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Beispielaufgabe 2

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Text: Hyginus, Zwei Freunde<br />

(Gajus Julius Hyginus, lateinischer Schriftsteller, 60 v. Chr. bis 10 n. Chr.)<br />

Als in Sizilien der schreckliche und grausame Tyrann Dionysius<br />

herrschte und seine Bürger foltern und hinrichten ließ, wollte Moerus den<br />

Tyrannen ermorden. Nachdem die Leibwächter ihn mit einer Waffe<br />

aufgegriffen hatten, führten sie ihn vor den König. Im Verhör antwortete er,<br />

er habe den Tyrannen umbringen wollen. Der König befahl, ihn zu<br />

kreuzigen. Moerus bat ihn um einen Aufschub von drei Tagen, um für<br />

seine Schwester die Hochzeit ausrichten zu können. Er wolle dem<br />

Tyrannen seinen guten Freund, einen Mann aus Selinunt, zur Verfügung<br />

stellen, der dafür bürge, dass er am dritten Tag zurückkommen werde.<br />

Der König gewährte Moerus diesen Aufschub für die Hochzeit der<br />

Schwester; dem Mann aus Selinunt kündigte er an, wenn Moerus nicht<br />

rechtzeitig zurückkomme, werde er die besagte Strafe erleiden müssen,<br />

und Moerus sei frei.<br />

Als Moerus nach der Hochzeit der Schwester auf dem Rückweg<br />

war, brach plötzlich ein fürchterlicher Gewitterregen los; der Fluss schwoll<br />

so sehr an, dass man weder über die Brücke gehen noch ihn<br />

durchschwimmen konnte. Moerus setzte sich am Ufer dieses Flusses<br />

nieder und begann unter Tränen zu beten, dass der Freund nicht statt<br />

seiner sterben müsse.<br />

Als aber Dionysius befahl, den Mann aus Selinunt zu kreuzigen, da<br />

bereits sechs Stunden des dritten Tages vorüber seien und Moerus nicht<br />

komme, antwortete ihm der Mann aus Selinunt, der Tag sei noch nicht zu<br />

Ende. Und als bereits neun Stunden vergangen waren, befahl der König,<br />

den Mann aus Selinunt zur Kreuzigung zu führen. Als man eben auf dem<br />

Weg war, kam Moerus gerade noch im letzten Augenblick, nachdem das<br />

Hochwasser zurückgegangen war, dem Henker nachgelaufen und rief von<br />

weitem: „Halt, Henker, hier bin, für den er gebürgt hat.“ Dies wurde dem<br />

König gemeldet; er ließ die Männer herbringen, schenkte Moerus das<br />

Leben und bat sie, ihn in ihre Freundschaft aufzunehmen.


Aufgaben:<br />

1. Moerus und der Mann aus Selinunt werden als gute Freunde bezeichnet.<br />

Beschreibe die Merkmale dieser Freundschaft.<br />

2. Vergleiche diese Freundschaft mit der Beziehung von Ludwig und Johann aus der<br />

Novelle „Zweier ohne“: Wo siehst du Parallelen, wo Unterschiede?<br />

3. Ist Freundschaft der richtige Begriff für die Beziehung von Ludwig und Johann?

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