 <strong>–</strong> 540<br />

S355J2G3 St 52-3N 1.0570 0,20 315 - 355 490 <strong>–</strong> 630<br />

Die Festigkeit der Baustähle wird hauptsächlich durch den Kohlenstoffgehalt<br />

bestimmt. Während die Festigkeit mit dem Kohlenstoffgehalt steigt, verschlechtern<br />

sich die Verformbarkeit, die Schmiedbarkeit und die Schweißneigung.<br />

• Feinkornbaustähle<br />

Für hochbelastete Bauteile (im Kran-, Maschinen- und Fahrzeugbau) kommen<br />

bevorzugt die schweißgeeigneten Feinkornbaustähle zum Einsatz. Ihre hohe<br />

Festigkeit und Streckgrenze erhalten sie durch erhöhten Mangangehalt (bis 1,7%)<br />

und geringe Ni, Cr, Cu und V-Gehalte.<br />

z.B. S420M<br />

S275M Re = 275 N/mm², thermomechanisch gewalzt<br />

• Automatenstähle<br />

für die Herstellung von Serienteilen auf automatisierten Zerspanungsmaschinen;<br />

gefordert sind dazu kurzbrechende, leicht abzuführende Späne. Automatenstähle<br />

sind unlegierte Qualitätsstähle mit erhöhtem Schwefel- und Phosphorgehalt<br />

(daher nicht schweißgeeignet und gewissen Festigkeitsverlust).<br />

z.B. 10SPb20 unlegierter Automatenstahl mit 0,10% C, 20% S<br />

• Einsatzstähle<br />

sind unlegierte Qualitätsstähle mit C-Gehalt < 0,2% (aber auch unlegierte und<br />

legierte Edelstähle). Aus Einsatzstählen werden Werkstücke gefertigt, die eine<br />

verschleißfeste Randschicht erhalten soll.<br />

z.B. 20MoCr4 legierter Einsatzstahl mit 0,20% C, 1% Mo und etwas Cr<br />

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• Nitrierstähle<br />

sind legierte Stähle, sie enthalten Nitridbildner (Al, T) die Stähle werden in einer<br />

Stickstoff abgebender Atmosphäre erwärmt, dadurch diffundiert Stickstoff in die<br />

Oberfläche ein und bildet mit den oben genannten Metallen harte<br />

temperaturbeständige Nitride dünne harte Randschicht (wenige 1/10 mm) und<br />

zäher Kern; Verwendung für verschleißfeste Bauteile mit hoher Dauerfestigkeit.<br />

• Vergütungsstähle<br />

haben einen C-Gehalt > 0,2 % - 0,6 %, vergüten bedeutet Härten und<br />

nachfolgendes Anlassen. Anlassen ist eine Wärmebehandlung bei 400° - 600°C<br />

zur Verminderung der Sprödigkeit nach dem Härten. Nach dem Härten hat der<br />

Werkstoff ein feines gleichmäßiges Härtegefüge, die Festigkeit ist hoch, der<br />

Werkstoff aber sehr spröde. Durch das Anlassen kann der Kohlenstoff aus dem<br />

Härtegefüge herauswandern, die Sprödigkeit sinkt dabei, Festigkeit geht leicht<br />

zurück, das feine Gefüge und damit hohe Zähigkeit bleibt aber erhalten.<br />

Resultat: Werkstoff mit hoher Festigkeit bei gleichzeitig höherer Zähigkeit als der<br />

Ausgangswerkstoff.<br />

Verwendung: dynamisch beanspruchte Bauteile mit hoher Dauerfestigkeit.<br />

z.B. 51CrV4 0,51 % C, 1% Cr und etwas V<br />

• Federstähle<br />

gefordert sind Elastizität und Dauerfestigkeit. Sie sind unlegierte Qualitätsstähle<br />

oder legierte / unlegierte Edelstähle<br />

Untergruppe der Baustähle<br />

• Allgemeine Baustähle<br />

im Vordergrund stehen Anforderungen für die Festigkeit (Streckgrenze /<br />

Zuggrenze); sind für eine Wärmebehandlung nicht vorgesehen.<br />

• Warmfeste und hochwarmfeste Stähle<br />

Verwendung von warmfesten Stählen bis zu 350°C, z.B. für Rohrleitungen und<br />

Apparatebau, hochwarmfeste Stähle bis zu 700°C<br />

• Kaltzähe Stähle<br />

die Zähigkeit der Stähle sinkt mit abnehmender Temperatur, für Einsätze bei<br />

tiefern Temperaturen (-20° bis -50°C) benötigt man Stähle mit guten Zähigkeiten<br />

kaltzähe Stähle<br />

Werkzeugstähle<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 102 ZWET


Korrosionsbeständige / nichtrostende Stähle<br />

• Witterungsbeständige Stähle sind unlegierte Baustähle mit erhöhtem Gehalt an<br />

