Projektleitfaden - Theodor-Heuss - Kolleg
Projektleitfaden - Theodor-Heuss - Kolleg
Projektleitfaden - Theodor-Heuss - Kolleg
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Ein Programm der<br />
Robert Bosch Stiftung<br />
und des MitOst e.V.<br />
<strong>Projektleitfaden</strong><br />
für ehrenamtliche Projekte<br />
im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>
Ein Programm der<br />
Robert Bosch Stiftung<br />
und des MitOst e.V.<br />
> Lust auf Engagement<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> fördert junge Menschen, die sich<br />
gesellschaftlich engagieren und etwas in ihrer Umgebung<br />
verändern wollen. Es richtet sich an Interessierte aus dem<br />
deutschsprachigen Raum, den Ländern Mittel-, Ost und<br />
Südosteuropas, aus dem Kaukasus und Zentralasien.<br />
Die <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten qualifizieren sich in<br />
Fortbildungen zu gesellschaftspolitischen Themen und zum<br />
Projektmanagement. Sie entwickeln ein eigenes ehrenamtli-<br />
ches Projekt und setzen es um. Seminarleiter und Mentoren<br />
aus dem Kreis der Alumni des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s beglei-<br />
ten sie dabei.<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> bietet Qualifzierungsangebote für<br />
junge Erwachsene in mehreren Sprachen und Regionen an,<br />
häufig in Kooperation mit lokalen und regionalen Partnern.<br />
www.theodor-heuss-kolleg.de<br />
www.mitost.org<br />
www.bosch-stiftung.de<br />
Impressum<br />
<strong>Projektleitfaden</strong> für ehrenamtliche Projekte 2009<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
Schillerstr. 57 | 10627 Berlin | Deutschland<br />
Tel: +49 30 315174-80 | Fax: +49 30 315174-89<br />
Berlin 2009<br />
Redaktion: Nils-Eyk Zimmermann unter Mitarbeit von<br />
Heike Fahrun, Lavinia Lazar, Anne Wiebelitz, Sebastian Wehrsig,<br />
Maxim Stepanow, Peter Wittschorek und Matthias Nebel (Satz)
Liebe <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten!<br />
dieser <strong>Projektleitfaden</strong> soll euch dabei helfen, eure Ideen vom<br />
ersten Brainstorming bis zum Projektabschluss erfolgreich<br />
umzusetzen. Viele Menschen aus dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
haben uns ihre Erfahrungen zur Verfügung gestellt: Alumni,<br />
Seminarleiterinnen und Seminarleiter, Mentorinnen und<br />
Mentoren. In diesem Sinne haltet ihr das in den Händen, was<br />
diese Personen gerne an euch weiter geben wollen. Manches<br />
deckt sich mit den üblichen Handbüchern zum Projektmanage-<br />
ment, auf manch anderes haben wir verzichtet.<br />
Der Leitfaden enthält neben allgemeinen Aspekten des<br />
Projektmanagements im ehrenamtlichen Bereich auch wichtige<br />
Hinweise zu den Besonderheiten der Förderung im <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>: Beispielsweise zum Förderkonzept und den<br />
Verfahren, wie sie bei uns üblich sind. Wir sind jedoch darum<br />
bemüht, die Inhalte weitestgehend allgemein zu halten, damit sie<br />
auch für diejenigen hilfreich sind, die sich nicht tiefer mit der<br />
Logik unserer Organisation beschäftigen möchten.<br />
Wir wünschen euch viel Erfolg und Enthusiasmus bei der<br />
Projektarbeit, sowie Spaß, Begegnung und Inspiration im<br />
<strong>Kolleg</strong>jahr.<br />
Die Autorinnen und Autoren<br />
P.S.: Da sich die Förderung durch das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> über<br />
ein ganzes Jahr erstreckt, wird diese Publikation im Laufe des<br />
<strong>Kolleg</strong>jahres erweitert. Zu den Projektetreffen im Herbst werden die<br />
restlichen drei Kapitel ergänzt: Mentoring, Projektfinanzen,<br />
Projektreflexion.
1. Kommunikation und Projekt<br />
1.1 Was ist Kommunikation? .......................... 3<br />
Kommunikation als Prozessmodell<br />
1.2 Interpretation ........................................... 6<br />
Interpretation, vier Seiten einer Nachricht<br />
1.3 Kultur und Kommunikation..................... 10<br />
Kultur und Transkulturalität<br />
1.4 Selbstbestimmte Kommunikation:<br />
Feedback ...................................................... 15<br />
Feedback geben und nehmen<br />
1.5 Präsentationen planen............................ 17<br />
Die eigene Idee präsentieren
3<br />
Kommunikation und Projekt | Was ist Kommunikation?<br />
> 1.1 Was ist Kommunikation?<br />
Kommunikation ist so selbstverständlich, dass man sie nicht immer bewusst wahrnimmt.<br />
Erfolgreiche Kommunikation ist dagegen gar nicht so selbstverständlich. Jedes Projekt<br />
steht und fällt mit der Kommunikation. Deshalb kann es sehr wichtig sein, nicht nur über<br />
das Was zu reden, sondern auch über das Wie – also auch über die Art und Weise, in der<br />
ich kommuniziere (Meta-Kommunikation).<br />
Kommunikation ist als Prozess darstellbar, in dem ein Sender über einen Kanal eine Nach-<br />
richt aussendet, die vom Empfänger zur Kenntnis genommen wird, der darauf reagiert.<br />
Hierzu ein simples Beispiel. Projektleiter Peter sagt: „Ich gehe heute ins Kino.“ Teammit-<br />
glied Anna versteht: „Peter geht heute ins Kino“ und antwortet: „Ich nicht.“<br />
Grafik: Kommunikation als Prozess<br />
Der Sender<br />
Der Sender Peter setzt den Prozess in Gang. Er verfolgt eine Absicht, wählt das Übertra-<br />
gungsmittel aus und formuliert die Nachricht.
4<br />
Kommunikation und Projekt | Was ist Kommunikation?<br />
Der Empfänger<br />
Anna nimmt die Nachricht entgegen. Dafür muss sie „auf die gleiche Wellenlänge schalten“.<br />
Es ist nicht selbstverständlich, dass die Nachricht bei ihr ankommt.<br />
Der Kanal<br />
Der Kanal ist die Verbindung zwischen Sender und Empfänger. Im einfachsten Beispiel ist<br />
das eine Telefonleitung - das Mittel zur Übertragung wären dann Schallwellen oder elektri-<br />
sche Impulse. Oft sind mehrere Kanäle beteiligt: Sichtkontakt, Sprache oder auch die Be-<br />
rührung, etwa beim legeren Auf-die-Schulter-klopfen.<br />
Die Nachricht<br />
ist nicht gleichbedeutend mit der wörtlichen Wiedergabe der Aussage „Ich gehe heute ins<br />
Kino“. Die Nachricht existiert nur in einem konkreten Kontext und wird untrennbar von ihm<br />
auch wahrgenommen. Zusätzlich kommen noch diverse Störungen dazu. Das können phy-<br />
sische Störungen sein: Lautstärke, die Lichtverhältnisse oder ein Rauschen in der Telefon-<br />
leitung. Aber auch Beeinträchtigungen wie Stress, Unkonzentriertheit, Funktionen der<br />
Wahrnehmungsorgane (Ohr, Auge). Diese Störungen beziehen sich nicht nur auf den Emp-<br />
fänger, sondern auch auf den Sender.<br />
Feedback<br />
ist gleichzeitig auch die nächste Nachricht, was durch dialogische Natur der Kommunikati-<br />
on bedingt ist. Ein Empfänger nimmt eine Nachricht nicht nur einfach auf. Im Moment der<br />
Aufnahme reagiert der Empfänger – nicht nur sprachlich, sondern auch durch körperliche<br />
Reaktionen wie Rot-werden oder Lächeln. Damit sendet er dem Sender ein Signal zurück.<br />
Das Signal kann in Sprache ausgesendet werden: „Ja, ich habe verstanden, du gehst ins<br />
Kino.“<br />
Die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren<br />
Diese Prämisse von Paul Watzlawik drückt aus, dass Kommunikation ein Teil unseres natür-<br />
lichen Verhaltens ist und somit kein Gegenteil hat. Man kann also nicht nicht kommunizie-<br />
ren. Handeln oder Nichthandeln, Worte oder Schweigen haben alle Mitteilungscharakter.<br />
Der Mann im überfüllten Wartesaal, der vor sich auf den Boden starrt oder mit geschlosse-<br />
nen Augen dasitzt, teilt den anderen mit, dass er weder sprechen noch angesprochen wer-<br />
den will.<br />
Dementsprechend setzt der Begriff Kommunikation nicht voraus, dass sie immer bewusst,<br />
absichtlich und erfolgreich ist.<br />
Ein weiterführender Gedanke beschäftigt sich mit der Frage, ob die empfangene Nachricht<br />
der ausgesandten entspricht. Weil der begleitende Kontext nie so eindeutig ist, wie es die<br />
Aussage sein kann, müssen wir interpretieren – was ist der Sinn von Peters Nachricht?<br />
Warum sagt er das? An dieser Stelle fängt Interpretation an – ein Vorgehen, das gravieren-<br />
de Konsequenzen für die Verständigung hat.<br />
Das wird deutlicher, wenn man die Vorgeschichte einer Nachricht kennt. Anders gesagt,<br />
versucht man die Aussage in einen sinnvollen Kontext einzuordnen. Hatten Peter und Anna<br />
Paul Watzlawick:<br />
Menschliche Kommunikati-<br />
on; Hans Huber, Bern 2007
5<br />
Kommunikation und Projekt | Was ist Kommunikation?<br />
gerade Streit? Dann würde Peters Satz heißen können „Ich gehe ins Kino – und zwar ohne<br />
Dich“. Oder wenn Peter der <strong>Kolleg</strong>e von Anna ist, dann könnte es ganz einfach heißen: „Ich<br />
arbeite heute nicht bis 19:00 Uhr, denn ich will noch ins Kino.“<br />
Man meint oft auch etwas ganz eindeutig gesagt zu haben – aber ob das auch so klar ver-<br />
standen wurde, ist eine andere Frage. Ein analytischerer Blick auf die eigene Kommunikati-<br />
on kann helfen, bewusster und effektiver zu kommunizieren. Deshalb gehen wir im Folgen-<br />
den auf ein Modell ein, dass uns helfen kann, den Prozess der Interpretation besser zu<br />
begreifen.
6<br />
Kommunikation und Projekt | Interpretation<br />
> 1.2 Interpretation<br />
Das Beispiel zeigt, wie stark Kommunikation vom Rahmen, in dem sie stattfindet, abhängig<br />
ist und von der Interpretation. Im Folgenden werden einige Interpretationsmuster unter die<br />
Lupe genommen, getreu der Devise: Interessant ist das, was nicht gesagt wird.<br />
Grundannahmen und Wissen über Andere<br />
Je mehr und andauernder man miteinander kommuniziert, desto mehr interpretiert man.<br />
Hält man es etwa am Anfang noch für notwendig, seine Kommunikation zu erläutern, so<br />
verzichtet man später häufig darauf. Die Selbstverständlichkeit nimmt zu. „Wir machen ein<br />
Projekt, das sich für den armenisch-aserbaidschanischen Dialog einsetzt. Wir machen das<br />
aus Überzeugung, nicht weil wir Geld dafür bekommen.“ Das muss man oft erst einmal<br />
sagen, damit man nicht mit anderen Projekt-Teams verwechselt wird – gerade in Umfel-<br />
dern, in denen Ehrenamt nicht selbstverständlich ist. Später wissen alle Beteiligten, was<br />
gemeint ist. Das ist aber dann problematisch, wenn neue Menschen dazu kommen, die sich<br />
fragen, ob das Team nicht vielleicht Geld für seine Aktivität bekommt.<br />
In unserem internationalen Rahmen ist es besonders wichtig zu erwähnen, dass die Art und<br />
Weise der Interpretation vor allem von kulturellen Faktoren abhängt: Von Gewohnheiten<br />
und Konventionen, die man alltäglich nicht hinterfragt und die sehr stark auf unsere Identi-<br />
täten wirken.<br />
So könnte man erfahren haben, dass „Nordkoreaner nicht mögen, über persönliche Dinge<br />
zu reden.“ Aber wie verhalte ich mich dann bei der ersten Begegnung mit einer Nordkorea-<br />
nerin? Hilft mir das Wissen? Stimmt es überhaupt? Einerseits ist modellhaftes Wissen über<br />
die Kultur der anderen hilfreich, weil es uns ermöglicht, uns in der Komplexität der Welt<br />
zurechtzufinden, andererseits hilft in der Situation nur eine eigene Meinung.<br />
Vier Seiten einer Nachricht<br />
Das sehr häufig verwendete Kommunikationsmodell „Vier Seiten einer Nachricht“ stellt dar,<br />
nach welchem Muster die Interpretation von Kommunikation im Kopf der Beteiligten er-<br />
folgt. Friedemann Schulz von Thun geht davon aus, dass mit jeder Nachricht vier unter-<br />
schiedliche Arten von Information übermittelt werden. Bildhaft kann man sagen, dass jeder<br />
Mensch auf vier verschiedene Arten spricht und hört:<br />
1) Sachinhalt<br />
Da ist zunächst der transportierte Sachinhalt. Was man meistens für den Kern der Bot-<br />
schaft hält, sieht Schulz von Thun als nur einen von vier Aspekten an: Peter geht ins Ki-<br />
no.<br />
2) Beziehung<br />
Mit jedem Kommunikationsakt sagen die Beteiligten etwas über ihre Beziehung, das<br />
WIR. „Ich gehe ins Kino“ kann verstanden werden als „WIR stehen uns nahe und du<br />
könntest mitkommen.“ Andererseits auch als simple Mitteilung, dass man für die Person<br />
Schulz von Thun:<br />
Miteinander reden 1 -<br />
Störungen und Klärungen,<br />
Reinbek 1981
7<br />
Kommunikation und Projekt | Interpretation<br />
ab 19:00 Uhr nicht mehr erreichbar sein wird: „WIR sind <strong>Kolleg</strong>en, ich gehe aber nicht<br />
mit dir ins Kino.“ Oder sogar als Signal des Streits: „…Ich heißt heute nicht wir.“<br />
3) Selbstoffenbarung<br />
Als drittes nennt Schulz von Thun die „Selbstoffenbarung“. Sie unterscheidet sich von<br />
der Beziehungsebene dadurch, dass man nur etwas über sich selbst mitteilt: „Ich bin<br />
müde.“ Oder „Ich freue mich auf den Feierabend.“ Oder: Ich möchte dich gerne einla-<br />
den.“<br />
4) Appell<br />
Als viertes steckt in jeder Nachricht ein Appell: „Bitte komm mit.“ Oder: „Gönn mir ein<br />
wenig Privatvergnügen und sorg dafür, dass ich nach 19:00 Uhr nicht erreichbar bin.“<br />
Oder: „Ich will Dich heute nicht mehr sehen.“<br />
befehlen.<br />
Beispiel 1: Ein hierarchisches Gespräch<br />
Das Beispiel zeigt, wie wenig relevant die von uns immer für sehr wichtig gehaltene Sach-<br />
ebene sein kann. Denn ob es warm oder kalt im Zimmer ist, ob das Fenster offen oder ge-<br />
schlossen ist, spielt für das Verstehen keine Rolle. Das Wörtchen „bitte“ veranschaulicht<br />
das sehr gut: Das Wort „bitte“ ist nicht als Bitte zu verstehen, sondern reine Konvention. In<br />
diesem Fall dominiert die Beziehungsebene in der ausgesandten Nachricht.<br />
Man kann es auch anders lesen. Das zweite Beispiel zeigt eine ganz andere Interpretation<br />
des gleichen Satzes in einem veränderten Rahmen.
8<br />
Kommunikation und Projekt | Interpretation<br />
Beispiel 2: Ein kooperatives Gespräch<br />
Missverständnisse entstehen laut diesem Modell vor allem dann, wenn die Kommunikati-<br />
onspartner sich auf verschiedene Aspekte konzentrieren.<br />
Sprache ohne Worte: Körpersprache<br />
Sprache wird oft auf das Verbale reduziert. Nur in Extremsituationen fällt uns das Nonver-<br />
bale auf: Der rot angelaufene brüllende Trainer am Spielfeldrand oder der langsame Augen-<br />
aufschlag, der alles sagt. Tatsächlich spielt die Körpersprache eine gleichwertige Rolle. Das<br />
zeigt schon das Beispiel mit dem Fenster: Mit dem Wissen über Tonfall und Körpersprache<br />
könnten wir die Situation viel besser einordnen und könnten sie vielleicht auch ohne Worte<br />
verstehen.<br />
Habitus: Die Grammatik des Sozialen<br />
Körpersprache, gesprochene Sprache, die Einbettung der Kommunikation in einen be-<br />
stimmten kulturellen Kontext fügen sich in ihrer Gesamtheit zu einer komplexen Präsenta-<br />
tion eines Menschen: Zu seiner „Art“ oder seiner „Ausstrahlung“.<br />
Soziologische Forschungen betonen die Wichtigkeit dieses „Habitus’“. Er entscheidet in<br />
sehr vielen Fällen darüber, ob Personen miteinander kommunizieren und arbeiten wollen<br />
und wie sie miteinander kommunizieren - „die Chemie stimmt“. Pierre Bourdieu führt diese<br />
„Chemie“ auf die gesellschaftliche Struktur zurück. Man wird in seiner „Art“ also nicht ge-<br />
boren, sondern in ihr bildet sich die „Grammatik des Sozialen“ ab: Der Habitus einer Per-<br />
son ermöglicht es, ihren gesellschaftlichen Status und Rang zu bestimmen.<br />
Pierre Bourdieu: Die<br />
feinen Unterschiede –<br />
Kritik der gesellschaftli-<br />
chen Urteilskraft;<br />
Frankfurt a. M. 1982
9<br />
Kommunikation und Projekt | Interpretation<br />
Im besten Fall funktioniert das auch, ohne es direkt zu sagen: zwei Anthropologen werden<br />
sich auf einem Unternehmerkongress wahrscheinlich an der Sprache, an den Assoziationen,<br />
der Auswahl des Essens auf dem Buffet oder an der Kleidung erkennen.<br />
Der Habitus prägt sehr stark auch unseren Kommunikationsstil. Um sich genauer vorstellen<br />
zu können, wie man von anderen gesehen wird, wie eigene Worte bei anderen ankommen,<br />
muss man sich seines eigenen Habitus bewusst werden. Denn man wird ganzheitlich gese-<br />
hen, jede Handlung und Aussage wird dem Habitus zugeordnet.
10 Kommunikation und Projekt | Kultur und Kommunikation<br />
> 1.3 Kultur und Kommunikation<br />
Nicht einfacher wird es, wenn an der Kommunikation Leute aus unterschiedlichen Kulturen,<br />
mit unterschiedlichen Hintergründen beteiligt sind.<br />
Stellen wir uns folgende Situation vor. Ein Freiwilliger aus Deutschland verbringt gerade<br />
seine erste Woche in einem Kinderheim in Tbilisi und will sich mit einem einheimischen<br />
Vertreter der Hilfsorganisation besprechen, die ihn eingeladen hat. Der Freiwillige macht<br />
sich mit dem Bus aus dem Kinderheim in die Stadt auf. Er plant so, dass er mehr oder we-<br />
niger pünktlich ist – er kennt seine Schwäche gut, oft kommt er nämlich etwas zu spät.<br />
In seiner Kalkulation hat er aber leider nicht die Unwägbarkeiten des hauptstädtischen<br />
Verkehrssystems einkalkuliert. Der Trolleybus löst sich von der Oberleitung. Der Fahrer<br />
steigt aufs Dach, um die Sache zu beheben. Dafür braucht er ca. 15 Minuten. Im Ergebnis<br />
kommt er eine halbe Stunde zu spät.<br />
Der georgische Gesprächspartner ist gestresst. Den Vormittag über hat er immer im Hinter-<br />
kopf, dass er pünktlich um 15:00 Uhr im Café sein muss, denn er hat es ja mit einem Deut-<br />
schen zu tun. Er plant etwas mehr Zeit ein, denn er möchte nicht gleich am ersten Tag die<br />
deutschen Stereotype über Georgien bestätigen. Im Ergebnis ist er zehn Minuten zu früh –<br />
und wartet. Nach zehn Minuten wird er ungeduldig, nach zwanzig Minuten ist er verärgert:<br />
Nimmt der junge Mann seinen Job überhaupt ernst – oder denkt er, er ist in Georgien im<br />
Urlaub?<br />
Aufschlussreich wird es , wenn es zur unmittelbaren Kommunikation zwischen den beiden<br />
kommt. Wie reagieren sie? Mit einem Scherz: „Ach diese pünktlichen Deutschen!“? Blenden<br />
sie es aus? Oder sie gehen auf die Meta-Ebene, um ihre gegenseitigen Erwartungen auszu-<br />
tauschen und den Grund für die Verstimmung zu entdecken.
11 Kommunikation und Projekt | Kultur und Kommunikation<br />
Kultur – Klasse – Herkunft? Was prägt uns?<br />
Ohne Frage haben wir es hier mit einer sehr unterschiedlichen Interpretation der Situation<br />
zu tun. Wenn die beteiligten Personen den Nationalkulturen zugeordnet werden, besteht<br />
die Gefahr, dass man schnell in Stereotypisierungen abgleitet wie etwa: Ein Deutscher ist<br />
pünktlich, ein Georgier nicht. Dass dieser Interpretationsansatz nicht unbedingt stimmt,<br />
zeigt aber unser Beispiel.<br />
Wie ist es also mit der Kultur? An unserem Beispiel wird klar, dass Kultur mehr als nur Na-<br />
tionalkultur bedeutet. Es gibt Jugendkultur, Betriebskultur, Studentenkultur, Frauen- und<br />
Männerkultur, Regionalkultur und viele andere Kulturen und Subkulturen, die unser Den-<br />
ken, Wahrnehmen und Urteilen beeinflussen.<br />
Auch unser Beispiel bildet nicht einfach ein Gespräch zwischen einem Georgier und einem<br />
Deutschen ab. Hier treten gleich mehrere „Menschen“ gleichzeitig in den Austausch: Ein<br />
junger Mensch mit einem erfahreneren, ein Untergebener und ein Entscheider, zwei Ange-<br />
hörige der gleichen Schicht, Menschen mit gleichen Interessen, zwei Männer ...<br />
Kultur ist ein Orientierungssystem: es definiert unsere Zugehörigkeiten, es reguliert unser<br />
Verhalten und es strukturiert unsere Wahrnehmung und Deutung der Umgebung. Kultur ist<br />
zusammengesetzt aus verschiedenen Schichten und ist dynamisch, d.h. dass sie sich mit<br />
der Zeit verändert. Ohne darüber nachzudenken, sagt sie uns, wie wir uns verhalten und<br />
kommunizieren sollen und was wir für normal halten sollen.<br />
Transkulturalität<br />
Geschlossene und homogene Nationalkulturen gibt es immer weniger, wer Verhaltenswei-<br />
sen danach erklären will, kommt – unser obiges Beispiel zeigt dies – nicht wirklich weiter.<br />
Moderne Gesellschaften zeichnen sich vielmehr durch unterschiedliche Lebensformen, die
12 Kommunikation und Projekt | Kultur und Kommunikation<br />
Durchmischung verschiedener Schichten und Einwanderung aus. Dies macht die Definition<br />
dessen, was „typisch“ für ein Land ist, immer schwieriger.<br />
Deshalb benutzen einige Wissenschaftler lieber einen „transkulturellen“ Ansatz. Wie der<br />
Name sagt, geht Transkultur davon aus, dass sich verschiedene Kulturen wechselseitig<br />
durchdringen, Verhaltensweisen und Wertvorstellungen sozusagen „die Seiten wechseln“.<br />
Transkultur erweitert damit erheblich die Idee der Interkultur, wo zwei feste Systeme zwar<br />
miteinander kommunizieren, aber eben unvermischt nebeneinander bestehen bleiben.<br />
Diese Veränderung des Kulturverständnisses erscheint deshalb notwendig, weil moderne<br />
Kulturen zunehmend komplexer werden. Es gibt die wachsende Erkenntnis, dass Lebenssti-<br />
le sich nicht nur über nationale Grenzen hinweg unterscheiden, sondern z.B. auch von Re-<br />
gion zu Stadt zu Wohnviertel. Meine Geschwister können, obwohl in einem sehr ähnlichen<br />
Bezugssystem aufgewachsen, eine grundlegend andere Vorstellung vom Leben haben als<br />
ich. Dagegen ähneln die Tagesabläufe eines chinesischen Bauern denen eines polnischen<br />
Bauern vielleicht sehr stark, obwohl sich ihre direkte Umgebung sehr voneinander unter-<br />
scheidet. Die Entwicklung moderner Kommunikationsmedien trägt dazu bei, dass ich in<br />
kürzester Zeit mit ganz unterschiedlichen Menschen und Ideen in Kontakt kommen kann.<br />
Ich kann tief geprägt sein von einer Kultur (oder mehreren Kulturen), die nicht meiner Nati-<br />
onalität entspricht – die Literatur benutzt dafür den Begriff „kultureller Mischling“.<br />
Ein „deutsches“ Beispiel: als Slawistik-Studentin fühle ich mich in der russischen Literatur<br />
entschieden mehr zu Hause als in der deutschen; mein Mitbewohner ist ein spanischer<br />
Punk, außerdem beschäftige ich mich intensiv mit dem Buddhismus und höre seit langem<br />
am liebsten argentinischen Tango. So banal dies klingt, all diese Aspekte „vervielfältigen“<br />
meine Identität, in mir vernetzen sich (meist) widerspruchsfrei die unterschiedlichsten<br />
Prägungen und Bezugssysteme.<br />
Transkultur versteht sich wesentlich als ein inklusives, integrierendes Konzept – wenn ich<br />
mir meiner vielfältigen kulturellen Prägungen bewusst bin, finde ich eine Vielzahl von Kom-<br />
munikationsmöglichkeiten mit anderen (spielt auch Fußball wie ich, hat auch Geschwister<br />
usw). Es werden Gemeinsamkeiten statt Unterschiede gesucht, die eine gute Basis für ge-<br />
meinsame Kommunikation schaffen. Ein Aspekt wie z.B. Religion wird dann nicht generali-<br />
sierend betrachtet, sondern in seiner individuellen Ausprägung. Vielleicht bin ich als gläubi-<br />
ger Christ aus Bulgarien mit einem gläubigen Moslem aus Tadschikistan ja stärker verbun-<br />
den als mit einem deutschen Atheisten.<br />
Das Konzept der Transkultur – und das ist Chance und Herausforderung zugleich – ist ge-<br />
kennzeichet durch „hohe Individualisierung und Differenzierung. Die Differenzierungen<br />
folgen jedoch nicht mehr geographischen oder nationalen Vorgaben, sondern kulturellen<br />
Austauschprozessen.“<br />
Grundannahmen: Spinne ich oder er ...???<br />
Missverständnisse lassen sich beim besten Willen nicht vermeiden, wenn Menschen mit-<br />
einander in Kontakt kommen oder gar zusammen arbeiten. Die Realität sehen wir dabei<br />
Vgl. W. Welsch:<br />
Transkulturalität. Zur<br />
veränderten Verfasstheit<br />
heutiger Kulturen; in: Zeit-<br />
schrift für Kulturaustausch,<br />
45/1995. Als pdf unter<br />
www. forumkultur.net/<br />
fileadmin/user_upload/<br />
pdf/27.pdf
Vgl. E. U. Kinast:<br />
Evaluation interkultureller<br />
Trainings, Lengerich 1998<br />
Untersucht und<br />
formuliert von Geert<br />
Hofstede u.a. in „Culture’s<br />
Consequences – Compa-<br />
ring Values, Behaviors,<br />
Institutions and Organiza-<br />
tions Across Nations“,<br />
London, Neu Delhi 1980<br />
13 Kommunikation und Projekt | Kultur und Kommunikation<br />
immer durch die Brille unserer eigenen Prägungen. Was ich für sehr höflich halte (z.B. ei-<br />
nen Gast immer und überall zu begleiten und einzuladen), kann jemand, der nicht daran<br />
gewöhnt ist, als sehr unangenehm und einschränkend empfinden.<br />
Auch in Seminaren kommen Teilnehmer aus verschiedenen Ländern, Schichten, Studien-<br />
gängen, Minderheiten, Geschlechtern etc. zusammen, ein ausreichendes Potenzial für Miss-<br />
verständnisse also.<br />
Bevor wir es uns nun ganz einfach machen und den anderen einfach als „typische“ Kroatin,<br />
Tschechin usw. abstempeln, sollten wir uns klar machen, dass bei jeder Begegnung auch<br />
andere Faktoren eine Rolle spielen, die sich gegenseitig beeinflussen. Es gibt die äußere<br />
Situation (Begegnung an der Uni, im Cafe, im Stress auf der Straße ...)und die individuelle<br />
Person (selbstbewusst oder schüchtern oder ...) mit ihren verschiedenen kulturellen Prä-<br />
gungen (Kleinstadtbewohner, Einzelkind, Studium in Russland ...).<br />
Kultur ist nicht alles: Dreiklang Kultur – Person – Situation / Analytischer Rahmen<br />
Um verschiedene Wahrnehmungsmuster und Verhaltensweisen auch in eurem Projektteam<br />
zu analysieren, können euch die folgenden Kulturdimensionen helfen.<br />
> Umgang mit Zeit<br />
Erledige ich gern viele Sachen parallel? Brauche ich einen genauen Zeitplan, um alles<br />
eins nach dem anderen zu erledigen? Bin ich gern eine halbe Stunde vor Abfahrt am Zug<br />
oder komme ich eine Minute vorher? Wie gehe ich mit Verspätungen und Verzögerungen<br />
um? Wofür nehme ich mir überhaupt Zeit?<br />
> Umgang mit Raum<br />
Wie nah kann mir der andere kommen, bevor ich mich unwohl fühle? Wie steht es mit<br />
Berührungen, Umarmungen usw.? Brauche ich ein Zimmer für mich oder schlafe ich<br />
auch im Mehrbettzimmer (und wie sehen das meine Teilnehmenden)?<br />
> Explizit versus implizit<br />
Ist das, was ich sage, auch das, was ich meine? Und sagt mein Teammitglied wirklich<br />
das, was es denkt oder will? Frage ich z.B. als Gastgeberin: „Hast du Hunger?“, gibt es<br />
zwei Möglichkeiten. Eine explizite Antwort: „Oh ja, ich esse gern eine Kleinigkeit, danke<br />
schön“. Vielleicht höre ich aber auch: „Nein, danke, mir geht es gut“. Explizit gemeint,<br />
hat mein Gast tatsächlich keinen Hunger. Implizit gemeint, erwartet er aber von mir,<br />
dass ich ihn noch einmal frage oder ihm trotz der Antwort etwas zu essen mache – ein<br />
weites Feld für verschiedenste Interpretationen und Missverständnisse.<br />
> Individuell versus kollektiv<br />
Fühle ich mich eher in der Gruppe wohl? Organisiere ich alles gemeinsam und versuche,<br />
Harmonie zwischen allen Beteiligten herzustellen? Oder definiere ich mich eher als Indi-<br />
viduum? Setze ich meine eigenen Ziele und lege Wert darauf, dass man meine persönli-<br />
che Meinung wahrnimmt?<br />
> Machtverteilung<br />
Wie wird in der Gruppe Macht verteilt und wer hat was zu sagen? Sind alle gleichbe-
14 Kommunikation und Projekt | Kultur und Kommunikation<br />
rechtigt und ausgewogen an Entscheidungen beteiligt? Oder gibt es eine Hauptperson,<br />
die die Entscheidungen trifft und Aufgaben verteilt? Wie reagiere ich, wenn das der Fall<br />
ist – akzeptiere ich das klaglos, ziehe ich mich zurück oder widerspreche ich?<br />
> Orientierung auf die Aufgabe oder die Beziehung<br />
Geht es mir bei der Durchführung des Projekts um das Ziel, das ich unbedingt erreichen<br />
möchte – z.B. einen tollen Film drehen? Ist die rechtzeitige Erledigung von Aufgaben für<br />
mich entscheidend? Oder sehe ich zuerst die Leute, mit denen ich unbedingt etwas ma-<br />
chen möchte? Ist mir wichtig, dass sich während des Projekts alle wohl fühlen und<br />
akzeptiere daher auch Planänderungen?<br />
Bei diesen und weiteren Grundannahmen stehen wir meistens irgendwo zwischen den<br />
beiden Polen, haben aber unsere Präferenzen, die wir im Laufe der Zeit entwickelt haben.<br />
Jede Begegnung mit anderen Menschen sollte für uns ein Anstoß sein, sich dessen bewusst<br />
zu werden, wo wir selbst und wo die anderen stehen. Ohne die andere Position abzuwer-<br />
ten, können wir uns darüber austauschen und gemeinsam eine passende Lösung suchen –<br />
und lernen, dass Verhaltensweisen nicht vorrangig damit zu tun haben, aus welchem Land<br />
ich komme.
15 Kommunikation und Projekt | Selbstbestimmte Kommunikation: Feedback<br />
> 1.4 Selbstbestimmte Kommunikation: Feedback<br />
In den Seminaren des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s wird sehr viel Wert darauf gelegt, die Teil-<br />
nehmer in die Gestaltung des Lernprozesses einzubinden. Die Seminarleiter haben das Ziel,<br />
einen Rahmen zu schaffen, in dem die Teilnehmergruppe selbst möglichst viel Wissen für<br />
ihre weitere Arbeit sichtbar und nutzbar machen kann. Deshalb findet man in Seminaren<br />
des <strong>Kolleg</strong>s vergleichsweise wenig klassische Vermittlung im Sinne „Ich zeige euch, wo es<br />
lang geht“. Mehr Wert wird darauf gelegt, Methoden anzuwenden, die eigene Erfahrungen<br />
thematisieren oder zum Ausprobieren anregen. Denn auch in der Gesellschaft kann derjeni-<br />
ge besser mitwirken, der die eigene Verantwortung wahrnimmt und aktiv handelt.<br />
Bezogen auf Kommunikation heißt dies, sich selbst für Verstehen und Missverstehen ver-<br />
antwortlich fühlen. Aus dem Alltag wissen wir, dass das leichter gesagt ist als getan. Bezie-<br />
hungen (und Hierarchien), unterschiedliche Assoziationen, andere Interpretationen er-<br />
schweren unsere Kommunikation gerade außerhalb des „geschützten“ Rahmens eines Se-<br />
minars.<br />
Feedback geben und Feedback nehmen können<br />
Feedback zu geben und zu empfangen, ist ein Mittel, die Kommunikation in den Griff zu<br />
bekommen. Dies ist eine effektive, wenn auch im Alltag in allen Kulturen unübliche Kommu-<br />
nikationsweise. Sie wird im ganzen <strong>Kolleg</strong>jahr konsequent angewendet. Auch wenn Feed-<br />
back oft unsere Emotionen berührt und manchmal gekünstelt wirkt: In einem guten Team<br />
fällt es leicht, Feedback zu geben und auch kritisches Feedback anzunehmen.<br />
Ablauf eines Feedbacks<br />
Beim Feedback sollte man sich an ein dreischrittiges Grundprinzip halten.<br />
1) Begonnen werden sollte mit dem positiven Aspekt: Was hat mir gefallen? Was schätze ich?<br />
2) Dann folgt ein kritischer Aspekt: Was hat mir nicht gefallen? Was hätte ich mir ge-<br />
wünscht?<br />
3) Darauf ein konstruktiver Aspekt: Welchen Verbesserungsvorschlag habe ich?<br />
Annahme des Feedbacks<br />
Ebenso wichtig, wie Feedback geben zu können, ist seine Annahme. Der Feedback-Nehmer<br />
darf das Feedback nicht kommentieren, er sollte sich auf das aufmerksame Zuhören be-<br />
schränken – und im Stillen für sich entscheiden, was er annehmen möchte und was nicht.<br />
Auf keinen Fall darf man sich innerhalb des Feedback-Prozesses rechtfertigen – wofür<br />
auch? Hilfreich ist es, wenn der Nehmende für das Feedback dankt.
16 Kommunikation und Projekt | Selbstbestimmte Kommunikation: Feedback<br />
Wie äußern?<br />
In jedem Team und in jeder Situation werden die Regeln dafür neu bestimmt. Deswegen<br />
muss man gleich im Vorfeld darüber gesprochen haben, um eine feste Basis zu haben. Im<br />
Folgenden sollen aber Stichpunkte genannt werden, die als Grundlage dienen können.<br />
> Ich-Botschaften statt „man“ oder „wir“: Du gibst das Feedback, nicht „man“. „Ich habe<br />
diesen Punkt nicht verstanden“ statt: „Deinen Vortrag konnte man nicht verstehen.“<br />
> Schildere deine Wahrnehmungen und versuche, nicht zu interpretieren: Für den Feed-<br />
back-Nehmer ist es am wertvollsten zu erfahren, wie eine Situation/Handlung wahrge-<br />
nommen wurde. „Deine Hände und deine Stimme wirkten auf mich hektisch.“ Statt: „Du<br />
warst wieder mal aufgeregt und nervös.“<br />
> Authentisch und selektiv in der Kommunikation sein: Mach dir bewusst, was du denkst<br />
und wahrnimmst. Vermeide Floskeln und benutze deine eigenen Worte. Sei ehrlich, aber<br />
nicht verletzend. D.h. keine Aussagen machen, die die Persönlichkeit als solche betref-<br />
fen: „Du hast eine miese Stimme“ oder „Wenn du nicht so schief lächeln würdest“. Ma-<br />
che Gefühle als Gefühle sichtbar, aber kontrolliere Deine Aussagen. „Ich bin etwas frust-<br />
riert. Ich spüre dauernd den Druck meiner Aufgaben – aber dann klappt es nicht mit den<br />
Absprachen“. Statt: „Unsere Zusammenarbeit ist miserabel, nix klappt.“
Klaus Steinke: Projekte<br />
überzeugend präsentieren. So<br />
vermitteln Sie Ihr Anliegen<br />
klar und einprägsam. Arbeits-<br />
hilfen für Selbsthilfe- und<br />
Bürgerinitiativen Nr. 25,<br />
Verlag MITARBEIT Bonn 2003<br />
www.buergergesellschaft.de/<br />
praxishilfen/projekte-<br />
ueberzeugend-praesentieren/<br />
17 Kommunikation und Projekt | Präsentationen planen<br />
> 1.5 Präsentationen planen<br />
Ein Meilenstein der Kommunikation im Rahmen des Projekts ist eine Präsentation, sei es<br />
die Präsentation der Idee am Anfang, um Leute dafür zu begeistern oder die Präsentation<br />
der Ergebnisse. Jedenfalls hat dieser Kommunikationsakt einen sehr strukturierten Charak-<br />
ter und benötigt daher eine präzise Planung. Darüber hinaus ergeben sich einige Anfor-<br />
derungen aus der konkreten Situation heraus: Wie verhalte ich mich während der Präsenta-<br />
tion? Hierzu werden an dieser Stelle einige Stichpunkte genannt , die man besonders bei<br />
der Vorbereitung berücksichtigen soll.<br />
Das Ziel: Ich will, dass das Publikum denkt/fühlt/tut…<br />
Sinnvoll kann man das Ziel vom Ende der Präsentation her festlegen: Was soll das Publikum<br />
nach meinem Vortrag denken/fühlen/tun…“<br />
Die Zuhörer<br />
Vor der Präsentation sollte man sich bewusst machen, wie viele Zuhörer anwesend sind,<br />
wo sie herkommen und was sie interessiert. Das hilft auch, sich seiner eigenen Rolle be-<br />
wusster zu werden: Will das Publikum, dass ich als Manager auftrete oder als Enthusiast?<br />
Als einer von ihnen oder als Experte?<br />
Der Rahmen<br />
Der Rahmen der Präsentation ist häufig stark vorgegeben: So erwarten die Beteiligten oft,<br />
dass sich eine Präsentation an einer Universität an bestimmte Formen hält. Andererseits:<br />
Eine Planung im Voraus ermöglicht es, anders und origineller zu präsentieren.<br />
> Dauer der gesamten Veranstaltung sowie des eigenen Teils berücksichtigen: Bin ich als<br />
letzter dran? Wollen alle schon ans Buffet?<br />
> Raum: Ist der Raum geeignet? Passt er zu mir? Zum Thema? Zur Gruppe?<br />
> Raum und Sitzplatzordnung. Ist sie veränderbar? Wo ergeben sich gute Bilder und Bühnen?<br />
> Medien und Hilfsmittel: Welche sind möglich?<br />
Der Rahmen wurde an die eigenen Vermittlungsziele angepasst.
18 Kommunikation und Projekt | Präsentationen planen<br />
Welche Inhalte?<br />
> Wovon rede ich in meiner Präsentation überhaupt? Was sind meine Quellen?<br />
> Welche Verständnisschritte sind notwendig, damit meine Zuhörer mir folgen können?<br />
> Die Präsentationsdauer vorher testen. Entscheiden, was zur Not wegfallen kann.<br />
Stichpunkte oder Manuskript?<br />
Ein komplett ausformuliertes Manuskript für die eigene Rede macht unflexibel und ist für<br />
die Zuhörenden langweilig. Besser sind Stichpunkte, die man in freier Rede aufnimmt. Ge-<br />
gebenenfalls eignen sich kleine Karteikarten, die man am Körper trägt.<br />
Oft helfen den Zuhörern auch Stichpunkte in vorbereiteter Form. Hat man so etwas, stellt<br />
sich die Frage, wann sie verteilt werden sollen. Am Anfang – dann schauen sie immer wie-<br />
der dort hinein und lesen nebenbei. Am Ende – dann muss man ihnen das rechtzeitig sa-<br />
gen, damit sie nicht alles mitschreiben.<br />
Die Kärtchen dienen gleichzeitig als Erinnerungsstütze. Sie befinden sich sortiert in der Hand der<br />
Moderatorin.<br />
Das Medium und die Methoden: Welche sind geeignet?<br />
Vorteile und Nachteile des Mediums müssen abgewogen werden. Bevor man aber die Aus-<br />
wahl der Methode trifft, muss man ein klares Ziel für die Präsentation formuliert haben und<br />
erst dann die Kernfrage davon ableiten: Welche Methoden sind besonders geeignet, um die<br />
Ziele meiner Präsentation zu erreichen? Und den Rahmen nicht zu sprengen, die vorhande-<br />
nen Ressourcen gut zu nutzen, das Publikum attraktiv anzusprechen?
19 Kommunikation und Projekt | Präsentationen planen<br />
Was steht zur Auswahl?<br />
> PowerPoint-Präsentation + Podcast;<br />
> Flipcharts/ Kärtchen;<br />
> „Zeitzeugen“;<br />
> Theatralische Vorführung/ spielerische Darstellung mit Einbeziehung der Zuschauer;<br />
> ...<br />
Jede Art hat ihre Vorteile und ihre Spezifik. So ermöglicht das klassische Präsentationsmit-<br />
tel – die PowerPoint-Präsentation – eine klare Strukturierung, Kompaktheit der Informatio-<br />
nen, Folgerichtigkeit der Gedanken. Als Vorführende braucht man keine Angst zu haben,<br />
etwas zu vergessen. Eine gut gemachte PowerPoint-Präsentation vermittelt einen professi-<br />
onellen Eindruck. Das gleiche betrifft auch einen (Video-) Podcast, der zusätzlich noch<br />
durch bewegte Bilder/ O-Töne ansprechender ist. Allerdings bedeutet es einen großen<br />
Aufwand, sowohl im Vorfeld als auch bei der Präsentation. Beamer lassen sich bekanntlich<br />
nur ungerne an fremde Laptops anschließen, besonders wenn es die Zeit knapp ist und<br />
keine anderen Möglichkeiten vorgesehen sind. Die Zuschauer bleiben in dem Fall passiv,<br />
müssen im verdunkelten Raum sitzen, dauernd auf die Wand schauen, man kann ihre Augen<br />
nicht sehen.<br />
In der Regel ist es bei ehrenamtlichen Projekten, die viel Engagement und Kreativität zu-<br />
stande gebracht haben, nicht sinnvoll nur eine PowerPoint-Präsentation vorzuführen. Bes-<br />
ser ist es, eine solche Präsentation kurz zu halten und dann mit anderen Methoden zu<br />
kombinieren, die interaktiver sind. Dies ist dann die Gelegenheit, mit seiner ganzen Persön-<br />
lichkeit zu überzeugen.<br />
Kärtchen, Filzstifte und Flipcharts sind eine nette Abwechslung zu den üblichen PPP und<br />
geben Sicherheit. Andererseits macht man sich von ihnen abhängig: Wo hinkleben? Reicht<br />
der Platz? Lenkt mich die Kleberei ab? Und wenn ich keine Flipcharts und Kärtchen habe –<br />
was dann? Packpapier oder Reste aus einer Druckerei gehen auch. Man kann auch A4-<br />
Papier zurechtschneiden.
20 Kommunikation und Projekt | Präsentationen planen<br />
Eine komplexe Präsentation beansprucht viel Konzentration. Der Raum auf der Metaplan-Tafel wurde<br />
geplant. Kurze Stichpunkte auf den Kärtchen.<br />
„Zeitzeugen“ heranzuziehen, die das Projekt in irgendeiner Weise miterlebt haben, ist sehr<br />
aussagekräftig. Sie können aus erster Quelle interessante Einblicke in das Projekt geben<br />
und haben den Vorteil, Lob über das Projekt aussprechen zu können, das nicht ihnen selber<br />
gilt. Davor muss man sie genau instruieren, worüber sie sprechen sollen, damit das Konzept<br />
stimmig bleibt. Am besten ist es, wenn sie über ihre persönlichen subjektiven Eindrücke<br />
vom Projekt berichten, und sich nicht im Allgemeinen verirren.<br />
Auch andere Möglichkeiten der plastischen ?? Darstellung gibt es: Man kann eine kurze<br />
Szene vorspielen, die die Quintessenz des Projektes schlüssig auf den Punkt bringt. Ge-<br />
genstände einsetzen, die sich im Raum befinden, oder den eigenen Körper. Zuschauer aus<br />
dem Saal holen und mit ihnen ein Blitz-Interview durchführen usw. Richtig gut wird es,<br />
wenn es wirklich inhaltlich zur Präsentation passt und trotzdem sparsam eingesetzt wird,<br />
damit die Tiefenschärfe des Projekts nicht untergeht.
21 Kommunikation und Projekt | Präsentationen planen<br />
Der Körper<br />
Wenn die Zeit gekommen ist, steht nicht nur das Thema im Raum, sondern auch der<br />
Vortragende.<br />
> Gestik, Mimik und Haltung bewusst einsetzen. Kleine Lockerungsübungen der Gesichts-<br />
und Körpermuskulatur können das unterstützen.<br />
> Körper und Präsentationsfläche: Nach vorne schauen und nicht zur Wand sprechen. Sich<br />
so hinstellen, dass man sich nicht umdrehen muss. Wenn man etwas aufkleben muss,<br />
die Rede unterbrechen, danach wieder nach vorne schauen und weitersprechen.<br />
> Körper und Raum bewusst wahrnehmen: Wo stehe ich im Raum? Kann ich den Standort<br />
wechseln? Wo steht mein Partner?<br />
> Sprache: Tonhöhe und Lautstärke bewusst einsetzen. Redegeschwindigkeit an die Fä-<br />
higkeiten der Gruppe anpassen . Faustregel: Doppelt so viel Zeit lassen, als man in der<br />
Situation selbst für notwendig hält: Der, der vorne steht, hat ein anderes Zeitgefühl als<br />
die Aufnehmenden.<br />
> Schrift: Deutlich und groß schreiben. Kleinere Abstände zwischen Buchstaben machen,<br />
so sind die Wörter als eine Einheit leichter aus der Ferne erkennbar. Wenn man wäh-<br />
rend des Vortrags schreiben muss, eine Pause zwischen Schreiben und Reden einhalten.<br />
Stichpunkte statt komplizierter Sätze.<br />
Kontaktdaten<br />
Ein Zettel oder Visitenkarten mit den Kontaktdaten sollte man immer parat haben. Oft<br />
reicht schon eine E-Mail-Adresse oder eine Website.<br />
Darüber hinaus benötigt man auch selbst die Kontaktdaten der Teilnehmenden. Eine Mög-<br />
lichkeit sind Listen zum Eintragen (Stift nicht vergessen). Bekommt man konkrete Rückfra-<br />
gen oder Anfragen, sollte man sie möglichst schnell sortieren. Zum Beispiel auf die Rücksei-<br />
te einer Visitenkarte schreiben, was die Person speziell interessierte, vielleicht auch, woran<br />
man sich erinnern kann („Frau mit blauem Hut“)<br />
Feedback einholen<br />
Während der Präsentation sollte man immer wieder in die Gesichter des Publikums schau-<br />
en. Bewusst auch in die der Teilnehmer, die in den hinteren Reihen sitzen. Ein beliebtes<br />
Mittel ist es auch, mit Verständnisfragen zu Reaktionen aufzurufen oder selber Fragen ans<br />
Publikum zu richten. Pausen nach logischen Blöcken definieren, damit das Publikum die<br />
Gelegenheit bekommt, das Präsentierte zu verarbeiten. Und nachdem alles gelaufen ist,<br />
natürlich Leute nach Feedback fragen.
2. Öffentlichkeit und Projekt<br />
2.1 Engagement = Authentizität………………….3<br />
Formen der Unterstützung für ehrenamtliche<br />
Projekte, Förderer finden, Mind Map<br />
2.2 Ziele konkretisieren und beschreiben…….7<br />
Ziele definieren, knappe und ausführliche Pro-<br />
jektbeschreibungen verfassen<br />
2.3 Zielgruppengerechte Texte………………….10<br />
Anpassung von Projekt-Texten an die Zielgruppen<br />
2.4 Projektdokumentation………………………..11<br />
Konzeption und Zweck einer Dokumentation<br />
2.5 Bilder einsetzen…………………………………12<br />
Bilder einsetzen, Anforderungen an Bilder in<br />
Druckwerken und auf dem Monitor<br />
2.6 Gestaltung und Konzeption von<br />
Publikationen………………………………………….19<br />
Konzeption, Sprache, Übersetzungen und<br />
Technisches<br />
2.7 Logos und Sprachregelungen von<br />
Anderen…………………………………………….……22<br />
Platzierung von Förderern und Partnern in Ma-<br />
terialien des Projekts. Gestalterischer Umgang<br />
mit Logos und Sprachregelungen
3<br />
Öffentlichkeit und Projekt | Engagement = Authentizität<br />
> 2.1 Engagement = Authentizität<br />
Verschiedenste Motivationen bringen junge Menschen in das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Diese<br />
Motivationen stehen gleichberechtigt nebeneinander. Was alle <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>ia-<br />
ten jedoch gemeinsam haben, sind Wille und Lust am Engagement. Das Besondere am Eh-<br />
renamt ist, dass die Motivation selbst Teil des Projektkonzepts ist: Man macht etwas, man<br />
möchte etwas verändern – im Gegensatz zu denen, die nur reden, aber nichts tun. Und man<br />
arbeitet unentgeltlich.<br />
Das Engagement der Team-Mitglieder ist in der Öffentlichkeitsarbeit ebenso zu vermitteln<br />
wie das Projektziel selbst. Die <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten unterscheiden sich von pro-<br />
fessionellen Projekt-Managern nicht zwingend aufgrund ihrer Professionalität. Im Gegen-<br />
satz zu Profis besitzen sie aber „Echtheit“. Der Unterschied zwischen Profis und euch ist<br />
nur – ihr macht das Projekt nicht, weil ihr dafür bezahlt werdet.<br />
Diese Besonderheit ehrenamtlicher Projekte wirkt sich besonders auf eure Öffentlichkeits-<br />
arbeit aus. Ihr wollt Unterstützer für euer Projekt gewinnen. Da denkt man oft zuerst an<br />
Geldgeber. Im Ehrenamt sind aber gerade diejenigen, die auf andere Weise unterstützen<br />
können, besonders wichtig. Sie sind für euch wichtige Multiplikatoren: Wenn sie sich freu-<br />
en, weil ihr etwas auch für andere tut, geben sie euch etwas, was wichtiger sein kann als<br />
Geld: Fundraising ist in diesem Sinne Friendraising.<br />
Förderer und Sponsoren<br />
Wenn man Engagement zeigen möchte, braucht man Partner, die dieses schätzen. Sehr<br />
stark unterscheiden sich hierbei Sponsoring und Förderung. Baut der Förderergedanke oft<br />
auf Philantrophie, also Nächstenliebe auf, geht es bei Sponsoring um eine auf beidseitigen<br />
Nutzen ausgerichtete Kooperation.<br />
Beispiel Sponsoring: Angebot der Hannelore Kohl Stiftung
4<br />
Öffentlichkeit und Projekt | Engagement = Authentizität<br />
Eine Sponsorin gibt ihr Geld nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern erwartet eine konkre-<br />
te Gegenleistung: Durch die Projektarbeit sollen die Gewinne der Sponsorin gesteigert<br />
werden. Wenn man Institutionen zur Unterstützung gewinnen will, die Sponsoring betrei-<br />
ben, muss man klären, ob das Projekt für Sponsoring geeignet ist. Oben findet sich ein<br />
typisches Beispiel für Sponsoring. Die eine Seite braucht Geld, die andere möchte werben<br />
und sieht im Projekt eine geeignete Plattform.<br />
Häufig sind Motivationen der Geber unklar, deshalb wählt man für eigene Texte am Besten<br />
den Begriff „Förderer”. Stiftungen gehören allerdings klar zu Förderern, da sie oft Projekte<br />
unterstützen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Ausschlaggebend für die Förderung<br />
durch eine Stiftung sind deren Förderrichtlinien.<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> und die Robert Bosch Stiftung legen sehr viel Wert darauf, nicht<br />
als „Sponsor“ in Erscheinung zu treten, sondern als „Förderer“. Im Vordergrund der Förde-<br />
rung steht der gemeinnützige Zweck, nicht ein geschäftliches Kalkül.<br />
Lokale Bedingungen herausfinden<br />
Die Begriffe Förderung und Sponsoring werden in euren Ländern unterschiedlich besetzt.<br />
Ihr solltet aber vor der Kontaktaufnahme mit Institutionen prüfen, ob diese auf eine solche<br />
Unterscheidung Wert legen. Sollte das nicht der Fall sein, muss man trotzdem die unter-<br />
schiedlichen Erwartungen berücksichtigen, die hinter der Unterscheidung stehen. Ein<br />
Sponsor wird zum Beispiel eine Gegenleistung erwarten – seien es ein Slogan auf eurer<br />
Homepage oder das Auslegen von Flyern auf eurer Veranstaltung.<br />
Andere Formen der Unterstützung<br />
Neben den finanziellen Gaben von Förderern wie Stiftungen gibt es weitere für das Projekt<br />
nützliche Formen der Unterstützung: geldwerte Leistungen (kostenlose Räume, wo andere<br />
bezahlen müssten, oder Sachleistungen wie Brötchen, Papier) sowie immaterielle Unter-<br />
stützung (Beratung, Engagement, private Entlastung).<br />
Der positive Effekt solcher Unterstützungsformen ist, dass sie viele verschiedene Menschen<br />
für das Projekt interessieren – die sonst maximal aus der Zeitung davon erfahren würden.<br />
Es ist daher nicht falsch, zu behaupten, dass das beste Projekt dasjenige sei, welches ohne<br />
Geld, dafür aber mit tausenden Helfern umgesetzt werden kann.
