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KONZEPTBESCHREIBUNG „RÜCKBLICKEND EINE ... - KIB Zwickau

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<strong>KONZEPTBESCHREIBUNG</strong> <strong>„RÜCKBLICKEND</strong> <strong>EINE</strong> SELBSTBESTIMMTE<br />

ZUKUNFT ENTWICKELN“ – ERZIEHUNGSPÄDAGOGISCHE BIOGRA-<br />

FIEARBEIT IM LANDKREIS ZWICKAU<br />

1. PROJEKT<br />

1.1. PROJEKTBESCHREIBUNG<br />

Viele Jugendliche im Landkreis <strong>Zwickau</strong> haben problematische bzw. „gebrochene“ Lern- und Berufsbiografien,<br />

aus denen eine selbstbestimmte zukunftsorientierte Befreiung kaum möglich erscheint.<br />

Aus diesem Grund soll eine Klientenzentrierte Beratung mit Hilfe der sozialpädagogischen<br />

Biografieforschung für den Landkreis <strong>Zwickau</strong> und seine spezifische Problematik (hohe Abwanderung,<br />

Jugendarbeitslosigkeit, Verfestigung von Hilfsbedürftigkeit über Generationen) aufgebaut werden.<br />

Die Einzelfallanalysen sollen eine personalisierte Beratung des Hilfsbedürftigen ermöglichen.<br />

Von der Einzelberatung ausgehend, sollen deren Ergebnisse genutzt werden, um allgemeingültige<br />

Handlungskonzepte bzw. Handreichungen für Ämter, Institutionen und andere Anbieter der Jugendhilfe<br />

zu erstellen. Vor allem soll eine abschließende Publikation Hilfestellung für die ergänzenden<br />

Beratungsdienste (Sucht-, Berufs- und Schuldenberatung) vor Ort ermöglichen.<br />

1.2. PROJEKTZIEL<br />

Das Projekt hat zwei unterschiedliche Ziele: Einmal liegt das Hauptaugenmerk auf der persönlichen<br />

Beratung von Jugendlichen zu ihren Lern- und Berufschancen zum anderen auf der Beratung und<br />

Hilfestellung für Ämter, Institutionen und anderen Hilfsangebote (Fallmanager, Lehrer, Beratungsdiensten).<br />

Alles zusammen soll helfen, ein tragfähiges Handlungskonzept bei der Beratung und Integration<br />

von Jugendlichen mit schwierigen Lern- und Berufsbiografien zu erstellen. Die abschließende<br />

Publikation und eine unterstützende Ausstellung soll die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit<br />

für die sozialen Probleme einer immer größer werdenden Gruppe von sich ausgegrenzt fühlenden<br />

Jugendlichen schärfen.<br />

1.3. INTEGRATIONSPROBLEMATIK IN DER SOZIALEN ARBEIT<br />

Das Projekt möchte zum einen konkrete Hilfsangebote (Beratung, Gespräch, Hilfe zur Selbsthilfe)<br />

für die Zielgruppe bieten, zum anderen aber auch einen methodisch-wissenschaftlichen Beitrag für<br />

die Beratung von Kindern und Jugendlichen in prekären Lebenslagen leisten. Dabei zielen wir darauf,<br />

dass Integration ebenso die schwierige Situation von jungen MigrantInnen, aber auch die Integration<br />

sozial Benachteiligter auf Grund abgebrochener Lern- oder Berufsbiografien ohne Migrationshintergrund<br />

bedeuten kann.<br />

1.4. RÜCKBLICKEND <strong>EINE</strong> ZUKUNFT ENTWICKELN<br />

BIOGRAFIEARBEIT UND BERATUNGSTÄTIGKEIT<br />

Um bei Jugendlichen die Vorraussetzungen für dynamische Veränderungsmöglichkeiten zu schaffen,<br />

sollen in der Beratung auf persönliche Ressourcen hingewiesen und auf Möglichkeiten der selbstbestimmten<br />