Kupfer (Cu), Chrom (Cr) oder Nickel (Ni). Diese Elemente bilden eine direkte<br />

Oxidschicht und schützen so vor weiterer Oxidation.<br />

• Rostbeständige Stähle fordern allgemeine Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit<br />

und verdünnten Säuren. Wesentliches Legierungsmaterial ist Chrom<br />

(Mindestgehalt 12 % Chrom bildet dichte Panzerschicht) Stähle sind spröde,<br />

schlecht schweißbar, haben aber hohe Festigkeit<br />

• Rost- und Säurebeständige Stähle sind neben Chrom (Cr) mit Nickel (Ni) legiert<br />

(Anteil > 18% Nickel, bei < 0,1% Kohlenstoff). Sind zäh, gut schweißbar, geringe<br />

Festigkeiten, „NROSTA“ = Handelsname: Besteck, Behälter und in chemischer<br />

Industrie.<br />

4.3.1.6 Legierungs- und Begleitelemente bei Stählen<br />

Die Eigenschaften der Stähle hängen weitgehend von ihren Legierungselementen und<br />

Begeleitelementen ab<br />

Legierungsmetalle:<br />

• Chrom (Cr)<br />

erhöht die Festigkeit, Härte, Härtbarkeit, Zunderbeständigkeit,<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

vermindert Schweißbarkeit und Dehnung<br />

wichtiges Metall für rostbeständige Stähle<br />

• Mangan (Mn)<br />

erhöht die Festigkeit, Härte, Verschleißfestigkeit, Härtbarkeit, Schmiedbarkeit<br />

im Gusseisen begünstigt Mn die Fe3 C-Bindung (hemmt Graphitbildung)<br />

• Molybdän (Mo)<br />

erhöht die Festigkeit, Wärmefestigkeit, Wärmehärte, Dauerfestigkeit,<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

<strong>WSFT</strong>-1Jg-2010_schueler Seite 103 ZWET


• Nickel (Ni)<br />

erhöht Korrosionsbeständigkeit, Verformbarkeit, Schweißbarkeit, Zähigkeit<br />

• Vanadium (V)<br />

erhöht die Festigkeit, Zähigkeit. Warmfestigkeit, Anlassbeständigkeit,<br />

Dauerfestigkeit<br />

• Wolfram (W)<br />

erhöht die Festigkeit, Wärmefestigkeit, Wärmehärte, Anlassbeständigkeit<br />

Molybdän und Wolfram sind besonders wichtig in Werkzeugstählen (HSS)<br />

nichtmetallische Begleitelemente:<br />

Silizium (Si)<br />

erhöht die Festigkeit, Härte, Verschleißfestigkeit, Elastizität, Korrosionsbeständigkeit<br />

vermindert Schmiedbarkeit, Schweißbarkeit<br />

begünstigt die Grafitausscheidung im Gusseisen<br />

4.3.2 Nichteisen-Metalle<br />

Als Nichteisenmetalle bezeichnet man alle Legierungen, bei denen Eisen nicht den<br />

größten Anteil besitzt. Sie werden nach ihrer Dichte in Leichtmetalle und Schwermetalle<br />

eingeteilt.<br />

Leichtmetalle<br />

Aluminium Al 2,7 g/cm³<br />

Magnesium Mg 1,7 g/cm³<br />

Titan Ti 4,5 g/cm³<br />

4.3.2.1 Leichtmetalle<br />

Nichteisenmetalle<br />

Schwermetalle<br />

Kupfer Cu 8,9 g/cm³<br />

Zink Zn 7,1 g/cm³<br />

Blei Pb 11,3 g/cm³<br />

Durch ihr geringes Gewicht und ihrer guten Festigkeit gewinnen Legierungen der<br />

Leichtmetalle an Bedeutung (KFZ-Bau).<br />

• Aluminium, Aluminiumlegierung<br />

Eigenschaften: Al ist ein silberhell glänzendes Metall. Es besitzt eine dünne<br />

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Oxidschicht und ist deshalb relativ korrosionsbeständig. Die Dichte ist rund 1/3<br />

des Wertes von Stahl.<br />

Verwendung: Wegen seiner geringen Festigkeit ist die Verwendung von reinem<br />

Aluminium begrenzt.<br />

• Magnesium<br />

• Titan<br />

4.3.2.2 Schwermetalle<br />

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