Elektronische Mind<br />
Maps: Die kostenlose und<br />
sehr einfache Software<br />
„FreeMind“ bietet viele<br />
Möglichkeiten der Struktu-<br />
rierung und Sortierung, um<br />
Mind Maps auch über die<br />
Ideenfindung hinaus<br />
einzusetzen.<br />
5<br />
Öffentlichkeit und Projekt | Engagement = Authentizität<br />
Freunde und Bekannte als Ausgangspunkt<br />
Unter den Voraussetzungen, wie sie etwa im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> herrschen und die auch<br />
auf andere Ehrenamtliche zutreffen), ist es weniger sinnvoll über Sponsoring-<br />
Partnerschaften mit einem multinationalen Unternehmen nachzudenken. Effektiver kann es<br />
sein, für Unterstützungsformen offen zu sein, die nicht primär an Geldflüsse gekoppelt<br />
sind. Viele Personen, die euch unterstützen können, leben in eurem engen privaten und<br />
öffentlichen Umfeld. So gesehen ist es ein besonders wichtiger Bestandteil der Projekt-<br />
Öffentlichkeitsarbeit, auf der Basis der Kontakte, die das Projekt-Team bereits hat, zu<br />
kommunizieren. Die untenstehende Grafik zeigt, wie ein Projekt-Team versucht hat, diese<br />
möglichen Unterstützerinnen und Unterstützer zu identifizieren.<br />
Suchen möglicher Unterstützerinnen und Unterstützer<br />
Gedanken sammeln: Mind Maps und Brainstorming<br />
Ziel von Mind Maps ist die visuelle Strukturierung einzelner Assoziationen und Aspekte<br />
durch Sortierung. Man notiert in der Mitte eines großen Blatts den Begriff, über den man<br />
assoziieren will. Darum herum gruppiert man von diesem zentralen Punkt ausgehend mit<br />
Linien die Unteraspekte.<br />
Brainstormings sind eine weitere Methode, die ein Thema in seiner Tiefe und Breite zu<br />
erfassen helfen. Sie funktionieren in zwei Phasen. Im ersten Schritt geht es darum, neutral<br />
und unkommentiert Assoziationen jeder Art zu einem Thema zu sammeln: Eine Person<br />
schreibt sie untereinander auf, egal, ob sie ihr als angemessen oder nicht diskussionswür-<br />
dig erscheinen. Der Punkt, an dem sich nach den ersten Hirnstürmen die Erschöpfung breit<br />
macht, sollte dabei überschritten werden. Denn danach kommen häufig die unbewussten<br />
Assoziationen zum Vorschein, die mit anderen Ideensammlungs-Methoden nicht erfasst
6<br />
Öffentlichkeit und Projekt | Engagement = Authentizität<br />
werden. Im zweiten Schritt kann man entweder per Mind Map oder durch eine andere Art<br />
der Gruppierung die Aspekte des Brainstormings systematisieren.<br />
Beispiel für eine Mind Map
7<br />
Öffentlichkeit und Projekt | Ziele konkretisieren und beschreiben<br />
> 2.2 Ziele konkretisieren und beschreiben<br />
In ehrenamtlichen Projekten ist „Lust“ ein wichtiger Faktor: Hier dürft ihr das machen, was<br />
ihr wollt und auch einmal etwas ausprobieren. Außerdem soll das Projekt euch nicht bis<br />
ans Lebensende begleiten. Projektarbeit unterscheidet sich vom längerfristigen Engage-<br />
ment in vielen Vereinen oder Parteien dadurch, dass sie klar definierte Ziele hat, die bis zu<br />
einem festgelegten Zeitpunkt erreicht werden sollen. Deshalb sind Projekte kurzfristig an-<br />
gelegt. Im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> erstreckt sich die Förderung auf ein Jahr und die Durch-<br />
führung der Projekte muss sich daran ausrichten.<br />
Zeitlich und inhaltlich begrenzen<br />
Es ist klar, dass die Organisationsform „Projekt“ sich nicht für die Lösung struktureller<br />
Probleme in seinem Umfeld eignet. Zum Beispiel schafft es ein Projekt-Team wahrschein-<br />
lich nicht, die Lehre an einer Hochschule zu verbessern. Um das zu erreichen braucht man<br />
einen sehr langen Atem und wenn die Ergebnisse sichtbar sind, ist man schon nicht mehr<br />
an der Uni. Es kann jedoch einen konkreten Schritt dahin unternehmen: So könnte man es<br />
schaffen, einmalig eine Evaluation von Vorlesungen an seiner Fakultät anzustoßen.<br />
Phrasen eliminieren, Persönlichkeit hineinschreiben<br />
Da man in einem ehrenamtlichen Projekt leichter das überzeugend kommunizieren kann,<br />
von dem man selbst überzeugt ist, muss Wert auf die Konkretisierung der persönlichen<br />
Ziele gelegt werden: Was will ich selbst mit dem Projekt verändern? Diese knappe Zielbe-<br />
schreibung muss verschriftlicht werden und um eine sehr knappe Darstellung der Umset-<br />
zungsideen ergänzt werden.<br />
Dazu ein Beispiel: Ihr habt bereits einen Förderantrag verfasst. Nach einer konkreteren<br />
Reflexion Eurer Ziele wird sichtbar, wo in diesem Text zu viel Überflüssiges steckt: Sei es,<br />
dass ihr Phrasen benutzt, die Förderer benutzen („den Menschen in Mitteleuropa ein Zeichen<br />
setzen, Flagge zeigen für Engagement“), aber nicht ihr. Sei es, dass Ziele unklar beschrieben<br />
sind („Treffen mit Studenten aus Belarus und Deutschland“) oder dass die euch persönlich<br />
sehr wichtigen fehlen („neue didaktische Methoden auszuprobieren und umzusetzen“). Ihr<br />
werdet merken, dass ihr mit einem konkreten, gut formulierten Schreiben viel mehr er-<br />
reicht und ernster genommen werdet, als mit einem vor Übertreibungen und Phrasen nur<br />
so strotzenden Antrag.<br />
Der Umfang: Erst verknappen, dann erweitern<br />
Eine aus der Konkretisierung gewonnene knappe Beschreibung des Projekts benötigt man<br />
immer wieder. Beispielsweise, weil jemand dir ein Mikro vor die Nase hält und in zehn Se-<br />
kunden eine konkrete Aussage erwartet. Oder weil die Traum-Fördererin morgens vor der<br />
Tür steht, aber leider keine Zeit zum Lesen des Konzepts hatte. Die Grundidee sollte also<br />
möglichst kurz darstellbar sein. Ist euch das gelungen, könnt ihr auch das Projekt detaillier-<br />
ter beschreiben, ohne unklar zu werden oder euch in Einzelheiten zu verlieren.
8<br />
Öffentlichkeit und Projekt | Ziele konkretisieren und beschreiben<br />
Ein solcher Text sollte nicht länger sein als ein bis zwei Seiten. Nachfolgend wird ein Vor-<br />
schlag für die Gliederung gemacht. Für eine Langversion werden noch sieben weitere Bau-<br />
steine vorgestellt, die in einer ausführlicheren Beschreibung enthalten sein können (z.B. für<br />
ein Gespräch mit einem Förderer oder einen Antrag).<br />
1) Ausgangssituation<br />
Es empfiehlt sich zu Beginn ein Problem, einen Bedarf im Umfeld der potentiellen Lese-<br />
rinnen und Leser darzustellen. Je direkter sie angesprochen werden, desto besser - sie<br />
sollten schnell erkennen, dass es sich auch um ihr Problem, um ihren Bedarf handelt:<br />
Welches Problem besteht im Umfeld? Welcher Bedarf besteht? Wieso ist dieses Prob-<br />
lem dringend und besonders wichtig? Warum betrifft es die Leserinnen und Leser? (hier<br />
eignet sich auch ein kleines Beispiel, ein konkreter Fall)<br />
2) Ziele/Begründung des Projekts<br />
Dann sollte die Beziehung zur Initiative und den Zielen des Projekts hergestellt werden:<br />
Das Projekt erkennt das Problem, bietet eine Lösung und führt zu einer Verbesserung<br />
des Zustands. An dieser Stelle sollten die Ziele fokussiert und die innovativen Aspekte<br />
betont werden: Was gab es vorher noch nicht? Bei wem erzielt es eine Wirkung?<br />
3) Vorgehensweise<br />
Wie sieht die Umsetzung des Projektes aus? Was wird gemacht, wann, wo, mit wem, für<br />
wen? Welche Schritte werden unternommen? Was wurde vorher so noch nicht umge-<br />
setzt?<br />
4) Appell/ persönlicher Bezug/ Aufforderung<br />
Am Schluss einer solchen Kurzvorstellung des Projekts kann ein Bogen zum Beginn des<br />
Texts gespannt werden. Ein zusammenfassender Satz, der ausdrückt, wie wertvoll das<br />
Projekt ist, seine Bedeutung für eine bestimmte Gruppe, eine Region, eine gesellschaft-<br />
liche Entwicklung zum Ausdruck bringt. Der Mittelteil eines Konzepts wird oft nur über-<br />
flogen, der letzte Satz hingegen häufig gelesen.
9<br />
Öffentlichkeit und Projekt | Ziele konkretisieren und beschreiben<br />
Zusätzliche Elemente einer ausführlichen Projektbeschreibung<br />
> Welche Zielgruppen, Kooperationspartner und Unterstützer sind schon vorhanden, wel-<br />
che werden noch gewonnen?<br />
> Erfolgs- oder Qualitätskriterien: Woran kann man im Verlauf und nach dem Projektende<br />
den Erfolg messen? Wie werden Ergebnisse und die Nachhaltigkeit des Projekts gesi-<br />
chert?<br />
> Stand der Vorbereitung: Welche Arbeitsschritte sind vorgesehen, welche (besondere)<br />
Methode wird angewendet?<br />
> Welcher Aufwand an Arbeitskraft, Räumen, sonstigen Hilfsmitteln besteht?<br />
> Wie wird das Projekt an die Öffentlichkeit getragen, welche Teile des Projekts sind me-<br />
dienwirksam?<br />
> Finanzen: Wie sieht die Kostenkalkulation aus? Wie kann die Gesamtfinanzierung gesi-<br />
chert werden? Welcher Eigenanteil wird erbracht, welche Drittmittel sind schon gesi-<br />
chert. Welche Summe/Sachmittel wird vom Adressaten beantragt, gefragt, wird ihm<br />
vorgeschlagen?<br />
> Perspektive: Wie soll das Projekt weitergeführt werden? Welche Anschlussaktivitäten<br />
sind geplant?
10 Öffentlichkeit und Projekt | Zielgruppengerechte Texte<br />
> 2.3 Zielgruppengerechte Texte<br />
Egal, ob es sich um eine Pressemitteilung handelt, eine Informations-Email oder ein Plakat -<br />
wichtig ist, sich vor dem Verfassen des Textes konzeptionelle Gedanken zu machen. Texte<br />
müssen an das jeweilige Ereignis oder die Zielgruppe angepasst werden. Hier einige Tipps,<br />
die als Ergänzung zur Projektbeschreibung zu sehen sind.<br />
> Wann Informationen geben?<br />
Am Besten etwas Aktuelles zum Anlass nehmen oder einen lokalen Bezug herstellen.<br />
> Was kommunizieren?<br />
Das Originelle an Eurer Idee, das kein anderes Projekt hat. Die W-Fragen können dabei<br />
helfen: "Wer macht was, wann, wo und warum".<br />
> Eine Frage des Stils!<br />
Jedes Medium und jede Zielgruppe hat ihren eigenen Stil. Jugendliche wird man nicht<br />
mit der Sprechweise des „Allgemeinen Nachrichtenmagazins für die sibirische Verwal-<br />
tung“ erreichen, Die Bürgermeisterin ist von MTV-Sprache erschrocken. Man muss mit<br />
Zielgruppen kommunizieren, wie sie es gerne haben: In Flyern, Plakaten, am Telefon, in<br />
E-Mails oder in neuen Medien wie Blogs und Podcasts.<br />
> Authentisch bleiben<br />
Das Wichtigste und Schwierigste: Man selber muss dabei authentisch bleiben und das<br />
heißt: nicht zu akademisch und möglichst lebendig schreiben.<br />
> Kontakte schaffen<br />
Auf jeden Fall müsst ihr immer eine Telefonnummer oder E-Mail angeben, unter der ihr<br />
erreichbar seid. Bei der Wahl der E-Mail-Adresse solltet ihr auch auf die Zielgruppe ach-<br />
ten: katzenfrau@yahoo.de ist keine gute Lösung. Bei persönlichen Gesprächen sollte<br />
man etwas knapp Verschriftlichtes mitnehmen. Bei Pressekontakten lohnt sich ein per-<br />
sönliches Nachhaken, etwa am Telefon. Welche Infos sind besonders interessant? An<br />
welche Person konkret? Fax oder Mail?
11 Öffentlichkeit und Projekt | Projektdokumentation<br />
> 2.4 Projektdokumentation<br />
Nach erfolgreichem Projektabschluss müsst ihr denen, die nicht dabei gewesen sind, in<br />
irgendeiner Weise vermitteln, "wie es war" und wie erfolgreich ihr gearbeitet habt. Das<br />
gelingt durch eine Dokumentation (oder "Doku" oder "Sachbericht"). Dokumentationen<br />
richten sich an verschiedene Beteiligte und Unbeteiligte. Deshalb ist es ratsam, zu überle-<br />
gen, welche Informationen an wen gehen sollen. Auch im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist die Do-<br />
kumentation der dritte Teil eures Projektabschlusses, neben Abschlussbericht und Abrech-<br />
nung.<br />
Dokumentationen haben mehrere Funktionen. Um die richtige Form zu finden, könnt ihr<br />
überlegen, wie interessiert der Empfänger einer Dokumentation jeweils ist: Eine Förderin-<br />
stitution interessiert sich stark für bezifferbare Fakten, ein Gast im Seminar ist möglicher-<br />
weise mehr am Atmosphärischen interessiert. Ob Text, Film, Foto oder im projekt entstan-<br />
dene Produkte - eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. In Stichpunkten sind untenste-<br />
hend die wichtigsten Funktionen von Dokumentationen zusammengefasst.<br />
> Sie geben die Atmosphäre des Projekts wieder (z.B. mit Fotos und Stimmen der Teil-<br />
nehmer).<br />
> Sie dokumentieren, ob die eigenen Ziele erreicht wurden (etwa durch detaillierte Pro-<br />
grammdarstellungen, Teilnehmerlisten, Ergebnisse des Seminars).<br />
> Sie halten die öffentliche Wirkung des Seminars fest (Presseartikel, Interviews mit Gäs-<br />
ten oder Passanten, Veröffentlichungen).<br />
> Sie weisen nach, dass die Bedingungen für die Unterstützung oder Förderung eingehal-<br />
ten wurden (z.B. durch Statistiken, Abrechnungsdaten, Bezugnahme auf Anträge und<br />
Vereinbarungen).
12 Öffentlichkeit und Projekt | Bilder einsetzen<br />
> 2.5 Bilder einsetzen<br />
Um Bilder von deinem Projekt sowohl in Materialien des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s als auch in<br />
verschiedenen Medien verwenden zu können, müssen sie bestimmten Anforderungen ent-<br />
sprechen.<br />
Websites: Ergebnis wie auf dem Bildschirm<br />
Bilder sollten im Dateiformat .JPG abgespeichert sein (ein Dateiformat das für kleine Da-<br />
tenmengen sorgt). Bitte nie in Word-Dokumenten sammeln oder bearbeiten!!! Dafür gibt es<br />
Bildbearbeitungsprogramme wie z.B. Photoshop oder GIMP. Aber auch mit Bildbetrach-<br />
tungsprogrammen kann man einfache Bearbeitungen erledigen.<br />
Website-Bilder sollten eine Auflösung von 72 DPI haben (Dots per Inch). Das bedeutet,<br />
dass ein Bildschirm 72 Punkte mit Bildinformationen bezogen auf einen Inch darstellen<br />
kann.<br />
Unterschied zwischen Monitor und Druck. Was auf dem Bildschirm riesig, detailliert und sauber er-<br />
scheint, kann nur erheblich verkleinert gedruckt werden, wenn es in der gleichen Qualität wie auf dem<br />
Monitor dargestellt werden soll (Beispiel Flyer des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s).<br />
Druckwerke: „Pixel“ machen den Unterschied<br />
In Druckwerken können die Farbpunkte per Inch viel dichter gedruckt werden als sie am<br />
Bildschirm dargestellt werden. Meistens werden 300 DPI angestrebt. Das heißt: Wenn ein<br />
digitales Bild am Bildschirm in 100%-Ansicht ungefähr 20 cm breit ist (also 20 cm bei 72<br />
DPI), so wird es im Drucklayout am gleichen Bildschirm um das vierfache auf 4,8 cm ver-<br />
kleinert (denn 300 Dots per Inch sind vier mal mehr Farbpunkte als die 72 DPI am Bild-<br />
schirm).<br />
Mit Bildbearbeitungs-<br />
programmen kann man<br />
Bilder verändern. Der<br />
Standard ist Adobe Photo-<br />
shop. Frei im Internet<br />
erhältlich ist GIMP (das<br />
einen ähnlichen Funktions-<br />
umfang hat).<br />
Das Bildbetrach-<br />
tungsprogramm Irfan View<br />
ist im Netz frei erhältlich.<br />
Damit kann man Bilder<br />
ansehen und Slidwhows<br />
erstellen, aber auch z.B.<br />
Größe Ver-ändern, Belich-<br />
tung/ Farbe korrigieren, ...
13 Öffentlichkeit und Projekt | Bilder einsetzen<br />
Man braucht also Bilder mit einer hohen Pixel-Zahl, um sie gut für den Druck verwenden zu<br />
können. Die einfachste Lösung lautet: Wenn die Bilder aus der Digitalkamera kommen,<br />
sollten sie möglichst unbearbeitet und unverkleinert an den Gestalter geschickt werden.<br />
Beim Scannen von Fotos, die im Anschluss bearbeitet werden sollen: Dateien am besten<br />
im Dateiformat .TIF und in der Auflösung von 300 DPI abspeichern. Wenn es Probleme mit<br />
der Dateigröße gibt (etwa, weil sie per Mail versendet werden müssen) dann geht auch<br />
.JPG - aber in hoher Qualität.<br />
Power Point<br />
Die Fotos sollten so wie für eine Website abgespeichert werden: Im Dateiformat .JPG. Eine<br />
höhere Auflösung als 72 DPI ist nicht notwendig.<br />
Fotos mit Digitalkameras<br />
Bei der Dokumentation werden meistens Digitalkameras eingesetzt. Das ist auf der einen<br />
Seite sehr praktisch, auf der anderen Seite muss man einige Dinge beachten, die so nicht<br />
für normale Kameras gelten.<br />
> An Ersatzbatterien denken<br />
> An Card Reader denken: Manche Kameras werden nicht automatisch vom Computer<br />
erkannt. USB Card Reader machen da selten Probleme.<br />
> Auslöseverzögerung berücksichtigen: Digitalkameras verzögern manchmal sehr lange<br />
das Auslösen des Bildes, gerade wenn auch noch ein Blitz benötigt wird.
14 Öffentlichkeit und Projekt | Bilder einsetzen<br />
Teamfotos und Gruppenfotos<br />
Teamfotos und Gruppenfotos benötigt man nur einmal. Wenn zehn von zwölf Bildern Grup-<br />
penfotos sind, wird das Betrachten für andere langweilig.<br />
Beispiel Gruppenfoto: Je mehr Details, desto schwieriger wird die Darstellung. Wen erkennt man hier?<br />
Wichtig ist die optimale Belichtung, da Schatten auf den Gesichtern das Bild unbrauchbar machen.<br />
Hohe Kompression bei JPGs sorgt für pixelige Details in den Gesichtern.<br />
Es geht um Köpfe. Wenn schon Gruppenfoto, dann mit richtigen Gesichtern.
15 Öffentlichkeit und Projekt | Bilder einsetzen<br />
Typische Situationen statt konkreter Personen<br />
Ein gutes Foto sollte auch für diejenigen interessant sein, die die abgebildeten Personen<br />
nicht kennen. Denn sie interessieren sich weniger dafür, wer im Projekt etwas macht, son-<br />
dern mehr dafür, was gemacht wird.<br />
Typische Situationen informieren. Gruppenfotos hingegen sind nur für die interessant, die dabei<br />
gewesen sind.<br />
Metaphern und Bilder. Die verschiedenen Schuhe und der Kreis stehen für die unterschiedlichen<br />
jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ohne dass sie gezeigt werden müssen.
16 Öffentlichkeit und Projekt | Bilder einsetzen<br />
Fotografie in Räumen<br />
In Räumen mit Blitz und möglichst ohne Zoom fotografieren. Gerade Digitalkameras haben<br />
langsame Auslösezeiten und bewegte Bilder (Menschen in Gruppen, Diskussionen) werden<br />
ohne Blitz unscharf. Wenn das Bild daraufhin eine starke graue Einfärbung bekommt, liegt<br />
das daran, dass die Kamera zu weit vom Motiv entfernt ist und der Blitz das Motiv nicht<br />
erreicht. Da hilft nur: Näher ran! Sollte daraufhin das Vordergrundmotiv so hell ausgeleuch-<br />
tet sein, dass Details auf dem Foto nicht mehr erkennbar sind, hilft ein Streifen Klebeband,<br />
der über den Blitz geklebt werden kann und dessen Helligkeit etwas abdunkelt.<br />
Bei schwierigen Lichtverhältnissen und ungünstigen Räumen kann man im Vorfeld überle-<br />
gen, wie die Motive "ins rechte Licht" gerückt werden. Zum Beispiel: Eine Bühne gehört<br />
nicht vors Fenster, da das Gegenlicht das Vordergrundmotiv auf einem Foto verdunkelt.<br />
Störende Hintergrunddetails sollten entfernt werden, wie zum Beispiel vergilbte Bilder oder<br />
vertrocknete Pflanzen. Auch die Beleuchtung muss stimmen.<br />
Typisches Problembild innen. Problem Fokus: Kameras brauchen eine Ebene, auf die sie scharf stellen<br />
können. Hier ist das Schärfste leider das Fenster in der Mitte. Besser auf den wichtigsten Teil im Bild<br />
fokussieren. Problem Blitz: Wegen der Reflexion nie Scheiben oder Brillen frontal fotografieren. Prob-<br />
lem Detail: Um alles scharf zu bekommen, ist das Licht im Raum zu dunkel. Deshalb muss man ent-<br />
scheiden, was gezeigt werden soll. Näher an das Kernmotiv herangehen.
17 Öffentlichkeit und Projekt | Bilder einsetzen<br />
Raum inszenieren. Gegen das Licht fotografiert werden die Gesichter kontrastarm und grau. Besser:<br />
Gäste nicht vor dem Fenster platzieren.<br />
Von vorne statt aus der Hüfte<br />
Oft werden Menschen von hinten fotografiert, weil man mit der Kamera nicht stören will.<br />
Die so geschossenen Bilder sind oft unbrauchbar.<br />
Von hinten. Mehr Mut und näher ran an die wichtigen Leute!
18 Öffentlichkeit und Projekt | Bilder einsetzen<br />
Details reduzieren<br />
Je weniger Details auf einem Foto zu sehen sind, desto klarer die Aussage.<br />
Beschneiden des Fotos sorgt für eine klarere Aussage und schafft Interpretations-<br />
möglichkeiten:
Grundlagen der Gestal-<br />
tung; <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>, Berlin 2007; Als<br />
PDF auf der Website des<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
19 Öffentlichkeit und Projekt | Gestaltung und Konzeption von Publikationen<br />
> 2.6 Gestaltung und Konzeption von Publikationen<br />
Auch die Gestaltung und Konzeption von Materialien gehört zur Planung eines Projekts.<br />
Denn häufig sind es gerade geplante Publikationen, die Zeitpläne durcheinander werfen<br />
und in der Endphase des Projekts viel Zeit rauben.<br />
Grundlagen der Gestaltung<br />
Eine kurze und grundlegende Einführung in die Gestaltung bietet eine Präsentation, die auf<br />
der Website des <strong>Kolleg</strong>s zum Download bereitsteht.<br />
Projektziel unabhängig von der Präsentationsform machen<br />
Während des Projekts sollte man sich auf die Durchführung konzentrieren, nicht auf die<br />
Publikation, die am Ende stehen soll. Ein Beispiel: Die meisten haben beim Stichwort „Mär-<br />
chen“ ein Buch vor Augen. Aber Märchen müssen nicht automatisch in einem Buch gesam-<br />
melt werden. Wenn es darum geht, Märchen aus anderen Ländern zu sammeln, sollte man<br />
sich lieber auf die Sammlung, die Sammlungskriterien und die Diskussion konzentrieren,<br />
statt von vornherein ein Buch im Kopf zu haben. Denn wenn es um Austausch mit der Ziel-<br />
gruppe geht, wäre z.B. eine elektronische Form der Speicherung besser und billiger. Die<br />
Form der Publikation sollte also nicht von Anfang an feststehen, sondern vom Ergebnis<br />
abhängig gemacht werden.<br />
Ein anderes Beispiel soll dies unterstreichen. Wenig effektiv ist es, vor der Durchführung<br />
eines Seminars eine 100-Seiten-starke Broschüre zu planen, ohne zu wissen, welche Quali-<br />
tät und welche Form die Ergebnisse haben werden. Möglicherweise wird alles anders als<br />
geplant – das sollte man zulassen, statt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegenüber<br />
Druck aufzubauen und von ihnen zu verlangen, hundert Seiten zu füllen. Im Seminar also<br />
mehr über Inhalte reden und wenig über die Form der Publikation.<br />
Lektorat: Korrekturphasen einplanen<br />
Gedruckte Publikationen ziehen sich oft ungewollt in die Länge, weil keine Korrekturzeit<br />
eingeplant wurde, sondern nur die Entwicklungszeit des Textes. Realistisch sind mindes-<br />
tens drei Korrekturdurchläufe:<br />
1) Strukturelle und inhaltliche Probleme vor der Übergabe an den Gestalter durch eine<br />
Lektorin.<br />
2) Rechtschreibung kontrollieren vor der Übergabe an den Gestalter.<br />
3) Nach der Umsetzung in ein Layout durch eine Rechtschreibkorrektur.<br />
Während des Gestaltens werden jedoch oft erst die Strukturprobleme von Texten deutlich<br />
(„Ist das eine Überschrift oder eine Hervorhebung?“ „Ist die Überschrift dritter oder vierter<br />
Ordnung?“). Auch der Text selbst wird erst deutlich sichtbar, wenn er in Form gegossen ist.<br />
Das heißt:<br />
4) Ein vierter Korrekturdurchlauf ist wahrscheinlich
20 Öffentlichkeit und Projekt | Gestaltung und Konzeption von Publikationen<br />
Gestalter von Anfang an einbeziehen<br />
Jemand, der visuell gestaltet, sieht einen Text anders als jemand, der schreibt - und er-<br />
kennt somit andere Stärken und Schwächen. Wenn die Gestaltung nicht als reine Dienst-<br />
leistung begriffen, sondern als ein Beitrag zum Projekt ernst genommen wird, lohnt sich<br />
eine Einbeziehung der Gestalter in den inhaltlichen Prozess.<br />
Sprache und Geschlechter<br />
Da Sprache unsere Realität beeinflusst und Strukturen, Normen und Werte einer Gesell-<br />
schaft widerspiegelt, solltet ihr euch um eine geschlechtergerechte Schreibweise bemühen.<br />
Das betrifft einerseits von euch verfasste Beispiele: Wenn immer männliche Projektleiter<br />
und Professoren auftauchen und Frauen überwiegend als Sekretärinnen oder Studentinnen,<br />
fühlen sie sich womöglich nicht angemessen berücksichtigt. Zum anderen kann man versu-<br />
chen, die männliche und weibliche Form von Personenbeschreibungen zu benutzen oder<br />
auf neutrale Formen ausweichen. Je nach Sprache gelingt dies mehr oder weniger elegant.<br />
Im Ungarischen ist etwa die geschlechterneutrale Formulierung unproblematisch, im Deut-<br />
schen behilft man sich oft mit Kunstwörtern wie „Studierende“ (statt „Studenten“) oder<br />
mit Konstruktionen wie „StudentInnen“ (statt „Studentinnen und Studenten“).
21 Öffentlichkeit und Projekt | Gestaltung und Konzeption von Publikationen<br />
Übersetzungen und Sprachregelungen<br />
Bei internationalen Publikationen mit Übersetzung müssen Sprachregelungen abgestimmt<br />
werden. Texte müssen in den verschiedenen Sprachen funktionieren, brauchen deshalb ein<br />
bisschen mehr Freiheit als die wortgetreue Übersetzung.<br />
Außerdem sind Sonderzeichen anderer Sprachen wichtig. Denn Texte werden ohne sie oft<br />
unverständlich und verändern ihre Bedeutung. Ein Ungar kann zwischen ö und unter-<br />
scheiden!<br />
Bei Transkriptionen ist auf Einheitlichkeit zu achten: Nicht jeder weiß, dass Lodsch, Lodz<br />
und Łódź ein und dieselbe Stadt bezeichnen. Gleiches gilt für Lemberg, Lwów oder Lviv –<br />
hier spielen auch nationalsprachliche Wahrnehmungen eine große Rolle.<br />
Fördernde Insitutionen, sowie als Gäste eingeladene Personen möchten möglichst korrekt<br />
erwähnt werden. Oft haben sie auch eine klar definierte Sprachregelung - und Vorstellung<br />
davon, wo sie in Publikationen erwähnt werden wollen (ob mit oder ohne Logo, in lateini-<br />
scher oder anderer Schrift).<br />
Ein kleines praktisches Beispiel aus dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Das <strong>Kolleg</strong> ist „ein Pro-<br />
gramm der Robert Bosch Stiftung und des MitOst e.V.“ Im Russischen wird das so übersetzt:<br />
„Коллегия им. Теодора Хойсса. Программа Фонда имени Роберта Боша и объединения<br />
MitOst.“<br />
Schriftarten<br />
Je internationaler eine Publikation, desto schwieriger die Auswahl der richtigen Schriftar-<br />
ten. Kostenlos heruntergeladene Fonts haben sehr oft keine Sonderzeichen. Bei mehrspra-<br />
chigen Publikationen müssen die Schriftzeichen aller in der Publikation verwendeten Spra-<br />
chen in den Font integriert sein. Die Standardschriften aus den großen Textverarbeitungs-<br />
programmen haben zumindest kyrillische Zeichen und die verschiedenen lateinischen Vari-<br />
anten integriert.<br />
Wenn ihr ausgefallene Schriftarten verwendet, achtet darauf, dass die Menschen, die mit<br />
eurem Text arbeiten, diese Schriftart auch zur Verfügung haben. Im Internet kann man di-<br />
verse Schriftarten kostenlos herunterladen.
22 Öffentlichkeit und Projekt | Logos und Sprachregelungen von Anderen<br />
> 2.7 Logos und Sprachregelungen von Anderen<br />
Für Institutionen haben Logos eine sehr wichtige Bedeutung für ihre eigene Identität. Ihr<br />
könnt es übertrieben finden – aber als erstes achten viele nicht auf die Inhalte, sondern<br />
darauf, wie ihr Logo abgebildet wurde und ob die Sprachregelungen eingehalten wurden.<br />
Am Beispiel des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s soll hier gezeigt werden, auf was im Umgang mit<br />
Sprachregelungen und Logos geachtet werden muss.<br />
Logo<br />
Auf der Website des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s findet man im Bereich „Material“ verschiedene<br />
Logo-Varianten. Die Dateien sind mit einem Kennwort versehen, das man bei der Pro-<br />
grammkoordination des <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s erfragen kann. Damit könnt ihr die Theorie gleich in<br />
die Praxis umsetzen.<br />
Wenn ihr Hinweise sucht, was man berücksichtigen sollte, um eigene Logos zu entwickeln,<br />
dann findet ihr sie in der auf der Website des <strong>Kolleg</strong>s abrufbaren Präsentation „Grundlagen<br />
der Gestaltung“.<br />
Lange Namen von Institutionen, korrekter Programm-Untertitel<br />
Immer darauf achten, dass etwaige Untertitel nicht vergessen werden. Wenn etwa auf Eu-<br />
rem Flyer nur „DGzRS“ steht, können das Eingeweihte verstehen, besser aber die erklären-<br />
de Variante mit berücksichtigen: „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.“ Un-<br />
bedingt klären, ob es Gestaltungsvorgaben für den langen Titel einer Organisation gibt oder<br />
ob ihr selbst entscheiden könnt, wie er erscheint. Im Falle des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s gibt<br />
es ebenfalls eine lange Variante: Nach Möglichkeit soll sie verwendet werden, kann aber<br />
auch in der eigenen Typografie gesetzt werden: „Ein Programm der Robert Bosch Stiftung<br />
und des MitOst e.V.“<br />
Status der Institution für das Projekt<br />
Ihr seid nicht die deutsche Botschaft, der Rektor der Uni oder das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>.<br />
Aus der Publikation muss klar werden, welchen Status welche Institutionen haben, wie sie<br />
mit dem Projekt verbunden sind. Also nicht: „Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> lädt ein“ oder<br />
„Zweites Deutsches Fernsehen“. Besser: Das Projekt „Beispiele für beispielhaftes Leben<br />
lädt ein. Ein Projekt im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>, präsentiert vom Zweiten Deutschen Fern-<br />
sehen.“<br />
Farben und Varianten<br />
Dank höherer Druckstandards als früher können Institutionen strenge Farbvorgaben für ihre<br />
Logos und Publikationsgestaltungen machen, unabhängig von ihrer Praktikabilität. Das<br />
kann Euch das Leben schwer machen, etwa, wenn man eine Logodatei in das Layout ko-<br />
piert ohne sicher zu sein, dass sie die Originaldatei ist. Auf dem Bildschirm sieht es noch<br />
gut aus, aber im Druck erscheint das mittlere Grün dann plötzlich neonfarben, weil der<br />
Farbmodus nicht gut eingestellt ist: Wenn das passiert, muss man hinterher sehr nett zu<br />
den Förderern sein.<br />
Logos zum Download<br />
auf der Website des Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s
23 Öffentlichkeit und Projekt | Logos und Sprachregelungen von Anderen<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist nicht so streng, hat aber auch einen klaren Rahmen definiert,<br />
in dem Varianten zulässig sind. Die verschiedenen möglichen Farbvarianten des <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>-Logos sind in einem speziellen Merkblatt zusammengefasst, das sich auf der<br />
Website befindet.<br />
Farbeinstellungen: Das typische Grün des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s ist klar definiert, damit es bei vielen<br />
Druckereien immer gleich ausgedruckt werden kann. Cyan=60; Magenta=0; Gelb=90; Schwarz=0 Oder<br />
als sogenannte Volltonfarbe: HKS 60<br />
Kein Nachbauen, Verzerren oder Verändern<br />
Nie dürfen Logos verzerrt werden oder nachgebaut werden. Auch wenn ihr keinen Unter-<br />
schied seht - eure Partnerinnen und Partner sehen ihn, da sie täglich ihr Logo anschauen.<br />
Projektleiterin statt Repräsentantin<br />
<strong>Kolleg</strong>iatin X. ist Mitarbeiterin im Projekten oder Projektleiterin eines von der Robert<br />
Bosch Stiftung und dem MitOst e.V. geförderten Projektes. Sie ist keine Repräsentantin<br />
des MitOst e.V. oder der Robert Bosch Stiftung. Darauf solltet ihr achten, wenn ihr mit<br />
Texten an die Öffentlichkeit geht.
3. Zeitmanagement<br />
3.1 Gute Planung verhindert Zeitnot……………3<br />
Von der Idee zur Zeitplanung, Meilensteine<br />
3.2 Die richtigen Dinge tun, anstatt Dinge völ-<br />
lig richtig zu tun………………………………………..6<br />
Effizienz und das Pareto-Prinzip<br />
3.3 Wer sich nur um das Eilige kümmert,<br />
kommt nicht zum Wichtigen……………………….7<br />
Priorisierung von Aufgaben, Eisenhower-Prinzip<br />
3.4 Deine Leistungskurve - jede Aufgabe zur<br />
richtigen Zeit…………………………………………….8<br />
Vorausschauend Höhen und Tiefen einplanen<br />
3.5 Kann man Zeit wirklich sparen?................9
Verschiedene elek-<br />
tronische Hilfsmittel kann<br />
man zur Zeitplanung<br />
einsetzen. Zum Beispiel<br />
die kostenlose<br />
Terminkalender-Software<br />
„Mozilla Sunbird“. Unter<br />
dem Namen „Lightning“<br />
wird eine Version<br />
vertrieben, die man sehr<br />
praktisch in das „Mozilla<br />
Thunderbird“ Email-<br />
Programm einbinden kann.<br />
3<br />
Zeitmanagement | Gute Planung verhindert Zeitnot<br />
> 3.1 Gute Planung verhindert Zeitnot<br />
„Ach, ich wünschte, der Tag hätte 32 Stunden!“ Vielleicht hast du dir das auch schon an<br />
der ein oder anderen Stelle gewünscht: Vor einer wichtigen Prüfung, bei den Vorbereitun-<br />
gen einer Reise oder eben jetzt bei deinem Projekt.<br />
Da wir den Tag nicht einfach verlängern können, müssen wir nach einem anderen Weg su-<br />
chen. Zeitmanagement – oder besser Selbstmanagement, denn die Zeit läuft, ohne dass wir<br />
es ändern können – bietet verschiedene Strategien, um die zahlreichen Aufgaben zügiger<br />
und effizienter zu erledigen.<br />
Wie viel Zeit habe ich für das Projekt?<br />
Im Sommerseminar: Du sitzt gemütlich auf einer Bank in einem rumänischen Bergdorf, die<br />
Sonne scheint dir ins Gesicht und du planst dein Projekt. Von Stress und Zeitnot keine<br />
Spur. Aber schon hier kannst du etwas dafür tun, dass es später nicht (zu) stressig wird.<br />
Schreibe dir auf, wie eine normale Woche mit Uni, Freunden, Familienbesuchen etc. aus-<br />
sieht. Fertige nun eine Zeitleiste über den gesamten Projektzeitraum an.<br />
Wann stehen große Ereignisse wie Prüfungen, Reisen oder Hochzeiten an? Welche anderen<br />
Vorhaben beanspruchen im Durchführungszeitraum des Projekts viel Zeit? Diese Zeiträume<br />
kannst du nun Schritt für Schritt eintragen.<br />
Aufgaben und Zeiträume identifizieren<br />
Im nächsten Schritt könnt ihr die wichtigsten Zeitpunkte und –räume in der Projektvorbe-<br />
reitung und –duchführung identifizieren. Dabei orientiert ihr euch an den wichtigsten Auf-<br />
gaben und Herausforderungen. Hier ein Beispiel: Ein deutsch-russisches Filmprojekt über<br />
Stereotype:
4<br />
Zeitmanagement | Gute Planung verhindert Zeitnot<br />
> Wann werden die Teilnehmer gesucht?<br />
> Wie lange dauert das Schreiben des Drehbuchs?<br />
> Wie viel Zeit benötigt der eigentliche Dreh?<br />
> Wie viel die Post-Produktion?<br />
> Was muss danach noch passieren?<br />
Von diesem Rahmen kommt ihr schrittweise zu einer Feinplanung. Dabei könnt Ihr ver-<br />
schiedene Hilfsmittel anwenden. Eine Möglichkeit besteht darin, Aufgaben auf Kärtchen<br />
schreiben, dazu auf andere Kärtchen in einer anderen Farbe gegebenenfalls schon die Na-<br />
men der Personen, die die Aufgabe erledigen. Dann klebt ihr alles auf einen großen Zeit-<br />
strahl mit Angaben von Tagen oder Wochen, ordnet den Aufgaben Namen zu und seht, wie<br />
realistisch eure Planung ist.<br />
Oder ihr arbeitet mit Tabellen, in die ihr einzelne Aufgaben und Personen eintragt und die<br />
Aufgaben nach Erfüllung markiert.<br />
Meilensteine<br />
Zunehmend wird sich euer Projektplan konkretisieren. Nun ist es an der Zeit, „Meilenstei-<br />
ne“ festzulegen. Das ist ein im Projektmanagement sehr häufig verwendeter Begriff (aus<br />
dem Englischen: „milestones“). Er bezeichnet die Zeitpunkte, an denen wichtige Etappen<br />
auf dem Weg zum Projektziel genommen worden sind. Meilensteine werden somit in der<br />
Vergangenheitsform formuliert. In der genaueren Formulierung sind zudem die Teilaktivitä-<br />
ten enthalten, die auf dem Weg dorthin stattgefunden haben. Dies soll wieder am Beispiel-<br />
projekt illustriert werden:<br />
Meilenstein 1: Finanzierung abgesichert > Zusagen von A, B, C<br />
Meilenstein 2: Abschluss der Vorarbeiten > Das Buch ist fertiggestellt<br />
> Die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer sind gefunden<br />
> Der Drehort ist vorbereitet<br />
Meilenstein 3: Abschluss der Dreharbeiten > Abschluss für die Teilneh-<br />
Meilenstein 4: … > …<br />
merinnen und Teilnehmer<br />
> Rückgabe der Technik<br />
> Vollständiges Material für<br />
die Post-Produktion vor-<br />
handen<br />
Meilensteine sollen nach Möglichkeit nicht verschoben werden, denn sie dienen der Pro-<br />
jektkontrolle. Teilschritte unterhalb dieser Meilensteine sind wesentlich flexibler zu dispo-<br />
nieren. Definiert nicht zu viele Meilensteine. Im Idealfall stehen sie immer am Ende der<br />
großen Projektphasen Vorbereitung, Durchführung und Abschluss.
5<br />
Zeitmanagement | Gute Planung verhindert Zeitnot<br />
Als Orientierungspunkte werden euch diese Phasen und externe Termine dienen. Legt also<br />
fest, was passiert sein muss, damit die Vorbereitungsphase abgeschlossen ist. Dann über-<br />
legt ihr, was bis zum Ende der Projektdurchführung getan worden sein soll. Im dritten<br />
Schritt erfasst ihr, was alles bis zum Projektabschluss erledigt worden sein muss.<br />
Im Falle eines <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>-Projekts ist die Definition dieses letzten Meilensteins<br />
recht einfach: Spätestens zum Zeitpunkt, an dem der Abschlussbericht eingegangen sein<br />
soll, muss das Projekt beendet worden sein.<br />
Pufferzeit einplanen<br />
In der Planungsphase eines Projekts ist es unmöglich, alle Aufgaben und Unwägbarkeiten<br />
vorauszusehen. Deshalb plant man immer etwas mehr Zeit für die einzelnen Schritte ein. Im<br />
Allgemeinen geht man von 20% an Pufferzeit aus. Wenn Ihr dies berücksichtigt, erhaltet ihr<br />
eine realistischere Planung.
6<br />
Zeitmanagement | Die richtigen Dinge tun, anstatt Dinge völlig richtig zu tun<br />
> 3.2 Die richtigen Dinge tun, anstatt Dinge völlig richtig zu tun<br />
.<br />
Hinter diesem Satz steckt ein Postulat des Nationalökonomen Vilfredo Federico Pareto. Er<br />
stellte Ende des 19. Jahrhunderts fest, dass 20% der italienischen Familien über rund 80%<br />
des Vermögens verfügten. Er entdeckte, dass die Tatsache, dass ein Fünftel über vier Fünf-<br />
tel der Ressourcen verfügt, auf andere Länder übertragbar war. Dieses Prinzip wurde auf<br />
andere Bereiche übertragen - heute verstehen wir unter dem Pareto-Prinzip, dass mit 20%<br />
des zur Verfügung stehenden Einsatzes 80% an Nutzen erreicht werden können. Auf das<br />
Zeitmanagement angewendet heißt dies: in 20% der Zeit können wir 80% erledigen. Wenn<br />
wir dies schaffen, arbeiten wir effizient. Der darüber hinausgehende Aufwand erzielt ver-<br />
hältnismäßig weniger Nutzen.<br />
Pareto-Prinzip<br />
Für das Projekt bedeutet das konkret: Es reicht völlig aus, wenn ein Plakat die Aufmerk-<br />
samkeit der Zielgruppe erregt; die perfekte Farbabstimmung ist dagegen nicht notwendig.<br />
Oder: Lieber eine Mail mit dem ein oder anderen Rechtschreibfehler an dein Team versen-<br />
den, als sie acht Mal zu überprüfen. An manchen Stellen ist allerdings Perfektion gefragt.<br />
So sollte die Pressemitteilung keine Fehler enthalten.
7<br />
Zeitmanagement | Wer sich nur um das Eilige kümmert, kommt nicht zum Wichtigen<br />
> 3.3 Wer sich nur um das Eilige kümmert, kommt nicht zum<br />
Wichtigen<br />
Auf den amerikanischen General und Präsidenten Dwight D. Eisenhower geht das nach ihm<br />
benannte Prinzip zurück. Es soll helfen, unter Termindruck zu entscheiden, welche Aufga-<br />
ben in welcher Reihenfolge erledigt werden sollen. Im Zeitmanagement wird es häufig auf<br />
folgenden Leitsatz verknappt: „Erledige das Wichtige vor dem Dringenden.“<br />
Tabelle: Eisenhower-Prinzip<br />
wichtig B-Aufgaben<br />
Nicht dringend Beratung<br />
> exakt terminieren<br />
nicht wichtig. D-Aufgaben<br />
A-Aufgabe:<br />
> Papierkorb<br />
A-Aufgaben<br />
> sofort selbst erledigen<br />
C-Aufgaben<br />
> delegieren<br />
Eine Rede für eure morgen stattfindende Ausstellung muss geschrieben werden: Du solltest<br />
dich als Projektleiter sofort darum kümmern, dass die Rede geschrieben wird. Die Aufgabe<br />
ist nur an einen begrenzten Kreis delegierbar.<br />
B-Aufgabe:<br />
Eine Pressemitteilung für euer Projekt verfassen, das erst in vier Wochen stattfindet: Ter-<br />
miniere, wann die Pressemitteilung fertig gestellt sein muss. Die Aufgabe ist nur an einen<br />
begrenzten Kreis delegierbar.<br />
C-Aufgabe:<br />
Lebensmittel für euer Seminar kaufen, das morgen beginnt: Der Einkauf muss heute erle-<br />
digt werden, sonst steht ihr morgen ohne Essen da. Die Aufgabe ist an einen größeren Kreis<br />
delegierbar.<br />
D-Aufgabe:<br />
Den Ablauf eures nächsten Teamtreffens detailliert planen: Muss der Ablauf detailliert ge-<br />
plant werden oder reichen fünf Stichpunkte? Gegebenenfalls beim Treffen direkt erledigen.
8<br />
Zeitmanagement | Deine Leistungskurve – jede Aufgabe zur richtigen Zeit<br />
> 3.4 Deine Leistungskurve - jede Aufgabe zur richtigen Zeit<br />
Wenn ihr darüber entscheidet, wann ihr am besten was macht, spielen eure Leistungskur-<br />
ven eine wichtige Rolle. Wann seid ihr fit, wann nicht? Die meisten Menschen haben vor-<br />
mittags und nachmittags ihre Hochs, hingegen mittags und abends ihre Tiefs. Deshalb soll-<br />
tet ihr versuchen, A- und B-Aufgaben möglichst in Hochphasen zu erledigen, C und D-<br />
Aufgaben in einer Tiefphase.<br />
Vorausschauend könnt ihr auch so planen, dass A- und B-Aufgaben möglichst nicht in Zeit-<br />
räumen anfallen, in denen ihr euch von anderen Belastungen erholen müsst. Kurz nach den<br />
Prüfungszeiträumen oder an besonders heißen Tagen zum Beispiel ist es an der Zeit, sich<br />
zu erholen.<br />
Delegieren - weniger Arbeit für dich und Anerkennung für dein Team<br />
Wenn ihr Dinge delegiert, entlastet ihr euch selbst und motiviert eure Teammitglieder. Die-<br />
se bekommen dadurch Verantwortung übertragen. Das bedeutet allerdings auch, dass ihr<br />
loslassen müsst und den anderen vertrauen solltet. Wenn eine andere Person etwas anders<br />
macht als ich, ist es nicht unbedingt schlechter. Langweiliges und Einfaches zu delegieren<br />
demotiviert euer Team!<br />
Folgende Fragen können euch weiter helfen:<br />
> Was soll getan werden? (Thema, Inhalt)<br />
> Wer soll und kann es tun? (Person)<br />
> Warum soll er/sie es tun? (Motivation)<br />
> Wie soll er/sie es tun? (Umfang, Details, Kompetenzen)<br />
> Bis wann soll er/sie es tun? (Verbindlichkeit durch Termine)
9<br />
Zeitmanagement | Kann man Zeit wirklich sparen?<br />
> 3.5 Kann man Zeit wirklich sparen?<br />
Ein erfolgreiches Zeitmanagement ermöglicht es euch, mehr Aufgaben in kürzerer Zeit zu<br />
lösen. Was passiert aber mit der Zeit, die ihr dadurch gewinnt? Häufig wird sie sofort mit<br />
neuen Aufgaben und Herausforderungen gefüllt. Und so bewegen wir uns in einem Teufels-<br />
kreis. Denn der Stresszustand, der durch permanenten Leistungsdruck entsteht, verändert<br />
auch die Zeitwahrnehmung. Das Gehirn funktioniert unter Stress anders, produziert andere<br />
Hormone und das lässt die Zeit schrumpfen.<br />
Eine gute Möglichkeit, diesem Teufelskreis zu entkommen, besteht darin, sich zu entspan-<br />
nen. Nimm Dir bewusst Zeit für eine Pause, um „abzuschalten“: Macht etwas mit Freunden,<br />
geht Schwimmen oder legt euch in die Sonne. Haltet diese Pause bis zum Ende aus. Zeit-<br />
management hat nicht zum Ziel, das Tempo ständig zu beschleunigen und sich dadurch<br />
unter Druck zu setzen.
4. Veranstaltungsmanagement<br />
4.1 Veranstaltungsmanagement………………….3<br />
4.2 Eure Stärke: Motivation ……………………….4<br />
4.3 Ziele……………………………………………………5<br />
4.4 Projektplanung…………………………………….6<br />
4.5 Zielgruppe……………………………………….....7<br />
4.6 Ortsplanung…………………………………………8<br />
4.7 Zeitplanung …………………………………………9<br />
4.8 Personalplanung (Aufgabenverteilung,<br />
Helfer)………………………….………………………..10<br />
4.9 Mit allen Ressourcen planen……………....11<br />
4.10 Wichtige organisatorische Bereiche……12<br />
4.11 Checkliste Veranstaltungsmanagement.14
Checkliste Veran-<br />
staltungsmanagement: <br />
www.theodor-heuss-<br />
kolleg.de<br />
3<br />
Veranstaltungsmanagement | Veranstaltungsmanagement<br />
> 4.1 Veranstaltungsmanagement<br />
Endlich ist es so weit – eure Veranstaltung findet statt! Vorher hat eure Planung verschie-<br />
dene Etappen durchlaufen: Von der Idee, die zu einem theoretischen Konzept ausgearbeitet<br />
wird, zur Realisierung. In diesem Leitfaden konzentrieren wir uns auf die Konzeptionspha-<br />
se.<br />
Was ist Veranstaltungsmanagement? Man kann es zusammenfassen als alle planenden,<br />
organisierenden, überwachenden und steuernden Maßnahmen, die für die Veranstaltungs-<br />
abwicklung notwendig sind.<br />
Dahinter steckt eine Vielzahl von Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen. Diese<br />
werden in den einzelnen Kapiteln des Leitfadens behandelt. Wichtig ist an dieser Stelle<br />
auch zu erwähnen, dass auch die Inhalte anderer Leitfaden-Kapitel für die Veranstaltungs-<br />
planung von Bedeutung sind.<br />
Was ist eine Veranstaltung?<br />
Eine Veranstaltung ist ein organisiertes, zielorientiertes Ereignis mit einem begrenzten Zeit-<br />
umfang, an dem eine Gruppe von Menschen teilnimmt. Die Mechanismen der Planung einer<br />
Veranstaltung sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen sind sehr ähnlich, egal ob ihr eine<br />
Konferenz, ein Konzert, eine Tagung, ein Festival, eine Straßenaktion, ein Sportevent oder<br />
eine Ausstellung organisieren möchtet.
4<br />
Veranstaltungsmanagement | Eure Stärke: Motivation<br />
> 4.2 Eure Stärke: Motivation<br />
Eure größten Stärken sind eure Kreativität und der Spaß an der Sache – und die hängen<br />
nicht vom Budget ab. Zahlreiche Ideen schwirren um euch herum, spinnt sie weiter und<br />
macht daraus ein tolles Event!<br />
Bei der Auswahl der Veranstaltungsform sind drei Punkte wichtig: Sie passt zu eurem Ziel,<br />
ihr könnt daraus vieles mitnehmen und Spaß dabei haben.<br />
Du magst Musik und willst erfahren, wie man ein Konzert organisiert? Oder hast du dich<br />
immer gefragt, was für Gefühle man als Seminarleiter hat? Oder hättest du Lust, eine fach-<br />
liche Tagung zu realisieren? Trau es dir zu – das Projekt bietet dir viel Raum, in dem du<br />
dich ausprobieren kannst. Je mehr Lust du auf das Projekt hast, desto einfacher findet man<br />
die Wege zur Projektrealisierung.
5<br />
Veranstaltungsmanagement | Ziele<br />
> 4.3 Ziele<br />
Ohne klare Ziele keine gute Veranstaltung! Deshalb beginnt jede Planung mit der Analyse<br />
der Situation und mit der Zielsetzung:<br />
> Wovon gehen wir aus? Wo gibt es ein Problem, das wir beheben wollen?<br />
> Was wollen wir ändern, was ist das Ziel?<br />
> Wie können wir es am besten erreichen – was sind unsere Ressourcen?<br />
Ein gut definiertes Ziel beinhaltet Aussagen über künftige Zustände und Wirkungen des<br />
abgeschlossenen Projekts. Es beantwortet die Frage: Was soll sich durch die Veranstaltung<br />
verändert haben?<br />
Bei einer Aktion im Stadtzentrum zum Thema „Müll und Umweltschutz in unserer Stadt“<br />
könnten das folgende Ziele sein:<br />
> Die Aktivisten und Passanten haben sich über die Müllproblematik in ihrer Umgebung<br />
informiert.<br />
> Sie haben die Wichtigkeit des persönlichen Engagements im Bereich Ökologie begriffen<br />
und deshalb an einer Putzaktion teilgenommen.<br />
> Der öffentliche Platz ist nun sauber<br />
Gut definierte Ziele sind die Voraussetzung für die Planung und Realisierung der Veranstal-<br />
tung. Sie dienen der Orientierung und der Erfolgsmessung am Ende des Projekts.
6<br />
Veranstaltungsmanagement | Projektplanung<br />
> 4.4 Projektplanung<br />
Prinzip Zufall oder roter Faden? Ersteres kann funktionieren, ist aber viel anstrengender<br />
und geht häufig schief. Der rote Faden ist die Verbindung zwischen der Ausgangssituation<br />
und dem Ziel. Eine gute Projektplanung ist die Formulierung dieses roten Fadens. Sie hilft<br />
dir, die Ziele sicher und möglichst ohne Umwege zu erreichen und bildet die Basis für die<br />
Steuerung und Überwachung der Aktivitäten:<br />
> Veranstaltungsziele festlegen<br />
> Strategie festlegen, mit der das Ziel erreicht werden soll<br />
> Veranstaltung in Einzelschritte unterteilen<br />
> benötigte Zeit für jeden Teilschritt festlegen<br />
> richtige Reihenfolge der Teilschritte festlegen<br />
> Kosten errechnen und Budget bestimmen<br />
> Aufgaben im Team festlegen.<br />
Hilfreich ist es, diese Angaben in die Checkliste Veranstaltungsmanagement mit ihren drei<br />
Bereichen Planung, Team und Budget einzutragen. Dann hat das ganze Team eine gute<br />
Übersicht.
7<br />
Veranstaltungsmanagement | Zielgruppe<br />
> 4.5 Zielgruppe<br />
Veranstaltungen sind immer erlebnisorientiert. Genau wie bei anderen Projekten ist die<br />
Zielgruppenorientierung wichtig. D.h. ihr entscheidet, auf wen ihr mit der Veranstaltung<br />
einwirken wollt. So würdet ihr die alten Bewohner eures Dorfes wohl nicht mit einem<br />
Rockkonzert begeistern, wohl aber eure Kommilitonen an der Uni. Darüber hinaus stellt<br />
sich die Frage, ob die Zielgruppe ein öffentliches oder geschlossenes Publikum ist.<br />
Euer Euer Projekt Projekt<br />
Die Die Zielgruppe<br />
Zielgruppe<br />
„Wir machen ein Europafestival und wollen<br />
die Meinung der Menschen aus Pécs über<br />
die EU abfragen.“<br />
„Mit einem Workshop wollen wir die Ver-<br />
bindung zwischen älteren und jüngeren<br />
Frauen in Russe / Bulgarien verstärken und<br />
das Gespräch zwischen den Generationen<br />
fördern.“<br />
„Das Seminar in der Slowakei soll einer-<br />
seits einen kulturellen Austausch zwischen<br />
jungen gehörlosen Menschen ermöglichen<br />
und auf der anderen Seite jungen hörenden<br />
Menschen einen Einblick in die Lebenswelt<br />
der Gehörlosen geben.“<br />
Alle Einwohner der Stadt, also ein öffentliches<br />
Publikum<br />
Mütter und Töchter aus Russe, also ein ge-<br />
schlossenes Publikum<br />
Junge gehörlose und hörende Menschen aus<br />
der Slowakei
8<br />
Veranstaltungsmanagement | Ortsplanung<br />
> 4.6 Ortsplanung<br />
Hier solltet ihr einen originellen und interessanten Ort aussuchen, der zum Charakter der<br />
Veranstaltung passt.<br />
So müsste die Fortsetzung eines Symposiums zum Thema "Belarus und EU" an der "Europa-<br />
Universität Viadrina" in Frankfurt/Oder nicht notwendigerweise wieder am gleichen Ort<br />
stattfinden. Man könnte es auch in Belarus oder in einer grenznahen EU-Stadt zu Belarus<br />
stattfinden lassen. So würden Ort und Thema miteinander verbunden.<br />
Genehmigungen frühzeitig beantragen<br />
Nicht vergessen: Egal, in welchem Land ihr eure öffentliche Veranstaltung plant, muss man<br />
diese in der vorgeschriebenen Zeit bei der zuständigen Behörde anmelden, eine Erlaubnis<br />
dafür beantragen und über die Bedingungen verhandeln.