Situationsverbesserung hingearbeitet werden. 1<br />

UNTERSTÜTZUNG VON SELBSTVERSTEHUNGSPROZESSEN<br />

In der dialogischen Interaktion (d.h. den biografischen Interviews mit aufbauenden Beratungsangeboten)<br />

sollen sowohl Prozesse des Selbstverstehens Jugendlicher und junger Familien, wie auch das<br />

Fremdverstehen der SozialarbeiterInnen, FallmanagerInnen und anderen institutionellen Fachkräften<br />

unterstützt werden (Rätz-Heinisch und Köttig 2007).<br />

1 Zum damit verbundenen Begriff der Resilienz: Schulze 2007.


2. ZIELGRUPPE<br />

2.1. SCHWIERIGE LERN- UND BERUFSBIOGRAFIEN<br />

Selbstmotivation in schwierigen Lebenslagen erscheint für Jugendliche in den Neuen Bundesländern<br />

immer schwieriger. Oft leben diese in institutionell versorgten Kontexten (Sozialhilfe, ALG2 bzw.<br />

HartzIV) der 2. und 3. Generation. Um die Problematik dieses unausweichlich erscheinenden<br />

Schicksals (im Forschungskontext: nicht mehr beeinflussbare negative Verlaufskurve) anzusprechen,<br />

aufzubrechen und in eine selbstbestimmte Lebensführung umzugestalten, bedarf es eines begleitenden<br />

Beratungskontext.<br />

2.2. JUGENDLICHE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND<br />

Zusätzlich zu den schwierigen Lebensbedingungen einer sich verändernden (Arbeits)Gesellschaft<br />

kommen bei dieser Zielgruppe die migrationsbedingten Schwierigkeiten.<br />

2.3. JUNGE MÜTTER (AUS DEN KONTEXTEN 2.1 UND 2.2)<br />

Für diesen Bereich sehen wir eine besondere Verantwortung. Vor allem möchten wir die jungen<br />

Mütter in ihrer besonderen Situation unterstützen - vor allem bei einer behutsamen mutter- und<br />

kindgerechten Reintegration in den Lernalltag bzw. die Berufsausbildung.<br />

2.4. FACHKRÄFTE<br />

Wer berät den Fallmanager der Arbeitsagentur bei angeblich „beratungsresistenten“ jungen Erwachsenen?<br />

Wer hilft Pädagogen bei der individuellen Betrachtung von migrationsbedingten Lernhemmnissen?<br />

„Schlechter Hauptschulabschluss, abgebrochenes BvJ und Mechatroniker als Traumberuf“<br />

– An welche positiven Ressourcen kann man anknüpfen?<br />

2.5. ZUGANG ZUR ZIELGRUPPE<br />

Der Zugang zu den Zielgruppen soll einmal über das Beratungsangebot an sich erfolgen, aber auch<br />

über niedrigschwellige Angebote des <strong>KIB</strong> <strong>Zwickau</strong> (Aufbau eines periodischen Treffs, Angebot der<br />

Märchenpädagogik für junge Mütter mit ihren Kindern und erlebnispädagogische Angebote).<br />

3. METHODEN<br />

Für die interessierten Fachkräfte des Landkreis <strong>Zwickau</strong> wird 2010 eine Workshopreihe zur sozialpädagogischen<br />

Biografieforschung angeboten. Über dieses Angebot soll die Beratungszusammenarbeit<br />

und Vernetzung in der Region aufgebaut werden.<br />

3.1. FACHLICHE EIGNUNG<br />

Im <strong>KIB</strong> <strong>Zwickau</strong> arbeiten ausschließlich ausgebildete Fachkräfte. Für das Projekt zeichnen sich<br />

einmal Raik Zillmann (Geschichts- und Kulturwissenschaftler) und Janine Seifert (Diplom-Sozialpädagogin)<br />

verantwortlich. Raik Zillmann promoviert aktuell an der Universität Leipzig im Fachbereich<br />

Kultursoziologie zum Thema „Biografieforschung“. Gleichzeitig nimmt er an einer mehrjährigen<br />

