Das eZine der PROC Community - Terracom - PROC
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<strong>Terracom</strong> 109 <br />
nicht so gut, wie mancher Altleser denkt. Es<br />
handelt sich wohl eher um nostalgisch<br />
verklärte Erinnerungen aus <strong>der</strong> Jugendzeit.<br />
Ich habe vor wenigen Jahren die Hefte 1 bis<br />
299 noch einmal gelesen. Deshalb kann ich<br />
sagen: Diese Romane sind nicht mehr<br />
zeitgemäß, heute würde ich so etwas gar nicht<br />
mehr lesen wollen. Die "gute alte Zeit" war<br />
vielleicht damals gut, aber das ist nicht<br />
wie<strong>der</strong>holbar, man kann das nicht alles einfach<br />
noch einmal aufkochen. Die damaligen<br />
Romane waren ebenso sehr vom Zeitgeist<br />
geprägt wie es die heutigen sind, und <strong>der</strong> hat<br />
sich doch stark gewandelt. Gewandelt haben<br />
sich auch die "Altleser" selbst: War ich<br />
damals, 1982, als ich in die Serie eingestiegen<br />
bin, noch von zünftiger Weltraum-Action<br />
begeistert, ohne irgendwelche an<strong>der</strong>en<br />
Erwartungen zu haben, so erwarte ich heute<br />
doch etwas mehr Inhalt. Man kann we<strong>der</strong><br />
stilistisch noch inhaltlich an die alten Romane<br />
anknüpfen, und es reicht nicht, beliebte alte<br />
Figuren wie die Mutanten und ebenso beliebte<br />
alte Begriffe wie "Solares Imperium" und<br />
"Großadministrator" zu bemühen o<strong>der</strong> das<br />
"Siezen" und die Anrede "Sir" wie<strong>der</strong> zu<br />
verwenden. Bei Altlesern mögen sich dabei<br />
nostalgische Gefühle einstellen, Garanten für<br />
gute Romane sind diese Begriffe nicht.<br />
Die Angst <strong>der</strong> Autoren vor dem selbst<br />
erschaffenen Kosmos habe ich noch nie<br />
begriffen. Namentlich Robert Feldhoff, <strong>der</strong><br />
Autor dieses Romans, hat sich mehr als einmal<br />
so geäußert, dass er diesen "kosmischen<br />
Überbau" als störend empfindet. Jedenfalls<br />
habe ich seine Äußerungen so verstanden.<br />
Dabei ist dieser Kosmos nur die Bühne, auf<br />
<strong>der</strong> ein Autor seine Figuren agieren lassen<br />
kann, und ich sehe nicht ein, warum es<br />
erfor<strong>der</strong>lich sein soll, ihn zu ignorieren o<strong>der</strong><br />
abzuschaffen. O<strong>der</strong> warum er einen Autor<br />
behin<strong>der</strong>n sollte. Letzten Endes stehen doch<br />
nicht Superintelligenzen, Kosmokraten und<br />
Chaotarchen im Mittelpunkt <strong>der</strong> Handlung,<br />
son<strong>der</strong>n Menschen. Und es sind ihre<br />
Abenteuer, ihre Gefühle und ihre Taten, die<br />
einen Roman interessant o<strong>der</strong> sogar spannend<br />
machen. Besser gesagt: So sollte es sein.<br />
<strong>Das</strong>s das Perryversum sehr groß und komplex<br />
ist, mag ja stimmen. Aber niemand zwingt die<br />
Autoren, ständig alles zu berücksichtigen,<br />
über "kosmische Ereignisse" zu schreiben und<br />
so weiter. Wenn sie nicht in <strong>der</strong> Lage sind,<br />
fesselnde Geschichten zu erzählen, dann kann<br />
das auch an<strong>der</strong>e Gründe haben. Außerdem:<br />
haben die Autoren es denn leichter, wenn sie<br />
ihre Geschichten nicht in <strong>der</strong> Serien-<br />