9<br />
Veranstaltungsmanagement | Zeitplanung<br />
> 4.7 Zeitplanung<br />
Eine gute Planung und ausführliche Vorbereitung sind die Voraussetzung für eine gelungene<br />
Veranstaltung. Das Rezept ist simpel: Fertigt mithilfe der Checkliste „Veranstaltungspla-<br />
nung“ einen detaillierten Plan an – je mehr Details man am Anfang bedenkt, desto besser<br />
kann man das Unvorhersehbare bekämpfen. Veranstaltungen sind sehr dynamisch – wäh-<br />
rend der Durchführung treten vorhersehbare und unvorhersehbare Situationen ein, auf die<br />
ihr sofort reagieren müsst.<br />
Terminplanung<br />
Bei der Terminplanung solltet ihr nicht nur darauf achten, ob der Termin euch, den Organi-<br />
satoren passt, sondern auch, wie die Bedingungen um euch herum aussehen: wie die Wet-<br />
terlage sein könnte (bei einem Outdoor-Event), ob der Tag ein Feiertag ist oder andere<br />
wichtige Ereignisse stattfinden (Endspiel der Fußballeuropameisterschaft), ob die Ziel-<br />
gruppe zur geplanten Uhrzeit teilnehmen kann ...<br />
Es lohnt sich zum Beispiel nicht, einen Neujahrsempfang in der Zeit der Feiertage zu pla-<br />
nen, weil dann kaum Gäste kommen. Lieber das Event am Anfang des Jahres planen, wenn<br />
alle Eingeladenen wieder mit der Arbeit begonnen haben.
10 Veranstaltungsmanagement | Personalplanung (Aufgabenverteilung, Helfer)<br />
> 4.8 Personalplanung (Aufgabenverteilung, Helfer)<br />
Wie auch bei der Seminarorganisation empfiehlt es sich hier, frühzeitig im Team einen de-<br />
taillierten Überblick über die einzelnen anstehenden Aufgaben zu erstellen. Auf dieser<br />
Grundlage könnt ihr die auf euch zukommenden Schritte nach den jeweiligen Interessen,<br />
Kenntnissen und Möglichkeiten aufteilen.<br />
Aufgaben- und Zeitplan<br />
Eine gut strukturierte, übersichtliche Planung ist zunächst mehr Arbeit, macht dann aber<br />
vieles einfacher. Deshalb lohnt es sich, die Checkliste Veranstaltungsmanagement gründlich<br />
auszufüllen und eventuell an eure Bedürfnisse anzupassen. Wenn alle Teammitglieder diese<br />
Übersicht vor Augen haben, vergisst man seine Verpflichtungen nicht so leicht.<br />
Teamarbeit und Konflikte<br />
Veranstaltungen benötigen eine Vielzahl unterschiedlicher Unterstützer: Von Personen, die<br />
die gesamte Planungsphase über im Team dabei sind bis zu Helfern am Tag der Veranstal-<br />
tung, die „nur“ die Gläser einsammeln oder die Bühne abbauen. Sie zu koordinieren ist<br />
keine leichte Aufgabe.<br />
Zudem stehen alle Beteiligten exakt zum gleichen Zeitpunkt unter höchster Anspannung.<br />
Deshalb sind diejenigen, die Konzerte, Festivals oder andere Events planen, noch stärker<br />
auf gute Teamarbeit und auf einen konstruktiven Umgang mit Konflikten angewiesen als<br />
andere Projektformen.
11 Veranstaltungsmanagement | Mit allen Ressourcen planen<br />
> 4.9 Mit allen Ressourcen planen<br />
Viele Menschen verbinden mit dem Begriff „Ressourcen“ alles, was irgendwie mit Geld zu<br />
tun hat. Dabei ist Geld nur eine von mehreren wichtigen Ressourcen für euer Projekt. „Res-<br />
source“ bedeutet „Mittel“ und darunter kann man alle euch zur Verfügung stehenden Mittel<br />
sehen, mit denen ihr arbeiten und planen müsst. Um euch einen Überblick über eure Res-<br />
sourcen zu verschaffen, lohnt sich die Orientierung an folgenden Kategorien:<br />
> Zeit (eure Zeit, die Zeit der anderen Beteiligten)<br />
> Menschen (ihr selbst, eure Kontakte, andere Beteiligte)<br />
> Geld (eigenes und das von Förderern)<br />
Ressourcen im bürgerschaftlichen Engagement: Zeit und Mensch<br />
In der Welt bezahlter Projekte spielt naturgemäß die Ressource „Geld“ eine sehr wichtige<br />
Rolle. In ehrenamtlichen Projekten sind die Ressourcen sehr wichtig, die nicht in die Kate-<br />
gorie „Geld“ fallen. Das hat einerseits prinzipielle Gründe: Bürgerschaftliches Engagement<br />
wird dadurch „wertvoll“, dass man seine Person und seine Zeit einer wertvollen Sache<br />
widmet - ohne Bezahlung.<br />
Es gibt auch ganz praktische Gründe, die nahe legen, genauer auf die Ressourcen „Zeit“<br />
und „Menschen“ zu schauen: Eure Ausgangsbasis sind eure Zeit und eure Personen. Mit<br />
diesen beiden könnt ihr am genauesten planen, da ihr frei entscheiden könnt, wie verfügbar<br />
sie sind. Deshalb empfehlen wir, ihnen besondere Aufmerksamkeit zu widmen und ihren<br />
Wert realistisch einzuschätzen.<br />
Geld<br />
Finanzielle Mittel sind zwar gerade bei Veranstaltungen sehr wichtig. Doch wenn sie bei der<br />
Planung die anderen Ressourcen dominieren, hängt der von euch definierte Projekterfolg<br />
stark an Geldgebern, auf die ihr wenig Einfluss habt.<br />
Das heißt nicht, dass ihr ohne Geld planen sollt, sondern dass ihr in besonderer Weise da-<br />
rauf schauen sollt, wie ihr Ressourcen einsetzen könnt, über die ihr leichter verfügen könnt.
12 Veranstaltungsmanagement | Wichtige organisatorische Bereiche<br />
> 4.10 Wichtige organisatorische Bereiche<br />
Im Folgenden werden einige veranstaltungsspezifische organisatorische Bereiche beschrie-<br />
ben, mit denen ihr euch bei der Planung beschäftigen solltet.<br />
Gäste (Übernachtung, Catering, Betreuung)<br />
Eine Person im Team sollte die Verantwortung für die Gäste übernehmen. Gibt es Referen-<br />
ten, die früher ankommen? Brauchen die Musiker eine Übernachtung? Bleiben sie zum A-<br />
bendessen und essen sie überhaupt Fleisch? Reisen sie aus einer anderen Stadt an, müsst<br />
ihr Reisekosten abrechnen? Die Fragen hängen von der Art der Veranstaltung ab und man<br />
sollte diesen „Kleinigkeiten“ ausreichend Zeit widmen. Ähnlich wie bei Teilnehmern eines<br />
Seminars sollte dies im Voraus abgeklärt werden. Wenn zum Beispiel ein Referent oder<br />
Musiker nicht bereit ist, bei einem von euch privat zu wohnen, sondern auf einem Hotel<br />
besteht, solltet ihr das vorher wissen und einplanen können.<br />
Eure Veranstaltung kann inhaltlich perfekt sein: zu wenige Getränke oder das falsche Essen<br />
können die Stimmung ruinieren. Klärt im Vorhinein wie viel und welche Verpflegung ihr<br />
braucht. Mit wie vielen Gästen rechnet ihr? Soll es nur Snacks und ein Getränk oder ein<br />
Buffet geben? Wie lässt sich ein Bezug zwischen dem Inhalt der Veranstaltung und der<br />
Verpflegung herstellen? So könntet ihr bei einer Fotoausstellung zu Georgien während der<br />
Vernissage landestypische Spezialitäten anbieten.<br />
Bei Partys und Konzerten ist es sinnvoll Verpflegungsbons zu verteilen, damit ihr den Ver-<br />
brauch insbesondere von Getränken kalkulieren könnt.<br />
Verträge, Versicherungen, Lizenzen<br />
Vor jeder öffentlichen Veranstaltung solltet ihr euch danach erkundigen, welche rechtlichen<br />
Verpflichtungen ihr gegenüber verschiedenen Behörden in der Stadt habt. Anmeldung des<br />
Events, Gebühren bezahlen, Verträge und Versicherungen rechtzeitig abschließen ... dies<br />
sind wichtige Bestandteile einer Eventorganisation, mit denen ihr als Organisatoren verant-<br />
wortlich umgehen müsst.<br />
Solltet ihr im Rahmen eurer Veranstaltung fremde Werke aufführen, müsst ihr Lizenzgebüh-<br />
ren bezahlen. Dies betrifft vor allem Filme, aber auch Musik bei einer Disco. Die Bestim-<br />
mungen dafür sind in jedem Land anders. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Projekte von<br />
Lizenzforderungen überrascht wurden, weil sie dachten, das sei ein Thema, das in ihrem<br />
Land keine Rolle spielt.<br />
So setzte ein Projekt-Team im Rahmen eines Musikworkshops mit Festivalcharakter in Ser-<br />
bien einen bulgarischen Dokumentarfilm ein. Die Regisseurin hat das über eine Google-<br />
Suche erfahren und war nur sehr zögerlich zu Verhandlungen über die Lizenzgebühren be-<br />
reit. Das Projekt musste trotzdem zahlen. Besser wäre es gewesen, vorher zu wissen, in<br />
welchem Rahmen eine Vorführung auch ohne Zahlung rechtlich möglich ist. Wenn nicht,<br />
sollte man vorher mit den Rechteinhabern in Verhandlung über Ermäßigungen oder geld-<br />
werte Leistungen treten.
Was sollte ich bei der<br />
Einbindung von Partnern,<br />
Förderern und Sponsoren<br />
beachten? Siehe: Kapitel<br />
Öffentlichkeit und Projekt<br />
Welche Methoden zur<br />
Evaluation kann ich einset-<br />
zen? Siehe: Kapitel Pro-<br />
jektreflexion und Ausblick<br />
13 Veranstaltungsmanagement | Wichtige organisatorische Bereiche<br />
Partner (Co-Veranstalter, Medienpartner, Sponsoren)<br />
Abgesehen von den Absprachen, die ihr untereinander trefft, sollten die Partner, Unterstüt-<br />
zer, Förderer und Sponsoren bei jedem eurer öffentlichen Auftritte unbedingt präsent sein.<br />
Das umfasst einerseits die Nennung und Platzierung von Logos, aber auch die Einladung<br />
oder Freikarten und nicht zuletzt den Dank für die Unterstützung.<br />
Achtet darauf, dass ihr gegenüber jedem Partner in eurem Projekt auf bestimmte Art und<br />
Weise verpflichtet seid und sprecht das mit ihnen noch vor Beginn der Veranstaltungspla-<br />
nung detailliert ab. Hierzu findet ihr weitere Informationen im zweiten Kapitel dieses Leit-<br />
fadens – Öffentlichkeit und Projekt.<br />
Veranstaltungstechnik (Ton, Licht)<br />
Sicherlich werdet ihr für euer Event Technik brauchen. Seien es Bühne, spezielle Beleuch-<br />
tung, Stereoanlage, Musikinstrumente, Mikrofone oder Verstärker – all dies müsst ihr un-<br />
bedingt im Voraus planen. Am besten erstellt ihr eine Liste mit aller Technik, die ihr<br />
braucht, und mietet alles zusammen bei einer Firma.<br />
Wenn alles an seinem Platz ist, steht noch eine Probe an. Nur so könnt ihr etwas im Pro-<br />
gramm umstellen oder verbessern. Es wäre doch peinlich, wenn bei einem Konzert die<br />
Band toll singt, die Lichtanlage perfekt funktioniert, aber leider niemand etwas hört, weil<br />
die Boxen kaputt sind.<br />
Evaluation<br />
Der Evaluation wurde ein eigenes Kapitel gewidmet. Für eure Veranstaltung ist es konkret<br />
wichtig, sich vorher über Evaluationsziele und Messgrößen klar zu werden. Während eurer<br />
Veranstaltung müsst ihr zudem die Informationen sammeln, die für eine Evaluation notwen-<br />
dig sind. Gerade dies rutscht jedoch häufig im Organisationsstress auf der Prioritätenliste<br />
nach hinten.<br />
So könntet ihr beispielsweise die Besucherzahlen erfassen. Ihr könntet überlegen, wie und<br />
mit welchen Methoden ihr euch ein Feedback des Publikums holt: Persönlich, über kleine<br />
Zettel, die an der Bar platziert sind oder über eure Einschätzung der Stimmung zu ver-<br />
schiedenen Zeiten. Welche Messgrößen fallen euch sonst noch ein? Welche sind für eure<br />
Unterstützer wichtig?<br />
Keine Veranstaltung ist perfekt<br />
Egal wie gut ihr eure Veranstaltung plant: Es wird auf jeden Fall etwas schief gehen oder<br />
anders laufen als geplant. Das macht einen Teil des Reizes aus. Deshalb lautet das Motto:<br />
Bleib gelassen, ärgere dich nicht und versuche, das Beste daraus zu machen!
14 Veranstaltungsmanagement | Checkliste Veranstaltungsmanagement<br />
> 4.11 Checkliste Veranstaltungsmanagement<br />
Auf der Internetseite des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s findest du unter „Material“ die Checkliste<br />
Veranstaltungsmanagement. Sie hilft dir bei der Planung deiner Veranstaltung.<br />
Ein weiterer Helfer ist die folgende Liste mit Fragen.<br />
Übergeordnete Aspekte<br />
> Art der Veranstaltung (Diskussion, Club Party, Konzert, Kongress, Demo, Vernissage...)<br />
> Zielgruppe (Profil, Geschlossenes oder öffentliches Event, Gästezahl)<br />
> Ort, Zeit und Terminierung (Ort, Adresse, Datum, Uhrzeit)<br />
> Verantwortlichkeiten und Kalkulation (Aufgabenplan, Finanzplan)<br />
Ort / Räumlichkeiten<br />
> Findet die Veranstaltung drinnen oder draußen statt? Wenn draußen: Was ist bei<br />
schlechtem Wetter?<br />
> Wie sehen die Räume aus? Ort unbedingt vorher mit dem Team ansehen; fertigt am<br />
besten eine Plan an.<br />
> Wie viele/welche Räume werden gebraucht?<br />
> Wo kann die Bühne aufgebaut werden? Wo steht das Publikum?<br />
> Wo und wie werden Essen und Getränke aufgebaut? Wie können sie angeliefert wer-<br />
den?<br />
> Wo wird Infomaterial ausgelegt? Gibt es eine Garderobe und reicht sie aus? Wie ist die<br />
Kassensituation geregelt? (Eintritt, Verzehr...)<br />
> Wie kann der Ort erreicht werden (zu Fuß, Auto, öffentliche Verkehrsmittel, für Lieferan-<br />
ten)? Sind die Gäste darüber informiert?<br />
> Werden weitere Stellplätze / Lagerräume benötigt?<br />
Personal / Mitarbeiter<br />
> Wer ist Projektkoordinator während des Veranstaltungsablaufs?<br />
> Wer kümmert sich um das Buffet, Getränkeausgabe, Garderobe, Kasse, besondere Gäs-<br />
te?<br />
> Wer ist für den Auf-, Abbau und Betrieb der Technik (Präsentationsmedien, Boxen, Mik-<br />
ros etc.) verantwortlich?<br />
Ablaufplanung<br />
> Programm: Wer soll was an welcher Stelle zu welchem Zeitpunkt und wie lange ma-<br />
chen? Nutzt die Checkliste Veranstaltungsmanagement auch als Ablaufplan mit genauen<br />
Zeiten.<br />
> Welche Redner, Künstler, Musiker, Ehrengäste spiele eine Rolle?<br />
Checkliste Veran-<br />
staltungsmanagement:<br />
Download auf der Website<br />
des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s.
15 Veranstaltungsmanagement | Checkliste Veranstaltungsmanagement<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Rechtliches<br />
> Wie macht ihr auf die Veranstaltung aufmerksam? Plakate, Flyer, Infos per Mail/über<br />
Mailverteilter, Werbung im Internet, Pressemitteilungen, Ankündigung in Veranstal-<br />
tungsmagazinen, Information über Radio und TV, Mund zu Mund-Propaganda.<br />
> Wer lädt Pressevertreter ein? Wer ist Ansprechpartner für die Presse? Habt ihr eine<br />
Pressemitteilung mit Informationen über die Veranstaltung parat? Ein Flyer über das<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>?<br />
> Wie bindet ihr Unterstützer ein, z.B. durch Danksagungen, Freikarten, Einladungen, Plat-<br />
zierung.<br />
> Wer macht Fotos und/oder filmt, um die Veranstaltung zu dokumentieren? Bei Veran-<br />
staltungen in Räumen: Gibt es einen ausreichend starken Blitz für den Fotoapparat?<br />
> Müsst Ihr Lizenzgebühren zahlen (In Deutschland: GEMA- Gebühren)?<br />
> Welche Brandschutz- und weiteren rechtlichen Bestimmungen gibt es?
5. Teamarbeit und Konflikte<br />
5.1 Dynamik in der Teamentwicklung…………3<br />
Projektarbeit als Teamprozess<br />
5.2 Konfliktprävention in Teams………………….5<br />
Team-Typen, Aufgaben und Verantwortung,<br />
Tipps zur Konfliktprävention<br />
5.3 Konflikte analysieren………………………….10<br />
Ursachen für Konflikte, Verhalten in Konfliktsi-<br />
tuationen<br />
5.4 Selbsteinschätzung des Konfliktverhaltens...13<br />
Selbsteinschätzung zum eigenen Verhalten
Bruce W. Tuckman:<br />
Developmental sequence<br />
in small groups, Psycho-<br />
logical Bulletin, 1965. 63,<br />
S 384-399<br />
3<br />
Teamarbeit und Konflikte | Dynamik in der Teamentwicklung<br />
> 5.1 Dynamik in der Teamentwicklung<br />
Mit dem Team steht und fällt das Projekt. Ein Team, das gut zusammenarbeitet, sich ab-<br />
spricht und ehrlich und offen miteinander umgeht, ist schon mehr als die „halbe Miete“.<br />
Aber Teams sind Veränderungen unterworfen. Die internationale Mischung der <strong>Kolleg</strong>iatin-<br />
nen und <strong>Kolleg</strong>iaten führt dazu, dass unterschiedliche Vorstellungen von Engagement und<br />
Gesellschaft den Weg ins <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> finden und somit Anlass zur lebendigen<br />
Diskussion bieten. Daneben führen auch unterschiedliche Motivationen die <strong>Kolleg</strong>iaten in<br />
das <strong>Kolleg</strong>. Doch im Laufe eines Projekts ändern sich Motivationen, Teamkonstellationen,<br />
die Art der Zusammenarbeit und wie sie empfunden wird. Das bekannte Teamentwick-<br />
lungsmodell von Bruce Tuckman erfasst die Dynamik eines typischen Projektverlaufs.<br />
Forming / Formierungsphase<br />
Am Anfang stehen widersprüchliche Gefühle: Vorfreude neben Skepsis, Kreativität neben<br />
grundsätzlichen Diskussionen. Es gilt, die gemeinsamen Ziele und Aufgaben festzulegen,<br />
Rollen und Kommunikationsregeln zu klären. Aus Sicht des Einzelnen bestehen hohe Erwar-<br />
tungen, aber auch Unsicherheit. Diese Phase dient der Orientierung.<br />
Storming / Konfliktphase<br />
Nach der gemeinsamen Orientierung „läuft die Gruppe los“, Interessen und Konflikte lassen<br />
nicht lange auf sich warten. Auch das Projektumfeld fordert die Team-Mitglieder heraus:<br />
Anwesenheiten bei Prüfungen, alltägliche Belastungen oder Liebesbeziehungen. Unter die-<br />
sem Druck werden Unstimmigkeiten schnell sichtbar: Man muss mit Zielkonflikten und<br />
persönlichen Konflikten umgehen, eine „emotionale Antwort auf die sächlichen Anforderun-<br />
gen“ bekommen (Tuckman).
4<br />
1.<br />
Teamarbeit und Konflikte | Dynamik in der Teamentwicklung<br />
Forming<br />
Phasen der Teamentwicklung<br />
Norming / Regelphase<br />
Nachdem Konflikte ausgetragen und entschärft wurden, folgt meist Entspannung. Das Ge-<br />
meinsame tritt in den Vordergrund, Regeln wurden entwickelt und die Konsequenzen aus<br />
den Konflikten der Vergangenheit gezogen. Es wird „geflickt“ (Tuckman), wo es zuvor klei-<br />
nere Bruchstellen gab. Die Identifikation mit der gemeinsamen Sache nimmt zu, ebenso die<br />
Dialogbereitschaft. Im Projekt werden nun erste Erfolge sichtbar.<br />
Performing / Arbeitsphase<br />
Die Arbeitsintensität nimmt zu und der Norming-Phase folgt eine sehr aktive Phase guter<br />
Absprachen und gut geplanter Aufgaben. Man versucht, durch Projektmanagement Kontrol-<br />
le über den Prozess zu gewinnen. Auch gruppendynamisch dominiert die Innensicht. Das<br />
Team hat sich selbst im Visier: Wir arbeiten gemeinsam.<br />
Adjourning /Auflösungsphase<br />
Das Ende der Projektaktivitäten bietet den Anlass, Bilanz und Schlussfolgerungen zu zie-<br />
hen: Auflösen (adjourning) oder Weitermachen. Dass dies nicht ohne Emotionen geschieht,<br />
ist selbstverständlich. Falls man an eine weitere Zusammenarbeit denkt, dann oft unter<br />
veränderten Bedingungen: Mit anderen Team-Mitgliedern, in einer veränderten Umwelt, mit<br />
anderen Zielen.<br />
Re-Forming / Auswertungsphase<br />
2.<br />
Storming<br />
3.<br />
Norming<br />
Diese Auswertungsphase steht nicht nur für das Ende eines typischen Projekts. Auch wäh-<br />
rend des Gruppenprozesses gibt es immer wieder Phasen, in denen der hier beschriebene<br />
Zyklus unterbrochen wird. Sei es, weil jemand aussteigt, jemand Verantwortung zurückgibt<br />
oder jemand neue Aufgaben/Schwerpunkte beansprucht. Auf die damit eintretende (neue)<br />
Ungewissheit folgt eine auswertende Phase, die Tuckman als Re-Forming bezeichnet.<br />
4.<br />
Performing<br />
5.<br />
Adjourning/<br />
Re-Forming
5<br />
Teamarbeit und Konflikte | Konfliktprävention in Teams<br />
> 5.2 Konfliktprävention in Teams<br />
Die Art, wie Aufgaben verteilt werden und wie miteinander kommuniziert wird, unterschei-<br />
det sich zwischen und innerhalb von Gesellschaften. Teamarbeit in einem Unternehmen hat<br />
andere Voraussetzungen als in einem ehrenamtlichen Projekt. Hier setzen die Vorgesetzten<br />
die Teams zusammen und bestimmen ihre Ziele. Aber auch Teamarbeit in skandinavischen<br />
Unternehmen unterscheidet sich von der in russischen Unternehmen – genauso wie sich<br />
die Teamarbeit in der Innovationsabteilung einer Computerfirma von der Teamarbeit am<br />
Fließband unterscheidet. Gerade in ehrenamtlichen Teams aus unterschiedlichen Kulturen<br />
ist eine Reflexion der häufig nicht besprochenen und unsichtbaren, aber dennoch vorhan-<br />
denen Führungs- und Kooperationsmodelle im Team wichtig. Es werden verschiedene Rol-<br />
len unterschieden, die Menschen in Teams einnehmen. Ein klassisches Modell hat Meredith<br />
Belbin entwickelt:<br />
> Die Erfinderin<br />
bringt neue und innovative Ideen ein und besitzt die Fähigkeit, schwierige Probleme zu<br />
lösen. Dabei ist sie aber oft gedankenverloren und zu sehr darauf bedacht, effektiv zu<br />
kommunizieren.<br />
> Der Wegbereiter<br />
ist kommunikativ und enthusiastisch, baut Kontakte auf und hat meistens einen<br />
„Plan B“ im Kopf. Allerdings verliert er auch schnell die Lust, wenn die erste euphori-<br />
sche Phase des Projektbeginns vorüber ist.
6<br />
Teamarbeit und Konflikte | Konfliktprävention in Teams<br />
> Die Koordinatorin<br />
bringt die verschiedenen Köpfe im Team zusammen. Sie kann gut Ziele setzen, Aufga-<br />
ben delegieren und Entscheidungen fördern. So kann sie aber auch manipulierend auf<br />
andere wirken, und zuviel Arbeit auf andere Leute im Team abladen.<br />
> Der Macher<br />
kann gut unter Druck arbeiten, und hat genügend Energie und Mut, um Hindernissen<br />
nicht aus dem Weg zu gehen. Er provoziert aber auch gerne und verletzt dabei manch-<br />
mal die Gefühle von anderen.<br />
> Die Beobachterin<br />
ist nüchtern, kritisch und denkt strategisch – und weil sie alle Optionen in ihre Überle-<br />
gungen einbezieht, urteilt sie fair. Aber Inspirationen oder Motivation bekommt man<br />
seltener von ihr.<br />
> Der Teamarbeiter<br />
ist kooperativ, diplomatisch, nimmt die Gefühle anderer wahr, kann zuhören und hält<br />
das Team zusammen. In Krisensituationen ist er aber unentschlossen und kann nur<br />
schwer Entscheidungen treffen.<br />
> Die Umsetzerin<br />
erledigt ihre Aufgaben diszipliniert und effizient, man kann sich auf sie verlassen. Bei<br />
ihr folgen aus Worten auch Taten, aber sie ist dabei ziemlich unflexibel und tut sich mit<br />
neuen Ideen schwer.<br />
> Der Perfektionist<br />
arbeitet sorgfältig und gewissenhaft, findet die kleinsten Fehler und ist pünktlich. Er<br />
neigt aber dazu, sich über alles den Kopf zu zerbrechen und kann keine Aufgaben an<br />
andere delegieren.<br />
> Die Spezialistin<br />
ist zielstrebig und engagiert, sie liefert Fachwissen und Informationen, verliert sich a-<br />
ber schnell im Detail.<br />
Vielleicht findet ihr euch in einer oder vermutlich sogar mehreren der Rollenbeschreibun-<br />
gen wieder. Natürlich sind diese Rollenbeschreibungen nur eine Tendenz für ein bestimm-<br />
tes Verhalten zu einer bestimmten Zeit. Sie sind nicht starr, sondern eher der „Schnapp-<br />
schuss“ eines Verhaltens. In einem anderen Team, zu einem anderen Zeitpunkt handelt ihr<br />
möglicherweise ganz anders.<br />
Gleich am Anfang der gemeinsamen Arbeit stellt sich oft heraus, dass jede/r etwas anderes<br />
darunter versteht, im Team zu arbeiten. Für den einen kommt es einer persönlichen Nieder-<br />
lage gleich, übertragene Aufgaben und Verantwortung wieder zurück zu geben, für die an-<br />
dere ist das ganz normal. Manche möchten strukturiert Aufgaben abarbeiten, andere mit<br />
allen über die gemeinsame Strategie reden. Jedes der hier beschriebenen Kooperations-<br />
muster funktioniert und hat seine Berechtigung. Aber sie sind nur dann miteinander in Ein-<br />
klang zu bringen, wenn sie sichtbar gemacht werden.
J. Luft, H. Ingham:<br />
The Johari Window. A<br />
graphic model for interper-<br />
sonal relations, Los Ange-<br />
les 1955<br />
7<br />
Teamarbeit und Konflikte | Konfliktprävention in Teams<br />
Sonst sind oft Konflikte die Folge: „Typisch“ ist es z.B., dass die Projektleiterin enttäuscht<br />
ist, wenn sich ein Teammitglied nicht „zuständig“ fühlt oder Aufgaben nicht „verantwort-<br />
lich“ wahrnimmt. Doch es existieren unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine Aufga-<br />
be ist, wer sie bestimmt und was Verantwortung bedeutet. Diese Vorstellungen zu klären<br />
und so Konflikten vorzubeugen, ist Teil des Teamprozesses.<br />
Das Team richtig einschätzen lernen<br />
Jedes Projektteam ist anders, denn Teams unterscheiden sich durch die Vielschichtigkeit<br />
der Qualifikationen und Charaktere. Damit die gemeinsame Arbeit im gruppendynamischen<br />
Prozess gesteuert werden kann, müssen die Persönlichkeiten, Verhaltensmuster oder Vor-<br />
lieben im Projektteam bekannt sein.<br />
Oft ist es unangenehm, genau darüber mit anderen zu reden. Dabei gerät man schnell in<br />
den Bereich, in dem öffentliche und private Rollen sich überschneiden. Das so genannte<br />
Johari-Fenster zeigt, warum das so ist und erklärt gleichzeitig, weshalb sich die Mühe lohnt,<br />
trotzdem mit seinen Teamkollegen darüber zu sprechen.<br />
Das Johari-Fenster geht von zwei Arten des Wissens aus, dem bekannten und dem unbe-<br />
kannten. Zudem differenziert es zwischen der persönlichen und der öffentlichen Rolle<br />
eines Menschen. Konkret stehen sich in einer Matrix vier Kategorien gegenüber:<br />
Fremd- und Eigenwahrnehmung (Johari-Fenster)<br />
Mir Mir bekannt bekannt<br />
Mir Mir unbekannt<br />
unbekannt<br />
Anderen bekannt Ich als öffentliche Person Mein blinder Fleck<br />
Anderen nicht bekannt Mein privates Geheimnis Das allen unbekannte Wissen<br />
Wenn sich also die Team-Mitglieder über ihre Persönlichkeiten, Stärken und Eigenheiten<br />
austauschen, erhalten sie wertvolle Hinweise, was man selbst nicht an sich sieht, wohl aber<br />
die anderen: Zum blinden Fleck.<br />
Führungsstile anpassen, Aufgaben verteilen<br />
Ein Projekt hat immer seine Urheber, im Falle des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s sind das diejeni-<br />
gen, die im Sommerseminar die erste Idee hatten. Dann kommen neue Mitglieder ins Team,<br />
die sich einbringen wollen, andere steigen aus.<br />
Das Teamentwicklungsmodell aus dem vorangehenden Kapitel hat deutlich gemacht, dass<br />
mit jeder neuen Person und jeder Neuverteilung von Aufgaben und Kompetenzen eine klei-<br />
ne Phase der Re-Formierung beginnt. In diesem Moment müssen auch Führungsmodelle<br />
Bestandteil der Diskussion sein, wenn die Partizipation aller gesichert sein soll.<br />
Wenn etwa bislang die Kontakte zur Presse Sache des/der Projektleiters gewesen sind,<br />
dann kann man mit einer neuen Person im Team mit eben solchen Pressekontakten unter-<br />
schiedlich umgehen: sie zum Beispiel als Bedrohung für die eigene Position wahrnehmen –<br />
oder sie integrieren und damit (Leitungs-) Kompetenzen abgeben.
8<br />
Teamarbeit und Konflikte | Konfliktprävention in Teams<br />
Das Beispiel macht deutlich, dass Aufgaben nicht nur etwas mit Funktion, sondern auch mit<br />
Leitung zu tun haben. Sehr deutlich wird dies bei großen Erfahrungsunterschieden im<br />
Team. Wenn ein unerfahrenes Mitglied zum Team stößt, werden ihm in der Realität oft nur<br />
Aufgaben gegeben, die seiner geringen Erfahrung entsprechen. Das passiert oft unbewusst<br />
und unter Zeitdruck. Langfristig aber viel effektiver und motivierender ist es, dass ein<br />
Mensch mit mehr Erfahrung berät und so schrittweise Kompetenzen an Teammitglieder mit<br />
weniger Erfahrung abgibt.<br />
An Informationen beteiligen<br />
Die Motivation und Identifikation der Team-Mitglieder in Projekten ist abhängig vom Gefühl<br />
der Beteiligung. Jede/r will einen Teil zum Gelingen des Projektes beitragen. Beteiligung ist<br />
aber nur möglich, wenn man gut informiert ist. Deshalb müssen alle Teammitglieder über<br />
Veränderungen der Projektziele, die ablaufenden Prozesse, über realisierte Zwischenerfol-<br />
ge, aber auch über auftretende Schwierigkeiten im Projektverlauf informiert sein.<br />
Eine Mitarbeiterin im Projekt-Team, die keine <strong>Kolleg</strong>iatin ist, hat eine ganz andere Vorstel-<br />
lung davon, was bei einem Projektetreffen des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s passiert, als jemand,<br />
der dabei war. Deshalb braucht sie detaillierte Informationen, was genau beim Treffen pas-<br />
siert ist oder wie sich der Antrag verändert hat – ein Alleingestaltungsanspruch des <strong>Kolleg</strong>i-<br />
aten ist dabei wenig hilfreich. In schwierigen Entwicklungsphasen des Projekts ist es aus<br />
dem gleichen Grund oft sinnvoll, Kontakt mit den anderen, zu Hause gebliebenen Teammit-<br />
gliedern aufzunehmen: Denn es ist auch ihre Idee, an der man bei einem Projektetreffen<br />
arbeitet.
9<br />
Teamarbeit und Konflikte | Konfliktprävention in Teams<br />
Kommunikationsbreite nutzen<br />
Oft treten Kommunikationsprobleme auf, weil man Aussagen falsch interpretiert: In einer E-<br />
Mail fehlen der Klang der Stimme, die Gestik und die Mimik des anderen. Um dieses Prob-<br />
lem zu minimieren, hilft oft schon der Wechsel des Kommunikationsmediums, indem man<br />
z.B. telefoniert oder Skype benutzt.<br />
Ein Beispiel aus einem internationalen Projekt: Seit zwei Tagen wartet das Team-Mitglied<br />
Anna auf eine Reaktion ihrer <strong>Kolleg</strong>innen. Schon vorgestern sollte sie wie vereinbart die<br />
Anreisezeiten mitgeteilt haben. Doch dazu braucht sie noch Infos vom Team. Anna denkt<br />
sich: „Wenigstens die könnten sich schnell melden! Wozu brauche ich ein Team, wenn nicht<br />
einmal das klappt?“ Dabei stimmen diese Annahmen womöglich gar nicht: Vielleicht haben<br />
die anderen im anderen Land gerade einen Feiertag oder können nicht ins Internet? Viel-<br />
leicht können sie selber gar nichts zur Lösung beitragen und melden sich deshalb nicht?<br />
Vielleicht finden sie auch, dass man noch mehr Zeit hat, als sie beim Planungstreffen ge-<br />
dacht haben. Das alles kann man schneller herausbekommen, wenn man telefoniert oder<br />
sich trifft. Hilfreich ist es, im Vorfeld Spielregeln für die Kommunikation miteinander zu<br />
diskutieren und auch Telefonnummern und andere Kontaktdaten auszutauschen.<br />
Mit sich nicht strenger sein als mit den anderen<br />
An sich hat man häufig die höchsten Erwartungen. Und wenn man sie nicht erfüllt, ist das<br />
oft eine schmerzliche Erkenntnis. Umso wichtiger ist es, nicht zu strenge Maßstäbe an die<br />
Team-Mitglieder anzulegen: Wer regelmäßig zu den Planungstreffen kommt, hat schon mehr<br />
geleistet als die vielen am Projekt nicht Interessierten. Ihr seid auf euer Team angewiesen,<br />
und deshalb solltet ihr euch ihm gegenüber auch „nett“ verhalten. Selbst wenn ihr denkt,<br />
„er könnte auch mal mehr tun, als nur zu reden und darauf zu warten, dass ich ihm Aufgaben<br />
gebe“, müsst ihr akzeptieren, dass andere nicht so viel Energie in das Projekt einbringen<br />
können wie ihr selbst. „Nett“ sein heißt in diesem Fall, den Raum für gegenseitiges Feed-<br />
back zu öffnen, wenn man weiterhin, aber anders zusammen arbeiten will.
10 Teamarbeit und Konflikte | Konflikte analysieren<br />
> 5.3 Konflikte analysieren<br />
Konflikte haben unterschiedlichste Ursachen. Allerdings liegen den verschiedenen Konflik-<br />
ten oft ähnliche Muster zugrunde: sie entstehen aus Missverständnissen oder Stereotypen,<br />
Fehlinterpretationen oder zu geringer Information, ungleichen Machtverhältnissen, durch<br />
verschiedene Interessen und unterschiedliche Einstellungen und Werte. Oft aber auch, weil<br />
wir den anderen nicht ganz die gleichen Rechte und Freiheiten einräumen möchten, wie wir<br />
sie für uns selbst beanspruchen.<br />
Ursachen für Konflikte<br />
Verschiedene Ursachen stehen hinter Konflikten. Das folgende Modell schlägt fünf univer-<br />
selle Ursachen vor. Oft überschneiden sie sich, zur Analyse des Konfliktes kann ihre Be-<br />
trachtung aber sehr hilfreich sein.<br />
Beziehungs-<br />
konflikte<br />
Konfliktursachen nach Moore<br />
> Beziehungskonflikte<br />
Hier kann es hilfreich sein, Emotionen zuzulassen und sie auch auszudrücken, sich sei-<br />
nen eigenen Wahrnehmungen bewusst zu werden und sie dem anderen gegenüber aus-<br />
zusprechen. Beziehungskonflikte entstehen meistens durch ein Kommunikationsprob-<br />
lem – darüber zu sprechen und sich Möglichkeiten zu überlegen, wie man die Kommu-<br />
nikation verbessern kann, sind wichtige Schritte zur Lösung.<br />
> Sachverhaltskonflikte<br />
Sie zeichnen sich durch unterschiedliche (Fehl)Informationen und Interpretationen aus.<br />
Sie lassen sich lösen, indem man Informationen austauscht, woher man diese hat und<br />
eventuell Sachinformationen von Dritten einholt.<br />
> Interessenkonflikte<br />
Ihre Ursache liegt in psychologischen Interessen oder im Wettbewerb – egal, ob er tat-<br />
sächlich existiert oder nur wahrgenommen wird. Allerdings sind die Interessen der Be-<br />
teiligten im Konflikt oft gar nicht klar – stattdessen wird auf starren Positionen beharrt,<br />
von denen niemand abweichen will. Der erste Schritt zur Lösung ist daher die Klärung<br />
der dahinter liegenden Interessen – was will ich mit der Position erreichen, die ich den<br />
anderen gegenüber vertrete?<br />
> Strukturkonflikte<br />
Sachverhalts-<br />
konflikte<br />
Interessen-<br />
konflikte<br />
Struktur-<br />
konflikte<br />
Werte-<br />
konflikte<br />
Sie beziehen sich auf Strukturen in unserer Umwelt und Gesellschaft, die sich auf die<br />
einzelnen Konfliktparteien niederschlagen. Das können eine ungleiche Macht- oder<br />
Ressourcenverteilung sein, oder auch Hindernisse, die im Weg stehen, wie die geogra-<br />
Moore, Christopher<br />
W.: The Mediation Process.<br />
Practical Strategies for<br />
Resolving Conflict, San<br />
Francisco 1996
Andreas Foitzik:<br />
Konfliktbearbeitung in<br />
interkulturellen Gruppen -<br />
Fortbildung für Seminarlei-<br />
ter im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>, 2003<br />
11 Teamarbeit und Konflikte | Konflikte analysieren<br />
fische Entfernung zwischen Teammitgliedern oder unterschiedliche Zugangsmöglichkei-<br />
ten zu Medien. Sie gehen oft mit destruktiven Verhaltens- und Interaktionsmustern ein-<br />
her. Lösen kann man sie nur durch eine Veränderung der Strukturen (z.B. Nähe schaf-<br />
fen, Treffen statt Emails) und in der Reflektion des eigenen Verhaltens.<br />
> Wertekonflikte<br />
Unterschiedliche Einstellungen der Konfliktpartner berühren die Werteebene. Bei-<br />
spielsweise bei der prinzipiellen Haltung zum Leben, zur Arbeit, zu Freunden und Fami-<br />
lie oder zur Religion. Sie lassen sich nicht wirklich „lösen“, aber man kann sie akzeptie-<br />
ren. Indem sich Konfliktparteien gegenseitig erlauben, miteinander nicht einverstanden<br />
zu sein, aber an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Dabei kann auch helfen, die spürba-<br />
ren Differenzen zwischen den Werten zu konkretisieren und dafür Beispiele zu geben,<br />
um ein gegenseitiges besseres Verstehen zu ermöglichen.<br />
Verhalten in Konfliktsituationen<br />
Der Umgang mit Konflikten ist wichtig für den Projekterfolg. Konflikte treten zwangsläufig<br />
auf, es ist nur die Frage, wie man mit ihnen umgeht. In unserer Realität wird oft angenom-<br />
men, dass es nur einen Weg zur Lösung gibt.<br />
Tatsächlich gibt es meistens verschiedene Möglichkeiten, mit Konflikten umzugehen. Wel-<br />
che man wählt, hängt davon ab, in welches Führungs- oder Kooperationsmodell der Konflikt<br />
eingebettet ist und welcher „Konflikttyp“ man ist. In gleichberechtigten Teams sollte dies<br />
berücksichtigt werden.<br />
> Dominanz und Flucht<br />
Ein typisches Konfliktmuster ist schon oben angesprochen worden: Eine Person domi-<br />
niert die andere. Diese gibt nach oder ordnet sich unter. Gerade in interkulturellen<br />
Teams passiert dies oft weniger bewusst. „Die Vertreterin der dominierenden Kultur ist<br />
sich unter Umständen des Konfliktes überhaupt nicht bewusst, weil sie ihre Norm für nor-<br />
mal hält, besonders dann, wenn die dominierende Kultur auch quantitativ ‚überlegen’ ist.“<br />
> Aus dem Weg gehen<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dem offenen Konflikt aus dem Weg zu gehen.<br />
Ein Mitarbeiter im Projekt beteiligt sich nicht mehr an Diskussionen oder zieht sich aus<br />
dem Projekt zurück. Nicht, weil er keine Lust mehr hat, aber vielleicht, um die private<br />
Beziehung zur Projektleiterin nicht zu gefährden, oder weil er sich nicht wohl fühlt. Aus<br />
dem Weg zu gehen kann auch eine gute und positive Strategie sein: „Geschieht dies<br />
bewusst und kurzfristig, kann dies mit positiver deeskalierender Wirkung eingesetzt wer-<br />
den. Problematischer ist es, wenn es eine unbewusste Reaktion auf eine dominierende Kul-<br />
tur ist.“ Der Unterschied zwischen „Flucht“ und „Aus dem Weg gehen“ ist die überleg-<br />
te und bewusste Wahl.
12 Teamarbeit und Konflikte | Konflikte analysieren<br />
> Kompromiss<br />
Kompromisse signalisieren den anderen, dass man mehr Wert auf die gemeinsame Ar-<br />
beit legt, als seinen Willen durchzusetzen, und tragen zur gemeinsamen Identität bei.<br />
Aber auch Differenzen müssen angemessen Raum bekommen. Denn es ist nicht effek-<br />
tiv, in Diskussionen nicht über das eigentliche Problem zu reden, sondern nur darüber,<br />
wie sich ein Kompromiss herstellen lässt. Dadurch wird das Problem nicht gelöst.<br />
Als Beispiel sei eine Situation aus einem ehrenamtlichen Seminar gewählt. Die eine Per-<br />
son möchte das Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ mit kleinen Übungen bearbeiten, in de-<br />
nen Teilnehmer eigenes Verhalten trainieren und sich Feedback geben. Die andere Per-<br />
son hält es für wichtiger, viele Fakten und viel Spezialwissen zu vermitteln. Bei der Pla-<br />
nung suchen sie erst eine Stunde nach einem Kompromiss: Ein bisschen Übung und ein<br />
bisschen Wissen. Aber danach stellen sie fest, dass für einen solchen Kompromiss die<br />
Zeit nicht reicht.<br />
Entscheidend ist, was dann passiert: Wählt das Team den Weg, dass eine Person ihren<br />
Willen durchsetzt, aber nicht wirklich an die Argumentation des anderen denkt, so ist<br />
das nur äußerlich ein Kompromiss, sondern tatsächlich eine Lösung des Konflikts durch<br />
Dominanz und Flucht. „Manchmal bringt ein Kompromiss zwei Verliererinnen hervor, die<br />
sich beide dominiert fühlen.“ Grundvoraussetzung für Kompromissfähigkeit ist, die Posi-<br />
tion der anderen verstehen zu wollen und andererseits genug Vertrauen zu haben, dass<br />
dies die andere genau so will.
13 Teamarbeit und Konflikte | Selbsteinschätzung des Konfliktverhaltens<br />
> 5.4 Selbsteinschätzung des Konfliktverhaltens<br />
Dieser Fragebogen kann als Anregung zum Austausch in Projekt-Teams dienen. Es geht<br />
nicht darum, die objektiv beste Methode zum Umgang mit Konflikten zu finden, sondern<br />
vielmehr, sich im Kontrast zu den anderen Team-Mitgliedern besser kennen zu lernen.<br />
Wie verhalte ich mich in Konflikten?<br />
Ich ziehe mich wütend zurück.<br />
Ich werde wütend.<br />
Ich greife an.<br />
Ich suche Rat.<br />
Ich verstecke mich hinter anderen.<br />
Ich ärgere mich in mich hinein.<br />
Ich gleiche aus, gebe nach.<br />
Ich will unbedingt klären.<br />
Ich vermeide Kontakt.<br />
Ich suche Verbündete.<br />
Ich werde lautstark.<br />
Ich versuche, mit anderen darüber zu spre-<br />
chen.<br />
Ich behalte meinen Humor.<br />
Ich spreche das Problem direkt an.<br />
Ich warte, bis man sich bei mir entschuldigt.<br />
Ich räche mich.<br />
Ich zähle auf, was ich alles für die Gemein-<br />
schaft getan habe.<br />
sehr<br />
zutreffend<br />
zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend
14 Teamarbeit und Konflikte | Selbsteinschätzung des Konfliktverhaltens<br />
Folgende Übung kann hilfreich für die Deeskalation von Konflikten sein und macht auf die<br />
eigene Sprachverwendung aufmerksam. Du-Botschaften führen besonders zur Verhärtung<br />
von Konflikten. „Du lässt mich nie ausreden!“ Ich-Botschaften hingegen können die Schärfe<br />
aus dem Konflikt nehmen, weil sie die eigene Wahrnehmung thematisieren. „Ich fühle mich<br />
gestört, wenn du mich unterbrichst.“<br />
Stell dir bitte zuerst einen (kleineren) Konflikt vor, in dem du dich in letzter Zeit befunden<br />
hast, und versuche dann für dich die folgenden Fragen zu beantworten.<br />
> Wie habe ich mich in der Situation gefühlt? Wie hat sich mein Körper verhalten?<br />
> Drücke dein Gefühl in einer Ich-Botschaft aus: Ich habe mich ____________________ gefühlt.<br />
> Bei welchen Aussagen in der Situation hat sich der oder die andere, mit dem du Streit<br />
hattest, negativ bewertet gefühlt? Wann wurde er/sie zur Rechtfertigung gezwungen?<br />
> Was lösen Du-Botschaften bei dir für Gefühle aus?<br />
> Stell dir vor, welche Gefühle du bei dem anderen mit Du-Botschaften auslöst.<br />
> Wie hättest du dem anderen die Hintergründe des Konflikts deeskalierend mitteilen<br />
können?<br />
> Wenn du daran denkst, welche Informationen dir die/der andere gegeben hat – welche<br />
hast du noch im Kopf? Formuliere nun diese Informationen in Ich-Botschaften des Kon-<br />
fliktpartners um und überlege, ob du sie nun besser nachvollziehen und ein Verständnis<br />
für sie entwickeln kannst.<br />
Angelehnt an: Claude<br />
Helene-Mayer: Trainings-<br />
handbuch interkultureller<br />
Mediation und Konfliktlö-<br />
sung, Münster u.a. 2006,<br />
S 63-64
6. Seminarorganisation<br />
6.1 Wie organisiere ich ein Seminar?..............3<br />
Inhaltliche Seminarplanung, Ausschreibung<br />
6.2 Die ersten Schritte zur methodischen Se-<br />
minarplanung…………………………………………….5<br />
6.3 Seminarablauf mit Zielen, Inhalten und<br />
Methoden planen………………………………………6<br />
Übergeordnete Ziele, Planung nach dem Ziel-<br />
Inhalt-Methode-Schema<br />
6.4 Grundstruktur eines Seminars………………8<br />
6.5 Online-Ressourcen zu Didaktik und Methodik 9<br />
6.6 Organisatorische Aufgaben vorher………11<br />
Organisation vor Ort, Kommunikation mit Teil-<br />
nehmern, Checkliste: Aufgabenverteilung im<br />
Seminarteam<br />
> 6.7 Wichtiges während des Seminars………16<br />
Planung, Auswertungen, Organisatorisches<br />
> 6.8 Reisekostenabrechnung……………………19<br />
> 6.9 Versicherungsfragen………………………..21<br />
> 6.10 Verpflegungskosten abrechnen……….22<br />
> 6.11 Seminardokumentation…………………..23<br />
> 6.12 Evaluation und Auswertung…………….24
3<br />
Seminarorganisation | Wie organisiere ich ein Seminar?<br />
> 6.1 Wie organisiere ich ein Seminar?<br />
Ihr und andere erwarten, dass euer Seminar ein voller Erfolg wird. Aber seid auf alles vor-<br />
bereitet, denn ihr kennt „Murphys Gesetz“: Was schief gehen kann, geht meistens auch<br />
schief. Lasst euch von möglichen Schwierigkeiten und kleineren Rückschlägen nicht entmu-<br />
tigen – in jeder Schwierigkeit steckt auch eine Möglichkeit und je besser ihr euch mit eu-<br />
rem Team darauf einstellt, umso leichter fallen euch Organisation und Durchführung.<br />
Ein zuverlässiges Team, etwas Individualität, Kreativität und Flexibilität sowie Spaß am<br />
Ganzen sind Zutaten einer Zauberformel, mit der ihr euer Seminar zu einem unvergessli-<br />
chen Erlebnis machen könnt.<br />
Inhaltliche Seminarplanung<br />
Eine gute, klare Seminarplanung gibt euch Sicherheit und die Flexibilität, etwas auch ein-<br />
mal anders zu machen. Erst wenn einem klar ist, warum man etwas machen wird (Ziel),<br />
kann man auch überlegen, was (Inhalt) und wie (Methode) man es machen wird. Das Ziel<br />
des Seminars solltet ihr während der Planung also nie aus dem Blick verlieren.<br />
Profil der Teilnehmenden und Bewerbungskriterien<br />
Aus eurem Ziel ergibt sich auch die Zielgruppe – die Menschen, die ihr mit dem Seminar<br />
erreichen möchtet bzw. die Teilnehmenden eures Seminars. Je genauer man die Zielgruppe<br />
definiert, desto einfacher wird es bei der Auswahl der Teilnehmenden.<br />
Je genauer die Vorstellung von den „Wunsch-Teilnehmern“ ist, desto genauer lässt sich<br />
festlegen, welche Bedingungen die Teilnehmenden erfüllen sollen. Hat euer Seminar einen<br />
wissenschaftlichen Anspruch? Wenn nicht, dann sind vielleicht auch keine langen Bewer-<br />
bungsaufsätze notwendig. Was wollt ihr von den zukünftigen Teilnehmenden erfahren? Was<br />
sollten sie mitbringen?<br />
Bewerber ansprechen<br />
Im Voraus müsst ihr über eine Werbung für das Seminar nachdenken – wie kann man die<br />
Zielgruppe am besten erreichen? Sind gedruckte Produkte oder Sendetermine im Radio<br />
oder Fernsehen gerechtfertigt und effektiv oder erreicht man sie mit E-Mails viel besser?<br />
Sind die gewünschten Teilnehmenden Mitstudenten? Erreiche ich sie über persönliche<br />
Ansprache? Ist es gewünscht, dass meine Freunde daran teilnehmen? Nach welchen ande-<br />
ren Merkmalen lassen sich die Bewerber eingrenzen?
4<br />
Seminarorganisation | Wie organisiere ich ein Seminar?<br />
Teilnehmerbeiträge<br />
Bei manchen Seminaren, Veranstaltungen oder Exkursionen ist es angebracht, dass die<br />
Teilnehmenden einen Teil der anfallenden Kosten selbst zahlen. Dies gilt als Anreiz, an der<br />
Veranstaltung auch wirklich teilnehmen zu wollen.<br />
Zudem sollen die Teilnehmenden sich angemessen (gemessen an ihren Möglichkeiten) an<br />
Verpflegungs- und Übernachtungskosten beteiligen. Dieser Teilnehmerbeitrag muss unbe-<br />
dingt schon in der Ausschreibung der Veranstaltung angekündigt werden. Zu Beginn des<br />
Seminars, wenn die Teilnehmenden ankommen und ihre Unterlagen erhalten, sollten ihre<br />
Beiträge in bar eingezogen werden.<br />
Auswahlverfahren<br />
Falls ihr eine Auswahl aus vielen Bewerbern treffen solltet, macht es zusammen im Team,<br />
so dass es eure gemeinsame Entscheidung ist, oder holt andere Personen ins Team (eine<br />
Ex-<strong>Kolleg</strong>iatin, erfahrene Projektleiter, Professoren von der Uni, eine Mitarbeiterin aus der<br />
Partner-NGO ...), die sich dann am Auswahlprozess beteiligen können und mit ihrem Wis-<br />
sen die Auswahl der Teilnehmenden unterstützen könnten.<br />
Insbesondere wenn ihr die Bewerber persönlich kennt, ist es schwer, objektiv zu bleiben.<br />
Folgende Fragen können euch weiter helfen: Welcher Bewerber erfüllt unsere Kriterien für<br />
das Seminar am besten? Wer hatte noch keine Möglichkeit, an einem Seminar teilzuneh-<br />
men? Welche persönlichen Aspekte beeinflussen mich bei der Auswahl?