Zusatzqualifizierung zum Berater für Kinder und Jugendliche teil. Janine Seifert ist spezialisiert<br />

auf den niedrigschwelligen Zugang zu problematischen Klientel. Vor allem ihre Kompetenz im<br />

Bereich der Märchenpädagogik soll für den Zugang zu jungen Müttern genutzt werden.<br />

Im Bereich Biografieforschung und Beratung bestehen seit 2004 sehr gute Erfahrungen mit eigener<br />

Projektentwicklung („Religiöse Devianz“ und „Schwierige Lernbiografien“).<br />

Das <strong>KIB</strong> <strong>Zwickau</strong> betreut seit Jahren mehrere nachhaltige Präventionsprojekte („Gewalt ohne<br />

mich!“, Theaterprojekt „Andorra“ und die Interkulturelle Woche im Landkreis <strong>Zwickau</strong>.


3.2. BIOGRAFIEARBEIT<br />

Sozialwissenschaftlich orientierte pädagogische Biografieforschung zielt vor allem auf praxisnahe<br />

anwendbare Ergebnisse. Ein Großteil der Arbeiten bezieht sich dabei auf die Lern- und Berufsbiografien<br />

von Jugendlichen.<br />

• Statuspassagen (Kindheit/Jugend; Jugend/Adoleszenz).<br />

• spezifische Übergangsphasen (Schule/Beruf; Laufbahnzyklen; Verlaufschwierigkeiten).<br />

• Vorstellungswelt und eigene Handlungspläne (und deren Scheitern).<br />

• Rekonstruktion gescheiterter Bildungs- und Ausbildungsverläufen.<br />

• Devianzerscheinung (Wege in die Devianz).<br />

Zur Datenaufnahme werden die sozialwissenschaftliche Methoden des narrativen Interviews (nach<br />

F. Schütze), der Gruppendiskussion (u.a. R. Bohnsack) und der teilnehmenden Beobachtung (u.a. H.<br />

Schöne) genutzt.<br />

3.3. NIEDRIGSCHWELLIGER ZUGANG ZU DEN EINZELNEN GRUPPEN<br />

Der Zugang zu den verschiedenen Gruppen soll über mehrere niedrigschwellige Angebote erfolgen.<br />

4. ABLAUF<br />

Zeitraum Aktion Bemerkungen<br />

Januar 2010 niedrigschwellige Kontaktaufnahme<br />

März 2010 Gruppengespräche; Gruppendiskussion<br />

April 2010 erste narrative Interviews<br />

April 2010 Übergang von narrativen Interviews zum<br />

problemzentrierten/orientierten Gespräch<br />

Ab Sommer<br />

2010<br />

Oktober<br />

2010<br />

5. NACHHALTIGKEIT<br />

Ausbau des niedrigschwelligen Zugangs zu<br />

einem kontinuierlichen Beratungsangebot.<br />

Dokumentation der Ergebnisse und Ausarbeitung<br />

von Handreichungen<br />

Im Rahmen des Dokumentations-<br />

und Informationsauftrages<br />

des <strong>KIB</strong> <strong>Zwickau</strong><br />

streben wir langfristig eine<br />

eigene Informationsreihe<br />

zur sozialpädagogischen<br />

Biografiearbeit an.<br />

5.1. LANGFRISTIGE BERATUNGSTÄTIGKEIT<br />

Das <strong>KIB</strong> <strong>Zwickau</strong> möchte sein Beratungs- und Forschungsangebot im Bereich der sozialpädagogischen<br />

Biografiearbeit in den nächsten Jahren ausbauen und verfestigen. Der Leiter der Einrichtung,<br />

Raik Zillmann, befindet sich zur Zeit in einer mehrjährigen Weiterbildung zum Berater im Kinder-<br />

und Jugendbereich. Diese Erfahrungen sollen einmal den Forschungsprozess, aber auch die direkte<br />

Beratungstätigkeit unterstützen.