Gegenwart ansiedeln, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong>en<br />
Vergangenheit? Ich weiß nicht. In<br />
Wi<strong>der</strong>sprüche mit aktuellen o<strong>der</strong> damaligen<br />
28<br />
Mai 2008<br />
Rezensionen Perry Rhodan Action<br />
Gegebenheiten können sie sich doch so o<strong>der</strong><br />
so verstricken - ein solcher Fehler unterläuft<br />
auch Feldhoff im vorliegenden Roman. Er<br />
bezeichnet die Akonen als Feinde des<br />
Vereinten Imperiums. Tatsächlich waren sie<br />
sogar Verbündete in <strong>der</strong> so genannten<br />
Galaktischen Allianz. Zugegeben - ihre<br />
Intrigen haben sie auch damals schon<br />
gesponnen...<br />
Aber was soll's: Schauen wir uns das Heftchen<br />
an. <strong>Das</strong> billig wirkende, reißerische Cover lässt<br />
keinen Zweifel am Inhalt des Romans<br />
aufkommen. Es vergeht kein Kapitel (fast<br />
meint man: keine Seite) ohne Feuergefechte,<br />
Explosionen und <strong>der</strong>gleichen. Androiden<br />
ballern auf Rhodan, Mutanten vernichten<br />
Androiden, Geschütze ballern auf die JUNO,<br />
Roboter ballern auf Raumsoldaten,<br />
Raumsoldaten ballern auf Roboter… und immer<br />
so weiter. Dauernd wird Perry von Explosions-<br />
Druckwellen durch die Gegend geschmissen<br />
o<strong>der</strong> wirft sich in letzter Sekunde vor<br />
Strahlenbahnen (!!!) in Deckung. Dazu dann<br />
noch ein Marsch durch den Dschungel. Ganz<br />
wie in alten Zeiten, nicht? Mal ehrlich:<br />
Wünschen wir uns wirklich Dschungel-<br />
Abenteuer zurück? Ist es das, was Robert<br />
Feldhoff sich unter "Action" vorstellt?<br />
Reduziert er den "Sense of Won<strong>der</strong>" <strong>der</strong> alten<br />
PR-Hefte, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ankündigung <strong>der</strong><br />
"Action"-Serie ja auch beschworen wurde, auf<br />
permanentes Geballer? "Ganz wie in alten<br />
Zeiten", schrieb ich gerade. Aber war es<br />
damals so, d.h. wurde tatsächlich dauernd so<br />
viel geballert und vernichtet? Hätte <strong>der</strong> "alte"<br />
Perry so gehandelt wie in diesem Heft?<br />
Ersteres kann ich definitiv verneinen, über<br />
letzteres ließe sich streiten. Ich vermute, <strong>der</strong><br />
"alte" Perry hätte wenigstens Verstärkung in<br />
Rufweite des Planeten gehabt, hätte vor<br />
seinem Vernichtungs-Alleingang vielleicht<br />
versucht, erst einmal zu verstehen, was auf<br />
Trafalgar überhaupt vorgeht, und hätte Kakuta<br />
wahrscheinlich nicht bis zum Beinahe-Tod<br />
getrieben. Aber das ist nur meine persönliche<br />
Meinung.<br />
Nach all den Kämpfen fragt man sich: Warum<br />
ist dieses Heft eigentlich 61 Seiten dick?<br />
Irgendwie ist doch gar nicht so viel passiert.<br />
Der Umfang ergibt sich hauptsächlich aus den<br />
-zigmal wie<strong>der</strong>holten, minutiös geschil<strong>der</strong>ten<br />
Kämpfen. Charakterzeichnung? Fehlanzeige.<br />
Wer Perry Rhodan und Personen wie Tama<br />
Yokida o<strong>der</strong> Tako Kakuta noch nicht kennt,<br />
wird bei <strong>der</strong> Lektüre dieses Romans womöglich<br />
einen ziemlich schiefen Eindruck von ihnen<br />
erhalten. Wenn er sie denn überhaupt als<br />
eigenständige Charaktere wahrnimmt, denn<br />
alle Hauptfiguren bleiben ziemlich blass. Wie