Wie erstelle ich eine<br />
Mind Map? Siehe Kapitel:<br />
Öffentlichkeit und<br />
Projekt<br />
5<br />
Seminarorganisation | Die ersten Schritte zur methodischen Seminarplanung<br />
> 6.2 Die ersten Schritte zur methodischen Seminarplanung<br />
Die folgenden Fragen sollen euch helfen, von den ersten Ideen zu einer kleinteiligeren und<br />
strukturierteren Planung zu kommen. Schritt für Schritt werden sich Themen in Unterthe-<br />
men untergliedern lassen. Und nicht zuletzt werden einige Aspekte an Bedeutung gewinnen<br />
und andere euch nicht mehr so wichtig erscheinen. Das ist die Basis, auf der ihr dann mit<br />
einer konkreteren Planung weiter machen könnt.<br />
1. Das Thema des Seminars<br />
Hier nennt ihr das Oberthema und die wichtigsten Aspekte am Thema.<br />
2. Die drei wichtigsten Fragen<br />
Da jedes Thema in 2 Stunden, 5 Tagen oder einem Monat bearbeitet werden kann, müsst<br />
ihr es etwas eingrenzen. Deshalb die Frage: Welche drei wichtigsten Fragen stehen im Vor-<br />
dergrund und sollen durch die Durchführung des Seminars beantwortet werden?<br />
1)<br />
2)<br />
3)<br />
3. Mind Map<br />
Zeichnet (auf einem extra Blatt) ein Netz eurer spontanen Assoziationen auf, das die ver-<br />
schiedensten Aspekte des Seminars enthalten kann, die euch einfallen..<br />
4. Wirklich wichtige Aspekte<br />
Welche Aspekte aus der Mind Map sind besonders wichtig und können im euch zur<br />
Verfügung stehenden Rahmen behandelt werden?<br />
Der Ort, die euch zur Verfügung stehende Zeit, eure Kenntnisse, Fähigkeiten und Ressour-<br />
cen, die Kosten, Kenntnisse, Fähigkeiten und Ressourcen der Teilnehmenden
6<br />
Seminarorganisation | Seminarablauf mit Zielen, Inhalten und Methoden planen<br />
> 6.3 Seminarablauf mit Zielen, Inhalten und Methoden planen<br />
Die Aspekte, die ihr in der Mind Map zuvor erarbeitet habt, bieten euch eine erste Orientie-<br />
rung. Mit Hilfe einer Tabelle könnt ihr euer Seminar nun detaillierter planen. Auf der nächs-<br />
ten Seite findet ihr diese „ZIM“-Tabelle. ZIM steht für Ziele – Inhalte – Methoden. Die Ta-<br />
belle hilft euch, einen roten Faden in das Seminar zu bringen. Sie funktioniert nach der im<br />
Folgenden beschriebenen Systematik.<br />
Übergeordnete Ziele festlegen<br />
Werdet Euch zuerst über die Globalziele eures Seminars klar und legt sie fest: Was will ich<br />
mit dem Seminar erreichen? Was will ich bei den Teilnehmenden / in meinem Umfeld ver-<br />
ändern? Die einzelnen Einheiten dienen dazu, diese Globalziele zu erreichen. Es ist hilf-<br />
reich, Ziele im Perfekt zu formulieren. Z.B. „Die Teilnehmer haben gelernt...“.<br />
Ziele einer Einheit<br />
Auch für jede einzelne Einheit legt ihr hier zuerst das Ziel fest: Was will ich mit der Einheit<br />
erreichen? Das ist oft nicht so leicht, da man bei der Planung eines Seminars schon tolle<br />
Inhalte und Methoden im Kopf hat. Inhalte und Methoden sind aber nur Werkzeuge, die<br />
helfen, ein Ziel zu erreichen. Für ein Ziel gibt es oft verschiedene passende Inhalte und<br />
Methoden. Überlegt einfach mal, wie viele Methoden ihr zu dem Ziel „Die Teilnehmer haben<br />
sich kennen gelernt“ findet…<br />
Inhalt<br />
Erst nach Festlegung des Ziels folgt der Inhalt: Wodurch kann ich das Ziel erreichen? Was<br />
will ich vermitteln? Hier legt ihr die Kategorie wie Kennenlernspiel oder Input fest und<br />
könnt genaue Fragen bzw. inhaltliche Stichpunkte festhalten.<br />
Methode<br />
Jetzt kommt die Methode: Wie kann ich das Ziel erreichen? Wie vermittle ich den Inhalt?<br />
Wichtig: Die Methode muss zum Ziel und zum Inhalt passen, nicht umgekehrt!<br />
Leitung<br />
In der Spalte „Wer“ legt ihr fest, wer von euch die Einheit leitet. Sinnvoll ist es, einen<br />
Haupt- und einen Co-Seminarleiter für die Einheit festzulegen. Der „Co“ kann Stichpunkte<br />
auf dem Flipchart festhalten oder eine Rednerliste führen während der „Haupt“ leitet.<br />
Material<br />
Ganz rechts könnt ihr das benötigte Material für die Einheiten eintragen, das meist eng mit<br />
der verwendeten Methode zusammenhängt. Außerdem ist hier Platz für Anmerkungen.<br />
Zeit<br />
Auf der linken Seite ist Platz für die Zeit. Wie lange brauchen wir für die Einheit? Achtung:<br />
Meist plant man ein Seminar zu knapp. Zwingt Euch, realistisch einzuschätzen, wie lange<br />
eine Einheit dauert und lasst etwas Puffer. Das entspannt euch und eure Teilnehmer.<br />
Die Zeiten dienen euch als Orientierung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es reicht, der
7<br />
Seminarorganisation | Seminarablauf mit Zielen, Inhalten und Methoden planen<br />
Gruppe die Pausen und Essenszeiten mitzuteilen – damit habt ihr mehr Freiheit und könnt<br />
Ungeplantes besser auffangen. Pausen solltet ihr auf jeden Fall einhalten. Wenn das gar<br />
nicht geht, fragt die Teilnehmenden, ob ihr länger machen könnt, denn es ist ihre Freizeit.<br />
Zeit Ziele<br />
Tag<br />
1<br />
9:00<br />
-<br />
9:30<br />
Was will ich<br />
erreichen?<br />
Tagesziel<br />
Die Teilnehmer<br />
(TN) haben die<br />
Namen der<br />
anderen TN<br />
gehört...<br />
... und haben<br />
etwas über die<br />
anderen erfah-<br />
ren<br />
9:45 Die TN haben<br />
ihre Erwartun-<br />
gen & Befürch-<br />
tungengeäu- ßert und die<br />
der anderen TN<br />
kennen gelernt<br />
Inhalte<br />
Wodurch kann ich es<br />
erreichen?<br />
Aktives Kennenlernspiel<br />
zum Lernen der Namen,<br />
...<br />
... zum Kennenlernen<br />
der TN in Bezug zum<br />
Thema<br />
Fragen:<br />
> Wie oft habt ihr<br />
euch schon mit dem<br />
Thema des Seminars<br />
beschäftigt?<br />
> Wie vel habt ihr<br />
> ...<br />
gefrühstückt?<br />
Kurze Abfrage der wich-<br />
tigsten Erwartungen<br />
Fragen:<br />
> ich erwarte von dem<br />
Seminar...<br />
> ich befürchte,<br />
dass...<br />
> Das bringe ich mit...<br />
Methoden<br />
Wie kann ich es<br />
vermitteln?<br />
Schuhspiel:<br />
TN ziehen alle einen<br />
Schuh aus, werfen<br />
ihn in die Mitte. Sie<br />
ziehen einen Schuh<br />
aus dem Schuhberg,<br />
suchen den Besitzer<br />
& tauschen sich mit<br />
ihm kurz aus.<br />
Soziometrische Auf-<br />
stellung: TN ordnen<br />
sich selbstständig in<br />
einer Reihe.<br />
Kartenabfrage: TN<br />
schreiben Antwor-<br />
ten auf max. 4 Kar-<br />
ten, lesen sie vor<br />
und clustern sie an<br />
Pinnwand. Seminar-<br />
leiter fragt bei Un-<br />
klarheiten nach und<br />
fasst am Ende zu-<br />
sammen<br />
Wer? Material &<br />
Anmerkun-<br />
gen<br />
Biljana Ausreichend<br />
Platz;<br />
draußen,<br />
wenn es<br />
nicht regnet<br />
Kreppband<br />
für Markie-<br />
rungen +/- im<br />
Raum<br />
Wacho Pinnwand,<br />
Moderations-<br />
karten, Stifte,<br />
Pinnnadeln
8<br />
Seminarorganisation | Grundstruktur eines Seminars<br />
> 6.4 Grundstruktur eines Seminars<br />
Seminare sind, je nach Ziel, Format und Zielgruppe, sehr verschieden. Meist gibt es aber<br />
eine ähnliche Grundstruktur aus folgenden Elementen:<br />
> Kennenlernen<br />
> Programm und Erwartungen<br />
> Arbeit am Thema, den Themen<br />
> Abrundung/Abschluss<br />
Zwischendrin ist es immer sinnvoll, sich zu vergewissern, ob ihr eure Ziele erreicht habt<br />
und ob die von euch eingesetzten Methoden und eure Inhalte den Erwartungen der Teil-<br />
nehmenden entsprechen.<br />
Das Methodenhandbuch des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s bietet euch für die detailliertere<br />
Planung einige Tipps und Methodenvorschläge. Das Buch orientiert sich sehr stark an<br />
internationalen Seminaren und an der Methodik, wie wir sie im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
einsetzen. Auch das Internet bietet euch gute Möglichkeiten für methodische<br />
Anregungen.<br />
Bildungsziel: Bürger-<br />
Methodenhandbuch für<br />
multinationale Seminare;<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
2004; Download als PDF.
Auf Deutsch:<br />
www.jugendfuereuropa.de/<br />
service/tkit<br />
Weitere Sprachen:<br />
www.youthpartnership.net/<br />
youth-partnership/<br />
publications/T-<br />
kits/T_kits <br />
www.salto-<br />
youth.net/toolbox/ <br />
www.inkup.uni-<br />
passau.de /<br />
Download unter<br />
www.eundc.de/pdf/<br />
09500.pdf<br />
Digitale Bibliothek<br />
auf www.ikkompetenz.<br />
thueringen.de/<br />
Download unter<br />
www.spielereader .org/<br />
fremdgeher.htm<br />
www.zwnetz.de/<br />
pages/methode.html<br />
9<br />
Seminarorganisation | Online-Ressourcen zu Didaktik und Methodik<br />
> 6.5 Online-Ressourcen zu Didaktik und Methodik<br />
Gewusst wie: Bürgerbeteiligung im Stadtteil: Ein Handbuch für (Groß)gruppenmethoden<br />
Ein Produkt aus dem "Bundesmodellprogramm Entwicklung und Chancen junger Menschen<br />
in sozialen Brennpunkten." Herausgegeben von der "Regiestelle E&C der Stiftung SPI Sozi-<br />
alpädagogisches Institut Berlin „Walter May". Das Handbuch stellt einige Großrguppen-<br />
methoden vor.<br />
Interkulturelle Kompetenz online<br />
Ein Angebot der Thüringischen Landeszentrale für politische Bildung. Die digitale Bibliothek<br />
bietet verschiedene Materialien unterschiedlicher Qualität, teilweise zum Download. Zum<br />
Stöbern.<br />
Der Spielereader<br />
Spiele und Methoden für Workshops, Seminare, Erstsemestereinführungen oder einfach so<br />
zum Spaß. Dieser Reader enhält Spiele und Methoden aus folgenden Bereichen: Kennen-<br />
lernspiele, Spiele zur Gruppeneinteilung, Auflockerungsspiele, Abends beim Bier-<br />
chen, Spiele zur Wissensvermittlung, Spiele zur Gruppenarbeit, Kommunikation und Grup-<br />
pendynamik, Feedback und Auswertung<br />
T-Kits von TRAINING-YOUTH.NET<br />
Wieder ein Beispiel für kryptische Netze: Die EU. Aber auch hier findet man irgendwo ir-<br />
gendwas Brauchbares. Zum Beispiel bei TRAINING-YOUTH.NET. Wertvoll sind die "training<br />
kits" zu Themen wie Evaluation, IK, Projektmanagement, Finanzmanagement, Sozialer Inklu-<br />
sion, etc. Das ganze gibt es nicht nur in Deutsch sondern auch in verschiedenen osteuropä-<br />
ischen Sprachen.<br />
SALTO-YOUTH: Toolbox for Training<br />
Die Online-Methodensammlung des europäischen Programms "Jugend". Nur in englischer<br />
Sprache.<br />
Fremd gehen<br />
Ein interaktiver Parcours zum Erwerb Interkultureller Kompetenz, von studentischen Trai-<br />
nern des Instituts für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Passau (ink.up).<br />
Fremdgehen will Schülern auf unkonventionelle und anregende Weise wichtige Grundlagen<br />
der interkulturellen Kompetenz vermitteln: Während eines interaktiven Lernparcours entde-<br />
cken und erweitern die Schüler nicht nur mit viel Spaß ihre eigene Kommunikationsfähig-<br />
keit, sondern lernen auch Strategien kennen, die ihnen den alltäglichen Umgang mit dem<br />
Neuen und Ungewohnten erleichtern.<br />
Zukunftswerkstatt-Netz<br />
Sammlung und Überblick über die Methode Zukunftswerkstatt (future search)
10 Seminarorganisation | Online-Ressourcen zu Didaktik und Methodik<br />
Lehridee.de<br />
Thematisch breites Angebot der Fachhochschule Bielefeld. Hintergrundtexte, Literatur-<br />
hinweise, einzelne methodische Beschreiungen<br />
Spiele für viele<br />
Eine recht ergiebige Seite mit Ideen für Gruppenspiele in verschiedenen Kategorien. Gut<br />
verständlich.<br />
www.lehridee.de<br />
www.spielefuerviele.de
Checkliste zur Aufga-<br />
benverteilungSeminar- team:www.theodor-heuss- kolleg.de<br />
11 Seminarorganisation | Organisatorische Aufgaben vorher<br />
> 6.6 Organisatorische Aufgaben vorher<br />
Es empfiehlt sich, frühzeitig im Team einen detaillierten Überblick über die einzelnen an-<br />
stehenden Aufgaben zu erstellen. Auf dieser Grundlage könnt ihr die auf euch zukommen-<br />
den Schritte nach den jeweiligen Interessen, Kenntnissen und Möglichkeiten untereinander<br />
aufteilen. Unterstützt und motiviert euch gegenseitig: Wenn einer etwas nicht schaffen<br />
kann, gibt es immer noch jemanden, der ihm dabei hilft.<br />
Als Hilfe für eure Vorbereitung haben wir eine Checkliste für die Aufgabenverteilung im<br />
Team erstellt, die für viele Situationen geeignet ist.<br />
Natürlich hat jedes Seminar und jede Veranstaltung seine eigenen spezifischen Formen,<br />
abhängig von Dauer, Ort, Zielgruppe, Methode und vielem anderem. Die einzelnen Aufga-<br />
ben können daher sehr stark variieren. In der Regel ist es also besser, wenn ihr die Liste<br />
auf euren Bedarf hin überarbeitet und anpasst.<br />
Organisation vor Ort<br />
Bei der Auswahl des Seminarortes ist Folgendes wichtig:<br />
> Der Ort sollte zum Seminarthema passen,<br />
> das Seminarhaus soll für die Teilnehmenden geeignet sein,<br />
> die Unterkunft soll preisgünstig und gut erreichbar sein,<br />
> es sollte viel Raum (drinnen oder draußen) geben,<br />
> Kommunikationstechnik und Kopierer sind erreichbar.<br />
Empfehlenswert ist eine Besichtigung vor dem Seminar, um zu prüfen, ob die Bedingungen<br />
für die Seminararbeit gut sind.<br />
Teilnehmerkommunikation<br />
Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden im Vorfeld, im Verlauf und auch nach dem Ende<br />
einen festen Ansprechpartner in eurem Seminarteam haben. Der Eindruck, den sie auf die-<br />
sem Weg von euch und von eurer Organisation bekommen, wird ihre Motivation beeinflus-<br />
sen, sich engagiert in das Seminar einzubringen.<br />
Zur Teilnehmerkommunikation gehört außerdem, dass ihr allen frühzeitig die für sie not-<br />
wendigen Informationen zu ihrer Teilnahme am Seminar mitteilt:<br />
> Ort (inklusive Lageplan und Internet-Adresse),<br />
> Details zu An- und Abreise und zu Seminarbeginn und –ende,<br />
> Hinweise zur Übernachtung und Verpflegung,<br />
> Kontakttelefonnummern,<br />
> Druckversion des Programms.
12 Seminarorganisation | Organisatorische Aufgaben vorher<br />
Im Vorfeld und im Verlauf des Seminars werdet ihr unter Umständen verschiedene Detailin-<br />
formationen über die Teilnehmenden benötigen: Wann und wo kommt die Gruppe aus<br />
Białystok an? Reist Referent Ronni einen Tag später ab und benötigt dafür einen Übernach-<br />
tungsplatz? Welche Teilnehmer wollen zum Mittag Fleisch, kein Fleisch oder kein Schweine-<br />
fleisch? Je nachdem, was ihr alles wissen müsst, solltet ihr solche Details schon in der<br />
Phase der Ausschreibung und der Anmeldung der Teilnehmenden abfragen und sammeln.<br />
Während des Seminars ist es meistens zu spät dafür. Hierbei ist eine Liste zur Teilneh-<br />
merverwaltung hilfreich.<br />
Programminformation<br />
Es ist hilfreich, ein Programm für die Teilnehmenden zusammenzustellen und dieses vor<br />
Beginn der Veranstaltung zu verteilen. Ziel ist es, ihnen damit eine Orientierung zu Inhalt,<br />
Struktur und Rahmen der Veranstaltung zu geben. Wenn es die Teilnehmenden oder andere<br />
Umstände verlangen, dass ihr während des Seminars von dem Programm abweicht, ist das<br />
aber kein Problem.<br />
Das Programm sollte die wichtigsten Informationen zu einzelnen Einheiten, zu den Perso-<br />
nen, die diese Einheiten gestalten (Moderatoren, Referenten, Trainer) und auch zu ein paar<br />
anderen wichtigen Fragen enthalten: In welchen Räumen treffen sich die Kleingruppen?<br />
Wann und wo gibt es eine Pause? Gibt es zwischendurch eine Erfrischung, ein Essen? Wei-<br />
tere Informationen über euch, über das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>, über andere Unterstützer,<br />
über die Tätigkeit eurer Referenten, über Folgeveranstaltungen etc. können das Programm<br />
ergänzen. Bei der Erstellung sind eurer Kreativität kaum Grenzen gesetzt.<br />
Liste zur Teilnehmer-<br />
verwaltung:www.theodor- heuss-kolleg.de
Wie rechne ich mein<br />
Projekt ab? Siehe Kapitel:<br />
Projektfinanzen<br />
13 Seminarorganisation | Organisatorische Aufgaben vorher<br />
Seminarabrechnung: Vorbereitung<br />
Obwohl die meiste Arbeit zu diesem Punkt in der Nachbereitungsphase kommt, sollte sich<br />
eine Person von Anfang an mit der Abrechnung beschäftigen.<br />
> Diese Person sollte vorher klären, auf welchem Weg die Mittel für Seminarhaus und<br />
Reisekosten an den Empfänger kommen.<br />
> Die Person sollte sich um Wechselkursbelege kümmern, wenn ihr mit Belegen in einer<br />
anderen Währung arbeitet. Am besten druckt ihr sie vorher aus oder seid darauf vorbe-<br />
reitet, dass Teilnehmende aus verschiedenen Ländern anreisen und Belege in verschie-<br />
denen Währungen mitbringen. Es ist oftmals schwierig, kurzfristig einen Internetzugang<br />
zu finden,<br />
oder es könnte Schwierigkeiten geben, wirklich alle Umrechnungskurse zu finden.<br />
> Die Person sollte sich mit den Bedingungen für die Gesamtabrechnung des Projekts<br />
vertraut machen.
14 Seminarorganisation | Checkliste: Aufgabenverteilung Seminarteam<br />
> Checkliste: Aufgabenverteilung Seminarteam<br />
vor vor dem dem dem Seminar Seminar<br />
Wer? Wer?<br />
Kommentar<br />
Kommentar<br />
Kontakt zum Seminarhaus<br />
Kontakt zu den Teilnehmern<br />
Kontakt zu Referenten<br />
Kontakt zu Mentor im<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
Finanzen: Vorbereitung<br />
Barkasse für Auszahlungen<br />
Vorbereitung der<br />
Materialien<br />
während während des des Seminars Seminars Wer? Wer?<br />
Kommentar<br />
Kommentar<br />
Kontakt zu den Verantwort-<br />
lichen im Tagungshaus<br />
Abholung der Teilnehmer<br />
Begrüßung / Auftakt<br />
(mit Kennenlernspielen)<br />
Seminareinstieg: Vorstellung<br />
des Seminarplans<br />
Methode / Übung ...<br />
Methode / Übung ...<br />
Methode / Übung ...<br />
Vorstellung des<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
Freizeit- oder<br />
Kulturprogramm<br />
Moderation der<br />
Auswertungsrunde<br />
Abschiedsfest<br />
Finanzen:<br />
Teilnehmerbeiträge<br />
Finanzen:<br />
Reisekostenabrechnung
15 Seminarorganisation | Checkliste: Aufgabenverteilung Seminarteam<br />
Teilnehmerliste<br />
Urkunden für die<br />
Teilnehmer<br />
Verabschiedung und Abreise<br />
der Teilnehmer<br />
nach nach dem dem Seminar Seminar Wer? Wer?<br />
Kommentar<br />
Kommentar<br />
Betreuung der Teilnehmer<br />
Methodenkommentare<br />
Abschlussbereicht
16 Seminarorganisation | Wichtiges während des Seminars<br />
> 6.7 Wichtiges während des Seminars<br />
Aufgaben besprechen, Planungszeit einplanen<br />
Ihr werdet im Seminarverlauf die Erfahrung machen, dass sich die Aufgabenpläne verän-<br />
dern. Manches erledigt sich, manches nimmt plötzlich mehr Zeit in Anspruch, anderes<br />
kommt hinzu.<br />
Deshalb müsst ihr im Vorfeld überlegen, wo ihr Planungszeit in eure Zeitabläufe für das<br />
Seminar vorsehen könnt. Das kann z.B. eine Stunde nach dem Mittagessen sein, in der ihr<br />
euch im Team zusammen setzt und besprecht – und so lange nicht für die Teilnehmenden<br />
ansprechbar seid. Aber Achtung: Wenn Planungszeit ausschließlich in den Nachtstunden<br />
Platz findet, solltet ihr an eurer Zeitplanung etwas ändern.<br />
Zwischenauswertungen<br />
Auch wenn ihr euer Seminar schon im Vorfeld geplant habt, müsst ihr flexibel genug sein,<br />
um zu prüfen, inwieweit eure zuvor gesetzten Ziele erreicht wurden und wie zufrieden eure<br />
Teilnehmenden damit sind. Dafür gibt es sehr viele verschiedene Methoden: Einige sind im<br />
Kapitel 12 des <strong>Projektleitfaden</strong>s zusammengefasst, einige kennt ihr aus Seminaren des<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s. Die Palette reicht von moderierten Gesprächen über besondere<br />
Warming-Ups zu verschiedenen nonverbalen Formen der Auswertung.<br />
Ausgefüllte Teilnehmerliste<br />
Alle, die euch bei der Finanzierung von Seminaren, Veranstaltungen oder Exkursionen hel-<br />
fen, wollen in der Regel auch wissen, wer daran teilgenommen hat. Deshalb gehört die<br />
Teilnehmerliste zu den wichtigsten Dokumenten. Sie ist so wichtig wie Quittungen – des-<br />
halb ist es ratsam, sie möglichst früh im Verlauf der Veranstaltung ausfüllen zu lassen.<br />
Dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> müsst ihr mit der Abrechnung eures Projekts eine Teilnehmer-<br />
liste übergeben, die mindestens folgende, in den Förderbedingungen (Punkt 3.6) genann-<br />
ten Anforderungen erfüllt:<br />
„In ihnen müssen Name und Vorname, Geburtsdatum, Herkunftsland und -ort sowie Adres-<br />
se inklusive E-Mail-Adresse der Teilnehmer gut lesbar eingetragen sein, und sie müssen von<br />
den Teilnehmern unterschrieben sein.“ Je nach Organisation und Geldgeber können diese<br />
Listen unterschiedlich aussehen.<br />
Bitte achtet darauf, dass die Teilnehmerliste von allen sorgfältig ausgefüllt wird und dass<br />
auch alle Personen unterschreiben. Beim Ausfüllen bitte auch eure Referenten und vor<br />
allem die Mitglieder des Seminarteams selbst nicht vergessen!<br />
Die ausgefüllte und unterschriebene Liste fügt ihr am Ende eurer Projektabrechnung<br />
hinzu, die ihr der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s übergebt. Natürlich<br />
könnt ihr für euch eine Kopie mit den Kontaktangaben eurer Teilnehmer behalten.<br />
Vorlage für Teilneh-<br />
merliste:www.theodor- heuss-kolleg.de
Was ist eine Quittung?<br />
Was ein Beleg? Auf was<br />
muss man beim Geld<br />
achten? Siehe Kapitel:<br />
Projektfinanzen<br />
17 Seminarorganisation | Wichtiges während des Seminars<br />
Andere Listen mit An- und Abreisen oder sonstigen organisatorisch wichtigen Dingen<br />
Neben der offiziellen Teilnehmerliste benötigt ihr noch andere Informationen: Zum Beispiel<br />
An- und Abreisedaten, sofern ihr sie nicht schon vorher erfragt habt. Oder Fragen, die sich<br />
während des Seminars ergeben (wie ein Überblick über den Erhalt von Tagegeldern, etc).<br />
Hierzu empfiehlt es sich, immer Blanko-Listen bereit zu halten.<br />
Listen vorher auslegen oder herumgeben lassen<br />
Wichtig ist, dass Listen, in denen sich die Teilnehmer eintragen sollen, rechtzeitig vor der<br />
Veranstaltung vorbereitet werden und dass eine ausreichende Zahl von Kopien bereit liegt.<br />
Bei kleineren Seminaren kann insbesondere die Teilnehmerliste während der Veranstaltung<br />
durch die Reihen gehen, damit alle unterschreiben können. Bei größeren Veranstaltungen<br />
mit vielen Teilnehmenden ist es ratsam, einen Empfangstisch vorzubereiten, wo die Listen<br />
ausliegen. Wenn ihr die Namen der Teilnehmenden, die sich angemeldet haben, schon vor-<br />
her in die Listen eintragt, könnt ihr die Listen sogar alphabetisch sortiert auslegen.<br />
Namensschilder<br />
Während des Seminars wird der Austausch der Teilnehmenden untereinander erleichtert,<br />
wenn sie Namensschilder tragen. Diese können ganz einfach von jeder Person mit Klebe-<br />
band und einem Stift selbst geschrieben werden. Eine andere Möglichkeit habt ihr, wenn<br />
sich die Teilnehmenden schon im Vorfeld bei euch angemeldet haben. Auf der Grundlage<br />
der von euch erstellen Teilnehmerliste könnt ihr selbst die Namensschilder gestalten und<br />
für alle vorbereiten.<br />
Teilnehmerbeiträge einsammeln<br />
Wenn Teilnehmerbeiträge erhoben werden, ist es ratsam, einen gesonderten Tisch mit<br />
einer kleinen Kasse aufzustellen. Alternativ ist es auch vorstellbar, dass die Teilnehmenden<br />
ihren Beitrag schon bei ihrer Anmeldung entrichten müssen oder ihn gemeinsam mit der<br />
Reisekostenabrechnung zu erheben.<br />
Die Einnahme der Teilnehmerbeiträge muss von euch quittiert werden. Diese Quittungen<br />
gehören in eure Projektabrechnung.<br />
Kommunikation/Finanzen mit dem Seminarhaus<br />
Während des Seminars werdet ihr regelmäßig mit den Mitarbeitern des Seminarhauses<br />
sprechen. Da ihr in einigen Situationen – wenn ihr beispielsweise spontan eine Grillfeier<br />
organisieren wollt oder einen zusätzlichen Seminarraum braucht – auf ihren guten Willen<br />
angewiesen seid, lohnt es sich freundlich mit ihnen umzugehen. Auch die Mitarbeiter der<br />
Küche oder die Leiter des Hauses freuen sich über Anerkennung und Lob. Ein fester An-<br />
sprechpartner, zu dem ihr ein gutes Verhältnis habt, ist zudem hilfreich.<br />
Wichtig ist es, die Person, die für den Kontakt vor Ort im Vorfeld des Seminars zuständig<br />
war, jetzt zu entlasten. Sie will sich schließlich nicht die ganze Zeit um Einkauf, Arztbesu-<br />
che oder Streit mit der Küche kümmern.<br />
Neben den Reisekostenabrechnungen der einzelnen Teilnehmer ist die Abrechnung mit dem
18 Seminarorganisation | Wichtiges während des Seminars<br />
Seminarhaus die größte Herausforderung. Dabei hilft das Kapitel 7 dieses Leitfadens (Pro-<br />
jektfinanzen) weiter. Unbedingt notwendig ist es aber, die Bezahlungsmodalitäten vorher<br />
zu klären, beziehungsweise sich bei längeren Seminaren, zwischendurch zusammenzuset-<br />
zen und sich einen Zwischen-Überblick über die zu erwartende Rechnung zu verschaffen.<br />
Organisation der Reisekostenabrechnung<br />
Reisen Teilnehmende oder Referenten zu eurem Seminar von auswärts an und erhalten die<br />
von ihnen hierfür ausgelegten Kosten aus Projektmitteln des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s oder<br />
aus anderen Fördermitteln zurück? Dann müsst ihr diese Reisekosten abrechnen und er-<br />
statten.<br />
Die Reisekostenabrechnung gehört zu den zentralen Aufgaben der Finanzverantwortlichen<br />
in euren Teams. Je nach Anzahl der Teilnehmenden kann er diese Aufgabe aber nicht allei-<br />
ne bewältigen. Die entsprechenden Kapazitäten müsst ihr frühzeitig in eurer Teamplanung<br />
berücksichtigen. Auch im Seminarprogramm muss ausreichend Zeit für die Abrechnung<br />
vorgesehen sein.<br />
Grundsätzlich empfiehlt es sich, möglichst früh damit zu beginnen: es müssen unvorherge-<br />
sehene Dinge geklärt, noch Rückfahrkarten gekauft, Wechselkurse besorgt und Kopien er-<br />
stellt werden. Und natürlich haben die Teilnehmenden ein berechtigtes Interesse daran,<br />
möglichst schnell das von ihnen ausgelegte Geld erstattet zu bekommen.
Formulare zur Reise-<br />
kostenabrechnung: <br />
www.theodor-heuss-<br />
kolleg.de<br />
Regelungen zur Reise-<br />
organisation,Krankenver- sicherung und Visum:<br />
www.theodor-heuss-<br />
kolleg.de<br />
19 Seminarorganisation | Reisekostenabrechnung<br />
> 6.8 Reisekostenabrechnung<br />
Für jede Person, die Reisekosten erstattet bekommt, ist eine eigene Reisekostenabrech-<br />
nung auszufüllen – mit Ausnahme von Gruppen, die einen gemeinsamen Fahrschein be-<br />
nutzt haben. Bitte achtet darauf, dass ihr die Reisekostenabrechnungen vollständig und gut<br />
lesbar ausfüllt. In besonderen Fällen können auch Kommentare ergänzt werden, wichtig ist,<br />
dass sie für Dritte nachvollziehbar sind!<br />
Erst nach Ausfüllen des Formulars und nach Prüfung aller Belege könnt ihr den Referenten<br />
und Teilnehmern ihre von ihnen ausgelegten Reisekosten erstatten. Achtet unbedingt auf<br />
die Unterschrift! Erst dann hat die einzelne Reisekostenabrechnung in eurer Projektabrech-<br />
nung den Charakter eines Auszahlungsbelegs.<br />
Erstattungsfähige Reisekosten<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> erstattet in der Regel den Preis für die günstigste Verbindung<br />
zwischen zwei Orten per Bahn (2. Klasse), Bus oder Flugzeug. Reisen mit PKW können nur<br />
in begründeten Ausnahmefällen nach Absprache mit der Programmkoordination des Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s geplant und abgerechnet werden.
20 Seminarorganisation | Reisekostenabrechnung<br />
Erstattungsfähige Taxifahrten<br />
Taxifahrten können nur in Ausnahmefällen vom <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> erstattet werden:<br />
Späte Ankunft in der Nacht, sehr schweres Gepäck, Taxifahrt ist billiger als öffentliche Ver-<br />
kehrsmittel (wenn zum Beispiel mehrere Personen das Taxi nutzen) und im Fall von Krank-<br />
heiten oder eines Unfalls. Dem Beleg muss unbedingt eine Begründung beigefügt werden.<br />
Belege aufkleben: Originale<br />
Das Formular ist die erste Seite einer Reisekostenabrechnung. Dahinter werden Blätter mit<br />
allen von euch anerkannten Originalbelegen geheftet. Ihre Prüfung nimmt unter Umständen<br />
einige Zeit in Anspruch. Die Belege werden auf weiße A4-Blätter geklebt. Hierbei achtet<br />
bitte darauf, dass links ein Rand zum Abheften bleibt und die Blätter nur einseitig beklebt<br />
werden. Dann werden sie nummeriert und, soweit zum Verständnis notwendig, mit Kom-<br />
mentaren versehen (besonders wichtig bei Belegen in einer anderen als der deutschen<br />
Sprache!). Eine große Hilfe für unsere Prüfung ist es, wenn ihr auf jedem Beleg die Summe<br />
und das Datum mit einem Textmarker markiert. Schließlich werden das Deckblatt und da-<br />
hinter alle Blätter mit den aufgeklebten Belegen zusammengeheftet und nummeriert.<br />
Rückfahrkarten: Erst Kopien, dann Originale zukommen lassen<br />
Von allen Fahrkarten müssen die Originale vorliegen. Also auch für die Rückreise! Da eure<br />
Teilnehmenden ihre Rückfahrkarten aber noch benötigen, können beim Seminar zunächst<br />
nur Kopien gesammelt und in die Abrechnung einsortiert werden. Ohne wenigstens eine<br />
solche Kopie zu haben, solltet ihr keine Kostenerstattung an die Teilnehmenden auszahlen.<br />
(Tipp: schon vor Anreise darum bitten, eine Kopie der Rückfahrkarte mitzubringen; oder:<br />
sicherstellen, dass im Seminarhaus ein Kopierer vorhanden ist.) Ihr müsst die Teilnehmen-<br />
den in diesem Fall nachdrücklich darum bitten, euch sofort nach ihrer Rückreise auch die<br />
Originalbelege (bei Flügen die Boarding-Cards) per Post zukommen zu lassen. Spätestens,<br />
wenn ihr die Abrechnung an die Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s über-<br />
gebt, muss auch für jede Rückreise der Originalbeleg vorliegen.<br />
Belege in verschiedenen Währungen<br />
Belege, die auf unterschiedliche Währungen ausgestellt wurden, müssen für die Reisekos-<br />
tenabrechnung umgerechnet werden. Es empfiehlt sich für eure Seminarabrechnung, diese<br />
Reisekosten zunächst in die Währung vor Ort umzurechnen und auch in dieser Währung an<br />
die Teilnehmenden auszuzahlen. Die Umrechnung in Euro kann dann bei der Projektab-<br />
rechnung erfolgen.<br />
Für die Umrechnung einer nationalen Währung in eine andere Währung (oder in Euro) gel-<br />
ten die Bestimmungen aus dem Kapitel Projektfinanzen dieses Leitfadens.<br />
Abheften in der Gesamtabrechnung des Projekts<br />
Nach Abschluss eures Seminars kommen alle Reisekostenabrechnungen in eure Projektab-<br />
rechnung an das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Die Summen jeder Reisekostenabrechnung sind auf<br />
der Belegliste für Kostenart 1.2 (Reisekosten/ Exkursionen) einzutragen, die Reisekosten-<br />
abrechnungen sind in den Anhang dieser Belegliste einzufügen.
21 Seminarorganisation | Versicherungsfragen<br />
> 6.9 Versicherungsfragen<br />
Krankenversicherung<br />
Wenn ein Referent oder auch Teilnehmende oder Teammitglieder zu eurem Seminar aus<br />
einem anderen Land anreisen, benötigen sie für den Aufenthalt in eurem Land eine Kran-<br />
kenversicherung. Im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> gibt es eine Möglichkeit, eine kostengünstige<br />
Versicherung abzuschließen. Mehr Informationen dazu erhaltet ihr im Bedarfsfall bei euren<br />
Mentoren. Bitte kümmert euch rechtzeitig um diese Frage.<br />
Technik<br />
Technische Geräte oder anderes Material, das ihr oder eure Referenten und Teilnehmenden<br />
bei euren Seminaren einsetzen, können nicht über das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> versichert<br />
werden. Solltet ihr hierfür eine Versicherung für notwendig erachten, müsst ihr diese selbst<br />
organisieren und – gegebenenfalls aus Drittmitteln – finanzieren.
22 Seminarorganisation | Verpflegungskosten abrechnen<br />
> 6.10 Verpflegungskosten abrechnen<br />
Die Verpflegungskosten für die Teilnehmenden werden in der Regel direkt über das Semi-<br />
narhaus abgerechnet. Sie können in Einzelfällen aber auch gesondert anfallen, etwa wenn<br />
ihr an einem anderen Ort einen Begrüßungs- und Abschiedsabend durchführt. Gerade für<br />
besondere Anlässe ist es angebracht, einen feierlichen Rahmen zu finden und doch preis-<br />
werte Menüs zu bestellen. Bei der Absprache der Modalitäten mit einem Restaurant solltet<br />
ihr vorab klären, wie die Rechnung bezahlt werden kann.<br />
Getränke und Trinkgeld<br />
Üblicherweise werden die Teilnehmenden an Veranstaltungen des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
zu maximal zwei Getränken eingeladen. Dazu kann dann am Ende noch ein Kaffee / Tee<br />
kommen, der aber idealerweise schon im Menü eingerechnet ist. Auch ein kleiner Aperitif<br />
am Anfang zum gemeinsamen Anstoßen kann im Budget vorgesehen werden.<br />
In den meisten Ländern ist es üblich, Trinkgeld zu geben. Die Ausgabe dieses Betrags wird<br />
auf der Originalquittung des Restaurants handschriftlich ergänzt und von eurem Finanzver-<br />
antwortlichen im Team mit Unterschrift bestätigt. Die gesamte Summe inklusive Trinkgeld<br />
wird dann in die Belegliste eingetragen. Grundsätzlich darf das erstattungsfähige Trinkgeld<br />
nicht mehr als 3 Prozent des Gesamtrechnungsbetrages überschreiten.<br />
Tagegelder für Verpflegung<br />
An die Seminarteilnehmenden können Tagegelder für Verpflegung ausgegeben werden,<br />
wenn für sie kein zentrales Essen organisiert wird. Das kann zum Beispiel bei Ausflügen<br />
oder Stadterkundungen der Fall sein. Die Höhe sollte sich an den landestypischen Preisen<br />
orientieren, so dass jede Person in einem Imbiss oder einer Mensa eine kleine Mahlzeit und<br />
ein Getränk bezahlen kann.<br />
Die Ausgabe dieser Tagegelder durch den Finanzverantwortlichen in eurem Team wird mit<br />
Hilfe des Quittungsblocks belegt, jeder Teilnehmende unterschreibt den Erhalt der Summe.<br />
Auf der Quittung müssen die Summe, der Name des Teilnehmenden und der Anlass der<br />
Auszahlung des Tagegeldes erkennbar sein. Es kann auch eine Quittung für mehrere Teil-<br />
nehmende ausgestellt werden. Die Originalquittung wird abgerechnet. Wichtig: Tagegelder<br />
werden in der Projektabrechnung unter Kostenart 1.4 (Verpflegung) aufgeführt.
Welche Bilder brauche<br />
ich? Siehe Kapitel: Öffent-<br />
lichkeit und Projekt<br />
Was sollte man doku-<br />
mentieren? Wie soll eine<br />
Dokumentation aussehen?<br />
Siehe Kapitel: Öffentlich-<br />
keit und Projekt<br />
23 Seminarorganisation | Seminardokumentation<br />
> 6.11 Seminardokumentation<br />
Schon während des Seminars solltet ihr beginnen, den Prozess zu dokumentieren. Einer-<br />
seits, um eure tatsächliche Arbeit festzuhalten: Diese wird sich im Vergleich zur Planung<br />
verändern und nach ein paar Wochen könnt ihr euch möglicherweise nicht mehr daran er-<br />
innern, welche Methoden ihr wann benutzt habt. Andererseits ist das Wissen sehr wichtig<br />
für die Reflexion und Evaluation eurer Arbeit.<br />
Flipcharts fotografieren: Mobiltelefon, Digitalkamera<br />
Wenn man wichtiges Wissen auf Flipcharts/Plakaten dokumentiert, dient das nicht nur der<br />
Klarheit im Lernprozess, sondern auch der Dokumentation. Denn Flipcharts und Plakate<br />
könnt ihr einfach abfotografieren. Auch eure handgeschriebenen Stichpunktzettel mit der<br />
aktuellen Tagesplanung solltet ihr nicht wegschmeißen! Sie sind eine wichtige Gedächtnis-<br />
stütze, um beim Tagesrückblick oder nach dem Seminar, das Geschehene zu rekonstruie-<br />
ren.<br />
Bilder<br />
Den nächsten Tag vorbereiten, eine Diskussion moderieren, mit den Teilnehmenden spre-<br />
chen – dabei gehen die Fotos für die abschließende Dokumentation schon mal unter. Um-<br />
so wichtiger ist es, diese Aufgabe zu verteilen, damit eure Teilnehmer und Unterstützer sich<br />
hinterher ein Bild von der Veranstaltung machen können. Tipp: Da ihr selbst viel zu tun<br />
habt, könnt ihr die Teilnehmenden bitten, Fotos des Seminargeschehens zu machen, am<br />
Ende die besten (max. 100 Fotos) auszuwählen und für alle zusammenzustellen. Wichtig ist<br />
auch hier, die Aufgabe an einen oder mehrere Teilnehmer klar zu delegieren.<br />
Dokumentation<br />
Wie andere Projekte auch sollten Seminare dokumentiert werden. Einerseits für die Teil-<br />
nehmenden, andererseits, um Förderern und anderen Dritten einen Eindruck von eurer<br />
Arbeit zu vermitteln.
24 Seminarorganisation | Evaluation und Auswertung<br />
> 6.12 Evaluation und Auswertung<br />
Um eine Rückmeldung über das Seminar zu bekommen und um zu prüfen, ob die gesetzten<br />
Seminarziele erreicht wurden, kann man für die Teilnehmenden einen Evaluationsbogen<br />
vorbereiten.<br />
Zur Evaluation eines Seminars gehören jedoch auch andere Methoden der Auswertung. Es<br />
ist sinnvoll, mehrere Verfahren miteinander zu kombinieren und sich nicht allein auf einen<br />
Bogen zu verlassen. Denn: Bei einer soziometrischen Auswertung in der Gruppe erhaltet ihr<br />
andere Auskünfte als bei einem Evaluationsbogen, den jeder für sich ausfüllt.<br />
Beispiel: Evaluationsbogen<br />
Welche Methoden<br />
kann man zur Evaluation<br />
einsetzen? Was soll evalu-<br />
iert werden? Siehe Kapitel:<br />
Projektreflexion und<br />
Ausblick<br />
Evaluationsbögen:<br />
www.theodor-heuss-<br />
kolleg.de
7. Von der Idee zum Antrag<br />
7.1 Ideen bekommen eine Form: Projektantrag….3<br />
Ideen entwickeln und konkretisieren, Förderer-<br />
Recherche, Antrag schreiben, Kalkulation<br />
7.2 Was gehört in einen Projektantrag?..........7<br />
Inhaltlicher und formaler Aufbau des Antrags
Europa machen!<br />
Projektmanagement<br />
für ehrenamtliche<br />
Projekte und Initiati-<br />
ven: Download auf<br />
www.mitost.org<br />
3<br />
Von der Idee zum Antrag | Ideen bekommen eine Form: Projektantrag<br />
> 7. 1 Ideen bekommen eine Form: Projektantrag<br />
Egal was für ein Projekt ihr machen wollt – am Anfang stehen immer die Ideenfindung und<br />
die Recherche. Ihr beschäftigt euch mit einer bestimmten Situation und überlegt, was ihr<br />
tun könnt, um sie zu verändern oder etwas Positives anzustoßen.<br />
Ab dem Moment, in dem ihr auch andere mit einbeziehen wollt – etwa wenn ihr Förderer<br />
für euer Projekt gewinnen wollt – spielt die Kommunikation eine sehr wichtige Rolle. Eine<br />
Idee muss gut vorgestellt und der Nutzen des Projektes klar dargelegt werden. Im Deut-<br />
schen gibt es das Wort „Antragsprosa“, das die Sache ganz gut beschreibt: Je größer und<br />
abstrakter das Projekt, desto wichtiger ist die richtige Prosa. Diese muss weder blumig<br />
noch theoretisch sein, sondern so konkret wie möglich. Dazu kommen meistens einige<br />
Formulare und Tabellen, mit denen nachgewiesen werden soll, wie das, was in der Prosa<br />
beschrieben wurde, realisiert werden kann.<br />
Die folgenden Hinweise helfen, Anträge vorzubereiten, zu verfassen und mit den nötigen<br />
Anlagen zu versehen. Wir orientieren uns vor allem an Anträgen, die bei lokalen oder auch<br />
internationalen Stiftungen, bei europäischen Institutionen und bei staatlichen Behörden<br />
gestellt werden können. Bei Projekten zur Stärkung des gesellschaftlichen Engagements<br />
kommen vor allem sie als Förderer und Unterstützer in Betracht. Außerdem kann man auch<br />
bei Firmen oder Privatpersonen Gelder beantragen. Dort gelten in der Regel weniger forma-<br />
le Antragsbedingungen. In diesem Fall spricht man nicht von Förderung, sondern von Spon-<br />
soring oder Spenden.<br />
Nachdenken: Ideen entwickeln und konkretisieren<br />
Es kann hilfreich sein, sich zuerst kreativ der Projektidee zu nähern, sie auf einem Blatt<br />
oder auf einer Tafel zu visualisieren, sie anderen Menschen vorzustellen, sie kritisch zu<br />
hinterfragen, um daraus Schritt für Schritt das Projekt zu entwickeln.
4<br />
Von der Idee zum Antrag | Ideen bekommen eine Form: Projektantrag<br />
Beim Sommerseminar im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> arbeitet ihr mit Methoden, die aus den<br />
Assoziationen einer großen Gruppe allmählich konkrete Ideen für einzelne Projekte entste-<br />
hen lassen. Ihr benutzt im Team Mind Maps oder arbeitet mit Checklisten. Solche Instru-<br />
mente könnt ihr auch privat oder im kleinen Kreis nutzen, um eure Ideen zu konkretisieren.<br />
Weitere Anregungen dazu bietet das erste Kapitel im Handbuch Europa machen! Projektma-<br />
nagement für ehrenamtliche Projekte und Initiativen.<br />
Recherchieren: Wer könnte mein Projekt fördern?<br />
Aus der Fülle der Fördermöglichkeiten müsst ihr die richtige(n) herausfinden: Welche Stif-<br />
tung, welche Organisation, welche Firma oder welche Person kann ein Interesse daran<br />
haben, euer Projekt zu unterstützen? Um das herauszufinden, gibt es mehr als nur das In-<br />
ternet. Persönliche Kontakte zu Vertretern solcher Organisationen oder zu anderen Men-<br />
schen, die mit deren Unterstützung bereits ein Projekt durchgeführt haben, sind für eure<br />
Vorbereitung Gold wert. Sehr wichtig ist es, von ihnen möglichst viele konkrete Informatio-<br />
nen über das sogenannte „Förderprofil“ der Institution zu erhalten. Wenn ihr genau wisst,<br />
worauf es ankommt, formuliert ihr präzisere Anträge. Oft werden Anträge, die nicht das<br />
Profil der Förderinstitution treffen, gleich aussortiert.<br />
Wie erstelle ich<br />
eine Mind Map? Siehe<br />
Kapitel: Öffentlichkeit<br />
und Projekt
5<br />
Von der Idee zum Antrag | Ideen bekommen eine Form: Projektantrag<br />
Schreiben: Verfassen, korrigieren, kalkulieren, überprüfen im Team<br />
So zahlreich wie die Fördermöglichkeiten für euer Projekt sind auch die Formulare, Inter-<br />
net-Masken oder Tabellen, die ihr bei der Antragstellung nutzen werdet. Wenn es auch<br />
keine allgemeingültige Regel gibt, wie diese ausgefüllt werden sollen, braucht ihr euch von<br />
all diesem jedoch nicht abschrecken lassen. Denn der Antrag ist nicht nur ein formaler<br />
Zwang, er hilft auch, euch über eure eigenen Ziele klar zu werden, und den Verlauf des<br />
Projekts konkret zu planen.<br />
Für das Schreiben eines Antrags selbst benötigt ihr Zeit und Ruhe. Hastig herunterge-<br />
schriebene, fehlerhafte und lückenhafte Anträge haben meistens keine Aussicht auf Erfolg.<br />
Ganz nutzlos ist es in der Regel, Anträge mit fehlenden Unterlagen oder erst nach Ende<br />
einer Ausschreibungsfrist einzureichen. Eure Chancen erhöhen könnt ihr hingegen, wenn<br />
ihr die wirklich sehr wichtigen drei Punkte beachtet: Teamarbeit, Korrekturlesen durch<br />
Dritte, Prüfung der Finanzkalkulation durch Experten.<br />
Teamarbeit<br />
Oft stellen mehrere Leute zusammen einen Projektantrag. Aber wie funktioniert das<br />
Schreiben im Team? Eine Sache ist klar: Man kann nicht zu dritt oder zu viert vor dem<br />
Computer sitzen und zusammen formulieren. Wichtig ist, dass sich alle Teammitglieder<br />
über die Konzeption des Projekts – das Gerüst sozusagen – einig sind. Dann können die<br />
Aufgaben, die mit dem Antrag zusammenhängen, verteilt werden. Schreibbegabte verfassen<br />
die Antragsprosa, während die, die gern rechnen, den Kostenplan erstellen und wiederum<br />
andere Korrekturlesen und den Überblick behalten. Eine Aufgabenverteilung ist auch des-<br />
wegen sinnvoll, weil dann jeder für den Erfolg des Antrags verantwortlich ist.<br />
Korrekturlesen durch Dritte<br />
Der „Korrektor“ sollte in erster Linie auf inhaltliche, Rechtschreib- und Grammatikfehler<br />
achten, dabei aber Formalia nicht aus dem Blick verlieren. Viele denken, dass zahlreiche<br />
Überschriften das Lesen erleichtern, dass fett hervorgehobene Wörter als Schlüsselbegriffe<br />
ins Auge springen und dass Hervorhebungen immer gut sind. Das stimmt nur teilweise,<br />
denn eine Überformatierung kann die Lesefreundlichkeit eines Textes stark beeinträchti-<br />
gen. Darum lautet das Motto beim Formatieren: So viel wie nötig und so wenig wie möglich.<br />
Völlig umsonst ist es auch, auffallend kleine Schriften zu wählen, um zu lange Texte auf die<br />
vorgegebene Seitenzahl zu quetschen. Dort gilt die Devise: Knapp und verständlich ausdrü-<br />
cken, alles Überflüssige streichen. Das wird eurem Projekt zugute kommen, weil z.B. eine<br />
Jury wenig Zeit hat und sich schnell einen Überblick über das Projekt verschaffen möchte.<br />
Wenn ihr ein Projekt allein macht, könnt ihr Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder<br />
bitten, euren Antrag Korrektur zu lesen.
6<br />
Von der Idee zum Antrag | Ideen bekommen eine Form: Projektantrag<br />
Prüfung der Finanzkalkulation durch Experten<br />
Bei internationalen Projekten kann es vorkommen, dass die Antragsteller wenig über die<br />
Preise in anderen Ländern wissen. In diesem Fall ist es sinnvoll, euch übers Internet zu<br />
informieren, Angebote einzuholen und vor allem jemanden aus dem Land zu haben, dem ihr<br />
euren Kostenplan zur Überprüfung vorlegen könnt. Wichtig ist, dass euer Kostenplan realis-<br />
tisch ist.<br />
Die Form des Antrags<br />
Wie ihr den Antrag schreibt, hängt von den Vorgaben und Formularen der geldgebenden<br />
Institution ab. In der Regel werdet ihr Unterlagen finden, die ihr am Computer ausfüllen<br />
müsst. Besonders bei Finanzkalkulationen ist es unter Umständen wichtig, dass ihr mit<br />
Kalkulationsprogrammen wie Microsoft Excel arbeiten könnt. Keine Panik, wenn ihr damit<br />
selbst nicht vertraut seid! In eurem Freundeskreis oder in der Organisation, in der ihr euch<br />
engagiert, findet sich sicher jemand, der dieses Programm kennt.<br />
Die Form spielt – neben dem Inhalt – besonders bei Stiftungen und europäischen Instituti-<br />
onen eine entscheidende Rolle. Deshalb stellen sie euch zumeist auch standardisierte Vor-<br />
lagen und Tabellen zur Verfügung, die bei der Antragstellung auszufüllen sind. Manche An-<br />
träge lassen vielleicht auch Raum für eine kreative Projektbeschreibung, vielleicht sogar für<br />
eine Collage oder einen kurzen Film. Wo es angebracht ist, könnt ihr diesen sicherlich gut<br />
nutzen.<br />
Außerdem ist es in manchen Fällen hilfreich, Materialien aus anderen Projekten oder sons-<br />
tige Referenzen beizulegen. Hier kommt es auf eure Auswahl an: Viel ist nicht unbedingt<br />
besser. Manche Auswahlkommissionen haben mehrere hundert Anträge zu bearbeiten. Da<br />
kann es entscheidend sein, dass ihr euch bei euren Texten, Informationen und Unterlagen<br />
auf das Wesentliche konzentriert.<br />
Alle eure Unterlagen stellt ihr am Ende zusammen, überprüft noch einmal, ob alles ver-<br />
ständlich und fehlerfrei ist und … ab geht die Post oder Email.
7<br />
Von der Idee zum Antrag | Was gehört in einen Projektantrag?<br />
> 7.2 Was gehört in einen Projektantrag?<br />
Obwohl Anträge auf ähnlichen Prinzipien basieren, ist jeder Antrag anders. Lest euch die<br />
Ausschreibungen der Organisationen, Stiftungen, Unternehmen oder sonstiger potentieller<br />
Unterstützer sorgfältig durch und fragt direkt nach, wenn ihr euch nicht sicher seid. Nur so<br />
werdet ihr genau die Informationen und Unterlagen zusammenstellen, die eine Jury für ihre<br />
Entscheidung braucht.<br />
Zu den wichtigsten Bestandteilen eines Antrags zählen in der Regel:<br />
> Informationen zum Antragsteller<br />
> eine ausführliche Projektbeschreibung<br />
> eine Finanzkalkulation<br />
> ein Projekt- und Zeitplan<br />
Informationen zum Antragsteller<br />
Das Datenblatt über den Antragsteller ist in vielen Fällen ganz einfach auszufüllen: Hier<br />
müsst ihr nur euren Namen, eure Adresse und andere Kontaktmöglichkeiten angeben.<br />
Es kann jedoch auch vorkommen, dass ein Projektantrag nicht von einer Privatperson, son-<br />
dern nur von einer registrierten Organisation oder sogar nur von mehreren Institutionen<br />
gemeinsam gestellt wird. In diesem Fall müsst ihr auch die wichtigsten Daten der Organisa-<br />
tion(en) eintragen, oft auch mit Angaben zu den Personen, die sie offiziell vertreten (Vor-<br />
stand, Geschäftsführung). Manchmal muss man dem Antrag auch formale Nachweise beile-<br />
gen, wie einen Auszug aus einem Vereinsregister, einen Nachweis vom Finanzamt bzw. von<br />
einer Bank oder eine notarielle Beurkundung.<br />
Gerade in solchen Fällen ist es sinnvoll, euch frühzeitig um die Urkunden zu kümmern, da-<br />
mit alle Dokumente rechtzeitig vorliegen.
8<br />
Von der Idee zum Antrag | Was gehört in einen Projektantrag?<br />
Projektbeschreibung<br />
Die Projektbeschreibung ist der ausführlichste Teil des Antrags, in dem, manchmal auch<br />
unterstützend mit Tabellen und anschaulichen Beispielen, das Konzept beschrieben wird<br />
(Was wollt ihr mit dem Projekt erreichen und was wollt ihr bei dem Projekt genau ma-<br />
chen?). Hierzu gehört in der Regel eine Beschreibung der Ausgangslage: (Welche Situation<br />
interessiert euch? Welche Fragestellung möchtet ihr angehen?), die Definition von Zielen<br />
(Was soll konkret erreicht werden?) und von Zielgruppen (Mit wem soll das erreicht wer-<br />
den?), sowie die Beschreibung der Vorgehensweise und der Methoden und Instrumente,<br />
die bei eurem Projekt eingesetzt werden sollen (Wie soll das erreicht werden?).<br />
Kostenplan: Kalkulation nach Kostenarten<br />
Der Kosten- und Finanzplan ist das rechnerische Herz eines Projektantrags. Wenn ihr Geld<br />
für die Realisierung eines Projektes wollt, müsst ihr demjenigen, von dem ihr dieses Geld<br />
erhalten wollt, möglichst detailliert darlegen, wie hoch die Kosten sind und wie sie gedeckt<br />
werden sollen. Dazu tragt ihr zuerst alle kalkulierten Kosten in eine Tabelle ein. Die Tabel-<br />
lenspalte 2 aus dem untenstehenden Beispiel enthält die Gesamtkosten.<br />
In den weiteren Spalten wird aufgelistet, wie diese Kosten gedeckt werden sollen: durch<br />
Mittel, die euch selbst zur Verfügung stehen bzw. durch Beträge, die euch gar nicht be-<br />
rechnet werden, durch Mittel, die ihr von anderen erhaltet, oder eben durch die beantragte<br />
Förderung. Hierfür gibt es verschiedene Fachwörter, die von Antrag zu Antrag variieren<br />
können. Auch die Aufteilung und Bezeichnung der Spalten ist natürlich nicht fest vorgege-<br />
ben – die folgende Tabelle ist nur ein Beispiel:<br />
Beispiel für einen Kosten- und Finanzierungsplan für ein Seminar<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Kostenart Gesamtkosten Eigenmittel<br />
Sachkosten .<br />
1. Reisekos-<br />
ten.<br />
2. Unterkunft 1.100,00<br />
3. Verpfle-<br />
gung<br />
(z.B. Veran-<br />
stalter,Teil- nehmer)<br />
Geldwerte<br />
Leistungen<br />
Drittmittel<br />
(anderweitig<br />
beantragt /<br />
bewilligt)<br />
Beantragte<br />
Mittel (bei<br />
der Antrags-<br />
Stiftung)<br />
2.650,00 550,00 2.100,00<br />
300,00 800,00<br />
950,00 350,00 600,00<br />
4. Raummiete 350,00 350,00<br />
Was gehört in<br />
eine Projektbeschrei-<br />
bung? Siehe Kapitel:<br />
Öffentlichkeit und<br />
Projekt
9<br />
Von der Idee zum Antrag | Was gehört in einen Projektantrag?<br />
> Eigenmittel (Spalte 3): Die Kosten werden von euch oder von eurem Team selbst getra-<br />
gen: zum Beispiel indem ihr eure Reisekosten zu einem Seminar selbst bezahlt.<br />
> Geldwerte Leistungen (Spalte 4): Alles, was ihr umsonst nutzen könnt, zum Beispiel<br />
einen Raum, ein Kopier- oder ein Faxgerät. Da es sich dabei um eine Unterstützung für<br />
das Projekt handelt, kann der Gegenwert einer solchen Leistung geschätzt und als Bei-<br />
trag in den Kosten- und Finanzplan eingetragen werden: Beispielsweise als Raummiete,<br />
die man ansonsten zahlen müsste.<br />
> Drittmittel (Spalte 5): Kosten, die von anderen Personen oder anderen Organisationen<br />
getragen werden; zum Beispiel eine Förderung oder eine Zuwendung einer anderen Stif-<br />
tung.<br />
> Beantragte Mittel (Spalte 6): Die Kosten, die ihr mit dem Geld bezahlen wollt, das ihr<br />
bei der Organisation beantragt.<br />
> Gesamtkosten (Spalte 2): Ihr könnt mathematisch überprüfen, ob ihr alles richtig ge-<br />
rechnet habt: Die Summe der Spalten 3 bis 6 muss die Gesamtsumme (Spalte 2) erge-<br />
ben.<br />
> Wichtig: Ihr benötigt genau so viele Mittel, wie ihr ausgeben werdet.<br />
Die Organisationen, bei denen ihr einen Antrag stellt, können bestimmte Regeln für die<br />
Übernahme von Kosten haben, die ihr schon bei der Antragsstellung beachten müsst. Zum<br />
Beispiel, dass nur ein Teil der Gesamtkosten (etwa ⅓ oder ½) oder aber nur die Kosten für<br />
eine bestimmte Zielgruppe gefördert werden können. Oder dass ein bestimmter Prozent-<br />
satz der Gesamtkosten aus Eigenmitteln finanziert werden muss. Es kann auch sein, dass<br />
die Kosten bestimmten Kostenarten zugeordnet werden müssen, für die unterschiedliche<br />
Bedingungen gelten. In unserem Beispiel oben seht ihr in der linken Spalte einige Kostenar-<br />
ten (Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung, Raummiete …), für die die kalkulierten Kosten<br />
sowie die geplante Finanzierung einzeln berechnet und in die Tabelle eingetragen werden<br />
müssen.<br />
Vielleicht habt ihr bei euren Erkundungen im Vorfeld auch gehört, dass nur ein bestimmter<br />
Maximalbetrag zur Unterstützung eures Projektes zur Verfügung stehen wird (z.B. höchs-<br />
tens 1000 €). Entsprechend werdet ihr in eurem Kosten- und Finanzierungsplan einzelne<br />
Positionen hin und her schieben müssen, bis alles passt.<br />
Wichtig ist vor allem, dass ihr wahrheitsgemäß und realistisch bleibt. Solltet ihr schließlich<br />
die erhoffte Projektunterstützung bekommen, ist der Kosten- und Finanzierungsplan in der<br />
Regel die Grundlage für die Verwendung der Mittel und für die spätere Abrechnung. Gefähr-<br />
lich ist es, wenn euer Projekt auf einem utopischen Kostenplan begründet ist, denn dann<br />
werden bei allen weiteren Schritten und vor allem bei der Abrechnung immer wieder Prob-<br />
leme auftauchen.