5.2. PUBLIKATION UND HANDREICHUNG FÜR INSTITUTIONEN<br />

Geplant ist eine langfristige Dokumentation in einer eigenen Publikationsreihe. Ebenso soll im Laufe<br />

des Forschungsprojektes über die Möglichkeit von spezifischen Handreichungen für Ämter und Institutionen<br />

diskutiert werden.<br />

5.3. AUFBAU <strong>EINE</strong>S BIOGRAFIEKOMPETENZZENTRUMS IN DER REGION<br />

Langfristig sollen die verschiedenen Projekte in unterschiedliche Trägerverantwortung übergeben<br />

werden. So sollen die Ergebnisse, Methoden und Hilfestellung zur „Mutter-Kindproblematik“ in die<br />

Verantwortung von Vereinen gelegt werden, welche sich speziell mit der Betreuung der Betroffenen<br />

beschäftigen („Mütterzentrum“, „Powergirls“ u.a.). Für die Einzelberatung und die Biografiearbeit<br />

dagegen möchte das <strong>KIB</strong> <strong>Zwickau</strong> mit seinen Partnern langfristig der regionale Ansprechpartner<br />

sein.<br />

6. TRÄGER UND PARTNER<br />

6.1. <strong>KIB</strong><br />

Seit 1998 möchte das <strong>KIB</strong> <strong>Zwickau</strong> in der Erstprävention gezielt Kinder und Jugendliche ansprechen,<br />

aber auch Familien, Eltern und Betroffenen helfen. Für Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher und<br />

Institutionen bieten wir ebenfalls Beratung, aber auch Lehrgänge und Weiterbildungen an. Wir führen<br />

Gespräche und informieren auf freiwilliger Basis. Unser Büro steht allen Ratsuchenden offen;<br />

unabhängig von Nationalität, Religion oder Weltanschauung.<br />

Unsere Prämissen liegen dabei bei langfristigen und nachhaltigen Projekten wie „Gewaltprävention<br />

durch Sport“, der Thematik „Jungenarbeit“, Workshops zu Selbststärkung und Toleranzförderung,<br />

aber auch bei allgemeinen Projekten vor allem zu Demokratie, Toleranz und Empathieförderung.<br />

Besonderen Augenmerk legen wir dabei auf zwei sozialwissenschaftliche Methoden: die sozialpädagogische<br />

Biografiearbeit und die Märchenpädagogik.<br />

Zusätzlich zu Veranstaltungen für Schüler, Jugendliche oder Multiplikatoren engagiert sich das <strong>KIB</strong><br />

<strong>Zwickau</strong> überregional vernetzt im Frauennetzwerk, dem Interkulturellen Arbeitskreis, dem Arbeitskreis<br />

Sekten in Sachsen, dem Kreisjugendring Westsachsen, dem Bündnis für Demokratie und Toleranz<br />

und vielen mehr. Das <strong>KIB</strong> befindet sich in Trägerschaft der Ev.-Luth. Christophoruskirchgemeinde<br />

<strong>Zwickau</strong>. Alle Beratungen und Informationsgespräche werden weltanschaulich neutral geführt<br />

und sind für die Interessierten kostenfrei. Viele weitere Infos finden sie auf unserer Webseite<br />

www.kib-zwickau.de.<br />

6.2. PROJEKTPARTNER<br />

JMD <strong>Zwickau</strong> (Kooperation)<br />

Fakultät der Kulturwissenschaften der Universität Leipzig (Prof. Wohlrab-Sahr) (Kooperation)<br />

AGJF Sachsen (methodische Kooperation)<br />

„Gemeinsam Ziele erreichen e.V.“ (angefragt)<br />

Jugendamt Landkreis <strong>Zwickau</strong> (angefragt)<br />

Sozialberufsschulen des Landkreises (angefragt)<br />

6.3. SPONSOREN UND UNTERSTÜTZUNG<br />

Für die vielfältigen begleitenden Angebote werden vor allem Träger der freien Jugendhilfe in der<br />

Region, aber auch privatwirtschaftliche Institutionen als Unterstützer und Sponsoren angesprochen.<br />

Der bisher erfolgte Rücklauf lässt auf eine vielfältige Unterstützung des Projektes hoffen.

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