10 Von der Idee zum Antrag | Was gehört in einen Projektantrag?<br />
Meistens wird euch aber eine gewisse Flexibilität eingeräumt und ihr könnt einzelne finan-<br />
zielle Posten noch verändern, wenn etwa die Reisetickets für eine Gruppe teurer werden<br />
und dafür weniger Druckkosten anfallen. Diese Flexibilität hat aber immer ihre Grenzen und<br />
ist oft an die Regel gebunden, dass Veränderungen ab einer bestimmten Größe vorher be-<br />
antragt und genehmigt werden müssen.<br />
Projekt- und Zeitplan<br />
Eine detaillierte Übersicht über die im Projekt anfallenden Aufgaben sowie die Planung,<br />
wann die einzelnen Aufgaben von wem erfüllt werden sollen, ist in der frühen Phase des<br />
Projektantrags ebenfalls nicht immer ganz einfach zu erstellen. Außerdem wird sich dieser<br />
Plan ständig verändern, auch nach der Abgabe des Antrags. Bei manchen Anträgen muss<br />
nur eine grobe Zeitplanung angegeben werden, andere Förderer wollen jedoch auch schon<br />
einen ausführlichen Plan mit sogenannten „Meilensteinen“ – Etappenzielen -sehen.<br />
Soweit ihr die Aufstellung zusammen mit dem Antrag einreichen müsst, zeigt ihr der Orga-<br />
nisation, bei der ihr den Antrag stellt, wie realistisch eure Planung ist. Im weiteren Projekt-<br />
verlauf wird in der Regel niemand von euch verlangen, dass der ursprüngliche Plan unver-<br />
ändert bleibt. Ihr könnt die Kärtchen je nach Bedarf umsetzen oder die Eintragungen in<br />
eurer Tabelle verändern. Nur müsst ihr dabei den Überblick behalten, damit die Projektziele<br />
innerhalb der angegebenen Zeit erreicht werden – denn das wird euren Unterstützer am<br />
Ende wieder interessieren.<br />
Zu Meilensteinen<br />
und Zeitplanung<br />
siehe Kapitel: Zeit-<br />
management
8. Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
8.1 Projektantrag schreiben……………………….3<br />
Bestandteile des Antrags<br />
8.2 Kosten- und Finanzierungsplan……………15<br />
Kostenplanung und Kalkulation<br />
8.3 Vom Antrag zur Förderung………………….19<br />
Der Weg von der Idee zur Fördervereinbarung<br />
8.4 Förderbedingungen…………………………….21<br />
Förderungsgrundsätze<br />
8.5 Perspektiven für <strong>Kolleg</strong>iaten und ihre<br />
Projektideen……………………………………………25<br />
Wie es weitergehen kann – auch ohne Projekt-<br />
förderung
3<br />
Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
> 8.1 Projektantrag schreiben<br />
Wie bei fast allen Organisationen und Stiftungen verwenden wir auch im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong> eine eigene Vorlage für Projektanträge. Sie hat zwei Bestandteile, die ihr beide beim<br />
Sommerseminar als Word-Datei von den Seminarleitern erhaltet:<br />
> der Antrag auf Projektförderung<br />
> die dazu gehörende Anlage „Kosten- und Finanzierungsplan“.<br />
Einige grundsätzliche Tipps zur Vorbereitung und zum Verfassen eines Projektantrags findet<br />
ihr im vorherigen Kapitel des <strong>Projektleitfaden</strong>s. Mit den Seminarleitern habt ihr während<br />
des Sommerseminars auch schon einige Schritte zur Ausarbeitung eurer Projektidee und<br />
damit zur Vorbereitung des Antrags unternommen.<br />
Die folgenden Seiten konzentrieren sich auf konkrete Erläuterungen zum Antrag im Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Beachtet insbesondere die unterstützenden Leitfragen in kursiver Schrift<br />
sowie die verschiedenen Beispiele zu den insgesamt neun Abschnitten des Projektantrags:<br />
1) Angaben zum Antragssteller<br />
2) Projekttitel<br />
3) Beantragte Projektmittel<br />
4) Projektziele und -methoden<br />
5) Projektbeschreibung<br />
6) Zeitliche Planung<br />
7) Öffentlichkeitsarbeit<br />
8) Kooperationspartner<br />
9) Unterschrift
4<br />
Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
1. Angaben zum Antragsteller<br />
Punkt 1.1 - Projektverantwortlicher <strong>Kolleg</strong>iat<br />
Wenn ihr euer Projekt mit mehreren <strong>Kolleg</strong>iaten zusammen im Team durchführt, müssen<br />
hier nur von einem von euch die Angaben zur Person eingetragen werden. Unter seinem<br />
Namen wird das Projekt in der internen Verwaltung geführt. Außerdem ist er für alle Ab-<br />
sprachen hinsichtlich der Projektförderung und damit auch bei Fragen zur Einhaltung der<br />
Förderbedingungen der erste Ansprechpartner des <strong>Kolleg</strong>s.<br />
Bitte achtet bei allen Angaben darauf, dass eure Kontaktdaten wie E-Mail-Adresse und Tele-<br />
fonnummer aktuell sind. Änderungen bitte unbedingt bekannt geben, sonst können wir<br />
euch im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> bei Fragen und Absprachen nicht erreichen.<br />
Punkt 1.2 - Weitere im Projekt mitwirkende <strong>Kolleg</strong>iaten<br />
Natürlich sind alle anderen <strong>Kolleg</strong>iaten im Team, deren Namen und Kontaktdaten hier ein-<br />
getragen werden, für die Vorbereitung und Durchführung des Projekts ebenso verantwort-<br />
lich wie der „projektverantwortliche <strong>Kolleg</strong>iat“. Vor Ort in euren Teams sowie in der Außen-<br />
darstellung durch das <strong>Kolleg</strong> (zum Beispiel auf der Internet-Seite) nehmen alle den gleichen<br />
Rang ein. Wer sein Projekt ohne weitere <strong>Kolleg</strong>iaten durchführt, lässt diesen Punkt ohne<br />
Eintrag.<br />
Punkt 1.3 - Weitere im Projekt mitwirkende Personen<br />
Hier tragt ihr Namen und Kontaktdaten aller weiteren zu eurem Team vor Ort gehörenden<br />
Freunde und Bekannte ein. Natürlich kann sich die Zusammensetzung eures Teams im Ver-<br />
lauf des Projekts verändern. Solche Änderungen solltet ihr bis zum Projektetreffen im<br />
Herbst in euren Antrag übernehmen, und nach dem Projektetreffen euren Mentoren aus<br />
dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> mitteilen.<br />
2. Projekttitel<br />
Die begeisternde Idee eures Projekts sollte sich unbedingt in einem guten Titel nieder-<br />
schlagen. Er vermittelt anderen den ersten Eindruck von eurem Vorhaben: denjenigen, die<br />
über eine Förderung beraten und entscheiden, denjenigen, die ihr als Partner oder als Teil-<br />
nehmer gewinnen wollt, möglichen Sponsoren oder Unterstützern sowie denjenigen, die ihr<br />
durch Werbung und in den Medien auf das Projekt aufmerksam machen wollt oder die euch<br />
auf der Internet-Seite des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s entdecken sollen. Spart daher nicht an<br />
Kreativität und Zeit, macht ruhig mehrere Versuche und stellt die Ergebnisse den anderen<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten und den Seminarleitern vor. Was ist ihre Reaktion? Was assoziieren sie mit den<br />
Titelvorschlägen? Wenn ihr wollt, könnt ihr auch einen mehrsprachigen Projekttitel wählen;<br />
die deutsche Sprache sollte aber im Vordergrund stehen. Und wie so oft gilt besonders<br />
auch beim Titel: Haltet euch kurz!<br />
Was sind die Förder-<br />
bedingungen? Siehe<br />
Unterkapitel: 8.4
5<br />
Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
3. Beantragte Projektmittel<br />
Hier müsst ihr nur eine einzige Zahl aus eurem Kosten- und Finanzierungsplan (in der Anla-<br />
ge) eintragen: Wie hoch ist die Summe, die ihr beim <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> als Förderung für<br />
euer Projekt beantragt? In der Tabelle steht diese Zahl in der untersten Zeile („Projektkos-<br />
ten gesamt“) in Spalte 5 („beim <strong>Kolleg</strong> beantragte Projektmittel“).<br />
4. Projektziele und -methoden<br />
Dieser Abschnitt ist das Herzstück eures Antrags, der diejenigen am meisten interessiert,<br />
die ihr von eurem Projekt überzeugen wollt. Ihr gebt Auskunft über die Ziele, die ihr durch<br />
euer Projekt erreichen möchtet, darüber, mit welchen Personen und mit welchen Mitteln<br />
ihr sie erreichen möchtet. Eure Vorbereitung – unter anderem durch Beratungsgespräche<br />
mit Seminarleitern und <strong>Kolleg</strong>iaten sowie die Arbeit mit Checklisten – sollte besonders<br />
sorgfältig sein.<br />
Damit ihr eure Ziele so konkret wie möglich beschreiben könnt, ist es hilfreich, zwischen<br />
gesellschaftlichen und persönlichen Zielen zu unterscheiden. In der Regel werdet ihr meh-<br />
rere einzelne Ziele formulieren können, bei dem einen Projekt mehr gesellschaftliche, bei<br />
dem anderen mehr persönliche. Eine festgelegte Anzahl von Zielen gibt es ohnehin nicht.<br />
Gerade bei einem Projekt im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> macht es letztlich die Mischung aus<br />
beiden Ebenen.<br />
Punkt 4.1 - Konkrete gesellschaftliche Ziele<br />
Gesellschaftliche Ziele sind Aspekte, die die Umgebung eures Projektes betreffen, die Men-<br />
schen an eurer Universität, in eurer Stadt, in einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe<br />
etc., oder die Teilnehmer an dem Projekt, diejenigen Menschen, die darüber informiert<br />
werden, die mit bestimmten Ergebnissen konfrontiert werden.<br />
Punkt 4.2 - Konkrete persönliche Ziele<br />
Persönliche (Lern)Ziele sind diejenigen Aspekte, die euch direkt berühren, was ihr selbst<br />
bei der Durchführung des Projektes erfahren und lernen wollt. Wenn ihr ein Projekt im<br />
Team mit mehreren <strong>Kolleg</strong>iaten durchführt, ist es möglich, dass ihr auch sehr unterschiedli-<br />
che persönliche Ziele habt. Ihr solltet sie ruhig alle aufführen.<br />
Zu jedem einzelnen Ziel gehören im Antrag zwei unterschiedliche Überlegungen – die Be-<br />
schreibung des Zieles sowie die Frage, woran ihr merkt, dass ihr euer Ziel erreicht habt…<br />
Diese Unterscheidung hilft, dass ihr nicht mit zu vielen und möglicherweise unklaren Zielen<br />
arbeitet, von denen ihr im Projektverlauf nicht genau sagen könnt, ob und wie sie erreicht<br />
werden. Wenn ihr diese Frage von Anfang an beantwortet, werdet ihr selbst merken, ob<br />
eure Ziele realistisch sind. Die Verbindung der Ziele mit ihrer Überprüfung ermöglicht den<br />
richtigen Umgang mit den gewählten Zielen: Zu jedem Zeitpunkt im Projekt – inklusive der<br />
abschließenden Auswertung – könnt ihr sagen, ob ein konkretes Ziel erreicht wird / wurde<br />
und weshalb das eine oder andere vielleicht nicht erreicht werden kann beziehungsweise<br />
was noch zu tun ist, damit es noch erreicht wird.
6<br />
Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
Eine wirksame Kontrolle ist es, wenn ihr für jeden Eintrag überprüft, ob er eine Antwort auf<br />
diese Fragen geben kann:<br />
> Beschreibung des Ziels: Was ist das konkrete Ziel, was genau möchtet ihr durch das Pro-<br />
jekt für eure Umgebung erreichen / für euch persönlich lernen?<br />
> Überprüfung des Ziels: Welche Wirkungen erwartet ihr bei eurem Projekt? Wie könnt ihr –<br />
möglichst entlang von harten Fakten, die in Form von Mengenangaben oder ähnlichem<br />
messbar sind – prüfen, ob und wie dieses Ziel erreicht wird?<br />
4.1 Konkrete gesellschaftliche Ziele des Projekts<br />
Beschreibung Ziel A (Stichpunkte)<br />
> Austausch zwischen rumänischen und Roma-Jugendlichen in Bukarest<br />
Woran merkst du, dass du dein Ziel erreicht hast? (Stichpunkte)<br />
> jeweils 8 Jugendliche aus jeder Gruppe haben sich über zwei Monate mindestens drei<br />
Mal zu gemeinsamen Sport-, Spiel- und Gesprächsveranstaltungen getroffen<br />
> nach dem zweiten Treffen haben die Gruppen begonnen, sich in Pausen etc. zu mischen<br />
> die Jugendlichen beginnen nach zwei Monaten, selbst weitere Begegnungen und Treffen<br />
zu planen und zu verabreden<br />
4.2 Konkrete persönliche Ziele<br />
Beschreibung Ziel B (Stichpunkte)<br />
> sicheres Auftreten im interkulturellen Austausch mit den Jugendlichen<br />
Woran merkst du, dass du dein Ziel erreicht hast? (Stichpunkte)<br />
> Ich hatte mindestens je drei Begegnungen in Jugendclubs mit rumänischen und Roma-<br />
Jugendlichen und konnte je 8 Jugendliche für die Teilnahme an dem Projekt gewinnen<br />
> Ich habe nach Gesprächen über meine Erfahrungen mit Jugendclub-Leitern begonnen,<br />
Perspektiven für eine mögliche nächste Runde von Begegnungsveranstaltungen zu entwi-<br />
ckeln<br />
Beispiel für die Auflistung der Projektziele<br />
5. Projektbeschreibung<br />
Der Leser des Antrags möchte als nächstes so umfangreich wie nötig und so anschaulich<br />
wie möglich über den Hintergrund eures Projekts und seine wichtigsten Bestandteile in-<br />
formiert werden. Es handelt sich dabei um eine allgemeine Beschreibung der Situation vor<br />
Beginn des Projekts, zu seinem Verlauf sowie zum Ort der Durchführung. Detaillierte Anga-<br />
ben zu den Zielen, Methoden, zur Zeitplanung etc. werden erst weiter unten im Projektan-<br />
trag eingetragen, diese Angaben müsst ihr an dieser Stelle nicht wiederholen.<br />
Was gehört in eine<br />
Projektbeschreibung?<br />
Siehe Kapitel: Öffentlich-<br />
keit und Projekt
7<br />
Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
Punkt 5.1 - Ausgangslage des Projektes<br />
Jede Projektidee hat ihren Anfang in der Beobachtung eurer Umgebung: Welche Situation ist<br />
euch aufgefallen, an der ihr etwas bewirken oder verändern möchtet? Was hat euch zu dieser<br />
Projektidee motiviert? Natürlich muss es sich dabei nicht unbedingt um ein Problem han-<br />
deln: Vielleicht gibt es ja auch eine positive Entwicklung, die ihr durch das Projekt unter-<br />
stützen möchtet. Oder der derzeitige Zustand wird von euch neutral bewertet, ihr seht aber<br />
Potential für eine fortschrittliche Weiterentwicklung.<br />
Interessant und hilfreich ist eure Beschreibung der Ausgangslage, wenn ihr persönliche<br />
Eindrücke („Mir ist aufgefallen, dass …“) auch mit objektiven Feststellungen („Untersu-<br />
chungen haben gezeigt …“ etc.) verbinden könnt.<br />
Punkt 5.2 - Projektverlauf<br />
Dieser Text soll zwei Merkmale erfüllen: Einerseits knapp, andererseits aber auch möglichst<br />
informativ sein. Es geht darum, in drei bis fünf Sätzen den gesamten geplanten Ablauf eu-<br />
res Projekts zusammenzufassen und eine Antwort auf die Frage geben zu können: Was wollt<br />
ihr in eurem Projekt machen? Welches Vorgehen plant ihr dabei ein, welche besonderen Merk-<br />
male, welche Etappen?<br />
Diese Beschreibung des Kontextes ist notwendig, um anschließend eure detaillierte Auflis-<br />
tung der Ziele und Methoden zu verstehen. Daher solltet ihr die Beschreibung nach Fertig-<br />
stellung des fünften Punkts (Projektziele und -methoden) noch einmal durchlesen und ü-<br />
berlegen, ob eine Person, die euer Projekt kennenlernen möchte, alle Zusammenhänge<br />
verstehen kann.<br />
Punkt 5.3 - Zielgruppe(n)<br />
Zur Zielformulierung gehört auch die Überlegung, wen genau ihr mit eurem Projekt errei-<br />
chen möchtet: Wer sind die Menschen, die als Teilnehmer oder Besucher bei eurem Projekt<br />
eingebunden werden sollen? Wie werden sie ausgesucht? Wie alt sind sie? Wo wohnen sie?<br />
Welche Sprachen sprechen sie? Was charakterisiert diese Gruppen (im Zusammenhang mit<br />
eurem Projekt)? Was wissen sie schon über das Thema, was ist interessant für sie? Welche<br />
(gemeinsamen) Interessen haben sie? Wer sind zudem die Menschen, die von eurem Projekt<br />
und seinen Ergebnissen erfahren sollen?<br />
Jedes Projekt kann eine oder auch mehrere Zielgruppen haben. Es hilft euch, schon zu<br />
Beginn des Projekts genau über die Zielgruppen nachzudenken, damit ihr einfacher um<br />
Mitstreiter, Teilnehmer und Unterstützer werben könnt und euch darauf einstellen könnt,<br />
was bei ihnen ankommt. Dadurch wird es euch besser gelingen, das Projekt öffentlichwirk-<br />
sam durchzuführen.
8<br />
Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
5.3 5.3 5.3 Zielgruppe( Zielgruppe(n) Zielgruppe( n) des des Projektes Projektes (Stichpunkte)<br />
(Stichpunkte)<br />
> Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen an den Hochschulen in Novi Sad, 17-25<br />
Jahre, mit ersten Kenntnissen über Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen, keine be-<br />
stimmten Sprachkenntnisse; Ausschreibung und Bewerbung für die Teilnahme am Plan-<br />
spiel „Ökologie“; 15 Teilnehmer werden von dem Projekt-Team zusammen mit zwei NGO-<br />
Vertretern ausgesucht<br />
> Vertreter von Umwelt-NGOs in Novi Sad bzw. Serbien mit Interesse an intensiver Ju-<br />
gendarbeit; motiviert zu Diskussionen am Runden Tisch mit Jugendlichen und der öffent-<br />
lichen Verwaltung; sie werden von den Teilnehmern selbst recherchiert und zur zweiten<br />
Projektstufe (Präsentation) eingeladen<br />
> Vertreter der öffentlichen Verwaltung in Novi Sad (Stadt/ Provinz), die für Fragen des<br />
Umwelt- und Naturschutzes zuständig sind; sie werden von den Teilnehmern selbst re-<br />
cherchiert und zur zweiten Projektstufe (Präsentation) eingeladen<br />
> Öffentlichkeit in Novi Sad (ca. 300.000 Einwohner), die durch Medienberichte über die<br />
Präsentation konkrete Hinweise zum Umwelt- und Naturschutz erhalten soll<br />
Beispiel für die Auflistung der Zielgruppen des Projektes<br />
Punkt 5.4 - Projektmethoden<br />
Zum Abschluss dieses ausführlichen Punktes werdet ihr danach gefragt, mit welchen Mit-<br />
teln ihr eure Ziele erreichen wollt: Welche Methoden führt ihr im Einzelnen durch, um die<br />
geplanten Projektziele zu erreichen?<br />
> Das können bestimmte Veranstaltungen sein wie Seminare, Rundtischgespräche, Plan-<br />
spiele, Präsentationen …<br />
> Ein Radioworkshop, das Verfassen eines Drehbuches, Aufnahme und Präsentation eines<br />
Films (eines Hörbuches, eines Hörspiels), die Konzeption eines Theaterstücks, sein Ein-<br />
studieren und eine Aufführung, die Erstellung einer Internet-Seite …<br />
> Spiele, ein Wettkampf, ein Wettbewerb, ein Austausch, ein Fest, ein Festival …<br />
> Eine Exkursion an einen bestimmten Ort, eine Aktion auf einem öffentlichen Platz, Stra-<br />
ßentheater, ein Flohmarkt, eine Stadtrallye, eine Müllsammelaktion, ein Sportereignis …<br />
> Ein Gespräch mit ausgewählten Personen, eine Debatte im kleineren oder größeren<br />
Kreis, ein öffentliches Streitgespräch, eine Begegnung zwischen unterschiedlichen<br />
Gruppen, der Besuch einer Organisation, eines Betriebs …<br />
> Die Schaffung eines Kunstwerks, einer Collage, einer Zeitung, eines Kochbuchs, oder die<br />
Umnutzung eines Gebrauchsgegenstands …<br />
> Und noch vieles andere mehr.
9<br />
Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
Natürlich können mehrere Methoden in einem Projekt verknüpft werden. Es ist jedoch rat-<br />
sam, nicht zu viele unterschiedliche große Aktionen bei einem Projekt zu planen, da es<br />
sonst sehr komplex und der Überblick schwieriger wird, ob ihr das Projektziel erreichen<br />
werdet. Außerdem solltet ihr immer wieder überprüfen, ob die einzelnen Methoden zu den<br />
Zielgruppen passen. Verwaltungsmenschen werden vermutlich wenig Interesse daran ha-<br />
ben, Baumwoll-Taschen zu bedrucken wie auch bestimmte Seminarformen für jüngere<br />
Schüler nicht geeignet sind...<br />
5.4 5.4 Projektmethode(n) Projektmethode(n) Projektmethode(n) (Stichworte)<br />
(Stichworte)<br />
> Länderabende (Kochen, Kultur, Film, Gespräch) zum gegenseitigen Kennenlernen der<br />
Teilnehmergruppen aus Zentralasien, dem Kaukasus, Russland, dem Balkan und MOE<br />
> Sportliche Wettbewerbsveranstaltung mit mehreren Disziplinen mit Teams aus allen<br />
Regionen<br />
> thematische Diskussionen in regional gemischten Kleingruppen<br />
> Auswertung durch schriftliche Evaluation und Auswertungsgespräch im Seminarkreis<br />
Beispiel für die Auflistung geplanter Projektmethoden<br />
Punkt 5.5 - Projektort<br />
Wo werdet ihr das Projekt durchführen? An welchem Ort, in welcher Stadt/Gemeinde, in wel-<br />
chem Land? Bei Projekten an mehreren Orten solltet ihr auch angeben, welche Teile wo<br />
stattfinden sollen. Soweit es zum Verständnis des Antrags hilft, könnt ihr hinzufügen, in<br />
welcher Institution (zum Beispiel an welcher Universität oder in welchem Jugendclub) Tref-<br />
fen, Workshops, Seminare oder andere Aktionen durchgeführt werden.
10 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
6. Zeitliche Planung<br />
Bei Antragstellung müsst ihr euch bereits überlegen, wie viel Zeit für die einzelnen Schritte<br />
eures Projekts notwendig ist. Wichtig ist dabei: Nicht nur das Projekt selbst braucht Zeit,<br />
auch über die Vorbereitungen und die abschließenden Arbeiten solltet ihr euch frühzeitig<br />
Gedanken machen. Am einfachsten ist es, euch das Projekt auf einer Zeitschiene vorzustel-<br />
len und euch die wichtigsten Meilensteine klarzumachen. Die drei großen Bestandteile<br />
eines jeden Projekts sind:<br />
> Projektvorbereitung:<br />
Nach Fertigstellung des Antrags plant ihr konkret, wie, mit wem und wann ihr eure Pro-<br />
jektidee umsetzen werdet. Dazu gehört, dass ihr Kooperationspartner ansprecht und mit<br />
ihnen und mit eurem Team konkrete Schritte vereinbart. Außerdem seid ihr damit be-<br />
schäftigt, Kontakt mit eurer Zielgruppe aufzunehmen, die Teilnehmer einzuladen, aus-<br />
zuwählen oder/und vorzubereiten. Ihr konzipiert eure Materialien für die Durchführung<br />
des Projekts und für die öffentlichkeitswirksame Darstellung. Bis ihr schließlich gut vor-<br />
bereitet seid auf den Tag, an dem euer Projekt beginnt.<br />
> Projektdurchführung:<br />
Die Stunden / der Tag / die Tage / die Wochen, an denen euer Projekt stattfindet. In den<br />
meisten Fällen werden sich die Aktivitäten über mehrere Einheiten hinziehen, die alle<br />
zusammen zur Projektdurchführung gehören.<br />
> Projektabschluss:<br />
Das Projekt ist zu Ende geführt, die Teilnehmer sind abgereist, ihr kennt die Ergebnisse<br />
und wertet sie aus. Nun dokumentiert ihr die wichtigsten Schritte und Resultate, ihr<br />
sammelt Veröffentlichungen und bedankt euch bei den Unterstützern und Partnern. Da-<br />
zu verfasst ihr den Abschlussbericht zum Verlauf und den Erfahrungen des Projekts und<br />
stellt die Finanzabrechnung fertig.<br />
Punkt 6.1 - Projektzeitraum – Wann findet dein Projekt statt?<br />
Hier müsst ihr den Zeitraum benennen, in dem ihr eurer Projekt durchführen werdet. Von<br />
wann bis wann dauert mein Seminar/mein Theaterworkshop/meine Ausstellung? Wenn ihr zum<br />
Beispiel die Daten für ein Seminar noch nicht genau festgelegt habt, reicht es, den Monat<br />
anzugeben, in dem das Seminar stattfindet, und die Dauer. Beachtet dabei, dass in dieser<br />
Zeit keine Prüfungszeit oder andere Ereignisse fallen, die euch die Arbeit am Projekt er-<br />
schweren können.<br />
Punkt 6.2 - Wann sind die wichtigen Meilensteine in der Vor- und Nachbereitung von deinem<br />
Projekt – Ausschreibung, Werbung, Teilnehmersuche, Deadline für Anmeldungen?<br />
An dieser Stelle solltet ihr eure wichtigsten Meilensteine eintragen, und euch schon Ge-<br />
danken machen, bis wann die einzelnen Aufgaben erledigt werden müssen. Außerdem soll-<br />
tet ihr euch fragen: Welche anderen Ereignisse fallen in diesen Zeitraum, die die Arbeit am<br />
Projekt beeinflussen können (Prüfungszeiten, Urlaubzeit, etc.) und wie kann das in der Planung<br />
berücksichtigt werden? Diese Infos könnt ihr im Feld „Bemerkungen“ eintragen.<br />
Was sind Meilen-<br />
steine? Siehe Kapitel:<br />
Zeitmanagement
Welche Instrumente<br />
zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
kann ich einsetzen? Siehe<br />
Kapitel: Öffentlichkeit und<br />
Projekt<br />
11 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
6.2 6.2 Meilensteine Meilensteine Meilensteine des des Projekts Projekts Theaterworkshop<br />
Theaterworkshop<br />
Meilenstein 1: von Oktober bis Dezember 2009<br />
> Suche nach einem Theaterraum für den Workshop, Suche nach einem Theatermenschen,<br />
der den Workshop mitleitet.<br />
Meilenstein 2: von Dezember 2009 bis Februar 2010 mit Unterbrechungen 15.12-25.01.<br />
wegen Neujahr und Uni-Prüfungen:<br />
> Teilnehmer-Ausschreibung bis 15.12., detaillierte Vorbereitung des Workshops im Febru-<br />
ar, Teilnehmerauswahl im Februar (Bewerbungsfrist: 15.02.2010)<br />
Meilenstein 3:<br />
> Kontakte knüpfen zu mehreren Freien Bühnen, wo das Stück am Ende des Workshops<br />
aufgeführt werden kann<br />
Meilenstein 4: vom 20. Mai bis 30. Mai 2010 nach den Maifeiertagen und meinem Auswärts-<br />
Praktikum<br />
> Projektabschluss<br />
Beispiel für einen Zeitplan<br />
Punkt 6.3 - Bereits durchgeführte Vorarbeiten für das Projekt<br />
Bei Antragstellung ist es zumindest noch interessant mitzuteilen: Welche einzelnen Schritte<br />
in der Projektvorbereitung sind bereits erfolgt? Zumeist handelt es sich dabei um die Zu-<br />
sammenstellung des Projektteams vor Ort, Recherchen von und Absprachen mit potentiel-<br />
len Projektpartnern. Oder um die Klärung einzelner Kostenpunkte sowie die Vorbereitung<br />
weiterer Anträge um Drittmittel für die Finanzierung des Projektes.<br />
In vielen Fällen ist es hilfreich, ergänzend zu dieser Planung einen detaillierten Zeitplan zu<br />
erstellen. Bei Antragstellung ist es dabei unter Umständen noch zu früh, die Planung kann<br />
auch erst im Verlauf der Vorbereitungsphase konkretisiert werden. Im weiteren Projektver-<br />
lauf solltet ihr sie dann regelmäßig überarbeiten. In einen solchen detaillierten Zeitplan<br />
wird nicht nur eingetragen, was wann zu tun ist, sondern auch was schon getan ist und was<br />
noch ansteht, sowie wer im Team dafür zuständig ist.<br />
7. Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit ist neben eurem Engagement die wichtigste Voraussetzung dafür,<br />
dass euer Projekt insgesamt wirken wird. Ohne den Schritt heraus aus dem eigenen Kreis<br />
zur Informierung und Einbeziehung Dritter bleibt jedes Projekt unvollständig.<br />
Für den Projektantrag müsst ihr bereits überlegen, wie ihr diesen Kontakt mit der Öffent-<br />
lichkeit gestalten wollt. Dabei stehen Details wie die Abstimmung des Textes eines Info-<br />
briefs, die Gestaltung eines Flyers, die Formatierung von Fotos, die Graphik einer Internet-<br />
Seite, der Ablauf einer Veranstaltung etc. noch im Hintergrund – an diese Fragen macht ihr<br />
euch später. Jetzt geht es vor allem darum, zu prüfen, welche dieser Instrumentarien ihr<br />
überhaupt einsetzen werdet: Welche Maßnahmen sind vorgesehen, durch die die Öffentlich-<br />
keit / ein breiteres Publikum von der Arbeit im Projekt und seinen Ergebnissen informiert wer-
12 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
den soll? Wie sollen die Teilnehmer oder Unterstützer gewonnen werden?<br />
> Im Werbebereich können das zum Beispiel sein: Flyer, Broschüren, eine ausführliche<br />
Projektbeschreibung auf einem Infoblatt, ein an eine bestimmte Zielgruppe gerichteter<br />
Brief oder eine (Aktions-)Postkarte; nicht zu vergessen Informationsmaterial für poten-<br />
tielle Teilnehmer oder Sponsoren …<br />
> Im Medienbereich: Pressemitteilungen, eine Pressekonferenz, Artikel in Zeitungen und<br />
Zeitschriften oder auch die Erstellung einer eigenen Veröffentlichung, Berichte für Radio<br />
und Fernsehen, die Erstellung und Aufführung eines eigenen Beitrags …<br />
> Elektronisch: Natürlich alle möglichen Varianten im Internet, als Blog und per Email-<br />
Newsletter …<br />
> Im Veranstaltungsbereich: eine Diskussionsrunde, ein Seminar oder ein Runder Tisch für<br />
eine bestimmte Zielgruppe, eine öffentliche (Ergebnis-) Präsentation wie Vorstellungen,<br />
Ausstellungen, Konzerte oder andere Events …<br />
> Öffentliche Aktionen: Straßentheater und andere interaktive Aktionen zur (spontanen)<br />
Einbeziehung der Öffentlichkeit, Demonstrationen, Aufkleber- oder Buttons-Aktionen …<br />
Überlegen müsst ihr dabei immer auch: Wie passen die Maßnahmen zu den einzelnen Ziel-<br />
gruppen, welcher Umfang, welcher Aufwand, welche Ressourcen sind jeweils notwendig? Und<br />
steht dieser Einsatz in Relation zur erwarteten Wirkung? Eine gute Öffentlichkeitsarbeit<br />
zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die Zielgruppe(n) möglichst direkt erreicht<br />
werden, dass sie sich angesprochen und motiviert fühlen und die für sie notwendigen In-<br />
formationen vermittelt bekommen. Oft ist es ratsam, eine Mischung aus mehreren Maß-<br />
nahmen vorzusehen. Bei den Ressourcen interessieren unter anderem die Zeit, die ihr zur<br />
Vorbereitung einer bestimmten Maßnahme braucht, das Geld, mit dem sie finanziert wird<br />
und die Personen, die zur Vorbereitung und Durchführung erforderlich sind.<br />
7.1 7.1 Welche Welche Öffentlichkeit, Öffentlichkeit, mit mit welchem welchem Ziel Ziel und und in in welcher welcher Form Form wird wird in in dein dein Projekt<br />
Projekt<br />
einb einbezogen einb zogen werden werden (Stichpunkte<br />
(Stichpunkte)<br />
(Stichpunkte<br />
> Ausschreibungs-Email an Jugendclubs in Warschau mit Einladung zur Bewerbung für die<br />
Teilnahme am Workshop (im November, nach abgeschlossener Recherche der Jugend-<br />
clubs)<br />
> Straßenaktion in Warschau mit Beiträgen aus den Mini-Projekten der Teilnehmer (15.<br />
April, 4 Stunden; in der Nähe öffentlicher Jugend-Treffpunkte, Anmeldung bei Polizei er-<br />
forderlich; Sponsor muss noch gefunden werden)<br />
> Flugblätter mit besonders ansprechenden Slogans der Workshop-Teilnehmer zum Vertei-<br />
len bei der Straßenaktion an Passanten (500 Stück, Erstellung durch zwei befreundete<br />
Grafiker, Verteilung durch Freiwillige im Projekt)<br />
> Pressemitteilung für Straßenaktion (12. April, ggf. Einladung zur Pressekonferenz am<br />
Ende des Seminars; nur möglich, wenn professionelle Beratung als Unterstützung gefun-<br />
den wird)<br />
Beispiel für die Auflistung geplanter Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit
13 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
8. Kooperationspartner<br />
Projekte brauchen Unterstützung vor Ort: Jemand stellt euch einen Raum zur Verfügung,<br />
jemand hilft euch beim Kontakt mit Teilnehmern, jemand berät euch bei der Erstellung von<br />
Flyern oder Postern, jemand wirbt für euer Projekt auf seiner Internet-Seite, jemand lädt<br />
euch ein zum Besuch seiner Organisation / seines Betriebs, jemand spendiert euch Geträn-<br />
ke und Brötchen für eine Veranstaltung, jemand stellt als Förderer oder Sponsor Geld zur<br />
Verfügung – Beispiele gibt es viele. Den genauen Bedarf müsst ihr euch frühzeitig überle-<br />
gen, denn manchmal dauert es seine Zeit, bis ein Kontakt gefunden und hergestellt ist.<br />
Oder es stellt sich heraus, dass noch andere Hilfe notwendig ist, wozu wieder andere Part-<br />
ner gefunden werden müssen.<br />
Ihr solltet angeben: Wer ist Kooperationspartner (Name, Organisation, Institution)? Was kann/<br />
wird er voraussichtlich beitragen? Was wurde schon abgesprochen, was muss noch abgespro-<br />
chen werden? Bitte listet alle Partner auf, die ihr zum Zeitpunkt der Antragsstellung schon<br />
gefunden habt oder die ihr noch für die Mitwirkung an eurem Projekt gewinnen möchtet.<br />
Das können Institutionen, Firmen oder auch Privatpersonen sein. Mitglieder eures Projekt-<br />
Teams gehören nicht in diese Aufzählung, sie habt ihr schon bei Punkt 1.2 und 1.3 einge-<br />
tragen.<br />
Zu den Beiträgen von Kooperationspartnern kann gehören, wenn eine Universität euch kos-<br />
tenlos einen Raum zur Verfügung stellt oder wenn ihr bei einer anderen Stiftung zusätzliche<br />
Projektmittel beantragen wollt. Um welchen Wert (wie viel Euro) es dabei jeweils genau<br />
geht, interessiert allerdings erst in der Tabelle des Kosten- und Finanzierungsplans:<br />
8.1 8.1 Kooperationspartner Kooperationspartner und und ihre ihre Beiträge; Beiträge; SStand<br />
S tand der Absprachen (Stichpunkte)<br />
(Stichpunkte)<br />
> Shevchenko-Universität Kiew: stellt 2 Räume für 3tägigen Theaterworkshop zur Verfü-<br />
gung; Absprache mit Dekanin ist erfolgt<br />
> Stiftung „Open Ukraine“: Antrag über finanzielle Förderung der Anreise von 16 Teilneh-<br />
mern aus vier ukrainischen und polnischen Städten zum Theater-Workshop wird bis Ok-<br />
tober gestellt; Vorgespräche wurden bereits geführt<br />
> Firma „Intertrans“ (Kiew): möglicher Raum (Lagerhalle) für die Aufführung des Theater-<br />
stücks; mein Bruder kennt den Geschäftsführer, Kontakt muss noch aufgenommen wer-<br />
den<br />
Beispiel für die Auflistung von Kooperationspartnern<br />
Punkt 8.2 - Wo kannst du weitere Unterstützung (Drittmittel, Informationspartnerschaft, Finan-<br />
zierung) bekommen?<br />
Hier werden in Ergänzung zum Punkt 8.1 diejenigen genannt, die euch möglicherweise un-<br />
terstützen können, die ihr aber (noch) nicht konkret kontaktiert habt. Also: Denkbare Un-<br />
terstützer.
14 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Projektantrag schreiben<br />
9. Unterschrift<br />
Unterschrieben wird der Antrag vom projektverantwortlichen <strong>Kolleg</strong>iaten. Bei den elektro-<br />
nischen Dateien nach den Sommerseminaren reicht es, wenn euer Name eingetippt wird.<br />
Die endgültige Unterschrift erfolgt später beim Projektetreffen.<br />
Bevor ihr unterschreibt, lest euch bitte die Förderbedingungen des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
in Kaptitel 8.4 des <strong>Projektleitfaden</strong>s durch.
Wie funktioniert das<br />
mit dem Geld nach Bewilli-<br />
gung des Projekts? Siehe<br />
Kapitel: Projektfinanzen<br />
15 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Kosten- und Finanzierungsplan<br />
> 8.2 Kosten- und Finanzierungsplan<br />
Der Kosten- und Finanzierungsplan gehört als Anlage zu eurem Projektantrag. Er enthält alle<br />
Informationen über die finanziellen Mittel, die für die Projektrealisierung notwendig sind. Er<br />
wird mit Hilfe einer Word-Vorlage erstellt.<br />
Im weiteren Projektverlauf und bei der Projektauswertung solltet ihr den Kosten- und Fi-<br />
nanzierungsplan ständig im Blick behalten. Er ist Grundlage für die mit euch später in der<br />
Fördervereinbarung verbindlich festgelegte finanzielle Förderung durch das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>. Es wird von euch erwartet, dass ihr die Ausgaben vorab so genau wie möglich plant<br />
und über den ganzen Zeitraum hinweg unter Kontrolle habt.<br />
Kostenplanung<br />
Bei der Erstellung eures Kosten- und Finanzierungsplans überlegt ihr euch in zwei Schrit-<br />
ten, mit welchen tatsächlichen Ausgaben (Kosten) ihr im Einzelnen zu rechnen habt und<br />
aus welchen Mitteln diese bezahlt (finanziert) werden sollen.<br />
Für den ersten Schritt müsst ihr alle geplanten Ausgaben recherchieren, kalkulieren und in<br />
eine Tabelle zusammentragen. Damit diese Sammlung für den Leser eures Antrags über-<br />
sichtlich ist, sind die verschiedenen Ausgaben nach sogenannten „Kostenarten“ zu sortie-<br />
ren. Die dazugehörende Gliederung auf der Vorlage (Spalte „Kostenart“) ist fix und kann<br />
nicht geändert werden: Es stehen 11 verschiedene Rubriken (1.1 bis 1.10 sowie 2.1) zur<br />
Verfügung, die auf der folgenden Seite kurz erklärt werden. Jede Ausgabe ordnet ihr einer<br />
dieser Kostenarten zu und tragt sie in die Tabelle ein. Rubriken (Kostenarten), denen keine<br />
Ausgaben zugeordnet werden, bleiben ohne Eintrag.<br />
Kalkulation der Gesamtkosten<br />
Für jede Kostenart einzeln werden die Gesamtkosten in Spalte 1 des Kosten- und Finanzie-<br />
rungsplans eingetragen. Wichtig ist, dass ihr in dieser Aufstellung nichts vergesst, was zum<br />
Projekt gehört. Zur Sicherheit könnt ihr auch einen kleinen Puffer für unvorhergesehene<br />
oder sich verändernde Kosten lassen.<br />
Zu denjenigen Kostenarten, die sich aus mehreren Einzelbeträgen zusammensetzen, gehört<br />
eine detaillierte Auflistung: So solltet ihr bei den Kostenarten „Reisekosten/Exkursionen“,<br />
„Unterkunft“ oder „Verpflegung“ immer die Anzahl der Personen und die Kosten pro Person<br />
mit angeben. Die detaillierte Kalkulation für diese Posten solltet ihr zum besseren Ver-<br />
ständnis im Kosten- und Finanzierungsplan mit angeben. Das kann in Spalte 2 (Gesamtkos-<br />
ten) oder durch eine ergänzende Kalkulation auf einem zusätzlichen Blatt erfolgen.
16 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Kosten- und Finanzierungsplan<br />
1. Sachkosten<br />
1.1 Raumkosten / Miete<br />
> Veranstaltungsräume, nicht aber Unterkünfte (siehe 1.3)<br />
1.2 Reisekosten / Exkursionen<br />
> alle Reisekosten inklusive ÖPNV (=Öffentlicher Personennahverkehr), zum Beispiel für<br />
An- und Abreise , für Transporte während Veranstaltungen / Ausflüge<br />
1.3 Unterkunft<br />
> Übernachtungskosten (wenn sie in der Rechnung des Veranstaltungshauses zusammen<br />
mit anderen Kosten aufgelistet wird, kann die Rubrik beispielsweise in „Übernachtung /<br />
Verpflegung „ verändert werden<br />
1.4 Verpflegung<br />
> Restaurantrechnungen, Quittungen über Lebensmittel aus dem Supermarkt<br />
> Auszahlungen für die Selbstverpflegung der Teilnehmer (mit Quittungsblock dokumen-<br />
tiert)<br />
1.5 Versicherung / Visum / Voucher<br />
> nur in Ausnahmefällen; Krankenversicherungen werden nach vorheriger Absprache in den<br />
meisten Fällen direkt von der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s abge-<br />
schlossen<br />
1.6 Kopierkosten / Büromaterial<br />
> Materialien, die beim Projekt benötigt werden, inklusive Filme und Fotoentwicklungen<br />
1.7 Versand / Internet / Telefon / Fax<br />
1.8. Öffentlichkeit / Werbung<br />
> zum Beispiel Druckkosten rund um eine Ausschreibung mit Plakaten, Flyern usw.<br />
1.9 Anschaffungskosten<br />
> zum Beispiel für Bücher, Lehrmaterial (muss in jedem Einzelfall bei Antragstellung detail-<br />
liert begründet werden)<br />
1.10 Sonstiges<br />
> zum Beispiel alle durch Geldverkehr anfallenden Gebühren (Abhebungsgebühren bei der<br />
Bank, Umtauschgebühren, usw.)<br />
> nur in Ausnahmefällen: Ausgaben, die sonst keinem anderen Bereich zugeordnet werden<br />
können<br />
2. Personalkosten<br />
2.1 Aufwandsentschädigung für Dritte<br />
> zum Beispiel für Referenten<br />
Beispiel Aufstellung und Erläuterung der Kostenarten
Welche unterschiedli-<br />
chen Finanzierungsarten<br />
gibt es? Siehe Kapitel: Von<br />
der Idee zum Antrag<br />
17 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Kosten- und Finanzierungsplan<br />
Kostenart Gesamtkosten Gesamtkosten des des des Projektes Projektes (Kalkulation)<br />
(Kalkulation)<br />
1.1 Raumkosten / Miete -<br />
EURO EURO<br />
EURO<br />
1.2 Reisekosten / Exkursionen 95,00<br />
1.3 Unterkunft 1.000,00<br />
Beispiel für eine detaillierte Kostenkalkulation<br />
> 2 Pers. aus Irgendwo-Ort à 25 €<br />
> 3 Pers. aus Sonstnochwo-Dorf à 15 €<br />
> 20 Teilnehmer x 5 Nächte x 10 €<br />
In diesem Beispiel wurden die Angaben direkt in die Tabelle (Spalte 2) eingetragen: Zwei<br />
Teilnehmer reisen von Irgendwo-Ort für 25 € zum Projekt, die Tickets für drei andere Teil-<br />
nehmer, die von Sonstnochwo-Dorf anreisen, kosten 15 €. Schließlich kommen am Ende 20<br />
Teilnehmer für je fünf Übernachtungen zusammen, eine jede davon kostet 10 €. Die Ge-<br />
samtkosten für Kostenart 1.2 (Reisekosten/Exkursionen) belaufen sich somit auf 95 €, für<br />
Kostenart 1.3 (Unterkunft) auf 1.000 €.<br />
Finanzierungsplanung<br />
Als zweiten Schritt müsst ihr euch für die kalkulierten Ausgaben die passenden Finanzie-<br />
rungsquellen überlegen und diese in die weiteren Spalten im Kosten- und Finanzierungs-<br />
plan eintragen:<br />
> Zahlungen von Teilnehmern / von der Zielgruppe (Eigenmittel) – Spalte 2<br />
> geldwerte Leistungen – Spalte 3<br />
> anderweitig beantragte / bewilligte Mittel (Drittmittel) – Spalte 4<br />
> beim <strong>Kolleg</strong> beantragte Projektmittel – Spalte 5<br />
Aus der letzten Spalte geht hervor, welche Mittel ihr beim <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> als Pro-<br />
jektförderung beantragt. Die Projekte-Jury, von der alle Anträge besprochen werden, inte-<br />
ressieren vor allem diese Angaben. Es ist für sie hilfreich, die Relationen zu kennen, wie viel<br />
das Projekt und einzelne Kostenarten insgesamt kosten, wie diese Kosten zustande kom-<br />
men und wie sie im Einzelnen finanziert werden. Alle diese Informationen enthält eure Ta-<br />
belle des Kosten- und Finanzierungsplans, wenn ihr sie sorgfältig und vollständig ausgefüllt<br />
habt.<br />
Die verschiedenen Kostenarten werden eingeteilt in „Sachkosten“ (Kosten für Gegenstän-<br />
de, aber auch Reise und Verpflegung) und „Personalkosten“ (Honorare und Aufwandsent-<br />
schädigungen für Referenten). Das <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> übernimmt nur in Ausnahmefällen Perso-<br />
nalkosten. Die „Sachkosten gesamt“ und die „Personalkosten gesamt“ werden addiert und<br />
ergeben die „Projektkosten gesamt“.
18 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Kosten- und Finanzierungsplan<br />
Gegenprobe<br />
Zu einem gut vorbereiteten Kosten- und Finanzierungsplan gehört auch, dass ihr am Ende<br />
alle Zahlen mit einem Taschenrechner oder in einer Excel-Tabelle kontrolliert. Diese ma-<br />
thematische Übung dauert nicht lange und ist ganz einfach, wenn ihr folgendes überprüft:<br />
1) Ergibt die Summe aller einzelnen Kosten in der detaillierten Kostenkalkulation in jeder<br />
Zeile (= für jede Kostenart) die in Spalte 1 eingetragene Gesamtsumme?<br />
2) Ergeben für jede Kostenart (= in jeder Zeile) die Summen der einzelnen Finanzierungs-<br />
optionen (Spalten 2+3+4+5) die Gesamtsumme (Spalte 1)?<br />
3) Stimmt die gleiche Rechnung (Spalten 2+3+4+5 = Spalte 1) auch für die Zeilen „Sach-<br />
kosten gesamt“, „Personalkosten gesamt“ und „Projektkosten gesamt“?<br />
Geldtransfer<br />
Bitte überlegt schon bei Antragstellung, wie ihr später Projektmittel in Empfang nehmen<br />
könnt. Innerhalb der EU ist der Regelfall eine Geldüberweisung auf euer persönliches Konto<br />
oder das Konto einer Vertrauensperson, die über ein Konto in der EU verfügt und diesem<br />
Verfahren ausdrücklich zugestimmt hat. Für die übrigen Fälle (Nicht-EU) ist es ebenfalls<br />
günstig, Überweisungen auf das Konto einer Vertrauensperson auszuführen, die über ein<br />
Konto in der EU verfügt und diesem Verfahren ausdrücklich zugestimmt hat – zum Beispiel<br />
ein Lektor an eurem Studienort. Alternativ sollte versucht werden, eine Bargeldauszahlung<br />
bei einer der Fortbildungen im Frühjahr zu organisieren.
19 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Vom Antrag zur Förderung<br />
> 8.3 Vom Antrag zur Förderung<br />
Abgabe des Projektantrags<br />
Euren Projektantrag könnt ihr am Ende des Sommerseminars bei den Seminarleitern als<br />
elektronische Dateien abgeben. Wer den Textteil oder den Kosten- und Finanzierungsplan<br />
in den darauf folgenden Tagen noch weiter bearbeiten möchte, muss mit den Seminarlei-<br />
tern vereinbaren, wann und wohin er ihnen die Dateien per E-Mail zuschickt. Da die Anträge<br />
schon bald den Mitgliedern der Projekte-Jury zugestellt werden, müssen sie spätestens<br />
vierzehn Tage nach Ende des Sommerseminars über eure Seminarleiter bei der Programmko-<br />
ordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s angekommen sein. Später abgegebene Anträge kön-<br />
nen nicht mehr berücksichtigt werden.<br />
Beratungen und Auswahl durch die Projekte-Jury<br />
Anfang September beraten Seminarleiter und Mitarbeiter des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s ge-<br />
meinsam mit Experten aus Partnerorganisationen in der Projekte-Jury über eure Anträge.<br />
Gemeinsam wählen sie aus, welche <strong>Kolleg</strong>iaten mit ihren Projektvorschlägen in die nächste<br />
Förderstufe aufgenommen werden. Außerdem formuliert die Jury konkrete Empfehlungen<br />
zu Konzepten, Inhalten, Finanzplanungen und anderen Aspekten eurer Projektanträge. Die<br />
Ergebnisse werden euch schriftlich mitgeteilt.<br />
Bei der Projektförderung im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> steht die persönliche Förderung der<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten im Vordergrund. Daher bildet die Einschätzung der Seminarleiter, die euch beim<br />
Sommerseminar kennengelernt haben, eine wichtige Grundlage für die Beratungen der<br />
Jury. Diese interessiert vor allem, wie ihr im Projektkonzept und im Antrag eure persönli-<br />
chen Fähigkeiten und eure persönlichen Ziele mit den Projektzielen und der gesellschaftli-<br />
chen Relevanz verbindet. Außerdem wird von der Jury u.a. beurteilt:<br />
> inwieweit die Projektidee euren individuellen Lernzielen und den Möglichkeiten des<br />
Projekt-Teams entsprechen<br />
> inwieweit unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen der Mitglieder im Projekt-<br />
Team – <strong>Kolleg</strong>iaten ebenso wie Nicht-<strong>Kolleg</strong>iaten – integriert werden<br />
> inwieweit die Projektidee eine gesellschaftliche Wirkung hat<br />
> inwieweit das Konzept eine enge Kommunikation mit der Zielgruppe und Möglichkeiten<br />
ihrer Einbindung vorsieht<br />
> inwieweit eure Mittel- und Ressourcenplanung realistisch sowie den Lernzielen unterge-<br />
ordnet ist<br />
> inwieweit bei Projektkonzepten mit Beteiligung mehrerer Orte / Länder / Gruppen von<br />
Menschen ein wirklicher Austausch zustande kommen kann<br />
> und inwieweit der Antrag vollständig, durchdacht und realistisch ist – nicht zuletzt auch<br />
vor dem Hintergrund eurer persönlichen Planung (zum Beispiel anstehende Belastungen<br />
im Studium oder Auslandsaufenthalte)
20 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Vom Antrag zur Förderung<br />
Einladung zum Projektetreffen<br />
Diejenigen, die von der Projekte-Jury mit ihren Projektvorschlägen für die weitere Förde-<br />
rung ausgewählt wurden, werden zum Projektetreffen eingeladen. Diese einwöchigen Se-<br />
minare finden zwischen Mitte Oktober und Mitte November an verschiedenen Orten statt.<br />
Zur Vorbereitung des Projektetreffens recherchieren die <strong>Kolleg</strong>iaten weitere Kontakte und<br />
Informationen für ihre Projekte. Sie treffen sich in ihren Teams vor Ort und überlegen, was<br />
noch alles zu tun ist. Viele wichtige Fragen müssen schon in dieser Phase geklärt werden:<br />
Ist der Zeitpunkt für die Projektdurchführung richtig gewählt, so dass Räume und Materia-<br />
lien vorhanden sind, dass die Teilnehmer und Experten Zeit haben, dass die Öffentlichkeit<br />
ausreichend informiert werden kann? Müssen schon Reservierungen gemacht werden,<br />
muss die Mitwirkung von anderen Personen fest abgesprochen werden? Welche Partner<br />
machen mit oder sollen mitmachen, und was ist noch notwendig, um sie für das Projekt zu<br />
begeistern? Sind die Kosten richtig kalkuliert? Welche Kosten können eingespart oder von<br />
Dritten finanziert werden? Natürlich gehört zu diesen Vorbereitungen auch, dass die Kolle-<br />
giaten die Empfehlungen der Projekte-Jury bearbeiten.<br />
Mit den neu gesammelten Informationen im Gepäck reist ihr zum Projektetreffen an. Dort<br />
habt ihr Gelegenheit, vieles hinzuzulernen und auszuprobieren, was für die Durchführung<br />
der Projekte hilfreich und wichtig ist: Von der detaillierten Projektplanung über die Arbeit<br />
in Projektteams und den Kontakt mit der Öffentlichkeit bis zur Verwaltung der Finanzen.<br />
Außerdem überarbeitet ihr mit Unterstützung der Seminarleiter, die euch intensiv beraten,<br />
und in der kollegialen Beratung mit den anderen <strong>Kolleg</strong>iaten eure Projektanträge. Hierbei<br />
können noch viele Einzelheiten im Antrag und im Kosten- und Finanzierungsplan verändert<br />
werden.<br />
Abschluss der Fördervereinbarung<br />
Am Ende des Projektetreffens wird der Antrag in der überarbeiteten Fassung noch einmal<br />
ausgestellt. Jetzt ist die Planung des Projektkonzepts so weit abgeschlossen, dass ihr an-<br />
schließend zu Hause oder an euren Studienorten die nächsten Schritte im Projekt konkret<br />
angehen können.<br />
Auf der Grundlage des überarbeiteten Antrags schließt ihr am Ende des Projektetreffens<br />
mit dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> die sogenannte „Fördervereinbarung“. Dieses Dokument<br />
enthält die Eckpunkte des Kosten- und Finanzierungsplans und ist für die weitere Projekt-<br />
durchführung und bei der Projekabrechnung verbindlich.<br />
An dieser Stelle übernimmt dann ein Mentor eure Betreuung. In den meisten Fällen ist dies<br />
ein Seminarleiter oder ein Mitarbeiter, den ihr bereits beim Sommerseminar oder beim<br />
Projektetreffen kennengelernt habt.<br />
Im Fall größerer Veränderungen im weiteren Verlauf der Projektvorbereitung oder der Pro-<br />
jektdurchführung kann die Fördervereinbarung verändert werden. Wichtig ist, dass ihr sol-<br />
che Änderungen frühzeitig mit eurem Mentoren besprecht, damit eine neue Förderverein-<br />
barung geschlossen werden kann, bevor die Veränderungen eintreten
21 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Förderbedingungen<br />
> 8.4 Förderbedingungen<br />
Mit der Fördervereinbarung unterschreibt ihr auch die Förderbedingungen des <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s. Das sind einige grundlegende Regeln, die ihr bei der Projektdurchführung<br />
und beim Projektabschluss einhalten müsst. Sie basieren auf den Regelungen der Robert<br />
Bosch Stiftung für die Bereitstellung der Mittel für die Projektförderung.<br />
Am besten lest ihr den im Folgenden abgedruckten Text dieser Förderbedingungen schon<br />
vor Antragstellung sorgfältig durch. So könnt ihr frühzeitig überlegen, wie ihr die Regeln bei<br />
der Durchführung eurer Projektidee einhalten könnt und was vielleicht schon bei der An-<br />
tragstellung zu beachten ist, damit es später nicht zu Problemen kommt.<br />
Förderungsgrundsätze<br />
Die Verwendung der vom <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> bereitgestellten Fördermittel ist zweckge-<br />
bunden. Der Verwendungszweck ist in der Fördervereinbarung zwischen dem <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> und euch angegeben. Ihr verpflichtet euch, die Programmkoordination des<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s über jede beabsichtigte Änderung des Verwendungszwecks, des<br />
Projektzeitraums, des Kosten- und Finanzierungsplans und der Realisierungsbedingungen<br />
vorab schriftlich zu unterrichten. Die Entscheidung der Programmkoordination wird schrift-<br />
lich mitgeteilt.<br />
Eine spätere Änderung der Finanzierungsanteile (Spalten 2 bis 5 des zur Fördervereinba-<br />
rung gehörenden Kosten- und Finanzierungsplans) ist nur dann zulässig, wenn sie vorab bei<br />
der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s schriftlich beantragt und in einer<br />
Zusatzvereinbarung vereinbart worden ist.<br />
Ihr seid selbst für die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und behördlicher Anordnun-<br />
gen verantwortlich. Weder die Robert Bosch Stiftung noch der MitOst e.V. haften für Schä-<br />
den, die euch oder Dritten aus der Durchführung des geförderten Vorhabens entstehen.<br />
Die Robert Bosch Stiftung behält sich das Recht auf Widerruf der Förderung und Rückfor-<br />
derung der gezahlten Gelder vor, wenn die Förderbedingungen nicht beachtet werden,<br />
oder wenn aus anderen wichtigen Gründen Anlass zu Widerruf gegeben wird.<br />
Kommunikation, Berichte und Dokumentation<br />
Ihr verpflichtet euch zum regelmäßigen Kontakt mit dem Projektbetreuer Mentor (Projekt-<br />
betreuer) des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s und haltet diesen durch Berichte und in anderer ge-<br />
eigneter Form über die Vorbereitungen und den Projektverlauf auf dem Laufenden.<br />
Der Programmkoordination ist spätestens sechs Wochen nach Ende des Projektes, jedoch<br />
nicht später als zum 14. Juni des Jahres der Projektdurchführung, ein Abschlussbericht für<br />
das Projekt einzureichen, der alle wesentlichen Informationen zu Durchführung und Ergeb-<br />
nissen des Projektes enthält. Um zu dokumentieren, wie das Projekt aus der Teilnehmer-<br />
perspektive wahrgenommen wurde, sollten kurze Teilnehmerberichte beigefügt werden.
22 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Förderbedingungen<br />
Über das Projekt wird eine Dokumentation mit aussagekräftigen Materialien über den Pro-<br />
jektverlauf erstellt, die spätestens beim Bilanzseminar der Programmkoordination vorzule-<br />
gen ist.<br />
Die Robert Bosch Stiftung, der MitOst e.V. und das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> können die im<br />
Projekt entstandenen Ergebnisse und Berichte auch ohne eure Zustimmung Dritten zur<br />
Kenntnis geben bzw. die Ergebnisse und Berichte aus dem von der Robert Bosch Stiftung<br />
geförderten Projekt mit Angabe der Autoren veröffentlichen. Für euch entsteht hieraus kein<br />
Entgeltanspruch. Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> behält sich vor, an Berichten Änderungen vor-<br />
zunehmen, wesentliche Änderungen werden mit euch abgestimmt.<br />
Mentoring<br />
Nach den Projektetreffen wird euer Projekt durch eine Mentorin oder einen Mentor betreut.<br />
Diese Person begleitet und unterstützt euch im gesamten Projektverlauf und hat selbst<br />
Projekterfahrung. Mit ihr sollte dann zeitnah geklärt werden, wie ihr das Mentoring gestal-<br />
ten möchtet.<br />
Verwendung der Mittel und Verwendungsnachweis<br />
Spätestens sechs Wochen nach Ablauf des Projektes, jedoch nicht später als zum 14. Juni<br />
des Jahres der Projektdurchführung, ist eine übersichtliche Abrechnung der Projektförde-<br />
rung inklusive Verwendungsnachweis bei der Programmkoordination einzureichen. Grund-<br />
lage ist der zur Fördervereinbarung gehörende Kosten- und Finanzierungsplan.<br />
Verschiebungen / Veränderungen zwischen einzelnen Kostenarten im Kosten- und Finanzie-<br />
rungsplan, deren Wert höher als ein Zehntel der vereinbarten Fördermittel beziehungswei-<br />
se höher als 50,00 € ist, sowie eine Überziehung der Gesamtkosten um mehr als fünf Pro-<br />
zent der vereinbarten Fördermittel sind nur dann zulässig, wenn sie vorab bei der Pro-<br />
grammkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s schriftlich beantragt und in einer Zusatz-<br />
vereinbarung vereinbart worden sind.<br />
Die im Verwendungsnachweis abgerechneten Einnahmen und Ausgaben sowie der dabei<br />
verwendeten Umrechnungskurse zwischen Euro und Fremdwährungen müssen durch<br />
Einsendung prüfungsfähiger Unterlagen belegt sein. Eine Belegliste mit Originalbelegen ist<br />
einzureichen.<br />
Eventuelle Restmittel aus den Fördermitteln sind bei Abgabe der Abrechnung in Euro-<br />
Währung an das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> zurückzuzahlen.<br />
Anschaffungen, Bücher usw., die aus Projektmitteln erworben werden, dürfen nur im Rah-<br />
men des Projekts verwendet werden. In der Regel verbleiben bei erfolgreichem Projektver-<br />
lauf die aus Projektmitteln beschafften Gegenstände bei euch zur weiteren gemeinnützigen<br />
Arbeit, die Entscheidung hierüber trifft die Programmkoordination. Aus Projektmitteln be-<br />
schaffte Literatur / Anschaffung ist mit bei der Programmkoordination erhältlichen Aufkle-<br />
bern (gefördert aus Mitteln der Robert Bosch Stiftung) zu versehen.<br />
Wozu Mentoring?<br />
Warum Mentorinnen und<br />
Mentoren? Siehe Kapitel:<br />
Mentoring
23 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Förderbedingungen<br />
Für alle aus Projektmitteln finanzierten Veranstaltungen wie Seminare, Tagungen, Exkursio-<br />
nen und ähnliches sind Teilnehmerlisten an die Programmkoordination zu übergeben. In<br />
ihnen müssen Name und Vorname, Geburtsdatum, Herkunftsland und -ort sowie Adresse<br />
inklusive E-Mail-Adresse der Teilnehmer gut lesbar eingetragen sein, und sie müssen von<br />
den Teilnehmern unterschrieben sein.<br />
Für alle Materialien wie Plakate, Flyer, Broschüren, Bücher oder CD-Rom, deren Entstehung<br />
direkt aus Projektmitteln finanziert wird, müssen bei Projektabschluss drei Belegexemplare<br />
(Originale) an die Programmkoordination übergeben werden.<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Die aus Mitteln der Robert Bosch Stiftung vereinbarte Projektförderung ist wirtschaftlich zu<br />
verwenden, jede Einsparmöglichkeit ist zu nutzen. Die Robert Bosch Stiftung erwartet, dass<br />
zusätzliche Mittel für das Vorhaben eingeworben und hierfür alle Möglichkeiten im Umfeld<br />
des Projektes genutzt werden.<br />
Auszahlung<br />
Grundlage für die Auszahlung der Projektmittel ist die Fördervereinbarung, die sich auf den<br />
vorgelegten Projektantrag bezieht. Änderungen am Projektantrag sind der Programmkoor-<br />
dination vorab mitzuteilen.<br />
Die Förderung wird in Raten auf euer im Projektantrag angegebene persönliche oder das<br />
Konto einer von euch benannten Vertrauensperson im jeweiligen Land, die über ein deut-<br />
sches oder europäisches Konto verfügt und diesem Verfahren vorher ausdrücklich zuge-<br />
stimmt hat, überwiesen.<br />
Auslandsüberweisungen innerhalb der EU können nur erfolgen, wenn zusätzlich zu den<br />
üblichen Kontodaten der "BIC" (Bank Identifier Code) und der "IBAN" (International Bank<br />
Account Number) sowie die Bankadresse im Projektantrag angegeben wurden.<br />
Soweit Auslandsüberweisungen außerhalb der EU nicht gänzlich vermieden werden kön-<br />
nen, können sie nur erfolgen, wenn zusätzlich zu den üblichen Kontodaten die postalische<br />
Bankadresse sowie der SWIFT-Code (internationale Bankleitzahl) im Projektantrag angege-<br />
ben wurden.<br />
Alternativ ist eine Barauszahlung der Projektmittel oder eines Teils im Rahmen der Projek-<br />
tetreffen oder der Fortbildungen möglich, wenn dies mindestens zwei Wochen im Voraus<br />
mit der Programmkoordination vereinbart wurde.<br />
Können ausgezahlte Mittel länger als drei Monate nicht verwendet werden, ist die Pro-<br />
grammkoordination unverzüglich zu unterrichten und gegebenenfalls eine Rückzahlung zu<br />
vereinbaren.
24 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Förderbedingungen<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Robert Bosch Stiftung will die von ihr unterstützten Vorhaben und ihre Ergebnisse der<br />
Öffentlichkeit bekannt und der interessierten Fachwelt zugänglich machen. Sie erwartet<br />
deshalb, dass ihr jede Möglichkeit der Information über die geförderten Vorhaben in Pres-<br />
se, Rundfunk, Fernsehen oder neuen Medien nutzt und dabei in angemessener Form auf die<br />
Förderung durch die Robert Bosch Stiftung hinweist.<br />
Es ist darauf zu achten, die Förderung durch die Robert Bosch Stiftung nicht als Sponso-<br />
ring, sondern als Förderung zu bezeichnen.<br />
Im Fall von Veröffentlichungen von Projektmitteilungen, Projektergebnisse, Tagungspro-<br />
grammen, Tagungsbeiträgen, Aufsätzen zum Projektgegenstand, und ähnlichem sowie bei<br />
Internet-Präsentationen durch euch ist auf die Robert Bosch Stiftung und das <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> hinzuweisen: „Name des Projekts“ – Ein Projekt im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der<br />
Robert Bosch Stiftung und des MitOst e.V.<br />
Bei Veröffentlichungen oder Internet-Präsentationen, die in eurer direkten Verantwortung<br />
erfolgen, ist das Logo des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s zu verwenden, wobei darauf zu achten<br />
ist, dass Proportionen und Farbgebung des Logos nicht verändert werden.<br />
Presseausschnitte und Mitschnitte von Rundfunk- oder Fernsehbeiträgen (jeweils mit der<br />
Angabe von Datum, Quelle und Projekttitel) sind unmittelbar nach dem Erscheinen mit<br />
einer Übersetzung (gegebenenfalls nur einer Kurzzusammenfassung) an die Programmko-<br />
ordination zu schicken.<br />
Die Programmkoordination sollte unaufgefordert informiert werden, wenn Teilergebnisse<br />
des Projektes für die Öffentlichkeit von Interesse sind.<br />
Wo finde ich Logo-<br />
Vorlagen und was muss<br />
man alles beachten? Siehe<br />
Kapitel: Öffentlichkeit und<br />
Projekt
25 Antrag im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Perspektiven für <strong>Kolleg</strong>iaten und ihre Projektideen<br />
> 8.5 Perspektiven für <strong>Kolleg</strong>iaten und ihre Projektideen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten – auch ohne Projektförderung<br />
Im Sommerseminar habt ihr eine Projektidee entworfen und konkretisiert. In den nächsten Schritten<br />
folgt eine Projekt-Jury und die Einladung zum Projektetreffen. Es kann jedoch sein, dass ihr aus persön-<br />
lichen und zeitlichen Gründen nicht in der Lage sein werdet, das Projekt im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> weiter<br />
zu führen. Möglich ist auch, dass euer Antrag nicht weiter gefördert wird. Dennoch seid ihr mit der Ein-<br />
ladung zum Sommerseminar <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten geworden.<br />
Das bedeutet für uns, dass wir euch in unsere Verteiler aufnehmen und über unsere Aktivitäten informie-<br />
ren werden. Außerdem gibt es verschiedene andere Optionen, die euch ermöglichen, nahe am <strong>Kolleg</strong> zu<br />
bleiben und sich auch im internationalen Rahmen weiter zu engagieren.<br />
Teilnahme an anderen Projekten<br />
Es besteht die Möglichkeit, sich in Projekten anderer <strong>Kolleg</strong>iaten als Teammitglieder zu engagieren. Auch<br />
dann kann man an den weiteren Fortbildungsseminaren im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> teilnehmen<br />
Hospitation, Fortbildungen, Veranstaltungen des <strong>Kolleg</strong>s<br />
Eine Bewerbung für die Hospitations-Plätze in der Programmkoordination ist ebenso möglich wie die<br />
Teilnahme an jahrgangsübergreifenden Fortbildungen, die in der Regel einmal im Jahr ausgeschrieben<br />
werden. Auch zu anderen Veranstaltungen, zu denen das <strong>Kolleg</strong> und seine Kooperationspartner in Berlin<br />
oder an anderen Orten einladen, laden wir euch gerne ein.<br />
Alumni im MitOst e.V.<br />
Ob mit oder ohne anschließende Projektförderung – man kann Mitglied im MitOst e.V. werden und sich<br />
dort als THK-Alumnus /Alumna engagieren. Was das ist und wie das geht, erfahrt ihr in Kapitel 9 dieses<br />
<strong>Projektleitfaden</strong>s. Für Alumni gibt es vielfältige Möglichkeiten, Projektideen einzubringen oder an Projek-<br />
ten teilzunehmen. Beim MitOst-Festival treffen sich einmal im Jahr viele ehemalige <strong>Kolleg</strong>iatinnen und<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten.<br />
Auch ohne Mitglied zu sein kann man übrigens im MitOst e.V. an den Alumni-Aktivitäten teilnehmen!<br />
Mitglieder haben darüber hinaus den Vorteil, auch andere Projekte (vorwiegend im Bereich des Sprach-<br />
und Kulturaustauschs) beantragen zu können, das Vereinsleben aktiv mitgestalten zu können und dar-<br />
über hinaus die Möglichkeit, zu günstigeren Konditionen am jährlichen Festival teilzunehmen.<br />
Alumni-Netzwerke<br />
Neben den Aktivitäten im MitOst e.V. organisieren sich die Alumni in verschiedener Weise. Es gibt Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> Gruppen in Facebook und Myspace, sowie eine Yahoo-Group. Auskünfte, wie man dort<br />
hineinkommt, geben die aktiven Alumni gerne.
9. <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
9.1 Förderkonzept des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s….3<br />
9.2 Leitende Werte…………………………………………5<br />
9.3 Robert Bosch Stiftung………………………………7<br />
9.4 MitOst e.V.: Sprach- und Kulturaustausch<br />
in Mittel-, Ost- und Südosteuropa………………...11<br />
9.5 <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>……………………………………....14
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Förderkonzept des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
> 9.1 Förderkonzept des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
Als Teilnehmer an den Sommerseminaren hast du die Erfahrung machen können, wie wich-<br />
tig die eigene Motivation für die Entwicklung guter Projektideen ist. Das kann schon in der<br />
Mitte des Seminars geschehen sein – etwa bei der gemeinsamen Arbeit an einem Projekt<br />
oder bei der Entwicklung von kleinen Aktionen. Auf jeden Fall hast du an einem eigenen<br />
Projektantrag gebrütet. Aus einer vagen Idee wurde etwas Konkreteres. Und irgendwann<br />
hast du vielleicht festgestellt: Wenn man schließlich das gefunden hat, von dem man über-<br />
zeugt ist, lösen sich viele Probleme auf, die vorher als große Fragezeichen über der Idee<br />
schwebten: Motivation räumt Probleme beiseite.<br />
Gerade Menschen, die nicht für ihr Engagement bezahlt werden, beziehen ihre Energie aus<br />
dieser Motivation. Im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> werden deshalb Freiräume geschaffen, um<br />
diese Energien freizusetzen – um Ideen zu entwickeln, Neues auszuprobieren und sich mit<br />
anderen auszutauschen.<br />
Da sich aber nicht alle Hindernisse nur durch Motivation aus dem Weg räumen lassen,<br />
schafft das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> einen Rahmen für Weiterbildung. Das ist einerseits die<br />
Methode „Projektarbeit“. Dein Projekt hat also nicht nur ein gesellschaftliches Ziel, sondern<br />
ist für dich ein selbst bestimmtes Lernfeld. Du selber bestimmst, in welchem Bereich du<br />
dich entwickeln möchtest und wo du Unterstützung brauchst. Ergänzend zu deiner selb-<br />
ständigen Projektarbeit begleitet das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> das Projekt durch Mentoren<br />
und Fortbildung. Dies geschieht in vier Phasen, beginnend mit den Sommerseminaren und<br />
endend mit dem Bilanzseminar.
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Förderkonzept des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
Entwicklungsphase: Ideen finden<br />
Zunächst bewerben sich die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten für internationale Sommersemina-<br />
re. Hier tritt eine bunt zusammengesetzte Gruppe in interkulturelle Kommunikation, disku-<br />
tiert gesellschaftliche Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, kann Erfahrungen aus-<br />
tauschen und sich für das eigene Engagement inspirieren lassen. Am Ende des Sommer-<br />
seminars beginnt die nächste Phase, in der aus ersten Ideen schrittweise konkretere Um-<br />
setzungskonzepte werden. Aus einer Skizze wird ein Projektantrag und eine Förderverein-<br />
barung.<br />
Konkretisierungsphase: Konzepte gestalten<br />
Im zweiten Schritt werden aus Ideen konkrete Konzepte. Teams bilden sich, Unterstützer<br />
werden gewonnen. Ein Projektetreffen bringt die Projektemacher zusammen, klärt offene<br />
Fragen und schließt mit der von <strong>Kolleg</strong>iaten und Programmkoordination unterzeichneten<br />
Fördervereinbarung die Konkretisierungsphase ab.<br />
Qualifizierungsphase: Bedarfsgerecht weiterbilden<br />
Um den Jahreswechsel beginnt die heiße Phase der Projektarbeit. Dies ist der beste Zeit-<br />
punkt für an den Bedürfnissen der Teams orientierte Fortbildungsangebote.<br />
Jedes Projekt bekommt außerdem einen erfahrenen Mentor, der die Projektarbeit begleitet.<br />
Er dient als Unterstützer und Berater in schwierigen Phasen, sorgt für eine gute organisato-<br />
rische Abstimmung zwischen Projekt-Team und Programmkoordination und nicht zuletzt<br />
möchte er eure Reflexion über den Gesamtverlauf der Projektentwicklung unterstützen.<br />
Reflexionsphase: Perspektiven eröffnen<br />
Projekte eröffnen neue Horizonte für die persönliche und berufliche Entwicklung: Internati-<br />
onale Kontakte ermöglichen den Blick über den eigenen Tellerrand, neue Kompetenzen<br />
werden entwickelt. Im Rahmen eines Bilanzseminars wird die Erfahrung der Projektarbeit<br />
ausgewertet. Die sich daraus ergebenden Perspektiven stehen hierbei im Mittelpunkt. Be-<br />
standteil des in Berlin stattfindenden Bilanzseminars sind erstens der organisatorische<br />
Abschluss des Projekts (Finanzen, Abschlussbericht, Dokumentation), zweitens der Aus-<br />
tausch über die Erfahrungen des vergangenen Jahrs und drittens die Perspektive der Kolle-<br />
giaten nach einem Jahr intensiver Projektarbeit.
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Kollleg | Leitende Werte<br />
> 9.2 Leitende Werte<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> hat als Träger der politischen Bildung einen Werte-Hintergrund,<br />
aus dem sich wiederum die eigenen Ansprüche an die Arbeit ergeben. So hält es demokra-<br />
tische Grundwerte wie Toleranz, Offenheit, Gleichberechtigung für zentral. Im folgenden<br />
Kapitel haben wir die wichtigsten Punkte zusammengefasst, um gegenüber euch - den Kol-<br />
legiatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten - Transparenz zu schaffen und damit zu helfen, eurem Projekt-<br />
umfeld zu erklären, was in der Ausbildung im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> geschieht und was<br />
dahinter steht.<br />
Wertedialog und Respekt vor dem Einzelnen<br />
In diesem Sinne transferiert das <strong>Kolleg</strong> aber keine abgeschlossene programmatische Vor-<br />
stellung von Bürgerschaft, Zivilgesellschaft oder Demokratie, sondern hat den Anspruch,<br />
die Teilnehmer am Programm in den Mittelpunkt zu stellen, ihre Vorstellungen und ihr Wis-<br />
sen. Seminarleiter und Programmkoordination vertrauen deshalb in die Fähigkeiten der<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten und respektieren ihre Einstellungen und Entscheidungen unabhängig von politi-<br />
schen Unterschieden, Religion oder Ethnie.<br />
Übernahme von Verantwortung<br />
Unser Ziel ist es, jungen Menschen die Übernahme von Verantwortung nahe zu bringen.<br />
Diese ist unserer Meinung nach nicht von ethischen Aspekten zu trennen: Verantwortung<br />
nicht nur im Sinne einer verantwortungsvollen Position, sondern auch im Sinne des Re-<br />
spekts vor der Freiheit der Anderen - sei es anderer Völker und Bevölkerungsgruppen oder<br />
anderer Mitarbeiter in Projekt und Beruf. In diesem Sinne ist ein Punkt in der Programmatik<br />
unseres Namensgebers, des ersten Bundespräsidenten <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>, zentral: "Die äußere<br />
Freiheit der Vielen lebt aus der inneren Freiheit des Einzelnen."<br />
Pluralität schätzen und nutzen<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> möchte, dass die jungen Menschen Pluralität schätzen und nut-<br />
zen: Schätzen als respektvolle Begegnung zwischen Kulturen, nutzen als Chance für den<br />
Blick über die eigenen Grenzen. Dahinter steht die Idee, dass in einem offenen, die Freiheit<br />
der Einzelnen respektierenden Gemeinwesen die formale Demokratie der Verfassungsinsti-<br />
tutionen mit dem Leben des Ehrenamts gefüllt werden muss: Demnach ist die freiwillige<br />
Arbeit in Gesellschaft und Staat „Heimat und Nährboden eines demokratischen Lebensstils,<br />
nicht die Büros, in denen man Befehle oder Anweisungen entwirft oder empfängt oder<br />
weitergibt.“ (<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>)
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Kollleg | Leitende Werte<br />
Methodischer Ansatz: Handlungsorientierung<br />
Im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> wird ein praxisorientierter Bildungsansatz verfolgt: Es unterstützt<br />
und bestärkt seine <strong>Kolleg</strong>iaten, ihre eigenen Bedürfnisse in den öffentlichen Raum einzu-<br />
bringen und diesen zu gestalten. Beim Gestalten erwerben sie die notwendigen Kompe-<br />
tenzen, um in fremden Situationen zu agieren und ihr Leben selbstbestimmt zu leben.<br />
Deshalb ist es und wichtig, junge Menschen dabei zu unterstützen, ihre persönliche Ent-<br />
wicklung bewusst zu gestalten. Konkret heißt dies, zu trainieren, ihre Umgebung genauer<br />
wahrzunehmen und eigene Bedürfnisse formulieren und reflektieren zu lernen.<br />
Selbst gesteuerte nicht-formelle Bildung<br />
Praktische Projektarbeit im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ermöglicht die Einflussnahme auf gesell-<br />
schaftliche Projektfelder und den Erwerb von praxisbezogenen und zukunftsorientierten<br />
Qualifikationen als Ergänzung zur üblichen formellen (akademischen) Ausbildung. Die Kolle-<br />
giaten bestimmen selbst, in welchen Bereichen sie ihre Fähigkeiten und ihr Wissen aus-<br />
bauen wollen.<br />
Dieser Lernprozess ist für das <strong>Kolleg</strong> zentral: Es legt viel Wert auf die Reflexion der eigenen<br />
Lernschritte: Der Weg ist das Ziel. Und das Ziel ist es, selbständig Wege zu beschreiten.<br />
Öffnung nach außen<br />
Das Netzwerk von Akteuren im so genannten dritten Sektor, in das das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong> eingebettet ist, sowie das, in dem die <strong>Kolleg</strong>iaten-Projekte agieren, bilden die Grund-<br />
lage dafür, die erworbenen Kompetenzen und das geweckte Engagement weiter zu ent-<br />
wickeln. Darum bestärkt das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> seine <strong>Kolleg</strong>iaten darin, den Kontakt mit<br />
der sie umgebenden Öffentlichkeit zu suchen und Projekte nicht lediglich für sondern mit<br />
ihrer Umgebung durchzuführen. Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> als Institution begreift sich in<br />
diesem Sinne als Vorbild: Es gibt sein Wissen nach außen und entwickelt es mit Anderen<br />
weiter.
Website der<br />
Robert Bosch Stiftung:<br />
www.bosch-stiftung.de<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Robert Bosch Stiftung<br />
> 9.3 Robert Bosch Stiftung:<br />
Völkerverständigung lebendig, dynamisch, konkret<br />
Dr. I. Hamm (Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung) und <strong>Kolleg</strong>iaten<br />
Seit über vierzig Jahren erfüllt die Robert Bosch Stiftung den Auftrag, das Vermächtnis<br />
ihres Gründers mit Leben zu erfüllen. So vielfältig die Interessen und Aktivitäten des Unter-<br />
nehmers und Stifters Robert Bosch Zeit seines Lebens gewesen sind, so vielfältig ist heute<br />
die Ausrichtung der Robert Bosch Stiftung in ihren Programmen und Förderschwerpunkten.<br />
Bildung und Völkerverständigung waren dabei von Anfang an wichtige Eckpfeiler, lassen sie<br />
sich doch direkt mit Robert Bosch in Verbindung bringen, der sich in der Zeit zwischen den<br />
beiden Weltkriegen immer wieder persönlich für eine friedliche Koexistenz in Europa und<br />
insbesondere um einen Ausgleich im deutsch-französischen Verhältnis eingesetzt hat. Bil-<br />
dung war für Robert Bosch dabei etwas Lebendiges, Dynamisches wie Konkretes.<br />
Nicht abstrakte Wissensaneignung, sondern die persönlich erlebte und erprobte Praxis war<br />
für ihn das entscheidende Element, um Persönlichkeiten „von Tatkraft und Charakter“ zu<br />
bilden, die er sich für die junge Weimarer Republik wünschte. Demokratische Verantwor-<br />
tung war für ihn ein probates Mittel gegen die „mit unverdauten Schlagworten arbeitenden<br />
Führer“, gegen Ideologien und politische Irrlehren. Diese tiefe Grundüberzeugung von der<br />
„Demokratie als Lebensform“ verband ihn seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
mit dem jungen Liberalen <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>, der später – als er sich während des Natio-<br />
nalsozialismus aus seinem öffentlichen Wirken zurückziehen musste – zum ersten und bis<br />
heute einzigen Biographen von Robert Bosch wurde.
8<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Robert Bosch Stiftung<br />
Das „<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung und des MitOst e.V.“ knüpft direkt an<br />
das Selbstverständnis des Stifters Robert Bosch und seines geistigen Umfelds an. Dabei<br />
stehen heute die Transformationsgesellschaften Mittel- und Osteuropas in ihrer Beziehung<br />
zu Deutschland im Mittelpunkt. Der Grundgedanke des <strong>Kolleg</strong>s ist ebenso einfach wie wir-<br />
kungsvoll: Junge Menschen engagieren sich für die Entwicklung demokratischer Strukturen<br />
und den Aufbau von Zivilgesellschaft in ihren Herkunftsländern.<br />
Sie tun dies im Rahmen konkreter Projekte, sammeln Erfahrungen in der Zusammenarbeit<br />
mit anderen <strong>Kolleg</strong>iaten, erleben Widerstände und Unterstützung bei der Umsetzung und<br />
werden damit auch zum Vorbild für andere in ihrem lokalen Lebensumfeld. Sie tragen den<br />
Gedanken einer aktiven gesellschaftlichen Beteiligung weiter, übernehmen Verantwortung<br />
für sich und ihr Umfeld und qualifizieren sich mit der konkreten Umsetzung von Projekten<br />
für eine weitere Tätigkeit als zukünftige Entscheidungsträger in einem gemeinsamen euro-<br />
päischen Raum.<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> hat zu einem beeindruckenden Profil gefunden. Dies wäre nicht<br />
möglich gewesen ohne den überzeugenden Einsatz der Initiatoren und Mitarbeiter sowie<br />
die professionelle und engagierte Trägerschaft des MitOst e.V. Heute hat sich das <strong>Kolleg</strong> als<br />
neue Form des gemeinsamen Lernens und Erprobens von gesellschaftlicher Initiative be-<br />
währt – einen entscheidenden Beitrag dazu leisten das Engagement und die Begeisterung<br />
unserer <strong>Kolleg</strong>iaten.<br />
Dr. Carsten Lenk<br />
(Robert Bosch Stiftung GmbH)<br />
Kurzprofil der Stiftung<br />
Die Robert Bosch Stiftung ist eine der großen unternehmensverbundenen Stiftungen in<br />
Deutschland. Ihr gehören 92 Prozent des Stammkapitals der Robert Bosch GmbH. Sie wur-<br />
de 1964 gegründet und setzt die gemeinnützigen Bestrebungen des Firmengründers und<br />
Stifters Robert Bosch (1861–1942) fort.<br />
Die Stiftung konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die Bereiche Wissenschaft, Gesundheit,<br />
Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur. Sie betreibt in Stuttgart das Robert-<br />
Bosch-Krankenhaus, das Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für klinische Pharmakologie<br />
und das Institut für Geschichte der Medizin.<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist innerhalb der Stiftung im Programmbereich „Völkerver-<br />
ständigung Mitteleuropa, Osteuropa“ angesiedelt. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen die<br />
Pflege internationaler Beziehungen durch gemeinsame Projekte auf den Gebieten Bildung,<br />
Sprache und Kultur, Journalismus, Geschichte und bürgerschaftliches Engagement. Im<br />
Rahmen von internationalen Programmen (Lektoren, Kulturmanager, <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>)<br />
wird insbesondere der Austausch von zukünftigen Entscheidungsträgern für die grenzüber-<br />
schreitende Zusammenarbeit gefördert.
<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>:<br />
Robert Bosch – Leben und<br />
Leistung; Stuttgart<br />
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Robert Bosch Stiftung<br />
Robert Bosch 1861-1942<br />
<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>: Robert Bosch – Leben und Leistung<br />
Im Jahr 1942 fragte der Industrielle Robert Bosch den Schriftsteller <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>, ob er<br />
sich vorstellen könne, eine Biografie über ihn zu verfassen. <strong>Heuss</strong>, damals 58 Jahre alt,<br />
hatte einige Erfahrung mit der Materie. In den dreißiger Jahren machte er sich als Autor von<br />
Biografien einen Namen. Sein Hauptwerk beschäftigte sich dabei mit seinem politischen<br />
Mentor, Friedrich Naumann. Werke über den Architekten Hans Poelzig, den Meeresbiologen<br />
Anton Dohrn und den Chemiker Justus Liebig folgten.<br />
Ein weiteres über eine Person des öffentlichen Lebens verfasstes Buch aus <strong>Heuss</strong>’ Feder<br />
erklärt freilich, warum <strong>Heuss</strong> sich in den 30er Jahren plötzlich auf das Verfassen von Bio-<br />
grafien verlegte: Das Werk heißt „Hitlers Weg“ und ist 1932 erschienen. Wenn <strong>Heuss</strong> kein<br />
Widerstandskämpfer war, so war er entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Aus<br />
diesem Grund hatte er in dieser Zeit sehr große Schwierigkeiten, sich publizistisch als Au-<br />
tor oder Herausgeber zu betätigen. Vor diesem Hintergrund ist die Bosch-Biografie auch als<br />
eine Möglichkeit zur Erwerbsarbeit in einer zunehmend problematisch werdenden Zeit zu<br />
sehen.<br />
Das Schicksal wollte es, dass kurz nach Erteilung des Auftrags der Firmengründer Robert<br />
Bosch im März 1942 verstarb. Seine Biografie ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg fertig<br />
gestellt und veröffentlicht worden. Wenn die zeitlichen Umstände dem Werk stark den Cha-<br />
rakter eines Vermächtnisses gaben, so liegt die Stärke des Bosch-Buches darin, weder in<br />
einen testamentarischen Ton zu verfallen, noch eine technikzentrierte Beschreibung der<br />
von Bosch entwickelten Innovationen abzuliefern.<br />
Sichtbar ist im Ergebnis auch die Mühe langer Recherchen, in deren Zuge die öffentliche<br />
Figur Bosch in ihren Facetten zum Vorschein tritt: Wenn mit dem Namen Bosch ein Stück<br />
Technikgeschichte verbunden ist, so hat der industrielle Pionier, der um 1876 als Feinme-<br />
chaniker in das Berufsleben eintrat, neben der Entwicklung der Zündkerze und der Ein-
10 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | Robert Bosch Stiftung<br />
spritzpumpe auch ein Stück politischer sozialer Geschichte mit geschrieben: Im breit ange-<br />
legten Mäzenatentum, in der politischen Haltung oder der Betriebsführung.<br />
So ist „Robert Bosch – Leben und Leistung“ auch ein spannendes Buch über das begin-<br />
nende zwanzigste Jahrhundert, über unternehmerische Verantwortung und die Kraft tech-<br />
nischer Innovation.
Website des MitOst<br />
e.V.: www.mitost.org<br />
11 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | MitOst e.V.<br />
> 9.4 MitOst e.V.: Sprach- und Kulturaustausch in Mittel-, Ost-<br />
und Südosteuropa<br />
Der Verein verknüpft seit über zehn Jahren engagierte Menschen zu einem vielfältigen und<br />
internationalen Netzwerk in Mittel-, Südost- und Osteuropa, um über Sprach- und Kultur-<br />
austausch Völkerverständigung aktiv zu leben. Er tut dies über Projekte im gesellschaftli-<br />
chen und kulturellen Bereich wie Seminare, Begegnungen, Festivals, Kulturveranstaltungen,<br />
über Kontakte, Dialoge und die Bereitstellung von Informationen und schließlich über die<br />
Entwicklung und Durchführung von Programmen wie zum Beispiel dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>.<br />
Dabei motivieren die Mitglieder politische, kulturelle und soziale Beweggründe: Gegenseiti-<br />
ges kennen lernen, um Empfindlichkeiten der anderen besser nachvollziehen und mit po-<br />
tenziellen Konflikten besser umgehen zu können. Gegenseitige Unterstützung beim Aufbau<br />
einer lebendige Zivilgesellschaft. Wissen, was andere bewegt und den Gedanken eine Platt-<br />
form geben.<br />
Damit möchten die Mitglieder Europa ein bisschen mehr erfahrbar für die Menschen ma-<br />
chen – sie über politische, sprachliche und kulturelle Grenzen verbinden.
12 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | MitOst e.V.<br />
Ehrenamtliche Projekte in MOE, SOE und GUS<br />
Unzählige Projekte wurden im MitOst e.V. seit seiner Gründung durchgeführt. Die MitOst-<br />
Projekte-Welt reicht von Fernost bis zur Seine, von Riga bis Jerewan – das sind die geogra-<br />
fischen Pole.<br />
Projektemacher bei MitOst sind kulturell sehr interessierte Menschen. Sie lesen gern, sogar<br />
Lyrik. Sie scheinen oft über Sprache nachzudenken, besonders über die (Un-)Möglichkeiten<br />
des Übersetzens. Auf zahllosen Reisen entdecken sie die Geschichte(n) und Mythen von<br />
Landschaften. Logisch, dass es dann die Hindernisse auf ihrem Weg sind, die zur Auseinan-<br />
dersetzung anregen: die Grenze als Ort und Idee beschäftigt MitOstler brennend. Über die<br />
unterschiedlichen Ausdehnungen Europas diskutieren sie mit Leidenschaft. Fotografieren<br />
und Filmen liegt ihnen im Blut und wer behauptet, das Theater sei eine aussterbende<br />
Kunstform, wird bei MitOst eines besseren belehrt. Sie setzen sich mit Philosophie und<br />
Werten auseinander, und sich austauschen über kulturelle Besonderheiten und Gemein-<br />
samkeiten können sie anscheinend unendlich lange.<br />
MitOst-Projektemacher übernehmen Verantwortung. Nicht nur für eine gewisse Summe an<br />
Projektgeldern, die Fertigstellung eines Produkts oder eine bestimmte Anzahl von Seminar-<br />
teilnehmern. Sie zeigen Leidenschaft und Engagement – und sind damit verantwortlich für<br />
viele kleine Begegnungen, Denkanstöße und Erlebnisse.<br />
Das jährliche MitOst-Festival<br />
Jedes Jahr bringen MitOst-Mitglieder und zahlreiche Gäste ihre Begeisterung für den<br />
Sprach- und Kulturaustausch zum Ausdruck und fahren zum MitOst-Festival. Damit bietet<br />
der Verein einen Rahmen für Begegnung von Jüngeren und Älteren, Studenten und Arbeit-<br />
nehmern, Menschen aus zig verschiedenen Ländern, <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten, Bosch-<br />
Lektoren, Tutoren, Stipendiaten von „Völkerverständigung macht Schule“ oder Kulturmana-<br />
gern.<br />
Das Festival ist immer in einer anderen mittelosteuropäischen Stadt zu Gast und bietet<br />
neben der Begegnung gerade auch den Raum für neues ehrenamtliches Engagement. Eine<br />
Projektnetzwerkstatt bietet Fortbildung und Austausch im Feld ehrenamtlicher Projektar-<br />
beit. Teams finden sich und planen, welche Projekte sie nächstes Jahr durchführen wer-<br />
den. Auch die Zukunft des Vereins MitOst wird im Rahmen des Festivals diskutiert – und<br />
neben der Diskussion bietet ein breites Kulturprogramm interessante Einblicke in die mit-<br />
telosteuropäische Kulturlandschaft. Bei Partys und Konzerten wird gemeinsam gefeiert und<br />
am Ende kehrt man um viele Bekannte, einige Freunde und zahlreiche Erfahrungen reicher<br />
zurück. Und kommt im nächsten Jahr wieder.<br />
Nach Festivals in Ungarn (Pécs), Litauen (Vilnius), Polen (Wrocław), Rumänien (Timişoara),<br />
Deutschland (Görlitz) und der Ukraine (Uschhorod) wird Gdańsk in Polen 2009 Gastgeber<br />
sein.
Ansprechpartner für<br />
die Alumniarbeit im Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>: Tino<br />
Rasche - thk@mitost.org<br />
13 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | MitOst e.V.<br />
Alumni<br />
MitOst ist seit seiner Gründung auch ein Ehemaligenverein, gegründet von ehemaligen Lek-<br />
toren der Robert Bosch Stiftung. Die Idee war und ist, eine Vernetzungsmöglichkeit für<br />
Menschen anzubieten, die für verschiedene Stiftungsprogramme in Deutschland bzw. Mit-<br />
tel- und Osteuropa aktiv waren. Wenn dies auch heißt, dass der Verein genauso offen für<br />
Nicht-Alumni ist, so zeigt die Statistik eindrücklich die Bereitschaft vieler Stipendiaten zum<br />
Engagement im Sprach- und Kulturaustausch.<br />
Die ehemaligen <strong>Kolleg</strong>iaten organisieren die Alumni-Arbeit des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s. Da-<br />
mit wird die Teilnahme an Projekten und Fortbildungen, Vernetzung und Austausch zwi-<br />
schen einander ermöglicht und aktuelle Projekt-Teams werden mit ehemaligen <strong>Kolleg</strong>iaten<br />
vernetzt.<br />
Zudem sind viele Alumni in den Gremien des Vereins aktiv: Im Vorstand, dem Projektbeirat<br />
oder als Ländervertreter. Aktuelle Informationen über die Aktivitäten der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>-Alumni erfährt man auf der Website des MitOst e.V. Ansprechpartner für die Alumni-<br />
arbeit im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist Tino Rasche.
14 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />
> 9.5 <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>: Die äußere Freiheit der Vielen lebt aus der<br />
inneren Freiheit des Einzelnen<br />
<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> 1884-1963<br />
Als die Robert Bosch Stiftung sich dazu entschloss, eines der von ihr finanzierten Pro-<br />
gramme nach <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> zu benennen, tat sie dies mit dem Ziel, sowohl einen Wegge-<br />
fährten Robert Boschs zu ehren, als auch in Anerkennung der politisch-gesellschaftlichen<br />
Vorstellungen, für die <strong>Heuss</strong> sich Zeit seines Lebens stark machte. Die Zugänge zur Person<br />
<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> erschließen sich dabei in mehrfacher Weise.<br />
Homme des lettres, Demokrat<br />
<strong>Heuss</strong> hat sich zeit seines Lebens nicht ausschließlich über seine Tätigkeit als Politiker<br />
definiert. Wenn er sich als politischen Menschen begriff, dann nicht primär über seine<br />
Funktion, sondern aus dem Selbstverständnis des Bürgers heraus, des citoyens, der sich<br />
selbstbewusst in öffentliche Angelegenheiten einmischt, weil es auch seine eigenen Ange-<br />
legenheiten sind. Zentral ist in diesem Sinne die „freie Bürgergesinnung“, die sowohl De-<br />
mokratie von unten trägt, als auch oben, in der professionell gemachten Politik eine Rolle<br />
spielen soll. Skeptisch steht <strong>Heuss</strong> der ausschließlich als Beruf und als Handwerk begriffe-<br />
nen Politik gegenüber, weil „die technische Vervollkommnung bezahlt wird mit einer Einbu-<br />
ße an ethischem Elan, der allein der Demokratie die dynamische Kraft gibt, geben soll, ge-<br />
ben kann“. Demzufolge sah er sich selber eher als Intellektuellen, der in die Politik gegan-<br />
gen ist, als Schriftsteller, Hochschullehrer, Journalisten, Verbandsmitarbeiter.<br />
Dass er sich dabei als Demokrat in einer Zeit betrachtete, in der diese Vokabel noch ent-<br />
fernt davon war, allgemein etabliert zu sein, steht außer Frage. Bereits in der Kaiserzeit<br />
engagierte sich <strong>Heuss</strong> im Netzwerk des sozialen Liberalismus, eng verbunden ist <strong>Heuss</strong>’
15 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />
politischer Lebensweg mit dem Friedrich Naumanns und dessen Vorstellungen von einer<br />
inneren Demokratisierung des Deutschen Reichs und dem Aufgreifen der sozialen Frage.<br />
Wenn <strong>Heuss</strong> auch kein Sozialist gewesen ist, so gehört er doch zu jener Minderheit im bür-<br />
gerlichen parteipolitischen Lager, die sich schon früh mit den Vorstellungen der Sozialde-<br />
mokratie beschäftigte und die politischen Grenzen der Zeit neu auslotete.<br />
<strong>Heuss</strong> sah sich in diesem Zusammenhang als Teil einer Reformbewegung, die sich nicht nur<br />
auf das Feld der Politik bezog. Sie erstreckte sich auch auf den sozialen Bereich (zu nennen<br />
wären hier viele Initiativen der Volksbildung) oder formulierte kulturelle Reformansätze auf<br />
der Suche nach neuen Formen in Literatur, Kunst oder Architektur: „Gegenüber der Ver-<br />
städterung der Massen, der Typisierung des bürgerlichen Lebens, den erstarrten oder ver-<br />
staubten Konventionen der gesellschaftlichen Formenwelt, in all diesen verschiedenen<br />
Stufen meldete sich bei uns eine unmittelbare Gegenhaltung, als vor 50 Jahren eine neue<br />
Jugendbewegung aufbrach, sie wollte bewusst etwas wie einen neuen Lebensstil formen,<br />
der auch sein politisches Gewicht bekommen würde.“ Dies ist auch eine bedeutende Ver-<br />
bindungslinie zu Robert Bosch, der als Mäzen viele derartige Initiativen unterstützte. Zum<br />
Beispiel Projekte der Arbeiterbildung und der innerbetrieblichen Sozialfürsorge, oder auch<br />
die Förderung zeitgenössischer Künstler oder des Deutschen Werkbunds (<strong>Heuss</strong> nahm<br />
übrigens an der Gründung teil und wurde später dessen Geschäftsführer). Im Bereich der<br />
politischen Bildung ist auch die Errichtung der „Deutschen Hochschule für Politik“ in Berlin<br />
zu erwähnen, an der sich Bosch beteiligte (und an der <strong>Heuss</strong> Dozent war).<br />
Ehrenamt und Demokratie<br />
Das Mäzenatentum des Industriellen Bosch und das politische Engagement von <strong>Heuss</strong> bau-<br />
en auf dem gleichen Verständnis von Bürgergesinnung auf, nämlich im Rahmen der eigenen<br />
Möglichkeiten eine Demokratie mit Leben zu füllen, diese weiter zu entwickeln und mitzu-<br />
gestalten, unabhängig von der Parteizugehörigkeit: Engagement statt Mitgliedschaft. Dieser<br />
Gedanke ist denn auch eines der zentralen Motive seiner Publizistik.<br />
Mehrfach thematisiert <strong>Heuss</strong> das politische und freiwillige Engagement. Bereits 1921<br />
schreibt er mit Blick auf die politische Selbstverwaltung im kommunalen Bereich: „Was die<br />
Selbstverwaltung braucht, ist eine gesunde Mischung von Berufsbeamten und unabhängi-<br />
gen ‚Laien‘.“ So soll verhindert werden, „dass eine Verwaltung eine Maschine mit zwangs-<br />
läufigem Formalismus werde.“
16 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />
So wie dieser Meinung nach der Staat für die Bürger gemacht ist, so ist der Wille zum En-<br />
gagement und die ehrenamtliche Tätigkeit das Fundament einer demokratischen Gesell-<br />
schaft. In einer seiner programmatischen Reden als Bundespräsident greift er dies bei-<br />
spielhaft auf. Die freiwillige Arbeit in Gesellschaft und Staat sei „Heimat und Nährboden<br />
eines demokratischen Lebensstils, nicht die Büros, in denen man Befehle oder Anweisun-<br />
gen entwirft oder empfängt oder weitergibt.“ Diese Haltung hat gerade auch Auswirkungen<br />
auf <strong>Heuss</strong>’ Vorstellung davon, auf welche Weise demokratische Politiker für ihre Aufgabe<br />
legitimiert und ausgewählt werden sollen. Das Ehrenamt spielt dabei die zentrale Rolle als<br />
„Werkzeug der Auslese, die von unten nach oben drängt und den sozialen Kreislauf mit<br />
immer neuen Kräften stärkt und erhält.“ Dieses Zitat richtet unsere Aufmerksamkeit darauf,<br />
dass Demokratie als ein offener Kreislauf begreifbar sein kann und dass demokratische<br />
Herrschaftsausübung einer besonderen Legitimation bedarf, die nicht einfach aus formalen<br />
Elitepositionen und Loyalitäten herleitbar sein soll.<br />
Diese Wertschätzung der freiwilligen Arbeit liegt auch dem Förderkonzept des <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s zu Grunde. Über die Projektarbeit werden Anstöße und Impulse in die ver-<br />
schiedenen Gesellschaften der <strong>Kolleg</strong>iaten aus diesen Gesellschaften heraus gegeben –<br />
und nicht von außen implementiert. Zudem fördert das Engagement in Projekten die Kom-<br />
petenz, sich auch nachhaltig und in verschiedenen Ebenen einbringen zu können, sei es im<br />
kulturellen, im sozialen oder im politischen Bereich.<br />
<strong>Heuss</strong> als Autor: Hitlers Weg
17 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />
Wichtigkeit der Repräsentation<br />
Wenn <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> der Nachwelt als erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland in<br />
Erinnerung geblieben ist, so kann man nicht über den Widerspruch von formaler Hoch-<br />
rangigkeit des Staatsamts und seiner realen tagespolitischen Begrenztheit hinwegsehen. In<br />
der Politik der Nachkriegszeit hatten andere Personen eine einflussreichere Stellung als<br />
<strong>Heuss</strong> – etwa der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer oder auch der Führer der Opposi-<br />
tion, Kurt Schumacher. Dies liegt jedoch in der Aufgabenteilung zwischen Kanzler und Prä-<br />
sident begründet, die in der westdeutschen Verfassung so festgeschrieben wurde: So wie<br />
das deutsche Regierungssystem kein präsidentielles System ist, so wurde die Rolle des<br />
Kanzlers aufgewertet und die des Präsidenten vorrangig auf Repräsentation und die formale<br />
Mitwirkung an den politischen Prozessen beschränkt. Dass dies nicht bedeutet, dass der<br />
Präsident zur Randfigur wird, hat <strong>Heuss</strong> mit seiner Amtsführung gezeigt.<br />
Im noch jungen westdeutschen Staat hieß es, um Vertrauen für die Demokratie zu werben.<br />
Das heißt auch, sich persönlich um eine Abgrenzung vom Vorgänger im Amt des Staats-<br />
oberhauptes zu bemühen und so an der eigenen Person zu zeigen, wo der Unterschied<br />
zwischen demokratischer und diktatorischer Repräsentation liegt: Statt Uniform ein bür-<br />
gerlicher Anzug, statt Reichsparteitagen die Verbindung von dem Amt und der Sache ange-<br />
messenem Ernst mit dem Bemühen, die Distanz zwischen Amtsträger und Volk zu überwin-<br />
den. „Ich habe mein unmittelbares Regierungsprogramm in das einfache Wort gepackt: Ent-<br />
krampfung. Damit ist natürlich noch nicht die oder jene konkrete Entscheidung geleistet,<br />
aber eine psychologische Situation geschaffen, die die innere Gesundung der Deutschen<br />
erleichtert.“<br />
Besonderes Augenmerk richtete <strong>Heuss</strong> auch auf die Fragen der staatlichen Selbstdar-<br />
stellung. Dazu gehören zunächst die angemessenen Staatssymbole – angefangen von der<br />
engagierten Diskussion im „Ausschuss für Grundsatzfragen“ des die westdeutsche Verfas-<br />
sung ausarbeitenden Parlamentarischen Rates, über die Suche nach einer angemessenen<br />
Nationalhymne oder die Gestaltung der Verleihungspraxis von Orden und Auszeichnungen.<br />
In besonderer Weise bemühte sich <strong>Heuss</strong> darum, die wissenschaftlich-kulturelle Elite an<br />
den neuen Staat zu binden, den Kontakt zur Emigration aufrecht zu erhalten und christlich-<br />
jüdische Initiativen zu unterstützen. Kritiker unterstellen einer Politik, die Repräsentation<br />
und Symbolik in den Mittelpunkt rückt, dass sie zur Unterbetonung der spannungsreichen<br />
tagespolitischen Realität neige. Wenn <strong>Heuss</strong> auch nicht den konfliktären Typus des Politi-<br />
kers verkörpert und er sich aus den großen politischen Konflikten der Nachkriegszeit wei-<br />
testgehend heraushielt, so muss andererseits in Rechnung gestellt werden, dass Demokra-<br />
tie beides benötigt: Konflikt und Integration. In diesem Sinne ist es die Funktion des von<br />
<strong>Heuss</strong> geprägten Amtes, den Integrationsaspekt zu betonen und aktiv auszugestalten.
18 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />
Politik ist Herrschaft auf Frist<br />
Dieser in den Zitatenschatz eingegangene Satz von <strong>Heuss</strong> betont die Begrenztheit politi-<br />
scher Herrschaft in der Demokratie, den Zwang zur Mäßigung der eigenen Ansprüche und<br />
zum sensiblen Gebrauch von Macht in aristotelischer Tradition. In der Weih-<br />
nachtsansprache 1949 wird dieses Bemühen, „das Gesetz des Maßes zu lehren“, exempla-<br />
risch formuliert: „Wollt Ihr wieder den Reichstag der dreißiger Jahre, wo alles ‚glatt‘ ging?<br />
Es war der glatte Weg, der in den Abgrund führte. Das demokratische Verfahren war nie<br />
glatt und bequem. Mit seinen Bremsvorrichtungen verteilt es Verantwortungen und im tie-<br />
fen Sinn will es Bürger dazu erziehen, selber Verantwortung zu übernehmen.“<br />
<strong>Heuss</strong> und das nach ihm benannte <strong>Kolleg</strong><br />
Wenn eine Institution nach einem Politiker benannt wird, stellen sich im Anschluss Fragen<br />
nach dem angemessenen Zugang zu Biografie und Werk der betreffenden Person. Wenn<br />
hier vor allem Aspekte genannt wurden, die dem vom <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> vertretenen<br />
Ansatz der Förderung von Zivilgesellschaft über die Förderung von freiwilligem Engagement<br />
nahe stehen, so sperren sich natürlich auch verschiedene Bereiche gegen eine unkritische<br />
Aneignung für die Zwecke der politischen Bildung. Zunächst einmal zeitlich: Als <strong>Heuss</strong> –<br />
Jahrgang 1882 – so alt war wie die <strong>Kolleg</strong>iaten des <strong>Kolleg</strong>s, gab es noch einen Kaiser und<br />
Dienstmädchen in den besseren Haushalten. Zudem ist sein politischer und biografischer<br />
Werdegang stark mit den deutschen Entwicklungen im 20. Jahrhundert verbunden. Für die-<br />
jenigen, die heute um die 20 Jahre alt sind und die aus Ländern kommen, von denen man<br />
im Bonn der 50er Jahre nicht im Traum dachte, dass man sie bereisen könnte, hat dies<br />
begreiflicherweise nur eine begrenzte Relevanz.<br />
Auch inhaltlich haben sich die politischen Konzepte entwickelt. Manches an <strong>Heuss</strong>’ Pro-<br />
grammatik erscheint nach wie vor aktuell und inspirierend, manches altmodisch. Wenn<br />
<strong>Heuss</strong> unermüdlich die wichtige Funktion des Ehrenamts zum Thema macht, muss auch<br />
erwähnt werden, dass dies für <strong>Heuss</strong> keineswegs bedeutete, dass sich Bürger ohne politi-<br />
sches Amt (und im repräsentativen Verständnis von Politik heißt dies ohne Legitimation) in<br />
die politischen Belange einmischen sollten. Dies erscheint in einer Zeit der Bürgerinitiati-<br />
ven, Aktionen und Protestbewegungen als eine allzu statische Vorstellung von Partizipation.<br />
Wenn <strong>Heuss</strong> ein Kind der strikten repräsentativen Demokratie ist, so kommen seine Enkel<br />
unter anderem auch aus Ländern, in denen eine demokratischere Gesellschaft gerade über<br />
solche Proteste erkämpft worden ist. Und viele Projekte nehmen zudem heute selbstver-<br />
ständlich für sich in Anspruch, ohne Aufforderung und Mandat mitgestalten zu wollen. Dies<br />
beginnt etwa auf einer ganz alltagsnahen Ebene: Zum Beispiel in einem Projekt, das die<br />
Lehre an einer Universität evaluiert.
19 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> | <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />
Robert Bosch beauftragte den Schriftsteller <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> mit dem Verfassen seiner Bio-<br />
grafie übrigens aus zwei Gründen: Erstens weil er damit jemanden, der seinen eigenen<br />
Vorstellungen nahe stand, in einer schwierigen politischen Zeit unterstützen konnte. Und<br />
zweitens, weil er sich eine angemessene Würdigung seiner Lebensleistung nur durch den<br />
Verzicht auf, wie er sich ausdrückte, „lobrednerische“ Erzählung vorstellen konnte. In die-<br />
ser Tradition kritischer Aneignung sieht sich das <strong>Kolleg</strong>.<br />
Gerne trägt es den Namen dessen, der immer wieder darauf hinwies, dass Demokratie eine<br />
innere Haltung ist, dass politisch Aktive in einer Demokratie neben Macht auch eine beson-<br />
dere Verantwortung übernehmen, oder dass gesellschaftliches Engagement etwas Sinnvol-<br />
les, Lohnenswertes und Erfüllendes sein kann. Zudem gilt heute und gestern, in Ost und<br />
West, dass man Freiheit weder käuflich erwerben noch passiv einfordern oder gar per Dek-<br />
ret verordnen kann. „Die äußere Freiheit der Vielen lebt aus der inneren Freiheit des Ein-<br />
zelnen.“
10. Projektfinanzen<br />
10.1 Eigentlich ganz einfach!.....................................3<br />
10.2 Projektplanung: Einnahmen/Ausgaben…….......5<br />
Konkretisierung des Kostenplans<br />
10.3 Projektdurchführung I: Einnahmenverwaltung…….8<br />
Der Weg des Fördergeldes zum Projekt; Verwaltung<br />
aller Einnahmen; Einnahme-Belege; Zahlungsanwei-<br />
sung; Drittmittel-Liste<br />
10.4 Projektdurchführung II: Ausgabenverwaltung……14<br />
Veränderungen im Kostenplan; Verwaltung aller Aus-<br />
gaben; Ausgabe-Belege; Beleglisten<br />
10.5 Projektabschluss I: Abrechnung und<br />
Dokumentation der Wechselkursbelege……………..21<br />
Fremde Währungen und Abrechnung in EUR<br />
7.6 Projektabschluss II: Abrechnung und<br />
Dokumentation: Einnahmen/Ausgaben……………….23<br />
Nachzahlungen; Rückzahlungen; Vorlage zur Übersicht<br />
10.7 Projektabschluss III: Abrechnung und<br />
Dokumentation: Verwendungsnachweis.................26<br />
Zusammensetzung der verwendeten Mittel nach den<br />
Mittelgebern; Formular zum Verwendungsnachweis<br />
10.8 Projektabschluss IV: Abrechnung und<br />
Dokumentation: Zusammenstellung ………………..…30<br />
Kopiervorlage: Quittung…………………………………….32
3<br />
Projektfinanzen | Eigentlich alles ganz einfach!<br />
> 10.1 Eigentlich ganz einfach!<br />
Beim Verwalten von Geld und der Erstellung von Abrechnungen für Projekte muss man zwar<br />
genau arbeiten und manche Tabelle kommt etwas trocken daher. Ihr werdet aber sehen,<br />
dass alles gar nicht so schwierig ist. In einzelnen Schritten führt dieser Leitfaden durch das<br />
ABC der Finanzverwaltung und Abrechnung im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
> Bei der Projektplanung: Planen der Ausgaben und Einnahmen (10.2)<br />
> Bei der Projektdurchführung<br />
> Verwalten der Einnahmen (10.3)<br />
> Verwalten der Ausgaben (10.4)<br />
> Beim Projektabschluss: Erstellen der Projektabrechnung und der Dokumentation<br />
Wechselkursbelege (10.5)<br />
Übersicht für Einnahmen/Ausgaben (10.6)<br />
Verwendungsnachweis (10.7)<br />
Zusammenstellung der Unterlagen (10.8)<br />
> Als Hilfe: Kopiervorlage für Quittungen (S. 32)<br />
Schon bei der Vorbereitung planen<br />
Wir raten euch, den vorliegenden Leitfaden sorgfältig noch vor Projektbeginn durchzulesen,<br />
da viele Schritte schon bei der Vorbereitung berücksichtigt werden müssen. Die Abrech-<br />
nung am Ende des Projektes wird dann viel einfacher und schneller gehen und euch sogar<br />
Spaß machen.
4<br />
Projektfinanzen | Eigentlich alles ganz einfach!<br />
Erklärende Beispiele und Formulare<br />
Zu eurer Hilfe enthält der Leitfaden neben den detaillierten Erläuterungen zu allen<br />
notwendigen Schritten der Finanzverwaltung auch anschauliche Beispiele, wie ihr die<br />
Vorlagen ausfüllen könnt. Bei weiteren Fragen kann euch euer Mentor weiterhelfen.<br />
Lernen nicht nur fürs <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
Vieles, was auf den folgenden Seiten erklärt wird, kann euch auch bei anderen<br />
Projekten helfen, das Geld, das ihr bekommt, zu verwalten. Auch wenn andere Institutionen<br />
eigene Bestimmungen haben und eigene Vorlagen für Einnahmen, Ausgaben und Abrech-<br />
nungen verwenden: Das Prinzip, das dahinter steht, wird jedoch in der Regel das gleiche<br />
sein. Die Erfahrung aus eurem Projekt im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> kann euch also noch für<br />
viele andere Projekte bei der Finanzverwaltung hilfreich sein.<br />
Alle Formulare<br />
und Vorlagen zu<br />
Finanzen: Auf der<br />
Website des Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s
5<br />
Projektfinanzen | Projektplanung: Ausgaben und Einnahmen<br />
> 10.2 Projektplanung: Einnahmen/Ausgaben<br />
Das Planen der Kosten sowie der Finanzierungsmöglichkeiten für einzelne Maßnahmen in<br />
eurem Projekt ist eine gute Kontrolle, die euch zeigt, ob ihr bei der Projektplanung wirklich<br />
an alles gedacht habt. Ihr müsst euch genau überlegen<br />
> wieviel Geld ihr für das Projekt benötigt<br />
> wofür genau ihr dieses Geld benötigt<br />
> wo es Möglichkeiten gibt zu sparen<br />
> was ihr von Partnern umsonst bekommen könnt<br />
> wofür ihr Geld vom <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> oder von anderen beantragen könnt und<br />
> wann ihr wieviel Geld für einzelne Kosten benötigt<br />
Vom Kosten- und Finanzierungsplan zur Fördervereinbarung<br />
Die Überlegungen, mit welchen tatsächlichen Kosten ihr im Einzelnen zu rechnen habt und<br />
aus welchen Mitteln diese bezahlt werden sollen, waren euer Ausgangspunkt bei der Erstel-<br />
lung des Kosten- und Finanzierungsplans, als ihr euren Projektantrag gestellt habt. Wenn<br />
ihr noch einmal nachschauen wollt, wie der Kosten- und Finanzierungsplan erstellt wird,<br />
könnt ihr zum Kapitel 5.2 dieses <strong>Projektleitfaden</strong>s zurückblättern. Ein Beispiel für einen<br />
ausgefüllten Kosten- und Finanzierungsplan findet ihr am Ende dieses Kapitels.<br />
Der Kosten- und Finanzierungsplan ist die wichtigste Grundlage für euren Umgang mit allen<br />
Finanzen – sowohl für die Einnahmen als auch für die Ausgaben – in allen Phasen der Pro-<br />
jektdurchführung.<br />
Die hierfür verbindliche und endgültige Variante des Kosten- und Finanzierungsplans wurde<br />
zwischen euch und der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s beim Projek-<br />
tetreffen ausgehandelt und in der Fördervereinbarung dokumentiert. Verbindlich heißt,<br />
dass ihr und die Programmkoordination diesen Finanzplan unterschrieben haben. Womit<br />
sich beide Seiten dazu verpflichtet haben, sich an diesen Plan zu halten.
6<br />
Projektfinanzen | Projektplanung: Ausgaben und Einnahmen<br />
Änderungen der Fördervereinbarung<br />
Wichtig ist, dass ihr darauf achtet, dass größere Veränderungen eures in der Förderverein-<br />
barung dokumentierten Kosten- und Finanzierungsplans immer vorab mit der Programmko-<br />
ordination des <strong>Kolleg</strong>s geklärt werden müssen. Dies geschieht über eure Mentoren, die für<br />
euch den Kontakt zur Programmkoordination herstellen. Dazu steht in den Förderbedin-<br />
gungen, die in Kapitel 5.4 abgedruckt sind und die ihr beim Projektetreffen unterschreibt:<br />
Punkt 1.2:<br />
„Eine Änderung der Finanzierungsanteile (Spalten 2 bis 5 des zur Fördervereinbarung<br />
gehörenden Kosten- und Finanzierungsplans) ist nur dann zulässig,<br />
wenn sie vorab bei der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s schriftlich beantragt und in einer Zusatzvereinbarung vereinbart<br />
worden ist.“<br />
Das bedeutet aber nicht, dass ihr in jedem Fall einen Antrag zur Änderung der Förderver-<br />
einbarung vorbereiten müsst. In vielen Fällen reicht es, wenn ihr die Veränderungen mit<br />
euren Mentoren besprecht. Erst ab einem bestimmten Umfang ist es notwendig, die Ände-<br />
rung über die Mentoren auch bei der Programmkoordination zu beantragen:<br />
Punkt 3.2:<br />
„Verschiebungen / Veränderungen zwischen einzelnen Kostenarten im Kosten-<br />
und Finanzierungsplan, deren Wert höher als ein Zehntel der vereinbarten<br />
Fördermittel bzw. höher als 50,00 € ist, sowie eine Überziehung der Gesamtkosten<br />
um mehr als fünf Prozent der vereinbarten Fördermittel sind nur<br />
dann zulässig, wenn sie vorab bei der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s schriftlich beantragt und in einer Zusatzvereinbarung vereinbart<br />
worden sind.“<br />
Wenn ihr schließlich einen Antrag zur Änderung der Fördervereinbarung gestellt habt,<br />
wird euch die Programmkoordination so schnell wie möglich antworten. Soweit sie euren<br />
Änderungen zustimmt, wird zwischen euch und der Programmkoordination eine neue<br />
Fördervereinbarung abgeschlossen, die dann für den weiteren Projektverlauf und für die<br />
Abrechnung verbindlich ist.<br />
Konkrete-<br />
Beispiele? Siehe<br />
Unterkapitel: 10.4
7<br />
Projektfinanzen | Projektplanung: Ausgaben und Einnahmen<br />
| Beispiel: Kostenplan |<br />
Kostenart<br />
1<br />
Gesamtkosten<br />
des<br />
Projektes<br />
2<br />
Zahlungen von<br />
Teilnehmern /<br />
Zielgruppe<br />
3<br />
geldwerte<br />
Leistungen<br />
4<br />
anderweitig<br />
beantragte /<br />
bewilligte<br />
Mittel<br />
5<br />
beim <strong>Kolleg</strong><br />
beantragte<br />
Projektmittel<br />
EURO EURO EURO EURO EURO<br />
1.1 Raumkosten / Miete 250,00 - - - 250,00<br />
1.2. Reisekosten / Exkursionen - - - - -<br />
1.3 Unterkunft - - - - -<br />
1.4 Verpflegung 190,00 - 60,00 130,00<br />
1.5. Versicherung / Visum / Voucher - - - - -<br />
1.6 Kopierkosten / Büromaterial 55,00 - - - 55,00<br />
1.7<br />
1.8<br />
Versand / Internet / Telefon /<br />
Fax<br />
Öffentlichkeitsarbeit /<br />
Werbung<br />
130,00 - 30,00 70,00 30,00<br />
95,00 - - - 95,00<br />
1.9 Anschaffungskosten 115,00 - - 115,00 -<br />
1.10 Sonstiges 200,00 - - 150,00 50,00<br />
1.1-10 Sachkosten gesamt 1035,00 - 30,00 395,00 610,00<br />
2.1<br />
Aufwandsentschädigung<br />
für Dritte<br />
- - - - -<br />
2.1 Personalkosten gesamt - - - - -<br />
PROJEKTKOSTEN GESAMT 1035,00 - 30 395,00 610,00
8<br />
Projektfinanzen | Projektdurchführung 1: Einnahmenverwaltung<br />
> 10.3 Projektdurchführung I: Einnahmenverwaltung<br />
Dieser Abschnitt beschreibt, was ihr tun müsst, wenn ihr das Geld, das euch als Projekt-<br />
förderung vom <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> zugesagt wurde, ausgezahlt bekommen möchtet.<br />
Außerdem erfahrt ihr, wie ihr mit diesem Geld im Laufe des Projektes umgehen solltet.<br />
Transfer der Fördermittel<br />
Die vereinbarten Fördermittel werden euch meistens nicht auf einmal sondern nach Bedarf<br />
in Raten, also in mehreren Teilen, ausgezahlt. Überlegt euch dazu gründlich, wieviel Geld ihr<br />
zu welchem Zeitpunkt braucht. Für einige Projekte ist es sinnvoller, das Geld dreimal in<br />
kleineren Raten im Verlauf von vier Monaten zu erhalten. Für andere macht es wiederum<br />
Sinn, die ganze Summe auf einmal zu bekommen, weil alle Ausgaben in einer oder zwei<br />
Wochen bezahlt werden können.<br />
Vorschuss<br />
Bis zum Zeitpunkt eurer Projektabrechnung heißt das Geld, dass ihr von der Programmko-<br />
ordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s erhalten habt, Vorschuss. Denn ihr bekommt das<br />
Geld, bevor ihr die Belege und Quittungen für eure Ausgaben dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
gebt. Einen solchen Vorschuss könnt ihr für die Projektdurchführung auf vier unterschiedli-<br />
chen Wegen erhalten:<br />
> per Überweisung auf euer eigenes Konto oder das Konto eines Familienmitgliedes<br />
> per Überweisung auf ein Konto einer von euch benannten Vertrauensperson in eurer<br />
Heimat, die über ein Konto verfügt und diesem Verfahren vorher ausdrücklich zuge-<br />
stimmt hat (zum Beispiel ein Bosch- oder ein DAAD-Lektor)<br />
> in Einzelfällen auch indirekt per Überweisung an Dritte, die ihr mit einer bestimmten<br />
Aufgabe in eurem Projekt beauftragt habt (zum Beispiel für Druckkosten oder für die<br />
Miete eines Seminarhauses), um euch Kosten und Aufwand für den Transfer des Geldes<br />
zu sparen<br />
> oder per Barauszahlung, zum Beispiel beim Projektetreffen oder bei einer Fortbildung<br />
Beachtet bitte bei Überweisungen, dass sie in der Regel nur auf ein Konto in Deutschland<br />
oder in einem anderen Land der Europäischen Union (EU) möglich sind. Andere Auslands-<br />
überweisungen sind sehr teuer und nur im Ausnahmefall eine Option. Die hierfür anfallen-<br />
den Überweisungs- oder Bankgebühren müsst ihr vorab in eurem Kosten- und Finanzie-<br />
rungsplan unter Kostenart „Sonstiges“ eingeplant haben und müssen entsprechend in der<br />
Fördervereinbarung dokumentiert sein!<br />
Anfordern eines Vorschusses: Zahlungsanweisung<br />
Die Auszahlung eines Vorschusses per Überweisung (an euch, an eine von euch benannte<br />
Vertrauensperson oder an Dritte) müsst ihr bei eurem Mentor anmelden. Hierfür steht euch<br />
die Vorlage „Zahlungsanweisung Projekte“ zur Verfügung, die ihr mit den Finanz-Unterlagen<br />
beim Projektetreffen erhaltet.
Zahlungsan-<br />
weisung als .doc:<br />
Siehe Website des<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s; Beispiel<br />
am Ende des Ab-<br />
schnitts.<br />
Wie sieht die<br />
Projektabrechnung<br />
aus? Siehe Unter-<br />
kapitel 10.8<br />
Zahlungsan-<br />
weisung drei Wo-<br />
chen vorher an<br />
Mentorin/Mentor<br />
senden.<br />
9<br />
Projektfinanzen | Projektdurchführung 1: Einnahmenverwaltung<br />
Ein Beispiel, wie die Vorlage ausgefüllt wird, findet ihr am Ende dieses Abschnitts. Bitte<br />
achtet darauf, dass ihr die Zahlungsanweisung vollständig ausfüllt. Dazu gehört auch die<br />
Angabe, welche Gesamtfördersumme mit euch vereinbart wurde und wieviel davon ihr be-<br />
reits erhalten habt – was euch und allen Beteiligten bei der Kontrolle hilft. Wenn in eurer<br />
Zahlungsanweisung alle wichtigen Angaben korrekt eingetragen sind, kann die Überweisung<br />
ohne Verzögerungen ausgeführt werden und ihr erhaltet bald schon das Geld auf das ange-<br />
gebene Konto.<br />
Es genügt, die ausgefüllte Zahlungsanweisung als E-Mail an euren Mentor zu schicken. Bitte<br />
beachtet, dass sie drei Wochen vor dem gewünschten Auszahlungstermin bei eurer Mento-<br />
rin/eurem Mentor sein sollte, damit ausreichend Zeit für die Bearbeitung bleibt.<br />
Auch wenn ihr einen Vorschuss bar ausgezahlt bekommen wollt (zum Beispiel während<br />
einer Fortbildung des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s im Frühjahr 2009), müsst ihr das zwei bis drei<br />
Wochen vorher bei eurem Mentor bekannt geben. Hierfür verwendet bitte ebenfalls die<br />
Vorlage für Zahlungsanweisungen. Bei einer solchen Barauszahlung erhaltet ihr von der<br />
Person, die euch das Geld übergibt, eine Kopie der Auszahlungs-Quittung. Diese müsst ihr<br />
gut für eure Abrechnungsunterlagen aufbewahren, wo ihr sie als Einnahme-Beleg brauchen<br />
werdet. Was das genau ist, erfahrt ihr auf der nächsten Seite.<br />
Ob Überweisung oder Barauszahlung, bitte behaltet für eure Abrechnungsunterlagen immer<br />
eine Kopie eurer Zahlungsanweisungen. Zusammen mit den Einnahme-Belegen, aber nicht<br />
als Ersatz für diese! könnt ihr sie in der Dokumentation zur Projektabrechnung zur Kontrol-<br />
le mit abheften.<br />
Je besser ihr die Projektausgaben kalkuliert habt, desto besser seid ihr auf die Verwaltung<br />
der Einnahmen vorbereitet! Dennoch solltet ihr einen kleinen Puffer einplanen, wenn ihr<br />
einen Vorschuss anfordert. Denn es kann ja immer mal zu unvorhergesehenen Ausgaben<br />
kommen.<br />
Dokumentation der Einnahmen<br />
Alle Einnahmen aus Fördermitteln des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s – sowie später auch alle Aus-<br />
gaben – müssen in der Projektabrechung mit Belegen dokumentiert werden. Das Gleiche<br />
gilt auch für die Beiträge, die euch Teilnehmer eures Projektes zahlen. Damit weist ihr<br />
nach, wieviel Geld ihr im Verlauf des Projektes erhalten habt. Von Fall zu Fall können die<br />
Einnahme-Belege sehr unterschiedlich aussehen:<br />
> Entweder sind es Kopien der Kontoauszüge, wenn ihr oder Dritte für euch Geld per<br />
Überweisung erhalten haben. Bei diesen Kopien ist darauf zu achten, dass andere per-<br />
sönliche Daten durchgestrichen oder auf andere Weise unleserlich gemacht werden.<br />
> Oder ihr habt von der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s Bargeld erhal-<br />
ten. Die Kopie (bzw. Durchschrift) der von euch unterschriebenen Auszahlungs-<br />
Quittung, die ihr dabei erhaltet, wird in eurer Dokumentation zum Einnahme-Beleg.
10 Projektfinanzen | Projektdurchführung 1: Einnahmenverwaltung<br />
> Ebenfalls möglich ist, dass ihr von Teilnehmern an eurem Projekt Bargeld als Teilneh-<br />
merbeiträge erhalten habt. Über den jeweiligen Betrag müsst ihr jedem Teilnehmer eine<br />
Einnahme-Quittung ausstellen. Diese wird grundsätzlich von der Person unterzeichnet,<br />
die das Geld empfängt – also von euch –, in vielen Fällen außerdem auch von der auf<br />
der Quittung namentlich genannten Person, die das Geld gezahlt hat<br />
Ausstellen von Einnahme-Quittungen<br />
Ihr habt zwei Möglichkeiten, solche Einnahme-Quittungen auszustellen. Am praktischsten<br />
ist der in Deutschland oder in eurem Land üblichen Standard-Quittungsblock. Falls die<br />
Vorlage nicht in Deutsch ist, müsst ihr die wichtigsten Eintragungen übersetzen. Als<br />
derjenige, der das Geld empfangen hat, unterschreibt ihr die Quittung rechts unten. Der-<br />
jenige, der euch Geld gegeben hat, erhält das (blaue) Original. Als Empfänger des Geldes<br />
erhaltet ihr die (gelbe) Kopie, auch Durchschrift genannt, die ihr als Einnahme-Beleg<br />
weiter verwenden könnt. Alternativ könnt ihr eine selbst gestaltete Quittung verwenden<br />
Nun zum Verfahren. Ihr stellt zwei identische Einnahme-Quittungen aus und<br />
unterschreibt beide als Geldempfänger. Ein Exemplar behaltet ihr für eure<br />
Abrechnungsunterlagen, das andere erhält derjenige, der euch Geld gegeben hat. So<br />
kann eine solche Quittung aussehen:<br />
| Beispiel: Einnahme-Beleg |<br />
Q u i t t u n g N r : 2<br />
Währung:<br />
Tschechi-<br />
Betrag in Zahlen<br />
500,00<br />
Betrag in Worten<br />
fünfhundert<br />
von:<br />
Teilnehmerin Teilnehmerová<br />
für:<br />
Teilnehmerbeitrag für Seminar „Kreatives Projekt“<br />
Ort / Datum<br />
Hrabová,<br />
27.04.2009<br />
Unterschrift und Stempel des Empfängers<br />
Jung Engagiert<br />
Zusammenstellung der Belege für die Projektabrechnung<br />
in bar erhalten.<br />
Alle Einnahme-Belege solltet ihr in die Dokumentation zur Projektabrechnung einfügen. Um<br />
den Überblick zu behalten, fangt ihr am besten sofort mit dem Aufkleben und Sortieren der<br />
Belege an, wenn ihr den ersten Bon und die erste Quittung erhaltet.<br />
Dokumentation von geldwerten Leistungen bzw. Drittmitteln<br />
Einnahmen, die nicht aus Fördermitteln des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s oder aus Teilnehmer-<br />
beiträgen stammen, sondern von anderen Partnern, Organisationen oder Sponsoren - so-<br />
genannten „Dritten“ - bereitgestellt wurden, müssen in der Projektabrechnung für das<br />
Wie bekomme<br />
ich Einnahme-Quit-<br />
tungen? Mit einem<br />
Quittungsblock.<br />
Oder mit der<br />
Vorlage auf S. 32<br />
Wie klebe ich<br />
die Einnahme-<br />
Belege auf? Siehe<br />
Unterkapitel: 10.8
Beispiel für<br />
eine Drittmittel-<br />
Liste: Am Ende<br />
dieses Abschnitts.<br />
Die Vorlage<br />
gibt es in zwei For-<br />
maten: Standard-<br />
Vorlage (zum Aus-<br />
drucken und von<br />
Hand ausfüllen);<br />
PC-Vorlage (digita-<br />
le Tabelle, in man<br />
direkt am PC ein-<br />
tragen kann, in der<br />
die Summen auto-<br />
matisch kalkuliert<br />
werden)<br />
11 Projektfinanzen | Projektdurchführung 1: Einnahmenverwaltung<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ebenfalls dokumentiert werden. Damit weist ihr nach, dass euch die<br />
im Kosten- und Finanzierungsplan vereinbarten Anteile anderer Geber bei der Projektdurch-<br />
führung tatsächlich zur Verfügung gestanden haben. Bitte beachtet: Mögliche Änderungen<br />
bei den Drittmitteln solltet ihr ebenfalls frühzeitig über eure Mentoren der Programmkoor-<br />
dination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s mitteilen!<br />
Bei den Drittmitteln kann es sich einerseits um geldwerte Leistungen handeln (Spalte 3 im<br />
Kosten- und Finanzierungsplan), zum Beispiel für einen Raum, den euch die Uni kostenlos<br />
überlassen hat: Die Höhe der Kosten – in diesem Fall die euch nicht in Rechnung gestellte<br />
Raummiete – müsst ihr für die Dokumentation entsprechend der in eurer Heimat üblichen<br />
Beträge einschätzen. Andererseits sind dies finanzielle Förderungen aus anderen Quellen,<br />
zum Beispiel einer Stiftung, eines Sponsors aus der Wirtschaft oder einer diplomatischen<br />
Vertretung (Spalte 4 im Kosten- und Finanzierungsplan).<br />
Für die Dokumentation dieser Mittel steht euch die sogenannte „Drittmittel-Liste“ zur Ver-<br />
fügung. Hier sind nur folgende Angaben einzutragen:<br />
> wer hat euch etwas gegeben (Geber),<br />
> wofür hat er euch etwas gegeben (bei geldwerten Leistungen) und<br />
> wieviel hat er euch gegeben bzw. welchem Wert entspricht die geldwerte Leistung?<br />
In jeder Zeile wird nur eine Position eingetragen.<br />
In der abschließenden Dokumentation zur Projektabrechnung (siehe Abschnitt 10.8) gehö-<br />
ren zu jeder Drittmittel-Liste als Anlage die von euch gesammelten Einnahme-Belege. Die<br />
einzige Ausnahme bilden die geldwerten Leistungen. Da Einnahme-Belege für Drittmittel in<br />
der Regel zu euren Abrechnungen an die jeweiligen Geber gehören, reicht es für die Ab-<br />
rechnung im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> auch, wenn ihr nicht Originale, sondern nur Kopien<br />
dieser Belege zur Drittmittel-Liste hinzufügt. Die Belege oder ihre Kopien werden auf ein<br />
A4-Blatt aufgeklebt, so dass an der Seite ausreichend Platz für die erläuternden Informatio-<br />
nen oder Übersetzungen bleibt, die ihr vielleicht noch anbringen müsst. Orientiert euch<br />
hierbei bitte am Beispiel für die Dokumentation von Ausgaben-Belegen in Abschnitt 7.4.<br />
Egal ob Kopie oder Original, in der Anlage zur Drittmittel-Liste sortiert ihr diese Belege<br />
bitte in der Reihenfolge, in der sie in der Drittmittel-Liste stehen, und übernehmt für jeden<br />
Beleg die Nummer aus der Drittmittel-Liste.
12 Projektfinanzen | Projektdurchführung 1: Einnahmenverwaltung<br />
| Beispiel: Zahlungsanweisung |
13 Projektfinanzen | Projektdurchführung 1: Einnahmenverwaltung<br />
| Beispiel: Drittmittel-Liste |
14 Projektfinanzen | Projektdurchführung 2: Ausgabenverwaltung<br />
> 10.4 Projektdurchführung II: Ausgabenverwaltung<br />
Ihr werdet in eurem Projekt für alle möglichen Leistungen Ausgaben haben. Mit einer guten<br />
Planung und Steuerung der Einnahmen und mit einem detaillierten Kosten- und Finanzie-<br />
rungsplan stellt ihr sicher, dass ihr genau zu dem Zeitpunkt, wenn ihr diese Ausgaben ma-<br />
chen müsst, ausreichend Geld in eurer Kasse habt.<br />
Grundsätzlich ist zu beachten, dass ihr gegenüber dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> nur diejeni-<br />
gen Ausgaben nachweisen müsst, die ihr aus Fördermitteln des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
finanziert. Andere, unter Verwendung von Drittmitteln finanzierte Ausgaben, werdet ihr in<br />
der Regel gegenüber den Gebern dieser Mittel dokumentieren müssen. Die im Folgenden<br />
beschriebenen Regelungen und Vorlagen gelten für Finanzabrechnungen im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>. Bei Abrechnungen von Drittmitteln richtet euch bitte nach den Bestimmungen der<br />
jeweiligen Geber.<br />
Wie ihr bestimmte Posten bezahlt, entscheidet ihr selbst, je nach Situation. In den meisten<br />
Fällen werdet ihr einen Einkauf oder eine Rechnung mit Bargeld begleichen. Es ist aber<br />
auch möglich, dass ihr einen Betrag von eurem Konto überweist. Entscheidend ist dabei,<br />
dass ihr immer den Überblick über alle Ausgaben behaltet. Am besten ist es, jede Ausgabe<br />
sofort in einer Liste einzutragen und zusammenzuzählen, wie viel ihr insgesamt sowie für<br />
jede Kostenart ausgegeben habt. So könnt ihr sicherstellen, dass ihr die Summen für die<br />
einzelnen Kostenarten oder die vereinbarte Gesamtfördersumme nicht überschreitet.<br />
Wenn Abweichungen von der Fördervereinbarung nötig sind<br />
Ihr wisst aus den Förderbedingungen, dass ihr größere Veränderungen in eurem Kosten-<br />
und Finanzierungsplan immer vorab mit der Programmkoordination des <strong>Kolleg</strong>s absprechen<br />
müsst. Dies gilt – nach Punkt 3.2 der Förderbedingungen – vor allem für die Fälle, wenn<br />
Verschiebungen oder Veränderungen zwischen einzelnen Kostenarten im Kosten- und Fi-<br />
nanzierungsplan höher sind „als ein Zehntel der vereinbarten Fördermittel bzw. höher als<br />
50,00 €“ sowie für den Fall, dass die „Gesamtkosten um mehr als fünf Prozent der verein-<br />
barten Fördermittel“ überzogen werden.<br />
Was das konkret heißt, wird in den folgenden vier Beispielsituationen erklärt. Ihnen liegt<br />
der Kosten- und Finanzierungsplan zugrunde, den ihr am Ende von Abschnitt 10.2 kennen-<br />
gelernt habt. Nach dieser Planung wurde mit <strong>Kolleg</strong>iat Jung Engagiert eine Gesamtförder-<br />
summe von 610 € vereinbart, davon 250 € für „Raumkosten/Miete“ und 95 € für „Öffent-<br />
lichkeitsarbeit/Werbung“.<br />
Situation 1: „Meine Planung bei einer Kostenart verändert sich im Projektverlauf.<br />
Was ist zu beachten?<br />
Beispielsweise hat <strong>Kolleg</strong>iat Jung Engagiert geplant, die Ergebnisse seines Projektes und<br />
Faltblätter der studentischen Öffentlichkeit zu präsentieren. Bei der intensiven Vorberei-<br />
tung mit seinen Partnern stellt sich heraus, dass Faltblätter für diese Zielgruppe nicht pas-<br />
send sind. Schließlich entscheidet er, auf Faltblätter ganz zu verzichten, und möchte statt-<br />
dessen große farbige Plakate mit einem Verweis auf einen Internet-Blog machen. Das wird<br />
Förderbedin-<br />
gungen: Siehe<br />
Kapitel „Antrag im<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>“
15 Projektfinanzen | Projektdurchführung 2: Ausgabenverwaltung<br />
ebenfalls ungefähr 95 € kosten. Im Finanzplan hatte er aber Geld für Faltblätter beantragt.<br />
Was soll er tun?<br />
Ja Ja. Ja<br />
Da die Ausgaben für Faltblätter oder Plakate zur gleichen Kostenart gehören, darf Jung<br />
Engagiert diese Änderung in seiner Planung vornehmen, solange die vereinbarten Kosten<br />
nicht überschritten wird. Vor seiner Entscheidung berät er sich mit seinem Mentor.<br />
Situation 2: „Ich habe für eine Kostenart höhere Ausgaben! Bei einer anderen kann ich<br />
etwas einsparen. Kann ich Gelder zwischen den Kostenarten verschieben?“<br />
Im Projektverlauf stellt <strong>Kolleg</strong>iat Jung Engagiert fest, dass er für die beantragten 250 €<br />
keinen Raum finden kann. Es gelingt ihm auch nicht, einen geeigneten Raum bei Partnern<br />
zu finden, den er kostenlos nutzen könnte. Kann er vielleicht auch einen Raum nutzen, für<br />
den die Miete etwas teuer ist als 250 €?<br />
Ja. Ja. Die Förderbedingungen sagen dazu, dass man die beantragte Summe für einzelne Kos-<br />
tenarten in kleinerem Umfang variieren kann: „Ein Zehntel der vereinbarten Fördermittel“,<br />
also 10% der Gesamtsumme von 610 €, betragen 61 €. Die Förderbedingungen sagen aber<br />
auch, dass diese variierende Summe nicht höher als 50 Euro sein kann. Das heißt, für die-<br />
ses Projekt gilt die maximale Obergrenze für die Veränderungen in Höhe von 50 Euro. Jung<br />
Engagiert kann also bis zu 300 € für Raumkosten / Miete ausgeben und abrechnen, die<br />
vereinbarte Summe für Raumkosten / Miete (250 €) plus zusätzlich 50 €. Gleichzeitig sollte<br />
er bei anderen Kostenarten entsprechend etwas einsparen, im Idealfall ebenfalls bis zu 50<br />
€. Wichtig ist, dass er seine Mentorin/seinen Mentor kontaktiert, der ihn in solchen Fällen<br />
beraten kann.<br />
Situation 3: „Einige Sachen, die ich für mein Projekt benötige, kosten jetzt mehr als ich<br />
damals bei der Planung kalkuliert habe! Einsparen kann ich nichts mehr. Was passiert,<br />
wenn mein Projekt insgesamt etwas mehr kosten wird?“<br />
Es kann Jung Engagiert in einzelnen Fällen passieren, dass er nicht nur bei Raumkosten /<br />
Miete, sondern auch noch bei anderen Kostenarten höhere Ausgaben hat als ursprünglich<br />
geplant und vereinbart. Jetzt sind nicht mal mehr die Unterkunft und Verpflegung für die<br />
Teilnehmer sicher. Heißt es, dass sein Projekt nun endgültig gescheitern ist?<br />
Nein. Nein. In den Förderbedingungen steht, dass er auch etwas mehr als die beantragte Summe<br />
ausgeben darf. Nämlich fünf Prozent der vereinbarten Fördermittel, das sind 30,50 € von<br />
610 €. Wenn die am Ende abgerechnete Gesamtsumme nicht mehr als 640,50 € beträgt<br />
(also die vereinbarte Fördersumme (610 € plus 30,50 €), ist dies möglich. Es ist in diesem<br />
Fall ratsam, dass er sich im Voraus mit seinem Mentor berät um zu prüfen, wo Kosten ein-<br />
gespart werden können.
16 Projektfinanzen | Projektdurchführung 2: Ausgabenverwaltung<br />
Situation 4: „Mein Finanz- und Kostenplan sieht auf einmal ganz anders aus! Ich weiß<br />
nicht, was ich nun machen soll.“<br />
Es kann manchmal auch sein, dass Jung Engagiert feststellen muss, dass er für Raum-<br />
kosten / Miete mehr als 300 € ausgeben muss, oder dass sein Projekt insgesamt mehr als<br />
640,50 € kosten wird. Auch wenn das sicher nur in Ausnahmefällen vorkommt, gibt es da<br />
einen Ausweg?<br />
Ja. Ja. In diesem Fall weiß Jung Engagiert aus den Förderbedingungen, dass er rechtzeitig<br />
bevor diese Mehrausgaben anfallen einen schriftlichen Antrag an seine Mentorin/seinen<br />
Mentor schicken muss. In diesem Antrag begründet er, warum diese Mehrausgaben bei der<br />
Planung nicht abzusehen waren und warum sie nach seiner Meinung nicht zu vermeiden<br />
sind. Der Mentor leitet den Antrag an die Programmkoordination weiter und klärt mit ihr,<br />
ob und wieweit sie aus Fördermitteln bezahlt werden können. Wenn die Programmkoordi-<br />
nation zustimmt, wird sie mit Jung Engagiert eine neue Fördervereinbarung unterschrieben.<br />
Ausgaben-Belege: Kassenbons und Quittungen<br />
Jeder Betrag, den ihr im Projekt ausgebt und der aus Fördermitteln des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s bezahlt wird, muss durch eine Quittung oder einen Kassenbeleg nachgewiesen<br />
werden. Darauf sollten die wichtigsten Daten stehen:<br />
> Empfänger – Wer bekommt das Geld? Firma, Geschäft, Person<br />
> Rechnungsbetrag – Wieviel Geld bekommt sie?<br />
> Währung - €, £ oder andere<br />
> Datum der Ausstellung<br />
> Ort der Ausstellung und<br />
> die Beschreibung des Artikels / der erhaltenen Ware<br />
Wenn ihr nicht in großen Supermärkten mit modernen Kassensystemen und übersichtlichen<br />
Kassenbons einkauft, müsst ihr häufig auf Quittungen zurückgreifen. Nun gibt es in euren<br />
Ländern viele verschiedene Formen, Arten und Namen von Quittungen. Dem <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist es dabei egal, welche ihr benutzt, ob da Steuernummern draufstehen oder<br />
nicht, wo der Stempel hingehört, etc. Hauptsache, die wichtigsten Daten stehen auf einem<br />
solchen Beleg und er ist unterschrieben.<br />
Am besten ist es, wenn ihr immer einen Standard-Quittungsblock oder auch eine Kopiervor-<br />
lage dabei habt, die der Mann am Kiosk oder die Frau auf dem Markt ausfüllen kann. Bitte<br />
achtet auf Vollständigkeit, Lesbarkeit und Verständlichkeit – und macht notfalls ergänzende<br />
Erklärungen. So kann eine handgeschriebene Quittung aussehen:<br />
Wie beschaffe<br />
ich Ausgabe-Bele-<br />
ge? Mit einem Quit-<br />
tungsblock.<br />
Oder mit der<br />
Vorlage auf S. 32
17 Projektfinanzen | Projektdurchführung 2: Ausgabenverwaltung<br />
| Beispiel: Ausgaben-Beleg |<br />
Q u i t t u n g N r : Q 9723<br />
Währung:<br />
Tschechische<br />
Kronen<br />
Betrag in Zahlen<br />
485,60<br />
Betrag in Worten<br />
vierhundertfünfundachtzig 60/100<br />
von: <strong>Kolleg</strong>iat Jung Engagiert<br />
für: Mittagsbuffet beim Seminar „Kreatives Projekt“<br />
in bar erhalten.<br />
Ort / Datum Unterschrift und Stempel des Empfängers<br />
Hrabová, Unterschrift Händler/Dienstleister<br />
27.04.2009<br />
Gesamtbelege statt tausend Fahrkarten<br />
Im Fall von mehreren Einzelbelegen für ein gleiches Produkt, zum Beispiel bei Eintritts-<br />
karten für Kulturveranstaltungen, Museen, Bustickets und ähnliches könnt ihr euch auch an<br />
der Kasse einen Gesamtbeleg geben lassen. Dann muss nicht jede Karte einzeln in die Be-<br />
legliste (siehe unten) aufgenommen werden.<br />
Bei Banküberweisungen reicht als Beleg eine Kopie des Kontoauszugs. Bei diesen Kopien<br />
ist darauf zu achten, dass andere persönliche Daten durchgestrichen oder auf andere Wei-<br />
se unleserlich gemacht werden sollten.<br />
Eigenbelege<br />
Wenn ihr in Ausnahmefällen keinen Beleg bekommen konntet, zum Beispiel beim Einkauf<br />
auf dem Markt, wo keine Registrierkassen verwendet werden, oder wenn ihr Teilnehmern<br />
Geld aushändigt, damit sie sich während eines Ausfluges selbst versorgen können, müsst<br />
ihr einen sogenannten Eigenbeleg ausstellen. Dafür wird eine normale Quittung verwendet.<br />
Ihr tragt alle Angaben ein und unterschreibt sie. Eigenbelege müssen in eurer Abrechnung<br />
die Ausnahme bleiben und dürfen nicht über 50 € abgerechnet werden.<br />
| Beispiel: Eigenbeleg |
18 Projektfinanzen | Projektdurchführung 2: Ausgabenverwaltung<br />
Sortieren der Belege: Beleglisten<br />
Alle eure Ausgaben-Belege müssen für die Abrechnung nach den einzelnen Kostenarten<br />
eures Kosten- und Finanzierungsplans geordnet werden. Dies geschieht mit Hilfe der soge-<br />
nannten „Beleglisten“.<br />
Für jede Kostenart wird eine eigene Belegliste angelegt. Insgesamt könnt ihr also bis zu elf<br />
Beleglisten für die Kostenarten 1.1 bis 1.10 und 2.1. haben. Kostenarten, für die ihr keine<br />
Ausgaben hattet, bleiben ohne Belegliste. Selbst wenn ihr also nur einen einzigen Beleg für<br />
eine Kostenart, zum Beispiel für „Raumkosten/Miete“ habt, müsst ihr dafür eine eigene<br />
Belegliste erstellen.<br />
In die Beleglisten wird jede einzelne Ausgabe, das heißt jeder einzelne Beleg, nach Datum<br />
geordnet und nummeriert aufgeführt. Folgende Angaben werden für jeden Beleg in die<br />
Belegliste übertragen:<br />
> Beleg Nummer (nach eurer eigenen Zählung)<br />
> Artikel-Beschreibung<br />
> Datum<br />
> Ort<br />
> Quittungsnr. (vom Aussteller, falls vorhanden)<br />
> Rechnungsbetrag in Fremdwährung<br />
> Rechnungsbetrag in Euro<br />
Es empfiehlt sich übrigens, schon von Anfang an jeden neuen Beleg in einen Ordner nach<br />
Kostenarten getrennt zu sortieren. Dabei könnt ihr handschriftlich Beleglisten erstellen.<br />
Die rechnerische Summe aller Ausgaben auf einer Belegliste werdet ihr später noch einmal<br />
brauchen: Sie wird am Ende in die Übersicht für Einnahmen/Ausgaben und in den Verwen-<br />
dungsnachweis übertragen<br />
Dokumentation der Belege<br />
In der abschließenden Dokumentation zur Projektabrechnung (siehe Abschnitt 10.8) gehö-<br />
ren zu jeder Belegliste eine Anlage mit allen originalen Ausgaben-Belegen, die ihr entspre-<br />
chend der Belegliste durchnummeriert habt.<br />
Dazu müsst ihr jeden einzelnen Beleg auf ein A4-Blatt aufkleben. Soweit sie zur gleichen<br />
Kostenart gehören, könnt ihr auch mehrere Belege auf ein Blatt kleben. Ihr müsst jedoch<br />
darauf achten, dass am Rand ausreichend Platz für erläuternde Informationen oder Über-<br />
setzungen bleibt und dass das Blatt insgesamt übersichtlich ist.<br />
Beispiel für<br />
eine Beleg-Liste:<br />
Am Ende dieses<br />
Abschnitts.<br />
Die Vorlage<br />
gibt es in zwei For-<br />
maten: Standard-<br />
Vorlage (zum Aus-<br />
drucken und von<br />
Hand ausfüllen);<br />
PC-Vorlage (digita-<br />
le Tabelle, in man<br />
direkt am PC ein-<br />
tragen kann, in der<br />
die Summen auto-<br />
matisch kalkuliert<br />
werden)<br />
Ausgaben in<br />
fremden Währun-<br />
gen: Siehe Unter-<br />
kapitel 10.5<br />
Wie sieht ein<br />
Verwendungs-<br />
nachweis aus?<br />
Siehe Unterkapitel<br />
10.6 und 10.7
19 Projektfinanzen | Projektdurchführung 2: Ausgabenverwaltung<br />
Neben jeden Beleg schreibt ihr wenn möglich auf der rechten Seite gut lesbar auf Deutsch<br />
die folgenden Informationen:<br />
> Beleg-Nummer: Welche Nummer hat dieser Beleg in eurer Belegliste?<br />
> Artikel-Beschreibung: Wofür wurde das Geld ausgegeben? z.B. „Flipchartpapier für den<br />
Workshop“<br />
> Datum: Wann erfolgte die Ausgabe?<br />
> Betrag: Wie viel kostete die Ausgabe in eurer Währung? Und wie viel ist das in Euro?<br />
> Wechselkurs: Nach welchem Wechselkurs habt ihr den Beitrag aus eurer Währung in<br />
Euro umgerechnet? Wie das geht, erfahrt ihr im nächsten Abschnitt.<br />
| Beispiel: Dokumentation der Belege |<br />
Beim Aufkleben solltet ihr außerdem beachten:<br />
> Auf der linken Seite einen breiten Rand frei lassen, um die Blätter zu lochen.<br />
> Originalbelege nach der Reihenfolge in der Belegliste nummerieren.<br />
> Die wichtigsten Angaben mit einem Leuchtstift markieren.
20 Projektfinanzen | Projektdurchführung 2: Ausgabenverwaltung<br />
| Beispiel: Belegliste für Verpflegung |<br />
Beleg<br />
Beleg<br />
Nr.<br />
Nr.<br />
Artikel Artikel-Beschreibung<br />
Artikel Beschreibung Datum Ort<br />
Quittung<br />
Quittung<br />
Nr.<br />
Nr.<br />
Rechnungs-<br />
Rechnungs<br />
betrag<br />
betrag<br />
(CZ. (CZ. Krone)<br />
Krone)<br />
Wechsel Wechsel-<br />
Wechsel<br />
kurs kurs kurs zum zum<br />
zum<br />
Euro<br />
Euro<br />
Rechnungs-<br />
Rechnungs<br />
betrag betrag<br />
betrag<br />
(E (Euro) (E ro) ro)<br />
Gesamtsumme 70,84<br />
1 Getränke 26.04.09 Ostrava 12124.1 550,00 0,02357800 12,97<br />
2 Gebäck 26.04.09 Ostrava -- 416,00 0,02357800 9,81<br />
3 Kaffee, Tee, etc. 26.04.09 Ostrava K123/12 339,20 0,02357800 8,00<br />
4 Obst 26.04.09 Ostrava -- 80,00 0,02357800 1,89<br />
5 Buffet – Kennenlernabend 26.04.09 Ostrava -- 705,00 0,02357800 16,62<br />
6 Getränke 26.04.09 Ostrava -- 170,00 0,02357800 4,01<br />
7 Tee und Kuchen 27.04.09 Hrabová 12124.1 19,30 0,02357800 0,46<br />
8 Getränke 27.04.09 Hrabová 1. 30,00 0,02357800 0,71<br />
9 Getränke 27.04.09 Hrabová 2. 140,00 0,02357800 3,30<br />
10 Mittagsbuffet 27.04.09 Hrabová Q 9723 485,60 0,02357800 11,45<br />
11 Obst 27.04.09 Hrabová Eigenbeleg 68,80 0,02357800 1,62
Wechselkurse<br />
im Internet für die<br />
meisten Länder:<br />
www.oanda.com/<br />
für GE:<br />
www.sarke.com<br />
21 Projektfinanzen | Projektabschluss 2: Übersicht Einnahmen/Ausgaben<br />
> 10.5 Projektabschluss I: Abrechnung und Dokumentation<br />
der Wechselkursbelege<br />
Abrechnungen nur in Euro<br />
Egal, mit welchen nationalen Währungen ihr bei der Durchführung eures Projektes zu tun<br />
hattet, die Abrechnung kann immer nur in Euro (EUR) erfolgen. Für Ausgaben in anderen<br />
„Fremdwährungen“ müsst ihr deshalb den Wechselkurs zwischen diesen und Euro nach-<br />
weisen. Dies geschieht mit Hilfe eines Belegs über den verwendeten Wechselkurs. Er kann<br />
auf verschiedene Art vorbereitet werden. Wichtig ist, dass ihr der abschließenden Doku-<br />
mentation zur Projektabrechnung einen Ausdruck oder einen anderen schriftlichen Beleg<br />
mit Angabe der Herkunft, des Datums und des Wechselkurses zufügt.<br />
Für Projekte, bei denen über einen längeren Zeitraum Kosten in einer Fremdwährung ange-<br />
fallen sind und eventuell mehrmals Geld getauscht wurde, reicht es aus, wenn ihr der Ab-<br />
rechnung nur einen Wechselkursbeleg beifügt, zum Beispiel von dem Tag, als ihr das Geld<br />
erhalten oder als ihr den größten Betrag getauscht oder ausgegeben habt. Nur wenn sich<br />
der Wechselkurs während der Projektlaufzeit stark verändert hat, solltet ihr von Zeit zu Zeit<br />
einen aktualisierten Wechselkurs in der Abrechnung berücksichtigen und diesen durch<br />
weitere Belege nachweisen.<br />
Wechselkurse sollen mit mehreren Stellen hinter dem Komma angegeben werden. Deshalb:<br />
In der Spalte „Wechselkurs“ den Kurs inklusive aller Stellen hinter dem Komma in Euro um-<br />
rechnen. In der Spalte „Rechnungsbetrag“ wird dann der Betrag in Euro auf zwei Stellen<br />
nach dem Komma gerundet.<br />
Wechselkursbeleg aus dem Internet<br />
Als Beleg wird ein ganzseitiger Ausdruck (A4-Blatt) aus diesen Internet-Seiten anerkannt.<br />
Für die Prüfung ist es hilfreich, wenn ihr das Datum und den Wechselkurs markiert.
22 Projektfinanzen | Projektabschluss 2: Übersicht Einnahmen/Ausgaben<br />
Wechselkursbeleg von der Bank<br />
Beim Umtausch von Euro in eine andere Währung erhaltet ihr von der Bank einen Beleg, auf<br />
dem der Wechselkurs und auch eventuell angefallene Gebühren stehen. Dieser Beleg kann,<br />
auf ein A4-Blatt aufgeklebt, als Wechselkursbeleg zur Abrechnung hinzugefügt werden.<br />
Soweit er auch als Nachweis für die gezahlten Gebühren dient, wird nur eine Kopie als<br />
Wechselkursbeleg abgeheftet, das Original geht als Beleg zur Belegliste 1.10 „Sonstiges“.<br />
Bitte achtet darauf, dass alle Informationen auf dem Wechselkursbeleg vollständig, lesbar und<br />
verständlich sind und macht eventuell ergänzende Erklärungen oder Übersetzungen ins Deut-<br />
sche.<br />
Wechselkursbeleg aus der Zeitung<br />
Aus der aktuellen Tagespresse kann eine Tabelle mit den Wechselkursen der von euch ver-<br />
wendeten Währung zum Euro ausgeschnitten oder kopiert werden. Wichtig ist, dass auch<br />
der Titel und das Datum der Zeitung zu sehen sind. Bitte fügt gegebenenfalls kurze Über-<br />
setzungen ins Deutsche bei.
Beispiel für<br />
eine Übersicht der<br />
Einnahmen/ Aus-<br />
gaben: Am Ende<br />
dieses Abschnitts.<br />
Die Vorlage<br />
gibt es in zwei For-<br />
maten: Standard-<br />
Vorlage (zum Aus-<br />
drucken und von<br />
Hand ausfüllen);<br />
PC-Vorlage (digita-<br />
le Tabelle, in man<br />
direkt am PC ein-<br />
tragen kann, in der<br />
die Summen auto-<br />
matisch kalkuliert<br />
werden)<br />
23 Projektfinanzen | Projektabschluss 2: Übersicht Einnahmen/Ausgaben<br />
> 10.6 Projektabschluss II: Abrechnung und Dokumentation<br />
Übersicht Einnahmen/Ausgaben<br />
Zu eurer Projektabrechnung gehört eine Übersicht über alle Einnahmen aus Fördermitteln,<br />
die ihr von der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s erhaltet habt, sowie über<br />
alle Ausgaben, die ihr im Projektverlauf aus diesen Mitteln finanziert habt. Einnahmen von<br />
Teilnehmern oder von anderen Geldgebern und die daraus finanzierten Ausgaben werden in<br />
dieser Liste nicht aufgeführt.<br />
Diese Übersicht, oft auch „Einnahmen/Ausgaben-Liste“ genannt, ist ein wesentlicher Be-<br />
standteil der Abrechnung des Projektes. Sie kann erst erstellt werden, wenn das Projekt<br />
abgeschlossen ist und ihr alle Belege zusammen bekommen, geordnet und in die Beleglis-<br />
ten eingetragen habt.<br />
> In die oberste Zeile tragt ihr die Höhe der in der Fördervereinbarung mit der Programm-<br />
koordination vereinbarten Gesamt-Fördersumme ein. Dieser Eintrag dient zur Kontrolle,<br />
dass ihr nicht mehr Kosten abrechnet als zwischen euch und der Programmkoordination<br />
des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s vereinbart.<br />
> Unter „Einnahmen“ tragt ihr ein, wann ihr auf welchem Weg wie viel Geld vom <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> erhalten habt. Bei der „Beschreibung“ unterscheidet ihr nach Überweisun-<br />
gen und Barauszahlungen. Die entsprechenden Einnahme-Belege hattet ihr bereits bei<br />
der Verwaltung der Einnahmen (Abschnitt 10.3) vorbereitet. Für eure Dokumentation<br />
zur Projektabrechnung (siehe Abschnitt 10.8) solltet ihr diese Einnahme-Belege ent-<br />
sprechend der Reihenfolge der Auflistung in der Übersicht nummerieren und sortieren.<br />
> Unter „Ausgaben“ tragt ihr für jede Kostenart (Sachkosten von 1.1 bis 1.10 und Perso-<br />
nalkosten 2.1) ein, wie viel Euro ihr insgesamt ausgegeben habt. Diesen Schritt hattet<br />
ihr bei der Verwaltung der Ausgaben durch die Erstellung der Beleglisten vorbereitet.<br />
Hier macht ihr nichts anderes als für jede Kostenart die Gesamtsumme in Euro aus der<br />
Belegliste zu übertragen.<br />
> Berechnung: Sowohl unter der Auflistung der „Einnahmen“ als auch unter der Auflistung<br />
der „Ausgaben“ wird in der letzten Zeile „Gesamt“ die Summe aller eurer Einnahmen<br />
bzw. Ausgaben berechnet.<br />
Nachzahlungen<br />
In der Zeile „Abrechnung“ der Übersicht für Einnahmen/Ausgaben wird die Differenz aus<br />
Gesamteinnahmen und Gesamtausgaben berechnet. Wenn der Wert, der sich aus dieser<br />
Subtraktion ergibt, negativ ist, bedeutet es, dass ihr von der Programmkoordination noch<br />
Geld bekommt, also eine Nachzahlung. Natürlich ist dies aber allenfalls bis zur maximal<br />
vereinbarten Fördersumme oder bis zur vereinbarten Fördersumme plus fünf Prozent davon<br />
möglich. Die Nachzahlung werdet ihr in der Regel zu Beginn des Bilanzseminars erhalten.
24 Projektfinanzen | Projektabschluss 2: Übersicht Einnahmen/Ausgaben<br />
Nicht ausgegebene Mittel: Rückzahlungen<br />
Ein positives Ergebnis in der Zeile „Abrechnung“ bedeutet, dass ihr mehr Fördermittel er-<br />
halten als ausgegeben habt. Das heißt, dass ihr gut gewirtschaftet – oder mit größerer Vor-<br />
sicht geplant – habt, und bis zum Projektabschluss nicht alle Mittel aufgebraucht habt.<br />
Wenn ihr die Abrechnung fertiggestellt habt, müsst ihr diese Summe an die Programmko-<br />
ordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s zurückzahlen. Dies geschieht in der Regel zu Beginn<br />
des Bilanzseminars im Juli 2009. Bitte beachtet, dass die Rückzahlung nur in Euro erfolgen<br />
kann. Natürlich wird sie euch von der Programmkoordination quittiert.<br />
Im Einzelfall können diese Mittel auch für eine Fortsetzung des Projektes verwendet wer-<br />
den. Dafür müsst ihr über euren Mentor einen Umwidmungsantrag an die Programmkoordi-<br />
nation stellen. Das muss in der Regel kein umfangreicher Text sein: Er sollte sich am Erst-<br />
antrag orientieren und aus folgenden zwei Teilen bestehen:<br />
> Begründung, warum noch Geldmittel übrig sind<br />
> Erklärung / Antrag, was mit den Geldmitteln geschehen soll (gegebenenfalls inklusive<br />
neuem Kosten- und Finanzplan).<br />
Die Entscheidung der Programmkoordination über einen Umwidmungsantrag wird euch<br />
schriftlich mitgeteilt.
25 Projektfinanzen | Projektabschluss 2: Übersicht Einnahmen/Ausgaben<br />
| Beispiel: Übersicht Einnahmen/Ausgaben |
26 Projektfinanzen | Projektabschluss 3: Verwendungsnachweis<br />
> 10.7 Projektabschluss III: Abrechnung und Dokumentation<br />
Verwendungsnachweis<br />
Der Verwendungsnachweis ist mehr als nur ein Teil eures Projekt-Abschlussberichtes. Er<br />
ist – neben allen ergänzenden Finanzunterlagen das Herz der Abrechnung der Fördermittel.<br />
Er gibt jedem Geldgeber eine Antwort auf die Frage, welche Mittel für welche Kostenarten<br />
in welcher Höhe verwendet wurden.<br />
Entsprechend solltet ihr euch für diesen Schritt noch einmal richtig konzentrieren. Dazu<br />
gehört auch, dass ihr prüft, ob bei der Erstellung der Abrechnung Besonderheiten aufgetre-<br />
ten sind, die im Projekt-Abschlussbericht erwähnt werden sollten. Das gilt natürlich nicht<br />
nur für Problemfälle sondern auch für besonders erfolgreiche Ergebnisse, wenn eure Pla-<br />
nung zum Beispiel gut aufgegangen ist.<br />
Grundlage: Fördervereinbarung<br />
Alleinige Grundlage für die Erstellung des Verwendungsnachweises ist euer Kosten- und<br />
Finanzierungsplan. Und zwar in der letzten, für die Projektdurchführung verbindlichen Fas-<br />
sung, die zwischen euch und der Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s in der<br />
Fördervereinbarung dokumentiert wurde. Diesen Plan legt ihr bei der Erstellung des Ver-<br />
wendungsnachweises am besten neben euch.<br />
Bitte beachtet: Größere Änderungen an diesem Kosten- und Finanzierungsplan sind zum<br />
Zeitpunkt der Abrechnung nicht mehr möglich. Was zu tun ist, wenn ihr merkt, dass sich<br />
eure Einnahmen und Ausgaben anders entwickeln als ihr es in eurer Planung vorhergesehen<br />
hattet, wird in Abschnitt 7.4 erklärt.<br />
Nur eine Seite<br />
Der Verwendungsnachweis selbst ist eine Tabelle von nur einer Seite. Im Verwendungs-<br />
nachweis werden alle Ausgaben aufgelistet, die bei der Projektdurchführung angefallen<br />
sind. Das sind also auch diejenigen Ausgaben, die nicht mit Fördermitteln des <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s finanziert wurden.<br />
Im Gegensatz zum Kosten- und Finanzierungsplan interessieren jetzt nicht die Pla-<br />
nungszahlen, sondern die Angaben, wie viel ihr real ausgegeben habt. Die vereinbarten<br />
Fördermittel sowie die von euch zusätzlich beschafften Drittmittel werden mit den tat-<br />
sächlich angefallenen Ausgaben verglichen. Damit erhaltet ihr und das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong> einen Gesamtüberblick über alle eingesetzten Mittel.<br />
Der wichtigste Unterschied zwischen dem Verwendungsnachweis und der Übersicht Ein-<br />
nahmen/Ausgaben ist, dass ihr in der Übersicht nur die Fördermittel des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s dargestellt habt. Im Verwendungsnachweis werden auch andere Mittel-Einnahmen<br />
von Teilnehmern oder von sonstigen Gebern – einbezogen. Außerdem wird in der Über-<br />
sicht bei den Fördermitteln des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s nur eingetragen, wieviel Geld ihr im<br />
Lauf des Projektes tatsächlich schon erhalten habt – und damit überprüft, ob ihr etwas<br />
zurückzahlen müsst oder ob ihr noch Geld bekommt. Im Verwendungsnachweis wird dage-<br />
Formular Ver-<br />
wendungsnach-<br />
weis: Als .doc<br />
Beispiel für einen<br />
Verwendungsnach-<br />
weis: Am Ende die-<br />
ses Abschnitts.
27 Projektfinanzen | Projektabschluss 3: Verwendungsnachweis<br />
gen eingetragen, wie viel Fördermittel euch grundsätzlich in der Fördervereinbarung zuge-<br />
sagt wurden – und damit überprüft, ob ihr diese Vereinbarung eingehalten habt.<br />
Bitte beachtet: Der Verwendungsnachweises ist das Deckblatt eurer Projektabrechnung.<br />
Die Tabelle kann jedoch erst am Ende des Projekts und auch erst dann ausgefüllt werden,<br />
wenn alle dazu gehörenden Listen (Drittmittel, Einnahmen/Ausgaben, Beleglisten) erstellt<br />
und alle Belege geprüft und eingeordnet sind.
28 Projektfinanzen | Projektabschluss 3: Verwendungsnachweis<br />
| Beispiel: Verwendungsnachweis |
Angaben in<br />
den Beleglisten:<br />
Siehe Unterkapi-<br />
tel 10.4<br />
29 Projektfinanzen | Projektabschluss 3: Verwendungsnachweis<br />
Spalte 1: Gesamtkosten des Projektes<br />
Hier wird für jede Kostenart getrennt aufgeführt, was das Projekt wirklich gekostet hat,<br />
egal woher diese Gelder kamen bzw. ob es sich um geldwerte Leistungen gehandelt hat.<br />
Zur Kontrolle: Spalte 1 = Spalten 2+3+5<br />
Spalte 2: Zahlungen von Teilnehmern / Zielgruppe<br />
Hier tragt ihr für jede Kostenart ein, welche Finanzmittel ihr von Projekt-Teilnehmern erhal-<br />
ten habt (Spalte 2 im Kosten- und Finanzierungsplan). Solche finanziellen Beiträge sollten<br />
die Teilnehmer bei allen Projekten, besonders bei Seminaren, in angemessener Höhe selbst<br />
erbringen. Hintergrund dafür ist die Annahme, dass sie dadurch ausdrücken, dass sie die<br />
Veranstaltung so interessant finden, dass sie bereit sind, auch einen materiellen Beitrag<br />
dafür zu erbringen. Nicht vergessen: Die Zahlung solcher Beiträge an euch müsst ihr den<br />
Teilnehmern quittieren.<br />
Spalte 3: Drittmittel<br />
Hier übertragt ihr bitte aus der Drittmittel-Liste, getrennt nach den einzelnen Kostenarten,<br />
was ihr von anderen Partnern, Organisationen oder Sponsoren an geldwerten Leistungen<br />
(Spalte 3 im Kosten- und Finanzierungsplan) oder an finanzieller Unterstützung (im Kosten-<br />
und Finanzierungsplan Spalte 4) erhalten habt.<br />
Spalte 4: Mit <strong>Kolleg</strong> vereinbarte Fördermittel<br />
In diese Spalte übertragt bitte aus dem Kosten- und Finanzierungsplan in der für die Pro-<br />
jektdurchführung verbindlichen Fassung für jede Kostenart die vereinbarte Fördersummen.<br />
Spalte 5: Tatsächlich ausgegebene Fördermittel des <strong>Kolleg</strong>s<br />
Hier übertragt ihr bitte aus der Übersicht für Einnahmen/ Ausgaben für jede Kostenart die<br />
Summen, die ihr aus den Fördermitteln tatsächlich bezahlt habt. Diese Summen müssen in<br />
eurer Abrechnung den Angaben auf den Beleglisten entsprechen.<br />
Spalte 6: Abweichungen Spalte 4 minus Spalte 5<br />
Diese Spalte dient der Überprüfung und Erläuterung, ob es bei den tatsächlichen Ausgaben<br />
große Abweichungen gab. Je geringer diese ausfallen, umso besser hattet ihr die Kosten<br />
und die Finanzierung für euer Projekt geplant.<br />
In der untersten Zeile in Spalte 6 muss als Ergebnis die gleiche Zahl heraus kommen, die<br />
ihr schon in der Übersicht für Einnahmen/Ausgaben als Abrechnungsergebnis ermittelt<br />
hattet.
30 Projektfinanzen | Projektabschluss 4: Zusammenstellung<br />
> 10.8 Projektabschluss IV: Abrechnung und Dokumentation<br />
Zusammenstellung der Unterlagen<br />
Ziel der Projekt-Abrechnung und der dazu gehörenden Dokumentation ist es, dass ihr erläu-<br />
tert und durch Nachweise belegt, wie ihr die Fördermittel des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s ver-<br />
wendet habt. Wenn ihr alle vorherigen Schritte sorgfältig ausgeführt habt, dürfte es euch<br />
nicht schwer fallen, den Überblick zu behalten und die Unterlagen für die Abrechnung zu-<br />
sammenzustellen.<br />
Die Zusammenstellung erfolgt parallel zur Erstellung der Übersicht für Einnah-<br />
men/Ausgaben und des Verwendungsnachweises, also den Listen, in denen ihr aufgeführt<br />
habt, welche Mittel ihr insgesamt verwendet habt. Am besten benutzt ihr bei wenigen Be-<br />
legen einen einfacher Hefter. Wenn es etwas mehr Papier geworden ist, nehmt bitte einen<br />
Ordner. Darin werden die Unterlagen so einsortiert, dass sie nicht auseinander fallen. Diese<br />
Dokumentation muss als Abrechnung an die Programmkoordination des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s übergeben werden.<br />
Rechtzeitige Vorbereitung<br />
Bitte beachtet, dass die „Dokumentation zur Abrechnung“ spätestens sechs Wochen nach<br />
Ablauf eures Projektes, jedoch nicht später als bis Mitte Juni bei der Programmkoordination<br />
des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s vorliegen muss. Nur so können eure Unterlagen noch vor dem<br />
Bilanzseminar geprüft werden, um dann die Nachzahlungen oder Rückzahlungen vorzuneh-<br />
men.<br />
Vor der Abgabe solltet ihr eure Abrechnung mit Mentorin/Mentor durchsprechen. Dazu soll-<br />
tet ihr zumindest eure Tabellen und Listen als elektronische Dateien schicken, wenn mög-<br />
lich auch die ganze Dokumentation. Bitte sprecht euch frühzeitig ab, wie viel Zeit für die<br />
Durchsicht der Abrechnung benötigt wird, damit alles rechtzeitig fertig ist und abgegeben<br />
werden kann.<br />
Der Programmkoordination solltet ihr eure Dokumentation nach Möglichkeit im Original<br />
zuschicken, und zusätzlich – gerne über die Mentorinnen und Mentoren – die Tabellen und<br />
Listen auch als digitale Dateien. Wenn der Postweg nicht zuverlässig ist, könnt ihr die Un-<br />
terlagen auch als Kopie an die Programmkoordination schicken und die Originale zum Bi-<br />
lanzseminar mitbringen.<br />
Aufbau des Ordners<br />
Bitte stellt euren Hefter oder Ordner so übersichtlich wie möglich zusammen und orientiert<br />
euch (von oben nach unten) an folgendem Aufbau. Besonders übersichtlich wird eure Ab-<br />
rechnung, wenn ihr die einzelnen Teile mit der Hilfe (farbiger) Zwischen- oder Trennblätter<br />
voneinander absetzt.<br />
Spätestens<br />
sechs Wochen<br />
nach Projektab-<br />
schluss:Dokumen- tation zur Pro-<br />
grammkoordinati-<br />
on schicken.
31 Projektfinanzen | Projektabschluss 4: Zusammenstellung<br />
| Aufbau der Dokumentation |<br />
1. Verwendungsnachweis (gehört nach ganz oben)<br />
2. Übersicht Einnahmen/Ausgaben<br />
3. Drittmittel-Liste<br />
(als Anlage alle Einnahme-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Drittmittel-Liste)<br />
4. Wechselkursbeleg(e)<br />
5. Einnahme-Belege für Einnahmen aus dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
(nummeriert und sortiert nach der Darstellung in „Übersicht Einnahmen/Ausgaben“)<br />
6. Einnahme-Belege für Einnahmen aus Teilnehmer-Beiträgen<br />
(nummeriert und sortiert)<br />
7. Belegliste für Kostenart 1.1 Raumkosten / Miete<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
8. Belegliste für Kostenart 1.2 Reisekosten / Exkursionen<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
9. Belegliste für Kostenart 1.3 Unterkunft<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
10. Belegliste für Kostenart 1.4 Reisekosten / Exkursionen<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
11. Belegliste für Kostenart 1.5 Verpflegung<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
12. Belegliste für Kostenart 1.6 Versicherung / Visum / Voucher<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend der<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
13. Belegliste für Kostenart 1.7 Versand / Internet / Telefon / Fax<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
14. Belegliste für Kostenart 1.8 Öffentlichkeitsarbeit / Werbung<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
15. Belegliste für Kostenart 1.9 Anschaffungskosten<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
16. Belegliste für Kostenart 1.10 Sonstiges<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
17. Belegliste für Kostenart 2.1 Aufwandsentschädigung für Dritte<br />
(sowie als Anlage alle Ausgaben-Belege nummeriert und sortiert entsprechend ihrer<br />
Auflistung in der Belegliste)<br />
Einzelne Beleglisten können entfallen, wenn ihr keine Ausgaben in der jeweiligen Kostenart hattet.
32 Ausschreibung <strong>Kolleg</strong>jahr 2010/11 | Kopiervorlage Quittung<br />
Q u i t t u n g N r :<br />
Währung:<br />
von:<br />
für:<br />
Betrag in Zahlen<br />
Betrag in Worten<br />
Ort / Datum Unterschrift und Stempel des Empfängers<br />
Q u i t t u n g N r :<br />
Währung:<br />
von:<br />
für:<br />
Betrag in Zahlen<br />
Betrag in Worten<br />
Ort / Datum Unterschrift und Stempel des Empfängers<br />
Q u i t t u n g N r :<br />
Währung:<br />
von:<br />
für:<br />
Betrag in Zahlen<br />
Betrag in Worten<br />
Ort / Datum Unterschrift und Stempel des Empfängers<br />
in bar erhalten.<br />
in bar erhalten.<br />
in bar erhalten.
11. Mentoring<br />
11.1 Grundsätzliches zum Mentoring ………………...3<br />
Ziele des Mentoring und wie Mentoring im<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> verstanden wird.<br />
11.2 Mentoring im <strong>Kolleg</strong>jahr……........................5<br />
Übersicht über die verschiedenen Phasen des<br />
<strong>Kolleg</strong>jahrs und wann ihr was mit eurer Mento-<br />
rin/eurem Mentor klären solltet.<br />
11.3 Abstimmungsfragen…………..……................7<br />
Zahlungsanweisung; Veränderungen der Finan-<br />
zen, des Projektkonzepts, des Teams; Materialien<br />
für die Öffentlichkeitsarbeit.
3<br />
Mentoring | Grundsätzliches zum Mentoring<br />
> 11.1 Grundsätzliches zum Mentoring<br />
Die projektbegleitende Betreuung ist ein zentraler Teil des Förderkonzeptes im <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Sie fängt bei den Sommerseminaren an. Ab den Projektetreffen übernehmen<br />
Mentorinnen und Mentoren des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s diese Aufgabe – erfahrene Seminar-<br />
leiterinnen und Seminarleiter und erfahrene ehemalige <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten. Die<br />
Projektbetreuung wird im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> unter dem Begriff „Mentoring“ zusammen-<br />
gefasst. Damit verfolgt das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> drei Zielebenen.<br />
Einerseits soll Mentoring bei der Umsetzung eurer Projektkonzepte helfen, in der Projekt-<br />
entwicklung und bei Problemen beratend zur Seite zu stehen.<br />
Zweitens hat es ein administratives Ziel: Es soll sicherstellen, dass die Abläufe des <strong>Kolleg</strong>-<br />
jahrs funktionieren: Informationen von den Projekten zur Programmkoordination kommen<br />
und umgekehrt.<br />
Nicht zuletzt hat Mentoring die Funktion, Reflexion über den Projektverlauf zu ermöglichen,<br />
die Entwicklung im Projekt und euren Kompetenzgewinn sichtbar zu machen. Damit ist<br />
gemeint, dass euer Projekt für euch ein Lernfeld ist und die Mentorin/der Mentor soll euch<br />
dabei unterstützen, eure Lernerfolge zu analysieren.<br />
Ein integrativer Ansatz des Mentoring<br />
Aus den unterschiedlichen Funktionen und Zielebenen ergibt sich ein Mentoring-Ansatz, der<br />
sich aus verschiedenen Betreuungsmodellen zusammensetzt. Mentorinnen und Mentoren<br />
im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> werden an manchen Stellen zu Beratern, etwa wenn sie sagen,<br />
dass ihr unbedingt auf dieses oder jenes Problem achten sollt oder wenn ein Projekt-Team<br />
akuten Beratungsbedarf hat. Auch werden sie nicht durch ihre Position oder ihr Alter Men-<br />
toren, wie das z.B. in Unternehmen oft der Fall ist, sondern durch ihre eigene Erfahrung. An<br />
anderen Stellen wird die Tätigkeit stärker dem Coaching entsprechen, indem sie euch durch<br />
gute Fragen statt Antworten helfen.
4<br />
Mentoring | Grundsätzliches zum Mentoring<br />
Nachfolgend sind die drei gängige Ansätze der Beratung exemplarisch gegenübergestellt,<br />
um zu verdeutlichen, wo die Unterschiede in der Haltung des Mentors gegenüber dem Men-<br />
tee liegen. Über die spezifische ‚Mischung’ aus diesen Ansätzen bestimmt ihr gemeinsam<br />
mit eurer Mentorin/eurem Mentor.<br />
| Mentoring | | Coaching | | Beratung |<br />
Zielgruppe sind junge bzw.<br />
neue Mitglieder einer<br />
Organisation.<br />
Der Mentor ist älter und<br />
erfahrener als der Mentee.<br />
Hierarchische Unterschiede<br />
zwischen Mentor und Mentee.<br />
Der Mentor berät hauptsächlich<br />
vor dem Hintergrund seiner<br />
Erfahrung (in der Organisation)<br />
In der Regel werden Probleme<br />
bezüglich der Organisation<br />
thematisiert.<br />
Bestimmen zusammen Inhalt<br />
und Ablauf, beide behalten die<br />
Verantwortung.<br />
Freiwillig nicht immer<br />
gewährleistet.<br />
Andauernden Prozess ohne<br />
festes Ende.<br />
Langfristige Bindung an die<br />
Organisation als Ziel.<br />
Langfristige Betreuung des<br />
Schützlings.<br />
Wenig hierarchische Beziehung<br />
zwischen Coach und Coachee.<br />
Der Coach ist als Prozessberater<br />
qualifiziert und verfügt<br />
über Methodenvielfalt.<br />
Berücksichtigung der Probleme<br />
des Coachee bis in den privaten<br />
Bereich (wenn nötig).<br />
Praktische Unterweisungen, in<br />
der Regel keine<br />
psychologischen Methoden.<br />
Analyse der Arbeitsaufgaben.<br />
Die Rolle des Fachberaters ist<br />
als Zuhörer und Ratgeber zu<br />
sein.<br />
Neutralität des Coach Beschäftigung mit den<br />
fachlichen Fragen, ist<br />
sachorientiert.<br />
Freiwiligkeit als Voraussetzung. Der Berater bestimmt den<br />
Inhalt und Ablauf und nimmt<br />
ggf. dem Klienten die<br />
Verantwortung ab.<br />
Bestimmen zusammen Inhalt<br />
und Ablauf, der Coachee behält<br />
die Verantwortung für sein<br />
Handeln.<br />
Der Berater ist als Fachexperte<br />
und dient bestenfalls dem<br />
Aufbau fachlicher Kompetenz.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe als Ziel. Keine vorbestimmte Zielgruppe<br />
Verbesserung der<br />
Leistungsfähigkeit als Ziel.<br />
In der Regel mittelfristige<br />
Betreuung<br />
> Verschiedene Ansätze der Projektbegleitung<br />
Dient neben dem Aufbau überfachlicher<br />
Kompetenz (Selbstreflexionsfähigkeit)<br />
auch dem<br />
Aufbau von Fachkompetenz<br />
Quelle: Rauen, Christopher: Coaching, Hogrefe 2003
vor den Pro-<br />
jektetreffen:Kon- taktaufnahme,Über- arbeitung der Pro-<br />
jektkonzepte<br />
nach den Pro-<br />
jektetreffen:Überar- beiteter Antrag und<br />
Zusammenfassung<br />
der Ergebnisse<br />
5<br />
Mentoring | Mentoring im <strong>Kolleg</strong>jahr<br />
> 11.2 Mentoring im <strong>Kolleg</strong>jahr<br />
Grundlage des Mentoring ist euer Projektantrag. Dieser wurde bei dem Sommerseminaren<br />
als Entwurf ausgearbeitet und von der Projekte-Jury mit Empfehlungen versehen, die pro-<br />
tokolliert wurden.<br />
Vor den Projektetreffen: Kontaktaufnahme<br />
Vor den fünftägigen Projektetreffen im Oktober beginnt das Mentoring. Ihr lernt euch ken-<br />
nen und beginnt mit der Auftragsklärung und der Verabredung, wie die Kommunikation<br />
zwischen euch erfolgen soll. Außerdem werdet ihr an den Projektkonzepten weiter arbei-<br />
ten, mit denen ihr dann zum Projektetreffen fahrt.<br />
Vor und nach den Projektetreffen: Die Durchführungsphase beginnt<br />
In den Projektetreffen werden die Anträge überarbeitet und die endgültige Fassung erstellt,<br />
auf deren Grundlage schließlich eine Fördervereinbarung zwischen den <strong>Kolleg</strong>iaten und der<br />
Programmkoordination geschlossen wird. Damit endet eine Phase der inhaltlichen Konkre-<br />
tisierung und allmählich beginnt die Projektdurchführung.<br />
Nach den Projektetreffen müsst ihr der mentorierenden Person euren aktualisierten Antrag<br />
zusenden mit einer kurzen Darstellung dessen, was während des Treffens verändert wurde.<br />
Nun könnt ihr auch genauer besprechen, wie das Mentoring in den nächsten Monaten ver-<br />
laufen soll. Folgende Stichpunkte können euch dabei helfen:<br />
> Eure Themen: Was interessiert euch besonders?<br />
> Erfahrungen und Expertise: Womit kann sie/er euch unterstützen? (Zum Beispiel mit<br />
inhaltlichem Wissen, persönlicher Entwicklung, organisatorischem Wissen, bei der<br />
Prozessgestaltung, …)<br />
> Kommunikation Wie und wie häufig soll der Kontakt entstehen? (Zum Beispiel persönli-<br />
che Gespräche, Telefonate, Skype, E-Mails, …)
6<br />
Mentoring | Mentoring im <strong>Kolleg</strong>jahr<br />
Fortbildungen für die Projekte-Teams am Anfang des neuen Jahres<br />
Damit die Fortbildungsinhalte optimal auf eure Bedürfnisse angepasst werden können,<br />
benötigen die Seminarleiterinnen und Seminarleiter Informationen aus dem Kreis der Teil-<br />
nehmenden. Hierzu sollt ihr euch mit einem Kurzbericht bei der Mentorin/dem Mentor mel-<br />
den, der Folgendes umfasst: Welche Aspekte euch an der Fortbildung besonders interessie-<br />
ren. Wie der Stand bei der Projektvorbereitung gerade ist (wo ihr auch Probleme habt).<br />
Welche Lernziele ihr euch setzt.<br />
In der Hektik vor dem Höhepunkt eures Projekts: Zwischenstände, Termine<br />
und Ausschreibungen mitteilen<br />
Wenn es richtig losgeht, steht ihr unter Zeitdruck und fühlt, dass ihr nicht andauernd mit<br />
Mentorinnen und Mentoren über Grundsätzliches reden könnt. Zunächst: eure Mento-<br />
rin/euer Mentor verstehen euch, denn sie waren selbst einmal in eurer Situation. Dennoch<br />
benötigen sie hin und wieder eine Information darüber, wie es gerade läuft. Wenn ihr ihnen<br />
diese nicht gebt, können sie euch auch nicht unterstützen und da sie wissen, was ihr gera-<br />
de zu bewältigen habt, denken sie auch hin und wieder an euch.<br />
Wenn sich also wichtige Veränderungen abzeichnen, Termine im Projekt anstehen oder ihr<br />
gut Beratung gebrauchen könntet – bitte meldet euch!<br />
Nach der Durchführung: Abschlussbericht kommentieren<br />
Der Abschlussbericht des Projekts wird zuerst an die mentorierende Person gesendet.<br />
Diese bespricht ihn mit euch. Danach geht er an die Programmkoordination. Was dort<br />
alles enthalten sein muss, bekommt ihr im Detail mitgeteilt, einiges dazu steht auch<br />
schon im Kapitel „Projektfinanzen“ dieses Leitfadens.<br />
vor den Fortbil-<br />
dungen: Kurzbericht<br />
mit den für euch sehr<br />
wichtigen Aspekten<br />
der Fortbildungen,<br />
dem Stand der Pro-<br />
jektarbeit, euren<br />
Lernzielen.<br />
nach der Projekt-<br />
durchführung:Ab- schlussbericht und<br />
Abrechnung durch<br />
Mentorin/ Mentor<br />
überprüfen lassen.
7<br />
Mentoring | Mentoring im <strong>Kolleg</strong>jahr<br />
Reflexion der Projektarbeit: Bilanzseminar<br />
Der Rückblick auf das Jahr im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> findet einerseits in eurem Bilanzsemi-<br />
nar im Juli statt. Einige Projekte-Teams führen dort auch ein persönliches Abschlussge-<br />
spräch mit ihrer Mentorin/ihrem Mentor. Da aber nicht alle Mentorinnen und Mentoren dort<br />
anwesend sein können, empfiehlt es sich, bereits vorher einen Termin zu finden, an dem ihr<br />
über das Projekt reflektiert. Neben eurer Entwicklung und dem, was ihr im Projekt erreicht<br />
habt wird eure Mentorin/euer Mentor auch ein Interesse daran haben, das Mentoring selbst<br />
mit euch auszuwerten.
8<br />
Ausschreibung <strong>Kolleg</strong>jahr 2010/11 | Abstimmungsfragen<br />
> 11.3 Abstimmungsfragen<br />
Auch wenn bereits in anderen Kapiteln dieses <strong>Projektleitfaden</strong>s schon erwähnt ist, an wel-<br />
chen Stellen ihr euch an eure Mentorin/euren Mentor wenden sollt, fassen wir diese hier<br />
noch einmal zusammen.<br />
Zahlungsanweisung, Kostenplan-Veränderung: Weiterleiten<br />
Bei finanziellen Dingen sind Mentorin und Mentor eure direkten Ansprechpartner. Diese<br />
stimmen sich dann mit der Programmkoordination ab. Das betrifft Zahlungsanweisungen,<br />
aber auch Änderungen im Kostenplan und im Förderrahmen. Bei Zahlungsanweisungen<br />
bitte beachten: Zwei Wochen Frist einplanen und diese vor dieser Zeit absenden!<br />
Veränderungen im Konzept und Team-Veränderungen<br />
Auch über große Veränderungen, die sich nicht in den Kosten niederschlagen, sollte eure<br />
Mentorin/euer Mentor informiert werden: Sei es, weil sich die Ziele oder die Umsetzungsart<br />
stark verändern. Oder wenn wichtige Team-Mitglieder aussteigen oder hinzukommen. Ge-<br />
rade im letzten Fall muss dann geklärt werden, ob und wie diese in das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong> aufgenommen werden können.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Wenn Materialien erstellt werden oder Ausschreibungen verfasst werden sollte eure Mento-<br />
rin/euer Mentor einen Blick auf diese Informationen haben, bevor sie veröffentlicht werden.<br />
Einerseits um inhaltlich/gestalterisch zu beraten. Andererseits, um sicherzustellen, dass ihr<br />
auch die Vorgaben zu Sprachregelungen und Logos berücksichtigt habt.<br />
Siehe auch Kapitel<br />
zu: „Finanzen.“<br />
Siehe auch Kapitel<br />
zu: „Öffentlichkeit und<br />
Projekt.“
12. Projektreflexion<br />
und -evaluation<br />
12.1 Was ist eine Evaluation und wozu dient sie?...3<br />
Vorstellung der Instrumente Evaluation und<br />
Reflexion.<br />
12.2 Die Evaluation im Projektverlauf................5<br />
Anwendungsmöglichkeiten in allen Phasen der<br />
Projektarbeit.<br />
12.3 Die Wahl der passenden Methode..............7<br />
12.4 Checkliste: Letzte Fragen……………………....9<br />
12.5 Checkliste: Ablauf einer Evaluation……….10<br />
12.6 Methoden: Thema bewerten;<br />
Rangordnungen ermitteln…………………………....11<br />
12.7 Methoden: Ideen und<br />
Probleme sammeln............................................12<br />
12.8 Methoden: Klare und kurze<br />
Rückmeldung geben……..…...............................13<br />
12.9 Weitere Möglichkeiten..…………..…………..15
3<br />
Projektreflexion und -evaluation | Was ist eine Evaluation und warum mache ich das?<br />
> 12.1 Was ist eine Evaluation und warum mache ich das?<br />
Beim Sommerseminar und beim Projektetreffen wurdet ihr sicher häufig um eure Meinung<br />
gebeten. Schließlich ist Reflexion ein wichtiges Element im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Wenn ihr<br />
dieses Kapitel aufmerksamer lest läuft euer Projekt wahrscheinlich schon eine Weile, mög-<br />
licherweise sind auch erste Hindernisse aufgetaucht. Im späten Winter und im Frühling gibt<br />
es oft Stress in der Uni, das Projekt tritt in seine heiße Phase, ihr habt unheimlich viel zu<br />
erledigen und zu bedenken – und die Reflexion über das, was da gerade passiert, kommt<br />
schnell zu kurz. Dabei geht es im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ja gerade darum: Dinge aus-<br />
probieren, Neues lernen, aber auch darüber nachdenken, wie etwas läuft oder gelaufen ist.<br />
Evaluation und Reflexion: Unterschiede<br />
Ob Reflexion oder Evaluation – bei beidem wird bewertet. Es gibt jedoch einen für die<br />
Durchführung von Projekten wesentlichen Unterschied. Reflektieren ist erst nach Abschluss<br />
einer Situation möglich – ihr überlegt z.B., wie ihr euch während eines Konflikts verhalten<br />
habt. Dagegen evaluiert ihr schon, wenn ihr nur überlegt, was in eurer Umgebung fehlt und<br />
wie euer Projekt das ändern kann. Anders als es die im Deutschen übliche Übersetzung<br />
„Auswertung“ suggeriert, ist Evaluation also ein den gesamten Projektverlauf begleitendes<br />
Element.<br />
Ziele und Chancen einer Evaluation<br />
Eine systematische und regelmäßige Evaluation hilft euch dabei, den Erfolg des Projekts<br />
besser bestimmen zu können. Ihr könnt auf diese Weise nicht nur die Prozesse von Planung<br />
und Durchführung steuern, sondern am Ende auch etwas über die Wirkung eures Projekts<br />
sagen. Ihr könnt außerdem erfahren, was andere Personen vom Projekt halten und ob sie<br />
eure Einschätzung von Erfolg teilen. Und nicht zuletzt will beim Bilanz-Seminar auch das<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> von euch wissen, wie ihr eure Projektarbeit einschätzt und was ihr im<br />
<strong>Kolleg</strong>jahr gelernt habt.
4<br />
Projektreflexion und -evaluation | Was ist eine Evaluation und warum mache ich das?<br />
Es geht bei einer Evaluation nicht um eine reine Sammlung von Problemen und Defiziten!<br />
Ihr entdeckt oder bestätigt euch auch, was ihr besonders gut könnt, was euch Spaß macht,<br />
welche Kompetenzen ihr gewonnen habt.
5<br />
Projektreflexion und -evaluation | Evaluation im Projektverlauf<br />
> 12.2 Die Evaluation im Projektverlauf<br />
Zurück auf Start: Ziele und Kriterien<br />
In eurem Projektantrag musstet ihr konkrete gesellschaftliche und persönliche Ziele für das<br />
Projekt formulieren – und wahrscheinlich sind im weiteren Verlauf des Projekts weitere<br />
Ziele dazu gekommen. Außerdem habt ihr Kriterien gefunden, an denen ihr den Erfolg des<br />
Ziels überprüfen möchtet. Diese Arbeit - eine genaue Zieldefinition und die Bestimmung von<br />
Kriterien – ist das A und O für eine Evaluation.<br />
Beispiel: Das Projekt „Runter vom Sessel“ will die Studierenden zu mehr Engagement an<br />
der Hochschule aktivieren. Als Kriterium dient dem Projekt-Team das Engagement, das sich<br />
während oder nach dem Projekt entwickelt. Das klingt noch relativ allgemein – was bedeu-<br />
tet für das Team „Engagement“? Ist es in ihren Augen ausreichend, wenn einmal im Semes-<br />
ter eine Party organisiert wird? Ist ein wöchentlicher Stammtisch in Ordnung? Oder ist das<br />
Team erst zufrieden, wenn sich ein System studentischer Selbstverwaltung etabliert hat?<br />
Standards setzen, Erfolg definieren<br />
Neben Ziel und Kriterium solltet ihr also auch Standards setzen, was für euch Erfolg (oder<br />
Misserfolg) bedeutet. Noch wichtiger ist dieser Abgleich, wenn ihr in einem Projektteam<br />
arbeitest. Ihr müsst dabei keine hundertprozentige Einigung erzielen. Vielleicht ist es dem<br />
einen Teammitglied wichtig, die lokalen Medien über das Projekt zu informieren, ein ande-<br />
res Mitglied legt mehr Wert auf gute Stimmung unter den Teilnehmenden... Die Ziele kön-<br />
nen für jeden unterschiedlich wichtig sein, Erfolg muss nicht für alle das selbe bedeuten.<br />
Aber das Team sollte sich darüber zu Beginn und auch während der Durchführung des Pro-<br />
jekts austauschen.<br />
Nicht- oder Übererfüllung – wenn es anders läuft als geplant<br />
Es geht nicht darum, alle Ziele und einmal gesetzte Standards unbedingt zu erreichen.<br />
Wichtiger ist es zu wissen, warum etwas anders funktioniert hat als geplant. Dies könnt ihr<br />
durch eine gut geplante Evaluation herausfinden. In der Zukunft formuliert ihr eure Ziele<br />
dann vielleicht realistischer oder anspruchsvoller, bedenkt äußere Einflüsse besser, plant<br />
mehr Zeit ein...<br />
Ein Thema finden – was soll man eigentlich evaluieren?<br />
Viele Punkte einer Evaluation ergeben sich aus dem speziellen Projekt und seinen Zielen.<br />
Evaluieren kann man viel: Ihr könnt eure Zeitplanung kontrollieren; überprüfen, wie die<br />
Kommunikation in eurem Team funktioniert; die Besucher eurer Ausstellung nach ihrer<br />
Meinung fragen; feststellen, ob das Seminarprogramm den Erwartungen der Teilnehmen-<br />
den entspricht ... kurz gesagt, müsst ihr also selber entscheiden, was genau ihr evaluieren<br />
wollt. Die Beispiele machen außerdem deutlich, dass eine Evaluation verschiedene Ebenen<br />
erfassen kann: Strukturen genauso wie ein konkretes Produkt, Arbeitsweisen oder<br />
einzelne Tage.<br />
Für das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> (und später auch deinen Abschlussbericht) stehen die Berei-<br />
che Planung, Teamarbeit und persönlicher Kompetenzgewinn im Vordergrund. Wichtig ist
6<br />
Projektreflexion und -evaluation | Evaluation im Projektverlauf<br />
außerdem der Aspekt der Nachhaltigkeit eures Projekts – dabei geht es um die Frage, ob<br />
sich etwas und was sich durch das Projekt in eurer Umgebung verändert hat.<br />
Nicht erst am Ende fragen – Zeitpunkte für eine Evaluation<br />
Schon während des Projekts sucht ihr bestimmte Termine, an denen ihr schaut, ob ihr auf<br />
dem richtigen Weg seid. Zum Beispiel wenn eine bestimmte Aufgabe oder eine Projektpha-<br />
se abgeschlossen ist. Zu dem von euch gewählten Zeitpunkt vergleicht ihr die gesetzten<br />
Ziele mit dem aktuellen Stand.<br />
Ein Beispiel: Ihr plant ein Seminar mit fünfzehn Teilnehmern. Um diese zu finden, habt ihr<br />
euch für Plakate und Flyer entschieden, die in der Uni-Bibliothek ausgehängt werden. Nun<br />
solltet ihr während der gesamten Anmeldephase beobachten, ob sich genügend Teilnehmer<br />
finden (ob eure Werbemittel also erfolgreich sind). Wenn das bis zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt nicht der Fall ist, müsst ihr die Werbestrategie wohl verändern.<br />
Es muss nicht nur darum gehen, ob ihr die vorher festgelegte Anzahl zusammen bekommt.<br />
Andere Kriterien könnten auch sein, ob sich nur Leute anmelden, die ihr persönlich kennt<br />
oder ob sich mehr Leute anmelden als es Plätze gibt...<br />
Probleme vermeiden, Ergebnisse vergleichen<br />
Ihr überprüft die Arbeit somit nicht erst, wenn ein Problem auftaucht - „Ojeh, morgen ist<br />
Anmeldeschluss und wir haben nur zehn statt fünfzehn Leute“ – oder alles getan ist – „Wir<br />
haben weniger Teilnehmer als geplant gefunden. Deshalb haben wir das Seminar nur mit<br />
zehn Leuten durchgeführt“.<br />
Manchmal kann es auch sinnvoll sein, denselben Bereich mehrmals zu untersuchen, um<br />
Entwicklungen sichtbar zu machen. Das gilt besonders für Wissen, das erworben werden<br />
soll. Oder für Einstellungen, die sich während des Projekts verändern. Bei euch selbst,<br />
euren Teilnehmern, der Öffentlichkeit...
7<br />
Projektreflexion und -evaluation | Die Wahl der passenden Methode<br />
>12.3. Die Wahl der passenden Methode<br />
Es gibt unendlich viele Evaluationsmethoden, einige habt ihr bei den Seminaren des Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s kennen gelernt, im „Bildungsziel: Bürger“ und in vielen anderen Handbü-<br />
chern findet ihr weitere.<br />
Wie entscheidet man sich nun für die passende Methode? Ein kleines (!) Angebot findet ihr<br />
in der Methoden-Liste - die Anmerkungen dort sollen auch einen ersten Weg zeigen, wie,<br />
wo und wann eine Methode genutzt werden kann. Außerdem sind die folgenden Punkte<br />
wichtig bei der Methodenwahl...<br />
Zielgruppe – wer wird gefragt?<br />
Ihr überlegt zum einen, wen ihr eigentlich befragen wollt – manche Methoden eignen sich<br />
für Kinder besser als für Erwachsene oder sind für offizielle Situationen geeigneter als für<br />
eine interne Befragung.<br />
Evaluationen können und sollten manchmal auch anonym durchgeführt werden, denn nicht<br />
immer ist eine öffentliche Diskussion sinnvoll. Je nachdem, wie sensibel z.B. ein Aspekt ist<br />
oder auch wie die Stimmung in der Gruppe aussieht, entscheidet ihr euch für eine öffentli-<br />
che, halb-öffentliche oder geheime Befragung.<br />
Quantitativ oder qualitativ?<br />
Ihr solltet auch überlegen, wie tief die Evaluation gehen soll. Wenn ihr wissen möchtet, wie<br />
sich eure Teilnehmenden gerade fühlen, könnt ihr um einen kurzes „Daumen hoch/runter“<br />
bitten. Danach wisst ihr, dass sich zehn Personen gut fühlen und drei nicht so gut. Oder ihr<br />
stellt detaillierte Fragen, bei denen ihr auch herausfindet, warum sie sich so fühlen oder<br />
was sie brauchen, um sich besser zu fühlen. Ihr benutzt also eine quantitative oder eine<br />
qualitative Methode – beide sind in Ordnung, wenn sie zur Situation passen, oft ergänzen<br />
sie sich gut.<br />
Ergebnisse in Farbe oder ...<br />
Ein weiterer Punkt, den ihr bei eurer Wahl bedenken solltet, ist die Frage der Form, in der<br />
ihr die Ergebnisse braucht. Sprache, Bilder, Fotos ... Vieles ist denkbar und kann die jewei-<br />
lige Situation ergänzen oder auch kontrastieren. Wichtig bei den meisten Methoden ist eine<br />
möglichst konkrete Fragestellung.<br />
Wenn alles „vorbei“ ist<br />
Die Ausstellung ist abgebaut, die Teilnehmer sind nach Hause gefahren, das letzte Treffen<br />
gelaufen ... aber das Projekt ist noch nicht zu Ende. Es warten natürlich die Abrechnung<br />
und der Abschlussbericht – vor allem aber ist jetzt die Zeit gekommen, in aller Ruhe zurück<br />
zu blicken und zu überlegen, was das Projekt gebracht hat. Für einen selbst, für das Team,<br />
für die Umgebung.<br />
Entscheidend ist dieser Schritt der Reflexion natürlich für jedes Team-Mitglied persönlich.<br />
Daneben ist eine Einschätzung des gesamten Projekts sowie einzelner Aspekte der Arbeit
8<br />
Projektreflexion und -evaluation | Die Wahl der passenden Methode<br />
aber auch Teil des Abschlussberichts und des Bilanzseminars. Und auch eure Mentorin,<br />
euer Mentor werden danach fragen.<br />
Um diesen letzten Teil der Evaluation durchzuführen, solltet ihr euch Zeit lassen. Fangt also<br />
nicht gleich damit an, wenn die Ausstellung abgebaut ... (siehe oben), sondern nachdem ihr<br />
ein wenig Abstand gewinnen konntet – zeitlich und innerlich.
9<br />
Projektreflexion und -evaluation | Checklisten und Methoden<br />
> 12.4 Checkliste: Letzte Fragen<br />
Teamarbeit<br />
> Was hat dir an der Arbeit im Team besonders gefallen?<br />
> Welche Elemente der Teamarbeit fandest du anstrengend?<br />
> Wie sind Kommunikation und Arbeitsteilung gelaufen? Was würdet im Nachhinein<br />
anders machen?<br />
> Worauf würdet du jetzt besonders achten, wenn du wieder in einem Team arbeitest?<br />
Inhaltliche Ebene<br />
> Hast du genügend Zeit gehabt, dich mit den Inhalten deines Projekts zu befassen (z.B.<br />
Umweltpolitik, Theaterpädagogik, Meinungsfreiheit ...)?<br />
> Welche inhaltlichen Aspekte würdet du persönlich gern weiter verfolgen?<br />
> Waren die Inhalte deines Projekts für deine Zielgruppe interessant?<br />
> Braucht es in deiner Umgebung eine weitere Beschäftigung mit den Inhalten? Wie<br />
könnte die aussehen?<br />
Kompetenzen<br />
> Welche Kenntnisse und Fertigkeiten hast du ganz konkret erworben?<br />
> Welches war die größte Herausforderung und wie hast du sie bewältigt?<br />
> Hast du etwas an dir entdeckt, was dich überrascht hat?<br />
Kleiner Tipp<br />
Frage auch Personen, die nicht unmittelbar am Projekt beteiligt waren (z.B. deine Familie,<br />
Freunde, Lehrer ...), wie sie deine Entwicklung im letzten Jahr beurteilen. Das kann neue<br />
Perspektiven eröffnen – und im besten Fall sehr motivieren!
10 Projektreflexion und -evaluation | Checklisten und Methoden<br />
> 12.5 Checkliste: Ablauf einer Evaluation<br />
Dies ist kein Zeitplan, bei dem alles ordentlich hintereinander passiert – viele Punkte mi-<br />
schen sich oder werden zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederholt. Wichtig ist<br />
nur, dass möglichst alle Phasen auch berücksichtigt werden.<br />
Bereiche und Ziele festsetzen<br />
> Was wollt ihr untersuchen?<br />
Zusammenarbeit, Programm bei der Begegnung, Qualität des Produktes ...<br />
> Warum wollt ihr das untersuchen?<br />
um Schwierigkeiten im Projektteam zu lösen, um die Unterstützer über die Ergebnisse<br />
zu informieren ...<br />
> Wann habt ihr euer Ziel erreicht?<br />
alle/zwei Drittel/die Hälfte sind mit dem Seminar zufrieden; 100/350/600 Personen<br />
waren bei der Theateraufführung; du hast etwas gemacht, was du dich noch nie<br />
getraut hast ...<br />
Arbeitsweise und Aufgaben bestimmen<br />
> Wer macht die Evaluation?<br />
> Wer wird befragt?<br />
das Projektteam, die Teilnehmer, die Besucher der Ausstellung, eure besten Freunde,<br />
die sagen können, ob ihr euch verändert habt ...<br />
> Wann wird evaluiert?<br />
vor/während/nach einer Arbeitsphase; Mit welcher Methode arbeitet ihr?<br />
Befragung durchführen und analysieren<br />
> Was sagen die gesammelten Informationen?<br />
Ziel wurde erreicht oder nicht erreicht, übertroffen ...<br />
> Wer soll darüber informiert werden?<br />
bleibt im Projektteam, wird in den Abschlussbericht geschrieben ...<br />
Konsequenzen planen<br />
> Was bleibt so wie bisher?<br />
> Was solltet ihr ändern?<br />
> Was kannst du für die weitere Arbeit oder für zukünftige Projekte lernen?
11 Projektreflexion und -evaluation | Checklisten und Methoden<br />
>12.6 Thema bewerten; Rangordnungen ermitteln<br />
Entscheidungstorte<br />
Diese Methode kann man zu Beginn einer Arbeitsphase oder eines Seminars einsetzen,<br />
aber auch am Ende des Projekts. Man kann sie für sich allein durchführen, aber noch bes-<br />
ser im Team.<br />
Mit der Torte könnt ihr gut bestimmen, welche inhaltlichen Themen ihr behandeln wollt<br />
oder welches Projektziel für euch das entscheidende ist. Man kann im Team die wichtigsten<br />
Aspekte der weiteren Planung identifizieren. Ihr könnt aber auch sammeln, was euch an<br />
einem Thema gereizt hat, welche inhaltlichen oder organisatorischen Aspekte des Projekts<br />
am interessantesten waren.<br />
Dafür sammelt ihr im ersten Schritt gemeinsam mögliche Aspekte, Themen, Ziele, Aufga-<br />
benbereiche. Diese nummeriert ihr.<br />
Danach beginnt die individuelle Arbeit. Jeder malt einen Kreis oder schneidet ihn aus Pap-<br />
pe. Nun teilt man den Kreis – ähnlich wie einen Kuchen –, indem man „Tortenstücke"<br />
zeichnet: wichtige Aspekte erhalten ein großes Stück der Torte, eher unwichtige ein klei-<br />
nes. Am Ende werden die Stücke der einzelnen Teilnehmer verglichen, um den „größten“<br />
(und wichtigsten) Aspekt für alle herauszufinden.
12 Projektreflexion und -evaluation | Checklisten und Methoden<br />
> 12.7 Ideen und Probleme sammeln<br />
Wandspeicher: Ideenwand, Klagemauer, Problemwand<br />
Für diese Methode braucht ihr drei Wände, die beklebt werden können. Es gibt die Ideen-<br />
wand, wo ihr inhaltliche und methodische Vorschläge machen könnt. Dort haben auch Le-<br />
setipps oder andere Sachinformationen Platz. An der Klagemauer können alle ihren Ärger<br />
und ihre Unzufriedenheit äußern. Die Problemwand speichert Dinge, für die gerade keine<br />
Zeit ist, die ihr aber auf keinen Fall vergessen dürft.<br />
Die Person, die etwas sagen möchte, schreibt das einfach auf ein Papier und heftet es an<br />
die passende Wand.<br />
Der Speicher kann während der gesamten Projektphase genutzt werden, z.B. wenn ihr<br />
einen Raum für euer Projektteam habt. Selbstverständlich eignet er sich für ein einzelnes<br />
Treffen oder Seminar und steht dann allen Teilnehmern offen. Wenn ihr die Möglichkeit<br />
habt, mit einer Internetplattform oder einem Wiki zu arbeiten, ist auch eine virtuelle Varian-<br />
te denkbar.<br />
Wichtig ist, dass ihr den Speicher nicht vergesst, sondern die dort geäußerten Meinungen<br />
und Vorschläge auch wirklich aufgreift. Es wirkt sehr motivierend, wenn man ab und zu den<br />
Speicher „aufräumt“ und überprüft, was sich schon erledigt hat ...
13 Projektreflexion und -evaluation | Checklisten und Methoden<br />
>12.8 Klare und kurze Rückmeldung geben<br />
Satzanfänge<br />
Die Satzanfänge werden auf ein Plakat geschrieben oder an eine Wand gehängt. Nun führt<br />
ihr die Sätze zu Ende – am besten auf einem eigenen Papier. Danach heftet ihr eure Fort-<br />
setzungen unter die entsprechenden Satzanfänge, so dass alle sie lesen und – wenn ihr das<br />
wollt – weiter diskutieren können.<br />
Mögliche Beispiele:<br />
> Mir hat gefallen, dass ...<br />
> Mich hat gestört, dass ...<br />
> Für die nächsten Arbeitsschritte wünsche ich mir ...<br />
> Ich würde mehr profitieren, wenn ...<br />
Zielscheibe<br />
Auf ein Plakat wird eine Zielscheibe gemalt. Wie beim Dart ist sie in Kreisringe und Kreis-<br />
segmente aufgeteilt. Die Ringe von innen nach außen erhalten „Noten“ von 5 bis 1. Außer-<br />
dem zeichnet ihr so viele Segmente wie es Aspekte gibt, zu denen ihr eine Meinung<br />
hören wollt.
14 Projektreflexion und -evaluation | Checklisten und Methoden<br />
Alle Teilnehmer bekommen einen Stift und können jetzt für jedes Segment eine Bewertung<br />
abgegeben. Wie beim Dart liegt die beste Bewertung in der Mitte und die geringste im äu-<br />
ßeren Ring. Wenn man nun einen Aspekt optimal bewertet, malt man einen Punkt in den<br />
Ring mit der 5; wenn man total unzufrieden ist, kommt der Punkt in den Ring mit der 1.<br />
Der Vorteil an dieser Methode: viele verschiedene Aspekte können schnell evaluiert wer-<br />
den, und alle Teilnehmer haben sofort einen Gesamteindruck.
15 Projektreflexion und -evaluation | Checklisten und Methoden<br />
> 12.9 Weitere Möglichkeiten<br />
Natürlich sind das nur vier von viel mehr Möglichkeiten. Weitere Methoden zur Evaluierung<br />
findet ihr hier:<br />
> www.learn-line.nrw.de/angebote/methodensammlung/liste.php<br />
> www.swa-programm.de/evaluation/methoden/methoden.pdf
13. Ausschreibung<br />
<strong>Kolleg</strong>jahr 2010/11<br />
13.1 Bewerberinnen und Bewerber ansprechen….3<br />
Verschiedene Möglichkeiten, wie ihr Bewerbe-<br />
rinnen und Bewerber auf das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong> aufmerksam machen könnt.<br />
13.2 Referenzschreiben verfassen……................7<br />
Aufbau und Kriterien eines Referenzschreibens.
Faltblätter,<br />
Postkarten und<br />
Plakate als PDF:<br />
Siehe Website<br />
des <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
unter: Material<br />
3<br />
Ausschreibung <strong>Kolleg</strong>jahr 2010/11 | Bewerberinnen und Bewerber ansprechen<br />
> 13.1 Bewerberinnen und Bewerber ansprechen<br />
In der Bewerbungsphase seid ihr eine wichtige Hilfe für das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>: Mit<br />
eurer Hilfe können wir zukünftige <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten ansprechen, für die das<br />
Jahr im <strong>Kolleg</strong> eine ebenso wertvolle Erfahrung sein kann, wie für euch.<br />
Persönliche Ansprache<br />
Ihr kennt den Studienalltag und die Kommilitonen besser als Lektorinnen und Lektoren<br />
oder andere Lehrende an Hochschulen/in Institutionen. Deshalb könnt ihr sehr gut ein-<br />
schätzen, wer zum <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> passt, und diese Person ermutigen, sich zu be-<br />
werben.<br />
Aushänge und Bewerbungspostkarten<br />
Informationsmaterial zum <strong>Kolleg</strong> wie Faltblätter, Bewerbungspostkarten und Plakate gibt es<br />
auf der Website zum Ausdruck oder kann man bei der Programmkoordination bestellen.<br />
Ergänzend dazu findet ihr dort noch verschiedene andere Materialien zum und vom Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Wenn ihr sie zugeschickt bekommen möchtet, meldet euch per Mail bei<br />
der Programmkoordination. Ein Tipp: Auf die Postkarten oder Plakate einen lokalen Kontakt<br />
hinzufügen, damit potenzielle Bewerber wissen, an wen sie sich wenden sollen (z.B. mit<br />
kleinen Klebe-Etiketten).<br />
Informationsveranstaltungen<br />
Ihr könnt zwei Dinge miteinander verbinden: Sowohl über euer Projekt informieren, als<br />
auch das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> auf einer Informationsveranstaltung vorstellen. Die Pro-<br />
grammkoordination und Lektorinnen und Lektoren der Robert Bosch Stiftung unterstützen<br />
euch dabei gerne, wenn gewünscht. Ihr könnt auch gern die die Informationswege anderer<br />
deutschen Institutionen nutzen, wie DAAD, Stiftungen, ifa-Entsandte, Goethe-Institut etc.
4<br />
Ausschreibung <strong>Kolleg</strong>jahr 2010/11 | Bewerberinnen und Bewerber ansprechen<br />
Referenzschreiben<br />
Die zukünftigen <strong>Kolleg</strong>iaten bewerben sich über das Online-Formular und benötigen ein<br />
Referenzschreiben. Auch <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten können Referenzschreiben verfas-<br />
sen, wenn der Bewerber noch ein weiteres Referenzschreiben eines institutionellen Vertre-<br />
ters vorweisen kann. Eure Empfehlungen haben bei der Auswahl ein besonderes Gewicht,<br />
da sie besonders aussagekräftig sind.<br />
An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass die Bewerbungen nach Möglichkeit<br />
nicht von euch überarbeitet werden sollen – auch wenn ihr den natürlichen Wunsch habt,<br />
dass „eure“ Bewerber den Weg ins <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> finden.<br />
Wenn euch mehrere Bewerber um ein Referenzschreiben bitten, ist es sehr hilfreich, wenn<br />
ihr uns per E-Mail eine Rangliste der Bewerber zukommen lässt. Mehr zum Referenzschrei-<br />
ben und zu dem, was es enthalten soll, findet ihr im nächsten Kapitel. Diese Informationen<br />
helfen euch auch, für andere Institutionen Referenzschreiben zu verfassen. Außerdem bie-<br />
ten sie euch Stichpunkte, die ihr berücksichtigen könnt, wenn ihr von Anderen Referenz-<br />
schreiben bekommen möchtet
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Ausschreibung <strong>Kolleg</strong>jahr 2010/11 | Referenzschreiben verfassen<br />
> 13.2 Referenzschreiben verfassen<br />
Für eine Bewerbung beim <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> benötigen die Bewerbenden ein Referenz-<br />
schreiben. Dieses Schreiben ist so wie der Bewerbungsaufsatz und die Motivation ein wich-<br />
tiges Auswahlkriterium.<br />
Engagement fördern<br />
Im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> werden nicht nur Personen gefördert, die durch herausragende<br />
Leistungen im Unterricht, hervorragende Zeugnisse oder ausgezeichnete Kontakte glänzen,<br />
sondern gerade diejenigen, die durch Mut, Eigenständigkeit, Kreativität, Hilfsbereitschaft<br />
und einen offenen Charakter auffallen.<br />
Die Realisierung eines selbst entwickelten, ehrenamtlich durchgeführten Projektes stellt<br />
einen grundlegenden Bestandteil der Konzeption des <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s dar. Es ist nicht not-<br />
wendig, sich bereits mit einer sehr konkreten Projektidee zu bewerben. Wichtiger ist, dass<br />
der Bewerber motiviert ist, etwas in seinem Umfeld zu bewegen. Einen Hinweis auf diese<br />
Motivation bietet zum Beispiel das ehrenamtliche Engagement eines Bewerbers in seinem<br />
Umfeld: In der Universität, in einem Verein, in seinem Umfeld oder ein besonderes Interes-<br />
se an einem gesellschaftlichen Thema.<br />
Kein Sprachstipendium<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist keine Organisation, die Studierenden einen Auslandsaufent-<br />
halt ermöglicht. Wir bieten auch keine Sprachkurse an. Insofern spielt das Kriterium, dass<br />
jemand mit seiner Bewerbung seine Deutschkenntnisse verbessern will, keine Rolle. Natür-<br />
lich verbessern <strong>Kolleg</strong>iatinnen und <strong>Kolleg</strong>iaten in der lebendigen Kommunikation unterein-<br />
ander auch ihre Deutschkenntnisse, dafür ist es aber notwendig, bereits bei der Bewerbung<br />
so gut Deutsch zu sprechen, dass man einem Seminar auf Deutsch folgen kann.<br />
Internationalität<br />
Zu den Auswahlkriterien gehört neben der Eignung der Bewerbenden auch die internationa-<br />
le Zusammensetzung der Sommerseminare.<br />
Wer kann Referenzschreiben verfassen?<br />
Referenzschreiben können von (Hochschul-)Lehrenden, Lektorinnen und Lektoren des<br />
DAADs oder der Robert Bosch Stiftung sowie von anderen Personen verfasst werden, zum<br />
Beispiel von Mitarbeitendem in einer Nicht-Regierungs-Organisation. Unsere Seminarleite-<br />
rinnen und Seminarleiter beziehungsweise Mentorinnen und Mentorinnen gehören auch<br />
dazu. Wichtig ist, dass der begutachtenden Person eine persönliche Einschätzung des Be-<br />
werbers möglich ist.<br />
Wie kommt das Schreiben zum <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>?<br />
Das Schreiben kann per E-Mail an uns versendet werden. Es soll möglichst von der Absen-<br />
deradresse des Ausstellers und nicht der des Bewerbers geschickt werden. Alternativ ist<br />
auch eine Einsendung per Fax möglich.
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Ausschreibung <strong>Kolleg</strong>jahr 2010/11 | Referenzschreiben verfassen<br />
Elemente eines Referenzschreibens<br />
> Aussteller/in der Referenz<br />
Name und Vorname<br />
Projekt, Universität oder Institution, Ort, Land<br />
Position der ausstellenden Person<br />
Korrespondenzadresse mit E-Mail, Telefon- und Faxnummer für Rückfragen<br />
> Bewerber/in<br />
Name und Vorname<br />
Studiengang und Studienjahr, beziehungsweise<br />
Ausbildung und Funktion<br />
Titel oder Nummer des Sommerseminars<br />
> Woher, wie lange kennt die ausstellende Person die bewerbende Person?<br />
(Uni, Projektarbeit ...)<br />
> In welchen Bereichen kann sie sie besonders gut beurteilen? (fachlich durch den Un-<br />
terricht, das Engagement durch gemeinsame Projektarbeit ...)<br />
> Was zeichnet die bewerbende Person für die Teilnahme am <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> aus?<br />
> Besonderheiten (sozialer Hintergrund, finanzielle Möglichkeiten, besonders herausra-<br />
gende Qualifikationen, soziales Engagement ...)<br />
> Sind deutsche Sprachkenntnisse insoweit vorhanden, dass die bewerbende Person an<br />
einem Seminar in deutscher Sprache aktiv teilnehmen kann?<br />
> Welchen Stellenwert hat die Projektidee für das Umfeld, die Universität?<br />
> Plant die bewerbende Person ein Auslandsaufenthalt nach dem Sommerseminar?<br />
> Welchen Einfluss könnte die Teilnahme am <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> für die weitere Ent-<br />
wicklung haben?<br />
> In welchem Maße unterstützt die ausstellende Person die Bewerbung und gegebenen-<br />
falls die Projektidee?<br />
> Falls mehreren Bewerberinnen und Bewerbern ein Gutachten ausgestellt wird, bitten<br />
wir um eine Rangfolge, ggf. in gesonderter E-Mail.